Integrationsseminar Citycheck Ravensburg

1 Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg Ausarbeitung der Ergebnisse von Lukas Pellny, Tim Maier, Fe...
Author: Miriam Falk
0 downloads 0 Views 4MB Size
1

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg Ausarbeitung der Ergebnisse

von Lukas Pellny, Tim Maier, Ferdinand Mittermeier, Corina Rempfer und Andrea Fachet

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

2

Inhaltsverzeichnis

1

Ausgangssituation/Situationsanalyse .........................................................................4 1.1

2

3

1.1.1

Geographische Lage .........................................................................................4

1.1.2

Bevölkerungsstruktur.........................................................................................5

1.2

Verkehrsanbindung und ÖPNV ................................................................................7

1.3

Stadtgliederung und Aufbau des Stadtkerns.............................................................9

1.4

Kultur und Sehenswürdigkeiten ..............................................................................11

1.5

Ravensburg als Wirtschafts- und Handelsstandort .................................................12

Innerstädtische Erfolgsfaktoren.................................................................................14 2.1

Sauberkeit ..............................................................................................................14

2.2

Sicherheit ...............................................................................................................16

2.3

Atmosphäre ............................................................................................................17

2.4

Möblierung des öffentlichen Raums........................................................................20

2.5

Verkehrsaufkommen und Parkplatzsituation...........................................................21

Branchen-Mix ..............................................................................................................24 3.1

Vorgehen und grundlegende Daten ........................................................................24

3.2

Oberstadt ...............................................................................................................25

3.2.1

Branchenvielfalt...............................................................................................25

3.2.2

Branchensegmente .........................................................................................28

3.3

Unterstadt...............................................................................................................29

3.3.1

Branchenvielfalt...............................................................................................29

3.3.2

Branchensegmente .........................................................................................32

3.4 4

Allgemeine Einordnung der Stadt Ravensburg .........................................................4

Gesamtbild des Branchenmix .................................................................................33

Empirie .........................................................................................................................34 4.1

Vorgehen ...............................................................................................................34

4.2

Erhebungsinstrument .............................................................................................34

4.3

Stichprobe ..............................................................................................................35

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

3

4.4 5

Ergebnisse der Befragung ......................................................................................36

Handlungsempfehlungen ...........................................................................................44 5.1

Vorgehen ...............................................................................................................44

5.1.1

Fußgängerzone ...............................................................................................44

5.1.2

Parksituation ...................................................................................................46

5.1.3

Shoppingzentrum Gänsbühl ............................................................................48

5.1.4

Sauberkeit und Sicherheit ...............................................................................49

5.1.4

Bahnhof/Leitsystem .........................................................................................50

5.1.5

Spielestadt Ravensburg ..................................................................................51

5.1.6

Branchenmix ...................................................................................................53

5.2

Resümee ................................................................................................................53

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

4

1

Ausgangssituation/Situationsanalyse Lukas Pellny

1.1

Allgemeine Einordnung der Stadt Ravensburg

1.1.1 Geographische Lage Ravensburg, auch bekannt als Stadt der Spiele oder Stadt der Türme und Tore, ist die größte Stadt des gleichnamigen Landkreises Ravensburg, welcher sich im äußersten Südosten Baden-Württembergs befindet. Die Stadt Ravensburg befindet sich im Südwesten des Landkreises und ist ca. 25 km vom Bodensee entfernt.

Geographische Lage der Stadt Ravensburg

1

Als große Kreisstadt bildet Ravensburg ein Oberzentrum der Region Bodensee-Oberschwaben.2 Die Region setzt sich aus dem Landkreis Ravensburg, dem Bodenseekreis und dem Landkreis Sigmaringen zusammen. Sie umfasst neben der oberschwäbischen Metropole Ravensburg die beiden Oberzentren Weingarten und Friedrichshafen sowie die Mittelzentren Überlingen, Pfullendorf, Sigmaringen, Bad Saulgau, Bad Waldsee, Leutkirch i.A. und Wangen i.A.3 1

In Anlehnung an: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/95/Lage_des_ Landkreises_ Ravensburg_in_Deutschland.png (Stand: 28.05.2014). 2 Vgl. http://www.ravensburg.de/rv/buergerservice-verwaltung/ (Stand: 28.05.2014). 3 Vgl. http://www.bodensee-oberschwaben.de/upload/2009_01_26_RVBO_RPlan_Raumstruktur_Ent wurf_zur_Anhoerung_212.pdf, S.9 (Stand: 29.05.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

5

Ober- und Mittelzentren der Region Bodensee-Oberschwaben

4

Die Region weist derzeit bei einer Größe von rund 3.500 km² ca. 615.000 Einwohner auf. Anhand von Faktoren wie einer niedrigen Arbeitslosigkeit, einer stetigen Zuwanderung und einem Geburtenüberschuss lässt sich Bodensee-Oberschwaben als eine Wachstumsregion charakterisieren. Sie zeichnet sich zudem durch eine hohe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bzw. große Innovations- und Zukunftsfähigkeit aus. 5 1.1.2 Bevölkerungsstruktur Die Stadt Ravensburg besitzt bei einer Fläche von 92,05 km² eine Gesamtbevölkerung von 48.915 Einwohnern. (Stand: 31.12.2012) 6 und ist damit bevölkerungsmäßig die 23. größte Stadt Baden-Württembergs. Die Bevölkerungsdichte der großen Kreisstadt liegt mit durchschnittlich 531 Einwohnern/km² deutlich über dem baden-württembergischen Landeswert von durchschnittlich 296 Einwohnern/km² (Stand: 31.12.2012).7

4

http://www.bodensee-oberschwaben.de/upload/Karte_Region_BO_251.jpg (Stand: 29.05.2014). Vgl. http://www.bodensee-oberschwaben.de/20_Region.RVBO?ActiveID=1027 (Stand: 29.05.2014). 6 Vgl. http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=1&U=99&T=99025010&E=GE&K=436&R=GE 436064 (Stand: 02.06.2014). 7 Vgl. http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=1&U=01&T=01515020&E=GE&K=436&R=GE 436064 (Stand: 02.06.2014). 5

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

6

Die Gesamtbevölkerung von Ravensburg nach Geschlecht umfasst insgesamt 23.790 männliche Stadtbürger und weibliche 25.125 Stadtbürgerinnen (Stand: 31.12.2012). 8 Das Durchschnittsalter der Stadtbevölkerung ist 42,8 Jahre, wobei das Durchschnittsalter der männlichen Stadtbürger 41,0 Jahre und das der weiblichen Stadtbürgerinnen 44,4 Jahre beträgt (Stand: 31.12.2012).9 Im Hinblick auf die Altersstruktur wohnen in Ravensburg 6.642 Unter-15-Jährige, 1.567 15- bis 18-Jährige, 4.363 18- bis 25-Jährige, 9.734 25- bis 40Jährige, 17.126 40- bis 65-Jährige sowie 9.483 Über-65-Jährige (Stand: 31.12.2012). 10 Auffallend an der Altersstruktur erscheint vor allem, dass rund 74,3% der Stadtbevölkerung (36.343 Einwohner) über 25 Jahre alt ist. Von der 48.915 Einwohner großen Stadtbevölkerung arbeiten insgesamt 18.035 Personen auch an ihrem Wohnort Ravensburg, darunter 1.019 Auszubildende (Stand: 30.06.2012). 11 Zum absoluten bzw. relativen Anteil der arbeitslosen Erwerbspersonen an der Stadtbevölkerung sind keine Daten vorhanden. Im Landkreis Ravensburg betrug jedoch im Jahresdurchschnitt 2013 die absolute Anzahl der Arbeitslosen 4.171 Erwerbspersonen bzw. die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen des Landkreises, 2,8%. 12 Im Jahr 2006 lag bei einer Gesamtanzahl von 23.985 Haushalten die durchschnittliche Haushaltsgröße in der Stadt Ravensburg bei 2,1 Personen.

