Verlagsprogramm 2015 / 16

25 Jahre

Meisterwerke

Faksimilierkunst

V

der

Die Gegenwart des Mittelalters

Europas Faksimile-Welt unter einem Dach

Abb. Seite 1: Petites Prières de Renée de France - Das Blumengebetbuch der Renée de France (siehe S. 6/7)

© 2015 Bibliotheca

Rara 48143 Münster

Schutzgebühr: 10,00 € Redaktion und Layout: Dr. C. Weinert, Mainz Druck: Druckerei U. Pohl, Brandenburg Die Texte und Bilder sind zum Teil Veröffentlichungen der jeweiligen Verlage entnommen.

LIEBE FREUNDE DER BUCHKUNST,



mit diesem Katalog feiern wir 25 Jahre Bibliotheca Rara. Buch-

kunst ist unser Metier, die originalgetreue Nachbildung einer mittelalterlichen Handschrift stets aufs Neue ein faszinierendes Erlebnis. Erfahrungswelten längst vergangener Epochen geraten ins Blickfeld, das Öffnen des Codex gewinnt den Charakter einer Zeitreise, vergleichbar mit dem Besuch einer Kunstausstellung, die nicht nur temporär, sondern permanent Freude bereitet. Zu entdecken gibt es Kunstwerke, Künstler und Mäzene, das Buch erweist sich als Glaubensbekenntnis, Wissensfundus und Statussymbol.

Als eines der wertvollsten Stundenbücher des frühen 16. Jahr-

hunderts gilt das Andachtsbuch der Renée de France, Tochter des französischen Königs Ludwig XII. und seiner Gemahlin Anne de Bretagne. In unserer Hinwendung zum Werk begegnen wir nicht nur meisterhafter Kunstfertigkeit, sondern zugleich menschlichem Schicksal zuzeiten eines aufkommenden Protestantismus und des Widerspiels der Inquisition.

Das Breviarium des venezianischen Kardinals Grimani entstand

vor gleichem Hintergrund, zunächst für Margarete von Österreich, Statthalterin der habsburgischen Niederlande. Der künstlerische Rang von Buchmalern wie Gerard Horenbout, Simon und Alexander Bening und Gerard David erhebt den Codex zu einem Kabinett der Buchkunst und lässt den Betrachter vom schönsten Buch der Welt sprechen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Stöbern in unserer Bücher-

schatzkammer. Selbst längst vergriffene Faksimile-Editionen kann man dort zahlreich wiederentdecken.

Ihr Hans-Dieter Blatter

Werkverzeichnis Werk Das Blumengebetbuch der Renée de France

Seite 6

Das Breviarium Grimani 8 Codex Aureus Escorialensis

Der Codex Aureus Escorialensis 10 Das Speyerer Evangelistar 11 Die Kreuzritterbibel / Das Buch der Spiele (Echtpergament) 12 Der Bestiarium von Westminster 13 Der Peterborough-Psalter 14 Pacino di Bonaguidas Buch der Bilder 15 Boccaccios Decamerone 16 Das Stundenbuch der Isabel la Católica 17 Der Chansonnier de Jean de Montchenu 18 Dantes Divina Commedia 19 Der Codex rotundus 20 Das Stundenbuch des Louis de Laval 21 Das Glockendon-Gebetbuch 22 Das Artzney Buch des Christoph Wirsung 23 Die Vita des heiligen Wenzel 24 Restbestände 25 Codex Purpureus Rossanensis / Vita der Mathilde von Canossa 25 Bestiarium von Peterborough / Legenden der Heiligen Margareta und Agnes 26 Libro d’ore di Modena / Vrelant-Stundenbuch der Leonor de la Vega 27 Stundenbuch von Rouen / Weltkarten des Heinrich Bünting 28 Antiquariat: Sehr gut erhaltene 2. Hand-Editionen 29 Evangeliar Heinrichs des Löwen 29 Codex Etschmiadzin / Evangeliar Ottos III. 30 Perikopenbuch Heinrichs II. / Lambeth-Apokalypse 31 Codex Manesse / Schwarzes Gebetbuch des Galeazzo Maria Sforza 32 Francesco Petrarcas Trionfi / Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund 33 Mirandola-Stundenbuch / Rosario de Juana la Loca 34 Book of Kells / Lorscher Evangeliar 35 Mainzer Evangeliar / Brüsseler Stundenbuch 36 Petites Heures des Herzogs von Berry / Ottheinrich-Bibel 37 Les Très Riches Heures du Duc de Berry / Turin-Mailänder Stundenbuch 38 Mazarine-Bibel / Berliner Gutenberg-Bibel 39

Vom Pergament zum Codex ... Nach ihrer Beizung in Kalklauge erhielt man durch das gründliche Abschaben und Glätten der Haut frisch geschlachteter, junger Tiere Pergament, sog. Velin-Pergament, für das Kalbshäute verwendet wurden, und Pergament aus Rinder-, Esels- und Schafshaut. Die Haut wurde mit Stricken auf einen rechteckigen Rahmen montiert, deren Spannung dem Trocknungsgrad angepasst wurde. Für die Herstellung des Codex Aureus wurden Häute einer ganzen Kalbsherde benötigt. Das Pergament diente als Beschreibstoff für den Federkiel. Die Blätter wurden beschnitten, gefalzt und in Lagen gebunden. Cantigas de Santa María

Faksimile und mittelalterliches Buch Ein Faksimile ist die möglichst genaue Wiedergabe einer zweidimensionalen Vorlage samt ihres Einbandes im Sinne einer möglichst präzisen Bewahrung der inneren und äußeren Merkmale des Originals. Neben den zur Verfügung stehenden technischen Mitteln ist bis heute die Beteiligung von handwerklicher Arbeit bei der Erstellung der Filme bis zum Einband notwendig. Alleine der Vergleich mit dem Original entscheidet über die Qualität der Wiedergabe gemäß dem Anspruch von „fac simile“, dem Imperativ „mache es ähnlich“. Authentizität erfüllt sich nur durch ständigen Vergleich vor Ort mit dem Original während der Herstellung und somit durch die vollständige und farbgetreue Wiedergabe des Originals im Originalformat mit originalgetreuem Pergament- oder Papierton einschließlich vorhandener Alterspuren, die auf das Schicksal einer Handschrift hinweisen.

Die Buchherstellung im Mittelalter war das Werk geübter Schreiber und begabter Buchmaler, unterstützt von kundigen Händen bei Erwerb und Bearbeitung des Pergaments sowie bei der Anfertigung des Einbandes. Einzigartige Bücher entstanden im Auftrage von Kaisern und Königen, Herzögen und Kardinälen, zunächst in klösterlichen Skriptorien, später auch in weltlichen Buchmalerateliers. Versierte, über Generationen geübte Kunstfertigkeit spezialisierter Drucker und Buchbinder lässt heute Ebenbilder von Handschriften entstehen, die häufig der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sind. Das Faksimile ist daher für Wissenschaft, Forschung und Bibliophilie ein unverzichtbares Äquivalent.

Europas Faksimile-Welt Zusammen mit Gleichgesinnten ist das Erschließen der geistigen Welt von Spätantike und Mittelalter als Faksimile seit Gründung des Verlages 1990 unsere Aufgabe bei Bibliotheca Rara. Von der fotografischen Aufnahme bis zum Präzisionsdruck auf originalgetreuem Material entstehen für uns Faksimile-Ausgaben einzigartiger Codizes in Traditionswerkstätten. Langjährige handwerkliche Erfahrung sowie künstlerisches Einfühlungsvermögen in die Besonderheiten des Originals sind unabdingbare Voraussetzungen der Zusammenarbeit. Von Anbeginn ist unser Haus in dieser Weise mit dem kreativen Atelier Testimonio in Madrid verbunden. Eine freundschaftliche Partnerschaft pflegen wir seit langem mit den Verlagen Vicent García in Valencia und Siloé in Burgos. Mit dem Verlag Scriptorium in Valencia gestalteten wir bereits Co-Editionen.

Ausschnitt fol. 1r, Buch der Spiele, Biblioteca del Real Monasterio de San Lorenzo de El Escorial, Ms. T.J.6, Sevilla, um 1283, Faksimile-Edition Scriptorium

In gleichem Sinne finden Sie im Katalog Faksimile-Ausgaben von Verlagen wie Adeva, Graz, ArtCodex, Modena, Bibliotheca Palatina, Knittlingen, Faksimile Verlag, Gütersloh / München, Insel, Berlin, Müller & Schindler, Simbach am Inn, Quaternio Verlag Luzern und Salerno Editrice, Rom. Unser Katalog ermöglicht Einblicke in Europas gesamte Faksimile-Welt, so dass Sie alle Erstausgaben aus einer Hand erhalten.

Glanzlichter 6

Petites Prières de Renée de France Paris, um 1517

Das Blumengebetbuch der Renée de France

Biblioteca Estense Universitaria, Modena, Ms. α.U.2.28 = Lat. 614 Limitierte Auflage: 999 Exemplare Kommentar (ital.): Prof. Dr. Emilia Talamo, Università della Calabria + dt. Kommentar 64 Seiten (36 Folios) Format: ca. 12 x 9 cm 12 prachtvolle Miniaturen, 112 Schmuckinitialen, Textseiten mit kolorierten floralen Verzierungen Sprache: Latein und Französisch Einband: Seidensamt, geschmückt von mit Silberfäden gesticktem Wappen samt Rahmen

ArtCodex

Renée de Valois wurde 1510 im Schloss Blois an der Loire, der Residenz des französischen Königs, als zweite Tochter Ludwigs XII. und der Anne de Bretagne geboren. Obschon bereits mit 5 Jahren Waise erhielt sie eine vorzügliche Erziehung unter der Vormundschaft von Luise von Savoyen, der Mutter des neuen Königs Franz I. Franz aus der Linie Valois-Angoulême hatte Claude, die ältere Schwester Renées, geehelicht und nach dem Tod des Vaters der Schwestern den Thron bestiegen. Mit der Erziehung der jungen Prinzessin wurde der Theologe Lefèvre betraut, der Offenheit gegenüber den katholischen Reformbewegungen an den Tag legen und schon damit den Weg Renées prägen sollte. Gerade 17-jährig entsprach Renée bei ihrer Einwilligung zur Eheschließung mit Ercole II. d’Este, einem Sohn der Lucrezia Borgia, dem Wunsch des Königs. Die Staatsräson beförderte eine Verbindung, aus der fünf Kinder hervorgingen.

Illuminiert in Paris um 1517, wurde ein Gebetbuch zum ständigen Begleiter Renées, dessen Bildprogramm prachtvolle Blumen aller Arten in ein Blumenmeer verwandelten. Dieses „Blumengebetbuch“ nahm Renée sogar mit nach Ferrara, nachdem sie sich mit Herzog Ercole II. d’Este vermählt hatte – wohl auch als einen Gegenstand, der sie an ihre Jugend erinnerte. Die Miniaturen können der französischen Schule zugeschrieben werden und innerhalb derselben einem Künstler, der für den Königshof arbeitete. Schon vor ihrer Hochzeit hatte sich Renée für den um sich greifenden Protestantismus interessiert. Aufgrund ihrer Verbindungen zu den Hugenotten und Calvinisten, denen sie am Hofe Ferraras Zuflucht gewährte, wurden schließlich um 1554 alle ihre Bücher, die als häretisch galten, von Inquisitoren verbrannt. Nur einige wenige bestanden die Untersuchung und wurden gerettet – unter ihnen auch das zur Wegbegleitung der Königstochter gedachte Stundenbuch.

7 Vollständige Reproduktion des Codex α.U.2.28 = Lat. 614 auf CartaPergamena® mit 23 Karat Echtvergoldung

Renée de France, duchesse de Ferrare et de Chartres

Nach dem Tode ihres Gemahls, des Herzogs, verließ Renée 1560 Ferrara, um sich auf Schloss Montargis in Frankreich zurückzuziehen. Aus unbekannten Gründen musste sie ihr kleines Gebetbuch jedoch in Italien zurücklassen. Es blieb noch bis in die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts in der Bibliothek der Este. Von einem bekannten Zeitzeugen namens Giuseppe Betussi (ca. 1512-73) ist folgende Einschätzung der Renée de Valois überliefert: „Man hörte die großherzige Renée niemals von etwas anderem sprechen als von göttlichen und spirituellen Dingen und dies weder auf sophistische noch auf anstößige Art. Sie ist eine Frau mit großer Begabung, schöngeistig, ... hochherzig, voller Keuschheit und Güte, mit guten und geheiligten Sitten. Sie ist beispielhaft für das Blut CartaPergamena, patentiertes pergamentartiges Papier, gemäß den Erfordernissen des faksimilierten Originals sorgfältigst hergestellt, ist eine Besonderheit der Faksimile-Editionen des Verlags ArtCodex aus Modena.

