Jadranka Dieter Stufen der Triangulierung Die Bedeutung der Dyade und der Triade in Entwicklung und Psychotherapie

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ÖGATAP

Österreichische Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie und allgemeine Psychotherapie

Imagination 4 /2004

Jadranka Dieter Stufen der Triangulierung – Die Bedeutung der Dyade und der Triade in Entwicklung und Psychotherapie Kristina Cordes-Leyendecker Der Pilger auf seiner Reise zu sich Selbst – Überlegungen zu einem Tagtraum-Motiv in der Schlussphase der Therapie mit der Katathym Imaginativen Methode Hermann Pötz Die Wirkungsweise des Autogenen Trainings – Ein Beitrag zur tiefenpsychologischen Konzeptualisierung der Grundstufe der Autogenen Psychotherapie

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Offenlegung gemäß Mediengesetz, . Jänner  Nach §  (): Imagination (vormals „Ärztliche Praxis und Psychotherapie“) ist zu  % Eigentum der Österreichischen Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie und allgemeine Psychotherapie (ÖGATAP),  Wien, Kaiserstraße /. Ziele der Gesellschaft: Ausbildung gemäß den Bestimmungen des Psychotherapiegesetzes vom . .  in psychotherapeutischen Methoden. Vorstandsmitglieder ÖGATAP: . Vorsitzender: Dr. Hans Kanitschar; . Vorsitzende: Dr. Berta Pixner; Ausbildungsleiterin: Dr. Susanne Frei; Schriftführer: Dr. Michael Rosner; Kassierin: Dr. Margit Scheuchel; KandidatInnenvertretung: Mag. Stephan Engelhardt, Dr. Dorothea Becker; DozentInnenvertretung: Dr. Josef Bittner; TherapeutInnenvertretung: Mag. Andrea Wolek, Elvira Ölscher; Rechnungsprüfer: Dr. Hans Haltmayer, Mag. Irmgard Stütz Nach §  (): keine Nach §  (): Imagination vertritt die Anliegen der Österreichischen Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie und allgemeine Psychotherapie und soll über verschiedene Therapiemethoden und vor allem deren Anwendung in der Praxis informieren.

Impressum Imagination (vormals: „Ärztliche Praxis und Psychotherapie“) ist das offizielle Organ der Österreichischen Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie und allgemeine Psychotherapie (ÖGATAP). Herausgeber und Eigentümer: Österreichische Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie und allgemeine Psychotherapie, Kaiserstraße /,  Wien, Tel.  /   , Fax:  /    - . Schriftleitung: Dr. Josef Bittner Redaktionsanschrift: Landhausgasse /,  Wien Erscheinungsweise: Viermal jährlich Verlag: Facultas Universitätsverlag, Berggasse ,  Wien, Tel.:  /    Druck: WUV Universitätsverlag Layout und Satz: Gerhard Krill,  Wien; http://www.krill.at Bezug: Für Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie und allgemeine Psychotherapie im Jahresmitgliedsbeitrag eingeschlossen. Abonnements und Einzelhefte können über jede Buchhandlung oder über die ÖGATAP, Kaiserstraße /,  Wien, bezogen werden. Jahresabonnements € ,–, Einzelpreis € ,–. Inseratenannahme: Facultas Universitätsverlag Copyright: Alle Rechte vorbehalten. Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Verbreitung, Vervielfältigung, photomechanischen Wiedergabe und Wiedergabe auf Tonträgern vor. Nachdruck ist nur unter genauer Quellenangabe und mit schriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet. ISSN -

Imagination

Inhalt

26. Jahrgang, Nr. 4/2004

Editorial 3 Jadranka Dieter Stufen der Triangulierung – Die Bedeutung der Dyade und der Triade in Entwicklung und Psychotherapie 5 Kristina Cordes-Leyendecker Der Pilger auf seiner Reise zu sich Selbst – Überlegungen zu einem Tagtraum-Motiv in der Schlussphase der Therapie mit der Katathym Imaginativen Methode 40 Hermann Pötz Die Wirkungsweise des Autogenen Trainings – Ein Beitrag zur tiefenpsychologischen Konzeptualisierung der Grundstufe der Autogenen Psychotherapie 56 Buchbesprechung 72 Register 1991–2004 74



Errata In der letzten Ausgabe der Imagination 3/2004 (Beiträge zur Kooperativen Psychotherapie) sind leider zwei Fehler passiert. Der Mitautor des ersten Beitrages Dr. Johann Lauber fehlt bei der Auflistung der AutorInnen auf dem Titelblatt. Der Beitrag von Fritz Döcker und Petra Klampfl (S. 50 ff ) sollte heißen: ­Integrative Behandlung von PatientInnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung im Rahmen einer stationären Krisentherapie auf einer sozialpsychia­ trischen Aufnahmeabteilung (statt: Interaktive Behandlung …). Ich bitte um Entschuldigung

Imagination, Nr. 4 /2004

Dr. Josef Bittner Schriftleitung

Editorial



Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, in Anlehnung an den Beitrag von Jadranka Dieter widmet sich dieses Editorial triangulären Assoziationen. „Alles hat zwei Seiten. Aber erst wenn man erkennt, dass es drei sind, erfasst man die Sache.“ So definiert Heimito von Doderer in seinem „Repertorium – ein Begreifbuch von höheren und niederen Lebens­Sachen“1 Objektivität. Das Ideal empirisch-naturwissenschaftlicher Erkenntnis wird angepatzt. Das haben die Wissenschaftler nicht gerne. Es soll klare Verhältnisse geben (nämlich „objektive“) und keinen störenden Dritten. Das trianguläre Element bringt Verunsicherung in eine nach Klarheit und Eindeutigkeit strebende Erkenntnisideologie der Naturwissenschaften. Denken wir nur an die zögerliche Bereitschaft, die Heisenberg’sche Unschärferelation auch in den Modellen und Forschungsdesigns der Human- bzw. Sozialwissenschaften ernst zu nehmen.2 Heisenberg hat nachgewiesen, dass unser Wissen über die Natur grundsätzlich begrenzt ist (Position und Bewegungsimpuls eines Elementarteilchens lassen sich nicht gleichzeitig feststellen), und trotzdem halten viele an der Wenn-dann-Dyade fest und forschen, was das Zeugs hält. Kein Wunder, wenn sich in diese Ursache-Wirkungs-Einengungen immer wieder medial gut verbreitbare „Erkenntnisse“ mischen: „Bügeln macht Männer sexy“ 3. In Wenn-dann-Relationen ist alles möglich. Triadisches Wahrnehmen anerkennt die mögliche Fremdheit des Anderen, der Andere ist mehr als mein „Zugriff“, es gibt eben nicht nur zwei Seiten, sondern mindestens drei. Doderers bekanntester Roman ist „Die Strudlhofstiege“4. Sie wird zum Schauplatz, ja zur Bühne des Lebens: die Protagonisten erleben „eine jener Szenen, die man nur von der Bühne in Erinnerung hat, die es aber im Leben wirklich gibt, wenn auch selten; und dann kommen sie völlig unvermutet zustande. Und erst hintennach erkennt man sie als solche“.5 Wer den Roman liest oder wer die Strudlhofstiege begeht (übrigens ein ausgezeichnetes Motiv, nach Wien zu reisen), kann etwas von dieser dritten Seite erfahren. Die Strudlhofstiege ist nicht weit von der Berggasse entfernt. Verbindet man den Wohnsitz der Freuds mit der Stiege und konstruiert auf dem Stadtplan ein Imagination, Nr. 4 /2004



Editorial

gleichseitiges Dreieck (man trianguliert – die Triangulierung ist auch ein geodätisches Verfahren zur Bestimmung der Lage von Punkten der Erdoberfläche), so kommt man in die Nähe des Café Stadlmann in der Währinger Straße. Dieses Café ist in mehrfacher Weise interessant. Es befindet sich schräg gegenüber des Physio­logischen Institutes, das früher in einer alten Gewehrfabrik untergebracht war (Freud war im Oktober 1876 dort Famulus bei Ernst von Brücke geworden).6 Zum anderen könnte dieses Café Schauplatz jener Szene sein, die Ralph Steadman7 in seinem Buch „Sigmund Freud“ beschreibt: Freud (der praktisch nie Alko­ hol trank und schon als Kind Klavier hasste) geht im Zustand fortgeschrittener Alkoholisierung auf den Klavierspieler zu und sagt: „Young man, do you know, you’re driving me crazy?“ Worauf der Pianist antwortet: „No, but if you can hum (summen) it, I can play it“, (für Steadman ein Beispiel für einen englischen Witz mit Doppelsinn-Technik, denn er beruht auf der Doppeldeutigkeit von „to know“ (kennen, wissen). So geht das in Wien, wo sonst. Der nächste Kongress der ÖGATAP für angewandte Tiefenpsychologie hat auch eine trianguläre Thematik: „Aggression, Trennung und Anerkennung“ (14./15. Jänner 2005)8 – ein weiterer Grund nach Wien zu kommen. Im Namen des Teams der „Imagination“, Wilfried Dieter (Mit-Herausgeber und Lektorat) und Gerhard Krill (Grafik) wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr und weiterhin trianguläre Ungereimtheiten und Bereicherungen. Ihr Josef Bittner Anmerkungen: 1 Doderer, H. v. (1969) Repertorium. Ein Begreifbuch von höheren und niederen Lebens- Sachen. Biederstein. München. S. 172 2 Vgl.: Mayer, E. L. (1999): Veränderungen in den Naturwissenschaften und ihre Auswirkungen auf das Wissen und die Autorität in der Psychoanalyse. In: Hardt, J. Vaihinger, A. (Hg.) (1999): Wissen und Autorität in der psychoanalytischen Beziehung. Psychosozial-Verlag. Gießen. S. 159 ff 3 Diverse österreichische Printmedien am 27.  10.  2004 unter Berufung auf „Men’s Health“ (November-Ausgabe) – solche Meinungen haben gute Chancen zu einer SFP (self fulfilling prophecy) zu werden. 4 Doderer, H. v. (1966): Die Strudlhofstiege. DTV. München 5 Hubmann F. (1996): Auf den Spuren von Heimito von Doderer. Brandstätter. Wien. S. 45 6 Tögel, C. (1996): Freuds Wien. Turia und Kant. Wien. S. 21 7 Steadman, R. (1981): Sigmund Freud. Rowohlt. Reinbeck bei Hamburg. S. 68 –  69 8 Vgl. auch: Küchenhoff, J. (1999): Verlorenes Objekt, Trennung und Anerkennung. In: Schlösser, A.-M., Höhfeld, K. (Hg.): Trennungen. Psychosozial-Verlag, Gießen. S. 35 – 52 Imagination, Nr. 4 /2004

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Stufen der Triangulierung – Die Bedeutung der Dyade und der Triade in Entwicklung und Psychotherapie Jadranka Dieter

Einleitung In den letzten 30 Jahren wurde unter verschiedenen Beobachtungsperspektiven die Bedeutung des dyadischen und des triadischen Erlebens des Menschen von vielen Forschern formuliert. Die psychoanalytische Theorie entfernte sich allmählich von der Kernvorstellung, die Zweierbeziehung (Dyade) zwischen Mutter und Kind sei maßgeblich verantwortlich für die psychische Entwicklung des Kindes, und erkannte immer deutlicher, wie für diesen Prozess entscheidend wichtig die weiteren Beziehungen des Kindes sind, z. B. die Vater-Kind-Beziehung. Die Bedeutung des Vaters für die psychische Entwicklung des Kindes – der Vater als realer Repräsentant des Dritten – rückte allmählich in den Fokus tiefenpsychologischer Überlegungen. Grob zusammengefasst lassen sich diesbezüglich bis heute folgende Strömungen in der psychoanalytischen Theorieentwicklung beobachten:  • Freud sah den Vater vorwiegend in der ödipalen Dynamik. Er formulierte die ambivalente Vater-Sohn-Beziehung und den ödipalen Vater als potentiellen Beschützer, als Kastrator und als Vertreter der Realität. Die innere Repräsentanz des Vaters ist wesentlich maßgebend für die Bildung des Über-Ichs. In der prä­ ödipalen Zeit trat der Vater entwicklungspsychologisch kaum in Erscheinung. Im Vordergrund stand die Bewältigung der Konflikte der ödipalen Entwicklungsphase als entscheidende Erfahrung des Kindes, die als psychische Grundstruktur verinnerlicht und in neuen Situationen reaktiviert wird.  • In der Zeit nach Freud stand die frühe Mutter-Kind-Dyade ohne Beachtung des Vaters über lange Zeit im Vordergrund der psychoanalytischen Theoriebildung. Alle Beobachtungen konzentrierten sich hier um eine präödipale, rein dyadisch geprägte psychische Welt der frühen Kindheit. Die Mutter schien die Imagination, Nr. 4/2004



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wesentliche Bezugsperson zu sein, die sowohl die gesunde wie auch die pathologische Entwicklung des Kindes beeinflusste.  • Am Anfang wenig beachtet – und später um so mehr hervorgehoben – stellten vor allem Mahler und ihr Schüler Abelin (und danach viele andere Forscher) die Bedeutung des präödipalen Vaters als triangulierendem Dritten heraus. Der Vater ist der, der dem Kind dazu verhilft, von der Mutter-Kind-Dyade zur Triade und dadurch zur Individuation und Autonomie zu kommen.  • Auch die französischen (Lacan, Chasseguet-Smirgel, Green u. a.) und etwas später die kleinianischen Psychoanalytiker (Britton, Steiner, Segal u. a.) sehen die psychische Existenz des Menschen von Beginn an potentiell triadisch strukturiert. Der internalisierte Vater im Inneren der Mutter ermöglicht eine Dreiecksbeziehung trotz realer Dyade und damit den psychischen Raum.  • Neue empirische Beobachtungsstudien (Bürgin, Rotmann, v.  Klitzing, Herzog, Metzger, Dammasch) formulieren neue Konzepte und geben dem Vater eine gleichwertige Bedeutung wie der Mutter in der psychischen Entwicklung des Kindes und sehen die Triade als Grundform menschlicher Beziehungen.

Teil 1: Dyade und Triade in der menschlichen Entwicklung Symbiotisches Erleben und Loslösung bzw. Trennung sind Grundthemen der psychischen Entwicklung und des menschlichen Zusammenlebens. Unter Symbiose ist eine „Vorstellung von völliger Übereinstimmung, von der libidinösen Begegnung bis hin zur fusionär-symbiotischen Verschmelzung“ (Metzger 2000) zwischen zwei Personen (in einer Dyade) zu verstehen. Durch etwas Drittes oder durch eine dritte Person kann diese Symbiose in Richtung Loslösung und Individuation aufgelöst werden. Das Dritte beeinflusst und verändert die aktuelle Situation und bringt Veränderung und damit neue Möglichkeiten der Entwicklung. In der psychoanalytischen Theorie hat diese Funktion der Vater, der die Entwicklung in Richtung Triade ermöglicht. Da es schwierig ist, die vielfältigen, auf unterschiedlichen theoretischen Modellen beruhenden Theorien zur Entwicklung der Triangulierung bzw. zur Bedeutung des Vaters in der frühen Kindheit in ihrer vollständigen Differenziertheit zu erfassen und in einem kohärenten und integrativen Modell zusammen zu fassen, sind die folgenden Ausführungen lediglich als eine Anregung in der Auseinandersetzung mit diesem Thema zu verstehen. Das Konzept der frühen Triangulierung wurde erstmals von Abelin (1971) formuliert. Nach Abelin löst sich das Kind am Ende des 1. Lebensjahres zunehmend aus der symbiotischen Beziehung zur Mutter und fühlt sich immer wieder davon bedroht, in den regressiven Sog der Symbiose mit der Mutter zurückgezogen Imagination, Nr. 4/2004

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zu werden. In dieser Sichtweise wird dann der Vater zum Retter vor der wiederverschlingenden Mutter. Er wird als eine bereits vertraute und außerhalb des ­mütterlichen Universums stehende wichtige Bezugsperson wahrgenommen, die dem Kind hilft, den Weg in die äußere Realität zu finden. Der Vater öffnet die Mutter-Kind-Dyade zur Triade. Ab dem 18. Lebensmonat in etwa dürften sich neben den schon früher entstehenden Repräsentanzen des Selbst mit der Mutter und des Selbst mit dem Vater auch die Repräsentanzen des Selbst mit dem Elternpaar herausbilden, welche die Wahrnehmung und die Innenwelt des Kindes entscheidend strukturieren. Damit kommt dem Vater aus der Sicht des Kindes eine doppelte Bedeutung zu: Er stellt eine dyadische Kontrastrepräsentanz zur Mutter dar, und er ist ein Beziehungspartner der Mutter (Dammasch 2000). Dieser Mechanismus der frühen Triangulierung ist nach Abelin ein eigener Organisator des psychischen Apparates, der sowohl Objektbeziehungen strukturiert als auch Denkprozesse organisiert. „Die Triangulierung beinhaltet sowohl einen inter- als auch einen intrapsychischen Prozess, durch den die Spiegelerfahrungen des Kindes mit Mutter und Vater im Rahmen der Wiederannährungsphase allmählich zu inneren Imagines werden.“ (Dammasch 2000). Die Gedanken von Abelin wurden von vielen Forschern aufgegriffen und fortgeführt. Bürgin (1998 a) formuliert, dass das primäre Modell über den Aufbau von Repräsentanzen das einer Dreisamkeit (interpsychische Triangulierung) ist: Selbstrepräsentanz, Objektrepräsentanz 1 (meist die Mutter) und Objektrepräsentanz 2 (meist der Vater), das durch entsprechende Besetzungen bzw. Belastungen leicht in 3 Zweisamkeiten (Dyaden) zerfällt. Die Internalisierung der Repräsentanzen des Selbst mit Vater und Mutter als Liebespaar (als Objektrepräsentanz 3) würde eine frühe intrapsychische Triangulierung bedeuten (Abb. 1). Kind – Selbst

Objektrepräsentanz 1

Mutter – Objekt 1

Objektrepräsentanz 2

Objektrepräsentanz 3

Vater – Objekt 2

Abb. 1: Intrapsychische Triangulierung Imagination, Nr. 4/2004



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„Die zweite Objektrepräsentanz, der Dritte also, trennt das Kind für immer vom Baum des Lebens ab, d. h. von der mütterlichen Allmacht.“ (Bürgin (1998 a). Die Bedeutung des Vaters zeigt sich im Erleben des Kindes also von zwei Seiten. Einerseits ist er ein Störenfried (Stork 1986), der die Realität von außen an das Kind heranträgt und es der narzisstischen Illusion beraubt, in ewiger Verschmelzung mit der allmächtigen, guten Mutter-Imago zu verbleiben. „Er zerschneidet sozusagen die psychische Nabelschnur zwischen Mutter und Kind und etabliert damit das frühe Inzesttabu. Zum anderen ist er der bewunderte Befreier, der das Kind vor der bedrohlichen Wiederauflösung des Ichs im Strudel der Symbiose mit der Mutter schützt, zur „Ent-Identifikation“ von der primären Mütterlichkeit führt, Selbst- und Objektgrenzen etablieren hilft und das Kind als Individuum in eine ödipal strukturierte Welt einführt.“ (Dammasch und Metzger 1998). Erst die intrapsychische Etablierung der Verbindungsrepräsentanz von Mann und Frau als verbundenes elterliches Paar ermöglicht wechselseitige Identifizierungen und innere Perspektivenwechsel. Das ist auch die Voraussetzung für die ödipale Triangulierung und für die psychische Repräsentation der geschlechtlichen Kernidentität. Die Möglichkeiten des Kindes, den Vater sowohl als zweites wie auch triangulierendes Objekt zu gebrauchen, ist unmittelbar mit einer ausreichend guten Beziehung des Kindes zur Mutter als primärem Objekt (Qualität der dyadischen Beziehung) und zwischen Mutter und Vater als Paar verknüpft. Beides hängt entscheidend damit zusammen, wie der Vater des Kindes als wertgeschätztes Objekt in der Innenwelt der Mutter repräsentiert ist. Die französischen Psychoanalytiker gehen nach Lacan davon aus, dass der Vater immer irgendwo im Unbewussten der Mutter als Signifikant des Phallus präsent ist, noch bevor er als ihr realer Partner an Bedeutung gewinnt (Julien 1995, nach Metzger 2000). Der symbolische Vater oder der Vater im Inneren der Mutter („der Vater in der Mutter“, ihre väterliche Repräsentanz, also die triadische Struktur in der Mutter, die sie dem Kind auch vermittelt; Lacan, zit. nach Lang 1999) ist für die frühe trianguläre Beziehungsdimension innerhalb der Dyade von entscheidender Bedeutung. Er repräsentiert die Realität, und er gewährleistet die Auflösung der Symbiose und damit der archaischen Matrix des Ödipuskomplexes (Chasseguet-Smirgel 1992). Der Mensch strebt in seiner archaischen Phantasie nach einer Rückkehr in den Zustand narzisstischer Glückseligkeit und Allmacht, so wie es ihm schon einmal im Mutterleib ergangen ist. Diese archaische Phantasie entspricht einer glatten Welt, einer Welt ohne Hemmung und Unterschiede, ohne Hindernisse und erlaubt frei fließende psychische Energie. Eine auf Los­ lösung und Individuation gerichtete Autonomieentwicklung strebt dieser Phantasie entgegen. Damit diese Welt aufrecht erhalten bleiben kann und damit das Lustprinzip, muss der Vater als Repräsentant der realen Welt, die mit Hindernissen und Schuldgefühlen verbunden ist, zerstört werden. Imagination, Nr. 4/2004

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Green betont die Wichtigkeit des realen Vaters und sagt, „dass die Qualität einer guten Beziehung von Seiten der Mutter von der Liebe der Mutter zum Vater abhängt und von der Art und Weise, wie sie sich von ihm geliebt fühlt“ (Green 1996). Das hängt allerdings davon ab, wie und ob sie das dritte Element, die triadische Struktur, selbst internalisiert hat. Nach Green heißt es weiter, dass das Kind durch die Präsenz des Vaters in den Gedanken und den Phantasien der Mutter über ihn im Aufbau der inneren Welt entscheidend beeinflusst wird. Somit bewegen sich die Eltern und das Kind nicht nur in einer Triade der Gegenwart, sondern auch in einer Triade der Vergangenheit, in der die inneren Strukturen und Phantasien der Mutter auf den Vater der Mutter verweisen (Grieser 2003). Wenn die Mutter die triadische Struktur internalisiert hatte, so wirkt das entscheidend in ihre Beziehung zu ihrem Kind hinein und ermöglicht ihm die Triangulierung – auch wenn der reale Vater nicht anwesend und sie allein erziehend ist. Die empirischen Untersuchungen von v. Klitzing (1998 a) bestätigen, dass von Beginn des Lebens an dyadische und triadische Muster neben einander vorliegen und in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich gebraucht werden. Für die kindliche Entwicklung ist es entscheidend, ob die Eltern zur triangulären Beziehungsgestaltung fähig sind. Denn sonst gerät das Kind in eine Beziehungsdynamik, in der es dauernd in eine nicht-entwicklungsgerechte Fusion mit einem Elternteil hineingezogen und von der öffnenden Beziehung zum zweiten Elternteil abgeschnitten wird. In seinen empirischen Untersuchungen konnte v. Klitzing zeigen, dass die Qualität der Dreierinteraktionen zwischen Eltern und Kind signifikant mit den pränatal bereits erfassten intrapsychischen und interpersonalen Beziehungsqualitäten der Eltern zusammenhing. Der reale Vater spielt nach v. Klitzing (1998 b) für das sich entwickelnde Kind insofern eine bedeutsame Rolle, als er ihm einen triadischen Beziehungsraum eröffnen kann, der für die kindliche Entwicklung besonders günstig ist. Diese öffnende Funktion muss nicht unbedingt vom leiblichen Vater ausgeübt werden, meint v. Klitzing weiter, wobei zumindest in den Phantasien der Kinder dieser immer eine große Rolle spielt. Ein guter Vaterersatz, ein Stiefvater, Großvater oder auch eine Großmutter, können diese Funktion ebenfalls ausüben. Wenn ein Kind gezeugt wird, müssen immer eine Mutter und ein Vater vorhanden sein. Das heißt für das Kind, dass die Triade zunächst die primäre Beziehungsform ist, in die es hineingeboren wird. Allerdings bildet sich durch die verschiedenen Pflegemaßnahmen und Aufgaben für das Baby, die im Allgemeinen die primäre Bezugsperson vorerst einmal übernimmt, anfänglich eine Dyade, was aber nicht heißt, dass das Kind zu triangulären Beziehungen unfähig ist (Bürgin 1998 b). Durch die Entwicklung der Triangulierung, in der sich das Kind allmählich von der dyadischen Beziehung zur Mutter löst und den Vater als zweites Objekt Imagination, Nr. 4/2004

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entdeckt, das elterliche Paar als solches internalisiert und dadurch auch zur Mutter eine neue Beziehung entwickelt, kann es das Fremde erkunden und Neues entdecken (Bürgin 1998 b). „Das Wechselspiel von Dyade und Triade könnte man als eine Grundlage menschlicher Beziehung verstehen. Eine gesunde psychische Entwicklung verläuft deshalb entlang der sich entwickelnden Möglichkeiten des Ich, sich flexibel zwischen dyadischen und triadischen Mustern zu bewegen. Zur Pathologie kommt es, wenn das Verhältnis zwischen Dyade und Triade zu einer Seite hin aufgelöst und fixiert wird.“ (Metzger 2000). Metzger (2002) stellt außerdem die These auf, dass Triangulierung nicht mehr an zwei entwicklungspsychologische Zeitpunkte gebunden ist – frühe und ödipale Triangulierung –, sondern dass Triangulierung und Dyade psychische Prozesse sind, die sich über die gesamte Entwicklung erstrecken. „Die Bildung einer Dyade oder einer Triade sagt für sich genommen noch nichts über die beteiligten Triebkräfte aus. Beide können sowohl situativ angemessene Lösungen darstellen wie auch neurotisch bestimmte Abwehrprozesse repräsentieren. Eine Dyade kann regressiv anklammernden Charakter annehmen und damit vor allem den Dritten zu vermeiden suchen. Aber auch die Triade kann sich durch die Vermeidung der dyadischen Nähe auszeichnen und damit vorwiegend der Abwehr dienen. Deshalb scheint das Verhältnis von dyadischen und triadischen Prozessen untereinander, die Beweglichkeit zwischen regressiven und progressiven Einstellungen, eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen psychischer Prozesse zu sein. Aus der Position des Dritten ist im Verlauf der Entwicklung die Fähigkeit zum Alleinsein, der daraus resultierende Selbstbezug und schließlich Reflexivität möglich.“ (Metzger 2000). Diese Gedanken sind insbesondere für den psychotherapeutischen Prozess von Bedeutung. In ihren Überlegungen kommen Dammasch und Metzger (1998) zum Schluss, dass die Gestaltung einer flexiblen Triade ohne eine gute, intensiv bezogene Dyade nicht denkbar ist. Die symbiotisch empfundene und qualitativ gute Nähe ist eine Voraussetzung für die Entwicklung triadischer Beziehungen. Vom Säugling wird sie aktiv gesucht, weil das ein primäres Bedürfnis ist. In einer vertrauten Dyade kann das Kind Beziehungen zum Dritten aufnehmen. Damit es sich der Triade in all ihren Anforderungen aussetzen kann, braucht das Kind „eine verinnerlichte primäre Objektbeziehung, die eine sichere Heimatbasis für die Erkundung des Fremden darstellt“ (Dammasch und Metzger 1998). In der Terminologie der Bindungsforschung heißt das, dass eine gelungene Loslösung vom Primärobjekt und eine progressiv orientierte Entwicklung bzw. Exploration nur dann gut möglich ist, wenn das Kind sicher gebundene Bindungsrepräsentanzen entwickelt hat (J. Dieter 1999).

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Was macht eine qualitativ gute Dyade aus? – Wie merkt das Kind, dass seine Bezugspersonen nicht nur physisch existieren, sondern auch eine eigene innere Welt haben? Nach den Erkenntnissen der Säuglingsforschung werden die Affekte des Kindes in der Primärobjekt-Kind-Interaktion kommuniziert, was auch beim Primärobjekt (meist die Mutter) ähnliche oder andere Affekte hervorruft. Der Säugling setzt in den ersten Monaten verschiedene interaktive Erfahrungen zueinander in Beziehung und versucht sie zu integrieren. So entsteht letztlich das auftauchende Selbst nach Stern (Stern 1985). Auf diese Weise wird dann – bis etwa zum 6. Monat – eine spezifische interpersonelle Bezogenheit zum Anderen mit einem Gefühl erster Gemeinsamkeit aufgebaut (Bürgin 1998 b). In der weiteren Entwicklung erfährt sich der Säugling als Urheber eigener Handlungen, erlebt Selbstkohärenz, empfindet eigene Affekte und ist von einem Gefühl fortwährenden Seins getragen. In diesem Stadium entsteht das Kernselbst nach Stern (1985), das es dem Säugling ermöglicht, das Gegenüber als ein eigenständiges Wesen zu erkennen und erste Beziehungserfahrungen zu speichern. Damit werden erste Interaktionsrepräsentanzen gebildet (Bürgin 1998 b). Diese Vorgänge im Sinne der Entstehung von Bindungsrepräsentanzen als einer wesentlichen Voraussetzung für die Entwicklung der Mentalisierung werden in den ersten 6 Monaten durch die interaktionelle Feinabstimmung der Rhythmen zwischen Mutter und Kind, durch so genannte Lächelspiele, eingeleitet. Die Mutter und das Kind spielen sich aufeinander ein und sind dabei, im günstigsten Fall, in einer Synchronie der aufsteigenden und abnehmenden Spannungszustände und Affekte. In dieser Weise wird dyadisches Beziehungswissen erworben (Köhler 2004), und das Kind macht allmählich die wichtige Erfahrung, dass eine andere Person sein Erleben und seine Bedürfnisse erkennt und auf sie einwirken kann. Auf diese Weise erwirbt es die ersten Erfahrungen, seine Erregungen und seine Affekte zu regulieren. Säuglingsforscher nehmen an, dass das Kind bereits in der 2. Hälfte des 1. Lebensjahres eine Metatheorie über die Denk- und Gefühlsabläufe der Mutter bzw. anderer Bezugspersonen ausbildet. Es macht sich eine Vorstellung vom Innenleben der verschiedenen anderen Personen. Damit entsteht das subjektive Selbst nach Stern (1985). Die anderen Personen werden zunehmend deutlicher als vom Selbst getrennte Personen (Objekte) wahrgenommen. Außerdem werden sie mit fortschreitender Entwicklung auch als Personen mit einem eigenen psychischen Erleben erkannt. „Gemeinsames subjektives Erleben schafft Intersubjektivität, es besteht ein intermediärer Raum geteilter Bedeutungen, obwohl es gleichzeitig auch eindeutig ist, dass sich die Gefühle und Absichten der anderen Personen von den eigenen unterscheiden.“ (Bürgin 1998 b).

