Innovation liegt in der Luft

3/2013 Innovation liegt in der Luft Fokus Luft • Abwasser effizient belüftet • Neue Kolonneneinbauten für Luftabscheidung • Pneumatische Werkzeuge im ...
Author: Clemens Kerner
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3/2013

Innovation liegt in der Luft Fokus Luft • Abwasser effizient belüftet • Neue Kolonneneinbauten für Luftabscheidung • Pneumatische Werkzeuge im Serviceeinsatz • Hoch hinaus mit Wärmedämmschichten • Gut geschützte Windturbinen

EDITORIAL

Über Sulzer Sulzer Pumps Pumpentechnologie und -lösungen

Ohne Luft geht es nicht

Sulzer Pumps bietet Pumpenlösungen sowie zugehörige Komponenten und Services an. Kunden profitieren von intensiver Forschung und Entwicklung in Strömungstechnik, prozessorientierten Produkten und zuverlässigem Service. Durch das weltweite Produktions- und Servicenetzwerk ist Sulzer Pumps nahe bei den Kunden.

Sulzer Metco Oberflächentechnologie Sulzer Metco veredelt Oberflächen mit Beschichtungslösungen und -anlagen. Kunden profitieren vom einzigartig umfassenden Angebot von Oberflächentechnologien, Beschichtungslösungen, Anlagen, Werkstoffen und Services sowie spezialisierten Bearbeitungsdienstleistungen und -komponenten. Die innovativen Lösungen von Sulzer Metco erhöhen Leistung, Effizienz und Zuverlässigkeit.

Sehr geehrte Technikinteressierte, Kunden und Partner Sulzer Chemtech Trenn-, Misch- und Servicelösungen Sulzer Chemtech bietet Komponenten und Dienstleistungen für Trenn-, Reaktions- sowie Mischtechnologie an. Kunden profitieren von fortschrittlichen Lösungen auf den Gebieten Prozesstechnologie, Komponenten für Trennkolonnen sowie Zweikomponentenmischund -austragssysteme. Die globale Präsenz von Sulzer Chemtech gewährleistet lokale Kenntnisse und Kompetenzen.

Sulzer Turbo Services Servicelösungen für rotierende Maschinen Sulzer Turbo Services bietet Reparaturund Unterhaltsservice für Turbomaschinen, Generatoren und Motoren an. Kunden profitieren von zuverlässigem und effizientem Reparatur- und Unterhaltsservice für Gas- und Dampfturbinen, Kompressoren, Motoren und Generatoren aller Hersteller. Das globale Netzwerk von Sulzer Turbo Services sichert hochwertigen lokalen Kundendienst.

Sulzer wurde 1834 in Winterthur, Schweiz, gegründet und ist heute global an über 170 Standorten im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Oberflächentechnik tätig. Die Divisionen nehmen weltweit eine Spitzenposition in ihren Kundensegmenten ein. Dazu gehören unter anderem die Branchen Öl und Gas, Energie, Wasser und Transport. www.sulzer.com

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Während die alten Griechen Luft als eines der vier elementaren Grundelemente erachteten, erkannten Forscher wie John Dalton um 1800, dass sie aus zahlreichen unterschiedlichen Gasen besteht. Nur dank diesem wunderbaren Cocktail ist Leben auf unserem Planeten möglich. Atmende Lebewesen nutzen die oxidative Wirkung von Sauerstoff für ihren Stoffwechsel. Pflanzen wachsen und gedeihen dank der Verwertung von Kohlenstoffdioxid. Darüber hinaus schützt uns die Atmosphäre, die die Erde umgibt. Ohne die Lufthülle wäre unser Planet eine eiskalte Wüste – von Meteoriten zerbombt und der unerbittlichen UV- und Röntgenstrahlung ausgesetzt. Luft ist auch für viele technische Prozesse unerlässlich. Hochleistungs-Brennvorgänge – etwa in der Stahlherstellung – benötigen reinen Sauerstoff. Für die Erzeugung von hochreinen Gasen haben wir neuartige Trenntechnologien entwickelt, die nicht nur Platz, sondern auch Kosten sparen. Millionen von feinen Luftblasen helfen Abwasser zu reinigen. Unser Bericht aus einem spanischen Klärwerk zeigt, wie die effizienten Belüftungssysteme von Sulzer den Stromverbrauch sowie CO2- und Lärmemissionen beachtlich senken. Hoch hinaus in die Luft geht es mit unseren Beschichtungslösungen. Dank innovativer Wärmedämmschichten können Flugzeugturbinen bei höheren Temperaturen und damit gesteigerter Effizienz betrieben werden. Auch im Servicebereich spielt Luft eine Rolle. Bei der Vor-Ort-Reparatur von Gasturbinen kommen spezielle pneumatische Werkzeuge zum Einsatz. Unsere Serviceteams sind für solche Fälle bestens ausgerüstet, wie der Artikel aus Thailand eindrucksvoll schildert. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Klaus Stahlmann CEO Sulzer

INHALT

Innovation liegt in der Luft 4

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Energiesparende Luftblasen Effiziente Belüftung reduziert Lebenszykluskosten bei der Abwasserreinigung

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Hoch hinaus mit innovativen Beschichtungen Bessere Wärmedämmung durch neue Werkstoffsysteme

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Wie der Dinosaurier zum Vogel wurde Sulzer-Analogie

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Unterwasserpumpen im Test Sulzer-Fotoreportage

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Kleiner ist besser Neue 3-in-1-Einbauten reduzieren die Höhe von Luftzerlegungskolonnen

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Mit der Kraft der Luft Dampfturbinenreparatur mit pneumatischen Werkzeugen

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Stark bei Wind und Wetter Sulzer-Innovation

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Panorama 24

Erweiterte Produktion von keramischen Werkstoffen Interview mit Salvatore Musso, Sulzer Metco

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Events & News

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Impressum

Titelbild: Rauchpartikel machen faszinierende Strömungsmuster in der Luft sichtbar.

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InnovAtIon lIEgt In DER luFt

Bessere Wärmedämmung durch neue Werkstoffsysteme

Hoch hinaus mit innovativen Beschichtungen Die Kunden von Sulzer Metco profitieren seit Langem von robusten und zuverlässigen Wärmedämmschichten, die Gasturbinen und Flugzeugtriebwerke vor hohen Temperaturen schützen. Um den Wirkungsgrad von Turbinen weiter zu steigern, sind verbesserte Lösungen erforderlich, die noch höheren Temperaturen standhalten können. Mit einer Kombination aus neuen Werkstoffzusammensetzungen, Pulverherstellungsverfahren und fortschrittlicher Beschichtungstechnik meistert Sulzer diese Herausforderung.

U

m einen besseren Wirkungsgrad zu erzielen, werden Industriegasund Flugzeugturbinen heutzutage mit engeren Toleranzen, höheren Druckverhältnissen und höheren Eintrittstemperaturen betrieben.1 Die steigende Nachfrage nach effizienteren Tur-

binen mit geringeren NOx- und CO2Emissionen hat zur Entwicklung neuer Werkstoffe, Herstellungstechnologien und Oberflächenbehandlungsverfahren geführt. Während die Turbineneintrittstemperaturen in den letzten vierzig Jahren um 500 °C gestiegen sind, haben

sich die Temperaturgrenzen der für Turbinen verwendeten Legierungen nur um 220 °C erhöht. Selbst bei gerichtet erstarrten und einkristallinen Legierungen sind die Auslegungsgrenzen mittlerweile erreicht. Angesicht von Temperaturen in heutigen Turbinen von über

1 Wärmedämmschichten (tBCs) schützen die triebwerke von militärischen und zivilen Flugzeugen (im Bild ein F100-triebwerk).

Photo courtesy of Arnold AFB AEDC

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InnovAtIon lIEgt In DER luFt

In der luftfahrtindustrie sorgen Beschichtungen für geringere Betriebskosten, längere Komponentenlebensdauer, höhere triebwerkswirkungsgrade, Kraftstoffeinsparungen und geringere Emissionen. Das Bild zeigt eine F15 Eagle.

1500 °C sind die Konstrukteure auf der Suche nach neuen Beschichtungslösungen.

Isolierung mit Wärmedämmschichtsystemen

den die heißen Abgase erneut entzündet, um restlichen Kraftstoff zu verbrennen und dem Flugzeug bei Bedarf zusätzlichen Schub zu verleihen. Das TBCSystem sichert die Einsatzbereitschaft und die Lebensdauer des Nachbrenners, welche ohne die Beschichtung deutlich kürzer ausfallen würden.

Wärmedämmschichtsysteme (Thermal Barrier Coatings, TBCs) bestehen aus einer wärmeisolierenden keramischen Beschichtung. Diese wird auf eine oxi- Neue Werkstoffsysteme dationsbeständige, metallische Haft- Forschungsprojekte mit namhaften Instituten belegen, wie wichtig neue Beschichschicht aufgebracht und verringert die Wärmeübertragung in den Grundwerk- tungswerkstoffe für zukünftige Turbistoff. Die Vorteile sind bessere mechani- nendesigns sind. Aber die Mikrostruktur der Beschichtungen spielt eine ebenso sche Eigenschaften und eine längere Lebensdauer. TBC-Beschichtungen wer- wichtige, wenn nicht gar wichtigere den sowohl in IndusBeschichtungswerkstoffe und Mikrostrukturen trie- als auch in Flugsind entscheidend für zukünftige turbinenzeugturbinen für designs. Abgaskanäle, Brennkammern, Hitzeschilde, Nachbrenner, Leit- und Lauf- Rolle. Typische keramische TBC-Mikroschaufeln eingesetzt. Zu den herkömm- strukturen weisen eine hohe globulare lichen TBC-Systemen gehören plasma- Porosität, eine feine interpartikuläre Porosität und intrapartikuläre Mikrorisse gespritze Produkte von Sulzer Metco wie auf (Bild 2). Um zu verhindern, dass Zeit die keramischen Beschichtungen der Metco-204-Serie aus 7–8-Gew.-%-Yttri- und Temperatur die Beschichtung nachteilig verändern, ist es wichtig, die Menge umoxid-stabilisiertem Zirkonoxid auf Haftschichten aus Amdry  995 (CoNiCr- der kombinierten Porositäten und die Auswirkung ihrer Größe und Verteilung AlY) oder Amdry  962 (NiCrAlY). Ein auf die thermische Leitfähigkeit der Beispiel für die Anwendung von TBCs ist das F100-Triebwerk der Militärflug- Beschichtung zu kennen. Die Schüttdichte, Porosität und Mikrozeuge vom Typ F15 und F16. Bei diesem struktur eines TBC-Systems hängen nicht Triebwerk ist der Nachbrenner mit einer Wärmedämmschicht versehen. Dort wer- nur von den Anwendungsparametern,

sondern auch von dem Pulverherstellungsverfahren und den Pulvereigenschaften ab. Die Auswahl der Rohstoffe erfolgt nach Größe, Reinheit, chemischer Homogenität und Phasenstabilität. Herstellungsdetails wie Wärmebehandlungsprofil, Teilchengröße und -form bestimmen die Stabilität und Zuverlässigkeit der Beschichtung. Sulzer Metco kennt diese kritischen Faktoren und kombiniert diese auf synergetische Weise, um die Anforderungen von Kunden zu erfüllen. Da es keinen Beschichtungswerkstoff gibt, der die konstruktiven Anforderun2 Die REM-Aufnahme einer typischen tBC-Mikrostruktur2

im Querschnitt zeigt verschiedene Poren und Risse.

