In diesem Buch finden Sie

Ich bin Preuße, meine Farben sind Weiß und Schwarz In diesem Buch finden Sie 1. eine kleine allgemeine Geschichte der Druckerzeichen 2. dann eine Übe...
8 downloads 3 Views 16MB Size
Ich bin Preuße, meine Farben sind Weiß und Schwarz

In diesem Buch finden Sie 1. eine kleine allgemeine Geschichte der Druckerzeichen 2. dann eine Übersicht über die brandenburgisch-preußischen Drucker und Druckerorte 3. eine kurze Geschichte Preußens 4. das Preußenlied 5. die Brandenburg-Hymne 6. die zu Preußen gehörenden Gebiete (bis zum Königreich) 7. Drucker, die in brandenburgisch-preußischen Orten tätig waren 8. eine Geschichte der Familie Decker und der Reichs-Bundes-Druckerei B44,12.2015

Über Druckerzeichen

Über Druckerzeichen Seit dem frühen Mittelalter dienen Zeichen und Marken der Handwerker, Fabrikanten und Händler als ein von allen verständliches Signal. Bei fast allen Gebrauchs- und Schmuckgegenständen waren sie vertreten, fast alle Berufe verwendeten in mehr oder weniger deutlicher Form ein Markenzeichen. Schon im 13. Jahrhundert waren solche Zeichen in Gebrauch, klassen- und schichtenübergreifend von Adligen, Bürgern und Handwerkern verwendet. Warenmarken sind seit dem Mittelalter insbesondere bei Luxusgütern bezeugt. Ursprünglich dominierten die auch schon in der römischen Zeit geläufigen Herstellermarken, die in bzw. auf das jeweilige Produkt eingeprägt oder aufgestempelt wurden. Zu diesen Marken, unter denen die Meistermarken (z.T. mit Wappenschild) der Gold- und Silberschmiede besonders stark vertreten waren, kamen im 15. Jahrhundert Beschauzeichen (Prüf- und Gewährzeichen) der städtischen Marktkontrolle (oft Stadtwappen) bei Leinwand, Metall- und Edelmetallprodukten, welche die Funktion von Qualitäts- und Herkunftsmarken in sich vereinigten. Je stärker die Stadtbürger ihr Selbstbewußtsein entwickelten und je weitflächiger sich der Handel ausweitete, desto verbreiteter wurden diese ersten Handelsmarken und desto stärker mußte der »gute Name« für die Ware bürgen. Es war ursprünglich ein eindeutiges Zeichen für den sich entwickelnden Fernhandel (50 Kilometer waren schon fern, die Entfernung für den »Heiratsmarkt« betrug 20 Kilometer). Eine Ausnahme bilden die Marken der Steinmetzen, deren Produkte (fast ausschließlich) nur vor Ort erstellt und »gehandelt« wurde; es war eine Urhebermarke, die im 15. Jahrhundert zur »Fabrikmarke« der Bauhütten wurde. Diese Handelsmarken besaßen einen einfachen Charakter, ein schlichtes Zeichen, auf-

Über Druckerzeichen gebaut auf geraden Linien, die man in das Baumaterial ritzen konnte. Da diese Markenzeichen in dieser Ausprägung in England entstanden, könnten sie durchaus ihren Ursprung auf germanische Runen zurückführen. Ein bestimmtes Zeichen zeigte auch die Zugehörigkeit zu einem Beruf oder Handwerk oder zu einer Zunft oder Gilde, einer Gesellschaft oder einer Bruderschaft. »Er ist seines Zeichens ...« war ein Hinweis auf die Familie oder (stärker) auf den ausgeübten Beruf. Unter den Gold- und Silberschmieden besaßen diese Marken eine zusätzliche Bedeutung: nicht nur die Kunstfertigkeit der Verarbeitung wurde dokumentiert, sondern auch der Metallwert eines Schmuckstücks. Es soll hier nicht vergessen werden, daß etliche Buchdrucker Beziehungen zu den Goldschmieden (Martin Flach d.Ä. in Straßburg, Walter Schmidt [Fabritius] in Köln) hatten. Eine dritte Gruppe von Verwendern waren die Papiermacher. Diese hatten schon in den ersten »Papiermühlen« in das Sieb ein schlichtes Zeichen eingesetzt. Anton Kobergerbesaß ein Papierer-Zeichen und ein Druckerzeichen. Auch gab es einige Drucker, die Papiermühlen besaßen und von daher mit der Verwendung von »Wasserzeichen« vertraut waren; Wendelin Rihel in Straßburg war einer dieser Drucker: Er verwendete für seine Papiere wie für seine Drucke ein ähnliches Zeichen. Die Holzschnittechnik ermöglichte wesentlich differenziertere Darstellungen gegenüber einem Papier- bzw. Wasserzeichen. Deshalb finden wir unter den Druckerzeichen eine viel größere Bandbreite. Der Holzschnitt und noch besser der Metallschnitt ermöglichten eine Gestaltung, die weit über das Papiererzeichen hinausging.

Über Druckerzeichen Hier wird für das Händler- oder Herstellerzeichen der Verleger, Buchdrucker und Buchhändler den Ausdruck »Druckermarke« verwendet (das englische »Trademark« würde es noch besser treffen). Übrigens: Die Abschreiber in den Klöstern vermerkten am Schluß ihrer Abschrift in fast allen Fällen nicht ihren Namen, sondern gaben nur ein Datum und den Ort an. Selbstverständlich stellen auch andere Formen und Gestaltungen Schutzmarken dar. Buchdrucker- oder Bücherzeichen sind eine Art von Rechtssymbolen mit quasi Schutzfunktion und Qualitätsgarantie, welche die »innige geistige Verbindung des signet-führenden Druckers zu seinem Druckwerk im einzelnen wie zu seiner Produktion und Werkstatt im gesamten« unterstreichen. Jacobus Lucius d.Ä. in Helmstedt erfand eine Technik, von seinen Holzschnitten Klischees anfertigen zu können und damit andere Druckereien zu beliefern. Doch für die prinzipiell individuellen Buchdruckerzeichen galt diese Verwendung wohl nicht. Die erste dieser Handelsmarken von Druckern war vermutlich das sog. Allianzschild von Johannes Fust und Peter Schoiffer d.Ä.; es wurde verhältnismäßig schnell von anderen Inkunabeldruckern übernommen, was dafür spricht, das diese Allianzschilde zusätzlich ein Hinweis auf die Herstellungsart des Buches, nicht handgeschrieben, sondern mechanisch vervielfältigt, gewesen sein mag. In Italien entwickelte sich bei den ersten Druckern ein anderes Symbol für ein gedrucktes Buch: der sog. Reichsapfel: Ein Kreis (zumeist), der zwei- oder dreigeteilt war, ergänzt durch ein sog. lateinisches oder durch ein Lothringer Kreuz. Er symbolisierte die drei damals bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika. Er war eine Übertragung der damals üblichen Landkarten, die auch nur drei Erdteile zeigten und die als Mittelpunkt Jerusalem angaben. In den Erdkreis oder an den aufragenden Stab kamen dann die Initialen des »Besitzers« oder Verwenders.

Allianzschild von Fust und Schöffer

Über Druckerzeichen Nach der Entdeckung Amerikas wurde diese Zwei- oder Dreiteilung der Erde vereinzelt zugunsten einer Vierteilung aufgegeben (z.B. Domenico Zio oder Giacomo Vincenzi in Venedig). Der geteilte Erdapfel mit dem Kreuz war Handelsmarke geworden. Da die Verbindung von Kreis oder Kugel mit einem Kreuz oder einem Stab dem kaiserlichen Reichsapfel ähnelt, hat sich diese Bezeichnung eingebürgert; auch er war in Verbindung mit den Initialen oder einem Monogramm eine individuelle Handelsmarke. Eine besondere Verwendung in den Handelsmarken fand die Zahl 4 bzw. das Jupiterzeichen. Es war besonders in England bis zum Ende des 16. Jahrhunderts hinein ein weitverbreitetes Zeichen der Buchhändler und der Drucker. In England gehörten die frühen Drucker und Verleger der Gilde der Händler (»Worshipful Company of Stationers«) an, zu denen insbesondere Textil- und Papierhändler zählten: Der englische Erstdrucker William Caxton war gelernter Tuchhändler. Schon im 13. Jahrhundert wurde die 4 in England als Händler- oder Handelszeichen verwendet. In anderen Berufsgruppen war es sogar noch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts ein »typisches« Markenzeichen. Es lag nahe, die Form des Reichsapfels mit der Zahl 4 zu verbinden, denn die 4 hatte für alle Händler und Hersteller eine besondere Bedeutung, auf die wir eingehen wollen. Die 4 bildet eine geometrische Figur, klar und übersichtlich, das Viereck, das Tetragon, galt als vollkommen und festbegründet. 1 + 2 + 3 + 4 ergibt 10, die umfassende Einheitszahl. 4 Himmelsrichtungen, 4 Finger ergeben eine Handbreit, vier Handbreiten sind ein Fuß. 4 Temperamente (Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker und Sanguiniker) unterscheiden die Menschen voneinander, 4 Elemente (Feuer, Erde, Wasser, Luft) bilden die Grundlage des Lebens (die Quintessenz wurde später gefunden und war nicht das, was man erwartet hatte).

Druckermarke von Nicolas Leconte

Über Druckerzeichen Die Bibel wird ausgelegt nach historischen, allegorischen, moralischen und anagogischen Prinzipien, 4 Paradiesflüsse (Gihon, Euphrat, Tigris und Pischon) gibt es, wo die himmlische Kuh aus vier Eutern vier Milchströme aussendet. Im Sufi gibt es vier Stufen zu Gott: Scharia, Tariqa, Haqiqa und Marifa. Vier Sonntage kennzeichnen die Ankunftszeit (Ad te levavi, Populus Sion, Gaudete, Rorate). Das Kreuz Christi hat vier Enden: Höhe, Länge, Breite und Tiefe. Vier Bücher allüberall: vier Vedas (Rig Veda, Yayur Veda, Sama Veda, Atharva Veda), vier heilige Bücher kennt der Islam (Thora, Psalmen, Evangelium, Koran). 4 »Edle« gibt es in China: Bambus, Pflaumenblüte, Orchidee und Chrysantheme. Der römische Gott der Händler war Merkur, dessen Geburtstag im vierten Monat gefeiert wurde, der französische Mittwoch, der vierte Tag der Woche, ist nach Merkur, Mercredi (italienisch Mercoledi), benannt. Die vierte Stufe der Kabbala (hebr. sod) wiederum zeigt das Jupiterzeichen, das der 4 sehr ähnelt. Jupiter (Optimus Maximus), der Herr der Blitze, war der Beherrscher des Himmels, die Drucker waren die Beherrscher der Schrift. 4 ägyptische Göttinen gelten als Schutzengel: Isis, Selket, Maat und Nephthys. Die 4 verweist auf die vier Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes); auf die vier großen Propheten (Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel) und auf die vier damals besonders herausgehobenen Kirchenlehrer Augustinus, Ambrosius, Hieronymus und Gregor. 4 Gestalten sieht Ezechiel an Gottesthron: Mensch, Löwe, Adler, Stier, die wiederum mit den vier Buchstaben des Gottesnamen YHWH verbunden sind. Die Verbindung von 4 und Kreuz ist schon in der alten byzantinischen Kirche zu finden und dokumentiert die weltumspannende Macht des Kreuzes Christi.

Druckermarke von Jean Alexandre mit »Jupiter-Vier« und drerigeteiltem »Reichsapfel«

Über Druckerzeichen Die Form der 4 wird auch damit erklärt, es handele sich um eine Abkürzung des Namen Christi: »y h s« oder »i h s«, wobei der Aufwärtsstrich des »h« mit einem Querstrich verbunden wurde und damit ein Passionskreuz bildet; ergänzend kam an der Spitze dieses Aufwärtsstrichs ein schräger nach unten verlaufender Strich hinzu. Doch kommt die Zeichnung »4« nicht aus einem anderen Kulturkreis? Verschiedentlich wird das Zeichen, das in diesem Buch als 4 beschrieben wird, »Winkel« genannt, doch könnte es nur den Aufstrich zwischen Kreuzbalkenende und Kreuzspitze meinen. Das durch Winkel (in diesem Sinne), durch den halben Kreuzbalken und Kreuzstamm entstehende Feld bildet ein Dreieck, ein Hinweis auf die Dreieinigkeit? Das Jupiterzeichen, eine schön geformte 4, wird für das chemische Element Antimon genutzt, das wiederum bei den Alchimisten der »graue Wolf« ist, der den Löwen (das Gold) verschlingt. Und bekanntlich ist Antimon seit altersher für den Guß der »bleiernen« Lettern unabdingbar. Die 4 ist kein Monogramm, und sie tritt selten allein auf. Die häufigste Form bei den Buchdrucker- oder Bücherzeichen ist die Zahl in Verbindung mit einem Kreuz. Verschiedentlich werden zusätzlich das Monogramm oder einzelne Anfangsbuchstaben hinzugefügt. 1491 zeigt Johannes Hamann dictus Hertzog aus Landau, Drucker in Venedig, ein rechteckiges Signet mit dem Reichsapfel und einem Lothringer Kreuz zusätzlich die 4, alles miteinander verbunden als Handelsmarke. Der nächste Drucker in Italien mit einer solchen Marke ist 1496 in Venedig Theodorus de Ragazonibus de Asula dictus Bresanus. Dann kommen Wendelin Winter und Michael Otter 1509.

Anton Kobergers Zeichen

Über Druckerzeichen In Frankreich ist es der aus Kreuznach stammende Drucker Johann Philipp, der mit Georg Wolf aus Baden in Paris eine gemeinsame Officin betrieb, und der 1496 als erster die 4 in seiner Druckermarke benutzt; auch sein Sohn Gaspard verwendet eine 4 als Schutzmarke. Der erste Drucker in England mit einer 4 ist Nicholas Leconte, der sie 1494 in dem von Wolfgang Hopyl in Paris gedruckten Buch des J. de Garlandia »Synonyma« verwendet. Der in Köln und Brügge zum Drucker ausgebildete englische Erstdrucker William Caxton, dem die erstmalige Verwendung der 4 zugeschrieben wird, zeigt in seinem Signet von 1487 in einem Missale für Sarum als Randschmuck Vierecke mit einem Stern, jedoch kein an eine 4 erinnerndes Zeichen. Die nächsten in oder für England arbeitenden Drucker mit einer 4 in der Handelsmarke waren die Buchhändler und Verleger Frederic Egmont und Gerard Barrevelt 1494. Ihnen folgt der Drucker Julian Notary im Jahr 1496. Im 16. Jahrhundert ist die 4 als Handelsmarke unter den frühen Druckern europaweit verbreitet. Zumeist wird die 4 in Verbindung mit einem Kreuz (in verschiedenen Ausformungen) verbunden. Die ursprünglich englische 4 wird in Frankreich und Deutschland erheblich häufiger als Teil der Handelsmarke eingesetzt als im Mutterland der »Trademark«. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gelangt die Handelsmarke des Herstellers (Drucker oder Verleger) von den hinteren Seiten auf das Titelblatt. Sie wird verbunden mit dem schmuckvollen Titel und der ornamentalen Umrahmung. Fabelwesen und echte Tiere und Menschen halten das Signet. Die Druckerzeichen werden Verlegerzeichen, weil die Technik der Herstellung inzwischen ein einheitliches Niveau erreicht hat und es jetzt noch stärker auf den Inhalt einer Schrift

Über Druckerzeichen ankommt, auf die Werktreue. Die konnten nur Verleger garantieren, die entweder selbst Gelehrte waren oder aber wie Aldo Manuzio gelehrte Korrektoren beschäftigten. Verleger im heutigen Sinn gab es damals nicht. Deren Tätigkeit ist so zu verstehen, daß ein Buchhändler oder Buchdrucker auf eigene Rechnung (und Gefahr) ein Werk druckte oder aber branchenfremde Kaufleute oder mehrere Drucker bzw. Buchhändler gemeinsam die Herausgabe einer Schrift finanzierten oder sich beteiligten. Viele Drucker, die auf eigene Rechnung für den »unsichtbaren« Markt produzierten, starben verarmt.

Übersicht über Drucker

Übersicht über die Drucker Kursiv: Drucker ohne eigene Officin in brandenburgisch-preußischen Gebieten Adam, Michael Adler, Jacob Amelung, Johann Georg Andreae, Henning Auerbach, Salomon Aurifaber, Andreas Autein, Laurens Ayrer, Marcus Bartge, August Günther Barth, Hans Bauer, Konrad Baumgarten, Konrad Beckenstein, Simon Beckmann, Andreas Beckmann, Friedrich Beckmann, Johann Christoph Bergen d.Ä., Gimel Bergmann, Johann David Bernhaus, Dietrich Betzel, Andreas Biestkens d.Ä., Nicolaes Bißmarck, Christoph Blanck, Cornelis

Boccer, Hermann Bodenhausen d.Ä., Wendelin Bodenhausen d.J., Wendelin Boel, Joachim Böheim, Paul Bonenberger, Ludwig Bothe, Georg Böttcher, Johann Brüxer, Martin Buchta, Christoph Enoch Calvisen, Theodor Philipp Campe, Berger Canin d.Ä., Jan Cattepoel, Johann Claßen, Johann Friedrich Coepsel, Johann Corell d.Ä., Achatius Daubmann, Bonifatius Daubmann, Hans Deffner, Georg Diebruch, Gerlach Diest, Samuel van

Dietmar, Wolfgang Donat, Paul Dörffer, Johann Dörffer, Zacharias Drechsler, Johann Christoph Drechsler, Barbara Helena Duncker d.Ä., Andreas Eichorn, Andreas Eichorn, Friedrich Eichorn d.Ä., Johann Eichorn d.J., Johann Eichorn d.J., Katharina Eichorn, Samuel Endter d.J., Georg Ernst, Johann und Ernst, Margaretha Ernst, Johann Nikolaus Esker, Jakob Etienne, Jean und Paul Naudé Francke, Johann Fränkel, Abraham Israel

Übersicht über Drucker

Frankfurter, Zebi Hirsch ben Josef ha-Levi Freimuth, Peter Freytag, Christoph und seine Witwe Frisch, Johann Kaspar Gaubisch, Urban Gebhard, Johann Gehne, Andreas Gernemann, Ernst Friedrich Gerritszoon, Pieter Gesottenwasser, Johannes Gevard, Nikolaus Giesecke, Matthias Gilberti, Matthäus Götzke, Georg Gräber, Paul Gronenberg, Simon Grüneberg, Christian Grunert, Johann Güssow, Andreas

Hartmann, Friedrich Hartmann, Johann Heddewig, Johann Matthaeus Heddewig-Gölckens, Anna Elsaben Heinichen, Gottfried Heise, Heinrich Henckel, Christian Hentzke, Michael Hess, Martin Hilden, Wilhelm Hoffmann, Galle Holt, Johannes von Hoogenhuysen, Andries van Höpfner, Samuel Hornung, Johann Horwitz d.Ä., Meschullam Salman Humm, Anton Hutter, Elias Hynitzsch, August Martin Hynitzsch d.Ä., Johann Erasmus Hynitzsch d.J., Johann Erasmus

Haberklee, Willibald und Thomas Retsch Hagen, Moritz Hanau d.Ä., Johannes

Jablonski, Daniel Ernst Janow, Martin Janszoon, Claes Johann, Sebastian, von Ingolstadt

Kallenbach, Helwig Kallenbach d.J., Menno Karweysse, Jakob Kempf, Pankratz Kirchner d.Ä., Ambrosius Kirchner d.J., Ambrosius Kirchner, Emeran Kirchner, Wolfgang Knappe d.J., Hans Koch, Joachim Koch, Michael Koch, Nikolaus Kolwald, Andreas Konrad von Herzogenaurach Krebs, Johann Jakob Kretschmann, Jeremias Kuse, Jakob Kwicel, Johann Lacher, Ambrosius Lamparter, Nikolaus Landsberg, Martin Lauer, Christoph Lentz, Johann Liebpert, Ulrich und Christoph Süßmilch

Übersicht über Drucker Lotter, Michael Lufft, Hans Lupp, Andreas Mahler, Christian Malecki, Hieronymus Malecki, Johann Mamphras, Jeremias Märtens, Johann Wilhelm Martius, Johann Nikolaus Mense, Pascha Mertz, Wolfgang Meulen, Cornelis van der Mintzel, Gottfried Mintzel, Johann Albrecht und Mintzel-Has, Maria Minzel, Johann Conrad Mintzel, Martin Möller, Christian Müller d.J., Georg Müller, Johann Müller, Johann Daniel Müller, Matthäus Müntzer, Thomas Murrer, Balthasar Mylius, Johann Burchard

Nacke, Christoph Naudé, Paul Oelschlägel, Melchior Johann Oettinger, Heinrich Osterberger, Georg Osterberger-Daubmann, Kordula Oujezdsky, Alexander Palm d.Ä., Joachim Pettenberg, Hermann Pfeiffer, Michael Pfeilschmidt d.Ä., Matthäus Pfeilschmidt d.J., Matthäus Pieterszoon d.J., Berend Piler, Johann Pohl, Wendelin Preuß, Samuel Rauscher, Martin Raven, Johann Redelhamer, Adam Christian Redelhamer, Christoph Regelein d.Ä., Johann Friedrich Reich, Jakob Reiniger d.J., Simon

Retsch, Thomas und Haberklee, Willibald Reusner, Friedrich und Katharina Reusner Reusner, Johann Rhete, David Rhete, Friedrich Ludwig Rhete d.Ä. Georg Rhete d.J., Georg Rhete, Johann Valentin Richtzenhan, Salomon Röber, Johann Röder, Ludwig Rödinger d.Ä., Christian Roger, Robert Rosenbüchler, Peter Rösner, Erasmus Ross, Wilhelm Rötel, Caspar Rüdiger, Johann Michael und Rüdiger, Johann Andreas Runge d.Ä., Christoph Runge d.J., Christoph Runge, Georg und Runge, Maria Katharina

Übersicht über Drucker

Sabon, Jacob Sachse, Johann Sachse, Moritz Salfeld d.Ä., Christoph Salfeld d.J., Christoph Salfeld, David Salfeld, Johann Andreas Salfeld-Radicke, Marie Saß, Franz Saß, Johann Schedler, Paul Schilling, Johann Schleer, Johann Schmaus, Erhard Schmid, Johann Schmidt, Andreas Schmidt, Heinrich Schmidt, Joachim Schmidt, Johann Schmidt, Peter Schneior, Josef ben Salomo Schönfels, Georg Schulting, Nikolaus Schultz, Heinrich Schultze, Georg

Schwartz, Michael und Schwartz, Maria Schwartze, Tobias Segebade, Josua Segebade, Lorenz Seidner, Andreas Seuberlich, Lorenz Sievert, Johann Heinrich Silberling d.Ä., Tobias Söhnicke, Christoph und Soter, Johann Soter, Melchior Starck, Daniel Stegmann, Josua Steiner, Johann Süßmilch, Christoph Syrwint, Hermann Thiele, Valentin Thurneysser zum Thurn, Leonhardt Til, Laurent Tretter, Martin Unbekannter Drucker in Berlin (1484) Utz, Anton Verstegen, Gerhard

Voigt, Moritz Voltz, Nikolaus Vorborger, Johann und Konrad von Herzogenaurach Walde, Joachim Walter, Carl Walther, Hans Wegner, Gottfried Weingärtner, Kaspar Weinrich, Hans Weiß, Hans Werth, Abraham von Westval, Joachim Wolphardt, Bernhardt Wolphardt, Heinrich Wolrab d.J., Nicolaus Wylicks, Reynder Wyngaerden, Adrian van Zeisse, Johann Zeitler, Christoph Zeitler, Christoph Andreas Zinna, Kloster Zuttere, Pieter Anastasius de Zypsen, Matthias

Übersicht über Druckorte

Übersicht über die Druckorte Kursiv: Druckorte außerhalb brandenburgischer Gebiete Allstedt: Müntzer, Thomas Altdorf: Bauer, Konrad Ansbach: Böheim, Paul; Hornung, Johann; Kretschmann, Jeremias; Lauer, Christoph; Lentz, Johann Antwerpen: Lupp, Andreas; Sabon, Jacob Barth: Seidner, Andreas Basel: Decker, Georg; Decker d.J., Johann Heinrich; Decker d.Ä., Johann Jacob; Decker d.J., Johann Jacob Bayreuth: Amelung, Johann Georg; Gebhard, Johann; Minzel, Johann Conrad; Schmaus, Erhard Berlin: Buchbinder, Baruch; Decker, Gustav; Decker d.Ä., Johann Georg; Decker d.J., Johann Georg; Decker, Rudolph Ludwig; Eber, Gregor; Gesottenwasser, Johannes; Hentzke, Michael; Hilden, Wilhelm; Jablonski, Daniel Ernst; Liebpert, Ulrich; Lupp, Andreas; Neumark, Jehuda Löb ben David; Neumark, Nathan ben Löb; Rofe, Aaron ben; Roger, Robert; Rüdiger, Johann Andreas; Rüdiger, Johann; Runge d.J. Michael; Christoph; Runge, Georg; Runge, Maria Katharina (Thesendorff);

Salfeld, David; Salfeld, Johann Andreas; Schlechtiger, Gotthard; Schultze, Georg; Speidel, Burkhard; Süßmilch, Christoph; Thurneysser zum Thurn, Alexander; Thurneysser zum Thurn, Leonhardt; Trogel, Martin; Unbekannter Drucker 1484; Voltz, Nikolaus; Weiß, Hans; Wiener, Gerson; Zypsen, Matthias Beuthen: Dörffer, Johann Brandenburg: Gernemann, Ernst Friedrich; Müller, Matthäus; Palm d.Ä., Joachim Braunsberg: Freimuth, Peter; Rosenbüchler, Peter; Sachse, Johann; Schönfels, Georg; Schultz, Heinrich; Weingärtner, Kaspar Braunschweig: Duncker d.Ä., Andreas; Kolwald, Andreas Colmar: Decker d.Ä, Johann Heinrich Crossen: Möller, Christian; Schwartz, Maria; Schwartz, Michael Danzig: Baumgarten, Konrad; Beckenstein, Simon Duisburg: Bernhaus, Dietrich; Boccer, Hermann; Diest, Samuel van; Lupp, Andreas; Raven, Johann; Saß, Franz;

Saß, Johann; Schilling, Johann; Wyngaerden, Adrian van Eisenach: Gaubisch, Urban; Syrwint, Hermann Eisleben: Gaubisch, Urban Elbing: Bodenhausen d.Ä., Wendelin; Bodenhausen d.J., Wendelin; Corell d.Ä., Achatius; Corell, d.J., Achatius; Corell d.J., Achatius, Erben; Preuß, Samuel Emden: Blanck, Cornelis; Kallenbach, Helwig; Kallenbach, Menno; Zuttere, Pieter Anastasius de Emmerich: Pieterszoon, Berend; Wylicks, Reynder Erfurt: Esker, Jakob; Knappe, Hans; Syrwint, Hermann Erlangen: Regelein d.Ä., Johann Friedrich Frankfurt am Main: Beckenstein, Simon; Lupp, Andreas; Rötel, Caspar; Sabon, Jacob Frankfurt (Oder): Adam, Michael; Apel, Zacharias; Auerbach, Salomon; Ayrer, Marcus; Bauer, Konrad; Baumgarten, Konrad; Baustorf, Matthias; Beckmann,

Übersicht über Druckorte

Andreas; Beckmann, Friedrich; Beckmann, Johann Christoph; Bergen d.Ä., Gimel; Bergholtz, Andreas; Bierisch, Hans; Bonnenberger, Ludwig; Börner, Salomon; Bornhenrich, Johannes; Boyer, Andreas; Brand, Wendelin; Brenzlinger, Georg; Bronner, Andreas; Brüxer, Martin; Bude, Christoffel; Buschol, Franz; Carnal, Georg; Cisius, Simon; Coepsel, Johann; Deffner, Georg; Dierbach, Peter; Dörffer, Zacharias; Dregell, Hans; Eberhardt, Georg; Ehewald, Christoph; Eichorn, Andreas; Eichorn, Friedrich; Eichorn d.Ä., Johann; Eichorn d.J. Johann; Eichorn d.J., Katharina; Eichorn, Samuel; Elert, Ambrosius; Erhartt, Joseph; Ernst, Johann; Ernst, Johann Nikolaus; Ernst, Margaretha; Esker, Jakob; Etienne, Jean; Etz, Bonaventura; Ewaldt, Christophorus; Feierdinger, Martin; Fleischmann, Hans; Fränkel, Abraham Israel; Frosch, Hans Gürge; Fus, Joachim; Gansauge, Johann; Gaubisch, Urban; Gräber, Paul; Gregor, Thomas; Gronenberg, Simon; Grüneberg, Christian; Gubner, Martin; Gymnich, Lambert Winand; Hanau d.Ä., Johannes;

Hartmann, Friedrich; Hartmann, Johann; Hartmann, Simon; Hase, Wolfgang; Heine, Andreas; Heinichen, Gottfried; Hentzke, Martha; Heseler, Matthäus; Hoffmann, Wilhelm; Holt, Johannes von; Homberg, Johannes; Horn, Georg; Hortel, Hans; Horwitz, Abraham; Horwitz, Isac; Horwitz d.Ä., Meschullam Salman; Horwitz d.J., Meschullam Salman; Horwitz, Noach Mose; Horwitz, Samuel Feischel; Hutter, Elias; Janow, Martin; Jarman, Johannes; Jungblut, Johannes; Jüngling, Sigismund; Kin, Matthäus; Kirchner, Salomon; Klee, Caspar; Kleinhans, Alexander; Koch, Joachim; Koch, Michael; Koch, Nikolaus; Konrad (von Herzogenaurach); Kramer, Thomas; Kröle, Caspar; Lacher, Ambrosius; Lagos, Martin; Lamparter, Nikolaus; Landsberg, Martin; Lange, Abraham; Lisch, Georg; Mahler, Christoph; Mamphras, Jeremias; Mangold, Johann; Mann, Jacob; Marne, Jacob de; Meier, Petrus de; Meisner, Michael; Meltzer, Adam; Meyenburgk, Abraham; Müller d.J., Georg; Müller, Matthäus; Müntzer, Thomas; Murrer,

Balthasar; Naude, Paul; Neumann, Andreas; Nisius, Joannes; Nösseler, Johannes; Palm d.Ä., Joachim; Parchwitz, Bartholomäus; Pavus, Peter; Pettenberg, Hermann; Pfeiffer, Michael; Pfenningk, Johannes; Plack, David; Plock, Nicolaus; Polman, Johannes; Pregel, Andreas; Preuer, Franz; Radeck, Johannes; Raquet, Henrich; Reuter, Wolfgang; Rhete d.Ä., Georg; Richter, Andreas; Riedinger, Andreas; Rietzler, Thomas; Rigler, Georg; Rindfleisch, Andreas; Röder, Ludwig; Ros, Albanus; Rosenburg, Conrad; Rösner, Erasmus; Rötel, Caspar; Rualt, Johannes; Runge, Georg; Sabon, Jacob; Sachse, Moritz; Sauer, Jochem; Scharffenberg, Georg; Schedler, Paul; Schleer, Johann; Schmid, Johann; Schmidt, Andreas; Schmidt, Christoph; Schmidt, Jacob; Schneider, Georg; Schneider, Israel; Schultes, Christoph; Schuradt, Balthasar; Schwartze, Tobias; Schwenck, Victor; Seitz, Peter; Seligmann, Nikolaus; Seuberlich, Lorenz; Seyffert, Johannes; Spanshendell, Georg; Speckzer, Tobias; Steiger, Andreas;

Übersicht über Druckorte

Syrwint, Hermann; Teichmann, Matthias; Teichmann, Thomas; Tetzschmann, Johan; Tiede, Jacob; Tile, Jacob; Töpffer, Matz; Tretter, Martin; Voltz, Nikolaus; Vorborger, Johann; Wahle, Ambrosius; Wegner, Gottfried; Weint, Peter; Werner, Elias; Winkler, Adam; Wolrab d.J., Nicolaus; Zeitler, Christoph; Zeitler, Christoph, Andreas; Zimmermann, Heinrich; Zwinger, Christoph Fürth: Endter, Georg d.J.; Frankfurter, Zebi Hirsch ben Josef ha-Levi; Humm, Anton; Kaz, Moses Menachem ben Jehuda; Model, Mordechai; Schneior, Josef ben Salomo; Werth, Abraham von Groessen: Biestkens d.Ä., Nicolaes Güstrow: Sachse, Moritz Halberstadt: Bergmann, Johann, David; Hynitzsch, Johann d.J., Erasmus; Kolwald, Andreas Halle (Saale): Bißmarck, Christoph; Gaubisch, Urban; Gräber, Paul; Grunert, Johann; Henckel, Christian; Krebs, Johann, Jakob; Lupp, Andreas; Oelschlägel, Melchior Johann; Salfeld d.Ä., Christoph

Salfeld, Christoph d.J.; Salfeld-Radicke, Marie; Stegmann, Josua; Walter, Carl Hamburg: Hutter, Elias; Pfeiffer, Michael Hamm: Wolphardt, Bernhardt Helmstedt: Beckenstein, Simon Herford: Autein, Laurens; Diebruch, Gerlach; Meulen, Cornelis van der; Voigt, Moritz Hof: Martius, Johann Nikolaus; Mintzel, Gottfried; Mintzel, Johann Albrecht; Mintzel-Has, Maria; Pfeilschmidt, Johann; Pfeilschmidt d.Ä., Matthäus; Pfeilschmidt d.J., Matthäus Jena: Richtzenhan, Salomon; Rödinger d.Ä., Christian Kiel: Beckenstein, Simon Kleve: Silberling d.Ä., Tobias; Verstegen, Gerhard Kolberg: Adler, Jakob; Bothe, Georg; Campe, Berger; Felbinger (Vorname unbekannt); Kwicel, Johann; Königsberg: Aurifaber, Andreas; Claßen, Johann, Friedrich; Daubmann, Bonifatius; Daubmann, Hans; Dietmar, Wolfgang; Gilberti, Matthäus; Heise, Heinrich; Kuse, Jakob; Lange, Johann, Siegmund; Lufft, Hans; Mense, Pascha; Neycke, Georg;

Osterberger, Georg; OsterbergerDaubmann, Kordula; Oujedzsky, Alexander; Reich, Jakob; Reusner, Friedrich; Reusner, Johann; Schmidt, Johann; Segebade, Josua; Segebade, Lorenz; Til, Laurent; Weinreich, Hans Kulmbach: Haberklee, Willibald; Mintzel, Martin; Retsch, Thomas Küstrin: Söhnicke, Christoph Leipzig: Deffner, Georg; Landsberg, Martin; Schedler, Paul Lemgo: Koch, Joachim Lübeck: Janow, Martin Lyck: Karweysse, Jakob; Malecki, Johann; Malecki, Jeremias Lyon: Sabon, Jacob Magdeburg: Barth, Hans; Beckenstein, Simon; Betzel, Andreas; Boel, Joachim; Böttcher, Johann; Donat, Paul; Dörffer, Zacharias; Duncker d.Ä., Andreas; Francke, Johann; Gehne, Andreas; Giesecke, Matthias; Hoffmann, Galle; Kempf, Pankratz; Kirchner d.Ä., Ambrosius; Kirchner d.J., Ambrosius; Kirchner, Emeran; Kirchner, Wolfgang; Knappe, Hans; Lotter, Michael; Mertz, Wolfgang;

Übersicht über Druckorte

Müller, Johann; Müller, Johann Daniel; Nacke, Christoph; Oettinger, Heinrich; Pohl, Wendelin; Rauscher, Martin; Richtzenhan, Salomon; Röber, Johann; Rödinger d.Ä., Christian; Ross, Wilhelm; Schmidt, Andreas; Schmidt, Joachim; Schmidt, Peter; Seidner, Andreas; Steiner, Johann; Voigt, Moritz; Walde, Joachim; Walther, Hans; Westval, Joachim Marienwerder: Reiniger d.J., Simon Minden: Andreae, Henning; Heddewig, Johann Matthaeus; Heddewig-Gölckens, Anna Elsaben; Heydorn, Johann Ernst; Piler, Johann; Piler-Steinfurt, Catharina Elisabeth Neudamm: Runge d.Ä., Christoph Neuruppin: Thiele, Valentin Neustadt an der Aisch: Drechsler, Johann Christoph; Drechsler, Barbara Helena; Frisch, Johann, Kaspar; Mylius, Johann Burchard; Redelhamer, Christoph Nimwegen: Lupp, Andreas

Nordhausen: Hynitzsch, August Martin; Hynitzsch d.Ä., Johann Erasmus Nürnberg: Bauer, Konrad; Hutter, Elias; Kempf, Pankratz; Walther, Hans Prag: Horwitz, Isac; Horwitz d.Ä., Meschullam Salman Quedlinburg: Calvisen, Theodor Philipp; Sievert, Johann Heinrich Rees: Apt, Jan; Gerritszoon, Pieter Roskilde: Barth, Hans Rostock: Holt, Johannes von; Sachse, Moritz Schwabach: Böheim, Paul; Buchta, Christoph Enoch; Hagen Moritz Soest: Hess, Martin; Schulting, Nikolaus; Utz, Anton; Zeisse, Johann Solingen: Soter, Johannes; Soter, Melchior Stargard: Ernst, Gottfried; Ernst, Johann Wilhelm Stendal: Bartge, August Günther; Freytag, Christoph; Güssow, Andreas; Westval, Joachim Stettin: Götzke, Georg; Höpfner, Samuel; Rhete, David; Rhete, Friedrich Ludwig; Rhete d.Ä., Georg; Rhete d.J., Georg; Rhete, Johann Valentin; Starck, Daniel

Stralsund: Sachse, Moritz Wernigerode: Märtens, Johann Wilhelm Wesel: Canin d.Ä., Jan; Cattepoel, Johann; Gevard, Nikolaus; Hoogenhuysen, Andries van; Janszoon, Claes; Lupp, Andreas; Wesel, Jacob von; Wolphardt, Heinrich Wien: Bonnenberger, Ludwig Wilhermsdorf: Horwitz, Abraham; Horwitz Isac; Horwitz d.Ä., Meschullam Salman Windsheim: Redelhamer, Adam Christian; Schmidt, Heinrich Wittenberg: Auerbach, Salomon; Barth, Hans; Gronenberg, Simon; Müller d.J., Georg; Rödinger d.Ä., Christian; Schedler, Paul; Schmid, Johann; Seuberlich, Lorenz; Syrwint, Hermann Zerbst: Betzel, Andreas; Palm d.Ä., Joachim; Schleer, Johann Zinna: Kloster der Zisterzienser Züllichau: Schwartz, Michael; Schwartz, Maria

Das war Brandenburg-Preußen

Ostelbien In den Gebieten östlich der Elbe lebten slawische und germanische Stämme mehr oder weniger friedlich nebeneinander. Die wichtigsten Gemeinschaften waren die slawischen Heweller und die slawischen Sprewaner. Dann erfolgte im 10. Jahrhundert eine erste deutsche Expansionswelle. Eine zweite Völkerwanderung kam am Anfang des 12. Jahrhunderts. Das Deutsche Reich zerfiel 1512 in zehn Kreise: der österreichische, bayrische, burgundische, schwäbische, fränkische, kurrheinische, oberrheinische, niederrheinisch-westfälische, niedersächsische und obersächsische. Der obersächsische war der ausgedehnteste und verschiedenartigste Kreis, der von der Weser bis zum Baltischen Meer und von der Ostseeküste bis zum Erzgebirge reichte; zu diesem Kreis gehörte u.a. Brandenburg, Pommern und Preußen. Die Ostgrenze des Deutschen Reichs verlief nun zwischen den Stämmen der Heweller und Sprewaner, entlang der Flüsse Havel und Nuthe. Auf der östlichen Seite in Köpenick (heute Stadtbezirk von Berlin) residierte um 1150 der Sprewanerfürst Jacza de Copnic (Jaxa) von Köpenick, der der polnischen Lehnshoheit unterstand. Spandau (immer noch bei Berlin) lag damals an der Grenze von deutschem und polnischem Einflußbereich. Mit der zweiten Phase der Besiedlung durch »germanische« Völker trieb Albrecht der Bär (regierte 1157–1170) aus dem Geschlecht der Askanier die Siedlungspolitik im Osten entscheidend voran. Albrecht war nicht nur einer der damals ungezählten Provinzfürsten: Er trug die Titel Graf von Ballenstedt, Fürst und Markgraf

Kurfürst Friedrich I.