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Damit wird auch der Beginn der so genannten theory of mind markiert. Das Kind erkennt allmählich, dass es auch etwas Wichtiges, eine Psyche oder einen Geist (z. B. Wünsche, Bedürfnisse, Meinungen, Absichten usw.) hinter dem äußeren Verhalten seines Gegenüber gibt und dass sich dieser Geist vom eigenen unterscheidet. Außerdem erkennt das Kind, dass seine eigene Psyche und die des Anderen miteinander in Beziehung treten können (Köhler 2004). Diese „Theorie des Geistes“ ist zuerst als eine Art emotionales Spiegelbild der eigenen Innenwelt angelegt. Wenn das Kind wahrnehmen kann, dass seine Bezugspersonen unabhängige seelische Individuen und anders als das eigene Selbst sind, hat es die ­„theory of mind“ in sein Inneres internalisiert. So entstehen letztlich auch Frustration, Angst und ein Gefühl des Alleinseins (Bürgin 1998 b). Bei dem Begriff der Intersubjektivität werden zwei unterschiedliche Ebenen unterschieden, die primäre und die sekundäre Intersubjektivität. Wenn sich ein Kind der Mutter in irgend einer Form mitteilt und dabei keine Kommunikation über etwas Drittes entsteht, entspricht diese erste Beziehungsform der „primären Intersubjektivität“. Hier gelingt es dem Subjekt, sich im ­Objekt wie in einem lebendigen Spiegel wiederzufinden, und damit kann es nicht mehr fusionär mit ihm verschmelzen (Bürgin 1998 a). Unter „sekundärer ­Intersubjektivität“ wird der Zustand verstanden, wenn beide, Subjekt und Objekt, ­Informationen über etwas Drittes austauschen. Die Voraussetzung für diese Form der Intersubjektivität ist die Fähigkeit zur geteilten Aufmerksamkeit („joint attention“, Köhler 2004). Wenn die Mutter mit ihrem Finger auf einen bestimmten Punkt zeigt und wenn das Kind es schafft, auf diesen Punkt nicht nur gezielt hinzusehen, sondern sich in der Folge durch Hinund Herschauen zu vergewissern, was die Mutter genau meint – anstatt, wie bisher, nur den Finger der Mutter zu fixieren –, dann hat es einen wichtigen Schritt in seiner kognitiven und emotionalen Entwicklung geschafft. Das bedeutet eine erste Dezentrierung vom egozentrischen Blickwinkel hin zur Einnahme der Perspektive des Anderen (Köhler 2004). Nach Lebovici (1990) übernimmt das Kleinkind durch Intersubjektivität und das symbolische Denken identifikatorisch auch unbewusste Phantasien seiner Objekte und intergenerationelle Vermächtnisse. Für die Entstehung der Intersubjektivität bzw. für den Aufbau der Selbst- und der Objektrepräsentanzen sind die Vorgänge der Imitation, der Erkundung im ­Sozialbezug (Social Referencing) und der Affekteinstimmung (Affect Attunement) im Besonderen verantwortlich (Bürgin 1998a). Imitation ist vor allem für den Aufbau der sozialen Kontakte verantwortlich. Das Kind braucht sie, um sein Gegenüber wieder zu erkennen, ihn zu identifizieren und mit ihm kommunizieren zu können. Erkundung im Sozialbezug (Emde 1988) ist ein Prozess, bei dem das Kind emotionale Informationen von einem bedeutungsvollen Anderen (Mutter, Vater oder Imagination, Nr. 4/2004

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andere wichtige Bezugspersonen) sucht, um eine unklare oder vieldeutige Situa­ tion zu verstehen, die über dem eigenen Klärungsvermögen liegt. Die bei der Mutter eingeholte emotionale Information soll die Unsicherheit verringern. Die Erfahrungen, die in diesem Prozess längerfristig gemacht werden, werden letztlich in die eigene innere Welt internalisiert. Die Affektabstimmung (Stern 1985) wird in etwa ab dem 8. Lebensmonat des Kindes beobachtet und bedeutet nach Stern nicht nur ein Sich-Einfühlen der Mutter in den Gefühlszustand des Kindes. Affektabstimmung bezeichnet ein Geschehen, bei dem die Mutter den einer Handlung des Kindes zugrunde liegenden Gefühlszustand erfasst und ihn in einer anderen Form, z. B. in einer anderen sensorischen Modalität, wiedergibt. Eine solche affektive Einstimmung wird als Interaffektivität bezeichnet und ist eine besondere Form der Intersubjektivität. In dieser Weise lernt das Kind langsam, dass es hinter dem äußeren Verhalten auch ein Inneres gibt und dass andere Personen auch ein Inneres haben. Die Erfahrung des Kindes, die eigenen Affekte von der Mutter gespiegelt zu bekommen, ist für die Entwicklung des Selbst von entscheidender Bedeutung. Die Affektspiegelungstheorie (Gergely u. Watson 1996, 1999; Fonagy u. Target 2002) geht davon aus, dass das Kind anfangs nur diffuse innere Körpersignale an sich spürt, die es nicht differenzieren kann. Erst durch die elterlichen Reaktionen auf seine Affektzustände kann das Kind zur bewussten Wahrnehmung von bestimmten Gefühlen kommen. Winnicott (1973) sagt, das Kind blicke in die Augen seiner empathischen Mutter und sehe sich selbst. Man könnte sagen, dass die Subjektivität somit eine Folge der Intersubjektivität ist (Dornes 2004). In Zusammenhang mit der „theory of mind“ bzw. Entwicklung der Mentalisierung betonem Fonagy (1998 a, 1998 b, 2003) und Fonagy und Target (2003) den Unterschied zwischen einem physischen und einem psychischen Selbst. Das physische Selbst „sieht seine Interaktionen mit der Welt in Begrifflichkeiten wie Verhalten, Reize und Reizantworten, aber ohne die Annahme eines seelischen Erlebens. Dieses physische Selbst kann zwar auch eine dritte Person und eine Triade umfassen, aber die dritte Person kommt nur einer physischen Realität gleich, die nicht von einem seelischen Leben erfüllt ist. Das seelische (psychische) Selbst versteht Handlungen als begründet durch Absichten, Überzeugungen und Begehren“ (Fonagy 1998 a). Die Erkenntnis, dass eine dritte Person ein eigenes seelisches Leben hat, kann für die Dyade und für den kindlichen Narzissmus eine katastrophale Bedrohung darstellen. Fonagy bezeichnet die spezifische Fähigkeit, bewusste oder unbewusste seelische Zustände bei einem selbst oder anderen wahrzunehmen, als die Fähigkeit zur Mentalisierung. Die Entwicklung der Mentalisierung hängt unter anderem vom Reifungsgrad des Gehirns ab. Im Alter von 4 bis 5 Jahren wird die reifste Form der Mentalisierung erreicht, indem ein Nachdenken und Reflektieren über sich selbst und über das innere Erleben der anderen Menschen möglich wird („reflective self Imagination, Nr. 4/2004

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function“). Ob und wann dieses Stadium erreicht wird, hängt – wie oben bereits dargestellt – vor allem von der Qualität der dyadischen Beziehungserfahrungen des Kindes ab. „Das Kind nimmt in der Mutter nicht nur deren Reflexivität, auf die es schließt, um ihr Verhalten begründen zu können, sondern auch das Bild seiner selbst als mentalisierendes, wünschendes und glaubendes Selbst wahr. Das Kind sieht, dass die Mutter es als intentionales Wesen repräsentiert. Es ist diese Repräsentanz, die internalisiert wird und das Selbst bildet. ‚Ich denke, also bin ich‘, reicht also als psychodynamisches Modell für die Geburt des Selbst nicht aus. ‚Sie denkt mich als denkend, und also existiere ich als denkendes Wesen.‘“ (Fonagy, zitiert nach Strauß 1999) Die metakognitive Erfahrung des Kindes, dass seine Mutter über ein angemessenes Bild seiner selbst verfügt, und die Verinnerlichung dieser Erfahrung durch das Kind lässt im Kind ein Bild mit völlig neuen Fähigkeiten entstehen. Dieses neue Bild (die neue Repräsentanz) geht über das bisherige Erleben hinaus, über das bloße Abbilden (Spiegelung) der äußeren Realität und über die Gleichsetzung von innerer Befindlichkeit und äußerer Realität. Das neue Bild ermöglicht ein Nachdenken über sich selbst und über andere, eine Reflexion („thinking about thinking“). Es handelt sich hier um eine Repräsentanz der eigenen Repräsentiertheit in der Mutter, um ein „reifes Symbol“. Verkürzt und plakativ könnte man damit sagen: „Ein Symbol ist die Repräsentanz einer Repräsentanz.“ (W. Dieter 2001). Nach Fonagy werden triadische Beziehungen durch die inneren Bilder von der dritten Person vorbereitet, die unsere lebendigen seelischen Austauschvorgänge mit einem fürsorglichen Objekt beobachtet. Wir nehmen den eigenen subjektiven Zustand somit wahr als Folge von Beobachtungen über das In-ErscheinungTreten seelischer Aktivitäten anderer und unseres Gewahrwerdens, beobachtet zu werden. Mit anderen Worten verlangt der Erwerb einer Theorie über die innere Erlebnis- und Erfahrungswelt das Etablieren einer psychischen Triade. Die psychische Triade nach Fonagy umfasst das Selbst, das Objekt und den beobachtenden Dritten. In dieser Einheit werden „die Interaktionen des Selbst mit dem Objekt durch eine dritte Person beobachtet – das beobachtende oder reflektierende Selbst –, welche Motivationen, Glaubensvorstellungen und Begehren beiden am Austausch Beteiligten zuschreibt, um auf diese Weise die psychischen Zustände zu erklären, die dem Verhalten in der physischen Welt zugrunde liegen“ (Fonagy 1998 b). Der beobachtende Dritte wurde erstmals vom englischen Psychoanalytiker Britton (1997) formuliert. In der Folge seiner Überlegungen entwickelte Britton den Begriff des Triangulären Raums und stellte dabei die Position des beobachtenden Dritten in den Vordergrund seiner Überlegungen. Dadurch, dass das Kind die Verbindung zwischen den Eltern als ausgeschlossener Dritter wahrnimmt, erlebt Imagination, Nr. 4/2004

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und letztlich akzeptiert, ist die Voraussetzung für die Entstehung eines „Triangulären Raums“ geschaffen. Im triangulären Raum, der durch das Dreieck Vater – Mutter – Kind bestimmt ist, besteht die Möglichkeit, „Teil einer Beziehung zu sein und dabei von einer dritten Person beobachtet zu werden, als auch die Möglichkeit, selbst eine Beziehung zwischen zwei Personen zu beobachten“ (Britton 1997). Diese Fähigkeit ist die Voraussetzung für die kognitive Entwicklung des Kindes bzw. für das Denken überhaupt. Die „Fähigkeit, eine gutartige Elternbeziehung zu imaginieren“, aus der Beobachterposition heraus, ermöglicht einen „Raum außerhalb des Selbst“, der beobachtet und reflektiert werden kann (Britton 1997). Das ist auch die Voraussetzung für die Entwicklung der Symbolbildung eines Menschen, die triadisch angelegt ist. Segal (1995, 1996) bezeichnet die Symbolisierung als eine Beziehung zwischen dem Ich, dem Objekt und dem Symbol. Außerdem entspricht nach Segal (1999) der trianguläre Raum dem Raum, in dem der schöpferische Akt der Symbolbildung stattfinden kann. In der inneren Welt wird versucht, das Elternpaar wiederherzustellen, damit etwas Neues (ein neues Baby) entstehen kann. Das Künstlerische entsteht aus der unbewussten Erinnerung an eine gute innere Welt und aus der Erinnerung ihrer Zerstörung. In seinem Schaffen versucht der Künstler, diese verlorene innere Welt wieder zu schaffen oder wieder herzustellen. Aber er muss auch externalisieren können. Nach Segal besteht ein bedeutender Aspekt der Wiedergutmachung darin, im Sinne der depressiven Position das Objekt wieder loslassen zu können und sein Werk der Welt zu schenken. Die Funktion des Vaters als Repräsentant der Trennung und der Individuation, aber auch der Vermittlung, die eine Beziehung und einen Austausch überhaupt erst möglich macht, deckt sich exakt mit der Funktion der Symbolisierung, die sich in dieser trennenden und überbrückenden Weise zwischen das Kind und seine Objekte schiebt. Man kann also sagen: „Symbolisierung ist Triangulierung, und Triangulierung ist Symbolisierung.“ (Löchel 1996). Die triadische Beziehung ist die Voraussetzung für das Entstehen von Übergangsräumen und -phänomenen, für das Spiel, für die Symbolisierungsfähigkeit und für das Denken. Wenn das nicht gut möglich ist, entsteht nach Winnicott ein falsches Selbst als Anpassungsstruktur (J. Dieter 2000). Im Allgemeinen betrachtet können wir also voraussetzen, dass die Triade eine Art Motor der Entwicklung ist, wobei das Tempo von der Beziehung zwischen Dyade und Triade abhängt. Entwicklungsstörungen oder traumatische Erlebnisse können wesentlich dafür verantwortlich sein, „wenn es zu einem Übergewicht und Fixierung in einer der Richtungen kommt (z. B. eine klammernd-depressive Suche nach Nähe oder eine Pseudotriangulierung, die aus Angst vor Nähe vorgenommen wird) und ein Wechselspiel erschwert ist, was sich letztendlich in der Entwicklung einer Pathologie äußern kann“ (Metzger 2002). Imagination, Nr. 4/2004

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Zur Illustration der Entstehung triadischer Struktur in der menschlichen Entwicklung möchte ich in der Folge ein Beispiel bringen – frei und verkürzt nach Datler, Steinhardt und Ereky (2002) aus ihren Baby-Beobachtungen nach dem Tavistock-Konzept. Beispiel 1: Der acht Monate alte Jakob ist am Arm seiner Mutter, als sein Vater ins Zimmer hereinkommt und sich von ihm und seiner Mutter verabschiedet, weil er zur Arbeit geht. Vater sagt zu Jakob: „Baba, Jakob“. Jakob neigt sich zum Vater hin, und dieser sagt: „Wir sehen uns am Abend, Kleiner!“ und gibt ihm einen Abschiedskuss. Jakob dreht den Kopf ein Stück weg und bewegt sich wieder näher zu seiner Mutter. Der Vater sagt noch einmal „Tschüss“, gibt der Mutter einen Abschiedskuss und geht hinaus. Jakob schaut dem Vater nach. „Ja, der Papa ist jetzt baba“, sagt die Mutter. „Wawa“, antwortet Jakob. Danach setzt die Mutter Jakob so auf ihren Schoß, dass Jakob am Arbeitstisch des Vaters mit seinen Händen auf den Tisch haut und danach mit dem Filzstift des Vaters spielen kann. Der Vater kommt wieder zurück, spricht kurz mit der Mutter, ohne Jakob zu beachten, und geht wieder. Jakob schaut ihm nach, und als er weg ist, wedelt er mit dem Filzstift in der Luft herum nahe an Mutters Gesicht. Die Mutter sagt: „Vorsicht, Jakob!“ Dann „bearbeitet“ Jakob das Telefon. Das Telefon hat auch einen Anrufbeantworter und viele Tasten. Jakob „bearbeitet“ die Tasten so, dass plötzlich die Stimme des Vaters ertönt: „Wir sind momentan nicht erreichbar …“. Die Mutter lacht und sagt: „Gell, wenn der Papa schon nicht da ist, wollen wir ihn zumindest hören.“ Danach spielt Jakob mit dem Hörer, und die Mutter hält ihn ans Jakobs Ohr. „Tüt-tüt“, sagt sie und dann „Hallo … hallo.“ Jakob werkt daraufhin immer wilder mit dem Hörer, so dass die Mutter ihn auf seinen Platz zurücklegt. Jakob beschäftigt sich wieder mit den Tasten und schaltet den Text mit der Stimme des Vaters wieder ein. Als Jakob immer wilder auf die Tasten einschlägt, setzt ihn die Mutter schließlich zum Spielen auf den Boden.

Wie können wir diese Szenen verstehen? Was ist hier passiert? Dieses Beispiel zeigt uns, wie sich Jakob und seine Mutter mit dem Fortgehen bzw. der Trennung des Vaters und seiner Abwesenheit beschäftigen. Die Mutter beobachtet, dass Jakob dem weggehenden Vater nachschaut, und versucht nachzuempfinden und zu verstehen, was in ihrem Sohn vorgeht. Offenbar gewinnt sie den Eindruck, dass er mit dem Weggehen des Vaters beschäftigt ist, und spricht das an („Ja, der Papa ist jetzt baba“). Sie lacht dabei und bekräftigt damit, dass es ihr gefällt, wenn sich Jakob in dieser Weise mit dem Weggehen des Vaters beschäftigt. Diese Mutter konnte sich mittels ihrer eigenen reflexiven Fähigkeit in ihr Kind gut einfühlen, indem sie erkannte, was in Jakob vorgeht. Sie ist in der Lage, in Imagination, Nr. 4/2004

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sich aufzunehmen, was Jakob beschäftigt („container-contained-Funktion“ nach Bion 1962), es zu spiegeln und bei sich zu behalten, es in Gedanken und Worte zu fassen und es ihm so verarbeitet und verändert in ihrer Gestik und Mimik und auch in der sprachlichen Modalität „zurückzugeben“. Mit der Sprache führt sie etwas Neues ein und gibt dem Gefühl von Jakob damit eine symbolische Bedeutung. Außerdem teilt sie ihm damit mit, dass sie ihn als fühlendes und denkendes Wesen begreift. Damit ermutigt sie Jakob, das Weggehen des Vaters ebenfalls zu benennen, was Jakob, der sich von seiner Mutter verstanden fühlt, mit dem „wawa“ auch tut. In diesem dyadischen Austauschprozess – Jakob mit seiner Mutter – hat also etwas Triadisches durchaus Platz. Die Mutter gestattet Jakob, sich mit dem abwesenden Vater – als Vertreter des Dritten – in seinem Inneren zu beschäftigen. Sie bekräftigt das sogar mit ihrem Verhalten. Hier werden nicht nur Mutter- und Selbst-Repräsentanzen weiter ausgebaut, sondern auch die Vater-Repräsentanzen. Der Vater wird hier in deutlicher Differenz zur Mutter – als eben etwas Drittes – erlebt. Damit ist diese Situation nicht nur dyadischer Natur, sondern eine Situa­ tion des triadischen Zusammenseins (Datler, Steinhardt und Ereky 2002). Nachdem der Vater zum zweiten Mal weggegangen ist, ohne Jakob zu beachten, nahm Jakobs Unmut zu, und hier stellt sich die Frage, was in Jakob vorging. Welchem Umstand galt sein Ärger? Ist Jakob ärgerlich, weil der Vater ihn mit der Mutter allein ließ und ihn damit aus der Umschlingung der Mutter nicht befreite? Oder ist er ärgerlich, weil er sich kurzzeitig aus der Vater-Mutter-Beziehung ausgeschlossen fühlte? Will er mit der Beschäftigung mit Vaters Filzstift vielleicht ein wenig zum Vater werden? Das alles wissen wir nicht genau – wir können nur Vermutungen anstellen und darüber staunen, was der acht Monate alte Jakob jetzt schon alles anstellen kann. Als durch Jakobs Bearbeitung der Telefontasten die Stimme des Vaters wiederholt erklingt, gibt die Mutter durch ihr Verhalten Jakob zu verstehen, dass sie nachfühlen kann, was in ihm vorgeht („Gell, wenn der Papa schon nicht da ist, wollen wir ihn zumindest hören.“). Jakob ist offensichtlich bemüht, durch sein sinnlich-symbolisches Spiel (Lorenzer 1981) die durch die Trennung vom Vater in seinem Inneren entstandene Lücke zu füllen und seinem Wunsch nachzukommen, Vater möge wieder hier sein. Lorenzer versteht das „sinnlich-symbolische Spiel“ als eine sehr frühe Form der präverbalen Symbolbildung, als eine Art „Proto­symbolbildung“. Das Kind braucht unmittelbare Präsenz der sinnlich wahrnehmbaren Objekte, um das Thema des Kommens und Gehens der wichtigen Bezugsperson, die gerade vermisst wird, zu verarbeiten. Jakob macht hier also seine wichtigen Schritte in Richtung der ersten Symbolbildung. Mit dem sinnlich-symbolischen Spiel schafft er sich ein Stück Unabhängigkeit und braucht nicht immer die unmittelbare Anwesenheit des Vaters, um mit seinen Affekten zurecht zu kommen. Er Imagination, Nr. 4/2004

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kann sich mit der Abwesenheit des Vaters mental befassen. Das sinnlich-symbolische Spiel dient der Affektregulation und steht vermutlich im Dienst der Abwehr unangenehmer Erlebnisinhalte (Datler, Steinhardt und Ereky 2002). Bei dem Spiel mit dem Telefonhörer, wobei die Vermutung nahe liegt, dass sich Jakob mit dem Vater identifizieren möchte (Jakob beobachtete häufig, dass der Vater mit diesem Hörer telefonierte), unterstützt die Mutter das Spiel und erweitert es sogar. Sie eröffnet Jakob einen neuen Spiel- und Möglichkeitsraum, indem sie die Initiative ergreift und „Hallo … hallo“ ruft und so tut, als ob am anderen Ende der Telefonleitung eine andere Person wäre (Als-ob-Spiel oder Spiel im pretending mode nach Fonagy). Die Mutter bringt eine phantasierte dritte Person ins Spiel, und das könnte hier der Vater sein. Damit hilft sie Jakob, eine imaginäre Verbindung zu seinem Vater herzustellen und ihn auf diese Weise herbei zu holen. So ein Spiel macht Jakob großen Spaß, und er wird immer wilder dabei, bis die Mutter davon genug hat und das Spiel beendet. Damit beendet sie auch das imaginäre Spiel von Jakob und eröffnet ihm keine Möglichkeiten mehr für etwas Neues. Insgesamt betrachtet, hat Jakob hier trotzdem wichtige Erfahrungen gemacht auf seinem Weg zum Aufbau seiner „inneren Welt“. Aus diesem Beispiel geht hervor, dass Jakob innerhalb eines solchen dyadischen Zusammenseins mit seiner Mutter zwei Formen von triadischen Erfahrungen machen kann (Datler, Steinhardt und Ereky 2002):  • Die von der Mutter unterstützte mentale Auseinandersetzung mit dem abwesenden Vater verdeutlicht dem Kind, dass der Vater als Dritter für beide innerlich präsent sein kann, auch wenn er nicht direkt anwesend ist, und dass eine Verbundenheit zwischen Vater, Mutter und Kind selbst dann besteht, wenn nicht alle anwesend sind.  • Außerdem erlebt das Kind die Mutter in der Position des Dritten (Fonagy 1998 a), die sehr einfühlsam beobachtet, was in ihrem Kind vorgeht und dem entsprechend agiert. Diese Mutter unterstützt also die Individuation und Loslösung ihres Kindes, und dadurch, dass sie sich selbst immer wieder in die Position des Dritten begibt, hilft sie Jakob, selbst einmal die Perspektive des Dritten einnehmen zu können bzw. zu internalisieren. Das obige Beispiel illustriert sehr anschaulich, wie wichtig qualitativ gute dyadische Erfahrungen sind und wie sie die Entstehung der triadischen Struktur ermöglichen. In der klinischen Praxis begegnen uns allerdings oft Patienten, welche die triadische Struktur in sich gar nicht (psychotisches Erleben) oder nur begrenzt (Borderline-Erleben) internalisiert haben. Hierfür ebenfalls einige Beispiele aus der Kindertherapie.

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Beispiel 2: Im Rahmen einer psychologischen Untersuchung hinsichtlich der bevorstehenden Einschulungspflicht begegnete mir ein 5-jähriger Junge (ich nenne ihn hier Peter) so, dass er mich in Anwesenheit seiner Mutter altersadäquat begrüßte, indem er mir seine Hand entgegen streckte und mich ansah – all das so, wie seine Mutter es von ihm erwartete. Das, was er aber dabei sagte, war nichts anderes als eine exakte Wiederholung meiner Worte. Er ließ sich ohne Mutter problemlos von mir in das ihm bislang unbekannte Untersuchungszimmer führen. Wenn ich ihn ansprach, dann echolalierte er einfach. Aus der Entfernung beobachtend und ohne den Gesprächsinhalt genau ausmachend, schien an unserer Unterhaltung nichts auffällig. Ein Intelligenztest im üblichen Sinn war nicht durchführbar, obwohl es für Peter teilweise möglich war, manchen Aufforderungen zu folgen, und das bei solchen Aufforderungen, die er verstanden hatte. Wenn er etwas nicht verstanden hatte, stellte er keine Fragen dazu und ließ mich auch nicht erahnen, dass er etwas nicht verstand. Gelegentlich, und das erst nach fortgeschrittener Zeit, „rutschte“ ihm eine spontane und auf meine Frage hin adäquate Antwort heraus. Als er das bemerkte, machte er sofort wieder zu und „flüchtete“ in die Echolalie.

Peter, der noch vorwiegend in einem psychotischen Erleben fixiert war, und das vor allem in neuen und von einer Trennung von der primären Bezugsperson begleiteten Situationen, versuchte mit allen Kräften, mittels Echolalie die Entstehung von etwas Neuem zu verhindern. Das symbiotische Erleben, in diesem Fall mit der Qualität des verschmelzenden dyadischen Erlebens, musste unbedingt  – weshalb auch immer (dafür kann es unterschiedliche Gründe geben) – aufrecht erhalten werden. Es durfte kein Spiel- oder Möglichkeitsraum und damit etwas Drittes entstehen. Jede in dieser Richtung mögliche Lücke musste mit Echolalie gefüllt werden. Außerdem konnte Peter vermutlich durch das stereotype Nachsagen meiner Worte, im Sinne eines rhythmischen Erlebens, besser seine Affekte unter Kontrolle halten. Durch ein Festhalten an der Symbiose wird das Dritte abgewehrt. Nur gelegentlich – und das ist vermutlich durch zwei Jahre psychotherapeutischer Behandlung geglückt – zeigt sich Peters potentielle Bereitschaft, das Dritte, in dem Fall ein zweites Objekt, das unterschiedlich von seinem primären ersten Objekt ist, als solches wahrzunehmen. Beispiel 3: Ein anderer kleiner 5-jähriger Bub (ich nenne ihn hier Thomas) kam auch wegen der bevorstehenden Einschulungspflicht zur psychologischen Untersuchung. Offensichtlich war er bereits darauf vorbereitet, dass er heute nicht in die übliche psychotherapeutische Stunde geht, sondern zu jemand anderem und ihm bisher Unbekannten kommt. Imagination, Nr. 4/2004

20 Jadranka Dieter ­ omas erwartete mich beim Aufzug. Obwohl er keine sichtlichen Probleme zeigte, Th ­allein mit mir in das Untersuchungszimmer zu gehen, fragte ihn die Mutter einige Male, ob er bereit sei, mit mir mitzugehen. Ich verspürte in mir einen Ärger über die Mutter, die nach meiner Wahrnehmung mit ihrem Verhalten Thomas in seinem Tun mehr hinderte, als ihn zu unterstützen. Thomas begrüßte mich nicht, als die Mutter ihn dazu aufforderte, und schaute mich auch nicht an. Angelehnt an die Mutter drehte er sich weg von mir. Aber als ich ihn aufforderte mitzukommen, ging er gleich mit. Für Thomas war es aufregend und neu, im Aufzug zu fahren. In der Hand hielt er ein kleines Plastik-Motorrad. Während der Fahrt untersuchte er die Knöpfe und die Rillen an den Wänden. Im Untersuchungszimmer angekommen, schaute er sich kurz um, warf einen Blick auf die Autos, die ich ihm anbot, und schleuderte plötzlich und für mich unerwartet sein mitgebrachtes Motorrad durch das Zimmer. Es blieb zweigeteilt am Boden liegen. Ich äußerte mein Bedauern darüber. Thomas wendete sich „meinen“ Autos zu, und ich versuchte, sein Motorrad wieder zusammen zu stecken. Nachdem ich das geschafft hatte und es ihm stolz verkündete, schleuderte Thomas eines meiner Autos durch die Gegend. Das Auto zerbrach in mehrere Teile. Es war kaputt und nicht mehr zu reparieren. Thomas setzte an, weitere Autos zu werfen. Daraufhin sprach ich ein „Machtwort“ und fing an, die Autos wegzuräumen. Dabei formulierte ich, was ich denke, dass in ihm vorgehe. Thomas schaute mir zu und nahm sein repariertes Motorrad in die Hand, das er nach kurzer Zeit wieder wegschleuderte, wobei es sich noch einmal zerlegte. Meine Autos blieben in der Schachtel, und ich sagte Thomas, er dürfe nur dann mit ihnen spielen, wenn er sie nicht kaputt mache. Er griff wieder nach meinen Autos, und nach kürzester Zeit warf er eines davon weg, allerdings mit etwas weniger Wucht, so dass das Auto diesmal ganz blieb. Ich packte die Autos wieder ein und wiederholte meine Spielbedingungen bzw. meine Gedanken über ihn. Inzwischen reparierte ich auch wieder sein Motorrad. Diese Art von „Spiel“ wiederholte sich einige Male, bis es Thomas schließlich möglich wurde, die Spielregeln einzuhalten. Typisch war dabei die folgende Szene: Thomas kämpfte sichtlich mit sich, hielt eines der Autos in der Hand, und bevor er seinem aufkommenden Bedürfnis nachgab, das Auto wegzuschleudern, schaute er mich an und wiederholte meine Worte „Nicht kaputt machen“. Damit gelang es ihm, mit dem Auto weiter zu spielen. Sein Spiel mit den Autos bestand darin, die Autos aufeinander zu schlichten, bis sie umfielen. In der weiteren Folge gelang es sogar, eine Art „Guck-Guck“-Spiel mit Tierfiguren gemeinsam zu machen. Gelegentlich „sprach“ Thomas auch spontan. Zumeist waren das schwer verständliche „Einwort-Sätze“, in die ich mich erst einhören musste.