Spritzpartikel

Interlamellare Poren

Kugelförmiger Hohlraum

10 μm

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TBC-Pulver von Sulzer tBC-Pulver werden aus dem keramischen Werkstoff Zirkonoxid hergestellt und mit Yttrium stabilisiert (YSZ). Sulzer nutzt zwei verfahren zum vermischen und verschmelzen der Bestandteile von tBC-Pulvern: • Agglomerieren und Plasmaverdichten – diese Pulver eignen sich am besten für Anwendungen mit normaler Porosität und einem hohen Auftragswirkungsgrad

• Agglomerieren und Sintern – diese Pulver sind besonders für dicke Wärmedämmschichten mit hoher Porosität geeignet Die Abbildungen zeigen Querschnitte durch verschiedene, von Sulzer entwickelte tBC-Pulver. Die rote Einfärbung kennzeichnet Porosität (b und c), die schwarzen Kreise sind kugelförmige löcher (a und b).

a) Die Metco-204-Produktreihe umfasst plasmaverdichtete Pulver mit 7–8  gew.-% YSZ, die im HoSP™-verfahren (Hollow-Oven Spherical Powders) hergestellt wurden.

b) Die hochreinen, auf Zirkonoxid basierenden Pulver wurden im Hinblick auf neue Kundenanforderungen entwickelt und zeichnen sich durch ihre Sinterbeständigkeit bei hohen temperaturen aufgrund geringer Aluminiumoxid- und Siliziumoxidanteile aus. Metco 222A ist ein hochreines, agglomeriertes und gesintertes Pulver mit 7–8  gew.-% YSZ.

c) low-k-Werkstoffe sind bessere Isolatoren als herkömmliche keramische Pulver mit 7–8 gew.-% YSZ. Sie sind auf eine höhere Phasenstabilität und für Betriebstemperaturen von über 1200 ºC ausgelegt. Metco 206A ist ein agglomeriertes und gesintertes low-k-Pulver.

gen aller Turbinen erfüllt, bietet Sulzer Metco eine ganze Palette von Werkstoffen in Standard-, hochreinen und Low-kZusammensetzungen (d.h. mit exzellenten isolierenden Eigenschaften) an (siehe Infobox). In Zusammenarbeit mit Kunden und Instituten entwickelt Sulzer Metco neue Werkstoffzusammensetzungen wie:

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• Pyrochlor-Oxide (Metco  6041) • Metastabile Zirkonoxid-Strukturen, co-dotiert mit Oxiden der Seltenen Erden zum Erzeugen von OxidDefektclustern (Metco  206A) • Perowskit-Strukturen für fortschrittliche Low-k-Alternativen Für eine erfolgreiche Beschichtung sind bei vielen dieser neuen Zusammenset-

zungen keramische Zwischenschichten und verbesserte Haftschichten erforderlich. Hier haben sich die Produkte der Amdry-386-Serie (NiCoCrAlSiHfY) von Sulzer Metco als Haftschichten für TBCs hervorragend bewährt. Die Werkstoffe können durch atmosphärisches Plasmaspritzen (APS), Plasmaspritzen in kontrollierter Atmosphäre oder Hochge-

InnovAtIon lIEgt In DER luFt

50 μm

3 Sulzer hat das PS-PvD-verfahren zur Herstellung verbesserter tBC-Mikrostrukturen entwickelt. Das Bild zeigt den Querschnitt durch eine mit Metco 6700 aufgebrachte tBC.

schwindigkeits-Flammspritzen (HVOF) aufgebracht werden.

Fortschritte in der Beschichtungstechnik

Darüber hinaus sind Beschichtungen mit dem TriplexPro-210 gleichmäßiger. Sulzer Metco hat ein Verfahren zum Aufbringen von TBCs durch Plasmaspritzen unter Niederdruck-Bedingungen (ca. 1 mbar) entwickelt, um neue mikrostrukturierte Beschichtungen mit verbesserter Konformität zu ermöglichen. Dieses spezielle Plasma-Spray-PVD-Verfahren (genannt LPPS-Hybrid PS-PVD) erzeugt Mikrostrukturen, die den säulenförmigen Strukturen von herkömmlichen Elektronenstrahl-PVD-Verfahren ähneln, aber eine höhere Auftragsrate und bessere Eigenschaften aufweisen (Bild 3). Erstmalig ermöglicht diese Technologie das Aufbringen von thermischen Spritzbeschichtungen auf Bereiche, die außerhalb der Sichtlinie liegen, und macht somit die Verarbeitung von komplexen Bauteilen praktikabel (Bild 4). Metco 6700 ist ein hochreiner Werkstoff mit 7–8 Gew.-% YSZ, der speziell für das

kömmlicher TBC-Systeme eindringt und zu Destabilisierung und Versagen führt.

Vielversprechende Ergebnisse und Wirtschaftlichkeit Neue Pulver und Anlagentechnik ermöglichen veränderte Beschichtungsmikrostrukturen, die zu einer niedrigeren Wärmeleitfähigkeit und höherer Robustheit führen. TBC-Beschichtungen mit einer typischen Porosität von 5  Vol.-% sind weniger wärmedämmend und neigen eher zum Sintern und Abplatzen als neue, hochreine Systeme mit einer Porosität von 10–15 Vol.-% (Bild 5). Versuche haben gezeigt, dass diese hochreinen Systeme bessere Sintereigenschaften aufweisen, weniger anfällig für strukturelle Veränderungen sind und eine höhere Temperaturwechselfestigkeit haben. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der Beschichtung müssen folgende Kosten berücksichtigt werden: • Beschichtungswerkstoffe • Beschichtungssystem (Spritzbrenner) • Wartung • Personal • Verbrauchskosten (Gas, Strom usw.) Zwar sind neue TBC-Werkstoffe mit alternativen Oxiden der Seltenen Erden teurer als herkömmliche Werkstoffe, doch ein Großteil dieser Kosten wird durch verbesserte Beschichtungstechnologien kompensiert. Die Gesamtkosten der Beschichtung müssen gegen den zu erwartenden Nutzen in Form eines höheren Turbinenwirkungsgrads, einer längeren Komponentenlebensdauer und geringerer Abgasemission abgewogen werden. Im All-

Die kaskadierte Steuerung des Lichtbogens von Plasmaspritzbrennern (Cascading-Arc-Technologie) ist mittlerweile eine bewährte Methode zur Reduzierung der Beschichtungskosten von TBC-Systemen. Der Plasmabrenner TriplexPro™-210 von Die Cascading-Arc-technologie von Sulzer Sulzer Metco ermögreduziert die Beschichtungskosten von tBClicht eine um bis zu Systemen. 300% höhere Auftragseffizienz als herPS-PVD-Verfahren entwickelt und bereits kömmliche Plasmaspritzbrenner und zur Beschichtung von Leitschaufeln einspart so Zeit und Kosten. Außerdem reduziert die anlagenbedingte Prozess- gesetzt wurde. Das PS-PVD-Verfahren hat außerdem das Potenzial, zur Herstabilität des Brenners TriplexPro-210 stellung mehrlagiger Schichtstrukturen Schwankungen zwischen einzelnen zum Schutz gegen Hochtemperatur-EroSerien und Unregelmäßigkeiten in der Beschichtung einzelner Komponenten. sion und CMAS-Infiltration eingesetzt Das Ergebnis sind zuverlässige TBC- zu werden. CMAS (Ca-Mg-Al-Si-Oxid) ist ein Fremdstoff aus Sand und VulkanBeschichtungen und eine besser asche, der sich ablagert und bei Tempeprognostizierbare Lebensdauer. Zu den Plasmasystemen mit Cascading-Arc- raturen über 1250 °C in die Poren herTechnologie gehören auch die Plasma- 4 Demonstration der industriellen Eignung: das lPPS-Hybrid-PS-PvD-verfahren mit Mehrfachspanneinrichtung und drei in der Spitzkammer montierten Dummy-Schaufeln. brenner vom Typ SinplexPro™. Nachbrenner sind große Komponenten mit einer Länge von ca. 2 m und einem Durchmesser von etwa 1 m. Das Aufbringen einer TBC mit einem herkömmlichen Plasmabrenner dauert etwa 4,5 Stunden. Dabei muss der Brenner nach 15 Stunden Spritzdauer gewartet werden, was eine Unterbrechung der Arbeiten nach jeweils drei Komponenten bedeutet. Mit dem TriplexPro-210 kann die gleiche Beschichtung in nur 1,5  Stunden aufgebracht werden, und eine Wartung ist erst nach etwa 150 bis 200  Stunden erforderlich.

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InnovAtIon lIEgt In DER luFt

gemeinen ist dieser Nutzen wesentlich größer als die zu erwartenden höheren Kosten.

Zukünftige Entwicklungen Sulzer Metco wird weiterhin neue TBCSysteme und Beschichtungstechnologien entwickeln (siehe Infobox). Zwei bedeutende Themen sind hierbei: a) Durch APS aufgebrachte, segmentierte TBC-Beschichtungen Neben der PS-PVD- und TriplexPro-210Technologie will Sulzer Metco dehnungs5 nach dem Auftragen mit der triplexPro-210-

technologie weisen hochreine Keramikschichten mit 7–8 gew.-% YSZ (z.B. Metco 222A oder Metco 204C-XCl, unten) eine höhere Porosität auf als die Standardschichten (oben). Die rote Einfärbung verdeutlicht die Porosität.