Das war Brandenburg-Preußen der Lausitz, Herzog von Sachsen, Graf von Weimar-Orlamünde, Markgraf der Nordmark und Markgraf von Brandenburg. Seit 1123 pflegte er gute Beziehungen zu dem zum Christentum übergetretenen Hewellerfürsten Pribislaw. 1134 wurde Albrecht der Bär durch Kaiser Lothar (reg. 1133–1137) zum Markgrafen der Nordmark ernannt. Der kinderlose Hewellerfürst Pribislaw-Heinrich (1127 bis 1150) vererbte sein Land an Albrecht. So konnte dieser nach dem Tod des Fürsten im Jahre 1150 die Residenz der Heweller, die Burg Brandenburg, nach einigen kriegerischen Auseinandersetzungen übernehmen, Jacza vertreiben und seine Herrschaft sichern. Vom 3. Oktober 1157 an nannte er sich offiziell Markgraf von Brandenburg (Adelbertus Dei gratia marchio in Brandenborch). Die Altmark, die Prignitz und das Havelland (Hewellerland) hatten nun einen Mittelpunkt, aus der Nordmark wurde die Mark Brandenburg. In den folgenden 150 Jahren gelang es den Askaniern, die Mark Brandenburg bis zur Oder auszudehnen. Im 12. und 13. Jahrhundert holten Albrecht der Bär und seine Nachfolger auf einem höheren technologischen Stand stehende Handwerker und Bauern in die neue Mark, die insbesondere aus der Altmark, dem östlichen Harzvorland, Flandern (daher der Begriff Fläming) und den Rheingebieten in das Land kamen. So führten diese Siedler neue Techniken, insbesondere die Dreifelderwirtschaft, den Eisenpflug und die Steinbautechnik im Bauwesen ein. Eine wichtige Rolle bei der Besiedlung spielten Holländer, die nach verheerenden Sturmfluten im eigenen Land in neue Siedlungsgebiete auswichen und mit ihrer Erfahrung im Deichbau zu den Eindeichungen von Elbe und Havel beitrugen, die in den 1160er Jahren begannen. Ihnen wurden dafür Vergünstigungen gewährt, so hatten sie für eine gewisse Zeit keine Abgaben zu zahlen, mußten keine Frondienste leisten und ihre Gemeinden erhielten Selbstverwaltungsrechte.

Kurfürst Friedrich Achilles

Das war Brandenburg-Preußen In die Mark gerufenen Adligen wurde mitsamt ihrem bewaffneten Gefolge die Aufsicht über Burgen und neugeschaffene Siedlungen anvertraut. Unter der Herrschaft der Askanier kam es zudem zu planmäßigen Gründungen neuer Dörfer und Städte. Die Orte Angermünde, Eberswalde, Frankfurt an der Oder, Perleberg, Prenzlau, Spandau und Berlin (auf einer sumpfigen Spreeinsel) erhielten unter den Askaniern das Stadtrecht verliehen. Dennoch hinkte die Mark um 1170 den besser entwickelten Gebieten westlich der Elbe hinterher. Nach Albrechts Tod im Jahre 1170 wurde sein Sohn Otto I. (1170–1184) Markgraf von Brandenburg. Die Askanier betrieben weiterhin eine Politik der Expansion in den Osten und Nordosten, mit dem Ziel, eine Verbindung zur Ostsee (Odermündung) zu erreichen, einem der damals wichtigsten internationalen Handelsmärkte. Diese Politik brachte sie in Konflikt mit ihren Anrainern, insbesondere mit Dänemark. Nach der Schlacht bei Bornhöved im Jahr 1227 sicherte Brandenburg seinen Anspruch auf Pommern. 1231 vergab Kaiser Friedrich II. (1220 bis 1250) dieses als Lehen an die damals noch unmündigen Markgrafen von Brandenburg. 1250 kam die Uckermark dazu. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts reichte die Mark Brandenburg mit der Neumark östlich der Oder und Warthe im Norden bis Stettin und im Süden bis weit in die Lausitz hinein. Im Jahre 1320 starben mit Heinrich II. (1319–1320) die Askanier in Brandenburg aus. In der Folgezeit kam es zu größeren kriegerischen Auseinandersetzungen, bis der Wittelsbacher Kaiser Ludwig IV. (1314 bis 1322) die herrschaftslose Mark Brandenburg auf seinen Sohn Ludwig I. (1323–1361) übertrug und damit unter bayerische Herrschaft brachte. Die Bayern kümmerten sich jedoch nicht um ihre Neuerwerbung, sondern behandelten die Mark als finanziell ausbeutbares Ge-

Kurfürst Johann Cicero

Das war Brandenburg-Preußen biet. Der märkische Adel lehnte diese Fremdherrschaft ab (so ist die »Feindschaft« zwischen Bayern und Preußen entstanden). Die Berliner Bürger und die Einwohner ihrer Zwillingsstadt Cölln erschlugen sogar Probst Nikolaus von Bernau und wurden dafür vom Papst mit einem Interdikt bestraft. Im September 1345 verbündeten sich brandenburgische Städte und Ritterschaften in Berlin gegen den ungeliebten Markgrafen aus Bayern. Markgraf Ludwig II. von Bayern (1351–1365) wurde erster brandenburgischer Kurfürst. Die von nun an bezeichnete »Kurmark Brandenburg« bestand aus den Teilen Brandenburgs, auf die sich der Anspruch der Kurwürde stützte; zum Zeitpunkt der Standeserhebung waren dies Altmark, Mittelmark und Neumark. Der luxemburgische Kaiser Karl IV. (1346 bis 1378) unternahm mehrere Versuche, die Mark für sein Geschlecht zu erwerben. 1373 war er schließlich mit der Zahlung von 500.000 Gulden an Otto V. von Bayern (1347–1379) und der Zuweisung der böhmischen Oberpfalz erfolgreich, und auf einem Landtag in Guben wurde das Kurfürstentum Brandenburg wie auch die Niederlausitz mit dem Königreich Böhmen, welches das bedeutendste Territorium der Luxemburger war, »auf ewig« verbunden. Damit ging die Herrschaft der Wittelsbacher in der Mark Brandenburg zu Ende und auf die Luxemburger über. Der jüngere Bruder Kaiser Karl IV. und Nachfolger Jobst von Mähren (1410 bis 1411) war an der Mark trotz der damit verbundenen Kurwürde nicht sonderlich interessiert. In der Folge sank die Macht der Luxemburger in Brandenburg gegenüber dem landständischen Adel weiter. Praktisch hatten die großen Adelsfamilien die Herrschaft übernommen. Dazu kamen umherziehende Heere und

Kurfürst Joachim Hector

Das war Brandenburg-Preußen Räuberbanden, die die wehrlose Bevölkerung ausplünderten und drangsalierten. Diese Phase der bürgerkriegsähnlichen Kämpfe brachten das Land nahe dem Kollaps. So verlangten Vertreter der märkischen Städte im Jahre 1410 von Kaiser Sigismund von Luxemburg (1411–1437) entschiedene Maßnahmen, um das Land zu befrieden. Sigismund entsandte seinen stets an seiner Seite kämpfenden treuen Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg (1415–1440) aus dem Geschlecht der Zollern in die Mark Brandenburg. Die Bereitschaft Friedrichs VI., auf eine schlecht erreichbare Insel in einem Nebenfluß der Havel zu ziehen, mag auch damit erklärt sein, daß sich der Machtbereich eines Nürnberger Burggrafen zu diesem Zeitpunkt nur noch auf seine Burg beschränkte. Die Zollern saßen erst seit 1192 in dieser Burg. Schon 1219 war die Handelsstadt Nürnberg mit dem Großen Freiheitsbrief von Kaiser Friedrich II. (1196–1250) eine Freie Reichsstadt geworden. 1427 verkaufte Friedrich VI. seine Burg an den Rat der Stadt Nürnberg; er und seine Nachfahren durften den Titel »Burggraf von Nürnberg« bis 1918 tragen. Ein Titel war wohl mehr wert denn eine echte Burg. Im Jahr 1411 wurde Friedrich VI. zum erblichen Hauptmann und Verwalter der Mark Brandenburg eingesetzt. Er besiegte den rebellischen Adel seines neuen Besitztums und konnte schließlich die innere Ordnung wieder herstellen. 1415 verlieh König Sigismund auf dem Konstanzer Konzil (1414 bis 1418) die erbliche Würde des Markgrafen und Kurfürsten an Friedrich VI. Als brandenburgischer Markgraf wurde dieser Nürnberger Burggraf dann in der Folge als Friedrich I. von Brandenburg bezeichnet. Berlin wurde Hauptstadt in einem verarmten Land. 1437 übertrug er die Regierung der Mark auf seinen Sohn Friedrich II. (1437–1471).

Kurfürst Joachim I. Nestor

Das war Brandenburg-Preußen Infolge der Hohenzollernherrschaft stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage der Mark Brandenburg. Die Kurfürsten bauten eine effiziente Verwaltung über ihre Ländereien auf. Früher erlittene territoriale Verluste wurden durch kleinere Kriege und auf Vertragswege fast vollständig wieder ausgeglichen. Durch die Einführung der Erbfolge des Erst-geborenen, die Kurfürst Albrecht Achilles (1471–1486) im Jahr 1473 mit der »Dispositio Achillea« verfügte, wurde eine spätere mögliche Teilung der Mark Brandenburg ausgeschlossen. 1486 wurde unter dem Kurfürst Johann Cicero (1486–1499) die Doppelstadt BerlinCölln auf einer Spree-Insel inmitten des Urstromtals und sumpfiger Wiesen offizielle Residenzstadt der hohenzollerschen Markgrafen. 1506 gründete Kurfürst Joachim I. Nestor (1499 bis 1535) in Frankfurt (Oder) eine Universität, die Viadrina. Derselbe Kurfürst stärkte seine Zentralgewalt und drängte Sonderrechte der Stände und die Selbstverwaltung der Städte zurück. So setzte er in der von ihm erlassenen Städteordnung die Rechte und Pflichten fest und verpflichtete die Stadtverwaltungen zur genauen Buchführung über Einnahmen und Ausgaben. Unter seinem Nachfolger Joachim II. Hector (1535–1571) schloß sich die Mark Brandenburg 1539 der Reformation an. Die damit verbundene Übertragung kirchlicher Ländereien in weltlichen Besitz ließ den Kurfürsten zum bedeutendsten Grundbesitzer in der Mark werden. Es ging also nicht nur um Ablaßbriefe und die »richtige« Interpretation des Abendmahls. Dies verschaffte ihm einen Vorteil in der Auseinandersetzung mit den Landständen und führte zu einer weiteren Stärkung der kurfürstlichen Unabhängigkeit. Dieser Prozeß verlief gemächlich und zog sich unter den Kurfürsten Johann Georg (1571–1598) und Joachim Friedrich (1598 bis 1608) bis ins 17. Jahrhundert hinein.

Kurfürst Johann Georg

Das war Brandenburg-Preußen 1614 erwarb Kurfürst Johann Sigismund (1608–1619) das Herzogtum Kleve, Minden sowie die Grafschaften Mark und Ravensberg. Brandenburg (und später Preußen) war ein Flickenteppich einzelner nicht zusammenhängender Gebiete. Dieses Land im Osten des Reichs war auch um 1620 kein reiches Land – gering besiedelt und verschuldet (1619 betrugen die Schulden 2.142.000 Reichstaler). Die brandenburgischen Kurfürsten übten seit 1511 außerdem durch das Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens unter Albrecht von Hohenzollern (1511 bis 1525) bzw. Herzog Albrecht von Preußen (1525–1568) die Regentschaft über das unter polnischer Lehnshoheit stehende Herzogtum Preußen aus. Vom letzten preußischen Herzog Albrecht Friedrich (1568–1578) aus dem Geschlecht der Hohenzollern, der kinderlos starb, erbte Kurfürst Johann Sigismund 1618 auch formell die Herzogswürde Preußens. Damit wurden die Mark Brandenburg und das Herzogtum Preußen in Personalunion regiert. Im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs (1618 bis 1648) wurde die Mark Brandenburg besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. In einzelnen Gebieten Brandenburgs betrugen die Bevölkerungsverluste bis zu 90 Prozent. Am Ende des Kriegs 1648 waren von 8.000 Dörfern nur noch rund die Hälfte bewohnt. Ebenso verheerend war die wirtschaftliche Situation. Schafzucht und Wollproduktion, von denen Brandenburg weitgehend lebte, waren stark zurückgegangen. Der Wiederaufbau zog sich bis weit ins 18. Jahrhundert hinein. 1648 kam durch den Westfälischen Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, auch Hinterpommern an die Mark Brandenburg. Bereits 1529 hatte Brandenburg im Vertrag von Grimitz erreicht, daß für den Fall fehlender männlicher

Kurfürst Joachim Friedrich

Das war Brandenburg-Preußen Erben der Greifen-Herzöge Pommern an Brandenburg falle; mit dem Tod von Herzog Bogislaw XIV. (1523 bis 1537) fiel Pommern juristisch 1637 an Brandenburg unter dem Kurfürsten Georg Wilhelm (1619–1640), dem fünf Jahre vorher die spätere Übergabe an Brandenburg ausdrücklich bestätigt worden war. Tatsächlich kam Pommern erst 1647 an Brandenburg. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war es Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640 bis 1688) , der die Macht Brandenburgs ausbaute und die Zentralmacht auf Kosten der Macht der Stände und Städte stärkte. 1657 erlangte Friedrich Wilhelm die Souveränität über das Herzogtum Preußen, die er sich 1660 im Vertrag von Oliva bestätigen ließ. 1675 begann der Schwedisch-Brandenburgische Krieg, in dem die Schweden das Land abermals stark verwüsteten. Ein schwedisches Heer brach in das Havelland, in die Uckermark und in die Neumark ein und plünderte die märkischen Dörfer und Städte wie zu Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs. Zudem litten die Märker unter den von den Schweden auferlegten hohen Kontributionen. Mit der siegreichen Schlacht von Fehrbellin 1675 unter Georg von Derfflinger (»Der Alte Derfflinger«, 1606–1695) gelang es, die Schweden endgültig aus Brandenburg zu vertreiben. Friedrich Wilhelm verlieh sich nach dem Sieg bei Fehrbellin den Beinamen »der Große Kurfürst«. 1679, nach dem Friedensschluß, begann ein erneuter Wiederaufbau. Der Kurfürst gründete eine kurbrandenburgische Marine, die schließlich von Emden aus, wo eine brandenburgische Garnison in der Festung Greetsiel lag, in See stach. Die Flotte bestand ursprünglich nur aus die von dem niederländischen

Kurfürst Johann Sigismund

Das war Brandenburg-Preußen Reeder Benjamin Raule aus Middelburg (1634–1707) mittels eines kurfürstlichen Kaperbriefs zusammengeraubten Schiffe, doch Raule hatte in Berlin »à toute vitesse« reüssiert: seit 1675 kurfürstlicher »Marinerath«, dann »Schiffsdirecteur« und 1676 gar »Oberdirecteur unserer Seesachen« und 1681 schließlich »Generaldirecteur de Marine« – immerhin 28 Schiffe. Mit der Kaperung der spanischen »Carolus secundus« kam Brandenburg zu seinem ersten eigenen Schiff, umgetauft auf »Wappen von Brandenburg«. 1682 erläßt der Kurfürst ein »Edict wegen Octroyierung der aufzurichtenden Handelscompagnie auf denen Küsten von Guinea« und läßt die BrandenburgischAfrikanischen Compagnie, die mit Sklaven, Gold, Elfenbein, Straußenfedern, Salz und Kautschuk handelt, errichten. Otto Friedrich von der Gröben legt im Auftrag des Kurfürsten den Grundstein zur Veste Groß-Friedrichsburg am Kap der drei Spitzen an der Goldküste (zwischen der Sklaven- und der Elfenbeinküste) im heutigen Guinea , die aus mitgebrachten Ziegeln und Balken gebaut und mit über vierzig Kanonen bestückt wird. 91 Weiße und 130 Afrikaner leben hier. Weitere Erwerbungen erfolgten in der Karibik mit St. Thomas und Arguin. 1685 wurde das Land für evangelische (hugenottische) Einwanderer geöffnet, die nach der sog. Bartholomäusnacht aus Frankreich geflohen waren. Über 20.000 Hugenotten, in der Mehrzahl Kaufleute und Handwerker, ließen sich in der Mark nieder und gaben wichtige Impulse für die Entwicklung der Wirtschaft und der Städte der Mark. Noch heute sind in der Mark die positiven Wirkungen dieser Einwanderung hochqualifizierter Bürger zu spüren. Geliebt und willkommen waren diese Neubürger nicht; in Magdeburg mußte der Kurfürst seine Untertanen nötigen, und die Berliner wollten auch unter sich bleiben. Der Kurfürst gedachte auch

Kurfürst Georg Wilhelm

Das war Brandenburg-Preußen den 15.000 Salzburger Exulanten, die 1588 in Preußen angesiedelt worden waren und dieses ferne Land vorangebracht hatten. Mit der Selbst-Krönung des Kurfürsten Friedrich III. (1688–1701) zum König Friedrich I. in Preußen (1701–1713, der »schiefe Fritz«) in Königsberg beginnt ein neues Kapitel brandenburgisch-preußischer Geschichte.

Preußen

Das war Brandenburg-Preußen

Der Deutsche Ritterorden eroberte mit aus europäischen Adligen zusammengestellten Truppen im 13. Jahrhundert das Land der Pruzzen, von deren Sprache wir nur Kenntnis durch ein Wörterverzeichnis aus dem 14. Jahrhundert haben; der älteste altpreußische (pruzzische) Text stammt aus der Zeit um 1350. Der Orden sicherte seine Eroberungen durch Burgenbau und holte deutsche Siedler ins Land. Zahlreiche Städte und Dörfer wurden gegründet. Die Unstimmigkeiten über die Landverteilung zwischen dem Orden und dem »Missions«-Bischof Christian von Preußen (1215–1245) im Kloster Oliva wurden bis vor den Papst gebracht. 1245 wurde das eroberte Pruzzenland in vier Bistümer geteilt: Ermland, Culmer Land, Pomesan und Samland, die alle dem Erzbischof von Riga unterstanden. Es dauerte jedoch bis 1283, ehe die heidnischen Pruzzen endgültig unterworfen waren. Da der Ritterorden nun schon einmal unterwegs war, eroberte er gleich noch den Osten Pommerns (Pommerellen bis Danzig); 1353 wurde diese Eroberung vom bisherigen »Besitzer« Polen anerkannt. 1309 verlegte der Deutsche Ritterorden seinen Sitz von Venedig nach Marienburg in Preußen, nach der Schutzheiligen des Ordens benannt. Im 15. Jahrhundert kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Orden einerseits und deutschen Städten und dem sog. Eidechsenbund des Kulmer Landadels andererseits um die Vormacht im Handel, abgesehen davon, daß auch Polen diesen Rittern gram war. Nach seiner Niederlage in der Schlacht von Tannenberg (1410) wurde der Orden zunehmend schwächer, mußte im Ersten Thorner Frieden und abermals im Frieden von Melnose Herrschaft und Ansprüche auf Westlitauen aufgeben.

Kurfütrst Friedrich Wilhelm

Das war Brandenburg-Preußen Nachdem sich die preußischen Stände im Preußischen Bund organisiert und sich 1454 dem König von Polen unterstellt hatten, kam es zum Dreizehnjährigen Krieg, der 1466 mit dem Zweiten Thorner Frieden endete. Der Deutsche Orden mußte Culmer Land, Ermland, Pogesanien und Pomerellen an die polnische Krone abtreten; die Gebiete wurden nunmehr Königliches oder Polnisches Preußen genannt. Der Orden verarmte, und 1457 mußte er die Marienburg an seine Söldner verpfänden (die die Burg sofort an Polen verkauften) und verlegte seinen Sitz nach Königsberg. Der Orden war außerdem dem polnischen König zu Treueid und Heeresfolge verpflichtet. 1494 erhob der deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. (1508–1519) den Deutschmeister zum Reichsfürsten. 1511 wurde Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Bruder des brandenburgischen Kurfürsten Joachim I., Hochmeister des Deutschen Ordens. Wie auch die vorherigen Hochmeister verweigerte er dem polnischen König zunächst den Treueid. Kaiser Maximilian I. schloß im Jahre 1515 Verteidigungs- und Heiratsbündnisse mit den polnischen Jagellonen und verzichtete auf die seit 1494 beanspruchte Lehnshoheit des Reichs über Preußen. Nachdem ihm die kaiserliche Unterstützung versagt worden war, schloß Kurfürst Albrecht II. nach vierjährigem erfolglosen Reiterkrieg Frieden mit Polen, säkularisierte auf Rat von Martin Luther (1483–1546) den Deutschen Orden, führte 1525 in Preußen die lutherische Reformation ein und machte den Ordensstaat zum weltlichen Herzogtum Preußen. Die erbliche Herzogswürde ließ er sich unter Anerkennung der polnischen Lehnshoheit vom polnischen König Sigismund I.

Albrecht von Brandenburg Erzbischof von Magdeburg und Mainz und Kardinal

Das war Brandenburg-Preußen (1506–1548) bestätigen. Das wiederum wurde vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nicht anerkannt. Der Deutsche Orden setzte auf einem eilig einberufenen Generalkapitel Walter von Cronberg (1527–1543) als neuen Hochmeister ein, welcher in Mergentheim bei Würzburg seinen Sitz einnahm. 1527 erhielt dieser Hochmeister vom Kaiser die Berechtigung, sich »Administrator des Hochmeistertums« zu nennen. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 wurde dieser Hochmeister durch ein kaiserliches Dekret von Karl V. (1520–1558) mit den Rechten des Deutschen Ordens mit dem Lande Preußen belehnt. Cronberg verklagte Albrecht von Brandenburg vor dem Reichskammergericht und dieser wurde 1531/34 zusätzlich unter Bann gesetzt, der jedoch unwirksam blieb. Die Weisung des Kaisers an Albrecht, den Deutschen Orden wieder in seine Rechte einzusetzen, wurde nicht beachtet. Das mag auch damit zusammenhängen, daß das Land und die Bevölkerung inzwischen mehrheitlich der Reformation anhing. Herzog Albrecht »aus dem eltesten vnd hochlöblichen Geschlecht der Columnesern vnnd Graffen von Zollern« kümmerte sich wie andere lutherische Landesherren um die Verbesserung des Bildungswesens, denn jeder seiner Untertanen sollte in der Lage sein, die Bibel selbst lesen zu können. Auf ihn geht die Gründung der Universität in Königsberg und die sog. Deutsche oder Kammerbibliothek zurück, die in den Räumen des Könisgberger Schlosses untergebracht war. Herzog Albrecht war auf dem Reichstag 1522/23 in Nürnberg durch Predigten Andreas Osiander d.Ä. (1498–1552) mit dem reformatorischen Gedankengut vertraut gemacht worden; Osianders »Rechtfertigungslehre« wich von der Martin Luthers

Kurfürst Friedrich III. König Friedrich I. in Preußen

Das war Brandenburg-Preußen ab, was später in Königsberg zu erheblichen Auseinandersetzungen führte. Die 1529 gegründete Schloßbibliothek war von vornherein zur Nutzung durch einen größeren gelehrten Besucherkreis zugänglich – nicht »öffentlich«, aber für lesekundige Bürger. Auch in den Landpfarreien wurden auf Veranlassung von Herzog Albrecht Bibliotheken eingerichtet. Regelmäßige Visitationen der Kirchenoberen sicherten einen Mindestbestand an theologischer Literatur in den Pfarreien. Nach seinem Tod im Jahre 1568 kam dessen fünfzehnjähriger Sohn Albrecht Friedrich, verheiratet mit Maria Eleonore Herzogin (und Erbin) von Kleve, an die Regierung; aus dieser Ehe stammt die Ehefrau von Kurfürst Johann Sigmund von Brandenburg. 1578 setzte der polnische König Stephan Báthory (1576 bis 1586) den Ansbacher Grafen Georg Friedrich von Hohenzollern und Herzog von Jägersdorf (1586–1603) als Administrator von Preußen ein; ihm folgte 1603 mit Joachim Friedrich erstmals ein Kurfürst von Brandenburg, dann, nach dessen Tod 1608, Kurfürst Johann Sigismund. Als Albrecht Friedrich 1618 kinderlos starb, fiel das Herzogtum Preußen an die brandenburgische Linie der Hohenzollern, zu diesem Zeitpunkt unter Johann Sigismund, hieß von nun an »Brandenburgisches Preußen« und wurde bis 1701 oft als Fürstentum bezeichnet. Im Vertrag von Wehlau 1657 verzichtete Polen auf die Lehnshoheit über das Herzogtum Preußen. Damit besaßen die Kurfürsten von Brandenburg hier, anders als in ihren im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation liegenden Territorien, die volle Souveränität. Diese Stellung nutzte Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, um sich in Königsberg zum »König in Preußen« zu krönen. Trotzdem blieb die Mark Brandenburg

Das war Brandenburg-Preußen das Kerngebiet des Hohenzollernstaats. Das bisher »Herzogliche Preußen« wurde nun »Altpreußen« genannt. Auch die Bezeichnung Ostpreußen kam schon auf. Durch den Westfälischen Frieden 1648 kam Hinterpommern, das Gebiet östlich der Oder und bis zur Ostsee reichend, endgültig an Brandenburg. Der Teil Pommerns westlich der Oder wurde zu Schwedisch-Pommern mit der Hauptstadt Greifswald. Zwar gelang es 1678 dem Großen Kurfürsten diesen westlichen Teil von den Schweden zu erobern, doch auf Druck Frankreichs im Frieden von Saint-Germain mußte er 1679 auf die eroberten Gebiete zugunsten der Schweden wieder verzichten. Auch Stettin, drei Jahre brandenburgisch, mußte er – um des lieben Friedens willen – wieder abgeben. Erst 1721, nach dem Großen Nordischen Kriegs (Rußland, Sachsen-Polen, und Dänemark-Norwegen gegen Schweden) um die Vorherrschaft im Ostseeraum, kam dieser Teil zu Preußen; auf dem Wiener Kongreß 1815 wurden die Schweden endgültig aus Deutschland vertrieben. Hinterpommern war Teil des Siedlungsgebiets der Pomesanen und vom Ende des 10. Jahrhunderts bis 1135 unter polnischer Hoheit. Die ursprünglich slawischen Greifen waren bis 1637 Herzöge von Pommern und holten zur Kolonisierung Ostpommerns deutsche Siedler, die nach und nach die Mehrheit der Bevölkerung stellten. Lediglich im östlichen Hinterpommern hielt sich mit den Kaschuben bis in die Neuzeit eine slawische Bevölkerungsgruppe. Von 1295 bis 1464 standen das südwestliche Hinterpommern unter der Herrschaft der Herzöge von Pommern-Stettin. Die anderen Gebiete gehörten in dieser Zeit zum Herzogtum Pom-

Das war Brandenburg-Preußen mern-Wolgast, von dem sich seit Ende des 14. Jahrhunderts ein gesondertes Herzogtum Pommern-Wolgast-Stolp trennte. Die Gebiete beiderseits des Unterlaufs der Persante mit den Städten Kolberg und Köslin bildeten seit dem Ende des 13. Jahrhunderts im Wesentlichen das Stift Cammin, also das weltliche Herrschaftsgebiet des Bischofs von Cammin. 1541 wurde das Land in ein Herzogtum Wolgast und ein Herzogtum Stettin geteilt. Das Stift Cammin wurde nach der Reformation ab 1556 eine Sekundogenitur für die jeweils zweiten Söhne der pommerschen Herzöge (die weiteren Söhne wurden Majore). 1648 kam Hinterpommern an die Mark Brandenburg und verblieb dort bis 1945 als Teil der Provinz Pommern. Preußen, oder präziser Ostpreußen, war reich, wohlhabend durch den Holzhandel und durch den Export und dem Handel mit Weizen. Berühmt wurde das Land durch Bernstein. MacGregor sachreibt: »Klar, golden, geheimnisvoll konnte der fossile längst versunkener Wälder an der Ostseeküste in großen Mengen gesammelt werden und wurde als Handelsgut bis ans Kaspische und ans Schwarze Meer, ans Mittelmeer und an die Atlantikküste gebracht. Bernstein war weitaus wertvoller als Silber.«

Das Preußenlied

Das war Brandenburg-Preußen

war zeitweilig eine Art Nationalhymne der Preußen. Der Dortmunder Gymnasialdirektor Bernhard Thiersch (1793–1855) schrieb 1830 in Halberstadt die ersten sechs Strophen als Geburtstagsgeschenk für den Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. (1797–1840). Die Musik komponierte 1832 der königliche Musikdirektor des 2. Garde-Grenadier-Regiments August Neithardt (1793–1861). Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben? Die Fahne schwebt mir weiß und schwarz voran; Daß für die Freiheit meine Väter starben, Das deuten, merkt es, meine Farben an. Nie werd ich bang verzagen, Wie jene will ich’s wagen. |: Sei’s trüber Tag, sei’s heitrer Sonnenschein, Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein. :|

Nicht jeder Tag kann glüh’n im Sonnenlichte; Ein Wölkchen und ein Schauer kommt zur Zeit; Drum lese keiner mir es im Gesichte, Daß nicht der Wünsche jeder mir gedeiht. Wohl tauschten nah und ferne Mit mir gar viele gerne; |: Ihr Glück ist Trug und ihre Freiheit Schein: Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! :|

Mit Lieb’ und Treue nah’ ich mich dem Throne, Von welchem mild zu mir ein Vater spricht; Und wie der Vater treu mit seinem Sohne, So steh’ ich treu mit ihm und wanke nicht. Fest sind der Liebe Bande; Heil meinem Vaterlande! |: Des Königs Ruf dring in das Herz mir ein: Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! :|

Und wenn der böse Sturm mich wild umsauset, Die Nacht entbrennet in des Blitzes Glut; Hat’s doch schon ärger in der Welt gebrauset, Und was nicht bebte, war der Preußen Mut. Mag Fels und Eiche splittern, Ich werde nicht erzittern; |: Es stürm’ und krach’, es blitze wild darein! Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! :|

Das war Brandenburg-Preußen Wo Lieb’ und Treu’ sich so den König weihen, Wo Fürst und Volk sich reichen so die Hand, Da muss des Volkes wahres Glück gedeihen, Da blüht und wächst das schöne Vaterland. So schwören wir auf’s neue Dem König Lieb’ und Treue! |: Fest sei der Bund! Ja schlaget mutig ein! Wir sind ja Preußen, laßt uns Preußen sein! :| Und wir, die wir am Ost- und Nordseestrande, Als Wacht gestellt, gestählt von Wog’ und Wind, Wir, die seit Düppel durch des Blutes Bande An Preußens Thron und Volk gekettet sind, Wir woll’n nicht rückwärts schauen, Nein, vorwärts mit Vertrauen! |: Wir rufen laut in alle Welt hinein: Auch wir sind Preußen, wollen Preußen sein! :|

Das war Brandenburg-Preußen

Die Brandenburghymne von Gustav Büchsenschütz 1923

Märkische Heide, Märkischer Sand |: Sind des Märkers Freude, Sind sein Heimatland. :| Steige hoch, du roter Adler, Hoch über Sumpf und Sand, |: Hoch über dunkle Kiefernwälder, Heil dir mein Brandenburger Land. :|

Blauende Seen, Wiesen und Moor, |: Liebliche Täler, Schwankendes Rohr. :| Steige hoch, du roter Adler, Hoch über Sumpf und Sand, |: Hoch über dunkle Kiefernwälder, Heil dir mein Brandenburger Land. :|

Bürger und Bauern Vom märk’schen Geschlecht, |: Hielten stets zur Heimat In Märk’scher Treue fest! :| Steige hoch, du roter Adler, Hoch über Sumpf und Sand, |: Hoch über dunkle Kiefernwälder, Heil dir mein Brandenburger Land. :|

Uralte Eichen, Dunkler Buchenhain, |: Grünende Birken Stehen am Wiesenrain. :| Steige hoch, du roter Adler, Hoch über Sumpf und Sand, |: Hoch über dunkle Kiefernwälder, Heil dir mein Brandenburger Land. :|

Knorrige Kiefern Leuchten im Abendrot, |: Sah’n wohl frohe Zeiten, Sah’n auch märk’sche Not. :| Steige hoch, du roter Adler, Hoch über Sumpf und Sand, |: Hoch über dunkle Kiefernwälder, Heil dir mein Brandenburger Land. :|

Hei Brandenburg allewege Sei unser Losungswort! |: Dem Vaterland die Treue In alle Zeiten fort. :| Steige hoch, du roter Adler, Hoch über Sumpf und Sand, |: Hoch über dunkle Kiefernwälder, Heil dir mein Brandenburger Land. :|

Markgrafschaft Ansbach Im Jahr 748 wurde zwischen dem Onoldsbach und der Rezat ein Benediktinerkloster gegründet. In den folgenden Jahrhunderten wuchsen Kloster und die danebenliegende Siedlung zu einer Ortschaft, zu Ansbach am Onoldsbach, zusammen. 1221 wurde Ansbach erstmals als Stadt erwähnt. 1331 wurde sie den Hohenzollern unterstellt, die sie etwa 30 Jahre später zur Hauptstadt der fränkischen Besitztümer machten. Nach der Erhöhung der Mark Brandenburg zu einem Kurfürstentum unter dem Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg blieb Ansbach als Brandenburg-Ansbach unter der Oberhoheit des Brandenburger Kurfürsten unabhängig. 1791 verzichtete der letzte Markgraf Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach (1757, ab 1769 auch für Bayreuth) gegen eine jährliche Leibrente auf sein Herrschaftsgebiet und trat seine beiden Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an Preußen ab. 1806 wurde Ansbach von Napoleon (1799/1804–1814) dem Königreich Bayern zugeordnet. Von 1523 bis 1603 waren die Markgrafen von Ansbach auch Herzöge von Jägerndorf, einem Gebiet in Nordmähren.

Das Land Brandenburg: Ansbach

Markgrafschaft Bayreuth Bayreuth wurde 1194 als Baierrute in einer Urkunde des Bischofs Otto II. von Bamberg (1177–1196) erstmals erwähnt. 1199 wird Bayreuth noch als als »villa«, Dorf, bezeichnet, 1231 wird erstmals der Begriff »civitas«, Stadt, verwendet. Herren dieser Stadt waren bis 1248 die Grafen von Andechs. Nach deren Aussterben übernahmen 1260 die Burggrafen von Nürnberg aus dem Geschlecht der Zollern das Erbe. Residenz war die Plassenburg in Kulmbach. Bayreuth entwickelte sich daher nur langsam und war immer wieder von Katastrophen betroffen. 1361 erteilte Kaiser Karl IV. dem Burggrafen Friedrich V. (1357–1398) für die Städte Bayreuth und Kulmbach das Münzrecht. 1430 wurde auch Bayreuth von den Hussiten verwüstet. Bereits 1528 (also weniger als zehn Jahre nach Beginn der Reformation) schlossen sich die Landesherren der fränkischen markgräflichen Gebiete dem lutherischen Glauben an. Im Jahr 1605 vernichtete ein großer Stadtbrand 137 von 251 Häusern. 1620 wütete die Pest, 1621 folgte ein weiterer großer Stadtbrand. 1603 wurde Bayreuth unter Markgraf Christian (1603–1655) , dem Sohn des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, Residenzstadt der fränkischen Zollern. Der Rest der Bayreuther Geschichte ist Große Oper.

