Ausgabe 43
Oktober - Dezember 2013
Ist denn schon wieder Weihnachten? Dieser Ausspruch von Kaiser Franz in einem „Commercial“ (also in einem Werbespot) ist Kult geworden, wie seinerzeit „unkaputtbar“ oder die Zigarettenreklame mit dem Ausspruch: „Halt mein Freund, wer wird denn gleich in die Luft gehen...!“ Die meisten „Geflügelten Worte“ und Redensarten waren früher Zitate von Dichterfürsten, manchmal sogar auch von ganz normalen Leuten. Schon im 19. Jahrhundert sammelte der Berliner Lehrer Georg Büchmann eine Reihe berühmter Zitate und veröffentlichte sie in seinem Buch „Citatenschatz des Deutschen Volkes“. Wer damals Goethe und Schiller zitierte, hatte damit keine Schwierigkeiten. Unsere gewitzten Zeitgenossen können wir heute nicht mehr so ohne weiteres zitieren, da sollte man schon die Fundstelle angeben, denn bei den gewollten Verballhornungen der Deutschen Sprache, also dem Erfinden neuer Wörter wie eben diesem „unkaputtbar“, ist das Zitieren vergleichbar mit dem Productplacement, also den „zufälligen“ kurzfristigen Einblenden eines Markenartikel in einem Film oder einer TV-Produktion. Dies ist von den Werbefirmen und Produktionsgesellschaften zwar gewollt und wird auch entsprechend bezahlt, wenn es aber schon soweit gekommen ist, dass man gar nicht mehr weiß, ob das normale Sprechweise oder gar Jugendsprache ist, dann hat die Werbefirma ihr Ziel erreicht! Ja - es ist bald Weihnachten und wir richten uns schon jetzt darauf ein, denn dies wird die letzte Ausgabe des Zeitzeugen in diesem Jahr sein. Freuen Sie sich wieder auf einen geruhsamen Lesenachmittag oder -abend oder wie Sie möchten! Ihre Redaktion
2 Hier erst einmal ein kleiner Rückblick auf schönere Sommertage - denn heuer war das nicht so dolle mit dem Sommer! „Wann wird‘s mal wieder richtig Sommer?“ sang Rudi Carrell vor Jahren, ein hübsches Lied, ich hör es mir jedes Jahr gern an.
Sommer von Uwe Neveling
Anfang der 1950er Jahre waren meine Freunde und ich im Sommer aktive Sportler. Schwimmen, Fußballspiel und Radtouren waren unsere Lieblingsbeschäftigungen. In den Sommerferien ging es schon ganz früh morgens los, Mahlzeiten nahmen wir nur unregelmäßig ein. Und wir kamen erst sehr spät abends nach Hause, zum Ärger unserer Erziehungsberechtigten. An der Straße zum Zentralfriedhof gab es ein großes Kornfeld. Später hat man dort Häuserblocks gebaut. In einem davon haben wir auch gewohnt. Aber das war wie gesagt später. Im Sommer - es muss im August gewesen sein wurde das Korn gemäht. Das Stoppelfeld war dann unser Fußballplatz. Hier trugen wir unsere Heimspiele gegen andere Straßenmannschaften aus. Man verabredete sich zumeist kurzfristig zu einem Vergleichskampf. Immer dann, wenn man einen von einer gegnerischen Mannschaft traf, forderte man ihn heraus. Mit Handschlag wurden Hin- und Rückspiele vereinbart. Und so