Thomas pendelt in seinem Erleben zwischen der psychotischen und der Border­ line-Position. Er kämpft um seine Individuation und Loslösung vom Primärobjekt. Mit ihrem anklammernden Verhalten behindert ihn die Mutter in seinem Individuationsprozess. Vermutlich braucht sie ihn in ihrem symbiotisch-verschmelzenden Erleben für die Stabilisierung ihres eigenen psychischen Gleichgewichtes – weshalb auch immer. Der Ärger, den ich gegenüber der Mutter verspürte, war vielleicht im Sinne einer projektiven Identifizierung der aus ­Loyalitätsgründen seiner Mutter gegenüber abgespaltene Ärger des Buben, den er Imagination, Nr. 4/2004

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erst später im Zimmer zulassen konnte. Vielleicht galt diese Aggression aber auch einem Dritten – in dem Fall mir –, der versucht, die symbiotische Dyade zu stören. Damit wird eine triangulär strukturierte Beziehungsentwicklung abgewehrt und etwas Neues verhindert. Die Aggression von Thomas kann aber auch andere Qualitäten haben. Vielleicht in dem Sinn, dass das Wegschleudern des Motorrades und der Autos ein Synonym ist für die Loslösung des Selbst aus der symbiotischen Umschlingung des primären Objekts, allerdings zugleich mit einer möglichen Zerstörung verbunden (immerhin war das eine Auto durch die Wucht der Bewegung irreparabel kaputt; das Motorrad konnte aber immer wieder neu zusammengesetzt werden). Winnicott (1958) weist darauf hin, wie lebenswichtig Aggressivität ist. Ihm zufolge ist eine aggressive Auseinandersetzung mit der Umwelt bzw. mit dem Objekt eine wichtige Voraussetzung für die Konstituierung der Realität des „wahren Selbst“. Aber egal wie wir diese kurzen Szenen psychodynamisch tatsächlich verstehen, können wir annehmen, dass Thomas hier folgende wichtige Erfahrungen machen konnte:  • er konnte mich als ein sich vom Primärobjekt unterscheidbares neues Objekt wahrnehmen (dyadischer Kontext) wie auch als etwas Drittes, was zum Selbst und dem Primärobjekt dazu kommt (triadischer Kontext);  • er konnte die Erfahrung machen, dass seine Affekte von seinem Gegenüber wahrgenommen, aufgenommen, gespiegelt, verarbeitet und dann benannt werden – diese gute dyadische Erfahrung trägt wesentlich dazu bei, dass Symbole gebildet und gebraucht werden können;  • durch meine Sorge um die Einhaltung der Spielregeln und durch die Struktur des Geschehens konnte Thomas die Erfahrung machen, dass seine Affekte kontrollierbar sind und er nicht immer wieder von ihnen überflutet wird – auf diese Weise, bei solchen wiederholten Erfahrungen, kann er die Affekte regulierende Funktion leichter internalisieren;  • außerdem konnte Thomas letztlich hier die Erfahrung machen, dass sein Gegenüber ihn als ein fühlendes und denkendes Wesen denkt – im Sinne eines beobachtenden Dritten. Diese Erfahrung trägt wesentlich dazu bei, dass die selbstreflexive Funktion internalisiert werden kann. In der klinischen Praxis mit Kindern machen wir oft die Erfahrung, dass die symbiotische Verbundenheit zwischen Mutter und Kind dazu dient, eine triadisch strukturierte Beziehungsentwicklung abzuwehren. Solche Konstellationen finden sich sehr häufig zum Beispiel bei Kindern mit Schlafstörungen oder bei so genannten Schreibabys. Bei der symbiotischen Abwehr wird eine andere Person, in solchen Fällen das Kind, gebraucht, um mit den drängenden eigenen Ängsten oder Phantasien intrapsychisch zurecht zu kommen. „Die Kinder werden von diesen Müttern entweder verwendet, um unerträgliche, schmerzhafte Gefühle zu Imagination, Nr. 4/2004

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bewältigen oder um etwas Illusionäres, Großartiges zu leben.“ (Barth 2002). Das Kind wird hier nicht in seiner Individualität wahrgenommen, sondern wird zur mütterlichen Stabilisierung gebraucht. Aber auch bei den Kindern mit auffälliger Sprachentwicklung, z. B. wenn das Kind eine Art „eigene Sprache“ hat, die zumeist nur von der Mutter „übersetzt“ werden muss, müssen wir Vermutungen in Richtung einer symbiotischen Abwehr der triadischen Struktur anstellen. In diesem Sinne ließe sich vermutlich eine Reihe ähnlich gelagerter klinischer Fälle finden. Die oben beschriebenen Beispiele sollen lediglich zur Illustration dienen, wie wichtig es ist – und das vor allem im Sinne der behandlungstechnischen Überlegungen –, die dyadischen und die triadischen Theoriekonzepte zu berücksichtigen. Zum Abschluss dieses ersten Teils meiner Ausführungen sind hier noch einmal die wichtigsten theoretischen Gedanken hinsichtlich der dyadischen und der triadischen Entwicklung der inneren Welt des Menschen kurz zusammengefasst.  • Allen theoretischen Konzepten liegt der Gedanke zugrunde, dass sich die innere Welt des Menschen, seine psychische Struktur, im Rahmen seiner konkreten Beziehungserfahrungen entwickelt. Das, was das Kind letztlich internalisiert, ist nicht nur die Repräsentanz des Anderen als solche, sondern die Form oder die Qualität einer Interaktion zwischen Selbst und dem Anderen. Diese wichtigen Erfahrungen formen sowohl die Selbst- als auch die Objektrepräsentanzen.  • In jeder Dyade ist die Möglichkeit zur Triade und damit die potentielle Triangulierung angelegt. Die Dyade ist die Basis der menschlichen Beziehungsentwicklung. Eine sichere Erfahrung in der primären Zweierbeziehung stellt den Grundstein dar, damit das Kind die Erfahrungen mit dem Dritten zulassen kann.  • Trotz seiner bei neueren Säuglingsforschungen festgestellten Kompetenz braucht der Säugling zunächst einen überwiegend dyadisch-symbiotischen Modus des Erlebens. Zugleich finden auch triadische Erfahrungen und Interaktionen statt, weil das Kind grundlegend neugierig ist, sein Umfeld wahrnimmt und erforschen möchte.  • Die Verinnerlichung der Beziehung von Mutter und Vater als Paar ist der Grundstein für die intrapsychische Triangulierung und die Etablierung der triadischen Struktur im Inneren des Kindes. Damit kommt dem Vater aus der Sicht des Kindes eine doppelte Bedeutung zu: Er stellt eine dyadische Kontrastrepräsentanz zur Mutter dar, und er ist ein Beziehungspartner der Mutter (Dammasch 2000).  • Es wird davon ausgegangen, dass in jeder entwicklungspsychologischen Phase eine Mischung von dyadischen und triadischen Interaktionen gegeben ist, die unser Erleben entscheidend prägen. Daher lässt sich die psychische Entwicklung am besten als ein ständiges Wechselspiel zwischen Dyade und Triade darstellen (Metzger 2002). Imagination, Nr. 4/2004

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 • Triangulierung ist also ein Entwicklungsprozess, der nicht an zwei entwicklungspsychologische Zeiten gebunden ist, frühe und ödipale Triangulierung, sondern ein Prozess, der sich über die gesamte menschliche Entwicklung erstreckt (Metzger 2002). In jeder Entwicklungsphase muss das Selbst seine Beziehungen neu definieren.  • Wir können sagen, dass die Triangulierung in jeder Entwicklungsphase immer wieder aufs Neue statt findet und scheitert. In unserem ganzen Leben geht es immer wieder darum, Veränderungen zu begegnen und damit umgehen zu lernen, Abschied zu nehmen und neu zu beginnen oder Bindungen neu zu strukturieren. Dabei geht es aber immer wieder darum, neue Erfahrungen zuzulassen und sich auch persönlichkeitsmäßig neu zu strukturieren.  • Eine trianguläre Innenwelt, die auf dem Dreieck Selbst-Mutter-Vater basiert, ist von weit tragender Bedeutung für die Trieb- und die Ich-Entwicklung, für die Symbolbildung bzw. für das Denken überhaupt.

Teil 2: Dyade und Triade in der Psychotherapie

Wenn wir uns jetzt der psychotherapeutischen Situation zuwenden, dann haben wir im Rahmen der vorgegebenen realen Bedingungen in jedem Fall von Anfang an eine triadisch strukturierte Situation, wobei die Eckpunkte des Dreiecks wie folgt charakterisiert werden können: Patient, Therapeut und Psychotherapie als das Ziel dieser Begegnung. Der Eckpunkt „Psychotherapie“ kann noch detaillierter dargestellt werden, z. B. durch „Psychotherapeutische Methode“ (z. B. KIP, ATP, Hypnose) oder „Material“ (Inhalte des Gesprächs, Imagination, innere Objekte des Patienten), je nachdem, was in den Fokus dieser triadischen Konstellation gestellt wird. Um die verschiedenen Möglichkeiten der dyadischen und der triadischen Vorgänge in der psychotherapeutischen Situation besser aufzeigen zu können, möchte ich diesen zweiten Teil meiner Ausführungen mit einer Fallvignette beginnen. Fallvignette Eine zu Therapiebeginn 30-jährige Patientin suchte mich wegen verschiedener psychosomatischer Beschwerden auf. Beim Erstkontakt begegnete mir eine bildhübsche Frau mit sehr langen braunen Haaren und braunen Augen. Von ihrem Körperbau her wirkte sie anorektisch, schmal und zart. Sie zog ihre Schuhe aus und nahm gemütlich Platz auf der Bank. Als ihr Hauptproblem beschrieb sie ihre aktuelle Situation. Sie berichtete, dass es ihr körperlich oft schlecht gehe und dass sie unter Herzklopfen, ­Magenschmerzen, Imagination, Nr. 4/2004

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Schlafproblemen, Nierenschmerzen, Unruhe und ständiger innerer Anspannung leide. Außerdem berichtete sie von ihren diffusen Ängsten und von Ängsten vor dem Sterben. Sie meinte, auch in ihrer Partnerschaft drehe sie sich im Kreis und komme nicht heraus. Dass sie auch gelegentliche Essprobleme habe und eine ständige Tendenz zum Abnehmen, davon erzählte sie erst viel später. Von Anfang an spürte ich in der Begegnung mit meiner Patientin eine warme Zuneigung und Neugierde. In ihren Bewegungen und in ihrem Verhalten erinnerte sie mich an eine ängstliche und schutzbedürftige junge Gazelle, der man sich nur sehr vorsichtig annähern darf, wenn man sie nicht erschrecken und verscheuchen möchte. Die Patientin wurde im Kindesalter (von 3 bis 9 Jahren) schwerst traumatisiert. Von ihrem Vater, der jeden Tag bis zur Besinnungslosigkeit alkoholisiert war, wurde sie mehrmals missbraucht, und einige Male versuchte er sie mit einem Polster zu ersticken. Die Mutter arbeitete in der Nachtschicht und konnte (oder wollte) ihr nicht helfen. Am Anfang der Therapie formulierte die Patientin folgende Ziele: Sie möchte einen neuen Weg für ihr Leben finden; sie möchte Dinge für sich machen und sich finden; es solle ihr endlich besser gehen; jetzt gehe es ihr so schlecht, man sehe es ihr aber nicht an; sie sei gewöhnt, psychisch zu leiden, und finde sich langsam damit ab; verglichen damit, wie schlecht es ihr manchmal gehe, gehe es ihr jetzt gut; sie sei stark und habe das Leben bisher geschafft; das Leben sei ein ständiger Kampf ums Überleben, und sie habe Angst, die Kraft könnte ihr ausgehen. Nach einer langen und notwendigen Phase im Therapieprozess, eine sichere Basis und Vertrauen aufzubauen bzw. Ressourcen zu mobilisieren, imaginierte die Patientin in der 44. Stunde zum Motiv Sicherer Raum Folgendes: Die Patientin befindet sich in der Natur, wo es hohe Wiesen und viele Blumen gibt. Sie sieht kleine Berge, und auch ein Fluss ist da. Sie ist allein und steht etwas außerhalb einer Wiese. Über den Fluss gibt es eine Holzbrücke ohne Geländer. Sie geht neben dem Fluss entlang. Sie sieht sich als Kind mit einem Teddybär und ist fröhlich. Plötzlich ist es nicht mehr sicher, ob die Brücke da ist. Vielleicht ist die Mutter da. Sie geht barfuß neben dem Fluss entlang. Die Erde ist feucht und nass, und das gefällt ihr. Sie greift in die Erde hinein und macht einen Handabdruck. Die Erde ist angenehm kühl. Es ist aber insgesamt warm. Sie wäscht sich dann die Hände und nimmt wieder den Teddybären. Der Bach rauscht und plätschert. Plötzlich hat sie das Gefühl, es ziehe sie hinunter, so wie in einen Strudel hinein. Jetzt ist alles dunkel, und sie hat Angst, den Teddybären zu verlieren. Irgendwie ist sie verwirrt und weiß nicht, wo sie ist und kennt sich nicht aus. Alles dreht sich um sie, und sie ist mittendrin. Es ist unangenehm, und sie möchte wieder heraus. Auf die Frage hin, wie das möglich sein könnte, meint sie, dass sie jetzt neben einem Strudel steht und den Teddybären ganz fest hält. Hinter ihr ist eine schwarze Wand, es ist kalt und wie in einem Keller bei ihr zu Hause, und es ist ganz eng. Sie kommt da nicht heraus, meint sie. Angeregt durch meine Intervention, Imagination, Nr. 4/2004

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kann sie die Wand berühren. Diese fühlt sich kalt und feucht an. Sie würde gerne durch die Wand gehen und sieht ganz oben ein kleines Fenster oder ein kleines Loch, wo die Sonne durchkommt. Eine Leiter ist da, aber die kann sie nur mit Mühe bewegen. Sie ist ganz klein. Sie stellt diese Leiter so unter das Fenster, dass sie hinaufklettern kann. Gleichzeitig hat sie aber große Angst, dass sie dann doch nicht herauskommt. In der Folge sagt sie, eigentlich wolle sie gar nicht hinausschauen. Sie sagt, jetzt sei sie zornig auf die Mama, weil diese sie alleine lasse. Sie möchte, dass jemand sie herausholt. Sie möchte, dass die Mama sie herausholt. Jetzt ist sie ca. 3 Jahre alt, aber sie denkt trotzdem zu viel. Es gibt neben dem Fenster auch eine Tür. Die möchte sie aufmachen, und sie beginnt, hinauf zu gehen. Da kommen ihr aber Bedenken, weil wenn sie da hinaufgeht, dann kommt sie dort an, wo sie gewohnt hat, und da möchte sie eigentlich nicht wieder hin. Lieber möchte sie durch das kleine Fenster durch gehen, aber es ist zu klein. Sie könnte auch über die Treppe hinaufgehen, die Leute, die im Raum hinter der Tür sind gar nicht anschauen und ganz schnell davonlaufen. Aber sie wüsste nicht, wohin sie laufen sollte, und allein kann sie nicht sein. Sie hat niemanden, und es ist ganz grausig. Die große Patientin, die Erwachsene, die ihr helfen könnte, will sie jetzt nicht haben. Eigentlich kennt sie diese auch nicht richtig. Das Einzige, was sie hier hat, ist der Teddybär. Sonst gibt es gar nichts. Sie kann nicht hinaus über die Treppe, weil sie dem Vater nicht begegnen möchte. Sie ist nicht frei, und sie hat große Angst, dass sie erstickt. Sie muss sich wieder verstecken. Sie sucht sich eine Ecke im Raum aus mit dem Blick zum Fenster hin und kauert sich zusammen, den Teddybären fest an sich drückend. Vielleicht wird es ihr einmal doch gelingen, einen Weg aus diesem Loch zu finden, bemerkt sie. Meine zaghaften Versuche, ihr zu helfen, aus dieser Situation herauszukommen, kann sie nicht annehmen.

Nach der Imagination wirkte die Patientin sehr nachdenklich und traurig, aber auch ein wenig erleichtert. Sie kauerte sich auf der Couch zusammen und schaute mich verlegen an. Sie erinnerte mich an ein verletztes und mir ausgeliefertes Tier. In ihrem Blick glaubte ich eine tiefe Einsamkeit und Sehnsucht zu verspüren. Es umhüllte uns ein minutenlanges Schweigen. Ich war zutiefst betroffen und sprachlos. Während dieser Zeit entstand in mir ein Gefühl der Verbundenheit und Wärme. Ohne viel zu überlegen, stand ich auf, setzte mich neben sie hin und legte meinen Arm um ihre Schultern. Ich hatte den Eindruck, dass sie über diesen Trost erleichtert war. Sie fing an zu schluchzen. Ich war unfähig, zu den Gefühlen in mir passende Worte zu finden. Das war ein Gemisch von Betroffenheit, Hilflosigkeit und Trauer, aber auch Wärme und mütterlichem Schutzbedürfnis. So verharrten wir einige Minuten lang, bis sie sich beruhigt hatte. Ich setzte mich wieder auf meinen Sessel und war erleichtert, dass die Stunde zu Ende ging. An den folgenden Tagen musste ich immer wieder an meine Patientin denken in der Sorge, wie es ihr wohl gehe. In die nächste Stunde kam sie mit drei verschiedenen, mit Ölfarben gemalten großformatigen Bildern, die sie zu der Imagination gemalt hatte und die sie mir lächelnd und mit dem Stolz einer Künstlerin präsentierte. Imagination, Nr. 4/2004

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Was ist in dieser Imagination geschehen? Am Anfang fand sich die Patientin in einer ihr aus früheren Imaginationen bekannten Landschaft vor, wo sie sich bisher wohl fühlte und zumeist auftankte. Gleich am Anfang kommt es hier erstmals zu einer spontanen Altersregression. Der Teddybär tauchte zum ersten Mal auf und kann hier als Schrittmacher im Sinne eines Übergangsobjekts für die unzuverlässig vorhandene mütterliche Repräsentanz verstanden werden. Es wird offensichtlich, dass sich eine tiefere Auseinandersetzung im Inneren der Patientin ankündigt. Der Handabdruck in der Erde stellt eine Art Verbindung zu den Ebenen der Ressourcen im Sinne der Sicherheit dar, aber auch den Wunsch, einen Abdruck von sich hinterlassen zu wollen und unvergessen zu bleiben. Dass die Patientin offenbar bereit ist, sich mit ihrem traumatisierten Inneren zu konfrontieren, hängt vermutlich mit einer positiven und vertrauensvollen Übertragung zu mir zusammen. Sehr schnell gerät sie in den Strudel hinein, in dem sie in Gefahr kommt, von den aufkommenden Affekten überflutet zu werden und die Verbindung zu sich zu verlieren. Durch meine begleitenden Interventionen gelingt es ihr für kurze Augenblicke, aus dem Strudel herauszutreten und aus einer beobachtenden Position den Strudel zu betrachten. Die bei der Betrachtung des Strudels in ihr aufkommenden Affekte konnte sie allerdings nicht länger unter Kontrolle halten und war ihnen gleich wieder ausgeliefert. Sie fand sich direkt in ihrem traumatischen Erleben vor, wo sie als dreijähriges Mädchen oft aussichtslos versuchte, sich vor dem tobenden und gefährlichen Vater zu verstecken. Sie ließ mich an ihrer großen Angst, Verzweiflung und Ohnmacht teilnehmen. Ich war zugleich eine zuschauende wie auch hilflose Mutter, eine Mutter, die sie allzu gut kannte und die ihr letztlich nicht helfen konnte. Es kam hier zur so genannten traumatisierenden Übertragung (Holderegger 1998). Das ist eine Form von Übertragung, bei welcher der Patient den Therapeuten in die Lage des traumatisierten Kindes hineinmanövriert und dieser dabei hautnah erlebt, von welchen inneren unbewussten Szenarien, Introjekten und Affekten sich das Kind/der Patient bedroht fühlt. Für meine Patientin war ich aber, und das war hier eine neue Erfahrung für sie, auch eine Mutter, die ihr Leid wahrnahm und mit ihr teilte und aushielt. Sie benutzte mich als Container und ließ mich all ihre unerträglichen Gefühle spüren: Die Todesängste, aber auch die Todessehnsucht, Lebensangst, die Wut, die Trauer, die Verzweiflung, die Hilflosigkeit, die Ohnmacht, die Aussichtslosigkeit. Die Tatsache, dass ich spontan aufstand und meine Patientin umarmte, also das therapeutische Setting veränderte, könnte man verschieden kommentieren. Einerseits könnte es als ein Agieren meinerseits verstanden werden, ausgelöst vielleicht durch die Übertragung der Patientin, in diesem Fall eine traumatisierende Imagination, Nr. 4/2004

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Übertragung, bei der es um Grenzverletzungen geht. Anderseits würde ich es als eine normale und in dem Augenblick reale menschliche Reaktion auf die Trauer der Patientin verstehen, vor allem auch deshalb, weil diese Situation in der weiteren Folge der Therapie nicht agiert wurde. Dazu fallen mir die Überlegungen von Kernberg (1999) ein, der der Auffassung ist, dass nicht alle Verhaltensaspekte des Patienten in der Interaktion mit seinem Therapeuten als Übertragung zu verstehen sind. Es gehört zur den wichtigsten Aufgaben des Therapeuten, die Übertragung aus dem Realitätskontext heraus zu erkennen und als solche entsprechend zu deuten. In Analogie zur Debussys Empfindung, dass Musik der Raum zwischen den Noten sei, formulierte Ogden (2001): „Zwischen den Noten der gesprochenen Wörter, die den analytischen Dialog darstellen, liegen die Träumereien des Analytikers und des Analysanden. Gerade in diesem vom wechselseitigen Spiel der Träumereien besetzten Raum findet man die Musik der Psychoanalyse.“ Ogden stellt weiter fest, dass die Entstehung des therapeutischen Prozesses von der Fähigkeit sowohl des Therapeuten wie auch des Patienten abhängt, sich in ein dialektisches Zusammenspiel von Zuständen der „Träumerei“ (Bion 1962) einzulassen. Diese Vorstellungen basieren auf dem Hintergrund von Winnicotts Konzeption des „Ortes, an dem wir leben“ (ein dritter Bereich des Erlebens zwischen Realität und Phantasie, der potentielle Raum; Ogden 1992). Mit Hilfe von Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen, die nach Ogden (2001) eine unbewusste intersubjektive Konstruktion des analytischen Paares sind, damit sind der Therapeut und der Patient gemeint, wird der so genannte intersubjektive analytische Dritte oder der analytische Dritte (auch analytisches Subjekt genannt) geschaffen. Dieser analytische Dritte ist einer kontinuierlichen Veränderung unterzogen. Der intersubjektive analytische oder therapeutische Raum kann mit all dem, was uns bewegt oder auch nicht bewegt, gefüllt werden. An dieser Fülle oder an diesen Inhalten kann weiter gearbeitet, gefeilt und verändert werden. Dadurch entstehen neue wichtige oder auch korrigierende Erfahrungen. Damit entsteht psychische Struktur und letztendlich auch eine veränderte innere Welt. Schon zu Beginn einer Psychotherapie ist der analytische Dritte vorhanden. Wie er genutzt wird, hängt von vielen Faktoren ab und kann unterschiedliche Verläufe annehmen. Im Falle meiner Patientin haben wir am Anfang der Therapie den intersubjektiven therapeutischen Raum dafür genutzt, um in eine dyadische Beziehung zu treten, sie allmählich immer mehr zu erschaffen und zu sichern bzw. sie vor allem qualitativ zu kennzeichnen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Schaffung eines intersubjektiven Zustands des Geistes (Ogden 2001) ist Bions (1959) Vorstellung, dass der Therapeut (oder die Mutter) durch sein erfolgreiches Containment der mittels projektiver Identifikation projizierten Selbstanteile des Imagination, Nr. 4/2004

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­ atienten (oder des Kindes) diese lebendig erhält und in einem gewissen Sinn P sogar lebendig macht. Der Therapeut wird in diesem Sinne durch die bewussten und unbewussten Inszenierungen des Patienten auch ständig geprüft. Ausgehend von der Mastery Theory der Mount-Zion-Arbeitsgruppe (Weiss und Sampson 1986) können wir annehmen, dass der Patient in die Therapie kommt, um seine frühen Konflikte, Traumen und Ängste zu meistern und dass er dafür unbewusste Pläne hat, wie er das erreichen könnte. Aus diesem Grund versucht er, sichere Voraussetzungen zu schaffen, um seine Ziele zu verwirklichen. Der Therapeut wird daher vom Patienten ständigen Prüfungen (Tests) unterzogen, die er besteht oder nicht besteht. Wenn er sie besteht, dann kann sich die Angst des Patienten verringern und umgekehrt. Der erste Teil der Therapie meiner Patientin war durch diese Vorgänge stark gekennzeichnet. Sowohl der therapeutische wie auch der imaginative Raum (hier als ein Teil des intersubjektiven therapeutischen Raums verstanden) wurde dafür genutzt, um auf dem Hintergrund der Übertragungs- und Gegenübertragungsvorgänge eine qualitativ gute, tragfähige und sichere dyadische Beziehung zu erschaffen. Als sich meine Patientin in diesem Sinne innerlich sicher genug fühlte, als der intersubjektive therapeutische Raum zum sicheren Raum wurde, war sie bereit, sich mit ihrem traumatischen Inneren, ihrem Introjekt (unassimiliertes bedrohliches inneres Objekt), zu konfrontieren. Im Vordergrund stand dabei zunächst einmal nicht eine unmittelbare Lösung in der Situation, z. B. wie sie doch noch aus dem Loch herauskommen könnte, sondern die Sehnsucht, ihr ganzes Leid und ihre Not mir zeigen zu können in der Hoffnung, ich könnte ihr helfen, ihren inneren Zustand, das bedrohliche Introjekt zu verändern bzw. das traumatische Erleben integrieren zu können. Im Sinne von Holderegger (1998) „traumatisierte“ sie mich in einer Art Verschmelzung mit ihrem bedrohlichen Introjekt. Ich war zunächst mit ihren bedrohlichen inneren Objekten in einem dyadischen Kontext identifiziert. Mittels dieser projektiver Identifikation ließ sie mich aber zugleich ihren unbewussten Wunsch spüren, ihre projizierten traumatisierten Teilaspekte des Selbst in mir aufzubewahren und letztlich zu symbolisieren. Diese Imagination war damit ein Übergangsraum, um eine qualitativ neue mütterliche Repräsentanz zu installieren und zu symbolisieren. Diese neue Erfahrung ermöglichte meiner Patientin einen neuen Freiraum für die Bearbeitung des traumatischen Erlebens in ihrem Inneren. Und diese neue Möglichkeit griff sie auch auf und kam mit ihren neuen „Kunstwerken“, ihren ersten Symbolen, freudestrahlend und stolz in die nächste Stunde. Aus dem ­ ursprünglichen analytischen Dritten, der Imagination oder dem noch unreifen Urkunstwerk, sind neue Kunstwerke, neue und reifere Symbole hervorgegangen. Imagination, Nr. 4/2004

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Die Voraussetzung für diese reife triadische Leistung war die Erfahrung einer guten und tragfähigen dyadischen Beziehung, aber auch die Erfahrung, dass ich als ihre Therapeutin mit ihrem mir anvertrauten und traumatisierten inneren Kind gut umgehen konnte. In der Literatur findet sich eine Reihe von Überlegungen zu dyadischen und triadischen Vorgängen im therapeutischen Prozess. In Anlehnung an die französischen Psychoanalytiker de Mijolla und de Mijolla Mellor betont Kernberg (1999), dass wir heute von einer Drei-Personen-Psychologie ausgehen sollten und stellt dabei den Analytiker mit seiner Funktion der „dritten Position“ in den Vordergrund. In seiner Funktion der dritten Position klärt der Analytiker das intersubjektive Feld zwischen ihm und seinem Patienten und erweitert seinen Blickwinkel um eine neue Dimension, um den Blick eines Außenstehenden, also um die Reflexion dessen, was zwischen ihnen passiert. Außerdem teilt er mittels Deutung dem Patienten mit, wie er dessen subjektives Erleben versteht. Den Hintergrund dieser Überlegungen stellt das Konzept der therapeutischen Ich-Spaltung nach Sterba (1934) dar. Damit ist eine Spaltung des Ichs in einen beobachtenden und einen agierenden Teil gemeint. Dadurch kommt es zur Aktivierung der selbstreflexiven Funktion, die sich ursprünglich aus der Internalisierung der Reflexionsfunktion der primären Bezugsperson herleitet und nicht lediglich aus dem Einfühlungsvermögen dieser Bezugsperson in das Erleben ihres Kindes. Analog ist es nach Kernberg in der therapeutischen Situation: Die Patienten entwickeln eine erweiterte Fähigkeit zur Selbstreflexion nicht, indem sie lediglich die empathische Reaktion des Analytikers erleben, sondern auch und in entscheidendem Maße durch die Identifizierung mit der reflexiven Funktion, der „dritten Position“ des Analytikers (Kernberg 1999). Das Erlangen der Selbstre­ flexionsfähigkeit ist ein wichtiges therapeutisches Ziel und fördert die Entwicklung von Introspektion, Einsicht und Autonomie. Eine Deutung des therapeutischen Prozesses sollte ein Produkt aus der reflexiven Analyse des Geschehens sein, aus der Analyse der Übertragungs- und Gegenübertragungsbeziehung oder, anders gesagt, aus der Analyse des intersubjektiven therapeutischen Raums im Inneren des Therapeuten. Außerdem sollte eine Deutung nie unreflektiert gegeben werden. Bei den Patienten mit einer BorderlinePersönlichkeitsorganisation kann eine Deutung des Therapeuten auch als eine gewaltsame Unterbrechung einer phantasierten symbiotischen Verbindung zu ihm erlebt werden (Kernberg 1999). Eine Deutung sollte einen bestimmten Sinn verfolgen, dem therapeutischen Prozess förderlich sein und der Persönlichkeitsreife des Patienten entsprechen. Sie sollte, nach Kernberg, „eine Spaltung zwischen dem beobachtenden Ich des Patienten und jenem Anteil seines Ichs fördern und nutzbar machen, der am Übertragungsagieren beteiligt ist, um dem Patienten zu helfen, seinen Konflikt im Licht seines eigenen aktuellen Erlebens und Verstehens zu begreifen und zu Imagination, Nr. 4/2004

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lösen“ (Kernberg 1999). Die optimale Deutung ist diejenige, die der Unterstützung eines autonomen Selbstreflexionsprozesses des Patienten dienlich ist, und nicht eine solche, die eine Suggestion auf der Übertragungs- und Gegenübertragungsebene bedeutet. Trotzdem glaube ich, dass es ohne eine qualitativ gute dyadische Beziehung, die zugleich bedeutet, sich von den Affekten des Patienten anstecken und mittragen zu lassen (also mit anderen Worten: das innere Objekt des Patienten in sich aufnehmen), keine adäquate Möglichkeit für die Entwicklung der selbstreflexiven Funktion (also für das triadische Erleben) geben kann. Die Aufgabe des Therapeuten besteht unter anderem auch darin, während des ganzen therapeutischen Prozesses zwischen dyadischer Einfühlung und triadischer Betrachtung des Geschehens zu pendeln und seine dabei entstandenen Erkenntnisse dem Patienten zur Verfügung zu stellen. Auf dem Hintergrund der theoretischen Ausführungen von Melanie Klein und Ronald Britton formulierte Schoenhals (1993, 1997) das so genannte analytische Dreieck als einen triangulären Raum. Es stellt eine Beziehung zwischen dem Patienten, seinem innerem Objekt und dem Therapeuten als eigenständiger Person dar. Der trianguläre Raum wird hier dann hergestellt, wenn der Therapeut es schafft, zur gleichen Zeit ein bestimmtes inneres Objekt des Patienten zu akzeptieren und in sich aufzunehmen (im Sinne einer dyadischen Einfühlung), als eigenständige Person darüber nachzudenken (triadisches Erleben) und die Situation entsprechend deuten zu können (Symbole zu finden). Es wird dabei vorausgesetzt, dass der Therapeut selbst in hohem Maß zu reifem symbolischem Denken fähig ist und nicht symbolisierte Projektionen in eine symbolische Form des Denkens überführen, ihnen also eine Bedeutung geben kann. Die Konstellation des analytischen Dreiecks entspricht auch dem ödipalen Dreieck, in dem das Kind sich außerhalb der intimen Beziehung der Eltern zu einander als getrenntes Wesen erlebt. Der Patient erlebt sich als getrenntes Wesen außerhalb der Innenwelt des Therapeuten, in welcher der denkende Therapeut mit sich selbst im Dialog ist, mit einem eigenen hilfreichen inneren Objekt. Dieser innere Dialog des Therapeuten ist dem Patienten nicht direkt zugänglich, kann aber von ihm allmählich mittels Identifikation als selbstreflexiver Prozess internalisiert werden. Auch Kämpfer (2001) formuliert die These, dass die Therapie als interaktives Geschehen in vielen aufeinander folgenden Einheiten ein vom Therapeuten und Patienten zusammen „erschaffener durchlüfteter Raum werden muss“. Der therapeutische Prozess ist ein Produkt der gemeinsamen Interaktion, und er ist außerdem eine symbolische Erfahrung. Dieses Produkt nennt Green das analytische Objekt und sagt (nach Kämpfer 2001), dass es weder dem Patienten, noch dem Therapeuten gehört. Es wird in der Vereinigung der Mitteilungen erschaffen, die szenisch, mimisch, gestisch, sprachlich, bildhaft oder imaginär sein können. Es wird in dem potentiellen Raum erschaffen, der sich zwischen ihnen öffnet. Nach Imagination, Nr. 4/2004

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Kämpfer erzeugt das analytische Paar ein Kind, und das Kind ist hier das analytische Objekt. Allerdings muss man bei der Erzeugung des „Kindes“ gut aufpassen, weil es passieren kann, dass das „gemeinsame Kind“ der Wahrheitsentstellung, also der Abwehr und dem Widerstand dient. Eine solche gemeinsame Fehlproduktion nennt Kämpfer das Lügenkind. Wenn „die Angst vor dem Nicht-Verstehen und die Sorge, das Getrennte nicht aushalten zu können“, im Vordergrund stehen, können Analytiker und Patient dazu verführt werden, zwar etwas Gemeinsames, aber eben Falsches für wahr halten zu wollen (Kämpfer 2001).