500 μm

500 μm

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• Plasmabrenner mit Cascading-Arctechnologie • lPP-Hybrid PS-PvD

Neue TBCSchichtsysteme

Prozesse

• lösungs-/SuspensionsPlasmaspritzen

vorhanden

Zu den neuen keramischen Werkstoffen gehören: • Hochreine, auf Zirkonoxid basierende Werkstoffe für eine bessere Sinterbeständigkeit bei hohen temperaturen • low-k-Zusammensetzungen mit Pyrochloren, Perowskiten bzw. innovativen keramischen Zusammensetzungen mit oxid-Defektclustern für eine bessere Hochtemperatur-Wärmedämmung, Phasenstabilität und/oder CMAS-Beständigkeit • EBC-Zusammensetzungen für den optimalen Schutz von CMCStrukturen tBCs mit hoher Porosität und Schichtdicke erfordern neue verfahren zur Herstellung agglomerierter und gesinterter Pulver. Zu den neuen Beschichtungsverfahren gehören: • Cascading-Arc-technologie für eine verkürzte Spritzdauer, gleichmäßigere Qualität und segmentierte, kolumnare Schichtstrukturen • Modifizierte PvD-verfahren für extrem dehnungstolerante Beschichtungen Eine weitere Maßnahme zur optimierung der leistungsfähigkeit ist die Entwicklung von mehrschichtigen tBC-Mikrostrukturen.

neu

Die Zukunft der TBC-Entwicklung bei Sulzer Metco

• vorhandene keramische Werkstoffe mit 7–8 gew.-% YSZ

• Pyrochlore (gZo)

• Herkömmliche Plasmabrenner

• Fortschrittliche Defektcluster-oxide

• EB-PvD

• EBC-Werkstoffe

vorhanden

Werkstoffe

• Perowskite

neu

tolerante, segmentierte Beschichtungs- auf ein starkes globales Lieferkettenmikrostrukturen aus vorhandenen Pro- management und alternative Technodukten wie Metco  204F, Metco  204NS- logien zur Pulverherstellung. Mit einem G, Metco  233B und Sulzer kann EBC-Zusammensetzungen mit neuen TBC-Zusamdiversen Pulverherstellungsverfahren maßmensetzungen entschneidern. wickeln. b) Barriereschichten für faserverstärkte Verbundkeramik Team aus erfahrenen Wissenschaftlern, Eine neue Klasse von Hochtemperatur- Ingenieuren und Technikern treibt Sulzer Schutzschichten sind die sogenannten Metco die Kommerzialisierung fortEnvironmental Barrier Coatings (EBCs). schrittlicher Werkstoffe und zukünftiger Sie sollen zum Schutz leichter keramischer Beschichtungstechnologien voran. Faserverbundwerkstoffe (Ceramic Matrix Composites, CMCs) auf Siliziumbasis eingesetzt werden. Es ist davon auszugehen, dass CMCs Superlegierungen als Sub- Mitchell R. Dorfman Manfred Stapgens stratwerkstoffe ablösen werden, doch sie Juan Medrano Sulzer Metco (uS) Inc. müssen gegen Wasserdampf geschützt 1101 Prospect Ave. werden. Die Fähigkeit von Sulzer Metco, Westbury, nY 11590-0201 uSA EBC-Zusammensetzungen mithilfe ver- telefon +1 516 338 2251 [email protected] schiedener Pulverherstellungsverfahren maßzuschneidern, ist entscheidend für Dieter Sporer Sulzer Metco Management Ag den Erfolg dieser Anwendung. Das Ziel Zürcherstraße 12 ist es, Turbinenherstellern genau jene 8401 Winterthur Beschichtungseigenschaften zur Verfü- Schweiz telefon +41 52 26 23018 [email protected] gung zu stellen, die sie benötigen. Weitere Fortschritte in der Leistungs- Literaturhinweise 1 B. lakshinarayana, Fluid Dynamics and Heat Transfer of Turbomachinery, (new York: John Wiley & Sons, 1995). fähigkeit von Wärmedämmschichten 2 S. Paul, I.o. golosnoy, A. Cipitria, t.W. Clyne, l. Xie, werden durch neue keramische WerkM.R. Dorfman: Effect of Heat treatment on Pore Architecture and associated Property Changes in Plasma Sprayed tBCs, Thermal Spray 2007: Global Coating Solutions, Hrsg. ASM stoffzusammensetzungen, neue mehrInternational (2007): 411–416. Danksagung schichtige, funktionale Mikrostrukturen Die Autoren danken folgenden Personen für ihre unterstützung: thomas grijalva und Darren Stephenson von der uSAF-Base tinker; und neue Beschichtungsverfahren ermög- Dongming Zhu vom nASA glenn Research Center; Joe Holmes, Chris Dambra, Dianying Chen, Karen Sender, licht. Um diesen Herausforderungen Walter Pietrowicz, Hector Cruz, gus Arevalo und Kathy laPorte von Sulzer Metco (uS) Inc. sowie Malko gindrat und gerecht zu werden, setzt Sulzer Metco Konstantin von niessen von der Sulzer Metco Ag (Schweiz).

SULZER-ANALOGIE

Wie der Dinosaurier zum Vogel wurde Mit dem Fliegen eroberte sich die Tierwelt nach dem Wasser und dem Land einen riesigen zusätzlichen Lebensraum. Der Weg in den Himmel verlangte allerdings enorme anatomische Anpassungen.

D

ie Fachwelt hatte lange gerätselt, wie sich die Vögel aus ihren flugunfähigen Vorfahren entwickelten. 1860 fanden Arbeiter im Kalksteinbruch bei Solnhofen in 150 Millionen Jahre altem Sedimentgestein den versteinerten Abdruck einer Feder, die einer heutigen Vogelfeder auffallend glich. Das ließ darauf schließen, dass es schon zur Zeit der Dinosaurier vogelähnliche Wesen gegeben haben muss. Die fieberhafte Suche der Forscher nach dem zur Feder gehörenden Tier hatte ein Jahr später Erfolg. Man fand im selben Steinbruch ein Skelett mit Flügeln und einem langen, gefiederten Echsenschwanz, wobei das Fossil Merkmale sowohl von Vögeln als auch von Reptilien trug. Mit diesem «Urvogel», dem Archaeopteryx, hatte man endlich ein Zwischenglied in der Entwicklung von den Reptilien zu den Vögeln gefunden. Anatomische Details ließen allerdings daran zweifeln, dass der Archaeopteryx aktiv fliegen konnte. So fehlte das für Vögel typische starke Brustbein, weshalb das Tier auch nicht über die für das Fliegen nötige Muskulatur verfügt haben dürfte. Der «Urvogel» ist vermutlich auf Bäume geklettert und mit ausgebreiteten Schwingen wieder zu Boden gesegelt.

Leichtbauweise Wer fliegen will, muss an allen Ecken und Enden Gewicht sparen. Bereits bei manchen Sauriern waren die Knochen hohl und dünnwanSchon in der Dinosaurierzeit gab dig, was das es gefiederte Vorläufer der Vögel. Gewicht trotz enormer Körpergröße in Grenzen hielt. Auch Vögel haben luftgefüllte Knochen. So wiegt das Skelett eines ausgewachsenen Steinadlers gerade mal 200 Gramm. Darüber hinaus ist die Form der Knochen entscheidend. In den 1990er Jahren buddelten chinesische Paläontologen in der Provinz Liaoning Fossilien aus, die zu den Theropoden gehörten. Der kleine, räuberische Sauriertyp rannte auf den Hinterbeinen und besaß jetzt sowohl ein seitlich abknickbares Handgelenk als auch einen langen, faltbaren Arm – ein grundlegender Schritt der Evolution auf dem Weg zur Entwicklung eines funktionierenden Flügels. Und als sich die Saurierfedern zu den unterschiedlichen Federtypen eines Vogels entwickelten – Daunenfedern für den Kälteschutz, asymmetrische Schwungfedern zum Auftrieb und Schwanzfedern zum Steuern –, war der Weg in den Himmel frei.

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Der «Urvogel» Archaeopteryx lebte vor 150 Millionen Jahren.

Pneumatische Knochen und Superherz Als weitere Optimierung haben die Vögel zwischen der Haut und den inneren Organen fünf Paare von Luftsäcken, die sich beim Atmen erweitern oder zusammenziehen. Indem diese Luftsäcke direkt mit der Lunge und mit den Luftkammern in den hohlen Knochen verbunden sind, verfügt der Vogel über ein ausgedehntes Atemsystem, das bis zu 80 Prozent der gesamten Körperhöhle ausmachen kann. Und während die Säuger nur eine Luftröhre zum Ein- und Ausatmen haben, arbeitet die Vogellunge im Durchlaufprinzip, so dass die Vögel ohne Unterbruch einatmen können. Das ständige Fließen der Luft durch die Lungen ermöglicht dem Vogel ein Fliegen selbst in großer Höhe. Die Streifengans fliegt auf ihrem 14 000 Kilometer langen Nonstop-Flug problemlos über den Gipfel des Mount Everest, wo der Sauerstoffgehalt der Luft nur ein Drittel der Menge auf Meereshöhe ist. Die hervorragende Sauerstoffversorgung erlaubt den Vögeln den Betrieb von Hochleistungsmotoren. So rast das Kolibriherz mit unglaublichen 1200 Schlägen pro Minute. Das für eine solche Leistung nötige Superherz macht 28 Prozent des Kolibrigewichts aus. Wenig verwunderlich, dass die Pumpen der Vogelwelt mit hohen Betriebstemperaturen um die 42 Grad arbeiten. Herbert Cerutti

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SULZER-FOTOREPORTAGE

Unterwasserpumpen im Test Sulzer Pumps entwickelt Pumpenlösungen für die Öl- und Gasförderung in großen Wassertiefen. Der Einsatz von Unterwasserpumpen ermöglicht die Förderung aus entlegenen Offshore-Feldern, aber die dortigen Betriebsbedingungen sind anspruchsvoll. Sulzer testet die Leistungsfähigkeit dieser Pumpen in einer speziell dafür gebauten Anlage in Leeds, Großbritannien.

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SULZER-FOTOREPORTAGE

Phase 1: Pumpsystem installieren Sulzer Pumps UK befindet sich im letzten Stadium zur Qualifizierung einer 3,2-MW-Mehrphasenpumpe für den Einsatz auf dem Meeresboden in bis zu 2000 m Wassertiefe. Die Pumpe wird 1000 Betriebsstunden lang mit mehrphasigen Medien von 100% Flüssigkeit bis 100% Gas getestet. Um die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems zu demonstrieren, umfasst der Test die gesamte Ausrüstung, die mit der Pumpe unter Wasser installiert wird. Die von Sulzer entwickelten Permanentmotoren für den Antrieb modernster Pumpenhydraulik sind wegweisend und wurden auf der Offshore Technology Conference 2013 in Houston mit einem Spotlight on New Technology Award ausgezeichnet.