CartaPergamena dient der originalgetreuen Reproduktion des Beschreibstoffes, hat doch die tierische Haut unterschiedliche Seiten, die raue Fleischseite und die eher glatte Haarseite. Diese Oberflächen bleiben im Bearbeitungsprozess erhalten.

und das Geschlecht, aus dem sie stammt, ... und ist klug und umsichtig.“ Das Stundenbuch, das der kleinen Prinzessin einst einen Anreiz zum frommen Leben bieten sollte, geriet für sie zu einem Quell täglicher Inspiration und Freude, vermittelt vor allem durch die Zartheit und Lieblichkeit der Miniaturen. Wer der oder die Buchmaler der Petites Prières de Renée de France waren, bleibt kunsthistorisch noch präzisierbar. Das Blumengebetbuch entstammt dem Zeitgeschmack am Hofe der Valois im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Es wurzelt in der Tradition Jean Bourdichons, auch der Einfluss der Portraitmalerei Jean Clouets ist bemerkbar, italienische Impulse kommen hinzu.

Das Breviarium Grimani

8

Gent / Brügge, ca. 1510-20

Die erhabenste und prachtvollste Handschrift flämischer Buchmaler der Renaissance

Biblioteca Marciana (Markusbibliothek), Venedig, Ms. lat. I, 99 (=2138)

Limitierte Auflage: 750 Exemplare

Dt. Kommentar: Prof. Dr. Eberhard König Ital. Kommentar, engl. Kurzkommentar 1.662 Seiten (831 Folios) Format: ca. 28 × 19,5 cm 110 ganzseitige Miniaturen Sprache: Latein

SALERNO EDITRICE

Unter den etwa 900.000 Bänden, 13.000 Handschriften und 3.000 Inkunabeln der Biblioteca Marciana (Markusbibliothek) in Venedig ragt eine mit der Signatur Ms. lat. I, 99 (=2138) ausgestattete Handschrift hervor, die als eines der größten Meisterwerke der Gent-Brügger Buchmalerei gilt – das Breviarium Grimani. Der umfangreiche Text der dort enthaltenen Gebete folgt dem Stundengebet in der franziskanischen Fassung von 1477, und so erhielt das Werk die Bezeichnung „Brevier“. Als 1514 der Gesandte des Herzogs von Mailand, Antonio Siciliano, in Flandern weilte, hat er die besonders reizvolle und umfangreiche Handschrift von insgesamt 831 Pergamentblättern wohl gesehen und bestellt oder sogleich gekauft – von ihm jedenfalls erwarb sie 1520 in Rom oder Venedig für 500 Golddukaten Kardinal Domenico aus der venezianischen Adelsfamilie Grimani. Domenico wiederum vermachte den Codex seinem Neffen Marino, der 1517 an seiner Stelle Patriarch von Aquilea geworden war. Schon zu Lebzeiten hatte der Kardinal verfügt, nach dem Tod Marinos solle das wertvolle Buch der Signoria in Venedig zu-

kommen. Aber erst 1593 gelangte es durch den letzten Erben, Giovanni Grimani, an den venezianischen Dogen Cicogna und von ihm in den Besitz der Biblioteca Marciana in Venedig, wo es 1604 im Inventarium genau beschrieben wurde. Es wird vermutet, dass der prachtvolle Codex, an dessen Ausgestaltung mehrere Maler, darunter Alexander und Simon Bening, beteiligt waren, um 1510 entstanden ist. Charakteristisch für diese Zeit ist die fensterartige Umrahmung aus vergoldetem gotischen Schnitzwerk, ähnlich den Altarbildrahmungen in gotischen Kirchen. Den zwölf ganzseitigen Kalenderbildern des Breviers – mit Darstellungen aus dem jahreszeitlichen Leben der Bauern und Adeligen – steht jeweils ein gerahmtes und geschmücktes Monatskalenderblatt gegenüber mit den zugehörigen Sternbildern, den Namen der Heiligenfeste und einem Monatsvers. Der Hauptmaler der Kalenderbilder im Breviarium Grimani, Gerard Horenbout – 1487 in die Genter Malergilde als „Freimeister“ aufgenommen –, war ein Mitarbeiter der Bening-Werkstatt, später auch in Brügge und Antwerpen tätig.

So verbinden sich hier, an der Wende von Gotik und Renaissance Vergangenes und Gegenwärtiges in dem üblichen Vorspann zu einem Stundengebetbuch, das mit seinen 110 ganzseitigen Miniaturen und dem reichen Randschmuck von Streublumen, Weinranken und Tierdarstellungen zu den berühmtesten Stundenbüchern der Zeit zählt. Das ursprünglich von Margarete von Österreich in Auftrag gegebene Breviarium Grimani war bis 1781 Teil des Domschatzes San Marco. Der 831 Blätter (1.662 Seiten) umfassende Band ist in wertvollen karmesinroten Samt gebunden, die Buchdeckel sind mit eleganten, fein ziselierten Eckbeschlägen verziert, welche Schriftrollen und Medaillons mit Abbildungen des Dogen Antonio Grimani und des Kardinals Domenico, Sohn des Antonio, in vergoldeter Bronze zeigen. Außergewöhnliche Merkmale dieser Bilderhandschrift sind nicht nur die Anzahl und Qualität der ganzseitigen Miniaturen, sondern auch die extrem vielfältige und beeindruckende Auswahl an Themen, die von kirchlichen bis hin zu weltlichen Sujets reichen, sowie die reiche Ausstattung jeder einzelnen Seite.

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Auftraggeber: Margarete von Österreich

Einband: gebunden in karmesinrotem Samt, mit fünf echten Bünden und mit zwei Buchschließen versehen. Vorderund Rückdeckel mit fein gearbeitetem, vergoldetem Bronzerahmen Das Breviarium Grimani führte die größten Buchmaler seiner Zeit zusammen, den Meister Jakobs IV. von Schottland (wahrscheinlich Gerhard Horenbout), Alexander Bening (den Meister des älteren Gebetbuchs für Maximilian I.), den Meister der David-Szenen im Breviarium Grimani selbst sowie Simon Bening und Gerard David. Ihre Werke sind glanzvolles Zeugnis des virtuosen Könnens der flämischen Miniaturisten, die im Breviarium Grimani Darstellungen voller Schönheit, Raffinesse und Faszination schufen.

Aus dem Testament Kardinal Grimanis (Oktober 1520): «Quod Breviarium, tanquam rem nobilissimam et pulcherrimam, ostendere debeat personis honorificis, quandocunque oportunum fuerit»

Vitrine aus Acrylglas und Holz

Geschichte: Kardinal Domenico Grimani vermachte den Codex der Serenissima Repubblica di Venezia unter der Bedingung, das Buch nur Personen von Rang zu besonderen Gelegenheiten vorzulegen

SALERNO EDITRICE

Neu-Editionen, chronologisch 10

Der Codex Aureus Escorialensis Das salische Kaiser-Evangeliar

Echternach, um 1045/46 Real Biblioteca de San Lorenzo de El Escorial, Madrid, Cod. Vitr. 17 Limitierte Auflage: 980 Exemplare Exklusiv bei Bibliotheca Rara 2 deutsche Kommentarbände: Prof. Dr. Johannes Rathofer 340 (+2) Seiten Format: 50 x 35 cm 13 ganzseitige, 43 halbseitige Bilder, 12 Kanontafeln, 44 Zierseiten, 18 Seiten mit zwei Zierkolumnen, 11 Seiten mit einer Zierkolumne Einband: goldgeprägt in rotem Leder Dokumentation mit fünf OriginalFaksimileblättern

TESTIMONIO

Bibliotheca Rara Bibliotheca Rara

Die Handschrift verbindet im geistigen Sinne drei Orte: Echternach im heutigen Luxemburg, Speyer und den Escorial unweit von Madrid in Spanien, wo der Codex aufbewahrt wird, jedoch nicht zugänglich ist und in einem Kühltresor lagert. Eigentlich wollte der junge Salier-König im Skriptorium des Klosters Echternach nur ein würdiges Gedenkbuch für seine Eltern bestellen, die bereits im entstehenden Dom zu Speyer ruhten. Es wurde jedoch weit mehr daraus: das größte Evangeliar, das je geschaffen wurde, eine Stiftung für den größten Dom, den es zur damaligen Zeit gab. Im August 1046 hat wohl der fromme Heinrich mit seiner Gattin Agnes den goldenen Pracht-Codex der Patronin Maria zur Weihe des Hochaltars im Dom überreicht, wie es an-

schaulich im Dedikationsbild (siehe Abb. unten) dargestellt ist. Das Format und die erstaunliche künstlerische Ausstattung entsprechen durchaus dem grandiosen Dombau. Heinrich III. hat den Evangelientext Buchstabe für Buchstabe in karolingischer Minuskel mit Goldtinte schreiben lassen. Mit den vier prunkvollen „Vorhang“-Seiten, den zwölf monumentalen Kanontafeln, den vier prächtigen Autoren-Bildern der Evangelisten, der graphisch, ornamental und bildlich überaus reichen Gestaltung ist ein künstlerisches Höchstmaß in der Buchkunst erreicht, das niemals übertroffen wurde. Die Fülle der Differenzierungen und Nuancierungen in der buchgestalterischen Komposition konnte nur in einem Skriptorium auf dem Höhepunkt seiner Leistungskraft wirklich umgesetzt werden, wie es in Echternach zu dieser Zeit existierte. Der heutige Einband aus dem Jahre 1934 ist ein Replikat jener kunstvollen Fassung, die Philipp V., ein Enkel des Sonnenkönigs, der erste Bourbone auf dem spanischen Thron (1701-46), im französischen Pointillé-Stil anfertigen ließ, goldgeprägt in rotem Leder.

Das Speyerer Evangelistar

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Ein Monument romanischer Buchkunst

Der aufgeschlagene Band zeigt links die Geburt Christi und die Verkündigung an die Hirten (fol. 5v) und rechts den Beginn der Lesung aus der Weihnachtsgeschichte nach Lukas.

Das Speyerer Evangelistar gilt heute als die kostbarste Handschrift der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Mit ihrem Prunkeinband aus vergoldetem Silber, besetzt mit Schmucksteinen und spätantiken Gemmen, und der eingelassenen vollplastischen Christusfigur sowie der reichen Buchausstattung mit Miniaturen und Initialen ist die Prachthandschrift eines der herausragenden Werke der deutschen Buchkunst der Spätromanik. Um 1220 gab der Domkustos und spätere Bischof von Speyer, Konrad IV. von Tann, die Herstellung eines Evangelistars für den Festtagsgebrauch im Speyerer Dom in Auftrag. Drei Buchmaler aus Speyer oder Trier und fünf Schreiber lassen sich unterscheiden. Die 77 Blatt des Speyerer Evangelistars sind gleichmäßig mit 17 ganzseitigen Miniaturen und 70 großen (z. T. miniaturengleichen) Initialen geschmückt. Die Miniaturen enthalten insgesamt 21 Einzelbilder, die Themen aus dem Neuen Testament illustrieren. Vor intensiv leuchtenden Farb- und Goldgründen entfalten sich im Bild die 16 wichtigsten Stationen aus dem

Leben Jesu, dazu kommen vier ganzseitige Evangelistendarstellungen und das Bild des segnenden Christus in der Mandorla. Ein Evangelistar gibt den Wortlaut der Lesungen aus den vier Evangelien im Ablauf des Kirchenjahrs wieder. Das sakrale Buch als Träger der göttlichen Offenbarung genoss in romanischer Zeit höchste Verehrung, dementsprechend kostbar war die gesamte Buchausstattung. Die plastische Darstellung des Christus auf dem Vorderdeckel des Speyerer Evangelistars ist daher nicht nur Schmuck, sondern auch theologisches Programm im Zusammenhang mit der Botschaft der Evangelien. Als eine Rarität darf gelten, dass der Prunkeinband des Speyerer Evangelistars die Jahrhunderte beinahe unversehrt überdauert hat und immer noch mit Schmucksteinen und Silberplättchen aus dem 13. Jahrhundert geschmückt ist. Der Einband des Faksimiles ist eine getreue Kopie des mittelalterlichen Prunkeinbandes.

Speyer oder Trier, 1220 Badische Landesbibliothek, Karlsruhe, Bruchsal 1 Limitierte Auflage: 280 Exemplare Dt. Kommentar: Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck (Univ. Bonn), Dr. Ute Obhof (BLB Karlsruhe) 154 Seiten (77 Folios) Format: ca. 33,2 × 25,3 cm Dokumentation mit vierseitigem Faksimilebogen

12 Paris, um 1250

Auf natürlichem Lamm-Pergament faksimiliert

Die Kreuzritterbibel

Eine Bilderbibel Ludwigs IX. des Heiligen

Pierpont Morgan Library, New York, M 638; Bibliothèque nationale de France, Paris, Nouv. acq. lat. 2294, und J. Paul Getty Museum, Los Angeles, 83. MA. 55 Limit. Auflage: 390 Exemplare Span.-engl. Kommentar: Dr. William M. Voelkle + dt. Kommentar 92 Seiten (46 Folios) Format: 39 × 30 cm Sevilla, um 1283 Real Biblioteca de San Lorenzo de El Escorial, Madrid, Ms. T.J.6 Limit. Auflage: 390 Exemplare Dt. Kommentar: Dr. Ulrich Schädler, Dr. Ricardo Calvo 198 Seiten (99 Folios) Format: 41 x 29 cm

Im Auftrag König Ludwigs IX. von Frankreich schufen sechs Buchmaler 283 höchst eindrückliche Bilder zur Geschichte des Alten Testaments von der Genesis bis zur Vita König Davids. Als hätten die Wand- und Glasmalereien der SainteChapelle in Paris Pate gestanden und seien die Miniaturen von den gleichen Künstlern ausgeführt worden, begegnet der Codex als Fensterblick auf die biblischen Kämpfe um die Herrschaft über das Heilige Land

zur moralischen Stärkung der Kreuzritter. Erst um 1300 fügte man – vermutlich in Neapel auf Geheiß Karls von Anjou, eines Bruders von Ludwig – in den freien Feldern neben den Miniaturen lateinische Texte hinzu, welche die Bildszenerien beschreiben. 300 Jahre später begegnete der Codex im Besitz des Kardinals Bernard Maciejowski, Bischof von Krakau. Maciejowski ließ die Handschrift zu Beginn des 17. Jahrhunderts dem persischen Schah Abbas als Geschenk überreichen, um ihn für ein gemeinsames Vorgehen gegen die siegreichen Türken zu gewinnen. Der Schah wiederum ließ erneut Bilderläuterungen an den Rändern der Miniaturen hinzufügen, diesmal in persischer Sprache. Drei Blätter wurden entfernt, die sich heute in Paris und Los Angeles befinden.