13

Aktuelle Angaben zur

einzelhandelsrelevanten Kaufkraft bzw. dem Einzelhandelsumsatz pro Einwohner stehen lediglich für den Landkreis Ravensburg zur Verfügung. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Einwohner ist im Landkreis Ravensburg mit 5.646 € bzw. einem Indexwert von 99,8 innerhalb Deutschlands als leicht unterdurchschnittlich anzusehen (Stand: Mai 2014). Auch verglichen mit dem baden-württembergischen Landesschnitt ist die einzelhandelsrelevante Kaufkraft des Landkreises Ravensburg als eher gering zu bewerten. So beträgt in Baden-Württemberg die Einzelhandelskaufkraft pro Einwohner bei einem Indexwert von 104,4 durchschnittlich 5.906 € (Stand: Mai 2014).14

8

Vgl. http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=1&U=02&T=01035010&E=GE&K=436&R=GE 436064 (Stand: 02.06.2014). 9 Vgl. http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=1&U=02&T=01035100&E=GE&K=436&R=GE 436064 (Stand: 03.06.2014). 10 Vgl. http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=1&U=06&T=01035410&E=GE&K=436&R=GE 436064 (Stand: 03.06.2014). 11 Vgl. http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=6&U=02&T=03025044&E=GE&K=436&R=GE 436064 (Stand: 03.06.2014). 12 Vgl. http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=6&U=01&T=03033015&E=GE&K=436&R=GE 436064 (Stand: 03.06.2014). 13 Vgl. http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=1&U=07&T=99025080&E=GE&K=436&R=GE 436064 (Stand: 03.06.2014). 14 Vgl. https://www.stuttgart.ihk24.de/linkableblob/sihk24/standortpolitik/standort/fakten/wirtschaftsstat istik/ Statistik_nach_Themen/1385134/.15./data/Kaufkraftstatistik-data.pdf, S. 1 (Stand: 03.06.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

7

Der generierte Einzelhandelsumsatz pro Einwohner liegt im Landkreis Ravensburg bei 4.269 € bzw. bei einem Indexwert von 84,3 (Stand: Mai 2014). Ebenso wie die einzelhandelsrelevante Kaufkraft befindet sich auch der generierte Einzelhandelsumsatz des Landkreises unter dem baden-württembergischen Landesschnitt, welcher derzeit 5.047 € pro Einwohner bzw. 99,6 Indexwert beträgt (Stand: Mai 2014).15 1.2

Verkehrsanbindung und ÖPNV

Die Stadt Ravensburg bildet einen Kreuzungspunkt der Bundesstraßen B30, B32 und B33. Sie ist über die Autoauffahrten A7 und A8 bei Ulm sowie die Autoauffahrt A96 bei Wangen gut mit dem Auto oder Reisebus zu erreichen.16

Erreichbarkeit der Stadt Ravensburg mit dem Auto/Reisebus

17

Innerhalb von Ravensburg lässt sich mit dem Auto ohne größeren Aufwand eines der insgesamt acht Parkhäuser finden, die ausgewogen über die Stadt verteilt sind und die alle nah an der Innenstadt liegen. Fünf der Parkhäuser sind durchgehend geöffnet.

15

Vgl. https://www.stuttgart.ihk24.de/linkableblob/sihk24/standortpolitik/standort/fakten/wirtschaftsstat istik/ Statistik_nach_Themen/1385134/.15./data/Kaufkraftstatistik-data.pdf, S. 1 (Stand: 03.06.2014). 16 Vgl. http://www.leo-bw.de/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/20012/Ravensburg (Stand: 07.06.2014). 17 http://www.imta-bodensee.com/imta-veranstaltungen/2012-ravensburg/anreise/anreise-karte-ub-550. jpg (Stand: 07.06.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

8

Ein Parkleitsystem gibt zudem in Echtzeit darüber Auskunft, wie viele freie Plätze in den jeweils nahegelegenen Parkhäusern noch zur Verfügung stehen. Neben den acht Parkhäusern bietet die Stadt Ravensburg weiterhin 1.000 kostenlose Parkplätze westlich des Stadtkerns an. Die Ravensburger Innenstadt kann von dort aus in 10 Minuten erreicht werden.18 Für Reisebuse stehen insgesamt vier verschiedene Großparkplätze zur Verfügung, von denen sich zwei in der Nähe des Bahnhofs bzw. Busbahnhofs befinden. 19 Insgesamt kann festgehalten werden, dass in Ravensburg zahlenmäßig genügend Parkmöglichkeiten vorhanden sind, wenn auch diese nicht unmittelbar in der Innenstadt liegen. Obwohl das heutige Ravensburg nicht, wie ursprünglich einmal geplant, eine autogerechte Stadt

20

darstellt, ist dennoch zu sagen, dass die Fortbewegung mit dem Auto in Ravensburg

problemlos funktioniert und dass die Ravensburger Innenstadt insgesamt sehr autofreundlich gestaltet ist. Dies geht allerdings teilweise zu Lasten der Fußgänger. Nicht zuletzt, weil bis auf die nur wenige Meter lange Goldgasse im Süden der Innenstadt keine reine Fußgängerzone vorhanden ist. Durch die Bodensee-Oberschwaben-Bahn und den städtischen Bahnhof ist Ravensburg innerhalb der Region Bodensee-Oberschwaben sehr gut vernetzt. 21 Aber auch Besucher außerhalb der Region können durch den Ravensburger Bahnhof bequem mit der Bahn anreisen. Vom Bahnhof bis zur Innenstadt sind es in Ravensburg ca. sieben Minuten Fußweg. In direkter Nähe zum Bahnhof befindet sich der zentrale Busbahnhof. Von dort aus kann mit dem Stadtbus Ravensburg-Weingarten auch das in der Nähe von Ravensburg gelegene Oberzentrum Weingarten besucht werden. 22 Weingarten gehört ebenso wie die Stadt bzw. der Landkreis Ravensburg zum Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo). Dieser bietet unter anderem Tagesbusfahrkarten oder Bahn-Anschlussfahrkarten zu moderaten Preistarifen an und gewährt vergünstigte Gruppenpreise. 23 Die Fahrzeiten der Busse in Ravensburg erscheinen im Hinblick auf die Häufigkeit der Busfahrten angemessen. Allerdings fahren auf einigen der insgesamt 17 verschiedenen Buslinien die letzten Busse schon gegen 17 bzw. 18 Uhr, sodass hier noch Optimierungspotenzial bestehen könnte. Fairerweise muss jedoch dazu gesagt werden, dass auf den als wichtig zu erachtenden Buslinien, welche vom Busbahnhof direkt durch das Ravensburger Stadtzentrum führen, sowohl Montags bis Freitags als auch am Wochenende Busse bis in 18

Vgl. Ravensburg Einkauf | Gastronomie | Kultur 2014, S. 22f. Vgl. Ravensburg Einkauf | Gastronomie | Kultur 2014, S. 23. 20 Der Begriff „autogerechte Stadt“ bezeichnet ein Stadtplanungskonzept, bei welchem der ungehinderte Verkehrsfluss der Autos oberste Priorität hat. Vgl. http://www.hajekmuseum.de/glos sar/autogerechte-stadt (Stand: 07.06.2014). 21 Vgl. http://www.bob-fn.de/de/ueber-uns/ueber-uns/ueber-uns.php (Stand: 07.06.2014). 22 Vgl. http://www.stadtbus-rv-wgt.de/de/stadtbus/der_stadtbus/der_stadtbus.php (Stand: 07.06.2014). 23 Vgl. http://www.bodo.de/fahrscheine-preise/fahrscheine-preise.html (Stand: 07.06.2014). 19

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

9

die Nacht fahren. 24 Neben den Stadtbuslinien gibt es noch zwei Taxizentralen in Ravensburg. Die eine befindet sich am städtischen Bahnhof und die andere im Stadtzentrum am Marienplatz.25 Die Lage der Taxizentralen kann als optimal angesehen werden, da sich so Stadtbesucher einerseits vom Bahnhof in die Innenstadt bzw. andererseits von der Innenstadt zum Bahnhof oder zum Wohnort fahren lassen können Ein weiterer Aspekt der Verkehrsanbindung ist der nur knapp 20km von Ravensburg entfernte Flughafen Friedrichshafen, welcher unmittelbar an den Ravensburger Bahnhof angeschlossen ist. Durch diesen wird nationalen, aber auch internationalen Touristen ein Besuch in der Stadt der Spiele bzw. der Türme und Tore erheblich erleichtert. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Stadt Ravensburg eine sehr gute Verkehrsanbindung besitzt und dass die städtische Ausgestaltung des ÖPNV insgesamt einen durchdachten Eindruck macht. Hinterfragt werden könnte allerdings, ob die Autofreundlichkeit der Ravensburger Innenstadt nicht zu Lasten der Fußgänger geht und ob es sinnvoll ist, dass Buse auf einigen Buslinien nur bis 17 bzw. 18 Uhr fahren. 1.3

