Jahresbericht der sozialen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung Inhaltsverzeichnis

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V. Jahresbericht der sozialen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung 2016 Inhaltsverzeichnis I. Rahmenbedingungen ...
Author: Matilde Geisler
2 downloads 2 Views 782KB Size
DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

Jahresbericht der sozialen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung 2016

Inhaltsverzeichnis I.

Rahmenbedingungen und Leistungsangebot

1.Leistungsstandards und rechtliche Grundlagen 2.Zielgruppen und Inhalt der Arbeit der Beratungsstelle 3.Standortbedingungen und personelle Ausstattung

II.

Jahresrückblick

1.Neuaufnahmen im Auswertungszeitraum 2.Beendete Beratungsvorgänge 3.Kurzberatungen und Wartezeiten 4.Schuldensituation 5.Altergruppen und Berufsabschluss der Ratsuchenden 6.Familiensituation und Einkommenssituation Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

7.Wohnkosten und Wirtschaftsgeld pro Kopf 8.Ursachen der Überschuldung und sozialer Status 9.Insolvenzberatung 10.P-Konto Beratung

III.

Dank und Landesstatistik

1.Kooperation /Netzwerkarbeit 2.Landesstatistik Mecklenburg-Vorpommern

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

I.

Rahmenbedingungen und Leistungsangebot

1.Leistungsstandards und rechtliche Grundlagen

Das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Ostvorpommern-Greifswald e.V., stellt sich seit nunmehr vielen Jahren seiner Verantwortung als Wohlfahrtsverband und bietet neben vielen anderen Hilfsangeboten im sozialen Bereich, auch die Schuldner- und Insolvenzberatung an. Unsere Beratungsstelle ist auf der Grundlage der §§ 11 SGB XII, 16 SGB II, §17 SGB I und gemäß § 305 der Insolvenzordnung für ratsuchende Hilfebedürftige tätig. Wir sind durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales M-V, zuletzt mit Bescheid vom 17.10.2013, als geeignete Beratungsstelle im Rahmen der Insolvenzordnung für das Verbraucherinsolvenzverfahren anerkannt. Unsere Beratungsstelle arbeitet nach den durch die Liga der Wohlfahrtsverbände Mecklenburg –Vorpommern und der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung MecklenburgVorpommern verabschiedeten Qualitätskriterien in der sozialen Schuldner-und Verbraucherinsolvenzberatung der Freien Wohlfahrtspflege in MecklenburgVorpommern. Jeder Rat-und Hilfesuchende erhält eine qualifizierte Beratung und Unterstützung, die sich auszeichnet durch: 1.Vertraulichkeit und Verschwiegenheit 2.Kostenfreiheit 3.Freiwillige Inanspruchnahme 4.Eigenverantwortung der Hilfesuchenden 5.Hilfe zur Selbsthilfe 6.Ganzheitlichkeit (systemischer Ansatz) 7.Ergebnisoffenheit 8.Nachvollziehbarkeit der Handlungen Mit unseren Standorten in Anklam, Wolgast und Greifswald sind wir im Landkreis zentral gelegen und gut erreichbar.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

