Informationen zum Wettbewerb

Oberhof 2015 Städtebaulicher Ideenwettbewerb für die neue Ortsmitte Informationen zum Wettbewerb Grußwort des Bürgermeisters Oberhof ist seit über 1...
Author: Kora Linden
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Oberhof 2015

Städtebaulicher Ideenwettbewerb für die neue Ortsmitte

Informationen zum Wettbewerb Grußwort des Bürgermeisters Oberhof ist seit über 100 Jahren einer der bedeutendsten Wintersportorte Deutschlands und gleichzeitig ein Erholungs- und Luftkurort mit überregionaler Ausstrahlung. Aufgrund der immer zahlreicher stattfindenden Sportevents ist Oberhof heute über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Damit ist der Ort ein Aushängeschild des Freistaates Thüringen neben solchen Städten wie Erfurt, Weimar und Eisenach mit ihrer reichen Kulturgeschichte und ihren Sehenswürdigkeiten. Seit Anfang der 90er Jahre wurden in Oberhof umfangreiche Investitionen im Stadtentwicklungs- und insbesondere im Sportbereich realisiert. Ober- und Unterland, aber vor allen Dingen auch die sportlich genutzten Bereiche westlich des Ortskerns haben ihr Gesicht in den letzten Jahren nachhaltig verändert. Gleichzeitig mussten entsprechend den neuen Anforderungen im Bereich des Tourismus große Hotelkomplexe aus DDRZeiten zurückgebaut werden. Die Stadt steht nun vor der Aufgabe, eine neue Ortsmitte zu schaffen, die zum Einen die bestehenden städtebaulichen Strukturen abrundet und zum Anderen mutig und nachhaltig neue Strukturen definiert. Die neue Ortsmitte Oberhofs soll gleichzeitig dessen Visitenkarte werden: ein attraktiver Bereich für Handel, Dienstleistung und Wohnen, für die Durchführung von Stadtfesten und öffentlichen Veranstaltungen, Ausgangspunkt bedeutender Sportevents, aber insbesondere auch zentraler und repräsentativer Ankunftspunkt für Besucher und Touristen – ein Bereich mit hohen Aufenthalts- und Verweilqualitäten. Mit der Durchführung des Wettbewerbes erwartet die Stadt innovative und nachhaltige Vorschläge für die Gestaltung der neuen Ortsmitte, die Oberhof als einem der bedeutendsten Wintersportzentren Deutschlands gerecht werden und gleichzeitig der Bedeutung der Stadt für den Freistaat Thüringen entsprechen. gez. Thomas Schulz Bürgermeister, Stadt Oberhof - 14.01.2009 Luftbild Stadt Oberhof mit Abgrenzung des Wettbewerbsgebietes