Stadtgliederung und Aufbau des Stadtkerns

Neben der Kern- bzw. Innenstadt, auf welcher der Fokus des Citychecks liegt, umfasst das gesamte Stadtgebiet Ravensburg auf einer Fläche von 9.200 ha noch die drei Ortschaften Eschach, Taldorf und Schmalegg.26 Die Ortschaft Eschach im Süden des Stadtgebiets war bis 1974 eine selbstständige Gemeinde. Sie mit rund 9.000 Einwohnern auf einer Fläche von ca. 2.558 ha die bevölkerungsmäßig größte Ortschaft Ravensburgs und einer der größten Ortschaften Baden-Württembergs. Eschach umfasst insgesamt acht verschiedene Wohnbezirke, die wiederum in 42 Wohnplätze unterteilt sind. 27 Die Ortschaft Taldorf, welche 1972 nach Anhörung der in der Gemeinde wohnenden Bürger in die Stadt Ravensburg eingegliedert wurde, ist mit einer Gesamtfläche von 2.581 ha die flächenmäßig größte Ortschaft Ravensburgs.28 Sie liegt im Südwesten des Stadtgebiets und umfasst vier Teilgemeinden mit 29 Wohnflächen sowie insgesamt 4.600 Einwohnern. Taldorf ist bekannt für seine idyllischen Naturlandschaften und bietet vielfältige Wandermöglichkeiten. 29 Schmalegg, die kleinste der 24

Vgl. http://www.stadtbus-rv-wgt.de/de/linien_und_fahrplaene/fahrplaene/fahrplaene.php (Stand: 09.06.2014) und Ravensburg Einkauf | Gastronomie | Kultur 2014, S. 103f. 25 Vgl. Ravensburg Einkauf | Gastronomie | Kultur 2014, S. 103f. 26 Vgl. http://www.ravensburg.de/rv/buergerservice-verwaltung/ (Stand: 10.06.2014). 27 Vgl. http://www.ravensburg.de/rv-wAssets/pdf/buergerservice-verwaltung/EschachOrtsbroschuere.pdf, S. 2 (Stand: 10.06.2014). 28 Vgl. http://www.ravensburg.de/rv-wAssets/pdf/buergerservice-verwaltung/Broschuere_Taldorf.pdf , S. 2f. (Stand: 10.06.2014). 29 Vgl. http://www.ravensburg.de/rv/buergerservice-verwaltung/ortschaft-taldorf/ (Stand: 10.06.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

10

drei Ortschaften, ist seit 1972 Teil der Stadt Ravensburg und umfasst im Westen des Stadtgebiets auf einer Fläche von ca. 1.912 ha insgesamt 43 Wohnflächen bzw. rund 2.100 Einwohner. Die Ortschaft wird auch als „Sonnenterrasse Ravensburgs“ bezeichnet, weil die Sonne dort aufgrund der Höhenlage länger scheint. 30 Die Kern- bzw. Innenstadt von Ravensburg kann durch das Stadtzentrum Marienplatz in eine Ober- und Unterstadt getrennt werden, was die folgende Stadtkarte veranschaulicht.

Aufbau der Kern- bzw. Innenstadt

31

Die Oberstadt bildet zusammen mit dem Marienplatz zu weiten Teilen die historische Altstadt von Ravensburg. Neben dem Stadtwahrzeichen, dem 51 Meter hohen „Mehlsack“-Turm sowie weiteren Türmen und Toren gehört auch das Einkaufszentrum Gänsbühl zur Ravensburger Oberstadt. Auf dieses wird im Kapitel „Branchen-Mix“ noch detaillierter eingegangen. Vorab kann jedoch schon festgehalten werden, dass das Einkaufszentrum Gänsbühl insgesamt weit unter seinen Möglichkeiten bleibt und dass es für Stadtbesucher derzeit vor allem die zahlreichen Fachgeschäfte sein dürften, welche die Oberstadt für einen Einkauf 30

Vgl. http://www.ravensburg.de/rv/buergerservice-verwaltung/ortschaft-schmalegg/ (Stand: 14.06.2014). 31 In Anlehnung an :http://eman.bplaced.net/Dateien/stadtplan/MeineWebseiten270308/stadt plan/srvintr1_8080/content/allgemeines/stadtplan.gif (Stand: 14.06.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

11

interessant machen. Die wichtigsten Straßen der Oberstadt bezüglich der Passantenfrequenz sind die Marktstraße, der Gespinstmarkt, die Roßbachstraße und Gänsbühl mit dem Einkaufszentrum. In der Unterstadt ist im Hinblick auf den Einzelhandel insbesondere die Bachstraße relevant. Diese breit angelegte Einkaufsstraße bildet eine Fortführung des Marienplatzes und hat den baulichen Charakter einer Fußgängerzone, obgleich die an die Bachstraße angeschlossene Goldgasse die einzige echte Fußgängerzone in Ravensburg ist. Weitere stark frequentierte Straßen sind die Adlerstraße und die Obere Breite Straße, die durch die Goldgasse mit der Bachstraße verbunden sind. 1.4

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Betrachtet man einschlägige Broschüren und Prospekte der Stadt Ravensburg, so fällt auf, dass die oberschwäbische Metropole aktiv versucht, sich als Spiele- und Kulturstadt zu vermarkten. Ihren Ruf als Spielestadt verdankt die Stadt Ravensburg dem weltbekannten Spielehersteller Ravensburger AG, der seinen Hauptsitz in Ravensburg hat und der zudem den Freizeitpark Ravensburger Spieleland betreibt, welcher sich zwischen Ravensburg und dem Bodensee befindet. Darüber hinaus gibt es in der Marktstraße das Museum Ravensburger, das zusammen mit dem Museum Humpis-Quartier, dem Kunstmuseum Ravensburg und dem Wirtschaftsmuseum Ravensburg das städtische Museumsviertel bildet.

32

Jährlich im

September findet in der Oberstadt das traditionelle Spielefest „Ravensburg spielt“ statt, bei welchem Spiele-Klassiker, Aktions-Spiele und die aktuellen Spieleneuheiten der wichtigsten Spielverlage kostenlos ausprobiert werden können. 33 Für Touristen mit Kindern bietet Ravensburg regelmäßig Aktionen an. Zum Beispiel eine Familien-Stadtrallye oder eine Museumsführung für Kinder. Die Hotellerie in der Spielestadt ist ganz auf Familien eingestellt, sodass Kinder in vielen Hotels kostenlos übernachten können. 34 Des Weiteren versteht es die Stadt Ravensburg ihren Ruf als Spiele- und Kinderstadt gekonnt mit den mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten vor Ort zu verbinden. So findet von April bis November jeden ersten Sonntag im Monat die

Kinderstadtführung

„Geheimnisvolle Türme“ statt, bei der Kinder entlang der Stadtmauer die Türme und Tore der Stadt erkunden können. 35 Die Stadtmaskottchen „Mehli“ und „Katzenliesele“, welche den 32

Vgl. Gastgeberverzeichnis 2013/2014 – Ravensburg Weingarten und Umgebung, S. 5-8. Vgl. http://www.wifo-ravensburg.de/ravensburg-spielt/ (Stand: 18.06.2014). 34 Vgl. Gastgeberverzeichnis 2013/2014. Ravensburg Weingarten und Umgebung. S. 8. 35 Vgl. Gastgeberverzeichnis 2013/2014. Ravensburg Weingarten und Umgebung. S. 8. und http://www.ravensburg.de/rv/veranstaltungen/?id=654 (Stand: 18.06.2014). 33

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

12

„Mehlsack“-Turm und den Schellenberger Turm in der nördlichen Oberstadt darstellen, führen in Kinderstadtplänen durch die Stadt oder vermitteln in Kindergeschichtsführern die Stadtgeschichte

36

und tragen dazu bei, die Stadt Ravensburg nachhaltig als Spiel-, Kinder-

und Kulturstadt zu positionieren.

Die Stadtmaskottchen Mehli und Katzenliesele

37

Neben dem „Mehlsack“-Turm und dem Schellenbergerturm gehören zum Stadtkern von Ravensburg insgesamt noch sieben weitere Türme und Tore sowie drei Kirchen. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Rathaus, das Kornhaus, das Lederhaus bzw. Seelhaus, das Ravensburger Spital und das bereits erwähnte Museumsviertel in der Marktstraße. 38 Die verschiedenen Türme, Tore, Kirchen und weiteren Sehenswürdigkeiten sorgen in Kombination mit den zahlreichen Fachwerkhäusern vor allem in der Oberstadt für eine angenehme Atmosphäre, die zum Bummeln und Flanieren einlädt. Aber auch die Unterstadt mit der St. Jodok-Kirche, dem gemalten Turm, dem Spitalturm, dem Untertor sowie der Bachstraße als Einzelhandelsmeile lockt zum Einkaufen und Entdecken. 1.5

Ravensburg als Wirtschafts- und Handelsstandort

Während innerhalb Baden-Württembergs der Landkreis Ravensburg mit einer Zentralitätskennziffer von 84,4 (Stand: Mai 2014) nicht unerhebliche Kaufkraftabflüsse zu verbuchen hat, 39 wird die Stadt Ravensburg mit einer Zentralitätskennziffer von 182,5 für das Gesamtstadtgebiet bzw. einer Zentralitätskennziffer von 328,4 für die Innenstadt (Stand: Keine