Phase 2: Wasser marsch Für den Test der neuen Produktlinie war ein neues Testbecken erforderlich. Dieses fasst ca. 1 500 000 Liter Wasser, bietet Möglichkeiten zum Testen mit Flüssigkeit und Gas und ist derzeit das modernste seiner Art bei Sulzer Pumps. Entscheidend sind die installierte Messtechnik und die ausgefeilte Datenerfassung. Über 240 Parameter werden kontinuierlich überwacht, wobei einzelne Instrumente 20 000-mal in der Sekunde Daten aufzeichnen. Das gibt den Kunden von Sulzer die Gewissheit, dass sie die Ausrüstung sicher unter Wasser einsetzen können.

Phase 3: Grünes Licht für die Tests Die Testprogramme für die Hydraulik, Mechanik und Elektronik sowie für die Kühl-, Steuerungs- und Druckerzeugungssysteme werden mit zahlreichen Verfahren genau festgelegt. In die Prototypentwicklung sind auch einige Großkunden einbezogen. So konnte Sulzer interne Abnahmeanforderungen erfüllen und spezifische Tests einbinden. Die Hauptergebnisse des umfangreichen Testprogramms wurden den Kunden auf diversen Branchenveranstaltungen vorgestellt. Potenzielle Kunden können das komplette Archiv der Qualifizierungsdokumente einschließlich der Prüfberichte einsehen.

Phase 4: Tests rund um die Uhr Die Tests enden mit der Systemverifizierung. Diese Prüfungen weisen die Funktionstüchtigkeit der Pumpe innerhalb des Gesamtsystems einschließlich des Fördermediums und des elektrischen Hochspannungsnetzes nach. In der letzten Phase folgen erweiterte Dauertests, die zeigen, dass die Pumpe 24 Stunden am Tag zuverlässig und durchgängig ohne Einschränkungen funktioniert. Danach können auf Kundenwunsch ergänzende Messungen unter simulierten Feldbedingungen durchgeführt werden.

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INNOVATION LIEGT IN DER LUFT

Neue 3-in-1-Einbauten reduzieren die Höhe von Luftzerlegungskolonnen

Kleiner ist besser Für viele industrielle Prozesse wird Stickstoff, Sauerstoff oder Argon in reiner Form benötigt. Diese Gase können durch kryogene Destillation aus der Luft gewonnen werden. Die Herausforderung bei diesem Verfahren besteht darin, eine hohe Trennleistung zu erreichen und gleichzeitig die Kolonnenhöhe und die Investitionskosten zu minimieren. Sulzer hat 3-in-1-Kolonneneinbauten entwickelt, die die Kolonnenhöhe erheblich reduzieren und darüber hinaus einen horizontalen Transport erlauben.

D

ie Auftrennung von Luft in ihre Hauptbestandteile durch kryogene Destillation wird bereits seit über 100 Jahren praktiziert. Das Verfahren nutzt die unterschiedlichen Siedepunkte der Luftbestandteile. Zunächst wird die Luft abgekühlt, bis sie sich verflüssigt. Dann werden die einzelnen Gase bei

ihren jeweiligen Siedetemperaturen gezielt herausdestilliert. Heute kommt dieses Verfahren hauptsächlich in mittelgroßen und großen Anlagen zur Gewinnung von hochreinem Stickstoff, Sauerstoff und Argon zum Einsatz. Die gewonnenen gasförmigen oder flüssigen Produkte werden in industriellen Prozessen

angewendet (siehe Infobox). Die Luftzerlegungsanlagen werden bei Temperaturen bis –200 °C betrieben. Um Energieverluste zu minimieren, ist die Destillationskolonne samt Nebeneinrichtungen in einem großen, eckigen oder runden Gehäuse, der sogenannten Coldbox, untergebracht (Bild 1). Je nach Kapazität

1 Bis zu 60 m hohe Coldboxen erhalten die kryogenen Temperaturen in Luftzerlegungsanlagen.

Sulzer installierte diese Anlage bei der Sichuan Air Separation Group in China.

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INNOVATION LIEGT IN DER LUFT

Warum muss Luft zerlegt werden? Luft besteht hauptsächlich aus Sauerstoff, Stickstoff und Argon.

Stickstoff

78,08

%

Sauerstoff

20,95

%

Argon

0,93

%

Xenon Neon Wasserstoff Helium Krypton Kohlenstoffdioxid

0,000 009 % 0,001 8 % 0,000 05 % 0,000 5 % 0,000 1 % 0,038 %

Die Luftzerlegung ist ein integraler Bestandteil vieler industrieller Fertigungsprozesse1, z.B.: • Bei der Stahlherstellung wird Sauerstoff verwendet, um den Kohlenstoffgehalt von Eisen zu senken und es in Stahl umzuwandeln (Linz-Donawitz-Verfahren). • Sauerstoff wird benötigt, um kohlenwasserstoffhaltige Rohstoffe zu vergasen und Synthesegas für die Herstellung von Brennstoffen und Chemikalien zu erzeugen.

deutlich kleineren Druckabfalls im Vergleich zu Trennböden reduzieren sie zudem die für die Trennung erforderliche Energie. Weitere Vorteile sind der breite Betriebsbereich der Kolonne und die schnelle Reaktion auf veränderte Betriebsbedingungen. Außerdem ermöglichen strukturierte Packungen die Gewinnung von Argon allein durch Destillation. Nach etwa 25 theoretischen Stufen ist bei Packungsbetten ein Flüssigkeitssammel- und -verteilungssystem erforderlich, um eine ausreichende Trennleistung zu gewährleisten. Ein herkömmliches Wiederverteilungssystem besteht aus einem Sammler und einem Verteiler2. Die Hauptaufgaben des Systems bestehen darin, eine schlechte Verteilung der Flüssigkeit zu verhindern und eine gleichmäßige Flüssigkeitskonzentration und -belastung innerhalb der Packung sicherzustellen. Jede Verringerung der Höhe dieser Systeme trägt somit bedeutend zur Reduzierung der Kolonnenhöhe und der Investitionskosten bei. In den vergangenen Jahren wandte sich die Luftzerlegungsindustrie an Sulzer mit dem Wunsch, die Höhe des Wiederverteilungssystems zu reduzieren, ohne seine Hauptfunktionen zu beeinträchtigen.

der Anlage und der geforderten Produkt- Trennböden nach und nach durch strukreinheit haben Coldboxen eine Höhe von turierte Packungen zu ersetzen, die heute 15 bis 60 m und einen Durchmesser von in der kryogenen Luftzerlegung vorherrbis zu 6 m. schen. Aufgrund der hohen Effizienz der Die Höhe der Die Luftzerlegungsindustrie verlangt Kolonne hängt von Verteilungssysteme mit reduzierter Höhe. der erforderlichen Trennleistung ab, die durch die Anzahl der theoretischen Packung ermöglichen solche Designs Trennstufen (NTS) bestimmt wird. Je eine geringe Kolonnenhöhe. Wegen ihres schwieriger die Trennung ist, desto höher ist die NTS. Bei der kryogenen Destillation 2 Bei der kryogenen Destillation wird Luft zunächst gefiltert, auf Umgebungstemperatur von Luft ist die NTS sehr hoch, da der abgekühlt und dann verdichtet. In einem nachgeschalteten Aufbereitungsabschnitt werden Verunreinigungen wie Wasser, Kohlenstoffdioxid und Spuren von Kohlenwasserstoffen entfernt. Unterschied zwischen den Siedepunkten Anschließend wird die Luft auf Temperaturen um –200 bis –180 °C abgekühlt und zur Gewinnung der einzelnen Bestandteile sehr gering von Sauerstoff, Stickstoff und Argon destilliert. Luftzerlegungsanlagen sind hochgradig wärmeintegriert, um die zur Erhaltung der gewünschten kryogenen Bedingungen erforderliche Energie zu ist. So kann die erforderliche NTS in reduzieren. Das Flussdiagramm zeigt eine Anlage zur Gewinnung von Argon. einer Niederdruck-Luftzerlegungs1. Verdichtung & Vorwärmung 2. Verdichtung kolonne bis zu 80 und in einer RohND-K Luft argonkolonne (Bild 2) sogar bis zu 200 Flüss. Ar-K Ar betragen. Prozesse mit einer hohen NTS G-O2 erfordern mehr Verteilungssysteme, was G-N2 die Kolonnenhöhe und die InvestitionsAbfall kosten erhöht.

Höhenreduzierung notwendig In der Vergangenheit konnte die Kolonnenhöhe nur mit Trennböden reduziert werden. Die Trennböden waren mit einem sehr geringen Abstand (100 bis 200 mm statt der üblichen 610 mm) konzipiert, was aber den Betriebsbereich der Kolonne erheblich einschränkte. Vor etwa 19 Jahren begann man damit,

Wärmetauscher HD-K

Unterkühler

© Ross Taylor, Harry Kooijman / ChemSep Case Book

Expander

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INNOVATION LIEGT IN DER LUFT

Lösung auf Grundlage bewährter Sulzer-Technologie

prüfung dieser etablierten Technologien liefert eine gute Grundlage für neue Entwicklungen. Die Technologie von Sulzer besteht aus dem Tragrostsystem TSBD, dem Lamellensammler SLR und dem Flüssigkeitsverteiler VKG (siehe Infobox). Das

In jüngster Zeit sind einige sehr ambitionierte Konzepte für die Flüssigkeitswiederverteilung mit bemerkenswerten Höheneinsparungen auf dem Markt vorgestellt worden. Doch bei genauerer Betrachtung sind Sulzer integrierte die Verteilungselemente und diese entweder mit reduzierte die Höhe deutlich. Verlusten hinsichtlich der Verteilungsgüte oder der Mischfunktion verbunden, Sulzer-Tragrostsystem TSBD stützt nicht was zu einer Beeinträchtigung der Kolon- nur die darüberliegende Packung und nenleistung führt. zusätzliche Abtropfbleche, es hilft auch Das Wiederverteilungssystemkonzept bei der Ableitung von Flüssigkeit aus von Sulzer ist seit mehreren Jahrzehnten der darüberliegenden Packung und verIndustriestandard. Eine sorgfältige Über- hindert lokales Fluten in der Packung.

