INHALT ERFOLGREICH ANLEGEN MIT ETFS HANDELSBLATT SPECIAL

HANDELSBLATT SPECIAL I N H A LT Anlegen nach dem Lego-Prinzip 3 Auf der Überholspur 6 Wenn Regulierung Hoffnung macht 9 Klassiker mit Tücken 12 ...
Author: Liane Fischer
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HANDELSBLATT SPECIAL

I N H A LT Anlegen nach dem Lego-Prinzip

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Auf der Überholspur 6 Wenn Regulierung Hoffnung macht 9 Klassiker mit Tücken

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Der teure Irrtum der Indexfonds

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Profitables Hin und Her

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Schulden sind der neue Anlegerhit 21

ERFOLGREICH ANLEGEN MIT ETFS

Klüger als gedacht

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Megatrends mit Restrisiko

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Noch eine Baustelle

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Die Mischungmacht es

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Doppelt hält nicht besser

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Weitere Vorteile von ETFs präsentiert von BlackRock 39

Bild: Getty Images

IMPRESSUM: Handelsblatt GmbH (V.i.S.d.P.); Kasernenstr. 67, 40213 Düsseldorf Chefredaktion: Sven Afhüppe Geschäftsführung: Gabor Steingart (Vorsitzender), Frank Dopheide, Ingo Rieper, Gerrit Schumann -2-

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INDEXFONDS

Anlegen nach dem Lego-Prinzip von Ingo Narat

Wer Wertpapiere kauft, der will gute Erträge erzielen. Einige Anleger vertrauen auf starre Indexkonzepte, andere auf Fondsmanager mit großen Freiheiten. Doch die Wahrheit liegt woanders – weiß auch Star-Investor Buffett.

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Der Rat des heute 86-jährigen ist aktueller denn je. Er gibt Antwort auf eine fast philosophische Frage, die die Investmentbranche seit langer Zeit beschäftigt. Was liefert den besseren Ertrag: Gezielte Einzelwertauswahl der als attraktiv bewerteten Titel oder Verzicht auf diesen Aufwand und simpler Kauf eines Indexproduktes, das so zusammengesetzt ist wie eine gewählte Messlatte? Im Börsen-Slang werden die unterschiedlichen Ansätze schlicht mit „aktiv“ und „passiv“ abgekürzt. Buffett hat sich demnach für die passive Anlage entschieden. Auf den ersten Blick stützen regelmäßige Auswertungen aus unterschiedlichsten Quellen diese Entscheidungen. Denn meistens illustrieren die typischen Leistungsbilanzen, dass die Anlageergebnisse aktiver Depots unterlegen sind. „Passive Fonds schneiden europaweit besser ab als aktive“, betitelte beispielsweise die Analysefirma S&P Dow Jones Indices in 2016 eine Auswertung. Die Analysten zählten ab, wie viele aktiv verwaltete europäische Aktienfonds eine geringere Rendite lieferten als ein Vergleichsindex. Das Ergebnis ist erschütternd: Die Misserfolgsquote steigt von 32 Prozent im ersten Jahr stetig bis auf über 86 Prozent nach zehn Jahren. Wer demnach nach dem Zufallsprinzip einen aktiven Fonds aussucht, der geht ein hohes Risiko ein, dass er nach einigen Jahren mit weniger Rendite dasteht als ein schlichtes Indexprodukt ihm eingebracht hätte. Bei genauerem Hinsehen zeigt das Ergebnis von S&P und ähnlichen anderen Auswertungen nur einen Teil der Wahrheit – aus verschiedenen Gründen. So tragen manche aktive Fonds dieses Etikett zu Unrecht. Sie fordern die typischerweise höheren Gebühren für solche Produkte, folgen im Kern aber einer passiven Strategie, orientieren sich also sehr stark an einer Indexzusammensetzung.

Indexfonds sammeln rasant Geld ein

Warren Buffett: Der Star-Investor empfahl seiner Frau die Geldanlage in einem Indexfonds. (Foto: ap)

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er Satz schlug Wellen. Er kam von Warren Buffett. Der amerikanische Starinvestor machte vor zwei Jahren im Bericht seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway eine Bemerkung, die es in sich hatte. Er empfahl seiner Frau Astrid, nach seinem Tod den größten Teil des Bargelds in den S&P-500-Indexfonds der US-Gesellschaft Vanguard zu investieren. Die Reaktion folgte prompt. In einer E-Mail bedankte sich Vanguard-Gründer John Bogle artig beim Multimilliardär und verlieh Buffett den Titel „zweitbester Verkäufer“ in seinem Investmenthaus.

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Die deutsche Finanzaufsicht Bafin ist den Schummlern auf der Spur. Es geht um Aktienfonds mit hohen Gebühren. Die Bafin hat in diesem Jahr Daten bei den hiesigen Fondsanbietern eingesammelt und überprüft sie. Der Gebührenunterschied zwischen beiden Anlageansätzen ist groß. Aktive Aktienfonds verlangen oft bis zu zwei Prozent Jahresgebühr. Passive Angebote wie börsengehandelte Indexfonds erreichen im Schnitt ein Viertel dessen. Angebote für populäre Messlatten wie Dax oder Euro Stoxx 50 sind deutlich preiswerter. Die europäische Wertpapieraufsicht Esma hegt schon seit einiger Zeit den Verdacht, dass manche Fonds mogeln. Die Fondsratingagentur Morningstar schlägt in gleiche Kerbe. Sie wertete fast 500 europäische Aktienfonds aus. Danach ist unter den Managern, die einen aktiven Investmentansatz versprechen, jeder Fünfte ein verkappter Index-Folger. Für Analyst Matias Möttölä sind Titel suspekt, die sich sehr stark am Index orientieren: „In Verbindung mit den hohen Gebühren ist so ein Fonds selten eine gute Wahl.“ Der Erfolg „echter“ aktiver Manager könnte demnach unterschätzt werden. Wissenschaftliche Untersuchungen legen das ebenfalls nahe. Finanzprofessor Antti Petajisto von der New Yorker Universität legte eine Langfristanalyse für US-Aktienfonds vor. Er -4-

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sortierte die verkappten Indexprodukte aus. Sein Ergebnis: Die Fonds mit den größten Indexabweichungen konnten durchschnittlich jährlich über einen Prozentpunkt mehr Ertrag abliefern als die Messlatte. Solche Ergebnisse relativieren den holzschnittartig errechneten statistischen Misserfolg der aktiven Manager wie in der Kalkulation von S&P. In der Praxis haben Investoren ihre eigene Antwort auf die investmentphilosophische Frage gefunden. Manche bauen ihre Depots trennschärfer zusammen und sortieren die Mogelpackungen aus. Sie wählen für bestimmte Anlagen echte aktive Manager, denen sie einen Mehrertrag zutrauen. In anderen Bereichen wählen sie dagegen gezielt Indexprodukte, auch wegen ihrer Kostenvorteile. „Diese Kostenvorteile sind in der Welt ohne Zinsen und mit der Erwartung künftig geringerer Wertpapiererträge noch wichtiger geworden“, sagt Jan Altmann, Gründer der Beratungsgesellschaft 4assetmanagement. Im Vergleich der beiden Welten haben die passiven Anlagen den größten Zulauf. Das ist am rasanten Wachstum der börsengehandelten Indexfonds ablesbar. Diese „Exchange Traded Funds“, kurz ETFs, sammelten allein in Europa seit ihrem Start Anfang des Jahrtausends 480 Milliarden Euro ein. Noch kaufen vor allem institutionelle Großinvestoren wie Pensionskassen und Versicherungen. Branchenexperten erwarten künftig eine größere Beteiligung von Privatanlegern. Auch der technologische Fortschritt spielt den ETFs in die Hände. Mit ihnen als Bausteinen lassen sich Depots einfach zusammenstellen und als Vermögensverwaltung Online anbieten. Es ist ein Lego-Prinzip der modernen Art. Auch dieser Trend zeigt: Es gibt keine simple Entscheidung zwischen aktiv und passiv im Sinne eines „entweder oder“. Auch wer passive Bausteine einsetzt, muss diese sinnvoll kombinieren. Das kann beispielsweise ein spezieller Mix aus ETFs für Aktien- und Anleihe-Messlatten sein. Diese Entscheidung ist eine aktive. Ähnlich sieht es Werner Krämer, Analysechef bei Lazard Asset Management in Deutschland: „Die Zukunft liegt in einer optimierten Mischung passiver Kerninvestments und wirklich sehr aktiver Fonds, die sich weit von den Index-Messlatten entfernen.“ Auch Star-Investor Buffett liebt trotz der Empfehlung für seine Frau aktive Entscheidungen. Als Chef von Berkshire Hathaway sucht er sich seine Firmenbeteiligungen sehr gezielt aus.

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ANLAGEKONZEPTE

Auf der Überholspur von: Julia Groth

Der amerikanische Markt für börsengehandelte Indexfonds ist deutlich größer als sein europäisches Pendant. Europa holt aber auf - und emanzipiert sich immer stärker von den USA.

Aufstieg: Der europäische ETF-Markt gewinnt Marktanteile. (Foto: Getty Images)

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örsengehandelte Indexfonds (ETFs) gelten als besonders transparent. Umso größer erstaunte es, als die Investmentgesellschaft Eaton Vance Anfang 2016 einen neuen ETF auf den US-Markt brachte, dessen Konstruktion dem Transparenzanspruch herkömmlicher Indexfonds zuwiderläuft. Der neue legt im Gegensatz zu anderen ETFs nicht täglich offen, welche Wertpapiere sich in seinem Portfolio befinden, sondern nur einmal im Monat. ETF-Anbieter diskutieren jetzt darüber, die Zusammensetzung ihrer Fonds sogar nur einmal pro Quartal zu veröffentlichen. Wer wissen will, in welche Richtung sich der europäische ETF-Markt entwickelt, muss in die USA schauen. Was dort passiert, macht in Europa oft Schule. Der US-Markt für ETFs ist in gewisser Weise der Vater dieser Anlagekategorie. Erste Indexfonds wurden dort bereits in den 1970er-Jahren aufgelegt. Bis sie nach Europa kamen, dauerte es bis zur Jahrtausendwende. Auch heute gibt die ETF-Industrie in den USA den Takt vor. Das könnte sich allerdings ändern. Europa emanzipiert sich zunehmend. -6-

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Noch wächst der ETF-Markt in den USA schneller als in Europa. Vergangenes Jahr flossen Indexfonds weltweit 355 Milliarden Euro zu, wie Zahlen des ETF-Anbieters Lyxor zeigen. Davon investierten Anleger 215 Milliarden in den USA und 72 Milliarden Euro in Europa. In den nächsten Jahren könnte der Trend drehen, wie eine Umfrage des Beraters PwC unter ETF-Managern ergibt. Danach rechnen US-Manager damit, dass das Volumen des amerikanischen Indexfondsmarktes bis 2021 um 181 Prozent auf 2,1 Billionen Dollar zulegen wird. Europäische Manager rechnen für ihren Markt mit einem deutlich stärkeren prozentualen Wachstum. Sie erwarten, dass das verwaltete Vermögen in europäischen Indexfonds von 460 Milliarden auf 1,6 Billionen Dollar bis 2021 steigen wird.

Wachstumstreiber Kosten Je nach Region sehen Manager unterschiedliche Wachstumstreiber, wie die PwC-Studie zeigt. In den USA verspricht sich die ETF-Industrie vor allem Rückenwind von neuen Vertriebsplattformen. In Europa hoffen Anbieter, dass sinkende Kosten und wachsendes ETF-Wissen bei Anlegern für Zuflüsse sorgen werden. Für US-Manager sind diese beiden Faktoren weniger wichtig. Auch der Preiskampf ist in den USA deutlich härter. „Es vergeht kaum ein Monat, ohne dass ein ETF-Anbieter die Kosten für mindestens eines seiner Produkte senkt“, berichtet ein Experte. Auch hier holt Europa auf. Die Kosten vieler Indexfonds sind in den vergangenen Jahren gefallen. Das lag auch an neuen Wettbewerbern.

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allem in jene Indexfonds, die bereits besonders viel Geld verwalten, zeigt eine Auswertung des Datenanbieters Thomson Reuters Lipper. Grund: Größe und Liquidität sind für institutionelle Investoren besonders wichtig, und von denen stammt der Löwenanteil des Vermögens in ETFs. In Europa verwalten derzeit 109 ETFs jeweils mehr als eine Milliarde Euro. Sie haben einen Marktanteil von 58 Prozent. „Man kann davon sprechen, dass diese Produkte den Markt beherrschen“, heißt es von Lipper. In den USA sieht es ähnlich aus. Lipper sieht in der hohen Konzentration aber keinen Anlass zur Sorge. Es kommen immer wieder ETF-Anbieter auf den Markt, denen es immer wieder gelingt, den Wettbewerb bei ETFs anzuheizen. Welche Anbieter oder welche Produktneuheiten sich in den kommenden Jahren in Europa durchsetzen werden, lässt sich kaum sagen. Vanguard hat auf dem europäischen Markt zwar aufgeholt, spielt aber nach wie vor keine große Rolle und ist vielen Anlegern nicht bekannt. Das zeigt: Was in den USA Erfolg hat, muss in Europa nicht unbedingt ebenfalls funktionieren. Europas ETF-Markt folgt immer häufiger eigenen Gesetzen.

Wer in Europa den Markt beherrscht Sowohl in den USA als auch in Europa besitzt der Anbieter iShares den größten Marktanteil. In den USA vereint die Blackrock-Tochter 39,6 Prozent des ETF-Marktes auf sich. In Europa sind es sogar 47,5 Prozent. Hier kommt nach iShares zunächst einmal lange Zeit nichts. Zweitgrößter Anbieter ist die Deutsche Asset Management mit 12,5 Prozent, gefolgt von Lyxor mit 10,6 und UBS mit 5,5 Prozent. Andere Anbieter wie Amundi, Vanguard, State Street, Source und die Deka-Tochter ETF Lab sind weit abgeschlagen. In den USA dagegen hat iShares zwei gefährliche Verfolger: Vanguard mit 23,4 Prozent und State Street mit 19 Prozent Marktanteil, gefolgt von Anbietern wie Invesco Powershares, Wisdom Tree und First Trust. Kaum verwunderlich also, dass der Wettbewerb zwischen den drei Platzhirschen in den USA heftiger tobt als in Europa. Insbesondere Vanguard ist dafür bekannt, mit aggressiven Preissenkungen um Marktanteile zu kämpfen. Im Jahr 2015 überholte die Gesellschaft mit dieser Strategie bereits State Street und rückte auf Platz zwei der größten ETF-Anbieter in den USA vor. Nächstes Ziel: die Spitze. Aus dem Hause Vanguard stammt auch der derzeit größte ETF der Welt. Der Vanguard Total Stock Market ETF ist rund 450 Milliarden US-Dollar schwer. Die folgenden Plätze teilen sich mehrere Vanguard- und iShares-Produkte. Für kleinere Anbieter ist es schwierig, die Marktmacht der Platzhirsche zu brechen. Frisches Anlegergeld fließt vor -7-

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ANLAGEKONZEPTE

Wenn Regulierung Hoffnung macht von: Julia Groth

Die neue Finanzmarktrichtlinie Mifid II untersagt es Beratern Provisionen zu verlangen, wenn sie Finanzinstrumente vermitteln. Indexfondsanbieter erhoffen sich dadurch Auftrieb, Honorarberater gar eine neue Zeitrechnung.

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Unabhängige Berater, die von ihren Kunden, nicht aber von Investmentgesellschaften bezahlt werden, machen sich große Hoffnungen: „Mifid II wird der Honorarberatung einen Schub verschaffen“, sagt Dieter Rauch, Geschäftsführer des Verbunds Deutscher Honorarberater (VDH). Auch ETF-Anbieter frohlocken. Ihr Kalkül: Wenn sich die Honorarberatung weiterverbreitet, hilft das der Indexfondsbranche. Klassische Bankberater verkaufen ihren Kunden ungern ETFs, weil sie für die Produkte keine Provisionen bekommen. Unabhängige Berater haben dieses Problem nicht. ETF-Anbieter und Honorarberater sind überzeugt: Wäre provisionsunabhängige Beratung in Deutschland weiter verbreitet, hätten Privatanleger inzwischen deutlich mehr Indexfonds im Depot liegen. ETF-Anbieter in Europa sitzen vor allem in der Londoner City. In Deutschland gibt es für das Privatkundengeschäft drei Vertriebskanäle: Onlinebanken, unabhängige Vermögensverwalter, Family Offices oder bankeneigene Vermögensverwaltungen und klassische Bankberater sowie Berater, die auf Provisionsbasis oder gegen Honorar arbeiten. „Speziell die Beratung gegen prozentuale Vergütung öffnet sich durch Mifid II immer weiter und gewinnt an Bedeutung“, sagt Peter Scharl, Vertriebsleiter für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim ETF-Anbieter iShares. „Das Potenzial, das sich aus diesen Flatrate-Vergütungsmodellen für ETFs in Deutschland ergibt, ist enorm.“ Tatsächlich sind viele unabhängige Berater vom Nutzen der Indexfonds überzeugt. „Wir empfehlen ETFs gern, und zwar allen Kundengruppen. Sie sind ein intelligentes und gut konstruiertes Anlageprodukt“, sagt Stefan Heine, Berater der Quirin Bank, Deutschlands erster Honorarberaterbank. Anleger seien so in der Lage, ihr Portfolio ohne großen Aufwand zu diversifizieren. „Diversifizierung ist bei der Geldanlage das A und O“, sagt Heine. Auch niedrige Kosten von ETFs spielen eine Rolle. Er ist sich sicher, dass die deutsche ETF-Branche durch Großinvestoren, Robo-Advisors und Honorarberatung wächst.

Eine Branche ist entzückt Finanzviertel Canary Wharf: ETF-Anbieter in Europa sitzen vor allem dort. (Foto: Reuters)

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er Begriff ist kompliziert und klingt hölzern, birgt allerdings reichlich Sprengstoff. Die Finanzmarktrichtlinie Mifid II tritt zwar erst in knapp einem Jahr, am 3. Januar 2018, in der Europäischen Union in Kraft und soll die Qualität der Anlageberatung verbessern. Doch die Branche muss sich bereits heute auf die neue Zeitrechnung einstellen. Vermögensverwalter und unabhängige Berater dürfen keine Provisionen mehr verlangen, wenn sie Kunden Finanzinstrumente vermitteln. Andere Berater müssen nachweisen, dass sie besondere Leistungen erbringen, wenn sie Provisionen kassieren.

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Auch VDH-Geschäftsführer Rauch hat die Erfahrung gemacht, dass Indexfonds und unabhängige Berater gut zusammenpassen. „Honorarberater setzen ETFs überproportional oft ein“, sagt er. Immer mehr VDH-Mitglieder setzten inzwischen auf Indexfonds. „Sogar überzeugte Verfechter des aktiven Fondsmanagements empfehlen mittlerweile ETFs“, sagt Rauch. In den USA lässt sich beobachten, wie es in Deutschland weitergehen könnte. Dort liege über die Hälfte des verwalteten Vermögens in Indexfonds bei Privatanlegern, berichtet iShares-Vertriebsspezialist Scharl. In Deutschland seien es weniger als zehn Prozent. „In den USA ist Honorarberatung weiter verbreitet als in Deutschland“, sagt Scharl. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es Indizien dafür, dass die Einführung neuer Vergütungsmodelle den Vertrieb von Indexfonds ankurbelt. Zum Beispiel in der Schweiz. Dort verzichten immer mehr Schweizer Banken auf Provisionen und stellen - 10 -

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ihren Kunden stattdessen die Anlageberatung in Rechnung. Hintergrund: Im Jahr 2012 hatte das Schweizer Bundesgericht entschieden, dass Geld, das zwischen Produktanbieter und Vermittler fließt, an die Kunden weitergegeben werden muss. Seitdem überdenken viele Schweizer Banken ihr Beratungsmodell. In der Schweiz, den Niederlanden und in anderen europäischen Ländern, in denen es ein umfassendes Provisionsverbot gibt, sei die provisionsunabhängige Beratung bereits heute ein wichtiger Vertriebskanal. Zum Entzücken der ETF-Branche hat in Deutschland etwa die Targobank im vergangenen Juli ein Depot eingeführt, bei dem Anleger zwischen mehreren Tausend aktiv verwalteten Fonds und ETFs wählen können. Ein Berater der Bank hilft bei der Auswahl. Dafür bezahlen Kunden eine fixe jährliche Gebühr, deren Höhe vom Depotvolumen abhängt. Weitere große Filialbanken können nachziehen, spätestens bis zur Mifid-II-Umsetzung in rund einem Jahr. Dann wird sich zeigen, welche Produkte bei gleichen Vertriebsbedingungen in der Gunst der Anleger höher stehen: ETFs oder aktiv verwaltete Fonds.

