Rundschau Heft 88 / IV bis Ende VI 2013

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Inhalt

Impressum

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Editorial

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Hafengeburtstag

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Die Ostsee,  Teil 3

Herausgeber: Residenz am Wiesenkamp gemeinnützige GmbH Ein Unternehmen der Albertinen-Gruppe Wiesenkamp 16 22359 Hamburg Telefon: 040 – 644 16 – 0 Telefax: 040 – 644 16 915 e-Mail: [email protected] Geschäftsführung: Cord Meyer, Andreas Schneider

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Hochbahn - polyglott

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Gedicht: Ich mag Hamburg

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Veranstaltungsvorschau

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Regelmäßige Veranstaltungen

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Der rätselhafte Pflaumenbaum

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Redaktion: Gisela Badenschier, Christa Bohlken, Ines Burmeister, Charlotte Kind, Waltraud Martin, Heinz Waldschläger Mitarbeit:  Helga und Rudolf Boßert, Horst Franke, Kirsten Furchert, Barbara und Dieter Gerber, Melanie Kock, Werner Perlitz, Gerda Schacht, Hannelu Vahl, Simone Wilkowski

Ehescheidung im 18. Jahrhundert

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Über Igel

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Gedicht: Ländlicher Mai

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Unterhaltung

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Persönliches

Layout und Satz: Atelier Grote, Hamburg  Anzeigen und Vertrieb: Residenz am Wiesenkamp  gemeinnützige GmbH Druck: compact Media, www.compactmedia.de Papier: holzfrei - hochweiss - mehrfach spezialmattgestrichen - Bilderdruck FSC zertifiziert Redaktionsschluss für die Jubiläumsausgabe: 24. Mai 2013

Titelbild: flickr von samenstelling

Kirsten Furchert

Melanie Kock

Simone Wilkowski

Editorial

3 versichern: Es wird bei uns nie langweilig. Und ich freue mich immer über Rückmeldungen und Anregungen Ihrerseits, die uns helfen, unsere Arbeit weiter zu verbessern.

Liebe Bewohnerinnen, liebe Bewohner, er kommt mit aller Macht - der Frühling. Er ist  nicht  zu  stoppen,  auch  wenn  Eis  und Schnee immer wieder unseren Garten bedeckten,  die  Schneeglöckchen  schockgefrostet waren und die Temperaturen um Plusgrade kämpften. Bei uns in der Residenz bemerken Sie es an  vielen  Stellen,  einige  Stimmen  sagen, uns  sei  nach  Frühjahrsputz:  Zwischen Haus 1 und Haus 4 entsteht der neue Verbindungsgang, das Foyer ist frisch gestrichen und auch in der Wahl unseres neuen Teppichs  kommen  wir  voran.  Man  könnte auch meinen, wir putzen unsere Residenz her-aus für das große Jubiläum am 1. Juni.  Ich persönlich finde es großartig und spannend, zeitgleich mehrere große Projekte für unser  Haus  zu  realisieren.  Denn  letztendlich geht es uns darum, unsere Einrichtung für  Sie  nachhaltig  attraktiv  zu  gestalten, Neues  umzusetzen,  das  Ihnen  Bequemlichkeit garantiert und die Residenz – eben auch nach 20 Jahren ihres Bestehens – auf der  Höhe  der  Zeit  zu  halten.  Und  darum geht  es  bei  den  derzeitig  anstehenden Maßnahmen.  Sie  werden  ihre  Wirkung noch lange in der Zukunft entfalten – wenn längst wieder andere Projekte in Angriff genommen werden. Deshalb kann ich Ihnen

Nicht nur bei uns, auf dem gesamten Volksdorfer Gelände werden derzeit einige größere  Projekte  verwirklicht:  Die  Baumaßnahmen im Ev. Amalie Sieveking-Krankenhaus  schreiten  immer  weiter  voran.  Und am 15. März konnten wir die Grundsteinlegung  des  neuen  Gebäudes  der  Kindertagesstätte an  der  Farmsener  Landstraße  / Ecke  Wiesenkamp  feiern.  Hier  werden  im Herbst die 120 Kinder aus dem alten Gebäude hinziehen. Es macht große Freude, wenn  die  Kleinen  mit  großen  Augen  die Bauarbeiten an „ihrer“ neuen Kita besichtigen. Wenn Sie selbst auch aktiv werden möchten, lade ich Sie herzlich ein, sich beim großen Wettbewerb um den schönsten Balkon anzumelden.  Pflanzen  und  säen  Sie  nach Herzenslust,  Frau  Burmeister  fotografiert Ihren Balkon und anschließend gibt es am 1.  Juni  die  Siegerehrung  mit  attraktiven Preisen. Aber auch nach der 20-Jahr-Feier werden  Sie  sich  an  Ihren  blühenden  und grünenden  Balkonpflanzen  erfreuen.  Und so  könnte Ihr  Projekt  auch  so  nachhaltig sein wie die Maßnahmen, die wir in Angriff genommen haben. Ich wünsche Ihnen einen herrlichen  Frühling  2013  und  viel  Spaß  beim  Lesen  der neuen Ausgabe! Es grüßt Sie herzlich Ihr Andreas Schneider

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Hafengeburtstag Lasst die Winde stürmen auf der Lebensbahn. Ob sich Wogen türmen gegen meinen Kahn. Schiff ich ruhig weiter. Immer wieder habe ich nach Buchung einer Seereise Reisefieber. Ist alles richtig gemacht? Nichts vergessen? Kommt die Taxe pünktlich, um mich zum Cruise Center Hafen-City zu bringen? Aber  ja,  da  liegt  sie  schon,  mein  Traumschiff, die MS Deutschland, und wartet auf ihre Gäste. Ein junges Besatzungsmitglied nimmt mir das Handgepäck ab, der Staffkapitän  und  die  Hostess  begrüßen  die  Gäste, und mein Koffer steht auch schon in der Kabine. Alles o.k. Einen starken Kaffee genieße ich noch, bevor ich mir auf Deck 9 einen „Logenplatz“ suche, von dem aus ich die Ausfahrt und das Hafenpanorama genießen kann. Gehe ich an der Elbe spazieren, muss ich stets an die Worte meines Vaters  denken:  „Mein  liebes  Kind,  Hamburg ist erst in hundert Jahren wieder aufgebaut. Du wirst es nicht mehr erleben“. Das war 1943 nach der Zerstörung Hamburgs durch die  Bombenangriffe  der  Engländer  und Amerikaner.  Und  jetzt  stehe  ich  an  Deck  eines  Kreuzfahrtschiffes  und  staune  über die  vielen  winkenden  Menschen,  welche sich an den Anblick der großen und kleinen Schiffe,  die  sogar  aus  dem  Ausland  zum Hafengeburtstag  gekommen  sind,  erfreuen.  Vom  vielen  Winken  erlahmen  meine Arme, und ich werde den Artikel über den Hafen lesen, welchen ich in einer Zeitschrift entdeckt habe. Zum Hafengeburtstag. Im 9. Jahrhundert wurde das erste Mal ein kleiner Hafen mit einem 120 Meter langen

Holzanleger erwähnt, von dem aus die 200Einwohner-Stadt Hamburg Fernhandel betrieb. 937 wurde den Hamburgern das Marktrecht verliehen.  Zeitgleich  erfolgte  der  Wiederaufbau der rund 100 Jahre zuvor von dänischen Wikingern zerstörten Hammaburg. Bereits im Jahr 1188 existierten erste Hafenanlagen am Nikolaifleet. Doch die offizielle Geburtsstunde des Hamburger Hafens war der 7. Mai 1189. Kaiser Friedrich Barbarossa sicherte den Hamburgern in einem Freibrief Privilegien, wie die zollfreie Fahrt auf der Unterelbe bis zur Nordsee und das Marktrecht zu. Der nächste entscheidende Meilenstein in der Hafengeschichte war der Beitritt Hamburgs zur Hanse im Jahre 1321. Die Hanse war die bedeutendste wirtschaftliche Vereinigung  des  Früh-  und  Hochmittelalters mit den Grundsätzen des „gemenen kopmans“. Hamburg nahm in diesem Städtebund eine Sonderstellung  ein  und  orientierte  seine Handelsaktivitäten nicht in Richtung Osten oder nordische Länder, sondern aufgrund der  geografischen  Lage  Richtung  Westen in  den  Nordseeraum.  So  verschaffte  sich die Stadt Privilegien in England und Flandern  und  gründete  Handelsniederlassungen  in  London,  Brügge,  Amsterdam,  im skandinavischen Norden und im deutschen Hinterland. Ein  großes  Problem  war  die  Seeräuberei mit  deren  bekanntesten  Vertreter,  Störtebeker,  der  am  20.  Oktober  1400  auf  dem