Der Lamellensammler SLR wird aufgrund seines geringen Druckabfalls häufig eingesetzt. Normalerweise wird er mit einem Ringkanal kombiniert, in dem sich die aufgefangene Flüssigkeit mischt und über eine oder mehrere Fallleitungen in den darunterliegenden Verteiler abfließt. Um die Bauhöhe des Wiederverteilungssystems zu reduzieren, setzte Sulzer folgende Lösungsideen um: a) Beseitigung des Mannlochs Häufig werden Kolonneneinbauten durch Mannlöcher installiert und gewartet. Um genug Platz zum Arbeiten zu haben, bleibt der Bereich in der Nähe des Mannloches frei. Für Luftzerlegungsanlagen ist ein Mannloch aber normalerweise

Vergleich der Standardtechnologie mit dem neuen System Herkömmliches Wiederverteilungssystem mit Mannloch Der Sammler fängt die von der Packung tropfende Flüssigkeit auf. Die gesammelte Flüssigkeit fließt über eine oder mehrere Fallleitungen in einen Verteiler, wobei durch Vermischung in den Leitungen Konzentrationsunterschiede in der Flüssigkeit beseitigt werden. Der Verteiler leitet die Flüssigkeit gleichmäßig auf die darunterliegende Packung. Die obere Packung wird von einem separaten Tragsystem gestützt.

Neues 3-in-1-Wiederverteilungssystem Sulzer hat ein 3-in-1-Flüssigkeitssammel- und Verteilungssystem entwickelt, das die Höhe von Destillationskolonnen und der dazugehörigen Coldbox signifikant reduziert, ohne die Kolonnenleistung zu beeinträchtigen. Erreicht wurde die Höhenreduzierung, indem Sulzer das Mannloch und den Ringkanal beseitigte und drei Wiederverteilungselemente integrierte: Sulzer-Tragrost TSBD Sulzer-Lamellensammler SLR Sulzer-Kanalverteiler VKG Spezielle Manschetten verhindern, dass die Packungen beim Transport verrutschen.

2300 mm

Ringkanal und Fallleitung

1000 mm

Manschette

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Manschette

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nicht erforderlich, da die Einbauten typischerweise im Werk vorinstalliert werden und die Coldbox im Ganzen vor Ort aufgestellt wird. b) Verteilertyp Ein Kanalverteiler in geflanschter Ausführung spart Höhe, muss allerdings vormontiert und in einem Stück in die Kolonne eingesetzt werden. c) Beseitigung des Ringkanals und Integration von Tragrost, Sammler und Verteiler Eine weitere deutliche Höhenreduzierung der Einbauten lässt sich durch die Integration von Tragrost, Sammler und Verteiler erreichen. Die Tragprofile sind so konzipiert, dass sie einen Teil der Sammlerlamellen bilden, die unmittelbar oberhalb der Verteilerarme enden. Die Lamellenrinnen sind auf einer Seite zur Kolonnenwand hin geschlossen und auf der anderen Seite oberhalb des Hauptkanals des Vorverteilers zur Kolonnenmitte hin offen. So kann auf den Ringkanal ver3 Horizontale Installation eines Verteilers vor Ort. zichtet werden, der für einen typischen Mehr Informationen über Kolonneneinbauten von Sulzer: www.sulzer.com/Kolonneneinbauten Lamellensammler normalerweise erforderlich ist und bis zu 20% des Kolonnenvolumens einnehmen kann. Auch mit vorinstallierten Packungen und Ein- kombiniert: den Tragrost TSBD, den Flüsvergrößert sich durch diese Modifikation bauten in Segmenten oder im Ganzen sigkeitssammler SLR und den Flüssigdie offene Fläche des Lamellensammlers horizontal zum Aufstellungsort zu trans- keitsverteiler VKG. Durch die Kombinaerheblich. Die Mischfunktion wird portieren und dort zu installieren. Das tion dieser drei Elemente profitieren die dadurch erreicht, Kunden nun von einem WiederverteiDie Kunden schätzen es, dass das Design auf dass die Flüssigkeit lungssystem mit deutlich geringerer bewährten Sulzer-Technologien basiert. von den einzelnen Höhe, aber unverändert hoher LeistungsLamellen aufgefanfähigkeit. gen und über den integrierten Vorverteiler ist mit einigen Herausforderungen verChristian Bachmann zum darunterliegenden Verteiler trans- bunden. Der horizontale Transport über Sulzer Chemtech AG portiert wird. große Entfernungen auf der Straße ver- Sulzer-Allee 48 8404 Winterthur Eine schematische Darstellung des ursacht starke Beschleunigungen an der Schweiz neuen 3-in-1-Wiederverteilungssystems Packung und den Einbauten – insbeson- Telefon +41 52 262 37 35 findet sich in der Infobox. Mit dem neuen dere bei großen Kolonnendurchmessern. [email protected] Design konnte Sulzer die Höhe des Damit die Packungen beim Transport Johannes Gerla Sulzer Chemtech AG Systems mehr als halbieren. Da der Ring- nicht verrutschen, hat Sulzer spezielle Sulzer-Allee 48 8404 Winterthur kanal wegfällt, reduziert sich außerdem Manschetten entwickelt. Außerdem bietet Schweiz der Druckabfall, den der Sammler ver- Sulzer detaillierte Anweisungen für die Telefon +41 52 262 61 73 ursacht. Eine hohe Verteilungsgüte und Installation von Packungen und Einbau- [email protected] eine gute Vermischung der Flüssigkeit ten mit horizontalen Behältern. Ein Quan Yang bleiben gewährleistet. solches Beispiel ist in Bild  3 dargestellt. Sulzer Chemtech Ltd 10 Benoi Sector Zusammenfassend lässt sich sagen, 629845 Singapur Herausforderung horizontaler dass das neue 3-in-1-System die Forde- Singapur Telefon +65 6515 3791 Transport rungen der kryogenischen Luftzerle- [email protected] Sulzer optimierte die Einbauten auch für gungsindustrie erfüllt. Die Kunden schät- Literaturhinweise 1 A. R. Smith, J. Klosek: A review of air separation technologies einen horizontalen Transport und einer zen die Tatsache, dass das Design auf and their integration with energy conversion processes, Fuel Processing Technology 70 (2001): 115–134. Installation am Standort. Bei Luftzerle- bewährten Technologien basiert und drei 2 M. Heggemann et al.: CFD simulation and experimental validation of fluid flow in liquid distributors, Trans IChemE, Part A, gungsanlagen ist es üblich, die Coldbox erfolgreiche Sulzer-Produkte miteinander Chemical Engineering Research and Design, 85 (2007): 59–64.

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Dampfturbinenreparatur mit pneumatischen Werkzeugen

Mit der Kraft der Luft Bei Reparaturen ist die richtige Ausrüstung entscheidend. Besonders Vor-Ort-Reparaturen erfordern häufig spezielle Werkzeuge. Sulzer ist auf besondere Anforderungen vorbereitet und kann geeignete und kostengünstige Reparaturlösungen anbieten. In Thailand gelang Sulzer mithilfe von Spezialwerkzeugen wie einer pneumatischen Bohrmaschine die Notreparatur einer Dampfturbine.

E

nde 2012 musste ein Stromversorgungsunternehmen im thailändischen Rayong seine 170-MWDampfturbinen-Generatoreinheit notfallmäßig abschalten. Mehrere Turbinenteile wurden zur Reinigung und Inspektion demontiert:

• Turbinenabsperrventile und -regelventile • Regelinstrumentierung • Generatorlager und Wasserstoffdichtung Bei der Inspektion wurden an einem der Hochdruck-Regelventile Risse am Ventil-

sitz festgestellt. Die Risse befanden sich zwischen dem Grundwerkstoff und der Stellite®-Auftragsschicht und verliefen um den halben Umfang des Ventilsitzes (Bild 1). Der Kunde versuchte, die Risse durch Schleifen bis auf eine Tiefe von 1,5 mm zu entfernen, doch ohne Erfolg.

Sulzer bietet Reparatur- und Revisionsservices sowie die Aufarbeitung von Komponenten für Dampfturbinen an. Mehr Informationen: www.sulzer.com/steam-turbine-repairs

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Schließlich entschied er sich, den defekten Ventilsitz durch einen vorhandenen neuen Sitz auszutauschen.

Riss

Kostengünstige Vor-Ort-Reparatur gefordert Die Reparatur des Ventilsitzes in einer lokalen Werkstatt kam nicht in Frage, da es schwierig gewesen wäre, das 32 Tonnen schwere Turbinen-Gehäuseunterteil aus dem dritten Stock des Maschinenhauses zu transportieren. Eventuell hätte sogar die Dampfleitung getrennt werden müssen, um das Ventil entfernen zu können. Und für den Wiedereinbau des Ventils wären zeit- und kostenintensive Schweißarbeiten an der Hochdruckleitung mit anschließender Röntgenprüfung erforderlich gewesen. Die kostengünstigste Lösung war also eine Reparatur des Ventils vor Ort. Anfänglich wollte der Kunde eine lokale Reparaturwerkstatt mit dem Ausbau des schadhaften Ventilsitzes beauftragen. Doch dann stellte sich heraus, dass die Maschinen des lokalen Auftragnehmers nicht für diese Aufgabe geeignet waren. So wandte sich der Kunde an den Notreparaturservice von Sulzer Turbo Services Indonesia. Die Ingenieure von Sulzer begannen sofort damit, die Situation anhand vorhandener Daten und Fotos der Anlage zu untersuchen.