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AKTIEN-ETFS

Klassiker mit Tücken von: Julia Groth

Sie sind die Favoriten unter den Indexfonds und auf den ersten Blick eine narrensichere Methode, um breit gestreut in Aktien zu investieren. Ganz so einfach, wie Anbieter gerne sagen, sind Aktien-ETFs allerdings nicht.

Anlagekonzepte: Auf den ersten Blick narrensicher, haben Aktien ETFs Tücken. (Foto: Getty Images)

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m hektischen Alltag an den Finanzmärkten hilft es manchmal, einen Schritt zurückzutreten und das große Bild zu betrachten. Beim Blick auf den Verlauf des deutschen Aktienindex Dax 30 in den vergangenen zehn Jahren wird klar: Trotz Finanz- und Euro-Schuldenkrise, trotz schwächelnder Konjunktur ging es nach oben. Insgesamt stieg das deutsche Aktienmarktbarometer in diesem Zeitraum um 66,6 Prozent. Wer vor zehn Jahren 100 Euro in den Dax investiert hat, hat also heute 166,60 Euro im Portemonnaie. Anbieter börsengehandelter Indexfonds (ETFs) weisen gern darauf hin, dass die Aktienmärkte nach Einschätzung vieler Ökonomen auf lange Sicht nur eine Richtung kennen: aufwärts. Ihre Argumentation: Wer nicht auf das Bauchgefühl eines Fondsmanagers vertraut, sondern auf die Dynamik der Märkte setzt und passiv in einen Index

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investiert, kann nur gewinnen. Langfristig gelte: Markt schlägt Manager. Das stimmt allerdings nicht immer, wie Zahlen der Fondsratingagentur Morningstar zeigen. Zur Erinnerung: Der Dax legte in den vergangenen zehn Jahren pro Jahr um 5,2 Prozent zu. Deutsche Standardwertefonds entwickelten sich im selben Zeitraum im Schnitt fast genauso wie der Markt. Sie stiegen pro Jahr nach Kosten um durchschnittlich 5,3 Prozent. ETFs schafften es dagegen nicht immer, den Dax so zu verfolgen, wie sie es eigentlich sollten. So legte etwa ein Dax-ETF aus dem Hause iShares in den vergangenen zehn Jahren pro Jahr nur um fünf Prozent zu und schnitt damit sowohl schlechter ab als der Index als auch schlechter als viele aktiv verwaltete Fonds. Tauschgeschäfte schwierig Auf den ersten Blick sind Aktien-ETFs eine narrensichere Methode, um breit gestreut in Aktien zu investieren. Sie haben allerdings Tücken. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Frage nach der besten Nachbildungsmethode. Das kann physisch und synthetisch geschehen. Bei der ersten Variante kaufen ETFs tatsächlich die Aktien aus dem Index, den sie nachbauen, und zwar in derselben Gewichtung. Synthetische ETFs, auch Swap-ETFs genannt, kaufen dagegen völlig andere Wertpapiere. Trotzdem liefern sie dieselbe Rendite wie ihr zugrunde liegender Index. Das funktioniert über Tauschgeschäfte mit anderen Finanzinstituten, Swaps genannt. Seit einigen Jahren bauen Anbieter ihre Indexfonds verstärkt nicht mehr synthetisch, sondern physisch nach. „Die Marktdaten zeigen, dass Anleger die physische Replikation bevorzugen“, sagt Simon Klein, Leiter Passive Investments Europa bei Deutscher Asset Management, einer Tochter der Deutschen Bank. Die Finanzkrise hat am Beispiel von Lehman Brothers gezeigt, dass auch Banken als Swap-Partner pleitegehen können. Seitdem scheuen viele Anleger vor Swap-ETFs zurück. Aber auch physisch replizierende Aktien-ETFs bergen Risiken etwa bei der sogenannten Wertpapierleihe. Hier verleihen ETFs ihre Wertpapiere gegen eine Leihgebühr vorübergehend an Dritte. Die Anbieter sichern diese Geschäfte zwar ab, es bleibt aber ein Restrisiko. Zwar besitzen viele ETF-Anbieter Obergrenzen für ihre Leihgeschäfte. Diese würden jedoch aufgeweicht, berichten Branchenbeobachter. Ein weiteres Risiko stellt das sogenannte Sampling dar. Dabei kaufen ETFs nur eine Auswahl von Aktien, die die Wertentwicklung des Marktbarometers annähernd darstellen soll. Das ist günstiger. Manchmal geht das Sampling indes schief, und ein ETF entwickelt sich zeitweise anders als sein zugrunde liegender Index. Trotz der Schwächen können Aktien-ETFs eine bessere Wahl sein als aktiv verwaltete Fonds. Haben Anleger eine klare Meinung zum Markt, wollen langfristig investieren und können Verluste aussitzen, sind sie mit passiven Indexfonds oft besser bedient. Viele Fondsmanager schaffen es nicht, den Markt zu schlagen. Ende September steckten weltweit 3,4 Billionen US-Dollar in Indexfonds, hat der Investmentriese Blackrock ausgerechnet. Das ist mehr als in Hedgefonds. Gut drei Viertel des Geldes waren in Aktien-ETFs investiert. Aktienindizes boten die ersten Möglichkeiten, in Indexfonds zu investieren, und lassen sich einfacher in ETF-Form gießen als - 13 -

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Renten- oder Rohstoffindizes. Im September investierten Anleger besonders viel Geld in Indexfonds auf US- und japanische Aktienindizes sowie auf Schwellenländer-Indizes. „Schwellenländer bleiben für Investoren interessant. Das zeigen die Zuflüsse in diesem Jahr. Es sind die höchsten seit 2012“, sagt iShares-Strategin Ursula Marchioni. Ausgerechnet Emerging-Markets-Produkte sind allerdings die Problemfälle unter den Aktien-ETFs, wenn sie in einzelne Schwellenländer investieren. Oft fehlt es an Liquidität, und es fällt schwer, den zugrunde liegenden Index korrekt nachzubauen. An einigen Schwellenmarktbörsen ist es außerdem mit der Liquidität nicht weit her. Gleichzeitig schwanken die Märkte in vielen Schwellenländern stärker als in Industriestaaten. Die Auswahl einzelner Aktien ist erfolgversprechender als in entwickelten Märkten. ETFs haben einen schweren Stand.

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AKTIENANLAGE

Der teure Irrtum der Indexfonds von: Norbert Häring

Wirtschaftsforscher zeigen: Die Nachbildung von ­Kursbarometern bringt weniger Rendite als einfache ­Investitionsregeln. Millionen Investoren sind der CAPM-Theorie gefolgt. Das Problem ist nur: Die Theorie scheint nicht zu stimmen.

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Höhere Renditen kann man sich bei effizienten Märkten nicht erhoffen – jedenfalls nach der Theorie nicht, für die der US-Ökonom Eugene Fama den Ökonomienobelpreis bekommen hat. Sie besagt, dass die Finanzmärkte zu jedem Zeitpunkt alle verfügbaren Informationen bereits verarbeitet haben. Keiner kann systematisch schlauer sein als der Markt. Eine stärker ausformulierte Theorie, die auf die Effizienz der Märkte zurückgreift und falsifizierbare Prognosen zulässt, ist das Capital Asset Pricing Model, kurz CAPM. Millionen Investoren sind den entsprechenden Ratschlägen gefolgt und konzentrieren sich darauf, einen Indexfonds mit geringen Gebühren auszuwählen, der einen bestimmten Aktienmarkt nachbildet. Entsprechende Angebote gibt es zuhauf. Das Problem ist nur: Die Theorie scheint nicht zu stimmen. Nicht nur sind die Annahmen realitätsfern, das ist lange bekannt. Nein, auch die Prognosen treten nicht ein. So lässt sich etwa die Rendite von Portfolios, die nur den Markt nachbilden, mit einfachen Strategien übertreffen. Der spanische Finanzprofessor Pablo Fernandez von der IESE Business School etwa zeigt, dass eine ganze Reihe der größten Aktienindizes in den letzten Jahren eine zum Teil deutlich schlechtere Wertentwicklung aufwiesen als ein Portfolio, in dem die gleichen Aktien enthalten sind, aber jeweils gleich stark gewichtet – unabhängig vom Börsenwert des jeweiligen Unternehmens. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Studien, die Gleiches oder Ähnliches belegen. So hat Grigroy Vilkov von der Frankfurt School of Finance mit Koautoren in dem Aufsatz „Equal or Value Weighting?“ gezeigt, dass die Rendite gleichgewichteter Testportfolios mit US-Aktien über 40 Jahre hinweg deutlich höher ist als die von marktgewichteten. „Trotzdem empfehlen immer noch viele Finanz-Ratgeber Diversifikation mit gleichen Gewichten wie ein breiter Marktindex“, moniert Fernandez.

Volatilität der Kurse ist Maß für Risiko der Investition

Frankfurter Börse: Wer ist systematisch schlauer als der Markt? (Foto: picture alliance / dpa)

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er an die Effizienz der Kapitalmärkte und an die CAPM genannte vorherrschende Kapitalmarkttheorie glaubt, der hat es einfach. Er sucht sich passende Indexfonds aus, die mit ihrer Anlagepolitik passiv einen Aktienindex wie zum Beispiel den Deutschen Aktienindex (Dax) oder den MSCI World nachbilden. Er kauft also die Aktien, die in diesen Indizes enthalten sind – mit genau dem Anteil, der dem Anteil der jeweiligen Aktie im Index entspricht. Das eigene Portfolio vollzieht dann die Kursentwicklung des Gesamtmarktes nach. - 15 -

Wie Vilkov und Koautoren zeigen, geht die Überrendite der gleichgewichteten Portfolios nur zur Hälfte auf erhöhtes Risiko zurück, die andere Hälfte resultiert daraus, dass durch monatliches Nachjustieren Zusatzrenditen erzielt werden. Nachjustieren heißt, dass der Investor von Aktien, deren Wert relativ zu anderen gefallen ist, zukauft und Aktien, deren Wert gestiegen ist, teilweise verkauft, sodass die alte Gewichtung wiederhergestellt wird. Das ist eine konträre Strategie, die das Auf und Ab der Aktienkurse ausnutzt – sowohl absolut als auch relativ zu den Kursen der jeweils anderen Aktien. Dadurch kauft der Investor relativ billig und verkauft teurer. Wenn eine Aktie in einem Monat fünf Prozent weniger steigt als eine andere und es im nächsten Monat umgekehrt ist, dann hat man beide Aktien zu Zeiten nachgekauft, wo sie besonders billig waren, beziehungsweise verkauft, wenn sie besonders teuer waren. Bei Portfolios, deren Gewichtung automatisch mit den Marktpreisen schwankt, tritt dieser Effekt nicht auf. „Wichtig ist nicht so sehr, - 16 -

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wie die Gewichte sind, wichtig ist nur, dass sie konstant gehalten werden“, erläutert Vilkov. Für Fernandez liegt die Ironie darin, dass die gewinnträchtige Strategie gerade das ausnutzt, was für die CAPM-Theorie der Feind des Investors sei, die Volatilität. Denn Volatilität der Kurse ist für CAPM ein Maß für das Risiko einer Investition. Pablo Fernandez fragt: „Warum sollte das so sein? Warum sollte man annehmen, dass ein Unternehmen, dessen Aktien stärker schwanken, einem höheren Konkursrisiko ausgesetzt ist.“ Vilkov ist zwar ebenfalls kein Freund der CAPM-Theorie. Er glaubt aber, dass Fernandez die kritisierte Theorie zu simplifiziert darstellt. Schwankungen von Einzelaktien, denen man mit Diversifizierung begegnen kann, betrachte auch CAPM nicht als Risiko, für das der Investor eine Prämie braucht, stellt er fest. Die Theorie der effizienten Märkte hat dennoch ein Problem, wenn sich Überrenditen so einfach erzielen lassen. Welche Ausmaße der Renditeverlust durch blindes Dem-Markt-Folgen zumindest theoretisch annehmen kann, haben drei Statistiker der Rice University unter dem Titel „Portfolio Investing: The Power of Equal Weight“ jüngst gezeigt. Sie berechneten, dass aus 100 Dollar, 1958 in ein Portfolio investiert, das den US-Index S&P 500 nachbildet, Ende 2014 rund 5200 Dollar geworden wären. Investiert in ein gleichgewichtetes Portfolio mit den gleichen 500 Aktien wäre dieses dagegen auf 25.600 Dollar angewachsen – mehr als das Fünffache.

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ANLAGESTRATEGIE

Profitables Hin und Her von: Georgios Kokologiannis

Die Aktienbörsen treten im Schnitt seit Monaten auf der Stelle. Doch wer in spezielle Anlageprodukte investiert, kann auch in solch schwierigen Marktphasen ansehnliche Gewinne erzielen.

Tägliche Nachjustierung nicht erforderlich Dabei ist implizit eine tägliche Neujustierung der Gewichte unterstellt. Die dafür anfallenden, nicht unbeträchtlichen Gebühren sind nicht berücksichtigt. In der Praxis wäre der Renditevorteil also deutlich geringer, aber wohl immer noch sehr erheblich, vor allem bei einem einigermaßen großen Portfolio. Tägliche Nachjustierung ist aber auch nicht erforderlich, betont Vilkov. Monatlich reicht aus seiner Sicht. Er rät davon ab, die Umsetzung der Strategie selbst zu versuchen. „Man macht dabei relativ leicht technische Umsetzungsfehler oder tappt in psychologische Fallen“, warnt er. In den letzten Jahren wurden viele börsengehandelte Indexfonds (ETFs) mit gleichgewichteten Aktienanteilen aufgelegt, die den Anlegern das abnehmen. Da diese Entwicklung noch relativ neu ist, scheint es noch keine wissenschaftliche Untersuchung dazu zu geben, wie diese Fonds sich relativ zu vergleichbaren marktgewichteten Fonds schlagen. Ein Problem haben diese Fonds noch. „Die Liquidität ist meist zu gering, um sie aktiv zu handeln. Sie eignen sich nur für Investoren, die Anteile kaufen und länger halten wollen“, stellt Vilkov fest. Andererseits dürfte die noch bescheidene Nachfrage nach solchen Produkten auch wichtig für ihre Erfolgsaussichten sein. Denn wenn diese Anlagestrategie zur Norm wird, dann wirkt sie ausgleichend auf die Marktkurse und lässt die Gewinnchancen aus dieser Strategie schrumpfen.

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Profitabel: Spezielle Finanzinstrumente erzielen selbst dann attraktive Renditen, wenn die globalen Aktienmärkte auf der Stelle treten. (Foto: Getty Images)

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s ist ein richtungsloses Hin und Her, das an den Nerven der Anleger zehrt: Seit zwei Jahren kommen die hiesigen Aktienkurse unter dem Strich nicht mehr vom Fleck: Das wichtigste Euro-Land-Börsenbarometer Euro Stoxx 50 tritt bereits seit Herbst 2013 nur noch schwankungsreich auf der Stelle. „Die globalen Aktienmärkte befinden sich in einer reifen Marktphase“, sagt Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der Deutschen Asset Management. Doch spezielle Finanzinstrumente erzielen selbst dann attraktive Renditen. Experten machen Investoren wenig Hoffnung auf eine baldige Trendwende nach oben an den Aktienbörsen – trotz der überraschenden Kursrally an den weltweiten Börsen nach Donald Trumps Wahlsieg in den USA. So rechnen etwa - 18 -

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die Analysten der DZ-Bank zwar damit, dass kurzfristig die Folgen aus einer Trump-Präsidentschaft nicht negativ sein müssten – langfristig allerdings seien die Auswirkungen „zum jetzigen Zeitpunkt nicht kalkulierbar“, so die Fachleute. Eine Möglichkeit, um jetzt dennoch Rendite zu erzielen, sind spezielle Anlagevehikel: „Anleger können auf defensive Aktienprodukte wie etwa Discountzertifikate setzen, um sich für volatile Phasen zu wappnen“, sagt Carsten Klude, Chefvolkswirt bei der Privatbank M. M. Warburg. Mit Discountzertifikaten können auch Privatinvestoren ihre Risiken an den Börsen begrenzen. Kursverluste am Aktienmarkt schlagen damit nicht voll im eigenen Depot durch. „Mit einem Investment in solche Papiere können Anleger an positiven Entwicklungen der Aktienmärkte teilhaben, aber gleichzeitig von einem Sicherheitspuffer profitieren“, sagt Mark Seeber vom Analysehaus European Derivatives Group (EDG). Vereinfacht dargestellt funktionieren diese defensiven Anlagevehikel so: Der Investor kauft damit eine Aktie oder einen Index mit einem Abschlag („Discount“) auf den aktuellen Kurs. Dieser Rabatt wirkt dabei wie ein Sicherheitspuffer gegen Kursverluste. Im Gegenzug für diesen rabattierten Einstieg sind auch die Gewinne begrenzt – anders als etwa bei einem Direktinvestment in eine Aktie oder in einen Index. Eine Rendite von 9,2 Prozent per annum bis kommenden September ist beispielsweise mit einem Discountzertifikat möglich, das sich auf den Euro Stoxx 50 bezieht (WKN: DL36NM) – selbst wenn der Index bis dahin weiterhin stagniert. Das Produkt gehört nach Einschätzung der EDG zu den derzeit besten Discounter-Varianten auf das Euro-Land-Börsenbarometer.

Hohe Gewinne locken Das Handelsblatt veröffentlicht regelmäßig in Zusammenarbeit mit EDG die besten dieser Papiere für vorsichtige Investoren. Denn das größte Problem für Nichtprofis ist es, aus derzeit insgesamt mehr als 164.000 börsengehandelten Produkten die erfolgversprechendsten zu finden. Hier setzt das Informationsangebot an, das auf den Auswertungen der EDG basiert: Aus allen verfügbaren Zertifikaten werden diejenigen mit den besten Testergebnissen präsentiert. Mit ausgewählten Discountzertifikaten auf Dax, Euro Stoxx & Co. fahren Investoren bereits seit langem wesentlich besser als mit Direktengagements an den Aktienmärkten. Das zeigt ein Blick auf die Wertentwicklung der vergangenen Monate. So war Anfang Februar 2016 im Handelsblatt eine Auswahl mit sechs top bewerteten Euro-Stoxx-Discountern vorgestellt worden (Ausgabe 22/2016). Und während sich der Wertzuwachs des Aktienindexes seitdem kaum verändert hat, konnten Anleger mit sämtlichen damals vorgeschlagenen Papieren eine deutlich positive Rendite erreichen – der Spitzenreiter liegt knapp zehn Prozent im grünen Bereich (WKN: LB07UA). In der aktuellen Tabelle werden erneut die aktuell bestbewerteten Euro-Stoxx-Discounter aufgeführt – unterteilt nach drei Rabattgruppen: Es geht um die interessantes- 19 -

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ten Produkte mit einem Abschlag von mindestens zehn, fünfzehn und zwanzig Prozent auf das aktuelle Indexniveau. Wer beispielsweise auf einen Discounter der französischen Großbank BNP Paribas setzt, der mit einem Abschlag von über fünfzehn Prozent auf den Leitindex zu haben ist, kann bis Mitte September 2017 einen Ertrag von 4,8 Prozent erzielen (WKN: PB7PKL, drittes Produkt in der Tabelle). Das entspricht einer jährlichen Rendite von 5,7 Prozent. Einzige Voraussetzung: Der Euro Stoxx notiert bis dahin bei mindestens 2700 Punkten („Cap“). Erst darunter nimmt die Rendite sukzessive ab. Ins Minus rutschen Anleger erst unter etwa 2577 Zählern. Grundsätzlich gilt: Je niedriger der Rabatt auf die Euro-Stoxx-Notierung ist, desto höher ist für den Käufer die maximal erzielbare Rendite – und umgekehrt.