spielten wir gegen den Verbindungsweg, gegen die Steubenstraße, gegen Püttmannsweg, gegen die Velsstraße. Wir waren gut und gewannen sehr oft. In einer Straßentabelle - wenn es so etwas gegeben hätte - wären wir Spitzenreiter gewesen. Wir waren verdammt gut. Zum Schwimmen gingen wir ins Freibad nach Werne und blieben dort den ganzen Tag. Sonnenbaden war nichts für uns. Das war was für Mädchen. Wir waren fast nur im Wasser. Schwimmen und Tauchen waren die von uns bevorzugten Disziplinen. Vor allen Dingen das Tauchen hatte es uns angetan. Wir wollten es Hans Hass gleich tun. Seine Tauchabenteuer in der Karibik und im Roten Meer waren für uns Vorbilder. Seine Filme hatten wir damals alle gesehen. Ich besitze einige seiner Produktionen auf DVD. Ich schau sie mir gelegentlich an und verbinde gedanklich die Vorführung mit den eigenen sommerlichen Schwimmvergnügungen. Wer am längsten tauchte, war dann der Tauchkönig und wir nannten ihn „Hans“ nach unserem Idol. Ich kann mich nicht erinnern, dass man auch mich mal Hans genannt hätte. Im Tauchen war ich wohl
nur guter Durchschnitt. Das Manko machte ich durch besseres Fußballspielen wieder wett. Bei unseren Radtouren übernachteten wir in Jugendherbergen. Der Jugendherbergsausweis war für uns Pflicht. Wir fuhren nach Holland, Belgien, England und an die Nordsee. Die sommerliche Hitze konnten wir gut vertragen. Es war eine gesunde, trockene Hitze. Sie ließ uns Luft zum atmen. In Belgien – es war in Brüssel – habe ich das erste Mal Pommes frites gegessen, natürlich mit Majo. Es ist etwas Besonderes, im Ursprungsland der gebackenen Kartoffelstäbchen dieses Tütengericht zu sich zu nehmen. Es hatte uns so gut geschmeckt, dass wir gleich zwei Tüten verdrückten. Ich sehe mich noch auf dem Grand Place in Brüssel stehen und die Pommes genussvoll verzehren. Es war ein sehr warmer Sommertag, die Wärme des Tages war an den Abend weiter gegeben worden. Unter all den fremden Menschen fühlten wir uns als Weltenbummler. Wir beobachteten und analysierten unser Umfeld. Wir waren neugierig. Uns interessierte nicht nur das Was, sondern auch das Warum. Der warme Sommertag hatte uns erfrischt und nicht – wie das heute sehr oft passiert – erdrückt.
Eine Sommergeschichte haben wir soeben miterlebt. Nun fehlt noch etwas Herbstliches. Buntes Herbstlaub sieht wunderschön aus, kann aber in bestimmten Situationen fatale Wirkungen verursachen!
Herbstlaub von Fritz Schukat
Jetzt ist es wieder soweit. Die Bäume werfen ihr Laub ab und bereiten sich so auf den Winter vor. Der Wind bläst die Blätter über die Straßen, Wiesen und Felder und irgendwo im Park türmen sie sich zu kleinen Bergen, in die wir früher liebend gern hinein gesprungen sind, so wie es die Kinder heute noch tun. Fast so war es auch im Herbst 1952 in der Neuköllner Pannierstraße, wo ich meine Jugend verbrachte. Die Straßenbäume warfen ihr Laub ab, es fiel auf die nassen Pflastersteine und verwandelte die Straßendecken in Schlidderbahnen. Blätterhaufen gab es nicht und wenn, wären wir sicher nicht mehr hinein gesprungen. Wir waren bereits in der 10. Klasse, deren Abschluss damals „Mittlere Reife“ genannt wurde. Für meinen Freund Manfred war diese Klasse das Ende seiner schulischen Laufbahn. Er sollte das Fleischerhandwerk lernen und später das Geschäft seines Vaters übernehmen. Zum Schulabschluss wünschte er sich einen Führerschein. Auch zu der Zeit bekam man „die Pappe“ erst
