Info-Brief Rund um das Rind

Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfarrkirchen Fachzentrum Rinderhaltung Info-Brief Rund um das Rind Ausgabe April 2014 Inhaltsverzeichni...
Author: Eugen Kolbe
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Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfarrkirchen Fachzentrum Rinderhaltung

Info-Brief Rund um das Rind Ausgabe April 2014 Inhaltsverzeichnis

1. Auslagerung der Jungviehaufzucht – Wie hoch sind die Pensionskosten? ......................... 2 2. Lebenstagsleistung – Was ist das? ..................................................................................... 3 3. Schüttelbox – Was bringt der Einsatz? ................................................................................ 4 4. Der erste Schnitt 2014 – Nicht mehr weit!? ......................................................................... 6 5. Trendreport erster Schnitt 2014 – Aufwuchsmessung......................................................... 7 6. Zucker und Nitrat – Probleme im ersten Schnitt 2014? ....................................................... 8 7. Trockene Silagen haben mehr Zucker ................................................................................ 9 8. Hohe Milchharnstoffgehalte – Eiweißfutter reduzieren oder liegt es am Silo? .................. 10 9. Aus Fehlern lernen – Buttersäuregehalte 2013 ................................................................. 11 10.

Siliermitteleinsatz – Wenn dann richtig! ......................................................................... 13

11.

Terminhinweise .............................................................................................................. 15

Im Rahmen der Eiweißinitiative Bayern werden 2 Betriebsbesichtigungen angeboten:........... 15

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1. Auslagerung der Jungviehaufzucht – Wie hoch sind die Pensionskosten? Die Aufzucht von weiblichen Jungtieren wird in den meisten Betrieben zur Bestandergänzung der Milchviehherde durchgeführt. Dazu werden fast alle weibliche Tiere aufstellt. Haben jedoch Betriebe aufgrund einer Bestandsaufstockung, durch einen Neubau für Milchkühe, eine begrenzte Faktorausstattung an Fläche und Arbeit kann es sinnvoll sein, sich Gedanken über die Auslagerung der Jungviehaufzucht zu machen. Einige Vorüberlegungen sind dabei notwendig, um die Auslagerung der Jungviehaufzucht erfolgreich zu praktizieren. Je „teurer“ die betriebseigene Aufzucht, umso mehr muss die Jungviehaufzucht auf den Prüfstand. Die Höhe der Vollkosten von rd. 1.800 – 2.200 € pro erzeugter Kalbin wird von vielen Milchviehhaltern stark unterschätzt (siehe Infobrief April 2013). Die betriebseigenen Aufzuchtkosten schwanken je nach Betrieb von 1,87 – 2,93 €/Tag (Vollkosten, lt. BZAAuswertung, Dr. Dorfner, LfL), d.h. ein Tagessatz in dieser Höhe ist kostenneutral zur betriebseigenen Aufzucht. In der Praxis ist jedoch der Vertragspreis ein Kompromiss zwischen den „hohen“ Kosten milcherzeugender Betriebe und den „geringeren“ Kosten (bei abgeschriebenen Gebäude und geringeren Nutzungskosten für den Stall und die Arbeit) der Aufzuchtbetriebe. Deshalb ist die Berechnung eines fairen Pensionspreises nicht immer einfach. Eines muss jedoch klar sein: „Der Preis muss für beide Partner passen“. In der nachfolgenden Beispielskalkulation wird ein Tagespreis von knapp 2 € / Tier ermittelt (Gülle verbleibt beim Aufzuchtbetrieb). Der Tagespreis setzt sich aus den variablen Kosten und den Nutzungskosten f. Arbeit, Fläche, Gebäude zusammen. Da diese Preise sehr individuell sind, ist generell eine pauschale Aussage über die Höhe schwierig. Tabelle 1: JV-Aufzuchtauslagerung ab Kalb mit 2 Monaten (Kalb verbleibt im Eigentum des abgebenden Betriebes)

Aufzuchtdauer: 2. bis 28. Monate = 26 Monate bzw. 780 Tage

€/Aufzuchttag

Grund- und Kraftfutter (Grundfutter: 50 dt/TM, KF: 5 dt/TM)

1,15

sonstige variable Kosten (Tierarzt, Besamung, Strom/Wasser, Bebühren)

0,28

Nutzungskosten der Fläche (300 €/ha x 0,62 ha HFF)

0,24

Arbeitskosten (Lohnansatz 21 Akh/erz. Färse x 15 €/Akh)

0,40

Festkosten: Gebäudekosten (1.500 € x 8,5% davon AfA, Unterhalt, Zinsansatz)

0,16

Festkosten: Technik -und Maschinenkosten

0,18

Produktionskosten gesamt

2,19

abzüglich Güllewert

0,26

(wenn die Gülle beim Aufzuchtbetrieb bleibt!)