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Oberhof 2015

Städtebaulicher Ideenwettbewerb für die neue Ortsmitte

Anlass des Wettbewerbes Die rund 1600 Einwohner zählende Rennsteigstadt Oberhof liegt im Thüringer Wald und ist heute eines der bedeutendsten Wintersportzentren. Im Zusammenhang mit der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Oberhof zu einem überregional bedeutenden Erholungsort. Der Luftkurort erhielt schnell den Beinamen „Sankt Moritz Deutschlands“. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Oberhof ein Zentrum des Wintersports in Deutschland und Europa. Erste internationale Meisterschaften wurden ausgetragen. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte in der DDR die weitere Profilierung als Erholungsort. Der Ort wurde für den Massentourismus ausgebaut. Zahlreiche Hotelneubauten wurden im Ober- und Unterland realisiert. Gleichzeitig erfolgte der Ausbau Oberhofs als Wintersportzentrum der DDR. Mit dem Zusammenbruch der DDR 1989 und der Wiedervereinigung 1990 ergaben sich vollkommen neue Rahmenbedingungen für den Tourismus in der Stadt. Im Ergebnis wurden insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen große Hotelkomplexe zurückgebaut, so u.a. der Hotelkomplex am Schützenberg und das Rennsteighotel. Einher ging die städtische Entwicklung mit der Realisierung von Einzelvorhaben. Ein ganzheitliches Leitbild für die Zukunft der Stadt existierte Anfang der 2000er Jahre jedoch nicht. Vor dem Hintergrund der anstehenden Aufgaben entwickelte die Stadt Oberhof in Zusammenarbeit mit dem Büro IFT, Köln und dem Büro BaurConsult, Suhl im Jahr 2006 ein integriertes touristisches und Stadtentwicklungskonzept. Dieses Konzept soll Grundlage für die weitere Entwicklung der Stadt in den nächsten Jahren sein. Das Konzept wurde intensiv mit den Bürgern der Stadt kommuniziert und diskutiert. Der Stadtrat bestätigte das ganzheitliche Entwicklungskonzept als Grundlage für die Entwicklung Oberhofs in den nächsten Jahren einstimmig. Neben der Profilierung Oberhofs im Ranking europäischer und deutscher Städte als Wintersport- und Austragungsort internationaler Meisterschaften ist es insbesondere Ziel, eine nachhaltige städtebauliche Gesamtentwicklung einzuleiten und in den nächsten Jahren unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel umzusetzen. Das Leitbild des ganzheitlichen Entwicklungskonzeptes sieht vor, die eigentliche Ortsmitte, den Stadtraum zwischen Ober- und Unterland als verbindendes Element zwischen beiden Ortsteilen stadträumlich zu entwickeln. Aufgabe ist es, die vorhandenen städtebaulichen Strukturen abzurunden, das betrifft insbesondere auch die Teilbereiche, die sich heute nach dem Abriss nicht wirtschaftlich betreibbarer Hotels aus DDR-Zeiten als Brachflächen präsentieren. Mit der Aufnahme der Stadt Oberhof in die Projektinitiative „GENIAL zentral –Entwicklung innerstädtischer Brachflächen“ im Herbst 2007 wurde eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Ministerien des Freistaates Thüringen, dem Landesverwaltungsamt, der Stadt Oberhof und der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen eingeleitet, die eine nachhaltige Entwicklung Oberhofs sicherstellt und der Bedeutung Oberhofs für die Außenwirkung des Freistaates Thüringen gerecht wird.

Geschichtlicher Abriss – die Entwicklung Oberhofs Die Stadt Oberhof liegt im Freistaat Thüringen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen am Kamm des Thüringer Waldes auf einer Höhe von etwa 815 m ü. NN in der Nähe des Rennsteigs. Besonders bekannt ist die Stadt als deutsches Wintersportzentrum, wobei die Sportarten Biathlon, Rennrodeln, Bobsport, Skilanglauf und die nordische Kombination besonders populär sind. Die Stadt lebt vom Tourismus, so kamen im Jahr 2005 ungefähr 130.000 Touristen nach Oberhof (bei 436.000 Übernachtungen). Damit ist Oberhof nach Erfurt und Weimar der meist besuchte Ort im Freistaat Thüringen und der bedeutendste Ferienort im Thüringer Wald. Gleichzeitig ist Oberhof ein staatlich anerkannter Luftkurort. Südlich des Ortes verläuft der Rennsteig, einer der bedeutendsten Wanderwege Deutschlands. Die Stadt liegt auf einer Hochfläche. Direkt an das Stadtgebiet grenzt im Süden der 904 m hohe Schützenberg. Etwa 4 km südöstlich von Oberhof liegen der 983 m hohe Große Beerberg und der 978 m hohe Schneekopf. Beerberg und Schneekopf sind die beiden höchsten Berge Thüringens. Südwestlich von Oberhof liegen 2 Rennsteigpässe: Der Grenzadler (ehem. sächsisch-preußische Grenze) und das Rondell. Beide waren Übergänge von Handelsstraßen.