4 mit 18, aber als Sohn eines Geschäftsinhabers hätte er den Schein schon mit 17 bekommen können. Die meisten jungen Leute lernten damals das Autofahren in den Fahrzeugen der Väter, Verwandten oder Freunde. Der Verkehr auf den Straßen war ja noch übersichtlich und kein Mensch kümmerte sich darum, ob der Fahrzeuglenker auch tatsächlich einen Führerschein hatte, es sei denn, dass es zu einem Unfall gekommen wäre. Auch fragte niemand, wo man fahren gelernt hatte. Es reichten in der Regel drei Fahrstunden. Dann meldete der Fahrlehrer den Kandidaten an und der Rest war Formsache. In unserer Klasse gab es noch einen Jungen mit Namen Manfred, von dem wir wussten, dass er bereits einen Führerschein besaß. Er war älter als wir, wollte aber auch nach der 10. Klasse aufhören und dann nach Kanada auswandern. Er wurde unversehens persona grata! Weil auch der Vater meines Freundes keinen Führerschein besaß, mietete er mit dem anderen Manfred für einen herbstlichen Sonntagvormittag einen VW Käfer. Mein Freund sollte mit ihm die ersten Fahrversuche starten. Das Fahrzeug wurde geliefert und vor die Haustür gestellt. Manfred N. wollte eine Ehrenrunde allein
fahren, um sich mit dem Fahrzeug anzufreunden. Seine Solotour führte ihn über die Sonnenallee, die Weichsel- und Weserstraße wieder zurück zur Pannierstraße. Wir sahen ihn auch nach kurzer Zeit ankommen. Und dann passierte das, was heute noch in meinem Kopf wie ein Zeitlupenfilm abläuft: der Wagen kam mit Normaltempo um die Ecke, wedelte dann auf dem nassen Laub, das die ganze Straßendecke überzog, schoss mit überhöhter Geschwindigkeit auf den großen Baum vor der WeserDrogerie zu und landete dort frontal. Die Haube sprang auf und das Vorderteil des Wagens bog sich um den dicken Baumstamm. Zum Glück war dem Fahrer nichts Ernsthaftes passiert, er hatte angeblich Bremse mit Gaspedal verwechselt. Kann man ja glauben. Nach anfänglicher Ratlosigkeit rief Vater R. den Autovermieter an, der den kaputten Wagen abholen lassen wollte. Das dauerte noch eine ganze Weile. Während dieser Zeit standen wir mit vielen Nachbarn um den beschädigten Wagen herum und parlierten aufgeregt. Polizei war aber nicht zu sehen. Mein Freund hat seinen Führerschein erst nach der Lehre gemacht - auf einem regulären Fahrschulwagen mit Fahrlehrer an seiner Seite.
5 Diese Geschichte hat eine besondere Nachgeschichte. Sie wurde vor Jahren auf der Webseite des Seniorenbüros Hamburg veröffentlicht und von Verwandten der Familie von Kameke gelesen. Über etliche Umwege kam es zum direkten Kontakt zwischen der Autorin und den Familienangehörigen derer von Kameke.
Weihnachten 1944 auf dem Gut von Kameke in Streckenthin! von Edith Kollecker.