Das Buch der Spiele

des spanischen Königs Alfons X. des Weisen, Urenkel Friedrichs I. Barbarossa Das Spielebuch König Alfons’ X. von Kastilien und León (1221-1284) ist eine der bedeutendsten Quellen zur Kulturgeschichte des Spiels. Im Libro de los Juegos de Ajedrez, Dados y Tablas, dem ältesten und mit 150 farbigen Illustrationen wohl schönsten Spielebuch, das wir besitzen, begegnet uns die umfangreichste Darstellung mittelalterlicher Brett- und Würfelspiele, die überliefert wurde. Der Codex ist darüber hinaus ein einzigartiges Zeugnis für den kulturellen Austausch zwischen der arabisch-islamischen Welt und dem christlichen Europa im Mittelalter. Die von

verschiedenen Malern gestalteten Miniaturen entfalten ein umfangreiches Panorama des Lebens im Spanien des 13. Jahrhunderts. Dabei geht es Alfons nicht um die Darstellung einer Facette höfischer Lebensart, sondern um die Abwägung von Zufall und Notwendigkeit im Leben.

Das Bestiarium von Westminster

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Ein Buchjuwel aus der Krönungskirche Englands In geistlichen und weltlichen Kreisen gleichermaßen beliebt, gehörten Bestiarien ab dem 12. Jahrhundert neben Psalterien und Apokalypsen zu den am meisten verbreiteten illuminierten Handschriften in England und Nordfrankreich. Dem nach Anschauungsmaterial für seine Predigt suchenden Geistlichen boten sie einen reichen Schatz von Exempeln aus dem Tierreich; private Auftraggeber ergötzten sich dagegen an der Originalität der Illustrationen und an der Kuriosität so mancher Tierbeschreibung. Das Bestiarium von Westminster ist eines der schönsten und reich dekoriertesten Exemplare des beliebten und zugleich geheimnisvollen Genres. Die Ikonographie der Miniaturen lässt den Betrachter ob des scheinbar einfachen Duktus und der doch so beeindruckenden Kraft der Bilder erstaunen und neugierig werden. Die 130 Pergamentseiten des Codex im Format 22 x 16 cm sind gefüllt mit 164 faszinierenden Illustrationen. Im Kern geht der Text auf eine Physiologus genannte Schrift zurück, die vermutlich in Alexandria um 200 n. Chr. entstanden ist. Physiologus meint übersetzt einen „Naturkundigen“. Tatsächlich stellt der anonym gebliebene Verfasser unter diesem Namen die Verhaltensweisen wirklicher und fabelhafter Tiere vor und setzt sie, ausgehend von der christlichen Religion, in allegorischen Bezug zu Gott, dem Menschen und dem Teufel. Der Physiologus wurde im Laufe der Jahrhunderte in viele Sprachen übersetzt und so lange mit Zusätzen aus naturkundlichen Werken

York (?), ca. 1275-90 Library of Westminster Abbey, London, Ms. 22 Limitierte Auflage: 898 Exemplare Dt. Kommentar: Dr. Claus Weinert (in Vorbereitung) 130 Seiten (65 Folios) Format: 22 x 16 cm 164 Miniaturen anderer Gelehrter ergänzt, bis im 12. Jahrhundert daraus das Bestiarium entstanden war, der „Grzimek“ des Mittelalters. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Motive hinzu, und die Tendenz der Physiologus-Tradition, allen vorgestellten Objekten eine christlichmoralisierende Deutung beizugeben, nahm mit zunehmendem naturkundlichen Interesse ab. Das Bestiarium blieb eine Fundgrube naturkundlichen, mythologischen und philosophischen Wissens des Mittelalters, ein kulturhistorisches Wörterbuch, das es zu entdecken lohnt.

Geprägter Ledereinband mit jeweils 5 Messingbeschlägen auf Vorderund Rückendeckel in mit Seide ausgeschlagener Leinenkassette

SILOÉ

14 London oder Norwich, um 1300

Der Peterborough-Psalter

Prachtvolle Miniaturen und goldene Schrift der Gotik

Bibliothèque royale de Belgique, Brüssel, Ms. 9961-62 Limitierte Auflage: 680 Exemplare Dt. Kommentar: Lucy Freeman Sandler, Bernard Bousmanne 282 Seiten (141 Folios) Format: ca. 30 × 19,5 cm 116 goldgerahmte Miniaturen, 24 Kalendermedaillons, 10 große (acht- bis elfzeilige) historisierte Initialen Einband: Roter Ledereinband mit Spiegel und Vorsatz aus grünem Seidenmoiré sowie Goldprägung Dokumentationsmappe mit vierseitigem OriginalFaksimilebogen

verfassten höfischen Roman „Jehan et Blonde“ des picardischen Autors Philippe de Rémi zu illustrieren scheinen. Figuren mit eleganten schlanken Proportionen erzählen die Geschichten des Alten und Neuen Testaments. Mit großer Feinheit sind die Gesichter gestaltet, durch ihre individuelle Mimik strahlen sie Lebendigkeit und physische Präsenz aus. Die Hintergrün Um 1300 wurde der Peterboroughde aus strahlendem Gold sind fein ziseliert. Psalter für Geoffrey of Crowland, den Abt Sie wechseln effektvoll mit den ursprünglich der mächtigen Benediktinerabtei von Petereinfarbigen Gründen ab, die heute mit dem borough, geschaffen. Wer den Peterboroughfleur-de-lys-Dekor wahrhaft königlich gePsalter aufschlägt, schwelgt in Gold und schmückt sind. In strahlendem Gold und in Farben! Die Vielfalt von Bildern und Motiintensiv leuchtendem Blau sind alle Textseiven und der Ausstattungsreichtum sind überten beschrieben. Wertvolles Gold und ebenso wältigend: 116 goldgerahmte Miniaturen, 24 kostbares Azurit für die Tintenherstellung leKalendermedaillons, 10 große (acht- bis elfgen nahe, dass allein für die Textabschrift ein zeilige) historisierte Initialen mit umlaufenVermögen aufgewendet wurde. dem, szenisch geschmückten Bordürendekor, kleinere Goldinitialen, Zeilenfüller und stilisiertes Rankenwerk schmücken diese außergewöhnliche Bilderhandschrift. Der Peterborough-Psalter ist der einzige Psalter überhaupt, der die Bilder zum Alten und Neuen Testament in einer typologischen Anordnung zusammenführt und nicht in getrennten Bilderzyklen aufeinander folgen lässt. Das bedeutet, dass je einer Szene aus dem Neuen Testament zwei bis vier Szenen aus dem Alten Testament zugeordnet sind. Im Peterborough-Psalter korrespondieren 85 alttestamentliche Szenen, die sich auf 71 Miniaturen verteilen, mit 38 Illustrationen der neutestamentlichen Ereignisse. In einigen Miniaturen sind auch rein weltliche Motive ausgeführt. Besonders auffallend sind einige Darstellungen, die Szenen aus dem um 1278

Pacino di Bonaguidas Buch der Bilder Strahlende Florentiner Miniaturen zum Leben Christi

15 Florenz, 1320/30 The Morgan Library, New York, M 643 Limitierte Auflage: 900 Exemplare Dt.-engl. Kommentar: Christine Sciacca, Assistent Curator, J. Paul Getty Museum, Los Angeles Format: 30,9 x 22,5 cm

Die Kunst des italienischen Trecento – vor allem der überragende Giotto – trug entscheidend zur Entwicklung der abendländischen Kunst bei. In dieser wichtigen Phase entstand das Bilderbuch ganz ohne Text, das Szenen aus dem Leben Christi darstellt, ausgeführt von Pacino di Bonaguida (um 1280-1340). Mit ihm wird zum allerersten Mal die zukunftsweisende räumliche Bildauffassung des Trecento in die Buchmalerei aufgenommen – ein Meilenstein der Kunstgeschichte. Auf 19 Blättern entfaltet sich in insgesamt 38 ganzseitigen Miniaturen ein reicher Bilderbogen spätmittelalterlicher italienischer Kunst in Tempera und Blattgold. Das Trecento zeigt sich hier in kunstvoller Vollendung. Was Giotto in seinen Fresken in der Arenakapelle schuf, findet sich in gleicher Qualität, nur in kleinerem Maßstab, in dieser einzigartigen Bilderhandschrift wieder. Insgesamt 32 Miniaturen zeigen die wichtigsten Szenen aus dem Leben Christi. Diesem Hauptteil beigefügt sind zwei Szenen aus dem Alten Testament und insgesamt vier Szenen aus dem Leben des hl. Gherardo di Villamagna. Damit spannt sich der Bogen vom Alten über das Neue Testament bis hin zur Geschichte von Florenz im 13. Jahrhundert.

Pacino war der erste, der die räumliche Bildauffassung Giottos in die Miniaturmalerei aufnahm – und er war der erste Buchmaler in Florenz, der uns namentlich bekannt ist. Eine seiner ganz speziellen Qualitäten war es, Szenen eigenständig zu entwickeln, ohne auf direkte Vorbilder Bezug zu nehmen. Das phantastische Buch der Bilder des Pacino di Bonaguida ist zweifellos eines der wichtigsten Werke der Kunstgeschichte Europas an der Schwelle zur Renaissance. In den frühen Jahren des 14. Jahrhunderts, 150 Jahre bevor Leonardo da Vinci und Michelangelo auf dessen Straßen wandelten, war Florenz ein Nährboden für Kunst und Kreativität.

19 Blätter mit 38 ganzseitigen Miniaturen ohne Text, davon 32 mit Szenen aus dem Leben Christi, 2 alttestamentarischen Szenen und 4 Miniaturen mit Szenen aus dem Leben des hl. Gherardo de Villamagna als Höhepunkte der Buchkunst des Trecento (Vorrenaissance) im Italien des 14. Jhs. Zeitgenössischer Einband / Kassette Wiedergabe aller Goldpartien in 23,5 Karat Echtgold Dokumentation mit zwei OriginalFaksimileblättern

Müller & Schindler

Boccaccios Decamerone

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Nordfrankreich, ca. 1445-50

Exemplarisches Zeugnis der sinnenfrohen italienischen Renaissance

Bibliothèque nationale de France, Paris (Bibliothèque de l‘Arsenal), Ms. 5070 Limitierte Auflage: 390 Exemplare 800 Seiten (400 Folios) Format: 40 x 28,5 cm 100 Miniaturen Span.-engl. Kommentar: Danielle Muzerelle (Kuratorin BNF), MarieHélène Tesniére (Spezialistin für Miniaturen zum Decamerone), inkl. Textübersetzung + Prof. Dr. Eberhard König, „Boccaccio. Decameron“, Belser, 2000



Mit seinem Hauptwerk, einer der bedeutendsten Schöpfungen der Literatur, schuf Giovanni Boccaccio um 1348 bis 1350 das Ur- und Vorbild aller Novellensammlungen des Abendlandes, aus dessen reicher Quelle Generationen von Dramatikern und Erzählern schöpften. Die besondere Leistung Boccaccios ist aber vor allem in der Legitimierung der sinnlichen Liebe und des erotischen Instinkts zu sehen, die Il Decamerone von der mittelalterlichen und von der antiken Tradition abgrenzt und lange Zeit unübertroffen blieb. Das Decamerone enthält „hundert Geschichten, Fabeln, Parabeln oder wirkliche Begebenheiten“, so Boccaccio, „die zur verderblichen Zeit der

letzten Pest von sieben Damen und drei jungen Männern erzählt wurden“. Den Namen Decamerone bildete Boccaccio aus den griechischen Wörtern deka (zehn) und hemera (Tag). Zehn junge Adelige erzählen an zehn Tagen jeweils zehn Geschichten. Die 100 ernsten und heiteren, erbaulichen und frivolen Geschichten sind in eine Rahmenerzählung – Florentiner Adelige fliehen vor der Pest auf ein Landgut – kunstvoll eingeflochten. Das Original in der Bibliothèque de l’Arsenal enthält nicht den italienischen Originaltext, sondern die erste Übertragung desselben in die französische Sprache, in exzellenter Weise ausgeführt seitens des französischen Dichters und Humanisten Laurent de Premierfait um 1414. Die Handschrift selbst entstand um 1445-1450, verfasst vom Schreiber Guillebert de Mets und illustriert von zwei Buchmalern, wobei der Name des ersten zwar unbekannt ist, er aber flämischen Ursprungs war, zwischen 1430 und 1440 in Tournai und Lille arbeitete sowie auf Stundenbücher spezialisiert war. Sein feiner Stil ist von italienischen Einflüssen geprägt. Der zweite Künstler, Jean Mansel, zeichnet sich durch delikate Farbgebung aus; er arbeitete vorwiegend in Amiens.