Das Land Brandenburg: Bayreuth

Markgrafschaft Kulmbach Aus der Zeit um 900 n.Chr. ist eine Kleinsiedlung im heutigen Stadtteil Spiegel bekannt, die aus einem Forsthof und einem bewehrten Fronhof zum Schutz eines Übergangs über den Main bestand. Das Gebiet übernahmen später die Grafen von Schweinfurt. Der Name Kulmbach wird erstmals als »kulma« in einer Schenkungsurkunde in der Alkuinbibel zwischen 1028 und 1040 erwähnt. Der Name stammt von einem Bach, der vom Berg herunterkommt. Nach dem Aussterben der Schweinfurter Grafen kam Kulmbach durch die Heirat der Erbtochter Gisela mit Graf Arnold von Dießen an das Geschlecht der DießenAndechser. Diese Grafen erwarben weitere Gebiete rund um Kulmbach, erbauten im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts die erste Veste Plassenburg und gründeten eine Marktsiedlung und eine Kirche. 1180 verlieh Kaiser Friedrich I. »Barbarossa« (1155–1190) den Andechsern die Reichsfürstenwürde und den Titel eines Herzogs von Meranien im Norden Italiens. Um 1230 erhielt Kulmbach Stadtrechte. Anstelle der alten Plassenburg erbauten die Herzöge auf einem Bergsporn oberhalb Kulmbachs eine neue Burg. Mit dem letzten Herzog von Meranien, Otto II., der 1248 kinderlos starb, endete die Herrschaft dieses Geschlechts. Nach jahrelangen Erbstreitigkeiten fiel die Herrschaft Plassenburg und damit Kulmbach 1260 an das thüringische Grafengeschlecht Orlamünde. Diese vollendeten die neue Plassenburg und gründeten ein Kloster. 1340 übernahmen nach dem Tode des letzten Orlamünders auf Grund eines Vertrags die Burggrafen von Nürnberg das ihnen verpfändete Kulmbach und die Plassenburg.

Das Land Brandenburg: Kulmbach

Das Land Brandenburg: Kulmbach Bis ins 17. Jahrhundert war die Plassenburg Residenz des Burggrafenamts, später des hohenzollernschen Fürstentums Kulmbach unter der Oberhoheit des jeweiligen Brandenburger Kurfürsten. Durch die günstige Lage an den Straßen zwischen Nürnberg und Leipzig blühte der Handel in der Stadt – Schwerpunkt der Wirtschaft war die Textilherstellung und -verarbeitung. Im Jahre 1398 lebten in Kulmbach 1.500 bis 2.000 Einwohner. Regiert wurde die Stadt von einem herrschaftlichen Vogt, dem Bürgermeister und einem Bürgerrat. Durch die Übertragung des Fürstenprivilegs 1363, der Kurwürde und der Mark Brandenburg 1415 nannten sich danach alle fränkischen Zollern Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach. Von 1411 bis 1529 standen Kulmbacher als Kanzler an der Spitze der Verwaltung der Mark Brandenburg. Im Zuge des Wiederaufbaus der durch die Hussiten 1430 weitgehend zerstörten Stadt wurde auch die Petrikirche in spätgotischem Stil wiedererrichtet, in der unter Markgraf Georg des Frommen (1515–1543) im Jahr 1528 der erste evangelische Gottesdienst gefeiert wurde. Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Bayreuth (1541–1554) wollte ganz Franken unter seine Herrschaft bringen und ein fränkisches Herzogtum gründen. Damit zog er sich jedoch die Gegnerschaft der Bistümer Bamberg und Würzburg zu, die sich mit der Freien Reichsstadt Nürnberg verbündeten. Im Bundesständischen Krieg, auch Markgräflerkrieg genannt, nahm diese Allianz im November 1553 Kulmbach ein und plünderte die Stadt. Am 21. Oktober 1554 wurde auch die Plassenburg, deren Besatzung den Feinden bis dahin standgehalten hatte, in Brand gesteckt und zerstört. Albrecht Alcibiades, ein übler Patron

Das Land Brandenburg: Kulmbach selbst für die damaligen Verhältnisse, trieb sein Unwesen nicht nur im fränkischen Gebiet, sondern plünderte bis in die Kurpfalz hinein. Nach seiner letzten Schlacht im Jahr 1554 wurde er geächtet. Er floh zur Familie seiner Schwester Kunigunde nach Pforzheim, wo er 1557 im Exil starb.

Herzogtum Jülich-Kleve-Berg Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg waren ein Zusammenschluß der Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg und der Herrschaft Ravenstein sowie der Grafschaften Mark und Ravensberg. Zwischen 1538 und 1543 gehörten auch die heute niederländischen Territorien Herzogtum Geldern und die Grafschaft Zutphen für einige Jahre in diesen Territorialstaatenverband. Mit Beginn der märkischen Herrschaft in den Territorien dienten zunächst die Schwanenburg in Kleve und später Düsseldorf (bis 1609) als gemeinsame Residenzhauptstadt. Das Territorium wurde von 1521 bis 1609 von Herzögen aus dem Haus der Grafen von der Mark regiert. 1521 wurden die Länder Kleve-Mark (Herzogtum Kleve mit Ravenstein und der Grafschaft Mark) und Jülich-Berg-Ravensberg (Herzogtümer Jülich und Berg sowie Grafschaft Ravensberg) vereinigt. Die rheinischen Gebiete Jülich und Kleve waren überwiegend katholisch, Berg gemischt mit hohem reformiertem Anteil, und die westfälischen Gebiete Mark und Ravensberg waren überwiegend lutherisch. Doch gab es in den einzelnen Gebieten bedeutende Minderheiten der jeweils anderen Konfessionen. 1539 wurde Wilhelm V. der Reiche (1539 bis1592) Herzog; er regierte bis 1543 auch das Herzogtum Geldern und die Grafschaft Zutphen, die er 1543 an die Habsburger abtreten mußte. Seine Regierungszeit endete 1592. Dann übernahm formell der weitgehend regierungsunfähige Johann Wilhelm (1592–1609) die Herrschaft, der 1609 geistig umnachtet, kinderlos und ohne Testament ermordet wurde. Es kam 1609–1614 deshalb zum Jülisch-Klevischen Erbfolgekrieg, der dann mehr oder weniger übergangslos in den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) überging. Nach dem auch konfessionell aufgeladenen Jülisch-Klevischen Krieg fielen Kleve, Mark und Ravensberg an den ehemals lutherischen, zum Calvinismus konvertierten Markgrafen Johann Sigismund von Brandenburg. Die Herzogtümer Jülich und Berg kamen an den zum Katholizismus übergetretenen Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg aus dem Hause Wittelsbach.

Das Land Brandenburg: Jülich-Kleve-Berg

Herzogtum Berg Das Herzogtum Berg war Territorium des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und gehörte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Es war eine Grafschaft vom 11. Jahrhundert bis 1380 und dann (bis 1806) Herzogtum. Berg war mit dem Herzogtum Jülich in Personalunion verbunden. Herrschaftssitz war ursprünglich Altenberg, ab 1133 Schloß Burg und ab dem späten 14. Jahrhundert Düsseldorf. Als das Herzogtum zu Brandenburg kam, war Düsseldorf als reichsfreie Stadt nicht mehr dabei.

Das Land Brandenburg: Berg

Grafschaft Ravensberg Die Grafschaft Ravensberg lag im Osten des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises mit Bielefeld als Hauptort. Die Grafschaft war ab 1346 mit Berg, ab 1437 mit Jülich-Berg, ab 1511 mit Kleve in Personalunion verbunden. 1614 kam die Grafschaft zu Brandenburg. Unter dem preußischen »Soldaten«-König Friedrich Wilhelm I. (1713–1740) wurde die Grafschaft 1719 mit dem Fürstentum Minden als Minden-Ravensberg zusammengeschlossen. 1807 ging das Gebiet im Königreich Westfalen auf und wurde nach dessen Auflösung nicht wieder in alter Größe hergestellt.

Das Land Brandenburg: Ravensberg

Eine kurze Geschichte von Herford Herford war im Mittelalter ein bedeutendes geistliches und geistiges Zentrum. Zu dieser Zeit war es auch eine der am besten befestigten deutschen Städte mit fünf Stadttoren. 1147 wurde die Stadt reichsunmittelbar, fünf Jahre bestätigte Kaiser Friedrich I. diesen Status; auch spätere Kaiser bestätigten die Rechte von Stift und Stadt. Um 1170 wurde in Herford eine Bürgergemeinde gebildet und das Stadtrecht verliehen, wobei das Dortmunder Stadtrecht als Vorlage diente. Herford war ab 1246 Mitglied im Ladbergener Städtebund (gegründet 1246) und erhielt zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine Ratsverfassung. Um 1220 ist die früheste Erwähnung des Herforder Stadtrats nachweisbar. Er war damit einer der ersten in Deutschland. Neben den geistlichen Niederlassungen (Sancta Herfordia), das Frauenkloster wurde bereits um 800 gegründet, kam es in der Stadt auch zu einer regen kaufmännischen Tätigkeit; besonders wichtig war seit dem 14./15. Jahrhundert die Tuchfabrikation. Seit 1242 gehörte die Stadt der Hanse (vermutlich 1143 in Lübeck gegründet) an. 1631 wurde das reformatorische Herford als Reichsstadt bestätigt. Nach dem Westfälischen Frieden wurde die Stadt 1652 widerrechtlich von Brandenburg besetzt und verlor die Selbständigkeit. 1816 wurde Herford Kreisstadt innerhalb der preußischen Provinz Westfalen.

Das Land Brandenburg: Herford

Das Land Brandenburg: Minden

Minden Im Zuge der Reformation kam es 1529 in Minden zu einem schweren Konflikt, der die Bildung eines Gremiums aus 36 Männern zur Folge hatte, die fortan das Stadtregiment übernahmen. Im Folgejahr wurde eine evangelische Kirchenordnung für die Stadt Minden verkündet. Während des Dreißigjährigen Kriegs war Minden von 1625 bis 1634 durch die katholischen Truppen des Kaisers besetzt. 1634 wurde die Stadt von den protestantischen schwedischen Truppen belagert und schließlich erobert. Königin Kristina von Schweden (1632–1654), die unter dem Namen Maria Alexandra in Rom katholisch wurde, gestand der Mindener Bürgerschaft volle Souveränität in allen inneren und äußeren Angelegenheiten der Stadt zu. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam Minden 1648 in den Besitz Brandenburgs.

Magdeburg war die erste norddeutsche Stadt, die sich der Reformation anschloß. Martin Luther war 1524 nach Magdeburg gereist und hatte dort in der Kirche des Augustinerklosters und in der Johanniskirche gepredigt. Danach wurde dem Stadtwappen die Devise »Verbum Domini manet in aeternum« (Gottes Wort bleibt ewig) hinzugefügt, dieses Zitat aus 1 Petrus 1:25 und Jesaja 40:8 wurde das Leitmotiv der Reformation in Deutschland. Mit dem ersten Erzbischof aus brandenburgischem Geschlecht – Markgraf Albrecht von Brandenburg – im Jahr 1513, Nachfolger von Ernst Herzog von Sachsen (1476–1513), gelangte Magdeburg unter brandenburgischen Einfluß. Erzbischof Albrecht von Brandenburg, zugleich Bischof von Halberstadt, blieb katholisch und wurde 1514 Erzbischof von Mainz und dort 1518 Kardinal. 1598 wurde der letzte Erzbischof aus Brandenburg, Christian Wilhelm von Brandenburg, berufen, der bis 1631 amtierte. Sein Nachfolger wurde 1638 Herzog August von Sachsen. Im Westfälischen Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, wurde Magdeburg dem Kurfürstentum Brandenburg zugesagt, sobald August von Sachsen stirbt; dies geschah 1680. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg wandelte das Gebiet in ein Herzogtum Magdeburg unter seiner Führung um. Magdeburg unterstand zwar nicht der juristischen Macht des Erzbischofs, aber sein Einfluß und seine tatsächliche Macht waren bei allen Handlungen zu berücksichtigen. Die in diesem Buch genannten Drucker waren in Magdeburg tätig in den Jahren 1513–1531 bzw. nach 1648.

Das Land Brandenburg: Magdeburg

Emden wird märkisch Im 14. und 15. Jahrhundert geriet die Handelsstadt Emden in stetige Konflikte mit der Hanse, da von hier und anderen Orten in Ostfriesland die Seeräuber in der Nordsee unterstützt wurden. Folge dieses Konflikts war die mehrfache Besetzung Emdens durch hanseatische bzw. hamburgische Kräfte. Die Hamburger zogen erst 1447 endgültig wieder aus Emden ab.1495 verlieh Kaiser Maximilian I. der Stadt Emden ihr noch heute verwendetes Stadtwappen: das »Engelke up de Muer«. Zugleich wurde der Stadt das Stapelrecht eingeräumt. Alle Schiffe, die auf der Ems an Emden vorbeifuhren, mußten zunächst drei Tage lang ihre Waren in der Stadt feilbieten. Durch die Cosmas-und-Damian-Flut 1509 veränderte sich der Lauf der Ems: Verlief sie bis zur Flut noch an der Stadt und ihrem Hafen vorbei, so suchte sie sich nach dieser Sturmflut einen geradlinigen Weg in den Dollart und zur Nordsee. Der Emdener Hafen drohte zu verlanden. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kamen von den Spaniern vertriebene und verfolgte Niederländer. Die neuen Handelsverbindungen, die die Niederländer mitbrachten, bedeuteten für Emden zeitweise den Aufstieg zu einer der wichtigsten Hafenstädte Nordeuropas. Zugleich entwickelte sich Emden durch die Zuwanderung reformierter Theologen aus den Niederlanden zu einer wichtigen Stadt des Calvinismus. Der neue Reichtum der Stadt um 1600 erlaubte es, die Ems durch einen Leitdamm wieder in das alte Flußbett zurückzuführen. Dieser Damm hielt bis 1616. In jener Phase wurde zudem der Emdener Wall angelegt, der die Seehafenstadt als einzigen Ort in Ostfriesland vor den Verheerungen im Dreißigjährigen Krieg bewahrte. Ausdruck des bürgerlichen Selbstbewußtseins jener Zeit war die sog. Emdener Revolution im Jahr 1595, in deren Zuge der ostfriesische Graf Edzard II. (1560 bis 1599) vertrieben wurde und damit die Herrschaft über Emden verlor. Der 1604

Das Land Brandenburg: Emden

Das Land Brandenburg: Emden zum Stadtsyndikus berufene Rechtsgelehrte Johannes Althusius (1563 bis 1638) stärkte in den folgenden Jahrzehnten noch die Stellung der Stadt, insbesondere gegenüber den ostfriesischen Grafen und den Nachbarstädten. Mit den Niederlanden als Schutzmacht im Rücken und weitgehender Unabhängigkeit vom ostfriesischen Grafenhaus war Emden de facto eine freie Reichsstadt. Die Rückkehr der niederländischen Exilanten in ihre Heimat und mit ihnen die Handelsverbindungen und das Kapital führten zu einem deutlichen Rückgang des Emdener Seehandels. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm gründete 1882 eine kurbrandenburgische Marine, die schließlich von Emden aus in See stach. Nach der Eroberung der Festung Greetsiel durch brandenburgische Truppen und der Vertreibung des bis dahin dort herrschenden Grafen von Ostfriesland legte Kurfürst Friedrich Wilhelm eine brandenburgische Garnison in die Stadt. Das Engagement des Kurfürstentums Brandenburg, das an Emden als Basis für überseeische Expeditionen ein reges Interesse hatte, führte dazu, daß Emden unter brandenburgischem Einfluß zu weiterhin bestehender Unabhängigkeit kam. Der »Ostasiatische Handelskompanie« des Kurfürstentums war nur ein kurzes Leben beschieden. Gleichwohl waren die Stadtväter die treibende Kraft hinter dem Erwerb Ostfrieslands durch Preußen im Jahre 1744, als der letzte ostfriesische Graf kinderlos gestorben war. 1751 gründete Friedrich II. die »Königlich preußischen Asiatische Compagnie in Emden nach Canton und China«, die schon drei Jahre später wieder aufgelöst wurde. Die preußischen Jahre brachten einen – wenn auch bescheidenen – wirtschaftlichen Aufschwung.

Ermland Das Ermland war in dem hier dargestellten Zeitraum nicht preußisch, aber es ist so eng verbunden mit Ostpreußen, daß man eine Differenzierung vernachlässigen kann (jedenfalls dann, wenn man nicht aus dem Ermland kommt!). Im 13. Jahrhundert war das spätere Ermland von den einheimischen Pruzzenstämmen der Warmen (im Nordwesten), Pogesanen und Gallindier (im Süden), Natanger und Barten im (Nordosten) bevölkert. Nach der Eroberung durch den Deutschen Orden wurde das Gebiet ein Bistum und von 1466 bis 1772 ein Fürstbistum, mit einer eingeschränkten Selbständigkeit unter polnischer Oberhoheit. Der Ritterorden hatte in verhältnismäßig kurzer Zeit Galindien, Ermland, Barten, Culmer Land, Michelauer Land, Nadrauen, Natangen, Pogesien, Pomesanien, Samland, Sassen, Schaluen, Sudauen und Litauen erobert. Warmien wurde von Marienwerder aus vom Ritterorden erobert: 1237 fielen Elbing, 1239 Braunsberg und Balga. Die bedeutendsten Städte waren Elbing und Braunsberg, gegründet von Siedlern aus Lübeck; weitere Siedler zogen aus Schlesien hinzu, deren Sprache sich bis in 20. Jahrhundert erhielt. Nach den Kriegen im 15. und 16. Jahrhundert kamen auch Einwanderer aus dem Nachbarland Preußen, dem polnischen Masowien, die als »Warmiaken« eine eigene Sprache entwickelten. Diese polnischsprachigen Bürger waren loyale Bürger des Ermlands bzw. Preußens. 1234 übertrug Papst Gregor IX. (1227–1241) nach erfolgreicher Missionierung und Eroberung das Land der Pruzzen dem Deutschen Orden »zu ewigem und freiem Besitz«. 1243 wurden vier Bistümern im preußischen Teil des Ordenslandes: Ermland, Kulm, Pomesanien und Samland eingerichtet. Der polnische König Kasimir IV. (1447 bis 1492) erkannte 1464 die Selbständigkeit des Bistums an. 1466 machte der polnische König seine Zusagen wieder rückgängig, und das Bistum sollte der polnischen Herrschaft unterstellt werden.

Das Land Brandenburg: Ermland

Das Land Brandenburg: Ermland 1512 wurde das Fürstbistum Ermland kirchlich als exemtes Bistum direkt dem Papst unterstellt. 1525 wurde der Ordensstaat säkularisiert und nahm das lutherische Bekenntnis an. Die bischöfliche Regierung des Ermlands hingegen hielt am katholischen Glauben fest. Bischof Ferber bestimmte, daß Nichtkatholiken der dauerhafte Aufenthalt im Bistum untersagt wurde. Während des 2. schwedisch-polnischen Kriegs (1655–1660) gewährte der schwedische König Karl X. Gustav (1654–1660) dem Ermland kurzfristig die völlige Selbständigkeit von Polen als weltliches Fürstbistum, doch gelang es Polen mit dem Frieden von Wehlau (1657), die Oberherrschaft über das Ermland zurückzugewinnen. Den völligen Verlust seiner Souveränität erlitt das Land Ermland 1772 mit der Ersten polnischen Teilung, in deren Folge es an das Königreich Preußen fiel. Mit dem Übergang des Ermlands an Preußen verlor das Bistum den Status eines Fürstbistums und war nur noch Name einer Diözese. In der staatlichen Administration ging der Name Ermland unter.

Das Land Brandenburg: Pommern

Pommern Nach der Schlacht bei Bornhöved im Jahr 1227 erhob Brandenburg erstmals seinen Anspruch auf Pommern. 1529 hatte Kurfürst von Brandenburg erreicht, daß für den Fall fehlender männlicher Erben der Greifen-Herzöge Pommern an Brandenburg falle; mit dem Tod von Herzog Barnim XIV. fiel Pommern deshalb 1637 an Brandenburg. 1648 kam durch den Westfälischen Frieden Hinterpommern an die Mark Brandenburg. 1677 eroberte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Stadt Stettin, mußte diese 1679 aber im Friedensvertrag von St. Germain auf Druck von Frankreich wieder an Schweden zurückgeben. Später kam Stettin »endgültig« zu Preußen.

Das Kurfürstentum Brandenburg beim Tod des großen Kurfürsten 1688.

Die Drucker in brandenburgisch-preußischen Orten Nur verhältnismäßig wenige Drucker in den von Brandenburg regierten Gebieten verwendeten Druckermarken, wie sie in den westlichen Teilen des Deutschen Reichs oder in Italien, Frankreich sowie den Niederlanden üblich waren. Das mag damit zusammenhängen, daß die calvinistisch geprägte Reformation Abbildungen mit Bibelbezug zeitweise ablehnte (1529 und 1566 kam es in den Niederlanden im »beeldenstorm« und in der Schweiz zur Zerstörung solcher Darstellungen).

Drucker in Brandenburg-Preußen

Adam · Adler

Michael Adam ein getaufter Jude, stammt aus Lauenburg in Hinterpommern. Im Sommersemester 1512 war er in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. 1524/ 1525 war er als Korrektor bei Christoph Froschauer in Zürich, wo er bei der Übertragung und Durchsicht der deutschen Bibelausgaben mitarbeitete. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Jacob Adler (Jakob, Jeremias Mamphras, Mamphrasische Erben, Typis Mamphrasianis) war 1673 als Faktor in der ehemaligen Officin des Jakob Kuse (Drucker in Kolberg von 1657 bis 1665, Witwe bis 1671) bzw. des Nachfolgers Ludwig Röder tätig. Als Adler dort arbeitete, war die Officin inzwischen und schuldenhalber in den Besitz des pommerschen Geschichtsforschers Martin Range, der mit einer Tochter aus der Druckerfamilie Heise verheiratet war, übergegangen. Adler druckte Leichenpredigten und ging 1675 nach Landsberg (Warthe). Hier war er von 1675 bis 1678 als Drucker für die Erben des Stettiner Verlegers Jeremias Mamphras (Mamphrasius, Manfraß) tätig (Mamphras gab zwischen 1646 bis 1666 etwa 280 Verlagswerke heraus, seine Erben weitere fünf, die sie zumeist bei Gottfried Grosse Erben in Leipzig drucken ließen.) 1673 wird sein Sohn Karl Heinrich als Verleger im polnischen Stettin genannt. 1675 druckte Adler eine (erste) Ausgabe des »Deutsches Aerarium Poeticum, oder Poetische Schatz-Kammer in sich haltende Poetische Nahmen RedensArthen und Beschreibungen so wohl Geistals Weltlicher Sachen Gedicht und Handlungen« von Michael Bergmann. 1676 und 1677 stellt er hiervon Nachdrucke her. Im selben Jahr veröffentlicht er »Deutsches Aerarium Poeticum, oder Poetische Schatz-Kammer …«

Amelung 1678 veröffentlicht er die »Sieges Schrift des Herzogs Friedrich Wilhelm von Brandenburg« von Daniel Bandeco und einen weiteren Druck, den er unter dem Namen der »Mamphrasischen Erben« hergestellt hatte. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Georg Amelung (Literis Amelungianis, Amelungische Schriften, Amelungen) stammt vermutlich aus Hofgeismar und konnte 1687 die Bayreuther Werkstatt seines Prinzipals Johann Gebhard von dessen Tochter kaufen. 1688 veröffentlicht er »Vera Et Synoptica Species facti …«, dessen Druck von Gebhard bereits angefangen wurde. 1691 erhielt er ein Privileg und wurde fürstlich-brandenburgischer Hofbuchdrucker. Verheiratet war er mit Anna Barbara Brauer, deren Vater Faktor bei dem Nürnberger Drucker Wolfgang Moritz Endter war. 1694 druckt er von »Johann Ludwig Praschens Entwurff Des Natürlichen Rechts Nach der Lehre der Christen«. 1696 veröffentlicht er als »HochFürstl. Brandenb. Hof-Buchdrucker« »Summarische Species Facti, Ac Quaestio Iuris …«. 1697 wird von Amelung ein Druck herausgegeben, in dem »der Hoch-Ehrwürdige und Hochgelahrte Herr M. Johann Georg Pertsch HochFürstl. Brandenb. hochverordneter Kirchen-Rath … Superintendent und Inspector die in der Theologie wohlverdiente Doctors-Würde« geehrt wird. 1700 druckt er »Antoninus und Pompeianus, an dem Hoch-GeburtsFest Der … Fruen Sophien Loysen Marggräfin zu Brandenburg zu Magdeb. in Preussen … in einem Musicalischen Schau-Spiel«. Amelung stellte ungefähr 20 Drucke her. Er starb 1704. Die Erben verpachteten die Druckerei an Johann Lober. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Zusammenstellung von K Henseler November 2014

Andreae · Auerbach

Henning Andreae war Drucker von 1699 bis 1702 in Minden. Andreae hatte als Geselle bei Johann Piler in Minden gearbeitet und ging dann nach Bremen. 1699 wurde ihm in Minden bewilligt, eine Druckerei (neben der bestehenden und privilegierten Officin des Johann Piler bzw. dessen Witwe) zu errichten. 1702 untersagte ihm der Rat der Stadt den Betrieb seiner Werkstatt; er verkaufte sie an Detlef Dethleffsen in Halberstadt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Salomon Auerbach (Salomonis Auerbachii, Auerbachius, Typis Auerbachianis, Aurbach) stammt aus Meißen und war im Sommersemester 1622 als Druckergeselle an der Frankfurter Universität eingeschrieben. 1625 ist er in Wittenberg, wo er »Decas Quaestionum Illistrium Astronomicarum« von Georg Kernichen druckt. Auerbach starb 1627; seine Erben druckten erst 1630 ein Werk (»De Erysipelate« von Caspar Keil). Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Aurifaber

Andreas Aurifaber (ursprünglich Goldschmidt) stammt aus Breslau und studierte in Wittenberg, wo er 1532 zum Baccalaureus und 1534 zum Magister promoviert wurde. 1538 heiratet Aurifaber die Tochter des Buchdruckers Hans Lufft; »zwey Megdlein« werden ihnen geboren, deren sich nach dem Tod der Mutter Herzog Albrecht I. von Brandenburg-Preußen annimmt. 1539 ging er als Rektor der Marienschule nach Danzig, 1541 in gleicher Funktion nach Elbing; der dortige Bischof Paul empfiehlt ihn dem Herzog. 1542 ist er wieder in Wittenberg. 1543 wird er Dekan der Philosophischen Fakultät an der Universität Wittenberg. 1544 geht er auf Kosten des Herzogs von Preußen nach Padua, studiert dort Medizin und wird zum Doktor promoviert. 1546 wird er in Königsberg Leibarzt und Geheimer Rat des Herzogs, Stadtarzt in Königsberg sowie Professor für Medizin an der dortigen Universität. 1549 richtete Hans Lufft auf Wunsch des Herzogs in Königsberg eine Druckerei zusätzlich zur bestehenden Officin des Hans Weinreich ein. Diese Werkstatt leitete Aurifaber mehr schlecht als recht; insgesamt wurden nachweisbar 16 Werke, davon neun von Osiander, und eine unbekannte Anzahl von Universitätsschriften hergestellt. Nach dem Tod seiner ersten Frau 1549, die an der Pest verstarb, heiratet er Agnes, die Tochter des Andreas Osiander. In dem sog. Osiandrischen Streit (über die von Luther abweichende Rechtfertigungslehre) war er eine Hauptstütze der Partei Osianders, der theologische Berater des Herzogs Albrecht und sein Vermittler und Abgesandter an Universitäten und Fürstenhöfe. 1552 ist er Rektor der Universität. 1559 starb Andreas Aurifaber. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Autein · Ayrer

Laurens Autein (Laurentius, Laurans Autain, laurentii Autenii, »bibliopola in libertatis Abbatialis urbis Herfordiae districtu«, »drukker van den Fransche en Nederduitsche Kerke op de vorstelikke Vryheidt to Herford«, »Drucker der Frantzösischen und Niederländischen Kirche auff der Fürstl. freyheit zu Herfordt«, Laurentz) war Buchhändler in Amsterdam, der im November 1670 mit den Anhängern des Mystikers und pietistischen Separatisten Jean de Labadie nach Herford zog, wo sie ein rechtgläubig-klösterliches Lebensideal in Gütergemeinschaft und mit emsiger Arbeit anstrebten. Seine Officin hatte er im Stift Herford. 1671 kam als erster Druck die »Veritas Sui Vindex« heraus. 1671 druckte er die »Declarations-Schrifft oder Eine nähere Erklaerung Der reinen Lehre und des gesunden Glaubens Johannis de Labadie«. Er stellte Schriften in lateinischer, französischer und niederdeutscher Sprache her (u.a. von Jean de Labadie, Pierre Yvon, Pierre Dulignon). Auch deutsche Titel wurden von ihm gedruckt. Zu seinen letzten Drucken in Herford gehört »Traité du Soi« von Jean de Labadie. 1672 verließen die Labadisten und mit ihnen Autein Herford, da ihre Art des Glaubens hier nicht mehr erwünscht war. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Marcus Ayrer (marxen, Marx, Marco, marcu ayrer, marcum ayrer de nürnberga, Marcus Airer ex Nuremberga) stammt aus Nürnberg; 1477 ist er an der Universität Ingolstadt eingeschrieben. Er war das, was man später etwas abfällig Wanderdrucker nannte. Er ist einer der frühesten brandenburgisch-preußischen Drucker. 1483 gründete er in seiner Heimatstadt eine Druckwerkstatt, die er mit Unterbrechungen bis 1489 betrieb. Er stellte hier vor allem volkstümliche, deutschsprachige Schriften her.

Ayrer 1487 gab er »Das Büchlein, wie man einem Fürsten schreiben soll« heraus, 1487 druckte er eine »Practica« von Hans Engels und von diesem außerdem noch einen Almanach auf das Jahr 1488. Ein Jahr später kam bei ihm »Wie der Würfel auf ist kumen« heraus. Ferner stammt u.a. aus seiner Nürnberger Officin ein Schulbuch (»Puerilia super Donatum«) und die »Schiffahrt nach Jerusalem« von Hans Rosenblut. Er besaß in seiner Officin verschiedene Typen, Lombarden und einige xylographische Buchstaben. 1489/90 verzog er nach Regensburg. Hier stellte er mit einer Nürnberger Type (von Hans Mayr) vermutlich seinen einzigen Druck her, einen zweifarbigen lateinischen Almanach für das Jahr 1491. Schon 1492 ist er Bamberg tätig, wo er in einer Officin an der »Judenschule« eine Sibyllenweissagung herausbrachte. Vier seiner fünf Bamberger Drucke nennen als seinen Gesellschafter Hans Bernecker, mit dem er 1493 »in dem Zinkenwerd« u.a »Ursach, wodurch der Welt Händel verkehrt werden« von Conz Has druckte. Man vermutet, daß Bernecker, der einen Pergamenthandel betrieb, Ayrers Geldgeber war. Alle seine Bamberger Drucke sind mit einer Type gedruckt worden, fehlende Titeltypen ersetzte er durch Holzschnitte. Die Texte seiner Drucke, ohne Ausnahme sog. Volksliteratur, brachte Ayrer offenbar aus Nürnberg mit (u.a. »Die Legende von St. Sebald«). In Bamberg besaß er nur eine Type. 1496 und 1497 arbeitete er mit Georg Wyrffel (Wirffel) in Ingolstadt. Wyrffel war wohl gelernter Buchbinder und besaß hier bis 1481 eine Buchbinderei; es wird davon ausgegangen, daß sein gleichnamiger Vater 3. Universitätspedell war. In Ingolstadt stellten Ayrer und Wyrffel etwa zehn Bücher her (u.a. »Flores legum« und eine »Practica« für 1497). Dann ist Ayrer in Erfurt, wo er mit seinem Bruder (oder seinem Sohn) Heidericus eine Druckerei betrieb; insgesamt stellten sie nur etwa zehn Drucke her, darunter 1498 »Contra poetes impudice Loquentes«. Er verwendete hier Typen, die auch von anderen Druckern genutzt wurden; es ist nicht auszuschließen, daß er in Erfurt kein eigenes Druckmaterial besaß, sondern dieses von einem hier ansässigen Besitzer geliehen bekam.

Diese Druckermarke, der von Peter Schöffer d.Ä. nachempfunden, war in der Inkunabelzeit wohl auch ein Hinweis, daß das Buch nicht handgeschrieben, sondern mit dieser neuartigen Technik aus Mainz hergestellt worden ist.

Ayrer 1506 ist Marcus Ayrer in Frankfurt (Oder), wobei nicht ausgeschlossen ist, daß er bereits seit 1502 in Frankfurt wohnte. Sein erster Druck ist ein Einblattdruck wegen der Türkengefahr mit Text in einer Schwabacher-Type (»all gut gesellen Aber hüt sich einer vor dem anderen …«) und einem großen Holzschnitt; gezeigt wird auf diesem Bild, wie ein Mensch gevierteilt wird. Aus seiner Werkstatt stammt auch das »Praeceptorium decalogum legis« von Johann Gerson (Kanzler der Universität Paris); wieder werden Schwabacher Typen verwendet, vermischt mit Lombarden für die Majuskeln. Ayrer kennzeichnet diesen Druck mit einer Druckermarke. 1504 wird in seiner Werkstatt die Schrift des Petrus Hispanus »Expositio preclarissma tractatuum«, herausgegeben von dem Dekan der Artistenfakultät und erstem Vizekanzler der Universität Frankfurt Johann Lintholtz, hergestellt. Im Colophon werden als Drucker genannt. »Sebastianum Joha[n]nes de Ingelstauvia [et] Conradum Hertzogenauroch«. Als Typen wurden die Schwabacher und eine gotische verwendet, die dem Marcus Ayrer gehörten. Gedruckt wurde dieses umfangreiche Werk auf Veranlassung des Prokonsuls Peter Wernitz auch Schwob genannt (1506/07 Bürgermeister der Stadt), Eberhard Guttenberger und Stefan Hundermarck, die für die Herstellung und den Vertrieb sich zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen hatten. Liturgische oder religiöse Bücher für ein Bistum oder einen Kirchensprengel waren ein »sicheres« Geschäft: man konnte sich ausrechnen, wieviel Bücher mindestens abgesetzt werden konnten und welche Geldsumme für Papier und Druck erforderlich war. Daraus ergab sich dann der Verkaufspreis (einschl. eines Gewinnaufschlags). Bei solchen Büchern stand zudem zumeist ein Bischof als Mitherausgeber zur Seite, der ggf. durch einen Hirtenbrief den Absatz fördern konnte. 1506 stellt er »Ecce Christianissimi preceptorium doctoris Joa[n]nis Gersonis cancellarij parisiensis legis decalogu diuine«, und »Lactantij firmiani de resurrectione d[omi]ni nostri hiesu christi Carmen« und »Carmen Sulpicij verulani De ingenuis moribus in mensa seruandis« herausgegeben von Benedictus teyl Citensis.« Im selben Jahr verließ Marcus Ayrer Frankfurt wieder; sein weiterer

Ayrer Lebenslauf is unbekannt. Im selben Jahr wird hier eine Universität gegründet, Ayrer war dort nicht eingeschrieben. Die erste Druckermarke verwendete Ayrer in Erfurt 1498 in Baptista Mantuanus »Contra poetas impudice«. Das Signet hängt wie die Fust-Schöffer-Marke mit zwei Schilden an einem Ast. Der linke Schild zeigt das Wappen von Mainz (eine Rosette in einem Kreis), der rechte die Hausmarke des Druckers: ein Pfeil, der mit zwei Querstrichen zusammen ein »E« für Erfurt ergibt. Daneben zwei Buchstaben: links könnte es sich um ein »M«, rechts um ein »A« handeln. Die zweite Druckermarke verwendete Ayrer 1506 im »Preceptorium«.

Bartge · Barth

August Günther Bartge (Augustus Günther Bartgen, Bartgius) war von 1691 bis 1708 Drucker in Stendal. Er stammt vermutlich aus Berlin, wo er 1689 seine Ausbildung abschloß. Sein erster Druck war eine »Leichenpredigt auf Käte von Jagow«. Insgesamt stellte Bartge weniger als zehn Drucke her, zumeist Leichenpredigten. 1692 druckt er ein »Epos Memorabile« von Georg Strube. 1696 veröffentlicht er die Leichenpredigt »Christliche Trost-Predigt Aus dem Buch der Weißheit Cap: IV. v. 7. & 14. Bey dem hochansehnlichen Leich-Begängnüß Des Wohlgebohrnen Herrn Georg Friederichs von Bißmarcken … auff Schönhausen … Erb-Herrn Als derselbe den 9. November 1667 auff diesen Adelichen Hause gebohren den 10. May … 1696. Sanfft und seelig entschlaffen und den 2. Julii darauff in den neu-gemachten Gewölbe beygesetzet worden«. August Günther Bartge starb 1708; sein Schwiegersohn Johann am Ende wurde im Jahr 1708 Bürger von Stendal und sein Nachfolger. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Hans Barth (Bart, Baerth) schloß sich 1525 in Wittenberg mit Hans Bossow zu einer Druckereigesellschaft zusammen; sie stellten im selben Jahr als erstes »Grunt vnde orsake vth der hylligen schryfft« von Andreas Osiander her. Ferner druckten sie »Eyne nye vorklarynghe des kynder böckelins«. Bevor er 1527, inzwischen von Hans Bossow getrennt, nach Magdeburg ging, stellte er die »Houet aertikel« von Benedikt Gretzinger her. Von ihm wurden zumeist reformatorische Schriften gedruckt. Sein erster Druck in Magdeburg erfolgte 1527 mit »Artikel darinne etlike mysbruke by den Parren des Förstendoms Lüneborg entdecket vnde dar yegen gude

Barth ordenynge angegeuen werden mit bewysynge vnd vorklarynge der schrifft«. 1528 erschien unter den mehr als zehn Drucken dieses Jahres Luthers »Ob man fur dem sterben fliehen muge«. Im selben Jahr veröffentlichte er »Eine tröstlike disputation vp frage vnde antwort gestellet den gelouen vnde leue belangende … tho den Artikelen D. Vrbani Regij vnde Gretzingers«. Im selben Jahr veröffentlicht er auch »Eine korte vnderwysunge van deme heylsame worde Goddes sampt syner krafft …« von Johannes Dreiger. 1532 druckte er »Eine vervorklarynge der twöff Artikel der Christliken louen angeteken der schriftt wor se gegründet synt sampt den höuetstücken …« von Urbanus Rhegius. Von ihm stammt die »Warhafftige newe zeytung aus Rom geschrieben wie herr Jeorgen von Fronsbergs sohn den Bapst mit 18. Cardinaln gefangen hat«. 1532 veröffentlicht er die »Newe warhafftige zeytung der Rustung wider den Tyrannen vnd feynth vnsers Christlichen glaubens den Tuercken zu Regenspurgk am drey vnd zweintzigisten tag augusti ausgangen«. 1543 druckt er eine »Newe zeytung Auß Callipoli in der Türckey gelegen gen Venedig geschriben. Zu Constantinopel ist 2. tag vnd nacht finster gewesen … Newe zeytung wie der Türck v[o]n der Sophi mit einander kriegen … Auss Welscher sprach in Hochteudsch gebracht Vnd ist zu Venedig auss gangen.« Seine Officin befand sich im Haus »zum Pfeil« bei der Kirche Sankt Peter. Insgesamt stellte er fast 50 Drucke in Wittenberg und Magdeburg her. Auch amtliche Drucke stammen von ihm (z.B. »Des Radts von Magdeburg vorantworthung vnd warhafftige entschuldigung auff die Artikel/ so ynn dem gedrückten ausgangen Bundtnüs verbleibt«). 1534 ging er nach Roskilde in Dänemark, wo er bis 1540 arbeitete. Hans Barth druckt 1526 auf der abgebildeten Titelseite der Lutherschrift »Ob kriegsleute auch ynn seligem stande seyn künden« das Wappen des Reformators ab.