Produktionskosten nach Abzug Güllewert

1,93

max. Aufzuchtkosten o. Güllewert 1,93 Zur genauen Ermittlung des Tagespreises ist eine betriebsindividuelle Berechnung min. Aufzuchtkosten (variable Kosten) empfehlenswert. Sie können Ihren Preis ermitteln mit Hilfe des LfL DB- Rechners 1,44 unter http://www.stmelf.bybn.de/idb/kalbin.html . im Vergleich "Vollkosten" bei betriebseigener Aufzucht o. Kalb 1.889 € im Vergleich "GuV-Kosten" bei betriebseigener Aufzucht o. Kalb Seite 2 von 15

1.388 €

Doch so einfach gestaltet sich die arbeitsteilige Jungviehaufzucht (wie sie auch oft genannt wird) nicht. Wichtig ist es, dass man einen geeigneten Partner findet, der die Jungviehaufzucht nach den gewünschten Vorgaben, übernimmt. Zwischen beiden Betriebsleitern ist nachhaltig ein gutes Vertrauensverhältnis unabdingbar. Die „Chemie“ muss zwischen den zwei Familien stimmen. Entscheidend ist, dass Vertrauen entsteht und gepflegt wird durch regelmäßige Abstimmung wesentlicher Belange. Bei unterschiedlichen Auffassungen sind eine gemeinsame Entscheidungsfindung und eine flexible Strategie notwendig. Erfahrungsgemäß sind schriftliche Aufzuchtverträge zwischen den Partner zu empfehlen, um eine klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten und Festlegung von wichtigen Zielen zu verankern (z.B. Alter, Haltungsdauer, Fütterung, Körperentwicklung, Gesundheitsprophylaxe). Ein Landwirt schilderte die Notwendigkeit eines Vertrages so „Ein Vertrag ist eine schriftliche Absprache in guten Zeiten für die schlechten Zeiten!“ Die LfL stellt dazu Musterverträge zum Downloaden zur Verfügung unter http://www.lfl.bayern.de/iba/tier/062619/ . Gerade in Zeiten, in denen die Fläche und auch der Arbeitskräfteeinsatz knapp wird, kann die Auslagerung der Jungviehaufzucht für den einen oder anderen Betrieb eine Lösung sein. Beide Partner, sowohl der Milchviehhalter als auch der Aufzüchter können von dem System profitieren. Der Milchviehhalter kann sich stärker auf Milch spezialisieren bzw. freie Plätze für die Milchviehhaltung nutzen. Der Aufzuchtbetrieb kann seine vorhandenen Gebäude, Flächen und die Arbeitszeit gut verwerten.

2. Lebenstagsleistung – Was ist das? Bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion spielt die Produktionstechnik eine entscheidende Rolle. Neben dem Kriterium „Milchleistung“ zur Beurteilung bzw. Vergleich der „Leistungsdaten“ der Betriebe rücken immer mehr die Nutzungsdauer, die Lebensleistung und die Lebenstagsleistung (Lebenseffektivität) in den Vordergrund. Die Lebenstagsleistung stellt die gesamte erbrachte Milchleistung einer Kuh in Bezug auf ihr Alter dar, d.h. Lebensleistung in kg Milch / Lebensdauer in Tagen einer Kuh. Sie ist also eine Kennzahl, die die Aufzuchtdauer (Kälber- und Jungviehaufzucht), die Milchleistung und die Nutzungsdauer miteinander verbindet. Ziel sollte es jedoch sein, knapp 13 kg Milch je Lebenstag für abgegangene Fleckviehkühe (Schwarzbunte 15 kg Milch je Lebenstag) zu erreichen. Derzeit liegt die durchschnittliche Lebenstagsleistung der Fleckviehkühe in Bayern bei 9,2 kg Milch pro Lebenstag! Tabelle 2: Mittlere Lebenseffektivität, Prüfungsjahr 2013 (Quelle: LKV Jahresbericht)

Rasse

Mittelwert

Beste 25 %

Beste 5 %

Fleckvieh

9,2

12,3

16,1

Braunvieh

9,4

12,8

16,9

Holstein Friesian

11,2

14,8

19,1

Gesamt

9,4

12,6

16,6

Selbst das „bessere“ Viertel unserer Fleckviehkühe erreicht das Ziel nicht!