Das Stundenbuch der

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Isabel la Católica Im engeren Sinne bezeichnet man mit Stundenbuch oder „Libro de Horas“ ein Gebetbuch für Laien. Ein solches Buch war das Hochzeitsgeschenk der Stadt Saragossa an Isabel la Católica. Ursprünglich für Königin Juana Enriquez von Navarra und Aragón geschaffen, besticht dieser Codex nicht nur durch die Schönheit seiner Ikonographie, sondern auch mit seiner ungewöhnlichen Textfülle. Er zählt zu den Meisterwerken der so genannten flämischen Schule und gilt als ein Hauptwerk der Werkstatt von Willem Vrelant, einem der angesehensten Künstler der flämischen Buchmalerei. Seine 72 goldgeschmückten Miniaturen sind ein Beweis für den Reichtum und das Prestige, die sich mit dem Besitz solcher Handschriften verbanden. Das Stundenbuch der Isabel la Católica ist heute eines der Schmuckstücke der Bibliothek des Königspalastes von Madrid. Als Erzbischof Carillo 1469 Isabel von Kastilien und Fernando von Aragonien fast heimlich in

Brügge, um 1455 Biblioteca del Palacio Real, Madrid, ohne Sig. Limitierte Auflage: 980 Exemplare Exklusiv bei Bibliotheca Rara Deutscher Kommentar: Dr. Gregory Clark 732 Seiten (366 Folios) Valladolid traut, ist der Affront gegen Isabels Halbbruder und König perfekt. Hier wird nicht nur die Vereinigung zweier Kronen eingeläutet, sondern auch die Geburt Spaniens, die Einigung der verschiedenen Königreiche auf spanischem Territorium unter der kastilischen Krone. Prinz Fernando bringt aus Saragossa von seiner Mutter Juana ein Buch mit in die Ehe, ein „Libro de Horas“ ohnegleichen, das ob der Vielzahl seiner Illustrationen und des Umfanges seiner liturgischen Texte wie ein doppeltes Stundenbuch wirkt.

Format: 20,5 x 13,8 cm 72 Miniaturen, 24 Kalenderbilder 2 Einbandarten: Dekor-Version Mudéjar-Version

TESTIMONIO

Bibliotheca Rara

Der Chansonnier de Jean de Montchenu

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Ein doppelt herzförmiges Liederbuch

Frankreich, um 1475 Bibliothèque nationale de France, Ms. Rothschild 2973 Limitierte Auflage: 1.380 Exemplare Kommentar (engl.): Prof. Dr. David Fallows (Univ. of Manchester), dt. Übersetzung: Dr. Susan M. Weinert 144 Seiten Format: 22 x 16 cm 2 ganzseitige Miniaturen, 127 Seiten mit Illustrationen von Pflanzen, Tieren und mythologischen Wesen, reiches Golddekor Einband: herzförmig in rotem Samt mit Lederschatulle und Präsentationsvitrine in Acryl Audio CD: Ensemble Fontegara VICENT GARCÍA

Bibliotheca Rara

Wahrscheinlich um 1475 wurde diese Handschrift, eine Sammlung italienischer und französischer Liebeslieder (und eines spanischen), für Jean de Montchenu, Adeliger, Apostolischer Protonotar, Bischof von Agen (1477) und Viviers (1478-1497), geschaffen. Ist das Buch geschlossen, hat es die Form eines Herzens. Wird es geöffnet, nimmt es die Gestalt eines Schmetterlings an, gebildet aus den Herzen zweier sich Liebenden, die in ihren Liedern Liebesbekundungen austauschen. Wie leicht vorstellbar, ist bereits die herzförmige Kontur der Handschrift eine Rarität. Einzigartig jedoch sind die bei ihrer Öffnung sichtbare Darstellung zweier verbundener Herzen und das reichhaltige Dekor. Die Lieder in französischer und italienischer Sprache, geschrieben für verschiedene Stimmen, sind das Werk einiger der besten mittelalterlichen Tondichter und Musiker. Guillaume Dufay und Johannes Ockeghem, die führenden Komponisten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, zählen dazu. Guillaume Dufay (1397-1474), vom Papst ernannter Kanoniker in Cambrai und Mons, schuf gleicherweise geistliche und weltlichhöfische Musik, Messen und Motetten sowie französische Chansons. Johannes Ockeghem (1410-1497), flämischer Komponist und Kleriker, Sänger am Hof des französischen Kö-

nigs Karl VII., Schatzmeister der Kirche St. Martin in Tours und Diplomat des Papstes, war einer der herausragendsten Bassisten seiner Zeit. Taucht das Wort „Herz“ im Liedertext auf, wird es symbolisiert durch ein fein anmutendes Piktogramm. Im Codex finden sich zwei ganzseitige Miniaturen. In der ersten schießt Liebesgott Cupido mit seinen Pfeilen auf eine junge Dame, während die Schicksalsgöttin Fortuna das Lebensrad dreht. In der zweiten nähern sich die Verliebten einander. Pentagramme, Musik und Liebesgedichte sind umgeben mit Illustrationen von Tieren, Vögeln, Hunden und Katzen sowie aller Arten von Blumen und Pflanzen, erhöht durch die reiche Verwendung von Gold. Zu Harmonie und Eleganz des Codex trägt auch der Einband aus blutrotem Samt bei, der dieses „Buch des Herzens“ umschließt.

Dantes Divina Commedia

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Ein lebendiges Geschichtskompendium Venedig, 1491 Biblioteca della Casa di Dante, ohne Sig. Limitierte Auflage: 499 Exemplare Ital.-engl. Kommentar: Prof. Dr. Luca Marcozzi 650 Seiten (325 Folios) Format: 34 x 22,5 cm

Die Commedia, von Giovanni Boccaccio dann auch Divina Commedia genannt, ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321) und eines der größten Werke der Weltliteratur. Die Commedia wurde wahrscheinlich um 1307 begonnen und erst kurze Zeit vor dem Tod des Dichters 1321 vollendet. In diesem Epos, das zentrale Gedanken des Christentums mit Glaubensvorstellungen aus der Antike zusammenführt, setzt sich Dante mit theologischen, philosophischen und moralischen Fragen auseinander, die bis heute von gesellschaftlicher und politischer Brisanz sind. Anknüpfend an das Genre mittelalterlicher Jenseitsvisionen schildert die Commedia in der Ichform eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt, durch Hölle, Fegefeuer und Paradies. Dementsprechend besteht das Werk aus 3 Teilen, jeder dieser Teile wiederum aus 33 Gesängen, wobei der erste der 34 Gesänge des ersten Teils der Commedia als Einleitung dient. Der Titel Commedia verweist zwar auf die dramatische Gattung der Komödie, ist jedoch keineswegs streng der klassisch-antiken Gattungspoetik verhaftet. In Dantes

Widmungsbrief an seinen Gönner Can Grande della Scala erkennen wir die Intention des Autors. Das Epos erzählt von Widrigkeiten, ja Schrecken, führt uns aber zu einem glücklichen Ende, den Freuden des Paradieses, dem Blick auf die Dreieinigkeit. Die dem Venezianer Antonio Grifo (ca. 1430-1510) zugeschriebene Illustration wurde kurz nach dem Druck der Inkunabel (18. November 1491) zu Ehren des Galeazzo da Sanseverino (1458-1525) ausgeführt, eines ruhmvollen Condottiere und Mäzens, u.a. von Leonardo da Vinci. Eine Besonderheit der handillustrierten Inkunabel ist der umfangreiche Zusatz handschriftlicher, kommentierender Eintragungen des italienischen Humanisten und Dichters Cristoforo Landino (1425-98).

97 gestochene Vignetten; 3 große Holzstiche; mehr als 400 handgemalte Illustrationen mit Goldverzierungen Pietro di Piasi, genannt Cremonese (Typographie); Antonio Grifo (Illustration); Pietro da Figino (Herausgeber); Cristoforo Landino (Glossen)

Zum 750. Geburtstag Dante Alighieris (1265-1321)

SALERNO EDITRICE

Der Codex rotundus

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Höchste Buchkunst auf kleinstem Raum Brügge, Ende 15. Jh. Dombibliothek Hildesheim, Hs 728 Limitierte Auflage: 980 Exemplare

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Dt. Kommentar: Dr. Bodo Brinkmann (Kunstmuseum Basel)

König David beim Bußgebet

532 Seiten (266 Folios) Format: ca. 9,3 cm Durchmesser 3 ganzseitige Miniaturen, 20 fünfzeilige und 10 vierzeilige historisierte Initialen, über 850 ein- bis fünfzeilige goldene Initialen Einband: roter Ledereinband mit Goldprägung, drei handgefertigte Schließen Dokumentation mit 3 Faksimileblättern in Passepartouts

ADEVA

Hinter dem heutigen Namen Codex rotundus verbirgt sich ein 266 Blatt starkes Stundenbuch in lateinischer und französischer Sprache. Einzigartig sind Form und Größe der Handschrift: die Blätter sind annähernd rund beschnitten und messen etwas mehr als 9 cm im Durchmesser. Das buchbinderische Wagnis war enorm. Da die Lagen auf einen nur 3 cm breiten Rücken geheftet sind, wird der Buchblock mit drei Schließen zusammengehalten. Die originalen Schließen sind beim Neubinden der Handschrift im 17. Jahrhundert wiederverwendet worden; sie wurden als Monogramm aus kunstvoll ineinandergesteckten gotischen Buchstaben gebildet. Für wessen Augen der üppige, abwechslungsreiche und unterhaltsame Bilderschmuck des Codex rotundus ursprünglich bestimmt war, darüber gab einst die Initiale „D“ Auskunft, mit der auf fol. 24r die KreuzHoren als erster eigentlicher Text nach dem Kalender beginnen. Sie ist mit einem Wappen gefüllt, das ein späterer Besitzer zwar zu zerstören versucht hat, an dem man aber immer noch die roten Felder mit Resten des klevischen Karfunkels und die goldenen Felder mit dem geschachten Balken der Grafschaft Mark sowie den blauen Herzschild ausmachen kann. Erstbesitzer und möglicherweise auch Auftraggeber war also ein Herzog von Kleve und Graf von der Mark.

Mit Adolf von Kleve und von der Mark, Herr zu Ravenstein und Winnendahl, begegnen wir einem Adeligen, der aufs engste mit dem burgundischen Herzogshof verbunden war. Der Neffe Herzog Philipps des Guten, an dessen Hof er aufwuchs, blieb auch dessen Sohn und Nachfolger Karl dem Kühnen treu, der ihn 1475 sogar zum Generalstatthalter der Niederlande ernannte. Rund sind nicht nur die Blätter, sondern auch der Textspiegel und die drei ganzseitigen Miniaturen. Diese stammen ebenso wie die 20 fünfzeiligen und 10 vierzeiligen historisierten Initialen von einem höchst originellen Buchmaler, der nach der Hildesheimer Handschrift als „Maler des Codex rotundus“ in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Stilistische Parallelen verbinden ihn mit einem anderen großen Brügger Buchmaler, dem „Meister des Dresdner Gebetbuchs“, mit dem er mindestens in einem Fall zusammengearbeitet hat.

Das Stundenbuch des Louis de Laval

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1.234 Miniaturen auf 700 Seiten aus dem Atelier des Jean Colombe

Frankreich, Bourges (?), 1470-75 und 1485-89 Bibliothèque nationale de France, Ms. lat. 920 Limitierte Auflage: 898 Exemplare

Originaleinband des Stundenbuches für Louis de Laval

Das Stundenbuch des Louis de Laval verdanken wir einem herausragenden Bibliophilen und Angehörigen eines der ältesten Adelsgeschlechter Frankreichs. Louis de Laval (* 1411, † 1489), einer von zuerst nur 36 Rittern des Michaelsordens, geschaffen vom französischen König nach dem Vorbild des burgundischen Ordens vom Goldenen Vlies, war Seigneur de Châtillon-en-Vendelais und Herr weiterer Besitzungen in der Bretagne und Aquitanien. Louis de Laval ließ im 15. Jahrhundert nicht nur ein einziges außergewöhnliches Stundenbuch entstehen. Große Buchmaler und versierte Schreiber gestalteten in seinem Auftrag zahlreiche Handschriften. Der Gelehrte Sébastien Mamerot stand in seinen Diensten, schrieb und übersetzte für ihn, und es war ein Bruder des Bildhauers Michel Colombe, der das Stundenbuch des Louis de Laval illustrierte. Wir reden von Jean Colombe, der für Louis de Laval das um 1470 begonnene und wohl 19 Jahre später vollendete Stundenbuch des Louis de Laval mit Miniaturen versah. François Avril nannte diese Handschrift „das zweifellos ambitionierteste Werk aus dem Atelier des Jean Colombe“.

