Titel gross

cfd

/ Jahresbericht 2013

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Inhalt 3 cfd-Projekte in der Übersicht 4 Sich anpassen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren | Internationale Zusammenarbeit 5 Schritt für Schritt gegen zunehmende Gewalt | Palästina/Israel 8 Die Umsetzung der Rechte vorantreiben | Südosteuropa 11 Fortschritte trotz schwieriger Umstände | Maghreb 14 Dasein heisst, eine Rolle spielen | Migrationspolitik 17 Nachhaltigkeit feministisch-friedenspolitisch | Friedenspolitik 20 Bewegen, Hinterfragen, Anstossen | Campaigning 22 Finanzbericht 23 Bilanz 24 Betriebsrechnung 26 Herkunft und Verwendung der Erträge 27 Vielen Dank 28 Organisation Links: Djemaa El-Fna-Platz, Marrakesch, Marokko. Seite 29: Markt in der Altstadt von Essaouira, Marokko. Fotos: cfd

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Innovativ und geschichtsbewusst Was ist, wenn eine kleine Organisation gerade mal ihr 75-jähriges Bestehen feiert? Wenn sie sich auf ihre Geschichte und Wurzeln besinnt, den bunten Fäden nachgeht, die von Anfang an eingewoben sind im alltäglichen Tun: Ist sie dann hoffnungslos veraltet? Der cfd hat 2013 gefeiert. Er hat sich stolz und intensiv damit beschäftigt, was am Ursprung gestanden hat und was in all den Jahren daraus geworden ist. Wo Wege sich getrennt haben oder gar Kehrtwendungen notwendig waren. Wir haben reflektiert, wie die Geschichte erlebt und erfahren wurde: Was für die einen innovativ war, war für andere schmerzlich. Was den einen Aufbruch zu Neuem war, war für andere Abschied von Vertrautem. Unsere Mitgliederversammlung am 24. Mai im festlichen Gewand hat deutlich gemacht, was gelebte Geschichte heisst. Sie hat uns gestärkt, auch heute den Mainstream zu hinterfragen und, wo angezeigt, dem Dreiklang in unserem Namen – christlich, Frieden, Dienst – treu zu sein. Eine lebendige Geschichte hat Kapitel. Diese sind mit den Personen verbunden, die sie gestaltet und geprägt haben. 2013 galt es, ein Kapitel der cfd-Geschichte abzuschliessen. Cécile Bühlmann, die 2005 als Geschäftsleiterin die cfd-Fäden aufgenommen und in wegweisenden Teilen weitergewoben hat, ging in Pension. Der cfd verdankt ihr seine politische Klarheit nach aussen und seine dynamische Aufbauorganisation im Innern.

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In Carmen Meyer haben wir die neue Geschäftsleiterin gefunden. Sie ist eine erfahrene NGO-Fachfrau und kennt viele Themenfelder unserer Organisation aus langjähriger Erfahrung. Am 1. Dezember 2013 hat sie mit Elan ihre Arbeit aufgenommen. Ein neues Kapitel cfd-Geschichte beginnt. Frauenrechte stärken, Internationale Zusammenarbeit, Empowerment, Migration, Frieden sind Themenfelder, für welche Fundraising zäh ist. Da gibt es viele andere und attraktivere Themen. Und dennoch: Fast wie ein Wunder gelingt es uns, bei einzelnen Menschen und Organisationen, bei der Verwaltung und bei Stiftungen Verständnis zu erkämpfen für das, was schon hundertfach belegt ist: Wer Frauen stärkt, stärkt die Zukunft und das nachhaltig. Ich danke all unseren treuen Spenderinnen und Spendern, den Mitarbeiterinnen und dem Vorstand für die gelebte Hoffnung und für das Vertrauen auf das, was seit 75 Jahren richtig ist: Es braucht eine andere Welt, sie ist möglich! Monika Stocker Präsidentin

cfd-Projekte in der Übersicht

SCHWEIZ BOSNIEN-HERZEGOWINA KOSOVO

ALGERIEN

ISRAEL/PALÄSTINA

MAROKKO

Der cfd unterstützt Projekte mit Frauen in Nahost, Südosteuropa und im Maghreb. In der Schweiz realisiert der cfd Projekte mit Migrantinnen und nimmt Stellung zu friedens- und migrationspolitischen Fragen.

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Sich anpassen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren Politische, wirtschaftliche oder soziale Krisen verändern gesellschaftliche Strukturen. Unsere Partnerorganisationen in den Projektregionen und wir im cfd sind daher immer wieder mit neuen Themen und Fragen konfrontiert; und herausgefordert, unsere Arbeitsweisen anzupassen. So wenden sich beispielsweise zunehmend Ehemänner und Väter an die Beratungsstellen unserer Partnerorganisationen. Weil sie mit der erfahrenen oder selbst praktizierten Gewalt nicht (mehr) zurechtkommen (wollen), suchen sie Unterstützung und Begleitung. Oder die Partnerorganisationen werden mit steigendem sexuellem Missbrauch von Kindern konfrontiert und ergreifen Massnahmen, um dieser Herausforderung gewachsen zu sein. Der Hauptfokus liegt jedoch auf dem Empowerment von marginalisierten, von Gewalt betroffenen oder bedrohten Frauen und auf der Stärkung der Stimmen von Frauen in Öffentlichkeit und Politik. Um diese Arbeit nachhaltig und langfristig leisten zu können, gehört es zu unseren wichtigsten Aufgaben, die lokalen Partnerorganisationen zu stärken. Wir haben zusammen mit unseren Partnerinnen ihre Weiterbildung und die Entwicklung ihrer Organisationen gefördert. Wir haben Netzwerke geknüpft und gestärkt. Das Jahr 2013 bedeutete für die Internationale Zusammenarbeit des cfd in verschiedener organisatorischer Hinsicht einen

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Internationale Zusammenarbeit

Neuanfang: Die Programmphase 2013–2016 mit weiterentwickelter Strategie und entsprechenden Arbeitsmethoden lief an. Gleichzeitig begann dank des Rahmenkredits der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA ein neuer Vier-JahresProgrammzyklus. Die Kooperationsgemeinschaft von Brot für alle verstärkte und formalisierte die Zusammenarbeit mit ihren Mitgliedsorganisationen, woran sich der cfd aktiv beteiligt.