Seite 3 von 15

Eine Datenerhebung von Milchviehbetrieben zeigt, dass Verbesserungspotentiale gegeben sind. Abbildung 1: Lebenstagsleistung von einem Arbeitskreis Milchvieh

17

Zielwert HF

Lebenstagslesitung

16 15 14

Zielwert FV

13 12 11 10

Die Lebenstagsleistung, ein Begriff der das produktionstechnischen Know How des Betriebes wiederspiegelt: Berechnen Sie einmal selbst Ihre Lebenstagsleistung und vergleichen es mit den Zielwerten!

3. Schüttelbox – Was bringt der Einsatz? Der Wiederkäuer muss ausreichend lange / oft wiederkauen, um einer Pansenübersäuerung vorzubeugen. Damit er dazu angeregt wird, müssen die Futterpartikel ausreichend lang sein, d.h. es muss „Struktur“ in der Ration sein! Die Schüttelbox (Particle Size Seperator) kann helfen, helfen die en die Strukturversorgung zu beurteilen! Das ganz linke Sieb (Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.) ist das sog. Obersieb, dann kommt das Mittelsieb und das ganz rechte ist die Auffangschale.

Es

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werden ca. 300 – 400 g des Futters auf das oberste Sieb gelegt. Dann wird die Box 5 x in einer Richtung geschüttelt und dann wird sie um ein Viertel gedreht. Insgesamt wird diese Prozedur 8 x wiederholt. Dann werden die Inhalte der einzelnen Siebe ausgewogen. Abbildung 2: Schüttelroutine, Quelle: Bonsels LLH Hessen

Vor dem Aussieben sollten Kraftfutterpellets, die noch im Obersieb verblieben sind per Hand in die Auffangschale aussortiert werden! Andernfalls würde das Ergebnis verfälscht. Sollte die Ration keine Voll – TMR sein, ist die zusätzliche Kraftfuttergabe zu berücksichtigen. Je kg Kraftfutter sind der Auffangschale 2 Prozent hinzuzurechnen (z.B. erhöhen 5 kg KF den Anteil im Untersieb um 10 Prozent). Die Anteile im Ober- bzw. Mittelsieb werden entsprechend niedriger. Die Intensität des Schüttelns sollte gleich bleiben. Abbildung 3: Richtwerte zum Einordnen der Ergebnisse (Quelle: Gruber Tabelle, LfL)

Durch das Schütteln „spielt“ man quasi die Schichtung des Futters im Pansen nach! Die oberste Schicht ist die Faserschicht, welche auf der Pansenflüssigkeit aufschwimmt. Dieser Teil des Futters wird in der Schüttelbox im Obersieb wiedergefunden. Die Schicht B ist das mittlere Sieb und C ist das Futter in der Auffangschale. Damit die Kuh zum wiederkauen angeregt wird, ist die Faserschicht entscheidend! Deshalb sind gewisse Mindestmengen im Obersieb einzuhalten. Bei sehr feuchten Rationen, dem Einsatz von Glycerin, Melasse o.ä. „klebenden“ Futtermitteln kann das Ergebnis aber verfälscht werden: Feine Kraftfutterteilchen bleiben an den Fasern kleben und werden fälschlicherweise“ dem Obersieb zugerechnet. Dies gilt es bei der Beurteilung der Ergebnisse zu berücksichtigen.

Bild 3 Futterschichten im Pansen, Karacy 1

Seite 5 von 15 Futterverteilung im Pansen

Eine Garantie, dass beim Einhalten der geforderten Anteile in den einzelnen Siebfraktionen die Kuh an keiner Acidose leidet, kann leider nicht gegeben werden. Es ist ein weiteres Hilfsmittel um wiederkäuergerechte Ration zusammenzustellen! Ein weiterer Einsatzbereich ist die Kontrolle der Mischgenauigkeit vom Mischwagen. Dazu werden an 4 – 5 Stellen der vorgelegten Mischung im Stall Proben genommen (wobei die Probe aus dem oberen – mittleren und unteren Schwadbereich genommen wird). Anschließend werden die Proben ausgeschüttelt, gewogen und die Mengenanteile der einzelnen Fraktionen berechnet. Es sollten dann an allen Probenahmestellen rel. die gleichen Anteile in den Sieben festgestellt werden. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie einmal die Mischarbeit hinterfragen:  Mischzeit ist zu kurz oder die Drehzahl der Mischelemente ist zu gering 

Falsche Reihenfolge beim Befüllen Leichte und größere Futterpartikel bewegen sich nach oben, kleinere und schwerere Teile sinken im Futter nach unten. Allgemein gilt: Komponenten mit größeren Partikeln (z.B. Stroh) als erste und kleine schwerere (Kraftfutter) zuletzt



Mischwagen ist überladen (nach Volumen oder Gewicht)



Mischelemente sind abgenutzt ober schadhaft oder arbeiten nicht richtig

 Spezielle Eigenschaften der Futtermittel werden nicht berücksichtigt Daneben ist auch die Selektion der Tiere an sich zu kontrollieren. Vergleichen Sie hierzu einfach mal das Schüttelergebnis von frisch gemischter Ration mit dem was die Kühe z.B. 12 Stunden nach der Vorlage im Trog haben, oder die Ergebnisse des Futterrestes. Wurde sehr stark selektiert, dann werden die Anteile in der Auffangschale deutlich abnehmen! Haben Sie Interesse Ihre Ration mal zu testen? Fragen Sie dazu Ihren Fütterungsberater!

