Integration einmal anders

Integration – einmal anders Das BG/BRG/SRG Lerchenfeldstr. 22 in Klagenfurt (Schullogo) möchte anlässlich des „Jahres der Menschen mit Behinderung“ e...
3 downloads 0 Views 2MB Size
Integration – einmal anders Das BG/BRG/SRG Lerchenfeldstr. 22 in Klagenfurt (Schullogo) möchte anlässlich des

„Jahres der Menschen mit Behinderung“ ein Integrations-Projekt vorstellen, das seit 11 Jahren mit großem Erfolg durchgeführt wird und eine eher unkonventionelle Art von Integration darstellt. Zwischen der Heilstättenschule 2 in Klagenfurt, die mehrfach behinderten Kindern Schulausbildung und Heimbetreuung ermöglicht, und verschiedenen Klassen unserer Schule entwickelte sich im Lauf vieler Jahre ein äußerst erfreulicher, freundschaftlicher und für beide Seiten konstruktiver Kontakt. Ausgelöst wurde diese Beziehung durch einen Folder, der das Schicksal behinderter Kinder zum Inhalt hatte. Mittlerweile wird das Projekt auf beiden Seiten mit der dritten beteiligten Klasse durchgeführt. Als Organisatorin und Betreuerin dieser zwanglosen Treffen kann ich auf zahlreiche erfüllende Begegnungen behinderter mit nicht nicht behinderten Kindern/Jugendlichen zurückblicken, die alle Beteiligten nicht missen möchten.

Wie sieht nun diese etwas andere Art von Integration aus? Eine nach verschiedenen Kriterien (z.B. sozialem Verhalten) ausgesuchte Klasse des LerchenfeldGymnasiums wählt eine Partnerklasse der Heilstättenschule aus und begleitet sie durch mehrere Jahre. Ein kleiner chronologischer Überblick, der natürlich nur eine kleine Auswahl darstellt, soll unsere gemeinsamen Aktivitäten dokumentieren: Schuljahr 1992/93: Die 4D besuchte mit mir und unserem Philosophie-Professor, Mag. M. König, die Heilstättenschule, gewann Einblick in die Arbeit mit behinderten Kindern und wählte sich eine Partnerklasse aus. Gegenseitige Besuche, z. B. zu einer Adventfeier, vertieften ziemlich rasch die unkomplizierte Freundschaft, die Schwellenangst war bald überwunden, unsere behinderten Freunde

genossen neue Kontakte und Ausflüge in eine noch ungewohnte Umgebung.

Schuljahr 1993/94: Die 4D wurde zur 5C, um einige Schüler aus anderen Klassen erweitert, die aber alle sofort zur Mitarbeit an dem laufenden Projekt bereit waren. Eine gemeinsame Nikolo-Feier bot einen geeigneten Einstieg für die „Neuen“.

Ein Treffen in unserer Schule im Mai wurde zu einem fröhlichen Spielvormittag mit von unseren SchülerInnen bereit gestellter Jause.

Im Anschluss an so nette Begegnungen erhielten wir oft recht aufmunternde Briefe.

Dieses Schuljahr ließen wir bei einer Grillparty im Garten der Heilstättenschule ausklingen. Zwischen den beiden Klassen und ihren LehrerInnen entwickelte sich ein reger Briefverkehr.

Schuljahr 1994/95: Als Höhepunkte dieses Schuljahres möchten wir die von Stadtrat Mag. Walter Ebner gesponserte Vorweihnachtsfeier erwähnen sowie unsere gemeinsame Beteiligung an einer Plakataktion des Österreichischen Kultur-Service unter dem beziehungsvollen Titel „NORMAL“, unterstützt von der Österreichischen Postsparkasse.

Mit großem Eifer gingen wir ans Werk und produzierten ein Gemeinschaftsplakat, das von Elger Oberwelz, 6C und Katrin Polessnig, Heilstättenschule, entworfen und unter Mitwirkung vieler SchülerInnen realisiert wurde.

Eine abschließende Einladung unserer Partnerklasse ins BG Lerchenfeld verlief wie immer fröhlich, herzlich, unkompliziert.

Schuljahr 1995/96: Es begann mit einer „süßen“ Einladung zum Tag der offenen Tür bei unseren Feunden:

Weitere Treffen zu diversen Anlässen fanden in derselben freundschaftlich-herzlichen Atmosphäre statt wie bisher.

Dies bewies auch unsere Beteiligung am Osterbasar der Heilstättenschule, dessen Reinerlös den behinderten Kindern zugute kam. Da die 7C sich allmählich auf die Matura vorbereiten musste, hieß es Abschied nehmen, den kulinarischen Rahmen dazu verdankten wir zwei Stadträten, Frau Pawlik und Herrn Mag. Ebner, die uns alle in eine Pizzeria einluden.