Ende November merkten wir schon, dass Weihnachten nahte. Alle Kinder auf dem Gut wurden ins neue Schloss eingeladen, um ein Weihnachtsmärchen einzustudieren. Jedes Kind bekam eine Rolle. Damit sich niemand benachteiligt fühlte, wurden Engel, Sterne und Schneeflocken daraus. Es war extra eine Schneiderin anwesend, um die nötige Garderobe anzufertigen. So marschierten wir jede Woche einmal zum Schloss, um zu proben. Meine älteren Geschwister gingen einmal in der Woche dort hin, um Weihnachtslieder einzustudieren. Die Zeit verging, der Winter hielt Einzug. Auf dem Gut waren Leute dabei, Tannenbäume zu fällen. Jede Familie bekam dann einen Baum vor die Tür geworfen. Man brauchte sich keinen Baum auszusuchen, denn alle sahen gleich gut aus, groß und schlank. Meine
Mutter überschlug sich fast bei dem vielen Plätzchen backen. Manchmal durften wir auch beim Ausstechen der Engel und Tannenbäume helfen, da wanderte schon vor dem Backen ein Engel aus Teig in den Mund. Bei einem 9-Personen Haushalt nahm es kein Ende. Die meisten Plätzchen wurden aber bis Weihnachten unter Verschluss gehalten. Das Weihnachtsfest 1944 war für mich etwas Besonderes, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Meine Freundin und ich sollten als Engel einen Schlitten ziehen, auf dem das Christkind sitzen würde. Im Vorfeld klappte es auch gut. Ich beneidete meine Freundin mit ihren langen dunklen, gewellten Haaren. Mit meinen kurzen, blonden, zum Hahnenkamm gekämmten Haaren kam ich mir wie ein Aschenputtel vor. Am Sonntag vor Heiligabend war dann die Aufführung. Die war im alten Schloss, im Souterrain. Es waren nicht nur alle Streckenthiner anwesend, auch vom Nachbargut waren alle eingeladen. So lange ich denken kann, lag immer zu Weihnachten Schnee und so kamen alle mit Pferdeschlitten. An beiden Seiten der Schlitten waren Karbidlampen und am Halfter der Pferde hatte man Glöckchen befestigt. Im Hof standen dann die Schlitten mit den Pferden in Reih und Glied davor,
6 es sah sehr festlich aus. Zuerst kam das Krippenspiel mit Maria, Josef und dem Jesuskind. Mein Bruder Heinz war ein Hirte, und wir guckten aus dem Hintergrund aufgeregt zu, um ja nicht unseren Auftritt zu verpassen. Mein Haar hatten sie auch gut zurechtgemacht, mit Engelshaar und Heiligenschein. So gingen Ursel und ich unter Glockengeläut und leisem Singen im Hintergrund auf die Bühne. Nicht so schnell, damit die Pakete nicht herunterfallen, die das Christkind nachher an die Kleinsten verteilen sollte. Alles einstudiert, 10-mal schon gemacht! Diesmal kam es aber anders. Ob wir nun zu schnell waren oder ob die kleinen Wattebäuschchen, die als Schnee auf dem Boden lagen, sich in den kleinen Rädern, die unter dem Schlitten befestigt waren, verfangen hatten, jedenfalls, bevor die Helfer herbeieilten und „Halt“ riefen, hatten wir den Schlitten mit samt dem Christkind und den Paketen umgekippt. Alles wurde wieder aufgeladen und wir drehten noch zwei Runden auf der Bühne an Maria und Josef vorbei, die noch immer an der Krippe standen und sicherlich gelacht haben. Wir haben es alles gar nicht so mitbekommen, zu sehr waren wir damit beschäftigt, was anschließend kam. Im Raum nebenan waren lange Tische auf-
gebaut, und jeder bekam einen bunten Teller, ein Spielzeug und ein Kleidungsstück. An jedem Teller war der Name, wir wurden aufgerufen und gingen anschließend mit unseren Geschenken glücklich nach Hause. Dort hatte sich in letzter Zeit auch vieles getan. Mein Vater hatte schon den Tannenbaum auf den Fuß gesetzt, ihn in die Stube gestellt, das Vertiko noch etwas verrückt, damit er auch von allen Seiten gut zu sehen war. Das war dann sein Beitrag zum Weihnachtsfest. Meine Mutter hatte alles unter Kontrolle, sie rannte den ganzen Tag, aus unserer guten Stube rein und raus, um es uns so schön wie möglich zu machen. Sie schmückte den Tannenbaum ganz alleine mit ein paar Kugeln, Zuckerkringeln und vielen Plätzchen, die vor dem Backen schon mit kleinen Löchern versehen waren. Beim Abschmücken des Tannenbaumes durften wir natürlich helfen, es waren aber nicht mehr viele Kringel daran. Der Schweinebraten war schon einen Tag vorher im großen Backhaus gebacken worden. Meine eine Schwester Gerdi machte eine schöne Buttercremetorte. Sie haute uns dann auf die