Weiterbildungs-Workshop für Mitarbeiterinnen der Fédération de la Ligue Démocratique des Droits des Femmes FLDDF, Marokko. Foto: cfd

Schritt für Schritt gegen zunehmende Gewalt 2013 prägte zunehmend drohende, aber auch praktizierte Gewalt im Nahen Osten den Alltag und die Gefühlslage der PalästinenserInnen und IsraelInnen. In den besetzten palästinensischen Gebieten, im Negev und in umliegenden Ländern nahmen gewalttätige Ereignisse zu. Die israelische Regierung zog die Besatzungsschraube, besonders im Gazastreifen, noch enger. In der Westbank und in OstJerusalem flammten gewalttätige Proteste gegen die Siedlungspolitik auf. Die BeduinInnen waren mit der drohenden Umsetzung des Prawer-Plans konfrontiert, wonach die angestammte Bevölkerung mit Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben wird. Ein wachsender Einfluss von islamisch-fundamentalistischem Gedankengut in der Bevölkerung ist zu beobachten. Dieses stellt einmal mehr die Rolle der Frauen in Gesellschaft und Familie in Frage. Viele Frauen befürchten, ihre durch soziale und persönliche Fortschritte gewonnene Selbstbestimmung wieder zu verlieren. Gegen Gewalt und Ideologie Der cfd und seine Partnerinnen setzten sich intensiv mit dieser Situation auseinander. Im Herbst fand ein erstes Rundtischgespräch mit allen Partnerorganisationen statt. Es ist geplant, dieses künftig zwei Mal jährlich weiterzuführen. Folgende Fragen wurden dabei diskutiert: Wie können wir diesen Phänomenen als Frauenorganisationen

begegnen? Wie können wir unseren Platz in der Zivilgesellschaft behaupten? Welche Projekte können der Gewalt und den polarisierenden Ideologien konkret etwas entgegensetzen? Durch diese grundlegende Auseinandersetzung werden bisherige Arbeitsansätze und -methoden überprüft und auf den neu erarbeiteten Grundlagen weitere Projekte geplant. Die vermehrte Zusammenarbeit mit ExpertInnen verstärkt auch die Netzwerk-Zusammenarbeit. Die Partnerinnen stehen künftig ihrerseits als Expertinnen für andere Organisationen zur Verfügung. Je mehr die Stimmen von Frauen aus der Öffentlichkeit verdrängt werden, umso wichtiger ist dieser Zusammenschluss von Frauenorganisationen und Expertinnen. Und umso nötiger sind die daraus entstehenden konkreten Angebote. Aufmerksamkeit und Gemeinschaftsgefühl Im psychosozialen Projekt der cfd-Partnerorganisation Palestinian Working Woman Society for Development PWWSD in Gaza sind die Auswirkungen von Gewalt und Ideologie besonders spürbar. Nebst bewaffneter Gewalt erlebten die BewohnerInnen Gazas steigende Armut, Rhetorik von Fundamentalisten und zunehmende Restriktionen für Frauen im öffentlichen und privaten Bereich. Die Beraterinnen besuchten gewaltbetroffene Kinder und Mütter in den nach schweren Regenfällen sumpfigen Flüchtlingslagern. Trotz widrigster Umstände erhalten die Mitarbeiterinnen ihre Beratungs- und Betreuungstätigkeit sowie

Palästina/Israel

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Aktivitäten zur Gewaltprävention aufrecht und gestalten mit den ProjektteilnehmerInnen Momente der Ruhe und der Freude. Die Betroffenen brauchen Aufmerksamkeit, ZuhörerInnen und ein Gemeinschaftsgefühl. Wie wirkungsvoll die Arbeit für die TeilnehmerInnen ist, illustrieren einige Zeugnisse. Ein Mädchen berichtet, wie es einen Weg gefunden hat, den Alltag besser zu bewältigen: «Wir haben uns gegenseitig Geschichten erzählt, auch unsere eigenen Geschichten. Dadurch habe ich gelernt, mich selber wert zu schätzen und meine Probleme ernst zu nehmen.» Eine Mutter hat eine neue Erfahrung gemacht: «Durch die Übungen in der Gruppe wurde ich im Umgang mit meinem Mann und den Kindern ruhiger. Jetzt konnte ich normal mit ihnen sprechen, ich musste nicht mehr dauernd schreien und fluchen.» Angesichts des grossen Elends mögen solche Erfahrungen als kleine Schritte erscheinen. Es ist jedoch dieses Empowerment, das die TeilnehmerInnen darin unterstützt, ihr Leben in persönlicher Würde zu leben.

Momente von Sicherheit und ein Gemeinschaftsgefühl zu erleben, stärkt die Frauen im chaotischen Alltag im Gazastreifen. Foto: Anne Paq/Activestills

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Partnerorganisationen in Palästina/Israel Haifa

SYRIEN

Nablus

MITTELMEER Ramallah

Jerusalem Bethlehem Gaza City Lakiyeh

JORDANIEN

Negev ÄGYPTEN

ISRAEL/PALÄSTINA

100 km 50 Meilen

Besetzte Palästinensische Gebiete (Gazastreifen, Westbank, Ost-Jerusalem)

/ Palestinian Working Woman Society for Development PWWSD: Beratungs- und Betreuungszentren für Frauen und Kinder; psychosoziale Beratung; Bildungsprogramme; Bibliothek und Animationsprogramme; Gemeindezentren (Ramallah, Nablus, Gaza u.a.; Palästina) / Women, Media and Development TAM: Ausbildung von Medienschaffenden mit Gender-Ansatz; Video- und Fernseh- produktionen zu Menschenrechtsthemen; Videotrainings als psychosoziale Intervention (Bethlehem; Palästina) / Women’s Affairs Center WAC und Women’s Studies Centre WSC: Forschung, Öffentlichkeitsarbeit und Trainings in den Bereichen Frauenrechte und Prävention von geschlechter spezifischer Gewalt (Gaza, Ost-Jerusalem; Palästina) / Kayan: Aufbau von Gemeindezentren von und für palästinen- sische Frauen; Rechtsberatung und -begleitung von arabischen Frauen in Nordisrael (Haifa; Israel) / Sidreh: Webe- und Tourismusprojekte zur Einkommens förderung von Beduininnen; Bildungsprogramme; politische Arbeit gegen die Vertreibung der BeduinInnen (Lakiyeh, Negev; Israel)

Projektbeiträge CHF 635’885

Palästina/Israel

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Die Umsetzung der Rechte vorantreiben Die Gesetze in Bosnien-Herzegowina und Kosovo in den Bereichen Menschen- und Frauenrechte, Schutz vor Diskriminierung und Gewalt sind fortschrittlich. Ihre Umsetzung harzt jedoch. Die lokalen cfd-Partnerorganisationen arbeiten daran, dies zu verbessern. Um sich gegen Gewalt und Diskriminierung wehren zu können, muss man diese überhaupt erst als ungerechtfertigt erkennen. Deshalb führen die cfd-Partnerorganisationen Sensibilisierungsprojekte mit Frauen und Jugendlichen durch. So arbeitet Cure in Bosnien-Herzegowina neu mit Jugendlichen in Mittelschulen zu den Themen geschlechtsspezifische Gewalt, Gleichstellung und Jugendrechte. Auch häusliche Gewalt wird in beiden Ländern noch häufig als normales und privates Phänomen betrachtet. Wer häusliche Gewalt erfahre, habe diese selber provoziert und müsse sie aushalten, so die verbreitete Meinung. Mit Öffentlichkeitsarbeit wirken Beratungsstellen und Frauenhäuser solchen Einstellungen entgegen und machen auf Unterstützungsangebote aufmerksam. Medica Zenica hat beispielsweise Informationsmaterialien zu Gewalt an Frauen erarbeitet und diese in den Dörfern verteilt. Emina Z., eine der Projektteilnehmerinnen, erzählt:

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Südosteuropa

«Dank der Unterstützung von Medica Zenica erlebe ich heute viel weniger Gewalt in meiner Familie, wir haben alle gelernt, besser miteinander umzugehen. Diese Chance sollen auch andere Familien erhalten!» Beratung und Schutz anbieten Nicht immer kann oder will eine Gewaltbetroffene in der Familie bleiben. In den Frauenhäusern von Women’s Wellness Center WWC in Kosovo und von Medica Zenica in Bosnien-Herzegowina haben auch 2013 über 130 Frauen und Kinder vorübergehend Unterkunft gefunden. In dieser Zeit erhalten sie medizinische Unterstützung und Rechtsberatung, werden bei Behördengängen begleitet und können in Therapie- und Beratungsgesprächen ihre Erlebnisse verarbeiten. Die regelmässige Weiterbildung von PsychologInnen und SozialarbeiterInnen gewährleistet die professionelle Betreuung von gewaltbetroffenen Personen. Die Sozialarbeiterin Amela B., die am Kurs von Amica Educa über sexuellen Missbrauch teilgenommen hat, hat folgende Rückmeldung gegeben: «Wir haben meist unsere Augen verschlossen, auch wenn ein Übergriff offensichtlich war. Wir wussten nicht, wie wir uns als Sozialarbeiterinnen verhalten sollten und wie wir die Person unterstützen konnten. Wir hatten Angst, noch mehr Schaden anzurichten. Diese Angst ist nun weg.»

Politische Partizipation von Frauen stärken Eine bessere Umsetzung von Menschen- und Frauenrechten und der Schutz vor Gewalt muss aber auch auf politischer Ebene angegangen werden. cfd-Partnerorganisationen arbeiten wo möglich eng mit Behörden und Ministerien zusammen. Das Gender Training and Research Center GTRC in Kosovo unterstützt VertreterInnen des nationalen Parlaments darin, Gender-, Frauenrechtsund Gleichstellungsthemen in die Debatten einzubringen. Ein wichtiges Ziel ist es, die politische Partizipation von Frauen zu stärken, die trotz Quotenvorgaben in beiden Ländern immer noch gering ist. Medica Zenica führte 2013 ein Projekt mit Frauen aus ländlichen Gegenden durch, um ihre aktive politische Partizipation bei den lokalen Wahlen zu unterstützen. «Zuerst müssen wir über unsere Rechte informiert sein, damit wir für sie kämpfen können. Dann müssen wir an lokalen Entscheidprozessen teilhaben», sagt eine der rund 33 Frauen, die 2014 erstmals bei den Wahlen in ihrer Gemeinde kandidiert.

Eine Schneiderinnen-Ausbildung bei Medica Zenica ermöglicht den Frauen, wirtschaftlich unabhängiger zu werden. Fotos: cfd

Südosteuropa

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Partnerorganisationen in Südosteuropa / Gender Training and Research Center GTRC: Organisations entwicklung für Frauen- und Minderheitenorganisationen; Empowerment von Frauen in der Politik; Aufklärung zu Internet kriminalität in Schulen (Prishtina und Umgebung; Kosovo) / Women’s Wellness Center WWC: Frauenhaus und Beratungs- stelle für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind; Öffentlichkeitsarbeit; Aufklärung an Schulen über Menschen handel und Prostitution (Peja und Umgebung; Kosovo) / Open Door: Projekte für Frauen zum Erwirtschaften eines Einkommens wie Produktion und Verkauf von Handarbeiten und Lebensmitteln; psychosoziale Unterstützung für armuts- und gewaltbetroffene Frauen; Zusammenarbeit mit serbischen und Roma-NGOs (Prishtina und Umgebung; Kosovo) / Cure: Kurse und Aktionen für junge Frauen; Arbeit mit Jugend- lichen zum Thema Gewalt in Jugendbeziehungen, Kampagnen arbeit gegen Gewalt an Frauen; Vernetzung von Jugendgruppen und Lobbying für Jugendanliegen (Bosnien-Herzegowina) / Medica Zenica: Psychosoziale Arbeit und Berufsausbildung für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind; Frauenhaus und Beratungsstelle; Sensibilisierung und Lobbyarbeit gegen häusliche Gewalt (Region Zenica; Bosnien-Herzegowina) / Wings of Hope: Psychosoziales Zentrum; Beratung und Therapie für Menschen mit posttraumatischen Symptomen; Freizeit und Lernangebote für Kinder und Jugendliche; Wiedereingliede- rung arbeitsloser Frauen in den Arbeitsmarkt (Sarajevo; Bosnien-Herzegowina)

Sanski Most

BOSNIENHERZEGOWINA

Sidi M Tuzla Zenica

SERBIEN Vares

Kiseljak

Sarajevo

ALGERIEN

MONTENEGRO Peja Prishtina

ADRIATISCHES MEER

KOSOVO 100 km 50 Meilen

ALBANIEN

/ Narko-Ne: Begleitung von jugendlichen Freiwilligen in interkulturellen Jugendprojekten (Region Sarajevo; Bosnien-Herzegowina) / Amica Educa: Bildungs- und Beratungszentrum für Personen in sozialpädagogischen Berufen, Aus- und Weiterbildung in Mal- und Familientherapie und in gewaltfreier Kommunikation etc.; psychosoziale Workshops für Roma-Kinder und -Frauen (Tuzla, Kiseljak; Bosnien-Herzegowina)

Projektbeiträge CHF 430’344

Kosovo 10

Südosteuropa

Fortschritte trotz schwieriger Umstände Die cfd-Partnerorganisationen setzen sich für die Besserstellung von Frauen auf sozialer und gesetzlicher Ebene ein, und sie kämpfen ums Überleben ihrer Organisationen selbst. Die Wirtschaftskrise, konservative religiöse und politische Strömungen, sich zurückziehende Geldgeber und ein neues restriktives NGO -Gesetz in Algerien schaffen ein schwieriges Umfeld im Maghreb. Seit Jahren üben die marokkanischen cfd-Partnerorganisationen Fédération de la Ligue Démocratique des Droits des Femmes FLDDF und El Amane politisch Druck aus, um die rechtliche Situation von Frauen zu verbessern. Im November 2013 präsentierte das marokkanische Ministerium für Solidarität, Familie, Frauen und Soziale Entwicklung endlich einen Gesetzesentwurf gegen Gewalt an Frauen. Einerseits werten die marokkanischen Frauenrechtsorganisationen dies als Erfolg. Andererseits kritisieren sie, dass die Zivilgesellschaft nicht einbezogen wurde. Auf Druck und nach Protesten der Zivilgesellschaft hat die Regierung eine Kommission geschaffen, um den Gesetzesentwurf nochmals zu überarbeiten. Auch frühere Projektteilnehmerinnen von FLDDF und El Amane beteiligen sich an öffentlichen Protestaktionen. Durch Empowerment haben sie eine Stimme erhalten und setzen sich nun für eine Verbesserung der Situation aller Frauen ein.