Teil 3: Dyadische und triadische Vorgänge in der Katathym ­Imaginativen Psychotherapie Die behandlungstechnischen Überlegungen, die sich aus der Betrachtung der dyadischen und der triadischen Vorgänge für den therapeutischen Prozess in der KIP ergeben, möchte ich anhand der oben angeführten Imagination darstellen. Die Katathym Imaginative Psychotherapie ist eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapiemethode, die auf den theoretischen Konzepten der Psychoanalyse fundiert ist: Anerkennung des dynamischen Unbewussten, Bedeutung von Übertragung und Gegenübertragung und von Abwehr und Widerstand. Zu diesen Grundkonzepten kommt noch der Einsatz von Imaginationen dazu. Wie bereits weiter oben gesagt, ist jede Psychotherapie, und die KIP noch einmal im Besonderen, von Anfang an potentiell triadisch strukturiert (Patient, Therapeut und das Dritte, das in der Beziehung zwischen ihnen entsteht). Durch die Möglichkeit der Imaginationen, die vom Therapeuten begleitet werden, ergeben sich in der KIP noch weitere Möglichkeiten sowohl auf der dyadischen wie auch auf der triadischen Ebene. Jede KIP-Imagination beginnt mit der psychovegetativen Entspannung, die nach bestimmten Vorgaben eingeleitet wird. Diese Entspannung fördert die Regression und entspricht auf der Übertragungsebene einem dyadischen Beziehungsangebot im Sinne von symbiotischem Erleben, von sich anvertrauen und tragen lassen, von Nähe und Sicherheit erleben und von gehalten werden. Eine gute dyadische Beziehung ist nach meiner Auffassung vor allem durch folgende theoretische Konzepte charakterisiert: Winnicotts Trias von Holding Function, Handling und Object Presenting (Winnicott 1973); Bions Containment-Konzept (Bion 1962); Alpha-Funktion des Therapeuten und seine Fähigkeit zur „Rêverie“ (träumerische Gelöstheit, Bion 1963); Hilfs-Ich-Funktion und Selbstreflexivität des Therapeuten (Mentalisierung nach Fonagy 1998) und seine technische Neutralität; Sterns Konzept von Affect-Attunement (Stern 1985, wie bereits teilweise in Teil 1 dieser Arbeit genauer dargestellt) und das Konzept der mütterlichen Feinfühligkeit aus der Bindungsforschung (Spangler u. Zimmermann 1997, Brisch 1999). Imagination, Nr. 4/2004

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Schon im Kontext der Entspannung können wir erkennen, ob unsere Patienten zum dyadischen Erleben überhaupt fähig sind. Die Vorgabe zur Entspannung ist zugleich ein Beitrag des Therapeuten, die Übertragung anzuregen und zu unterstützen. Vor allem frühgestörte Patienten, bei denen entsprechende Bindungsrepräsentanzen fehlen, haben oft Probleme, sich adäquat zu entspannen und dem dyadischen Erleben zu überlassen. Die technische Vorgabe der Entspannung, die immer wieder in der gleichen Art und Weise stattfindet, strukturiert den therapeutischen Rahmen und bekommt im Laufe der Zeit die Bedeutung eines wichtigen Rituals, das beruhigend wirkt und Sicherheit gibt (im Sinne von Wärme, Rhythmus und Konstanz nach Bartl 1989). Bei meiner oben genannten Patientin war die Entspannungssituation anfangs schwierig. Sie blieb auf der Couch sitzen, konnte aber die Augen schließen. Sie kauerte sich in sich zusammen und machte sich ganz klein, nahm meinen auf der Couch liegenden Plüschbären und drückte ihn fest an sich. So konnte sie sich schließlich mit Hilfe dieses Übergangsobjekts auf die Regression einlassen. Vermutlich hatte sie am Anfang Angst, wenn sie die Augen schließt, durch den regressiven Sog die Abwehrschranke nicht mehr aufrecht zu erhalten und von ihren unerträglichen Affekten überflutet zu werden bzw. das gute aus der Übertragungsbeziehung entstehende, aber sich erst langsam etablierende Objekt zu verlieren oder gar zu zerstören. Der Plüschbär war ein Übergangsobjekt, das eine Brücke zu mir als Repräsentantin der neuen Objekterfahrung und zur Realität ermöglichte. Schon die Entspannungsphase – und vor allem dann die Imagination selbst – wird entscheidend von den aktuellen Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen beeinflusst. Die Übertragung verstehe ich hier auch als die unbewusste Phantasie des Patienten über den Therapeuten und die Gegenübertragung als die unbewusste Phantasie des Therapeuten über den Patienten. Beides ist von den Objektrepräsentanzen der jeweils Beteiligten bestimmt. Die Motivvorgabe als ein Bestandteil der psychotherapeutischen Methode und als das Dritte entsteht aus den Objektrepräsentanzen des Therapeuten und ist ein Konglomerat aus seiner aktuellen Gegenübertragung (zumeist dyadische Ebene) bzw. aus dem Reflexionsprozess des therapeutischen Geschehens (triadische Ebene). Die Motivvorgabe ist also ein Produkt eines interaktionellen Geschehens zwischen dem Patienten und dem Therapeuten, aber auch das Dritte, das angeboten wird, um den psychischen Raum zu ermöglichen und zu füllen. Die Imagination des Patienten ist eine regressiv bildhafte Darstellung seiner Objektrepräsentanzen und der aktuellen Übertragung bzw. der unbewussten Phantasie des Patienten über den Therapeuten. Die Imagination ist ebenfalls eine Schöpfung eines interaktionellen Geschehens, also nach Ogden ein intersubjektiver analytischer Dritter, ein Kunstwerk, das aus dem potentiellen Raum zwischen dem Patienten und dem Therapeuten entsteht. Dieses Dritte ist ein eigener Imagination, Nr. 4/2004

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Raum, ein imaginativer Raum (Schnell 1997), der neue Möglichkeiten bietet (im Sinne von Möglichkeitsraum, Phantasieraum, Spielraum, Übergangsraum, Erfahrungsraum aber auch Schutzraum und Container), und kann sowohl für dyadisches wie auch für triadisches Erleben genutzt werden. Wenn wir die Überlegungen von Helen Schoenhals über das analytische Dreieck heranziehen, dann stellt die Imagination auch eine Art Container zur Verfügung, der unter anderem dafür verwendet werden kann, das innere Objekt des Patienten nicht nur in den Therapeuten zu projizieren, sondern auch in diesem Container ablegen zu können. In diesem Fall ist die Imagination etwas Drittes, zwischen dem Patienten und dem Therapeuten Stehendes und für sich Abgegrenztes. Das kann sowohl dem Patienten als auch dem Therapeuten hilfreich sein. Der Patient wird dadurch weniger Ängste entwickeln, durch seine destruktiven und verfolgenden inneren Objekte sich selbst oder den Therapeuten womöglich zu zerstören. Der Therapeut bekommt hier durch die Imagination des Patienten ebenfalls eine zusätzliche Möglichkeit, die triadische Ebene besser aufrecht erhalten zu können und sich vom inneren Objekt seines Patienten nicht ganz vereinnahmen zu lassen. Die oben zitierte Imagination wurde von meiner Patientin vorwiegend auf der dyadischen Ebene genutzt. Unter dem Schutz der Sicherheit gebenden Patientin-Therapeutin-Beziehung wurde die Imagination als sicherer Raum für die Konfrontation mit dem bedrohenden Introjekt genutzt. Diese Imagination wäre vermutlich nicht möglich gewesen ohne die vorher in einem längeren Prozess aufgebaute und erprobte positive dyadische Erfahrung. Aus der Erfahrung der Konfrontation mit dem unassimilierten inneren Objekt, die einerseits mit unerträglichen und daher bisher abgespaltenen Affekten verknüpft war, und anderseits aber auch mit der neuen Erfahrung, nicht allein gelassen zu werden, sondern begleitet, gehalten, gehört und verstanden zu werden, entwickelte meine Patientin in Folge ihre ersten Symbole dazu, indem sie Bilder malte. Diese Bilder, die vorerst noch bloß Zeichen oder eine Art von Übergangsobjekten für die Entstehung neuer Selbstrepräsentanzen waren, bekamen in vielen Nachbesprechungen immer mehr an Bedeutung und Symbolgehalt, bis sie schließlich zu reifen Symbolen wurden. Damit war ein wesentlicher Schritt getan, das bedrohliche Introjekt in seiner Gefährlichkeit zu entschärfen, zu verändern, zu symbolisieren und in die innere Welt zu integrieren. Kottje-Birnbacher (1992) unterteilt in der KIP den psychischen Bereich, der zwischen dem Patienten und dem Therapeuten entsteht, in einen Erlebnisraum (die Phase des Imaginierens) und einen Verarbeitungsraum (die Phase der verbalen Weiterbearbeitung). Der Erlebnisraum oder die eigentliche Imagination wird normalerweise vom Patienten für jene psychische Erfahrungen gebraucht (im positiven und negativen Sinn), die gerade im Inneren des Patienten aktuell sind. Wofür die Imagination gerade genutzt werden kann, hängt unter anderem von Imagination, Nr. 4/2004

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der psychischen Struktur (Strukturniveau bzw. Funktionsniveau) des Patienten ab bzw. von seinem aktuellen psychischen Konflikt. Bei den Patienten mit ich-strukturellen Defiziten wird die Imagination anfangs meistens vor allem dazu gebraucht, vorhandene Ressourcen zu entdecken und damit positive dyadische Erfahrungen machen zu können. Damit wird Struktur aufgebaut, um frühen inneren Konflikten, aber auch unassimilierten inneren Objekten zu begegnen und sie – so wie bei meiner Patientin – nach Möglichkeit zu bearbeiten und zu integrieren. Imaginationen werden bei solchen Patienten oft auch als Übergangsräume und Übergangsobjekte (Winnicott 1976) genutzt im Sinne von Symbolbildung und Stabilisierung von Selbst- und Objekt­ repräsentanzen. Gute dyadische Erfahrungen werden internalisiert und tragen zur besseren Kohärenz der psychischen Struktur bei (Kottje-Birnbacher 2001). Bei den Patienten mit einer neurotischen Persönlichkeitsorganisation, die eine zuverlässige triadische Struktur bereits in sich tragen, kann die Imagination anfangs dazu benutzt werden, ebenfalls Ressourcen zu mobilisieren, aber auch durch die bildhaft-symbolische Darstellung und das Erleben in der Imagination den Triebimpulsen eine andere Ausdrucksmöglichkeit als jene im Symptom zu ermöglichen. Damit kann ihr Überich sehr entlastet werden – noch bevor sie sich mit ihrem inneren Konflikt direkt konfrontieren. Von diesen Patienten wird der imaginative Raum meistens als Möglichkeitsraum, Spielraum oder Phantasieraum sowohl für das dyadische wie auch für das triadische Erleben genutzt. Manche Patienten erleben sich in der Imagination spontan als direkt und unmittelbar agierend (dyadische Ebene), und sie lassen sich von ihren mit diesem Erleben verknüpften Gefühlen erfassen. Manche allerdings erleben die Imagination aus einer Beobachterposition heraus (triadische Ebene). Das kann verschiedene innere Gründe haben und sollte vom Therapeuten unbedingt reflektiert werden. Ein spontanes dyadisches Erleben in der Imagination kann unter Umständen – so wie bei meiner Patientin – eine Überflutung durch die nicht mehr aufhaltbaren Affekte und einen Angstdurchbruch bedeuten. Die Intervention des Therapeuten, z. B. sich im Sinne einer Spaltung in so einer Situation in die Beobachterposition zu begeben, also die dritte Position einzunehmen, kann dabei helfen, die Ängste wieder unter Kontrolle zu bekommen und sie sukzessive zu bearbeiten. Das spontane Einnehmen der Beobachterposition kann andererseits sinnvollen, aber auch weniger sinnvollen Abwehrmöglichkeiten dienen. In jedem Fall sollte der Therapeut selbst die dritte Position einnehmen und reflektieren, wie sein Patient die Imagination für sich gebraucht bzw. gebrauchen kann. Aus diesem Erkenntnisprozess sollte die entsprechende Deutung folgen und dem Fortschreiten des Therapieprozesses dienlich sein. Mit der ständigen Reflexion der Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse und des therapeutischen Prozesses trägt der Therapeut entscheidend dazu bei, dass die Therapie ein lebendiger, dynamischer und progressiver Prozess bleibt. Imagination, Nr. 4/2004

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Im Verarbeitungsraum, der nach der Imagination folgt und vom Erlebnisraum durch das Setting bzw. verändertes Therapeutenverhalten klar abgegrenzt ist (Kottje-Birnbacher 2001), wird in einer triadischen Konstellation (Patient, Therapeut und die Imagination) über die inneren Bilder des Patienten nachgedacht und gesprochen. Damit wird die Imagination mit gegenwärtigen und vergangenen Bedeutungen versehen, aber auch neuerlich erlebt und verändert. In der Zeit zwischen den Stunden „arbeitet“ der Patient, vielleicht auch der Therapeut, an der Imagination weiter, sei es in Form von Zeichnungen, Protokollen, Träumen oder anderen Möglichkeiten. Die neuen Erfahrungen werden in die innere Welt integriert, die dadurch verändert und immer wieder neu erschaffen wird. Der Bearbeitungsprozess ist ein schöpferischer Akt des Patienten und des Therapeuten an ihrem gemeinsam erschaffenen Kunstwerk und bedeutet einen ständigen Wechsel zwischen dyadischem und triadischem Erleben. Wenn das Kunstwerk vollendet ist, wird es genauso wie der Schaffensprozess selbst internalisiert. Auf diese Weise entsteht die Fähigkeit zur Schaffung und Verwendung eines potentiellen Raums (Ogden 1997) und damit die Nutzung der Phantasie als Ressource, als Möglichkeit des Probehandelns und der Autonomiegewinnung (W. Dieter 2003). Damit entsteht dann auch der „Ort, an dem wir leben“ (Winnicott 1958). Die KIP ist einerseits als dyadischer und andererseits als triadischer bzw. triangulierender Prozess zu verstehen und bietet in oben beschriebenem Sinne neue Entwicklungsperspektiven für die Entfaltung der inneren Welt des Menschen.

Literatur: Abelin, E. (1971): Role of the father in the separation-individuation process. In: McDevitt, J. und Settlage, C. (Hrsg.): Separation-individuation, Essays in Honor of Margaret Mahler. New York: Int. Univ. Press Barth, R. (2002): Mutter-Kind-Symbiose bei Schlafstörungen – Eine psychoanalytische Betrachtung zum Ausschluss des Dritten. In: K. Steinhardt, W. Datler, J. Gstach (Hrsg.): Die Bedeutung des Vaters in der frühen Kindheit. Gießen: Psychosozial Verlag Bartl, G. (1989): Strukturbildung im therapeutischen Prozess. In: Bartl, G., Pesendorfer, F. (Hrsg.): Strukturbildung im therapeutischen Prozess: 15 – 20. Wien: Literas Bion, W. R. (1962): Lernen durch Erfahrung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, dt. 1990 Bion, W. R. (1963): Elemente der Psychoanalyse. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, dt. 1992 Bion, W. R. (1959): Attacks on linking. Int. J. Psycho-Anal. 40: 308 – 315 Imagination, Nr. 4/2004

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Zusammenfassung: In einem ersten Teil wird ein Überblick über die wichtigsten theoretischen Konzepte zu den dyadischen und triadischen Vorgängen in der menschlichen Entwicklung dargestellt. Wie wichtig dyadisches und triadisches Erleben für den Aufbau von Beziehungen, für die Triangulierung, für die Symbolisierungsfähigkeit und für das Denken sind, wird durch einige Beispiele aus der normalen und aus der pathologischen Entwicklung hervorgehoben. In einem zweiten Teil wird die theoretische und die praktische Bedeutung dieser Erkenntnisse für den psychotherapeutischen Prozess an Hand einer Fallvignette ersichtlich gemacht. Zum Abschluss wird in einem dritten Teil die spezielle Bedeutung dieser Prozesse für die KIP diskutiert. Imagination, Nr. 4/2004

Stufen der Triangulierung

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Keywords: Dyade – Triade – Triangulierung – Reflexivität – intersubjektiver analytischer Dritter

Autorin: Dr. Jadranka Dieter Anningerstraße 6/8/7 A-2351 Wiener Neudorf

Imagination, Nr. 4/2004

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Der Pilger auf seiner Reise zu sich Selbst Überlegungen zu einem Tagtraum-Motiv in der Schlussphase der Therapie mit der Katathym Imaginativen Methode Kristina Cordes-Leyendecker

Manche Motive und Motivationen sind uralt. Einige von ihnen erfüllten in der Vergangenheit ihre sinnstiftende Funktion, mochten für eine gewisse Zeit verblasst sein und erleben wieder ihre kulturelle Renaissance. Dazu gehört die Vorstellung, sich auf eine Pilgerreise einzulassen. Ich möchte darlegen, wie ich auf das Motiv des „Pilgers“ gestoßen bin und weshalb ich es für eine sinnvolle Erweiterung der Motive in der KIP halte, auch wenn grundsätzlich Klarheit darüber herrscht, dass jedes einzelne Motiv das katathyme Panorama, den zentralen Beziehungskonflikt, die früheren Objektrepräsentanzen und den möglichen Lösungsentwurf anstoßen kann. Vor fast 10 Jahren fand ich auf dem Londoner Flughafen ein Buch namens „Therapy“. Der Autor, David Lodge, beschreibt darin, wie ihn – einen erfolgreichen, aber letztlich gelangweilten Drehbuchautor – ein Schmerz im Knie überfällt. Auf seine sehr britisch unterkühlte Weise lässt er den amüsierten Leser an seinem Leidensweg als Patient teilhaben. Seine Therapeutin konfrontiert ihn mit der Diagnose, er habe wohl eine Depression, rät ihm zur Lektüre von Kierkegaard, („each book is different, but the same themes and obsessions keep cropping up: courtship, seduction, indecision, guilt, depression, despair …“), später zur Behandlung mit Prozac. Sie verheimlicht keineswegs, dass sowohl die Lektüre wie auch das Medikament Nebenwirkungen haben. Der verzweifelte Patient befolgt alle Ratschläge, macht sich aber auch seine eigenen Gedanken. Er erinnert sich seiner Jugendliebe, begibt sich auf die Suche nach ihr und verfolgt ihre Spuren, bis er sie auf dem Jakobsweg wiedertrifft. (Der spanische Jakobsweg ist der letzte Teil eines der drei großen Pilgerwege des Mittelalters, führt über die Pyrenäen durch Nordspanien nach Westen und endet in Santiago de Compostela an der galizischen Küste). Imagination, Nr. 4 /2004

Der Pilger auf seiner Reise zu sich Selbst

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Für mich entstand damals beim Lesen des Buches die zunächst noch vage, aber unabweisbare Idee, dass ich mich auf diesen Weg begeben würde. Paulo Coelhos Buch „Auf dem Jakobsweg“ ist vermutlich bekannter als das oben erwähnte. Ich habe es gelesen, während ich an diesem Text arbeitete. Coelho schreibt in seinem Vorwort, dass er am Anfang seiner Wanderung versucht hatte, seinen „Meister“ Petrus dem indianischen Medizinmann Don Juan anzugleichen, dem Führer, der Carlos Castaneda auf seinen Reisen in eine „andere Wirklichkeit“ inspiriert hatte. Nun, meiner Meinung nach ist Coelhos „Jakobsweg“ über weite Strecken eine komprimierte Nacherzählung der „Lehren des Don Juan“, bloß dass Carlos Castaneda in seinen Büchern die Reisen über die Gren-Zen (!) des reinen Verstandes hinaus rätselhafter, mehrdeutiger und „schräger“ erzählt hat als Coelho. Aber Einschätzungen wie diese sind subjektiv und sollten niemanden am Lesen hindern. Im vergangenen Jahr 2003 ging ich zum ersten Mal auf dem „camino de Santiago“. Ich hatte zu Beginn der Reise – wie alle anderen Wanderer auf dem camino – meine persönlichen Gründe und Motivationen gehabt, aber während des Laufens sind Ansichten, Meinungen und Paradigmen verändert worden und so schien es allen gegangen zu sein, mit denen ich in Kontakt kam. Das Gehen auf dem „Himmelspfad“ hatte mich berührt und verändert. Um Veränderung geht es ja auch in der Psychotherapie und ich wurde neugierig, welche Anstöße, welche Art der inneren Suche ich durch das KIP-Motiv des „Pilgers“ auslösen würde. Zunächst war ich – ohne mir ausführliche theoretische Gedanken gemacht zu haben – vorsichtig und skeptisch. Es gibt zum thematischen Komplex der Individuationsbilder ja bereits eine Reihe von Motiven, wie z. B. den „Weg“, das „IchIdeal“, das relativ neue Motiv des „Spiegels“. Wozu also ein „Pilger“? Noch dazu ein religiös determiniertes Motiv (wie ich zunächst annahm). Es gibt viele Patienten, die ganz offen ihre Fragen nach einem „Sinn“ thematisieren, die auf der Suche nach dem „Heilwerden“ sind und in deren Imaginationen Bilder auftauchen, die eine spirituelle Hinwendung sichtbar werden lassen. Es gibt jedoch genauso viele Patienten, die sich als „nicht religiös“ bezeichnen, jedweden spirituellen Bezug als „esoterisch“ ablehnen. Ich verspürte ein wenig Scheu, ein Stück meiner eigenen Suche und Erfahrung zur Verfügung zur stellen, befürchtete wohl auch, mit diesem Bereich des Erlebens nicht achtsam genug umgehen zu können. Dennoch sammelte ich Erfahrungen mit dem Motiv, die mutiger machten, und stellte fest, dass Patienten den „Individuationsschub“ des Pilgermotivs nutzen können, unabhängig von den ihnen bewussten religiösen, konfessionellen oder klerikalen Bindungen oder Vorerfahrungen. Imagination, Nr. 4 /2004

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Die Pilgerreise Warum sind in früherer Zeit Millionen von Menschen aus ganz Europa losgezogen, unter Gefahren und Widrigkeiten, um die Gebeine eines Apostels in einem Schrein aufzusuchen? Einerseits war der Weg mühselig, unsicher und voller Gefahren. Mut und Entsagung gehörte dazu, sich auf den Weg nach Santiago zu machen. Manche hatten vielleicht bei Krankheit, Verlust oder anderen schwierigen Lebenssituationen ein Gelübde abgelegt, das erfüllt werden musste. Sie fanden Halt und Hoffnung in einem Glauben, der die Triebfeder ihres Handelns war. Andererseits gab es sicher damals wie heute Menschen, die von Abenteuerlust, Neugier oder Fernweh angetrieben wurden, die mehr sehen und erfahren wollten als das, was ihnen gewissermaßen in die Wiege gelegt wurde. Sie ließen das Gewohnte und Bekannte hinter sich, weil sie spürten, dass sie so wie bisher nicht weiterleben konnten und wollten. Geschichten über das Reisen gibt es heute wie im Mittelalter wie auch in den Anfängen der Schrift in den bronzezeitlichen Hochkulturen. Im sumerischen Gilgamesch-Epos und Homers Berichten über die Irrfahrten des Odysseus, in den Geschichten über Kreuzzüge, dem Parzival-Epos und anderen Heldensagen aus dem Kreis der Artus-Legenden und der Suche nach dem Heiligen Gral wird die geographische Reise zur Metapher für die Reise in die Räume des Selbst. Das Ur-Motiv aller Reisen ist das der Entwicklung und der Individuation. Es geht um den Menschen, dessen Schicksal sich während einer mühevollen Irrfahrt und in der Auseinandersetzung mit den Begebenheiten des Lebens, über Begegnungen und Entscheidungen entfaltet. Bei der Pilgerreise geht es in erster Linie darum, Klarheit über sich selber zu gewinnen, Antworten zu finden auf die Frage, wer man ist und wie man weiter leben soll. Ich vermute, dass es für die Menschen im Mittelalter auch um Metaphern und Chiffren der Suche gegangen ist, wenn sie den Geschichten über Odysseus oder über die Gralsritter lauschten. Sie waren sich vermutlich genauso über den „Scheincharakter“ (heute würden wir wohl sagen, die „Virtualität“) im Klaren, wenn sie Reliquien anbeteten oder die abenteuerlich abstrusen Legenden über den Apostel Jakob vernahmen, dessen Gebeine angeblich in Santiago de Compostela in einem steinernen Schiff an Land gespült worden waren. Sie „wussten“ um das „als-ob“ in Bildern, Erzählungen und Mythen, genau wie wir „wissen“, dass es keine Teufel gibt, aber genau „wissen“, was es bedeutet, wenn jemand zur „Hölle fährt“. Wir „wissen“, dass es keine Zauberei gibt, geben uns aber der Spannung hin, wenn wir von Harry Potters Kampf gegen Irrwichte (Wesen, die die Gestalt dessen annehmen, wovor man sich am meisten fürchtet) lesen oder begleiten Frodo Beutlin auf seinem langen, mühevollen Weg, den Ring der Macht zu vernichten, um die Welt zu retten. Imagination, Nr. 4 /2004

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Wenn wir uns wieder dem „Pilger“ als reale Figur und als Tagtraum-Motiv zuwenden, finden wir bestimmte Attribute: Hut und Stab, die an den griechischen Gott Hermes erinnern. Hermes ist der Sohn von Maia, einer Nymphe des Nachthimmels, und Zeus. Er ist der einzige Gott in der griechischen Mythologie, der eine „hinreichend“ gute Mutter- und Vaterbeziehung hat, der nicht verfolgt, bereits während der Schwangerschaft bedroht und abgelehnt wird. Er ist eigensinnig, ungehorsam, klug, musikalisch und wandert mühelos hin und her zwischen den Ebenen (zwischen Himmel, Erde und Unterwelt). Er ist verspielt und erfinderisch. Die spielerische, listige und kreative Dimension ist für mich in meinem Verständnis von Psychotherapie immer wichtiger geworden, gerade angesichts der Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit, der ich bei den Patienten begegne. Ich fand die Bedeutung der spielerischen und kreativen Kraft der Psychotherapie bei Kohut (1979) sehr präzise ausgedrückt. Er schreibt „… weil meiner Meinung nach alles Theoretisieren, das der Mühe wert ist, tastend, versuchend, provisorisch ist, ein spielerisches Element enthält. Ich benutze das Wort spielerisch mit Absicht, um die Grundhaltung kreativer Wissenschaft von der Grundhaltung dogmatischer Religionen zu unterscheiden […] Die Welt der kreativen Wissenschaft ist von Menschen bewohnt, die noch spielen können, die begreifen, dass die Realität, die sie umgibt, in ihrer Essenz nicht gekannt werden kann“. Zurück zu Hermes: Er gilt auch als der Gott aller, die unterwegs sind, der Handelnden (im doppelten Wortsinn) und auch der Diebe. Seine Aufgabe besteht darin, das Wegerecht für die Reisenden auf den Straßen der Welt zu sichern. „Hermen“ nennt man die Steinhäufchen, die früher als Markierungen an den Kreuzwegen dienten. Die kreativen Fähigkeiten des kleinen Hermes, Verhandlungen zu führen, werden in der griechischen Sage beschrieben. Es heißt, dass Hermes gerade geboren war, als er bereits die Leier erfindet. Kurz darauf stiehlt er die „heiligen Kühe“ seines älteren Bruders Apoll. Als dieser zornig den Diebstahl seiner Rinder bei ihrem gemeinsamen Vater Zeus einklagt, streitet er zunächst alles ab und bietet schließlich die Leier (und bei einer weiteren Übeltat die Flöte) zur Versöhnung an. Hermes trägt einen Hut mit Flügeln und einen von zwei Bändern umwundenen (Zauber-)Stab, dessen Macht und Kraft von jedermann akzeptiert werden musste. C. G. Jung vertritt die Auffassung, es handele sich um zwei heilige Schlangen als Symbol der Transzendenz, während R. von Ranke-Graves in seinem 1955 erschienenen Standardwerk über die Griechische Mythologie von Bändern spricht. Hermes ist der Bote, nicht nur der olympischen Götter, sondern auch des Hades, des Herrschers der Unterwelt. Er ruft die Sterbenden ab, indem er ihnen seinen goldenen Stab auf die Augen legt und anschließend ihre Seelen in die Unterwelt geleitet. Der Pilger trägt Stock und Hut, so wie später die wandernden Gesellen. In dem Kinderlied „Hänschen klein“ wird mit der knappen Attribution „Stock und Imagination, Nr. 4 /2004

