IV. Brauchtum im Jahreslauf

IV. Brauchtum im Jahreslauf Weihnachtszeit und Jahreswechsel Adventkranz Der Adventkranz geht zurück auf einen evangelischen Pastor, der ihn in einem ...
Author: Daniel Gehrig
1 downloads 0 Views 1MB Size
IV. Brauchtum im Jahreslauf Weihnachtszeit und Jahreswechsel Adventkranz Der Adventkranz geht zurück auf einen evangelischen Pastor, der ihn in einem Hamburger Jugendheim 1850 erstmals verwendete. Er war wesentlich größer als heutige Kränze und hatte für jeden Tag des Advents eine Kerze. Um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts setzte sich der Brauch durch, nur für jeden Adventsonntag eine Kerze auf dem Kranz anzubringen. Von Deutschland aus verbreitete sich der Brauch ab den Dreißigerjahren des 20. Jh. auch in Österreich. Die Kombination aus Wintergrün und Kerzenlicht geht auf zwei Wurzeln zurück: Der grüne Kranz hat seinen Ursprung in einem Seemannsbrauch. Einem Kapitän eines Schiffes wurde bei der Geburt eines Sohnes ein Kranz aus grünen Zweigen auf den Mast des Schiffes gehängt. Die Tradition, der Reihe nach Kerzen anzuzünden, fußt im jüdischen Chanukka-Fest. Es wird ebenfalls im Dezember gefeiert. Der Kern eines Adventkranzes ist üblicherweise ein Reifen aus Stroh, der mit Fichten- oder Tannenzweigen umwunden wird. Immer seltener wird der Adventkranz noch selbst angefertigt, sondern gekauft. Die Weihe des Adventkranzes findet in Loipersdorf immer am Nachmittag des ersten Adventsonntages in der Pfarrkirche statt.

Adventkalender Ähnlich dem Adventkranz ist die Verwendung des Adventkalenders eine Tradition aus der Mitte des 19. Jh. Die klassische Form, bei der sich für jeden Tag des Advents ein Türchen öffnen lässt, wurde erstmals 1908 von einem Münchner Verlag ver­ kauft.512

512 www.dioezese-linz.at

240

Barbarazweige Am Tag der heiligen Barbara – 4. Dezember – holt man Zweige eines Kirschbaumes mit Blütenknospen und frischt sie ein. Bei entsprechender Behandlung blühen diese bis zum Weihnachtstag – Steinobstzweige blühen nämlich nach exakt drei Wochen auf. Nach altem Volksglauben soll damit ein Wunsch in Erfüllung gehen. Der Brauch selbst dürfte germanischen Ursprungs („germanische Lebensrute“) sein und ist mit der Vorstellung verbunden, dass Lebenskraft übertragbar sei.

Peter Tripp als Nikolaus beim Krampusmarkt der FF Dietersdorf 2005 (Franz Timischl)

Nikolaus und Krampus Der kinderfreundliche Bischof von Myra – der heilige Nikolaus – wurde um 275 geboren. Im 11. Jahrhundert wurden seine Gebeine nach Bari in Süditalien gebracht und dort eine neue Kirche gebaut. Die Verehrung des Heiligen verbreitete sich rasch, bald wurde das „Knabenbischofsfest“ vom 28. Dezember auf den 6. Dezember vorverlegt. Im Volksbrauchtum trat er mit dem Krampus, auch „Bartl“ genannt, als ungutem Begleiter auf. Diese Gestalt hat ihren Ursprung in altgriechischen Vorstellungen von einem gefürchteten Winterdämon in Ziegengestalt. Diese Gestalt hat neben anderen Kennzeichen ein Bärtchen – so kam es zur Bezeichnung „Bartl“. Die späteren christlichen Vorstellungen vom Teufel in Bocksge-