4. Der erste Schnitt 2014 – Nicht mehr weit!? Egal ob Grünroggen, Weidelgras oder das „normale“ Grünland, alle Bestände sind heuer schon weiter als die Jahre davor um diese Zeit! Wie z.B. in Bild 4 zu sehen, sind die ersten Weidelgrasbestände bereits kurz vor dem „Lagern“. Grünroggen liegt teilweise schon. Hier sollten Sie nicht mehr warten sondern, sobald die nächsten schönen Tage kommen – silieren! In einigen Betrieben neigt sich die Grassilage dem Ende zu. In diesen Fällen sollten Sie die nächste Schönwetterperiode unbedingt nutzen! Vielleicht auch nur die Wiesen zu silieren, die schon am weitesten sind. Dadurch könnte dieseSilage durchsilieren, zumindest eine gewisse Zeit, bevor die 2013er Bild 4 Weidelgrasbestand im Rottal am 09.04.2014 Grassilagen zu Ende sind. Sollte die gesamte Grünlandfläche siliert werden, das Silo aber nicht ausreichend lange verschlossen bleiben können, wäre es ratsam einen Teil in einem kleineren Silo einzusilieren. Seite 6 von 15

Rundballen wären natürlich auch eine Möglichkeit. Dann könnte zumindest der größte Teil der Silage ausreichend lange silieren. So kann das Risiko einer Nacherwärmung deutlich reduziert werden. Unvollständig durchsilierte Silagen sollten nicht verfüttert werden! Falls dies, wie im Frühjahr 2014 leider des Öfteren - nicht anders möglich sein wird, sollten diese verschnitten werden. Ein weiterer Grund heuer frühzeitig zu silieren.

5. Trendreport erster Schnitt 2014 – Aufwuchsmessung Auch dieses Jahr wird im Rottal wieder die Aufwuchsmessung durchgeführt. Die erste Probenahme erfolgte bereits am Montag, 07.04. 2014. Wie in Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. zu sehen, standen am 07.04. bereits gut 30 cm Aufwuchs auf der Wiese! Der festgestellte Ertrag lag bei rund 23 dt / TM ha! Nach Abzug von Werbungsverlusten und der „Korrektur“ der niedrigen Mähhöhe bei der Aufwuchsmessung dürfte mit ca. 17 – 18 dt TM / ha Erntemenge zu rechnen sein! Im Vergleich zu den letzten beiden Jahren (2012 und 2013), ist der Bestand ca. 2 - 3 Wochen weiter! Von den Inhaltsstoffen her war der Aufwuchs am Montag mit rund 7,3 MJ NEL und 20,5 % Rohprotein von bester Qualität! Der ADF – Wert betrug 203 g / kg TM – es handelt sich um „junge Ware“! In den vorherigen Jahren wurde dieser Wert erst 1 – 2 Wochen jedoch später erreicht! Auch dies zeigt, dass die Bestände schon weiter sind! Der Aufwuchs enthielt gut 140 g Zucker und 466 mg Nitrat / kg TM. Bei beiden Werten hätte man u.U. deutlich mehr erwartet. Aber wer weiß, was die weitere Entwicklung bringt! An den anderen Aufwuchsmonitoring Standorten in Bayern wurden v.a. beim Nitrat z.T. extreme Werte gemessen – über 2.400 mg Nitrat / kg TM! Diese Werte liegen zwar noch unter dem Grenzwert von 5.000 mg, aber sie sind schon beachtlich! Man sieht, es kann auch anders aussehen! Die Situation auf Ihren Flächen kann wieder ganz anders Silierreifer Grasbestand aussehen. Aber eines wird heuer überall rel. gleich sein: die Bestände sind weiter als sonst (wie bereits beschrieben 2 – 3 Wochen)! Kontrollieren Sie Ihre Wiesen, heuer werden wir früher mähen müssen! Je nach Lage (z.B. im Rottal) wird es heuer schon um Ostern zu silieren sein. In anderen Regionen Niederbayerns vielleicht eine Woche später! Warten Sie nicht zu lange! Sonst fahren Sie zwar viel, aber auch alte Ware heim! Eine Anschließend Sollten Sie unbedingt eine Futteruntersuchung durchführen! Die Ertragsermittlung am 14.04. 2014 ergab einen Trockenmasseertrag von ca. 32 dt TM / ha! Nach Abzug von Ernteverlusten und Berücksichtigung einer höheren Mähhöhe ergab sich eine Erntemenge von ca. 27 dt TM / ha! Der Bestand ist silierreif! Seite 7 von 15