Martin Luther und sein Signet

Martin Luther und sein Signet 1524 entschloß sich Martin Luther wegen der vielen verfälschenden und unauthorisierten Nachdrucke seiner Schriften die von ihm ausdrücklich genehmigten Wittenberger Originaldrucke durch eine »Schutzmarke« zu charakterisieren. Diese war zum einen das schon 1519 erstmals gedruckte Signet eines Lamms (»Agnes Dei«); später wurde dieses Lamm ergänzt mit Kelch und Kreuzfahne. Hinzu kam daneben eine stilisierte Rose, die sog. Lutherrose. Erstmals verwendet wurde diese kombinierte Marke 1524 auf dem letzten Blatt der von Lucas Cranach d.Ä. und Christian Döring gedruckten Erstausgabe des zweiten Teils des Alten Testaments. Luther erläutert dazu: »Dis zeichen sey zeuge, das solche bucher durch meine hand gange sind, denn des falschen druckens vnd bucher verderbens vleyssigen sich ytzt viel.« Luther setzte neben die Rose, in deren Mitte sich auf einer herzförmigen Tafel ein Kreuz befand, seine Initialen. Luther verlangte grundsätzlich kein Honorar für seine Drucke, doch die finanziellen Beeinträchtigungen »seiner« Wittenberger Drucker waren ihm zuwider. 1525 klagt er in der Vorrede zu seiner »Fastenpostille«: »Das sind ja Bubenstück, den gemeinen Mann zu betriegen, weil von Gottes Gnaden wir im Geschrei sind, dass wir mit allem Fleiss und kein unnützes Buch auslassen, soviel uns müglich ist. Also treibt sie der Geiz und Neid, unter unserm Namen die Leute zu betriegen und die Unsern [die Wittenberger Buchdrucker] zu verderben. Es sind je ein ungleich Ding, das wir erbeiten und Kost sollen drauf wenden und andere sollen den Geniess und wir den Schaden haben.«

Bauer

Konrad Bauer (Cunradi Agricola, Conrad, Conrado Bauern, Conradus, Cunradus, Cunradum Agricolam, Baur, Pauer) stammt aus Lauf bei Nürnberg. Er war Buchhändler, Verleger und Drucker. 1568 wird er erstmals im Ämterbüchlein der Stadt Nürnberg erwähnt. 1572 ist er hier bei Ulrich Neuber als Setzer, 1573–1575 bei Dietrich Gerlach und von 1576–1578 und 1579–1592 bei dessen Witwe Catharina Gerlachin tätig. Im Wintersemester 1578/79 ist er in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingetragen; hier arbeitete er bei Johann Eichorn. In den Jahren 1600–1607 ist er als Buchführer bzw. Buchhändler in Nürnberg tätig. 1601 ist er Vormund der drei Kinder des verstorbenen Buchdruckers Leonhard Heusner. Bei Catharina Gerlach (geb. Bischoff, verheiratet in erster Ehe mit Nicolas Schmid, in zweiter mit Johann vom Berg und in dritter mit Dietrich Gerlach – alle Buchdrukker) läßt er 1601 die »560 Geistlichen Lieder und Psalmen welche inn den Christlichen Gemeinen und Versamlungen auch bey außtheilung der hochwirdigen Sacrament gesungen werden mögen Durch D. Martin Luther und andere Gottselige Lehrer und Männer gemacht und gedichtet Alles auffs fleissigst von neuem zugericht corrigirt und nach ordnung der Jarzeit und Sontags Evangelien außgetheilt sampt dreyen ordentlichen Registern« herstellen. 1602 führte er u.a. für den Rat der Stadt 100 Mandate der Feuerwerker aus. 1607 versucht er, eine eigene Werkstatt in Nürnberg für den Druck einer »Biblischen Concordanz« einzurichten, was ihm aber der Rat verweigert (Nürnbergs Rat hat zu einem früheren Zeitpunkt beschlossen, nicht mehr als sieben Druckereien zuzulassen). 1607 wird er wegen angeblicher Schulden inhaftiert, aber wegen erwiesener Unschuld wieder freigelassen. Im Februar 1608 stellt er abermals einen diesbezüglichen Antrag, denn er will die Druckerei der Katharina Alexander Dietrichin »wieder anrichten«. Im August desselben Jahres gestattet man ihm, sich in Altdorf bei Nürnberg eine Werkstatt einzurichten, doch auferlegt man ihm, »daß er nichts drucke,

Baumgarten er haben dann Meiner Herren (d.h. Rat der Stadt Nürnberg) consens dabei«; auch jegliche Unterstützung wird ihm verweigert. 1609 verkauft er sein Haus in der Nürnberger Kreuzgasse und geht nach Altdorf; zu diesem Zeitpunkt ist er mit Margarethe Knaupp verheiratet. Im selben Jahr läßt er sich (und fünf oder sechs Gesellen) beim Rektor der Universität Altdorf als akademischer Buchdrucker einschreiben. Bauer starb 1619 und wird in diesem Jahr als »Doctorsknecht« bezeichnet. Die redende Druckermarke zeigt in einem Kreis einen säenden Landmann, im Hintergrund einen Pflüger hinter einem von zwei Pferden gezogenen Pflug. Am Himmel als Verweis auf die Ewigkeit Sonne, Mond und Sterne. Vor dem Landmann fliegen Vögel. Um diese Szene die Devise: »SPES ALIT AGRICOLA«, ohne Hoffnung (und Brot) leidet der Bauer Not (nach dem römischen Dichter Albius Tibullus). Im unteren Rand des Kreises mit der Devise befindet sich auf einem Wappen die Handelsmarke: ein Monogramm und ein Kreuz. In den vier Ecken des Signets sind Engel eingezeichnet.

Konrad Baumgarten (Konrad, Baumgardt, Baumgart, Conradus, Bowmgartn, Baumgharten, Bongharte, Baumgartner, Bowngarte, Conradu[m] Baumgarthe[n], Bowngarten, Bomgharten, Baumgarth, Conrardu[m] Baumgardt, Pomarius, Pomarianus, Pomer[n]anius, Conradus Baumgartner de Rotemberg) war einer der unruhigsten Wanderdrucker. Er stammt aus Rotenburg am Neckar (nicht aus Rothenburg o.d. Tauber) und nannte sich deshalb auch »Magister de Rothenburga«. Den Druckerberuf hat er wahrscheinlich in Lübeck oder Magdeburg gelernt. In den Orten seiner Wanderschaft druckte er insgesamt nur wenige Werke. Nach etwa 1495/96 war Baumgarten vermutlich in Danzig, wo er sich anfänglich nur als Buchbinder betätigte und möglicherweise noch keine Druckwerkstatt besaß oder nur unzureichend

Baumgarten ausgestattet war, denn das Bistum Ermland ließ 1497 ein »Missale Warmiense« bei Frederic Ruch (de Dumbach) in Straßburg drucken. 1498/1499 druckte er hier Ablaßbriefe und einen »Donatus minor« sowie ein Handbuch zum Spenden der Sakramente (»Agenda sive exequila divinorum sacramentorum«). Herausgeber war wohl »Martinus Vilnensis dioecis« aus dem dortigen Zisterzienserkloster (in dem heute eine Gutenberg-Bibel aufbewahrt wird; auf einer Seite dieser Bibel ist eine liegengebliebene Drucktype zu sehen). Sowohl die Agenda wie auch der Donat sind mit einer mittelgroßen Missaltype hergestellt worden, die Baumgarten auch in Olmütz einsetzte. Er besaß ferner eine große Anzahl Lombarden und Holzschnittinitialen. Es wird vermutet, daß er im polnischen Danzig mit seiner überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung auch als Buchbinder tätig gewesen ist. 1500–1502 druckt er in Olmütz insgesamt neun Druckwerke, darunter eine Schrift des Heinrich Institoris gegen die Böhmischen Brüder und die Waldenser (»Tractatus de secta Waldensium a Henrica Institoris Clypeus adversus Waldenses« von Augustin Kaesenbrot). Hier entstand auch die »Wunderliche Geschichte vonn geistlichen weybes personen«. Der damals amtierende Bischof Stanislaus Turzo war ein Förderer wissenschaftlicher Studien sowie humanistischer Bildung und zugleich bekämpfte er andere Glaubensrichtungen; das Bischofswappen setzt Baumgarten in einem seiner Druckerzeichen ein. Hier in Olmütz konnte er einige Schriften von den Druckern Matthias Preinlein (Olmützer Drucker) und Conrad Stahel (Drucker in Passau) erwerben, die er später auch in Frankfurt verwendete. In Olmütz stellte er nach einem ihm aus Breslau zur Verfügung gestellten Manuskript die Schrift »Stigmifere virginis Lucie de Narnia …« her. 1502 druckt er »S. Romane ecclesie clippeum« von Henrici Institoris. Seit 1503 war »Conradus bowngarte buchtrucker ciuis factus sexta post Appolonie« Bürger von Breslau, das im Jahr zuvor Stadtrechte erhalten hatte; der Koadjutor von Breslau, Johann Turzo, war mit dem Olmützer Bischof verwandt. Sein Umzug nach Breslau mag durch diese Beziehung gefördert worden sein; zusätzlich bestanden Bestrebungen, in Breslau eine Universität zu gründen, was für einen

Baumgarten Drucker stets einen ausreichend großen Käufer- und Leserkreis bedeutete. Er besaß ein Haus an der Schmiedebrücke, wo sich wohl seine Officin und Wohnung befanden. Als ersten Druck stellte er »Carmen elegiaeum Laur. Carvini Novoforensis de Apolline« her. Hier druckte er auch die humanistische Schrift »Extemporalitates Vratislaviae Sigismundi Fagiluci Pierii« (Sigismund Buchwald). Ein Jahr später stellte er eine mit 67 Holzschnitten versehene Hedwigslegende (»dy große lege[n]da der hailigsten frawen Sandt hedwigis«) her; die Holzschnitte wurden vermutlich von Breslauer Formschneidern geschnitten, die wohl – wie andernorts – ihre Holzschnitte auch vervielfältigen konnten. 1506 wurde in Frankfurt (Oder) die Universität gegründet, während die Eröffnung einer Breslauer Hochschule nicht absehbar war (gegründet wurde die Universität tatsächlich erst 1702). Das mag für Baumgarten ein Grund gewesen sein, Breslau zu verlassen. Er verkaufte sein Haus in Breslau und zog 1506 nach Frankfurt (Oder). Im selben Jahr immatrikulierte er sich an der dortigen Universität und wurde zu deren erstem Drucker ernannt. Neben der potentiellen Kundschaft aus der Universität regierte in Lebus bei Frankfurt der humanistisch gesinnte Bischof Dietrich von Bülow, der auch ein Förderer der Wissenschaften war. Baumgartens erste Drucke, schon 1506, in Frankfurt war »Leonardi Aretini dialogus de moribus …« sowie drei weitere Drucke. Ein Jahr später druckte er die prunkvolle Festschrift zur Gründung der Universität von Vigilantius. Insgesamt veröffentlichte Baumgarten in Frankfurt etwa 30 Schriften, zumeist humanistischer Richtung. 1508 stellte er den »Landtfryde beschlossen czu Troppau …« her (Auf einem Fürstentag in Troppau wurde der von König Matthias verkündete Landfrieden bestätigt, der Plünderungen durch Raubritter und entlassene Soldaten verbot). Seine Typen in Frankfurt hat er sich nach dem Muster seiner Olmützer Lettern neu und zugleich größer geschnitten. Baumgartens Drucke besaßen stets ein zumeist mit einem Holzschnitt oder Initialen geschmücktes Titelblatt. 1509 verkaufte Baumgarten seine Officin einschließlich des Schriftenmaterials und der Druckstöcke seinem Gesellen Johannes Hanau und ging nach Leipzig, wo er mit Konrad Kachelofen zu-

Baumgarten sammenarbeitete. Möglicherweise war er schon 1508 in Leipzig; 1514 kommt von ihm ein Nachdruck eines schon 1507 in Frankfurt hergestellten Werks heraus (»Aristoteles Textus …«). Baumgarten ist wohl kurz danach verstorben. Die erste redende Druckermarke (in »Epigrammata« von Hieronymus Balbus) zeigt in einer doppelten Umrandung einen klassischen Wappenschild mit Zaun und Baum, aus dessen drei abgehackten Ästen drei herzförmige Blätter wachsen. Die Blätter sind ein Hinweis auf die Dreifaltigkeit und ein altes Symbol für die Erneuerung. Über dem Schild ist ein Helm mit Helmzier, die den Baum aus dem Schild wiederholt Die zweite Druckermarke zeigt den Baum mit den drei Blättern hinter einem Zaun. Auf einem Band sind die Initialen des Druckers »C« und »B« aufgetragen. Die Zeichnung wird eingefaßt von einem starken Rand. Die dritte längsgeteilte Druckermarke zeigt links seitenverkehrt die Motive aus dem Wappen von Papst Alexander VI. mit dem Stier, darüber die Himmelsschlüssel, die jedes Papstwappen zieren, und darüber die Tiara. Im rechten Feld befindet sich das Wappen des Bischofs von Olmütz. Die vierte Druckermarke zeigt leicht verändert wieder den Baum mit den drei Blättern und den davor befindlichen Zaun. Auf dem Band wieder die Initialen »C« und »B«. Die fünfte Druckermarke zeigt einen Engel, der zwei vor sich befindliche Wappenschilde hält. Der linke Schild zeigt vermutlich den rot-weiß geschachteten Adler aus dem Olmützer Wappen, der rechte Schild ist weiß. Die sechste Druckermarke, verwendet in »Marcii Tullij Ciceronis Epistolae familiares« im Jahr 1405, zeigt wieder den Engel mit den beiden Schilden. Der linke Schild zeigt die heilige Hedwig, Schutzpatronin der schlesischen Kirche, die sich auch im Wappen Breslaus wiederfindet. Der rechte Schild zeigt ein »W« (oder »VV«) als Hinweis auf den Druckort Breslau (Wratislau, Wratislavia) bzw. auf den Gründer der Stadt Wratislaw.

Beckenstein

Simon Beckenstein war in verschiedenen Orten Buchhändler und Verleger, der mehr als 50 Bücher, Landkarten, sog. Briefsteller, praktische Ratgeber und Kochbücher herstellen ließ. Bemerkenswert ist im Jahr 1588 seine Ausgabe des berühmten Kochbuchs von Marx Rumpolt, in dem erstmals in deutscher Sprache ein Kartoffelrezept erwähnt wird. Von etwa 1652 bis 1658 war er in Helmstedt, zwischendurch (1656) mit Christian Gerlach in Magdeburg, mit dem er 1659 nach Frankfurt am Main ging und dort in der Frankfurter Buchhändlersozietät zusammenarbeitete. 1665 erhielt er vom Herzog Friedrich III. von Holstein eine Konzession für eine Buchhandlung in Kiel, nach seinem Tod übernahm diese sein Schwiegersohn Johann Sebastian Riechel. Etwa 30 Verlagswerke sind mit Verlagsort Danzig angegeben, wo er sich 1690 aufhielt. Die erste Druckermarke zeigt zwei allegorischen Figuren, die auf einem mit einem Tuch verdeckten Gerüst (Holzstapel) stehen, darunter liegt ein Riese. Dieser hält in seiner linken Hand eine brennende Fackel. Vor ihm – auf dem Tuch – die Handelsmarke: ein Kreuz mit einer 4, darunter die Buchstaben »SB« für Simon Beckenstein und darüber ein »G« für seinen Geschäftspartner Christian Gerlach. Die Szene wird eingerahmt von zwei mächtigen Palmen; im Hintergrund ist eine hügelige Landschaft zu sehen. Vor der linken Palme liegen Früchte. Die Devise lautet: »SUSTINEMUR CONCORDIA«, gemeint ist damit: Ein verrnünftig Weib erfrischt ihres Mannes Herz. Die zweite Druckermarke zeigt in einem Kreis Jakobs Kampf mit dem Engel: Jakob nahm seine zwei Weiber und die zwei Mägde und seine elf Kinder und zog an die Furt des Jabbok und führte sie über das Wasser, daß hinüberkam, was er hatte und blieb allein. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. … Und dann erhält Jakob einen neuen Namen: Israel (Genesis 32:25).

Beckmann

Andreas Beckmann (Andreas Pecmannus, Becmann, Andreae Becmanni, Beckmannus) druckte 1667 in Frankfurt (Oder) die »Disputatio De Iure Novium«. Im selben Jahr druckt er die »Disputatio Theologica, De Creatione« und im selben Jahr zwei Dissertationen (»De Titulis Regiis Specialibus« und De Titulis Regiis Communibus«). Er verkaufte die ererbte Druckwerkstatt für 400 Reichstaler an den Bruder des Friedrich Beckmann, Johann Christoph Beckmann, doch gab er noch unter seinem Namen 1674 eine Gelegenheitsschrift heraus. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Friedrich Beckmann (Becmann, Literis Becmanianis) stammt aus Zerbst und wurde 1648 Universitätsdozent in Frankfurt (Oder). Fünf Jahre später wurde er Professor für Theologie. 1659 erhielt er ein Privileg zur Errichtung einer Druckerei, in der er theologische Bücher für den Unterricht herstellen durfte. Als Drucker war bei ihm sein Verwandter Andreas Beckmann tätig, der 1660 in der Matrikel der Universität eingeschrieben wurde. Andreas Beckmann besaß einige hebräische Typen, die ursprünglich in der Druckerei von Friedrich Hartmann verwendet wurden. Das erste Werk war »Unterthänigster Käyser-Apffel«, das er für den Verleger Melcher Klosemann druckte. Beckmann starb 1667. Die Druckerei wurde von seinem Erben Andreas Beckmann fortgeführt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Beckmann

Johann Christoph Beckmann (Typis Becmannianis) stammt ebenfalls aus Zerbst; 1659 wird er an der Viadrina immatrikuliert. Ein Reisestipendium seines Kurfürsten erlaubte ihm Anfang der 1660er Jahre eine mehrjährige Studienreise nach Leiden, Amsterdam, London und Oxford. 1667 wird er Professor für Griechisch an der Universität Frankfurt (Oder); Griechisch zu lernen galt damaligen Studenten als arrogant (Hebräisch zu lernen war zu mühevoll und brachte nur geringen Nutzen). 1678 wurde er zusätzlich Professor für Geschichte und 1690 für Theologie. 1673 gründet er eine Officin für den Druck hebräischer Schriften. 1675 erhielt er die Erlaubnis des Kurfürsten Friedrich Wilhelm, zwei jüdische Druckergesellen für die Herstellung einer hebräischen Bibel einzustellen. 1676 beschäftigte er den aus Prag stammenden jüdischen Drucker Aron ben Israel Katz (dessen Großvater Geronem Katz gründete mit seinem Bruder Gershom ben Salomo Ha-Kohen 1512 in Prag die erste hebräische Druckerei) als Leiter des hebräischen Teils der Werkstatt; Aron ben Israel Katz wurde auch als Schriftschneider und -gießer tätig und erhielt die Leitung dieser Officin. Als Setzer beschäftigte Beckmann die Juden Meschullam Salman Horwitz (Hurwitz) sowie dessen Söhne Isac und Samuel Feischel (»Feischel Setzer«). 1697 erscheint in der Beckmannschen Werkstatt der erste vollständige Druck des babylonischen Talmuds in Deutschland. Geschäftsführer von Officin und Verlag wurde Michael Gottschalk. 1706 wurde in dieser Officin ein »Catalogus Bibliothecae publicae« gedruckt, in dem der Buchbestand der Frankfurter Universitätsbibliothek (gegründet von Sifiridus Uttenspergk aus Erfurt) aufgeführt wird. Gottschalk wurde 1717 nach dem Tod Beckmanns auch Nachfolger in der Frankfurter Druckerei. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Bergen

Gimel Bergen d.Ä. war der erste Drucker einer aus Lübeck stammenden Familie. 1565 wurde er in Rostock als Geselle des aus Kronstadt in Siebenbürgen stammenden Universitätsdruckers Jacob Lucius (Transsylvanus) in die Matrikel eingeschrieben. Lucius war ein Jahr vorher an die Universität berufen worden, hatte aber nur seinen Gesellen geschickt; erst 1566 geht auch Lucius nach Rostock. Im Wintersemester 1567/68 ist Gimel Bergen in Frankfurt (Oder), wo er als »buchsetzer« in der Universitätsmatrikel eingeschrieben ist und bei Johann Eichorn d.Ä. tätig wird. Um 1570 geht er nach Dresden und erhielt dort eine Berufung zum kurfürstlichen Buchdruckergehilfen (nicht jedoch zum Hofbuchdrucker). Gimel (ein Diminutiv von Joachim) Bergen d.Ä. soll ein Sohn des niederländischen Druckers Adam de Monte (gest. 1561) gewesen sein; dessen Bezug zu einem Nürnberger Drucker ist unwahrscheinlich, da in den Nürnberger Regesten nur ein Heidelberger Buchhändler mit Namen Jan Monte genannt wird. 1571 wurde er Geschäftspartner von Matthias Stoeckel in Dresden. Seine Officin besaß außer Fraktur- auch Antiqua-Druckschriften, griechische und hebräische Lettern sowie Musiknoten. Er war Hausbesitzer in der Dresdner Moritzstraße. Sein erster Druck in Dresden, die 1577 entstandene »Konkordienformel« für Kurfürst August von Sachsen in einer Auflage von 6.000 Exemplaren, erfolgte 1578 oder 1579. Zu diesem Zeitpunkt standen vier Pressen in der Officin. Für die »formula concordiæ« erhielten die beiden Drucker ein Druckprivilegium für zwei Jahre. 1580 wird Bergen beschuldigt, er drucke »säumig«. In einem seiner Druckwerke, in dem auch sein Bildnis abgedruckt ist, veröffentlicht er im Colophon: »In Dresden in der werthen Stadt, Dis Buch fleißig gedrucket hat Der Gimel Bergen von Lübeck In der Moritzenstraße an einer Eck Wem’s nun zu kaufen wolgefelt Der kriegt’s bei ihm umb leidlich Geldt.« Zwischen 1571 und 1579 war Gimel Bergen in Annaburg bei Torgau, wo er vier Predigten und eine Sprichwörtersammlung druckt (»im churfürstl.

Bergen sächs. Hoflager«). Gimel Bergen d.Ä. starb 1597. Seine Söhne Gimel d.J., Christian und Johannes führten die Dresdner Druckerei gemeinsam bis 1610 fort. In der Mitte der redenden Druckermarke steht der Apostel Matthäus auf einem Podest. Rechts neben ihm steht ein Baum, von dem links ein Apfel herunterhängt und rechts eine Rose. Um den Baumstamm winden sich zwei Schlangen nach oben – eine züngelt nach dem Apfel, die andere zu der Rose. In den Blättern des Baumes befindet sich einen Schild: »Psal 37«, vermutlich ein Verweis auf Vers 5: »Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird’s wohl machen.« Darüber in einem Halbkreis Sonne, Mond und Sterne, ein Hinweis auf die Ewigkeit. Vor dem rechten Baum liegen am Boden ein Totenschädel, eine Lampe und Beinknochen, Vergänglichkeitssymbole. Links außen steht ein Baum, gewachsen aus einem abgehauenen Stamm, auf dessen Spitze eine Taube, ein Attribut des in den Apokryphen erwähnten Joachim (Gimel ist eine Ableitung dieses Namens) sitzt. Die aus dem Baumstumpf sprießenden Schößlinge werden auch als Stoeckel bezeichnet, so daß es sich in diesem Teil um ein sprechendes Bücherzeichen handelt. Jede Frucht an diesem großblättrigen Baum trägt ein Kreuz. Ein Eichhörnchen (eine Anspielung auf seine Tätigkeit in der Eichornschen Druckerei in Frankfurt?) bellt die Taube an. Im Hintergrund sind Wolken und davor (!) Sterne. Unterhalb des Podestes ist die Jahreszahl 1579 eingetragen. Im Halbkreis um die Szene mit Matthäus stehend die beiden Druckernamen Stoeckel und Bergen. Außerhalb dieses Bogens sieht man die vier Evangelisten: Markus mit Löwen (rechts oben), darunter Johannes mit dem Adler, links oben Matthäus mit dem Engel und links unten Lukas mit einem Buch und einem Tier, das mehr einem Schaf als einem Stier ähnelt.

Bergmann · Bernhaus

Johann David Bergmann (Joh. David Bergman, Bergmanni) war verheiratet mit der Tochter Katharina Maria des Druckers Wilhelm Walter und Nichte des Churpfälzischen und Universitätsdruckers Aegidius Walter. 1686 erbte die Ehefrau die Werkstatt ihres Bruders Abraham Ludwig Walter, deren Führung Bergmann übernahm. Bergmann wurde im selben Jahr zum Universitäts- und Churpfälzischen Drucker berufen. Im Jahr 1690 wurde er im Zuge der Rekatholisierung der Pfalz aus Heidelberg vertrieben und ging nach Halberstadt; hier arbeitete er anfänglich als Geselle bei Johann Erasmus Hynitzsch d.Ä.; 1694 erhielt er gegen den Einspruch seines Meisters von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg die Erlaubnis, eine Druckerei einzurichten. Ein erster Druck unter seinem Namen erschien im selben Jahr: »Information Oder Bericht Betreffend die im Fürstenthumb Anhalt zu Hartzgerohde, Gerenrohde und Güntersberge belegene Berg-Wercke.« Er starb um 1703; seine Witwe erhielt das Druckprivileg erneuert und heiratete den Drucker Johann Heinrich Salburg, der auch die Werkstatt übernahm. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Dietrich Bernhaus (Theodori Bernhvsii, Diterich Bernhausen, Dieterich Berhusij, Theodorus Bernhuisius, Bernhausen, Bernhusius) war von 1629 bis 1632 Verleger und Buchbinder in Wesel. Hier druckt er »Antibolsecus, Das ist: Gründliche und Außführliche Verantwortung der Unverschämten Lügen und Lästerschrifft welche Bolsecus, ein Carmeliter Mönch …« von Werner Teschenmacher. 1638 wird er in Duisburg als »bibliopegus noster« genannt. Ab 1647 ist er auch als Drucker tätig sowie ab 1650 als Buchbinder. Sein erster Druck war eine Leichenpredigt. 1647 druckt er

Betzel ferner ein »Manifestum deduktionis«. Finanziell war er nicht sehr erfolgreich, denn er wird in den Akten der Stadt mehrmals als säumiger Schuldner erwähnt. 1650 druckt er die »Kirchen-Postill« von Abraham Scultetus. 1651 stellt er wieder eine Leichenpredigt her, die möglicherweise von seinem Faktor Hermann Boccer gedruckt wurde, der später nach Wesel ging. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Andreas Betzel (Bezel, Bezeln, Bezell, Bezelius, Andream Betzeln, Typis Bezelianus) war in den Jahren 1607–1631 und 1632–1637 als Drucker in Magdeburg tätig. Er stammt aus Zerbst; seine Vorfahren waren Patrizier aus der Region um Rothenburg ob der Tauber. Er war Drucker bei Andreas Duncker d.Ä., dessen Tochter er heiratete; aus dieser Ehe stammen die Kinder Johann Ernst (wurde Drucker in Zerbst) und die Tochter Anna, die mit dem Drucker Johann Müller, Magdeburg, verheiratet war. Aus einer zweiten Ehe stammt die Tochter Elisabeth, die ebenfalls mit dem inzwischen verwitweten Johann Müller verheiratet war. 1607 machte er sich mit der Werkstatt und der Buchhandlung seines Schwiegervaters selbständig. Sein erster Druck war »Promptuarium iuris …« von Praetorius. Für den Buchhändler und Verleger Levin Braunss fertigte er 1608 »De Passione Et Morte Salvatoris Nostri Jesu Christ«. 1609 druckt er für Ambrosius Kirchner d.J. die »Postilla evangelica« von Philipp Han. Im selben Jahr stellte er als erster das gut verkäufliche Werk »Amantes amentes. Das ist ein sehr Anmutiges Spiel von der blinden Liebe, oder wie mans Deutsch nennet von der Leffeley« her. Die Werkstatt befand sich 1613/1615 in der Großen Marktstraße im Haus »zum weißen Lamm«. Er verzog 1616 an den Neuen Weg, und 1618 befand sich die Druckerei im Haus »zum güldenen Iffloff« (Eibenlaub), fälschlich auch Haus »zu den 3 Ei-

Betzel cheln« genannt (»prope B. Petri in tribus Glandibus«, »ad trium Glandium« und »in Iffloff ad trium glandium«) an der Nordostecke der Iffloffstraße (nach 1632 Vogelgreiffstraße und nach 1730 Schwarze Greifgasse, was auch ein Verweis auf das Wappentier der Buchdrucker sein kann). Betzel war auch Ratsbuchdrucker. Zu seinen Drucken gehören eine große Anzahl Predigten, Leichenpredigten, Carmina (Lieder einschließlich Noten) und amtliche Drucke. 1624 beschäftigt er seinen Sohn als Kupferstecher (»Andream Betzeln Jun.«), den er im Colophon mehrerer Werke ausdrücklich erwähnt: Nach der Zerstörung Magdeburgs 1631 wird dieser Sohn nicht mehr erwähnt; es ist nicht ausgeschlossen, daß er nach Danzig oder Königsberg geflohen war, denn dort wird in »Sieben Theile Wohlriechender Lebens-Früchte« von Georg Weber ein Druckerzeichen mit den drei Eicheln verwendet. 1630 kommt bei ihm »Der Stadt vnd Kirchen zu Magdeburg … Christliche Beständigkeit in … Lehr vnd Warheit … vnter vnd nach der ersten Belagerung …1550« heraus. 1626 kommt bei ihm eine »Magdeburger Wochentliche Zeitung« heraus. 1629 veröffentlicht Betzel eine »Warhafftige Relatio dero der Stadt Magdeburgk Fundationen …« Im Jahr der Zerstörung Magdeburgs veröffentlicht er eine »Deduction der Rates gegen die Belagerung der Stadt«. Seine Werkstatt blieb von der Zerstörung durch kaiserlich-katholische Truppen unter Tilly verschont, da er sie mit Genehmigung des Rats inzwischen in das nicht zerstörte Augustinerkloster verlagert hatte. Aufgrund der Eroberung der Stadt Magdeburgs (»der Domprediger Reinhard Bake an Tilly: »Fuimus Troes, fuit Jlium et ingens Gloria Parthenopes« – Troer waren wir und der Elbstadt strahlender Ruhm) floh Betzel in seine Geburtsstadt Zerbst, kehrte aber schon 1632 (als einziger Drucker der Stadt) wieder nach Magdeburg zurück und gibt u.a. eine »Eigentliche Relation« heraus. Sein Schwiegersohn und dessen Familie konnten nach Rendsburg entkommen. Bis 1647 blieb die Werkstatt in der Stadtschule im Augustinerkloster. Insgesamt veröffentlichte Betzel fast 500 Drucke. In Zerbst konnte er als Nachfolger des ver-mutlich 1631 verstorbenen Zacharias Dörffer

Betzel die Druckerei des Fürstl. Anhaltischen Gesamt-Gymnasiums für 260 Gulden übernehmen. 1632 veröffentlichte er als ersten Druck er die »Leichenpredigt auf Dorothee Fürstin zu Anhalt«. Andreas Betzel starb 1655; sein letzter Druck war die »Leichenpredigt auf Jobst Ernst Schilling«. Die Erben schlossen sich mit dem aus Brandenburg stammenden Joachim Palm d.Ä. zusammen und druckten bis 1660 gemeinsam; Palm kaufte das Geschäft in diesem Jahr, das aber 1671 von Johann Ernst Betzel zurückerworben wurde. Nach seiner Rückkehr nach Magdeburg behielt Andreas Betzel die Zerbster Druckwerkstatt. 1637 übergab er sie an seinen Schwiegersohn Johann Müller, der sie 1647 von den Erben seines Schwiegervaters kaufte. Die ersten beiden Druckermarken zeigen jeweils eine stilisierte Lilie ohne jeden zusätzlichen Schmuck. In der dritten Druckermarke steht die Linie in einem Oval; die Wurzel der Blume werden gehalten von zwei geflügelten Putten, zwischen ihnen ein Topf. Oberhalb des Ovals ist ein Kopf eingezeichnet. Am rechten Rand des Ovals eine nach außen blickende Fratze. Zusätzlich sind neben dem Oval noch Früchte und Blätter eingezeichnet. Die vierte Druckermarke verweist auf den Vornamen des Druckers: Sie zeigt den Apostel Andreas mit Nimbus vor dem schrägen Kreuz (Andreas wurde um das Jahr 60 vom römischen Statthalter in Ägypten, Ägeas, verhaftet und sollte den römischen Göttern dienen; da er sich weigerte, wurde er zum Tod am Kreuz verurteilt). Darüber in einem Bogen der Name des Druckers. Unterhalb des Heiligen befindet sich auf einer ovalen Tafel ein Monogramm, bestehend aus »X« und »B«, flankiert von zwei sitzenden Putten. Die fünfte Druckermarke zeigt in einem Oval wieder den heiligen Andreas, diesmal bereits ans Kreuz gebunden. Links und rechts von ihm zwei Männer, die ihn geißeln. Um diese Szene läuft der Druckername. Links vom Oval ein Soldat mit einer Lanze, rechts eine barbusige Frau mit einem Palmwedel. Am unteren Rand

Biestkens des Ovals befindet sich auf einer Tafel das Monogramm des Druckers, »A« und »B«, wobei das »A« auf dem Kopf steht. Oberhalb des Ovals in einem Strahlenkranz eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes. In den beiden oberen Ecken Palmzweige. Die sechste Druckermarke verweist mit den drei Eicheln auf das Druckhaus »zu den 3 Eicheln«.

Nicolaes Biestkens d.Ä. (Claes bieskens, Claes Claesz, Nicolaes Biestkens van Diest, Biesgens) stammt aus dem katholischen Brabant, ging aus religiösen Gründen ins Herzogtum Kleve, das aber erst nach 1609 zur Mark Brandenburg gehörte, und arbeitete von 1558 bis 1562 in Groessen im Gelderland als Drucker. Sein erstes Verlagswerk mit seinem Namen erschien 1559 (»Toveren wat dat vor een werck sij ende wat remedien men daer vor doen sall« des Pastors Jacob Vallick). 1560 druckte er mit der Ortsangabe Emden eine niederländische Vollbibel, später als sog. Biestkens-Bibel bezeichnet, die für die Mennoniten, deren Mitglied er war, bestimmt war; Grundlage war eine Emdener Bibel aus dem Jahr 1558 in einer Luther-Übersetzung. Als Schrift verwendete er eine kursive Antiqua, anstelle einer sonst für Bibeldrucke üblichen gotischen Type. Diese Bibel bringt den niederländischen Text erstmals in Verseinteilung und zeichnet sich aus durch ein kleines, handliches Format, das einen niedrigen Preis bedeutete, aber auch eine gute Möglichkeit, das Buch versteckt zu halten. Außerdem stellte er 1562 ein Neues Testament her. Im selben Jahr druckte er »Het Offer des Heeren«, ein Buch über die Märtyrer mit Hymnen, das er mehrmals nachdruckte (1567, 1570 und 1578). In niederländischer Sprache veröffentlichte er »Een Liedtboecxken trascterende van den Offer des Heeren« in niederländischer Sprache eine Textsammlung von

Bißmarck Luther. Er beendete seine Drucktätigkeit in Emden um 1562 und soll dann nach Amsterdam gegangen sein, wo er 1582 oder 1582 »Het tweede Liedeboek, van vele diversche Liedekens, ghemaect wt den ouden ende nieuwen Testamente, waer af sommighe eertijts in Druck uutghegaen, ende sommige noyt in Druck gheweest hebbende, daer by ghevoecht« druckte. Die Werkstatt in Emden wurde von Willem Gailliart übernommen. Die Druckermarke zeigt in einem Oval eine gerade gewachsene Lilie, um die sich zwei Dornenzweige winden, zwei weitere Dornenzweige wachsen neben der Lilie. Um das Oval befinden sich Früchte, Zweige, Blätter und Girlanden. Am unteren Rand ein Kopf. Die Devise lautet: »Gelyck een Lelie onder de doornen So is myn Vriendinne onder den sochteren. Cant. 2«, Wie eine Rose unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern, Hohelied 2:2.