Ein neues Zuhause Im Frühling 2013 konnte das Frauenhaus Tilila der FLDDF ein neues Gebäude beziehen. Die Kinder spielen nun in einer grösseren und bunteren Krippe und auf dem Innenhof. Die Schlafzimmer der Frauen und Kinder sind weniger eng und kalt. Beratungsgespräche finden in einem Raum statt, der die Privatsphäre besser schützt. Besonders schön ist die grosszügige Küche, die für Koch- und Backateliers genutzt wird. Die dort erworbenen praktischen Kenntnisse können einer Frau zu einer Anstellung und Einkommen verhelfen. «Es ist ein Raum für uns» Der Espace Femmes innerhalb des Beratungszentrums unserer algerischen Partnerorganisation L’Association pour l’Aide, la Recherche et le Perfectionnement en Psychologie SARP bietet Frauen einen geschützten Rahmen. Eine Teilnehmerin beschreibt, was ihr der Espace Femmes bedeutet: «Es ist ein Raum für uns. In dieser Region haben Frauen die Tendenz, sich zu verschliessen. Sie wagen es nicht, über ihr Leiden zu sprechen, als hätten sie kein Recht dazu. Sie haben auch kein Vertrauen. Dieser Raum hat uns Dinge klar gemacht. Er hat uns geholfen, uns auszudrücken, Lösungen zu finden, Beziehungen zu anderen Frauen mit ähnlichen Problemen aufzubauen.»

Maghreb

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Entschädigung für Gewaltopfer SARP bietet neben der psychosozialen auch juristische Unterstützung an. Eine Gruppe von zehn Frauen, deren Männer oder Söhne im algerischen Bürgerkrieg in den 1990er-Jahren verschwunden sind, suchte bei SARP Unterstützung, um eine Sammelklage einzureichen. Im Rahmen der Politik der nationalen Wiederversöhnung steht Angehörigen von Verschwundenen eine finanzielle Entschädigung zu. Diesen zehn Frauen wurde diese bisher jedoch verweigert. Dank der Unterstützung der Juristin der SARP und einer Intervention beim Innenministerium erhielten sie 2013 endlich die ihnen rechtlich zustehende Entschädigung. Abschied nehmen Der cfd arbeitete in Marokko seit 2000 mit Solidarité Féminine und seit 2001 mit Bayti zusammen. Solidarité Féminine wurde beim Aufbau des Hammams und der verschiedenen Berufsausbildungen für ledige Mütter tatkräftig vom cfd unterstützt. Bayti konnte im gleichen Zeitraum dank der Zusammenarbeit mit dem cfd das Angebot für Strassenkinder in Essaouira aufbauen, konsolidieren und wichtige Partner für Kinderrechte sensibilisieren. Beide Organisationen haben sich positiv weiterentwickelt, vor drei Jahren wurde gemeinsam beschlossen, die Zusammenarbeit Ende 2013 zu beenden. Der cfd dankt beiden Partnerorganisationen für die langjährige Zusammenarbeit und wünscht ihnen weiterhin viel Ausdauer und Erfolg bei ihrer Arbeit für die Rechte von ledigen Müttern und ihren Kindern sowie für die Rechte von Strassenkindern.

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Partnerorganisationen in Maghreb Algier Sidi Moussa

/ L’Association pour l’Aide, la Recherche et le Perfectionnement en Psychologie SARP: Psychologische, soziale, juristische Unterstützung für Opfer von Gewalt; Gewaltprävention; Weiterbildung von PsychologInnen, Lehrkräften und SozialarbeiterInnen; Vernetzung (Sidi Moussa; Algerien) / Centre d’Information et de Documentation sur les Droits de l’Enfant et de la Femme CIDDEF: Dokumentation und Forschung zu Frauen- und Kinderrechten; Lobbying; Rechtsberatung; Weiterbildung und Vernetzung von FrauenrechtsAktivistinnen, Politikerinnen und Wissenschaftlerinnen (Algier; Algerien) / Fédération de la Ligue Démocratique des Droits des Femmes FLDDF: Rechtsberatung und Bildung für Frauen; Rechtsmonitoring; Lobbying und Kampagnen für Frauenrechte; Frauenhaus (Casablanca, Beni Mellal, Rabat, Marrakesch; Marokko) / Solidarité Féminine: Psychosoziale Unterstützung, Berufsbildung und Einkommen für ledige Mütter; Kinderbetreuung; Sensibilisierungs- und Vernetzungsarbeit (Casablanca; Marokko) / Bayti: Soziale Arbeit mit Strassenkindern und ihren Familien; Förderung der schulischen Integration von Strassenkindern; Lobbying für Kinderrechte (Essaouira; Marokko)

Bild Seite 12: Im Frauenhaus finden auch die Kinder Schutz und eine kindergerechte Betreuung. El Amane, Marokko. Foto: cfd

ATLANTIK Rabat Casablanca

TUNESIEN

Beni Mellal Marrakesch

Essaouira

MAROKKO LYBIEN

ALGERIEN WESTSAHARA

400 km 200 Meilen

MALI

NIGER

/  El Khir: Berufsbildung für Frauen in schwierigen Situationen; Aufbau von Frauenkooperativen; psychologische, soziale, juristische Unterstützung von Frauen; Netzwerkarbeit (Essaouira; Marokko)

/ El Amane pour le Développement de la Femme: Rechtsberatung und Bildung; Lobbying und Kampagnen für Frauenrechte und politische Teilnahme; Gewaltprävention; Frauenhaus; Unterstützung der psychosozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Situation von Frauen (Marrakesch, Marokko)



Projektbeiträge CHF 479’816

Maghreb

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Links: Werkstattgespräch im Rahmen des Berufsmentoring-Programms zum Thema Resilienz, April 2013. Oben: Rollenspiel Bewerbungsgespräch und Austausch zwischen Mentorin und Mentee. Fotos: cfd