Der Codex beinhaltet auf 700 Seiten die unfassliche Zahl von 1.234 Miniaturen, 157 davon ganzseitig. Leuchtende Farben und eine reich verzierte gotische Staffage prägen die kleinen Gemälde. Baldachinartig wirkt der architektonische Rahmenbau, der uns wie durch ein Fenster die Sicht auf eine idyllische Landschaft oder edle Interieurs öffnet. Eine phantastische Bildersammlung biblischer Inhalte von der Genesis bis zur Geschichte des Daniel zeichnet den Laval-Codex aus. Eine Gesamtschau abendländischchristlicher Kultur steht vor uns.

Deutscher Kommentar: Prof. Dr. Eberhard König 700 Seiten (350 Folios) Format: 24,3 x 17,2 cm 1.234 Miniaturen, davon 157 ganzseitige Illustrationen

arte y bibliofilia

SILOÉ

Das Glockendon-Gebetbuch

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des Mainzer Kardinals Albrecht von Brandenburg Halle, Nürnberg, 1536 / 37 Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Codex 1847 Limitierte Auflage: 998 Exemplare, davon Nrn. 1-99 als Luxusausgabe Deutscher Kommentar: Dr. Dagmar Thoss 200 Seiten (100 Folios) Format: 24,5 x 19 cm 42 ganzseitige Miniaturen, 73 Zierinitialen Einband: Ledereinband mit Goldprägung Luxusausgabe mit Folienvergoldung der Initialen, in hochwertiger Lederkassette

Bibliotheca Rara

Hinten, fol. 6r: Geburt Christi, NT Rahmung: Moses und der brennende Dornbusch, AT Vorne, fol. 24v: Das letzte Abendmahl, NT Rahmung: Die Begegnung von Abraham und Melchisedek, AT, Gen.14

Albrecht von Brandenburg, als Erzbischof von Mainz Reichserzkanzler des Heiligen Römischen Reiches für Deutschland und dadurch ranghöchster Kurfürst, Erzbischof von Mainz und von Magdeburg sowie Administrator von Halberstadt, ein leidenschaftlicher Sammler und Förderer der Künste, hat diese Handschrift in Auftrag gegeben. Vom Nürnberger Buchmaler Gabriel Glockendon, einem Sohn Nikolaus Glockendons d. Ä., stammen die 42 ganzseitigen Miniaturen zu neu- und alttestamentlichen Szenen, von Georg Stierlein, dem Schreiber des Kardinals, das Randdekor und die Initialen. Der um 1515 geborene Gabriel führte schon in jungen Jahren die Werkstatt seines berühmten Vaters als technisch äußerst versierter Miniaturist. Charakteristisch für die Miniaturen Gabriel Glockendons im Deutschen Gebetbuch für Kardinal Albrecht

von Brandenburg sind ein ausgeprägter Hang zum Detail, stimmungsvolle Landschaftsbilder sowie eine harmonisch-kraftvolle und dabei in faszinierender Weise aufgelichtete Farbgebung. Vor allem das raffinierte Layout der Miniaturen, der Perspektivwechsel vom Hauptbild zu einer auf den Randleisten gemalten Szene fesselt maltechnisch wie inhaltlich die Aufmerksamkeit des Betrachters. Die Miniaturen zeigen – mit Ausnahme eines Blicks auf die Erschaffung Evas – das Heilsgeschehen, von der Verkündigung an Maria bis zur Grablegung Christi. Die deutschen Gebetstexte sind gut lesbar und heutigem Sprachgebrauch nahe. Vorlage war ein 1521 in Augsburg gedrucktes Gebetbuch des Thomas von Kempen, eines AugustinerMönchs und Mystikers, dessen Text den 1518 zum Kardinal erhobenen Albrecht so beeindruckte, dass er ihn handschriftlich fassen und illustrieren ließ.

Das Artzney Buch des Christoph Wirsung

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Naturheilkunde der frühen Neuzeit im goldgeprägten Einband des Hugenotten Guillaume Plunion

Heidelberg, 1568 Biblioteca Apostolica Vaticana, Ms. Stamp. Pal. II. 491

Christoph Wirsungs Arbeiten am Artzney Buch fanden im Jahre 1568 zum Abschluss. Ein medizinisches Nachschlagewerk lag nun vor, verfasst in frühem Neuhochdeutsch. Der Hugenotte Guillaume Plunion sollte drei Jahre später den atemberaubenden goldenen Mantel für eine einzige besondere Ausgabe des Arzneibuchs fertigen, das im Übrigen zum Bestseller avancierte. In 15 Auflagen nachgedruckt und in zahlreiche europäische Sprachen übersetzt, erschien es noch im Jahre 1619 in Frankfurt a. M. in einer Neubearbeitung von Peter Ussenbach. Christoph Wirsung, 1500 oder 1505 in Augsburg geboren, lebte in seiner Jugend einige Jahre in Venedig und lernte dort Italienisch. Die erworbenen Sprachkenntnisse nutzte er für Übersetzungen literarischer Werke. Bekannt wurde Christoph Wirsung jedoch als Arzt und Apotheker. 1543 wurde Wirsung in Augsburg als Ratsherr berufen. Später siedelte er nach Heidelberg über, wo er die letzten Jahre bis zu seinem Tode 1571 mit literarischer Tätigkeit zubrachte. Das in Heidelberg erschienene Artzney Buch überliefert die über 46 Jahre gesammelten therapeutischen Anweisungen und Rezepturen Wirsungs der interessierten Öffentlichkeit. Das umfassende medizinische Werk „Ein New Artzney Buch, Darinn fast alle eußerliche und innerliche Glieder deß menschlichen Leibs, sampt ... Kranckheiten und Gebrechen, ... und wie man dieselbigen ... curieren soll“ ist ein Ratgeber zur Selbstmedikation, eine populäre Rezeptsammlung „für den gemeinen Mann“. Gewiss erscheint das Artzney Buch als ein Spiegel seiner Zeit und gibt Einblick in die Pharmaziegeschichte und den Arzneischatz der Kräutermedizin. Es enthält die zur damaligen Zeit anerkannten Arzneitherapien, wobei über die sehr vordergründige Fokussierung auf mancherlei skurrile Ratschläge die heilende Wirksamkeit bestimmter Therapeutik heute oft vergessen oder verdrängt wird.

Christoph Wirsung überreichte das Artzney Buch im Jahre 1571 dem in Heidelberg residierenden Pfalzgrafen Kurfürst Friedrich III. als Geschenk, der es aufwendig einbinden ließ. Ein goldener Mantel entstand, ein Prachteinband, hergestellt von dem aus Frankreich vertriebenen Hugenotten Guillaume Plunion. Plunions Arbeit repräsentiert einen völlig neuen, ornamentalen Stil in der pfalzgräflichen Buchbindekunst. Der Einband ist reich mit rot, grün, gelb und weiß lackiertem Bandwerk verziert, der glatt gearbeitete Rücken mit Arabeskenmuster, Stempelgruppen und Vierpassbordüren geschmückt.

Limitierte Auflage: 950 Exemplare für den deutschsprachigen Raum 933 Seiten Format: 33 x 21 cm Kommentar: Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart, Dr. Armin Schlechter, Peter G. Mack Einband und Buchschnitt mit 23-Karat Gold Buchschuber: Plexiglas mit 23-Karat Goldprägung

Bibliotheca Palatina

Die Vita des heiligen Wenzel

24 Prag, 1585

Die Legende eines vorbildlichen Christen

Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Codex Ser. nov. 2633

für die Rückkehr der Missionare und setzte dem Christentum unter anderem mit dem Bau der sogenannten St. Veits-Rotunde – über deren Grundmauern heute der berühmte St. Veits-Dom steht – ein Zeichen. Am 28. September des Jahres 929 oder 935 wurde Wenzel von seinem Bruder und dessen Gefolgsleuten in einem Kampf getötet.

Limitierte Auflage: 480 Exemplare, davon Normalausgabe (1-381), Echtgoldausgabe (I-IC)

Dt. Kommentar: Dr. Maria Theisen (Österreichische Akademie der Wissenschaften) 66 Seiten (33 Folios) Format: 22,6 x 15,8 cm 23 Miniaturen mit Gold Einband: rote Seide Dokumentation mit drei OriginalFaksimileblättern

ADEVA

fol. 15r: Der heilige Wenzel als Sämann

Wenzel von Böhmen wurde um 908 als ältester Sohn von Wratislav I. und dessen Frau Drahomíra geboren. Wenzels Vater war Christ. Seine Mutter hingegen war nicht getauft, wie auch ein Großteil der Bevölkerung im Fürstentum. Als Wratislav I. 921 starb, übernahm seine Mutter Drahomíra für den noch unmündigen Wenzel die Regierung. Wenzel wurde seiner christlichen Großmutter Ludmilla übergeben und dementsprechend erzogen. Diese Konstellation begründete ein hohes Konfliktpotential. Drahomíra sah im Christentum vor allem einen Machtverlust: die Christianisierung würde die Unabhängigkeit des damals kleinen Fürstentums schwächen, insofern man sich den römischen Königen unterwerfen müsste. Um ihre Macht zu demonstrieren und den böhmischen Christen ein Exempel zu statuieren, griff Drahomíra zu einer drastischen Maßnahme. Sie ließ ihre Schwiegermutter Ludmilla ermorden und vertrieb alle Missionare. Dadurch sollte jeder äußere Einfluss eines christlichen Herrschers auf das Fürstentum verhindert werden. Alles änderte sich mit der Machtübernahme Wenzels im Jahr 925. Er sorgte

fol. 13r: Der heilige Wenzel als Befreier und Verteidiger des christlichen Glaubens

1585 widmete Martin Hutský, Meister der Malkunst in Prag, seinem Gönner und Förderer Erzherzog Ferdinand II. von Tirol diese Handschrift. Das farbenprächtig gestaltete Wappen des Erzherzogs leitet die Handschrift auf fol. 1 ein. Darauf folgt ein Widmungsschreiben Hutskýs an seinen Mäzen. Bevor nun die Legende mit ihren Miniaturen einsetzt, wird die historische Lebensgeschichte Wenzels geschrieben. Die Legende des Heiligen ist auf 23 Seiten wiedergegeben. Eine schmale Goldleiste bildet den Rahmen, in dem Bild und Text miteinander verbunden werden. Unter jeder Miniatur wird das Dargestellte geschildert. Der Künstler hat nicht nur die Buchmalerei gestaltet, er schreibt auch selbst die Erläuterungen in die Handschrift.

Restbestände verschiedener Editionen

Codex Purpureus Rossanensis

Ein byzantinisches Purpurevangeliar in Gold und Silber Geschaffen vor beinahe 1.500 Jahren, ist der Codex Purpureus Rossanensis eine der ältesten Bilderhandschriften der Welt. Königlich ist sein Erscheinungsbild – die purpurne Färbung des Pergaments machte den Codex bekannt und berühmt. Der griechische Text der 386 Seiten ist durchgehend in silbernen und goldenen Majuskeln geschrieben. Die auserlesene Ausführung der 15 Miniaturseiten begeistert jeden Betrachter – sie stellen ein unersetzlich kostbares Dokument der byzantinischen Kunst des 6. Jahrhunderts dar. Die Miniaturen sind zum Teil ganzseitig oder in friesartigen Szenen über oder zwischen den Text gestellt. Motiv und Darstellungsweise gehen auf ältere Vorbilder – wahrscheinlich monumentale Wandmalereien – zurück.

Im Vergleich zu den 43 Blättern des Codex Sinopensis der Bibliothèque nationale de France in Paris und den 26 Blättern der Wiener Genesis der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien umfasst die Purpurhandschrift in Rossano beeindruckende 188 Folios.

Rossano Calabro, Museo dell´ Arcivescovado Limitierte Auflage: 750 Exemplare

386 Seiten Format: 31 x 26 cm 15 Miniaturseiten mit Goldschmuck ADEVA

Das Denkmal einer außergewöhnlichen Frau

Der Benediktinermönch Donizio von Canossa setzte in seiner Vita Mathildis der Markgräfin ein literarisches Denkmal. Sein zwischen 1111-14 entstandenes und 1115 ergänztes Werk umfasst zwei „Bücher“ mit jeweils rund 1.400 Hexametern, die durch Prosatexte eingeleitet sind. Es handelt sich – im ersten Buch – zunächst weniger um eine Biographie Mathildes als um eine Preisung des Aufstiegs des Hauses

Kleinasien, Antiochia (?), 6. Jh.

Kommentar (engl., ital., dt.): G. Cavallo, Rom; W. C. Loerke, Washington

Vita der Mathilde von Canossa



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Canossa zum mächtigsten italienischen Fürstengeschlecht im 11. Jahrhundert. Das zweite Buch allerdings hat Donizio ganz Mathilde gewidmet. Ihre in tiefer Frömmigkeit gründende Treue zum Papsttum und ihr Bestreben, zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII. vermitteln zu wollen, stehen im Vordergrund. Die Vita Mathildis belegt das entschiedene Eintreten der Markgräfin zugunsten des Kaisers, der am 25. Januar 1077 im Büßergewand vor dem Tor der Stammburg Mathildes erschien, in der Papst Gregor Zuflucht vor ihm gesucht hatte. Die vollständige Wiedergabe der Handschrift begeistert mit acht prachtvollen Miniaturen in leuchtenden Farben und mit nachempfundenem Goldauftrag im Folientransferverfahren. Der Kommentar enthält eine Transkription der Verse Donizios sowie deren Übersetzung ins Deutsche.