36

Vgl. 25 Jahre WIFO. Gemeinsam auf dem Ravensburger Weg. S. 15. http://www.wifo-ravensburg.de/typo3temp/pics/ca8be33ed7.gif (Stand: 18.06.2014). 38 http://www.ravensburg.de/rv/tourismus/stadt-der-tuerme/stadt-der-tuerme.php (Stand: 19.06.2014). 39 http://www.stuttgart.ihk24.de/linkableblob/sihk24/standortpolitik/standort/fakten/wirtschaftsstatistik/ Statistik_nach_Themen/1385134/.15./data/Kaufkraftstatistik-data.pdf, S.1 (Stand: 19.06.2014). 37

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

13

Angabe) nicht zu Unrecht als „Kaufhaus der Region“ bezeichnet. 40 Ravensburg hat als Wirtschafts- und Handelszentrum eine lange Tradition. Im Einzugsgebiet der Stadt, dem Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz, leben mehr als 500.000 Menschen. Täglich pendeln aus der Region Bodensee-Oberschwaben knapp 23.000 Personen in die oberschwäbische Metropole. 41 Als regionale Konkurrenzstadt des Wirtschafts- und Handelsstandorts Ravensburg muss insbesondere das geographisch nahgelegene Friedrichshafen angesehen werden, welche vor allem für seinen Luftschiffbau und seine Messeveranstaltungen bekannt ist. Überregionale Konkurrenzstädte sind Stuttgart, Ulm und München. Für den Wirtschafts- und Handelsstandort Ravensburg engagieren tut sich das im Jahr 1988 gegründete Wirtschaftsforum Pro Ravensburg (WIFO), welches als städtisches Netzwerk die Interessen von aktuell 315 Ravensburger Mitgliedsunternehmen vertritt.42 Durch branchenspezifische bzw. zweckgebundene Projektgruppen bietet das WIFO seinen Mitgliedern eine Austauschplattform und ermöglicht ihnen darüber hinaus neue Kontakte zu knüpfen sowie gemeinsame Aktivitäten umzusetzen. Seit 1995 arbeiten die Stadt Ravensburg und das WIFO als Initiative Ravensburg zusammen und betreiben unter dem Slogan „lieber Ravensburg“ gemeinsames Stadtmarketing. Das gemeinsame Stadtmarketing zielt schwerpunktmäßig darauf ab, Ravensburg als Einkaufsund Erlebnisstadt zu stärken und in seiner Identität als kinder- und familienfreundliche Spielestadt weiterzuentwickeln. Erklärte Ziele des Stadtmarketings sind, dass sich Bürger, Stadtbesucher und Wirtschaftreibende in Ravensburg wohl fühlen und ein attraktives Angebotsspektrum vorfinden.43 Nachdem in diesem Kapitel die Ausgangssituation der Stadt Ravensburg dargestellt und analysiert worden ist, wird in den beiden nachfolgenden Kapiteln beschrieben, inwieweit die erklärten Stadtmarketingziele der Initiative Ravensburg aus der Sicht von Stadtbesuchern schon erreicht worden sind. Hierzu werden die wichtigsten Straßen der Ober- und Unterstadt zunächst auf ihre Sauberkeit, Sicherheit, Atmosphäre und Möblierung sowie auf ihr Verkehrsaufkommen bzw. ihre Parkplätze hin bewertet. Anschließend wird die Vielfältigkeit bzw. Attraktivität des in der Ravensburger Innenstadt vorgefundenen Angebotsspektrums im Einzelhandel und in der Gastronomie untersucht. 40

Vgl. http://www.ravensburg.de/rv/wirtschaft-planen-bauen/wirtschaftsstandort/kurzportraitwirtschaftsstandort.php (Stand: 19.06.2014) und 25 Jahre WIFO. Gemeinsam auf dem Ravensburger Weg. Leiprecht, Winfried, S. 24. 41 Vgl. http://www.ravensburg.de/rv/wirtschaft-planen-bauen/wirtschaftsstandort/kurzportraitwirtschaftsstandort.php (Stand: 19.06.2014). 42 Vgl. http://www.wifo-ravensburg.de/wirtschaftsforum-pro-ravensburg/unternehmen-wifo/ (Stand: 19.06.2014) und http://www.wifo-ravensburg.de/wirtschaftsforum-proravensburg/mitglieder/mitgliederstruktur/ (Stand: 19.06.2014). 43 Vgl. http://www.ravensburg.de/rv/wirtschaft-planen-bauen/stadtmarketing/initiative-ravensburg.php (Stand: 19.06.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

14

2

Innerstädtische Erfolgsfaktoren Tim Maier

Im folgenden Kapitel sollen die Eindrücke, welche die Gruppe Ravensburg in der Stadt gemacht hat, vorgestellt werden. Dabei findet eine Untergliederung in die Bereiche Sauberkeit,

Sicherheit,

Atmosphäre,

Möblierung

des

öffentlichen

Raums

sowie

Verkehrsaufkommen und Parkplatzsituation statt. 2.1

Sauberkeit

Im Gesamten macht die Stadt Ravensburg einen sehr sauberen Eindruck. Lediglich Zigarettenreste sind häufiger anzufinden, wobei sich die Frage stellt, ob diese Tatsache gänzlich abzustellen ist. Hervorzuheben ist die Bachstraße, die sich nahezu makellos präsentiert und in der ausreichend Mülleimer vorhanden sind.

Bachstraße

Wohingegen der Gespinstmarkt keinerlei Mülleimer vorzuweisen hat und daher an stark frequentierten Tagen durchaus die Möglichkeit besteht, dass sich dort Abfall ansammelt. Jedoch war auch diese Straße am Beobachtungstag in einem sauberen Zustand.

Gespinstmarkt

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

15

In der Oberen Breiten Straße fehlen ebenso die Mülleimer, allerdings erscheint dies bei einer solch kleinen Gasse auch nicht zwingend notwendig. Darüberhinaus sind auch hier kaum Abfälle anzutreffen. Der insgesamt positive Gesamteindruck der Stadt im Hinblick auf die Sauberkeit lässt darauf schließen, dass zwei von der Stadt Ravensburg in Kooperation mit dem Wirtschaftsforum Pro Ravensburg durchgeführte Kampagnen ihre erhoffte Wirkung erreicht haben. Ziel des im Jahr 2012 gestarteten Projektes war eine Verbesserung der Sauberkeit im Allgemeinen durch einen höheren Aufwand für Stadtreinigung. Als problematisch wurde angesehen, dass teilweise Müll auf die Straßen geworfen wurde, die Mülleimer überfüllt waren und viele Zigarettenkippen auf dem Boden lagen. Letzteres wurde auch in den Beobachtungen als eines der wenigen kleineren Probleme angesehen. Im darauffolgenden Jahr sollte daher das Bewusstsein der Anwohner für das Thema Sauberkeit gestärkt werden, indem „jeder vor seiner Haustüre kehren soll“. Außerdem wurden im Rahmen der Kampagne 40 Mülleimer mit Aschenbechern ausgerüstet, um den Abfall mit Zigarettenresten zu reduzieren. Abschließend gab es 2013 noch eine große Putzaktion, an der Einwohner, Schulklassen und Vereine beteiligt waren. In diesem Jahr liegt der Fokus der Kampagne bei den Imbissbesitzern, bei denen Plastikmüll und Essensreste anfallen und teilweise auf die Straße geworfen werden, wodurch Ungeziefer angelockt wird. 44

„Jeder kehrt vor seiner Haustür“ „Eimer für alle!“

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Kampagnen durchaus ihre Wirkung gezeigt haben. Die Sauberkeit der Stadt Ravensburg ist sehr gut und nur wenige Details zu verbessern. Bei Ravensburg ist dies auch ein sehr wichtiges Kriterium, da die typische beschauliche und schöne Kleinstadtatmosphäre durch Schmutz und Abfall schnell ruiniert und somit das Wohlbefinden der Einwohner und Kunden der Einkaufsstätten negativ beeinträchtigt werden kann.