Christoph Bißmarck (Bismarcus, Christophorum, Christophorus) stammt aus Dahlenwarsleben bei Magdeburg. Er heiratete 1611 Ursula Felsecker, die Witwe des Hallenser Drukkers Erasmus Hynitzsch. Er übernahm damit auch die Druckwerkstatt in Halle (Saale) in der Schmerstraße. Seinen ersten Druck erstellte er 1611 (»Leichenpredigt auf Christoph von der Schulenburg«). Seinen letzten Druck stellte er in seinem Sterbejahr 1624 her. Seine Witwe veröffentlichte im selben Jahr eine Schrift von Georg Müller und heiratete 1625 den Buchdrucker Christoph Salfeld d.Ä., der dadurch die Druckerei weiterbetrieb. Die Druckermarke zeigt Ganymed auf dem Adler, nach links fliegend. Ganymed war der schönste der Sterblichen in der griechischen Mythologie. Zeus in Adlergestalt entführte ihn, machte ihn zum Mundschenk und zum Geliebten.

Blanck · Boccer

Cornelis Blanck (Cornelium, Cornelius) war Buchhändler und -drucker in der »Beschlagen bybel« (damit war eine Bibel gemeint, die mit kupfernen Beschlägen versehen war) in der Brückstraße von Emden. 1693 veröffentlichte »Cornelis Blanck wolbestalter Buch-Trucker dieser Stadt« die »Brand-Ordnung«. Zu den von ihm hergestellten amtlichen Drucksachen gehört »Demnach Herren Burgermeister und Raht durch Ihr öffentlich angeschlagenes und von den Cantzel publicirtes Placcat von den 13. Ianuarii 1696. Zum besten der gemeinen borgerschafft Verordnet und statuiret haben daß von der zeit an keinerlej Rechenbücheren solten zugelaßen werden umb die schult dadurch zu beweisen . . .« 1707 beendete er die Tätigkeit in seiner Officin und verkaufte sie an Eddo Tremel und Hermann von Senden. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Hermann Boccer (Herman Boccerum) war vermutlich Faktor bei dem Duisburger Drucker Johann Schilling und stellte außerdem auf eigene Rechnung in Schillings Werkstatt Drucke her. Außerdem hat Boccer bei Dietrich Bernhaus gearbeitet, denn er hat dessen Ziervignetten verwenden dürfen. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Bodenhausen

Wendelin Bodenhausen d.Ä. (Wendel, Wendelini, Bodenhausianus) war als Drucker in Elbing in den Jahren 1604 bis 1617 tätig. 1605 stellt er eine Schmähschrift gegen den Papst her (»Neue zeittungk von Teufel und papst«). 1607 druckt er ein Hochzeitlied (Epithalamium) »auf David Drabitius und Sabina Grunavia«. Die meisten Drucke waren Personalschriften, so auch wieder der letzte Druck: ein Epithalamium »auf Johannes Schilius und Anna Cl. Mylius«. Bodenhausen starb 1617; seine Erben druckten bis 1625, dann übernahm Wendelin Bodenhausen d.J. allein die Werkstatt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Wendelin Bodenhausen d.J. (Wendel) besuchte das Elbinger Gymnasium und lernte dann bei seinem Vater das Druckerhandwerk. 1625 übernahm er die väterliche Officin. Auch bei ihm überwiegen die Personalschriften (Leichenpredigten und Hochzeitsgedichte). Sein letzter Druck kam 1642 heraus: ein Hochzeitslied für Daniel Plato und Anne Reimann. Im selben Jahr ist er vermutlich auch gestorben; seine Erben (»Typis Bodenhausinis«) druckten noch bis 1646 und übertrugen dann durch Heirat der Witwe die Werkstatt auf Achatius Corell d.Ä. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Boel

Joachim Boel (Böel, Boelius, Joachimus, Böl, Ioachimi) war von 1610 bis 1623 Drucker in Magdeburg. 1610 stellt er zwei Leichenpredigten her. 1622 stellt er von dem Rektor des Magdeburger Gymnasiums Joseph Goetz die Schrift »Peplum Memoriae Seu texstum De Vita …« her. Im selben Jahr veröffentlicht er die Leichenpredigt für Kersten Schnencken (»Cardioplicticum Apostoli Pauli Solatium, Das ist: Einfeltige Erklerung Des unaußsprech- lichen/ krefftigen anmutigen unnd durchdringenden Hertz-Trostes des heiligen Apostels Pauli 1 Tim. 1. vers. 15 … zu Flechtingen zu seinem Ruhekäm[m]erlein gebracht worden«). 1623 druckt er für Ambrosius Kirchner d.J. das »Itinerarium Sacrae Scriptura. Das ist ein Reisebuch Über die gantze Heilige Schrifft« von Heinrich Bünting. Für Kirchner stellt er etwa zehn Werke her. Die erste Druckermarke zeigt einen Mann mit ausgebreiteten Armen, bekleidet mit Pluderhosen und einer Halskrause. Er steht auf einem Wappenschild, auf dem zwei gekreuzte Sichelhaken abgebildet sind. Die zweite Druckermarke zeigt einen Pelikan, der sich – so geht die Sage – die Brust zerfetzt, um seine Jungen zu füttern. Der Pelikan ist ein Symboltier Christi. Eingefaßt wird dieses Symbol der Nächstenliebe von einem füllhornähnlichen Rahmen mit stilisierten Lilien in den oberen und Girlanden in den den unteren Ecken. Die dritte Druckermarke zeigt in einem Oval einen Ritter mit umgegürtetem Schwert, in der rechten einen Fahnenstock mit einer gerafften Fahne haltend und links einen Schild mit dem doppelköpfigen Adler des Deutschen Reichs. In den vier Ecken sind Früchte eingezeichnet. An der Seite steht die Devise: »VIGILANTIBUS SUBVENIUNT« (vigilantibus non dormientibus jura subveniunt), Das Gesetz unterstützt die Wachsamen, wenn diese auf ihre Rechte achten.

Böheim

Paul Böheim (Böhm, Böhem. Beham, Bohemus, Beheim, Paulus, Paulusen, Paulussen) stammt möglicherweise aus Hof. 1600 wird ihm bewilligt, in Nürnberg zu wohnen, ohne das Bürgerrecht zu besitzen. Zugleich erbittet der Rat von ihm und seinem Kollegen Georg Bergmann Auskunft, »warmit sie sich nähren wollen, denn neue druckereien anzurichten, wird man ihnen nit zu gestatten«. Sicher scheint zu sein, daß er in Hof bei dem Inkunabeldrucker Matthäus Pfeilschmidt tätig gewesen ist. Verheiratet war er in erster Ehe mit Barbara Lochner, Tochter des Nürnberger Druckers Christoph Lochner d.Ä., in zweiter Ehe mit Margarete Heubler und in dritter mit Margarete Held. Gemeinsam mit dem Drucker Georg Bergmann bemüht er sich 1600, die von Elias Hutter in Nürnberg eingerichtete Officin zu übernehmen, was ihm aber von Amts wegen verwehrt wird. 1602 ist er in Nürnberg bei Christoph Lochner als Setzer tätig gewesen und hatte noch 1600 mit zwei anderen Buchdruckergesellen eine gemeinsame Unterkunft im Haus Hutters bewohnt. 1603 geht er nach Schwabach; hier druckt er die »Leichenpredigt auf Markgraf Georg Friedrich«. Er gerät hier erstmals mit zwei Ansbacher Buchdruckern in Streit, da diese ihm einen Vorschuß von 16 Gulden gewährt haben, und dafür vereinbarten, als erste mit diesem Druck ausgestattet zu werden. In Schwabach stellt Böheim außerdem ein »Verzeichnis der Ordnung und Zeremonien« sowie einen lateinischen Nachruf auf den Markgrafen Georg Friedrich von Ansbach her. Ein Jahr später geht er nach Ansbach, wo zu diesem Zeitpunkt keine Druckerei bestand, und erhält im selben Jahr ein Privileg des Markgrafen Joachim Ernst, der 1603 als Nachfolger in Ansbach die Herrschaft angetreten hatte. Damit erhielt die Stadt auch erstmalig eine Hofbuchdruckerei. In diesem Privileg wurde er der Zensur unterworfen, erhielt andererseits auch die Zusicherung, alleiniger Drukker in Ansbach sein zu können. Er gehörte als Hofdrucker dem Fürstenhof an und war daher von sämtlichen bürgerlichen »Beschwehrungen« und »Steuer, Wacht

Bonenberger vnd Wochengelt« befreit. Seine Officin befand sich hinter der Pfarrkirche St. Johannis am Hafenmarkt. Sein erstes Werk war 1604 ein Schulbuch (»Katechismus«); im selben Jahr erschien noch die »Christliche und Einfältige Anleitung … auß etlichen fürnemen Psalmen Davids«. Zu seinen Arbeiten gehörten die amtlichen Drucksachen und die »Ansbacher Kalender« (»Prognosticon Astrologicon«) des Hofastronomen und Mathematikers Simon Marius. Von diesem stellte er auch eine Übersetzung der ersten sechs Bücher Euklids her. 1612 beschwert er sich beim Rat der Stadt Nürnberg, daß Georg Leopold Fuhrmann unzulässigerweise einen Katechismus verlegt hatte, der mit dem Fürstl. Brandenburgischen Wappen gekennzeichnet war. 1628 verlegt Böheim ein Gesangbüchlein für den Schulgebrauch. Aufgrund der Wirren des Dreißigjährigen Kriegs schloß er die Druckerei im Jahr 1631 (»Die Schweden sind gekommen, Haben alles mitg’nommen … Habens Blei davongetragen, Haben Kugel draus gossen und d’ Bauern erschossen«). Böheim starb 1641. Seine Officin ging wohl auf Johann Lentz über. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Ludwig Bonenberger (Ludouicus, Ludouici, Bonnoberger, Bonnenberger) war unter dem Namen »Ludovicus Bonnenberger Memmingensis, typographus« im Wintersemester 1591/92 in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingetragen. Sein Geburtsort soll aber Ottobeuren sein. 1602 wird er in die Wiener Matrikel eingetragen. Im selben Jahr heiratet er Regina Kolb, Witwe des Buchdruckers Franz Kolb, und übernahm damit auch dessen Officin in der Lammburse (»Bursa Agni«). Wie sein Vorgänger wird auch er Universitätsdrucker. Insgesamt stellte er um die 20 Drucke her, zum Teil mit Margarete Formica, der Witwe des Wiener Buchdruckers Leon-

Bothe · Böttcher hard Formica, und Michael Christoph. 1611 druckt er »Crönung der Königl: May: Matthiae deß Andern dieses Namens Königes in Ungern«. Er starb 1614 oder 1616; seine Witwe führte das Geschäft noch zwei Jahre fort und verkaufte die Werkstatt dann an ihren Gesellen Gregor Gelbhaar, der schon bei Ludwig Bonenberger tätig war. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Georg Bothe (Georgius Bothius, Bothen) war von 1682 bis 1685 Drucker in seiner Heimatstadt Kolberg. Er hatte die Officin des Martin Runge gekauft. Sein erster Druck war die »Sültze-Ordnung«, die er als »Edlen Raths Buchdrucker« herstellte. 1684 erschienen seine letzten Drucke: »Origines Pomeranicus« und eine»Geläutsordnung«. Er starb ein Jahr später. Die Werkstatt wurde von seiner Mutter fortgeführt mit Hilfe des Faktors Jakob Reisinger. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Böttcher (Bötger, Bötcher, Johan, Bötticher, Bötchern) war in den Jahren 1598–1608 Drukker in Magdeburg. Sein erster Druck war ein niederdeutsches Altes Testament, das er für Ambrosius Kirchner d.J. herstellte. Insgesamt fertigte er rund 50 Drukke, darunter weniger als zehn Leichenpredigten. 1598 druckte er von Jakob Bergmann »SterbensKunst: Oder Bericht Wie man sich beyde Leiblich vnd Geistlich zum Tod vnd Absterben vereiten solle«. 1601 druckt er die Zeitung über den Zeitraum von der Lichtmeß 1600 bis 1601(»Jacobi Franci Historicae Relationis

Brüxer Continuatio Warhafftige Beschreibunge aller gedenckwirdigen Historien, so sich hin und wider/ in hoch und nieder Teutschland auch in Franckreich …«) 1607 stellt er »Praxis Evangeliorum. Einfeltige … Darinnen alle vorneme unbewegliche FestTage begriffen sind« von Martin Moller her. Sein letzter Druck, 1608, war »Eine Tröstliche LeichPredigt. Warümb Gott der Allmechtige die lieben Kinder und junge Leute lasse zeitlich hinweg sterben. Aus dem 4. Cap. deß Buchs der Weißheit … Bey dem Begräbniß … Wolffgangi, Deß … Doctori Philippi Galli, Dompredigers zu Magdeburg Hertzliebsten Sohns … «. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Martin Brüxer (Martinus Brüxerus, Martini Brüxeri) stammt aus Cottbus und ist 1611 an der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. 1621 ist er in Beuthen in der Drukkerei des Freiherrn Georg von Schönaich tätig. 1624 kommt bei ihm eine Schrift des Rektors des Gymnasiums von Schönaich (»M. Martini Fusellii«) heraus: »Programma funerarium super obitu praematuro … Dn. Noae Unwirdi, Sprottani, ProRectoris in Illustri … Ad Iuventutem literariam publice directum«. Im selben Jahr druckt er auch »Summo Gamotheta annuente Melchior Fellenbergius J. U. C. solertis«. Nachzuweisen sind für seine Drucktätigkeit in »Bethaniae« nur diese beiden Personalschriften. Er ist 1624 wohl gestorben, denn seine Witwe firmiert für 1626 einen Druck. Eine Druckermarke wurde von Martin Brüxer nicht verwendet.

Buchta

Christoph Enoch Buchta war als Buchdrucker und Verleger in den Jahren 1671 bis 1679 in Jena tätig und ging 1679 nach Schweinfurt, wo er sich eine Druckerei einrichtete. Auf der Leipziger Messe 1680 präsentierte er sein kleines Verlagsprogramm, darunter »Disputatio de Plagio literario cum sex accessionibus« von Jacobi Thomasii und »Vitia virtuosa sexus Foemini ex dolis …« von Johannis Rimeri. Nach weniger als fünf Drucken verließ er Schweinfurt und ging nach Schwabach, wo er mit Erlaubnis des Markgrafen Johann Friedrich von Ansbach 1680 eine neue Druckerei gründete. Die Genehmigung des Markgrafen war auf zwei Jahre befristet; Buchta mußte sich verpflichten, den Druckern in Ansbach keine Konkurrenz zu machen. Verheiratet war er mit einer Schwester des Schwabacher Druckers Moritz Hagen. 1680 veröffentlicht er eine Sammlung von Disputationen mit der Ortsangabe »Suinfurti Et Lipsia« (Schweinfurt und Leipzig). Ein weiterer Druck ist erst wieder 1687 nachzuweisen. 1685 wird ihm Steuerfreiheit gewährt. 1690 erschien bei ihm eine Dissertation »De Stylo Novi Testamenti« von Johannes Olearius. Er starb im selben Jahr; seine Witwe heiratete ein zweites Mal: den Verleger Paul Günther Pfotenhauer aus Erfurt, der die Officin leitete; nach 1691 war dieser in Coburg, wo er insgesamt fast 240 Verlagswerke herausgab. Die Witwe verkaufte 1693 die Werkstatt an ihren Bruder Moritz Hagen, der bereits 1692 in dieser Officin tätig war. Die Druckermarke zeigt einen Berg, auf dessen Spitze ein Wappenschild steht; darüber eine strahlende Sonne. Über Schild und Sonne ein Band mit dem Text »PETRA AUGUSTA«, dieser Name könnte ein Hinweis auf die Herkunft des Druckers, Königstein westlich von Bad Schandau oder Königstein südöstlich von Pirna sein.

Calvisen · Campe

Theodor Philipp Calvisen (Theodorus Philippus Calvisius) war in den Jahren 1674–1714 als Verleger in Quedlinburg tätig. 1674 druckt er »M. Samuelis Schmid Zittavia Lusati, Illustris Quedlei Rectoris, Hodegus Epistolicus: Viam expeditam facilemque commonstrans, Qua Imperiti adhuc & rudes tirunculi ad aliquam Epistolas Latine politeq[ue] scribendi Facultatem pervenire possint …«. 1676 kommt mit der Adresse Frankfurt am Main die »Archaeologia Passionalis, id est Antiquitates Variae« heraus. Von Andreas Werckmeister veröffentlicht er mehrere Musikbücher. 1700 verlegt er »Neu eröffnete Apotheker-Schule Worinnen Nicht allein die Apotheker sondern auch theils Medici ihre Lection bekommen: Das ist: ein Tractätlein Handelnd Von der Apotheker und Apotheken Anfang Uhrsprung Fortgang Privilegiis, Beschaffenheit Güthe Fehler Betrug Gesellen Jungens Verpachtung … Absonderlich aber Von der bißher vielfältig ventilirten Quaestion: Ob die Herren Medici mit Fug und Recht ihre Medicamenta selbst dispensiren mögen?« von Johann Gottfried Gottlieb. Insgesamt verlegt er über 40 Bücher. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Berger Campe (Bergeri Campii, Bergerius Campius, Kampe, Birger, Bergerus Campius) stammt aus Schweden und wurde 1671 Regierungsbuchdrucker in Stargard. Seinen ersten Druck stellte er mit »De Angelorum Existentia« von Johannes Krack zwei Jahre später her. Er druckte etliche Leichenpredigten. Mit dem Umzug der Regierung ging auch er nach Kolberg, kehrte aber 1677 nach Stargard zurück. Sein letzter Druck in Stargard kam 1683 heraus; dann siedelte er endgültig nach Kolberg über. Der »Churfl. RegierungsBuchdr.« druckte 1683 »Wer da? Wer da? Der

Canin Türck der Feind. Gebt Feur«. Insgesamt stellte er fast 50 Werke her. Er starb 1685. Seine Witwe druckte als Nach-folgerin schon im selben Jahr eine Leichenpredigt; insgesamt kamen bei ihr 17 Drucke heraus. Nach 1686 sind keine weiteren Drucke zu finden.

Jan Canin d.Ä. (Jean, Caen, Jean Calen) stammt aus Gent in den Niederlanden und ging als Glasmacher, so die Eintragung im Bürgerbuch, nach Breda. Seit 1565 war er Mitarbeiter (Diakon) der calvinistisch-kirchlichen Verwaltung in Breda. 1568 wird er vom »Raad van Beroerte« in Brüssel verurteilt wegen seiner Beteiligung am Bildersturm (im »beeldenstorm« stürmten 1566 in Flandern und den nördlichen Provinzen die Protestanten die Kirchen und zerstörten alle Heiligenfiguren; dies war der Auslöser für den »Achtzigjährigen Krieg« mit Spanien): »Jean calen este present a la conclusion prinse de briser les ymaiges et partout se trouve avecq iceulx sectaires et que sans luy riens ne se faisoit.« Er kann flüchten, wird auf Lebenszeit aus Breda verwiesen und geht nach Wesel am Niederrhein; hier lernt er, vermutlich bei Augustijn van Hasselt, die Buchdruckertechniken. Hier werden auch seine Söhne Jacob Janszoon und Isaac Janszoon geboren, die später ebenfalls Drucker werden. Jan Canin war gelernter Buchbinder. Insgesamt soll er in Wesel sechs Drucke evangelischen Inhalts ausgeführt haben. Schon rund ein halbes Jahr später wird er auch aus Wesel verwiesen, da er ein (verbotenes) Buch des französischen Lehrers David van Corssellis gedruckt hatte, darf aber aus familiären Gründen noch bis Ostern bleiben. Er geht von Wesel nach Dordrecht, wo er sich 1571/72 eine neue Druckerei einrichtet und vorwiegend calvinistische Literatur (Bibeln, Psalmbücher und andere liturgische Schriften) herstellt, darunter ein Katechismus von Jeremias Bastingius. 1573 ist er einer der

Canin Ältesten der Dordrechter Kirchengemeinde. Bis 1577 druckte er auch eine große Anzahl von Schmähschriften. Er war nie offizieller Stadtdrucker, stellte aber die amtlichen Drucksachen her. 1583 wird er wegen des Drucks des (verbotenen) »Wonderboek« von David Joris vermahnt und einige Zeit von der Teilnahme am Abendmahl ausgeschlossen. 1590 ist er »geswoeren boeckdrucker«. Er starb 1594. Die Officin wird bis 1625 von seinen Söhnen bzw. seinen Enkeln fortgesetzt. Sein erstes Bücherzeichen zeigt den »Löwen von Juda«. Die umlaufende Devise lautet: »siet de leevw vvt den geslachte ivda, de wortel davids heeft overwonnen. ap.5«, Siehe, es hat überwunden der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda, der Wurzel Davids (Offenbarung 5:5). Das »N« in »DEN« auf der rechten Seite ist verkehrt herum geschnitten. Die zweite Druckermarke weist in der Mitte ebenfalls den Löwen von Juda auf. Die dritte Druckermarke zeigt in einem eingefaßten Oval ein aufgeschlagenes Buch, darüber eine Wolke, in der in hebräischer Schrift »Jahwe« steht. Links oben sitzt eine männliche geflügelte Putte, rechts oben eine weibliche. Unter den Putten je ein Raubvogel mit kräftigen Beinen. Oberhalb und unterhalb des Ovals sind Masken oder Fratzen. Von unten kommend sind am Oval je ein Füllhorn mit Früchten (Äpfel, Birnen, Olivenzweig, Weintrauben – und weil es sich hier um einen Holländer handelt: Kartoffeln). Auf den aufgeschlagenen Seiten des Buchs steht: »COMPT GHY GEBENEDYDE BESIT DAT RYCK MYNS VADERS«, dann geht der Text weiter am Rand des Ovals: »eN LAET HET BOECK DESER WET VAN VWEN MONDE NIET COMEN, MAER OVERDINCKT HET DACH ENDE NACHT JOSUE Cap I vers 8«, Und laß das Buch dieses Gesetzes nicht von Deinem Mund kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht.

Cattepoel · Claßen

Johann Cattepoel (Janssen cattepuel, Johan) wurde 1665 Bürger in Wesel. Erst 1699 stellte er einen ersten Druck her (»Erklärung der Allgemeinen Lehrsätze der heiligen Das Inwendige Leben betreffend«), den er mit Jacobus von Wesel herausgab. Ein Jahr später druckt er die »Verhandlung Von der Lithotomie Oder Einer zahrten und sichern weise Von außziehung Des Steins Auß der blase Darinnen Nicht nur die handgreiffen weise von schneiden und stechen mit zuziehung appropryrten Instrumenten und Medicamenten angewiesen sondern die arth zu sondiren verbinden als den Patienten zu stellen welches durch Lebhafften Figuren mit mehrern erkläret wirdt« von François Totel. 1699 stellt er die »Erklährung Der Allgemeinen Lehr-Sätze Der Heiligen Das Inwendige Leben betreffend Samt einem Anhang« von François de Salignac de La Mothe Fénelon her. Johann Cattepoel starb um 1711. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Friedrich Claßen (Friderich, Johannes Fridericus Clasenius, Classen) druckte 1678 drei Titel in der Druckwerkstatt des Jakob Reich, der in Königsberg eine sog. Privatpresse betrieb. Es handelte sich um zwei Leichenpredigten (auf Georg Beckher und Catharina von Podewils) und eine Predigt »Ein zwiefacher Gnaden Heyl Kraftund Lebensbrunn«. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Coepsel · Corell

Johann Coepsel Coepselius, Johannes, Johannis Coepfelli) stammt aus Falkenberg und war vor 1679 in Thorn als Drucker tätig. 1679 heiratete er in Frankfurt (Oder) die Druckerwitwe Margaretha Ernst und übernahm dadurch auch die Officin. Im selben Jahr wurde er Universitätsbuchdrucker. Er starb um 1700; seine Witwe führte das Geschäft fort und heiratete 1703 den Drucker Johann Christoph Steppin. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Achatius Corell d.Ä. (Achati, Achatz Corellen) war Korrektor bei Wendelin Bodenhausen d.J. in Elbing (Ermland) und konnte 1646 dessen Witwe heiraten. 1647 erscheint der erste Druck unter seinem Namen: »Adoreae Poeticae Spicilegium.« Sein letzter Druck stammt aus dem Jahr 1658; er starb ein Jahr später. Der Sohn Achatius Corell d.J. übernahm die Druckerei im Jahr 1669, nachdem die Erben seines Vaters diese rund zehn Jahre betrieben hatten. 1674 arbeitete er mit seinem Schwager Johann Arnold zusammen. 1680 wurde er Ratsdrucker. Sein letzter Druck war vermutlich die »Leichenpredigt auf Johann Fidahlck«, in der er sich als »Eines WolEdl Hochw. Raths bestalten Buchdr. Achatz Corellen« bezeichnet. Wenn auch erst Achatius Corell d.J. als Ratsdrucker aufgeführt wird, so waren auch seine Vorgänger stets Auftragnehmer für amtliche Drucksachen usw., denn in Elbing war seit Wolfgang Dietmars Zeiten (1558) stets nur ein Drukkereibetrieb ansässig. Es ist ebenfalls davon auszugehen, daß Drucker außerdem als Buchhändler tätig waren. Die Nachfolger in der Officin des Achatius Corell d.Ä., vermutlich seine Witwe und seine Kinder, versahen einen Druck mit einer Druckermarke. Da dieses Si-

Corell gnet nur einmal in der Corellschen Officin verwendet wurde, ist zu vermuten, daß es von einem anderen Drucker gekauft wurde. Soweit man bei dieser sehr abgenutzten Marke erkennen kann, ist auf einer kreisförmigen Fläche mit einer umlaufenden Devise die Personifikation der Hoffnung (Spes) mit dem Anker abgebildet. In den vier Ecken sind Engel eingezeichnet. Die Devise lautet: »IN TE DOMINE SPERAVI NON CONFVNDAR IN ÆTERNVM«, (Herr, auf dich vertraue ich) laß mich nimmermehr zu Schanden werden (errette mich durch deine Gerechtigkeit), Psalm 31:2.

Daubmann

Bonifatius Daubmann (Bonifacij Daubmanni, Bonifacius, Typis Bonifaci Daubmanni) erbte mit seiner Mutter Anna und seinen Schwestern Kordula und Sibylla das Geschäft ihres Vaters Hans Daubmann, stellte aber nur wenige Drucke nach der Übernahme der Druckerei 1575 durch ihn her. Er druckte »Ob Die Newen Wittenberger stets bis daher einig mit den alten geleret …« von Johann Wigand. Im selben Jahr erscheint bei ihm »Carmen Funebre in Obitvm Magnifici, Nobilissimi …« von Johannes Brettschneider d.J. Ein drittes Werk im Jahr 1675 war »De Dicto I. Paralip XVIII«, wiederum von Wigand. Dann verkaufte er die Werkstatt für 1.031 Gulden an seinen Schwager Georg Osterberger, verheiratet mit Kordula. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Hans Daubmann (Hansen Taubmann, Hannsen Daubman, Hans, Daubmanni, Daubmannus, Jana Daubmaña, Daumana) aus Torgau erhielt 1545 das Nürnberger Bürgerrecht und errichtete 1548 in seinem Wohnhaus in der Judengasse eine Officin. Mit Wolf Fugger betrieb er die Druckerei und am Rathaus in Nürnberg eine Buchhandlung, die er ab 1551 allein führte und in der er nicht nur die selbst gedruckten Bücher verkaufte. In einem weiteren Laden handelte er mit Kleinkram. Es ist nicht bekannt, wo er seine Ausbildung als Drucker oder Setzer erhielt. Er hatte zumindest eine Lateinschule besucht, wenn nicht sogar an einer Universität studiert, denn mehrmals verfaßte er die Vorreden zu seinen Drucken; 1569 bezeichnet er sich als Dichter von Katechismus-Liedern. 1550 beschäftigt er zwei Setzer. Korrektor bei Daubmann in Nürnberg um 1552 war Michael Lindner, Verfasser zweier Schwankbücher, in denen Erotik mit Skatologie abwechselt, und der für

Daubmann seinen Principal auch die Frankfurter Buchmessen besuchte; Lindner wurde 1562 wegen Totschlag hingerichtet. 1550 wird Daubmann vom Rat untersagt, ein Buch über vier umgebrachte Kinder in Hessen zu veröffentlichen. Wegen mehrerer Verstöße gegen städtische Zensurbestimmungen und unerlaubten Nachdrucks wurde er häufiger vom Rat gemaßregelt. 1551 druckt er eine Schrift Michael Rotings gegen den bis 1549 in Nürnberg predigenden Reformator Andreas Osiander d.Ä., die vom Rat nicht genehmigt worden war. Zusätzlich verkauft er Drucke aus Leipzig, die dem Rat ebenfalls nicht gefielen; Daubmann wird deshalb zu acht Tagen Turmstrafe verurteilt. 1553 muß er abermals in den Turm, da er Schmählieder gedruckt und verkauft hatte. Einer weiteren Turmstrafe im selben Jahr wegen des Drucks einer Schmähschrift des Markgrafen Albrecht Alcibiades konnt er entgegen. Dafür muß er im April 1554 wieder in Haft – wieder wegen einer Schmähschrift. Im Mai 1554 kann Daubmann nach Königsberg im Herzogtum Preußen ziehen, wohin er durch Vermittlung des Ratsherrn Hans Philipp Schürstab von Herzog Albrecht von Preußen berufen wurde. Der Nürnberger Rat sicherte ihm zu, daß er seine Bürgerrechte für eine evtl. Abwesenheitsdauer von bis drei Jahren aufrechterhalten könne. Im selben Jahr wird er im Nürnberger »Ämterbüchlein« gestrichen. 1556 lehnt Joachim Heller die Nachfolge des Caspar Daubman, vermutlich ein weiterer Sohn des Hans Daubmann, im »buchladen unterm rathaus« ab und verweist dabei auf den in Preußen wohnenden »Hansen Daubmann«, der, »wenn seine erlaubte zeit daselbst zu wohnen, aus ist«, für den Kram(-laden) zuständig ist. Hans Daubmann nahm seine eigene Druckerei mit nach Königsberg und erhielt als Ratsdrucker eine jährliche Besoldung von 100 Gulden und freie Unterkunft. Seine Officin befand sich in einem vom Herzog zur Verfügung gestellten Haus am Schloßteich. Vermutlich 1554 erscheint sein erstes Werk (»catechismus oder kinderpredig« von Andreas Osiander d.Ä.). Da die von Johannes Brenz verfaßte Schrift »Vonn der Hertzlichen Aufferstehung und Himelfahrt unsers Herrn Jhesu Christi« als Druckdatum den

Daubmann 19. März 1554 angibt, Daubmann zu diesem Zeitpunkt noch in Nürnberg war, wird angenommen, daß die Officin schon vor dem Umzug im Juni 1554 nach Königsberg verbracht worden und dort einer seiner Gesellen bereits tätig war. Schon im selben Jahr erhält Daubmann ein Privileg als alleiniger Drucker in Königsberg. 1556 gelingt es Daubmann, vom Herzog als Geschenk 300 Gulden für den Kauf der ehemaligen Werkstatt des Erzpriesters Johann Malecki in Lyck im Ermland zu erhalten. 1557 will die Universität mit einem Schreiben an den Herzog verhindern, daß Daubmann Drucker der Universität wird, da seine Preise überhöht seien und er sich zusätzlich weigere, die Disputationen nur gegen Lieferung von Papier und einem geringen Schankgeld für die Gesellen zu drucken. Die Universität hatte unerlaubt Wolfgang Dietmar mit dem Druck von Dispositionen beauftragt. Auch später mußte sich Daubmann gegen einen unbekannten Winkeldrucker wehren, der auf dem Steindamm vor Königsberg eine Officin gründete und angeblich sogar Gesellen von Daubmann beschäftigt haben soll (was unglaublich ist). 1558 wurde Daubmann trotz der Ablehnung durch die Professoren zum Universitätsdrucker bestellt, man gab ihm zusätzlich ein Deputat von jährlich 50 Scheffel Korn und trug ihn ein Jahr später in die Universitätsmatrikel ein. Daubmann mußte dafür die Schriften der Professoren kostenlos drucken. 1561 erhielt er ein Vorkaufsrecht für die Officin von Hans Lufft; da ein Verwandter Luffts die Werkstatt nicht erwerben konnte, ist davon auszugehen, daß Daubmann das Vorkausfrecht realsisieren konnte (andere evtl. Käufer der Lufftschen Officin sind nicht bekannt). Mitte der 1650er Jahre erhielt er ein weiteres Privileg für das Herzogtum Preußen, mußte dafür aber die Drucksachen des Herzogs kostenfrei herstellen (eine Last Gerste und eine Last Korn pro Jahr wurden ihm hierfür bewilligt). 1563 wird ihm auf seinen Antrag hin zusätzlich eine Last Korn und eine Last Gerste pro Jahr bewilligt, um sein zahlreiches Gesinde zu versorgen. Mehrmals wurden von der Universität gegen ihn Geldstrafen verhängt. 1564 erhielt er ein neues Privileg, das ihm eine Monopolstellung in Preußen sicherte. Das vom

Daubmann Herzog zur Verfügung gestellte Haus am Schloßteich mußte er für 700 Mark erwerben, weil ein Antrag, ihm das Haus auf Lebenszeit zu überlassen, abgelehnt worden war; die Kaufsumme des Hauses, das »den großen Schlägen vom Nordostwinde und den Wogen des Teiches ausgesetzt« war, durfte er auch mit bedrucktem Papier begleichen. Daubmann, der wahrlich am Ende der bewohnten Welt seine Geschäfte betrieb, besuchte die Buchmessen in Frankfurt am Main und in Leipzig und hatte Kontakte nach Lübeck. Mit den Mainfrankfurter Druckerverleger Weigand Han und Christoph Egenolff bestanden engere Geschäftsbeziehungen. In seinem Haus besaß Daubmann auch eine Buchhandlung. 1565 stellt er einen für Riga bestimmten »Schreibcalender auff das Jahr nach Christi unsers einigen Erlösers und Heilandts Geburt M.D.LXV.« her. Insgesamt 353 Drucke sind Hans Daubmann zuzuordnen, etwa zu gleichen Teilen in Deutsch und Latein, rund 16 Prozent in polnischer Sprache. In einem Schriftmusterblatt seiner Officin, das er 1572 veröffentlichte, sind eine griechische Type, acht Antiquaschriften, eine Kursive, eine Schwabacher und acht gotische Schriften in mehreren Schriftgraden sowie Notenlettern abgebildet. Der Text des von ihm 1568 gedruckte Nachrufs, ein Einblattdruck, auf Herzog Albrecht stammt von dem Bibliothekar der Königsberger Bibliothek, Michael Scrinius, der die Verdienste Albrechts für die Bildung seiner Untertanen lobt. Daubmann starb 1573/74; seine Gesellen beschwerten sich mehrmals über vorenthaltenen Lohn, den die Erben erst auszahlten, als der Herzog seinerseits die Rechnung für die von Daubmann gedruckte »Hauspostille« beglich. Die Erben und ihr Faktor Georg Francke betrieben die Officin weiter. Dann gingen die Presse und die Druckmaterialien an Georg Osterberger, von diesem an seinen Nachfolger Johann Schmidt und schließlich auf Lorenz Segebade über. Die erste Druckermarke (»Gedruckt zu Königsperg in Preussen bey Johann Daubmann. 1558«) in »Kirchen Ordnung Wie es im Hertzogthumb Preussen beydes mit Lehr vnd Ceremonien sampt andern so zu Fürderung vnd Erhaltung

Deffner des Predig=ampts Christlicher Zucht vnd guter Ordnung von nöten gehalten wird«) nimmt Bezug auf das Markus-Evangelium 7:32 und zeigt Christus, welcher auf seiner Schulter ein Schaf trägt. Vor ihm kniet der im Evangelium erwähnte taube Mann, »der stumm war, und sie [das Volk aus der Gegend am Galiläischen Meer] baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte«. Die zweite Druckermarke (aus Geßners »Buchdruckerkunst«) zeigt einen Mann, der sich rechts auf einen Schild mit einem Teil des Stadtwappens Nürnbergs (Adler) stützt. Der linke Schild zeigt die Handelsmarke: ein »H«, auf dessen Querstrich ein Stamm emporragt, an dessen Spitze nach links ein halber Balken abgeht. Über dem Stamm ein »C« oder »G«. »Taub«, mhd. »toubon« hatte bis ins 16. Jahrhundert auch die Bedeutung von bezwingen, vernichten, zähmen; insofern handelt es sich möglicherweise bei diesem Signet um ein redendes Bücherzeichen.