Auf der Suche nach dem richtigen Werkzeug Gemäß Montagezeichnung des Regelventils hatte der Ventilsitz einen Durchmesser von 127 mm mit einem Übermaß zum Ventilgehäuse von 0,15–0,18 mm. Zunächst wurde der Innendurchmesser des Ventilgehäuses gemessen und dann der Außendurchmesser des neuen Ventilsitzes entsprechend bearbeitet, um die gewünschte Schrumpfpassung zu erhalten. Die Gegenpassung am Ventilsitz musste konzentrisch zum Innendurchmesser des Ventilgehäuses sein. Vor dem Einsetzen des neuen Ventilsitzes ist außerdem ein Temperaturunterschied zwischen dem Sitz und dem Gehäuse erforderlich. Sulzer Turbo Services Singapur entsandte einen Turbinenexperten zum

Grundwerkstoff

Stellite-Auftragsschicht

1 Der Riss im Ventilsitz war auch nach dem Schleifen noch vorhanden.

Kunden, der die tatsächlichen Bedin- Spezialwerkzeuge angefertigt. Dazu gungen prüfte. Dieser schlug eine Repa- musste einer der insgesamt zehn Ventilratur mithilfe der Die kostengünstigste Lösung war eine Reparatur tragbaren Waagedes Ventils vor Ort. rechtbormaschine von Sulzer Turbo bolzen entfernt werden. Ohne die Services Indonesia vor. Das Werkzeug übrigen Bolzen zu entfernen, entwarf wird pneumatisch betrieben und ist daher für Vor-Ort-Reparaturen beson- Sulzer eine Spannplatte zur Aufnahme ders geeignet (siehe Infobox). 2 Sulzer sandte das tragbare pneumatische Sulzer führte Gespräche vor Ort und Bohrwerkzeug zum Kundenstandort in überprüfte die Ventilmaße, um sicherzu- Thailand. stellen, dass die tragbare Waagerechtbohrmaschine den Projektanforderungen entsprach. Diese Bohrmaschine ist in der Lage, Innendurchmesser zu bohren, Außendurchmesser und Hinterschneidungen zu drehen sowie Aussparungen und Nuten bis zu einem Durchmesser von 406,4 mm zu schneiden (Bild 2). Nachdem klar war, dass die tragbare Ausrüstung den Projektanforderungen genügte, wurde die Lieferung der pneumatischen Bohrmaschine nach Thailand veranlasst. Sulzer Turbo Services Indonesia stellte eine Reihe von Drehwerkzeugen für die Reparatur zusammen und entsandte einen zusätzlichen Bearbeitungsspezialisten, womit eine 24-stündige Projektunterstützung gewährleistet war.

Herstellung kundenspezifischer Werkzeuge Während die Ingenieure auf die Ausrüstung warteten, wurden vor Ort Vorbereitungen getroffen und zusätzliche

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Pneumatische Werkzeuge sind häufig die beste Wahl für Vor-Ort-Reparaturen Die Hauptvorteile von pneumatischen Werkzeugen sind: • Eine Druckluftversorgung ist am Kundenstandort in der Regel vorhanden. • Bei Stilllegungsprojekten ist der Strom meistens abgeschaltet, während eine Luftversorgung stets verfügbar und sicher ist. Elektrisch betriebene Maschinen können in explosionsgefährdeten Bereichen eine Gefahr darstellen. Außerdem sind Elektromotoren störanfälliger, während Druckluftmotoren eine lange, störungsfreie Lebensdauer haben. Bei elektrischen Maschinen besteht Brandgefahr, wenn das Drehmoment der Maschine für den Elektromotor zu hoch wird. Druckluftmotoren werden durch Drehmomentüberlast nicht beschädigt. Sie bleiben einfach stehen und verbrauchen keine Energie, wenn sie sich nicht drehen.

der Spannadapter für die Maschine. Die Spannplatte wurde in der Werkstatt des Kunden auf der Grundlage der vorliegenden Spezifikationen (Bohrstange und Plandrehkopf, Werkzeuge und Spannadapter) gefertigt. Für die Bearbeitung des Ventilsitzes wurde außerdem eine starre Verlängerung der Bohrstange angefertigt. Da die Anlage möglichst schnell wieder in Betrieb gehen sollte, gewährte der Kunde eine Ausfallzeit von höchstens drei Tagen. Ein weiteres Spezialwerkzeug diente zur Aufnahme des Trockeneises (CO2), das zum Schrumpfen des alten Ventilsitzes nötig war. Außerdem musste eine hydraulische Abziehvorrichtung auf den alten Ventilsitz geschweißt werden, damit dieser leicht entfernt werden konnte. Der neue Sitz musste vor dem Einsetzen in das Gehäuse mithilfe von flüssigem Stickstoff geschrumpft werden.

gesamten Ausrüstung auf den Turbinenflur in den dritten Stock gebracht. Die Regelventile befanden sich am Unterteil des Turbinengehäuses und waren nach unten zur Verrohrung hin ausgerichtet. Sulzer positionierte die Waagerechtbohrmaschine mithilfe der vom Kunden bereitgestellten Gerüste und Kettenzüge senkrecht und richtete sie für die Bearbeitung des Ventilsitzes ein. Mithilfe von Kleinlehren und Klemmen wurde die Bohrstange am Sitzdurchmesser ausgerichtet (Bild 3). Die Bohrmaschine wurde über die anlageneigene Luftversorgung mit dem geforderten Mindestdruck von 7 bar und einem Volumenstrom von 130 Nm3/h versorgt. Nach erfolgreicher Bearbeitung der Wärmeeinflusszonen im Grundwerkstoff entfernte Sulzer den alten Ventilsitz und installierte den neuen Ventilsitz fachgerecht. Anschließend wurde die Dichtnaht geschweißt und den üblichen zerstö-

Neben den Werkzeugen für die Bearbeitung vor Ort benötigte der Kunde: • Einen Gasbrenner zum Vorwärmen des Ventilgehäuses • Ein Messgerät zur Bestimmung der Vorwärm- und Schweißlagentemperaturen • Ein Wolfram-Inertgas-Schweißgerät • Einen zertifizierten Druckrohrschweißer Neben den genannten Sulzer erledigte sämtliche Arbeiten innerhalb Werkzeugen waren noch der geplanten Ausfallzeit. spezielle Schweißstäbe und einige Wärmerungsfreien Prüfungen einschließlich decken (Kaowool) zum Abdecken des Farbeindringprüfung unterzogen. Ventilkörpers und langsamen Abkühlen Sulzer montierte die Turbinenregelder Teile nach dem Schweißen erforderventile wieder und isolierte sie neu. Zum lich. Schluss wurden weitere HilfseinrichtunErfolgreiche pneumatische gen und die Instrumentierung geprüft, Bearbeitung die Verrohrung fertiggestellt und VorbeDie Waagerechtbohrmaschine traf recht- reitungen für die Vorabnahme getroffen. zeitig vor Ort ein und wurde mit der Vor der Überprüfung des Ventilhubs mit Steueröl wurde eine Spülung der Lager 3 Nach Einrichtung der Spannadapter und Spannplatten an der Maschine wurden die Ventilsitze mit dem Bohrwerkzeug ausgedreht. mit Öl vorgenommen. Schließlich konnte die Dampfturbine ihren kommerziellen Betrieb wieder aufnehmen und Industriekunden mit Strom und Dampf versorgen. Sämtliche Arbeiten erfolgten innerhalb der geplanten Ausfallzeit. Aufgrund der erfolgreichen Arbeiten am Ventil erhielt Sulzer den Auftrag für eine Notreparatur an einem Lager derselben Anlage und wurde gebeten, ein Angebot für die anstehende Überholung der Turbine im Jahr 2014 abzugeben. Iman Sigit PT Sulzer Turbo Services Indonesia Kawasan Industri Kota Bukit Indah 41181 Purwakarta Indonesien Telefon +62 264 351 920 [email protected]

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SULZER-INNOVATION

Stark bei Wind und Wetter Wind ist eine Ressource, die es auf der Erde in Hülle und Fülle gibt und die nicht verknappen kann. Weltweit wird die Energiegewinnung aus Wind zunehmend genutzt, doch die Anforderungen an Windkraftanlagen sind groß – insbesondere wenn sie in maritimer Umgebung betrieben werden. Sulzer bietet Oberflächenlösungen an, die Windräder optimal schützen.

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üstenferne Windkraftanlagen finden in der Bevölkerung eine wesentlich größere Akzeptanz als Onshore-Anlagen. Außerdem sind die Windverhältnisse auf dem Meer zumeist besser als an Land. Allerdings sind Offshore-Anlagen besonders aggressiver salziger Umgebung ausgesetzt. Darum spielt der Schutz der Windräder vor Korrosion durch Salz und Feuchtigkeit eine große Rolle. Gleichzeitig müssen die verwendeten Werkstoffe variierenden Kräften, höchsten Stoßimpulsen und Verdrehungen standhalten. Häufig kommen Getriebe zum Einsatz, die die Drehzahl und das Drehmoment zwischen dem Rotor und dem Generator verändern. Solche Getriebe müssen während der Laufzeit einer modernen Windenergieanlage bis zu 144 Mio. Umdrehungen der Rotorwelle oder 15 Mrd. Umdrehungen der Generatorwelle aushalten. Die häufigste Ursache für Störungen der Windkraftanlagen liegt im Verschleiß und in der Ermüdung von Bauteilen wie z.B. Getriebezahnrädern. Solche Ausfälle haben in der Regel einen längeren Anlagenstillstand zur Folge. Sulzer bietet Oberflächenlösungen an, die den Stahl vor Verschleiß und Korrosion schützen und Ausfälle verhindern.

erzielt. Das E.IONIT-OX-Verfahren enthält zusätzlich einen Oxidationsprozess und baut neben Stickstoff auch Kohlenstoff in die Randzone ein. Diese Oberflächenbehandlung veredelt konventionelle Stähle mit all ihren Vorteilen der Dehnbarkeit und Zähigkeit zu Hochleistungswerkstoffen. Die gewünschten Eigenschaften, wie Verschleißfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit, Schwingungsfestigkeit und Dauerfestigkeit, werden dort eingestellt, wo sie später im Einsatz abgerufen werden, nämlich in den Randzonen und an der Oberfläche der Bauteile. Dadurch sind Kosteneinsparungen durch Substitution von teuren Werkstoffen möglich. So können beispielsweise deutlich günstigere Vergütungsstähle an Stelle von rostfreien Stählen eingesetzt werden. Im Vergleich zu hartverchromten Oberflächen bietet E.IONIT OX einen weitaus besseren Korrosionsschutz in maritimer Umgebung. Darüber hinaus ist der Prozess wesentlich umweltverträglicher. Bestens bewährt hat sich E.IONIT OX für hydraulische Bauteile wie z.B. Kolbenstangen und Getriebeteile. Dank dieser Oberflächenlösung profitieren die Windparkbetreiber von längeren Standzeiten der Bauteile und weniger Stillständen.

Windenergie im Kommen Die Gewinnung von Energie aus Windrädern ist eine der umweltschonendsten Technologien zur Deckung unseres Energiebedarfs. Seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts werden Windparks errichtet. Der Ausbau der Windenergie schreitet schnell voran. Ausgebaut werden in den nächsten Jahren sowohl Windkraftanlagen an Land wie auch im Wasser. Ende 2012 wurden mit 2052 Offshore-Anlagen (73 sogenannten Windparks) weltweit eine Leistung von 5863 MW erzielt, die gesamte installierte Leistung weltweit lag bei 282 482 MW.