Hafengeburtstag Grasbrook  enthauptet  wurde.  Zu  dieser Zeit  gab  es  noch  keine  deutsche  Seemacht. Die Hamburger rüsteten sich gegen Seeräuber mit so genannten Konvoischiffen, die der Hamburger Flagge unter Admiral Karpfanger auf See den ausreichenden Respekt ver- schafften.  Aufgrund  der  guten  wirtschaftlichen  Lage stieg die Einwohnerzahl schnell von 8.000 im Jahr 1375 auf 16.000 im Jahr 1450. Die Entdeckung Amerikas Ende des 15. Jahrhunderts gab dem Hamburger Außenhandel und damit dem Hamburger Hafen weiteren  Auftrieb.  Die  Handelsgebiete  in  der Ostsee verloren ihre Vormachtstellung. Die Randstaaten  des  Atlantiks  gewannen  an Bedeutung,  wovon  auch  Hamburg  profitierte.  Gegen  die  hansischen  Grundsätze ging  Hamburg  enge  Wirtschaftsbeziehungen mit dem Ausland ein. Eine starke nachbarschaftliche Konkurrenz bekam  der  Hamburger  Hafen  allerdings, als das dänische Altona im Jahr 1664 Stadtrechte  erlangte.  Zweihundert  Jahre  lang wurde  Altona  zum  Spielball  gesamtdänischer Interessen. Der Altonaer Hafen erlebte Mitte des 18. Jahrhunderts einen gewaltigen Aufschwung. Es gab dort drei Großschiffwerften, viele Reepschlägereien, Segelmachereien  und  Ankerschmieden.  Die napoleonischen Kriege Anfang des 19. Jhts. mit  Elbblockaden  und  Kontinentalsperre führten zur Abwanderung von Hamburger Firmen in das dänische Altona, für das die Sperre erst 1807 galt. Der Handel mit Amerika begann 1782. Die „Elise Katharina“ fuhr als erstes hamburgisches  Schiff  1783  über  den  Atlantik  nach Charleston  und  Philadelphia.  1788  waren

5 bereits  150  Schiffe  im  Hamburger  Hafen beheimatet. Die Zahl stieg bis 1799 auf 280 Schiffe.  Es  folgte  der  Einbruch  nach  der Kontinentalsperre 1806. Erst nach der Befreiung 1814 konnte der Hafen wieder aufgebaut werden. 1816 kam das erste Dampfschiff,  die  britische  „Lady  of  the  Lake“  in den Hamburger Hafen. Ab 1850 fehlte die Hamburger  Flagge  auf  keinem  Ozean  der Welt. 1862 wurde die Frage „Dock- oder Tidehafen“  entschieden,  und  Wasserbaudirektor Johannes  Dalmann  begann  mit  der  Planung eines modernen Hafens. Die vorherige  Erweiterung  des  alten  Hafens,  1840 Sandtorhafen, 1855 Niederhafen, genügte nicht mehr. Darum baute Dalmann 1866 an beiden  Ufern  der  Elbe  Kaianlagen  und Schuppen.  1872 fand die erste Umladung vom Schiff auf  die  Bahn  am  Kaiserkai  statt.  Die  bekannte Werft Blohm + Voss hatte ihre Geburtsstunde 1877. Von 1881 bis 1888 entstanden der Freihafen und  die  Speicherstadt.  Bismarck  drängte die Hamburger 1881, sich dem deutschen Zollverein  anzuschließen.  Nur  ein  Stück Zollausland durfte Hamburg behalten, den Freihafen  mit  Speicherstadt.  Langes, 

Hamburger Hafen / Landungsbrücken

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Hafengeburtstag

unverzolltes  Lagern  sowie  zollfreies  Umschlagen  ausländischer  Ware  war  weiterhin  möglich.  Erst  am  1.1.2003  wurde  das Gebiet  um  die  Speicherstadt  im  Rahmen der  Planungen  der  Hafen-City  herausgenommen. Der  Bau  der  St.  Pauli-Landungsbrücken begann  1840,  die  Einweihung  war  1910. Die  Eröffnung  des  St.  Pauli-Elbtunnels folgte 1911. Im Jahre 1913 wurde Hamburg Millionenstadt. Der Hafen war der bedeutendste des Kontinents und nach London und  New  York  der  drittgrößte  der  Welt. 80% der Hafenanlagen wurden im 2. Weltkrieg  zerstört.  Der  Wiederaufbau  des  Hafens  als  wirtschaftliche  Lebensader  der Freien und Hansestadt Hamburg ging nach dem Krieg zügig voran. 1967  begann  die  Industrialisierung  des Seeverkehrs: Das Container-Zeitalter. Durch  die  Einweihung  der  Köhlbrandbrücke  1974  wurde  der  östliche  mit  dem westlichen Teil des Hafens verbunden. Im selben Jahr wurde der neue Elbtunnel mit drei Röhren in Betrieb genommen. Hamburgs Wirtschaft und Wohlstand war schon immer vom Hafen abhängig!

Hamburger Hafen / Queen Mary

Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön, ja da kann man viele Gäste an der Reling --- sehn. Auch ich gehe jetzt wieder zu meinem Logenplatz an der Steuerbordseite und beobachte  die  Fastmoker  bei  ihrer  Arbeit.  Die schweren armdicken Trossen werden vom Poller gelöst, über die Kaimauer ins Wasser  geworfen  und  von  der  Winsch  durch die Klüse auf das Vordeck der Deutschland gezogen. Die  Traumschiffmelodie  von  James  Last kündigt den Beginn der Reise an und langsam,  ganz  langsam  wird  der  Abstand  zur Kaimauer immer größer. Mit meinem Glas Sekt proste ich dem Michel zum Abschied zu  und  freue  mich  auf  die  kommenden Tage. Vor uns liegt die „Queen Mary 2“ noch an der Kaimauer. Beim Überholen fiel mir ein Gedicht von Gorch Fock, dem Finkenwerder Heimatdichter, ein: „In England geiht dat lustig her, dor bot se Scheepen grot un swor, een bannig Deert von Ungetüm dat soll ja de „Gretj Astern“ (Queen Mary) sien! Lang is dat Deert twee dütsche Mil, hoch annerthalf von Deck to Kiel! Soß Masten, hoch bet an den Moon, acht Doog brukt een, um roptogohn...“ Hamburgs  maritime  Seite  lässt  sich  entlang  der  Elbe  besonders  ausgiebig  genießen.  An  den  Landungsbrücken  flogen vom  Schiff  rot-weiße  Luftballons  als  Abschiedsgruß in den Himmel. Die Fahrt von der  alten  Fischauktionshalle  bis  zum  Museumshafen  Oevelgönne  führt  vorbei  an restaurierten  Speichern  mit  Büros,  Cafés, Restaurants,  Designer-Läden  und  Fischgroßhändlern, deren Imbissstände um die

Abschiedsgruß 

Hafengeburtstag

Mittagszeit  bevölkert  sind  von  Arbeitern und Angestellten. Der Elbwanderweg führt an malerischen Kapitänshäusern vorbei zu idyllischen Parks und belebten Elbstränden. Da  liegt  er  ja,  der  „Alte  Schwede“.  Der Stein aus grauem Granit wiegt ganze 217 Tonnen  und  hat  trotz  seines  Gewichts  einen  beachtlichen  Weg  zurückgelegt.  Aus dem eiszeitlichen Vereisungsraum in Südschweden kommt der „Brocken“. Mit dem Eis  hat  sich  der  Steinkoloss  einst  seinen Weg bis nach Hamburg gebahnt. Im Jahre 1999 wurde der Alte Schwede bei Baggerarbeiten für den neuen Elbtunnel im Flussbett gefunden. In einigen Minuten taucht Steuerbord Blankenese mit dem 75 m hohen Süllberg auf. Von hier fährt eine Fähre nach Finkenwerder,  dem  Geburtsort  von  Gorch  Fock.  Er schreibt in seinem Buch „Seefahrt ist not!“ im  Vierten  Stremel:  „1887  schreiben  wir und  die  Hochseefischerei  unter  Segeln steht  in  Sommerblüte.  Finkenwerder  hat seinen Gipfel erreicht und ist Baas auf See. 300 Ewer und Kutter nennt die Elbe ihr Eigen,  von  denen  187  in  Finkenwerder  beheimatet sind und ein H.F. auf den braunen Segeln  tragen.  83  reedern  mit  S.B.  und griesen Segeln nach Blankenese, der Rest

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gehört dem lüneburgischen Finkenwerder, dem Kranz, dem Mühlenberg und der Teufelsbrücke. (H.F. = Hamburg Finkenwerder) ( S.B. = Schleswig Blankenese ) – war dänisch. Die das Land mit Fischen versorgen, sind die Mewes und die Külper von Finkenwerder und die Breckwoldt und von Appen von Blankenese:  sie  liefern  nach  Hamburg, Bremen,  Oldenburg,  Glückstadt,  Geestemünde  und  Tönning  ihre  Schollen  und Zungen und fangen wintertags so viele Heringe, dass halb Holstein und Hannover damit gedüngt werden könnten, sie sind die Könige der Nordsee, die man in Dänemark so gut wie in Holland und England kennt, denn es macht ihnen nichts aus, bei Südwind  nach  Esbjerg  zu  segeln  oder  bei Nordwind nach Jimuiden oder bei Ostwind nach London." Wir grüßen euch, ihr 187 Schiffe, als wenn ihr noch alle am Leben wärt! Der Nord-Ostsee-Kanal … ist unser nächstes Ziel. Die Einfahrt der Binnenwasserstraße  Brunsbüttel  an  der Elbe  erreichen  wir  am  frühen  Abend  des Hafengeburtstages. In der Dunkelheit wirken  die  farbigen  blinkenden  Verkehrszeichen, die sich im schwarzen Braakwasser widerspiegeln,  wie  ein  abstraktes  Gemälde. Die Durchfahrt wird 6-8 Stunden dauern, somit habe ich reichlich Zeit für meine Bettlektüre. In der übernächsten Rundschau werde ich einen Bericht über den Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanal schreiben.     Gisela Badenschier