IV. Brauchtum im Jahreslauf Weihnachtszeit und Jahreswechsel

stalt hängen ebenfalls damit zusammen. Der Name „Kramperl“ oder Krampus kommt von den Krallen (wortverwandt mit krumm und Krampen). Im ursprünglichen Brauchtum stand die positive Figur des Nikolaus im Vordergrund, die bösen Krampusse im Hintergrund. Üblich war die Befragung der Kinder und die nachfolgende Beschenkung. Meist bekamen Kinder die Furcht erregenden „Kramperln“ überhaupt nicht zu sehen, da der Nikolaus sich schützend vor sie stellte. Das änderte sich in letzter Zeit: Immer stärker trat die Krampusfigur in den Vordergrund. Dies führt gelegentlich zu Missbräuchen verbunden mit Alkoholgenuss und Aggressionsakten. Der in Loipersdorf ansässige, aus Tirol stammende pensionierte Volksschuldirektor Peter Tripp trat seit dem Jahr 2001 im Kindergarten, in der Volksschule sowie gemeinsam mit den Feuerwehren von Die­ tersdorf und Loipersdorf als Nikolaus auf. Während der Herbstmonate ließ er sich jeweils einen „natür-

aus der katholischen Kirche des gemischt konfessi­ onellen Dorfes Deutsch-Kaltenbrunn im südlichen Burgenland erwartet oder besser gesagt angedroht wird.“ 513 In den Familien ist es üblich, den Kindern kleinere Geschenke und Süßigkeiten in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember in die dafür bereitgestellten und geputzten Schuhe zu geben.

Adventsingen Die erste Veranstaltung dieser Art fand 1916 in einer Grazer Kirche statt. Sie wurde vom Volkskundler Dr. Viktor v. Geramb und dem Volksliedforscher und -sammler Viktor Zack durchgeführt. Die Idee wurde von Gesangsvereinen und Pfarren außerhalb von Graz aufgenommen und wurde zu einer verbreiteten Tradition in der Vorweihnachtszeit. In Loipersdorf gibt es das Adventsingen seit den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts.

Weihnachten

Krampusse der FF Dietersdorf beim Krampusmarkt 2005 (Franz Timischl)

lichen“ Bart wachsen, den er nach dem Nikolausfest wieder entfernte. Auf Grund seiner Körpergröße und Statur ist er als Nikolaus eine stattliche Erscheinung. Bei Auftritten gemeinsam mit der Feuerwehr konnte er mit Erfolg Missbräuche der Krampuszeit verhindern. Eine besondere Rolle spielt der Kaltenbrunner Krampus. Sepp Walter schrieb darüber Folgendes: „... in vielen Gegenden unseres Landes (wird) der besonders schlimme Bartl immer einem Ort zugewiesen, in dem eine Kirche zu Ehren des hl. Nikolaus steht. 364 Tage ist der Böse dort in einem unterirdischen Verlies unter dem Kirchturm eingesperrt, nur am Abend des 5. De­ zember wird er freigelassen. ... in der Oststeiermark fürchten sich die Kinder vor dem Kaltenbrunner, der

Der Weihnachtsbaum ist wohl das verbreitetste Symbol für Weihnachten. Er stammte ursprünglich aus dem Elsaß. Grüne Bäume vor den Häusern oder grünes Reisig im Haus in Kombination mit Wachskerzen – das gab es schon vorher. Die Verbindung von beiden führte vor rund 250 Jahren zum Christbaum. Größere Verbreitung fand er erst im 19. Jh. Zur Zeit des Wiener Kongresses (1814/15) wurden von protestantischen Adeligen und jüdischen Großbürgern die ersten Christbäume in Wien aufgestellt. 1829 wurden in Wien die ersten Christbäume verkauft. Die Katholiken schlossen sich der Tradition nur zögernd an, da bei ihnen die Aufstellung der Krippe üblich war. Um 1850 war der Christbaum fester Bestandteil im Bürgertum, in den unteren Gesellschaftsschichten war er am Ende des 19. Jh. noch weitgehend unbekannt. Im ländlichen Raum setzte die Verbreitung noch etwas später ein. War es bis vor einigen Jahren noch gang und gäbe, den Weihnachtsbaum aus dem eigenen Wald zu holen, setzte sich in jüngster Vergangenheit der Kauf gezüchteter Bäume mehr und mehr durch.514 513 Sepp Walter, Steirische Bräuche im Laufe des Jahres (Schriftenreihe des Landschaftsmuseums Schloss Trautenfels am Steiermärkischen Landesmuseum Joanneum, Bd. 6, Trautenfels 1997) 30–31. 514 Walter, Steirische Bräuche 40–45 sowie www.aeiou.at (Stichwort „Christbaum“).