2. Zielgruppen und Inhalt der Arbeit der Beratungsstelle

Das Beratungsangebot richtet sich an alle die in finanzieller Not geraten sind. Insbesondere sind das überschuldete Personen oder von Überschuldung bedrohte Personen sowie Personen und Familien mit geringen finanziellen Mitteln. Zunächst versuchen wir die persönliche, berufliche und finanzielle Situation der Ratsuchenden zu erfragen. Gleichzeitig werden die gegen den Schuldner geltend gemachten Forderungen / Kreditverträge überprüft. In diesem Zusammenhang ist es oft notwendig das bestehende Konto in ein Pfändungsschutzkonto umzuwandeln. Die dafür notwendige Bescheinigung wird durch uns ausgestellt. Anschließend verhandeln wir mit den Gläubigern und führen gegebenenfalls eine außergerichtliche Einigung auf der Grundlage eines Schuldenbereinigungsplans nach den Vorschriften der Insolvenzordnung durch. Wir helfen das Selbstbewältigungspotential zu festigen und zeigen geeignete Maßnahmen zur Unterstützung der Existenzsicherung auf, die zur wirtschaftlichen Konsolidierung der Ratsuchenden beitragen. Dabei untergliedern wir unser Beratungsangebot in allgemeine Schuldnerberatung, Notfallberatung und Insolvenzberatung. Die Regulierung der Schulden und die Entschuldung ist Ziel der Beratung. Nach dem Grundsatz der Ganzheitlichkeit in der Beratung informieren wir über den Königsweg in der Schuldnerberatung, der Vorbereitung und Begleitung im Verbraucherinsolvenzverfahren. Ziel einer jeden Beratung sollte die Entschuldung sein. Die Beratungspraxis aber zeigt, dass die Abwendung einer weiteren Verschlechterung der finanziellen und persönlichen Situation auch schon ein Erfolg sein kann. Wir sind bemüht, die komplexer erscheinende Problemsituation der Ratsuchenden zu analysieren und unter Berücksichtigung des Einzelfalls eine akzeptable Lösung zu erzielen.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP - HGW e.V. . 3.Standortbedingungen und personelle Ausstattung In Wolgast befinden sich unsere Büroräume in der Peenemünder Str. 1, im 1.OG des Bürogebäudes. Neben einem Wartebereich und einem Empfangsraum/Sekretariat verfügen wir über einen Arbeits-bzw. Beratungsraum. Mit den Sprechzeiten, montags und donnerstags von 09-14.00 Uhr und dienstags von 09-18.00 Uhr haben Ratsuchende einen schnellen Zugang zur allgemeinen Schuldnerberatung. Die Krisenintervention bieten wir mittwochs und Freitag von 09-12.00 Uhr an. Wir sind täglich telefonisch, per FAX und EMail an allen Arbeitstagen zu erreichen. In Wolgast arbeitet Herr Röwer als Berater, Frau Quaas als Leiter der Beratungsstelle und Frau Lüdemann ist zum Teil in Wolgast, Greifswald und Anklam als Verwaltungskraft tätig. In Anklam befindet sich unsere Beratungsstelle in der Geschäftsstelle des DRK, in der Ravelinstraße 17. Mit diesem Standort in Bahnhofsnähe ist sie ebenfalls für alle Ratsuchenden gut erreichbar. Dort bieten wir Sprechzeiten im Rahmen der allgemeinen Schuldnerberatung am Montag und Donnerstag von 09-14 Uhr sowie am Dienstag von 09-18 .00 Uhr an. Die Notfallberatung wird, ebenfalls wie in Wolgast, mittwochs und freitags angeboten. In Anklam arbeitet Frau Sadewasser als Beraterin und Frau Arndt als ehrenamtliche Mitarbeiterin. In Greifswald haben wir die gleichen Sprechzeiten und Notfallberatungszeiten wie an den anderen Standorten. Die Beratungsstelle befindet sich in der Geschäftsstelle der Spiegelsdorfer Wende, Haus 5. In Greifswald arbeitet Frau Bienert als Beraterin. Alle Beratungsstellen verfügen über entsprechende PC mit Internet und EMailanschluss sowie der Beratungssoftware CAWIN, eigenem Telefon, FAX, Druck- und Kopiertechnik. Insgesamt arbeiten 4 Mitarbeiter mit einer Gesamtstundenzahl von 160 Stunden/Woche sowie 1 Verwaltungsfachkraft mit 40 Stunden/Woche in unseren Beratungsstellen. Die anhaltende und stetig zunehmende Verschuldung von immer mehr Menschen stellt für uns als Berater eine große Herausforderung dar. Überschuldung ist weniger das Resultat von Verschwendung oder einer vorwerfbaren Lebensführung, sondern häufig eine Folge kritischer Lebensereignisse. Diese Erkenntnis ist Inhalt unserer täglichen Arbeit, der wir uns immer wieder neu stellen.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP - HGW e.V.