Gute Ausgangsbedingungen Die Methodik des EDG-Zertifikate-Tests: Kern des Modells ist ein zweiteiliges Bewertungsverfahren. Zunächst werden die Zertifikate nach den Kriterien Bonität, Kosten, Handel und Informationsbereitstellung beurteilt. Im zweiten Teil werden sie auf ihre Eignung für verschiedene Anlegerprofile untersucht und in eine von fünf Risikoklassen eingestuft (Risikoklasse eins: sicherheitsorientiert, bis Risikoklasse fünf: spekulativ). Beide Ergebnisse werden zu einem Testurteil zusammengefasst, wobei maximal fünf Sterne vergeben werden können. Die Unsicherheit an den Märkten macht Discountzertifikate besonders attraktiv: Denn die Konditionen, zu denen Emittenten sie anbieten können, sind vereinfacht gesagt dann besonders gut, wenn die Kursausschläge an den Börsen zunehmen – so wie derzeit: Der Volatilitätsindex VStoxx, der die erwartete Schwankungsbreite für europäische Dividendentitel anzeigt, notierte zuletzt zeitweise bei über 24 – so hoch wie im Juni vor dem Brexit-Votum in Großbritannien. Je größer die im Fachjargon „implizite Volatilität“ genannte Nervosität an den Börsen ist, desto besser sind in der Regel die Renditechancen. „Auch die momentan steigenden Marktzinsen verbessern die Konditionen von Discountzertifikaten für Neuanleger“, erklärt Derivate-Fachmann Seeber. Sie profitierten von höheren Renditen.

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Schulden sind der neue Anlegerhit von: Julia Groth

Von Anfang Januar bis Ende September des vergangenen Jahres flossen unterm Strich 24,5 Milliarden: Börsengehandelte Anleihe-Indexfonds kommen als Investment gut an. Aktien-ETFs sammelten im selben Zeitraum nur 2,7 Milliarden ein.

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Renten-ETFs haben in den vergangenen 15 Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Zunächst gab es nur Produkte, die breite Indizes von Staatsanleihen aus Industriestaaten nachbildeten. Nach und nach kamen Indexfonds auf Firmenbonds und auf Schwellenländer-Staatsanleihen hinzu. Mittlerweile gibt es auch ETFs auf Unternehmensanleihen-Indizes aus den Schwellenländern oder gar auf Wandelanleihen. Im Jahr 2016 waren Renten-ETFs so beliebt wie selten zuvor. Unter dem Strich flossen dem europäischen Indexfonds-Markt von Januar bis Ende September rund 29 Milliarden Euro zu, wie Zahlen des französischen ETF-Anbieters Amundi zeigen. Der Löwenanteil des Geldes floss in Rentenprodukte, nämlich 24,5 Milliarden Euro. Aktien-ETFs sammelten im selben Zeitraum nur 2,7 Milliarden ein. ETFs auf Unternehmensanleihen verzeichneten mit 14 Milliarden Euro mit Abstand die höchsten Zuflüsse. Produkte, die europäische Indizes nachbauen, sammelten dabei noch etwas mehr Geld ein als ETFs auf US-amerikanische Unternehmensanleihen-Barometer. Staatsanleihen-ETFs verbuchten Zuflüsse in Höhe von 5,3 Milliarden Euro. Besonders beliebt waren Indexfonds auf Schwellenländer-Staatsanleihen. Aus ETFs, die in Staatsanleihen aus der Euro-Zone investieren, zogen Anleger dagegen Geld ab. Warum Anleger um ETFs auf Euro-Zonen-Staatsanleihen im laufenden Jahr einen Bogen machen, ist nicht ganz klar. Es gibt mehrere Gründe, die das erklären könnten: Erstens sind die Kurse der Produkte durch die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits stark gestiegen, Investoren befürchten womöglich ein baldiges Ende der Rally. Zweitens zeigten sich Anleger in den vergangenen Monaten vergleichsweise risikofreudig. Das belegen die Zuflüsse in Emerging-Markets-ETFs. Drittens sind die meisten Staaten der Euro-Zone stark verschuldet, Besserung ist kaum in Sicht. Das ist für Anleihe-ETFs keine gute Nachricht.

Nachteile herkömmlicher Renten-ETFs

Anlegerhit: Börsengehandelte Anleihe-Indexfonds kommen als Investment gut an. (Foto: Getty Images)

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er Indexfondsanbieter DB X-Trackers hat im September ein neues Anleiheprodukt gestartet: den weltweit ersten ETF auf asiatische Firmenbonds, die in Dollar gehandelt werden. Der Index, den der ETF abbildet, umfasst derzeit 148 bonitätsstarke Anleihen aus neun asiatischen Staaten. Größtes Gewicht haben chinesische Titel. „Asien entwickelt sich zu einem wichtigen Wachstumsbereich im globalen Anleihemarkt“, sagt Anson Chow von Deutscher Asset Management, jener Deutsche-Bank-Tochter, zu der auch DB X-Trackers gehört. „Der asiatische Investment-Grade-Markt für Unternehmensanleihen hat in den vergangenen drei Jahren insgesamt einen höheren Ertrag erzielt als das vergleichbare US-Anlagespektrum“, wirbt Chow.

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Herkömmliche Renten-ETFs haben einen gravierenden Nachteil: Die Indizes, die sie nachbauen, sind nach Marktkapitalisierung gewichtet. Das heißt: Jene Länder oder Unternehmen, die die meisten Anleihen ausgegeben haben, besitzen in den Marktbarometern das größte Gewicht. Anleger kaufen also in besonders hohem Maß Schuldtitel ausgerechnet jener Firmen oder Staaten, die am höchsten verschuldet sind. Schwächelt die Wirtschaft und wackelt die Bonität der Schuldner, wächst das Risiko für Investoren sprunghaft. Einige Anbieter wollen andere Wege gehen und haben ETFs auf alternativ gewichtete Rentenindizes auf den Markt gebracht. Zum Beispiel der britische Anbieter ETF Securities: Im Frühjahr 2015 legte er drei neue Renten-ETFs auf, zwei für Unternehmensund einen für Staatsanleihen. Deren Indizes richten sich nach Fundamentaldaten statt nach Marktkapitalisierung. Das Investmenthaus Lombard Odier, das die Indizes berechnet, bewertet mit Hilfe verschiedener Fundamentaldaten die Kreditwürdigkeit der Schuldner. - 22 -

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Je höher die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Land oder ein Unternehmen seine Schulden zurückzahlen kann, desto höher ist sein Gewicht im Index. Dadurch sollen die ETFs, die diese Indizes nachbilden, ein besonders günstiges Rendite-Risiko-Profil aufweisen. Die drei Indexfonds sind in Deutschland zum Vertrieb zugelassen, bislang aber nur an der Londoner Börse gelistet. Lediglich der Staatsanleihen-ETF ist seit Sommer 2016 auch an der Deutschen Börse gelistet. Ein ähnliches Produkt gibt es von DB X-Trackers, aufgelegt Ende 2015. Der Index, auf dem der „iBoxx Eurozone Sovereigns Quality Weighted UCITS ETF“ basiert, gewichtet Länder mit guten Fundamentaldaten besonders stark. Anleger, die sich den ETF ins Depot holen, bekommen derzeit viele Staatsanleihen aus Deutschland und Frankreich und nur wenige aus Italien und Spanien. In den ETFs auf herkömmliche, nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes hat dagegen das noch immer kriselnde Italien aktuell das größte Gewicht. Marktführer iShares wollte eigentlich nachziehen, bietet für deutsche Anleger aber bislang noch keine ETFs auf alternativ gewichtete Renten-Indizes an. Lediglich in den USA experimentiert auch die Blackrock-Tochter mit risikoadjustierten Anleihebarometern. Noch sind die alternativen Renten-ETFs Nischenprodukte. Im Gegensatz zu manch anderen Innovationen der ETF-Branche seien sie aber durchaus sinnvoll, sagen Marktbeobachter. So könnten alternativ gewichtete Indizes auch für Hochzinsanleihen interessant sein. In diesem Segment des Rentenmarkts kommt es aber gelegentlich zu Liquiditätsengpässen. ETF-Anbieter haben viele Möglichkeiten für Produkte auf alternativ gewichtete Rentenindizes. Noch schöpfen sie diese nicht aus. Bislang zielen alternative Renten-Indexfonds meist darauf ab, das Ausfallrisiko zu minimieren. Dabei vernachlässigen sie das Zinsänderungsrisiko, kritisiert die Fondsratingagentur Morningstar. Bei der Entwicklung neuer Indizes und Anleihe-ETFs könnte das Risiko eine größere Rolle spielen.

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ANLAGEKONZEPTE

Klüger als gedacht von: Julia Groth

Nicht alle Indexfonds folgen blind einem Markt. Mittlerweile können Anleger auch andere Strategien umsetzen. Manchmal ist es allerdings ganz schön kompliziert. Worauf Sie achten müssen, um sich vor Verlusten zu schützen.

Auf und ab: Wer in ETFs investiert, liefert sich auf dem Auf und Ab des Marktes aus. (Foto: Fotolia.com)

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er Erfolg hat, besitzt auch Feinde. Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) haben von beidem eine Menge. Viele aktive Manager sind schlecht auf sie zu sprechen. Der Hauptvorwurf: Passives Geld ist dummes Geld. Das ist auf den ersten Blick sicher nicht ganz falsch. Wer in ETFs investiert, liefert sich dem Auf und Ab des Marktes aus. Es gibt kein Risikomanagement, das vor Verlusten schützt, wenn es abwärts geht. Und es gibt keinen Manager, der nach guten Investmentchancen sucht. Doch ETFs sind nicht mehr so simpel gestrickt wie früher. Mittlerweile können Anleger mit Indexfonds nicht nur in einzelne Assetklassen investieren, sondern auch komplexe Anlagestrategien umsetzen. - 23 -

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Für diese Strategie-ETFs hat sich in den vergangenen Jahren ein neues Schlagwort eingebürgert: Smart-Beta. Manchmal ist auch von Strategic-Beta- oder Faktor-ETFs die Rede. Dahinter verbergen sich Indexfonds, die keine klassischen, nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes nachbauen, sondern nach alternativen Kriterien gewichtete Marktbarometer. Die Anbieter bedienen sich eines Kunstgriffs: Die ETFs bauen zwar weiter einen Index nach. Der hat aber nicht viel mit herkömmlichen Marktbarometern zu tun, sondern wird von den Anbietern selbst gestaltet. „Smart Beta ist kein Strohfeuer, sondern eine dauerhafte Weiterentwicklung der Indexfondsbranche“, sagt Detlef Glow, leitender Fondsanalyst beim Datenanbieter Thomson Reuters Lipper. Zu den ältesten und beliebtesten Smart-Beta-Strategien gehört der sogenannte Low- oder Minimum-Volatility-Ansatz. Entsprechende Indexfonds gewichten gering schwankende Aktien besonders hoch. Der französische ETF-Anbieter Ossiam gehörte zu den Ersten, die entsprechende ETFs auf dem deutschen Markt anboten. Mittlerweile haben andere wie DB X-Trackers nachgezogen: Mitte November hat die Tochter der Deutschen Asset Management zwei neue Minimum-Volatilitäts-ETFs auf den Markt gebracht. Anleger sollen damit in Aktien aus den USA und der Euro-Zone investieren. „Wir erwarten, dass das schnelle Wachstum der Strategic-Beta-Produkte in den kommenden Jahren anhalten wird“, sagt Martin Weithofer, Leiter des Bereichs Strategic Beta bei der Deutschen Asset Management. Zwei weitere gängige Smart-Beta-Strategien sind im Fachjargon unter den Namen „Size“ und „Momentum“ bekannt. Size-ETFs bauen Indizes nach, die sich aus Aktien von Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung zusammensetzen. Die Idee: Kleine Unternehmen besitzen größere Wachstumschancen als Konzerne. Anders als bei SmallCap-ETFs, hier werden die Indexwerte nach Größe sortieren, haben Werte in Size-ETFs oft den gleichen Anteil. Momentum-ETFs setzen dagegen gezielt auf Aktien, deren Kurse steigen - in der Annahme, dass sich der Anstieg fortsetzen wird. Fundamentaldaten spielen für die alternativ gewichteten Momentum-Indizes keine Rolle, es zählt allein die Kursentwicklung der jüngeren Vergangenheit. Die Zusammensetzung der Indizes wird regelmäßig überprüft und angepasst.

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Die Indexfondsbranche ist inzwischen einen Schritt weiter. Seit einiger Zeit bringen ETF-Anbieter Produkte an, die auf mehrere Faktoren gleichzeitig setzen. Ein Beispiel: der „Europe Equity Multi Smart Allocation Scientific Beta UCITS ETF“ des französischen Anbieters Amundi. Der Indexfonds mit dem komplizierten Namen baut gleich vier Sub-Indizes nach, bei denen die Titelauswahl auf Basis der Faktoren Value, Size, Momentum und Volatilität erfolgt. Auch andere Anbieter, etwa iShares, Lyxor, Wisdom Tree und Invesco Powershares setzen verstärkt auf eine Kombination unterschiedlicher Faktoren. Multi-Faktor-ETFs sollen eine besonders stetige Performance liefern, weil sie nicht nur in einer einzigen Marktphase funktionieren. Von herkömmlichen ETFs sind sie allerdings weit entfernt. Wegen ihrer Komplexität gelten sie unter Marktkennern eher als halb-aktive Fonds. Nicht alle Strategie-ETFs sind derart kompliziert. Anleger können mit Indexfonds auch auf altbekannte Strategien wie Value oder Growth setzen, also gezielt in Substanzoder Wachstumswerte investieren. Und noch einen weiteren Klassiker gibt es in Indexfonds-Form: Dividendenstrategien. Dabei investieren Anleger in Aktien mit besonders hoher Ausschüttung. Wegen der niedrigen Zinsen sind Dividendenstrategien derzeit besonders beliebt. Ausgerechnet dort machen sich aber die Schwächen von ETFs bemerkbar. Erstens sind einige Branchen in Dividenden-ETFs überproportional stark vertreten, etwa die Finanzbranche. Zweitens sind hohe Dividendenrenditen nicht immer auf hohe relative Ausschüttungen zurückzuführen, sondern könnten genauso gut auf gefallene Aktienkurse hindeuten. Bankanteilsscheine etwa bieten üblicherweise hohe Ausschüttungen. Als sie im Zuge der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 Probleme bekamen, stürzten Dividenden-ETFs reihenweise ab. Viele aktive Dividendenfondsmanager hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die Bankaktien-Quote in ihren Portfolios reduziert und konnten hohe Verluste vermeiden. In der Folge hieß es wieder einmal, passives Geld sei dummes Geld. Was in diesem Einzelfall dann tatsächlich stimmte.

Nicht alle Strategie-ETFs sind kompliziert Volatilität, Marktkapitalisierung und Momentum sind Faktoren, die die Performance von Aktien beeinflussen können - daher der Name Faktor-ETF. Nicht jeder Faktor kommt zu jeder Zeit zum Tragen. „Jede Strategie hat ihre Zeit. Keine der Strategien funktioniert immer“, warnt Glow. Zum Beispiel Minimum-Volatility-ETFs: „Die Strategie reduziert zwar in Abwärtsphasen die Verluste, kann aber in Aufwärtsphasen die Renditechancen schmälern.“ Anleger sollten nicht dem Trugschluss erliegen, mit einem oder zwei Smart-Beta-ETFs für jede Marktphase gut positioniert zu sein. - 25 -

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ANLAGEKONZEPTE

Megatrends mit Restrisiko von: Julia Groth

Anleger können mit Indexfonds auf Spezialthemen wie Robotik, den demografischen Wandel oder Innovationen im Gesundheitswesen setzen. Doch was auf den ersten Blick sinnvoll scheint, macht für Privatinvestoren wenig Sinn.

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Der zweite ETF setzt auf Innovationen im Gesundheitswesen, der dritte investiert in Aktien von Firmen, die von der Digitalisierung profitieren sollen. Mit dem vierten Neuling können Anleger auf Automatisierung und Robotik setzen. „Die ETFs nutzen Chancen, die sich aus langfristigen strukturellen Trends ergeben können“, sagt iShares-Produktentwickler Tom Fekete. Demografischer Wandel, Digitalisierung, Automatisierung - Investmentgesellschaften haben diese Entwicklungen als Megatrends identifiziert. Der Begriff wurde in den 1980er-Jahren von Zukunftsforscher John Naisbitt geprägt. Megatrends sind nach seiner Definition nachhaltige Entwicklungen, die viele Länder oder Branchen erfassen und alle Bereiche der Gesellschaft beeinflussen. Auf den ersten Blick scheint es sinnvoll, sich an solchen Trends zu beteiligen. Anlageexperten raten trotzdem von einem Investment in Themenfonds ab. Für Privatanleger sei es nicht sinnvoll, sich beim Investieren auf einzelne Branchen zu beschränken, sagen sie. Genau das tun die meisten Megatrend-ETFs. Indexfonds, die vom demografischen Wandel profitieren sollen, legen ein starkes Gewicht auf Pharma-Titel. ETFs, die auf Robotik setzen, investieren in Aktien von Firmen aus diesem Bereich. Branchen-Investments sind riskant, weil bei schlechten Nachrichten oft die Kurse aller Konzerne fallen. Themen-ETFs vernachlässigen also die Diversifikation.

Oft ist nicht klar, wie sich ein Trend entwickelt

Sich auf einzelne Branchen zu beschränken ist aus Sicht von Experten nicht sinnvoll. (Foto: Getty Images)

Vier neue börsengehandelte Indexfonds (ETFs) hat die Blackrock-Tochter iShares im vergangenen September aufgelegt. Sie investieren mit unterschiedlichen Themen in Aktien. Mit dem ersten ETF können Anleger auf den demografischen Wandel setzen. Der zugrunde liegende Index enthält Aktien von Unternehmen, die von den Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung profitieren können. Dazu zählen Firmen aus der Pharmabranche, spezialisierte Konsumgüterkonzerne und Unternehmen, die in der Seniorenbetreuung tätig sind. - 27 -

Außerdem lässt sich schwer sagen, welche Trends sich durchsetzen. Nur weil ein ETF-Anbieter einen Megatrend erkennt, heißt das nicht, dass es einer ist. So galt etwa Logistik als Zukunftsbranche. Die Idee: Weil immer mehr im Internet bestellt und per Post ausgeliefert wird, sind Logistik-Dienstleister attraktiv. Das Kalkül ging nicht auf. Auch ist nicht immer klar, in welche Richtung sich ein Trend entwickelt. Viele aktiv verwaltete Fonds, die von der Digitalisierung profitieren sollen, sind in den 90er-Jahren als Telekommunikationsfonds gestartet. Heute finden sich neben Aktien von Vodafone oder AT&T auch Facebook-Anteilsscheine in den Portfolios. Auch in Technologiefonds hat sich der Siegeszug des Internets bemerkbar gemacht. Aktive Fondsmanager können auf solche Entwicklungen leicht reagieren, ETFs nur schwer. Entwickelt sich ein Trend anders als gedacht, muss der zugrunde liegende Index gewechselt werden oder der Index neu zusammengestellt werden. Ungeachtet der Schwierigkeiten bieten ETF-Gesellschaften inzwischen gerne Produkte an, die sich auf einzelne Trends, Themen oder Branchen fokussieren. Die Produkte lassen sich gut vermarkten. Bei der Deutsche-Bank-Tochter DB X-Trackers können Anleger ETFs kaufen, die die Entwicklung von Aktien aus der chinesischen Gesundheits-, Finanz-, Energie- oder Immobilienbranche nachbilden. Beim französischen Anbieter Amundi können Anleger gezielt in Immobilien- oder Luxusgüterindizes investieren. Der französische ETF-Anbieter Lyxor bietet einen Indexfonds an, mit dem Anleger in die Wasserindustrie investieren können. Er bildet den Index SGI World Water ab, der - 28 -

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Aktien von Firmen enthält, die im Bereich Wasserkraft tätig sind oder Dienstleistungen rund ums Wasser anbieten. Zu den Top-Werten im Index gehören der Versorger American Water Works, der Sanitär- und Rohrleitungskonzern Geberit und das Abwasserunternehmen Veolia.