Georg Deffner (Defner, Däfener, Teffner, Tefner, Georgius Defnerus, Teufner) stammt aus Weiden in der Oberpfalz. 1575 arbeitet er bei Johann Eichorn in Frankfurt (Oder). Er heiratete 1580 Barbara Henn, der Witwe des Leipziger Buchdruckers Hans Rambau d.Ä., aus Buxtehude stammend. Damit übernahm er auch die Officin. Im selben Jahr stellt er sein erstes (»Kurrzer Bericht von der jetzo regierenden Heuptkranckheitt«) von fast 200 Verlagswerken her. Zumeist druckte er theologische Bücher, Personalschriften und Schulbücher. 1686 veröffentlicht er »Carmina Gratulatoria, In Honorem Pietate …« von Paul Lemmel. Er starb 1587. Seine Werkstatt wurde von seinen Erben (»Haeredes Georgii Defneri«) fortgeführt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Diebruch · van Diest

Heinrich Diebruch (Diebrock, Henricus, Gerlachius Diebroch) war Drucker und Verleger in Herford. 1667 stellte er für das Gymnasium ein »Compendium Syntaxeos Graecae ex optimis auctoribus In Usum Scholae Hervordianae singulari studio collectum …« her. Von 1686 bis 1692 war er nur noch als Verleger tätig, von dem sechs Verlagswerke bekannt sind, darunter »Logica Antiaristotelica In qua Universalia, antepraedicamenta, praedicamenta, postpraedicamenta, definitiones, divisiones, causae rerum & effectus von Elias Schneegaß und »Fasciculus Complectens Phrases Et Sententias Terentianas Omnes« von Publius Terentius Afer. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Samuel van Diest stammt aus Harderwijk im Gelderland, war Professor an der Universität Duisburg und richtete sich 1662 hier eine Druckerei ein. In dieser Officin arbeitete als Faktor der aus Groningen stammende Daniel Assendorp (Danilene), der ein Jahr später immatrikuliert wurde und außerdem an der Universität als Pedell wirkte. Bemerkenswert ist, daß van Diest für seine Privatdruckerei von der Universität verpflichtet wurde, sich Typen aus Amsterdam zu beschaffen, um auch griechische und hebräische Drucke herstellen zu können. 1664 erhält van Diest einen Ruf an die Universität seiner Heimatstadt und verläßt deshalb Duisburg. Die Druckmaterialien verkaufte er an Franz Saß. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Dietmar

Wolfgang Dietmar (Wolffgang, Wolffgangus, Wolf, Diettmar, Dittmar, Wolffgangum) stammt aus Marienburg in Pommern und war im Jahr 1557 in Königsberg als Drucker tätig. Obwohl Hans Daubmann ein alleiniges Druckrecht in Königsberg besaß, beschäftigte ihn die Universität unerlaubt für den Druck von Dispositionen; seine Druckerei hatte er im Haus des Stadtarchiaters und herzoglichen Leibarztes Severin Göbel eingerichtet, von dem vermutet wird, daß er auch bei der Ausstattung mit Druckmaterialien oder durch finanzielle Zuwendungen die Gründung dieser Winkeldruckerei ermöglichte. 1557 untersagte ihm Herzog Albrecht von Preußen jede weitere Tätigkeit in Preußen. Trotz Dietmars Eingabe an den Herzog, daß das Buchdruckergewerbe nicht durch Zunftordnungen o.ä. reguliert sei, es sich also um ein freies Gewerbe handele und er, Dietmar, keinen anderen Beruf gelernt habe, wurde die Entscheidung nicht zurückgenommen. An die Stelle starrer Zunftordnungen waren die von der jeweiligen Herrschaft verliehenen und zu bezahlenden Privilegien getreten, die die freie Gewerbeausübung womöglich stärker einschränkten als es eine Zunftordnung vermocht hätte. Dietmar ging daraufhin ins polnische Elbing. Dort war er von 1558 bis 1564 tätig. 1559 erscheinen hier sein erster Druck (»Ein Kurtzer vnterricht« von Simon Trilosius) und im selben Jahr noch die »Doctrina de tvenda Sanitate Breviter et Svmmatim in Gratiam Stvdiosorum literarum comprehensa …« des Mediziners und Professors Johann Placotomus (Brettschneider), von dem er im Folgejahr die »Disputationes quaedam scholasticae et philosophicae« herstellt. 1562 druckt er von dem Theologen Sebastian Neubauer »Vber die Epistel S. Pauli an die Roemer. Vier vnd Siebentzig Predigten. Darinnen allerley stück Christlicher Lere gehandelt vnd erkleret werden«. 1564 stellt er als letzten Druck die »Kurtzer Auszugk Der Ankunfft Regierung vnd lebens aller Hohe-Meister des Deudschen Ordens in Preussen sampt den Ceremonien so vter jrem Regiment fürr der erkentnis Göttlichs Worts sein

Donat gehalten worden …« her. Insgesamt veröffentlichte er rund 10 Werke. Er soll 1563 oder 1564 gestorben sein; 1571 erscheint noch unter seinem Namen »Von der itzschwebenden Haubtkranckheit nützlicher und gründtlicher Bericht« von Bartholomäus Calckreuter. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Paul Donat (Pavlvs, Paulus Donatus) stellte in Magdeburg sein erstes Verlagswerk im Jahr 1581 her: »Threnodia inclutae reipublicae Magdeburgensis« von Johannes Baumgarten. In den Jahren 1584 und 1585 druckte er die »Braunschweigische vnd Lunebürgische Chronica« für den Magdeburger Verleger Ambrosius Kirchner d.J. Zu seinen Drucken zählen auch Leichenpredigten, Erbauungsliteratur und theologische Streitschriften. 1600 stellt er für den Magdeburger Verleger Johann Francke einen »Bericht über Selbstmörder« des Autors theologischer Schriften Andreas Celichius her. Insgesamt druckte er bis zu seinem Tod im Jahr 1600 rund 120 Werke. Im Rahmen der nebenstehenden Titelseite »Periocha ...«, 1595 gedruckt, sind die Tugenden abgebildet: Links oben Fides mit einem Kreuz und dem gekreuzigten Christus, darunter Spes mit Anker, dann Prudentia mit einem Spiegel. Rechts oben ist Caritas mit Kind und dem Attribut eines Pelikans, darunter nochmals Caritas mit einem Lamm und einem Palmzweig; es folgt Justitia mit Augenbinde, Schwert und Waage. Am unteren Rand sind links Fortitudo mit der Säule und rechts Temperantia mit einem Becher. Oberhalb und unterhalb des Titels zwei unterschiedliche Gesichter als Zeichen der Vergänglichkeit. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet. Im Wintersemester 1591/92 war ein Thomas Donat Berlinensis als »typographus« in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingetragen.

Dörffer

Johann Dörffer (Dörfferus, Dörfer, Johannes, Typographus Schönaichianus, Joannis Dörfferi, johannis, Dorfferus, Typis Dorfferianis, Dörfferus, Dörferus) stammt aus Wittenberg. 1593/94 ist er in die Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben; er arbeitete als Geselle bei Johann Eichorn. 1596 ist er als Geselle bei Johann Krafft d.J. in Wittenberg. Er war der erste Drucker in der von Freiherr Georg von Schönaich eingerichteten Druckerei in Beuthen. 1616 kommt sein erster Druck in Beuthen heraus: eine Schrift des Professors Adam Liebig Saganensis (»Systematis Rhetorici Libri Duo: Selecto Exemplorum Promptuario ex sacris Profanisq[ue] Artificibus, Cicerone cumprimis, Illustrati; In Usum Illustris Paedagogii Schönaichiani«) für das von der Herrschaft gegründete Gymnasium. Im selben Jahr stellt er »Guilielmi Cothurni & Bern. Guilielmi Nussleri Ornatissimorum Iuvenum Propemptica, cum Marpurgum studiorum gratia abirent« des humanistischen Barockdichters Martin Opitz (von Boberfeld) her. 1617 gibt er von dem Pädagogen und Professors Caspar Dornau (Dornarius) »De Morum Pulchritudine, Necessitate, Utilitate, ad civilem conversationem, Oratio Auspicalis: Habita in Illustri Panegyre gymnasi[i] Schönaichi[i] ad Oderam« heraus, das Dörffer mit der Angabe »Bethaniae Elysiorum« (Beuthen in Schlesien) druckt. 1620 stellt er ein »Oratio De T. Manlio Torquato Consule, Filium, Contra Patris Edictum, extra ordinem pugnantem, interficiente« des Pfarrers in Gurske Gottfried Schneeweiss her. Insgesamt kamen aus Dörffers Officin um die 30 Drucke heraus, neben Schulmaterial zumeist Leichenpredigten. Er starb 1620. Seine Witwe (»Literis Viduae Dörfferianae«) druckt 1626 »Coelica Tempe Scitulae atq[ue] Elegantis Puellulae Euphrosynes Viri«. Sein Nachfolger ist ab 1621 für zwei Jahre Martin Brüxer. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Dörffer

Zacharias Dörffer (Zachariam, Dörffern, Dorffer, Dörfferus, Zachariae Doerfferi) war nur in den Jahren 1608 und 1609 als Drucker in Magdeburg tätig. Er stammt aus Wittenberg, wo sein Vater als Buchbinder tätig war. Sein erster Druck war der »Froschmeuseler. Der Frösch und Meuse wunderbare Hoffhaltunge«, eine Schrift, die auch von anderen Magdeburger Druckern gefertigt wurde. 1607 stellt er eine »Leichenpredigt auf Anne Kropff« her. 1609 druckt er für den Verleger Emeran Kirchner »Harmonia Historica IV. Evangelistarum complectens, Ministerium Et Vitam Salvatoris Domini Nostri Jesu Christi, …« des evangelischen Theologen Rupert Erythropel. 1610 geht Dörffer nach Zerbst und kauft dort die Druckerei des 1609 verstorbenen Christoph Weida. Sein erster Druck ist hier »Encomium. Das ist Lobpredigt Des heiligen Trostreichen Wortes Gottes«. Mit der Ortsangabe Wittenberg druckt er 1614 zwei Disputationen. 1626 veröffentlicht er »Carmen Heroicum In Cunas Domeni Et Salvatoris Ieso Christi«. Ein letzter Druck unter seinem Namen erscheint 1631. Eine Druckermarke wurde auch von Zacharias Dörffer nicht verwendet. Die Titelseite auf der »Leichpredigt« zeigt in der Mitte oben in einem Oval vier Gesichter (rechts ein Gesicht mit Hörnern, was auf Mose verweist; auf einer weißgeblieben Fläche in hebräischer Schrift »JHWE« und zusätzlich ein Band mit dem Text »HIC EST FILIVS MEVS DILECTUS IN q[uo] (mihi …)«, Das ist mein geliebter Sohn, Lukas 3:22. Am unteren Rand wird Johannes der Täufer bei der Taufe Christi gezeigt. An den Seiten sind vier schreibende Männer, bei denen es sich wahrscheinlich um die vier Evangelisten handeln wird. Links wird ferner Pegasus, einen Wagen mit einem darauf sitzenden Mann ziehend, gezeigt. Auf der rechten Seite wird in der Mitte Gott in einer Wolke dargestellt, unter ihm eine Armillarsphäre.

Drechsler

Johann Christoph Drechsler (Drechslerus, Typographia Drechsleriana, Drechslersche Schriften) stammt wohl aus Schwarzwald bei Straßburg, 1662 ist er in der Matrikel der Universität Altdorf (bei Nürnberg) eingeschrieben. 1682 errichtet er in Neustadt an der Aisch eine Druckwerkstatt; sein erster Druck kommt ein Jahr später heraus: »Des Allerheiligstund Allerheilsamsten Leidens und Sterbens Jesu Christi« von Catharina Regina von Greiffenberg. Im selben Jahr gibt er auch eine lutherische Bibel (»Biblia, Das ist: Die gantze Heilige Schrifft Altes und Neues Testaments«) heraus. Auch eine »Astrologische Practica: Darinnen Nebenst richtiger Vorstellung der Jahrs-Quartalen Winters Frühlings Sommers und Herbstes« von Christian Ernst Nigrinus wird 1683 nebst fünf weiteren Drucken von ihm hergestellt. 1690 erbittet Drechsler vom Rat der Stadt Schweinfurt, sein »domicilium alß seine buchdruckerey« von Neustadt nach Schweinfurt verlegen zu dürfen. Der Rat gestattet ihm die Niederlassung probeweise, so daß er eine Officin am Schuhmarkt eröffnen kann. Verheiratet war er seit 1672 mit Sabina Miltenberger, der Tochter eines Schweinfurter Kaufmanns. Die Schweinfurter Werkstatt ließ er von seinem Faktor Hieronymus Morich (»Herrn Morich drechslern factorn«) führen, ein Jahr später geht auch Drechsler nach Schweinfurt. Die ersten Drucke, Leichenpredigten, kommen hier 1691 heraus. Im selben Jahr stellt »Hieron. Morich mit Drechsler’schen Schriften« als Lohndrucker ein »Neues Kriegs-Tractätlein …« des Stadtmajors Rieß her, den er wegen der Zahlung der Druckkosten verklagen muß. 1693 wird Drechsler Bürger der Stadt. 1699 veröffentlicht er »De Iure Et Privilegiis Nobilium Liberorum Et Immediatorum, Von Deß Heil. Röm. Reichs Freyen unmittelbaren Ritterschafft Discursus Formatus« von Johann Friedrich von Lentersheim, Soldat der kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg. Von dem Nürnberger Mathematiker Markus Christian Ries druckt er 1700 die »Praxis Geometriae. Das ist: Vollkommene Arpentage, mit denen vier Speciebusin Linien Noch niemahln heraußgeben …«. Drechsler starb 1704.

Drechsler · Duncker Seine Tochter Barbara Helena war seit 1698 mit Hieronymus Morich verheiratet, der die Druckerei fortführt. Erfolgreich war das Geschäft nicht, die Familie Morich wurde zum Beispiel 1713 mit Hilfe der Ratsknechte aus ihrem nicht bezahlten Haus am Schuhmarkt vertrieben. Der einzig »sichere« Umsatzkam durch die Herstellung von Schul- und Gesangbüchern, die im Auftrag des Rats gedruckt wurden; im übrigen wurden sog. Personalschriften hergestellt. Als Hieronymus Morich 1729 stirbt, führt seine Witwe (»Hieronymi Morichs Wittib«) die Officin bis 1746 und übergibt sie dann an ihren Sohn Johann Philipp Morich. Vier Generationen der Familie Morich betrieben die Druckerei, die dann in die Schweinfurter Tagblattdruckerei überging; stets war die Geschäftslage schlecht, denn der einzige Auftraggeber war die Stadt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Andreas Duncker d.Ä. (Dunker, Praelo Dunckeriano, Typis Dunccerianis, Typis Dunckerianis) war verheiratet mit einer Tochter des Magdeburger Druckers und Verlegers Wolfgang Kirchner. 1593 übernahm er nach dem Tod seines Schwiegervaters dessen Officin. Er hatte vier Kinder: Andreas (d.J.), der Drucker in Braunschweig wurde, Nikolaus, der in Goslar eine Officin eröffnete, und zwei Töchter, von denen eine den Magdeburger Drucker Andreas Betzel und die andere den Drucker und Buchhändler Balthasar Gruber in Braunschweig heiratete. Der erste Druck unter seinem Namen erschien 1594: »Der vier vnnd funffzigste Psalm erkleret.« Er war zumeist als Lohndrucker für seinen Schwager Ambrosius Kirchner d.J. tätig. 1596 stellte er »Enchiridion Geistliker Leder vnde Psalmen …«, kalendarisch geordnet von Martin Luther, her. 1597 arbeitete er mit den Erben des Andreas Gehne zusammen bei der Herstellung eines Werks von Siegfried Sacks, dem Domprediger

Duncker von Magdeburg. Im selben Jahr erstellte er einen »Pestilenzbericht« für den Rat der Stadt. Dem Verleger Ambrosius Kirchner d.J. druckt er 1597/98 »Theatrvm Genealogicvm ostentans omnes omnivm aetatvm familias: Monarchvm, Regvm, Dvcvm …« Von dem Rektor der Schule und Prediger am Stift St. Sebastian, Georg Rollenhagen, stellt er 1600 »Froschmvseler. Der Frösch vnd Mevse wunderbare Hoffhaltunge …« her. 1603 verlegte er sein Geschäft nach Braunschweig und betrieb in Magdeburg bis 1607 nur eine Filialbuchdruckerei. Der Umzug nach Braunschweig erfolgte nicht ganz freiwillig, denn der Herzog beschwerte sich wegen der Drucktätigkeit für Braunschweig über ihn beim Magdeburger Erzbischof (Markgraf Christian Wilhelm von Brandenburg), so daß ihm von den Magdeburger Herren geraten wurde, sein Geschäft zu verlegen. 1607 übertrug er die Officin an seinen Schwiegersohn Andreas Betzel, der schon vorher bei ihm tätig war. Insgesamt stellte er in Magdeburg rund 60 Drucke her. In Braunschweig, wohin er auf Bitten des dortigen Magistrats gegangen war, druckte er insbesondere die amtlichen Bescheide und Streitschriften der Stadt im Kampf (mit Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig und Lüneburg) um die Stadtfreiheit; solche Schriften hatte Duncker bereits in Magdeburg angefertigt. Er erhielt vom Braunschweiger das Recht eines Schutzverwandten, Steuerfreiheit und ein Darlehen von 100 (»dicken«) Talern. 1606 erhält er die Bürgerrechte. An seinem neuen Wirkungsort fertigte er die Lehrbücher für die Katharinenschule. Noch vor 1610 veröffentlichte er eine wöchentliche Zeitung. Duncker wurde 1614 in den Stadtrat berufen und 1617 sogar Gerichtsvogt. Sein letztes Werk war 1628 eine »Gastpredigt« des Luckower Pfarerrs Samuel Nicelius. Im selben Jahr verpachtete er seine Officin an seinen Schwiegersohn Balthasar Gruber. Andreas Duncker d.Ä. starb 1629; seine Erben druckten noch 1631. Sein Sohn Andreas Duncker d.J., der zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters noch minderjährig war und dann als Soldat im Felde stand, übernahm 1637 von Gruber das Geschäft Die Abbildung zeigt den Braunschweiger Löwen in einem Blätterkranz; in den vier Ecken Girlanden.

Eichhorn

Andreas Eichorn (Eichhorn, Sciurus, Andream, Andrea, Andres, Aichorn, Typis Sciurianis, Literis Sciurinis) hat sicherlich bei seinem Vater Johann Eichorn d.Ä in Frankfurt (Oder) den Druckerberuf gelernt. 1575 war er an der Universität Tübingen als Drucker, wohl ohne eigene Werkstatt, eingeschrieben. Nach der Wanderzeit kehrte er nach Frankfurt (Oder) zurück und wurde hier ab 1579 mit einer eigenen Officin, vermutlich von seinem Vater eingerichtet, tätig; 1583 übernahm er auch die Werkstatt seines Vaters. Nach dem Privileg, das sein Vater 1567 erhalten hatte, war nur ein Drucker in Frankfurt zugelassen; 1582 erhielt sein Vater ein neues Privileg, das ausdrücklich Andreas Eichorn einschloß: »begnaden, Priuilegirn vnd befreyen auch gedachten Johann vnd seinem Sohn Andream Eichhorn mit denn darein vorleibtten Puncten vnd zwo Druckereyen dieselben zu ihrer besten gelegenheit zuzurichten wie obstehet.« 1579 stellt er seine ersten sechs Werke her, darunter eine »Leichenpredigt auf Ludmilla Pförtner«. Solche Leichenpredigten wie auch Gelegenheitsdrucke wurden besonders in seinen Anfangsjahren häufig von ihm hergestellt. Sein erstes größeres Werk stellt er 1580 her (»Examinatio Capitvm Doctrinae …«). 1584, nach dem Tod seines Vaters, wurde er zum Universitätsdrucker berufen; zugleich wurden die Druckwerkstätten von Vater und Sohn zusammengelegt. In der Bestallung zum Universitätsdrucker werden auch die Preise festgelegt, die Eichorn für Universitätsdrucke verlangen darf. Für sonstige Drucke galt diese Preistaxe nicht. Sein Vater ist wohl während seiner Schaffenszeit mit der Universität gut ausgekommen; das gilt für seinen Sohn nicht. Da dieser wohl überhöhte Papierpreise berechnete, wurden ihm Vorschriften über diese gemacht. Die Universität beklagte, er drucke zu wenige Schulbücher (»Scholasticalia«) und würde »vnsauberem papyr vnd druck vorfertigen«. Die Universität sprach sich deshalb für die Beendigung der Monopolstellung Eichorns aus. 1589 streitet er sich mit anderen Erben um die Güter seiner Mutter

Eichhorn in Wriezen, die er verkaufen wollte, um »seine druckerey mit aller notdurft also zu bestellen«. Sein wichtigster Autor war Christoph Storch (Pelargus), der an der Viadrina Professor der Theologie war und 1595 Generalsuperintendent wurde. Zu seinen Autoren gehört auch der Professor der Rechte Friedrich Pruckmann, der 1591 Hof- und Kammergerichtsrat und 1616 sogar kurfürstlicher Kanzler wurde. Seine Vignetten, Titeleinfassungen und Randleisten ließ er vielfach von Jakob Mores herstellen. Er besaß auch hebräische Typen; verschiedentlich lieh er sich auch solche Typen aus Wittenberg aus, doch konnte er auch von Michael Hentzke in Berlin, der die Officin von Thurneysser fortführte, und von dem Frankfurter Nikolaus Voltz hebräische Typen leihen. Entgegen einer Regelung in dem ihm erteilten Privileg druckte er 1591 eine Schmähschrift gegen den Calvinisten Urban Pierius. Eichorn bekam 1594 als Universitätsdrucker Konkurrenz durch den als Buchbinder nach Frankfurt gekommenen Friedrich Hartmann. 1598 wurde er zum Richter und später sogar zum Stadtkämmerer in Frankfurt (Oder) berufen. Er stellte fast 900 Drucke her. Andreas Eichorn starb 1615; sein Sohn Johann Eichorn d.J. übernahm jedoch erst 1620 das Geschäft. Die erste Druckermarke von Andreas Eichorn zeigt eine sitzende Felicitas mit einem Caduceus in der rechten Hand. Im linken Arm hält sie ein Füllhorn. Im Hintergrund eine Stadt nebst Stadtmauer, vermutlich Frankfurt (Oder). Rechts oben ist ein Monogramm »CB« eingetragen. Die zweite Druckemarke zeigt einen Pelikan als Symbol der christlichen Nächstenliebe in seinem Nest, der sich die Brust zerfetzt, um seine Jungen zu nähren. Unterhalb dieses Nests auf einer Tafel ein Dreieck als Symbol der Dreifaltigkeit. Der Pelikan wird eingefaßt von zwei männlichen Halbfiguren, aus deren Mündern stilisierte Lilien (als Symbole der Reinheit) sprießen. Die dritte Abbildung zeigt die Titelseite des Werks »Hymnvs in Spiritvm sanctvm«. An den beiden Seiten sind links Apollo, der Gott der Ordnung und Klarheit, des geistigen Lebens und der Künste, besonders der Musik und des Gesangs; als

Eichhorn Herr der Musen (Musaget = Musenführer) bestrafte er den auf der rechten Seite abgebildeten Satyr Marsyas gar fürchterlich, denn der wollte sich mit ihm messen und verlor die Wette. Oberhalb des Titels sind links einige Tiere (u.a. Wolf, Hase, Pute, Einhorn), rechts ein Knabe und weitere Tiere (u.a. Hirsch, Pfau, Löwe, Stier); diese flankieren einen mit Lorbeer bekränzten Mann mit einem Saiteninstrument. Am unteren Rand ist in einem Queroval den griechischen Sänger und Spielmann, der so lieblich sang, daß er kurz vor seiner Ermordung durch Piraten ins Meer sprang und seines Gesanges wegen von einem Delphin gerettet wurde. Links und rechts davon Musikinstrumente. Unterhalb des Apollos befindet sich auf einer eckigen Tafel das Monogramm des Kupferstechers »CB«, rechts auf einer Tafel ein Eichhörnchen. Die vierte Druckermarke zeigt in einem Rollwerkrahmen die Göttin Felicitas, die römische Göttin des persönlichen Glücks bzw. der Glückseligkeit, auf einem Thron sitzend, zu dem mehrere Stufen hinaufführen. Als Szepter hält sie einen Caduceus in der rechten und ein Füllhorn in der linken Hand. Es sieht so aus, als ob das Podest aus einigen Büchern besteht. Vor ihr hockt ein Eichhörnchen, vor und hinter sich Nüsse bzw. Nußschalen. Im oberen Teil des Rahmens blicken zwei Putten auf die Szene hinab. Im unteren Teil des Rahmens sind links und rechts zwei Schwäne oder Gänse, die sich aus einer Öffnung im Rahmen hinunterbeugen und im Schnabel einen Strauß mit Blüten und Früchten halten. Unten ist in einer Tafel »felicitas« zu lesen. Diese Marke mit der Felicitas wurde in etwas anderer Gestaltung auch von seinem Vater verwendet; am linken Rand das Monogramm »CB« und »83«. Bei Andreas Eichorn (1583–1595) arbeiteten als Drucker- bzw. Setzergesellen (nach den Eintragungen in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder): 1584/85: Jeronimus Zimmermann Augustanus »druckergesell« (aus Augsburg) und Petrus Seitz Witebergensis »buchdruckergesell« (aus Wittenberg), 1586: Frantz Preuer »ein Buchdruckergesell« (aus Trier); 1586/87: Joannes Nösseler Schmalkaldensis »buchdruckergesell« (aus Schmalkalden in Thüringen); 1587: Christoffel Bude von Wittenberg »Buchdruckergeselle«, Matz Töpffer »von Marienburgk ein druckergeselle« (aus Marienburg in Westpreußen), Hans Hortel von Ostheim (Ostheim/Rhön) und Adam Meltzer von der Newstadt (aus Neustadt an der Heid bei Coburg); 1589: Magister Elias Huterus; 1589/90: Johannes Eichorn Francofordianus; 1590: Bartholomäus Parchwitz Vratislaviensis (aus Breslau) und Georgius Eberhardt Wittembergensis (aus Wittenberg); 1590: Georgius Brenzlinger von Rosenfeld Buchdruckergeselle (aus Rosenberg am Kleinen Heuberg in Württemberg).

Eichhorn

Friedrich Eichorn (Eichhorn, Friderici Eichorni, Sumptibus Eichornianis, Officina Eichornia, Typis Eichornianis, Typographeum Eichornianum, Fridericus Eichornius, Eichhornius) war der letzte der Familie, der im Druckgewerbe tätig war. Er wurde nach einem Eintrag im »Kunstbuch« der Stadt Frankfurt (Oder) im Jahr 1667 losgesprochen. Er war verheiratet mit Sabine, der Tochter des Druckers Johann Ernst. Die Werkstätten wurden bis 1708 von ihm geleitet. 1715 übernahm sein Schwiegersohn Hermann Siemer das Geschäft. Eine eigene Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Eichorn d.Ä. (Johannes, Joannes Sciurus) stammt aus Nürnberg und hat dort vermutlich auch das Druckerhandwerk erlernt. Da er mindestens eine Schrifttype (»Reynlendische Schrift«, eine oberheinische Schwabachertype) schnitt und goß, wird er wohl auch die Fertigkeit eines Schriftgießers besessen haben; auch als Holzschneider war er tätig. Verheiratet war er seit etwa 1552 mit der Tochter Walpurga Jenike (Jennicke) desWriezener Ratsherren. 1547/48 wird er als »Joannes Eichorn minister Wolrabi«, d.h. als Gehilfe des Nicolaus Wolrab, in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) genannt. Als Universitätsangehöriger konnte er Lebensmittel im Vergleich zu normalen Wochenmärkten zu wesentlich niedrigeren Preisen kaufen; auch unterstand er damit der Jurisdiktion der Universität und nicht der Stadt. Sein Prinzipal Wolrab verläßt vermutlich 1550 die Stadt. 1548 kommt Eichorns erster Druck heraus: »Compendiolum musicae …« von Heinrich Faber. 1549 übernimmt er einen Großteil des Inventars der Officin von Wolrab und beginnt selbständig zu drucken; es ist nicht bekannt, wann er die Officin Wolrabs erhielt, denn dieser bringt noch 1550 zwei Drucke unter seinem Namen heraus.

Eichhorn Eichorn druckt allein in dieser Übergangszeit 1549 und 1550 etwa 40 Werke, darunter 16 Schriften des Professors für Griechisch Jodocus Willich und mehrere lateinische Klassiker. Willich hatte bis zur Errichtung der Officin von Eichorn vornehmlich in Leipzig oder Straßburg drucken lassen. Sein erster Druck im Jahr 1549 sind die »Uthschrifften und Verkündigung des keyserliken Landfredes« für die Herzöge zu Pommern. Für den Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg druckt er 1550 eine »Ordnung etlicher artickel die Polizei vnd gemeinen nutz betreffende …«. Zu einem Schwerpunkt seiner Drucke gehören in den 1550er Jahren gut verkäufliche Pestratgeber und 1555–1557 sog. Teufelsbücher (u.a. gegen den »pluderichten Hosenteufel« mit Illustrationen von Johannes Gansauge aus Tangermünde, den »Sauffteuffel« und den »Spilteufel«) des Theologieprofessors und »Pastor primarius« an der Frankfurter Marienkirche Andreas Meusel (Musculus). Mit den Teufelsbüchern von Meusel, der einer seiner größten Auftraggeber wird, breitet sich in großen Teilen Deutschlands eine Welle von Drucken dieses Genres aus. Von dem aus Waltershausen stammenden Verleger Johannes Thiem (Joannes Thim Waltersensis), der im Sommersemester 1594 in der Matrikel der Viadrina eingeschrieben war und in Frankfurt (Oder) tätig wurde, erhielt er einen Großteil dessen Verlagswerke. Ab 1550 entwarf der Goldschmied, Formschneider und Kupferstecher (sowie »wandernder Konterfetter«) Frantz Friderich aus Frankfurt am Main über drei Jahrzehnte für Eichorn Buchtitel, Vignetten, Signets, Bildnisse, Kränze und sonstigen Buchschmuck. 1553 druckt Eichorn die »Confessio Augustana«, für deren Druck wohl Kurfürst Joachim II. einen Kredit gab und kurz nach der Fertigstellung anordnete, daß das Werk für »1½ fl gut geld« von jeder Pfarrei zu erwerben sei. 1572 druckt er die »Confessio Augustana« (Augsburger Konfession) mit Illustrationen des Holzschneiders Peter Hille, der ab 1571 bei Leonhardt von Thurneysser in Berlin dient, aber wohl weiterhin in Frankfurt wohnen blieb. Zu seinen Drucken gehört 1574 auch eine Schrift von Meusel unter dem Titel »Jungfraw Schule«, in der die Einrichtung von Mädchen-

Eichhorn schulen gefordert wird und in dem die Lehrinhalte solcher Schulen umrissen sind. Zu den alltäglichen Arbeiten Eichorns gehörten die Leichenpredigten, die in der Mitte des Jahrhunderts eine weite Verbreitung erfuhren; waren sie ursprünglich nur für Fürsten, besonderen Herren oder Professoren bestimmt, so wurden diese Drucke nun auch von den aufstrebenden Bürgern veranlaßt. Auch sog. Gelegenheitsdrucke (Hochzeiten, Glückwünsche, Promotionen u.ä.) nahmen zu, jeweils mit einem Umfang von vier bis acht Seiten. Von ihm stammt auch die Schrift des Johannes Placentinus »... Vier Nachdenckliche Fragen und Instantien, aus denen Physicalischen und Astronomischen Wissenschafften genommen ...«In seiner Officin erweiterte Eichorn die Schriften; er besaß Antiquatypen (für lateinische Drucke), gebrochene Schriften (für deutsche Texte) und Kursive in mehreren Schriftgraden, die er zumeist aus Wittenberg und Leipzig bezog. Auch verschiedene Initialalphabete und Zierstücke gehörten zu seinem Druckmaterial. Sowohl bei den Initialen wie auch beim Ziermaterial arbeitet er mit dem Berliner Leonhardt von Thurneysser und Jakob Lucius d.Ä. in Helmstedt zusammen. 1565 wird Eichorn trotz seiner Zugehörigkeit zur Universität (und damit außerhalb der Jurisdiktion der Stadt) zum Führer eines der beiden Fähnlein der Stadtwehr berufen und 1570 Mitglied des Rats. 1567 erhält er das Privileg des alleinigen Drucks für die Mark Brandenburg: »Haben wir zu uolführunge vnsers fürgesetzten willens, ihn zum Buchdrucker in vnsern Landen angenommen, vnndt zu seinem vnterhaltt, mit uolgenden Priuilegien, gnaden, vnndt freyheiten gnädiglichen Vorsehen vnndt begabt. Nehmen jm also zum Buchdrucker in unserm Churfürstenthumb und Landen der Marck zu Brandenburg etc. an.« Das Privileg schützte ihn in der Mark vor Nachdruck, andererseits konnte er alles nachdrukken und damit Konkurrenz ausschalten. Für dieses Privileg mußte er sich verpflichten, sich des Drucks von Schmähschriften, sog. »famos libell«, ent-halten. 1567 erhält er vom Herzog Barnim IX. (oder XI.) von Pommern auch ein Privileg für Pommern und die Erlaubnis, in Stettin eine Papiermühle zu errichten; in Bran-

Eichhorn denburg gab es am Anfang des 17. Jahrhunderts nur vier Papiermühlen (Frankfurt, Cottbus, Neudamm und Zehdenick), die den großen Papierbedarf der Drukkereien nicht abdecken konnten. Zwei Jahre später erhält er auch ein Privileg für das den Schweden gehörende Stettin. 1572 besitzt er vier Pressen und beschäftigt 16 Gesellen; insgesamt beschäftigte er während seiner Druckerzeit mehr als 40 verschiedene Druckergesellen. Jeweils zwei Setzer stellten so viel Satz her, daß die beiden Drucker an einer Presse den erstellten Satz im selben Zeitraum ausdrucken konnten; ein Setzer konnte täglich je nach Manuskript ein Folioblatt setzen, an einer Presse konnten bis zu 1.000 Abzüge gemacht werden. Man schätzt, daß die Anzahl seiner Drucke mehrere hundert beträgt, die er auch über die Messen von Frankfurt am Main und Leipzig verkaufte; hinzu kam die strategisch günstige Lage der Stadt an der Oder mit seinen Handelsverbindungen nach Nord- und Osteuropa. 1568/69 errichtete er in Stettin eine Zweigniederlassung durch Teilung seiner Frankfurter Officin, die er unter die Leitung seines Schwiegersohns Andreas Kelner (verheiratet mit der Tochter Margarethe) stellt, dem er 1574 den Betrieb übergab. Seine Holzschnitte ließ er von Franz Fridrich, Peter Hille und Georg Scharfenberg herstellen. 1572 kaufte er sich in der Oderstraße ein Haus und 1579 das Nachbarhaus ebenfalls. Das Geschäft in Frankfurt (Oder) ging in den 1570er Jahren zurück, denn 1576 werden nur noch acht Drucker in der Matrikel genannt und 1580 nur noch drei. 1581 zog er sich vom Geschäft zurück, druckte aber gelegentlich noch bis 1583; sein letzter Druck war die »Carmina In Honorem Nuptiarum Clarissimi Viri …« von Matthaeus Zeyse. Sein Sohn Andreas wird sein Nachfolger. Eichorn d.Ä. starb 1583. Die erste Druckermarke von Johann Eichorn d.Ä. zeigt in einem Blattkranz ein auf einem Baumstumpf sitzendes Eichhörnchen, das an einer Nuß knabbert. Die zweite Druckermarke wiederholt das Motiv, jedoch ist das Eichhörnchen, das auf den Namen des Druckers verweist, jetzt in einem Rollwerkrahmen. Links und rechts oben sind Köpfe auf einem langen Hals (Schlangen oder Vögelhälse?). Am unteren Rand befindet sich ein Gesicht mit einer stilisierten Muschelkrone,

Eichhorn flankiert von zwei größeren Vögeln. Vor dem knabbernden Eichhörnchen eine Pflanze. Die dritte Druckermarke aus dem Jahr 1577 zeigt in einem dreifachen Kreis das Eichhörnchen auf einem Wappenschild. Am oberen Rand die Initialen »I« und »E«. Diese Marke ist vermutlich das älteste von Eichorn verwendete Signet Die vierte Druckermarke von Johann Eichorn d.Ä. zeigt in einem Rollwerkrahmen die Göttin Felicitas, die römische Göttin des persönlichen Glücks bzw. der Glückseligkeit, auf einem Thron sitzend, zu dem mehrere Stufen hinaufführen. Als Szepter hält sie einen Caduceus in der rechten und ein Füllhorn in der linken Hand. Es sieht so aus, als ob das Podest aus einigen Büchern besteht. Vor ihr hockt ein Eichhörnchen, vor und hinter sich Nüsse bzw. Nußschalen. Im oberen Teil des Rahmens blicken zwei Putten auf die Szene. Im unteren Teil des Rahmens sind links und rechts zwei Schwäne oder Gänse, die sich aus einer Öffnung im Rahmen hinunterbeugen und im Schnabel einen Strauß mit Blüten und Früchten halten. Unten ist in einer Tafel »FELICITAS« zu lesen. Die Druckermarke wird in den 1590er Jahren auch von seinem Sohn Andreas Eichorn verwendet. Die fünfte Druckermarke vom ältesten Eichorn zeigt Felicitas mit Caduceus und Füllhorn in einem Oval. In den vier Ecken sind Eichhörnchen eingezeichnet. Die sechste Druckermarke zeigt Felicitas in einem Kreis; auf dem mit der rechten Hand gehaltenen Caduceus hockt das knabbernde Eichhörnchen; in der linken hält die Göttin das Füllhorn. Die umlaufende Devise lautet: »FELIX QVEM DEVS DILIGIT«, Glücklich, wen Gott liebt. Die Zeichnung stammt von Frantz Friedrich. Die siebte Druckermarke zeigt ein Eichhörnchen auf einem Baum sitzend und an einer Blume knabbernd; am Fuß des Stamms ein Band mit den Initialen des Drukkers »HE«. Die achte Abbildung ist wohl keine Druckermarke; zwei Putten halten einen Schild mit dem Wappentier Frankfurts, dem schreitenden Hahn. Eichorn war zu dieser Zeit der einzige Drucker Frankfurts, so daß dieses Bild durchaus die Funktion einer Druckermarke besitzt.

