Inhalt Mythos Braunbär . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Im Porträt: Ein intelligentes Multitalent . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Wo Braunbären leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Ein Einzelgänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Jahreslauf eines Überlebenskünstlers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Fortpflanzung und Jungenaufzucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Bärenhunger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Bärenspuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Ein bärenstarker Kleptomane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Braunbär und Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Zaghafte Rückkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

Im Wald ist der Bär Oberpriester. Russisches Sprichwort

Mythos Braunbär Der Bär hat den Menschen schon sehr früh fasziniert. Drehen wir das Rad der Zeit zurück und stellen uns Menschen, Jäger, vor 15.000 Jahren vor. Sie beobachten das mächtige, wilde Tier – der Höhlenbär war noch größer als der heutige Braunbär – und sind von ihm nicht minder verzaubert wie Jäger und Wildbiologen heute. Der Bär ist groß und stark, aber auch sehr wendig, schnell und geschickt. Er kann aufstehen, sich aufrecht hinsetzen und seine Pranken fast wie Hände benutzen. Er frisst vieles, was auch uns schmeckt. Er hat einen scharfen Instinkt und ist ein intelligentes Tier. Die Ähnlichkeit mit dem Menschen ist offensichtlich. Es lag daher nahe, dass der Bär zum Symboltier wurde und zu einem ideellen Bindeglied zwischen Mensch und Tier. Da nimmt es auch nicht wunder, dass viele Geschichten und Mythen rund um ihn und seine Lebensweise entstanden. Faszination und Angst – auf dem Nährboden des zwiespältigen Verhältnisses des Menschen zum Bären entwickelten sich Riten und Sitten, wo man den Lebensraum mit ihm teilte. Einerseits wurde er verfolgt und gejagt, andererseits geachtet und verherrlicht. In der Mythologie besetzt der Bär alle Domänen des menschlichen Lebens, von der Wiege bis ins Grab, und sogar im Jenseits noch begleitet er die Schamanen. Obschon der Bär hierzulande selten ist und die meisten Leute nie ein lebendes Tier zu Gesicht bekommen haben, ist der Bär in unserem Alltag allgegenwärtig: in der Sprache, in Büchern, Geschichten, Filmen oder einfach als Teddybär. Der Hauptgrund aber, weswegen der Braunbär auch heute noch ein Mythos bei uns ist, ist die Tatsache, dass er das größte wilde Raubtier Europas ist.

9

MYTHOS BRAUNBÄR

In solchen Nächten und in solchen Hütten am Waldrand sind sicher viele Bärengeschichten und Mythen entstanden, die dann weiter und weiter gingen, von Mund zu Mund.

Trotz Mondschein bleibt die Nacht im Wald finster. Der Lärm von brechenden Ästen im Dickicht sorgt für Gänsehaut und Spannung. Nähert sich ein Bär? 11

Wenn ein Waldarbeiter, Jäger oder Bauer so eine Beobachtung machte, war er zweifellos von diesem leisen wendigen Gespenst des Waldes fasziniert.

Forstarbeiter trafen und treffen noch immer manchmal auf Braunbären. Hinterm Ross war das Gefühl bei einer Begegnung aber wohl ein anderes als aus der Höhe der geheizten Traktorkabine. 12

MYTHOS BRAUNBÄR

Ein klassischer Lebensraum des Braunbären: ausgedehnte Mischwälder . . .

... aber auch weit oberhalb der Waldgrenze und in offenen Landschaften fühlen sich Bären wohl, sofern die Gebiete wild bleiben. 13

König der Wälder ...

Bei diesem Bild versteht man, warum der Teddybär Einzug in die Kinder zimmer gehalten hat.

Auch andere faszinierende Gestalten teilen den Lebensraum Wald mit dem Bären: etwa der wuchtige Wisentbulle oder die geschmeidige Luchskatze. 16

EIN EINZELGÄNGER

Auch Halbwüchsige, wenn sie sich von der Mutter trennen und alleine auf Wanderschaft gehen, bilden eine Zeitlang eine Gemeinschaft und ziehen zusammen durch die Gegend.

Dann wird alles geteilt, selbst die Neugierde . . .

55

Familien-Idylle am Waldrand.

Im Zusammenleben lernen die Jungen extrem viel von der Mutter, leider auch für den Menschen problematische Eigenschaften, wie etwa das Reißen von Haustieren oder den Mangel an Scheu.

Das Rad haben sie zwar nicht erfunden, aber Bären sind sehr intelligent, klug und lernfähig. Auch wenn sie viel allein unterwegs sind, lernen sie aus der Erfahrung immer wieder Neues dazu. 58

EIN EINZELGÄNGER

Und langweilig wird ihnen auch alleine nicht. Das Foto zeigt einen Bären aus freier Wildbahn, der im Frühling ein Schneefeld als Rutschbahn verwendet. Vier Mal hintereinander lief er den Hang hinauf, um dann auf dem Bauch oder auf dem Rücken hinunterzurutschen.

59