6. Zucker und Nitrat – Probleme im ersten Schnitt 2014? Die aktuelle Witterung und die Futtersituation lassen den Gedanken an erhöhte Nitratgehalte aufkommen! Die ersten Untersuchungen aus dem Rottal können dies nicht ganz bestätigen, aber wie wir wissen, kann sich das sehr schnell ändern! Bereits in vorherigen Ausgaben des Infobriefes wurde dieses Thema beschrieben. Wichtig ist, dass man einfach auf Nitrat untersuchen lassen muss! Die Kosten hierfür liegen bei nur 9 €! Ob es nun wirklich zu erhöhten Nitratgehalten kommt oder nicht, hängt in erster Linie von der Witterung ab. Ändern kann man jetzt eigentlich auch nicht mehr wirklich etwas! Es geht darum zu wissen was drin ist, um dann in der Fütterung dementsprechend zu reagieren! Die Kuh „verträgt“ ca. 5.000 mg Nitrat / kg TM (Gesamtfutteraufnahme). Sind die Werte in Gras- und auch in der Maissilage bekannt, einfach mal den Wert in der Gesamtration berechnen. Kommt man über den Grenzwert, muss die Ration umgestellt werden! Die „Problemsilage“ mit nitratärmeren Silagen verschneiden. Dies kann durch eine andere Grassilage, durch mehr Mais oder durch Heu/Stroh erfolgen. Vergessen sollten Sie auch nicht, dass Kraftfutter den Nitratgehalt in der Gesamtration senkt. Ein ganz wichtiger Punkt ist in dem Zusammenhang die wiederkäuergerechte Ration! Ein gesunder Pansen (und damit eine gesunde, robuste Kuh) kommt mit Nitrat besser zu recht! Der „Grenzwert“ von 5.000 mg / kg TM gilt übrigens für wiederkäuergerechte Rationen. Ist dies nicht der Fall, kann die Kuh bereits bei geringeren Gehalten Probleme bekommen! Sonnige Tage, kühle Nächte und wenig Wachstum – die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt: bei solchen Witterungsverhältnissen ist mit hohen Zuckergehalten im Aufwuchs und somit u.U. auch in den Silagen zu rechnen. Genau wissen wird man es erst, wenn das Gras im Silo ist und untersucht wurde! Das Entscheidende an hohen Zuckergehalten, ist zum einen die Kenntnis und das richtige Handeln! Man sollte nicht unterschätzen, dass Herden mit Acidose zu kämpfen haben, obwohl die Rohfaser und Strukturversorgung ausreichend ist. Ursache ist ein zu hoher Gehalt an Stärke und Zucker (oder der Gehalt an Zucker)! Tabelle 3: Grenzwerte für Kohlenhydrate in Milchviehrationen (nach Hoffmann, LKV Sachsen)

Optimum

Grenzwert

Stärke + Zucker

g / kg TM

240 – 260

280

davon Stärke

g / kg TM

200

220

g / Tier und Tag

< 5.500

< 6.000

g / kg TM

60 – 70

75

g / Tier und Tag

< 1.200

< 1.500

davon Zucker

pansenabbaubare Stärke + Zucker

g / kg TM

Durchflussstärke

g / Tier und Tag

250 800 – 1.000

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< 1.500

Kalkulieren Sie Ihre Milchviehrationen mit betriebseigenen Grundfutteruntersuchungen! Aber was kann man machen wenn die Grenzwerte an leichtverdaulichen Kohlenhydraten überschritten werden? Nachfolgend ein paar Regeln:  Das entsprechende Grundfuttermittel in den Rationen reduzieren (im Austausch mit anderen Futtermitteln)  Die Kraftfuttermenge reduzieren  Kraftfutterzusammensetzung optimieren – Getreide raus, Körnermais, Zuckerschnitzel rein  Rohfaser-/Strukturversorgung optimieren  Puffersubstanzen einsetzen  Lebendhefen einsetzen Besonderes Augenmerk sollte auf die Kraftfuttermenge und deren Zusammensetzung gelegt werden! Ein mehr an Heu / Stroh alleine bringt bei zu viel Stärke / Zucker häufig nicht den Erfolg! Abschließend ist zu beiden Punkten – Zucker und Nitrat – ganz wichtig: Trotz aller Gefahren und Probleme – Ruhe bewahren! Lassen Sie Ihre Futtermittel untersuchen, dann können Sie richtig reagieren!