241

Adventsingen 1994 (VS Loipersdorf)

Turmblasen In Loipersdorf wird das Turmblasen immer am Weihnachtsabend vor der Mette um 21 Uhr durchgeführt. Der Organisator des Turmblasens ist Stampfl Franz.

Frisch und g’sund Bis in die Sechziger- und Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts war das „Frisch-und-G’sundschlagen“ am 28. Dezember (Tag der Unschuldigen Kinder) noch einigermaßen verbreitet. Bei diesem Brauch sagten die Kinder, die die Erwachsenen mit Ruten leicht schlugen, Sprüche auf. Diese hatten jeweils Wünsche für gute Gesundheit im kommenden Jahr zum Inhalt.

Neujahr Der Brauch, bestimmte Figuren als Glücksbringer zum Jahreswechsel zu verschenken, geht auf eine Vorstellung zurück, dass zu Beginn einer Unterneh242

mung, einer Reise oder eines neuen Jahres es von besonderer Bedeutung sei, was man dabei als Erstes zu sehen bekommt. Aus dieser Vorstellung heraus entstanden die diversen Glücksbringer. Das Kleeblatt als Glücksbringer geht auf Mönche aus Schottland und Irland zurück, die nach der Völkerwanderungszeit im Alpenraum als Missionare wirkten. Die Iren wählten das Kleeblatt als christliches Heilszeichen, weil es an das Kreuz erinnerte. Die Verwendung von Krachern und Feuerwerkskörpern geht auf eine alte Gewohnheit zurück. Schon vor der Erfindung des Schießpulvers wurden der Frühling oder das neue Jahr auf diese Art begrüßt, allerdings erfolgte das mit Peitschen, Kuhglocken u. a. Ein fester Bestandteil des Brauchtums rund um den Jahreswechsel ist auch das „Neujahrgeigen“, das vom Musikverein durchgeführt wird. Zwei Gruppen gehen in der Zeit zwischen dem Stephani- und dem Silvestertag zu Fuß das gesamte Gemeindegebiet ab. Sie spielen vor einzelnen Häusern, erhalten Geld und Getränke. Gleichzeitig werden Neujahrswünsche überbracht.

IV. Brauchtum im Jahreslauf Weihnachtszeit und Jahreswechsel

Neujahrgeigen 2004 in Gillersdorf (Franz Timischl)

Neujahrgeigen 2004 in Loipersdorf / Oberbergen (Franz ­Timischl)

Neujahrgeigen 2004 in Loipersdorf (Franz Timischl)

Schnappschuss beim Neujahrgeigen 2004 (Franz Timischl)

243

Sternsinger 2004 (Andrea Hammerl-Lind)

Die Heiligen Drei Könige Dieser Brauch lässt sich in das 16. Jh. zurückverfolgen. Die verkleideten Mädchen und Buben gingen von Haus zu Haus und verwendeten die Spenden, die sie erhielten, für sich selbst. 1955 griff die Katholische Jungschar diesen vorhandenen Brauch auf, um für Entwicklungshilfeprojekte zu sammeln. Bei den Hausbesuchen der Sternsinger der Pfarre wird der „verkürzte“ Dreikönigssegen mit Kreide über die Eingangstüre geschrieben. Er besteht aus der Jahreszahl, drei Kreuzen und den Buchstaben C, M und B. Dies bedeutet Folgendes: C, M und B steht für „Christus mansionem benedicat“ (übersetzt „Christus segnet dieses Haus“). Die drei Kreuze stehen für die Dreifaltigkeit.515 In Loipersdorf wird die Sternsingeraktion jährlich mit drei Gruppen durchgeführt.