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Oberhof 2015

Städtebaulicher Ideenwettbewerb für die neue Ortsmitte

Bei Oberhof entspringen mehrere Flüsse, die Gera im Osten, die Ohra im Norden, die Hasel im Süden und die Schönau im Westen. Die Umgebung der Stadt ist fast komplett bewaldet, wobei die meist verbreitete Baumart hier die Fichte ist. Das Klima in Oberhof ist als sehr rau zu bezeichnen. Das Klima war somit ein Hauptgrund dafür, dass sich der Ort vor 1900 kaum entwickeln konnte. Die jährliche Niederschlagsmenge ist in Oberhof mit 1.300 mm (im Durchschnitt) sehr hoch, die Jahresdurchschnittstemperatur liegt mit 4,4 °C im niedrigen Bereich. Geschichte Oberhofs 1470

erste urkundliche Erwähnung – „Oberhof die Herberge auffm Schwarzwald“ wird von der Kontorei des Johanniterklosters Weißensee an die Grafen von Gleichen verkauft.

1616

Errichtung eines Jagdschlosses durch die Herzöge von Weimar

1641

7 Männer und 1 Frau bewohnen den Ort

1704

Bau eines Schul- und Kirchenhauses; Errichtung der Kirche „1783“

1830

Bau eines Jagdschlosses durch die Herzöge von Sachsen-Coburg-Gotha

1852

Oberhof hat 231 Einwohner

1861

erste Feriengäste in Oberhof

1884

Eröffnung der Eisenbahnstrecke Erfurt - Ritschenhausen

1884

erste Skiläufer in Oberhof

1888

bereits 1.100 Kurgäste in der Stadt

1894-1914

Ausbau von Oberhof zum Höhenluftkurort

1905

Gründung des Thüringer Wintersportvereins

1906

Bau der ersten Bob-Bahn und der ersten Sprungschanze

1906-1921

Deutsche Bob-Meisterschaften in Oberhof

1912

Bau des Golfhotels Oberhof

1914-1918

jährlich ca. 15.000 Besucher und Gäste

1928

Einweihung der „Hindenburgschanze“

1931

Oberhof als Austragungsort der FIS-Rennen (nordische Ski-Meisterschaften) und der ZweierbobMeisterschaft

1938

Fertigstellung der Wandelhalle und des Kurparks

1939

Eintrag in die amtliche Liste der großdeutschen Heilbäder als Luftkurort

1945

Zerstörung des Herzoglichen Schlosshotels durch die Amerikaner

1951-1956

DDR-Wintersportmeisterschaften

1957

Bau des Eisstadions – Spritzeisbahn

1964

Einweihung der Großschanze am Rennsteig (127 m)

1968-1978

touristischer Ausbau Oberhofs auf 4.500 Betten

1970

Grundsteinlegung am Rennsteiggarten

1971

Fertigstellung der Rennschlittenbahn

1974

Oberhof wird staatlich anerkannte Erholungsort

1981

Fertigstellung der Biathlon-Anlage

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Oberhof 2015

Städtebaulicher Ideenwettbewerb für die neue Ortsmitte

1984–1987 Erbauung der K90-Schanze am Rennsteig 1985

Stadtrecht

1991

Oberhof hat 2.470 Einwohner

1996

Eröffnung des Erlebnisbades „Rennsteig-Thermen Oberhof“

1999

Eröffnung des alpinen Skihangs

2000

Übergabe des neu gestalteten Haus des Gastes

2004

Biathlon-Weltmeisterschaften

Das Stadtgebiet Oberhofs hat die Form eines auf den Kopf gestellten „T“, wobei sich der älteste Siedlungskern im Südosten befindet. Später wuchs der Ort Richtung Westen und in den letzten 50 Jahren auch in Richtung Norden. Das Gründle, eine natürliche Feuchtfläche im Nordosten der Stadt, blieb bis 1997 unbebaut. Hier wurden die Rennsteig-Thermen und später ein Hochseilgarten errichtet. Charakteristisch für Oberhof sind die beiden Teile des Ortes, das Oberland und das Unterland. Die Einwohnerentwicklung stellt sich wie folgt dar: Jahr 1665 1705 1900 1933 1939 1994 2000 2006