7. Trockene Silagen haben mehr Zucker Im Artikel 6 wurde bereits die Problematik erhöhter Zuckergehalte beschrieben. Ein weiterer Punkt, der beachtetet werden muss, ist der Trockenmassegehalt der Silagen. Es ist eine Tatsache, dass bei stärker angewelkten Silagen der „Restzuckergehalt“, sprich der Zucker, der nach der Silierung übrig bleibt, steigt! In Abbildung 4 sehen Sie die Ergebnisse des 1. Schnittes 2013 aus Niederbayern. Abbildung 4: „Restzuckergehalt“ im 1. Schnitt 2013 [n=450, Ndby.]

180 y = 0,0005x2 - 0,1234x + 16,494 R² = 0,4839

160 g Zucker / kg TM

140 120 100 80 60

40 20 0 150

250 350 450 550 Trockenmassegehalt in g / kg Frischmasse

650

Die Trendlinie geht deutlich nach oben – je trockener die Silage desto mehr Zucker! Seite 9 von 15

Man sieht aber auch, dass 2013 Zuckergehalte von z.T. deutlich über 100 g erzielt wurden! Wie bereits beschrieben, könnte dies fütterungstechnisch zum Problem werden! Die Höhe des Restzuckergehaltes ist natürlich in erster Linie vom Zucker im Ausgangsmaterial abhängig. Daneben ist aber der Trockenmassegehalt ein wichtiger Einflussfaktor! Die Erklärung hierfür ist relativ einfach: Je trockener die Silage ist, desto schwächer erfolgt die Milchsäuregärung in der Silage. D.h. es wird weniger Zucker in Milchsäure umgewandelt! Es werden aber auch weniger von den anderen Gärsäuren – Essig- und Buttersäure – gebildet! Es fehlt den Bakterien quasi das Wasser! Teilweise wird behauptet, dass sehr hohe Zuckergehalte, darauf hinweisen würden, dass die Silierung nicht korrekt abgelaufen ist! So einfach kann dies nicht gesagt werden. Hierfür braucht man mehr Informationen! Entscheidend ist, dass man den Zuckergehalt kennen und in der Fütterung reagieren muss! In Abbildung 5 können Sie sehen: je trockener die Silagen sind, desto geringer ist der Gehalt an Gärsäuren! Quasi der Beweis, dass in trockenen Silagen die Gärung weniger intensiv abläuft! Abbildung 5: Gärsäuregehalt (Milch-, Essig-, Buttersäure) in Grassilagen [n=150, Bayern]

200

y = 214,46e-0,004x R² = 0,377

180 g Gärsäuren / kg TM

160 140 120 100 80

60 40 20 0 100

200

300 400 Trockenmassegehalt

500

600

8. Hohe Milchharnstoffgehalte – Eiweißfutter reduzieren oder liegt es am Silo? Es ist ganz normal, dass z.B. bei Rationsumstellungen (v.a. wenn keine vorherige Rationsberechnung erfolgte) plötzlich die Harnstoffwerte sehr stark schwanken. Je nachdem in welche Richtung sie sich bewegt haben, wird entweder das Eiweißfutter erhöht oder reduziert. Eine „normale“ Vorgehensweise. Es gibt aber Situationen, in denen wie üblich die Eiweißmenge reduziert wird, aber der Milchharnstoff geht nur etwas zurück,r v.a. die Milch fällt stark ab! Berechnet man diese Rationen, findet man die Ursache meist nicht! Seite 10 von 15