Eichhorn Bei Johann Eichorn d.Ä. arbeiteten als Drucker- bzw. Setzergesellen (nach den Eintragungen in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder): 1547: Nikolaus Wolrab Lipsensis (aus Leipzig), Joannes Feser Arnstensis (aus Arnstein in Unterfranken) und Joannes Polman Czeuglebiensis (aus Zeutleben in Unterfranken); 1551: Alexius Kleinhans (aus Ortrand bei Merseburg), Martinis Lagos Stolpensis (aus Stolp in Pommern), Petrus Dierbach (aus Senftenberg), Urban Kaubisch Orthrandensis (Ortrand) und Thomas Gregorius Isenachensis (aus Eisenach); 1551/52: Thomas Kramer Libenwerdensis »cal[c]ographus« (aus Liebenwerder bei Merseburg), 1557: Johannes Rualt Dresdensis und Johannes Radeck Kembergensis (aus Kamberg bei Merseburg); 1557/58: Georgius Rete Greifenbergensis (aus Greifenberg); 1565/66: Andreas Heine Erphurdiensis, »chalcographus«, aus Erfurt und Sigismund Jüngling Berlinensis, »typographus« (aus Berlin); 1567: Simon Grunenberg (aus Freienwalde in Pommern); 1569: Conradt Rosenburg »von Bocksdehuden ienseitt Hamborck als buchdruckergesell« und Gimel Bergen Lubecensis, »ein Buchsetzer« (aus Lübeck); 1570: Simon Cisius de Sprembergk »typographus« (aus Spremberg); 1571: Georgius Runge und Johannes Runge (aus Neudamm); 1571/72: Simon Hartmann von Bartenbruck (aus Bargenbruck bei Fürstenwalden) »buchdruckergeselle«; 1572/73: Christophorus Schultes »buchdrucker« (aus Augsburg oder Ostheim/Rhön); 1575: Georgius Teufner Weidhemensis Bavarus »chalcopoeius« (aus Weiden, Oberpfalz), Georgius Horn Wulferbutensis »Typographus« (aus Wolfenbüttel), Salomon Kirchner Cotensis »Typographus« (aus Cottbus) und Elias Werner Grefenthalensis »Typographus« (aus Gräfenthal im Thürnger Wald); 1575/76: Wolfgangus Hase Lipsensis »Typographus«, Andreas Schmidt Schmiedebergensis »Typographus« (aus Schmiedeberg in Schlesien); 1578/79: Conradus Agricola Sulensis (aus Suhl/Thüringen) und Hans Fleischmann »buchtrucker« (aus Dinkelsbühl); 1581/82: Ambrosius Elert Rastenburgensis »typographus« (aus Rastenburg in Ostpreußen); 1583: Matthias Teichmann »Buchdruckergesell« und Israel Schneider Mollerstadensis »typoghraphus« (aus Mellrichstadt in Unterfranken). Außerdem waren für Johann Eichorn d.Ä. tätig: 1565 Joannes Gansauge, ein Maler aus Tangermünde, 1575 der Form- und Holzschneider Georgius Scharffenberg Gorlicensis aus Görliz; 1575/76: der Maler Adamus Winkler Francofordianus (aus Frankfurt); 1577: Petrus de Meier Mechlensis Inferioris Germaniae, »rubicarius sive pictor« (aus Mecheln bei Brüssel); 1583: Joannes Fullerus, »rubicarius«; 1585/86 Andreas Jacob Dresdensis, Maler.

Eichhorn

Johann Eichorn d.J. (Johannes, Sciurus, Sciurinus, Johan Eichorn, Typis bzw. Literis Sciurinis, Eichornius) war der Sohn des Andreas Eichorn und schrieb sich 1589/90 in die Frankfurter Universitätsmatrikel ein. Verheiratet war er mit Katharina Vogler. 1605 leistete er den Eid als Universitätsdrucker. Im selben Jahr stellt er in der Werkstatt seines Großvaters auch seine ersten Werke her, darunter eine »Leichenpredigt auf Ilse Han«. 1615 wurde er zusätzlich Buchhändler der Universität Greifswald, das zu Schweden gehörte; 1620 übernahm er die väterliche Officin. Er starb 1642. Seine Witwe Katharina Eichorn (Katharina Vogler, Typis Viduae Eichornianae, Typographia Eichorniana) führte beide Druckereien in Frankfurt (Oder) bis 1650 weiter. Dann übernahmen die Söhne Salomon und Friedrich die Geschäfte. Auf der Titelseite der von Johann Eichorn d.J. gedruckten »Consultatio …« sind neben Ranken links und rechts Störche eingezeichnet. Oberhalb der Störche zwei Fratzen oder Löwenköpfe. In der linken unteren Ecke ein Wolf (oder Hund), in der rechten ein Wildschwein. Zwischen ihnen auf einer langovalen Tafel ein Eichhörnchen, eine Nuß knabbernd. Die Titelseite ist von einem Werk, das die Witwe hergestellt hatte.

Eichhorn · Endter

Samuel Eichorn (Salomon) war von 1650 bis 1662 Drucker in Frankfurt (Oder). Verheiratet war er mit Anna Sophie Piper, die in zweiter Ehe den Buchdrucker Christoph Zeitler heiratete; dieser hatte 1686 die Druckerei von Maria Katharina Runge (Thesendorff) in Berlin kaufen wollen, konnte oder wollte jedoch die Kaufsumme nicht aufbringen. Samuel Eichorn leitete anfänglich sowohl die großväterliche wie auch die väterliche Officin gleichzeitig. 1658 druckte er »Vicissitudo Fortunato« von Manzini. 1661 stellte er »Feuer- und Blutrothe Sonne« von Johannes Placentinus (Mathematiker und Rektor an der Frankfurter Universität) her. Vom selben Autor veröffentlichte er im selben Jahr »Physicalischer und Astrologischer Bericht Von Denen erschrecklichen ungewöhnlichen nicht allein gantz Europam … durch gehenden und schädlichen Winden …« Auch andere astronomische Werke wurden von ihm gedruckt. Er starb zwischen 1660 und 1663. Nach seinem Tod übernahm sein Bruder Friedrich die Leitung der beiden Druckwerkstätten. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Georg Endter d.J. (Endtern, Jörgen Endters, Georgen, Georgij Enderij, Jörg) wurde in Nürnberg als Sohn des Buchbinders und Buchhändlers Georg Endter d.Ä. geboren. Verheiratet war er mit Kunigunde Parreuter, Tochter des Kaplans von St. Lorenz, mit der er zwölf Kinder hat; die überlebenden Kinder werden entweder mit Männern aus dem Fach verheiratet oder selbst Buchdrucker und Buchhändler. 1610 kann sich Georg Endter d.J. mit seiner Frau für 2.000 Gulden und zusätzlich 20 Gulden jährlich Leibrente ein Grundstück in der Judengasse kaufen. Wie fast alle Mitglieder der Familie Endter lernt auch er die Strafjustiz kennen: 1618 soll er in den

Endter Turm gesperrt werden, da er wohl zu Unrecht einen Rothenburger Bürger beschuldigt hatte, doch ist er zu diesem Zeitpunkt in Krems an der Donau. 1622 bittet er den Rat für den Bau eines Hauses »zum Zirckel« um Holz. Zu diesem Zeitpunkt gibt er sein Vermögen mit 6.000 Gulden an, worauf der Rat seine bisherige Steuerzahlung von 5 Gold-Gulden als zu gering erachtet. Nach der Rückkehr aus Krems wird er in den Turm gebracht und erst nach Zahlung einer Strafe von 1.000 Gulden (später verringert auf 500 Gulden) wieder freigelassen. 1623 soll er wegen Münzverschlechterung abermals in den Turm gebracht werden, doch befand er sich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Stadt. Im selben Jahr kauft er die Officin von Johann Schönfelder in Amberg und geht nach Fürth, weil er »freiheit hab, alles, was er nur wolle, zu drucken«. Wegen dieser Fürther Druckerei will man ihm das Nürnberger Bürgerrecht entziehen, doch hatte er für diese Werkstatt einen kaiserlichen Schutzbrief erhalten, so daß die Nürnberger erst einmal in Wien nachfragen mußten. 1625 erscheint sein erster Druck in Fürth – eine Leichenpredigt für »Ursulae Füchßin von Binbach«. 1626 wird der Nürnberger Rat aus Wien darüber unterrichtet, daß Endter aufgrund einer kaiserlichen Entscheidung aus den österreichischen Erblanden verbannt sei. Das hat sicherlich mit dem Druck eines Liedes zu tun, daß »die rebellischen Bauern in Österreich gemacht« hatten und das eingezogen werden soll. Im selben Jahr wird er erneut verhaftet und wieder in den Turm gebracht, der Nürnberger Rat meint sogar, »ob nicht an den dompropsten selbsten um abschaffung solcher druckerei zu schreiben« sein. Dem Kaiser teilten die Nürnberger mit, daß er nicht wegen des »Drucks katholischer Schriften« inhaftiert worden sei, sondern wegen Verstoßes gegen die Buchdruckerordnung; außerdem habe er Schulden nicht bezahlt. Bereits einen Monat später wird er wegen der von ihm gewünschten Teilnahme am Markt in Krems auf Kaution freigelassen. Endter erklärte gegenüber dem Nürnberger Rat, daß er auch Waffengeschäfte getätigt habe und vermeinte wohl, sich damit einen besonderen Schutz erwirken zu können; so habe für Mark-

Zusammenstellung von K Henseler November 2014 graf Johann von Suhlern 1.000 Musketen gekauft. 1626 errichtet Endter auch in Nürnberg eine Druckwerkstatt, ohne die Fürther stillzulegen. Ein Eintrag ins Ämterbüchlein der Stadt Nürnberg erfolgte nicht. Sein erster Druck in Nürnberg war Christoph Maiers »Octo Fidei Controversiae«. 1626 druckt er auch in zwei Teilen ein »Teutsch Brevier. Aller Kirchen Gebet und Gesäng deß gantzen Jahrs von der H. Catholischen Kirchen angenommen« des oberösterreichischen Adligen Christoph Thurheym. 1628 will er sich im katholischen Amberg niederlassen, wofür ihm der Kurfürst die Genehmigung erteilt. 1629 soll ein in Fürth von ihm gedrucktes Buch nach Nürnberg eingeführt werden, was der Rat aber verbietet, weil »damals der Marck Fürth wegen daselbs eingerissener pestilenzischer seuch bannisirt«. Georg Endter d.J. ist wohl diesem Jahr an der Pest in Fürth gestorben (sein Vater starb ein Jahr später). Seine Witwe gab an, daß in Nürnberg keine Druckwerkstatt mehr betrieben werde. 1643 wird sie »gebührlich verpflichtet ... ob se annoch katholische bücher drucke«. Von seinen Kindern werden Michael d.J. und Johann Friedrich Buchdrucker bzw. Buchhändler, Helena heiratet einen Nürnberger Buchbinder (Michael Küffner) und Maria Magdalena den Nürnberger Drucker Johann Philipp Miltenberger. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Ernst (Johannes Ernst, Ernestus, Ernesti, Johann Ernst Koch, esprimebat typis Kochianis Johannes Ernestus, Joh. Ernsten, Johann Ernestus, Ernesti) stellte unter seinem Namen 1653 in Frankfurt (Oder) seinen ersten Druck her: »Disputatio Inauguralis« des schwedischen Gesandten in Stralsund und dortigen Ratsherrn Jacob Wewetzer (Wevitzer). Ernst stammt aus Neumark an der Geißel bei Weimar. Wie sein Schwiegervater wurde auch er Drucker der Universität. 1659 richtete er in

Ernst

Ernst Küstrin eine weitere Officin ein, die er aber schon zwei Jahre später an Christoph Söhnicke weiterverkaufte. In Küstrin druckte er einen »Glückwunsch zum Regierungsantritt des Herzogs Christian zu Sachsen«. Mit der Druckadresse Küstrin gab Ernst 1671 noch zwei Trauerreden heraus. 1676 erschien sein vermutlich letzter Druck: »Himmels-Begierde« des Magister Tobias Josephi in Züllichau. Johann Ernst starb 1676. Die Witwe Margaretha (Typis Haeredum Joh. Ernesti) führte das Geschäft drei Jahre weiter, heiratete dann den Buchdrucker Johann Coepsel, der auch die Werkstatt übernahm. Sein Sohn Nikolaus Ernst wurde Buchdrucker in Kolberg und Stargard. Die Tochter Sabine heiratete den Drucker Friedrich Eichorn. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet. Die zweite Titelseite ist von einem Druck der Erben des Johann Ernst (»Haeredum Johannis Ernesti«).

Ernst

Johann Nikolaus Ernst (Nicolaus, Johann-Nicolaus) begann 1669 in Frankfurt (Oder) eine Buchdruckerlehre bei seinem Vater, 1674 ist er in der Matrikel der Universität und ein Jahr später auch im »Kunstbuch« der Stadt eingeschrieben. 1686 wurde er in Kolberg zum Regierungsdrucker berufen. Ein Jahr später geht er nach Stargard, wo er bis zu seinem Tod 1715/16 als Drucker und Verleger tätig ist. Sein erster Druck ist eine Leichenpredigt. Mit seinem Bruder Gottfried, der wohl in Leipzig als Buchhändler und Verleger tätig war, arbeitete er mehrmals zusammen. Seine Witwe betrieb die Officin bis 1721. Seine Söhne Gottfried und Johann Wilhelm waren nach 1700 »nur« Buchhändler im pommerschen Stargard. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet. Die zweite Abbildung stammt von einem Druck der Erben des Johann Nikolaus Ernst, die noch unverändert mit seinem Namen drucken. Die Abbildung auf der Leichenpredigt für Elisabeth Bergin zeigt vor karger Landschaft links den Tod mit Sense, rechts einen Engel mit einer Trompete; zwischen ihnen steht eine Uhr, oben eine Waage, davor ein Totenschädel. Diese und ähnliche Zeichnungen waren ein sog. Memento-mori-Symbol.

Esker

Jakob Esker (Eskerus, Literis Eskerianis, Eskerneis, Jacobum Eskerum, jacob, Jacobo, Jacobi Eskeri, Eskeruam) stammt aus Erfurt. Im Wintersemester 1633/34 ist er als Druckergeselle in Frankfurt (Oder) tätig. 1638 ist er in seiner Geburtsstadt und beginnt in einem Haus »hinder dem Thumb [Dom] am Juristen Collegio« zu drukken. Sein erster Druck ist eine »Leichenpredigt auf Sybilla Wörm«. 1644 druckt er » Kurtzer und Einfältiger Bericht Von dem H. Cyriaco, und der von Ihm genandten Burgk/ vor der Stadt Erffurdt gelegen«. Die Druckermarke zeigt in einem Rollwerkkreis den Hirtenjungen und späteren König David, der die Steinschleuder schwingt. Vor ihm steht Goliath (aus Gat, »sechs Ellen und eine Handbreit groß«), der gleich erstaunt umfallen wird. Links im Hintergrund das Zeltlager der Philister. In den Ecken die Symboltiere der vier Evangelisten (l0inks oben der Adler des Johannes, rechts oben der Stier des Lukas mit Flügeln, links unten der Engel von Matthäus und rechts unten der Löwe, gleichfalls mit Flügeln, des Markus.

Francke

Johann Francke (Johannes Franckus, Johan Francken, Iohannum Francen, Johannis Franci, Johan, Iohannus, Franck) stammt aus Magdeburg und war gelernter Buchbinder. 1587 erhielt er als Wanderbuchhändler (Buchführer) für die Altmark und in der Mittelmark Brandenburgs eine Konzession. Er ist aber auch auf den Messen in Leipzig und Frankfurt (Oder) tätig. Francke war berühmt-berüchtigt für seine Vielzahl von räuberischen Nachdrucken, die er in kleinen Druckereien herstellen ließ, die dadurch von ihm abhängig wurden. 1591 war er auf der Leipziger Messe mit von dem Leipziger Abraham Lamberg hergestellten lutherischen Streitschriften gegen die Reformierten. Auf Betreiben des Druckers Henning Grosse wurde er verhaftet (in »Bestrickung« genommen); zugleich wurden die von ihm mitgebrachten 27 Druckwerke beschlagnahmt. 17 auf der Messe weilende Buchhändler wurden als Zeugen geladen. Sechs Tage wurde Francke verhört. Erst nach mehreren Monaten wird er aus der Haft entlassen. In den Jahren 1581–1601 verlegte Francke (ohne die Raubdrucke) insgesamt 36 Werke. 1602 gab er allein 33 Werke heraus; auch in den Folgejahren war er einer der größeren Verleger im mittleren Deutschland. 1604 gibt er die »Warhafftige Relation Der Reussischen und Muscowitischen Reyse unnd Einzug deß … Herren Hertzog Johansen deß jüngern Auß Königlichem Stamm Dennemarck … « heraus. Im selben Jahr druckt er eines der beliebten Teufelsbücher (»Gewissens Teuffel, Das ist: Einfeltiger und Gründlicher Bericht von dem aller erschrecklichsten Grewlichsten und grossen Teuffel des Gewissens Teuffel und desselbigen Grewel wie er die Menschen verblende und listiger weise in allerley Sünde und Schande führe … aus heiliger Schrifft zusammen gezogen und durch viele denckwirdige Historien erkleret« von Heinrich Decimator. 1608 schließt er sich mit seinem Schwiegersohn Levin Brauns zusammen. 1614 mietete Francke in Leipzig ganzjährig zwei Gewölbe, um seine Bücher zu lagern; 1617 hatte dieses Lager einen Wert von rund 6.000 Gulden.

Francke 1621 richtet er sich eine Druckerei ein. Francke starb 1625. Insgesamt verlegte bzw. druckte er mehr als 350 Werke; bei sehr vielen Werken setzte er auf die Titelseite eine Vignette. Das Geschäft wurde von Braun und von einem zweiten Schwiegersohn, Samuel Scheibe, fortgesetzt. Nach der Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg (1631) durch die Truppen Tillys wird der Verlag nach Leipzig verlegt, geht aber 1671 Bankrott. Die erste Druckermarke zeigt in einem Oval Justitia mit unverbundenen Augen, in der rechten Hand die Waage, in der linken hält sie ein Szepter. Die Göttin der Gerechtigkeit steht auf einer Erdkugel. In den Ecken unterschiedlich gezeichnete Kinder oder Putten. Am unteren Rand befindet sich die Initialen des Druckers »I« und »F«. Die zweite Druckermarke zeigt in einem Oval mit doppeltem Rand Justitia mit Schwert und Waage; dazu der Name der Göttin: »IVSTICIA«. Die dritte Druckermarke zeigt in einem Oval die Paradiesszene mit Eva, die ihrem Adam den bewußten Apfel reicht. Um den Stamm ringelt sich die verlogene Schlange. Das Oval wird eingefaßt von zwei mit Blättern versehenen Ästen, deren Wurzeln am unteren Rand der Marke zu sehen sind; links und rechts davon zwei Putten, die an Wurzeln ziehen. In den oberen Ecken zwei im Rollwerk sitzende Putten, zwischen ihnen auf einem Schild die Handelsmarke: ein Monogramm aus den Buchstaben »H« und »F« und einer 4, an derem Querbalken zusätzlich ein Stern angebracht ist. Die vierte Druckermarke zeigt in einem Oval den flehenden König David, neben sich die Harfe. In den Wolken ist ein bärtiges Gesicht (Gott) zu sehen. Im Hintergrund eine Stadt (Jerusalem). In den oberen Ecken Putten. In der fünften Druckermarke steht in einem Oval ein Storch mit einem Stein in seiner Kralle. Der Storch galt im Mittelalter als »Seelenträger« und zählt in der Bibel zu den unreinen Tieren, doch da er Schlangen frißt, gilt er als Feind des Bösen und Symbol des Guten. Als Zugvogel war er ein Symbol für die Auferste-

Fränkel hung und für langes Leben. Links und rechts die Devise: »Vigilantibus« und »Iura subveniunt«, das Gesetz unterstützt die Wachsamen, wenn diese auf ihre Rechte achten.

Abraham Israel Fränkel ben Jakob Koppel ben Aron Mirels Heller halewi kommt 1695 durch Vermittlung des Aron Katz in die Beckmannschen Druckerei in Frankfurt (Oder) und wird von da an als Korrektor genannt. Erst 1708 wird er in die Matrikel der Universität

eingeschrieben. Er hatte eine Ausbildung als Setzer und war zudem Rabbiner. 1705 ist er Mitherausgeber eines Buchs mit Auszügen aus dem Midraschkommentar des Rabbiners von Konstantinopel Samuel Jaffe. Er war Redakteur eines in Frankfurt gedruckten Kalenders. Von seinen Söhnen arbeiteten Elias und Aron ebenfalls als Korrektoren in Frankfurt (Oder); die Fränkels (MirelsHeller) waren ab 1695 die wichtigsten Korrektoren der Stadt.

Zebi Hirsch ben Josef ha-Levi Frankfurter richtete im Jahr 1691 in Fürth gemeinsam mit Mordechai Model aus Ansbach eine hebräische Druckerei ein. Frankfurter war der Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Mordechai Model besaß das alleinige Druckrecht für den Talmud für die gesamte Markgrafenschaft Ansbach, das ihm von Markgraf Christian Albert von Ansbach verliehen worden war und von dessen Nachfolger Georg Friedrich von Ansbach bestätigt wurde. 1692 wurde in der Officin der »Sefer yefç tô’ar« von Samuel ben Yishak Yafe hergestellt. 1694 druckte er »Sefer bet Shemu’el mahadura batra ve-hu be’ur nehmad ’al shulhan ’arukh me-even ha-’ezer« von Samuel ben Uri. Die Officin bestand bis 1701 und stellte zwischen 10 und 15 hebräische Drucke her. Die Titelseite zeigt links Mose auf einem Sockel stehend, der sich auf die beiden Gesetzestafeln stützt. In der linken Hand hebt er den Stab, der auf der Flucht aus Ägypten das Meer geteilt hat (Numeri 20:8). Auf seinem Kopf sind erstaunlicherweise die Hörner zu erkennen (in hebräischen bzw. aramäischen Texten wird nicht von Hörnern gesprochen). Auf der rechten Seite steht Aaron ebenfalls auf einem Säulenfuß, der erste Hohepriester nach dem Erhalt der Gesetzestafeln durch Gott, am Brustschild (»Choschen«) erkennbar. Auf einer ovalen Tafel oberhalb des Titels steht ein Soldat mit zum Abschuß bereitem Bogen, vor ihm ein

Zebi Hirsch ben Josef ha-Levi Frankfurter

Freimuth Knabe, der sich ihm zuwendet. Im Hintergrund eine Flußlandschaft mit Bergen; rechts vom Soldaten ein Baum. Eine weitere Tafel unterhalb des Titels zeigt David, vor ihm liegend Goliath aus Gat und dessen Schwert und Schild, im Hintergrund die Heerscharen der Juden und der Philister. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Peter Freimuth (Petrus, Freymuth) stammt aus Bonn und war Geselle und Faktor bei Caspar Weingärtner in Braunsberg (Kopernikus: »Ginnepolis«), dessen Tochter Anna er geheiratet hatte. 1661 wird er vom Rat aufgefordert, das Bürgerrecht zu erwerben, denn ohne Bürgerrecht durfte er kein Geschäft betreiben: »weil er aber bey dieser schweren Zeit solches noch nicht gewinnen kan, alss hat E.E. Raht Ihme dilation gegönnet mit versprechen, daß sie vmb ein leidliches wegen seiner der Stadt bereits erwiesenen Dienste, Ihme das Bürgerrecht verleihen wollen.« Er wurde also ohne Zahlung einer Gebühr Braunsberger Bürger. Ein Jahr vorher hatte er die Officin übernommen und mit seiner Schwiegermutter Elisabeth Weingärtnerin gemeinsam betrieben; Buchhandlung und Buchbinderei des Caspar Weingärtner waren an seinen Schwager Heinrich Schultz gegangen. 1662, Braunsberg war von 1657 bis 1663 brandenburgisch, erhält er ein fürstbischöfliches Lumpensammlerprivileg (in Braunsberg bestand keine Papiermühle, so daß er die Lumpen weiterverkaufte). 1663 erbittet er vom Rat die Erlaubnis, in sein »Vaterland« reisen zu dürfen und bis zu seiner Wiederkehr sein Haus von Einquartierung (von fremden Soldaten) zu verschonen. Freimuth verließ Braunsberg und kam nimmer zurück. 1587 erhebt ein Verwandter Anspruch auf die Hinterlassenschaft, doch der Rat beschließt »vor Ausfliessung der rechtlichen 30 iahren [könne] nichts extradirt werden. Indessen ex occasione gedacht d[a]z Peter Freimuth wegen eines sehr muthmasslichen Verdachts eines mordts von hier entgangen

Freytag und gewichen und deswegen sein Gutt und Verlassenschaft alss ein verlauffenes gutt der Stadt heymfallen sei.« Die Druckerei war auch zwischenzeitlich an seinen Schwager Heinrich Schultz gegangen, unter dessen Führung die drei Geschäftszweige Buchbinderei, Buchdruckerei und Buchhandel wiedervereinigt wurden. Freimuth stellte nur weniger als zehn Drucke her. Eine Druckermarke oder die Abbildung eines Titels von Peter Freimuth wurde nicht gefunden.

Christoph Freytag (Christophorus, Freitagius, Christoph, Freytagii) war Drucker von 1673 bis 1687 in Stendal und stellte sein erstes Werk 1673 her (»De Scelere Seculi« von A. Hinkelmann). Sein letzter Druck war vermutlich die Leichenpredigt für Stephan Georg Gans. Insgesamt stellte er etwas über 40 Drucke her. 1687 starb Christoph Freytag. Seine Witwe (»Christopff Freytags Wittibe«) druckte noch zwei Jahre weiter und stellte etwa fünf Titel her, darunter die Leichenpredigt auf Herrn von dem Knesebeck: »Columnae Davidicae Ad Castrum Doloris In Beati Domini Praesidis Memoriam Erectae, Das ist: Davidische Seulen Welche Bey Christlicher Leich-Bestattung Des … Herrn Thomas von dem Knesebeck … Praesidenten des Churfürstl. Cammer-Gerichts und Consistorii zu Cölln an der Spree … Aus dem 23. 24. vers. des 73. Psal.« und »… Bey dem Volck-reichem Leich-Begängniß Der … Frauen Evae Ursulae gebohrner Striepin«. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Frisch

Johann Kaspar Frisch ist nur im Jahr 1698 als Drucker in Neustadt an der Aisch nachzuweisen; er stellt in diesem Jahr eine »Leichenpredigt auf Frau Julius Christoph Schneider« von dem Archidiakon von Neustadt Matthäus Salomon Schnizzer (der auch eine Chronik der Stadt schrieb, 1708/09 veröffentlicht) und einen Holzschnitt mit dem Bild der Stadt her. In den Jahren 1698–1700 druckte hier auch Nikolaus Weidenmann, von dem wie auch von Johann Kaspar Frisch mit seinen beiden Drucken weder eine Druckermarke noch ein Druck aufzufinden ist.

Gaubisch

Urban Gaubisch (Urbanus Kaubisch, Kaubisius, Gudisius, Gubisius, Vrbani Gubisij, Gubisius, Vrban, Urbanum, Vrbanum Kraubisch, Vrban Saubisch) stammt aus Ortrand in Brandenburg. Er war Schüler im Augustinerkloster in Großenhain, das er 1539 mit der Einführung der Reformation verließ. Den Druckerberuf lernte er durch Vermittlung Martin Luthers bei Jakob Bärwald in Leipzig. Im Sommersemester 1551 ist er in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingetragen. Im selben Jahr ging er nach Leipzig zurück, wo er (in erster Ehe) die Schwägerin des Jakob Bärwald, Margarethe Niedersteter, heiratete; in zweiter Ehe war er mit der Tochter eines Ratsherrn in Ortrand, Barbara Geßmann, verheiratet. 1551 übernimmt Urban Gaubisch die von Graf Albrecht IV. von Mansfeld in Eisleben eingerichtete Mansfeldische Konsistorial-, Gymnasial- und Ratsdruckerei in der Klosterstraße 23 (»auff dem Graben«), die sein Schwager leitet. 1554 geht auch er nach Eisleben. Ein erster Druck unter seinem Namen erfolgte im selben Jahr. 1564 und 1565 fertigte er Teile einer Gesamtausgabe Luthers Schriften an. 1566 druckt er die »Tischreden Oder Colloqvia doct(oris) Mart(in) Luthers, So er in vielen Jaren, gegen gelarten Leuten, auch frembden Gesten, vnd seinen Tischgesellen gefüret, Nach den Heubtstücken vnserer Christlichen Lere zusammen getragen«. 1570 druckt er die »Disticha Moralia nomine catonis inmscripta cvm Germanica interpretatione …«, die Johannes Aurifaber zusammengestellt hatte. 1576 geht er nach Halle (Saale) und richtet sich im Stadtteil Oberglaucha eine weitere Officin ein. Hier ist sein erster Druck der »Psalm 90«. 1578 führt er den Druck der »Deß heyligen Catechismi oder Layen Bibel, nutz vnd hoheit. Auß den Geistreichen Büchern D. Martini Lutheri deß Manes Gottes, in Frage vnd Antwort verfasset durch M. Conradum Porta, Pfarrheren zu Eißleben« aus. Sein letztes Werk erscheint 1579, eine »Hochzeitspredigt«. Insgesamt stellte er in Halle etwa 20 Drucke her. Im selben Jahr geht er nach Eisleben zurück und eröffnet die zwischenzeit-

Gebhard lich stillgelegte Werkstatt wieder. Neben den üblichen Personalschriften druckte er auch für den Magistrat der Stadt (z.B. eine »Feuerordnung«). 1597 verzog er in die Neustadt von Eisleben (»wonhafftig in der Borngassen bey Sanct Annen«). Sein Sohn Jakob Gaubisch d.Ä. aus erster Ehe arbeitete seit 1603 unter der alten Adresse »auff dem Graben«. Insgesamt stellte er rund 550 Drucke her. Urban Gaubisch starb 1612. Er hinterließ neun Söhne und vier Töchter. Sein Sohn Jacob führte die Werkstatt fort. Die Druckermarke zeigt in einem Kreis das Bildnis des Druckers. Der umlaufende von Linien eingefaßte Text lautet: »VRBANVS KAVBISCH OKTRAVIENSIS ÆTATIS SVÆ. 33«. Oberhalb des Kreises eine stilisierte Rosenblüte.

Johann Gebhard (Hans, Gebhardt, Johannes Gebhardus, Stanno Gebhardiano, Prelo Gebhardinao, Stannum Gebhardianum, Prelum Gebhardinaum, Johannis Gebhardi, Gebhardten, Gebharden, Gebhardum, Officina de jean Gebhard, Officina Joh. Gebhardt, Typis Gebhardianis) stammt aus Muggendorf bei Streitberg in der Fränkischen Schweiz und war 1652 Drucker in Bayreuth. Zu seinen ersten Drucken in Bayreuth gehört die Leichenpredigt auf Johann Knopf »Fuerstl. Brandenb. wolverdient-gewesen Cammer-Raths und Rentmeister«. Um 1656 wollte er in Nürnberg eine Officin errichten. Dieses verwehrte ihm der Rat aufgrund einer Beschwerde des Buchdruckers Christoph Lochner d.Ä. und Gebhard ging deshalb nach Bayreuth zurück, wo er 1659 wieder als ersten Druck eine Leichenpredigt herstellt (auf die verstorbene Katharina Pfaffreuther, »hertzgeliebte Hausfrauen« des Stadtapothekers). Im selben Jahr druckt er eine Schrift aus Anlaß der Vermählung des Johann Baptist von Baumsdorff. 1660 erhielt er ein Privileg des Markgrafen Georg Albrecht von Brandenburg, das ihm nicht nur die Befreiung »von Umbgeldt,

Gehne Uffschlag, Steuer, Wacht, Außschuß und anderen Burgerlichen Beschwerden« zusicherte, sondern ihm außerdem 2 Sümmer Gerste und jährlich 12 Klafter Holz bewilligte. Dafür verpflichtete sich Gebhard, die ihm übertragenen Druckaufträge »in einem billig und leidentlichen preyß, jedesmal schleunig, sauber und rein zu verfertigen«. Er druckte und verlegte viele Schriften des Schriftstellers, Juristen und Prinzenerziehers Sigmund von Birken, der sein Schwager war. Gebhard war auch Drucker des Collegium Christian-Ernestinum; für den dort tätigen Professor Johann Fikenscher stellte er etwa 20 Schriften her. Er war nicht unvermögend, denn 1660 beim Nürnberger Losungsamt hatte er ein Kapital von 2.500 Gulden hinterlegt. Gebhard starb 1687. Seine Erben druckten unter den Namen »Literis Gebhardianis« und »Mit Gebhardischen Schrifften« bis 1690. Seine Tochter Esther verkaufte die Werkstatt an den Buchdrucker Johann Georg Amelung, der vorher als Faktor bei Gebhard gearbeitet hatte. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Andreas Gehne (Gehnen, Ghen, Gene, Gena, Jhene, Gehen, Andreae Genae) war seit 1562 als Drucker in Magdeburg tätig. Sein erster Druck war Luthers »Grote Catechismus«. Wie alle Magdeburger Drucker jener Zeit stellte er neben amtlichen Drucken vorwiegend reformatorische Schriften her. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Druckertätgkeit lag auf der Herstellung von Leichenpredigten und anderen Personalschriften. Gehne war zudem Lohndrucker für Ambrosius Kirchner d.Ä. und dessen Sohn Wolfgang Kirchner. Von 1569 bis 1573 arbeitete er mit Wilhelm Ross zusammen. Von ihnen stammen »Carmen de lapsu primorum parentum« von Johannes Sprinck und weitere sieben Werke, darunter ein »Trostspruch unsers lieben Herrn Jesu« von Andreas Werner. Insgesamt stellte er rund 130 Drucke

Gernemann her, darunter »Der Adelbrieff Emanuelis. Das ist: Das hohe herrliche trost vnd lehrreiche Johannes Euangelium von der Gottheit des HERRN Jhesu Christi mit etlichen Predigten erklert …«. Gehne starb 1695; seine Erben druckten noch bis 1610. Unter ihren Werken befindet sich auch das »Ehelich ABC« von Siegfried Sack. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Ernst Friedrich Gernemann (Ernesti Friderici Gernemanni, Prelo Gernemanniano) stammt aus Berlin. 1670 ist er im »Kunstbuch« der Stadt Frankfurt (Oder) eingetragen; hier hatte er auch den Druckerberuf erlernt. Er kaufte 1675 in der Stadt Brandenburg die Officin von Matthäus Müller, der nach Frankfurt (Oder) gegangen war. Gernemann druckte insbesondere Leichenpredigten und andere Gelegenheitsdrucke. Zu seinen größeren Drucken gehört »Memoria«. Er starb 1720; die Witwe verkaufte die Werkstatt 1721 an Christian Halle. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Gerritsz · Gesottenwasser

Pieter Gerritszoon war wohl ein niederländischer Glaubensflüchtling, 1613 besitzt er möglicherweise eine Druckerei in Leiden: Er streitet sich vor dem Rat mit dem Leidener Schriftgießer Thomas de Vechter d.J. über die Bezahlung »van gegooten druckletteren by hem ten huyse«. In Zierikzee, wo er wohl ebenfalls eine Druckerei besessen hatte, wurden er und seine zwei Gesellen »op de pijnbank« gelegt und verließen danach die Ortschaft. 1624 stellt er in Rees eine Streitschrift gegen die betrügerischen Machenschaften der Direktoren der VOC her (»Klaer Vertooch van de schadelijcke directie der bewinthebberen der Vereenichde Oost-Indische Compaignie …«) Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johannes Gesottenwasser wird für die Zeit von 1515 bis 1524 als Buchbinder und Buchdrucker in Berlin genannt. 1516 wird er im »Friedebuch« der Berliner Schöffen als »Hans Buchdrucker« aufgeführt. 1518 wird er in städtischen Unterlagen als »Hans Buchbinder« bezeichnet. Bürger der Stadt Cölln wurde er am 6. November 1518, wofür er nach dem Schöppenbuch 32 Groschen nebst einem Buch im Wert von 1½ Gulden zu entrichten hatte. Von Gesottenwasser ist bisher kein Druck gefunden worden. Wenn unter Buchdruckern der Druck von Texten mit beweglichen Lettern gemeint ist, dann ist es äußerst zweifelhaft, daß dieser Gesottenwasser ein Drucker war. Als Buchbinder war er auch – wie viele seines Berufs – Buchführer. Geht man jedoch davon aus, daß ein Buchbinder aufgrund seiner buchbinderischen Tätigkeit mit dem Prägedruck vertraut war und möglicherweise Einblattdrucke mit Heiligen- und Legendenbildern sowie Spielkarten herstellte, ist ein Drucker in der

Gevard angegebenen Zeit möglich. Auf solchen Blockdrucken wurde auch kein Druckername eingetragen, was erklärt, daß man von Gesottenwasser bisher keinen Druck gefunden hat, denn Spielkarten sind kurzlebige Gebrauchsgüter. Gesottenwasser stirbt vermögend und mit Grundbesitz vor 1540. Ein Sohn des Gesottenwasser, Christoph, wird in den Büchern der Stadt als Sodewasser genannt. Ab 1545 wird als selbständiger Buchbinder in Berlin ein Hans Schreiber genannt, der vermutlich vorher bei dem Drucker Hans Weiß tätig war.

Nikolaus Gevard (Nicolas, Nicolavm Gevardvs, Nicolaes, Clais, Niclaiss, Gevaerts, Geifertsen, Geifertzen) war von 1571 bis 1574 Drucker in Wesel, wo viele der evanglischen Glaubensflüchtlinge aus den NIederlanden ihren Wohnsitz nahmen. Sein erstes Buch war die »Waerhaftige Supplicatie«, 1572 stellt er weitere fünf Drucke, darunter vier sog. »Neue Zeitungen« her. 1573 wird er vom Rat verwarnt und aufgefordert, keine »neuen Zeitungen« ohne Genehmigung des Rats mehr zu drukken. Ein Jahr später wird »Niclaiss Buechdrucker« verhaftet und mit seiner Familie aus der Stadt verbannt, da er sich wohl nicht an die Auflage gehalten hatte: »weil er etliche newe Tidungen buten Consens Senatus (ohne Erlaubnis des Rats) gedruckt, … alß soll er an stondt an mit Wiff und Kindern vertrecken.« Von Wesel aus geht Gevard nach Homberg (bei Duisburg), wo er 1577 der erste Drucker ist. Sein frühestes Werk war eine »Bekanntmachung des Herzogs von Kleve die Märkte betreffend«. Gevard stellte einige in den Niederlanden verbotene Bücher her, teilweise mit fingiertem Druckort und Druckernamen. 1579 erscheint sein letzter Druck (»Annalium sive Antiquitatum veteris Duisborgi«). Insgesamt veröffentlichte er rund 20 Drucke. Seine Devise lautete: »Absque labore nihil«, Nichts ohne Arbeit. Es konnte jedoch keine Druckermarke gefunden werden.