44

Vgl. http://www.wifo-ravensburg.de/projekte-und-service/aufenthaltsqualitaet/saubere-stadt/ (Stand: 12.06.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

16

2.2

Sicherheit

Punker am Marienplatz

Der erste Eindruck von Ravensburg wird beim Betreten durch das Stadttor am Marienplatz stark betrübt, da an dieser Stelle eine Gruppe Punker laut Musik hört, Bier trinkt und Ball spielt. Insbesondere auf ältere Personen wirkt dies in Verbindung mit den vielen Bettlern bedrohlich und auch insgesamt steht dies in großem Kontrast zu der ansonsten beschaulichen und idyllischen Stadt. Im Jahr 2011 wurden zwischen diesen Gruppen und der Polizei Spielregeln vereinbart, um auf friedlichem Wege miteinander leben zu können. So darf der Zugang zum Blaserturm nicht versperrt werden, Sport sollte nur in den Wiesen betrieben werden, das Betteln ist zu unterlassen und generell muss jegliche Art von Lärm minimiert werden. Zudem ist es verboten, größere Mengen Alkohol am Marienplatz zu lagern und der Platz muss in sauberem Zustand hinterlassen werden. 45 Das Team Ravensburg zweifelt jedoch daran, dass diese Regeln konsequent eingehalten werden und von der Polizei regelmäßige Kontrollen stattfinden. Problematisch ist sicherlich, dass auf der einen Seite Toleranz gegenüber solchen Gruppen gezeigt werden muss, um kein diskriminierendes Verhalten zu zeigen. Auf der anderen Seite vermittelt dieser erste Eindruck von Ravensburg eine Stadt, in der die Bewohner und Einkaufsgäste befürchten müssen, angebettelt und bepöbelt zu werden. Das verursacht ein Gefühl der Unsicherheit bei den Passanten und schadet dem Ruf der Stadt. Im Gespinstmarkt und der Roßbachstraße fällt auf, dass relativ wenige Straßenlaternen vorhanden sind, wodurch bei Nacht einige dunkle Ecken vorhanden sind. Auch diese Tatsache löst bei vielen Passaten ein Unwohlsein aus, da sie Angst davor haben müssen, bei Dunkelheit gefährlichen Personen zu begegnen. Im Hinblick auf die Sicherheit muss auch der Verkehr in der Stadt betrachtet werden.

45

Vgl. http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/ ravensburg/hintergrund-ravensburg/Die-Spielregeln;art473645,5084073 (Stand: 12.06.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

17

So ist am Marienplatz die Geschwindigkeit zwar auf 20 km/h reduziert, allerdings scheint dies die meisten Autofahrer nicht zu interessieren. Die schnellen Autos stellen somit durchaus eine Gefahr für die Passanten dar. Auch in der Marktstraße ist der Verkehr zu stark und erhöht die Gefahr von Unfällen. In der Bachstraße stellen die viel zu schnell fahrenden Busse ein Sicherheitsmanko dar. Neben der realen Gefahr von Verkehrsunfällen sorgt der Verkehr in der Innenstadt auch für ein unsicheres Gefühl bei den Anwohnern und Besuchern. Im Rahmen des geplanten neuen Wohngebietes Bezner Areal soll ein Verkehrskonzept vorgestellt werden, wodurch sich die genannten Probleme möglicherweise verbessern.

2.3

Atmosphäre

Ravensburg ist eine schöne, idyllische Stadt, deren Charme darin zu sehen ist, dass sie übersichtlich und beschaulich ist und aus vielen alten Fachwerkhäusern besteht. Die große Historie wird von den Bürgern auch gelebt, bspw. beim jährlichen Rutenfest, dessen Tradition bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Darüberhinaus gibt es jede Menge Tore und Türme in der Stadt, wobei insbesondere der Blaserturm und der Mehlsack – das Wahrzeichen Ravensburgs – zu nennen sind. Bei klarer Wetterlage kann von der sogenannten Veitsburg aus – der neuzeitliche Name der Ravensburg – sogar der Blick auf den Bodensee aus 525 Metern Höhe genossen werden. Dieser See hat auch eine ausgleichende Wirkung auf das Klima der Stadt, da er als Wärmespeicher dient und in den meisten Jahren für einen milderen Winter sorgt.

Blick von der Veitsburg – ehemals Ravensburg – auf die Stadt und das Umland

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

18

Am Marienplatz sorgen die vielen Cafés, Restaurants und Sitzmöglichkeiten für ein belebtes, aber dennoch gemütliches Ambiente. In der Roßbachstraße sind die Bäume, das kleine Bächlein und die urigen Gebäude hervorzuheben, was für die Passanten als sehr angenehm empfunden wird. Auch die Marktstraße wirkt durch die Fachwerkhäuser und die dort ansässigen Museen historisch. Die Bachstraße bietet schöne renovierte Häuser und nett angelegte Ruhezonen am Bächlein. Kleine enge Straßen wie die Goldgasse sind ebenso prägnant am Ravensburger Stadtbild. Die Adlerstraße ist im Hinblick auf die Atmosphäre zweigeteilt zu betrachten, da der obere Teil gemütlich und urig ist, der untere Bereich jedoch durch eine Baustelle und mickrige Grünanlagen als störend angesehen werden kann. Im Gesamten muss erwähnt werden, dass auch die in den vorherigen Kapiteln aufgezählten Aspekte auf die Atmosphäre der Stadt einwirken. So hilft die hohe Sauberkeit dabei, das gemütliche, beschauliche Kleinstadtambiente zu gewährleisten. Auf der anderen Seite verschlechtern die durch Punker, fehlende Beleuchtung und den Verkehr ausgelösten Unsicherheitsgefühle die Atmosphäre von Ravensburg.

Fachwerkhäuser, Blaserturm

Mehlsack

Untertor

Als Besonderheit hinsichtlich der Architektur Ravensburgs ist das Kunstmuseum zu sehen, welches im Jahr 2013 mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet wurde. 46

Architekturpreis 2013: Kunstmuseum Ravensburg

46

Vgl. http://www.competitionline.com/de/projekte/49888/per/post/67041 (Stand: 20.06.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

19

Die Obere Breite Straße ist vom im Mittelalter entstandenen Handwerk geprägt (Polsterei, Holzschnitzer, Pfeifenmacher), was den historischen Eindruck durch entsprechende Geschäftsformen abrundet. Wohingegen

das Einkaufszentrum

Gänsbühl in

starkem

Kontrast zur insgesamt sehr positiven Atmosphäre steht. Schließlich ist dieses Gebäude renovierungsbedürftig,

hat

einen

hohen

Leerstand

und

wenig

Grünanlagen

oder

Dekorationen. Hier kann definitiv vom „Schandfleck Ravensburgs“ gesprochen werden, der überhaupt nicht zum sonstigen Ambiente dieser Stadt passt.

Leeres Wasserbecken und unschöne Pflanze

Am Anwesenheitstag des Teams vermittelte Ravensburg zwar nicht eindeutig das Image einer Spielestadt, allerdings hat dies nachvollziehbare Gründe. Das Museum Ravensburg, ein Spielwarengeschäft sowie eine zum Spielen vorhandene Kugel ließen die Gruppe lediglich erahnen, dass dies einer der Hauptimageträger ist. Das hohe Verkehrsaufkommen in den Fußgängerzonen steht ebenso einem kinderfreundlichen Image entgegen. Was am Untersuchungstag jedoch verborgen blieb war, dass darüberhinaus in vielen Cafés und Restaurants Spielekisten für Kinder aufgestellt sind. Außerdem ist in der Oberstadt ein blauer Spielkegel vorhanden, der sich großer Beliebtheit erfreut 47 Das Symbol für die Spielestadt schlechthin ist für Außenstehende ohnehin das Ravensburger Spieleland, welches sich etwas außerhalb der Stadt befindet. Des Weiteren findet seit 25 Jahren ein Event statt, welches sich „Ravensburg spielt“ nennt und wo die große Spieletradition gepflegt wird.

47 Vgl. 25.06.2014).

http://www.ravensburg.de/rv/tourismus/stadt-der-spiele/stadt-der-spiele.php

(Stand:

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

20

Blauer Spielekegel

Spielekiste in einem Restaurant

„Ravensburg spielt“

Also dürfte im Großen und Ganzen genügend getan werden, um diese Spieleatmosphäre zu vermitteln. Schließlich muss dies insbesondere mithilfe des Ravensburger Spielelands geschehen, d.h. auch durch Werbung in anderen Städten.

2.4

Möblierung des öffentlichen Raums

Im Rahmen der Kapitel 3.1 und 3.2 wurden bereits die zur Stadtmöblierung gehörenden Mülleimer und Straßenlaternen beschrieben. Zu nennen sind hier noch die Sitzmöglichkeiten in der Innenstadt. Der Marienplatz ist ein populärer Treffpunkt in der Stadt und bietet ausreichend Sitzgelegenheiten wie auch die Bachstraße, in der sich diese Ruhezonen am Bächlein befinden. Generell sind die Bänke in gutem Zustand und ermöglichen daher eine komfortable Pause. Auch können die Ränder der verschiedenen Brunnen zum Sitzen genutzt werden. Die Straßenlaternen sind entweder an Seilen befestigt und leuchten an diesen Stellen die ganze Straße aus oder sie stehen in schlichter Form und schwarzer Farbe seitlich.