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Die Ostsee Aneignung der Ostsee-Kulturlandschaft - ein Leben lang Herr Horst Franke berichtete bereits in den letzten beiden Ausgaben der Rundschau über seine vielfältigen Eindrücke, die ihn zeit seines Lebens mit dem Ostseeraum verbinden. In seinem letzten Teil berichtet Herr Franke unter anderem über Tallin, St. Petersburg, Helsinki, Stockholm, Gotland, Bornholm und Kopenhagen. Den  estnischen  Hafen  Tallin erreichten wir nach eintägiger Seereise, vorbei an den Inseln Ösel und Dagö. Auch in Tallin war die Zeit nur kurz; weil Hans aber möglichst einen  eigenen  Eindruck  von  der  Geburtsstadt seiner Mutter gewinnen wollte, stand für  uns  ein  Taxi  mit  einem  Deutsch  sprechenden Studenten  bereit.  Er  erklärte  uns die ehrwürdige alte Stadt im Fahren, zeigte uns den Sommersitz eines Zaren, fuhr mit uns  zu  reizvollen  Aussichtspunkten,  von denen  aus  wir  Stadt  und  Hafen  bestens überschauen konnten und lud uns schließlich zu einem Besuch ins Theatercafé ein, so  dass  wir  auch  kurz  noch  mit  freundlichen  Leuten  aus  der  Stadt  in  Verbindung kamen. Nun  reisten  wir  St. Petersburg entgegen;  dort  war  eine  zweitägige  Liegezeit vorgesehen.  Stadtrundfahrt,  der  Besuch der  Eremitage  mit  ihren  unermesslichen Sammlun- gen  und  Kunstschätzen  standen auf dem Programm und die prunkvoll restaurierten Kirchen. Wegen der drangvollen Enge, die ich gern mied, war all das für mich  kein  Genuss.  Dagegen  interessierte mich mehr die gerade wieder eingeweihte deutsche  evangelische  Kirche,  die  während der Sowjetzeit zum Schwimmbad umgebaut  worden  war.  Es  gab  eine  kleine Festschrift, die ich mir kaufte. Unsere sehr agile und zugleich resolute russische Füh-

Teil 3

rerin  hatte  das  gesehen  und  fragte  mich, ob ich ihr wohl eine solche Schrift für spätere Führungen schenken könnte; das war klar. Der zweite Tag war mein Tag. Es ging mit Hans  zum  Peterhof,  heute  ein  westlicher Vorort von St. Petersburg mit der Sommerresidenz  der  russischen  Zaren,  die  unter Peter dem Großen 1714 begonnen wurde und die von fast allen Nachfolgern erweitert worden ist. Inmitten von Teichen, Wasserspielen,  Fontänen  und  durch  Pavillons aufgelockerte Parkanlagen liegen das große Schloss und am Ufer des Finnischen Meerbusens  das  Lieblingsschlösschen  Peters des Großen. Die Anlagen waren im zweiten Weltkrieg während  der  Belagerung  von  Leningrad stark beschädigt worden, sind aber stilvoll wieder hergerichtet und ein viel besuchter Erholungsort  für  die  St.  Petersburger  und viele in und ausländische Gäste. Das war gerade  das  Richtige  für  Hans  und  mich, denn  auch  diesen  Ausflug  hatten  wir  zusammen gemacht, ohne zu ahnen, wie uns die Meeresstille nach glücklicher Fahrt, die Wasserspiele und die Ruhe auf den bequemen Bänken unter schattigen alten Bäumen gut tun würden. Von einer Begegnung im Park nahe dem Seeschlösschen  will  ich  noch  erzählen, ehe wir die geschichtsträchtige Hafenstadt verlassen,  die  den  Blick  Russlands  nach Europa  über  See  geöffnet  hat.  Hans  und ich  waren  gemächlichen  Schrittes  unter schattigen  Bäumen  auf  dem  Weg  zurück zum Bus. An einer der einladenden Parkbänke  stand  eine  junge  Mutter  mit  zwei netten Töchtern. Sie hatten ihre Instrumente  ausgepackt  und spielten  russische Volksweisen, aber auch klassische Stücke. Wir  sprachen  sie  an,  die  Frau  antwortete

Die Ostsee auf  Deutsch  und  erklärte  uns,  dass  die Töchter  öffentlich  üben  und  sie  nebenbei auf diese Weise auch etwas wäh- rend ihrer  Freizeit  verdienen  könnten.  Sie  hatte recht,  hat  uns  mit  ihrem  Spiel  erfreut  und etwas verdient. Der  Sinnspruch  von  Jean  Paul  „Reisen ist Leben, wie das Leben auch Reisen ist“, begrüßte uns nach der Nachtfahrt über den Finnischen Meerbusen in den Schären vor Helsinki. Auf der für uns alle immer wieder interessanten  und  bedeutsamen  Stadtrundfahrt, die uns vom Hafen durch die einladende Altstadt und die reizvollen, sehenswerten  und  waldreichen  Stadtteile  führte, konnten  wir  auch  das  Olympiastadion,  in dem 1952 die Olympiade stattfand, besichtigen. Für mich war eine Sonntagsandacht im Felsendom mit anschließendem Orgelkonzert, ein herausragendes Erlebnis. Wir steuerten Stockholm durch ein Gewirr  von  großen  und  kleinen,  bewohnten und unbewohnten Inseln an. Viele von ihnen  sind  nur  mit  dem  Postboot,  dem Schulboot  oder  eigenen  Booten  zu  erreichen. Die schwedische Haupt- und Residenzstadt, auf Inseln und Halbinseln zwischen Mälarsee und Ostsee, ist Sitz des Reichstags, der höchsten Gerichte und der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften.  Stockholm  ist  die  bedeutendste Industriestadt  Schwedens, in  Handel  und Schifffahrt  steht  es  hinter  Göteborg.  Im Stadshuset,  1923  im  venezianischen  Stil erbaut, finden die berühmten Verleihungszeremonien  zur  Vergabe  der  Nobelpreise statt. Auch in Stockholm war der Einfluss der Hanse bis zum Ende des 14. Jahrhunderts bestimmend. Erst um 1630 löste sich die Stadt von der Vorherrschaft Lübecks. Nun  noch  zwei  Inselbesuche!  Auf

Teil 3

Gotland, der kleinsten schwedischen Provinz und auf der dänischen Insel Bornholm. Auf Gotland wurde uns die frühgeschichtliche  Bedeutung  für  den  Verkehr  und  die Kultur-Vermittlung  im  Ostseeraum  nahegebracht. Schon in frühester Zeit lag die Insel im Schnittpunkt zweier Kulturbereiche, der  Kultur  nord-eurasischer  Jäger  und  Fischer  und  der  südskandinavischen  Megalithkultur.  Im  12.  Jahrhundert  begann sich der Handel in Visby zu konzentrieren, an dem auch viele deutsche Kaufleute beteiligt waren.  Auf  Bornholm legten  wir  in  Rönne  an. Das hübsche, verträumte Städtchen wartet zu jeder Jahreszeit auf Feriengäste und Besucher.  Am  Hafen  beginnt  wieder  unsere Rundfahrt,  auf  der  wir  die  berühmten Rundkirchen, die in früherer Zeit auch als Schutzburgen dienten, besuchen. Wir  genießen  auch  weites  Bauernland und atmen den Duft des reifen Getreides. Die schattigen Kirchhöfe und die ehrwürdigen  Bauten  der  Wehrburgen  nehmen  uns gefangen. Beim letzten Kirchenbesuch fallen mir siebenarmige Leuchter und moderne ikonenhafte Altarbilder auf, die Zeugnis geben  vom  Ideenreichtum  und  der  Kunst dänischer Handwerker und Künstler. Die Stadtrundfahrt in Kopenhagen war wieder ein „Muss“. Wir sahen auch da wieder  Interessantes,  was  wir  in  kurzer  Zeit nicht hätten „Erlaufen“ können. Eine farbige  Wachablösung  am  Schloss,  die  hübschen  bunten  Häuserzeilen  am  alten  Hafenkanal.  Schließlich  gab  es  doch  auch noch ein wenig eigene Zeit, die ich im Neubau  des  Dänischen  Nationalmuseet  verbrachte.  Dabei  fiel  mir  das  „Kindermuseum“ auf, in dem Kinder angeregt werden, sich  selbst  durch  eigenen  Gebrauch  alter Ausstellungsstücke mit der Vergangenheit

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Die Ostsee anzufreunden. Unsere an Vielfalt kaum zu überbietende Ostsee-Kreuzfahrt endete für viele Passagiere  in  den  geschmackvollen  Shops  der alten  Hafenspeicher.  Einige  konnten  sich nicht  satt  sehen  oder  waren  wegen  der Vielfalt des Gebotenen unschlüssig, jedenfalls  hatte  die  Decksmannschaft  die  Taue eingeholt, die Gangway war an Deck gezogen.  Da  stürzten  drei  Damen  heran, schwenkten  ihre  Taschen  und  riefen  laut.