Einwohner 51 150 400 1.149 1.086 2.189 1.803 1.674

Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Oberhof liegt im Landkreis Schmalkalden-Meiningen und grenzt im Südwesten an die Gemeinden Oberschönau, Steinbach-Hallenberg und Zella-Mehlis. Im Osten liegen die Gemeinden Gehlberg, Gräfenroda und Frankenhain im Ilm-Kreis. Im Norden grenzt Oberhof an die Gemeinden Luisenthal und Tambach-Dietharz (Landkreis Gotha). Überregional ist die Stadt Oberhof ausgezeichnet an das Netz der Bundesautobahnen angebunden. Die Stadt liegt an der Landesstraße 3247 (ehem. Bundesstraße 247), über die die Autobahnanschlussstelle Oberhof (BAB 71) zu erreichen ist. Von dieser Autobahnanschlussstelle existieren schnelle Verbindungen nach Norden in Richtung Erfurt, Weimar und weiter nach Leipzig/Berlin bzw. Dresden sowie nach Süden Richtung Würzburg/Stuttgart (BAB 71) und nach Nürnberg/München (BAB 73/ BAB 9). Weitere Informationen und Daten sind dem ganzheitlichen Entwicklungskonzept für die Rennsteigstadt Oberhof zu entnehmen (s. Homepage). Quelle: Geschichtlicher Abriss/ Zahlen und Fakten Oberhof: Wikipedia

Entwicklung Oberhofs von 1945-1989 Im Zeitraum von 1945 bis 1989, dem Jahr der politischen Wende in der ehemaligen DDR, wurden mit dem Ziel der Schaffung eines Erholungsortes für die Werktätigen der DDR und des Ausbaus zu einem Wintersportzentrum nachhaltige stadtstrukturelle Veränderungen realisiert, die bis zum heutigen Tag wirken. Im nachfolgenden ist die Geschichte der Entwicklung Oberhofs im genannten Zeitraum in zusammenfassender Form beschrieben.

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Städtebaulicher Ideenwettbewerb für die neue Ortsmitte