Gut geschützt vor Salzwasser Das E.IONIT-OX-Verfahren ist speziell für den Schutz vor Salzwasser in maritimer Umgebung ausgelegt. E.IONIT ist eine Wärmebehandlung, die mittels Nitrierprozesse den Randbereich von Eisenwerkstoffen mit Stickstoff anreichert und festigt (siehe Sulzer Technical Review 2/2012). Mit diesem Verfahren werden höhere Randhärten als mit herkömmlichen Methoden wie dem Einsatzhärten

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Annette Norin Sulzer Metaplas GmbH Am Böttcherberg 30–38 51427 Bergisch Gladbach Deutschland Telefon +49 2204 299 262 [email protected] Jürgen Crummenauer Sulzer Metaplas GmbH Am Böttcherberg 30–38 51427 Bergisch Gladbach Deutschland Telefon +49 2204 299 244 [email protected]

Die starken und gleichmäßigen Winde auf dem Meer sind ideal für Windkraftanlagen, aber die salzige Umgebung macht den Bauteilen zu schaffen.

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INTERVIEW

Salvatore Musso: «Wir erweitern unser Angebot an keramischen Werkstoffen.» Salvatore Musso leitet den Sulzer-Metco-Produktionsbetrieb in Barchfeld, Deutschland. Er berichtet über den kürzlich erfolgten Ausbau dieses Standortes und die Bedeutung für den Beschichtungsmarkt. stoffe hergestellt werden können. Damit sind wir in der Lage, Werkstoffeigenschaften individuell für die unterschiedlichsten Anwendungen zu kombinieren.

Was zeichnet den Betrieb in Barchfeld aus? Sulzer Metco produziert Beschichtungswerkstoffe weltweit an insgesamt vier Standorten: in den USA, in Kanada, hier in Deutschland und demnächst auch in China. Unser Betrieb in Barchfeld ist innerhalb von Sulzer Metco Materials das Technologiezentrum für Sprühtrocknung und Sinterprozesse. Mit diesen Prozesstechnologien stellen wir sogenannte agglomeriert gesinterte Beschichtungswerkstoffe her, die mit thermischen Spritzprozessen appliziert werden. Was ist das Besondere an diesem Herstellungsverfahren? Wir produzieren mit diesen Verfahren in Barchfeld karbidische und keramische Beschichtungspulver. Die Besonderheit dieses Verfahrens ist, dass aus mehreren Ausgangsstoffen mit verschiedenen Eigenschaften komplexe homogene Werk-

Auf welche Anwendungen konzentrieren Sie sich? Sulzer Metco fokussiert insbesondere auf Beschichtungslösungen für kritische Bauteile, deren Lebensdauer verlängert und Effizienz gesteigert wird. Bei den karbidischen Beschichtungspulvern legen wir unseren Schwerpunkt insbesondere auf Beschichtungslösungen für den Verschleiß- und Korrosionsschutz. Indem wir die Güte der gespritzten Oberflächen erhöhen, können unsere Kunden kostenintensive Nachbehandlungen wie Schleifen und Polieren deutlich reduzieren oder sogar komplett einsparen. Mit der neuen Produktionsanlage für keramische Beschichtungspulver erschließen wir für den Standort Barchfeld neue Industrien. Neben Karbiden, welche insbesondere in den Industrien Öl und Gas, Maschinenbau, Bergbau und der Papierindustrie eingesetzt werden, können wir nun auch Oxid-Keramiken verarbeiten. Diese kommen in Brennstoffzellen, in der Solartechnologie, bei Halbleitern, in

Flugzeugturbinen und in industriellen Gasturbinen zum Einsatz. Mit keramischen Schichten können beispielsweise Turbinen in höheren Temperaturbereichen betrieben werden und somit eine bessere Effizienz erzielen. Auch der Brennstoffbedarf und die Emissionen werden deutlich reduziert, was die Wirtschaftlichkeit erhöht. Was sind die besonderen Herausforderungen bei der Produktion von agglomeriert gesinterten Beschichtungswerkstoffen? Kunden, die uns besuchen und unsere Pulverproduktion in Barchfeld sehen, sind häufig beeindruckt, welcher Aufwand und wie viel Know-how dahinter stehen. Herausforderungen gibt es im Bereich Umwelt und Gesundheitsschutz und natürlich insbesondere bei der Optimierung der Produktionsprozesse durch verbesserte Prozesskontrollen und Automatisierung. Unser Forschungs- und Entwicklungslabor und unser Anwendungszentrum sind für die Qualitätssicherung und für Neuentwicklungen zuständig. Zusammen mit den Coating Solution Centers, die wir innerhalb von Sulzer Metco unseren Kunden zur Verfügung stellen,

Mit der neuen Produktionshalle in Barchfeld kann Sulzer Metco nun auch agglomeriert gesinterte Oxid-Keramiken herstellen.

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INTERVIEW ermitteln wir die notwendigen Beschichtungsparameter individuell für jeden Werkstofftyp in Kombination mit dem jeweiligen Beschichtungssystem. Wobei Ihnen die langjährige Erfahrung in diesem Gebiet hilft … Ja, schon vor der Übernahme durch Sulzer im Jahr 2004 war die damalige WOKA GmbH führend auf dem Gebiet Agglomerieren und Sintern von Karbidwerkstoffen. Der Betrieb hatte sich Ende der 90er Jahre in Barchfeld angesiedelt und war rasant von 8 auf 40 Mitarbeiter angewachsen. Die Region war früher bekannt für ihre Hartmetallindustrie, welche ähnliche Prozesstechnologien wie bei der Herstellung von agglomeriert gesinterten Beschichtungswerkstoffen verwendet. Davon profitierte der Betrieb und etablierte sich weltweit als Hersteller von hochwertigen Karbidpulvern. Was war die Motivation von Sulzer, ins Karbidgeschäft einzusteigen? Sulzer Metco hat das Wachstumspotenzial der Karbidwerkstoffe erkannt und ergänzte das eigene Technologie-Portfolio durch die Akquisition der WOKA GmbH in Barchfeld. Das Ziel war es, mit Hilfe des globalen Marktzugangs von Sulzer Metco und mit den finanziellen Möglichkeiten des Konzerns das Portfolio und die Kapazitäten weiter auszubauen. Diese Strategie ist ganz klar aufgegangen. Heute sind rund 120 Mitarbeitende hier beschäftigt, was einer Verdreifachung seit 2004 entspricht. Das Umsatzvolumen hat sich dabei mehr als vervierfacht. Das Produktportfolio ist stark gewachsen, und im Bereich von agglomeriert gesinterten Karbidwerkstoffen sind wir seit vielen Jahren Marktführer.

Was waren die Gründe für den Ausbau lere Kapazitäten. Mit der vierten Produkdes Standortes? tionslinie, welche auch für mittlere KapaNach dem beeindruckenden Wachstum zitäten ausgelegt ist, werden wir den im Karbidgeschäft verfolgte Sulzer eine Expansionsschritt voraussichtlich Ende ähnliche Strategie mit den Oxid-Kerami- 2013 abschließen. ken – mit dem Unterschied, dass wir Welche Pläne gibt es für die Zukunft diesmal die Kapazitäten selbst aufgebaut dieses Standortes? und nicht akquiriert haben. Sulzer Metco Natürlich ist es unser Ziel, die neuen in Westbury stellte diese Werkstoffe Kapazitäten voll auszulasten. Das können schon mittels Plasmaverdichtung her wir nur erreichen, wenn es uns gelingt, und hatte bereits eine marktführende unsere Kunden zufriedenzustellen und Position. Nun wollte Sulzer diese weiterhin marktorientierte NeuentwickKeramik auch als agglomeriert gesintertes lungen erfolgreich zu etablieren. Bei jeder Pulver produzieren, um letztlich das Entwicklung steht ein Kunde bzw. ein bestehende Produktportfolio gezielt zu ergänzen. Im Jahr 2007 haben wir zusam- klarer Kundennutzen dahinter. Mit einimen mit großen OEMs (Original Equip- gen Kunden haben wir langfristige Partnerschaften und entwickeln gemeinment Manufacturer) angefangen, sehr kundenorientiert erste Produkte zu ent- sam innovative Beschichtungslösungen, wickeln und in den «Für agglomeriert gesinterte Karbidpulver sind Laboren Testmengen wir seit vielen Jahren Marktführer.» zu produzieren. Dann haben wir 2008 welche z.B. im Bereich der Luftfahrt erst begonnen, am Standort Barchfeld eine in mehreren Jahren zum Einsatz kommen kleine Pilotanlage aufzubauen, deren Kapazität aber bald nicht mehr ausreichte. werden. Mit der durch die Neuinvestition deutlich Sie sind seit vier Jahren verantwortlich erhöhten Produktionskapazität sind wir nun in der Lage, eine Vielzahl an Pro- für den Betrieb in Barchfeld. Was schätdukten am Markt einzuführen und fle- zen Sie besonders an Ihrem Job? xibel zu produzieren. Da sich der Haupt- Insgesamt war ich für Sulzer Metco schon markt für agglomeriert gesinterte Oxid- acht Jahre an verschiedenen Standorten weltweit tätig. Ich schätze die Dynamik Keramiken in Europa befindet, profitieren des Beschichtungsgeschäfts und die viele Kunden vom Produktionsstandort rasante Entwicklung des Standortes in Barchfeld. Barchfeld. Wir haben unglaubliche WachsWie groß sind die Kapazitäten nach tumsraten im hohen zweistelligen Bereich dem Ausbau? erzielt. Daran mitzuarbeiten ist sehr Die neue Produktionshalle ist 2700 m2 spannend und herausfordernd. Darüber groß und bietet Platz für vier Produk- hinaus genießen meine Familie und ich, tionslinien. Drei neue Produktionslinien dass die Rahmenbedingungen hier optimal sind, um gut leben zu können. sind bereits in Betrieb: zwei Linien für Großserienproduktion und eine für mitt- Interview: Tünde Kirstein

Salvatore Musso studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Fachhochschule München, Deutschland. Danach arbeitete er insgesamt 5 Jahre als Unternehmensberater in den Bereichen Mergers & Acquisitions und Restrukturierung. Bevor er die Geschäftsführung der Sulzer Metco WOKA GmbH in Barchfeld übernahm, war er für Sulzer Metco in verschiedenen Führungspositionen international tätig. Neben seiner Position als Geschäftsführer ist er auch als Vice President Operations Mitglied des Leitungsteams der Geschäftseinheit Materials von Sulzer Metco.