Scharia-konforme ETFs für gläubige Muslime Weil der ETF synthetisch aufgebaut ist, seine Performance also über Tauschgeschäfte erwirtschaftet, hat er andere Aktien im Portfolio als der Index. Zu den größten Positionen im Fonds zählen Anteilsscheine von Daimler, der Allianz, dem Rückversicherer Münchener Rück und Adidas. Sinnvoll sind Themen-ETFs aber etwa für gläubige Muslime, die nach islamischen Vorschriften investieren. Viele Indexfondsgesellschaften bieten Scharia-konforme ETFs an. In den Indizes, die die Fonds nachbauen, sind kaum Finanzaktien vertreten. Grund: Fast alle Banken machen Zinsgeschäfte, und diese sind nach strenger islamischer Regelauslegung verboten. In einem Scharia-ETF von iShares haben Finanzwerte ein Gewicht von unter einem Prozent. Energie-, Konsumgüter- und IT-Aktien sind dagegen stark vertreten. Wer bei der Anlage ein günstiges Rendite-Risiko-Profil anstrebt, sollte auf Themen-ETFs verzichten - oder sie höchstens als Beimischung einsetzen. Unter Rendite- und Diversifizierungsgesichtspunkten sind thematische Investments nicht sonderlich sinnvoll. Anleger müssen keine Angst haben, etwas zu verpassen: Sollte ein Investmentthema tatsächlich zum Megatrend werden, finden sich die großen Spieler früher oder später auch in den breiten Marktindizes wieder.

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DEUTSCHE BANK

Noch eine Baustelle von: Ingo Narat, Michael Maisch

Das Geschäft mit Indexfonds boomt überall – beinahe. Beim größten heimischen Geldhaus, das eigentlich zu den ganz großen Spielern gehört, ziehen die Kunden massiv Geld ab.

Deutsche-Bank-Zwillingstürme in Frankfurt: Die Anlagesparte verzeichnet einen Rückgang im ETF-Geschäft. (Foto: dpa)

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ie Zahlen sprechen eine klare Sprache. Die Anlagesparte der Deutschen Bank, die Deutsche Asset Management, muss im lukrativen Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds hohe Mittelabflüsse hinnehmen. Dabei wächst der Markt für diese „Exchange Traded Funds“, kurz ETFs, weiter rasant, und die Deutsche Bank gehört eigentlich zu den ganz großen Spielern. Experten machen für den Rückschlag nicht nur Verschiebungen bei den Präferenzen der Anleger verantwortlich, sondern auch die Turbulenzen, die das größte heimische Geldhaus in den vergangenen Monaten erschütterten. Von Januar bis Oktober 2016 sammelten die 43 ETF-Anbieter in Europa rund 33 Milliarden Euro an frischem Kapital ein. Die Deutsche Asset Management verlor auf

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diesem Feld jedoch gegen den Trend 4,5 Milliarden Euro. Mit rund 52 Milliarden Euro Kapital in diesem Segment bleibt die Deutsche-Bank-Sparte nach dem mit großem Vorsprung führenden US-Verwalter Blackrock zwar die Nummer zwei, aber der Vorsprung auf den französischen Konkurrenten Lyxor Asset Management ist deutlich geschrumpft. Über Jahre hinweg hatte die Deutsche-Bank-Einheit Lyxor immer weiter hinter sich gelassen. Jetzt droht sich der Trend umzukehren. „Wir wollen weiter Marktanteile gewinnen, den Abstand zur Nummer zwei verringern, sie auf Sicht auch überholen“, gibt sich Stefan Kuhn, Deutschlandchef von Lyxor kämpferisch. Dagegen wehrt sich naturgemäß Simon Klein, der das europäische und asiatische Geschäft für die ETFs der Deutschen Asset Management verantwortet: „Wir bleiben die Nummer zwei und werden diese Position im nächsten Jahr stärken.“ Das Thema Reputation Es gibt allerdings Stimmen im Markt, die den Rückschlag für die Deutsche Asset Management in diesem Geschäft der allgemeinen Unruhe in der Anlagesparte sowie den permanenten Negativ-Schlagzeilen über die Mutterbank zuschreiben. „Der Umbau der Anlagesparte schürt ebenso Unsicherheit bei den Anlegern wie die Stressnachrichten über die Bank, beispielsweise über die erwarteten hohen Strafzahlungen in den USA wegen der Hypothekengeschäfte in der Finanzkrise“, sagt der Vertreter eines Konkurrenten. Ähnliche Urteile hört man von Analysten. „Investoren mögen Stabilität bei den Produkten und den dahinterstehenden Firmen“, sagt beispielsweise Deborah Fuhr, Leiterin der Researchfirma ETFGI in London. „Nach dem Wechsel im Management und anderen Sorgen über die Bank werden sich Investoren zurückziehen - bis wieder Sicherheit da ist“, ergänzt sie. In der Asset-Management-Sparte hat innerhalb kurzer Zeit mehrfach die Führung gewechselt. Seit Anfang Oktober leitet der ehemalige Axa-Manager Nicolas Moreau den Bereich. Der Franzose löste den Amerikaner Quintin Price ab, der nach nur wenigen Monaten seinen Job aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.

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liert, ob die Bank über einen Börsengang nicht zumindest einen Teil der Sparte zu Geld machen könnte, die in den ersten neun Monaten 2016 vor Steuern immerhin 550 Millionen Euro verdiente, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings zogen die Anleger laut den Daten des nationalen Fondsverbands in den ersten drei Quartalen fast zwölf Milliarden Euro aus der Sparte ab. Die großen deutschen Konkurrenten wie Allianz Global Investors, Union Investment und auch die Dekabank haben dagegen gleichzeitig Milliarden an frischem Kapital eingesammelt. Klein von Deutscher Asset Management glaubt nicht, dass die Abflüsse im Indexfondsgeschäft mit den Problemen der Bank zusammenhängen. Das Minus sei „marktbedingt, bei uns ist die Stimmung gut“, argumentiert er. Für ihn ist die aktuelle Entwicklung lediglich die Umkehr der Zuflüsse aus dem vergangenen Jahr. Die Anlagesparte hatte damals vom hohen Interesse an europäischen Aktien profitiert. Investoren kauften damals in großem Stil ETFs etwa auf den Dax oder Euro Stoxx 50. Im vergangenen Jahr habe sich diese Vorliebe allerdings in eine Fluchtbewegung verwandelt. „Gerade nach dem Brexit wollten Anleger raus aus Europa und haben diese Fonds verkauft - das war ein Nachteil für uns“, erläutert Klein. Die Produkte beispielsweise auf den Euro Stoxx 50 und Dax hätten gelitten. Der große Renner seien Anleihe-ETFs gewesen. Nur könne die Deutsche Bank den Investoren in diesem Segment noch nicht die gesuchten Fonds bieten. Aber diese Argumente ändern nichts daran, dass sich die Konkurrenz im lukrativen Geschäft mit Indexfonds weiter verschärft. Im vergangenen Jahr haben die Nummer vier und fünf, UBS und Amundi, ihr Kapital deutlich gesteigert. Beide Adressen machen aus ihren Wachstumsambitionen keinen Hehl - und das sind im Moment keine guten Nachrichten für die ohnehin sorgengeplagte Deutsche Bank.

Nach dem Brexit wollen Anleger raus aus Europa Dazu kamen einige prominente Abgänge. Steffen Leipold, ehemaliger Vertriebschef für Deutschland und Österreich, heuerte bei der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) an, und der prominente Fondsmanager Henning Gebhardt wechselte zur Hamburger Privatbank Berenberg. Bei der Deutschen Bank war er für Aktienfonds mit einem Vermögen von insgesamt mehr als 100 Milliarden Euro verantwortlich. Zusätzlich verunsichert wurden die Mitarbeiter von Deutscher Asset Management durch Verkaufsgerüchte. Hartnäckig hielten sich Spekulationen, dass sich die Bank von dem Bereich trennen könnte, um mit dem erhofften milliardenschweren Erlös ihre dünne Kapitaldecke zu stärken. Vorstandschef John Cryan reagierte mit einem Brief an die Mitarbeiter, in dem er versicherte: „Die Deutsche Asset Management ist und bleibt ein essenzieller Bestandteil unseres Geschäftsmodells.“ Aber noch immer wird speku- 31 -

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ALTERNATIVE ANLAGEKONZEPTE

Die Mischung macht es von: Julia Groth

In den vergangenen Jahren hat die ETF-Branche eine rasante Entwicklung vollzogen. Es gibt ETFs auf nahezu alle Anlageklassen und -strategien. Doch Indexfonds jenseits der klassischen Sparten sind schwer zu durchschauen.

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Unter dem Schlagwort „Alternative Investments“ versammeln ETF-Anbieter jene Produkte, die nicht in andere Kategorien passen. Heraus kommt ein Sammelsurium: Indexfonds auf abseitige Branchen wie die Forstwirtschaft oder die Wasserindustrie, Rohstoff-ETFs, Hedgefonds-ähnliche Produkte. All diesen Indexfonds ist gemein, dass sie spezielle Bedürfnisse abdecken. Unter Alternativen Investments versteht man Produkte, die Strategien aus der Hedgefonds-Welt anwenden, wie das einige ETFs bieten: Der „DB Hedge Fund Index UCITS ETF“ der Deutsche-Bank-Tochter DB X-Trackers etwa baut einen Index nach, der mehrere Hedgefonds-Strategien abbildet. Dazu gehört die „Event Driven“-Strategie, bei der Fondsmanager von speziellen Ereignissen bei Unternehmen profitieren wollen, etwa von Übernahmen. Oder die Strategie „Equity Market Neutral“, bei der Fondsmanager versuchen, in jedem Aktienmarktumfeld Rendite zu erzielen. Hedgefonds-ETFs können als Portfolio-Beimischung sinnvoll sein, denn ihr Wert entwickelt sich weitgehend unabhängig von anderen Anlageklassen. Ein breit diversifiziertes Kernportfolio sollte jedoch vorhanden sein. Vor allem die Liquidität kann ein Problem sein. „Hedgefonds sind tendenziell illiquide, lassen sich in der Regel nicht täglich handeln. Damit sind sie keine sonderlich gute Basis für einen ETF“, sagt Heike Fürpaß-Peter, Managerin bei Lyxor. Zudem sind Hedgefonds-ETFs oft teurer als Standard-ETFs und kosten teilweise fast ein Prozent Gebühr. Der sogenannte Spread, die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis, ist bei den Produkten meist ebenfalls höher.

Auf Überraschungen gefasst machen

Viele Finanzprodukte sind schlicht zu kompliziert und bringen keinen Mehrwert. (Foto: Getty Images)

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orbei sind die Zeiten, als sich Anleger in einer luxuriösen Situation wähnten, wenn sie zwischen börsengehandelten Indexfonds (ETFs) auf Aktien- und solchen auf Rentenindizes wählen konnten. In den vergangenen 15 Jahren hat die ETF-Branche eine rasante Entwicklung vollzogen. Heute gibt es ETFs auf nahezu alle Anlageklassen und -strategien. Sie sind für alle Anleger interessant. Spezielle ETF-Gattungen eignen sich allerdings in der Regel nur für risikofreudige Investoren. - 33 -

Auch bei Rohstoff-ETFs müssen sich Anleger auf Überraschungen gefasst machen. Lange hieß es, Rohstoffe ließen sich nicht in ETF-Form gießen. Die ersten Rohstoff-ETFs gab es dann für Gold. Sie bilden die Entwicklung des Goldpreises ab und sind meist mit physischem Gold besichert. Als größtes börsengehandeltes Indexprodukt der Welt gilt der SPDR Gold Shares, aufgelegt im Jahr 2004 vom US-Anbieter State Street Global Advisors. Es folgten ETFs etwa auf Platin. Mittlerweile gibt es Indexfonds auf nahezu alle Rohstoffe, von Gold über Öl bis hin zu Agrargütern wie Weizen und Mais. Vorreiter auf diesem Gebiet waren die britischen ETF Securities, die auch heute das größte Angebot an passiven Rohstoffprodukten haben. Streng genommen sind die Produkte ETCs: Exchange Traded Commodities. Es handelt sich um Zertifikate, also um Schuldverschreibungen. Im Gegensatz zu normalen Zertifikaten sind sie allerdings besichert: etwa mit Gold. Anlageexperten raten dazu, Portfolios durch Rohstoff-Investments zu diversifizieren. Der Grund: Rohstoffmärkte entwickeln sich anders als die Aktien- oder Rentenmärkte. Bei Privatanlegern sind vor allem Gold-ETCs beliebt. Sie gelten dank der physischen Hinterlegung des Edelmetalls als besonders sicher. Anleger investieren über Umwege in reales Gold, das sie sich theoretisch meist ausliefern lassen könnten. Bei anderen ETCs kann es passieren, dass sich Investoren wundern, wenn sich das Produkt anders - 34 -

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entwickelt als gedacht. Bei vielen ETCs gibt es sogenannte Rollverluste. Zum Beispiel bei Öl-ETCs: Sie bilden die Preisentwicklung von Terminkontrakten nach, sogenannten Futures. Diese verbriefen wiederum das Recht auf Lieferung eines bestimmten Gegenstands zu einem festen Zeitpunkt und Preis. Weil Öl-ETCs kein physisches Rohöl geliefert bekommen wollen, tauschen sie Öl-Futures kurz vor der Fälligkeit gegen neue Kontrakte. Fachleute sagen dazu „rollen“. Müssen ETCs für die neuen Terminkontrakte einen höheren Preis zahlen als für die alten, kommt es zu Rollverlusten. Die können hoch ausfallen. Liegt der Preis am Spot- oder Kassamarkt niedriger als die Terminpreise der Zukunft, nennt man das Contango, was im vergangenen Jahr stark der Fall war. Das belastete die Wertentwicklung von Öl-ETCs - was manchen Anleger überraschte.

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Doppelt hält nicht besser von: Julia Groth

Indexfonds mit Hebel versprechen Turborenditen. Vielen Anlegern ist aber nicht bewusst, dass die Produkte enorme Risiken bergen und sich nur als kurzfristige Investments eignen.

Börse Frankfurt: Auch wenn Privatinvestoren offenbar die Scheu vor Hebel- und Short-Produkten verloren haben: Die Produkte sind für sie im Grunde genommen nicht geeignet. (Foto: dpa)

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as gut ist, kann in doppelter Dosis nur noch besser werden. Das denken viele Investoren - und vergessen, dass zu viel des Guten oftmals schlecht ist. Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) auf den Aktienindex LevDax sind bei Privatanlegern beliebt, berichten ETF-Anbieter. Der von der Deutschen Börse berechnete LevDax ist an die Dax-Entwicklung gekoppelt, allerdings mit dem Hebel zwei. Das heißt: Steigt der Lieblingsindex vieler Deutscher, klettert er doppelt so stark; fällt er, stürzt sein Pendant doppelt so tief. Sogenannte Hebel-ETFs sind längst in den Portfolios von Privatanlegern angekommen. Auch vor Short-ETFs, mit denen man auf fallende Kurse setzt, machen viele Pri- 35 -

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vatinvestoren nicht mehr Halt. Hebel- und Short-ETFs können sich in bestimmten Marktphasen lohnen, sagen Analysten. Sie sind allerdings komplex aufgebaut und nicht einfach zu verstehen. Viele Anleger zeigen sich deshalb überrascht, wenn sich ein Hebeloder Short-ETF nicht so entwickelt wie gedacht. Beispiel LevDax: Steigt der Dax binnen eines Jahres um 20 Prozent, heißt das nicht, dass sein gehebeltes Gegenstück im selben Zeitraum um 40 Prozent zulegt. Der Hebel wird nämlich jeden Tag neu angepasst. So erzielt der LevDax zwar die doppelte Performance des Dax - aber immer nur bezogen auf den Schlussstand des Vortags. Über längere Zeit weicht die Wertentwicklung des LevDax deutlich von der des Dax ab. Bei anderen gehebelten Indizes sieht es ähnlich aus. Short-ETFs haben denselben Haken. Sie zeichnen die Entwicklung von Indizes spiegelbildlich nach. Fällt etwa der Nebenwerteindex MDax, steigt sein Gegenstück, der Short-MDax, im selben Maß. Auch Short-Indizes erzielen ihre Performance stets auf Tagesbasis. Der direkte Zusammenhang zwischen ihnen und ihrem Ursprungs-Index kommt immer nur von Schlusskurs zu Schlusskurs zum Tragen. Über einen längeren Zeitraum verhalten sich Basis-Index und Short-Index deshalb nicht genau gegenläufig, sondern weichen stark voneinander ab. Viele Investoren sind sich dieser sogenannten Pfadabhängigkeit nicht bewusst. Das kann zu bösen Überraschungen führen. Hebel- und Short-ETFs gibt es nicht nur auf Aktienindizes. Auch in Anleihen, Währungen und Rohstoffe wie Öl oder Gold können Anleger investieren. Inzwischen gibt es sogar ETFs, die die Entwicklung eines Indexes nicht nur doppelt, sondern mit noch stärkerem Hebel nachvollziehen. So bietet das britische ETF-Haus ETF Securities, ein Vorreiter auf dem Gebiet der Hebelprodukte, etwa dreifach gehebelte Indexfonds auf das europäische Aktienbarometer Eurostoxx 50 an. Mit weiteren Produkten können Anleger mit fünffachem Hebel auf die Entwicklung unterschiedlicher Währungen setzen. Dabei gilt: Je größer der Hebel, desto stärker weicht der gehebelte Index von seinem Basisbarometer ab, und desto höher ist das Verlustrisiko für Anleger.

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nutzen - für taktische Investments, wie es im Fachjargon heißt. Knifflige Kurzinvestments Kurzfristige Investments, bei denen es auf das Timing ankommt, sind sogar für Profis eine knifflige Sache. Investiert man ohne fundierte Markteinschätzung in Hebel- oder Short-ETFs, ist das ein Glücksspiel. Das kann zwar Spaß machen. Aber nur, wenn man starke Nerven hat und überdies genügend Risikopuffer, um Verluste abzufedern. Was Privatinvestoren dagegen grundsätzlich lassen sollten: Hebel- oder Short-ETFs als Kerninvestment einsetzen. Manche Anleger investierten per Sparplan in die Produkte, berichten ETF-Anbieter - und zeigen sich darüber verwundert: Das sei selbst ihnen zu riskant. Auch wenn Privatinvestoren offenbar die Scheu vor Hebel- und Short-Produkten verloren haben: Die Produkte sind für sie im Grunde genommen nicht geeignet. Investmentstrategen raten Privatanlegern in der Regel, langfristig zu investieren. Das lässt sich mit Hebel- und Short-ETFs nicht sinnvoll machen, die oftmals auch noch teuer sind. Momentan sehen Indexfondsanbieter Potenzial für Hebel- und Short-Produkte auf US-Finanzwerte. Anleger könnten sich mit Renten-Short-ETFs gegen steigende Zinsen in den USA absichern, heißt es, oder auf eine Rally bei US-Aktien setzen. Das klingt zwar verlockend. Allerdings ist für Kleinanleger das Risiko groß, dass auf die Rendite-Party der Kater folgt.

Taktische Investments ETF-Anbieter vermarkten Hebel- und Short-ETFs gern als Absicherungsinstrumente gegen fallende Kurse, als Rendite-Turbo oder als Produkte zur Portfoliodiversifizierung. Ganz verkehrt ist das nicht. Short-ETFs können vor fallenden Kursen schützen, Hebel-ETFs besonders hohe Renditen bringen, und mit beiden Produktgattungen können Anleger ihr Portfolio breiter aufstellen. Die Risiken aber sind enorm. Wer nicht im Hinterkopf behält, dass die Produkte ihre Performance in der Regel auf Tagesbasis liefern, läuft Gefahr, über die Zeit hohe Verluste anzuhäufen. Um Short- und Hebel-ETFs sinnvoll einsetzen zu können, müssen Anleger die Märkte genau im Blick behalten. Sie müssen in etwa abschätzen können, in welche Richtung sich ein Index bewegt und wie lange sich diese Bewegung fortsetzt. Sind diese Fragen geklärt, sollten Anleger Short- oder Hebel-ETFs lediglich für kurze Zeit - 37 -

ERFOLGREICH ANLEGEN MIT ETFS

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I N H A LT Mehr als ein Trend Mit ETFs richtig einsteigen Wie ETFs einen Index nachbilden Basis-Depot einfach zusammenstellen Besser beraten mit ETFs Gute Kombinationen für das Depot Von Anlagetrends profitieren Mit Anleihen den niedrigen Zinsen trotzen Schutz in unruhigen Zeiten Im Zinstief investieren Schritt für Schritt zum Ziel Kosten sind ein wichtiger Faktor ETFs gezielt auswählen Nachhaltig investieren

ETF-WISSEN Nützliche Fakten für cleveres Investieren

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(Titel) Bild: Sebra/Fotolia

IMPRESSUM:

Entdecken Sie die Möglichkeiten, die Ihnen ETFs für Ihre Geldanlage bieten.