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Migrationspolitik

Dasein heisst, eine Rolle spielen Sich mündig fühlen, anerkannt werden und seine Interessen hörbar machen sind wichtige Voraussetzungen, um die eigenen Lebensperspektiven und das eigene Umfeld entscheidungsmächtig mitzugestalten. Diese Fähigkeiten werden durch gegenseitige Anerkennung und praktische Erfahrung im Austausch mit anderen erworben. Den Auftakt bildete im Januar 2013 die cfd-Tagung Wi(e)der die Integrationsmaschinerie. Dabei brachten Fachleute aus Wissenschaft und Praxis sowie weitere Interessierte verschiedene Sichtweisen zusammen und durchleuchteten den vorherrschenden Integrationsdiskurs kritisch. Anhand von Projekten und Praktiken entwickelten sie neue Perspektiven zur Arbeitsmarktintegration, zur politischen Partizipation und zum Diskriminierungsschutz. Die Tagung stiess auf grossen Anklang: 160 Teilnehmende nutzten die Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung. Teilnehmerinnen der cfd-Projekte Migrantinnen in Netzwerken der Arbeitswelt und Teilnehmen – Teilhaben: Politisches Mentoring mit Migrantinnen waren massgeblich an der Konzipierung und Durchführung der Tagung beteiligt. Einer der Workshops wurde von einer Gruppe von Mentees in Eigenregie geplant und durchgeführt. Die Vorbereitungen des Workshops bildeten ein Highlight des Projekts, wie zwei Teilnehmerinnen beschreiben:

«Die Gruppe hat mir sehr gefallen. Alle unsere Frauen waren sehr aktiv. Das gibt einem Mut, sich weiter zu entwickeln und sich in der Gesellschaft sichtbar zu machen.» «Der Prozess, während dem wir uns mit dem Thema Partizipation auseinandersetzten, war sehr wichtig für uns. Ich habe dabei gemerkt, dass die Institutionen hier viel offener sind, als ich eigentlich gedacht habe. Man muss einfach mal anklopfen.» Gesellschaftspolitisches Engagement Die Pilotphase des politischen Mentorings Teilnehmen – Teilhaben wurde im Februar 2013 mit sehr positiver Bilanz abgeschlossen. Für die meisten Mentees bedeuten die Teilnahme und der Austausch, der im Rahmen des Projekts entstand, einen wichtigen Meilenstein in ihrem persönlichen Partizipationsprozess: «Je mehr wir uns in der Gruppe getroffen haben, desto grösser ist mein Interesse geworden für unsere Diskussionen, unsere Nachforschungen und den gegenseitigen Austausch. Am Anfang wollte ich einfach andere Frauenvereine und Netzwerke kennenlernen. Durch unsere Treffen hat sich mein Interesse vertieft und ich habe mich viel intensiver mit dem Thema Migration und mir selber auseinander gesetzt. Ich kann es so sagen: Das erste Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, dass mein Leben in der Schweiz ist.»

Migrationspolitik

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Insgesamt haben 31 Frauen aus den Kantonen Aargau, Bern, Fribourg, Solothurn, Schwyz und Zürich aus rund 15 Herkunftsländern am Projekt mitgemacht. Über die Hälfte der Teilnehmerinnen hat noch während des Projekts begonnen, sich im Elternrat, in einer Partei oder einem anderen Gremium zu engagieren. Basierend auf den Erfahrungen und Erkenntnissen aus dem politischen Mentoring ist in Zusammenarbeit mit ehemaligen und potenziellen Projektteilnehmerinnen die Idee eines Folgeprojekts entstanden, das ab 2014 umgesetzt wird.

Die Dokumentation der Tagung Wi(e)der die Integrationsmaschinerie und der Erfahrungsbericht zum Projekt Teilnehmen – Teilhaben: Politisches Mentoring sind auf der Website des cfd abrufbar unter:

Zugänge zum Arbeitsmarkt Neben der politischen Teilhabe bildete die Arbeitsmarktintegration einen Schwerpunkt der Migrationspolitik. 23 qualifizierte Migrantinnen haben 2013 das Berufsmentoringprogramm Migrantinnen in Netzwerken der Arbeitswelt abgeschlossen. Über die Hälfte von ihnen hat bereits eine Stelle oder einen Praktikumsplatz gefunden, zum Beispiel als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder als Logistikmanagerin. Rückmeldungen der Projektteilnehmerinnen und die stetige Nachfrage bestätigen, dass das berufliche Mentoring einem Bedürfnis entspricht. Eine Herausforderung stellt die finanzielle Sicherung des Angebots dar. Die vielfältigen und zeitintensiven Bemühungen haben sich jedoch gelohnt. Das Berufsmentoring kann 2014 weiterhin angeboten werden.

Beiträge an das Projekt Migrantinnen in Netzwerken der Arbeitswelt

www.cfd-ch.org > Migrationspolitik > Politik und Vernetzung > Tagung Migrationspolitik 2013 www.cfd-ch.org > Migrationspolitik > Projekte > Abgeschlossene Projekte > Politisches Mentoring

/ Integrationskredit des Bundes (Bundesamt für Migration) / Arcas Foundation / Paul Schiller Stiftung / Hans Konrad Rahn Stiftung

Beiträge an das Projekt Teilnehmen – Teilhaben: Politisches Mentoring mit Migrantinnen / Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen EKM (Bundesamt für Migration) / Katholische Kirche Region Bern / Fondia: Stiftung zur Förderung der Gemeindediakonie

Beiträge an die Tagung Wi(e)der die Integrationsmaschinerie / OeMe Kommission Stadt Bern / Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn

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Migrationspolitik

Nachhaltigkeit feministisch-friedenspolitisch Hat sich die feministische Friedenspolitik zu leichtfertig von der Befassung mit der symbolischen Ordnung verabschiedet zugunsten von messbaren Resultaten? Die laufenden Debatten um die Gestaltung der Nachhaltigkeitspolitik bieten neuen Spielraum für gesellschaftliche Überlegungen zu Macht, Ordnung und Verteilung.

Männer nicht mehr gezwungen werden, das Kriegshandwerk zu erlernen. Denn der militärische Habitus und die sexistische Kultur der Institution Militär sowie gewaltsame ausgetragene Konflikte bedeuten Unsicherheit für Frauen. Gehässige Medienkommentare gegen Argumente aus der Geschlechterperspektive, die Explosion von Männlichkeitsmythen und das Abstimmungsresultat zeigten, wie schwierig es ist, an der symbolischen Ordnung zu rütteln – und wie nötig, denn Lebenspraxen haben sich längst verändert.