515 www.dka.at

244

Sternsinger 2005 (Franz Timischl)

IV. Brauchtum im Jahreslauf Faschingsbräuche

Faschingsbräuche Blochziehen Das Blochziehen ist ein so genannter „Schaubrauch“. Früher wurde in einem Ort nur dann ein Blochziehen veranstaltet, wenn es während des ganzen Faschings keine Hochzeit gab. Die jungen Menschen wurden gleichsam als Strafe für die ausgefallene Hochzeit zum Ziehen des Bloches verpflichtet. Bei jedem Haus, in dem eine heiratsfähige Tochter lebte, hielt der Zug an. Früher wurde das eingenommene Geld für einen Faschingsball oder für die Musikanten ausgegeben. Die Veranstaltungen der letzten Jahrzehnte wurden von Vereinen veranstaltet, die den Gewinn für eigene Zwecke verwendeten.

Blochziehen 1962 (Familie Sammer)

Blochziehen 1962 (Familie Karner)

Blochziehen 1962 (Familie Karner)

245

Palmweihe 2004 (Franz Timischl)

Lesung bei der Palmweihe 2005 (Pfarrer Werschitz und Josef Lind) (Franz Timischl)

Ostern Palmsonntag Am letzten Sonntag in der Fastenzeit, dem Palmsonntag, werden in Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem, bei dem ihm Palmzweige auf den Weg gestreut wurden, andere Zweige als „Palmen“ verwendet. In Italien sind es Olivenzweige, in Slowenien Zypressen, in Kroatien Kornelkirschen und bei uns die Zweige der Salweide. In der Oststeiermark werden die Weidenzweige zusammen mit Buchsbaum zu Bündeln gebunden. Diese Bündel werden zusätzlich mit farbigen Bändern geschmückt. In Loipersdorf tragen nur die Firmlinge sehr lange, an einer Stange befestigte Palmbuschen. Geweihte Palmzweige gelten als Schutz gegen Feuer und Unwetter. Aus diesem Grund werden sie im Wohnhaus aufbewahrt, in Felder gesteckt oder bei herannahenden Gewittern im Küchenherd verbrannt. 246

Pfarrer Werschitz bei der Palmweihe 2004 (Franz Timischl)

Umzug um die Pfarrkirche bei der Palmweihe 2005 (Franz Timischl)

IV. Brauchtum im Jahreslauf Ostern

Weihfeuer In der Zeit, bevor es Streichhölzer und Feuerzeuge gab, konnte man das Herdfeuer nicht ausgehen lassen und musste dafür sorgen, dass das Feuer auch die Nacht überdauerte. Dazu verwendete man eigene Gluttöpfe. Nur einmal im Jahr, am Karfreitag, ließ man das Feuer bewusst ausgehen. Am Karsamstag sollte das Feuer durch „geweihtes Feuer“, das die Buben von den Pfarrkirchen mit glosendem Zunder und Baumschwämmen in die Häuser brachten, entzündet werden. Nur die ersten, die bei den Häusern eintrafen, erhielten besondere Gaben – deshalb versuchten die Buben besonders schnell zu sein. In Loipersdorf nehmen noch sehr viele Knaben und auch Mädchen am Weihfeuertragen teil. Am Karsamstagmorgen erfolgt die Feuerweihe rund um ein kleines Holzfeuer, das auf dem Kirchplatz entzündet wird. Danach verteilen sich die Weihfeuerträger in alle Richtungen. Das Bestreben, möglichst schnell wegzukommen, besteht immer noch.

Johanna Haubenhofer und Jakob Gether, Ostern 2006 (Franz Gether)

Segnung der Osterspeisen – die „Fleischweihe“ Die Segnung der Osterspeisen ist ein weit verbreiteter und intensiv gepflegter Osterbrauch. Ein steirischer Pfarrer nannte ihn sogar „das achte steirische Sakrament“. Die Segnung von Speisen hat eine jahrhundertelange Tradition – der Überlieferung nach seit dem 7. Jh., Brot und Eier seit dem 12. Jahrhundert. In der Pfarre Loipersdorf erfolgt die Weihe der Osterspeisen in der Thermenkapelle, vor der Kirche auf dem Kirchenplatz und bei der Kapelle in Stein.