Teil 3

Am Vorderschiff war das Schiff wegen des Ablegemanövers noch vertäut an der Pier. Der Decksmaat ließ die Gangway noch einmal  ausfahren,  die  Damen  sprangen  mitsamt ihren bunten Einkaufsbeuteln eilig an Bord  und  wurden  von  den  Beobachtern klatschend  begrüßt  und  freundlich  belächelt.  Das  „Ausschiffen“  später  in  Kiel zeigte  noch  einmal  die  ganze  Erfahrung und  Routine  der  internationalen  Crew.  Horst Franke

Hochbahn – polyglott! Die Offenheit unseres Verkehrsunternehmens gegenüber Besuchern aus dem Ausland ist schon länger offenbar: An den Brennpunkten der City hört man die Fahrthinweise stets auch in Englisch. Eine  Zeitlang  durften  sich  daran  sogar Schüler versuchen. Inzwischen sind wieder erfahrene  Ansager  tätig,  die  Fremden Wesentliches auf Englisch mitteilen. Neulich war ich sogar Zeuge, dass Hochbahner auch andere wichtige Verkehrssprachen beherrschen. Im Bus sprach mich ein freundlicher Herr an und bat, mir ein paar Fragen stellen zu dürfen.  Natürlich  war  ich  dazu  bereit  und teilte  ihm  wunschgemäß  Ausgangs-  und Zielpunkt  meiner  Fahrt  mit,  die  Umsteigepunkte und die benutzte Fahrkarte. Nachdem  er  dies  alles  in  einem  Fragebogen vermerkt hatte, dankte er und wandte  sich  einer  dunkelhäutigen  Mitfahrerin  zu.  Die  schien  seine  Frage  nicht  zu  verstehen.  Also  stellte  der  Interviewer seine  Fragen  in  fließendem  Französisch.

Nun  erhielt  er  die  gewünschte  Auskunft ohne Verzug. Dies  nötigte  mir  Achtung  ab  und  das nicht  nur,  weil  dies  am  Jubiläumstag  des „Élysée-Vertrages“  geschah, als wir die  deutschfranzösische Freundschaft f e i e r t e n (22.1.1963).

dege Barbara Gerber  

Gedicht: Ich mag Hamburg Hafen-Panorama

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Jeder mag wohl seine Stadt, ob es Prag ist, ob Zermatt,  Malmö, Chester, Santa Fee,  Pilsen oder Zell am See.  Ich mag Hamburg, meine Stadt,  weil sie das Gewisse hat,  dieses etwas, Großstadtflair,  und natürlich noch viel mehr,  Lombardsbrücke, Lampenlicht,  das sich nachts im Wasser bricht, Segelboote, Sommergrün,  Schwäne, die vorüberziehen,  Jungfernstieg und Hagenbeck,  Süllberg, Alsterwanderweg;  ich mag Hamburg, es ist schön,  auch vom Michel aus zu seh'n,  ich mag dich! Ich kann Menschen gut versteh'n,  die ganz wild sind auf Athen,  Kopenhagen, Lodz und Wien  und natürlich auf Berlin.  Ich mag Hamburg, Tag und Nacht,  wenn es weint und wenn es lacht; ich mag Hamburg, meine Stadt,  die für jeden etwas hat,  Hanseviertel, Mövenpick,  Blankenese, fein und schick, HSV vom Rothenbaum,  Labskaus, hausgemacht, ein Traum, Pöseldorf im Sonnenschein,  Hafenrundfahrt, groß und klein; ich mag Hamburg, meine Welt,  auch wenn Nieselregen fällt,  ich mag dich!

Welche Stadt hast Du denn gern? San Francisco, London, Bern, Rio, Rom New York, Schanghai, ist vielleicht Paris dabei? Ich mag Hamburg, um die Uhr, ist nicht wahr, wir sind nicht stur. Hanseat sein, Tor zur Welt,  Toleranz ist Trumpf und zählt, Reeperbahn mit Saus und Braus,  Pinnasberg, das gelbe Haus, Girls, Matrosen, Heimweh, Ferne,  Abschiedskuss, rote Laterne,  Fischmarktbummel, Eier-Cohrs,  Hummel-Hummel und Mors-Mors; ich mag Hamburg, dein Gesicht,  auch des nachts bei Neonlicht, ich mag dich! Ich muss mich deshalb nicht quälen, sollte ich die Stadt auswählen, die mir wohl die liebste wär, das ist einfach, hör mal her! Ich mag Hamburg, Woterkant,  Alsterfleet, das Alte Land, mag, wenn sich der Nebel dreht  und der Wind von See her weht, es macht unsre Herzen frei,  Dampfertuten, Mövenschrei, Finkenwerder, Teufelsbrück,  müsst ich fort, ich käm’ zurück,  denn ich mag dich immerzu,  steh mit dir auf du und du;  ich mag Hamburg, meine Stadt,  weil sie für mich alles hat, ich mag dich! 

Melita Stapelfeld (1914 - 2010), eingebracht von den Eheleuten Boßert

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Veranstaltungsvorschau April bis Juni 2013

April Konzert mit Flamenco und Konzert-Kastagnetten Samstag, 6. April Um 16 Uhr im Restaurant Flamenco ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Liedern und Tänzen aus Andalusien. Er gilt als traditionelle spanische Musik, geht jedoch auf Einflüsse unterschiedlicher Kulturen zurück. Maren el Masri lebte mehr als ein Jahr lang in Andalusien, um in diesen Tanz einzutauchen. In einem dunklen Lagerraum in Sevilla nahm sie Unterricht. Ihre Lehrerin, Concha Vargas, ist eine echte Gitana. Von ihr lernte die Künstlerin den Rhythmus, die fließenden Bewegun- gen der Arme und Hände und den sicheren Auftritt. In der Residenz beschert uns Frau el Masri einen spanischen Nachmittag – olé! Bewohner 5,- € / Gäste 6,- € Filmvortrag Ecuador: Eine Perle in Südamerika (Teil 1) Montag, 15. April Um 18 Uhr im Studio In der zweithöchsten Hauptstadt der Welt – Quito in Ecuador – beginnt die Reise von Heidi und Wolfgang Weithöner. Zunächst besuchen sie die Altstadt mit der Plaza, dem San Francisco Platz, der Kathedrale uvm. Anschließend wandern sie am Kratersee Cuicocha in 2800 m Höhe, am Fuße des Cayambe. Es erwartet sie eine vielfältige Flora und Fauna von Orchideen und Bromelien sowie endemische Pflanzen und Raritäten, wie die „Freilejone-Blume“, die sie millionenfach während ihrer Wanderung in 3600 m Höhe zur Lagune El Valadero im Nationalpark El Angel entdecken. Ein Rundgang auf dem Indio Markt in Otavolo darf nicht fehlen. Der erste Teil des Reiseberichts endet in der Nähe des Cotopaxi  Nationalparks. Bewohner 4,- € / Gäste 5,- € Konzert Domra Piano Samstag, 20. April Um 16 Uhr im Restaurant Die aus Moskau stammende Künstlerin, Natalia Anchutina, gastiert mit dem Pianisten Lothar Freund in der Residenz am Wiesenkamp. Dabei

ist auch ihre Domra. Die Domra hat einen bauchigen runden Holzkorpus und ist bespannt mit drei Stahlsaiten, die gezupft oder mit Plektron angeschlagen werden. In Russland zählt die Domra zu den klassischen Konzertinstrumenten. Die beiden Künstler präsentieren uns ein Programm, in dem sie recht bekannte Kompositionen mit europäischer, aber auch russischer Musik kombinieren. Erleben Sie die schier unglaubliche Präzision und Geschwindigkeit, mit der die Künstlerin ihr Instrument beherrscht. Bei einigen Stücken kann man dem Spiel der preisgekrönten und bekanntermaßen besten Domristin Russlands kaum mit den Augen folgen. Bewohner 5,- € / Gäste 6,- € Diavortrag Königsstadt Krakau Montag, 29. April Um 18 Uhr im Studio Nicht von ungefähr zählt Krakau zu den am meisten besuchten Städten Europas. Der Referent Reinhard  Albers berichtet über die ehemalige Hauptstadt des früheren Königreichs Polen. So ist der Wawelhügel mit Königsschloss und Kathedrale, in der alle polnischen Könige  gekrönt und neben anderen Helden der polnischen Nation auch bestattet wurden, noch immer der wichtigste Ort des Landes. Daneben  beeindrucken zahlreiche weitere  Attraktionen, wie der größte Marktplatz Europas, die Marienkirche mit dem berühmten Veit Stoß-Altar, die historische Jagiellonen-Universität und das unterirdische Museum der Ausgrabungen des mittelalterlichen Krakaus. Ganz andere Eindrücke vermitteln der Stadtteil Kazimierz, das frühere Judenviertel Krakaus oder der botanische Garten. Herausragend ist das zum Weltkulturerbe erklärte Salzbergwerk in Wieliczka. Bewohner 4,- € / Gäste 5,- €