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

21

Sie fügen sich mit ihrem Design gut in das urige und historische Stadtbild ein. Die Bäume sind zum Schutz mit Gittern ausgerüstet und es gibt in Töpfen gepflanzte kleine Hecken zur Verschönerung des Stadtbildes. Diese grünen Anlagen in Verbindung mit dem Bächlein und mehreren Brunnen verleihen der Stadt ein freundliches und naturnahes Wohlfühlambiente, weshalb dieser Aspekt unmittelbar mit dem vorherigen Kapitel zusammenhängt. Zudem sind für die Fahrradfahrer einige Abstellmöglichkeiten vorhanden.

Marienplatz mit Brunnen und Bäumen

2.5

Verkehrsaufkommen und Parkplatzsituation

Neben der bereits beschriebenen Verkehrssicherheitsproblematik sollen in diesem Kapitel der generelle Verkehr und die Parkplatzsituation beschrieben werden. Kritiker bemängeln, dass es kein Gesamtverkehrskonzept in Ravensburg gibt und immer nur die Autos in die Überlegungen miteinbezogen werden. Bei der Haushaltsbefragung (nicht die Erhebung des Team Ravensburg) wurde sogar deutlich, dass die Einwohner den Verkehr als die größte Problematik der Stadt ansehen. 48 Als Parkmöglichkeiten bietet die Stadt Ravensburg insgesamt acht Parkhäuser, die alle über das Verkehrsleitsystem bis zu einer maximalen Höhe von 2,00m befahrbar sind. Diese beinhalten zusammen 27 behindertengerechte Stellplätze. Zusätzlich gibt es sieben gebührenfreie Parkplätze, die annähernd 2000 PKWs Platz bieten.

48

Vgl. http://www.schwaebische.de/region_artikel,-%E2%80%9ERavensburg-hat-einAutokonzept- kein-Verkehrskonzept%E2%80%9C-_arid,5339838_toid,535.html (Stand: 23.06.2014).

22

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

Parkhäuser in der Ravensburger Innenstadt

Für Reisebusse ist die Altstadt gesperrt, es sind jedoch 14 Parkplätze an vier verschiedenen Standorten rund um die Innenstadt vorhanden, sodass diese in kürzester Zeit zu Fuß erreichbar ist.

Busparkplätze rund um die Ravensburger Innenstadt

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

23

Darüber hinaus runden acht Parkplätze für motorisierte Zweiräder – also Motorräder und Motorroller – die Parkmöglichkeiten ab. 49 Rein objektiv betrachtet ist das Parken in Ravensburg im Vergleich zur Region am teuersten. Lediglich in Ulm werden ähnliche Preise ausgerufen, weshalb die Gefahr besteht, dass manche Einkaufsgäste lieber in umliegende Städte ausweichen. Wirtschaftsexperten der Stadt gehen allerdings davon aus, dass hauptsächlich die Attraktivität der Einkaufsangebote als Lockmittel dienen und die Parkgebühren bei entsprechend attraktiver Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomie eher unbedeutend sind. 50 Wie die Verkehrsteilnehmer selbst die Parkmöglichkeiten und Preise der Stadt beurteilen, wird im Kapitel 4 im Rahmen der Empirie beschrieben. Ebenso werden in Kapitel 5 die verschiedenen Parktarife von Ravensburg präsentiert und entsprechende Handlungsempfehlungen direkt anschließend daraus abgeleitet. Während in diesem Kapitel die subjektiven Einschätzungen der Gruppe Ravensburg beschrieben sind, sollen im folgenden Teil der Ausarbeitung die im Rahmen der Empirie ermittelten Meinungen der befragten Personen präsentiert werden.

49

Vgl. http://www.ravensburg.de/rv/buergerservice-verwaltung/ parken-verkehr/parken-in-ravensburg.php (Stand: 25.06.2014). 50 Vgl. http://www.schwaebische.de/region_artikel,-ParkgebuehrenRavensburg-ist-Spitzenreiter-_arid,5532126_toid,535.html (Stand: 20.06.2014).

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

24

3

Branchen-Mix Ferdinand Mittermeier

In diesem Kapitel soll das Handelsangebot der Stadt Ravensburg genauer betrachtet werden. Dazu wurden bei der Standortanalyse die wichtigsten, bereits im zweiten Kapitel genannten, Straßen hinsichtlich des Branchen-Mix untersucht. 3.1

Vorgehen und grundlegende Daten

Die sich anschließende Analyse erfolgt hierbei in zwei Schritten: Der erste Teil soll die Präsenz vieler verschiedener Branchen, also die Branchenvielfalt in der Stadt Ravensburg veranschaulichen. Dazu liegen als Basis folgende Daten der WIFO aus dem Jahre 2013 vor 51: Handel 41 % Dienstleister und freie Berufe 41 % Gastronomie 8 % Handwerk 6 % Industrie 2 % Sonstige 2 %

Nachfolgend soll dargelegt werden, welche Branchensegmente von Ramsch bis Luxus abgedeckt sind. Dabei kann zwischen Discount, untere Mitte, gehobene Mitte, Premium und Luxus unterschieden werden. Die Geschäfte, die nur schwer einem Segment zuzuordnen sind, werden unter dem Begriff „unbestimmt“ zusammengefasst. Weiterhin ist zu sagen, dass bei der Analyse, der Stadtgliederung (vgl. 1.3) folgend, in Oberund Unterstadt unterteilt wurde. Bei den untersuchten neun Straßen handelt es sich um die hochfrequentierten und von der Stadt als beliebtesten ausgeschriebenen Einkaufsmeilen. Diese verkörpern somit die A- bzw. B- Lagen in Ravensburg (vgl. 1.3).52

51 52

Vgl. Wirtschaftsforum Pro Ravensburg, 2013, S. 5. Müller, E., 2014, Expertengespräch am 30.04.2014.

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

25

A- und B- Lage der Innenstadt

Wie der Abbildung zu entnehmen ist, befindet sich die Oberstadt mit der Marktstraße, dem Gespinstmarkt, der Roßbachstraße und dem Einkaufszentrum in Gänsbühl in der B-Lage. Zur Oberstadt ist neben der Bachstraße, Goldgasse, Adlerstraße und der Obere Breite Straße in B-Lage auch der Marienplatz in absoluter A-Lage zu zählen. 3.2

Oberstadt

3.2.1 Branchenvielfalt Ausgehend von dem Marienplatz, der Stadtmitte, führt die Marktstraße zu dem Museum Ravensburger. Nicht nur durch die im Punkt 2.3 genannten Fachwerkhäuser sondern auch durch das Einzelhandelsangebot zieht diese Straße die Menschen regelrecht an. So zeigen moderne Modehäuser wie „More & More“ und gut sortierte Fachgeschäfte wie „Schuhmoden Simon“, was gerade noch über die Laufstege der Mode-Metropolen lief. Aber auch Raumausstatter wie „Das Atelier“ oder einfache Buchhändler wie die Immanuel Buchladen GmbH sind hier zu finden. Parallel zu dieser Straße verläuft der Gespinstmarkt, der in die Roßbachstraße Das Atelier

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

26

übergeht und letztlich in Gänsbühl beim Einkaufszentrum mündet. Auf dieser Strecke sind neben Modegeschäften wie „Vero Moda“ auch Vertreter der Branchen Wohnaccessoires (z.B. „Mandala“), Lederwaren (z.B. „Frede“) und Juweliere (z.B. „Schatztruhe“) angesiedelt. Vero Moda

Verzehrt wird dieses positive Bild jedoch am Ende der Roßbachstraße. Das Einkaufszentrum in Gänsbühl, welches bereits im zweiten Kapitel als „Schandfleck Ravensburgs“ bezeichnet wurde, besitzt zwar aktuell noch 12 Fachgeschäfte 53, leidet jedoch unter den vielen Leerständen und dem renovierungsbedürftigen Gebäude.

Einkaufszentrum von außen

Einkaufszentrum von innen

Man sollte schnellstens eine Lösung finden, das Einkaufszentrum aufzupeppen, da doch auch sehr attraktive Angebote wie z.B. Herren- und Kindermode mit K&L Ruppert oder der Schmucksektor mit dem Geschäft Bijou Schmuck und Uhren vorhanden sind. Diese können aufgrund der äußeren Umstände jedoch nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen und verlieren dadurch womöglich auch ihre. Kunden. Die Aussagen der Ladenbesitzer untermauert diese These eindeutig. Welche Ausbaumöglichkeiten hinsichtlich der Branchenvielfalt noch bestehen, soll die diesbezügliche Analyse zeigen. Wie eben mit Beispielen gezeigt wurde, ist in der Oberstadt mit den Bereichen Mode, Möbel bzw. Raumausstattung, Buchhandel wie auch Schmuck oder Lederwaren ein sehr breites Einzelhandelsangebot von Fachgeschäften gegeben. Natürlich dürfen hier die Gastronomie, der Lebensmitteleinzelhandel, Dienstleistungen wie z.B. Friseure, Banken oder Druckereien sowie Drogerien nicht vernachlässigt werden, da diese ebenfalls in der Oberstadt vorhanden sein sollten. So sind z.B. in der Marktstraße eine Bäckerei, in der Roßbachstraße eine Kaffee-Rösterei und am Gespinstmarkt ein Reisebüro vorzufinden. 54 Für den Genießer

53 54

Vgl. http://www.oeffnungszeitenbuch.de/gaensbuehl-center.html (Stand: 24.06.2014). Vgl. Initiative Ravensburg, 2014, S. 65 ff.