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EVENTS & NEWS 3.–8. November, 2013 San Francisco, CA, USA AIChE Annual Meeting ‘Global Challenges for Engineering a Sustainable Future’ www.aiche.org 6.–8. November, 2013 Concepción, Chile EXPOCORMA 2013, 17th International Exhibition Forestry, Pulp & Paper www.expocorma.cl 10.–13. November, 2013 Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate ADIPEC 2013, Energy for All in a Changing World www.adipec.com

Fokus auf Schlüsselmärkte Sulzer will sich auf drei attraktive Schlüsselmärkte fokussieren – Öl und Gas, Energie und Wasser. Sulzer hält bereits führende Positionen in diesen Märkten, auf die zwei Drittel des Umsatzes entfallen. Deshalb prüft der Konzern, die Division Sulzer Metco, die überwiegend außerhalb der Schlüsselmärkte in der Automobil-, Luftfahrt- und der allgemeinen Industrie tätig ist, zu verkaufen. Mit der stärkeren Marktfokussierung, will Sulzer auch

Zusammenarbeitsvorteile und Synergien des Geschäfts umfassender nutzen. Künftig werden Sulzer Pumps und Sulzer Turbo Services enger zusammenarbeiten und ihre Dienstleistungen für rotierende Maschinen divisionsübergreifend anbieten. Die Kunden werden dank des gemeinsamen Verkaufsauftritts das komplementäre technische Fachwissen und das weltweite Serviceangebot der Divisionen noch besser nutzen können.

12.–14. November, 2013 Orlando, FL, USA POWERGEN International 2013 www.power-gen.com 18.–21. November, 2013 Chicago, USA FABTECH 2013, Metal Forming, Fabricating, Welding and Finishing Event www.fabtechexpo.com 19.–21. November, 2013 Basel, Schweiz Ecochem, International Conference and Exhibition on Sustainable Chemistry and Engineering www.ecochemex.com 20.–21. November, 2013 Porsgrunn, Norwegen Exhibition EuroExpo www.euroexpo.se 26.–27. November, 2013 Esslingen, Deutschland 3. ATZ-Fachtagung, Reibungsminimierung im Antriebsstrang 2013 www.atzlive.de 28.–29. November, 2013 Kopenhagen, Dänemark Exhibition Ajour www.ajour2012.dk 1.–4. Dezember, 2013 New York, NY, USA Greater NY Dental Meeting http://gnydm.com 2.–5. Dezember, 2013 Berlin, Deutschland 12th International CTI Symposium Innovative Automotive Transmissions, Hybrid & Electric Drives www.getriebe-symposium.de 21.–24. Januar, 2014 Las Vegas, NV, USA WOC World of Concrete 2014 www.worldofconcrete.com 19.–21. Februar, 2014 New Delhi, Indien APA 2014 International Conference on Polymers: Vision & Innovations www.apa2014.org 11.–13. März, 2014 Paris, Frankreich JEC Europe Composite Show www.jeccomposites.com

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Neue F&E-Struktur Sulzer restrukturiert die F&E-Einheit Sulzer Innotec. Zwei Bereiche von Sulzer Innotec werden in die divisionalen F&EAbteilungen eingegliedert. Die Gruppe Maschinendynamik und Akustik wird als Kerntechnologie Mechatronics, Experimental Dynamics and Acoustics in die Division Sulzer Pumps integriert. Die Dienstleistungen werden auch für externe Kunden weiterhin angeboten. Zusätzlich hinzu kommen Aufgaben in den Gebieten Mechatronik, Control & Instrumentation sowie Zustandsüberwachung von Maschinen. Die Gruppe Präzisionswerkstatt und Prototypenbau wird als Teil der Division

Sulzer Turbo Services weiterhin für die Herstellung komplexer Bauteile zuständig sein. Die Bereiche Technische Diagnostik und Materialprüfung sowie SchweißEngineering und Produktion, die vor allem für externe Kunden tätig sind, werden vom Schweizer Prüfunternehmen Qualitech AG übernommen. Die Qualitech AG führt den Standort Winterthur weiter und übernimmt alle rund 50 Mitarbeitenden. In dem 1980 gegründeten und auf Materialprüfung spezialisierten Dienstleistungsunternehmen hat das Team von Sulzer Innotec nachhaltig gute Entwicklungschancen.

Biopolymer-Muster verfügbar Seit Neuestem können Kunden von der Sulzer-Demonstrationsanlage in der Schweiz PLA-(Polylactid-)Muster erhalten. Sulzer stellt Kundenmuster in Mengen von einigen Kilogramm bis zu mehreren Tonnen für Anwendungstests, für die Marktentwicklung und für die Lohnproduktion von kundenspezifischen Formulierungen her. Die moderne Anlage ermöglicht die Produktion verschiedener PLA-Sorten und -Mengen im halbindustriellen Maßstab bis 1000 Tonnen im Jahr. PLA ist ein vielseitiges Biopolymer, das für eine Vielzahl von Anwendungen zum Einsatz kommt – von biologisch abbaubaren Verpackungen bis hin zu wärme-

beständigen und mechanisch belastbaren Teilen für die Elektronik- oder Automobilindustrie. Die einzigartige PLA-Anlagentechnologie von Sulzer ermöglicht die effiziente Produktion von hochwertigem PLA mit geringem Restmonomeranteil, hoher optischer Reinheit und verschiedenen Molekulargewichten. [email protected]

www.sulzer.com /PLA-samples

IMPRESSUM

Sulzer immer zur Hand Mit den neuen und erweiterten iPad-Apps haben die Kunden von Sulzer nun immer die neuesten Informationen über den Konzern zur Hand.

Die App «TS Solutions» von Sulzer Turbo Services wurde mit neuen Funktionen erweitert.

Die neue App «Investor Relations» liefert Informationen für Aktionäre und Investoren (auch erhältlich als iPhone-App).

Die App «Library» beinhaltet konzernweite Publikationen.

App «TS Solutions»: • Eine Liste aller Standorte von Sulzer Turbo Services mit Kartenanzeige • Umrechnungsfunktion von angloamerikanischen Maßen in metrische Maße • Ein Link zu Jobangeboten bei Sulzer Turbo Services • Erweiterte Datenbank mit Broschüren und Service-bezogenen Inhalten • Bildergalerie mit aktuellen Fotos App «Investor Relations»: • Aktien-Informationen: Kennzahlen und Aktienkurs • Finanzberichte und News: Berichte über Ergebnisse und Geschäftsgang • Kontakte und Dienstleistungen: Service für Aktionäre und potenzielle Investoren App «Library»: • Die Ausgaben der Sulzer Technical Review • Sulzer-Geschäftsberichte • Sulzer-Halbjahresberichte • Sulzer-Nachhaltigkeitsberichte

Offshore-Ölförderung Sulzer stärkt seine Position auf dem internationalen Offshore-Öl- und -Gasmarkt. Da sich die Förderung zunehmend in tiefere Gewässer und an entlegenere Standorte verlagert, steigt weltweit die Nachfrage nach schwimmenden Förder-, Lager- und Entladeeinheiten, sogenannten FPSOs. Mit FPSO-Tankern kann auf lange, teure Pipelines von der Ölquelle bis zum Terminal an Land verzichtet werden. Vor Kurzem hat Sulzer Pumps mehrere Großaufträge für FPSOProjekte rund um die Welt erhalten. Sulzer wird Hochleistungspumpen für acht FPSOs, die zurzeit für Petrobras im

Bau sind, liefern. Einer der Aufträge kommt von Keppel FELS Brazil S/A und beläuft sich auf 42 Pumpenaggregate für Meerwasserhebe-, Wasserinjektions- und Hilfsanwendungen für zwei FPSOSchiffe vor der Küste von Rio de Janeiro. In Westaustralien wird Sulzer 69 Pumpen an Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering für ein neues, von INPEX betriebenes FPSO-Schiff liefern. Sulzer ist verantwortlich für das Projetmanagement und das Testen der kompletten Anlage. Die lokale Niederlassung von Sulzer in Australien übernimmt die Offshore-Inbetriebnahme und Wartung der Ausrüstung.

Die Sulzer Technical Review (STR) ist die Kundenzeitschrift von Sulzer; sie erscheint dreimal jährlich in Deutsch und Englisch sowie einmal jährlich in Chinesisch. Die Artikel sind auch auf www.sulzer.com/str verfügbar. 3 /2013 95. Jahrgang der STR ISSN 1660-9034 Herausgeber Sulzer Management AG Postfach 8401 Winterthur, Schweiz Chefredaktorin Tünde Kirstein [email protected] Redaktionssekretariat Laura Gasperi [email protected] Beirat Mariella Devrient Samuel Eckstein Thomas Gerlach Hans-Michael Höhle Ernst Lutz Claudia Pröger Heinz Schmid Daniel Schnyder Übersetzungen Thore Speck, Flensburg Interserv AG, Zürich Gestaltung Typografisches Atelier Felix Muntwyler, Winterthur Druck Mattenbach AG, Winterthur © November 2013 Der Nachdruck von Beiträgen und Illustrationen ist nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. Die Sulzer Technical Review (STR) wurde nach bestem Wissen und Gewissen der Sulzer Management AG und der Autoren zusammengestellt. Allerdings können weder die Sulzer Management AG noch die Autoren für die Qualität der Informationen verantwortlich gemacht werden, insbesondere wird jegliche Gewährleistung für die Korrektheit und die Vollständigkeit der publizierten Informationen abgelehnt. Auflage: 16 000 Exemplare Magno Satin 135 g/m2 aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

For readers in the United States of America only: The Sulzer Technical Review is published periodically by Sulzer Management Ltd., P.O. Box, 8401 Winterthur, Switzerland. Periodicals postage paid at Folcroft, PA, by US Mail Agent— La Poste, 700 Carpenters Crossing, Folcroft, PA 19032. Postmaster: Please send address changes to Sulzer Technical Review, P.O. Box 202, Folcroft, PA 19032.

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Service für zuverlässige Betriebsmittel Verbesserte Verdichterleistung Wenn es um die Reparatur und den Austausch von Teilen oder die komplette Überholung von Radial-, Axial- und Schraubenverdichtern geht, können Sie sich auf Sulzer Turbo Services verlassen. Unser schneller und flexibler Service verbessert die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit Ihrer Verdichter. Darüber hinaus bieten wir eine breite Palette von Serviceleistungen für elektromechanische Betriebsmittel an, die die Leistung Ihrer Anlagen erhöhen.

Scannen Sie den Code, um weitere Informationen zu erhalten.

Laden Sie die App «TS Solutions» aus dem App Store herunter.

Sulzer Turbo Services Neuwiesenstraße 15 8401 Winterthur Schweiz [email protected] www.sulzer.com