Mai Konzert International College of Music Hamburg Samstag, 4. Mai Um 16 Uhr im Restaurant Das International College of Music ist ein privates Institut für die künstlerische Ausbildung und Fortbildung junger Musiker im Bereich klassischer europäischer Musik in Hamburg. Die jungen Künstler kommen aus Japan, China, Taiwan, Korea sowie aus Nord- und Südamerika nach Hamburg, um an der Schule ihre musikalische Ausbildung in einer Vielzahl von Bereichen zu vertiefen. In der Residenz präsentieren Studierende der „Klassikwerkstatt“ ein abwechslungsreiches Programm mit Musik aus drei Jahrhunderten von Bach über Beethoven und  Chopin bis Strawinsky, solistisch und im Ensemble. Durch das Programm führt Herr Prof. Dr. Eberhard Schmitz, der Ihnen die jungen Künstler auch persönlich vorstellt. Bewohner 5,- € / Gäste 6,- € Maisingen Mittwoch, 8. Mai Um 15.30 Uhr im Restaurant Einlass ist ab 15 Uhr / Eintritt frei! Filmvortrag Ecuador: Eine Perle in Südamerika (Teil 2) Montag, 13. Mai Um 18 Uhr im Studio Im zweiten Teil ihres Reiseberichts reisen Heidi und Wolfgang Weithöner in Richtung Süden und Südwesten durch Ecuador. Sie besichtigen eine Werkstatt, in der heimische Flöten aus Bambus gefertigt werden. Der Höhepunkt jedoch ist der schneebedeckte Chimborazzo, den sie auf 4800 m besuchen, ein im wahrsten Sinne atemberaubendes Erlebnis. Anschließend geht die Reise zum Wallfahrtsort Banos am Fuße des Vulkans Tungurahua. Ein Ausflug durch das wunderschöne PastazzaTal inklusive einer waghalsigen Gondelfahrt über den Rio Pastazza zu den Brautschleier-Wasserfällen lässt den z.T. kalten Norden fast vergessen. Über das kältere Andenhochland auf 4100 m mit der Inkafestung Ingapirka geht es weiter gen Süden nach Cuenca, der dritt-

Veranstaltungsvorschau April bis Juni 2013 größten Stadt Ecuadors. Die Reise endet mit dem Besuch der Altstadt von Guyaquil am Pazifik. Bewohner 4,- € / Gäste 5,- € Konzert Acoustic Colours Samstag, 25. Mai Um 16 Uhr im Restaurant Acoustic Colours ist ein AusnahmeDuo. Elsa Ruiba hat lange Zeit als erste Flötistin in angesehenen Orchestern (San Remo und Mailand) gespielt und trat oft als Solistin auf. Der Gitarrist, Stephan Griefingholt, hat eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen erworben, u.a. den „Förderpreis des niedersächsischen Jazzpodiums“ und war lange Zeit solistisch unterwegs. Zusammen spielen sie eine wunderschöne Mischung aus eigenen Kompositionen und südamerikanischer Musik. Swingend und scheinbar mühelos verbinden sie dabei Einflüsse des Jazz mit klassischer Musik, lateinamerikanischer Folklore sowie bekannten Schlagern aus den 20er bis 50er Jahren. Bewohner 5,- € / Gäste 6,- € Diavortrag Schottland: Bei Dudelsackpfeifern und Meeresvögeln Montag, 27. Mai Um 18 Uhr im Studio Die Reise mit Frau Dr. Angelika  Wosegien beginnt in der Hauptstadt Schottlands, Edinburgh, mit einer Darbietung eines traditionellen  Dudelsackpfeifer-Aufmarsches vor dem Palast Holyrood House. Nach einem Bummel auf der „Königlichen Meile“ verlassen wir die Stadt und machen einen Abstecher zum Bass Rock, auf der eine Kolonie von Basstölpeln lebt. Weiter geht es zu der an der schottischen Westküste gelegenen, abwechslungsreichen Insel Skye: Wilde Berge, bizarre Felsformationen, beeindruckende

Steilküsten, historische Schlösser und nette Fischerdörfer bestimmen das Bild. Vorbei an malerischen Burgen in den „Fjorden“ der Westküste führt die Reise weiter zur Insel Handa, die ausschließlich von  Meeresvögeln bewohnt wird. Der Vortrag wird untermalt von OriginalTonaufnahmen.  Bewohner 4,- € / Gäste 5,- € Juni 20 Jahre Residenz am Wiesenkamp Samstag, 1. Juni Ab dem Vormittag Diavortrag Mit der Transsibirischen Eisenbahn vom Baikalsee nach Peking Montag, 10. Juni Um 18 Uhr im Studio Bei insgesamt vier Reisen zu unterschiedlichen Jahreszeiten hat der Referent, Peter Fabel, die Menschen und ihre unterschiedlichen Kulturen während seiner Zugreise erlebt und kennen gelernt. Diese Reportage beginnt am Baikalsee, wo Peter Fabel im sibirischen Winter einheimischen Fischern auf das Eis des Gewässers folgt. Über die aufstrebende Hauptstadt Ulan Bator geht es weiter in die Steppe. Bei einer gastfreundlichen Nomadenfamilie darf der Referent mit in der Jurte leben und erlebt dabei hautnah den Alltag dieser Menschen: Schafe hüten, Yaks melken, Kuhfladen sammeln, Pferde treiben und Reiten. Durch die gefürchtete Wüste Gobi geht die Reise nach China, zunächst zu den Hängenden Klöstern und zu den Yungang-Grotten in der Nähe von Datong. Nach 10.257 Kilometern endet das Abenteuer in Peking mit dem Besuch des „Steinernen Drachen“, wie die Chinesische Mauer in China genannt wird.  Bewohner 4,- € / Gäste 5,- €

13 Diavortrag Äthiopien: Im Land der Königin von Saba (Teil 1) Montag, 24. Juni Um 18 Uhr im Studio Der Weltenbummler und Reisefotograf Ekkehard Bruns berichtet über Äthiopien, das älteste Kulturland Afrikas. Der kulturelle Reichtum und die landschaftliche Vielfalt machen Äthiopien zum Paradies für jeden Kultur- und Naturliebhaber. Äthiopien - die Wiege der Menschheit ist geprägt durch eine lange christliche Tradition und historische Isolation und unterscheidet sich dadurch maßgeblich von anderen afrikanischen Ländern. Im noch völlig unerschlossenen Südwesten des Landes leben zahlreiche unterschiedliche Volksgruppen nach wie vor nach  ihren jahrhundertealten Traditionen. In seinem 1. Teil berichtet der Referent über den Süden des Landes mit den Nationalparks und dem  traditionellen Leben der Naturvölker. So trifft er u.a. den König der Konso und besucht den Volksstamm der  Hamer, die noch wie in Urzeiten  leben. Dort darf er dem  rituellen Evangadi-Tanz (Hochzeitswerbetanz) beiwohnen. Bewohner 4,- € / Gäste 5,- € Konzert Sommerlicher Liederabend Samstag, 29. Juni Um 16 Uhr im Restaurant Für einen erfrischenden, sommerlichen Liederabend sorgen der  Diplom Gesangssolist, Stefan Bäumler (Tenor), und seine Klavierbegleiterin, Anna-Tine Eidenberg. Sie präsentieren ihr Programm, das aus dem bekannten Liederzyklus „Dichterliebe“ von R. Schumann und ausgewählten Klavierstücken aus F. M. Bartholdys „Lieder ohne Worte“ besteht. Die „Dichterliebe“ entstand 1840 und gilt heute als ein Höhepunkt des romantischen Kunstlieds. Der Zyklus besteht aus 16 Liedern, wie z.B. „Im wunderschönen Monat Mai“, „Die Rose, die  Lilie, die Taube, die Sonne“, „Wenn ich in deine Augen seh'“ uvm. Bewohner 5,- € / Gäste 6,- €

14 Montag:

Regelmäßige Kurse und Veranstaltungen

9.00 Uhr 9.15 Uhr 9.30 Uhr 9.30 Uhr 10.00 Uhr 10.00 Uhr 11.00 Uhr 14.30 Uhr 15.30 Uhr Dienstag: 9.30 Uhr 10.00 Uhr 10.00 Uhr 10.00 Uhr 11.00 Uhr 14.30 Uhr 15.30 Uhr 15.30 Uhr 15.30 Uhr 15.30 Uhr 16.00 Uhr 18.30 Uhr Mittwoch: 9.30 Uhr 10.00 Uhr 10.00 Uhr 10.30 Uhr 15.30 Uhr 16.00 Uhr 16.00 Uhr 18.00 Uhr Donnerstag 9.30 Uhr 10.00 Uhr 10.00 Uhr 14.30 Uhr 15.00 Uhr 15.00 Uhr 15.30 Uhr 15.30 Uhr 16.00 Uhr 16.30 Uhr 16.45 Uhr Freitag: 9.30 Uhr 9.45 Uhr 10.00 Uhr 10.00 Uhr 16.00 Uhr 16.30 Uhr 18.00 Uhr Samstag: 10.00 Uhr 15.30 Uhr