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Hut“ sofort die gesamte Ambivalenz zwischen der Angst vor der Trennung und der Sehnsucht nach dem Aufbruch und der Reise ins Ungewisse skizziert. Der „Pilger“ hat also sowohl einen eng gefassten christlichen Hintergrund wie auch viel tiefere, in die bronzezeitlichen Mythologie zurückreichende Wurzeln, die das Narrativ unserer kulturellen Überlieferung sind. Sie finden ihren Niederschlag in unserem Denken, Fühlen und Handeln und zeigen sich in der zeitgenössischen Literatur sowie der visuellen Kraft des Films. Aus dem zuletzt erwähnten Genre sei nur ein offensichtlich von Hermes inspirierter „Pilger“ erwähnt. Charles Chaplin hat unser Bilderinventar Anfang des letzten Jahrhunderts um eine unsterbliche Figur bereichert. In seinem frühen Stummfilm „The Pilgrim“ erschafft er den heimatlosen Gesellen, aus dem später „der Tramp“ wird. Zusammengefasst geht es in dem Film darum, dass Chaplin, ein Vagabund und entflohener Gefängnisinsasse, mit einem gestohlenen Gewand als Gottesmann auftritt. Er macht eine „innere Verwandlung“ durch, so dass der Sheriff schließlich von seinem naiven Charakter angerührt ist und ihn zur Landesgrenze bringt, um ihm die Chance zur Flucht zu geben. Nach einer wunderbar poetischen Szene, in der es um das Pflücken eines Blumenstraußes geht und in der der Tramp die „Chance zur Freiheit“ nicht realisiert, ist der Sheriff gezwungen, ihn mit einem Fußtritt über die Grenze zu befördern. Aber dort wird er von wild um sich schießenden Banditen empfangen. Der heimatlose Geselle wandert ins Ungewisse, ein Bein in den Vereinigten Staaten, ein Bein in Mexiko, ein Grenzgänger im wortwörtlichen Sinn. Allein das Abschiedsbild des Filmes lässt eine Fülle symbolischer Interpretationen zu; das Thema dieses wie auch vieler späterer Chaplin-Filme ist das Unterwegs-Sein in Verbindung mit einer Sehnsucht, die das Ankommen im „NochNicht“ beschreibt. In der Psychotherapie will der Patient zu Anfang der Behandlung (der Reise), dass sich „Etwas“ verändert. Er möchte erfolgreicher oder glücklicher sein als bisher und ist sich meist nicht darüber im Klaren, dass er diese Reise nicht ohne das Risiko der inneren Wandlung antritt. Er weiß auch noch nicht, dass er seine eigenen Füße benutzen muss, um voranzukommen. Er hofft, er könne die Fortbewegungsmittel des Therapeuten ausleihen (dessen Pläne, Ratschläge, Ideen). Reisen muss er aber selber, er kann es nicht jemand anderen für sich tun lassen. Der Therapeut ist lediglich ein „Seelenführer“, und die Therapie folgt dem „hermetischen Prinzip“. Damit ist gemeint, dass man sich von der „realen“ Zeit abschottet und in die „innere“ Zeit einkehrt. Bei den australischen Aborigines und in der Auffassung vieler Naturvölker ist das die „Traumzeit“. Wenn ich ­Duerrs Ausführungen (1978) folge, ist diese „keine vergangene, gegenwärtige oder zukünftige Zeit, sie hat keinen Ort im Kontinuum der Zeit“ (S. 144 f ). Imagination, Nr. 4 /2004

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Das „hermetische Prinzip“ aktiviert die seelischen und geistigen Kräfte durch äußere Einflüsse, aber folgt der inneren Bereitschaft und der Wachstumsgeschwindigkeit des Einzelnen und nicht den Bedürfnissen, Idealen und Anforderungen der Gesellschaft. Voraussetzung für eine solche Entwicklung ist die Absonderung von den anderen, die Trennung von den Tagesgeschäften. Die innere Denkfigur ist das alchimistische Gefäß, das „vas hermeticum“, in dem der energetische, befruchtende und verändernde Prozess stattfindet. Mag man dies auch für eine etwas idealistische Auffassung halten, so finde ich doch, dass sie eine sehr zutreffende Metapher für die therapeutischen Situation ist. Sehr eindrucksvoll ist das „hermetische Prinzip“ einer Pilgerschaft mit der Suche nach Heilung in Thomas Manns „Zauberberg“ dargestellt. Der Held Hans Castorp ist zunächst recht naiv und möchte von der „krankhaften Schwäche seiner Lungen“ geheilt werden. Zwei wortgewaltige Lehrmeister wetteifern darum, ihn mit ihrer intellektuellen Beredsamkeit auf alle Wege und Irrwege des Denkens zu (ver-)führen. Der „kleine Hans“ hört sich die scharfsinnigen Wortgefechte staunend an und beginnt, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Er verwandelt sich im „vas hermeticum“, welches die Klinik darstellt, in einen Menschen, der zu Liebe und Hingabe fähig ist. Im Therapieverlauf wird das beschriebene Prinzip wirksam: Anfangs benötigt der Patient einen kundigen „Seelenführer“, aber zu irgendeinem Zeitpunkt muss er sein eigenes Ziel verfolgen, selber gehen und sich nicht „blind“ auf die Führung verlassen. Er „gärt und fermentiert“ im Verlauf der Therapie wie im „vas hermeticum“ und macht eine „Transmutation“ durch. Im günstigen Verlauf identifiziert er sich selber mit dem Hermes-Aspekt des Therapeuten und wird auch nach dem Ende der Behandlung ein „Reisender“ bleiben. Mit dem Tagtraum-Motiv „Pilger“ richte ich mich an die Identität suchende Funktion des Geistes (oder des Selbst) des Patienten, welche die „Körperkräfte, Seelenmächte und Geistesziele“ fokussiert. Akzentuierter als in den Motiven „Weg“, „Innerer Begleiter“ oder „Ich-Ideal“ wird die aktive Kraft in einem Menschen angesprochen, der seinen (Lebens-)Weg geht und ihn gestalten muss. Mehr als beim „Ich-Ideal“ und dem „Spiegel“ geht es um eine handelnde „Aneignung“ des Weges, um eine Konfrontation mit einer zielgerichteten Suche. Wenn ich als Therapeut im Bewusstsein des „hermetischen Prinzips“ handele, kann ich den Patienten bei der Suche anregen und begleiten.

Beispiele aus Therapien

Bislang habe ich mit dem Motiv des Pilgers bei Patienten gearbeitet, die ich bereits über einen längeren Zeitraum kenne (da ich tiefenpsychologisch fundierte Imagination, Nr. 4 /2004

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Psychotherapie mache, meine ich damit ca. 50 Stunden und mehr). Es handelt sich um Patienten, deren Strukturniveau bei Behandlungsbeginn nach der OPD als eher mäßig integriert einzustufen ist. Diese Patienten haben bereits mindestens eine ambulante oder stationäre Therapie hinter sich, leiden aber nach wie vor an Symptomen oder den Auswirkungen ihrer Grundstörung. Die Patienten sind im Imaginieren geübt; das latente Thema ist die bevorstehenden Trennung, weil sich die Behandlung dem Ende nähert. Zu diesem Zeitpunkt liegt oft die Enttäuschung des Patienten „in der Luft“, dass er den „Weg in die Autonomie“ gehen muss, obwohl er trotz aller Mühen und Anstrengungen nicht „geheilt“ ist an Körper und Seele. Die thematische Bearbeitung der Identitätssuche und -findung ist bereits vorausgegangen, wenn ich das Motiv des „Pilgers“ gebe. Vom theoretischen Standpunkt her scheint es mir wichtig, sich die Entwicklung der Objektbeziehungen noch einmal vor Augen zu führen: Am Schluss der Therapie geht es vorrangig um Separations- und Individuationsprozesse, so dass es sinnvoll ist, den inneren Kampf des Patienten um das Gelingen der Abgrenzung zu fokussieren. Dieser Bereich der Autonomie ist in der Kindheit des Patienten nur unzureichend und um den Preis der späteren pathologischen Entwicklung gelöst worden. Es geht also – auf der Ebene der Objektbeziehungen – um die Wiederbelebung der Triangulierung. Sie wird in der Entwicklung des Kindes nach der von symbiotischen und verschlingenden Prozessen geprägten Phase der Mutterbeziehung durch die Identifikation mit dem Vater als dem „dritten Objekt“ erreicht. Dieses wirkt als psychischer Organisator und ermöglicht die Bildung von spannungsregulierenden und autonomiefördernden innerpsychischen Strukturen. Nach den „Auftank“vorgängen einer ressourcenorientierten und Regression zulassenden Therapie muss die „Vaterrepräsentanz“ als Kontrastrepräsentanz in der Schlußphase auftauchen. Die schmerzhaften und sehnsuchtsvollen Affekte, die im Zusammenhang mit dem Erlebnis des Getrenntseins vom mütterlichen Objekt stehen, werden wiederbelebt und es ist von hoher Bedeutung, die innerpsychischen Repräsentanzen des frühen Vaters zu reaktivieren, die das Kind bei seiner psychischen Geburt vor der „Trennungsmutter“ beschützt haben und nun dem Patienten während seiner Trennung von der „Therapeutenmutter“ die Individuation und persönliche Sinnkontinuität ermöglichen. Der als „Retter“ auftauchende frühe Vater wird also in dieser kritischen Therapiephase als Selbstrepräsentanz auftauchen und, wie Ullmann (1990) bemerkt, man „muss von der Existenz des frühen Vaters wissen und gelernt haben, ihn hinter Verkleidungen und Verzauberungen zu entdecken“. Ich greife drei Charakteristika aus Individuationsimaginationen heraus, die durch das Motiv des „Pilgers“ angeregt wurden, und möchte anhand von Beispielen aus Imagination, Nr. 4 /2004

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Therapien die Strukturmerkmale hervorheben, die für mich im Zusammenhang mit diesem Tagtraum-Motiv bedeutsam erscheinen.

Das „wüste Land“ Diese Überschrift steht für die Symbolik des Verlassenwerdens und Verlassens. In den Imaginationen tauchen regelmäßig Bilder von Landschaften auf, die den Patienten zunächst erschrecken. Es sind Wüsten, karge Gegenden, kahle Bergrücken, Einöden oder Felsgebirge, in denen nichts wächst. Bei der Betrachtung und dem Nachklingen der „wüsten Räume“ (mit den Assoziationen „Verwüstung“, „die Erde war wüst und leer“) geht es um die Erfahrung, dass der ­äußere oder der innerseelische Raum scheinbar öde, dürr oder ausgetrocknet ist. Es geht um das innerpsychische Erleben von Verlassenheit, Anstrengung, Einsamkeit, Resignation. Die Ängste vor dem Verlust der Geborgenheit, der Verschlimmerung der Symptome, der narzisstischen Verletzung werden ins Bild gebracht. Beim geduldigen Kontakt mit diesen öden Gegenden kommt es im Tagtraum zu der Erfahrung, dass eine Leere durchschritten werden, eine Wüste belebt werden kann. Es werden Brunnen gefunden (wie in der Erzählung vom Kleinen Prinzen, als der Flieger halb verdurstet in der Wüste nach Wasser sucht), es tauchen Wegweiser auf, Gerüche, die der Wind mit sich trägt, Dörfer erscheinen am Rand des Horizont. Der Stimmungsgehalt der Landschaft verändert sich, aus einer „versagenden Umgebung“ tauchen Strukturen auf, die vom Träumenden als stimulierend und vitalisierend erlebt werden. In diesem Sinn regt das Motiv des „Pilgers“ bereits durch den „Hintergrund“ eine aktive Suche nach Ressourcen an, auch wenn in der ­gegenwärtigen äußeren Realität des Patienten seinen Berichten und seinem Erleben zufolge noch keine „grünen Weiden“ erreicht wurden. Man könnte sozusagen von einer Triangulierung mit dem „Prinzip Hoffnung“ (Bloch) sprechen.

„Triffst du Buddha unterwegs, dann töte ihn“ Ich habe für dieses Prinzip der Individuation den Titel des Buches von S. B. Kopp (1972) gewählt. Der Satz klingt paradox. Er handelt von der „Anleitung zum Ungehorsam“, was genauso paradox ist. Ich möchte dazu eine Fallvignette darstellen und den Tagtraum einer Patientin ausführlicher schildern. Es handelt sich um eine 40-jährige kinderlose Frau, von Beruf Physiotherapeutin, die in einer Partnerschaft lebt, in welcher der Mann viele Beschützeranteile aufweist. Zwischen 1995 und 1999 befand sie sich zum ersten Mal in ambulanter psychotherapeutischer Behandlung bei mir. Sie litt unter einer schweren Angst- und Atemnotsymptomatik und einer Colitis ulcerosa. Imagination, Nr. 4 /2004

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Die Patientin hat 3 ältere Brüder, die relativ früh in eine Internatserziehung gegeben wurden, während sie zu Hause blieb. Die Mutter der Patientin war schwer alkohol- und medikamentenabhängig, der Vater, ein angesehener Arzt, unterstützte und vertuschte die Abhängigkeit seiner Ehefrau. Er leugnete deren Entgleisungen und verfälschte die Wahrnehmung der Patientin, indem er ihr sagte, sie habe nur geträumt, wenn sie z. B. des Nachts von der verwirrten Mutter aus dem Schlaf gerissen und wüst beschimpft wurde. Andererseits war er der „Retter“, da er zumindest in wenigen Momenten von dem Mädchen als klug, gebildet, diszipliniert und ihr aufmerksam zugewandt erlebt wurde. Die Patientin hat also pathologische Elternrepräsentanzen und schwer gestörte, unsichere Bindungserfahrungen, daraus resultierend einen depressiven Verarbeitungsmodus im Sinne von „du siehst doch, wie ich mich anstrenge, ich tue wirklich alles, um es dir recht zu machen“. Diagnostisch musste ich von einer Angstneurose bei narzisstischer Persönlichkeit und einer narzisstischen Krise ausgehen. Ihre Beschwerden hatten sich im Verlauf der ersten Behandlung gebessert, so dass sie die Therapie symptomfrei beendete. In der Schlußphase hatte sie sich einen Schäferhund angeschafft als Ausdruck ihres Wunsches nach einem guten und beschützenden Objekt. Sie erlebte es als Erfolg, dass sie diesen Wunsch spüren und realisieren konnte. (Da wir ihre Phantasien über das „nur gute Objekt“ nicht mehr ausreichend besprechen konnten, blieben jedoch viele Aspekte des „Hundes“ im Verborgenen). Die Patientin erschien 2000 erneut in meiner Praxis. Angst, Luftnot, ein Tinnitus sowie eine deutlich depressive Stimmung raubten ihr jede Lebensfreude, obwohl sie viele Schritte in Richtung Autonomie gegangen war. Auslösend für das Wiederauftreten der gesamten Symptomatik war ihre Erkenntnis, dass sie ihre Wünsche nach einer beruflichen Selbständigkeit mangels einer soliden Finanzierung nicht verwirklichen konnte. Stattdessen hatte sich ihr Freund mit einer kleinen Kfz-Werkstatt selbständig gemacht. Diese als tiefe narzisstische Kränkung erlebte Erfahrung hatte Wut- und Neidgefühle mobilisiert, die depressiv und selbstentwertend abgewehrt werden mussten. Zu Beginn der Therapie ermöglichte mir die tragfähige Beziehung eine „gute Führung“. Ich hatte aber zunehmend den Eindruck, dass aus der symbiotischanaklitischen Form der Beziehung ein hartnäckiger „Widerstand“ wuchs, der es der Patientin letztlich unmöglich machte, autonom und „erwachsen“ zu werden. Nach einem gelösten Problem tauchten sogleich zwei neue auf. Dennoch machte sie sich jedesmal voller Enthusiasmus an die Arbeit. Dieses von mir als Widerstand gegen das Behandlungsende verstandene Phänomen mit der Patientin zu thematisieren, erwies sich als schwierig. Sie reagierte bestürzt, befürchtete, etwas „falsch“ zu machen und intensivierte ihre Anstrengungen mitzuarbeiten. Es gelang mir nicht, ihr zu verdeutlichen, dass alle diese Bemühungen letztlich ihre Autonomie verhinderten. Imagination, Nr. 4 /2004

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In der Sitzung, von der ich nun berichten will, ging es zum wiederholten Mal um eine scheinbar aussichtslose Konfliktsituation: Anlass war das Verhalten ihres Hundes, das zu einer zunehmenden Isolierung der Patientin in der Nachbarschaft geführt hatte. Die Patientin war verzweifelt, sie fühlte sich gelähmt und handlungsunfähig. Sie war der Überzeugung, in der Erziehung des Hundes „alles richtig gemacht zu haben“, dennoch war der Hund wild, knurrte und sprang Menschen wie Hunde an. Die Patientin und ich waren uns darüber einig, dass sie sich mit einem Teil des ungezähmten Wesens und der Wildheit des Tieres identifiziert, was ihr zwar kognitiv klar war, aber emotional als nicht integrierbar und lösungsrelevant erschien. Sie war einverstanden mit einer Imagination, nachdem sie den aktuellen Konflikt mit einer Nachbarin und ihre als auswegslos empfundene Verzweiflung geschildert hatte. Ich bat sie nach der üblichen Relaxation, sich eine Gegend vorzustellen, in der sie einen „Pilger“ entdecken würde. Sie öffnete spontan die Augen und schaute mich zunächst ungläubig an. Ich hatte mit einer intuitiv getroffenen Entscheidung dies Motiv „ausgewählt“. Die Patientin hatte alle Ressourcen-Bilder, die „inneren Begleiter“, „Kraftquellen“ und „sicheren Orte“, die „Löwen“, „Krafttiere“ und „Vulkane“ bereits in früheren Imaginationen gebildert. Nach einer kurzen Versicherung, dass ich es tatsächlich ernst meinte mit dem „Pilger“, sah sich die Patientin auf einer Wanderung in einer kargen, öden Landschaft. Sie entdeckte einen Pilger, der sich gerade an einen Stein gelehnt ausruhte. Ihre erste Reaktion auf ihn war der Gedanke, was „der arme Mann wohl tagein tagaus in dieser unwirtlichen Gegend“ wolle. Als ich sie aufforderte, mit ihm in Kontakt zu treten, spürte sie, wie er „Ruhe und Zuversicht“ ausstrahlte. Er sagte ihr, er sei überall in der Welt zuhause, habe keine Bedürfnisse, so sei es doch an diesem Stein sehr bequem. Bei dieser Schilderung fiel mir jedoch das körperliche Verhalten der Patientin auf, das nicht mit ihren Worten in Einklang stand. Sie zeigte Zeichen der Unruhe, hielt die Luft an, rutschte auf dem Sessel hin und her. Bei der Frage, wie sie sich selber erlebe angesichts dieser Ruhe und Zuversicht des Pilgers, meinte die Patientin nach einigem Zögern, sie würde sich sehr bemühen, ebenso ruhig und zuversichtlich zu werden wie er. Stattdessen spüre sie aber zunehmend Ärger und Ungeduld. Ich regte sie an, dem Pilger diese Gefühle mitzuteilen. Darauf wurde die Patientin ganz lebendig und sagte ihm sehr energisch, dass sie sich unter gar keinen Umständen in dieser öden, hässlichen und dürren Gegend wohlfühlen könne. Er solle dort bleiben, solange er wolle, er könne sie auch für ein anspruchsvolles Wesen halten, sie jedenfalls könnte es nicht ertragen, so dazusitzen. Sie wolle sich jetzt unverzüglich auf den Weg machen, um ihr Ziel zu erreichen, nämlich ein gemütliches Gasthaus, in dem gewiss ein köstliches Essen auf sie warte. Imagination, Nr. 4 /2004

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Die Verwunderung und Ratlosigkeit der Patientin über dieses Motiv und die Begegnung mit dem „Pilger“ blieb bis zum Ende der Sitzung bestehen. Was das denn wohl mit dem Hund zu tun habe? Ich beendete die Stunde mit der Aufgabe, dass sie an allen folgenden Tagen für eine Minute dem „Pilger“ begegnen solle. Die folgenden Stunden verliefen anders. Die Patientin erkannte in ihrer unmittelbaren Reaktion auf den Pilger ihren inneren Anspruch wieder, sich einem „weisen Führer“ anpassen zu müssen, zumal wenn dieser auch noch Ruhe, innere Gelassenheit und Genügsamkeit predige, was ihren Idealen einer souveränen und reifen Persönlichkeit entspräche. Sie kannte auch den Impuls, folgsam sein zu müssen, Harmonie mit ihrer Umgebung herstellen zu müssen. Neu war für sie die Abneigung, die sie diesem ersten Impuls gegenüber deutlich spürte. Neu war für sie auch, dem „frommen Mann“ so deutlich die Meinung gesagt zu haben, und am „allerneuesten“ war, dass sie ärgerliche Gefühle mir gegenüber empfand. Zunächst bezog sie diesen Ärger lediglich auf das merkwürdige Imaginationsmotiv, in den folgenden Stunden konnten wir dann auch darüber sprechen, in welchem Maße sie mich „heilig“ gesprochen und idealisiert hatte bzw. wie enttäuschend es für sie sei, dass ich sie wiederum nicht mit der ersehnten Ruhe und Gelassenheit ausgestattet hatte, obwohl wir schon so lange Therapie machten. Sie konnte ihre ärgerliche Auseinandersetzung mit dem „Pilger“ als notwendigen Schritt begreifen, ebenso den Ärger auf mich als einen eigenen bedeutungsvollen Schritt würdigen. Letztlich spürte die Patientin in der Begegnung mit dem „Pilger“, der von sich überzeugt war und den sie als Repräsentanten einer „männlich“- selbstbewussten Einstellung erlebte, dass sie sich auf ihre eigenen Wünsche und Ziele besinnen muss. Sie erlebte in der Auseinandersetzung mit ihm – und damit mit dem „triangulierten väterlichen Objekt“ – die Notwendigkeit der aggressiven Abgrenzung. Ihr wurde letztendlich klar, dass es keinen „Königsweg“ gibt, dass sie Ärger, Zorn und Aggressivität spüren und ihren Willen mit dem nötigen Nachdruck vertreten muss. Der Hund war keineswegs „pflegeleichter“ geworden, aber es war der Patientin zum ersten Mal möglich, den äußeren Konflikt als Abbild ihres inneren Konflikts zu verstehen. Sie hatte begriffen, dass sie durch ihren Wunsch, dem Hund ein wunderbares und freies Leben zu ermöglichen, welches ihr selbst als Kind versagt geblieben war, zunehmend unfrei geworden war. Sie konnte zum ersten Mal ihre Schuldgefühle aushalten, wenn sie dem Hund Grenzen setzte. Sie konnte ihre Ziele ins Auge fassen und diese dem Hund zu verstehen geben, was die Einschätzung und Beurteilung vieler Situationen verbesserte und ihren Handlungsspielraum erweiterte. Die Begegnung mit dem „Pilger“ stellte einen deutlichen Wendepunkt in der Schlussphase der Behandlung dar. Diese Patientin, die so verzweifelt auf der Suche nach dem wahren Weg, dem erlösenden Wort war, die sich so bemühte, in Imagination, Nr. 4 /2004

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Übereinstimmung mit mir allen Anforderungen an eine gute Patientin perfekt zu genügen, verstand zum ersten Mal, dass sie ein inneres „Programm“ für „Trennung“ entdeckt hatte. Zusammenfassend gelang es in dieser Behandlung, in der die schwere depressive Symptomatik, die Objektabhängigkeit und die fixierte Unfähigkeit zur Aggression die Individuation und Ablösung unmöglich erscheinen ließen, über die von ärgerlichen Affekten bestimmte Auseinandersetzung mit dem als anmaßend und selbstgefällig erlebten „Pilger“ einen Zugang zu den eigensinnigen und aggressiven Persönlichkeitsanteilen zu finden.

Die Spiegelung Eine sehr resignierte, depressive Patientin, die sich ausschließlich in der Behandlungssituation „verstanden“ fühlte, konnte über das Tagtraum-Motiv des „Pilgers“ in Kontakt mit sich selber zuvor nicht zugänglichen eigenen „Pilger“-Anteilen kommen. Ich hatte einige Sitzungen zuvor das KB-Motiv „Spiegel“ direkt einstellen lassen. Dabei hatte die Patientin die Auseinandersetzung vermieden, lediglich einen kurzen Blick in den „Spiegel“ geworfen, sich selber als „langweilig“ bezeichnet und den imaginären Raum verlassen. Nun erkannte sie in dem Blick und den Worten des Pilgers ein „Gegenüber“, welches den Rückzug von der Welt und den Verzicht auf ansprechende Kleidung zum Prinzip erhob. Die Patientin erlebte die imaginierte Figur mit ihrer Absage an weltliche und sinnliche Genüsse als überheblich. Anschließend reflektierte sie ihr eigenes Tun, nämlich die aktiv eingenommene Haltung ihrer resignativen Bedürfnislosigkeit, erstmals mit kritischen Augen. Diese Patientin hatte die von ihr ersehnte Erfahrung eines „mütterlich-symbiotischen“ Raumes in der Therapie gefunden, ohne den nächsten Individuationsschritt tun zu können. In der Imagination des „Pilgers“ konnte sie diesen Schritt gehen. Das Motiv hatte ihr eine Spiegelerfahrung ermöglicht. Die Spiegelfunktion nach Winnicott nimmt ja Bezug auf die Erfahrung des „Erkannt-Werdens“, die bei der Ich-Bildung notwendig ist. Die Urform ist der spiegelnde Blick der Mutter. Dieser Gebrauch des Begriffs der Spiegelfunktion ist ein intersubjektiver und ermöglicht das Verständnis, dass auf der Übertragungsebene die „spiegelnde Therapeutin“ erlebt wird, die im günstigen Fall ermöglicht, dass die Patientin mit dem Blick in den „Spiegel“ nicht nur Übereinstimmung mit ihrem Selbstbild, sondern Differenzierung wahrnimmt und dies als ich-stärkend und identitätsbildend erlebt. Imagination, Nr. 4 /2004

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Mit Hilfe des „Pilgers“ als dem Organisator der Trennungsaggression hatte die Patientin selber die „Deutung“, also die Position eines „Dritten“, eingenommen. Sie erkannte, dass ihr der „Pilger“ keinen völlig Fremden zeigte, aber auch kein „identisches“, völlig mit ihrem Selbstbild übereinstimmendes Bild. Der Fortschritt bestand in der Wahrnehmung: „So bin ich also auch!“

Die Integration des „Schattens“ Wenn die Auseinandersetzung mit stark abgewehrten und abgewerteten Persönlichkeitsanteilen noch einen Schritt weiter geht, kann die Begegnung mit dem „Pilger“ zu einer Integration beitragen. Dann führt die Spiegelung im Anderen zur Bildung eines neuen, veränderten Subjekts. Ich möchte diese Wirkung ebenfalls anhand einer Fallvignette illustrieren: Eine 69-jährige Patientin kam in die Therapie wegen rezidivierender depressiver Episoden. Ihr Leben war von hohen Anforderungen an sich selbst bestimmt. Sie war die Tochter einer strengen, unnachgiebigen, anspruchsvollen Mutter und eines Vaters, der Offizier im Dritten Reich gewesen war und nach Kriegsende untertauchte, bis er sicher sein konnte, dass er nicht vor Gericht gestellt werden würde. Die Patientin sah ihren Vater erst wieder, als sie selber schon 16 Jahre alt war. Sie hatte vor 15 Jahren in einer langen psychoanalytischen Behandlung begonnen, einigen Auswirkungen dieser Biographie nachzuspüren. Zur depressiven Dekompensation, die sie in meine Praxis geführt hatte, war es gekommen, als ihr jüngster Sohn, das Lieblingskind der Patientin, eine „orientalische Prinzessin“ geheiratet hatte. (Die Ehefrau war Iranerin und stammte aus einer wohlhabenden Familie). Die Patientin erlebte, dass sie sich mit allen ihren Primärtugenden, ihrer Disziplin und ihrem Sinn für „höhere Werte“ der Schwiegertochter unterlegen fühlte, obwohl sie sich der psychodynamischen Zusammenhänge, ihrer Rivalität und ihres Neides auf die Schwiegertochter wohl bewusst war. In den Imaginationen „Lieblingsmärchen“, „Schatzkiste“, „Ich-Ideal“ und „Paradiesischer Garten“ war die Patientin bereits mehrfach einer schönen, mit Ketten geschmückten jüngeren, „leichten“ Frau im roten Kleid begegnet. Es war ihr aber nicht gelungen, mit diesem Anteil, den sie als ihren „Schatten“ erkannte, in Kontakt zu treten. Bei und nach den Imaginationen fühlte sie sich überschwemmt von negativen Gefühlen, erlebte Verachtung und Ablehnung gegenüber diesen ungelebten Anteilen. Ich stellte der Patientin, wiederum in der Schlussphase der Behandlung, das „Pilger“-Motiv zur Verfügung, nachdem ich in meiner Gegenübertragung auf eigene resignative Gefühle und eine vage Empfindung von Aussichtslosigkeit aufmerksam geworden war. Bei der Imagination sah sie eine einsame, dunkel gekleidete Frau mit braunem Gewand, einer Kapuze über dem Kopf und auf einen schweren Stock ­gestützt, Imagination, Nr. 4 /2004

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die beharrlich durch eine öde, karge Gegend wanderte. Bei der weiteren Betrachtung dieser Frau fielen ihr die Attribute „dickköpfig“ und „obstinat“ ein. Sie fühlte eine tiefe, große Ruhe und innere Zustimmung, als sie diese beiden Worte in sich nachklingen ließ. Dann geschah über längere Zeit nichts weiter, bis die Patientin irgendwann eine weitere Gestalt entdeckte, zart und „luftig“. Die dunkle Frau umtanzend stellte sich die Figur als ein „leichtes Mädchen“ im kurzen hellen Kleid heraus, die unaufhörlich in Bewegung war, Späße machte, trotz der Anstrengungen des Weges keine Müdigkeit zeigte. Sie suchte und fand die Aufmerksamkeit der ruhigen dunklen Frau und brachte sie zum Lächeln. Beim Beobachten spürte die Patientin Freude über das ungleiche Paar. Im Verlauf der folgenden abschließenden Sitzungen wurde die hohe Integrationskraft dieses Tagtraums deutlich. Die Patientin hatte in der Beobachtung der tanzenden und der dunklen Pilgerin erlebt, wie sich die scheinbare Dualität, die Gegensätze von „alt – jung“, „hübsch – hässlich“, „schwer (in seiner Körperlichkeit oder seiner Moral) – leicht“ in eine Erfahrung von Ganzheit und Vollständigkeit verwandelt hatte. Sie war mit ihren zutiefst abgewerteten Anteilen des „inneren Kindes“ in Berührung gekommen, den Wünschen, sich „unverhüllt“ zu zeigen. Sie hatte sich mit diesen Anteilen versöhnt, indem sie die innere Bezogenheit und Zusammengehörigkeit der beiden Frauengestalten erlebte. In den letzten Stunden der Behandlung berichtete sie, wie sich ihre Wahrnehmungen der früher als egoistisch, eitel oder oberflächlich erlebten Verhaltensweisen anderer Menschen gewandelt hatten. Sie konnte ihre eigene „moralische Überheblichkeit“ wahrnehmen, aber verspürte keinen Zwang mehr, sich selber oder die vielen anderen Erscheinungsformen von Weiblichkeit abzuwerten oder zu verurteilen.