Die Hauptwirtschaftszweige im Landkreis Vorpommern-Greifswald sind stark vom Tourismus geprägt. Der Arbeitsmarkt ist saisonal in Sommer – und Wintersaison unterteilt. Unsere Ratsuchenden sind vorwiegend Minijober, Teilzeitbeschäftigte und Beschäftigte im Niedrig-Lohnsektor. Viele müssen ergänzend Grundsicherung gemäß SGB II bzw. SGB XII beantragen. Für die Zukunft ist in Deutschland von einer stetig zunehmenden Altersarmut auszugehen. Auch diesem Problem wollen wir uns stellen. Unsere Insel Usedom zieht viele ältere Bürger an, die auf unsere Beratungsleistungen zunehmend angewiesen sind. Aber auch der Ausbau der Tagesklinik für Suchtkranke der Odebrechtstiftung macht deutlich, wie groß der Bedarf an Beratung ist. Zwischen Schulden und Sucht besteht zweifelsfrei ein konkreter Zusammenhang. Selbst die geplante Neunutzung des Krankenhauses in Wolgast als altersmedizinisches Zentrum lässt erkennen, dass wir als Berater mit der steigenden Zahl der Altersarmut neues Klientel zu erwarten haben.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

II.

Jahresrückblick

1.Neuaufnahmen im Auswertungszeitraum Im Jahr 2016 wurde die Beratungsstelle von insgesamt 225 neuen Ratsuchenden aufgesucht. Ähnlich wie im letzten Jahr ist die Nachfrage nach Schuldnerberatung ungebrochen.

1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0

Anzahl der Klienten

Klientenentwicklung Neuaufnahmen

Beendete Fälle

Anzahl der Klienten

2013

2014

2015

2016

Tendenziell ist deutlich zu sehen, dass der Bedarf nach Schuldnerberatung gleichbleibend hoch ist. Die Anzahl der Kurzberatungen ist unerheblich im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. In 144 Kurzberatungen – das sind bis zu drei Beratungsgespräche ohne Vollmacht – konnte den Ratsuchenden abschließend Rat und Hilfe angeboten werden. Insgesamt bearbeiten wir 795 aktenkundige Fälle. Somit entfallen durchschnittlich 199 Fälle auf einen Berater.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

2.Beendete Beratungsvorgänge

In 2016 wurden insgesamt 178 aktenkundige Vorgänge beendet. Das sind 53 weniger als im Vorjahr. Geringe Regulierungsmöglichkeiten aufgrund des geringen Einkommens führen oft zu langfristigen Regulierungsplänen, und somit auch dazu, dass ein Ratsuchender länger von uns vertreten wird. Durch erfolgreiche Regulierung / Entschuldung und Teilregulierung nach einer Krisenintervention konnten 40 % der beendeten Fälle geschlossen werden. Auch bei der Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens sehen wir eine positive Tendenz. Dazu zählen allein 14 % der beendeten Fälle. Diese Zahlen unterstreichen die positive Bilanz unserer Beratungsstelle. Wegen fehlender Mitwirkung mussten wir in 29 % der Fälle beenden. Die restlichen Fälle wurden wegen sonstigen Gründen beendet. Das sind dann oft solche Gründe, wie Umzug, Tod oder Weitervermittlung.