7 Finger, wenn mein Bruder und ich sie in den Teig steckten, um ihn abzulecken. Nie hat mir eine Torte in den späteren Jahren so gut geschmeckt. Nachdem alle in der großen Zinkwanne gebadet waren - jeder musste jeden den Rücken schrubben - und nachdem wir fein angezogen waren, begann unser privates Weihnachtsfest. Es gab zwar nicht viele Geschenke, aber an einen Weihnachtsmann kann ich mich auch noch erinnern. Doch ich bin heute noch meiner Mutter dankbar, die für jeden eine Überraschung hatte und uns gelehrt hat, dass man ohne viele Geschenke ein schönes Weihnachtsfest gestalten kann. Ich denke gerne an diese Zeit zurück. WEIHNACHTSLIMERICK von Jürgen Hühnke
Da hängt nun wieder das Lametta und Stimm‘ und Bauch vom Gänslein fetta, grölt‘s durch den Raum „Oh Tanne-Baum, wie grün sind da-i-ne Blätta!“ Leeve Lüüt, wir haben wieder viel Freude gehabt, für Sie diese Geschichten auszusuchen. Wenn Sie jemanden kennen, der auch gerne liest, würden wir uns freuen, wenn Sie ihm dieses Heft weitergeben! Wir können leider nicht so viele Exemplare drucken, wie wir gerne möchten. Vielen Dank dafür! sagt die Redaktion
Wussten Sie das ? Der erste Advent ist am Sonntag zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember. Mit dem ersten Advent beginnt in den katholischen und evangelischen Kirchen das neue Kirchenjahr. Die Adventszeit endet am Heiligen Abend mit dem Sonnenuntergang. * Als kirchlicher Feiertag ist der 25. Dezember seit dem Jahre 336 in Rom belegt; seine Herkunft ist umstritten. Oft wird das römische Fest des Sonnengotts als Ursprung angenommen; das germanische Julfest ist erst später belegt. * Das Christkind ist ursprünglich eine Erfindung von Martin Luther. Im Mittelalter wurden die Kinder am Nikolaustag (6. Dezember) oder am Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember) beschenkt; die Bescherung am Heiligabend bzw. am ersten Weihnachtsfeiertag, wie sie heute üblich ist, gab es damals noch nicht.
Martin Luther, Namenspatron unserer gastgebenden Kirche
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Besinnliche Zeiten von Uwe Neveling
Bald ist es wieder mal so weit, bald beginnt die Weihnachtszeit. Wenn Heiligabend zum Gebet ein Komet am Himmel schwebt, der die Geburt vom Jesuskind verstrahlt im lauen Abendwind. Der Knabe schlief jetzt tief und fest, und träumte schon vom Weihnachtsfest, das er sich hatte ausgedacht. Herodes wachte in der Nacht und fühlte sich von Gott bedroht. Die damaligen Sitten waren ziemlich verroht. Man griff schon mal zu Messer und Spieß und manch einer so sein Leben ließ. Damit dem Knaben nichts geschieht, studierte Josef das Landschaftsgebiet, beschloss dann, einen Esel zu mieten und bat um Genehmigung bei den Römerbriten, die dieses Land als Kolonie besaßen und sich deshalb gleichermaßen als Gesetzgeber aufspielten, und den Bewohnern die Freiheit vorhielten. Denn das war keine Frage: Die Römer bestimmten die Gesetzeslage. Josef flüchtete ins Land am Nil. Es war für ihn ein Auswärtsspiel, denn Kairo kannte er nur vom Hören und Sagen, doch weil die Häscher ihn taten jagen, versteckten sie sich bei Onkel und Tante, die nur sie und sonst keiner kannte. Josef rettete den Familienclan und darauf kommt es schließlich an. Sonst hätte man das Weihnachtsfest christlicher Art vergessen und sich aufgespart. Es gebe dann kein Kaufhausgedränge, kein Kindergeschrei in der Menschenmenge und das Geld täte man in den Sparstrumpf schieben.