Schlussbemerkung Die Idee, den Artikel zu schreiben, kam mir eines Tages beim Laufen. Ich war jahrelang insgeheim der Überzeugung, dass der Impuls des Laufens wohl der wäre, vor etwas „davonzulaufen“. An diesem Morgen dachte ich, dass es genauso möglich wäre, auf etwas „zuzulaufen“. Diese kleine Veränderung in meinem Selbstkonzept hatte unter anderem zur Wirkung, dass ich mich an den Schreibtisch setzen und meine Überlegungen formulieren konnte. Analog dazu denke ich, dass das „Pilger“-Motiv mit all seinen Konnotationen eine Akzentuierung des Individuationsprozesses in der Therapie zur Folge haben kann. Bei der Beschäftigung mit diesem Thema begegnete mir wiederholt der Satz: „Der Weg ist das Ziel“. Ich spürte immer ein gewisses Misstrauen, wenn er auftauchte. Für mich wird der Satz erst stimmig durch den folgenden Gedanken: Der Weg Imagination, Nr. 4 /2004

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wird zu einem solchen, wenn jemand ihn geht. Diese im Grunde einfache Erkenntnis verdanke ich den Kilometern auf dem camino de Santiago, die ich gegangen bin mit dem notwendigen Gepäck auf dem Rücken. Für die therapeutische Situation ist diese einfache Wahrheit von genau so großer Bedeutung: Der Patient muss Schritt für Schritt seinen eigenen Weg gehen, seinen Rucksack schultern (auch wenn er ihn auf dem Weg um einiges erleichtert) und seine eigenen Füße spüren, um sein Ziel zu erreichen. Ich hoffe, mit diesen Überlegungen dazu beizutragen, dass alle, die als Therapeuten oder Patienten auf der Reise sind, sich auf ihre eigenen, ihnen wichtigen Ziele besinnen und diese ins Auge fassen.

Literatur: Campbell, J. (1968): Schöpferische Mythologie. Sphinx Verlag. Basel 1992 Castaneda, C. (1972): Die Lehren des Don Juan. Fischer TB. Frankfurt am Main 1976 Castaneda, C. (1972): Reise nach Ixtlan. Fischer TB. Frankfurt am Main 1976 Castaneda, C. (1981): Die Kunst des Pirschens. Fischer TB. Frankfurt am Main 1983 Coelho, P. (1991): Auf dem Jakobsweg. Diogenes Verlag. Zürich 1999 de Saint-Exupéry, A. (1956): Der Kleine Prinz. Karl Rauch Verlag. Düsseldorf 1976 Duerr, H. P. : Traumzeit. Syndikat Autoren- und Verlagsgesellschaft. Frankfurt am Main 1978 Jung, C. G. (1964): Der Mensch und seine Symbole. Walter Verlag. Zürich und Düsseldorf 1999 Kohut, H. : Die Heilung des Selbst. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1979 Kopp, S. B. (1972): Triffst du Buddha unterwegs … . Fischer TB. Frankfurt am Main 2003 Lodge, D.: Therapy. Penguin Books. London 1995 Mahler, M. S.: Symbiose und Individuation. Klett Verlag Stuttgart 1972 Mann, Th. (1924): Der Zauberberg. Fischer TB. Frankfurt a. Main 1987 von Ranke-Graves, R.: (1955): Griechische Mythologie. Rowohlts Enzyklopädie. Hamburg 1989 Robertson, D. (1985): Chaplin. Diogenes Verlag. Zürich 1989 Rohrbach, C. (1991) Jakobsweg. Sierra Verlag. München 2002 Rotmann, M.: Über die Bedeutung des frühen Vaters in der „Wiederannäherungsphase“. Psyche 32, 1105 –1147. Klett-Cotta. Stuttgart 1978 Rowling, J. K.: Harry Potter und der Gefangene von Askaban. Carlsen Verlag. Hamburg 1999 Tolkien, J. R. (1972): Der Herr der Ringe. Klett-Cotta. Stuttgart 1999 Ullmann, H. (1990) in: Wilke, E., Leuner, H. (Hrsg.): Re-Kreation des frühen Vaterbildes in der KB-Therapie psychosomatisch Kranker. Hans Huber Verlag. Bern 1990

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Zusammenfassung: Pilgerschaft und Reise werden in ihrer Bedeutung als Metaphern in ihrer Beziehung zur Psychotherapie frühgestörter Patienten untersucht. Der Pilger als ein Mensch auf der Suche nach einem Ziel, das seinem Leben eine Bedeutung verleiht, wird in seiner allegorischen Beziehung zu dem Veränderungsprozess eines Patienten während der Therapie betrachtet. Der „Pilger“ als Tagtraum-Motiv wird in einigen seiner möglichen dynamischen Dimensionen in seinen Anwendungsmöglichkeiten in der KIP untersucht.

Keywords: Pilgerschaft – Individuation – Schlussphase der Psychotherapie

Autorin: Kristina Cordes-Leyendecker Ärztin für Psychotherapeutische Medizin Wiesenstraße 20 D-30169 Hannover

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Die Wirkungsweise des Autogenen Trainings Ein Beitrag zur tiefenpsychologischen Konzeptualisierung der Grundstufe der Autogenen Psychotherapie

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1. Einleitung Die Grundstufe des Autogenen Trainings ist neben der MitteI- und Oberstufe ein Baustein der Autogenen Psychotherapie bzw. der Psychotherapie mit dem Autogenen Training (Sedlak 1994). Die Übungen der Grundstufe für sich sind ein äußerst häufig eingesetztes Verfahren und stellen für verschiedene psychische und psychosomatische Erkrankungen, aber auch für Patienten mit somatischen Leiden in der Rehabilitation eine wertvolle und wirksame Behandlungsmaßnahme dar, was auch in vielen Studien nachgewiesen ist (Übersichtsarbeiten von Stetter & Kupper 2002, Stetter & Kupper 1998, Linden 1994, Kröner & Beitel 1980). J. H. Schultz (20. Aufl. 2002) konzipierte das Autogene Training als ganzheitliches, organismisches Verfahren und nannte es „kleine“ Psychotherapie im Gegensatz zur Anwendung von Grundstufe und Oberstufe, welche er als „große“ Psychotherapie bezeichnete (Müller-Hegemann 1984). Während etwa Iversen (1984), Binder & Binder (1998), Roßmanith & Bartl (1991, 1993), Hoffmann (2002) vom Autogenen Training als Basispsychotherapeutikum sprechen und auf die Bedeutung des Autogenen Trainings als einer pragmatisch orientierten Methode der Psychotherapie hinweisen und Müller-Hegemann (1989) das Autogene Training v. a. als Psychotherapie und nicht Übungstherapie betrachtet, stellen Vaitl & Petermann (2000) das Autogene Training in dieselbe Reihe von Entspannungstechniken wie das Biofeedback, die Progressive Muskelentspannung oder die (Ruhe-) Hypnose. Vaitl & Petermann sehen das klinische Potenzial der Entspannungsverfahren im Aufbau einer Alternativreaktion, man könne nicht von Entspannungstherapie sprechen, sondern Entspannungstechniken bekämen nur in übergeordneten Therapiestrategien ihren besonderen Stellenwert. Eine solche Imagination, Nr. 4 /2004

Die Wirkungsweise des Autogenen Trainings

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Gleichsetzung der Verfahren entspricht allerdings nicht den Zielsetzungen und der Spezifität der „Techniken“. Was das Autogene Training betrifft, so ist dieses etwa durch das ihm eigene autogene Prinzip und die Rolle der Vorstellungen und explizit der Körper-Erlebnisse charakterisiert. Über die Wirkungsweise des Autogenen Trainings – es geht im Folgenden ausschließlich um die Grundstufe – gibt es eine Reihe von Überlegungen aus unterschiedlichen theoretischen Referenzsystemen wie der Hypnoseforschung (z. B. Barolin 1982, 1990, Diehl 1990a,b, 1992), der Psychophysiologie (z. B. Luthe 1965, Geissmann 1965, Jus & Jus 1965, Paulus 1983, Paulus & Wranek 1986, Jacobs & Lubar 1989, Krause & Schubert 1990, Vaitl 2000 a) und Interozeption (Vaitl 2000 b) sowie von Seiten kognitiv-behavioraler Konzepte (Doubrawa 1992, Hoffmann 2000). Tiefenpsychologische Betrachtungen und Begründungsansätze bezüglich des Autogenen Trainings stammen v. a. von Krapf (1985), Kraft (1989), Reinelt & Gerber (1990), Roßmanith & Bartl (1991; 1993), Dill (1993), Binder & Binder (1998), Wallnöfer (1973, 1992) sowie Sedlak (1994, 2001). Insgesamt scheinen die theoretischen Auseinandersetzungen bezüglich der Wirkungsweise des Autogenen Trainings mehrere Ebenen zu erlauben, die sich wechselseitig nicht unbedingt ausschließen. Einerseits geht es um Faktoren, welche die Herstellung des spezifischen Entspannungszustandes bewirken und dafür eine Rolle spielen, wie bestimmte psychophysiologische Voraussetzungen (neuronale Schaltkreise, retikuläre Deaktivierung mit Senkung des Vigilanzniveaus, Interozeption u. ä.), kognitive Faktoren (Erwartung, bewusste Hinwendung) und Lernprozesse (klassische und operante Konditionierungsprozesse, Lernen durch Beobachtung, Generalisierung usw.). Solche Aspekte beschreiben und erklären die Eigenart und den Erwerb der Entspannung in ihrer sozusagen aktuellen Dimension und beziehen sich auf Vorgänge im „Hier und Jetzt“. Eine weitere Betrachtungsebene ergibt sich andererseits daraus, dass die Vorgänge im Training auf Prozessen und Erfahrungen beruhen, welche in den grundlegenden psychosensorischen Bereich reichen, mit dem basalen Selbst zu tun haben und auf frühesten Beziehungserfahrungen und deren spezifischer psychischer Verarbeitung in fokalisierten sensorischen Formen beruhen, wie sie v. a. von psychoanalytischen Konzepten beschrieben werden, wonach die Umwelt in der frühen Entwicklung für die Spannungsregulierung und das Selbstgefühl des Kleinkindes eine hervorragende Rolle spielt. Ohne diese tiefenpsychologischen Ebene lassen sich die Effekte des Trainings, welche ja über die Entspannung hinausgehen, nicht verstehen. Bereits vorliegende psychodynamische Betrachtungsweisen des Autogenen Trainings beziehen sich nach oben genannten Autoren v. a. auf den durch die organismische Umschaltung bewirkten trophotropen Zustand, welcher als Regression im Dienste des Ich aufgefasst wird mit Wirkung im narzisstischen Bereich im Sinne von Körperbeseelung. Körperliche Empfindungen auf ­vorsprachlicher Ebene werden aufgespürt, damit verbunden ist eine Differenzierung des Ich (z. B. Imagination, Nr. 4 /2004

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Selbstwahrnehmung, Förderung emotionaler Autonomie) sowie ein Einüben oder Wiederauffinden von Urvertrauen (Krapf 1985), v. a. aber besteht die Möglichkeit, unbewusstes Material auftauchen zu lassen um dieses dann in der Symbolarbeit der Oberstufe nach psychoanalytischen Gesichtspunkten zu bearbeiten. Die therapeutische Wirkung der Grundstufe entstehe durch die narzisstische Homöostase, die Rhythmisierung als Basisstrukturierung, die Bildung des Körperschemas und die Differenzierung der Gefühlswahrnehmungen (Sedlak 1994, 2001, Roßmanith & Bartl 1991, 1993, Wallnöfer 1973, 1992, Kraft 1989). Roßmanith & Bartl (1991, 1993) verstehen das Geschehen während der Übungen als Wiederbelebung verinnerlichter Objektbeziehungen, welche die Integration des Selbst schützen. Im Hypnoid komme es zu einer Verschmelzung von Größenselbst und allmächtigem Objekt, welches mit einem ursprünglichen Gefühl von Sicherheit und Wohlbehagen einhergehe. In diesem Zusammenhang betonen Binder & Binder (1998) das Empfinden der „Urheberschaft“, das „Bewirken-Können“ als wesentlich, das einer Ich-Stärkung gleichkommt und zu einer verbesserten Realitätswahrnehmung, erhöhten Frustrationstoleranz, einer Verbesserung der Selbst-Objekt-Grenzen und einem insgesamt besseren Selbstgefühl führt. Für Reinelt & Gerber (1990) wirken die Übungen durch die Erfahrungen von Rhythmus, Wärme und Konstanz (Bartl 1989) als basale Erlebensqualitäten harmonisierend und ordnend auf das Bioemotionale und die Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehungen. In der vorliegenden Arbeit soll ein Erklärungsmodell zur Wirkungsweise der Grundstufe des Autogenen Trainings vorgeschlagen werden, das auf Konzepten der körperlichen Ursprünge des Selbst basiert, welche bisher noch nicht entsprechende Berücksichtigung für das Verständnis dieses Verfahrens fanden. Der dargestellte Begründungsansatz soll den psychotherapeutischen Wert des Verfahrens über den Effekt der Entspannung hinaus untermauern sowie den Schritt hin zur Mittel- und Oberstufe als plausibel erscheinen lassen.

2. Die körperlichen Ursprünge des Selbst Bereits Freud (1923) war der Meinung, dass das Ich vor allem ein ­körperliches Ich sei, das Ich, gemeint ist eigentlich das Selbst, werde letzten Endes von körperlichen Empfindungen abgeleitet. Eine Reihe von Autoren beschäf­tigen sich später ausführlich mit den körperlichen Ursprüngen des Seelischen und der Verwandlung von Körperfunktionen unter seelische Bedeutung, etwa D. Anzieu (1996), E. Bick (1968), J. McDougall (1991), E. Gaddini (1969, 1981 a, 1998), T. Ogden (2000), D. W. Winnicott (1974 a, 1974 b, 1978) u. a. Im Zusammenhang mit der Grundstufe der Autogenen Trainings liefern v. a. das Konzept der psychischen Basisorganisation von Eugenio Gaddini, D. W. Imagination, Nr. 4 /2004

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Winnicotts Überlegungen zur frühkindlichen Entwicklung wie auch Thomas ­Ogdens Konzept der autistisch-berührenden Position wertvolle Beiträge. Nach einer zusammenfassenden Erläuterung werden anschließend Bezüge zum Autogenen Training unter besonderer Beachtung der dem Autogenen Training spezifischen Elemente der Vorstellungen („Vergegenwärtigung“ von Körpererlebnissen) sowie des autogenen Prinzips hergestellt. Die psychische Tätigkeit sieht Gaddini (1981 a) als die am höchsten differenzierte Körperfunktion, Körper und Psyche bilden ein Funktionskontinuum, wobei der Differenzierungsprozess vom Körper zur Psyche schreitet, die Psyche quasi aus dem Körper auftaucht. Die frühen und primären psychischen Aktivitäten bezeichnet er als die psychische Basisorganisation. Diese frühe Aktivität organisiert sich im Zeitraum von der biologischen Geburt bis einschließlich des psychischen Trennungsprozesses mit Bildung eines getrennten Selbst und einem ersten Gefühl vom Selbst. Diese elementaren Prozesse brauchen keine bereits gebildeten Strukturen. Diese frühe und primäre Organisation ist das Ergebnis des psychischen Erlernens des Körpers, v. a. der sensorischen Erlebnisse bezüglich bestimmter Funktionsweisen des Körpers. Gaddini unterscheidet einen „triebhaften“ und einen „sensorischen“ Bereich der Psyche. Die psychische Basisorganisation entspricht dabei dem sensorischen Bereich. Erst im Zuge der psychischen Trennung entsteht der „triebhafte“ psychische Bereich (Gaddini 1998). Ein wesentliches Kennzeichen der psychischen Basisorganisation ist die hohe Besetzung des Sensoriums und der Empfindungen, speziell des taktilen Bereichs. Bereits der Fötus erspürt und lernt durch seine motorischen und sensorischen Tätigkeiten den Raum im Mutterleib. Die Beschränkung, die Wand, die der Fötus physiologisch lernt, ist gleichzeitig auch die Abgrenzung des Selbst. Nach der Geburt ersetzt die Umgebung dem Neugeborenen die stabile Grenze, die er durch die Geburt verloren hat. Erst durch diese Grenz-Umwelt kann der Säugling einfach und spontan funktionieren. Dabei steht alles, was das Kind sensorisch (v. a. taktil) spürt nicht für die Umwelt sondern für die Grenze des Selbst. Die primitive Wahrnehmung besteht in einer dem Reiz entsprechenden Veränderung des Körpers, d. h., was wahrgenommen wird, ist primär nicht die Umwelt, sondern die Veränderung des eigenen Körpers. Diese Veränderung wird physiologisch gelernt. Wird nun eine bestimmte physiologische Funktionsweise psychisch erlernt, bekommt sie psychisch gesehen „Sinn“. Im Gegensatz zum physiologischen Lernen, welches die ständigen, sich wiederholenden physiologischen Funktionen registriert, ist das Merkmal des psychischen Lernens, seine „Fokalität“, d. h. gelernt und mit Sinn versehen wird eine bestimmte Funktionsweise oder nur ein Detail davon. Da ein innerer Raum im Selbst noch nicht vorhanden ist, sind Verinnerlichungsvorgänge auch nicht möglich. Die psychische Aktivität ist in dieser Phase Imagination, Nr. 4 /2004

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v. a. bestimmt durch Imitation. Das Syndrom der infantilen Rumination etwa stellt eine Imitation der verlorengegangenen Ernährungserfahrung dar, indem das wiederkäuende Kind sich selbst ernährt bis hin zur Reproduktion der physischen Erfahrung des Vollwerdens (Gaddini 1959, 1981 a). Das Syndrom fokalisiert die Körpererfahrung und reproduziert sie in autistischer Weise in einem Moment des Ausbleibens dieser konkreten Erfahrung. Mithilfe der Imitation oder Nachbildung modifiziert der Säugling seinen Körper und verschafft sich über die Körperfunktion ein wahrnehmbares Körpererleben, welches er in Wirklichkeit auch wiederholt erlebt hat, ihm nun aber fehlt. Die Herstellung dieser Wahrnehmung ist deshalb so wichtig, da sie ein basales Gefühl der Existenz und des Seins schafft und die Illusion der Fusion mit dem Objekt i. S. Winnicotts (1974 a) wiederherstellt. Die Imitation ermöglicht, an einem Merkmal des Objekts festzuhalten und so ein Selbstgefühl über das sensorische Erleben herzustellen oder aufrechtzuerhalten (Ogden 2000). Die angemessene Befriedigung bewirkt ein erstes Selbst-Gefühl, welches als primitiver Raum vorgestellt werden kann. Dieser erste Raum ist von körperlichen Funktionsweisen bestimmt und entsteht im Kind-Brust-Bereich. Es handelt sich dabei um einen Raum ohne Strukturen, ohne eigene Grenzen, ohne Form und ohne Zeit. Einen Raum jenseits dieser Totalität gibt es für das Kleinkind zu dieser Zeit noch nicht. In diesem infantilen Universum gibt es auch keine symbolischen Operationen, die Erfahrungen sind stark an somatische Funktionsweisen gekoppelt, immer konkret und real (Gaddini 1998, McDougall 1991). Das Erkennen der Getrenntheit bedeutet die erste große Katastrophe. Nach Gaddini bedeutet sie die erste Konfrontation des Selbst mit dem unbegrenzten äußeren Raum. Sie erschüttert die primitive magische und omnipotente Funktionsweise, und es besteht Gefahr, die verbliebenen Bruchstücke des Selbst nicht zusammenhalten zu können. Die Trennung ist nicht als einmaliges Ereignis vorzustellen, sondern als ein Prozess. In der frühen Kindheit findet in der MutterKind-Interaktion ein ständiger Wechsel zwischen Einssein und Separatheit statt. Die sensorischen Erfahrungen zwischen Mutter und Kind helfen die Getrenntheit erträglich zu machen. Ist dies nicht möglich, hilft die Imitation in autistischer Weise, die Getrenntheit aufzuheben und mit dem Objekt in Kontakt zu bleiben (Ogden 2000). Ist die Angst vor Selbstverlust nicht allzu groß, sodass Abwehren errichtet werden müssen, dann stellt sie einen immensen Entwicklungsanreiz dar, der zu einer Organisation des Selbst im Rahmen seiner tatsächlichen Grenzen führt. Das objektive Kennenlernen des eigenen Körpers spielt dabei eine zentrale Rolle. „Der psychische Erwerb des eigenen Körpers erfordert das Auftauchen aus einem nicht objektiven Körper, nämlich dem der Funktionseinheit des Kindes mit der Mutter“ (Gaddini 1981 a, S. 51), ähnlich wie auch McDougall (1991) ausführt. Aus den sensorischen Kontiguitäten entsteht ein erster Sinn für das IchSein, eines Ortes, an dem man lebt (Winnicott 1974 a), später fühlt und denkt. Imagination, Nr. 4 /2004

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Auch Winnicott (1974 a, 1974 b, 1978) betont die enge Beziehung zwischen Psyche und Soma sowie die Bedeutung von Motilitätsphasen und Sinneswahrnehmungen und spricht vom „psychosomatischen Existieren“ und dem „Innewohnen im Soma“. Er sagt, das „Wahre Selbst“ komme von der Lebendigkeit des Zellgewebes und den Tätigkeiten der Körperfunktionen einschließlich Herzund Atemtätigkeit (1974 a). Die mütterliche Haltefunktion dient ursprünglich der Spannungs- und Entspannungsregulierung vorwiegend körperlicher Prozesse und ist wichtig für die progressive Aneignung der subjektiven Körperlichkeit, d. h. einer emotionalen und symbolischen Besetzung des Körpers. So erreicht die emotionale Entwicklung des Individuums eine Phase, „in der der Mensch sozusagen eine Einheit geworden ist“. Diese Phase bezeichnet er als Phase des „ich-bin“ – und weiter: „… diese Phase hat … insofern Bedeutung, als das Individuum das Sein vor dem Handeln durchleben muss. Das „ich-bin“ muss dem „ich-handle“ vorausgehen, sonst hat das „ich-handle“ für das Individuum keinen Sinn“ (Winnicott 1974 b, S. 147). Gaddini fasst die psychische Basisorganisation als Entwicklungsphase auf, später kann das Festhalten oder die Rückkehr in diese Organisation als Abwehr fortbestehen, dies wäre allerdings pathologisch. Ogden (2000) stimmt in seinen Überlegungen vielfach mit denen Gaddinis überein, sieht die sensorische Aktivität allerdings nicht nur als Entwicklungsphase, die überwunden wird. Er erweitert M. Kleins Konzepte (1948, 1958) der paranoid-schizoiden und depressiven Position um eine primitivere, nämlich die der autistisch-berührenden Position. Die Positionen sind Erfahrungsstrukturen, die sich ständig in dialektischer Weise koordinieren. Unter autistisch-berührender Position versteht er einen sensorisch dominierten, vorsymbolischen Erlebnisbereich, in dem die primitivste Form von Bedeutung auf der Grundlage der Organisation von Sinneseindrücken, besonders auf der Hautoberfläche erzeugt wird. Sitzt man auf einem Stuhl und fühlt man, wie das Gesäß gegen die Stuhlfläche drückt, so bildet sich ein sensorischer EinDruck. Im autistisch-berührenden Modus gibt es weder Stuhl noch das Gesäß, sondern nur einen sensorischen Eindruck und das Erleben einer Form, und zwar einer ganz persönlichen Form. Der Stuhl existiert außerhalb dieser Empfindung nicht als Objekt (Tustin 1984). Sensorische Eindrücke – etwa durch Berührungen – stellen sich als Formerfah­ rungen dar. Diese Formerfahrungen schaffen ein kohärentes Selbst. Gefühlen von Behaglichkeit, Sicherheit, Verbindung, Gehaltenwerden u. ä. sind Erfahrungen von Formen im autistisch-berührenden Modus beigelegt. Dieser früheste Modus der Erlebnisverarbeitung wirkt durch das ganze Leben, ohne bewusst zu sein, und ist eine Erlebnismatrix für alle folgenden subjektiven Zustände (Ogden 2000, Stern 1985).