Feuerweihe Ostern 2005 (Franz Timischl)

Osterfeuer Das Osterfeuer hat seinen Ursprung in vorchristlicher Zeit: Man vertrieb mit dem Feuer die bösen Geister und Dämonen. Es gibt vielfältige Deutungen für derartige Feuer: Signal- bzw. Warnfeuer, kultisches Reinigungsfeuer, Frühlingsfeuer. Osterfeuer sind seit im deutschen Sprachraum weit verbreitet. In einem päpstlichen Brief aus dem Jahr 751 sind diese Feuerbräuche bereits nachweisbar. Seit dem 15./16. Jh. sind Osterfeuer als feste Tradition, wenn auch mit Unterbrechungen, belegt. In der Nacht vom Karsamstag auf den Ostersonntag brennen an verschiedenen Stellen Osterfeuer.

Osterfeuer 2004 in Dietersdorf (Feuerwehr- und Musikerheim) (Franz Timischl)

Meist werden Staudenhaufen in Brand gesetzt. Das größte Feuer wird auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Dietersdorf entzündet, alle anderen sind privat. 247

Verzieren des Maibaumes 2004 (Franz Timischl)

Der Maibaum Vor dem 1. Mai wird der Maibaum aus dem Wald gebracht, bis auf den Wipfel entastet und zum Teil entrindet. In jenen Teil des Baumes, wo die Rinde nicht entfernt wird, werden Muster geschnitten. Der Wipfel wird mit Bändern geschmückt. Unterhalb des Wipfels wird ein Kranz, ebenfalls mit Bändern verziert, angebracht. Weiters werden Figuren befestigt, die verschiedene berufliche Tätigkeiten darstellen. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird der Baum mit Hilfe eines Kranwagens einer Baufirma in die richtige Position gebracht und gesichert. Das Aufstellen des Maibaumes auf dem Platz vor der Kirche wird in Loipersdorf von der Freiwilligen Feuerwehr organisiert. Der Maibaum entwickelte sich aus einer kleinen „Maistange“. Solche wurden entweder vor das Fenster eines verehrten Mädchens oder links und rechts von Kapellen gestellt, in denen Maiandachten abgehalten wurden. Der Maibaum allgemein ist ein Symbol für das wieder einsetzende Wachstum im Frühjahr. 248

Aufstellen des Maibaumes 2004 (Franz Timischl)

Nach erfolgreicher Arbeit … (Franz Timischl)

IV. Brauchtum im Jahreslauf Maisingen – Florianitag

Maisingen 2003 (Gemischter Chor Loipersdorf)

Maisingen Der Loipersdorfer Gesangsverein veranstaltete schon ab seiner Gründung Maisingen bei den Kriegerdenkmälern. Durch den Krieg wurde diese Tradition unterbrochen und 1956 wieder aufgenommen. Nach dem Krieg fand es entweder bei der Linde auf dem Kirchenplatz, im Pfarrhaussaal oder im Gasthaus Jandl statt. Während des Kirchenumbaues, als man das Pfarrheim für die Sonntagsmessen brauchte, wurde es im Gasthaus Weber in Dietersdorf abgehalten.

Florianitag Der Gedenktag des hl. Florian ist der 4. Mai. Er wurde bei den Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Diokletian am Beginn des 4. Jh. mit einem Stein um den Hals bei Lorch (OÖ) in die Enns geworfen. Die Tatsache, dass Florian im Wasser seinen Tod fand, ließ ihn zum Schutzpatron bei Feuersgefahr werden. Seine Darstellung zeigt ihn üblicherweise als römischen Soldaten mit einem Wasserschaff in der Hand. Auf dem Hochaltarbild in Loipersdorf ist der hl. Florian auch in dieser Symbolik zu sehen. In Loipersdorf ist der Florianitag nicht nur der Festtag der Freiwilligen Feuerwehr – wie in vielen anderen Orten auch –, sondern es ist dies auch der Festtag des Pfarrpatrons.