Im Juni 2013 hat sich der cfd zusammen mit der Women’s International League for Peace and Freedom WILPF Schweiz und Schweden für die schwedisch-schweizerische Allianz gegen neue Kampfjets stark gemacht. Gemeinsam forderten wir eine geschlechtergerechte Budgetpolitik sowie Investitionen in die soziale Sicherung und in die nachhaltige Produktion ziviler Güter statt in Kriegstechnologie. Mit weiteren friedenspolitischen Organisationen konnten wir so früh bekannt machen, dass das Gripen-Geschäft auch in Schweden umstritten ist. Zum Referendum gegen die Kampfjet-Milliarden steuerte der cfd Unterschriften und Argumente bei. Für die Abstimmung vom 18. Mai 2014 engagieren wir uns für ein Nein zum GripenFonds-Gesetz.

Kriegsmaterialexporte und Frauenrechte Waffenhandel und Kleinwaffenkontrolle haben nun Eingang gefunden in den Nationalen Aktionsplan NAP zur UNO -Resolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit. Der cfd beteiligte sich an der Konsultation des dritten Schweizer NAP. Der neue Aktionsplan nimmt zwar Forderungen feministischer Friedensorganisationen auf. Es zeigt sich jedoch auch, dass Gleichstellung und Gendersensitivität in der Friedenspolitik nicht einfach an die Verwaltung delegiert werden können. Der cfd setzt sich deshalb für eine politische Aufsicht der Umsetzung von 1325 ein.

Geschlechterbilder entmilitarisieren Die Abstimmung zur Aufhebung der Wehrpflicht im Herbst bedeutete eine Herausforderung für die feministische Friedenspolitik. Der cfd hatte die Initiative mitlanciert und setzte sich dafür ein, dass junge

Friedenspolitik im Kontext Israel/Palästina Der cfd gehörte zu den ersten NGOs in der Schweiz, die sich in einem Dossier kritisch zum Oslo-Abkommen äusserten. 20 Jahre später, im Herbst 2013, organisierten wir mit der Arbeitsgruppe Forum

Friedenspolitik

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Strassenaktion in Bern zur Abstimmung über die Initiative «Aufhebung der Wehrpflicht», August 2013. Fotos: cfd

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Friedenspolitik

für Menschenrechte in Israel/Palästina eine Studienreise für ParlamentarierInnen nach Israel und in die besetzten Gebiete. Im Fokus standen Aspekte des Humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte; Partnerorganisationen des cfd in Gaza und Ramallah gaben Einblick in Projekte und Politik für Frauenrechte. In der Anschauung vor Ort und den Diskussionen mit offiziellen und zivilgesellschaftlichen VertreterInnen verschiedener politischer Herkunft konnten die TeilnehmerInnen Fakten und Bilder überprüfen und erhielten Impulse für die politische Arbeit. Ein erstes Ergebnis waren die Interpellationen zur Vertreibung von BeduinInnen im Naqab (Negev) und zur Frage der Finanzierungsrichtlinien in der Forschungszusammenarbeit, die in der Wintersession eingereicht wurden. Welche Nachhaltigkeit? Die Debatten über Nachhaltigkeit sind ein wichtiger Schauplatz feministischer Friedenspolitik, gerade auch im Hinblick auf die bevorstehende Abstimmung über die Ecopop-Initiative. Der cfd mischt sich mit Women in Development Europe WIDE aus der Geschlechterperspektive ein in die Diskussionen um die Energiewende, die Grüne Wirtschaft und die Nachhaltigkeitsziele in der Entwicklungspolitik. Wir hinterfragen Konzepte, die einseitig auf Wirtschaftswachstum und Individualisierung des Sparens, auf Bevölkerungskontrolle und Geschlechterrollenzuweisung, auf Abschottung und Ausgrenzung setzen und fragen nach der Care-Ökonomie. Die Diskussionen, die wir mit Ulrike Röhr von der Leitstelle Gender, Umwelt, Nachhaltigkeit Berlin organisierten, zeigten, wie das Thema interessiert und bewegt. Gerade weil die Debatte um

Nachhaltigkeit technisch dominiert ist, stellt das Thema aber auch Anforderungen. Nachhaltigkeit erfordert nicht nur technisches Wissen, sondern neue ethische, kulturelle und soziale Praxen im Alltag sowie eine gerechte Verteilung von Arbeit, Zeit und Macht. Am 31. Oktober 2014 lädt WIDE zu einer Tagung zu Geschlechteraspekten der Nachhaltigkeit ein.

Kooperationen / Forum für Menschenrechte in Israel/Palästina: Der cfd ist aktiv in der Schweizer Arbeitsgruppe von Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen, welche sich mit Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying für die Einhaltung der Menschenrechte und des Völkerrechts in Israel/Palästina einsetzt. / Women in Development Europe WIDE Switzerland: Der cfd führt die Geschäftsstelle von WIDE und engagiert sich im Vorstand des Netzwerks sowie in der Arbeitsgruppe Gender & Nachhaltigkeit.

Friedenspolitik

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Bewegen, Hinterfragen, Anstossen Während der Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen aber auch an Aktionstagen während des Jahres setzt sich der cfd für Frauenrechte und gegen Gewalt ein. Mit Spielen, Musik und mit überraschenden Bildern werben wir für unsere politischen Anliegen – und gewinnen MitstreiterInnen und Sympathie. Die Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlichte 2013 erstmals systematische weltweite Daten zu Gewalt an Frauen: Jede dritte Frau ist in ihrem Leben von sexueller oder häuslicher Gewalt betroffen. Damit ist statistisch bestätigt, dass Gewalt an Frauen auch ein gravierendes Gesundheitsproblem ist. Sexuelle Gewalt im Fokus Die Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen legte 2013 den Fokus auf sexuelle Gewalt. Die nationale Kundgebung auf dem Bundesplatz zum Kampagnenstart war der bisher grösste Event in der Geschichte der Kampagne in der Schweiz. Eine vom cfd mitkonzipierte Grossgruppenanimation regte das Publikum aus mehreren Hundert Personen dazu an, symbolische Handgriffe in pinken Gummihandschuhen darzustellen: Stopp sagen, sich verteidigen, beschützen, Hand bieten und Hilfe holen – zentrale Elemente der Gewaltprävention. Die Rapperin KimBo präsentierte ihren neuen Song für die Kampagne «Es git 1000 Arte sich z wehre» mit Handlungsoptionen gegen sexuelle Belästigung am Arbeits-