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3.1. Die Übungen des Autogenen Trainings als psychosensorische Aktivität mit Bedeutung Die Grundstufe des Autogenen Trainings besteht aus sechs Übungen: der Schwere- und Wärmeübung, der Herz-, Atem- und Bauchübung sowie der Stirnoder Kopfübung. Durch Konzentration auf die verschiedenen Empfindungen mit Hilfe der jeweiligen Formeln kommt es zu einer organismischen Umschaltung und zur Entwicklung eines Hypnoids. Ganz wesentlich dabei ist die spezifische Haltung des Übenden, nämlich jegliche Aktivität zu lassen, den Blick nach innen zu richten und sich mit innerer Hingabe den sich einstellenden Empfindungen und Wahrnehmungen zu überlassen, womit sich nach und nach ein Versenkungszustand ganz von selbst einstellt. Schultz nennt dies „selbsttätige Passivierung“ (20. Aufl. 2003, S. 11). Ein ganz wesentlicher therapeutischer Effekt der Übungen könnte als Schaffung und Etablierung eines inneren Raumes verstanden werden. Die Bildung des Raumes beginnt mit dem Augenschluss und der Ruhetönung „ich bin ganz ruhig“ oder „die Ruhe kommt von selbst“. Augenschluss und Ruhetönung sollten die Aufmerksamkeit nach innen gleiten lassen. Es war Schultz sehr wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Ruhetönung keine Übung ist, dass „die Heranführung der Versuchsperson an das Ruheerlebnis keinesfalls im Sinne von ‚Ruheübung‘ missverstanden werden darf“ (S. 23). Der Aufgabensatz „ich bin ganz ruhig“ wird nicht geübt, er ist vielmehr eine allgemeine „Stimmungsformel“. Diese Differenzierung ist insofern relevant, als dass die eigentlichen Übungen dem Konzept Gaddinis folgend den sensorischen Bereich der Psyche und die psychische Basisorganisation betreffen. Schultz beschreibt zwar in seinem Lehrbuch die willentliche Zuwendung auf das Endosensorische bei Außenreizverarmung, betrachtet die sensorischen Funktionen aber als v. a. hirnphysiologisch und physikalisch relevant und weniger als psychologisch bedeutsam. Die einzelnen Übungen der Grundstufe zielen auf eine Wiederbesetzung des Sensoriums ab. Das Soma wird durch Konzentration empfindbar, damit bewusst und psychisch besetzt. Durch diese „Somatisierung“ wird im Sinne von Gaddini der Körper „gelernt“ und mit psychischer Bedeutung versehen. Schultz betont immer wieder, wie wichtig die Vergegenwärtigung der Formeln sei, „von der Intensität der Vergegenwärtigung hängt alles für das Gelingen unserer Versuche ab“ (S. 29). Vergegenwärtigung bedeutet die aktive Herstellung einer Wahrnehmung, eigentlich eines Erlebnisses durch Konzentration. Das Erlebnis bzw. der sensorische Eindruck gestaltet sich zu einem Formerlebnis mit ganz individueller Prägung – Teilnehmer spüren und erleben ja recht Unterschiedliches. Schwer-Sein bedeutet, die Muskelspannung, die den Körper hält, zu lösen. Dies wird als ein „Sich-Fallen-Lassen“ erlebt. Für manche Teilnehmer ist gerade dieses „Fallen-Lassen“ äußerst bedrohlich. Für diese gilt es, eine ständige innere Imagination, Nr. 4 /2004

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Spannung aufrecht zu halten, da Gefahr besteht zu fallen, sich ungeschützt zu verlieren und sich in einem bedrohlich erlebten, unendlich weiten Raum aufzulösen. Das sensorische Erlebnis des Schwer-Seins und sich Fallen-Lassens bedarf der sich ergänzenden sensorischen Erfahrung des sicheren Halts, um lustvoll erlebt werden zu können. Ist diese Verschränkung nicht gegeben, entsteht Angst. Tatsächlich ist es so, dass in der frühen Kindheit das Kleinkind nicht stehen, nicht sitzen, nicht einmal den Kopf aufrecht halten kann. Das Kleinkind ist dazu auf konkreten äußeren Halt der Umwelt physiologisch angewiesen. Die Umwelt muss den Säugling konkret und körperlich halten, dies ist die Notwendigkeit des „holdings“, wie es Winnicott (1978) beschrieben hat und für Gaddini (1981 a) physiologischer Ausdruck dessen ist, dass die funktionale Grenze des Selbst für das Kleinkind die Umwelt bildet und nicht seine Oberfläche. Die frühe Mutter-KindBeziehung ist durch eine Vielfalt von körperlichen Sensationen bestimmt, bei verschiedenen pflegerischen Tätigkeiten, beim Füttern, beim Halten und bei vielem mehr. Wie erwähnt, nimmt das Kind dabei nicht seine Umwelt wahr – es gibt sie ja noch nicht –, sondern seine eigenen körperlichen Veränderungen. Diese körperlichen Veränderungen und Sinnes-„Ein-Drücke“ – im wahrsten Sinn des Wortes – werden durch das Kind ständig registriert und physiologisch gelernt. Das Erlebnis der Schwere bzw. Wärme, aber auch der Rhythmus der Atmung und des Herzschlags als „Ein-Drücke“ sind dabei Bestandteile von Beziehungserfahrungen, und zwar in fokalisierter Form (s. a. Roßmanith & Bartl 1991; Anzieu 1996). Ob nun die Schwereübung, d. h. das sensorische Erlebnis der Schwere, als angenehm oder bedrohlich erlebt wird, hat damit zu tun, dass dieses sensorische Erleben Bedeutung hat und mit Sinn versehen ist. Die Formeln als Angebote von fokalisierten Erlebnissen richten sich an das Gedächtnis des Sensoriums der vorsprachlichen Basisorganisation. Die autogene Haltung, zu spüren und sich zu konzentrieren ermöglicht tatsächlich nicht eine Erinnerung sondern eine Vergegenwärtigung eines ganz bestimmten sensorischen Körpererlebens im Rahmen eines Beziehungsgeschehens. Das Körpererleben ist fokal, d. h. es ist ein Detail einer gesamten Beziehungserfahrung, welches psychischen Sinn erhalten hat. Gelingen die Übungen, so vermitteln sie dem Übenden ein Gefühl der Existenz, ein Gefühl von seinem Selbst und seinem Sein. Erst dieses Erleben erzeugt ein Gefühl von Wohlbehagen, Entspannung und Ruhe wie auch ein Hochgefühl. Jede einzelne Empfindung, Schwere, Wärme, der Herzschlag usw. ist so etwas wie ein Formerlebnis und vorerst ein Fragment, das jeweils das Selbst, eigentlich das körperliche Selbst, darstellt. Die einzelnen Fragmente stehen zunächst nebeneinander, sind nicht integriert, verschmelzen aber im Laufe des konsequenten Trainings zu einem Ganzen. Die Psyche bildet während des Übens im Autogenen Training fokalisierte sensorische Empfindungen nach, welche die Bedeutung einer basalen Beziehungserfahrung und dadurch Sinn haben und ein Selbstgefühl bezeugen. Imagination, Nr. 4 /2004

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Gaddini (1981 a) ist der Ansicht, dass die Wiederholung der Wahrnehmungen der körperlichen bzw. physiologischen Funktionsweisen, die psychisch Sinn angenommen haben und im Gedächtnis aufbewahrt werden, schrittweise eine Vorstellung des eigenen Körpers bilden und das körperliche Selbst konstituieren. In diesem Sinne helfen die geniale und nicht zufällige Auswahl der Übungen der Grundstufe und deren Training bei der Schaffung eines integrierten Bildes des körperlichen Selbst. Die sensorischen Empfindungen stehen nicht für den Körper als äußeres Objekt, sondern für das Selbst. Der Körper wird so nach und nach „lebendig“ und i. S. von McDougall (1991) psychisch in Besitz genommen. Die sensorischen Erfahrungen ermöglichen ein Innewohnen im eigenen Soma, wie es Winnicott (1974 a) bezeichnet, und helfen, ein Körperschema mit einem Innen und Außen zu bilden. Im eigenen Körper etabliert sich ein Raum, dessen Grenzen durch die unterschiedlichen sensorischen und körperlichen Empfindungen gebildet werden. Schwere und Wärme beziehen sich eher auf die Oberfläche, während die Herz-, Atem- und Bauchübung als Organübungen bezeichnet werden und auf eine tiefere Ebene verweisen. Entspannung und innere Ruhe sind das Ergebnis des sicheren, wiederholten Gewahrwerdens des körperlichen Selbst, des Eintauchens in den inneren Körperraum, in dem man sich sicher und geborgen fühlen kann, da er eine stabile und klar umrissenen Grenze hat. Wesentlich ist der Zeitfaktor, nämlich das wiederholte Wiederauffinden und das sichere Wissen um diesen Raum, was durch das Training gelernt wird. Der Übende verschafft sich im Sinne Winnicotts ein Gefühl des „ich bin“, sowie über die Zeit und die Kontinuität der Erfahrung eine „continuity of being“ (Winnicott 1974 b). Trotzdem der Patient die meiste Zeit alleine übt, ohne Gruppe und ohne TherapeutIn, kommt der Gruppe und dem Therapeuten bzw. der Therapeutin dennoch eine wesentliche Aufgabe zu. Neben der Anleitung für das Training und die Vermittlung von Informationen fördert der Therapeut die Verbalisierung der sensorischen Empfindungen, Erfahrungen und Erlebnisse und deren libidinöse Besetzungen. Dies geschieht einerseits durch die positiv getönten Formeln, andererseits hat alles, was erlebt wird, seinen Platz, ist wichtig und wertvoll und findet Anteil bei den Teilnehmern. Therapeut und Teilnehmer anerkennen, schützen, umsorgen und wertschätzen das „auftauchende“ Selbst in einer Atmosphäre der Offenheit und Sicherheit. Die Gruppe als mütterliche Umwelt gestattet ein Alleinsein in Anwesenheit der Mutter, stellt also so etwas dar wie einen Übergangsraum, in dem Selbstentdeckung und Selbstentwicklung auf sehr körperlicher Ebene möglich werden.

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3.2. Die Bedeutung des autogenen Prinzips Das bekannte, wenn auch nicht immer eingehaltene autogene Prinzip, d. h. die selbständige Durchführung der Übungen, ist ein Spezifikum des Verfahrens. Krapf (1985) erinnert ausdrücklich: „Das Training ist in vollkommenem Stillschweigen durchzuführen ohne Vorsprechen“ (S.  269). Das eigenständige Üben im Raum der Gruppe ist wesentlicher Faktor für die Entfaltung der therapeutischen Wirkung des Autogenen Trainings. Die Hinwendung zu sich selbst nämlich bedeutet Trennung und das Gewahrwerden der eigenen Grenzen. Bei vielen Patienten kommt es aus unterschiedlichen Gründen zu einer Reihe von Störungen: eine zwängliche Gestaltung der Übungen mit der Befürchtung, etwas falsch zu machen, hohe Leistungsanforderungen, eine verstärkte Oppositionshaltung gegenüber dem/r TherapeutIn und ähnliche neurotische und übertragungsbedingte Schwierigkeiten lassen sich im Großen und Ganzen durch Deutungen ganz gut auflösen. Viel schwieriger sind Störungen aufgrund unbewusster Ängste vor Selbstverlust zu behandeln. Diese können sich als extrem hohe Ablenkbarkeit, als Unfähigkeit, etwas zu spüren, durch Unruhe, Konzentrationsschwäche, Mitzählen der Formeln usf. äußern. Es sei noch einmal auf das Selbst der psychischen Basisorganisation hingewiesen. Dieses ist fragmentarisch, nicht integriert und ein Raum, dessen Grenze die Umwelt bildet. Die Integration des Selbst erfolgt erst mit Anerkennung der Getrenntheit, der Zerbrechlichkeit des Selbst und dem Verlust der Omnipotenz. In günstigen Fällen ist die Angst vor Selbstverlust soweit erträglich und aushaltbar, dass sich das Selbst innerhalb der tatsächlichen Grenzen organisiert. Ist die Angst vor Selbstverlust und Auflösung zu groß, kann die Getrenntheit nicht anerkannt werden, da der Betroffene fürchtet, die Trennung nicht zu überleben. Damit ist Integration nicht möglich. Das frühe Funktionsniveau und der Zustand der Nicht-Integration werden aus Angst vor Integration durch Abwehrmaßnahmen aufrechterhalten. In einem solchen Fall befindet sich die Person in einer Sackgasse, nämlich einerseits im prekären Zustand der Nicht-Integration, wo ständig Abwehr gegen die Anerkennung der Getrenntheit geleistet werden muss, andererseits kann die Integration nicht erreicht werden, da dazu ja erst die Trennung anerkannt werden müsste. Die psychische Aktivität ist dann ganz auf Abwehr und Schutz des Selbst ausgerichtet, auch die Triebtätigkeit und die Objekte sind diesen Zwecken unterworfen. Ein klar umrissener innerer Raum ist nicht gebildet, die funktionale Grenze des Selbst ist immer noch die Umwelt (Gaddini 1981 a, 1998). Das autogene Prinzip nun verweist den Übenden auf seine Getrenntheit. Sind nun die Selbstgrenzen des Übenden nicht stabil und brüchig, droht durch die selbstständige Durchführung die Auflösung des Selbst. Der notwendige Kontakt, der noch im Gespräch durch das Sehen und das Hören der Anderen bestanden Imagination, Nr. 4 /2004

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hat, endet mit dem Augenschluss. Die Aufmerksamkeit richtet sich nicht mehr nach außen, sondern nach innen. Die hohe Ablenkbarkeit mancher Patienten durch Geräusche etwa ist darauf zurückzuführen, dass sie die Ohren als Kontaktorgane verwenden und über das Gehör den für sie notwendigen Kontakt zur Umwelt aufrechterhalten versuchen. Dies ist auch der Hintergrund des häufigen Wunsches, die Formeln vorgesprochen zu bekommen, vom Leiter oder einem Tonband, oder nach Zuhilfenahme einer musikalischen Untermalung. Es ist wichtig und therapeutisch richtig, diesen Wünschen nicht nachzugeben, sondern einerseits zu helfen, die sensorischen Empfindungen, Erfahrungen und Erlebnisse zu verbalisieren, andererseits die Angst zu benennen, anzuerkennen und zu tolerieren, sodass der Patient mehr und mehr Sicherheit gewinnt. Der Therapeut muss helfen, eine ausreichende Sicherheitsorganisation im Selbst zu entwickeln, die diese Ängste aushaltbar machen, sodass nach und nach Integration geleistet werden kann. Der Therapeut wie die Gruppe stellen vorerst diese Grenze her und helfen so, die damals unerträgliche Angst wiederzubeleben und zu bewältigen. Der Übende ist nur relativ alleine, die erwartete Katastrophe kann sich im Schutz und Halt der Gruppe ereignen. Therapeut und Gruppe bilden so etwas wie einen Zwischenraum zur Unendlichkeit des weiten äußeren Raumes, ähnlich wie es für die Haltefunktion der Mutter gilt, die ihr Kind körperlich umgibt. Der Patient kann so wiederholt die Erfahrung machen, dass er die Trennung überlebt hat, und die Angst kann sich verringern. Die Grenze, die zuvor noch die Gruppe bzw. der Therapeut war, kann nach und nach aufgegeben werden bei gleichzeitigem körperlich-sensorischem Gewahrwerden der Grenze des tatsächlichen eigenen Selbst. So kann ein Selbst umrissen werden, das einen Innenraum in Abgrenzung zum Außenraum kennt. Die Arbeit des Therapeuten und der Gruppe besteht sozusagen in der Reflexion des an und für sich reflexionsfreien Zustandes der Erfahrungen des basalen, sensorisch bestimmten Selbst und schafft so – dem Konzept Ogdens (2000) folgend – die so wichtige Verbindung zwischen autistisch-berührendem und depressivem Modus der Erlebnisverarbeitung. Das autogene Prinzip kommt an der Schnittfläche von Innen und Außen, Einheit und Trennung, Illusion (i. S. Winnicotts) und Realität sowie Nicht-Ich und Ich zur Wirkung und hat höchste therapeutische Relevanz. Bei entsprechender Handhabe kann damit eine Modifikation im basalen Bereich des Selbst erreicht und die Etablierung der tatsächlichen Grenzen des Selbst ermöglicht werden. Stabilisieren sich die Selbstgrenzen und sind Abwehrmaßnahmen gegen Inte­ gration nicht mehr notwendig, kann ein „Ort im Körper“ (Winnicott 1974 a) entstehen und Entspannung und Ruhe aufkommen.

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4. Zusammenfassung und Schluss

Der in dieser Arbeit dargestellte Begründungsansatz bezüglich der Wirkungsweise der Grundstufe der Autogenen Psychotherapie kann als ergänzend zu den vorliegenden tiefenpsychologisch orientierten Konzeptualisierungen verstanden werden. Eigenen Überlegungen zufolge beruht die sehr breite Wirkung des Verfahrens darauf, dass die psychosensorische Aktivität der Übungen mit ihren spezifischen Bedeutungen nach und nach von innen her einen Zusammenhalt des Selbst mit einer effektiven Grenze nach außen bildet. Dieses basale Selbstgefühl ist körperlich konturiert und kann als Raum im Körper aufgefasst werden, welcher von einem Außenraum getrennt ist. Erst in diesem Raum ist Platz für Wünsche, Triebe und Symbole. Wie von selbst kann dann die Grundstufe als erster Baustein in die Mittel- und Oberstufenarbeit der Autogenen Psychotherapie führen. Die häufig beschriebene „Resonanzdämpfung der Affekte“ ist darauf zurückzuführen, dass heftige Gefühle und Affekte besser im eigenen Selbst „gehalten“ werden können und aus Bedürfnissen Wünsche werden können. Das Autogene Training hilft sozusagen, den „sensorischen Boden“ (Ogden 2000, S. 46) einzurichten, zu organisieren und zu sichern, auf dem die Kontinuität der begrenzten sensorischen Oberfläche und damit die basale Integrität des Selbst beruhen kann. Entspannung und Ruhe sind nicht so sehr die Ursache des therapeutischen ­Effekts, sondern deren Folge und Ergebnis. Die günstige Wirkung des Autogenen Trainings bei psychosomatischen Störungen etwa wird damit gut verständlich, wenn man bedenkt, dass bei diesen Störungen die Trennung zwischen eigenem Körper und dem der Mutter nicht gelungen ist, das Symptom gegen die Grenzauflösung zwischen Selbst und Objekt gebraucht wird und hilft, eine sensorische Oberfläche zu schaffen oder aufrechtzuerhalten (McDougall 1991, Ogden 2000), weiters die Symbolisierungsfähigkeit reduziert ist, der Patient im Körper-Seele-Körper-Zirkel verhaftet bleibt (Gaddini 1981 b), Affekte nicht psychisch verarbeitet werden können und der Körper nicht in das Selbst integriert ist und äußeres Objekt bleibt, das omnipotent kontrolliert werden muss (Mitscherlich 1978). Vorraussetzung zur Erzielung dieser Effekte ist allerdings die Wahrung der spezifischen Elemente des Verfahrens, allen voran die autogene Durchführung.

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Die Wirkungsweise des Autogenen Trainings 69 Jacobs, G. D., Lubar, J. F. (1989): Spectral analysis of the central nervous system effects of the relaxation response eliceted by autogenic training. Behav. Med. 15 (3): 125 –  132. Jus, A., Jus, K. (1965): Das Verhalten des Elektroenzephalogramms während des Autogenen Trainings. In: Langen, D. (1968): Der Weg des autogenen Trainings. Darmstadt: Wiss. Buchgesellsch. Hoffmann, B. (15. Aufl. 2002): Handbuch des autogenen Trainings. München: dtv. Klein, M. (1948): On the theory of anxiety and guilt. In: Klein, M. (1975): Envy and Gratitude and Other Works, 1946 –  1963, 25 –  42. New York: Delacorte. Klein, M. (1958): On the development of mental functioning. In: Klein, M. (1975): Envy and Gratitude and Other Works, 1946 –  1963, 236 –  246. New York: Delacorte. Kraft, H. (1989): Autogenes Training. Stuttgart: Hippokrates. Krapf, K. (1985): Das autogene Grundprinzip beim Autogenen Training. Prax. Psychother. Psychosom. 30, 268 –  270. Krause, W. R., Schubert, R. (1990): Physiologische Untersuchungen zum Autogenen Training. Die Heilkunst. 103 (5): 1 –  4. Kröner B., Beitel, E. (1980): Längschnittsuntersuchung über die Auswirkung des autogenen Trainings auf verschiedene Formen der subjektiv wahrgenommenen Entspannung und des Wohlbefindens. Z. Klin. Psych. Psychoth. 28(2): 127-133. Linden, W. (1994): Autogenic training: a narrative and quantitative review of clinical outcome. Biofeedback Self Reg. 19(3): 227 –  264. Luthe, W. (Hg. 1965): Autogenes Training. Autogenic Training. Le Training Autogene. Correlationes Psychosomaticae. Stuttgart: Thieme. McDougall, J. (1991): Theater des Körpers. Stuttgart: Verlag Int.Psychoanalyse. Mitscherlich, A. (1978): Die  zweiphasige Abwehr: Anmerkungen über die Chronifizierung psychosomatischen Geschehens. In: Overbeck, G., Overbeck, A. (Hg., 1984): Seelischer Kon­flikt-körperliches Leiden. 2. Aufl, 143 –  169. Eschborn: Vlg. D. Klotz. Müller-Hegemann, D. (1984): Autogenes Training und Psychoanalyse – methodische Unterschiede. Praxis Psychoth. Psychosom. 29 (4): 197 –  201. Müller-Hegemann, D., Stetter, F. (1989): Neuere Gesichtspunkte des Autogenen Trainings. Psychoth. Psychosom. Med. Psych. 39 (5): 178 –  181. Ogden, T. H. (2. Aufl. 2000): Frühe Formen des Erlebens. Wien: Springer. Paulus, B. (1983): Unmittelbare Auswirkungen des Autogenen Trainings. Eine Studie über Veränderungen vegetativer Parameter peripherer Regulation und die dabei auftretenden Empfindungen während des Trainings. Dissertation Universität Salzburg. Paulus, B., Wranek, U. (1986): Autogenes Training und transkutane Elektrostimulation. Unmittelbare Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem. Therapiewoche 36: 5324 – 5327. Reinelt, T., Gerber, G. (1990): Autogenes Training im Rahmen des genetischen Entwicklungsmodells „Spüren –  Fühlen –  Denken“. In: Gerber, G., Sedlak, F. (Hg.): Autogenes Training – mehr als Entspannung, 138 –  143. München: Ernst Reinhardt Verlag. Roßmanith, S., Bartl, G. (1991): Autogenes Training (AT): Eine tiefenpsychologisch fundierte Methode. Ärtzliche Prax. Psychoth. 1: 3 –  18. Roßmanith, S., Bartl, G. (1993): Autogenes Training als integrative Psychotherapie. Praxis Psych. Psychosom. 38: 352 – 360. Schultz, J. H. (20. Aufl., 2003): Das autogene Training. Stuttgart: Thieme. Sedlak, F. (1994): Autogene Psychotherapie (Autogenes Training) – Katathym-imaginative Psychotherapie – Hypnose. Imagination. 4: 5 –  49.

Imagination, Nr. 4 /2004

70 Hermann Pötz Sedlak, F. (2001): Die tiefenpsychologische Fundierung der Autogenen Psychotherapie. Imagination. 3: 42 – 51. Stern, D. (1985): The interpersonal world of the infant. A view from psychoanalysis and developmental psychology. New York: Basic books. Stetter, F., Kupper, S. (1998): Autogenes Training – Qualitative Meta-Analyse kontrollierter klinischer Studien und Beziehungen zur Naturheilkunde. Forschende Komplementärmed. 5: 221 –  223. Stetter, F., Kupper, S. (2002): Autogenic training: a meta-analysis of clinical outcome studies. Appl. Psychophysiol. Biofeedback. 27(1): 45 –  98. Tustin, F. (1984): Autistic shapes. Int. Rev. Psycho-Analysis, 279 –  290. Vaitl, D., Petermann, F. (2000): Einleitung. In: Vaitl, D., Petermann, F. (Hg.): Handbuch der Entspannungsverfahren Bd. 1, S. 18 –  25. Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union. Vaitl, D. (2000 a): Psychophysiologie der Entspannung. In: Vaitl, D., Petermann, F. (Hg.): Handbuch der Entspannungsverfahren Bd. 1, S. 29 –  76. Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union. Vaitl, D. (2000 b): Psychophysiologie der Interozeption. In: Vaitl, D., Petermann, F. (Hg.): Handbuch der Entspannungsverfahren Bd.1, S. 101-132. Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union. Wallnöfer, H. (1973): Kathartisches und analytisches Geschehen im Autogenen Training. In: Binder, H. (Hg.): Zwanzig Jahre praktische und klinische Psychotherapie. München: J. F. Lehmann. Wallnöfer, H. (1992): Autogenes Training als Psychotherapie. Imagination. 1 –  2: 15 –  35. Winnicott, D.W. (1974 a): Reifungsprozesse und fördernde Umwelt. Berlin: Kindler. Winnicott, D.W. (1974 b): Vom Spiel zur Kreativität. 9. Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta. Winnicott, D.W. (1978): Familie und individuelle Entwicklung. Berlin: Kindler.

Zusammenfassung: Die vorliegende Arbeit versucht eine tiefenpsychologische Begründung der Wirkungsweise und therapeutischen Effekte der Grundstufe des Autogenen Trainings. Dazu werden psychoanalytische Konzepte über die körperlichen Ursprünge des Selbst dargelegt und Bezüge zum Autogenen Training hergestellt. Die durch die Übungen bedingte Entspannung und innere Ruhe können demnach als das Endergebnis eines komplexen psychosensorischen Geschehens aufgefasst werden, welches ein basales, körperlich konturiertes Selbst-Gefühl, das als ein innerer Raum im Körper verstanden werden kann, entstehen lässt und die Entwicklung eines integrierten Bildes des körperlichen Selbst fördert.

Imagination, Nr. 4 /2004

Die Wirkungsweise des Autogenen Trainings

71

Keywords: Autogenes Training – Autogene Psychotherapie – psychodynamische Konzeption. Autor: Dr. Hermann Pötz (klinischer und Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut) Zentrum für ambulante Rehabilitation, Pensionsversicherungsanstalt. Wehlistraße 127, 1021 Wien. E-Mail: [email protected]

Imagination, Nr. 4 /2004

72 Buchbesprechung

Buchbesprechung Gertraud Diem-Wille:

Das Kleinkind und seine Eltern. Perspektiven psychoanalytischer Babybeobachtung. 308 S., Kt., € 24,80 / SFr 41,80, ISBN 3-17-018122-X W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003

„Erfahrung macht Hoffnung“ Wahlspruch von Goethes Mutter Die Autorin, Univ.-Prof. Dr. Gertraud Diem-Wille, Psychoanalytikerin und Pädagogin, erläutert in ihrem Buch aus der Sicht dieser beiden Wissenschaften die Entwicklungen von Kindern bis zum Ende des dritten Lebensjahres. Es gelingt ihr in eindrucksvoller Weise, Beschreibungen von psychischen und körperlichen Entwicklungsschritten darzustellen und zueinander in Beziehung zu setzen. Dabei räumt sie der Interaktion zwischen Kind und Eltern einen breiten Raum ein. Sie versucht die Phänomene von Übertragung und Gegenübertragung, die sich aus der Babybeobachtung ergeben, für psychoanalytische Überlegungen zu nützen und stellt dies in die kleinianische Tradition. Außerdem werden auch eine Reihe von diagnostische Verfahren beschrieben. In lebendiger Weise beschreibt sie die Entwicklungen dreier Kinder, die sie Kelly, Max und Patrick nennt, von der Geburt bis zum Ende des dritten Lebensjahres und die Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehungen im Kontext der psycho­ analytischen Babybeobachtung. Mittels zahlreicher Beispiele bringt sie zusätzlich den Leserinnen und Lesern das Verstehen früher Erlebensmuster näher. Sie stellt eine Verbindung zwischen zwei grundlegenden Konzepten und deren Relevanz für die psychoanalytische Praxis her. Dabei geht es einerseits um die freie Assoziation im analytischen Setting, das zum Theoriemodell des „klinisch rekonstruierten Säuglings“ führt, und andererseits um empirische Forschungskonzepte, die wiederum von einem „beobachteten Säugling“ – so in einer eher „sperrigen Fachsprache“ genannt – sprechen. Imagination, Nr. 4 /2004

Buchbesprechung

73 

Dieses Fachbuch eignet sich einerseits für PsychoanalytikerInnen, PsychotherapeutInnen und ein weites Fachpublikum, um theoretisches Wissen zu vertiefen. Andererseits ist es durch seine gute Strukturiertheit und Lesbarkeit ein passendes Lehrbuch für StudentInnen dieser Richtungen. Ein überschaubares Literaturverzeichnis und ein praktikables Namens- und Sachregister erleichtern die Benützung und schließen das Buch ab. Zusätzlich ist es ein praktischer Ratgeber für Eltern und BetreuerInnen, das in Situationen der Ratlosigkeit in einfühlsamer Weise Hilfestellungen und tröstliche Erklärungen anbietet. Ein wichtiges und informatives Buch, das dadurch, daß es in deutscher Sprache verfaßt und keiner Übersetzung unterzogen wurde, gut und flüssig zu lesen ist. Ein lesenswertes Buch, sowohl für Fachleute als auch interessierte Laien. Dr. Elfriede M. Fidal, Wien

Imagination, Nr. 4 /2004

74 Register 1991 – 2004

Register 1991–2004





Brigitte Arlt-Schöpflin, Norbert Arlt: Archetypen der griechischen Mythologie in einer KIP-Therapie

2/02

Ulrich Bahrke: Imaginationen in der Psychoanalyse – erläutert an einem Behandlungsfall einer narzißtischen Persönlichkeitsstörung

3/97

Ulrich Bahrke: Zum Begriff der Regression im Kontext Katathym Imaginativer Psychotherapie

3/03

Till Bastian: Ich und Er: Selbstreflexion zur männlichen Sexualentwicklung

1/94

Waltraut Bauer-Neustädter: Der Weg zum Gefühl der Bewegung – Annikas Unendliche Geschichte

2/03

Gaetano Benedetti, Maurizio Peciccia: Selbstbild, Therapeutisches Spiegelbild, Selbstobjekt und Übergangsobjekt im Traum und in der Imagination

3/00

Konrad Bernard: Die gelenkte Alterprogression – ein Regieprinzip in der KB-Therapie bei Kindern und Jugendlichen

4/93

Dieter Birnbacher, Leonore Kottje-Birnbacher: Ethische Probleme in der Ausbildung von Psychotherapeuten

2/98

Brigitte Bischof: Autogene Psychotherapie

2/04

Josef Bittner: Hingabe, Aufgabe, Abgabe – Metamorphosen von Gesundheit

4/92

Josef Bittner: Zum Procedere des Therapeutenkolloquims

1/95

Josef Bittner: Zur Tiefe der Tiefenpsychologie

3/95

Josef Bittner: Lust an der Herrschaft? Aspekte der Interaktion zwischen Klient, Therapeut und Symptom Josef Bittner: Anpassung Macht krank.

1/00

Josef Bittner: KIP und Kino – Zur Dynamik unbewusster Prozesse

2/02

Hedda Bittner-Weise, Hans Lauber: „Die gute Stunde, die erfolgreiche Behandlung“ – Ein schulübergreifendes Intervisionsmodell am Ambulatorium f. PTh. d. Wr. GKK

3/04

Ulrike Blom: Die interkulturelle Begegnung in der Psychotherapie

2/00

Matthias Boesch: Du-Furcht und Begehren – Intersubjektivität in der psychothera­peutischen Beziehung

4/00

Imagination, Nr. 4 /2004

Register 1991 – 2004

75

Bernhard Brömmel: Sterbebegleitung einer stationären Karzinompatientin im Schnittpunkt unterschiedlicher Erwartungen

1/98

Bernhard Brömmel: „Ich find’s eh nett, wie Sie sich bemühen!“ – Zum Umgang mit Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen

2/02

Bernhard Brömmel: Wir brauchen Psychotherapie im Krankenhaus! Über Möglichkeiten und Grenzen der Kooperation zwischen Psychotherapie und Medizin

3/04

Elisabeth Brunner-Karré: Gespräch und therapeutische Beziehung in der KIP

1/99

Monika Bürgi-Kraus: Multikultur und Imagination – Sprachliche und soziokulturelle Determinationen in der KIP

2/02

Wilhelm Burian: Vom Trieb zur Interaktion

1/01

Wilhelm Burian: Das Mödlinger Modell (Wie wirkt psychoanalytische Behandlung in der stationären Behandlung der Drogenabhängigkeit?)