Oberitalien, 1115 Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. lat. 4922 Limitierte Auflage: 2.000 Exemplare (600 für deutschsprachige Länder) Dt. Kommentar: Prof. Dr. V. Fumagalli, Bologna 180 Seiten Format: 22,3 x 16,7 cm 8 Miniaturen

BELSER ADEVA

26 Ostengland, um 1300 Corpus Christi College, Parker Library, Cambridge, Ms. 53 Limitierte Auflage: 1.480 Exemplare Dt. Kommentar: Dr. Claus Weinert 44 Seiten Format: 22 x 17 cm 104 Miniaturen FAKSIMILE VERLAG

Bologna, Ende 13. Jh. Biblioteca Riccardiana, Florenz, Ms. Ricc. 453

Das Bestiarium von Peterborough Bestiarien haben ihren Ursprung im griechischen Physiologus, einer christlichen Naturkunde, die vermutlich im 2. Jahrhundert entstand. Der Physiologus, sein Autor ist unbekannt, wendet sich der Schöpfung in zweifacher Hinsicht zu: zum einen realiter, der spätantiken, naturnahen Darstellung folgend, zum anderen allegorisch-symbolisch aufgrund christlicher Deutung der Tiere und Pflanzen, wie sie im Mittelalter üblich wurde. Die Beschreibung von mehr als 100 Landtieren, Vögeln, Reptilien und Wassertieren macht aus dem Bestiarium von Peterborough eines der vollständigsten Tierkompendien dieser Art. Insgesamt 104 Miniaturen illustrieren alle Seiten der Handschrift. Sie stehen auf leuchtendem Goldgrund mit farbigen gotischen Zierrahmen oder auf farbig gemustertem Grund und sind in Gold eingefasst.

Die Legenden der Heiligen Margareta und Agnes

Limitierte Auflage: 499 Exemplare Kommentar (ital.): Dr. Giovanna Lazzi, dt. Kommentar: Dr. Susan M. Weinert (in Vorb.) 122 Seiten Format: 14,5 x 10,3 cm 33 ganzseitige Miniaturen

ArtCodex

Die Hl. Margareta (in der Ostkirche ist Marina der gebräuchliche Name) gehört ebenso wie die Hl. Agnes zu einer Gruppe von Heiligen, die um die Wende des 3. zum 4. Jahrhundert den Märtyrertod erlitten haben sollen. Der Codex – die einzige lateinische Version der Passion der Hl. Margareta in Florenz wird einem Künstler aus dem Umkreis des Meisters von Gerona zugeschrieben

– wurde Ende des 13. Jahrhunderts für herrschaftliche Kreise angefertigt und war Anna, einer Dame in gesegneten Umständen, als Wunsch für eine gute Schwangerschaft gewidmet, galt doch Margareta als Schutzheilige für Gebärende, da sie nach der Legende unversehrt aus dem Leib des sie heimsuchenden Drachen befreit wurde. Agnes begegnet zudem als Patronin der Kinder. Auf dem Untergund aus feinstem Blattgold (23 Karat) bewegen sich die leichten, eleganten Figuren vor prächtigen, reliefartig anmutenden Szenerien, die an byzantinische Stilelemente erinnern. Der Einband beeindruckt mit blauem Seidensamt, Goldund Silberornamentik sowie Lapislazuli, einem Lasurstein in Ultramarinblau.



Libro d‘ore di Modena

Prachtcodex der italienischen Gotik

Fol. 240r:

Der Heilig

e Georg

Unter der Regierung Gian Galeazzo Viscontis (1380-1402) erlebte Mailand eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die sich durch die ausgeprägte Bibliophilie des Fürsten auch in der Förderung von Meisterwerken der Buchmalerei niederschlug. Mit Gian Galeazzo leitete ein Mann

die Geschicke des Fürstentums, der sich sowohl als strategisch denkender Diplomat erwies als auch zum freigiebigen Mäzen der Künste und Wissenschaften entwickelte. Die erfolgreiche Ausweitung der landesfürstlichen Herrschaft und Würde fand symbolischen Ausdruck vor allem in der Errichtung des Doms zu Mailand. Einer der verantwortlichen Dombaumeister war Giovannino de‘ Grassi, die herausragende Künstlerpersönlichkeit Ende des 14. Jahrhunderts am Hof der Visconti, genialer Architekt, Bildhauer und Maler. Aus seiner lombardischen Werkstatt stammt das Stundenbuch Ms. Lat. 842, das heute in der Biblioteca Estense Universitaria in Modena verwahrt wird. Der so genannte Meister des Stundenbuches von Modena war sehr wahrscheinlich Tomasino da Vimercate, einer der bekannten Schüler von Giovannino de‘ Grassi.

Vrelant-Stundenbuch der Leonor de la Vega Das Unikat der Leonor de la Vega ist im Brügger Atelier des Willem Vrelant gestaltet worden, um 1465-70. Bischof Diego Ramírez de Villaescusa de Haro hat es wohl käuflich erworben und als Geschenk an Botschafter Garcia Laso de la Vega übermittelt, den Repräsentanten Kastiliens und Aragoniens am Heiligen Stuhl, „embajador de los Reyes y Rey de los embajadores“, ‚Botschafter der Könige und König der Botschafter’, so die respektvolle Einschätzung des französischen Königs Ludwig XII. Ob die Handschrift ein Geschenk des Bischofs zur bevorstehenden Geburt oder zur Taufe eines Sohnes des sehr angesehenen, mit dem Marquis de Santillana verwandten Repräsentanten der ‚Katholischen Könige’ war, ist nicht verifizierbar. Genauso kann die anspruchsvolle

Tätigkeit des Botschafters am Heiligen Stuhl freundliche, ja freundschaftliche Würdigung erfahren haben. Garcia Laso jedenfalls war Vater einer Tochter, der Condesa Doña Leonor de la Vega, die das Stundenbuch als Geschenk oder Erbe erhielt.

27 Mailand, 1390 Biblioteca Estense Universitaria, Modena, Ms. Lat. 842 = alfa. R.7.3 Limitierte Auflage: 499 Exemplare Dt. Kommentar: Mag. Christiane Roth 544 Seiten Format: 21,5 x 15,5 cm 28 ganzseitige Miniaturen IL BULINO Brügge, um 1465-70 Biblioteca Nacional, Madrid, Ms. Vitrina 24-2 Limitierte Auflage: 500 Exemplare Dt. Kommentar: Dr. Claus Weinert 406 Seiten Format: 20,2 x 13,5 cm 23 ganzseitige Miniaturen, 34 historisierte Initialen, 23 FleuronnéeInitialen

Club Bibliófilo Versol

Das Stundenbuch von Rouen

28 Rouen, 1475 Biblioteca Nacional de Lisboa, Ms. Il. 42 Limitierte Auflage: 980 Exemplare Dt. Kommentar: Dr. Claus Weinert 142 Seiten Format: 20,5 x 14,5 cm 9 Miniaturen, 11 Kalendermedaillons

TESTIMONIO Hannover, 1581 Limitierte Auflage: 898 Exemplare Dt. Kommentar: Prof. Dr. Dietrich Briesemeister, Dr. Claus Weinert Format: 51 x 33 cm 5 farbige (original handkolorierte) Doppelfolios, 11 Schwarz-WeißDoppelfolios, 1 SW-Folio und 1 S. des Itinerarium sacrae scripturae

SILOÉ

Ein Mariengebetsbuch des Maître de l’Échevinage Aus der Schule von Rouen sind hervorragende Livre d‘Heures erhalten, unter denen der Codex de Lisboa wegen seiner Zuschreibung an den Maitre de l‘Echevinage einen besonderen Rang einnimmt. Der Maitre de l‘Echevinage de Rouen, benannt nach seinen Förderern, den Échevins (Schöffen) von Rouen, war ein äußerst kreativer Buchmaler, der zwischen 1455 und 1485 in der Hauptstadt des Departements Seine-Maritime nachweisbar ist. Er war der erfolgreichste Illuminator der Normandie im dritten Viertel des 15. Jhs. Der Codex besitzt alle Merkmale der goldenen Zeit französischer Miniaturenmalerei, sichtbar in der Bearbeitung von Landschaften, Perspektive, Licht und Farbe, der Bekleidung der Personen, in der das Gold bestimmte Einzelheiten betont und als Grundfarbe für die Seitenborte dient. Zudem symbolisiert er die große Marienverehrung der französischen Gotik.

Die Weltkarten des Heinrich Bünting Klassiker der symbolischen Kartographie

Heinrich Bünting (1545-1606), ein in Hannover geborener evangelischer Theologe und Chronist, schuf diesen Klassiker der symbolischen Kartographie. Besonders reizvoll sind die darin enthaltenen illustrierten emblematischen Karten, welche Europa als Jungfrau, Asien als Pegasus und die Welt als Kleeblatt, durch das gleichzeitig die Dreieinigkeit des Christentums angedeutet wird, darstellen. Bünting begreift sein Werk als Reiseführer für den christlichen Leser. Geographie verwandelt sich zu religiöser Allegorie auf der großen Bühne des göttlichen Werks.

Antiquariat: Sehr gut erhaltene 2. Hand-Editionen 29

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Das Evangeliar Heinrichs des Löwen Liturgisches Buch und historisches Monument

Heinrich der Löwe, 1129 (31)-1195, einer der mächtigsten Landesfürsten der Stauferzeit, Herzog von Sachsen und Bayern, hat diese prunkvolle Handschrift in Auftrag gegeben. Gemeinsam mit seiner Gemahlin Mathilde, widmete er das Evangeliar dem Braunschweiger Dom, den er seit 1173 errichten ließ, anlässlich der Weihe des dortigen Marienaltars 1188. Das Evangeliarium Heinrici Leonis ist nicht nur eine der großen Schöpfungen romanischer Buchkunst in Deutschland. Es ist zugleich ein eindrucksvolles Monument der weltlichen wie geistlichen deutschen Geschichte, einzigartig deshalb, weil es ebenso von mittelalterlicher Frömmigkeit zeugt, wie seine Bilder den weltlich-politischen Anspruch Heinrichs des Löwen kundtun. Der selbstbewusste Welfe, der sich vom tatkräftigen verlässlichen Mitstreiter zum ebenso engagierten Gegenspieler seines Vetters, des Staufers Kaiser Friedrich I. Barbarossa entwickelte, hat deutsche Geschichte geprägt. Er kann als der machtvollste deutsche Territorialfürst des Mittelalters bezeichnet werden, Städtegründungen wie die von München, Bremen, Lübeck und Schwerin bleiben nachhaltig in Erinnerung. Dass Heinrich dem Kaiser schließlich die Waffengefolgschaft im Konflikt mit norditalienischen Städten und dem Papst verweigerte, erneuerte den welfisch-staufischen Konflikt und führte zu einem Verlust an Territorium und Einfluss.

Das Original des Evangeliars Heinrichs des Löwen wurde 1983 als das damals teuerste Buch der Welt für 32,5 Millionen DM im Londoner Auktionshaus Sotheby’s versteigert und liegt seither als Codex Guelf. 105 Noviss. 2° in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel bzw. als Clm 30055 in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Noch heute steht das Evangeliar auf der Forbes-Liste der teuersten Bücher der Welt auf Rang 2 und nur der Codex Leicester des Leonardo da Vinci wurde von Bill Gates zu einem höheren Preis ersteigert.

Helmarshausen, vor 1188 Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, Codex Guelf. 105 Noviss. 2o und Bayerische Staatsbibliothek, Clm 30055 Limitierte Auflage: 950 Exemplare 452 Seiten Format: 34,2 x 25,3 cm

Fol. 19r: Heinrich der Löwe und seine Frau Mathilde neben den Heiligen Blasius und Aegidius

Ausgabe Insel-Verlag und Bibliotheks-Studienausgabe in braunes Ganzleder gebunden

50 ganzseitige Miniaturen, 17 Kanontafeln, 7 ganzseitige Initialen, ca. 1500 kleine und 84 große Initialen INSEL Bibliotheca Rara ADEVA

Der Codex Etschmiadzin

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Monumentale Miniaturen führen zu den Wurzeln des Christentums

Armenien, um 989 Bibliothek Mashtots Matenadaran, Eriwan, Cod. 2374 Limitierte Auflage: 250 Exemplare 464 Seiten Format: 34,5 x 26 cm 19 Miniaturen Normalausgabe (100 Ex.) mit Ledereinband und Vorzugsausgabe (150 Ex.) mit Wiedergabe des Elfenbeineinbandes ADEVA Reichenau, um 1000 Bayerische Staatsbibliothek, München, Clm 4453 Limitierte Auflage: 850 Exemplare 554 Seiten Format: 33,4 x 24,2 cm 29 ganzseitige Miniaturen auf Echtgoldgrund und 23 Kanonseiten bzw. Initialzierseiten Müller & Schindler

Der Text des im Jahre 989 im Kloster Noravank (südöstlich von Eriwan) geschriebenen Evangeliars gilt als getreueste Kopie jener altarmenischen Bibelübersetzung, die auf das frühe 5. Jh. zurückgeht und wegen ihrer Genauigkeit und ihrer stilistischen Reinheit als die „Königin der Bibelübersetzungen“ bezeichnet wird.