3. Kurzberatungen und Wartezeiten

Insgesamt 144 Kurzberatungen konnten wir in 2016 verzeichnen. Sehr oft beinhaltet eine Kurzberatung eine Beratung zum P-Konto und die sich daraus ergebende Notwendigkeit der Ausstellung einer P-Konto Bescheinigung. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt 0,96 Monate. Damit hat sich unsere Wartezeit im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig verändert. Hierbei ist zu beachten, dass die durchschnittliche Wartezeit in Greifswald mit 0,36 Monaten am geringsten ist. In Wolgast bei 1,06 Monaten und in Anklam bei 1,47 Monaten liegt. Das könnte daran liegen, dass in Anklam die Schuldner vorwiegend aus dem ländlichen Umland kommen und in der Regel komplexere Probleme aufzeigen. Somit ergibt sich eine deutlich längere Bearbeitungszeit, was sich auch in der Wartezeit wiederspiegelt.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

4. Schuldensituation

Spitzenreiter bei den Schuldenarten sind weiterhin Bankschulden aus Warenkäufen, Autofinanzierungen, Immobiliendarlehen und Dispokrediten mit ca. 55 % aller Schulden. Der Anteil der einzelnen Schuldenarten zueinander verhält sich zu den Vorjahren ähnlich.

11% 3% 28% 2%

Schulden aus Selbstständigkeit Mietschulden

Primärkosten Bankschulden Handyschulden 1%

55% Sonstige

Als Reaktion auf eine finanzielle Krise kommt es oft zu psychischen und physischen Problemen. Die finanzielle Notlage ist mit einer eingeschränkten sozialen Teilhabe verbunden. In 2016 wurde der Zusammenhang zwischen Krankheit und Schulden in der jährlichen Aktionswoche thematisiert. Krankheit wirkt hinsichtlich Überschuldung sowohl problemauslösend und im schlechtesten Fall problemverstärkend.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

Im Jahresverlauf 2016 wurden insgesamt 2026 Verbindlichkeiten erfasst. Die Summe der erfassten Schulden stieg auf insgesamt 3,95 Millionen €. Die durchschnittliche Verschuldung aller aktenkundigen Ratsuchenden liegt bei 9 Verbindlichkeiten und ca. 17.500,00 € Schulden.

5. Altersgruppen und Berufsabschluss

Rentner 7% 28 Jahre bis 45 Jahre 49 %

Bis 21Jahre 5%

46 Jahre 64 Jahre 22 %

22 Jahre27 Jahre 17%

Die Altersgruppe 28-45 Jahre nimmt wie auch in den Jahren zuvor den ersten Rang ein, ähnlich stark ist die Altersgruppe zwischen 46 und 64 Jahren vertreten. Zusammen bilden diese Gruppen 71% der aktenkundigen Neuaufnahmen in 2016. 64 % Neuaufnahmen verfügt über einen Berufsabschluss. Lediglich 3% war noch in Ausbildung, aber 33% waren auch ohne Berufsabschluss. Für diese Ratsuchenden ist es besonders schwer, in ein Arbeitsverhältnis zu wechseln.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

6. Familiensituation und Einkommenssituation

Mit 34 % bilden die Schuldner, die in Ehe leben, sowie die alleinstehenden weiblichen Schuldner die größte Gruppe der Neuaufnahmen. Die männlich alleinstehenden Schuldner sind mit 32 % vertreten. Die Betroffenen geben unterschiedliche Gründe an, warum sie unsere Beratungsstelle aufsuchen. Aber sehr oft sind es neben der Eigeninitiative, die Empfehlung Dritter, wie die der Bank, des Gerichtsvollziehers, von Freunden oder bereits bei uns in der Beratung befindenden Personen.

Anzahl der Schuldner 225

allein stehend weiblich 77

allein stehend männlich 71

Ehe / Lebensgemeinschaft 77

Im Haushalt lebende Kinder 57

Im Haushalt lebende Kinder 4

Im Haushalt lebende Kinder 70

Vor allem allein lebende Männer und alleinerziehende Frauen rutschen schnell in die Überschuldung. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt nur bei sechs sowie 18 Prozent. Eine Trennung, die Aufteilung von Hab und Gut, Unterhaltsverpflichtungen stellen nicht nur seelische, sondern auch finanzielle Belastungen dar.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