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Campaigning

platz. In den folgenden beiden Wochen sorgten zahlreiche Strassenevents, Onlineaktionen und Diskussionsveranstaltungen für angeregte Auseinandersetzungen mit dem Thema. Für die Kampagne wurde der cfd mit dem Trudy-Schlatter-Preis für Frauenwerke von der Frauenzentrale Bern ausgezeichnet. Tanzend die Welt bewegen Die internationale Bewegung One Billion Rising rief am 14. Februar 2013 erstmals weltweit zu Tanzaktionen gegen Gewalt auf. Der englische Begriff Billion steht für die Milliarde Frauen weltweit, die in ihrem Leben Gewalt erfahren. Der cfd unterstützte mehrere dieser Aktionen, für die sich Hunderte von TänzerInnen via Social Media vernetzten und vielerorts in der Schweiz die Strasse zur Bühne machten. Wer tanzend dem Text folgte, stärkte sich selbst gleichzeitig mit der internationalen Bewegung. Bist du FeministIn? Zum internationalen Frauentag regte der cfd mit einem Quiz und Filmbeitrag zur Auseinandersetzung mit dem Begriff Feminismus an. Auf spielerische Art und Weise begegnen beide Beiträge gängigen Vorurteilen. Im Kurzfilm erläutern Frauen und Männer verschiedenen Alters ihre Vorstellungen von Feminismus. Die Quizfragen spitzen traditionelle bis frauenverachtende Sichtweisen so zu, dass das Ziel FeministIn – auf unterschiedlich langen Umwegen – erreicht wird oder ein ewiges Sich-Im-Kreis-Drehen droht.

Stopp Gewalt gegen Frauen. Nationale Kundgebung vom 23. November 2013 in Bern. Foto: cfd

Beiträge an die Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen / Stiftung für Kirchliche Liebestätigkeit / Katholische Kirche Region Bern / Fonds für Frauenarbeit des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK / OeMe-Kommission Stadt Bern / Trudy-Schlatter-Preis der Frauenzentrale Bern / Weitere Unterstützende der Kampagne siehe www.16tage.ch

Ausschnitt aus dem Quiz «Bist du FeministIn?»

Campaigning

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Finanzbericht 2013 2013 war in finanzieller Hinsicht ein bewegtes Jahr. Während die Ausgabendisziplin gut war, sanken die Einnahmen im Bereich der internationalen Zusammenarbeit signifikant. Aufgrund längerer krankheitsbedingter Personalausfälle konnten weniger Gesuche an Geldgeber eingereicht werden. Erfreulicherweise bewegten sich 2013 die Einnahmen bei den freien Spenden im gewohnten Rahmen. Insgesamt schliesst die Jahresrechnung mit einem Verlust von 63’033 Franken. Inzwischen sind Massnahmen ergriffen worden, um das institutionelle Fundraising zu stärken. Wir sind zuversichtlich, dass wir nun mit vollständigem Team den Rückstand aufholen können und sich die gesamte finanzielle Situation erholen wird. Wir danken allen SpenderInnen und Geldgebern für die treue Unterstützung und freuen uns, auch 2014 auf Ihr Engagement zählen zu dürfen. Carmen Meyer, Geschäftsleiterin

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Revision Die Revisionsstelle Treuhand Lehmann AG Bern hat die Jahresrechnung geprüft. Der Vorstand empfiehlt der Mitgliederversammlung, die Jahresrechnung 2013 gemäss Revisionsbericht vom 24. März 2014 zu genehmigen. Die detaillierte Jahresrechnung und der vollständige Revisionsbericht können auf www.cfd-ch.org heruntergeladen, telefonisch unter der Nummer 031 300 50 60 oder per E-Mail an [email protected] bestellt werden.

Der cfd ist seit 1978 ZEWO-zertifiziert.

Bilanz A ktiven Flüssige Mittel Forderungen Vorräte Aktive Rechnungsabgrenzung Umlaufvermögen

31.12.2013 31.12.2012 CHF CHF 1’530’032

68’693

26’784

1’919

3’859

Passive Rechnungsabgrenzung

125’117

298’917

Kurzfristiges Fremdkapital

193’810

325’701

9’982

7’556

206’005

288’196

1’284’781

1’829’643

800’521

813’612

Finanzanlagen

598’511

466’199

1’399’032

1’279’811

Verbindlichkeiten

Finanzverbindlichkeiten

466’400

472’400

Langfristiges Fremdkapital

466’400

472’400

Total Auslandfonds (Erlösfonds)