Die Inhalte in diesem E-Book sind ein Angebot von iShares by BlackRock. BlackRock Asset Management Deutschland AG Max-Joseph-Str. 6 80333 München E-Mail: [email protected]

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ETF-Wissen

Mehr als ein Trend Trends haben häufig kurze Beine, das gilt gerade an den Anlage­m ärkten. Die Erfolgsgeschichte von Exchange Traded Funds, also börsengehandelten Indexfonds, kurz ETFs, hält jedoch schon seit rund zwei Jahrzehnten an.

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Das Wachstum der ETP-Branche (zu den börsengehandelten Produkten (ETPs) gehören maßgeblich ETFs) ist beeindruckend – und dies, seit die ersten Produkte auf den Markt kamen. Das in europäischen ETPs verwaltete Vermögen stieg Ende Juli 2016 auf das Rekordniveau von 555 Milliarden US-Dollar. Anlegern stehen heute 2.393 ETPs für eine Geldanlage zur Verfügung.

Europa: Entwicklung von ETPs

Europe ETP Assets & Numer of ETPs by Year Asset ($bn) 600 500 400 300 200 100 0

6

2000

71

118 104 115 167 35 58 2002

2004

305 92 2006

503 133

# of ETPs 2.343 2.371 2500 2.257 2.105 2.167 561 1.893 2000 506 1.593 458 414 1500 367 1.108 315 299 854 1000 243 150 2008

500 2010

2012

2014

2016

0

Die Grafik zeigt das Wachstum des in ETPs verwalteten Vermögens seit dem Jahr 2000 in Europa.

Günstige Kosten

Bild: Reuters

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rofessionelle Anleger investieren schon seit Langem in ETFs. In den letzten Jahren nutzen jedoch auch immer mehr Privatanleger die Produkte. Aus gutem Grund: ETFs bieten eine Reihe von Vorteilen, wie etwa günstige Kosten, eine breite Diversifikation und eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten. Aber der Reihe nach. ETFs bilden die Entwicklung eines bestimmten Index, beispielsweise des DAX, nach. Steigt der Index, legt auch der Wert des ETFs zu – und umgekehrt. Mit diesem passiven Ansatz verzichten ETFs auf einen Fondsmanager, der einzelne Aktien auf Basis seiner Analyse auswählt. Das mag auf den ersten Blick langweilig erscheinen, hat sich aber bewährt. Den wenigsten Fondsmanagern gelingt es, den Markt gerade über längere Anlagezeiträume hinweg hinter sich zu lassen.

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Nach Kosten schneiden Indexfonds im Vergleich mit aktiv gemanagten Fonds vielfach besser ab. Denn sie brauchen weder teures Research noch aufwendiges Management, da sie sich am Index orientieren. Bei einigen ETFs auf die bekanntesten Anlagemärkte der Welt liegt die jährliche Gesamtkostenquote so beispielsweise lediglich bei etwa 0,2 Prozent. Die Kosten belasten die Renditen daher kaum. Anders als bei vielen aktiv gemanagten Investmentfonds fällt bei ETFs auch kein Ausgabeaufschlag an. Unter dem Strich bleibt für Anleger daher häufig mehr.

Breite Diversifikation ETFs investieren in die Wertpapiere, die im jeweils zugrunde liegenden Index enthalten sind. Anleger wissen so jederzeit, wie sich ihr Investment zusammensetzt. Zudem können sie mit dem Kauf eines ETFs in einen ganzen Markt investieren. Dies hilft, Anlagerisiken zu streuen. Zwei Beispiele: Ein ETF auf den S&P 500 bietet Zugang zu den 500 marktführenden Unternehmen der USA – und somit einen breiten Zugang zur größten Volkswirtschaft der Welt. Wer dagegen mit einem Produkt weltweit in - 42 -

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Aktien investieren will, kann dies über einen ETF auf den MSCI World machen, der die Entwicklung der Aktien von mehr als 1.600 Unternehmen aus 23 Industrienationen weltweit abbildet.

Vielfältige Anlagemöglichkeiten Über ETFs lassen sich sehr einfach Investments aus den wichtigsten Anlagemärkten in ein Portfolio integrieren. So können Anleger ihre Investitionen breit über verschiedene Anlageklassen und -regionen aufstellen – und damit eine solide, langfristige Basis für ihr Portfolio schaffen. Dafür eignen sich beispielsweise die allgemein bekannten Aktien- und Anleihemärkte weltweit. Wer risikobereiter ist, kann darüber hinaus mit ETFs flexibel in Regionen oder Sektoren abseits der großen Märkte investieren. Der Handel über die Börse erlaubt es, schnell und günstig die gewünschten Positionen in das Depot zu holen oder zu verkaufen. Dabei ist die Auswahl an ETFs in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. So können Anleger mittels ETFs nicht nur in die wichtigsten Aktien- und Anleihemärkte investieren, sondern auch in viele Spezialbereiche, wie beispielsweise Goldminenbetreiber oder Unternehmen aus den Wachstumssektoren Automation und Robotik sowie Digitalisierung.

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Mit ETFs richtig einsteigen ETFs sind börsengehandelte Indexfonds. Oder besser gesagt: die Investment-Revolution der letzten beiden Jahrzehnte. Warum? Mit ETFs können Anleger ihre Ziele sehr effizient umsetzen – das spart Zeit und Kosten.

Einfache Handelbarkeit Aufgrund der Börsennotierung können Anleger ETFs so einfach handeln, wie sie es etwa von Aktien kennen. Einzige Voraussetzung ist, dass ein Anleger ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder Sparkasse besitzt. Dann kann er jederzeit unkompliziert und aktuell sehen, welchen Wert sein Investment hat, und schnell auf kurzfristige Marktchancen reagieren. Denn der Kurs jedes ETFs wird fortlaufend im Börsenhandel und durch Wertpapierhandelsbanken bestimmt. Die günstigen Kosten, ihre einfache und flexible Handelbarkeit und die Vielzahl der Anlagemöglichkeiten sprechen dafür, dass ETFs auch in den nächsten Jahren weiter im Trend liegen werden – gerade auch bei Privatanlegern.

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Bild: dpa

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er möchte sich schon lange damit beschäftigen, ein Investmentprodukt zu verstehen, bevor es um die eigentliche Anlageentscheidung geht? Die meisten wollen ihren Vermögensaufbau schnell, einfach und transparent abwickeln und sich nicht zu lange mit Geldangelegenheiten beschäftigen. Trotzdem sollen die Produkte zur jeweiligen Lebenssituation passen und flexibel zu handhaben sein. Die Lösung: ETFs (engl. Exchange Traded Funds), also börsengehandelte Fonds, die die Entwicklung eines bestimmten Index nachbilden. Steigt der Index, legt auch der Wert des ETFs zu – und umgekehrt. Zum einen können Anleger die Indexfonds über ihre Bank, eine Plattform oder die Börse in wenigen einfachen Schritten auswählen, kaufen und wieder verkaufen. Zum anderen sind ETFs kostengünstige Produkte, mit denen Anleger ihre Ziele verwirklichen können, egal ob sie einen kurzoder langfristigen Anlagehorizont haben. Aber wie gelingt der Einstieg in ETFs? - 44 -

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Die persönliche Strategie finden ETFs lassen sich individuell einsetzen. Wer langfristig denkt und sein Portfolio strategisch aufbaut, kauft ETFs, um die wichtigsten Märkte und Anlageklassen abzubilden. Mit ETFs kaufen Anleger automatisch einen ganzen Korb von Aktien und Anleihen. Das hat den Vorteil, dass Risiken bewusst und langfristig gestreut werden. Ein Beispiel: Anleger können mit einem ETF basierend auf dem Index STOXX Europe 600 in die 600 größten börsennotierten europäischen Unternehmen investieren – und so mit nur einem Produkt eine breite Diversifikation sicherstellen. Mit Investitionen in einen ETF setzen Anleger nicht alles auf eine Karte – weil der Fonds hunderte Einzeltitel enthalten kann. Die Grafik macht die Vorteile einer breit diversifizierten Geldanlage (Portfolio B, rechts) deutlich: ETF-Anleger können so attraktive Renditen erzielen – und das häufig bei geringerem Risiko. Diversifikation bedeutet, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Wenn Sie Ihr Vermögen auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe etc.verteilen, können Sie beständigere Rendite erzielen – und das häufig bei geringerem Risiko.

PORTFOLIO A – KONZENTRIERT*

PORTFOLIO B – DIVERSIFIZIERT*

ETFs bieten Anlegern viele Chancen, ihr Geld effizient für sich arbeiten zu lassen. Um die Möglichkeiten voll auszuschöpfen, ist es wichtig, die Anlageziele zu identifizieren:

Vermögen aufbauen Wer langfristig Vermögen aufbauen will, kann über ETFs in die wichtigsten Märkte und Anlageklassen investieren und sich so ein breites Kerninvestment sichern. ETFs stellen ideale Bausteine zur Verfügung, um das Portfolio breit aufzustellen.

Neues ausprobieren ETFs eignen sich auch für Anleger, die eine eigene Meinung zum Marktgeschehen haben und diese ausdrücken möchten. Mit ETFs lässt sich zum Beispiel in eine Vielzahl dynamisch wachsender Schwellenländer investieren. So ist es heute für Privatanleger einfacher denn je, mit einem ETF auf den chinesischen Aktienmarkt in die größten chinesischen Unternehmen zu investieren und ihr Portfolio kurzfristig in diese Richtung zu erweitern – ohne selbst einzelne Unternehmen auswählen zu müssen. Ein sinnvoller und risikobewusster Ansatz bei der Zusammenstellung eines Portfolios ist die Kombination von langfristigen und kurzfristigen Investments. Der Vielfalt sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Taktisch agieren ERWARTETES RISIKO

14%

9% ERWARTETE RENDITE

Zahl der Wertpapiere

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7%

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ERWARTETES RISIKO ERWARTETE RENDITE

Zahl der Wertpapiere

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* % pro Jahr. Nur zu Illustrationszwecken. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Hinweis auf künftige Erträge und wiederholt sich möglicherweise nicht.

Anleger können taktisch investieren, indem sie Wertpapiere aus Nischenmärkten in ihr Portfolio aufnehmen. Mit einem Gold-ETF haben Anleger so Zugang zu führenden Goldminenbetreibern bzw. Unternehmen, die am Goldhandel beteiligt sind. Wie jedes andere Investment können auch ETFs keine Gewinne garantieren und hängen von der Marktentwicklung ab. Investments in internationale Märkte oder Nischen sind außerdem aufgrund schwankender Wechselkurse mit einem Währungsrisiko verbunden. Die Risiken können jedoch minimiert werden: Wer mit ETFs in verschiedene Anlageklassen und Märkte investiert, kann die Auswirkungen von Marktschwankungen auf sein Depot abschwächen. Da ETFs an der Börse notiert sind, werden die Kurse fortlaufend bestimmt. Anleger können daher jederzeit den genauen Wert ihrer Beteiligungen erfahren. Durch die Indexabbildung wissen sie zudem jederzeit, in welchen Wertpapieren sie investiert sind. Die Entwicklung des in ETFs angelegten Kapitals ist so stets transparent, und ein hohes Maß an Kontrolle über die Investition ist sichergestellt. Insgesamt gilt: Anleger können mit ETFs in wenigen Schritten viel richtig machen.

Grafik: BlackRock

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Wie ETFs einen Index nachbilden Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sind bei Privatanlegern beliebter denn je. Aber wissen Anleger auch, dass ETFs unterschiedliche Ansätze verfolgen können, um einen Index nachzubilden?

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Zunächst waren ETFs vor allem bei institutionellen Anlegern begehrt. Seit ein paar Jahren investieren mehr und mehr Privatanleger in Indexfonds – und erschließen sich damit besonders transparente Investmentprodukte. Dabei sollte man wissen, dass ETFs nach zwei verschiedenen Methoden aufgebaut sind: Sie bilden ihren Referenzindex entweder physisch oder synthetisch nach.

Physische Replikation Vollständig physisch replizierende ETFs halten die in ihrem Referenzindex gelisteten Wertpapiere in derselben Gewichtung in ihrem Fondsvermögen. So führt beispielsweise der DAX®, der bekannteste Aktienindex auf den deutschen Markt, 30 Aktien auf, wobei sich deren Gewichtung aus der Marktkapitalisierung und dem Börsenumsatz der jeweiligen Titel ergibt. Ein vollständig replizierender ETF auf den DAX® würde nun dieselben 30 Wertpapiere in derselben Gewichtung, in der sie im DAX® vorkommen, aufnehmen. Die vollständige Abbildung des Index ist bei ETFs auf Standardaktienindizes (wie dem DAX®) die bevorzugte Variante. Zudem führt jeder physisch replizierende ETF börsentäglich auf, welche Wertpapiere, also Aktien oder Anleihen, er aktuell hält.

Bild: Reuters

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as Jahr 2000 prägten einige Ereignisse, die die Welt bewegten. So begeisterten die Olympischen Spiele in Sydney die Menschen rund um den Globus und Harry Potter wurde zum neuen Star auf dem internationalen Buchmarkt – und auch in der Finanzwelt geschah in diesem Jahr etwas Entscheidendes: 2000 wurde der erste ETF in Europa aufgelegt. Seit nunmehr 16 Jahren entfaltet sich die Erfolgsgeschichte der Exchange Traded Funds (ETFs), also Fonds, die wie Aktien an der Börse gehandelt werden. Die Idee: ETFs bilden die Entwicklung eines Index möglichst genau nach. Anleger holen sich somit mit einem Produkt ganze Märkte, Regionen oder Anlageklassen in ihr Portfolio – einfach und kostengünstig. So investieren zum Beispiel Anleger beim Kauf eines ETFs auf den MSCI World Index in 1.600 Unternehmen aus 23 Industrienationen, darunter die USA, Japan und Großbritannien. Die Gesamtkostenquote solcher ETFs liegt bei etwa 0,2 Prozent. Zum Vergleich: Die Gebühren aktiv verwalteter Investmentfonds liegen im Schnitt bei 1,5 Prozent pro Jahr.

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„Bei iShares machen wir kein Geheimnis daraus, wie genau unsere ETFs die Indizes abbilden. Wir stellen Ihnen alle Informationen bereit, und Sie sind in der Lage, die Wertentwicklung Ihrer ETFs auf tagesaktueller Basis zu überprüfen. Alle unsere ETFs sind physisch replizierend.“ Dr. Stephanie Lang, Investment Strategist, iShares Bei Aktienindizes, die einen breiten Markt oder Nischenmärkte abbilden, wie zum Beispiel den MSCI World oder Indizes asiatischer Aktienmärkte, aber auch etwa bei Rentenindizes bietet es sich an, die Benchmark optimiert abzubilden. Optimierung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass lediglich ein Teil der im Index gelisteten Wertpapiere tatsächlich (physisch) in das Portfolio einfließt. Die Zusammensetzung dieser optimierten ETFs wird anhand statistischer Modelle errechnet. Ziel ist dabei, der Rendite und den Risikokennzahlen des zugrunde liegenden Index möglichst nahezukommen. Breite Aktienindizes enthalten in der Regel viele Titel, von denen nicht alle denselben Einfluss auf die Entwicklung des Index haben. Eine optimierte Nachbildung vernachlässigt weniger wichtige Titel. So kann der ETF nahezu die identische Wertentwicklung wie der Index bieten bei reduziertem Managementaufwand. - 48 -

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Synthetische Replikation Die synthetische Nachbildung unterscheidet sich von der physischen Replikation darin, dass der ETF nicht die Titel des Index aufnimmt, sondern derivative Finanzinstrumente. In der Regel sind dies so genannte Swaps, also Tauschvereinbarungen, die sicherstellen, dass der ETF die Wertentwicklung des Index nachvollzieht. Das funktioniert so: Der Swap-Kontrahent zahlt dem ETF die jeweilige Indexrendite, dafür erhält er die Swap-Gebühr und die Rendite der Wertpapiere, die der ETF hält. Anleger, die in einen synthetischen ETF investieren, setzen auf einen breiten Wertpapierkorb, der nicht zwangsläufig die Titel des nachgebildeten Index enthält. Wenn ein Anleger also beispielsweise in einen synthetischen ETF auf US-amerikanische Aktien investiert, könnten im Portfolio dieses ETFs auch europäische Aktien liegen. Auf diese Weise lässt sich die Wertentwicklung des jeweiligen Index zwar einfach nachbilden. Allerdings gehen Anleger bei synthetischen ETFs ein Kontrahentenrisiko ein. Dieses zusätzliche Risiko ist ein wichtiger Grund dafür, dass die meisten Anleger in den vergangenen Jahren physisch replizierende ETFs bevorzugt haben. Alle ETFs von iShares sind physisch replizierend. Mit diesem Ansatz hat iShares das Vertrauen der Anleger gewonnen – dies beweist die Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre. Dabei ist zu beachten, dass die vergangene Wertentwicklung kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung ist.

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Basis-Depot einfach zusammenstellen Mit einer einzigen Investition die weltweiten Anlagemärkte in das Depot holen – börsengehandelte Indexfonds machen dies möglich und helfen damit, ein breit diversifiziertes Portfolio zu bauen.

Bild: dpa

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er sich gegen Risiken und Marktschwankungen absichern will, legt am besten möglichst breit an und investiert nicht in Einzeltitel, sondern in ganze Märkte. Wer sein Depot über mehrere Aktien- und Anleihemärkte aufteilt, reduziert zudem das Risiko. Das bedeutet: Es kommt darauf an, die richtigen Bausteine für das Portfolio auszuwählen. ETFs, also börsengehandelte Indexfonds, bieten sich hier an: Sie stellen eine solide Basis für jedes Portfolio dar, denn mit ihnen erhält man schnell und einfach Zugang zu ganzen Märkten, Regionen und Anlageklassen.

Das Portfolio zusammenstellen ETFs setzen sich aus vielen verschiedenen Wertpapieren zusammen und machen die beliebtesten Anlagemärkte zugänglich. Anleger können sich dadurch mithilfe weniger ETFs ein Portfolio zusammenstellen, das deutsche und internationale Aktienmärkte, aber auch zum Beispiel Anleihen enthält. So investieren Anleger mit einem ETF auf den MSCI World Index in die Entwicklung der weltweiten Aktienmärkte, denn - 49 -

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der Index setzt sich aus Aktien von mehr als 1.600 Unternehmen aus 23 Industrienationen zusammen. Die Folge einer solch breiten Streuung: Die Wertentwicklung des Portfolios hängt weniger stark von den Schwankungen einzelner Aktienmärkte und damit von den konjunkturellen Entwicklungen in einzelnen Ländern ab. Auch in Anleihen können Anleger ähnlich breit diversifiziert investieren, zum Beispiel mit einem ETF auf den Barclays Euro Treasury Bond Index, der mehr als 300 europäische Staatsanleihen verzeichnet. Ausfallrisiken und Kursschwankungen, die sich aus der Entwicklung einzelner Staatsanleihen ergeben, lassen sich so wirksam reduzieren. Insgesamt können Anleger auf Basis von ETFs mit wenigen Bausteinen ein breit diversifiziertes Portfolio aufbauen, das Titel aus verschiedenen Aktien- und Anleihemärkten enthält.

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Besser beraten mit ETFs Anleger suchen spätestens seit der Finanzkrise vermehrt Alternativen zur Beratung auf Provisionsbasis. Mithilfe von ETFs erweitern auch immer mehr Finanzberater ihr Angebot.