mehr 2045€

30

1535€-2045€

33

1280€-1535€

32

920€-1280€

50

715€-920€

31

unter 715€

49 0

20

40

60

22% der Neuaufnahmen verfügen über Einkommen zwischen 921-1280 € monatlich. Aber fast so viele unserer Neuaufnahmen haben lediglich unter 715 € monatlich zur Verfügung. Diese beiden Einkommensgruppen machen schon 44 % der Neuaufnahmen aus. In diesem Jahr beziehen, wie auch im letzten Jahr fast alle Neuaufnahmen unpfändbare Bezüge. Lediglich 2 Ratsuchende von den 225 Neuaufnahmen haben pfändbares Einkommen. 20 % der Neuaufnahmen haben die Vermögensauskunft (ehemals eidesstattliche Versicherung) bereits abgelegt.

7. Wohnkosten und Wirtschaftsgeld pro Kopf

40 % der Neuaufnahmen geben unter 30% ihrer Einkünfte für die Wohnung bzw. das Haus aus. Uns ist es in der Beratung wichtig, einige Tendenzen zu übermitteln. So zeigen wir an, dass wenn man unter 35 % seines Einkommens für die Miete ausgibt, kann man eine kurze Zeit der Arbeitslosigkeit gut überstehen, ohne Mietschulden anzuhäufen. Insgesamt geben 61% der Neuaufnahmen bis 35 % ihres Einkommens für Wohnkosten aus. Leider geben aber auch 15 % der Neufälle über 45 % des eigenen Einkommens für die Miete aus. Damit ist eine deutliche Schieflage in der Haushaltskasse nicht mehr abzuwenden.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP e.V.

Wirtschaftsgeld pro Kopf 66

61 23 36

bis 199 €

200 € - 331 €

332 € - 450 €

451 € - 650 €

39

über 650 €

Die Statistik erfasst, wie viel Wirtschaftsgeld pro Person in den betreuten Neuaufnahmen zur Deckung der existenziellen laufenden Lebenshaltungskosten ( z.B. Energie, Versicherungen, Telefon…) nach Abzug der Wohnkosten und Unterhaltsverpflichtungen zur Verfügung steht. Die größte Gruppe verfügt über 200-331€.

8.Ursachen der Überschuldung und sozialer Status

Die Arbeitslosigkeit und Scheidung oder Trennung waren bisher immer die Hauptursache der Überschuldung. Jetzt ist es die Einkommensarmut, die von den meisten als erster Auslöser einer Überschuldung genannt wurde. Aber auch das Konsumverhalten, wenn auch nach der Arbeitslosigkeit, hat deutlich im Vergleich zu den Vorjahren an Bedeutung gewonnen. Als weiterer bedeutender Auslöser wurde Erkrankung und Sucht sowie gescheiterte Selbständigkeit genannt. Alleinlebende Personen sind in besonderem Maße auf ihr Einkommen angewiesen, denn sie haben keine Möglichkeit, Einkommensausfälle abzufedern. Aber auch für Paare war der Wegfall eines Einkommens ein einschneidendes Ereignis.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP e.V.

Sonstiges

18

fehlende Allgemeinbildung

5

Konsumverhalten

50

ausbleibende Lohnzahlung

0

Einkommensarmut

87

unangemessene Kreditberatung

1

Geburt eine Kindes

1111110

unerlaubte Handlung

0

Hausfinanzierung

9

Bürgschaften

10

gescheiterte Selbständigkeit

14

unwirtschaftliche Haushaltsführung

14

Krankheit

24

Trennung

39

Arbeitslosigkeit

91

0

20

40

60

80

100

Von den 225 Neuaufnahmen in 2016 sind 41% Arbeitslosengeld II Empfänger. Als zweite große Gruppe sind die Arbeitnehmer, mit 31 % zu nennen. Diese Tendenz unterscheidet sich von den Vorjahren nicht. Es ist leider aber auch ganz oft so, dass Arbeitnehmer immer noch ergänzend ALG II erhalten, weil das Geld einfach nicht zum Leben reicht. Die daraus folgende ständige Neubeantragung der ergänzenden Sozialleistungen führt dann auch dazu, dass es unter Umständen zu einer Überzahlung und somit Rückforderung durch das Amt kommt. Es entstehen neue Schulden und Abhängigkeiten. Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP- HGW e.V.