3/04 2/99

Barbara Burian-Langegger: Adoleszenz

3–4/02

Barbara Burian-Langegger: Trauma und inneres Objekt Barbara Burian-Langegger: Kinder zwischen den Institutionen – Die Arbeitsweise der Child Guidance Clinic, Wien

3/04

Renate Chiba: Persönlichkeitsentwicklung und Gemeinschaftsförderung in der Tagtraumtherapie

1/97

Renate Chiba: Ethische Fragen in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

2/99

Kristina Cordes-Leyendecker: Der Pilger auf seiner Reise zu sich Selbst – Überlegungen zu einem Tagtraum-Motiv in der Schlussphase der Therapie mit der Katathym Imaginativen Methode

4/04

Suzanne Claire Cottier: Was hat ein Eisbär in der Supervision verloren? Szenisches Verstehen mit Hilfe von Katathymen Imaginationen, Objekten und gestalterischen Mitteln in der Fallsupervision

2/01

Margret Flores d’Arcais-Strotmann, Harald Ullmann: Der Tagtraum unter der Lupe

1/02

Heide Dellisch: Sexueller Mißbrauch und Inzest

3/93

Michael Jay Diamond: Die interaktionelle Basis der hypnotischen Erfahrung – Über die Beziehungsdimension der Hypnose

2/93

Jadranka Dieter: Bindungsforschung und ihre Bedeutung für die Katathym Imaginative Psychotherapie

2/99

Jadranka Dieter: Symbolbildung und ihre Bedeutung für die Psychotherapie

1/00

Jadranka Dieter: Stufen der Triangulierung – Die Bedeutung der Dyade und der Triade in Entwicklung und Psychotherapie

4/04

Wilfried Dieter: Katathym Imaginative Psychotherapie bei depressiven Störungen

4/93

Wilfried Dieter: Das innere Bild von Mann und Frau – Geschlechtspezifische Gegenübertragung in der Imagination

3/95

Wilfried Dieter: Lernen durch Erfahrung mit Hilfe von Symbolen

3/96

Imagination, Nr. 4 /2004

76 Register 1991 – 2004 Wilfried Dieter: Symbole in Therapie und Kunst – Die Symbolbildung auf der paranoid-schizoiden und auf der depressiven Position

3/97

Wilfried Dieter: Der unterschiedliche therapeutische Umgang mit Träumen bei neurotischen und ich-strukturell gestörten Patienten

3/98

Wilfried Dieter: Der unterschiedliche therapeutische Umgang mit Imaginationen bei neurotischen und ich-strukturell gestörten Patienten

3/99

Wilfried Dieter: Die Bedeutung der Selbstpsychologie für die KIP-Behandlungstechnik – Zur Renaissance der Ideen von Heinz Kohut

4/00

Wilfried Dieter: Die Katathym Imaginative Psychotherapie – eine tiefenpsychologische Behandlungsmethode

3/01

Wilfried Dieter: Wir brauchen die Kunst, um das Leben zu ertragen

2/02

Wilfried Dieter: Katathym Imaginative Psychotherapie bei Angstneurosen

4/03

Wilfried Dieter: Störungsspezifische KIP-Therapie der Depression

2/04

Fritz Döcker, Petra Klampfl: Integrative Behandlung von PatientInnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung im Rahmen einer stationären Krisentherapie auf einer sozialpsychiatrischen Aufnahmeabteilung – Teamintervention und Einzeltherapie

3/04

Angelika Drews: Von der Verleugnung zur Verneinung

1/96

Traude Ebermann: AUTOSTOP – Fahren Sie mit? Fahren Sie mit!

1/99

Traude Ebermann: Jahrhundert der Frauen – Ja, hunderte Frauen!

1/01

Traude Ebermann: Auf der Suche nach der weiblichen Sexualität auch in der KIP

2/02

Hannelore Eibach: Die Heilkraft im Schlangensymbol – Eine KB-spezifische Kreativität 1/93 Hannelore Eibach: Neues Wagen von Lebenswegen, Lebenszielen und ihre Grenzen

4/97

Hannelore Eibach: Imagination in der Psychotherapie mit körperlich schwer kranken Menschen

3/03

Eva-Maria Einig, Iris Veit: Kooperative Psychotherapie: Das Herner Modell – Ein Praxisbericht

3/04

Stephan Engelhardt: „Über die innere Mongolei“ – Zum Verständnis der menschlichen Fähigkeit der Symbolbildung 2/03 Rotraud Erhard, Marianne Martin: §§ für PsychotherapeutInnen in Österreich: Verschwiegenheitspflicht

1/95

Elfriede M. Fidal: Psychoanalytische Betrachtung zur Verneinung im Rahmen der Therapie mit dem Katathymen Bilderleben

3/92

Elfriede M. Fidal: Überlegungen zum Setting in der Katathym Imaginativen Psychotherapie

1/95

Elfriede M. Fidal: Interview mit einem Schüler des Autogenen Trainings

2/95

Elfriede M. Fidal: Abstinenz im psychotherapeutischen Prozeß

2/96

Elfriede M. Fidal: Aspekte der Objektbeziehungstheorien

2/04

Imagination, Nr. 4 /2004

Register 1991 – 2004 77 Melitta Fischer-Kern, Elisabeth Jandl-Jager: Neue Wege der Evaluation klinischer Zusammenarbeit

1/04

G. Gastaldo, M. Ottobre, M. Prior: Autogene Psychotherapie in vier Stufen: Statistische Analyse von 2000 Fällen

2/95

Mandana Gharari-Bofinger: Die symbolische Relevanz des Ödipusmythos

3/99

Vladimir Aristos Gheorghiu: Suggestion, Suggestibilität, Suggestionalität

2/00

Felicitas Goodman: Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Erlebnisse

2/96

Graciela Greco, Beatrix Weber Bertschi: Türbilder – Bildertüren. Wohin führen Bildertüren?

2/02

Edgar Hättich: Kindheit, die Quelle der Genesung

3/92

Edgar Hättich: Erfahrungen mit Musik in der KIP

2/02

Matthias Hartmann: Psychotherapeutische Arbeit mit den gesunden Anteilen bei krebskranken Patienten

3/93

Barbara Hauler: Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens – Überlegungen zur Symbolik des Motivs Berg in der KIP

1/03

Peter Heintel: Warum gibt es nur eine Gesundheit und so viele Krankheiten?

3a/92

S. Hemke: Psychotherapie mit dem KB bei Torticollis spasmodicus – Behandlungsbeispiele

2/93

Heinz Hennig: Imaginationen im multimodalen Ansatz einer analytischen Psychotherapie

3/96

Heinz Hennig: Zum Übertragungs- und Gegenübertragungsprozeß in der Katathym Imaginativen Psychotherapie

1/99

Martina Hexel: Tiefenpsychologische Theorien über die Entwicklung des Kindes

1/96

Martina Hexel: Traumatische Lebenserfahrungen und dissoziatives Verhalten bei Patienten mit Borderlinepersönlichkeitsstörungen, Angststörungen und Somatoformen Störungen

2/02

Mathias Hirsch: Besonderheiten psychoanalytischer Therapie traumatisierter Patienten

3–4/02

Hans Holderegger: Die Darstellung des Traumas in der therapeutischen Beziehung

3–4/02

Walter Hollstein: Veränderung der Männlichkeit

1/94

Günther Horn: Katathymes Bilderleben – und was noch? Eine Selbsthilfegruppe zum Zweck der eigenen Psychohygiene

3/94

Günther Horn: Über die Bedeutung des Settings als Ausdruck des personalen Bezuges für neue Ansätze in der Kindertherapie

2/96

Günther Horn: Die Abgestufte Altersregression – Informationen zur Organisation der B3-Seminare für interessierte DozentenkollegInnen, Co-LeiterInnen und interessierte TherapeutInnen

1/99

Gerald Hüther: Neurobiologische Auswirkungen von Angst und Streß und die Verankerung traumatischer Erfahrungen

3–4/02

Imagination, Nr. 4 /2004

78 Register 1991 – 2004 Eva Jaeggi: Psychotherapie zwischen Abstinenz und Bemutterung

4/97

Elisabeth Jandl-Jager, Melitta Fischer-Kern: Neue Wege der Evaluation klinischer Zusammenarbeit

1/04

Paul L. Janssen: Berufsgruppen und Methoden integrierende Teamarbeit – Standard in der stationären psychodynamischen Psychotherapie

1/04

Ulrike Kadi: Ich seh’ etwas, was du nicht siehst

1/02

Hans Kanitschar: Hypnose als Psychotherapie

4/95

Hans Kanitschar: Imagination in der Hypnosetherapie im Vergleich zur KIP

3/99

Victor G. Kann: Grenzüberschreitung, Erkenntnis und Neubeginn oder: Der fremde Spiegel und die Lösung des Ganapati

3/96

Hans-Peter Kapfhammer: Psychotherapie und Pharmakotherapie – ein synergistisches Unternehmen dargestellt am Beispiel der Behandlung depressiver Störungen

1/04

Verena Kast: Das Symbol in der Psychotherapie

4/96

Beate Katschnig: Der Einsatz der Grundstufe der Autogenen Psychotherapie bei SchülerInnen mit verschiedenen persönlichen und leistungsbezogenen Schwierigkeiten

4/00

Hans Kaufmann: Gewahrsein

3/93

Michael Kierein: Berufsrechtliche Rahmenbedingungen der Psychotherapie – das Psychotherapiegesetz

4/97

Petra Klampfl und Fritz Döcker: Integrative Behandlung von PatientInnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung im Rahmen einer stationären Krisentherapie auf einer sozialpsychiatrischen Aufnahmeabteilung – Teamintervention und Einzeltherapie

3/04

Edda Klessmann: Daheim und unterwegs

3/98

Leonore Kottje-Birnbacher: Übertragungs- und Gegenübertragungsbereitschaften von Männern und Frauen

2/94

Leonore Kottje-Birnbacher, Dieter Birnbacher: Ethische Aspekte der Psychotherapie

1/98

Leonore Kottje-Birnbacher: Die Katathym-imaginative Psychotherapie als tiefenpsychologisch-systemische Therapie

4/98

Leonore Kottje-Birnbacher: Einführung in die katathym-imaginative Psychotherapie

4/01

Leonore Kottje-Birnbacher: Arbeit an der Paarbeziehung in Einzeltherapien mit KIP

2/02

Klaus Krippner: Neue Wege in der Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörungen mit der KIP

2/02

Wolfgang Kuntze: Nur der Geliebten weih’ ich mein Leben

3/95

Wolfgang Ladenbauer: Imagination und Hypnose bei Krebs

1–2/92

Wolfgang Ladenbauer: Einführung in die Psychosomatik des Halte-, Stütz- und Bewegungsapparates

3/94

Wolfgang Ladenbauer: Die Grundlagen der analytischen Oberstufe des Autogenen Trainings

2/95

Imagination, Nr. 4 /2004

Register 1991 – 2004 79 Wolfgang Ladenbauer: Systematik der Techniken in der Begleitung katathymer Bilder (KB)

1/99

Wolfgang Ladenbauer: Der andere (Anteil) im KB

2/00

Wolfgang Ladenbauer: Hypnose und Bindungstheorie

2/01

Wolfgang Ladenbauer: Hilfe! Psychische Erste Hilfe bei Unfällen – Ideen für hypnotische Techniken

3/01

Inge Lang: Empathie in Beziehung zu Intuition und Phantasie

3/92

Inge Lang: Eine Randbemerkung zum „falschen Selbst“ oder Zur „ausgeborgten“ Vitalität und sexuellen Identität speziell strukturell ich-gestörter Klienten

3/96

Inge Lang: Motivwahl und Durcharbeiten in der KIP

2/97

Inge Lang: Durcharbeiten in der Psychoanalyse und in der KIP

3/98

Otto Lang: Die Macht des Symbols

3/96 1–2/92

Otto Lang: Der Moortümpel und die Brücke Otto Lang: Das Symbol als therapeutisches Agens

2/97

Otto Lang: Emotionen in der Katathym-Imaginativen Psychotherapie (K.I.P.) und ihr Zusammenhang mit der Symbolik

2/97

Susanne Lastin, Isolde Morawitz: 30 Thesen zur Ausbildungssituation nach Kernberg und Implikationen für die ÖGATAP

3/03

Hans Lauber, Hedda Bittner-Weise: „Die gute Stunde, die erfolgreiche Behandlung“ – Ein schulübergreifendes Intervisionsmodell am Ambulatorium f. PTh. d. Wr. GKK 3/04 Yves Le Bloc’h, Michael Stigler: Borderline-Patienten in der stationär-ambulanten ­Behandlungskette: ein niederschwelliger Ansatz

1/04 1–2/92

Hanscarl Leuner: Pesendorfers Angriff. Eine Richtigstellung Hanscarl Leuner: Beitrag der Katathym-imaginativen Psychotherapie zu einer progressionsorientierten, psychoanalytisch-systemischen Psychotherapie

2/94

Walter Lindner: Was macht ein Künstler ohne KIP?

2/02

Rolf Werner Lippmann: Das Symboldrama bei der Behandlung von Patienten mit psychosomatischen Krankheiten

2/94

Andrea Loebenstein: Der Receiver des Telephons

4/96

Marga Löwer-Hirsch: Dynamik und Auswirkungen sexuellen Mißbrauchs in der Psychotherapie

4/98

Brigitte Lueger-Schuster: Akutinterventionen nach traumatischen Ereignissen

3–4/02

Helene Lytwin: Effekte des Autogenen Trainings auf verschiedene Symptome

2/00

Waltraud Malin: Die Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo – Ein Beitrag zur Integration in den Kontext der traditionellen Psychoanalyse

2/02

Marianne Martin: Der verlorene Ansatz

1/93

Marianne Martin: §§ für PsychotherapeutInnen in Österreich: nützliches Wissen

4/94

Imagination, Nr. 4 /2004

80 Register 1991 – 2004 Marianne Martin: Imagination und Utilisation bei Raucherentwöhnung

1/96

Verena Maxeiner: Wie können Imaginationen und kreative Medien bei der Arbeit in präventiven und nachsorgenden Institutionen eingesetzt werden?

2/02

Harald Meller: Einmal Eldorado und zurück

4/97

Harald Meller: Die psychotherapeutische Praxis – TRAUM und TRAUMA

3–4/02

Harald Meller: Identität und Kooperation – Zusammenhänge und Widersprüche zwischen Sittenbild und Kulturprozess

3/04

Ingrid Mohr: Vom gestirnten zum gestalteten Himmel

3/95

Bernhard Mohr: Ganzheitliches Erleben in der Katathym-imaginativen Psychotherapie 2/96 Michaela Moratelli: Modell einer psychotherapeutischen Kindergruppe mit begleitender Elternarbeit

2/95

Michaela Moratelli: Bindung – Autonomie – Aggression. Autogenes Training in einer Kindergruppe

2/99

Isolde Morawitz: Psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung von Straftätern am Beispiel der Forensischen Nachbetreuungsambulanz Wien

1/03

Isolde Morawitz, Susanne Lastin: 30 Thesen zur Ausbildungssituation nach Kernberg und Implikationen für die ÖGATAP

3/03

Veronika Oepen-Duré: Vom Bild zum Symbol – Das Selbstbild in einem Kreisprozeß aus Bildern, Gegenständen und Katathymer Imagination – Ein therapeutisches Modell zur Anwendung in der KIP

2/03

Jürgen Pahl: Regression, Progression und psychische Gesundheit – Die Begriffe und ihre Phänomenologie innerhalb des psychotherapeutischen Prozesses

3/94

Mathilde Pichler: Psychotherapie im Krankenhaus: Erfahrungen aus der psychosomatischen Ambulanz einer Internen Abteilung

2/98

Mathilde Pichler: Macht und Anpassung bei psychosomatischen Erkrankungen

4/99

Mathilde Pichler: Das psychosomatische (Erst-)Gespräch als Übergangsraum zwischen somatischer Behandlung und Psychotherapie

3/04

Berta Pixner: Wie Märchen zur Diagnose führen

2/00

Berta Pixner: Märchenmotive – ein Versuch neuer zusätzlicher Standardmotive für die KIP

2/01

Berta Pixner: Märchen als Gestaltungselement in der therapeutischen Beziehung

1/02

Berta Pixner: „In meinem Körper sind überall Schlangen …“ – Die Bildersprache der Psychose

2/02

Berta Pixner: Märchen als KIP-Motive in der Behandlung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen

4/03

Berta Pixner: Möglichkeiten und Grenzen der stationären Kurzpsychotherapie in einer psychiatrischen Abteilung

1/04

Hermann Pötz: Die Lust am Leiden und die Macht durch Opfertum – Über Masochismus

3/01

Imagination, Nr. 4 /2004

Register 1991 – 2004

81

Hermann Pötz: Die Lust am Leiden – Über Masochismus

2/02

Hermann Pötz: Aufgaben und Ziele psychotherapeutischer Maßnahmen in der medizinischen Rehabilitation

3/04

Hermann Pötz: Die Wirkungsweise des Autogenen Trainings – Ein Beitrag zur tiefenpsychologischen Konzeptualisierung der Grundstufe der Autogenen Psychotherapie

4/04

C. Pratzka, W. Rosendahl, H. Hennig: Möglichkeiten und Grenzen der Katathymimaginativen Psychotherapie bei der Behandlung von Alkoholikern

1/97

Johannes Ranefeld: Hamlet ohne den Prinzen aufführen?

4/96

Johannes Ranefeld: Schicksale der Lust

4/98

Georg Rasch: Das Über-Ich – „Urheber aller Neurosen“?

3/99

Vivienne Rauber-Decoppet: Heilendes Atmen und Visualisieren – Psycho-Korporelle Energiearbeit

2/02

Ingrid Reichmann: Körper und Bild – Körperbild

2/02 3–4/02

Ingrid Reichmann: Trauma Arbeitslosigkeit Lutz Rosenberg: Kraftquellen und Ressourcen in der KB-Therapie

2/98

Lutz Rosenberg: Über Ordnung und Elefanten – Ein Hintergrundmodell für die KIP: Versuch einer Systematik

3/00

Michael Rosner: Übertragungs- und Gegenübertragungskonzepte in der KIP

2/98

Jörg Walter Roth: Das Katathyme Bilderleben als spirituelle/transpersonale Therapie

1/93

Ulrich Sachsse: Zwischen Ver-nicht-ung und Ver-zwei-flung

2/98

Hanni Salvisberg: Die zwei Seiten der Wirklichkeit – Wörtliche und symbolische Bedeutung

2/93

Renate Sannwald: Die Katathym Imaginative Psychotherapie in der Praxis des Kinder- und Jugendpsychiaters

1/00

Renate Sannwald: Die Katathym Imaginative Psychotherapie einer Binge Eating Disorder – Eine Falldarstellung

1/03

Yuji Sasaki: On Makyo Phenomena During Autogenic Training

2/95

Margit Scheuchel: Trance und hypnotische Beziehung als besondere Stärken einer Hypnosetherapie

1/02

Margit Scheuchel: Hypnose

2/04

Anneliese Schigutt: Psychotherapie zwischen Erkenntnisweg, Pädagogik und Krankenbehandlung – Die Zukunft der Psychotherapie

2/01

Raoul Schindler: Wieviel Krankheit braucht die Psychotherapie?

4/92

Monika Schnell: Imagination, Phantasie und Traum – Die Entwicklung des Imaginationsraumes und der Dialog mit dem Selbst

2/02

Monika Schnell: Die Kraft der Bilder – Vom neurophysiologischen Phänomen zur bedeutungsvollen Innenwelt

4/03

Imagination, Nr. 4 /2004

82

Register 1991 – 2004

Claudius Schnieder-Stein: Suizidale Phantasien und Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene in der Psychotherapie chronisch suizidaler Patienten

4/95

Franz Sedlak: Katathymes Bilderleben und Gesundheit

4/92

Franz Sedlak: Leistungsfähigkeit und seelisches Wohlbefinden: Überlegungen aus der Sicht der Triarchischen Intelligenztheorie

4/93

Franz Sedlak: Autogene Psychotherapie (Autogenes Training) – Katathym Imaginative Psychotherapie – Hypnose – Wissenschaftliche Grundlagen, wesentliche Kriterien, Konzepte der Therapieführung

4/94

Franz Sedlak: Strukturierung von Kolloquienarbeiten

4/94

Franz Sedlak: Die Autogene Meditation des Leibes als Seins- bzw. Existenzerfahrung

2/95

Franz Sedlak: Neue Wege – Neue Motive in der KIP

3/95

Franz Sedlak: Handreichung zur Fallbearbeitung und zur Abschlußarbeit der Therapieausbildung

4/95

Franz Sedlak: Integratives Denken und Handeln als (nicht nur) pragmatische Konsequenz unserer Erkenntnisunsicherheit

1/96

Franz Sedlak: Diagnostische Reflexionen in der KIP

3/97

Franz Sedlak: Die besonderen Möglichkeiten der Mittelstufe der Autogenen Psychotherapie: Persönlichkeitsentwicklung und Kompetenzsteigerung

4/99

Franz Sedlak: Symbolische Notizen zur Erleichterung der Selbst- und Fremdbeurteilung von Falldokumentationen in der Kolloquiumsvorbereitung, in Supervisionsgruppen und in Fallkontrollseminaren

1/00

Franz Sedlak: Die tiefenpsychologische Fundierung der Autogenen Psychotherapie

3/01

Maria Sedlak: Die Kommunikation im KB – eine Kombination von Therapiegespräch und Traumkommunikation

3/95

Angelica Seithe: Schöpferische Imagination und sprachliche Gestaltung

4/94

Angelica Seithe: Kreativität als Ressource

4/96

Angelica Seithe: Die Suggestion im Dienste des Ich

1/97

Angelica Seithe: Die wechselseitigen Verbindungen von Körpererleben und Imagination 2/02 Helene M. Socher: Aggression und Gewalt in der Schulklasse

1/98

Gernot Sonneck: Das Burnout-Syndrom – Entstehung – Folgen – Bewältigung

4/92

Claudius Stein: Sexueller Mißbrauch in der Psychotherapie – Von der Umkehr des Täter-Opfer-Verhältnisses

3/97

Claudius Stein: Imagination in der Krisenintervention

1/01

Claudius Stein: „Sie können es nicht ungeschehen machen“ – Grenzen und Chancen des psychotherapeutischen Prozesses nach Traumatisierungen

1/03

Claudius Stein: „Beruf PsychotherapeutIn“: Zwischen Größenphantasien und Versagensängsten

3/03

Claudius Stein: Krisenintervention als ein Modell interdisziplinärer Zusammenarbeit

3/04

Imagination, Nr. 4 /2004

Register 1991 – 2004

83

Beate Steiner: Aspekte der Behandlung mit der KIP bei Krebspatienten

2/02

Rosemarie Steinhage: Das Trauma des sexuellen Mißbrauchs

2/94

Christoph Stettler: Die Baracken von Rivesaltes – Gedanken zum Verhältnis von Wahrheit und Bild

4/03

Michael Stigler: Von der gesunden Achtung und der inzestuösen Mißachtung des „Einen“ und seines „Anderen“

3/92

Michael Stigler: Der chronische Schmerzpatient

4/93

Michael Stigler: Koordinierte psychodynamische und deskriptive Diagnostik

4/95

Michael Stigler: Psychotherapieforschung: Methoden und Ergebnisse

1/97

Michael Stigler, Yves Le Bloc’h: Borderline-Patienten in der stationär-ambulanten Behandlungskette: ein niederschwelliger Ansatz

1/04

Franz Strunz: Bergsteigen und Träume

3/94

Franz Strunz: Woody Allen und Ingmar Bergman

1/95

Wolfgang Till: Homosexuelle Männer: Zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit – zwischen Aktivität und Passivität

1/94

Volker Tschuschke: Zum Stand der Psychotherapie – Allgemeine oder schulgebundene Psychotherapie?

1/01

Eva-Dorota Uhrová: KIP und Kunst – Suche (oder Sehnsucht) nach der Struktur

2/02

Harald Ullmann, Margret Flores d’Arcais-Strotmann: Der Tagtraum unter der Lupe

1/02

Harald Ullmann: Die narrative Dimension der Katathym Imaginativen Psychotherapie 2/02 Iris Veit und Eva-Maria Einig: Kooperative Psychotherapie: Das Herner Modell – Ein Praxisbericht

3/04

Rolf Verres: Subjektive Steuerungs- und Erkenntnisprozesse in der Gesundheitsforschung

3/93 1–2/92

Heinrich Wallnöfer: Autogenes Training als Psychotherapie Heinrich Wallnöfer: Das Phänomen Hypnose

1/93

Henriette Walter: Stellenwert der Hypnose in der Therapie

2/93

Henriette Walter, Brigitte Anderl, Marianne Martin: Weiterbildungscurriculum für zahnärztliche Hypnose und Kommunikation

1/96

Henriette Walter: Neu in Österreich – ZahnärztInnen lernen Hypnosetechniken

4/94

Reinhard Walter: Die Vielfalt in mir

3/94

Reinhard Walter: Der kleine Stern der Ewigkeit

4/95

Beatrix Weber Bertschi, Graciela Greco: Türbilder – Bildertüren. Wohin führen Bildertüren?

2/02

Susanne F. Wernegger: Body-Image-Störung als persistentes Symptom nach überwundener Adipositas

1/97

Peter Widmer: Schlängliches

1/95

Imagination, Nr. 4 /2004

84 Register 1991 – 2004 Renate Wimberger: Überlegungen zur Dauer von Psychotherapien und der Verleugnung von Sterben und Tod in der Therapie

1/98

Philip Zindel: Eine hypnoanalytische Methode zur aktiven Introjektion des Therapeuten bei tief gestörten Patienten

4/96

Philip Zindel: Hypnose im Spannungsfeld zwischen Machtphantasien und abstinenter Nähe

4/99

Sylvia Zwettler-Otte: Über die Bedeutung von Deckerinnerungen in der KIP

1/94

Sylvia Zwettler-Otte: KIP als tiefenpsychologisches Verfahren oder Die rote Kappe des Bahnhofsvorstandes

1/95

Sylvia Zwettler-Otte: Gespräch mit Prof. Dr. Otto Lang zu seinem 70. Geburtstag

2/97

Sylvia Zwettler-Otte: Die Fresken des Goldegger Rittersaales als katathyme Bilder

2/97

Sylvia Zwettler-Otte: „Iuvat vivere!“ – Psychoanalytische Überlegungen zur Lust

4/98

Sylvia Zwettler-Otte: Suggestive und analytische Elemente der Psychotherapie

4/99

Curriculum für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

2/99

Imagination, Nr. 4 /2004

Hinweise für AutorInnen

85 

Hinweise für AutorInnen: 1) Eine Zeitschrift ernährt sich von dem, was die LeserInnen erfreut (frei nach Augustinus). 2) Manuskripte schicken Sie bitte ausgedruckt in einfacher Ausfertigung an die Schrift­leitung: Dr. Josef Bittner, Landhausgasse 2/44, A-1010 Wien 3) Falls Sie über einen Internet-Anschluss verfügen, schicken Sie Ihr E-Mail an: [email protected]. Sonst bitten wir Sie, Ihre Diskette an das Sekretariat der ÖGATAP, Kaiserstraße 14/13, A-1070 Wien. Hinweise zu den möglichen Formaten finden Sie im Anschluss in den technischen Hinweisen. 4) Bitte fügen Sie Ihrem Beitrag eine Zusammenfassung von maximal 10 Zeilen hinzu. 5) Kennzeichnen Sie bitte Ihren Artikel durch maximal 3 Schlüsselwörter. 6) Zur Hervorhebung einer Textstelle verwenden Sie bitte die Kursivsetzung des Textverar­bei­ tungs­­programms. 7) Fußnoten werden als Endnoten mit der Überschrift Anmerkungen dem Text in nummerischer Reihenfolge angeschlossen. Bitte benutzen Sie dafür die End­noten­funktion des Text­ verarbeitungsprogramms. 8) Für bibliographische Angaben gelten folgende Regeln:

Bei Zitaten im Text wird auf die Bibliographie durch die Angabe von Autor, Erschei­nungs­ jahr und Seitenzahl hingewiesen, zum Beispiel: (Freud 1922, 14 – 20), wobei das Zitat durch Anführungszeichen kenntlich gemacht werden muss. Bei Literatur­hinweisen im Text genügt der Nachname des Autors und das in Klammern gesetzte Erschei­nungsjahr der Publi­ ­kation. Beispiel: Freud (1922) berichtet über …



Die Bibliographie ist dem Anmerkungsteil am Ende des Textes in alphabetischer Reihen­ folge anzuschließen.



Bei Buchtiteln gilt folgende Zitationsregel mit der folgenden verwendeten Zeichensetzung: Verfasser (Erscheinungsjahr): Titel des Buches. Untertitel. Verlag. Erscheinungsort(e) Jahr. Band, Seite(n). Beispiel: Ferenczi, S. (1926): Kontraindikationen der aktiven psychoanalytischen Technik. Bausteine der Psychoanalyse. Huber. Bern – Stuttgart 1964, Bd. II, 99 –115.



Bei Zeitschriftenaufsätzen gilt folgende Zusatzregel: Verfasser (Erscheinungsjahr): Titel des Beitrags. Untertitel. In: Zeitschriftenname, Jahrgang, Heft, Seitenzahl. Zum Beispiel: Hug, M. (1991): Erotik und Sexualität in Pubertät und Adoleszenz. In: texte. psychoanalyse. ästhetik. kulturkritik., 11. Jahrgang, Heft 2, 192–218.

9) Am Ende Angabe von Namen, Adresse und Schwerpunkte der Tätigkeit. 10) Prinzipiell sollten neue Manuskripte nach der neuen deutschen Rechtschreibung verfasst sein. Vorläufig werden Beiträge allerdings sowohl in der neuen als auch in der alten Recht­ schreibung gedruckt und auch von der Redaktion im Sinne der jeweiligen Rechtschreibung korrekturgelesen. Für die Einhaltung dieser Richtlinien bedanken wir uns herzlich. Imagination, Nr. 4 /2004

86 Hinweise für AutorInnen

Technische Hinweise Stand: März 2004 Senden Sie uns bitte Ihre Daten in einem der folgenden Formate: Textdateien:

MS Word (Windows oder Macintosh – alle Versionen) RTF (Rich Text Format) MS Works WordPerfect ClarisWorks, AppleWorks RagTime (bis Version 5.0) ASCII-Text (notfalls) Bitte keine AmiPro-Dokumente!



In jedem Fall aber bitte auch einen Ausdruck mitsenden!

Grafikdateien: Anstelle von eingescannten Fotos oder Grafiken wäre es uns lieber, wenn Sie uns die Originale zum Scannen zu Verfügung stellen könnten. Ande­ren­falls ist bei Farb- und Graustufenbildern eine Auflösung von ca. 300  dpi (bezogen auf die Größe, in der die Grafik abgedruckt wird) notwendig. Farbbilder kön­nen nur in Graustufen gedruckt werden. Für reine Strichgrafiken (schwarzweiß) ist eine Auflösung von ca. 800 bis 1200 dpi notwendig.

Formate: TIF (möglichst LZW-komprimiert), JPG (mit minimaler Kom­pres­sion, Auflösung s. o.), evtl. auch: BMP, PIC, PICT. Für dem Druck nicht geeignet: GIF.



Vektorgrafiken aus CorelDraw (bis 10.0), Adobe Illustrator (bis CS), FreeHand (bis MX) können meistens problemlos übernommen werden, bitte aber ­unbedingt die verwendeten Schriften beilegen oder die Schriften in Kurven umwandeln!

Auf folgende Arten können Sie uns Ihre Daten senden: Datenträger:

3 ½-Zoll-Diskette, ZIP-Cartridge (100 MB, 250 MB), JAZ-Cartridge, (1 GB, 2  GB) CD-R, CD-RW, DVD-R, DVD-RAM, SYQUEST-Cartridge (44, 88, 200 MB).

per E-Mail:

[email protected], [email protected], [email protected]

per ISDN:

(01) 522 36 36 72 (Leonardo).

Wegen technischer Fragen wenden Sie sich bitte an:

Gerhard Krill Tel.: (01) 524 62 88, Fax: (01) 524 62 89 E-Mail: [email protected]

Imagination, Nr. 4 /2004

87 

Imagination, Nr. 4 /2004

ISSN 1021-2329

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