Wassergymnastik I mit Ursula Schneider – Schwimmbad Porzellanmalen mit Frau Wunderskirchner – Ergotherapie Gedächtnistraining mit Anika Schelske – Konferenzraum Wassergymnastik II mit Ursula Schneider – Schwimmbad Gymnastikgruppe I mit Ursula Schneider – Gymn.-Raum Besuch vom Therapiehund „Cooper“ – Stationäre Pflege Gymnastikgruppe II mit Ursula Schneider – Gymn.-Raum Kreativgruppe mit Anika Schelske – Ergotherapie Bleib Aktiv mit Nadja Karge – Pflege II GT für Sehbehinderte mit Silvia Eggert – Ergotherapie Therapeutischer Tischbesuch mit Olga Lentfer – Pflege 0 Therapeutischer Tischbesuch mit Anika Schelske – Pflege III Sprechstunde mit Pastor ter Haseborg (2. Dienstag im Monat) – Arztzimmer Aktuelle Stunde – Clubraum (14-tägig) Basteln & Gestalten mit Nadja Karge – Ergotherapie Kleine Geschichten mit Pastor ter Haseborg – Pflege III (14-tägig) Bleib Aktiv mit Olga Lentfer – Konferenzraum Kleine Geschichten mit Pastor ter Haseborg – Pflege III (14-tägig) Speiseplangruppe mit Frau Boltzen (2. Dienstag im Monat) Herrenstammtisch / Herrenskat im Wechsel im Restaurant Kirche in Volksdorf mit Pastor ter Haseborg (1. Dienstag im Monat) – Clubraum Gedächtnistraining mit Anika Schelske – Konferenzraum Musik und Bewegung mit Olga Lentfer – Pflege III Bleib Aktiv mit Sivia Eggert – Pflege II Englischkurs mit Fr. Mayer-Vaughan – Vortragsraum Gedächtnistraining mit Anika Schelske – Ergotherapie Fingergymnastik mit Olga Lentfer – Konferenzraum Canasta u. andere Spiele – Restaurant Kunstgeschichte mit Timander Korth – Konferenzraum (14-tägig) Gedächtnistraining mit Anika Schelske – Konferenzraum Therapeutischer Tischbesuch mit Nadja Karge – Pflege III Singkreis mit Herrn Wentzke – Café Rückenschule/Beckenbodengymnastik I mit Ursula Schneider – Gymnastikraum Handarbeitsgruppe (2. und 4. Donnerstag im Monat) – Konferenzraum Bingonachmittag mit Nadja Karge – Clubraum (1. Donnerstag im Monat) Geriatrische Therapie mit Ursula Schneider – Pflege III Bunter Nachmittag mit Olga Lentfer – Ergotherapie Austausch im Gespräch mit Anika Schelske – Vortragsraum (3. Donnerstag im Monat) Rückenschule/Beckenbodengymnastik II mit Ursula Schneider – Gymnastikraum Freies Malen – Ergotherapie Backgruppe mit Silvia Eggert – Ergotherapie oder 15.45 Uhr im Wechsel Märchen für Erwachsene mit Frau Carstens – Pflege II Therapeutischer Tischbesuch mit Olga Lentfer – Pflege 0 Bleib Aktiv mit Anika Schelske – Pflege III Bibel im Gespräch mit Pastor ter Haseborg – Clubraum (3. Freitag im Monat) Sauna für Damen Sauna für Herren Musiktherapie mit Ursula Schneider – Pflege III Therapeutischer Tischbesuch – Pflege 0

Der rätselhafte Pflaumenbaum „Wie können unter einem Pflaumenbaum nur Kirschkerne liegen?“ Die jahrelang als „Zierpflaumenbaum“ bezeichnete, im Frühjahr wunderbar rosa blühende Schönheit vor dem Zugang zu Haus 2, gab unserer Bewohnerin, Frau Wüseke, Rätsel auf. Konnte es sich bei dem Baum, der später im  Jahr  pflaumenartige  Kirschen  und  kirschenartige Pflaumen trägt, um eine neuartige Kreuzung handeln? Nachdem die Rundschau-Redaktion beim Gärtner nachgefragt hat, ist Folgendes zu berichten:  Tatsächlich  handelt  es  sich  bei  diesem außerordentlichen Gewächs um eine Sorte der  „Kirschpflaume“,  auch  Blutspflaume, genannt.  Schon  die  alten  Römer  kannten die  Kirschpflaume  als  Wildobstart  und brachten sie um 200 v. Chr. nach Mitteleuropa. Die Slawen begannen mit ihrer Kultur im  10.  Jahrhundert.  In  Deutschland  wird die  Kirschpflaume  erstmals  im  16.  Jahrhundert  erwähnt.  Die  Blutspflaume  entstand dann wohl aus einer 1880 aus Persien nach Frankreich gebrachten Pflanze der Kirschpflaume.

15 Die  Blutspflaume  wächst,  ähnlich  wie  die Kirschpflaume,  als  größerer  Strauch  oder als kleiner bis mittelhoher Baum. Die Blätter sind im Unterschied zur Kirschpflaume karminrot bis schwarz-rot gefärbt. Die Blüten  der  Blutspflaume  entfalten  sich  zur gleichen  Zeit  wie  die  Blätter,  im  Unterschied zur rein weißen Färbung der Blüten der  Kirschpflaume  besitzen  sie  entweder eine  weiße  Farbe  mit  rosa  Staubgefäßen oder eine rosa Färbung. Nachdem  die  Blüten  der  Blutspflaume Ende  April  bis  Anfang  Mai  verblüht  sind, entwickeln  sich  essbare  und  wohlschmeckende  Kirschfrüchte.  Sie  können genauso  verwendet  werden  wie  richtige Pflaumen oder Zwetschgen und sind bestens geeignet zur Gewinnung von Kompott und zum Einmachen. Allerdings: Die im Kern enthaltenen Samen sind giftig! Das mag der Grund dafür sein, warum  sich  unter  dem  Baum  die  Kerne sammeln. Selbst die Vögel, die die Früchte entdeckt  haben  und  sich  reichlich schmecken  lassen,  lassen  die  Kerne  am Ende übrig ... Ines Burmeister

Werner Perlitz

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Eine Ehescheidung im 18. Jahrhundert Zur Einleitung Es ist kaum zu glauben, aber im Jahre 1750 hatte der für die Walddörfer zuständig gewesene  Wald-  und  Gerichtsherr  im  Wohldorfer Herrenhaus über eine Ehescheidung zu  befinden  und  ließ  „das  widerspenstige Weib, weil es nicht zum Ehemann zurückkehren  und  dessen  Haushalt  führen  wollte“,  wochenlang  im  Zuchthaus  einsitzen, damit es „auf andere Gedanken gebracht werde“. Als ich auf diesen Vorfall in den im Staatsarchiv  Hamburg  verwahrten  Protokollbüchern  der  Waldherrenschaft  (Abt. 412-2)  gestoßen  war,  bin  ich  der  Sache nachgegangen und kann nunmehr darüber berichten. Die Heirat Die erste diesbezügliche Eintragung datiert vom  10.  Juni  1748  und  lautet:  „Ist  Frantz Wagner,  Vollhufner  in  Volksdorf,  erlaubet, sich mit der Jungfer Anna Catharina, Jürgen Timmens Tochter aus Farmsen, in der Kirche zu Rahlstedt proclamiren (ausrufen) und copuliren (vermählen) zu lassen“. Wie man  sieht,  bedurften  die  Untertanen  der Stadt Hamburg für die Eheschließung des

Honoré Daumier - Ehescheidung, 1840

Einverständnisses  der  Obrigkeit.  Zu  jener Zeit dürfte dieses Erfordernis allerdings bereits eine Formsache geworden sein. Denn bislang  habe  ich  nirgends  Anhaltspunkte für eine Verweigerung gefunden. Wie alt die Eheleute waren, ist leider nicht erwähnt.  Der  Bräutigam  dürfte  jedenfalls etliche Jahre älter als seine Braut gewesen sein.  Denn  er  hat,  wie  sich  aus  späteren Vermerken ergibt, unmündige Kinder in die Ehe eingebracht. Die Ehezwistigkeiten Vermutlich  schon  alsbald  dürfte  es  im Wagnerschen  Hause  nicht  mehr  friedlich zugegangen  sein  und  die  junge  Ehefrau sich  hilfesuchend  an  ihre  Eltern  gewandt haben. Denn bereits nach einem Vierteljahr haben diese sich über das Verhalten ihres Schwiegersohnes  beschwert  und  den Waldherrn ersucht, das Ehepaar „zu einem würdigen  und  vermäßigen  Betragen,  wie dieses  Christlichen  Eheleuten  anstehet und  gebühret,  und  zwar  bei  Meldung schärfster Ahndung anzuweisen“. Obwohl der  Waldherr  diesem  Antrag  entsprochen haben dürfte, ließ die Ehefrau schon nach einer  weiteren  Woche  durch  den  Notar Krohn  Klage  erheben,  weil  ihr  Ehemann „sie gegen den obrigkeitlichen Befehl übel tractiret  (zugerichtet)  und  zum  Weggehen genötiget“ habe. Am  Verhandlungstag  vom  12.  Oktober 1748 hat der Ehemann den Vorwürfen seiner  Frau  widersprochen  und  lediglich  zugegeben,  dass  er  sie  „mit  der  erhobenen Hand, wie sie ihn für einen alten Judas gescholten,  in  den  Rücken  gefasst“  habe. Darauf soll sie ihrerseits „desselben Tages nach Farmsen weggegangen (sein) und ihn