3% 15%

5%

ALG I

1%

Selbstständig e ALG II

3%

Sozialgeld 41%

31%

Arbeitnehmer

1%

9.Insolvenzberatung

Die Nachfrage nach einer Insolvenzberatung ist ungebrochen hoch und Bestandteil des Erstgespräches in unserer Beratungstätigkeit. Oft ist es immer noch so, dass eine relative Unwissenheit selbst zu den Begriffen Regelinsolvenz und Verbraucherinsolvenz, den Konsequenzen, die eine Insolvenz mit sich bringt, dem Umfang und den Voraussetzungen für eine erfolgreiche Durchführung eines solchen Verfahrens vorhanden sind, obwohl in der Presse dieser Weg oft als Einziger dargestellt wird. Das Ziel ist die Restschuldbefreiung - darüber herrscht Einigkeit. Im Jahresverlauf 2016 sind insgesamt 42 außergerichtliche Einigungsversuche vor dem Hintergrund der Insolvenzordnung begonnen worden. Bei 25 Ratsuchenden wurde der Insolvenzantrag bei Gericht eingereicht und auch eröffnet.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP e.V.

30 25 20 15

begonnene AEV

10

eröff. Verfahren

5 0 2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

10. P-Konto Beratung

Insgesamt 198 Erst- und Folgebescheinigungen sind durch unsere Beratungsstelle ausgereicht worden.137 Erstbescheinigungen für Betreuungskunden sowie Informationskunden und 61 Folgebescheinigungen für Betreuungskunden und Informationskunden. Bei Nachweis der Erfüllung von Unterhaltspflichten haben die Betroffenen einen Anspruch auf eine erhöhte Freigrenze. Häufig wurde der Ratsuchende direkt von der Bank an uns verwiesen. Arbeitgeber bescheinigen kaum, Familienkassen und Sozialleistungsträger bescheinigen lediglich die durch sie gezahlten Beträge. Im Durchschnitt benötigen wir ca. 15 min. für die Prüfung und Ausstellung der Bescheinigung.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP - HGW e.V.

III. Dank und Landesstatistik 1. Kooperation /Netzwerkarbeit

Unsere Beratungsstelle arbeitet mit vielen Diensten, Beratungsstellen und Trägern, auch kreisübergreifend, erfolgreich zusammen. Einige möchten wir hier stellvertretend nennen:

Sozialamt des Landkreises Vorpommern-Greifswald Jobcenter des Landkreises Gemeinden und Ämter des Landkreises Soziale Dienste der Justiz Ev. Krankenhaus Bethanien gGmbH Soziale Träger, AWO, Caritas, Diakonie, ASB….. gerichtliche Betreuer und Betreuungsvereine Frauenstammtisch organisiert durch die Agentur für Arbeit Stiftung „Hilfen für Frauen und Familien“ M/V Leserhilfswerk des Nordkuriers Kinderhilfswerk Berlin e.V. u.a. Insgesamt 10 Anträge bei der Stiftung „Hilfen für Frauen und Familien „ und dem Leserhilfswerk des Nordkurier haben wir gestellt. Oft waren es hohe Mietschulden, Energieschulden oder Gasschulden, die hier eine Antragstellung erforderlich machten. An dieser Stelle sagen wir, vor allem im Namen der Rat-und Hilfesuchenden, Danke! Auch möchten wir uns bei allen Einrichtungen, Unternehmen und Privatpersonen bedanken, die unsere Arbeit unterstützt und gefördert haben.

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas

DRK Kreisverband OVP e.V.

2. Landesstatistik

Anlage 1: Landesstatistik 2016

i..A. Kyra Quaas Leiterin der Beratungsstelle

Frau Dipl.-Ing oec Kyra Quaas