ETFs – kostengünstig, einfach, transparent Zudem lassen sich breit aufgestellten Portfolios auf Basis von ETFs kostengünstig umsetzen. Anleger profitieren daher nicht nur von einem geringeren Anlagerisiko, sondern gleichzeitig davon, dass die Rendite nicht von hohen Kosten aufgezehrt wird. Die durchschnittliche Gesamtkostenquote (TER) von europäischen ETFs liegt laut Morningstar bei 0,38% Prozent. Hinzu kommen Transaktionskosten. Die niedrigen Kosten machen sich bei einem Depot, in das Anleger über einen längeren Zeitraum hinweg investieren, bezahlt. Wichtig ist, auch in turbulenten Zeiten die Ruhe zu bewahren. Warum? Weil es sich lohnt. Die Vergangenheit zeigt: Anleger, die beispielweise zwischen 1975 und 2015 in den MSCI World Index investiert haben, erzielten mehr als acht Prozent jährliche Rendite. Wer also einen langen Atem besitzt und zudem kostengünstig investiert, hat gute Chancen, sein Vermögen langfristig aufzubauen. Zwei oder drei ETFs reichen bereits aus, um einfach in ein breit diversifiziertes Portfolio aus den wichtigsten Anlageklassen zu investieren und so die Risiko-Rendite-Eigenschaften seines Portfolios zu verbessern. Anleger finden im Internet auf iShares.de alle iShares ETFs und können diese nach Anlageklasse, Strategie, Region und Markt filtern. Einfacher geht es nicht.

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ie Finanzkrise hat auch in der Anlageberatung neue Zeiten eingeleitet. Viele Anleger verloren mit dem eingesetzten Kapital auch das Vertrauen in Finanzprodukte und in ihre Anlageberatung. Heute ist, anders als vor der Krise, hohe Transparenz ein Muss. Zudem erschwert das seit Jahren anhaltende Niedrigzinsumfeld das Erzielen attraktiver Renditen, und höhere Kosten fallen daher umso schwerer ins Gewicht. Die Folge: Das Kostenbewusstsein bei Investments ist gestiegen. Darauf haben Finanzberater mit neuen Beratungsmodellen und dem verstärkten Angebot von Portfolios auf Basis von ETFs reagiert. Das bedeutet für Privatanleger wiederum, dass ihre Möglichkeiten, transparente und kostengünstige Anlagelösungen zu finden, sich verbessert haben.

Hohe Transparenz und breite Diversifikation Herzstück dieser neuen Angebote ist die Zusammenstellung des Portfolios, die sogenannte Asset Allocation, über verschiedene Märkte und Anlageklassen hinweg. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass weniger die Auswahl der Einzeltitel als vielmehr die Positionen in unterschiedlichen Märkten und Anlageklassen Risiken und - 51 -

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Wertentwicklung eines Portfolios bestimmen. Um eine breite Streuung zu erreichen, greifen viele Vermögensverwalter auf ETFs zurück. So erhalten sie einfach einen breit diversifizierten Marktzugang bei relativ niedrigen Kosten. Außerdem trägt die hohe Transparenz der ETFs dazu bei, dass der bürokratische Aufwand, der im Zuge der Regulierung in den vergangenen Jahren gestiegen ist, geringer bleibt – wovon Kunden wie Berater gleichermaßen profitieren.

89%

Zuversicht

63 %

Zufriedenheit 33 %

Altersvorsorge 65 %

49 % 47%

mit Beratung

ohne Beratung

Quelle: BlackRock, Studie Global -investor Pulse Deutschland, 2016

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die Deutschen mit Beratung zufriedener sind – und was sie bei der Geldanlage bewegt. Zentrale Herausforderungen sind u.a. die Altersvorsorge und Ertragschancen im Niedrigzinsumfeld. Mit ETF-Portfoliolösungen können hierfür Anlagelösungen erarbeitet werden.

Kerninvestment, das die weltweit wichtigsten Aktien- und Anleihemärkte abdecken sollte, über ETFs erfolgen. Andererseits können Vermögensverwalter auch taktische Investments in ausgewählte Märkte über ETFs umsetzen oder aktive Strategien in Märkten verfolgen, in denen sie sich besonders gut auskennen.

Unterschiedliche Beratungsmodelle Auch die Beratungsmodelle unterscheiden sich je nach Anbieter. Einige der Vermögensverwalter, insbesondere wenn sie aktive Strategien verfolgen, bieten eine Beratung auf Honorarbasis an. Andere stellen Dachfonds auf ETF-Basis bereit, und die Anleger bezahlen die Beratungsleistung indirekt über die Managementgebühr des jeweiligen Fonds. Insgesamt steht Anlegern eine breite Auswahl an unterschiedlichen Strategien und Beratungsmodellen auf Basis von ETFs zur Verfügung. Sie können so von der Transparenz, Flexibilität und den günstigen Kosten von Indexprodukten profitieren. In den USA können Portfoliolösungen auf ETF-Basis für Privatanleger bereits auf eine erfolgreiche Historie zurückblicken: Dort werden heute mehr als 100 Milliarden US-Dollar in solchen Portfolios verwaltet. In Deutschland hat iShares Anfang 2015 eine Initiative gestartet, um Vermögensverwalter, die Portfoliolösungen auf Basis von ETFs anbieten, zu unterstützen. Mittlerweile sind mehr als 60 Vermögensverwalter der Initiative beigetreten. So finden auch Privatanleger in Deutschland zunehmend Zugang zu attraktiven Portfoliolösungen auf ETF-Basis.

Vielfältiges Angebot Aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von ETFs ist ein breites Angebot an unterschiedlichen Anlagelösungen auf Basis der Indexprodukte entstanden. Die Spannbreite reicht von der digitalen Anlageberatung, die Portfolios automatisiert auf Basis von Algorithmen zusammenstellt und handelt, bis zu individuell zugeschnittenen und aktiv gemanagten Portfolios. Beispielsweise können Anleger über digitale Anlageberatungen Strategien wählen, die das Risiko-Rendite-Profil vor allem auf Basis der Aufteilung zwischen Anleihe- und Aktieninvestments steuern. Je nach persönlicher Risikoneigung finden sie entsprechende Portfolios mit einem höheren oder niedrigeren Aktienanteil. Mithilfe von ETFs bieten solche Anlagestrategien breit diversifizierte Investments in unterschiedliche Märkte bei einer vergleichsweise niedrigen Kostenbelastung. Die Anpassung des Portfolios erfolgt automatisiert. Alternativ zu diesen automatisierten Anlagestrategien bieten eine Reihe von Vermögensverwaltern auch individuell zusammengestellte und aktiv gemanagte Portfolios unter Verwendung von ETFs an. Diese kombinieren unterschiedliche ETFs oder ergänzen Indexprodukte mit einer aktiven Einzeltitelauswahl. Einerseits kann das - 53 -

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Gute Kombinationen für das Depot Ein Star allein gewinnt keine Titel. Vielmehr kommt es auf die richtige Aufstellung an. Dies gilt im Fußball wie bei der Geldanlage. Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Portfolio für die Champions League aufstellen.

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vestment aufzubauen. Das Ziel: Eine solide Grundrendite für das Portfolio zu erwirtschaften. Beispielsweise hätte man mit einer Anlage in den DAX, den bekanntesten Index auf den deutschen Aktienmarkt, bei einem Kauf 1990 über 25 Jahre eine jährliche Rendite von 8,5 Prozent erzielt, wie das Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts zeigt. Gerade langfristig gelingt es den wenigsten aktiven Fonds, eine höhere Rendite als ihre Benchmark zu erwirtschaften. Neben einem Investment in die Aktienmärkte der führenden Industrienationen bietet es sich an, Anleihepositionen im Kerninvestment zu halten. Da Anleihen andere Investmenteigenschaften als Aktien haben, verbessert sich die Diversifikation des Portfolios durch eine Kombination der beiden Anlageklassen. Mit ETFs können Anleger in einem Produkt in mehrere hundert internationale Staats- oder Unternehmensanleihen investieren und damit Risiken effektiv senken. Da die Positionen im Kerninvestment meist langfristig gehalten werden, lohnt es sich auf günstige jährliche Kosten zu achten. Auch hier punkten ETFs mit ihren niedrigen Gebühren. HOCHVERZINSLICHE UNTERNEHMENSANLEIHEN

DIVERSIFIZIERTES INVESTMENT IN AKTIEN- UND ANLEIHEMÄRKTE

INVESTMENTTHEMEN

Bild: dpa

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as vielfältige ETF-Angebot bietet Anlegern die Möglichkeit, in bekannte Aktien- und Anleihemärkte wie in vielversprechende Investmentideen zu investieren. Mehr als 240 iShares ETFs sind auf Xetra notiert und damit einfach über die Börse handelbar. Anleger können so für jede Position im Portfolio das bestmögliche Wertpapier auswählen. Grundsätzlich unterscheiden Experten dabei zwischen einem Kerninvestment und mehreren kleineren renditeträchtigen Positionen, einer sogenannten Core-Satellite-Strategie. Mit ETFs können Privatanleger diesen Ansatz eigenständig umsetzen.

Das Universum individuell im Portfolio abdecken Die Core-Satellite-Strategie basiert auf der Idee, ein Portfolio in zwei Segmente aufzuteilen. Das Kerninvestment („Core“) bildet die Basis des Portfolios. In der Regel wählen Anleger hierfür eine breit diversifizierte Anlage in die Aktienmärkte der größten Industrienationen und in Staatsanleihen. ETFs eignen sich hierfür ideal. Sie bieten in einem Produkt einen breiten Marktzugang, wie ihn der jeweilige Index abbildet. So ermöglichen sie Anlegern sehr einfach, ein breit diversifiziertes Kernin- 55 -

STAATSANLEIHEN SCHWELLENLÄNDER

AKTIV GEMANAGTE FONDS

STOCK PICKING (AUSWAHL EINZELNER WERTPAPIERE)

Vermögensverwaltung mit ETFs: Mit einem Kerninvestment und Satelliten-Positionen das Portfolio breit diversifiziert aufstellen. Das zweite Segment des Portfolios sind die „Satelliten“. Hier mischen professionelle Anleger ihrem Portfolio gezielt Positionen bei, von denen sie höhere Renditen erwarten. Folglich sind die einzelnen Investments meist risikoreicher und werden häufig taktisch gehalten. Das heißt, die Investments werden kurzfristig an das Marktgeschehen angepasst. Wer diese ergänzenden Investments mit ETFs umsetzt, profitiert von den guten Handelseigenschaften der Produkte. So lassen sich die Positionen mit ETFs jederzeit schnell und kostengünstig an das Marktgeschehen anpassen. Hinzu kommt: Das Angebot der Indexprodukte ist mittlerweile so groß, - 56 -

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dass sich mit ihnen auch viele spezialisierte Investments umsetzen lassen. Beispielsweise können Anleger über ETFs einfach in regionale Aktienmärkte, einzelne Länder oder Industriesektoren investieren, von denen sie eine dynamische Wertentwicklung erwarten. Auch Anleihesegmente, die eine höhere Rendite ermöglichen, wie etwa hochverzinsliche Unternehmensanleihen oder Rentenpapiere aus den Schwellenländern, können das Portfolio ergänzen und zusätzliche Renditen unterstützen. Darüber hinaus sind viele Investmentthemen über die Indexfonds investierbar. Hierzu gehört beispielsweise die gezielte Anlage in Unternehmen, die sich mit Clean Energy oder Robotik und Automation beschäftigen oder digital fokussierte Dienstleistungen in Industrie- und Schwellenländern anbieten. Das Angebot an ETFs auf solche ausgewählten Investmentthemen wächst beständig. Auch aktiv gemanagte Investments oder einzelne Wertpapiere können in den Satelliten-Positionen beigemischt werden. Durch die zusätzlichen Satelliten ergänzen die Anleger ihr Portfolio um Investments mit dem Potenzial für Zusatzrenditen und streuen ihre Anlage gleichzeitig breiter. Viele institutionelle Anleger, wie Pensionskassen, Investmentgesellschaften und Vermögensverwalter, wenden bereits Core-Satellite-Strategien an. Mit ETFs haben Privatanleger die Chance, ebenfalls von diesen Ansätzen zu profitieren und ihr Portfolio breit aufzustellen.

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Von Anlagetrends profitieren Digitalisierung und demografischer Wandel – diese Megatrends haben das Potenzial, Unternehmen und Wirtschaft grundlegend zu verändern. Hieraus ergibt sich eine Reihe von Investmentchancen. Aber wie können Privatanleger davon profitieren?

Bild: dpa

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acebook, Google oder auch Amazon regen die Träume der Anleger an. Welche Gewinne hätte man verzeichnen können, wenn man rechtzeitig in eines dieser Unternehmen investiert hätte? Denn die ehemaligen Start-ups haben sich binnen weniger Jahre mit neuen Technologien und Geschäftsmodellen zu weltweit bewunderten und wertvollen Unternehmen entwickelt. Auch wenn der Erfolg der Unternehmen aus heutiger Perspektive zwangsläufig erscheinen mag, lässt sich im Vorfeld sehr schwer erkennen, welche Unternehmen wirklich die Voraussetzungen für eine nachhaltige Wertsteigerung mitbringen. Es bietet sich daher an, statt in einzelne Unternehmen breiter diversifiziert in Branchen und Anlagethemen zu investieren, die von den Megatrends profitieren. Ein Beispiel für ein Anlagethema, das sich aufgrund des rasanten technologischen Wandels ergibt, ist die Digitalisierung. Denn die zunehmenden Möglichkeiten, Daten zu erfassen und schnell automatisiert zu verarbeiten, führen in zahlreichen Indust-

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riezweigen zu neuen Geschäftsmodellen. Hierzu gehören beispielsweise Wachstumsfelder wie Cybersecurity, elektronische Zahlungsverarbeitung und Finanztechnologie. Rund hundert Unternehmen aus unterschiedlichen Industriezweigen, wie unter anderem aus der IT- und Konsumgüterindustrie, gehören zu dem Aktienindex, der die Chancen der Digitalisierung über verschiedene Branchen abbildet. Darüber hinaus wird erwartet, dass die technologische Entwicklung eine „vierte industrielle Revolution“ einleitet und die industrielle Fertigung verändert. So beschreibt die sogenannte Industrie 4.0 die Verzahnung der industriellen Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik. Insbesondere Unternehmen aus der Robotik und Automation werden angesichts dieser Entwicklung gute Wachstumsperspektiven eingeräumt. So erwartet die International Federation of Robotics (IFR), dass die Roboter-Nachfrage ihr Wachstum der vergangenen Jahre fortsetzt und die Zahl an Industrierobotern bis 2018 im Durchschnitt jährlich um 12 Prozent zulegt. Über einen Index auf diesen Industriezweig können Anleger weltweit in Unternehmen investieren, die an diesem Wachstum teilhaben. Dabei bildet der Index verschiedene technologische Gebiete wie Nanotechnologie, robotergestützte Fertigung oder tragbare Technologie ab und ermöglicht Anlegern so, von den verschiedenen Technologiefeldern zu profitieren.

Wachstumschancen durch eine alternde Bevölkerung Neben diesen technologischen Trends entstehen vor allem durch die demografische Veränderung neue Wachstumsfelder für einzelne Industriezweige und Unternehmen. Die Vereinten Nationen erwarten, dass die Weltbevölkerung bis 2030 um 1,2 Milliarden Menschen ansteigt. Insbesondere wird dabei der Anteil älterer Menschen als Folge der steigenden Lebenserwartung zunehmen. So wird voraussichtlich 30 Prozent des Anstiegs auf die Altersgruppe der über 65-Jährigen zurückgehen. Das heißt: Die Nachfrage insbesondere dieser Altersgruppe nach Dienstleistungen und Konsumgütern wird stark zunehmen. Unternehmen, die spezielle Produkte und Dienstleistungen für ältere Menschen anbieten, werden hiervon am stärksten profitieren. Hierzu zählen etwa die Pharmaindustrie oder Pflegeeinrichtungen, aber auch spezielle Angebote aus der Finanz- oder Konsumgüterindustrie. All diese Industriezweige fasst der iSTOXX FactSet Ageing Population Index zusammen. Einen engeren Fokus wählt dagegen der iSTOXX FactSet Breakthrough Healthcare Index. Dieser konzentriert sich allein auf Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, die Therapien und Behandlungen anbieten und sich dabei besonders an ältere Menschen richten. Diese Unternehmen profitieren damit von dem medizinischen Fortschritt und der veränderten Demografie.

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Themenindizes: Risikobereinigte Renditen im Vergleich zu Aktien weltweit 1,50 1,00 0,50 0 -0,50 -1,00

Ein Jahr

Pro Jahr im Dreijahreszeitraum

iSTOXX FactSet Ageing Population iSTOXX® FactSet Automation & Robotics MSCI ACWI IMI ®

Pro Jahr seit Auflegung

iSTOXX FactSet Breakthrough Healthare iSTOXX® FactSet Digitalisation ®

Quelle: STOXX, Bloomberg. Stand, 2016 Das vorstehende Diagramm soll veranschaulichen, wie viel Risiko es bei der Erzielung einer gegebenen Rendite zu berücksichtigen gilt. Den Berechnungen wurden Performanceindexwerte in USD zugrunde gelegt. Die Voltilität (bzw. das Risiko wurde als annualisierte Standardabweichung der täglichen Indexrenditen berechnet. Daten für die iSTOXX® FactSet Themenindizes stehen seit dem 20. Juni 2011 zur Verfügung.

Kurzfristig schwankt die Wertentwicklung der Anlagethemen stark, langfristig bieten sie jedoch interessante Wachstumsperspektiven.

Einfache Investments dank ETFs Über ETFs, also börsengehandelte Indexfonds, gewinnen Anleger einfach und vergleichsweise kostengünstig breiten Zugang zu den Anlagethemen, die sich aus den Megatrends ergeben. Die Indizes bilden diese jeweils diversifiziert über verschiedene Unternehmen, Technologien oder Geschäftsfelder ab und berücksichtigen dabei Aktien aus den entwickelten Industrienationen und Schwellenländern. Diese breite Aufstellung ist wichtig, um das Anlagerisiko zu vermindern. Denn die Wertentwicklung der Unternehmen kann gerade kurzfristig stark schwanken und vom langfristigen Wachstumstrend der Anlagethemen abweichen. Mit ETFs auf die Anlagethemen können Anleger ohne Expertenwissen an dem erwarteten Wachstum teilhaben. Sie haben damit bessere Chancen, frühzeitig in das nächste Google, Facebook oder Amazon zu investieren.

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Mit Anleihen den niedrigen Zinsen trotzen Anlegern fällt es nach wie vor schwer, sich an die „neue Normalität“ niedriger Zinsen zu gewöhnen. Denn sie bedeutet vor allem eins: unattraktive Erträge gerade bei Staatsanleihen. Ist ein Ende in Sicht?

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Beispielsweise können Anleger ihrem Portfolio riskantere Anleihesegmente beimischen, um attraktive Erträge zu erzielen. Während langlaufende Staatsanleihen aus Ländern mit hoher Bonität, wie etwa Deutschland, nahezu keine Renditen mehr bieten, können Anleger etwa bei Anleihen aus Schwellenländern oder hochverzinslichen Unternehmensanleihen noch attraktive Erträge erzielen. Wer in diese riskanteren Anleihesegmente investieren will, sollte jedoch auf eine breite Diversifikation achten. Denn mit einem breit gestreuten Investment lassen sich die Risiken besser beherrschen. Hierfür bieten sich ETFs an, da sie eine Vielzahl von Anleihen mit einem Investment zugänglich machen. Beispielsweise könnten Anleger mit dem ETF auf den Markit iBoxx Euro Liquid High Yield Index in mehr als 450 hochverzinsliche Unternehmensanleihen investieren. Durch dieses breite Investment haben auch die größten Emittenten nur einen geringen Anteil am Fonds und machen weniger als drei Prozent des Portfolios aus. Die Folge: Das Verlustrisiko durch den Ausfall einzelner Emittenten ist begrenzt. Da der ETF allein in Unternehmensanleihen investiert, die in Euro ausgegeben wurden, besteht zudem kein Währungsrisiko. Europäische Anleihe-ETFs, Mittelflüsse seit Jahresanfang

27,2

in Mrd. US-Dollar

13,7 7,7

Bild: dpa

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as vorweg: Das Ende ist nicht absehbar. Bislang haben die Notenbanken beiderseits des Atlantiks an ihrer Niedrigzinspolitik festgehalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) betonte auch in den zurückliegenden Monaten, dass ihre geldpolitischen Maßnahmen zeitlich unbegrenzt sind, und setzt ihren Kurs des billigen Geldes fort.