Am Ende des 2. Weltkrieges, im Jahr 1945, war die kleinteilige Struktur Oberhofs im Wesentlichen vorhanden. Das Schloßhotel, ein repräsentativer Fachwerkbau im Zentrum des Ortes, wurde jedoch am Ende des 2. Weltkrieges zerstört. Nachdem Selbiges im April 1945 völlig ausgebrannt war, wurde es später abgerissen. Damit verschwand im Bereich des Unterlandes ein sehr wichtiges stadtraumprägendes Gebäude. Im Jahr 1949 fanden in Oberhof die sogenannten Ostzonen-Meisterschaften statt. Für dieses erste sozialistische Großereignis nach dem 2. Weltkrieg wurden viele Zuschauer in den kleinen Thüringer Ort geholt. Gleichzeitig wurde ein erster Generalbebauungsplan im Jahr 1949 erstellt, der insbesondere für große Teile des Unterlandes straßenbegleitende Neubebauungen mit überwiegend Wohnhäusern vorsah. Eine Umsetzung der genannten Planungsziele erfolgte jedoch nicht. Im Jahr 1951 fand wieder eine große Wintersportmeisterschaft der DDR statt. Circa 60.000 Besucher kamen nach Oberhof. 1953 erhielt Oberhof den Titel „Kurort der Werktätigen“. Der Bebauungsplan von 1952 berücksichtigte in Teilen die neue Rolle Oberhofs in der DDR als staatlicher Erholungsort. Vorgesehen war es, größere Gebäude mit öffentlichen Funktionen zu errichten, so u.a. Hotel- und Pensionsneubauten, aber auch weitere gesellschaftliche Einrichtungen, so u.a. Bildungseinrichtungen. Im Jahr 1952 wurde mit dem Bebauungsplan das erste Mal die geplante Umgehungsstraße östlich der gewachsenen Ortslage dargestellt. Auf Beschluss der DDR-Führung sollte Oberhof ab 1967 zu einem sozialistischen Zentrum der Erholung und des Sports mit internationaler Bedeutung ausgebaut werden. Dabei war es im Programm zur Flächennutzung von 1967 vorgesehen, insbesondere im Oberland Hotel- und Erholungsneubauten zu errichten. Für das Unterland wurde geplant, hier vorrangig Wohnungen und Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen zu realisieren. Mit der gesamtstädtischen Planung von 1969 erfolgte eine weitere Präzisierung der Planungsziele der 60er Jahre. Vorgesehen war es, eine vollständig neue Stadtstruktur zu schaffen, dabei wurde die historisch gewachsene Maßstäblichkeit der vorhandenen Ortsstrukturen bei der Planung verlassen: das Rennsteig-Hotel wurde als Hochhaus geplant, die neuen Wohngebäude im Unterland wurden in mehrgeschossiger Bauweise angedacht, zentrale gesellschaftliche und Handelseinrichtungen, so u. a. der Obere Hof, aber auch das Konsum-Kaufhaus, folgten dem Bild der modernen sozialistischen Stadt. Am 7. Oktober 1969, zum 20. Jahrestag der DDR, wurde das Hotel „Panorama“ eingeweiht. Gleichzeitig wuchs Anfang der 70er Jahre das Wohngebiet an der Waldstraße im Bereich des Unterlandes. Bis Oktober 1988 erfolgte im Rahmen einer umfassenden Neubautätigkeit die Schaffung einer vollständig neuen Stadtstruktur. Das Ortsbild prägen nun große Hotel- und Übernachtungskomplexe, neben dem Panorama-Hotel im Oberland sind das Rennsteig-Hotel am Standort des ehem. Schloßhotels und das Schützenberg-Hotel entstanden. Ein weiterer größerer Gebäudekomplex wurde mit dem Oberen Hof an der Schnittstelle zwischen Oberund Unterland realisiert. Insbesondere im Unterland wurden zahlreiche Plattenbauten bis zum Ende der DDR errichtet. In den 70er Jahren wurde auch die geplante Ortsumgehung im Osten Oberhofs fertig gestellt, die zu einer vollständigen Veränderung des Verkehrs- und Erschließungskonzeptes des gewachsenen Ortes führte und somit auch nachhaltige Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadtstruktur hatte und hat. Mit der Profilierung Oberhofs als sozialistischer Erholungsort wurde es notwendig, für die Beschäftigten im Tourismusbereich Wohnungen zu schaffen. Im Wohngebiet Waldstraße wurden dem entsprechend von 1968/69 bis 1973 291 Neubauwohnungen realisiert, die der Erhöhung der Einwohnerzahl Oberhofs von 1.300 auf 2.700 Einwohner Rechnung trugen. Dabei wurde mit der Struktur der mehrgeschossigen Neubauten auf die vorhandene alte Oberhofer Ortsstruktur kein Bezug genommen. Ein weiteres Wohngebiet wurde an der Gräfenrodaer Straße bis 1976 gebaut. Realisiert wurden 5-geschossige Plattenbauten, die die kleinen Einfamilienhäuser in der unmittelbaren Umgebung aufgrund ihrer genannten Zeilenstruktur umfassten. Aufgrund der demografischen Veränderungen ab Anfang der 90er Jahre und des damit eingetretenen Leerstandes wurden insbesondere in letztgenanntem Wohngebiet zwischenzeitlich Gebäude wieder abgerissen. Die Stadt Oberhof hatte den 2. Weltkrieg fast unbeschadet überstanden. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Städten waren kaum Zerstörungen zu verzeichnen. Einzig das Herzogliche Schloßhotel riss eine Lücke in die gewachsene Ortsstruktur. Mit dem Ziel der Schaffung eines Erholungsortes für die Werktätigen der DDR und eines nationalen und internationalen Wintersportzentrums wurde eine nachhaltige Umgestaltung des Ortes geplant und in großen Teilen umgesetzt. Dabei wurde auf die vorhandenen städtebaulichen Strukturen keine Rücksicht genommen.