27

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

regionaler und mediterraner Köstlichkeiten halten auf den Wochen- und Bauernmarkt auch mehr als 100 Stände ein entsprechendes Angebot bereit.

Wochenmarkt in Ravensburg

Kaffee-Rösterei Cafésito

Diese ersten Eindrücke und Informationen lassen eine gute Branchenvielfalt mit unterschiedlichen Preis-segmenten vermuten. Zusammenfassend ist jedoch zu sagen, dass in der Oberstadt hauptsächlich Fach-geschäfte angesiedelt sind.

Eine genauere Analyse ergab dazu folgendes Ergebnis:

Branchenvielfalt der Oberstadt

Das Diagramm zeigt die verschiedenen Branchen auf der Vertikalen. Jeder Straße ist eine Farbe zugeordnet (siehe Legende) wodurch auf der Horizontalen die Menge der jeweiligen Branche abgelesen werden kann. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Bereiche Gastronomie, Bekleidung und Dienstleistung in allen vier Straßen der Oberstadt vorhanden

28

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

sind. Dies ist sehr positiv und stellt Ravensburg auch als eine Stadt dar, in der man gut shoppen, bummeln und auch mal länger Zeit verbringen kann. Zu bemängeln ist jedoch der zu geringe Anteil an Lebensmitteleinzelhändlern sowie vor allem auch das Fehlen eines Spielwarengeschäftes, was für die „Spielestadt“ wohl eher untypisch erscheint. Als absoluter Hot Spot ist hier die Marktstraße zu nennen, welche außer dem Spielwarensektor alle für die Untersuchung relevante Branchen abdeckt. Jedoch sollte man genau an diesem Standort weiterhin überlegen, ob aufgrund der Nähe zum Museum Ravensburger hier ein Spielwarengeschäft doch Sinn machen würde. Des Weiteren sollte, wie oben bereits erwähnt, das Einkaufszentrum zu einem Besuchermagnet gemacht werden, indem man z.B. viele verschiedene Branchen, im Sinne eines Kaufhauses, gewährleistet. Auch die Problematik des Lebensmitteleinzelhandels könnte damit gelöst werden. 3.2.2 Branchensegmente Ordnet man nun die vorhandenen Geschäfte der jeweiligen Straße den entsprechenden Branchensegmenten zu, ergibt sich folgendes Ergebnis:

Verteilung Branchensegmente Oberstadt

Das Diagramm zeigt die Segmente beginnend von Discount bis Luxus, wie auch die Geschäfte, die nicht zugeordnet werden konnten, auf der Vertikalen. Jeder Straße ist wieder eine Farbe zugeordnet (siehe Legende) wodurch auf der Horizontalen die Präsenz des jeweiligen Segments pro Straße abgelesen werden kann. Daraus lässt sich folgern, dass in der Oberstadt die gehoben Mitte am stärksten vertreten ist, während der Discount nur wenig

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

29

Präsenz

aufweist

und

das

Luxussegment

schlichtweg

gar

nicht

vorhanden

ist.

Hervorzuheben ist hier auch wieder die Marktstraße, die mit der unteren und gehobenen Mitte, dem Premium- Segment und den nicht zuordnungsfähigen Einzelhändlern zumindest vier Bereiche abdeckt. Jedoch kann zusammenfassend gesagt werden, dass eine gute Segmentdeckung vorliegt, die für jeden Haushalt entsprechende Angebote bereitstellt. Da die Segmentanalyse noch Potenzial hinsichtlich der Bereiche Discount und Luxus aufzeigt, sollte geklärt werden, inwieweit ein Ausbau in diese Richtungen überhaupt erwünscht bzw. die Nachfrage dahingehend entsprechend vorhanden ist. Nachdem nun die Oberstadt analysiert wurde, soll nun die Unterstadt mit dem Marienplatz, Bachstraße, Goldgasse, Adlerstraße und Obere Breite Straße hinsichtlich des Branchen-Mix fokussiert werden. 3.3

Unterstadt

3.3.1 Branchenvielfalt Wie in 3.2.1 bereits erläutert wurde, handelt es sich bei dem Marienplatz um das Zentrum der Ravensburger Innenstadt. Gemeinsam mit der Bachstraße, welche zum Untertor führt, bildet er die A- Lage der Stadt. Neben Fachgeschäften wie der Stauber- Elektro GmbH, Nabholz Lederwaren und Reischmann, dem Fachgeschäft schlechthin in Ravensburg, sind hier auch Filialisten wie Benetton oder die Fielmann AG & Co. KG zu finden. Reischmann, das Mode-Monopol der Stadt sozusagen, ist mit mehreren Geschäften vertreten. Allein in der Bachstraße sind drei Läden (Jeans Reischmann, Sport Reischmann und Mode Reischmann) dieses Fachgeschäfts angesiedelt. So posititv diese große Präsenz für

die

Stadt

aus

handels-

bezogener Sicht auch sein mag, muss hinzugefügt werden, dass sich, den Befragungen zufolge, Jeans Reischmann auch viele Bürger und Touristen

Sport Reischmann

Mode Reischmann

aus näherer Umgebung eine Alternative zu Reischmann wünschen würden (vgl. auch Kapitel 4). Neben der Modebranche bietet der Marienplatz mit einem Juwelier, einer Papeterie und oder einem Buchhandel (RavensBuch GmbH) auch noch weitere Handelsangebote. Sogar die kleinen Besucher werden durch das Spielwarengeschäft „Spiel + Freizeit Schinacher“ zum Einkaufen eingeladen.

30

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

Von der Bachstraße aus führt die Goldgasse Richtung Westen zur Adlerstraße und der Obere Breite Straße und somit in die B-Lager der Unterstadt. In der Goldgasse, der einzigen wirklichen Fußgängerzone in Ravensburg, ist ein weiterer Juwelier (Bartels), ein weiteres Sportgeschäft mit PEAKSTORE Ravensburg und ein Fachgeschäft für Fahrräder (Zweiradhaus Amann) zu finden. Während die Adlerstraße bei den qualitativen Erfolgsfaktoren nicht allzu gut abschneidet (vgl. Punkt 2.3) hat sie aus Handelsicht doch einiges zu bieten. Neben zwei Schuhfachgeschäften und einem Modegeschäft lockt unter anderem das Geschäft „Claudia Scheck, Küche und Genuss“ mit entsprechender Feinkost, sowie „AMICA – Pafümerie Bittel“ mit sinnlichen Düften und schließlich der Filialist „Vom Fass“ mit gutem Wein, Essig und Öl.

Eine andere Welt betritt man ab der Oberen Breite Straße, da diese sehr vom Handwerk geprägt ist und deshalb auch bereits im vorherigen Kapitel als innerstädtischer Erfolgsfaktor beschrieben wurde. So lassen die Hörgeräte Müller GmbH, das Nähzentrum

AMICA - Pafümerie Bittel

Ravensburg sowie Petra Gehrke als Schuhmacherin das schon zu oft in Vergessenheit geratene Handwerk wieder aufleben. Jedoch ist die Modebranche auch hier bereits mit Fachgeschäften bzgl. Hutmode, Unterwäsche und sogar englischer Mode und Schuhwerk (SeilMarschall)

angekommen.

Zudem

wird

diese

Straße auch den Wünschen nach Wohn- und Gartenkultur, Wohnaccessoires und Raumausstattung

mit

entsprechenden

Fachgeschäften

Petra Gehrke- Schuhmacherin

gerecht. Nicht zu vergessen sind auch hier wieder die Branchen Gastronomie und Dienstleistungen, die auch in der Untersadt gut vertreten zu sein scheinen. So sind auch in diesem Bereich Banken, Kosmetikstudios

oder

Reinigungen

sowie

ausreichend Restaurants, Hotels und Cafés zu Cafébar Central am Marienplatz

finden.