Die Ursache könnte auch am Grundfutter – besonders an der Grassilage liegen! Nicht unbedingt an einem zu hohen Eiweißgehalt an sich, dies würde man ja in der Rationsberechnung sehen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Silage Nitrat hat! Aber auch das ist nicht immer der Fall. Eine weitere Möglichkeit ist Ammoniak! Diese Stickstoffverbindung wird im Pansen mehr oder weniger sofort frei (ähnlich wie Harnstoff). Die Pansenbakterien kommen kaum mehr dazu diese Verbindungen aufzunehmen / umzuwandeln und der Stickstoff muss regelrecht entsorgt werden. Dies ist dann in hohen Milchharnstoffgehalten zu sehen. Wo kommt dieser Ammoniak nun her? Aus den Grassilagen! Gerade schlecht vergorene Silagen (Buttersäure) enthalten z.T. sehr hohe Ammoniakgehalte. Dieser wird im Silierprozess durch den Abbau von Protein gebildet, dies erfolgt in erster Linie durch Buttersäurebakterien. Ein weiterer Grund auf gut silierte Silagen zu achten. Im Rahmen der Futteruntersuchung gibt es auch die Möglichkeit auf Ammoniak zu untersuchen! Was kann man aber nun machen mit solchen Silagen? Um den vorhanden Stickstoff zu nutzen, müsste man den Pansenbakterien Futter, besser Energiequellen, anbieten. Diese müssen aber sehr schnell im Pansen frei werden – z.B. Zucker. Man muss die Pansensynchronisation verbessern! Die Pansenbakterien brauchen Energie und Eiweiß zur selben Zeit, dann können sie was machen! Aber Vorsicht, viel Zucker verträgt die Kuh nicht! Es besteht sonst eine erhöhte Pansenacidosegefahr! Welche Lösungsmöglichkeiten gäbe es sonst noch?  Die bestimmte Silage in der Ration reduzieren  Verstärkt geschützte Eiweißkomponenten einsetzen Leider muss gesagt werden, es gibt Fälle, da ist auch Ammoniak keine Erklärung, aber man sollte dran denken! In einigen Fällen ist die Ursache hoher Milchharnstoffgehalte ganz einfach, z.B. wurden die Kraftfuttersilos vertauscht und es wurde anstatt Getreideschrot plötzlich Eiweiß gefüttert! Also auch an die „einfachen“ Dinge denken! Der Bereich der Abbaubarkeiten, gerade in den Grassilagen ist ein Thema in dem noch sehr viel Forschungsbedarf liegt. Schauen wir, was die Zukunft bringt!

9. Aus Fehlern lernen – Buttersäuregehalte 2013 Im Infobrief vom Dezember 2013 haben wir Sie schon einmal zu diesem Thema informieren. Das Thema Buttersäure soll aber noch etwas genauer betrachtet werden. Insgesamt wurden in Bayern 151 Grassilagen hinsichtlich Gärqualität (Gärsäuren) untersucht. Buttersäure ist die Säure, die man in der Silage gar nicht haben will! Bis zu 3 g (= 0,3 % in der TM) werden noch toleriert! Eine Ergebnisübersicht hinsichtlich Buttersäure ist in Abbildung 6 zu sehen. Gerade mal jede 4. (untersuchte) Grassilage war frei von Buttersäure!

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Abbildung 6: Buttersäuregehalte in den 2013er Silagen

buttersäurefrei 24,5% über 3 g Buttersäure 47,7%

bis 3 g Buttersäure 27,8%

Weitere knapp 28 % wiesen bis zu 3 g der Säure auf! Fast jede 2. Grassilage lag somit leider über dem Zielwert! Es wurden sogar Werte von über 50 g Buttersäure gemessen! Solche Silagen sind von der Fütterung auszuschließen! Jeder wird nun denken, buttersäurehaltige Silagen werden schon wegen ihres niedrigen Energiegehaltes nicht eingesetzt. Aber welchen Energiegehalt haben solche Silagen eigentlich? Hierzu einmal die Abbildung 7. Abbildung 7: Energiegehalt der Grassilage in Abh. vom Buttersäuregehalt, Silagen 2013

7,5

y = -0,0282x + 6,1234 R² = 0,1851

7 MJ NEL / kg TM

6,5 6 5,5 5 4,5

4 3,5 0

10

20 30 g Buttersäure / kg TM Seite 12 von 15

40

50

Auf den ersten Blick ganz klar: Steigende Buttersäuregehalte bedeuten sinkende Energiegehalte! Aber, schauen wir uns einmal den Bereich zwischen 0 und 3 g genauer an, siehe . Abbildung 8: Energiegehalt von Grasilagen 1

7,5

MJ NEL / kg TM

7 6,5 6 5,5 5 4,5 0

0,5

1 1,5 2 g Buttersäure / kg TM

2,5

3

Leichte Gehalte an Buttersäure kommen also selbst in den besten Silagen vor! Ist dies nun ein Problem? Anscheinend sind ja geringe Mengen an Buttersäure kein Hindernis für hohe Energiegehalte. Ein Punkt wird aber vergessen: die Auswirkung auf die Futteraufnahme ist meist verheerend! Man geht davon aus, dass je g Buttersäure / kg TM die Futteraufnahme um 0,4 kg TM / Tier und Tag zurückgeht! So kommt es sehr schnell dazu, dass vermeintliche Super-Silagen plötzlich schlechter Melken als vergleichsweise schwächere (energieärmere) aber buttersäurefreie Silagen! Aber was kann nun gegen Buttersäure unternommen werden?  Verschmutzung vermeiden (max. 10 % Rohasche) und Siliergut anwelken (mind. 30 %)!  Auf ausreichend Zucker in den Silagen achten, um die Milchsäuregärung zu unterstützen  Rasche, luftdichte Abdeckung  bei Bedarf Siliermittel einsetzen (DLG Wirkrichtung 1)