Den künstlerischen und spirituellen Höhepunkt des Codex Etschmiadzin bilden jene zwei Blätter, die, an Pergamentstreifen angenäht, in die letzte Lage der Handschrift eingebunden wurden. Diese beiden Folios entstammen einem Evangeliar des 6. Jhs. und tragen vier ganzseitige Festtagsbilder.

Das Evangeliar Ottos III.

Reichenauer Buchkunst in ottonischer Zeit Zu den größten Werken der abendländischen Buchmalerei gehört das um 1000 auf der Reichenau entstandene Evangeliar Ottos III.. 2003 wurde es in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen. Es war nicht die erste Handschrift, die das Skriptorium des Inselklosters für Otto III. schuf, und sie blieb auch nicht die letzte. Es ist aber die bedeutendste und großartigste in der Reihe der kostbaren, für den Kaiser bestimmten Codizes. Der Empfänger erscheint dann auch am Anfang der Handschrift: über zwei Buchseiten ausgebreitet, ist dieses monumentale Herrscherbild eine der schönsten Dokumentationen des ottonischen Kaisertums,

der Idee des Kaisers, wie die Zeit ihn sah. Kaiserlich wie dieses Bild ist auch der übrige Schmuck der Handschrift. Sie besitzt in den Miniaturen der Evangelisten Schöpfungen von einmaliger Erfindungskraft, und die ihnen zugeordneten ganzseitigen Initialblätter gehören zu den vollendetsten Zeugnissen der mittelalterlichen Ornamentkunst.

Das Perikopenbuch Heinrichs II. Zu den kostbarsten Werken, die Kaiser Heinrich II., der Cousin des 1002 unerwartet verstorbenen Otto III., dem Bamberger Dom schenkte, zählt neben dem Evangeliar Ottos III. das zusammen mit diesem in das Weltdokumentenerbe aufgenommene Perikopenbuch Heinrichs II., ein Evangelistar mit für den Gottesdienst bestimmten Abschnitten der Evangelien, „Perikopen“, abgeleitet vom griechischen „perikóptein“ (dt.: herausschneiden). Wie auch das ältere Evangeliar Kaiser Ottos III. gehört das Buch zur sogenannten Reichenauer Liuthar-Gruppe. Die Handschrift glänzt mit einem christologischen Zyklus von Miniaturen zum Neuen Testament, einem Widmungsbild und der Illustration zur Krönung Heinrichs und seiner Gemahlin Kunigunde durch Christus. Die Zeitlosigkeit der christlichen Verkündigung hat hier eine adäquate Bildsprache gefunden, in der alles auf die Aussage konzentriert ist. Die Goldpartien des Originals sind wie beim Evangeliar Ottos III. in 23,5 Karat Echtgold faksimiliert. Der grüne

Reichenau, ca. 1007-12 Bayerische Staatsbibliothek, München, Clm 4452 Limitierte Auflage: 500 Ex. (Vz. 250) 410 Seiten Format: 42,5 x 32 cm

Seideneinband mit durchbrochener Messingplatte, ein Replikat des Rückendeckels, wird in der Luxusausgabe ergänzt durch die Wiedergabe des vergoldeten Prunkdeckels nach dem Baseler Antependium mit einer Nachbildung des zentralen Christusreliefs und der Figuren Heinrichs und Kunigundes.

Die Lambeth-Apokalypse



Die Bilder der Lambeth-Apokalypse zeugen vom tradierten Verständnis der Symbolik und der jüdischen Schriften des Alten Testaments. Aber te sset kka ckel c u m de Sch Prunk der t i i m ls Te l sgabe a sau zug r o V

Die Lambeth-Apokalypse ist eines jener frühen Zeugnisse, die für eine ganze Epoche der franko-englischen Buchmalerei Maßstäbe setzten – in einer Zeit, in der die apokalyptischen Visionen wie in kaum einem anderen Land für Auftraggeber und Künstler besondere Aktualität gewonnen hatten.

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auch Anspielungen auf Zeitgenössisches finden zuweilen versteckte Darstellung. Diese Vielfalt der Aspekte, verbunden mit der hohen künstlerischen Qualität der Miniaturen im kräftig kolorierten Zeichenstil, gibt dem Lambeth-Codex eine zentrale Bedeutung in der Überlieferung. Strahlendes Gold betont den visionären Charakter der Bilder.

40 ganzseitige Miniaturen und Schmuckseiten, 184 Großinitialen Müller & Schindler London, 1260-67 Lambeth Palace, Bibliothek des Erzbischofs von Canterbury, London, Ms. 209 Limitierte Auflage: 550 Ex. (Vz. 250) Dt. Kommentar: Ruth Mettler, Nigel Morgan 112 Seiten Format: 27,2 x 19,6 cm 78 halbseitige Miniaturen mit Echtgoldauflage sowie 28 zusätzliche Illustrationen

Müller & Schindler

Codex Manesse

32 Zürich, 1305-40

Große Heidelberger Liederhandschrift

UB Heidelberg, Cod. Palatinus Germanicus 848 Limitierte Auflage: 750 Exemplare Dt. Kommentar: Dr. Walter Koschorreck u.a. 852 Seiten Format: 35,5 x 25 cm 137 ganzseitige Autorenportraits

INSEL

Flandern, um 1470 Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Cod. 1856 Limitierte Auflage: 850 Exemplare Dt. Kommentar: Dr. Ulrike Jenni, Dr. Dagmar Thoss 308 Seiten Format: ca. 25,5 x 18,2 cm 124 Miniaturen, Lichtdruck in 13 Farben

INSEL Bibliotheca Rara

Die Große Heidelberger Liederhandschrift gilt als wichtigster Überlieferungsträger mittelhochdeutscher Lyrik, als bedeutendste Quelle des Minnesangs überhaupt. 5.400 Liedstrophen von 140 verschiedenen Dichtern auf 426 Pergamentblättern sind geschmückt mit 137 Autorenbildern. Sie halten das Typische der Gestalt, der

Dichtung und der Zeit für die Nachwelt fest. Durch seine Minaturen wird der Codex zum Dokument höfischen Lebens und des Geistes der Stauferzeit, ja des Mittelalters. Die Initiative zur Entstehung einer Minnesang-Sammlung wird den Zürchern Rüdiger Manesse und dessen Sohn Johannes zugeschrieben.

Das Schwarze Gebetbuch

Ein Rarissimum der flämischen Buchmalerei Erstausgabe der InselVerlag-Edition mit Einband aus rotem Veloursleder (Auflage 101500) / Einband aus rotem MaroquinLeder (Auflage 001-100)

Handaufbindung der Sonderedition in weinrotem Ganzleder als Teil der limitierten Gesamtauflage des InselVerlages

Nach nur 10-jähriger glanzvoller Herrschaft hinterließ der kunstsinnige Galeazzo Maria Sforza, Herzog von Mailand, der Nachwelt ein rätselhaftes Erbe: das wohl wertvollste Stück seiner erlesenen Bibliothek, das Schwarze Gebetbuch Karls des Kühnen, des Herzogs von Burgund. Die Handschrift verdankt ihren Namen der schwarzen Einfärbung der Pergamentblätter. Nicht nur der gesamte Text, auch die Lichter und Konturen der Bilder und ein Großteil des ornamentalen Schmucks wurden in Gold und Silber aufgetragen.

Francesco Petrarcas Trionfi

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Gedichtzyklus im Geist ritterlicher Minne Am Karfreitag 1327 begegnete der junge Francesco Petrarca (1304-74) in der Kirche Sainte Claire in Avignon der verheirateten Laura, seiner lebenslangen platonischen Liebe und Leitfigur seiner Dichtungen, der lyrischen Gedichte des Canzoniere (Lieder) und der allegorischen der Trionfi (Triumphe). Trionfi, die vom Geist der Antike getragene Lobpreisung der Triumphe des Göttlichen, entstand nach 1352, vielleicht noch in Avignon, der Stadt, in der Petrarca für längere Zeit am Papsthof gelebt hatte, die er aber 1353 für immer verließ. Dem Askanierfürsten Ludwig v. Anhalt-Köthen (1579-1650) gelang 1628 eine kongeniale Übertragung des Textes, deren Wiederentdeckung im Zentrum dieser

Edition steht. Der Codex selbst stammt aus der Bibliothek des römischen Kardinals Zelada. Nach der Besetzung des Kirchenstaates durch Frankreich und seiner Verbannung stiftete Zelada seine Büchersammlung der Biblioteca de la Catedral, Toledo. Von dort gelangte der Codex 1869 in die Biblioteca Nacional, Madrid.

Biblioteca Nacional, Madrid, Ms. Vitr. 22-4 Limitierte Auflage: 1.380 Exemplare Dt. Kommentar: Elisa Ruiz, Robert Hilgers 176 Seiten Format: 11,5 x 7,5 cm 7 Miniaturen VICENT GARCÍA

Das Berliner Stundenbuch

der Maria von Burgund und Kaiser Maximilians I. Kunst als Liebesbeweis Die Verbindung der Häuser Habsburg und Burgund durch die Heirat zwischen Maria von Burgund, der einzigen Tochter und Erbin Karls des Kühnen, und dem Sohn Kaiser Friedrichs III., Maximilian, war trotz dahinter stehender politischer Erwägungen ein romantischidyllisches Intermezzo und führte zu persönlichem Liebes- und Familienglück. Im Zuge dieser Verbindung aus dem Jahre 1477 entstand eine der schönsten Bilderhandschriften des burgundischen Fürstenhauses: Das Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund und Kaiser Maximilians I.. Der Buchmaler erschließt Innenräume und weite Landschaften und tritt mit den besten

Florenz, um 1480

Brügge, um 1480 Kupferstichkabinett der Staatl. Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ms. 78 B 12 Limitierte Auflage: 980 Exemplare 726 Seiten Format: 10,3 x 7 cm 27 ganzseitige Miniaturen, 11 größere Miniaturen 36 Kleinbilder, 16 Ornamentseiten

Tafelmalern seiner Zeit in einen Wettstreit, bei dem die Buchkunst nicht selten triumphiert. Sogar der große Simon Bening hielt später so manche Bildidee aus dem Stundenbuch für zeitlos gültig.

CORON / FVL

Das Stundenbuch des Pico della Mirandola

34 Norditalien, um 1499 British Library, London, Ms. Add 50002 Limitierte Auflage: 1.495 Exemplare

l. 13r: Ausschnitt fo ndigung Marienverkü

230 Seiten Format: 16,5 x 11 cm 4 ganzseitige und 7 kleinere Miniaturen

Müller & Schindler CORON

Brügge, 1. Hälfte 16. Jh. Boston Public Library, Ms. Med. 35 & Fitzwilliam Museum, Cambridge, Ms. 257 a, b Limitierte Auflage: 999 Exemplare 32 Seiten Format: 11 x 9 cm 16 ganzseitige Miniaturen und 14 Initialen (Gold / Silber)

PATRIMONIO

Galeotto Pico della Mirandola (1442 -99), für seinen militärischen Dienst durch Kaiser Sigismund zum Ritter geschlagen, residierte in Norditalien im kleinen Fürstentum Mirandola, malerisch gelegen zwischen der Grafschaft Mantua und den Herzogtümern Ferrara und Modena. Das kurz vor seinem Tode fertiggestellte Stundenbuch beginnt mit

einem Kalender, der Feste und Heiligentage verzeichnet. Fein gemalte Tierkreiszeichen und Monatsbilder führen durch das Jahr. Vier ganzseitige Miniaturen stehen vor den einzelnen Offizien. Sie sind, wie die Kalenderminiaturen, nach den Prinzipien mittelalterlicher Handwerkskunst in 23,5 Karat vergoldet. Sieben kleinere Miniaturen bilden den Randschmuck, Christi Geburt, die Darstellung im Tempel, die Auferstehung und anderes mehr. Der Meister dieser vollendeten Maltechnik, die Konturen und plastische Komplexe nicht exakt umreisst, sondern durch feinste Pinselstriche liebevoll umgrenzt, war Giovanni Francesco Maineri, Hofmaler des ferraresischen Fürstenhauses Este.

Rosario de Juana la Loca Johanna I., 1479-1555, Königin von Kastilien und Aragón, Tochter der Katholischen Könige, Ferdinands II. und Isabellas I., bedeutendste Fürstin Europas und Herrscherin über ein fast unermesslich großes Gebiet, vom eigenen Vater für angeblich regierungsunfähig erklärt und 1509 von Staatsaufgaben entbunden, gab das Werk zu Beginn des 16. Jahrhunderts bei Simon Bening in Auftrag. Zur Zeit der Entstehung des Codex war Johanna,

Das Rosenkranz-Gebetbuch einer spanischen Königin die Gemahlin Philipps des Schönen von Burgund, auf dem Zenit ihres Daseins. Der Flame Bening (um 1483-1561) war der herausragendste Miniaturist seiner Zeit. Der portugiesische Diplomat und Humanist Damiao de Goes bezeichnete ihn einst als den besten Künstler der Buchmalerei. In Benings Werkstatt in Brügge entstand die gewünschte Handschrift, ein Rosenkranz-Gebetbuch, dessen 16 farbenprächtige Miniaturen die in altspanischer Sprache verfassten Gebete illustrieren.

