Inklusion Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

22.12.2015 Überblick Inklusion 2 Zwischen Anspruch und Wirklichkeit Inklusion in der Kita – ein Spagat zwischen Anspruch und Rahmenbedingungen U...
Author: Ewald Blau
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22.12.2015

Überblick

Inklusion

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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Inklusion in der Kita – ein Spagat zwischen Anspruch und Rahmenbedingungen

Univ. Prof. Dr. Timm Albers 2

Hintergrund  Inklusion als derzeit größte Herausforderung für internationale Bildungssysteme (UNESCO 2011)  Verwahrlosung des Inklusionsbegriffs: „Ich glaube, Integration ist für die Ausländer und Inklusion ist für die Behinderten“ (Katzenbach 2015)

Hintergrund  Der Integrationsbegriff ist in der frühpädagogischen Theorie und Praxis etabliert, aber:  Der Begriff Inklusion verwässert in der bildungspolitischen Diskussion und praktischen Umsetzung  Je schwerer die Behinderung, desto geringer die Chancen für Integration  Mit den Fähigkeiten des Kindes steigt die Chance auf Integration: Kinder „qualifizieren“ sich für Integration  Denken in unterschiedlichen Gruppen bleibt erhalten

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Integration

Hintergrund

Inklusion

 Eine Definition von Inklusion darf nicht abschrecken, sondern sollte es ermöglichen, dass man auf unterschiedlichen Ebenen damit arbeiten kann: Politik, Fachleute, Eltern, Forscher  Arbeitsbegriff: Inklusion kann als das Streben nach größtmöglicher Teilhabe und dem aktiven Verhindern von Exklusion von Anfang an verstanden werden  Inklusion als Prozess ohne Anspruch auf Perfektion aber mit klarem Auftrag! (modifiziert nach Hinz, 2002; Füssel & Kretschmann 1993)

(Nutbrown & Clough 2010) 5

Index für Inklusion

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Hintergrund

 Indikator A1.1: Jeder soll sich willkommen fühlen

 Voraussetzung: Inklusive Prozesse: Prozesse, bei denen 'Einigungen' zwischen widersprüchlichen innerpsychischen Anteilen, gegensätzlichen Sichtweisen, interagierenden Personen und Personengruppen zustande kommen

 Ist der erste Kontakt, den man mit der Einrichtung hat, freundlich und einladend?  Ist die Umgebung der Einrichtung freundlich?

 Werden die Kinder und ihre Eltern stets begrüßt und verabschiedet?

 Nicht: Einheitliche Interpretationen, Ziele und Vorgehensweisen, sondern vielmehr die Bereitschaft, die Positionen der jeweils anderen gelten zu lassen, ohne diese oder die eigene Person als Abweichung zu verstehen

 Ist die Einrichtung allen Kindern gegenüber aufgeschlossen, einschließlich Kindern mit Behinderungen, Sinti/Roma und Asylbewerbern?  Sind die Informationen allen zugänglich, unabhängig von ihrer Muttersprache oder Behinderung (zum Beispiel bei Bedarf als Übersetzung, in Brailleschrift, als Audioaufnahme und in Großdruck erhältlich)?

(vgl. Klein, Kreie, Kron & Reiser 1987, S. 38f; Prengel 2014, 2006) 7

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Inhalt Hintergrund Wichtig bei diesem Verständnis ist, dass inklusive Prozesse auf allen Ebenen einsetzen müssen: •

auf der subjektiven, der innerpsychischen Ebene,



auf der interaktionellen Ebene in Kooperation mit Anderen,



auf der institutionellen Ebene



und auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene

(vgl. Klein et al. 1987, Kron 2006; Bildnachweis: Petra Wagner)9

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Fragestellung:

Wissenschaftliche Begleitung des Projekts „Eine Kita für alle – Vielfalt inklusive“ P ROF. DR. S IMONE S E ITZ| P ROF. DR. T IMM A LBERS | DI PL. P Ä D. N I NA -KATHRIN J OYCE-FINNERN

Wissenschaftliche Begleitung Zentrale Idee der Evaluationsstudie

Wie gelingt es Inklusion strukturell, kulturell und praktisch in Kindertageseinrichtungen umzusetzen und zu verankern? (in Orientierung am „Index für Inklusion“)

Ziele: Veränderungsprozesse dokumentieren und das gewonnene Wissen nutzbar machen  für die Praxisentwicklung und die weitere Konzeption der Qualifizierung  für den Transfer in andere Kitas (Rollout)

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Wirksamkeit der Qualifizierung Auswertung der Fragebögen für Leitungskräfte

Ausgangslage Einstellungen Auswertung der Fragebögen für pädagogische Fachkräfte

Teamentwicklung „dass wir im Team wesentlich mehr miteinander sprechen, auch über alles“.