Es wäre eine ruhige, besinnliche Zeit geblieben.
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Eulenfest 2013 „Eule 13“ - unter diesem Arbeitstitel liefen die Vorbereitungen für das diesjährige Eulenfest - also „Eule 13“ ist nun schon längst Vergangenheit, war aber für uns ein erfreulicher Erfolg, an dem viele aktiv und virtuell beteiligt waren. Alles in allem wieder eine tolle Erfahrung und ein tolles Erlebnis! Anfangs existierte nur das Oberthema „Wie sah der Arbeitsplatz eines Beamten/ Angestellten in den 1960/70er Jahren aus?“ Dazu hatten wir viele eigene Exponate, vielleicht sogar zu viele, aber auch etliche externe, die uns nette Menschen zur Verfügung gestellt hatten. Der Aufbau begann schon am Vorabend. Wir hatten nur eine vage Vorstellung davon, wie alles arrangiert werden müsste. Anweisungen, wie was wohin gelegt, angebracht oder hingestellt werden sollte, gab es nicht. Kreativität war gefragt und kam spontan! Und dass es was geworden ist, hörte man allenthalben aus den Äußerungen unserer Besucher, die nicht nur die Collagen an den Stellwänden sondern auch unsere Ausstellungsgegenstände inspizierten und oft bestätigten, dass sie das eine oder andere nicht nur kannten, sondern auch früher bei der täglichen Büroarbeit selber
(be-)nutzten. Highlights waren eine mechanische Kurbel-Rechenmaschine bedienen konnte sie keiner -, eine Reiseschreibmaschine und die handtellergroßen Diktiergeräte aus den frühen 1960er Jahren, aber auch uralte Tageszeitungen, dabei und passend zur kommenden Bundestagswahl eine BILD-Zeitung aus jener Zeit, in der rot-grün mit Schröder und Fischer dem schwarz-gelben Lager gegenüberstanden (das war natürlich reiner Zufall!). Gleich nach dem Startschuss etwa um 14:00 Uhr - wurde es bei uns lebendig. Es waren mehr die älteren Semester, die länger bei uns weilten, aber auch junge Leute, denen wir erläuterten, mit welchen Hilfsmitteln man früher die Typenhebel einer Schreibmaschine säuberte. Stempel, Gummifinger zum Blättern, eine mechanische Briefwaage und Original-Streichholzschachteln für 5 Pfennige, Benzinfeuerzeuge und eine alte Zigarettenschachtel - ohne Warnhinweis - erinnerten daran, dass bei der täglichen Arbeit nicht nur die Köpfe rauchten. Nach „Eule 13“ ist vor „Eule 14“ natürlich haben wir heute noch keine konkreten Vorstelllungen, was wir im nächsten Jahr machen werden - aber es ist noch lange nicht alles abgegrast.... Fritz Schukat
10 Bilder von EULE 13
Die Aufbaumannschaft
Die Collagenwände
Es nimmt Formen an!
Das erste stromlose Tablet made in Germany (1932)
alle Fotos von U. Neveling
Ruhe vor dem Sturm!
Werbung muss sein,
Nachdem alles fein säuberlich aufgebaut war, konnten wir auch mal eine Pause machen und ein Stückchen Kuchen mit einer Tasse Kaffee genießen!
obwohl wir seit Jahren den kleinen Fraktionsversammlungsraum benutzen dürfen!