10. Siliermitteleinsatz – Wenn dann richtig! Immer wieder wird auf den Einsatz von Siliermitteln hingewiesen. Gerade bei den heuer z.T. sehr frühen Silierterminen stellt sich die Frage u.U. sehr oft. Die gerade beschriebenen Themen sprechen auch dafür. Alles spricht bisher dafür, dass Siliermittel der DLG – Wirkrichtung 1 – Verbesserung des Gärverlaufes eingesetzt werden sollten. Mittel der Wahl wären hier meist Milchsäurebakterien (MSB) (aktuelle Siliermittelliste: http://www.aelf-pk.bayern.de/dlg_siliermittel.pdf). Dabei handelt es sich meist um homofermentative Milchsäurebakterienstämme die ausschließlich und sehr effektiv Milchsäure

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bilden. Die Folge davon ist i.d.R. ein guter Geschmack, hohe Energiegehalte und u.U. auch hohe (Rest-) Zuckergehalte in den Silagen, alles Dinge, die erwünscht sind! Leider gibt es aber ein ABER: Ein weiteres großes Problem in den Silos ist die Nacherwärmung (aerobe Instabilität)! Nach Erhebungen in mehreren Arbeitskreisen ist leider festzuhalten, dass es in rund der Hälfte der Silagen Nacherwärmungen gibt! Ab wann spricht man von Nacherwärmung? Wenn die Temperaturdifferenz zwischen dem kühlsten und wärmsten Punkt im Silo über 5°C beträgt! Leider wird dieses Problem oft nicht erkannt bzw. leider auch unterschätzt. Dampfende Silage 1

Werden nun homofermentative MSB eingesetzt, bewirken diese eine rascheintensive Milchsäurebildung und es wird so gut wie keine Buttersäure aber auch keine / kaum Essigsäure gebildet. Darin liegt das Problem – keine / kaum Essigsäure! Solche Silagen neigen sehr leicht zu Nacherwärmung. Sollten Sie über den Einsatz von Siliermitteln der DLG – Wirkrichtung 1 nachdenken, haben aber des Öfteren Probleme mit Nacherwärmung sollte das Siliermittel unbedingt auch die Wirkrichtung 2 haben! Sonst wird aus der Top-Silage ein Flop (nach dem Öffnen). Sollten homofermentative MSB eingesetzt werden, ist es ratsam, einen Vorschub von ca. 3 m anzustreben! Eine ausreichend hohe Verdichtung, sofortiges Abdecken und sauberes Arbeiten im Silo (keine Auflockerung…) sollte natürlich generell sichergestellt sein! Hat man dann das richtige Siliermittel gefunden, ist die angegebene Aufwandmenge unbedingt einzuhalten! Die exakte Verteilung muss gewährleistet werden!

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11. Terminhinweise Im Rahmen der Eiweißinitiative Bayern werden 2 Betriebsbesichtigungen angeboten:

„Eigenes Eiweiß produzieren – Von der Wiese zum Futtertisch“ Wo? Betrieb Schlattl, Kapfham 3, 94538 Fürstenstein Wann? 23.04.2014, 9:00 Uhr  Grünlandbegehung und –Beurteilung mit ER-Berater Michael Beimler

 

Praxisbericht und Betriebsführung mit Landwirt Karl Schlattl Silocontrolling mit Florian Scharf (FZ Rinderhaltung, AELF Pfarrkirchen)

„Alternativen zu Soja – Grünland, Rapsschrot, Schlempe“ Wo? Betrieb Schult, Burgstall 3, 84367 Tann Wann? 15.05.2014, 9:00 Uhr  Grünlandbegehung und –Beurteilung mit ER-Berater Michael Beimler  Praxisbericht und Betriebsführung mit Landwirt Karl Schult  Silocontrolling mit Florian Scharf (FZ Rinderhaltung, AELF Pfarrkirchen) Unkostenbeitrag jeweils 5,-€ Eine Anmeldung zu den Terminen ist nicht nötig!

Ihr Fachzentrum Rinderhaltung in Pfarrkirchen Franz Neuhuber, Angela Dunst, Franz Ebertseder, Florian Scharf, Johannes Mautner Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfarrkirchen Fachzentrum für Rinderhaltung Lärchenweg 12, 84347 Pfarrkirchen Tel.: 08561 3004-140 Fax.: 08561 3004-139 E-Mail: [email protected]

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