Ausgangslage Einstellungen Auswertung der Fragebögen für pädagogische Fachkräfte

Wirksamkeit

„auf jeden Fall, hat es uns sehr gut getan für die Teamzusammengehörigkeit“

Teamentwicklung

 Team wird durch gemeinsamen Austausch in den Fortbildungen gestärkt  Team wird in seiner Vielfalt wahrgenommen

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Beispiele für erste Veränderungen in den Einrichtungen Raumgestaltung

Selbstreflexion

Wirksamkeit Stärkung der Reflexion eigenen Handelns

„was ich bis jetzt so von dem ganzen Projekt mitgenommen habe. Inklusion, auch umzusetzen beziehungsweise (.) ja, Dinge, die ich tue oder vorhabe, doch nochmal Revue passieren zu lassen, „könntest du es nicht anders dann machen?“. „Also das man da einfach da noch einmal mehr, viel mehr, drüber nachdenkt“.

Wirksamkeit Strukturelle Veränderungen

Reflexion eigener Handlungen

„Wie wir zum Beispiel die Räume als letztes Thema gehabt haben, haben wir einfach noch einmal BEWUSSTER einen Raum angeguckt: Ist alles so wie es eigentlich sein sollte oder könnte man was verändern […] die Puppen-Ecke […], wir machen alle paar Wochen einfach ein anderes Angebot herein.“ Regeln in der Kita „…und wenn es nur dieser Anreiz ist „Es müssen nicht immer alle Kinder bis Viereinhalb schlafen“. Das verändert dann ja auch wieder die Situation in dieser Betreuung […]. Also es ist ja dann immer so ein hin und her, so ein Ping Pong. Da ändert sich dann wieder was, dann ändert sich ja da wieder was. […] Also, es greift ja ein Rad dann immer so ins andere rein.“

 Inklusionsprojekt als Motor für Organisationsentwicklung

Barrieren

Barrieren

Ressourcen für Inklusionsentwicklung

 25er Gruppen mit bis zu 6 zweijährigen Kindern

gelingende Vielfalt des Teams: mehrsprachiges, interkulturelles und altersgemischtes Team

 Fehlende Zeit für konzeptionelle Arbeit und Austausch im Gesamtteam  Trägervorgaben für Förderprogramme  Fehlende Räume für Beratungsangebote oder Elterncafé

Ressourcen

Gegenseitige Unterstützung im Team bei Schwierigkeiten Pädagogisches Konzept der Einrichtung lässt sich gut mit Inklusionsgedanken verbinden (z. B. offene Arbeit, Situationsansatz, BULG)

Gelingende Kooperationen mit anderen Einrichtungen? (z. B. mit Musikschule, Grundschule, Therapeutischen Praxen, Mehrgenerationenhaus)

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Inhalt

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Wünsche Mehr mehrsprachige KollegInnen

Wünsche

Anerkennung, Unterstützung von TrägervertreterInnen Weitere fachliche Begleitung beim Inklusionsprozess (Fachberatung) Arbeitsaufträge parallel zu den Fortbildungen Zeit für gemeinsamen Austausch im Team

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Perspektiven

Perspektiven

Auf der institutionellen Ebene

Kitas als Schaltstelle im Sozialraum

 Partizipation von Kindern und Familien ermöglichen

 Ansprechpartner für Familien, verbunden mit der Gefahr der Überforderung

 Öffnung und Vernetzung der Institution im Hinblick auf die Kooperation mit Bildungs- und Lernorten im Sozialraum

 Familienzentren  1 Quadratkilometer Bildung (Wuppertaler Nordstadt): Vernetzung von Angeboten für Familien mit Kindern vom Krabbel- bis ins Jugendalter, z.B. Rucksack, Moscheen, 2 Kitas, 2 Grundschulen Familienbildungsstätte, internationales Jugendbegegnungszentrum

 Konzeptionsentwicklung im Sinne der vorurteilsbewussten Erziehung und des Index für Inklusion

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Degener, Januar 2009

Perspektiven

Zusammenfassung

Fragestellungen

 Ziele: Prävention, Herstellung von Chancengleichheit und Partizipation

 Wie können Bildungsprozesse in einem Stadtteil so organisiert werden, dass sie anschlussfähig sind, ineinander greifen und den Erfolg von Kindern und Jugendlichen sichern?

 Verzicht auf frühe Etikettierungen und Selektion  Kritische Auseinandersetzung mit „inklusionskodierten“ Kinderbüchern, Schablonen oder den einen Ratgeber „50 Spiele für Inklusion“

 Wie kann die Qualität in Kindertagesstätten, Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen partizipativ – also durch möglichst alle Anspruchsgruppen – entwickelt und überprüft werden?

 Inklusive Pädagogik umfasst Elemente einer qualitativ hochwertigen pädagogischen Praxis

 Wodurch gelingt die Beteiligung von Eltern?

 Inklusion braucht gute Rahmenbedingungen für professionelles Handeln

 Unter welchen Bedingungen können welche Praxisansätze in das und aus dem Programm übertragen werden?  Wo sind Selektionsrisiken und Barrieren? 25

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Vielen Dank!

Informationen http://www.albers.ph

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