Eine Ehescheidung im 18. Jahrhundert ohne die geringste rechtliche Ursache Löslich verlassen (haben)“. Da er sich dennoch „bereit und willig“ gezeigt hatte, „sie wieder  aufzunehmen,  wenn  sie  sich  gehörig betragen wollte“, wurde der Ehefrau auferlegt,  binnen  90  Tagen  auf  die  Volksdorfer Hufe  zurückzukehren.  Der  Ehemann  seinerseits  musste  während  dieser  Zeit  ihre Kleider  und  die  andere  persönliche  Habe gut verwahren. Die vergeblichen Bemühungen des Waldherrn Nach ergebnislosem Ablauf der gesetzten Frist  war  ein  neuer  Gerichtstermin  anberaumt worden, auf dem die Ehefrau jedoch nicht erschienen ist. Dieses Versäumnis ist ihr  offenbar  nicht  dienlich  gewesen.  Sie wurde nämlich 2 Wochen später erneut vor Gericht  geladen.  Nachdem  auch  dieser Güteversuch  gescheitert  war,  heißt  es  in dem  dann  angefertigten  Protokoll:  „Sie verblieb  bei  ihrer  Halsstarrigkeit,  obgleich sie  gegen  ihren  Ehemann  nichts  von  Erheblichkeit vorbringen und erweisen konnte“. Der Spruch des Waldherrn erging folglich dahin, „dass sie bei Vermeidung anderer  Anordnungen  innerhalb  von  60  Tagen sich  wieder  zu  ihrem  Ehemann  zurückzubegeben  habe,  und  dieser  aber  schuldig sei,  dieselbe  ehrlich  zu  halten  und  ihr  als ein vernünftiger Mann zu begegnen“. Erst nach acht Monaten, also im Oktober, hat der Waldherr sich mit dieser Sache erneut befassen müssen. Der Ehemann beantragte  nämlich,  „seine  entlaufene  Frau dahin anzuhalten, dass sie sich wieder zu ihm  begeben  möge,  er  sich  sonst  von  ihr scheiden lassen und anderweitig verheiraten  wolle“.  Sie  erklärte  abermals,  „sie

könnte in ihrem Leben nicht zu ihrem Mann gehen, weil er immer und unaufhörlich mit ihr gezanket und niemalen mit ihrer Arbeit zufrieden  gewesen,  ja  sogar  zu  ihrer  Beschimpfung  sich  habe  verleiten  lassen, dass sie nicht, wie andere Leute, beschaffen wäre“. Wiederum bestritt der Ehemann diese  Behauptungen  und  meinte:  „wenn seine Frau täte, was einer rechtschaffenen Frau zu tun gebührte, würde er des Zankes überhoben  sein“.  Letztmalig  wurde  die Ehefrau  mit  einer  Frist  von  einem  Monat aufgefordert, es sich anders zu überlegen und die Ehe fortzusetzen. Die Beugehaft „Nachdem die Frantz Wagner Ehefrau verstattete  Frist  längst  abgelaufen“  war,  erschien sie auf Vorladung auf dem Wohldorfer Herrenhaus und antwortete dem Waldherren auf dessen Fragen wie folgt: „Ob sie nicht wieder zu ihrem Mann gehen  wollte?  Nein,  in  diesem  Leben  nicht, die  Obrigkeit  möge  auch  mit  ihr  machen, was sie wollte! Warum  sie  denn  bei  ihrem  Mann  nicht wohnen  wollte?  Weil  sie  für  keine  Stunde bei ihm Frieden habe, indem er nichts tut, als fluchen und zanken!“ Enttäuscht  über  den  Misserfolg  seiner Bemühungen hat der Waldherr in das Protokollbuch  außer  den  schon  anfangs  erwähnten Worten eingetragen: „Wie sie nun hierbei beständig beharrte und durch Zureden  sich  zur  Beobachtung  ihrer  Pflichten nicht wollte lenken lassen, habe ich angeordnet, sie in Arrest zu bringen“. Auf  Antrag  des  für  sie  tätigen  Notars  ist die Inhaftierte erst nach drei Monaten, obwohl sie auf erneutes Befragen, „ob sie zu

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Eine Ehescheidung im 18. Jahrhundert ihrem Ehemann nicht wieder gehen wollte, sie  aber  dessen  sich  beständig  weigerte, auf freien Fuß gesetzet“ worden. Die Ehescheidung Kurze  Zeit  darauf,  nämlich  am  25.  April 1750, „ersuchte Frantz Wagner, dass er von seiner Frau geschieden werden wollte, weil sie bereits vor 1 1/2 Jahren böslich von ihm gegangen  und  beständig  dabei  verhöret worden sei und sie niemalen wieder zu ihm kommen wollte; auch durch die einige Wochen  gedauerte  Versetzung  im  Zuchthaus sei  sie  zu  keinem  anderen  Gedanken  zu bringen gewesen. Da sein Hausstand aber die Beihilfe einer Frau unumgänglich erforderlich  mache,  also  wolle  er  untertänigst und inständigst um die Ehescheidung und Erlaubung einer anderweitigen Heirat nachbesuchet haben“. Nach weiteren fünf Wochen ist das zwischen den Parteien „gewesene eheliche Band wegen böswilligen Verlassens des Ehemannes getrennt“ und demselben gestattet worden, „sich anderweitig zu  verheiraten“.  Die  Ehefrau  hat  ihre  ihm „zugebrachte Brautlade“ nach Zahlung der zwischenzeitlich entstandenen Kosten von 10 Mark zurückerhalten und dürfte, zumindest  für  die  nächste  Zeit,  in  ihrem  Elternhaus untergekommen sein. Beiden  Parteien  ist  antragsgemäß  das Armenrecht zuerkannt worden, sodass sie keine Gerichtskosten  haben zu  zahlen brauchten. Heinz Waldschläger und Gerda Schacht (geb. Waldschläger) 

Wie man aus der von mir aufgezeigten Begebenheit  zu  erkennen  vermag,  war  die Auffassung über die Ehe in damaliger Zeit in  der  öffentlichen  Meinung  noch  intimer von  den  kirchlichen  Überlieferungen  geprägt.  Auch  nach  dem  weltlichen  Recht handelte es sich um eine zwar freiwillig eingegangene,  aber  auf  Dauer  ausgerichtete Lebensgemeinschaft, in der dem Ehemann als  Ernährer  und  Familienoberhaupt  eine dominierende  Rolle  zugedacht  war.  Unter solchen  Aspekten  müssen  die  vom  Waldherrn getroffenen Maßnahmen gesehen werden.  Er  konnte  die  Bereitschaft  des  Mannes  zur  Fortsetzung  der  „gottgegebenen Ehe“  keineswegs  ignorieren,  zumal  keine Zeugen bei den familiären Auseinandersetzungen zugegen gewesen waren. Sicherlich hätte die Frau die unangenehme Beugehaft vermeiden können, wenn sie noch einmal, und sei es nur für eine kurze Zeit,  nach  Volksdorf  zurückgekehrt  wäre. Aber nur wirklich triftige Gründe können sie damals  veranlasst  haben,  das  Zuchthaus, in dem eigentlich nur Verbrecher ihre langjährigen  Strafen  abzusitzen  hatten,  vorzuziehen.  Leider sind die vom Waldherren nachträglich  niedergeschriebenen  Vermerke  recht kurz  ausgefallen  und  haben  den  Parteien, entgegen der heutigen Übung, nicht vorgelesen und von ihnen genehmigt zu werden brauchen, sodass wir den wahren Leidensweg dieser Frau nicht nachvollziehen können. 

Heinz Waldschläger Staatsarchiv Hamburg AbG 412-2 Nr. 2

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Es sind schon eigenartige Tiere, die da seren  Gärten still und geschäftig umherlaufen - 25 Ar... In der Dämten kennt man, davon zwei in Europa: die merung laufen Braunbrust-Igel und die Nördlichen sie los und geWeißbrust-Igel. hen auf FutterDie übrigen findet man in Eurasien und Afrisuche,  wobei ka. Und außer den uns bekannten Stachelsie nicht unbeIgeln  gibt  es  auch  noch  eine  stachellose dingt  ihre  AuArt: die Ratten- oder Haar-Igel, die im Gegen  benutzen, gensatz zu ihren europäischen Brüdern eisie  verlassen nen langen Schwanz haben und wie Spitzsich  lieber  auf mäuse aussehen. Geruchssinn  und  Gehör  und  beißen  dann mit bis zu 44 Zähnen kräftig zu. Falsch ist Unsere europäischen Igel haben mit ihren die Behauptung, dass Igel ihre NahrungsStacheln  eine  wirksame  Verteidigungs- vorräte  auf  den  Stacheln  lagern.  Da  ist waffe  -  die  sie  mittels  einer  besonderen dann  etwas  unabsichtlich  auf  ihrem Rückenmuskulatur  aufstellen  und  sich  im Rücken gelandet! Bedrohungsfall  zusammenrollen  können. Dabei  verbirgt  der  Igel  seine  ungeschütz- Und kleine Igel gibt es meist nur ein Mal im ten, fellbedeckten Körperteile - wie Bauch, Jahr - dafür aber bis zu elf Junge, die zuGesicht  und  die  Gliedmaßen  -  und  seine nächst blind und hilflos sind. Vor allen DinFeinde  trauen  sich  nicht,  ihn  anzugreifen. gen sind ihre Stacheln ganz weich, um den Es  sieht  schon  lustig  aus,  wenn  z.B.  ein Geburtskanal der Mutter nicht zu verletzen Hund  sich  mit  einem  Igel  „befasst“  und (wie weise eingerichtet von der Natur!). Die staunend  vor  so  einer  stacheligen  Kugel Lebenserwartung  eines  Igels  beträgt  imsteht. merhin drei bis sieben (!) Jahre. Igel  sind  nützliche  Schädlingsvertilger,  da sie Schnecken, Würmer und Insekten fressen.  Aber  auf  ihre  Artgenossen  reagieren sie bei der Nahrungssuche recht aggressiv. Erstaunlich,  dass  sie  sogar  gut  klettern können  -  meist jedoch sieht man sie auf der Erde, in  lichten  Wäldern,  Grasflächen  und  vor allem auch in un-