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Oberhof 2015

Städtebaulicher Ideenwettbewerb für die neue Ortsmitte

Der Abriss vorhandener Bausubstanz wurde in Kauf genommen, gleichzeitig führten die weitreichenden Enteignungen und die Nichtberücksichtigung von Eigentumsverhältnissen zu einer großflächigen Umgestaltung der Stadt und zum Verlassen der Maßstäblichkeit der gewachsenen kleinteiligen Eigentumsstrukturen. Die der Ortsgröße entsprechende Parzellenstruktur wurde aufgehoben. Nach dem Zusammenbruch der DDR 1989 und der Wiedervereinigung ergaben sich vollkommen neue Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Stadt Oberhof. Dabei war es insbesondere in den 90er Jahren vorrangiges Ziel, den enormen Strukturwandel in allen Bereichen der Gesellschaft und der Wirtschaft zu meistern und einen Platz in der touristischen Landschaft des Freistaates Thüringen und in Deutschland zu finden. Gleichzeitig mussten insbesondere große Hotelkomplexe aufgrund ihrer Unwirtschaftlichkeit zurückgebaut werden. Heute steht die Stadt Oberhof vor der Aufgabe, den genannten Entwicklungen Rechnung zu tragen und ein Gesamtkonzept für eine nachhaltige Stadtentwicklung in den nächsten Jahren zu erstellen.

Ganzheitliches Touristisches- und Stadtentwicklungskonzept Oberhof Seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 erfolgte die Realisierung zahlreicher touristisch wirksamer Maßnahmen. Gleichzeitig wurden im Oberland und im Unterland umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durch die öffentliche Hand und private Bauherren umgesetzt. Vor dem Hintergrund veränderter touristischer Rahmenbedingungen und vorhandener Potenziale und Defizite bei der Entwicklung Oberhofs zu einem überregionalen Tourismusort im Freistaat Thüringen und in Deutschland wurde im Auftrag der Stadt im Jahr 2006 ein ganzheitliches Entwicklungskonzept für die Stadt durch die Firma IFT Freizeit- und Tourismusberatung GmbH (touristische Aspekte) und das Büro Baurconsult (städtebauliche Aspekte) unter Beteiligung der Oberhofer Einwohner und der wichtigsten touristischen Akteure erstellt. Zeitgleich wurde für eine Profilierung und den Umbau der Rennsteig-Thermen ein Konzept durch die Firma Kannewischer Management AG (Wirtschaftlichkeitsverbesserungsstudie) erarbeitet. Oberstes Ziel war die Erarbeitung eines integrierten und mit allen Projektakteuren abgestimmten Leitbildes für die Ortsentwicklung. Durch den Stadtrat wurde beschlossen, dass auf Grundlage des Konzeptes der Umbau der Stadt Oberhof und die nachhaltige Entwicklung selbiger erfolgen soll. Im Sommer 2007 beantragte die Stadt Oberhof mit mehreren Standorten die Aufnahme in die Projektinitiative „GENIAL zentral – Entwicklung innerstädtischer Brachflächen“, die alle im Bereich der künftigen neuen Ortsmitte liegen. Dem Antrag auf Aufnahme Oberhofs in die Projektinitiative wurde im November 2007 entsprochen. Nach dieser Entscheidung erfolgte in Abstimmung zwischen der Stadt, den zuständigen Ministerien des Freistaates Thüringen, dem Thüringer Landesverwaltungsamt und der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen die Festlegung zur Durchführung eines städtebaulichen Ideenwettbewerbes als Grundlage für die Realisierung von nachhaltigen Stadtentwicklungsprojekten in Oberhof. Eine Präsentation mit einer zusammenfassenden Darstellung des ganzheitlichen Entwicklungskonzepts kann von der Homepage der Stadt Oberhof als Download heruntergeladen werden.

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