249

Fronleichnam 2004 (Franz Timischl)

Fronleichnam Fronleichnam ist das letzte Fest des Osterfestkreises und wird seit dem 13. Jh. gefeiert. Das Fest geht zurück auf eine Vision der Nonne Juliana von Lüttich.516 Sie sah in der Scheibe des Vollmondes eine dunkle Stelle. Das wurde dahingehend ausgelegt, dass im Kirchenjahr noch ein eigenes Fest zu Ehren der Eucharistie fehle. Mitte des 13. Jh. wurde das Fest erstmals in der Diözese Lüttich gefeiert, 1264 in einer päpstlichen Bulle für die gesamte Kirche vorgeschrieben. Der Name „Fronleichnam“ stammt von „fron“ (= Herr) und „lichnam“ (= Leib). In vorchristlicher Zeit feierten unsere Vorfahren ein Quellen- und Brunnenfest. Zu diesem Fest stellte man Birkenstauden zu den Brunnen und schmückte die Umgebung des Brunnens mit Blumenmosaiken. Dieses Brauchtum blieb im christlichen Bereich in drei Festen erhalten: Im evangelischen Mitteldeutschland bei Christi-Himmelfahrt, in der Ostkirche zu Pfingsten und in den katholischen Ländern zu Fronleichnam. In Loipersdorf sind beide Brauchtumselemente vorhanden: Entlang der Wegstrecke werden Birken aufgestellt und vor den Altären werden Blütenblätter gestreut. Die vier Altäre, an denen der Umzug vor516 www.heiligenlexikon.de

250

beiführt, befinden sich vor der Pfarrkirche auf dem Kirchplatz, beim Haus Pfingstl, vor der Raiffeisenkasse und beim Haus Karner. Der Fronleichnamszug bewegt sich von der Kirche in Richtung alte Volksschule, vorbei am ehemaligen Kaufhaus Kurz zum zweiten Altar beim Haus Pfingstl. Danach führt der Zug auf der Straße vorbei an Pfarrheim und Gasthaus Jandl zur Raiffeisenkasse. Schließlich geht es weiter in Richtung Kriegerdenkmal, Postamt bis zum Haus Karner, wo der letzte Altar aufgebaut ist. Anschließend bewegt sich der Zug wieder zurück zur Pfarrkirche. Der Pfarrer geht mit der Monstranz unter dem „Himmel“. Die Bürgermeister von Loipersdorf und Stein folgen unmittelbar dahinter. Am Fronleichnamszug nehmen Abordnungen des Kameradschaftsbundes und der Feuerwehr, Ministranten, die Musikkapelle, Schulkinder sowie Bewohner der Pfarre teil.

IV. Brauchtum im Jahreslauf Erntedank

Schülerinnen und Schüler der VS Loipersdorf beim Erntedankfest 2004 (Franz Timischl)

Erntedank Am letzten Sonntag im September oder am ersten Sonntag im Oktober wird in den Pfarren im steirischen Unterland das Erntedankfest begangen. Aus älteren Berichten ist zu entnehmen, dass früher am Erntedanksonntag Kuriositäten aus der Natur auf den Seitenaltären der Kirchen zur Schau gestellt wurden: die größten Kürbisse und Rüben, Zwillingsäpfel oder zusammengewachsene Zwetschken. Zu Beginn des 19. Jh. entstand in der südlichen Weststeiermark die jetzt verbreitete Art des Kirchenschmuckes zum Erntedankfest. Mittelpunkt ist immer die „Erntekrone“. Die Loipersdorfer Krone wurde in den letzten Jahren von Frau Sonnleitner aus Dietersdorf angefertigt. Das Erntedankfest geht wahrscheinlich auf vorchristliche Vorstellungen zurück. Schon im Judentum und im Römischen Reich feierte man im Herbst die erfolgreich eingebrachte Ernte. Das bei uns verbreitete Erntedankfest wurde vermutlich bereits im dritten Jahrhundert aus dem römischen Brauchtum übernommen.517

Erntekrone (getragen von Josef und Franz Schwab) beim ­Umzug um die Kirche, Erntedankfest 2005 (Franz Timischl)

517 www.kathpress.at

251

Soldatenehrung beim Kriegerdenkmal in Loipersdorf 2005 (Franz Timischl)