31

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

Die Auswertung zur Branchenvielfalt in der Unterstadt spiegelt sich dabei in folgendem Diagramm wider:

Branchenvielfalt der Unterstadt

Das Schaubild ist genauso angeordnet wie das Diagramm zur Auswertung der Oberstadt. Wie deutlich zu erkennen ist, sind auch in der Unterstadt die Branchen Gastronomie, Bekleidung und Dienstleistung in allen untersuchten Straßen am stärksten vertreten. Der Schmucksektor ist noch an drei der fünf Standorte zu finden, während die Präsenz der anderen Bereiche durchgehend mager ausfällt. Sehr zu bemängeln ist auch hier wieder die Anzahl der Lebensmitteleinzelhändler sowie der Spielwarenfachgeschäfte. Lediglich am Marienplatz ist ein Spielwarengeschäft anzutreffen. Auch hier stellt sich wiederum die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre z.B. in der Bachstraße ein weiteres Fachgeschäft dieser Branche anzusiedeln, um speziell in der A-Lage nochmal dem Image Ravensburgs als Spielestadt gerecht zu werden. Hinsichtlich des Lebensmitteleinzelhandels sollte definitiv in der Ober- wie auch Unterstadt etwas getan werden.

32

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

3.3.2 Branchensegmente Wie bei der Oberstadt soll nun auch beim unteren Stadtteil die Abdeckung der unterschiedlichen Branchensegmente genauer betrachtet werden. Auch hier zeigt ein Diagramm das Ergebnis der Auswertung:

Verteilung Branchensegmente Unterstadt

Ähnlich dem Ergebnis der Oberstadt, sind auch hier die Segmente untere und gehobene Mitte am breitesten aufgestellt, wobei die untere Mitte die Nase leicht vorne hat. Sehr positiv auffallend ist die zufriedenstellende Anzahl an Discountern, da diese in der Oberstadt nur mäßig ausfällt. Das Luxussegment ist den Auswertungen zufolge in der gesamten Innenstadt fast gar nicht zu finden. Das Diagramm zeigt zudem deutlich, dass die Bachstraße eine absolute A-Lage darstellt, da diese von Niedrig- bis Hochpreissegment alle Bereiche abdeckt. Auch der Marienplatz weißt diesbezüglich ein großes Leistungsspektrum auf. Auch hier kann gefolgert werden, dass eine gute Segmentdeckung vorliegt und lediglich der Luxusbereich Optimierungspotenziale aufwirft.

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

33

3.4

Gesamtbild des Branchenmix

Wie den vorangegangenen Analysen bzgl. der Branchenvielfalt zu entnehmen ist, weißt Ravensburg eine hohe Anzahl an Fachgeschäften vor allem im Modebereich auf. Filialisten wie „Vom Fass“ in der Adlerstraße oder die „Fielmann AG & Co. KG“ sind nur vereinzelt anzutreffen. Die Präsenz des Handwerks wie sie z.B. durch die Schuhmacherin Petra Gehrke gegeben ist ergänzt die im Punkt 2.3 dargestellte idyllischen Atmosphäre durch die traditionellen Fachwerkhäusern und dem allgemeinen Kleinstadtambiente. Auch hinsichtlich der Preissegmente ist die Stadt Ravensburg, welche sich größtenteils in der unteren und gehobenen Mitte bewegt, jedoch auch ausreichend Discount- und Premiumangebot zu bieten hat, gut aufgestellt. Auffällig war jedoch, dass wenig bis gar keine Textileinzelhändler wie H&M oder Zara sowie Textildiscounter wie z.B. New Yorker, speziell für jüngere Kunden vorhanden sind. An drei Ecken sollte jedoch noch gearbeitet werden, um das Stadtbild weiter zu verschönern. Das Einkaufszentrum ist dringend zu

renovieren und mit einer entsprechenden

Branchenvielfalt auszuschmücken, die die Kunden anzieht. Sinnvoll wäre auch aus handelsspezifischer Sicht, Ravensburg noch besser als Spielestadt zu profilieren. Zuletzt muss der Mangel an Lebensmitteleinzelhändlern aufgehoben werden. Nachdem die Bewertung des Branchen-Mix in der Stadt Ravensburg abgehandelt wurde, sollen nun die Ergebnisse der Empirie bezüglich der Verkehrsanbindung, des öffentlichen Raums und des Einzelhandel- und Gastronomieangebots vorgestellt werden.

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

34

4

Empirie Corina Rempfer

In Kapitel vier dieser Arbeit wird die Empirie des Citychecks in Ravensburg betrachtet. Hierfür wird zu Beginn dieses Kapitels die Vorgehensweise der empirischen Forschung erläutert. Ebenfalls wird das Erhebungsinstrument vorgestellt und die Stichprobe untersucht. Anschließend werden die Ergebnisse präsentiert. 4.1

Vorgehen

Die Dauer und Durchführung der empirischen Forschung wurde auf einen Tag festgelegt. Bei der Stichprobengewinnung der Empirie wurde wie folgt vorgegangen: Der Citycheck in Ravensburg wurde mit Hilfe eines Fragebogens durchgeführt. Die Probanden wurden zufällig ausgewählt, indem die Studierenden verschiedene Passanten der Ravensburger Innenstadt ansprachen und diese anschließend einzeln interviewten. Dabei war es die Aufgabe der Studierenden jede Frage und Antwortvorgabe exakt wörtlich und vollständig vorzulesen. Bei Verständnisproblemen der Probanden wurde die gesamte Frage genau wiederholt. Antworteten die Probanden häufiger als drei Mal mit „weiß nicht“ oder „keine Angabe“, sollte die Befragung freundlich beendet werden. Die Durchführung und damit Beantwortung des gesamten Fragebogens nahm pro Proband etwa zehn Minuten in Anspruch. 4.2

Erhebungsinstrument

Das Erhebungsinstrument der Empirie stellt der Fragebogen, 55 des Kooperationspartners Handelsverband Baden-Württemberg e.V. in Stuttgart, dar. Der Fragebogen setzt sich aus insgesamt 13 Fragen zusammen. Die Konstruktion des Fragebogens basiert auf offenen Fragen,

geschlossene

Fragen

mit

vorgegebenen

Antwortmöglichkeiten

und

auf

Intervallskalen. Bei den Intervallskalen wird die jeweils zutreffende Einstellung auf einer Fünfer-Skala vermerkt. Eine durchschnittliche Bewertung in der Mitte ist daher möglich. Ebenfalls kann der Proband eine ausweichende Antwortmöglichkeit „keine Angabe“ wählen. Frage eins ist die umfangreichste Frage des Erhebungsinstruments und beschäftigt sich mit den Bereichen Verkehrsanbindung, öffentlicher Raum, sowie Einzelhandel und Gastronomie der Stadt Ravensburg. Frage zwei und drei gehen auf die Geschäfte der Stadt Ravensburg ein. In Frage vier werden zwei Statements überprüft. Frage fünf erarbeitet die Gründe für die Anwesenheit der Probanden in der Innenstadt Ravensburg. In Frage sechs werden die Probanden nach deren Wohnort, der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer in der Innenstadt, 55

Vgl. Anlage

Integrationsseminar – Citycheck Ravensburg

35

der Anreise und nach weiteren Einkaufsgelegenheiten gefragt. Frage sieben setzt sich mit den Einkaufsangeboten der Stadt Ravensburg auseinander. Im abschließenden Teil des Fragebogens, den Fragen acht bis dreizehn werden die Probanden zu ihrer eigenen Person befragt. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf den Aspekten: Geschlecht, Bildungsabschluss, Berufsgruppe, Haushaltsgröße und Netto-Haushaltseinkommen. 4.3

Stichprobe

Die Stichprobengröße setzt sich aus der Anzahl aller befragten Probanden zusammen. Die angestrebte Stichprobenanzahl orientiert sich an den Vorgaben der Professoren des Integrationsseminars und wurde auf einen Umfang von 80 bis 100 Probanden bzw. Befragungen festgelegt. Die tatsächliche Stichprobenanzahl der Empirie umfasst insgesamt nur 65 Probanden. Die Differenz ist auf das regnerische Wetter, das einen äußerst wichtigen Einflussfaktor für eine erfolgreiche Befragung darstellt, zurückzuführen. Von den insgesamt 65 Probanden sind 71 Prozent aller Befragten weiblich und 29 Prozent männlich. Bei Betrachtung der Altersstruktur aller Probanden stellt die Altersklasse 18-30 Jahre den größten Anteil an der Grundgesamtheit dar. Auch die Altersklassen unter 18 Jahre und zwischen 51 und 65 Jahren sind mit 21,6 bzw. 16,9 Prozent ausreichend stark vertreten. Die Altersklassen 31 bis 50 Jahre und über 65 Jahre hingegen stellen mit 4,6 bzw. 6,1 Prozent einen deutlich geringeren Anteil an der Grundgesamtheit dar.

Altersklassen 6% 17% 5%

6%