Das war unsere Partnerklasse für 4 Jahre:

Eine neue Klasse unserer Schule, die 4A mit Klassenvorstand Mag. Heimo Wolte, löste im Schuljahr 1997/98 die Maturaklasse 8C ab. Auch die Zusammenarbeit mit dieser Gruppe klappte auf Anhieb und wurde ein voller Erfolg. Dank Mag. Wolte, für den es nie unüberwindbare Probleme gab, unternahmen wir auch mit seinen SchülerInnen viel gemeinsam. Als Highlights, manche mit sozialer Motivation, möchte ich erwähnen: Eine gemeinsame Malaktion, unterstützt von bedeutenden Kärntner Künstlern unter der Patronanz des Malers Thomas Mikel und des Koordinators Peter Quendler. Der Reinerlös (damals: 138.000 ATS) dieser äußerst erfolgreichen Aktion kam Kindern im ehemaligen Jugoslawien zugute, die im Rahmen des Krieges zu Minenopfern wurden.

Eine von beiden Schulen ins Leben gerufene Spendenaktion für das Frauenhaus und die Heilstättenschule konnte ebenfalls erfolgreich beendet werden.

Immer wieder fanden sich Sponsoren, die unsere so erfolgreichen Projekte unterstützten. Ihnen allen an dieser Stelle ein aufrichtiges Dankeschön!

Im Schuljahr 1999/2000 veranstalteten wir einen vorweihnachtlichen Bastelvormittag, der ebenfalls im Jahresbericht dokumentiert wurde.

Der Verkauf unserer kleinen Kunstwerke ermöglichte einerseits die Unterstützung einer in Not geratenen Familie eines behinderten Kindes, andererseits einen gemeinsamen Ausflug zum Weißenfelser See, verbunden mit einem gemeinsamen Mittagessen in Tarvis und einem Einkaufsbummel am Tarviser Markt. Als gelungenen Abschluss des Schuljahres organisierte Mag. Wolte ein Grillfest auf dem Kreuzbergl, dem Hausberg der Klagenfurter, das mit einem Naturquiz verbunden war, den beide Klassen gemeinsam bewältigten.

Viele lustige Unternehmungen zu verschiedenen Jahreszeiten gestalteten auch im folgenden Schuljahr 2000/01 unserer Beziehung sehr abwechslungsreich, zum Beispiel ein Ausflug ins Schloss Mageregg, wo nach ausgiebigen Spielen und dem Besuch des Tierparks die Klagenfurter Jägerschaft für eine gute Jause sorgte. Da auch die 7A sich allmählich den Maturavorbereitungen widmen musste, schlossen wir unsere liebenswerte Partnerschaft mit einem weiteren Bastelvormittag ab: Beide Klassen zimmerten im Auftrag der Klagenfurter Jägerschaft unter Mitwirkung unseres Herrn Direktors, HR Mag. W. Kuchling, und unserer Werklehrer Vogelhäuschen, die später in den Wäldern der Umgebung befestigt wurden.

Nun trat eine Sportklasse in die Fußstapfen der 8A: Die 6S mit ihrem Klassenvorstand Mag. Reinhold Piuk setzte das Projekt im Schuljahr 2001/02 mit großem Einsatz fort. Für eine Klasse mit sportlichem Schwerpunkt ist der Umgang mit behinderten Kindern sicher eine ganz neue, wertvolle Erfahrung. Gegenseitige Besuche (z. B. eine Nikolo-Feier mit Bescherung der behinderten Kinder) wurden zur Freude aller sehr liebevoll vorbereitet und durchgeführt.

Weitere Aktivitäten sind bereits in Planung, eine Nachfolgeklasse für die Maturazeit der 7S ist bereits ausgewählt; es handelt sich wieder um eine Sportklasse, die jetzige 6S, meine Klasse.

Als Organisatorin dieser schon Jahre dauernden unkomplizierten Freundschaft zwischen behinderten und nicht behinderten Kindern ist es mir ein Bedürfnis, mich für die großzügige Unterstützung von so vielen Seiten, für die Bereitschaft aller am Projekt Beteiligten zu bedanken, beim Direktor meiner Schule, Herrn HR Mag. Kuchling, bei unserem Administrator Mag. Walter Odreitz sowie bei allen KollegInnen, die immer wieder Verständnis aufgebracht, Zeit geopfert und durch ihren Einsatz mitgeholfen haben, diese Partnerschaft über Jahre hinweg so erfolgreich zu gestalten. Ein aufrichtiges Dankeschön gebührt natürlich ganz besonders allen Lehrerinnen der Heilstättenschule, allen voran Frau Jernej, Frau Mag. Brune, Frau Astner, unsere enge Zusammenarbeit führte zu einer netten Freundschaft, zu regem Gedankenaustausch und das soll in Zukunft so bleiben. Wir werden mit Engagement, gegenseitiger Wertschätzung und viel Fröhlichkeit dieses Projekt unter dem Motto von Ludwig Feuerbach fortführen:

„Je glücklicher wir einen anderen machen, umso glücklicher werden wir selbst sein.“

Prof. Mag. Ilse Posch BG/BRG/SRG Lerchenfeldstr. Klagenfurt Klagenfurt, Februar 2003