Wie können Anleger nun diese „neue Normalität“ erträglicher gestalten? Die anhaltend lockere Geldpolitik hat die Renditen an den Anleihemärkten schmelzen lassen. Laut Bloomberg hatten zur Jahresmitte mehr als 70 Prozent der Anleihen in den Indizes der Industriestaaten Renditen von ein Prozent oder weniger – etwa ein Drittel rentierte unter null. Trotz der niedrigen Renditen verzeichnen Renten-ETFs seit mehreren Jahren hohe Mittelzuflüsse. Von Jahresanfang bis Ende September 2016 flossen den Produkten in Europa neue Mittel in Höhe von 27,2 Milliarden US-Dollar zu (Quelle: BlackRock Global ETP Landscape Report, September 2016). Der Grund: Anleger finden in den Produkten wirksame Instrumente, um mit den Herausforderungen im aktuellen Marktumfeld umzugehen. - 61 -

-2,7 Staatsanleihen

1,3 Broad Aggregate Anleihen

1,4 USStaatsanleihen

2,5 High Yield…

3,3

Andere Anleihen

Emerging Markets Anleihen

Investment Grade …

Total

Unternehmensanleihen mit Investment Grade stehen in diesem Jahr bei Anlegern am höchsten im Kurs, so der BlackRock Global ETP Landscape Report ­(September 2016).

Zinsrisiko mit ETFs managen Die zweite Stellschraube neben der Auswahl der bestmöglichen Marktsegmente ist, die Restlaufzeiten geschickt entsprechend der Zinserwartung zu steuern. Denn eine Zinserhöhung der Zentralbanken wirkt sich auf den Anleihemarkt aus. Wenn der sogenannte risikolose Zinssatz erhöht wird, belastet dies die Anleihekurse. Je länger die Restlaufzeit der Anleihe ist, desto stärker wirkt sich eine Zinsänderung auf ihren Kurs aus. Einen Vorteil bieten ETFs jedoch auch hier. Sie halten die Restlaufzeit der Anleihen im Fonds weitestgehend konstant. Mit einem ETF behalten Anleger so die - 62 -

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einmal gewählte Positionierung und müssen ihr Portfolio nicht selber beständig anpassen. Das breite Angebot an ETFs auf die Anleihemärkte ermöglicht es ihnen zudem, die Restlaufzeit auszuwählen, die ihrer Zinserwartung am besten entspricht. Beispielsweise können Anleger so gezielt in kurz- oder langlaufende deutsche oder amerikanische Staatsanleihen investieren. Sie können damit steuern, wie abhängig sie die Entwicklung ihres Portfolios von Zinsänderungen machen wollen und die Duration, also die Messgröße für den Einfluss von Zinsänderungen auf den Kurs, entsprechend ihrer Markterwartung wählen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich mit ETFs eine Vielzahl von Anleihen in einer Transaktion handeln lässt. Die Folge: Anleger können ihr Portfolio schnell an ein sich veränderndes Zinsumfeld anpassen. Beispielsweise können sie so mit wenigen Transaktionen ihr Anleihe-Portfolio in kürzere Laufzeiten umschichten, falls die Zinsen ansteigen und die Anleihekurse unter Druck geraten. Auch wenn das gegenwärtige Niedrigzinsumfeld weiter besteht, haben Anleger Möglichkeiten, ihr Portfolio um Investments in Anleihen zu ergänzen, die weiterhin attraktive Renditen bieten. Das damit verbundene höhere Risiko lässt sich gerade durch die breite Diversifikation der ETFs eindämmen. Gleichzeitig gestalten Anleger mit ETFs ihr Portfolio flexibel und können so schnell auf ein sich veränderndes Zinsumfeld reagieren. Es ist daher kein Wunder, dass Anleger seit Jahren ihre Positionen in den Produkten auf festverzinsliche Wertpapiere ausbauen.

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Schutz in unruhigen Zeiten Wenn die Nervosität an den Finanzmärkten groß ist, schlagen die Kurse heftig aus. Im Jargon der Börsianer steigt dann die Volatilität. Doch davor können sich Anleger schützen – am besten mit Aktienindizes, die diese Schwankungen reduzieren.

Bild: dpa

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ie Wahl von Donald Trump zum US-Präsident hat die Börsen zunächst in Unruhe versetzt und zu heftigen Reaktionen an den Finanzmärkten geführt. Auch wenn sich die Gemüter schnell wieder beruhigt haben, wird Trumps Wahl an den Aktienmärkten wohl weiter für Unsicherheit sorgen, solange der wirtschaftspolitische Kurs des gewählten Präsidenten noch nicht feststeht. Wird Trump, wie er das im Wahlkampf angekündigt hat, eine protektionistische Politik betreiben und die US-Märkte abschotten, hätte das massive Konsequenzen nicht nur für US-Unternehmen, sondern für viele Volkswirtschaften weltweit. Ob Trump diesen Weg tatsächlich beschreitet, ist fraglich. Diese Unsicherheit wird die Börsen in den kommenden Wochen und Monaten begleiten.

Ausschläge auf niedrigem Niveau Im Laufe des Jahres 2016 zeigten sich Börsianer bislang von ihrer gelassenen Seite, wie die Volatilität zeigt. Sie misst die Ausschläge der Aktienkurse und spiegelt damit die Nervosität der Anleger wider. Starke Schwankungen, also eine große Volatilität, sind Ausdruck für ein hohes Maß an Unsicherheit. Je höher die Volatilität - 63 -

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an den Börsen ausfällt, desto stärker schlagen die Kurse nach unten, aber auch nach oben aus. Damit nehmen die Risiken für Anleger zu. In den USA erreichte die Volatilität sogar einen historischen Tiefstwert, aber auch in Europa bewegten sich die Kursausschläge 2016 auf einem niedrigen Niveau. Das ist erstaunlich in Anbetracht der vielen Faktoren, die einen klaren Blick in die Zukunft verhindern. Die große Frage bleibt: Wird die Stimmung an den Börsen weiter so ruhig bleiben? „Wir glauben nein“, sagt Martin Lück, Leiter Kapitalstrategie bei BlackRock. „Vieles spricht dafür, dass das Jahr nicht so ruhig ausklingt, wie der Sommer hoffen ließ.“ Das risikofreundliche Umfeld könnte sich durch zahlreiche Ereignisse ändern. Das Referendum über eine Verfassungsreform in Italien, eine mögliche Zinswende und schließlich auch der wirtschaftspolitische Kurs der USA könnten noch für viel Unruhe sorgen.

Brexit kann Märkte stark belasten Das gilt ganz besonders auch für den Brexit. Nach wie vor ist vollkommen offen, zu welchen Konditionen Großbritannien die EU verlassen wird. Das Ergebnis der Verhandlungen hat immense Konsequenzen für das Wachstum, die Wechselkurse und die Gewinne der Unternehmen in Europa. Aufgrund der engen Verknüpfung der Volkswirtschaften dürfte das auch Unternehmen in Deutschland stark treffen. Die Konsequenzen für die Realwirtschaft und die Finanzmärkte sind noch nicht abzusehen.

Spezielle Smart-Beta-ETFs reduzieren die Volatilität. Für Anleger bedeutet eine hohe Volatilität, dass die Kurse ihrer Aktien stark schwanken und die Performance erheblich belasten können. Doch es gibt Mittel und Wege, wie sie sich davor schützen können. Spezielle ETFs sind darauf ausgerichtet, die Schwankungen von Aktienkursen gezielt abzufedern. Solche Smart-Beta-ETFs bilden Indizes ab, die nicht ausschließlich nach der Marktkapitalisierung konstruiert sind, sondern die nach speziellen Faktoren zusammengesetzt sind. Das kann zum Beispiel die Dividendenrendite, die Bewertung oder eben auch die Volatilität der Aktien sein. Solche Konzepte wurden in den vergangenen Jahren immer beliebter. Sie eröffnen Anlegern die Möglichkeit, Indizes gezielt nach ihren individuellen Vorlieben auszuwählen. Damit kommen sie für Anleger infrage, die ihr Portfolio an einzelnen Risiko- und Renditetreibern ausrichten möchten und die bereits über einen längeren Zeitraum Erfahrungen an den Finanzmärkten sammeln konnten.

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herkömmlichen Index. Zum Beispiel gibt es den MSCI Index, den wichtigsten Aktienindex für Dividendenpapiere weltweit, auch in der volatilitätsreduzierten Version MSCI World Minimum Volatility.

Volatilität in % über 3 Jahre 16 14 12

MSCI World Index

10 8 6 4

MSCI World Minimim Volatility

2 0 2013

2014

2015

2016

Quelle: Bloomberg, 17.11.2016

Der zentrale Unterschied zu einem klassischen Index: Bei den volatilitätsorientierten Indizes werden die Gewichtungen der Aktien mittels der Kursschwankungen der Einzeltitel und auch der Gesamtvolatilität berechnet. Dabei kommen auch statistische Modelle zum Einsatz, um die Kursausschläge möglichst gering zu halten. Im Resultat kann solch ein Index die Schwankungen der Performance zu reduzieren versuchen und das bei oft gleichbleibenden oder verbesserten Renditeaussichten. Volatilitätsreduzierte Indizes sind ein wichtiger Baustein, um die Schwankungen im Portfolio zu senken zu versuchen. Diese variierten Indizes gibt es nicht nur für den weltweiten Aktienindex MSCI World, sondern auch für den europäischen Markt mit dem MSCI Europe Minimum Volatility und für den US-Aktienmarkt mit dem S&P500 Minimum Volatility. Außerdem steht für die Schwellenländer der volatilitätsreduzierte Aktienindex MSCI Emerging Markets Minimum Volatility zur Verfügung. Solche Indizes schützen zwar nicht vor möglichen Verlusten, aber sie können helfen, eine Reduktion der Schwankungen anzustreben und bieten trotzdem Teilhabe an den Zuwächsen auf den Aktienmärkten. Damit können sich unter Umständen stürmische Börsenzeiten besser überstehen lassen.

Breites Indexangebot für Anleger In Europa erfreuen sich vor allem Smart-Beta-Produkte großer Beliebtheit, die die Volatilität senken. Diese ETFs bieten eine Partizipation an dem jeweiligen Aktienmarkt, aber mit für gewöhnlich geringeren Schwankungen als bei Ausrichtung nach einem - 65 -

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Im Zinstief investieren Klassische Sparanlagen werfen kaum noch Erträge ab, und auch Bundesanleihen bieten nur noch eine minimale Verzinsung. Aktien oder Unternehmensanleihen können eine Alternative sein.

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Entwicklung des europäischen Leitzins Europäische Zentralbank senkt den Leitzinssatz kontinuierlich 1,5% 1,25% Leitzins 1,00% 0,75% 0,50% 0,25% 0,15%

2013

Sep 14

Sep 14

Sep 14

Sep 14

Sep 14

Sep 14

0,05% Sep 14

0,00% März 16

Quelle: EZB (16.11.2016)

Rentable Anlagen werden knapp Die Notenbanken wollen mit den historisch niedrigen Zinsen den Anreiz für Investitionen erhöhen. Auf der anderen Seite gibt es weltweit ein steigendes Volumen an Ersparnissen, das um attraktive Investments konkurriert. Auch dieses Überangebot übt starken Druck auf die Renditen aus. Die Sparschwemme hat tieferliegende Gründe: Die Menschen legen mehr Geld zurück, weil sie länger leben und für ihr Alter vorsorgen wollen. Für Sparer wird es aber in einem Niedrigzinsumfeld immer schwieriger, mit festverzinslichen Geldanlagen privat vorzusorgen. Bild: dpa

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ie Deutschen sind fleißige Sparer. Doch die Zinsen, die sie mit dem Sparbuch oder Tages- und Festgeld erwirtschaften können, sind zurzeit minimal. Selbst Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren bringen gerade einmal eine jährliche Rendite von 0,2 Prozent. Damit lässt sich nicht einmal die Preissteigerungsrate von 0,8 Prozent ausgleichen, geschweige denn ein Vermögen aufbauen. Damit ist der Zinseszinseffekt – ein wichtiger Hebel, um langfristig Vermögen aufzubauen – bei Festzinsanlagen außer Kraft gesetzt. Und auch wer fürs Alter vorsorgt, kommt mit den minimal verzinsten Festgeldanlagen nicht wirklich vom Fleck. Der zentrale Grund für die niedrigen Zinsen ist die Geldpolitik der Notenbanken. So hat die Europäische Zentralbank in den vergangenen Jahren ihren Leitzinssatz auf null Prozent gesenkt.

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Stabile Erträge gefragt Anleger, die möglichst stabile Erträge und jährliche kontinuierliche Ausschüttungen suchen, können nach Alternativen Ausschau halten. Das sogenannte Income Investing kann Chancen eröffnen. Dabei steht nicht ausschließlich die Rendite im Vordergrund, sondern möglichst kontinuierliche Erträge sind das Ziel. In diesem Bereich hat sich in den vergangenen Jahren ein breites ETF-Produktangebot entwickelt.

Unternehmensanleihen als Alternative Das Niedrigzinsumfeld trifft natürlich in erster Linie die Besitzer von Staatsanleihen. Zwar notieren zehnjährige Bundesanleihen aktuell nicht mehr im Negativbereich wie noch im Sommer, doch ist das Zinsniveau auf einem äußerst niedrigen Niveau. Auf der Anleiheseite gibt es Alternativen. Für Anleger, die keine Wechselkursrisiken - 68 -

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eingehen und im heimischen Markt investieren möchten, kann zum Beispiel der Anleiheindex Core Europe Corporate Bond interessant sein. Dieser Index enthält nur festverzinsliche, auf Euro lautende Anleihen mit Investment Grade von europäischen Unternehmen. Wer mehr Risiken einzugehen bereit ist, der kann auch in Unternehmen mit einem niedrigeren Rating, sprich einer geringeren Finanzkraft, investieren. Der Index Markit iBoxx EUR Corporates BBB-BB versucht, die Wertentwicklungen von Unternehmen mit einer niedrigeren Bonität abzubilden. Hier können Anleger normalerweise mit höheren Zinsen rechnen. Entsprechend sind die Ausfallrisiken allerdings auch deutlich größer. Eine Alternative bieten außerdem Anleihepapiere aus Schwellenländern, die gegenüber Staatsanleihen aus Industriestaaten einen Renditevorteil, aber auch ein höheres Risiko mit sich bringen. Dabei könnten sowohl Staatsanleihen als auch Unternehmensanleihen eventuell für mutige Investoren lukrativ sein.

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wachstum in den vergangenen fünf Jahren nicht negativ war und bei denen das Verhältnis der Dividende zum Gewinn je Anteil 60 Prozent oder weniger beträgt. Ein anderer Ansatz berücksichtigt auch die Unternehmensqualität, wie zum Beispiel beim MSCI High Dividend Yield Index. Die Unternehmen in diesem Index müssen überdurchschnittliche Dividenden auszahlen, die dauerhaft und nachhaltig sind. Nur Unternehmen mit einer nachweislich erfolgreichen Ausschüttungspolitik werden im Index berücksichtigt. Hinzu kommen weitere Qualitätskriterien wie zum Beispiel das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital. Damit sollen Unternehmen mit schlechteren Unternehmensdaten ausgeschlossen werden.

Unternehmen profitieren von niedrigen Zinsen In einem Umfeld mit niedrigen Zinsen rücken Aktien in den Vordergrund. Denn Unternehmen profitieren derzeit besonders stark von den gesunkenen Finanzierungskosten. Sie können jetzt besonders günstig investieren oder auch andere Unternehmen übernehmen. Damit bietet für sie das Niedrigzinsumfeld vermutlich einen guten Rahmen für Wachstum.

Rekordausschüttung im Dax Auf der Aktienseite können vor allem Aktien mit einer hohen Dividende die Chance bieten, regelmäßige Erträge zu erzielen. Die Dividendenstrategie zielt darauf ab, Unternehmen mit einer möglichst hohen Ausschüttung auszuwählen. Dabei können Investoren derzeit von der guten Ertragslage der Unternehmen profitieren. Laut einer exklusiven Studie des Handelsblatts werden die 30 deutschen Dax-Konzerne 2017 mit 31 Milliarden Euro so viel Dividenden ausschütten wie noch nie zuvor (Handelsblatt, 25.11.2016). Wer auf die Dividendenstrategie setzen möchte, dem stehen unterschiedliche Ansätze zur Verfügung: Der DivDax ist ein Index, der sich an der historischen oder prognostizierten Rendite orientiert. Dabei kommen die 15 Werte mit den höchsten Dividenden in den Index.

Nachhaltige Auswahl von Dividendenwerten Eine nachhaltige Auswahl von Dividendentiteln verfolgt der Euro Stoxx Select Dividend 30 Index. Er wählt aus dem europäischen Aktienindex 30 Titel nach ihrer Dividendenrendite aus. Dabei gelten strenge Auswahlkriterien: Der Index listet Unternehmen, die in vier von fünf Kalenderjahren Dividenden gezahlt haben, deren Dividenden- 69 -

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Schritt für Schritt zum Ziel Mit Sparplänen in ETFs können Anleger kontinuierlich in breit gestreute Märkte investieren. Dabei sparen sie regelmäßig einen gleich hohen Betrag und haben nützliche Helfer an ihrer Seite: den Zinseszinseffekt und die Zeit.

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Ratio (TER) genannt, liegen bei einem ETF auf Basis eines Aktienindex unter einem Prozent. Damit sind diese Produkte deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Außerdem können Anleger diese Papiere ohne Ausgabeaufschlag erwerben. Die geringen Kosten wirken sich über einen langen Zeitraum positiv auf die Rendite aus.

Geeignet für die Altersvorsorge Ein weiterer Vorteil: ETFs sind äußerst transparent und ihre Entwicklung ist nachvollziehbar. Sie versuchen, Indizes eins zu eins abzubilden. Die ETFs gelten rein rechtlich betrachtet als Sondervermögen. Und sind damit für den theoretischen Fall geschützt, dass der Emittent der Papiere insolvent wird. Auch deswegen können ETFs für die private Altersvorsorge in Frage kommen Und sich als ein Baustein eignen, um die gesetzliche Rente zu ergänzen. Mit ETFs können sich unterschiedliche Ziele verwirklichen lassen, zum Beispiel auch für eine Anschaffung zu sparen oder die Ausbildung der Kinder zu finanzieren.

Flexible Form der Geldanlage Außerdem bieten Sparpläne ein Höchstmaß an Flexibilität. Anleger können ihre Sparquote ganz einfach und individuell ihrem Einkommen anpassen oder auch auf Veränderungen an den Märkten schnell reagieren. Immer mehr Anleger entdecken die Vorzüge des regelmäßigen Sparens mit ETFs, wie ein Blick in die Statistik zeigt. Bild: dpa

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isziplin zahlt sich an der Börse aus. Mit einem Fondssparplan in ETFs können Anleger regelmäßig Fondsanteile kaufen und langfristig in die Finanzmärkte investieren. Bereits ab einem Betrag von 25 Euro pro Monat lässt sich ein solcher Sparplan umsetzen. Auch wenn diese Summe auf den ersten Blick bescheiden erscheint – selbst aus kleinen monatlichen Sparraten kann im Laufe der Zeit ein gewisses Vermögen wachsen. Der Zinseszinseffekt und die Zeit sind dabei die wichtigsten Helfer. Mit einem Fondssparplan müssen sich Anleger auch keine Gedanken mehr über den richtigen Einstiegszeitpunkt machen. Gerade die Frage nach dem optimalen Timing beschäftigt viele Investoren. Die Wahrscheinlichkeit, an einem Tiefpunkt einzusteigen, ist aber sehr gering. Bei einem Sparplan spielt das Timing gar keine Rolle: Investoren sparen regelmäßig, meist Monat für Monat. Ganz egal, wie die Stimmung an der Börse ist.