Von Ende Oktober bis Ende März halten die Igel  ihren  Winterschlaf  in  einem  selbstgebauten Nest aus Moos und Blättern, wobei milde  Winter  für  sie  eine  tödliche  Gefahr sind. Sie werden dann vorzeitig wach und verbrauchen  zu  viel  Energie.  Andererseits finden sie noch keine Nahrung, und wenn sie  dann  auch  noch  von einer späten Frostperiode erwischt  werden,  reichen ihre  Fettreserven  nicht aus  und  sie  verhungern.

Igel 

Über Igel

Über Igel Denn: selbst bei ungestörtem  Winterschlaf verliert ein Igel ein Viertel bis ein Drittel seines Körpergewichts. Wenn man im Winter einen Igel findet, sollte man ihm keine Milch geben, sie bekommen davon Bauchweh sagen die Forscher (nur: woher wissen die Forscher das?) In  Mesopotamien  wurde  der  Igel  kultisch verehrt,  aus  ägyptischer  Zeit  fand  man Tonfiguren,  aber  bei  den  Griechen  hielt man  ihn  für  unglückverheißend.  Und  in frühchristlicher Zeit galt er gar als Symbol des Teufels. In der Volksmedizin benutzte man die Asche lebend verbrannter Igel zur Behandlung von Blasenschwäche, Epilepsie und Wassersucht. (Was waren das für grausame  Zeiten,  in  denen  man  Igel  und auch Menschen lebendig verbrannte.) Igelfett sollte bei Bruchleiden und Leibschmer-

zen  wirken.  Die G a l l e der  Igel verarbeitete man zu kosmetischen Produkten. Und da ich gelesen habe, dass es in Amerika und Australien keine Igel gibt, kann ich jetzt den Wunsch eines Verwandten, der in Amerika lebt, verstehen, als er sich anlässlich  einer  Europa-Reise  vor  vielen  Jahren einmal  eine  „Mecki“-Puppe  mitnehmen wollte. Sicher erinnern Sie sich auch an die Puppen mit dem Igel-Gesicht und der stacheligen „Frisuren“ (und den menschlichen „Kleidern“!)  Christa Bohlken

Gedicht: Ländlicher Mai Wieder bin ich auf dem Lande. Wieder strahlt ein grüner Mai. Und die rapsig gelben Felder und die Wind-bewegten Wälder sind Musik mir wie Schalmei. Sommerhimmel hoch und blau. Auf den Weiden braune Pferde. Und die wach geküsste Erde gibt die erste Wonne-Schau. Vögel schwirren liebestrunken durch die Blüten-satten Bäume. Und auch ich bin tief versunken in die Sommer-leichten Träume. Hannelu Vahl Rapsblüte

Igel 

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Unterhaltung

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Das schönste aller Geheimnisse ist, ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. Mark Twain Beamten-Deutsch: „Der  Wertsack  ist  ein  Beutel,  der  auf Grund seiner besonderen Verwendung nicht Wertbeutel, sondern Wertsack genannt wird, weil sein Inhalt aus mehreren Wertbeuteln  besteht,  die  in  den  Wertsack nicht verbeutelt, sondern versackt werden.“ (Merkblatt der Dt. Bundespost) „Stirbt  ein  Bediensteter  während  einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet.“  (Kommentar zum Bundesreisekostengesetz)

Witze: Was  ist  ein  Lüneburger,  der  aus  der Kirche  ausgetreten ist? Ein Lüneburger Heide.

Kindermund: „Richtige Hunde stammen vom Wolf ab. Kleine  Hunde  sind  aus  anderen  Tieren gezüchtet.  Der  Floh  bespringt  am  liebsten  Hunde  und  Katzen,  weil  die  so  kuschelig sind.“ „Der  Tiger  ist  ein  gefährliches  Raubtier. Der  Panther  ist  auch  nicht  besser.  Der  Löwe  hat  einen  runden  Bart.  Die Löwenfrau hat sich rasiert.“

Rätsel: Der Frachter „Kleine Prinzessin“ liegt im Hamburger  Hafen.  Der  Matrose  Hein streicht  das  Schiff.  Seine  Strickleiter reicht  bis  10  cm  über  das  Wasser,  die Sprossen sind je 25 cm voneinander entfernt. Hein steht auf der untersten Sprosse, als die Flut kommt. Der Wasserspiegel steigt um 65 cm. Wie viele Sprossen muss  er  höher  steigen,  damit  er  keine nassen Füße bekommt? Lösung: Hein muss keine Stufe hoch gehen, weil das Schiff ja mit steigt.

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Persönliches Herzlichen Glückwunsch

April Lore Then Bergh Abe, Gisela Badenschier, Christa Baldhoff, Maria Breuer, Erika  Clausen, Ilse Marie Dörscher, Lieselotte Gudella, Flora Hubrich, Ingeborg John, Dorit Kaltscheff, Charlotte Kind, Helga Lochner, Anneliese Maass, Hilde Pape, Margarethe Roth, Hildegard Rüger, Rita Seemann, Ottilie Speckert, Ursula Stehn, Ursula  Stockhecke, Dr. Heinz-Karl Völkel, Beke Wagner, Christa-Brigitte Walther, Berbe  Westphalen, Ingrid Wüseke, Dr. Eduard Wüseke, Christel Zoldan Mai Edith Albrecht, Christel Arfs, Irmgard Brandt, Prof. Dr. Hans Jörn Braun, Rosemarie Bruns, Klaus Büttner, Lisa Claussen, Ursula Friederici, Rosmarie Gattig, Gerhard Walter Grabner, Wolfgang Gutschke, Ursula Heitmann, Gisela Hey, Hildegard Hilkes, Michael Klass, Ilse Kruse, Ingeborg Lierse, Brigitta Müller, Hildegard Pries, Ilse Rader, Lothar Reinacher, Olga Reuter, Wolfgang Richter, Manfred Schliephacke, Ingeborg Schrum, Helmut Stark, Anneliese Stehn Junii Hans Abe, Rolf Behn, Waltraud Bening, Eva Fiedler, Hildegard Fischer, Hildegard Gottschalk, Ingelore Hansen, Peter Heuer, Ingmar Holzgreen, Irmgard Kauffmann, Horst Koch, Gisela Körner, Erika Kröger, Heinrich Lauth, Irmgard Leiner, Peter Lorenzen, Ellentraut Meybohm, Josta Richter, Gerhard Teßmann, Else Urtz Mit Geld kanns t du dir ein Haus kaufen, aber nicht ein Heim. Mit Geld kannst d u dir eine Uhr kaufen, aber keine Zeit. Mit Geld kannst du dir ein Bett kaufen, a ber keinen Schlaf. Mit Gel d kanns t du dir ein Buc h ka ufen, aber keine Bildung. Mit Geld kannst du dir einen Arzt kaufen, aber keine gute Ges undheit. Mit Geld ka nnst du d ir eine Position kaufen, aber keine Res pekt. Mit Geld kannst du Sex kaufen, aber keine Liebe. Mit Geld ka nnst du Bl ut kaufen, aber kein Leben.

Chinesische Weisheit, eingebracht von Frau Kind

Herzlich Willkommen Haus 1: Haus 2:

Haus 3: Haus 4:

Wilfried Haltner, Lillian Harder, Joachim Seefeldt Lore Teen Bergh Abe und Hans Abe, Rosemarie Hinnekeuser, Wolfgang  Hörnicke, Bärbel und Walter Jung, Karin Pätow Margarethe und Waldemar Roth, Rose-Marie und Gerhard Schmidt Hildegard Fischer, Ingeborg von Gelb, Jutta Handorn, Herta Müller

Wir trauern um

Dr. Johanne Sybille Braun (72), Annemarie Budde (94), Lucie Dyck (99), Gisela Georgi (88), Wolfgang Herzog (76), Maria Hölzel (96), Gertrud Michaelis (92), Uwe Naumann (82), Charlotte Perlberg (93), Lore Ramm (89), Helga Schild (86), Annelies Scholz (91), Ewald Seemann (96), Gerda Tegge (90)

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