Editionen des Faksimile Verlages Luzern Das Book of Kells wurde vermutlich im Kloster Iona um das Jahr 800 von unbekannten Künstlern geschaffen. Kaum ein anderes Werk besitzt eine so ungeheuere Symbolkraft und magische Ausstrahlung wie dieses prachtvolle Evangeliar. Das Geheimnisvolle gründet vor allem im Reichtum und in der Komplexität seiner Dekoration. Der Eindruck der Heiligkeit des Textes wird durch eine Ausgestaltung, die übernatürlich anmutet, bestärkt. Bis auf zwei sind alle Seiten der Handschrift mit einer fast unbeschreiblichen Fülle symbolträchtiger und mystischer Malerei

Book of Kells Mystisches Zeugnis frühen Christentums

35 Insel Iona (Hebriden), um 800 Trinity College Library, Dublin, Ms. A.I.6 (58) Limitierte Auflage: 1.480 Exemplare 680 Seiten Format: 33 x 25 cm

ausgeschmückt. Das Buch enthält die vier Evangelien als den heiligsten Text der Christenheit, aber auch vielfältigste Zitate, die sehr humorvoll sind. Buchstaben werden zu Bildern und Bilder zu Buchstaben.

Das Lorscher Evangeliar In der berühmten Hofschule Karls des Großen in Aachen entstand als formvollendetes Werk um 810 eine Evangelienhandschrift, also eine Sammlung der vier Evangelien des Neuen Testaments, die wohl auch Karl der Große in Händen gehalten hat, geschaffen von den besten Künstlern ihrer Zeit: das Lorscher Evangeliar.

Dieses monumentale Werk der karolingischen Hofkunst ist eine der seltenen frühmittelalterlichen Handschriften, die ganz mit Goldtinte geschrieben sind. Ganzseitige Prachtillustrationen begeistern durch ihre Monumentalität: so die Kanontafeln, die am Anfang eines jeden Evangeliars stehen und dem Leser die Harmonie der Evangelien vor Augen führen, ebenso wie die Evangelistenporträts zu Beginn der jeweiligen Vorworte oder die prachtvollen Incipitseiten, also die Textanfänge der einzelnen Evangelien.

Einband aus feinstem weißen Leder und Schmuckkassette

Aachen, um 810 Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 50; Biblioteca Documentară Batthyáneum, Alba Julia; Victoria & Albert Museum, London, Inv. Nr. 138-1866; Museo Sacro, Vatikan Limitierte Auflage: 333 Exemplare 473 Seiten Format: 37 x 27 cm Nachbildungen der Elfenbeintafeln des Originaleinbandes

36 Erzbistum Mainz, um 1250

Das Mainzer Evangeliar Ein Fest der Farbe und des Lichts

Hofbibliothek Aschaffenburg, Ms. 13 Limitierte Auflage: 980 Exemplare 200 Seiten Format: 35,3 x 27 cm 71 teilweise ganzseitige Miniaturen und 300 Zierinitialen

Nordfrankreich, Anfang 15. Jh. Royale Albert I, Brüssel, Ms. 11060-61

Einmalig für seine Zeit ist die Fülle des Bilderzyklus, der das vollständige Leben Jesu in Gold und leuchtenden Farben in der Stilistik des frühgotischen Zackenstils illustriert. Die nahezu durchgehend goldene Schrifttextur und meist auf Goldgrund gemalte Miniaturen machen den Codex Aureus zu einem der bedeutendsten Werke deutscher Malerei des 13. Jahrhunderts. Der Auftraggeber dieses unvergleichlichen Prachtevangeliars ist heute unbekannt. Die außergewöhnlich kostbare Ausstattung legt aber nahe, den mächtigen Mainzer Erzbischof entweder als Stifter oder Adressaten der einzigartigen Handschrift anzusehen. Ausgesprochen reizvoll sticht das brillante Kolorit der Miniaturen heraus, das den Vergleich mit farbenprächtigen Kirchenfresken und der Leuchtkraft der Glasmalerei nicht zu scheuen braucht. Gleich einem lichtdurchfluteten Kirchenfenster leuchten die kräftigen Farben der Bild- und Zierelemente aus dem fast blendenden Goldgrund.

Das Brüsseler Stundenbuch Inbegriff des gotisch gestalteten Buches

Limitierte Auflage: 980 Exemplare 276 Seiten Format: 27,5 x 18,5 cm 20 ganzseitige Miniaturen und 17 Initialseiten Das Brüsseler Stundenbuch gilt als Inbegriff des gotisch gestalteten Buches. Erstmals zeigt sich hier eine ganz moderne Art der Illumination: eine große Miniatur im einfachen Rechteck, ohne jedes Maßwerk und ohne rechte Anpassung an das Buch. Fast scheint es, als wolle der Maler ein Fenster in das Pergament schneiden und den Blick nach außen öffnen. Man nimmt an, dass die Konzeption und die Vorzeichnungen auf den Miniaturisten Jacquemart zurückgehen,

der seit 1384 im Dienste des Herzogs von Berry stand. Er wandelte die Miniatur in ein ganzseitiges, autonomes Bild um, ganz nach italienischem Vorbild. Einer der Höhepunkte im Brüsseler Stundenbuch ist zweifellos die Demi-Grisaille-Doppelseite. Im Brüsseler Stundenbuch ist sie mit kräftigen Farbtupfern gepaart, ein künstlerisches Mittel zu neuer Ästhetik.

Les Petites Heures Das „Kleine Stundenbuch“ Ein großes Kunstwerk des Herzogs von Berry

Die bedeutendsten Buchmaler des 14. Jahrhunderts haben im Auftrag des Herzogs von Berry ein wahres Kunstwerk geschaffen, darunter zu Beginn der große Jean Le Noir, in einem zweiten Arbeitsabschnitt der berühmte Jacquemart de Hesdin, zuletzt sogar noch einer der Gebrüder Limburg. So entstand in diesem

37 herrlichen Buch eine Galerie von Bildern in einer Anzahl, die jedem Museum heute zur Ehre gereichen würde. 119 Miniaturen finden sich im Codex. Die Schrift- und Miniaturseiten dieses prächtigen Stundenbuches sind durchweg mit filigranen Ranken, Vögeln und Schmetterlingen ausgeschmückt. Die feinen Darstellungen dienen als kunstvolle visuelle Unterstützung, mit der die Buchmaler den Gebetstext zur Geltung brachten. Es gibt viele Hinweise darauf, dass der Herzog dieses Stundenbuch auf seinen häufigen Reisen immer bei sich hatte.

Frankreich, 1372-80 / 1385-90 / 1410 Bibliothèque nationale de France, Paris, Ms. lat.18014 Limitierte Auflage: 980 Exemplare 586 Seiten Format: 21 x 14,5 cm 119 Miniaturseiten sowie weitere über 300 prächtig verzierte Seiten

Die Ottheinrich-Bibel

Die Königin der deutschen Bibeln

Regensburg, um 1425 Bayerische Staatsbibliothek, München, Cgm 8010/1.2 Limitierte Auflage: 980 Exemplare 156 Seiten Format: 53,2 x 37,2 cm

100 Jahre vor Luthers Bibelübersetzung, um 1425, entstand die frühneuhochdeutsche Handschrift. Prachtvoll in Gold und kostbaren Farben von zwei Regensburger Meistern illuminiert, geriet die Bibel zum höfischen Prachtwerk. Der bibliophile Kurfürst Ottheinrich von der Pfalz (1502-1559) erwarb die Handschrift um 1530 als Prunk-

stück für seine weltberühmte Heidelberger Bibliotheca Palatina. Im Auftrag Ottheinrichs setzte der Renaissancemaler Matthias Gerung die Ausstattung der Handschrift fort, so dass nunmehr eine unvergleichlich prächtige Ausgabe des Neuen Testaments vorliegt, die – in frühneuhochdeutscher Sprache geschrieben – für den heutigen Betrachter gut lesbar ist.

46 Miniaturen, 41 Goldinitialen

Les Très Riches Heures du Duc de Berry

38 Paris, 1410-1485 Museé Condé, Chantilly bei Paris, Ms. 65 Limitierte Auflage: 980 Exemplare 416 Seiten Format: 29,4 x 21,5 cm 131 Miniaturen, über 3.000 Goldinitialen

Flandern, um 1380-? / 1405-16 / 1424-41 / 1450? Museo Civico d’Arte Antica, Turin, Inv. No. 47 Limitierte Auflage: 980 Exemplare 252 Seiten Format: 28,4 x 20,3 cm 28 Miniaturen, u.a. von Jan van Eyck, unzählige Initialen und Bordüren Einband aus dunkelgrünem Samt mit goldgeprägter Deckelvignette

Jean, Duc de Berry, der die Très Riches Heures in Auftrag gab, war der wohl größte Bibliophile des Mittelalters. Einsam überragt das zwischen 1410 und 1485 entstandene Werk an Neuem und Kühnheit seine Zeit. Was der Handschrift zu ihrem einzigartigen Ruhm verholfen hat, sind ihre großen Miniaturen, in der Art und im Format kleiner Tafelbilder. Paul Limburg und seine Brüder begannen mit der Ausschmückung des prunkvollen Stundenbuchs, Jean Colombe vollendete sie. Verfeinerter Manierismus der Hofkunst, Einflüsse der italienischen und niederländischen Malerei vereinigten sich mit den Stileigenheiten der Pariser Werkstätten zu einer Synthese, die den „Internationalen Stil“ begründete. Im Codex begegnen 131 reich mit Gold und Silber ausgelegte Prachtminiaturen, 3.000 Goldinitialen sowie über 1.800 vergoldete Zeilenleistchen.

Das Turin-Mailänder Stundenbuch Buchmalerisches Lebenswerk des Jan van Eyck Das Turin-Mailänder Stundenbuch wurde in einem Zeitraum von 70 Jahren geschaffen. Am Anfang stand ein äußerst ehrgeiziges Projekt für eine Handschrift monumentalen Umfangs. Auftraggeber war der Herzog Jean von Berry, nach dessen Tod die Arbeit am Manuskript ruhte. Der Erbe des Codex, Graf Johann von Holland, war es, der Jan van Eyck 1424 mit der Vollendung des Werkes beauftragte. Van Eyck verstarb 1441, die Vollendung

geschah auf Initiative Philipps des Guten. Das eigentliche Stundenbuch, die Très Belles Heures de Notre-Dame, gelangte in den Besitz von Robinet d’Estampes, Schatzmeister des Herzogs von Berry; der zweite Teil bestand aus den 1904 verbrannten Heures de Turin, deren Überreste, nur vier Blätter, heute im Louvre aufbewahrt werden, und schließlich aus dem Messbuch, benannt als Turin-Mailänder Stundenbuch.

Die 42-zeilige Gutenberg-Bibel –

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das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch

Die Mazarine-Bibel 300 Jahre nach der Erfindung Gutenbergs entdeckte der Pariser Bibliograph und Buchhändler Guillaume-François de Bure 1763 in der Sammlung des Kardinals Mazarin (1602-61) eine 42-zeilige Gutenberg-Bibel. Das Exemplar der Bibliothèque Mazarine, an dem die Inkunabelkunde zuerst erkannte, dass es sich um Gutenbergs Werk handelt, ist vollständig erhalten und in einem hervorragenden Zustand. Es besteht aus zwei Bänden von 648 und 636 Seiten, zweispaltig gesetzt auf elfenbeinartigem Papier. Das Exemplar weist zahlreiche gemalte Initialen auf, insbesondere in Blau und Rot gehaltene Initialen am Anfang der Kapitel, welche noch in Das Faksimile der Mazarine-Bibel Mainz ausgeführt wurden mit Reproduktion des Originaleinbandes (Mainzer Kalligrafie).

Die Berliner Gutenberg-Bibel Die künstlerische Ausstattung des Berliner Exemplars der Gutenberg-Bibel ist einem um die Mitte des 15. Jahrhunderts tätigen Buchmaleratelier zuzuschreiben. Es wird nach einem Schmuckmotiv als „Pfauenwerkstatt“ bezeichnet und war wahrscheinlich in Leipzig ansässig. Charakteristisch für Arbeiten dieses Ateliers sind Vogel- und Insektendarstellungen. Entstanden in Mainz, 1454-56, gelangte der Druck auf Pergament nach Sachsen in das Bistum Meißen, und dort eben nach Leipzig, um rubriziert und illustriert zu werden. Schmuckinitialen, zum Teil mit figürlichen Darstellungen, und Randleisten mit ornamentalem oder naturalistischem Rankenwerk verweisen auf den hohen ästhetischen Anspruch der höfischen Kunst des 15. Jahrhunderts.

Mainz, 1454-56 Bibliothèque Mazarine, Paris, Ms. Inc. 1 Limitierte Auflage: 250 Exemplare inkl. einer Luxusausgabe mit Reproduktion des Originaleinbandes 1.284 Seiten Format: 42,5 x 31 cm

Bibliotheca Rara

Mainz, 1454-56, illustriert in Leipzig um 1460 Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ms. Inc. 1511 Limitierte Auflage: 895 Exemplare Etwa 100 farbige Miniaturen in Lichtdruck mit 4-12 Farben mit Goldfolienauflage 1.282 Seiten Format: 42,5 x 31 cm

IDION

Unser Domizil

48143 Münster Rosenstr. 12-13 (vis-à-vis der Überwasserkirche) Telefon: +49 (0)251 48 227-0 Telefax: +49 (0)3212 839 7151 E-Mail: [email protected] · Internet: www.br-faksimile.de