Geringe Kosten erhöhen die Renditen Das regelmäßige Sparen mit ETFs kann große Vorteile haben: Die börsengehandelten Indexfonds sind im Vergleich zu anderen Investmentprodukten äußerst kostengünstig. Die jährlichen Gesamtkosten für die Verwaltung des Fonds, Total Expense - 71 -

Anzahl ETF-Sparpläne 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 0 Jan 14

Jan 15

Jan 16

Okt 16

Quelle: ETF-Retail-Marktreport, Oktober 2016

Nach einer Auswertung des ETF-Retail-Marktreports auf Basis von sechs Direktbanken ist die Zahl der Sparpläne mit ETFs bis September 2016 auf knapp 289.000 gestiegen. Dabei investierten Anleger im September 43,7 Millionen Euro in ihre Sparpläne. Laut der Auswertung liegt die monatliche Sparrate im Schnitt bei 151 Euro. - 72 -

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Hohes Maß an Diversifikation Mit Sparplänen in ETFs können Anleger in einen breiten Korb an Einzeltiteln investieren und das Risiko über verschiedene Anlageklassen, Regionen und Branchen hinweg streuen. Zur Auswahl stehen breit streuende Aktienmärkte wie der Dax oder der MSCI World. Der weltweite Aktienindex investiert zum Beispiel in 1600 Werte rund um den Globus. Aber auch Anleiheindizes stehen zur Auswahl, genauso wie alternative Anlageklassen, zum Beispiel Rohstoffe. Anleger können aus einer breiten Palette von kostengünstigen Sparprodukten wählen. Sie sollten sich individuell für das zu ihren Zielen und ihrer Risikobereitschaft passende Produkt entscheiden. Eine Alternative kann auch darin bestehen, in mehrere Produkte regelmäßig zu investieren.

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Kosten sind ein wichtiger Faktor Kosten sind ein Faktor für die langfristige Wertentwicklung von Finanzprodukten. Anleger sollten sie beim Kauf genau betrachten. Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) zeichnen sich durch geringe Gebühren aus.

Zinseszinseffekt treibt die Rendite Wer langfristig spart, hat einen guten Helfer auf seiner Seite: den Zinseszinseffekt. Je länger Investoren Zeit haben, desto positiver wirkt sich dieser Effekt aus. Wer etwa 30 Jahre lang 100 Euro pro Monat bei einer Durchschnittsrendite von drei Prozent pro Jahr spart, kommt auf einen Endbetrag von 58.803 Euro. Liegt die jährliche Rendite dagegen bei fünf Prozent, wächst der Sparbetrag zu einer Gesamtsumme von 83.712 Euro. Die zwei Prozent Renditeunterschied summieren sich also über den Zeitraum von 30 Jahren zu einer Differenz von knapp 15.000 Euro. Der Zinseszinseffekt wirkt sich langfristig also enorm positiv aus. Mit einem Sparplanrechner können Investoren selbst nachrechnen, wie Spardauer und Rendite langfristig das Ergebnis beeinflussen. Der Zinseszinseffekt wirkt sich umso stärker aus, je höher die Verzinsung der Basisanlage ist. Die Sparzinsen für Tages- und Festgeld sind sehr niedrig, und bei solchen Sparformen kommt der Zinseszinseffekt im aktuellen Umfeld oft kaum zum Tragen. Deutlich mehr Rendite könnten wohl langfristig die Aktienmärkte bieten. Allerdings müssen Anleger bereit sein, starke Schwankungen auszuhalten und unter Umständen auch einen Verlust zu tolerieren.

Fondssparer handeln antizyklisch Was bei Anlegern sonst für Verunsicherung und Angst sorgt, ist positiv für Fondssparer: nämlich Schwankungen an den Finanzmärkten. Fondssparer handeln wie coole Investmentprofis, die sich nicht von ihren Gefühlen leiten lassen. Sie handeln antizyklisch: Wenn die Kurse hoch sind, kaufen sie weniger Fondsanteile, ist die Stimmung schlecht, kaufen sie dagegen automatisch mehr Anteile. Dieser Effekt, auch Cost-Average-Effekt genannt, kann sich langfristig positiv auf die Rendite von Sparplänen mit ETFs auswirken.

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örsengehandelte Indexfonds haben die Geldanlage revolutioniert. Sie bieten ein transparentes Investment und bilden Märkte eins zu eins ab. Dabei benötigen sie kein aufwendiges Fondsmanagement: Kein Fondsmanager wählt die einzelnen Werte aus, kein Research ist notwendig, um die besten Einzelwerte zu identifizieren. Das hält den Aufwand niedrig. Worauf es ankommt, ist, dass ein ETF den Markt möglichst genau abbildet. Dazu kaufen die meisten ETFs die Wertpapiere, die dem Index zugrunde liegen.

Geringe Gesamtkostenquote bei ETFs Daher sind ETFs von der Kostenstruktur her schlank aufgestellt. Bei ETFs auf die bekanntesten Anlagemärkte der Welt liegt die jährliche Gesamtkostenquote beispielsweise lediglich bei etwa 0,2 Prozent. Dagegen betrug die Gesamtkostenquote bei aktiv gemanagten Aktienfonds zwischen 2011 und 2014 laut einer Untersuchung der Fondsratingagentur Morningstar im Schnitt 1,85 Prozent. Beim Handel von ETFs - 74 -

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über die Börse müssen Anleger auch keinen Ausgabeaufschlag bezahlen. Dafür fallen beim Kauf oder Verkauf Spesen an, die aber in der Regel deutlich niedriger als der Ausgabeaufschlag sind.

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Was ist das entscheidende Kriterium bei der Geldanlage Angaben in Prozent hohe Rendite

Aktive Fondsmanager können Markt schlagen Ein aktiv gemanagter Fonds muss die höheren Kosten durch die individuelle Auswahl und Gewichtung der Wertpapiere wieder erwirtschaften. Durch die aktive Selektion von Einzeltiteln können gute Fondsmanager eine höhere Rendite erzielen als der Markt. Ein ETF bildet hingegen den zugrunde liegenden Markt ab – zu einem deutlich niedrigeren Preis. Je nach individueller Einstellung und Ziel des Anlegers kann das eine oder andere Konzept passen.

Alle Kosten betrachten Anleger sollten bei der Auswahl von Finanzprodukten sämtliche Kosten mit den Renditechancen vergleichen. Bei einem aktiven Investmentfonds sind dies neben dem Ausgabeaufschlag die Transaktionskosten, die jährlichen Gesamtkosten plus eine eventuelle Gewinnvergütung, die manche Fondsanbieter bei aktiven Fonds verlangen. Bei einem ETF gilt es, die Kauf- oder Verkaufsgebühren plus die jährlichen Gesamtkosten zu berücksichtigen. Auch bei einem Investment in Aktien und Derivaten sollten Investoren die Kosten analysieren. Wer sein Portfolio häufig umschichtet, muss mit entsprechend hohen Gebühren beim Kauf und Verkauf rechnen.

Sicherheit hat oberste Priorität Bei den Anlegern in Deutschland stehen die Kosten bei der Auswahl von Finanzprodukten zurzeit nicht im Vordergrund. Für sie hat Sicherheit oberste Priorität bei Anlageentscheidungen, wie eine aktuelle Untersuchung von Gothaer Asset Management zeigt: 54 Prozent der Befragten gaben Sicherheit als wichtigsten Faktor an, im Vorjahr lag dieses Kriterium bei nur 43 Prozent. Dagegen spielt die Rendite keine zentrale Rolle.

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8 31

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Sicherheit

Flexibilität Quelle: Gothaer Asset Management, Umfrage unter 1300 Bundesbürgern

Kosten wirken sich stark aus Gerade in einer Niedrigzinsphase gewinnen Kosten stärker an Bedeutung. Der Grund: Durch die gesunkenen Erträge gewinnen die Kosten an Gewicht. Das sollten Anleger bei ihren Investments im Blick haben. Wie stark sich die Kosten langfristig auf die Wertentwicklung auswirken, wird häufig unterschätzt. Zwar lässt sich im Voraus nicht vorhersagen, wie sich ein Finanzprodukt entwickelt, doch der Anteil der Kosten ist bekannt. Über einen langen Zeitraum hinweg kann sich eine höhere Gebühr bei gleicher Rendite stark bemerkbar machen. Das liegt am Zinseszinseffekt. Denn die eingesparten Kosten werden in der günstigeren Variante wieder angelegt und können über einen langen Zeitraum weiter für den Anleger arbeiten.

Kosten sind ein wichtiges Auswahlkriterium Generell sollten Kosten ein wichtiges Kriterium für die Auswahl von Finanzprodukten sein. Anleger sollten immer direkt nach den Gebühren fragen und sich nicht ausschließlich auf Renditeaussichten oder die Investmentidee konzentrieren. Die Anbieter sind verpflichtet, Angaben zu laufenden und einmaligen Kosten zu machen. Informationen finden sich auch auf den Produktinformationsblättern, eine Art Beipackzettel beim Kauf von Finanzprodukten. Vor allem bei identischen Produkten ist der Vergleich der Kosten eine wichtige Entscheidungshilfe.

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ETFs gezielt auswählen Tausende von ETFs sind in Deutschland erhältlich. Da ist eine gründliche Auswahl der passenden Produkte unerlässlich. Worauf Anleger bei der Suche nach dem passenden Produkt achten sollten.

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asis für erfolgreiche Investments in ETFs ist die Auswahl des zugrunde liegenden Marktes. Er muss zum Depot des Anlegers passen, aber auch zu seinen Wünschen und seiner Risikobereitschaft. Verschiedene Anlageklassen zu kombinieren kann langfristig ein wichtiger Erfolgsfaktor sein. Generell sollten Anleger bei ihren Investments die Risiken gezielt streuen. Anleger können mit ETFs transparent und kostengünstig in nahezu jede Branche, Region oder Anlageklasse investieren. Mit ETFs lassen sich Depots maßgeschneidert nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen gestalten. In einem zweiten Schritt geht es darum, den passenden ETF auszuwählen. Wichtige Kriterien sind dabei die Kosten, die Größe des Fonds, die Art der Ertragsverwendung, aber auch die Struktur des ETFs.

Den passenden Index finden

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lung leicht nachvollziehen. Daher gelten ETFs als äußerst transparentes und verständliches Investment. Entscheidend ist, dass der ETF zum Anlageziel und zur Risikobereitschaft des Anlegers passt. Grundsätzlich eignen sich Investments in breite Märkte als Basis. Es kann sinnvoll sein, das Depot über mehrere Anlageklassen, wie Aktien, Anleihen, aber auch Rohstoffe, Immobilien oder Währungen, aufzuteilen und damit auch die Risiken zu streuen. Nischenmärkte eignen sich generell eher als Beimischung. Am größten ist das Angebot an Indizes auf Aktienmärkte und die entsprechenden ETFs. So fasst zum Beispiel der Aktienindex MSCI World 1600 Unternehmen aus 23 Ländern zusammen. Für den deutschen Aktienmarkt ist der Dax der bekannteste Index. Er bildet die Wertentwicklung der 30 Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung ab. Ein Investment in den MDax bietet eine Partizipation an mittelgroßen Unternehmen, und über den SDax beteiligen sich Anleger an der Entwicklung kleinerer Aktiengesellschaften. Für nahezu jedes Ziel und jede Risikobereitschaft finden sich passende Produkte. Daneben eröffnen ETFs bei Anleihen ein breites Spektrum an Investmentmöglichkeiten. Auch dabei ist eine grundlegende Auswahl unerlässlich. Anleger sollten genau darauf achten, was sich hinter dem Index verbirgt, ob der Markt zu ihren Zielen passt und ihrer Risikobereitschaft entspricht. Sie können in Indizes auf Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen oder auch in Indizes mit beiden Segmenten investieren. Wichtige Faktoren für die Auswahl der Produkte sind die Restlaufzeiten der Anleihen, die Finanzkraft der Unternehmen und Staaten sowie schließlich auch die Währung, in denen die Anleihen emittiert wurden. Anleger können außerdem in Smart-Beta-ETFs investieren, die Wertpapiere nach bestimmten Ansätzen wie zum Beispiel der Dividendenstrategie oder der Bewertung von Aktien auswählen. Darüber hinaus ist auch ein Investment in alternative Anlageklassen, wie Rohstoffe oder Immobilien, über ETFs möglich.

Die Kosten berücksichtigen ETFs zeichnen sich durch günstige Kosten aus. Die jährliche Gesamtkostenquote (TER) liegt bei ETFs meist unter einem Prozent. Die Gebühren für aktiv gemanagte Investmentfonds liegen in der Regel deutlich darüber. Anleger sollten bei der Auswahl von ETFs auch auf die Kosten achten und die Angebote verschiedener Anbieter vergleichen. Die Kosten sind auch deswegen ein wichtiges Auswahlkriterium, weil sie den Tracking Error beeinflussen. Das ist ein Maß dafür, wie stark die Performance eines ETFs vom Index abweicht. Je höher die Kosten eines ETFs sind, desto stärker kann die Wertentwicklung leiden.

ETFs versuchen, Indizes abzubilden. Mit diesem passiven Ansatz können Anleger an der Entwicklung von Märkten partizipieren. Steigt der Index um zehn Prozent, kann auch der ETF im gleichen Umfang zulegen. Anleger können die Wertentwick- 77 -

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Auf die Größe achten In die Auswahl sollten Anleger auch das Fondsvolumen einbeziehen, das nicht zu klein sein sollte. Je kleiner es ist, desto stärker fallen die Kosten ins Gewicht. Zudem besteht bei Fonds mit zu wenig Volumen ein höheres Risiko, dass sie geschlossen werden, weil sich das Produkt für den Fondsanbieter nicht lohnt. In diesem Fall müssten Anleger ETF-Anteile bei einem anderen Anbieter kaufen, was mit zusätzlichen Kaufgebühren verbunden ist.

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Nachhaltig investieren Investoren achten immer stärker darauf, dass Unternehmen ökologische und soziale Standards bei sich und auch in ihrer Lieferkette einhalten. Das Spektrum an nachhaltigen ­Geldanlagen wächst stark.

Die Ertragsverwendung auswählen Wer Aktien hält, kann sich meist über Dividenden freuen. Auch bei Anleihen können Investoren über die Kupons Ausschüttungen kassieren. Dasselbe Prinzip gilt für ETFs: Bei Produkten auf Basis von Aktienindizes fließen Dividenden zu, bei Anleihen-ETFs die Kupons. Es gibt zwei unterschiedliche Arten der Ertragsverwendung: Bei der einen Variante werden die Erträge regelmäßig an die Investoren ausgeschüttet, bei der anderen hingegen einbehalten und wieder investiert, im Fachjargon Thesaurierung genannt. Bei der thesaurierenden Methode muss sich der Investor nicht um die Wiederanlage kümmern. Wer dagegen regelmäßig Zahlungen wünscht, für den könnten ausschüttende ETFs die bessere Wahl sein. Thesaurierende Fonds reinvestieren die Bardividenden. Für die ausgeschüttete Dividende abzüglich der Körperschaftssteuer wird das jeweilige Wertpapier nachgekauft. Der Anteilseigner partizipiert an der Dividende durch einen höheren Wert des Fondsanteils. Ausschüttende Aktien-ETFs zahlen hingegen zugeflossene Dividenden nach Geschäftsjahresende einmal jährlich, halbjährlich oder quartalsweise an den Anteilseigner aus.

Die Struktur im Blick Grundsätzlich gibt es zwei Formen von ETFs: Entweder sie halten die im Index gelisteten Wertpapiere physisch oder sie bilden die Wertentwicklung über Derivate ab. Letztere werden auch als Swap-ETFs bezeichnet und streben eine möglichst exakte Nachbildung des Index durch den Einsatz derivativer Finanzinstrumente an. Dadurch werden Kosten wie Handelsspesen und -steuern weitgehend vermieden. Swap-basierte ETFs schütten üblicherweise keine Dividenden aus.

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kologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeitskriterien werden immer wichtiger für die Bewertung von Unternehmen. Nachhaltig (sustainable) zu investieren, ist längst keine Modeerscheinung mehr, sondern etabliert sich weltweit. Investoren, aber auch die Öffentlichkeit achten verstärkt darauf, dass Unternehmen soziale oder ökologische Standards einhalten oder sich sogar vorbildhaft verhalten. Zum Beispiel, dass sie ihre Mitarbeiter gut behandeln und das auch in ihrer Lieferkette kontrollieren. Stark im Fokus steht zudem der Einfluss der unternehmerischen Tätigkeit auf die Umwelt. Einige große Versicherer investieren zum Beispiel nicht mehr in Unternehmen, die im großen Umfang CO2-Emissionen verursachen.

Die Vielfalt wächst In den vergangenen Jahren ist das Spektrum an nachhaltigen Investments stark gewachsen. Durch den Siegeszug erneuerbarer Energien kommen viele Unternehmen mit umweltfreundlichen Technologien auf den Markt. Auch ETFs bieten Anlegern eine große Bandbreite an nachhaltigen Investmentmöglichkeiten. Sie eröffnen - 79 -

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ETF-Wissen

ETF-Wissen

ein hohes Maß an Transparenz und sind im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds günstig. Volumen nachhaltiger Geldanlagen wächst stark

Angaben in Billionen US-Dollar 150

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Kostengünstiges und transparentes Investment 2012

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2016 (YTD)

Grundsätzlich lässt sich auf drei unterschiedliche Arten nachhaltig investieren. Anleger können bestimmte Branchen ausschließen, die gegen ihre ethischen Ansprüche verstoßen, weil sie zum Beispiel mit Waffen, Tabak oder Alkohol ihr Geld verdienen. Aber auch hohe CO2-Emissionswerte oder politische Motive – etwa wenn ein Unternehmen in einem Land mit autoritärer Regierungsform arbeitet – können für Anleger einen Ausschlussgrund darstellen. Daneben können Anleger auch gezielt in Unternehmen investieren, die einen bestimmten Zweck und ein gesellschaftliches Ziel verfolgen, so etwa in Unternehmen, die sich dafür einsetzen, behinderte Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dies wird auch Impact Investment genannt.

Demografische Entwicklung verlangt neue Antworten Das dritte Konzept analysiert Unternehmen nach sogenannten ESG-Kriterien. ESG steht für „Environment, Social, Governance“, also für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Dieser Ansatz setzt auf Unternehmen, die in ihrer Branche in Hinsicht auf die ESG-Kriterien am besten abschneiden. Das kann konkret bedeuten, dass der CO2-Fußabdruck eines Unternehmens im Vergleich zu anderen derselben Branche klein ist. Aber auch soziale Aspekte werden immer wichtiger, so etwa Mitarbeiter langfristig zu binden und ihnen die Chance zum lebenslangen Lernen zu geben. Aufgrund der demografischen Entwicklung werden gut ausgebildete Mitarbeiter knapp. Wer langfristig Erfolg haben will, braucht nachhaltige Konzepte, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Druck der Öffentlichkeit nimmt zu Die Kontrolle von Unternehmen zum Beispiel durch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wird immer größer. So hat etwa der Brand in einer Textilfabrik in Bangladesch eine Diskussion entfacht, inwieweit Textilunternehmen für Versäumnisse in ihrer Lieferkette verantwortlich sind. Unternehmen müssen also nicht nur im eigenen Haus - 81 -

darauf achten, dass sie ihre Beschäftigten gut behandeln, sondern die gesamte Lieferkette im Blick haben. Der Druck wächst zudem, weil viele Unternehmen in der EU aufgrund der CSR-Richtlinie ab 2017 verpflichtet sind, darüber zu berichten, wie sich ihre Geschäftstätigkeit auf Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung auswirkt und wie sie mit Risiken, die daraus erwachsen, umgehen. Dazu sind zwar zunächst nur börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sowie Banken und Versicherungen verpflichtet, doch Experten sind davon überzeugt, dass dieser Druck auch auf die Zulieferer abfärben wird.

Mit ETFs können Anleger kostengünstig und transparent in den wachsenden Markt für nachhaltige Geldanlagen investieren. So zum Beispiel in den Index Dow Jones Sustainability World. Über einen ETF auf diesen Index können sich Investoren an Unternehmen rund um den Globus beteiligen, die in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit vorbildlich agieren. Ein ähnliches Investment, bezogen auf die Länder der Eurozone, bietet der Aktienindex Dow Jones Sustainability Eurozone.

Umweltfreundliche Technologien im Fokus Auch wer Interesse an umweltfreundlichen Technologien hat, wird bei Indexinvestments fündig. So bildet zum Beispiel der S&P Global Clean Energy Index die Wertentwicklung von 30 weltweiten Unternehmen ab, die sich mit sauberen Energien beschäftigen. Ein nach religiösen Kriterien orientiertes Investment eröffnet beispielsweise der Aktienindex MSCI World Islamic, der die Wertentwicklung von Unternehmen abbildet, die den Anlagegrundsätzen des islamischen Rechts entsprechen. Im Bereich der festverzinslichen Anlagen stehen ebenfalls Indizes zur Auswahl, die auf Nachhaltigkeit orientiert sind.

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