__ Ende
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Weihnachtslied Vom Himmel in die tiefsten Klüfte Ein milder Stern hernieder lacht; Vom Tannenwalde steigen Düfte Und hauchen durch die Winterlüfte, Und kerzenhelle wird die Nacht. Mir ist das Herz so froh erschrocken, Das ist die liebe Weihnachtszeit! Ich höre fernher Kirchenglocken Mich lieblich heimatlich verlocken In märchenstille Herrlichkeit Ein frommer Zauber hält mich wieder, Anbetend, staunend muss ich stehn; Es sinkt auf meine Augenlider Ein goldner Kindertraum hernieder, Ich fühl's, ein Wunder ist geschehn. Theodor Storm
Mit diesem schönen Weihnachtslied wünschen die Zeitzeugen Quickborn allen Lesern "Frohe Weihnachten und ein gesundes Neues Jahr 2014 Besonderer Dank geht an Frau Lange und Pastor Dr. Durst von der MLK, an die Damen der DANA-Pflegeheime, last but not least auch an Herrn Möller von der Stadtverwaltung Quickborn und herzlichst natürlich auch an all die Ungenannten, die uns in diesem Jahr so nett unterstützt haben ! Uwe Neveling, Fritz Schukat und Hans Meier für die Zeitzeugen Quickborn anno 2013
Entwurf .A. Lemster 2009
12 Liebe Leserin, lieber Leser, diese Geschichten wurden von den Mitgliedern der Quickborner Zeitzeugen aufgeschrieben. Es sind alles eigene Erlebnisse. Die meisten von uns gehören der Kriegskindergeneration an. Unsere Berichte erinnern an die Kriegsjahre, die wir erleben mussten. Wir erzählen aber auch, wie es uns in späteren Jahren erging und was aus uns geworden ist. Wir haben aufgeschrieben wie es war, als der erste schwarz-weiß Fernseher in der guten Stube flimmerte, wie wir uns fühlten, als wir unser erstes Auto stolz der Familie präsentierten. Wir haben über den 17. Juni 1953, den Mauerbau, die Teilung unseres Vaterlandes und die friedliche Wiedervereinigung geschrieben - weltpolitische Großereignisse, die wir miterlebt haben, anders erlebt haben. Wir sprechen gern unsere Altersgenossen an, wollen aber auch unsere Kinder und Kindeskinder an unseren Erinnerungen teilhaben lassen, denn was wir erlebt haben, steht so in keinem Geschichtsbuch.
Erinnerungstreffen: Wir treffen uns jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat von 10:00-12:00 Uhr im Freizeitraum der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Quickborn-Heide, Lornsenstraße 21-23.
Die nächsten Termine sind: Donnerstag, der 17.10.2013 Donnerstag, der 07.11.2013 Donnerstag, der 21.11.2013 Donnerstag, der 05.12.2013 Donnerstag, der 19.12.2013 entfällt Schnuppergäste sind willkommen, ob sie nur zuhören wollen oder erzählen möchten.
Impressum Das Leseheft „Quickborner Zeitzeugen“ erscheint vierteljährlich im Eigenverlag. Es wird kostenlos an Senioreneinrichtungen in und um Quickborn abgegeben. Zusammenstellung und Layout besorgte wieder der Redaktionsstab Uwe Neveling - Fritz Schukat - Hans Meier. Telefonisch zu erreichen unter 04106-74779 (Neveling) oder 04192-8190466 (Schukat). Briefpost an „Zeitzeugen Quickborn“ per Adr. MLK, Lornsenstr. 21-23, 25451 Quickborn, elektronische Post (eMail):
[email protected] Sie finden uns im Internet unter
www.zeitzeugen.bplaced.net Die Autoren sind im Sinne des Presserechts für den Inhalt ihrer Geschichten selbst verantwortlich. Die Redaktion behält sich jedoch vor, gegebenenfalls sinnentsprechende Änderungen bzw. Kürzungen vorzunehmen. Nachdruck oder Vervielfältigung sowohl fotomechanisch wie elektronisch, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung der Redaktion. Redaktionsschluss war der 03.10.2013 Auflage dieser Ausgabe 200 Stück