986’239

1’356’051

Total Stiftungsfonds

76’759

219’293

1’062’998

1’575’344

Gebundenes Kapital

676’952

563’404

Freies Kapital

360’412

423’446

Organisationskapital

1’037’364

986’850

Total Passiven

2’760’572

3’360’295

Fondskapital

Finanzanlagen

76’759

250’841

Zweckgebundenes Anlagevermögen

76’759

250’841



Total Aktiven

31.12.2013 31.12.2012 CHF CHF

1’066’875

Sachanlagen Anlagevermögen

Passiven

2’760’572

3’360’295

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Betriebsrechnung Ertrag

2013 2012 CHF CHF Betriebsaufwand Projektaufwand

Freie Erträge



Freie Spenden



Freie Legate/Schenkungen/

2013 2012 CHF CHF

806’375

831’ 963



Auslandprojektunterstützung

Total Projektaufwand



Grossspenden

56’941

61’589



Freie Beiträge

6’500

17’686



Personalaufwand

Spenden Inlandprojekte

129’383

123’084



Reise und Repräsentation



Beiträge Inlandprojekte

65’000

82’000



Unterhalt und Reparaturen



Sachkosten Abschreibungen

Zweckgebundene Erträge Ausland

– 1’880’319 – 1’880’319

– 770’161

– 743’957

– 21’416

– 20’283

Projektbegleitaufwand In-/Ausland



Zweckgebundene Erträge Inland

– 1’798’627 – 1’798’627



Spenden Auslandprojekte

486’814

777’219





Beiträge Auslandprojekte

942’000

997’665

Total Projektbegleitaufwand

Total Spenden und Beiträge

2’493’013

2’891’206

– 1’494

– 331

– 113’904

– 74’899

– 2’819

– 3’672

– 909’794

– 843’142

Administrativer Aufwand



Personalaufwand

– 434’518

– 430’396



Mitgliederbeiträge

51’600

56’370



Reise und Repräsentation

– 5’408

– 6’333



Dienstleistungen und Aktivitäten

46’756

35’213



Unterhalt und Reparaturen

– 4’533

– 1’086



Projektleitung/-durchführung

305’973

311’060



Sachkosten

– 280’880

– 312’141

Total übrige betriebliche Erträge

404’329

402’643



Abschreibungen

Übrige betriebliche Erträge

Total Administrativer Aufwand Total Ertrag

24

2’897’342

3’293’849

– 5’922

– 4’405

– 731’261

– 754’361

Betriebsaufwand

– 3’439’682

– 3’477’822

Betriebsergebnis

– 542’340

– 183’973



2013

Ausserbetriebliches Ergebnis CHF

2012 CHF



Fondsergebnis

2013 2012 CHF CHF

Fondskapital

Finanzergebnis



Finanzaufwand

– 6’215

– 13’762





Finanzertrag

32’743

27’306



Entnahme Auslandfonds

457’402

242’650



Zuweisung Auslandfonds

– 87’589

– 137’215

2. Stiftungsfonds

Liegenschaftsergebnis



Liegenschaftsaufwand



Liegenschaftsertrag

Ergebnis vor Veränderung Fonds-/Organisationskapital



1. Erlösfonds

– 59’890

– 118’369



113’869

115’958



Erträge Stiftungsfonds

0

1’450



Aufwände Stiftungsfonds

0

– 334



Zuweisung Stiftungsfonds

0

– 1’116



Entnahme Stiftungsfonds

0

31’579

– 92’020

– 35’826

– 461’833

– 172’840

Ergebnis vor Veränderung Organisationskapital

Organisationskapital



Zuweisung gebundenes Kapital

– 688

0



Entnahme gebundenes Kapital

29’675

41’147



Zuweisung freies Kapital

0

– 5’321



Entnahme freies Kapital

63’033

0

Jahresergebnis

0 0

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Herkunft und Verwendung der Erträge 2013 Herkunft der Erträge

Verwendung der Erträge

Stiftungen und Organisationen 16%

Administration 13 % Private 29%

Kommunikation 3 % Fundraising 6 % Migrationsprojekte 6 % Friedenspolitik 4%

Bund, Kantone, Gemeinden 41%

Campaigning 4 % Kirchen 14%

29 % der Einnahmen stammen von privaten Spenderinnen und Spendern, 41% von der öffentlichen Hand und 30% von Stiftungen, Kirchen und anderen Organisationen.

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Projekte Ausland 64%

64% der Mittel fliessen in Auslandprojekte, 14% in Inlandprojekte, 9% in Kommunikation und Fundraising sowie 13% in die Administration.

Vielen Dank Allen privaten Spenderinnen und Spendern danken wir sehr herzlich für die wertvolle Unterstützung. Auch Kirchen, Stiftungen und staatliche Institutionen setzten sich mit grosszügigen Beiträgen für den cfd und seine Projekte ein:

Spenden von den Steuern abziehen Spenden an den cfd können Sie sowohl bei der direkten Bundessteuer als auch bei den Kantons- und Gemeindesteuern a ­ bziehen. Weitere Informationen finden Sie auf www.cfd-ch.org oder auf www.zewo.ch.

Beiträge über 50’000 Franken / Brot für alle / Bundesamt für Migration BFM / Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA / Glückskette

Beiträge über 10’000 Franken / Bund, Kantone, Gemeinden: Kanton Basel-Stadt; Liechtensteinische Landesverwaltung (Lotteriefonds) / Kirchen: Katholische Kirche Region Bern; Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Kanton Zürich /S  tiftungen, Institutionen: Arcas Foundation, Berti Wicke Stiftung, Solidarität Dritte Welt, Stiftung Kirchliche Liebestätigkeit, Volkart Vision / Gesamtkirchgemeinde Bern/OeMe-Kommission

Frauentreffen in einem Gemeinde-Projekt von arabischen Frauen in Nordisrael. Foto: Keren Manor/Activestills

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Organisation Vorstand / Präsidentin: Monika Stocker, Sozialpolitikerin und ehemalige Vorsteherin des Sozialdepartements der Stadt Zürich (seit 2010) / Vizepräsidentin: Verena Laedrach-Feller, Fachfrau für Kommunikation und Genderfragen (seit 2009) / Tanja Berger, Ethnologin und Programmverantwortliche für Zentralamerika beim Hilfswerk Brücke – Le Pont (seit 2010) / Christian Blaser, pensionierter Pfarrer (seit 1992) / Therese Fehlmann, Betriebsökonomin HWV (seit 2004) / Monika Frieden, Integrationsfachfrau, Theologin/Pfarrerin in Zürich (seit 2010) / Michele Galizia, Leiter der Fachstelle für Rassismusbekämpfung FRB (seit 2010) / Edith Schlicht, dipl. Erwachsenenbildnerin AEB (seit 1994) / Vertretung der Mitarbeiterinnen: Mithra Akhbari (seit 2012) / Geschäftsleiterin ohne Stimmrecht: Cécile Bühlmann (bis November 2013), Carmen Meyer (ab Dezember 2013)

/ Friedenspolitik: Franziska Müller / Campaigning: Amanda Weibel / Kommunikation: Regula Brunner / Fundraising: Susanne Buri / Finanzadministration: Ursula Schmid (bis Februar 2013), Pia Deflorin (ab März 2013) / Praktikantinnen: Miko Hucko (bis Februar 2013), Anna Lunter (Januar bis Juli 2013) Milena Geiser (September 2013 bis März 2014), Maruska De Piaggi (ab Oktober 2013)

Kommissionen Sie beraten die Arbeitsbereiche in fachlicher Hinsicht und begleiten die inhaltliche Ausrichtung des cfd. Die Mitglieder der Kommissionen Finanzen, Internationale Zusammenarbeit, Kommunikation sowie Migrations- und Friedenspolitik sind auf www.cfd-ch.org aufgeführt. Vorstand wie Kommissionen arbeiten ehrenamtlich. Wir danken allen Mitwirkenden ganz herzlich für ihren engagierten Einsatz!

Team / Geschäftsleitung: Cécile Bühlmann (bis November 2013), Carmen Meyer (ab Dezember 2013) / Sekretariat: Catherine Pfaehler / Internationale Zusammenarbeit: Esther Stebler, Anna Escher, Nina Hössli / Migrationspolitik: Theodora Leite Stampfli, Mithra Akbhari

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Impressum Herausgegeben von cfd Christlicher Friedensdienst Falkenhöheweg 8, Postfach 5761, CH-3001 Bern, www.cfd-ch.org Redaktion: Regula Brunner / Gestaltung: Angela Reinhard, www.atelier-nordfoehn.ch, Zürich / Druck: von Ah Druck AG, Sarnen

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cfd

Stärkt Frau en. Öffnet Persp ektiven. / Christlicher Friedensdienst / Falkenhöheweg 8 / Postfach 5761 CH-3001 Bern / Telefon 031 300 50 60 / Fax 031 300 50 69 info@cfd- ch.org / w w w.cfd- ch.org / PC 30 -7924 -5

Der cfd ist eine unabhängige Friedensorganisation und aktiv in der Entwicklungszusammenarbeit. Gemeinsam mit lokalen Organisationen unterstützt der cfd Projekte mit Frauen in Nahost, in Südosteuropa und im Maghreb. In der Schweiz realisiert der cfd Projekte mit Migrantinnen, organisiert die Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und nimmt Stellung zu friedens- und migrationspolitischen Fragen.