Allerheiligen – Allerseelen Ein allgemeiner Gedenktag für christliche Märtyrer wurde bis in das 9. Jh. in der Osterzeit bzw. im Mai gefeiert. Papst Gregor IV. verlegte im Jahr 835 den Gedenktag unter der Bezeichnung „Fest aller Heiligen“ auf den 1. November. 998 wurde der 2. November als Gedenktag für alle übrigen Toten eingeführt. Das Schmücken der Gräber der Angehörigen und der Friedhofsbesuch sind Gepflogenheiten, die wohl von fast allen Menschen eingehalten werden. Wurden noch bis vor einigen Jahrzehnten die Gräber nach überlieferten Formen geschmückt, so erfolgt dies jetzt fast nur noch mit Blumen und Pflanzen aus Gärtnereien oder einschlägigen Geschäften. Beim Besuch der Gräber ist es üblich, für Verstorbene Kerzen zu entzünden. Die Kerze ist das Symbol des „Ewigen Lichtes“, das den Verstorbenen leuchten soll. Am Nachmittag erfolgt die Gräbersegnung. Der Kameradschaftsbund gedenkt bei den Kriegerdenkmälern der Gefallenen beider Weltkriege. Auch allgemein verbreitet ist das Festgebäck zu Allerheiligen, der Allerheiligenstriezel. Er wird gemein252

sam mit anderen Geschenken von den Taufpatinnen den Patenkindern gebracht. Das Entstehen dieses Brauches dürfte damit zusammenhängen, dass man dieses spezielle Gebäck an Kinder als Vertreter der „Armen Seelen“ verschenkte.518

Gräberschmuck auf dem Friedhof in Loipersdorf 2005 (Franz Timischl)

518 www.kirchenweb.at/feiertage und www.heiligenlexikon.de

IV. Brauchtum im Jahreslauf Halloween

Laternenfest mit Bürgermeister Spirk 2004 (Kindergarten Loipersdorf)

Halloween – ein Brauch im Kommen?

Laternenfest zu St. Martin

Halloween kommt aus dem angelsächsischen Raum. Dort ist es üblich, in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November Halloween zu feiern. Im Hintergrund steht der keltische Neujahrstag am 1. November, der mit einer Art Erntedankfest zu Jahresende verbunden war. Dies wurde ausgelassen und fröhlich gefeiert. Erst im 20. Jh. verbreitete sich das Fest in den USA und wurde dort zum „Fest des Grauens“. Kinder gehen von Haus zu Haus und sind als Geister verkleidet. Es ist üblich, ihnen kleine Geschenke oder Süßigkeiten zu geben. Werden sie abgewiesen, kann es sein, dass sie sich mit Streichen rächen.519 In den letzten Jahren waren auch in Loipersdorf vereinzelt Kinder zu sehen, die sich als Geister verkleideten, die Junge ÖVP veranstaltet in Stein seit 2003 Halloweenparties. Es ist noch nicht absehbar, inwiefern sich dieser Brauch durchsetzen und eventuell andere wie Krampus und Nikolaus verdrängen wird.

Am 11. November ist der Namenstag des hl. Martin. Er wurde in Westungarn (Szombathely – Steinamanger) im 4. Jh. geboren. Später wurde er Bischof von Tours. Bekannt wurde die Legende, der zu Folge er als römischer Legionär einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels schenkte, den er zuvor mit seinem Schwert in zwei Teile zerschnitt. Der Brauch des „Laternenfestes“ stammt aus dem Rheinland und wurde vor allem in Kindergärten üblich. In evangelischen Ländern ist dieser Brauch auch deshalb verbreitet, weil der Vorname des Reformators Luther die Übernahme dieses Brauches erleichterte.520

519 www.heiligenlexikon.de

520 Zur Darstellung des Brauchtums wurde folgende Literatur herangezogen: Walter, Steirische Bräuche im Laufe des Jahres, Guido Jaklitsch (Hrsg.), Volkskultur Kalender 2005 (Graz 2005), Franz Anton Brauner (Hrsg.), Steirisches Brauchtum im Jahrlauf, (Graz 1996), Einfach lebendig. Jahr der steirischen Volkskultur (Graz, o. J.), Christian Schölnast, Im Berglerland. Vergangenes Volksleben in der Oststeiermark (Graz – Wien – Köln 1998).

253

Suggest Documents