Giesecke · Gilberti

Matthias Giesecke (Matthäus, Giseke, Matthaeo Giseken, Matthaeum) war von 1565 als Buchhändler und ab 1569 auch als Drucker in Magdeburg. Ein erster Druck unter seinem Namen erscheint 1569: »De Academica Pontividiorum« des ersten evangelischen Dompredigers und Rektors der Magdeburger Stadtschule Siegfried Sack. 1574 druckt er »Grundlicher Unterricht vonn Aufrichtung und Erbauung von Vestungen« von Hans Conrad Wielanden. Der Schwerpunkt seiner Drucke lag auf theologischen, vorwiegend lateinischen Schriften. Insgesamt fertigte er um die 50 Drukke. 1572 stellt er von Peter Kotzebaw dessen lateinische Zeitkritik, gewidmet den Magdeburger Pastoren, her. Giesecke starb 1579. Die redende Druckermarke zeigt den Evangelisten Matthäus, ein Buch haltend. Vor ihm ein Engel als Symbolfigur. Im Hintergrund eine hügelige Landschaft mit mehreren Kirchen. In den Ecken sind Früchte. Der Text der umlaufende Devise lautet: »VERBVM DOMINI MANET IN ÆTERNVM MATTHÆVS GISEKE«, ein Verweis auf 1 Petrus 1:25 bzw. Jesaja 40:8 (Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit).

Matthäus Gilberti (Matthaei, Matthaeus Gilbertus) kaufte 1675 in Königsberg die Werkstatt des Universitätsprofessors Jakob Reich, der sie etwa 10 Jahre später zurückkaufte. 1685 druckte Gilberti ein »Tractatus Hictorico-Philologico-Philosophicus« von Melchior Zeidler. Mit einer juristischen Dissertation stellt Gilberti im selben Jahr seinen letzten Druck her. Er starb 1690. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Götzke

Georg Götzke (Goergij Goetschij Paedagogij Typographi, Officina Typographica des Paedagogii, Georgii Goetschii, Götzken, Goetzkij, Typis Goetianus, Götschen, Typis Goetschianis, Götschius) war von 1624 bis 1663 Buchdrucker in Stettin. Verheiratet war er mit einer Tochter des Buchdruckers Andreas Kelner, einer Schwester des Stettiner Druckers Samuel Kelner. Götzke übernahm 1624 dessen Druckerei in der Mühlenstraße und wurde wie sein Schwager Drucker des Pädagogiums. Im ersten Jahr seiner Tätigkeit stellte er mindestens fünf Werke her, darunter »Exercitium Logicarum … De Syllogismo Topico« von Martin Leuschner, »De Theriaca & Mithridatio Dissertatio Medica« von Lorenz Eichstaedt und eine Schrift des Professors Georg Sebade: »De Methodo, Divisione & Definitione«. Zu seinen letzten Drucken gehören »Ut Palma Palatina Laterana Ab Invictissimo …« von Gottfried Wilhelm Sacer und für das Pädagogium »Perennaturae Famae Viri Rei Militaris Peritia« von Ernst König. Von dem Rostocker Professor Conrad Thamnitz druckt er 1646 »Nuptiis Viri Nobilis, …«. Er starb 1663; seine Tochter Anna hatte den Drucker Daniel Starck geheiratet, der die Werkstatt fortführte. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet. Die Abbildung zeigt im Titelrahmen ober- und unterhalb des Titels Gesichter, das untere Gesicht wird von Affen flankiert. Der Stettiner Drucker Götzke verwendet 1677 für einen Druck einen Titelrahmen, der bereits 1595 von dem Magdeburger Paul Donat verwendet wurde und bei diesem abgebildet ist.

Gräber · Gronenberg

Paul Gräber (Pauli Gräberi, Greberi, Paulus gräberus, Paull Grebern, Pavli Graeberi, Paulus Grebius Cotbusianus typographiae minister) stammt aus Cottbus und war im Wintersemester 1592/93 in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) als »civis academici« eingeschrieben. 1596 ist er in Halle (Saale), wo er im selben Jahr eine »Kurtze Beschreibung der Krönung des Königs in Dennemarck« druckt. Nach 1600 stellt er Verlagswerke für den Hallenser Verleger Joachim Krusike, für Henning Grosse in Leipzig und Johann Francke in Magdeburg her. 1602 druckt er von Zacharias Rivander die »Fest-Chronica«. Ein Jahr später erwirbt er das Bürgerrecht von Halle. Insgesamt stellte Gräber rund 70 Drucke her. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Simon Gronenberg (Simonis Gronenbergij, Grüneberger, Grunenberg, Cronenbergius, Groneberg) stammt aus Freienwalde in Pommern; 1567 ist er in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingetragen. Hier arbeitete er bei Johann Eichorn als Geselle.1578 ist er in Wittenberg, wo er sein erstes Verlagswerk herausgibt: »Pro Georgio Tileno … Amicorvm Vota.«. 1601 versuchte er, in Nürnberg einen Zuschuß für den Druck eines Werks zu erlangen, doch »sol man sein begehren um ein steur zu druckung des Berosi abschlagen, dieweil er nit verwandt« ist. Insgesamt gab er fast 400 Drucke heraus, darunter »Heubtartikel Christlicher Lere im Latin genandt Loci Theologici Etwa von Doctor Justo Jona in Deutsche sprach gebracht / jetzund aber im M.D.LV. jar« von Philipp Melanchthon. Er starb 1602.

Grüneberg Die erste Druckermarke (1582) zeigt einen Hirsch, durchbohrt von einem nach oben weisenden Pfeil. In den Ecken, außerhalb des Kreises, befinden sich vier Köpfe. Die umlaufende Devise lautet: »SAGITTÆ TVÆ INFIXÆ SVNT MIHI. PSAL. XXXVII«, (Quoniam sagittae tuae infixae sunt mihi et confirmasti super me manum tuam), Denn deine Pfeile stecken in mir, und deine Hand drückt mich, Psalm 38:3. Die zweite Druckermarke (aus Gessners »Buchdruckerkunst«) zeigt die Auferstehung Christi, sitzend auf dem Sarkophag, in der einen Hand ein Herz mit drei Blumenstengeln und in der anderen Hand den Deckel des Sarkophags. Im Hintergrund ist links der Berg Golgatha mit drei aufgerichteten Kreuzen und rechts Jerrusalem zu sehen. In den oberen Ecken sind Frauenköpfe untergebracht. Die umlaufende Devise lautet: »CRIMINA MORS CHRISTI TOLLIT CEVRVTA VENENVM.« Am unteren Rand der Marke zwischen Rollwerk eine freie Tafel für ein Wappen. Die Devise wurde auch von Michael Lantzenberger in Leipzig in dem Werk »De alimentis libri tres« von Martin Colerus verwendet.

Christian Grüneberg (Christianus Grünebergius, Grünberg, Grünberges, Brüneberg, Grunebergius, Grünenberg, Brüneberges) war Professor für Mathematik an der Universität Frankfurt (Oder). 1673 errichtete er sich eine Druckerei, in der er Ludwig Röder als Faktor beschäftigte. Da dieser nach Kolberg verzog, ließ Grüneberg ab 1684 (bis 1694) bei Christoph Zeitler drucken, der wohl die Officin, oder zumindest das Schriftenmaterial, übernommen hatte. Einige Werke ließ er auch bei Rupert Völcker herstellen, der in Berlin einen Verlag betrieb, aber möglicherweise auch eine Officin in Frankfurt (Oder) besaß. Johann Coepsel stellte um 1690 in Frankfurt (Oder) für Grüneberg mindestens ein Werk her: »Encyclopedia Mathematica, Arithmeticae, Geometriae, Gaeodaesiae, Stereometriae …«. Eine Drucker- oder Verlegermarke wurde nicht verwendet.

Grunert

Johann Grunert (Stanno Gruneriano, Grunerus) stammt aus Giebichstein bei Halle. Er lernte den Druckerberuf in der Werkstatt der Witwe des Christoph Salfeld d.Ä., ging dann auf Wanderschaft (wie es sich gehörte) und war 1694 wieder in Halle. Verheiratet war er mit Eva Fingelkraut; ihre beiden Söhne Johann Christoph und Johann Friedrich wurden beide Drucker. 1699 konnte er sich eine Werkstatt einrichten und wurde zum Universitätsbuchdrucker berufen. Im selben Jahr erscheint bei ihm eine »Declaratio Einiger Puncten Des Chur-Fürstlich-Brandenburg. Privilegii Uber Das Wäysen-Hauß zu Halle« (von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg); das Waisenhaus von August Hermann Francke war im Jahr 1695 gegründet worden. Wie alle Drucker stellte er auch Leichenpredigten her – z.B. 1699 »Letztes Danck und Denckmahl bey Beerdigung Des … Herrn Johann Christian Olearii Der Heil. Schrifft hochberühmten Doctoris, Churfürstlichen Brandenburgischen Hochverordneten Consistorial-Raths Inspectoris Primarii, Ober-Pfarrherrn und Pastoris bey unser Lieben Frauen Haupt Kirchen der Stadt Halle und im SaalKreyse des Hertzogthumes Magdeburg«. 1705 konnte er einen Teil der Druckmaterialien des Friedrich Andreas Hübner in Zittau (bei Dresden) kaufen. 1723 wurde Grunert zum Ratsbuchdrucker bestellt. Er starb 1731. 1733 übernahm sein Sohn Johann Friedrich die Officin. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Güssow

Andreas Güssow (Güssovius, Güssowen, Andreae Güssovii, Charactere Güssoviano, Typis Güssovianis, Stanno Güssovian, Güssou, Güssonens) war von 1666 bis 1671 Drucker in Stendal in der Altmark. Verheiratet war er mit Agathe Kolwald, deren Vater in Halberstadt eine Druckerei besaß. 1667 kommt sein erster Druck heraus: »Erster Bescheid Auff die Flatterey Joachimi Fabritii« des »Pastoris am Dohm zu Stendal« Matthiae Bugaeus. Von Caspar Volraht Bassewitz druckt er 1670 »Europaeischer Glück- und FriedensWunsch welchen Allen Christlichen Potentaten in Europa, Insonderheit Der Römischen Käys. … offeriret«. 1671 stellt er eine weitere Schrift von Bugaeus her und veröffentlicht von Otto Weidemann die »Linguae Usus Et Abusus. Das ist: Eine sehr nützliche und Nöthige Lehre Wie ein Mensch seiner Zunge und Sprache recht und vernünfftig gebrauchen soll Gegen Gott Gegen dem Nechsten Gegen Ihm selbst«. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Der Aufbau einer Leichenpredigt folgte meistens einem festgelegten Schema: Die erste Seite war das Titelblatt mit den Namen des Verstorbenen einschließlich einer Berufsbezeichnung, einem Hinweis auf den Hinterbliebenen, dem Todestag, dem Namen des Predigers und dem Ort der Predigt. Am unteren Rand der ersten Seite befand sich der Name des Druckers, nie ein Druckerzeichen. Zuweilen war auf der ersten Seite noch eine auf das Thema bezogene Vignette abgebildet. Die Autoren der Leichenpredigten waren Pastoren der Pfarrgemeinden oder Superintendenten. Manchmal enthält das Titelblatt auch ein Porträt oder das Wappen des Verstorbenen. Eine Vorrede enthält Trostworte an die Hinterbliebenen. Es folgt eine Widmung mit den Namen von Angehörigen. Die Predigt war zuweilen sehr umfangreich. Man beachte bei den in diesem Buch abgedruckten Leichenpredigten den vielfältigen Einsatz verschiedener Schriften: Latein in Antiqua, Deutsch in Fraktur. In ver-

Hagen

Moritz Hagen (Mauricius, Maurich, Hagenius, Mauritii) arbeitete bereits 1692 in Schwabach für seinen Schwager, den aus Erfurt stammenden Verleger Paul Günther Pfotenhauer, der wohl die eigene Officin nur für den Druck seiner Verlagswerke nutzte. 1692 oder 1693 erscheint sein erster Druck: »Joannis Franci Veronica Theezans id est Collatio Veronicae Europaeae cum Theé Chinitico« von Johann Francke; 1693 druckt er »Die Reden Jesu Welche in jährl. Sonn- und Feyertägl. Evangelien … nicht vorkommen« des »Hof- und StifftsPredigers« von Öhringen, Christoph Lorenz Meelführer. Beide Bücher werden von Pfotenhauer mit der Ortsangabe Leipzig verlegt, obwohl er auch eine Buchhandlung in Schwabach besaß. 1702 stellte Hagen für den Nürnberger Johann Leonhard Buggel eine lutherische Bibel her, die mit 250 Kupferstichen illustriert war. 1705 wird durch den Nürnberger Rat den »hiesigen buchhändlern bei straf verboten«, in Ansbach drucken zu lassen, und den Auftrag an Hagen zu stornieren. Zwei Jahre später werden zwei Ballen Bücher von Hagen am Nürnberger Tor beschlagnahmt, obwohl sie angeblich nur »transitogut« für Wien, Coburg und Augsburg waren. Zum Ende des Jahres bekommt Hagen abermals Ärger mit den Nürnbergern, weil er das »so betitelte Hersprucker gesangbuch« für einen Nürnberger Buchhändler gedruckt hatte; bei der Gelegenheit wird den Nürnberger Drucker noch einmal untersagt, »päpstische bücher« zu drucken. 1713 verkaufte Hagen die Officin an Johann Michael Kuhn, ging nach Coburg und erwarb dort die Werkstatt von Johann Nikolaus Mönchen. Moritz Hagen starb 1718. Die Druckermarke zeigt einen nackerten Knaben neben einem Busch. Auf einem Band steht die Devise »ET FLORIDA PUNGUNT«, blühend und stechend.

Hanau

Johannes Hanau d.Ä. (Johann, Jamer, Jomer de hanaw, Johanne[m] hanaiu[m], Ioannes Hanaw, Ioannis Hanaw calcographi, Hanow, Ioannem Iamer, Hannaw, Ioanne Hanna, Hannauius, hu[n]ani, Ioannem HanaW Calcographum, Iohanne hanauio ingeniosissimo Calcographo, Io. Hanaw) stammt aus Hanau und kam 1506 nach Frankfurt (Oder). Im selben Jahr ließ er sich an der Universität unter dem Namen »Johannes Jomer de hanaw« einschreiben. Er übernahm 1509 die Officin von Konrad Baumgarten, bei dem er wohl vorher als Geselle gearbeitet hatte. Außerdem erwarb Hanau im selben Jahr das Typenmaterial von Ambrosius Lacher und ein Jahr später kaufte er auch das Material des Frankfurter Druckers Balthasar Murrer. Er war zu diesem Zeitpunkt der einzige Druckereibesitzer in der Stadt. Häufig mischt er den Satz mit den verschiedenen Schriften aus den drei aufgekauften Druckereien. Sein erster Druck, 1509, ist ein Aristoteles-Text von Gregor Coppe; im selben Jahr stellt er zwei Schriften des Lehrers der »humaniores litterae Hermann Trebelius Notianus (Hermann Syrwint) her, der in Wittenberg bei Nicolaus Marschalk u.a. Griechisch studiert und 1505 versucht hatte, dessen Privatpresse in Wittenberg zu übernehmen. 1510 druckt er sechs Werke, davon drei von dem Gründungsrektor der Universität und Dekan der Theologischen Fakultät Konrad Wimpina, für den er auch in den Folgejahren – wie auch für Ambrosius Lacher – arbeitet. 1510 druckt er auch eine Schrift gegen die sehr einflußreiche Familie Loetze in Greifswald, die seinen Landsmann Ulrich von Hutten mit Klagen und sogar einem Überfall verfolgte. 1511 schreibt und druckt er auch zwei Einblattdrucke (»Warhafftig sumarius der gerichts hendel unnd proceß«) über einen 1510 erfolgten Hostiendiebstahl durch einen Christen in der Dorfkirche von Knoblauch, der zu einem Pogrom in Berlin (38 Juden wurden verbrannt, zwei weitere getaufte wurden mit dem Schwert gerichtet) und schließlich zur Ausweisung der Juden aus Brandenburg führte. 1511 druckt er ein »Psalterium Mariae«, versehen mit

Hanau mehreren Holzschnitten. Für das Bistum Lebus stellte er 1514 ein »Viaticum Lubucense« her; es umfaßt zwei Bände mit insgesamt rund 600 Blättern in Schwarz- und Rotdruck und ist mit verschiedenen Schriften (Gotisch, Antiqua und Lombarden) gesetzt. Seine Officin befand sich 1512 an der Ecke Kollegienund Scharrngasse gegenüber der »Burse« des ersten Dekans der Artistenfakultät und ersten Vizekanzlers der Viadrina Johannes Lintholtz bei der Universität. 1514 wird Hanau zum Universitätsdrucker (»Johanne[m] hanauiu[m] tu[n]c te[m]poris Francophordiani studij Calcographu[m]«) ernannt. Er war auch der erste Hofbuchdrucker des Kurfürsten von Brandenburg, denn die Residenzstädte Berlin und Cölln waren zu diesem Zeitpunkt ohne Druckerei. Ferner stellte er amtliche Drucksachen der Stadt Frankfurt (Oder) her. Er besaß eine kleine Antiqua-Type, die er von Murrer übernommen hatte, und außerdem eine Texttype von Baumgarten. Neben seiner Drucktätigkeit war Hanau auch als Buchhändler tätig; der Verkauf der Universitätsdrucke durch den Universitätsdrucker war üblich. 1515 nennt er sich erstmal in einem Colophon »ciuis Francfordensis«. Zu seinen bedeutenderen Werken gehört auch die Schrift Konrad Wimpinas »Sectarum Errorum … partes«, ein umfassendes Werk über die »Ketzerbewegungen«, im Jahr 1528, das mit Holzschnitten des aus Landshut stammenden Georg Lemberger bebildert ist. In den 1530er Jahren druckte er insbesondere Schriften des Johann Mensing. Insgesamt stellte Hanau in den 34 Jahren seiner Tätigkeit mehr als 100 Schriften her. 1543 erscheinen seine letzten beiden Drucke: »De Nvptius Inclyti Regis Poloniae …« von Georg Sabinus und »Problemata de Ebriorvm …« von Johann Willich d.Ä. Magister Joannes Hanau Francofordia war der Sohn des älteren Johannes Hanau. Im Sommersemester 1538 ist er in die Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. Er war jahrelang Druckergeselle bei seinem Vater. 1559 wurde er zum Arzt promoviert und anschließend Universitätsdozent. Er starb 1566.

Hartmann

Friedrich Hartmann (Fridericius, Hartman[nus], Friderich, Friederich, Hartman, Friderici Hartmannorum, Friderichen, Fridericus Hartman Impressor est venditor librorum, Friderico) war gelernter Buchbinder, der bei seinem Vater in die Lehre gegangen war. 1588 ist er Buchbindermeister in Frankfurt (Oder) und wird von seinem Vater in die väterliche Werkstatt mit aufgenommen. Er bezeichnet sich als »bibliopola«, ab 1598 nennt er sich auch »typographus«, was dafür spricht, daß er zwischen 1588 und 1598 irgendwo noch den Buchdruckerberuf erlernt hatte. Verheiratet war er in erster Ehe mit Hedwig Moller und in zweiter mit Elisabeth Schönfelder. Von seinen Kindern Hartmannus, Iohann Christoph aus erster Ehe sowie Fridericus, Johann Fridericus und Andreas aus zweiter Ehe wird Andreas Buchdrucker. Gemeinsam mit seinem Vater verlegt er ab 1590 zahlreiche Werke, die sie bei Andreas Eichorn und Nikolaus Voltz drucken ließen. Die ursprüngliche Beschränkung auf Drucke mit hebräischen Typen wird nach 1596 mit dem Druck der »Augsburger Konfession« aufgehoben, die er ein Jahr später nachdruckt. Im selben Jahr können er und sein Vater Professoren der Frankfurter Universität als Autoren gewinnen. 1598 druckt er ein Verzeichnis der Arzneien, die gegen die Pest helfen (sollen). Hartmann beschafft sich für seine Druckwerkstatt dieselben Typen, die auch sein Konkurrent Andreas Eichorn besitzt; anfänglich kann er jedoch dessen Qualität nicht erreichen. Die Hartmanns entscheiden sich, in ihren Werken Abbildungen einzusetzen, womit sie sich deutlich von Eichorn unterscheiden. Hartmann arbeitete auch als Lohndrucker für andere Verleger: 1596 druckte er für den Buchhändler Paul Brachfeld »Ob der Türcke noch der vierde vnd letzte Monarcha sein werde«, ein Verweis auf die Offenbarung des Johannes, denn »der Türke« wurde als eines der in der Apokalypse genannte Übel betrachtet. Nach 1596 beginnt Friedrich Hartmann mit dem Druck von Historien- und Volksbüchern. 1598 kommt der erste Kalender heraus (»Großer Alt vnd New Schreib

Hartmann Calender auff das Jahr 1598«). 1599 verlegt Hartmann seine ersten Musikdrucke (»Newe gestliche Lieder« und »Newe Außerlesene Weltliche Lieder«) und wurde mit mehr als 100 Musikstücken der bedeutsamste Drucker der Organisten- und Kantorenmusik am Anfang des 17. Jahrhunderts in Deutschland. 1602 erhält er ein zusätzliches Privileg auf zehn Jahre für den alleinigen Druck und Verkauf des Kalenders des David Herlicius aus dem pommerschen Stargard. Bei ihm arbeitete nach 1598 der Maler Thomas Botticher, der eine Reihe von Holzschnitten für Hartmann erstellte (u.a. die Titelumrahmung des »Schreib Calender auff das Jahr 1598«). Den Papierbedarf der Frankfurter Druckwerkstätten konnten die vier Brandenburger Papiermühlen nicht decken, deshalb bezogen die Hartmanns ihr Papier zumeist von Schafhirt in Bautzen. Vater und Sohn stellten insgesamt über 200 Titel her. Das letzte Verlagswerk war wohl »Rettunge der Warheit Auß Historischer Relation«. Die Stadt Frankfurt und damit auch die Werkstatt Hartmanns wurden durch den Sieg der Schweden über die Kaiserlichen im April 1631 geplündert und verwüstet; sie wurde nicht wieder aufgebaut. Im Sommer desselben Jahres stirbt Friedrich Hartmann. Die Professoren der Universität flohen mit dem Rat der Stadt 1633 nach Küstrin. Nach Friedrich Hartmann gab es keine weiteren Drucker und Verleger aus der Familie. Von 1696 bis 1712 ist der aus Merseburg stammende Christoph Hartmann, ein Verwandter von Friedrich Hartmann, Teilhaber am Geschäft des Frankfurter Verlegers (und späteren Bürgermeisters der Stadt) Jeremias Schrey. Dessen Sohn, Jeremias Hartman, starb kinderlos, so daß seine Schwester, verheiratet mit dem Frankfurter Drucker Johann Gottfried Conradi, den Verlag erbte. Die erste Druckermarke zeigt in einem Oval Jesus vor einer Männergruppe; zu sehen ist ein Geldverleiher oder Wechsler, dem gerade ein Beutel übergeben wird. Weitere Geldbeutel sind im Vordergrund zu sehen. Es könnte sich bei dieser Szene um die Vertreibung der Wechsler aus dem Tempel in Jerusalem handeln: »Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer

Hartmann und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer«, Matthäus 21:12. Am oberen Rand innerhalb des Ovals eine strahlende Sonne und die hebräischen Buchstaben »iesu«. In den vier Ecken befinden sich die Symbole der Evangelisten: links oben der Adler des Johannes, rechts oben der Stier von Lukas, links unten der Engel von Matthäus und rechts unten der Löwe von Markus. Die zweite Druckermarke zeigt ebenfalls die Geldwechslerszene, jedoch ist der Tisch der Geldwechsler nun links. Die Symboltiere der Evangelisten sind in den Ecken abgebildet: links oben der Stier von Lukas, rechts oben der Adler des Johannes, links unten der Löwe von Markus und rechts unten der Engel von Matthäus. Die dritte Druckermarke entspricht im wesentlichen der zweiten Druckermarke.

Johann Hartmann (Johan, Hartman, Hans, Hartmans) stammt aus Zella-St.Blasien bei Meiningen in Thüringen, wo er den Buchbinderberuf erlernte. 1559/60 ist er als »Joannes Hartmann Menyngensis« der in der Matrikel Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben; zu den »Anverwandten der Universität« zählten Buchbinder, Buchdrucker, Formschneider, Schriftsetzer und Schließenmacher. Er war gelernter Buchbinder; seine Arbeiten signierte er mit »HH«. Um 1564 ist er Buchbindermeister und heiratet im selben Jahr eine Tochter des Johann Vorborger aus Ingolstadt (Sebastian Johann von Ingolstadt); von ihren Kindern überlebt nur der Sohn Friedrich. Vorborgers Schragen am Rathaus ist vermutlich bei dessen Tod auf Hartmann übergegangen, der dadurch auch Buchhändler wurde. Wie die meisten Buchbinder war auch Hartmann als Buchführer tätig. 1596 erließ die Universität Frankfurt auf Antrag von Johannes Hartmann eine Buchbinderordnung. Nach 1595 wurde

Hartmann er auch als Drucker und Verleger tätig; die Drucke stellte zumeist sein Sohn Friedrich her, als Verleger firmierten sie in fast allen Werken gemeinsam. Das erste Verlagswerk gab Johann Hartmann im Jahr 1584 heraus: ein Betbüchlein von Andreas Meusel, das er bei Andreas Eichorn drucken läßt. Bis zur Einrichtung einer eigenen Officin ließ er in Frankfurt bei Eichorn, in Wittenberg bei Matthias Welack und in Berlin bei Voltz drucken. In der Buchhandlung verkaufte Hartmann nicht nur eigene Verlagswerke, sondern auch die anderer Drucker bzw. Verleger. Veröffentlicht wurden zumeist wissenschaftliche Abhandlungen, Volksbücher aller Art und religiöse Erbauungsschriften. Üblich war für die Verleger-Drucker jener Zeit, daß sie mit anderen Berufskollegen Drucke (Bogen gegen Bogen) tauschten. Um 1589 versucht Hartmann erstmals, eine Officin in Frankfurt zu gründen, doch scheitert dies am Privileg des Johann Eichorn d.Ä., der andererseits keine Buchbinderarbeiten durchführen konnte. Immerhin veranlaßt der Kurfürst eine Untersuchung durch die Universität, und 1593/94 kann sich Hartmann eine Druckwerkstatt zulegen. Dazu beigetragen hat möglicherweise der von dem Oderfrankfurter Professor für die hebräische Sprache Jakob(us) Ebert(us) gewünschte Druck einer hebräischen Bibel, den Eichorn wohl wegen des hohen finanziellen Risikos nicht ausführen wollte. Damit war der Weg für Hartmann zur Errichtung einer eigenen Officin frei, zumal die Universität bestimmen konnte, welche fremdsprachigen Lettern der Universitätsdrucker vorzuhalten hatte. Die Einrichtung der Hartmannschen Officin führte zu Protesten der Konkurrenzdrucker Eichorn und Voltz beim Kurfürsten, der entscheidet, daß Hartmann »die angefangene Hebraische Bibel fullens außdrucken lassen«, aber bei »vermeidung 1000 thaler fiscalischer Straffe … von solchem ewren vnbefugten vornahmen abestehen«. In einem weiteren Schreiben wird Hartmann gar mit dem Kammergericht bedroht. Im September 1594 befiehlt der Kurfürst nach Interventionen durch Universitätsprofessoren dem Johann Hartmann, die »Harmonia Evangeliorum« des Professor Jacob Ebert in hebräischen, syrischen, griechischen und lateinischen Lettern

Hartmann herzustellen. Hartmann beginnt 1594 mit der Einrichtung einer hebräischen Drukkerei (Johan. et Friderici Patris et Filij Bibliopolarum«) für den Druck einer hebräischen Bibel; als Gehilfen holt er den »Buchsetzer« Salomon Borner aus Herren-Berg in Thüringen, den »Buchsetzer« Albanus Ros aus Wanzer in der Altmark, den Buchdrucker Joannes Jarman aus Wittenberg, den Wittenberger Buchdrucker Victor Schwencker (Sohn des Druckers Lorenz Schwenck), den Schriftgießer Nicoll Seligmahn aus Ponickau in Sachsen und den Buchbinder Hans Steiner aus Brand bei Nürnberg, die alle Ende April 1594 in die Universitätsmatrikel eingeschrieben werden und wohl alle vorher bei Zacharias Krafft in Wittenberg tätig gewesen sind. Faktor wird Salomon Borner. Für den Druck dieser Bibel beschaffte sich Hartmann Typenmaterial von Zacharias Krafft (Crato) in Wittenberg, bzw. ließ von diesem einige Teile herstellen; die Bibel verkaufte sich ausgezeichnet. 1594 kann er auch die bei dem in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Wittenberger Verleger Konrad Rühel noch vorhandenen Bestände an hebräischen Bibeldrucken erwerben. 1597 leiht Hartmann seine hebräischen Lettern an Andreas Eichorn aus, der damit für Jakob Ebert ein jüdisches Erbauungsbuch (»Musar Haskel«) herstellt. Bei Hartmann arbeitet 1597 der Formschneider, Kupferstecher und spätere Kunstverleger Wilhelm Hoffmann aus Erfurt. 1598 erhalten die Hartmanns ein Privileg des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg für den Betrieb einer Druckerei. Johann Hartmann war ein über Frankfurt hinaus wohlangesehener Mann, der neben seinen guten Kontakten zu Universitätsprofessoren auch im Briefwechsel mit Musikern und Volksdichtern stand, die ihm Gedichte bzw. Musikwerke zueigneten. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Heddewig

Johann Matthaeus Heddewig (Mattheus, Hans Matthias Hedewig, Johan Mattheus) war Drucker, der bei Peter Lucius d.Ä. (Peter Luck) in Rinteln als Geselle arbeitete; nach dessen Tod übernahm die Witwe Agnes Lucius die Werkstatt und, als diese 1665 starb, kaufte Heddewig gemeinsam mit seinem Kollegen Friedrich Hertzog von den Erben die Druckerei. Heddewig und Herzog erhielten aber keine Druckgenehmigung in Rinteln – nicht einmal der noch unter der Witwe des Peter Lucius angefangene Druck eines Schulbuchs durfte vollendet werden. Hertzog ging nach Hofgeismar, Heddewig nach Minden. Hier konnte er im Haus des Stadtsyndicus Jacob Andreas Crusius seine erste Werkstatt einrichten. Verheiratet war er mit Anna Elsaben Gölckens. 1666 druckt er die Leichenpredigt »Post Nubila Phoebus, Nach dem Regen scheint die Sonne, Nach dem Leid kompt Freud und Wonne« aus Anlaß des Todes des Conradi Hotzen (gehalten von Gottschalk Duve). Johann Matthaeus Heddewig starb im selben Jahr. Seine Witwe Anna Elsaben (»Sel. Heddewigs Wittiben«) übernahm die Werkstatt und stellte weiterhin Gelegenheitsdrucke her. In zweiter Ehe heiratete sie um 1668 den Drucker Johann Piler. Sie starb 1692. Heddewig und seine Witwe verwendeten keine Druckermarke. Die zweite Abbildung zeigt die Titelseite des für den Mindener Verlegers Johann Ernst Heydorn (Heudorn) gedruckten Buches »Propositiones Mathematico et Musicae …«; Heydorn ließ in den Jahren 1666 bis 1668 nur zwei Verlagswerke herstellen. Seine Verlegermarke zeigt eine herzförmige Tafel, in der sich seine Initialen und ein weiteres Herz mit drei Zweigen befinden, flankiert von Frauenköpfen.

Heinichen

Gottfried Heinichen (Godofredus, Heinichius, Heinich) stammt aus Gaithain in Sachsen. Den Druckerberuf erlernte er bei Christoph Fleischer in Leipzig. 1688 ist er in Frankfurt (Oder) und eröffnet ein Jahr später eine Druckerei in Küstrin. Zu seinen ersten Drucken gehören eine Huldigung an den Kurfürsten (1688 »Schuldigstes Opffer Welches als … Herrn Friedrich dem Dritten Marggraffen zu Braudenburg … Churfürsten in Preussen … Unsern Gnädigsten Churfürsten und Herrn Von der gantzen NeuMarck und Einverleibten Landschafften Unterthänigst Gehuldigt ward bey allgemeiner Freude des gantzen Landes«); außerdem druckt er das Werk »HimmelsLeiter«, das er für den Leipziger Buchhändler Johann Heinichen, möglicherweise sein Bruder, herstellte. 1695 veröffentlicht er »Die Drey Confessiones, Oder Glaubens-Bekäntnüsse Welche in den Chur-Fürstl. Brandenb. die Religion betreffenden Edictis zu beobachten befohlen werden«. Zu seinen Drucken zählten diverse Leichenpredigten (z.B. »Als Der auff der Churfl. Brandenb. hochberühmten Universität Halle nach langwiriger schwerer Kranckheit am 1. Februar des 1698sten Jahres verstorbene Herr Carl von Schönin«). 1699 veröffentlicht er »Fasciculus Cantionum: Das ist Zusammengetragene Geistliche Lieder Eines In Christo Seeligen Lehrers und Seelen-Hirtens; Zur Erbauung und Erweckung des Glaubens und der Liebe heraus gegeben« von Johann Caspar Schade. Ein Jahr später stellt er als Regierungsdrucker »Churfürstl. Brandenburgische Verbesserte Landreuter-Ordnung. Vom eilfften Decembris des 1700. Jahres« des Kurfürsten Friedrich III. her, dessen »Churfürstl. Brandenburgische Neumärckische Verbesserte Cammer-Gerichts-Ordnung« er gleichfalls druckt. 1698 wird er Drucker der Regierung, sein Schwiegersohn Johann Hübner wird ihm beigeordnet und nach seinem Tod 1738 Nachfolger als Regierungsdrucker. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Henckel

Christian Henckel (Henckelius, Aere Henckeliano, Christiani Henckelii, Acad. Typogr.) war 1693 und 1694 als Drucker in Wittenberg tätig. Nach dem Tod seines Vaters Matthäus Henckel (1691/92), bei dem er den Beruf erlernt hatte, betrieb er mit seiner Mutter Maria Elisabeth (Kluegel) die väterliche Werkstatt (schon sein Urgroßvater Martin hatte in Wittenberg eine Officin besessen). Als 1694 in Halle (Saale) eine Universität errichtet wurde, verzog Christian Henckel dorthin. 1694 druckte er in »Halae Magdeburgicae« u.a. die Dissertation von Heinrich von Bode (»De Licito Usu Et Gravissimo Abusu Iuramentorum Sub Moderamin« und von Johann Peter von Ludewig »Lineamenta Quaedam Generalia De Methodo In Veritatem Inquirendi«. Mehrmals stellte er Schriften von August Hermann Francke her (z.B. »Das Schmertzhaffte Suchen unsers Herrn Jesu … In einer Predigt Uber das Evangelium Luc. II. v. 41—52 In der St. Georgen-Kirche zu Glaucha«. Er war verheiratet mit Sophia Elisabeth Lehmann. 1733 wurde die Druckerei an Johann Christoph Grunert verkauft. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Heise · Hentzke

Heinrich Heise (Heyse, Henrici Heisii, Heisen) wurde im Jahr 1653 erster Drucker in Kolberg in Pommern. Er druckte vorwiegend Personalschriften (Leichenpredigten). Heise stellte insgesamt sieben Drucke her. Seine Drucktätigkeit in Kolberg endete schon zwei Jahre später. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Michael Hentzke (Michaelis, Michaelem, Hencius, Hentzske, Henzke, Hentzken, Hentzsken, Hentzskens) stammt aus Bürgel bei Jena. Er war gelernter Setzer und dann Faktor bei Leonhardt Thurneysser in Berlin. Zuständig war Michael Hentzke für den Satz deutschsprachiger Texte, während Thurneyssers Faktor Gregor Eber für lateinische und griechische Manuskripte verantwortlich war. Der Lohn eines Druckers betrug wöchentlich 5 Ortsthaler (= 1¼ Thaler). 1576 war Thurneysser mit dem Kurfürsten nach Küstrin und Karzig gegangen; während seiner Abwesenheitet leitete Hentzke die Werkstatt. 1577 konnte er von Thurneysser für 1.100 Gulden, zahlbar in vier Jahresraten, die Officin erwerben. Er wohnte in der Klosterstraße neben dem ehemaligen »Grauen Kloster« der Franziskaner, in dem sich die Druckerei befand. Es wird aufgrund der nachgewiesenen Querbalken (an denen die Druckpresse stabilisiert wurde) im ehemaligen Konvent- und Versammlungsraum der Mönche angenommen, daß sich die Werkstatt in diesem Raum befand. Hentzke erhielt vom Kurfürsten die Erlaubnis, auch nach der Übernahme der Officin diese weiterhin im »Grauen Kloster« zu betreiben. Bis zur endgültigen Bezahlung blieb Thurneysser Besitzer der Officin, sein Bruder Alexander Thurneysser Teilhaber. Als Faktor setzte Leonhardt Thurneysser Burkhard Speidel ein,

Hentzke der seit 1577 Bürger Berlins war; Alexander Thurneysser berief als Faktor Gregor Eber, da dieser auch griechische Texte setzen konnte. Speidel verließ nach einem Streit das Unternehmen. Unter Hentzke wurden fast 30 Drucke hergestellt; in einem Schreiben an Thurneysser teilt Hentzke 1576 mit, daß in einer Woche etwa sechs Foliobogen gesetzt und gedruckt werden könnten. In der 1577 von Hentzke gedruckten »Visitation u. ConsistorialOrdnunge« werden die Titel und Gebiete seines Kurfürsten aufgeführt: »Unser von Gots Gnaden Johansen Georgen. Marggraffen zu Brandenburgks des heiligen Römischen Reichs Ertz Camerers und Churfürsten In Preußen zu Stettin Pommern der Cassuben Wenden und in Schlesien Crossen Hertzogen, Burggraffen zu Nürnbergk und Fürsten zu Rügen«, das den Kurfürsten mit kleinem Wappen und »Churhut« zeigt. Von 1572 bis 1584 erschien in der Officin jährlich ein von Thurneysser geschriebener Almanach. Zu seinen letzten Drucken gehören »Eine trewhertzige Bußpredigt über den Straffspruch aus dem Evangelio des 21 Sontags nach trinitatis«, ein »Calendarium et Ephemeris Diarium Prognostico …« und »Ein tröstlicher Sermon«. Bei Hentzke und den anderen Druckern des 16. Jahrhunderts in Berlin werden die Vokale und Konsonanten bei »i« und »j« bzw. »u« und »v« noch nicht unterschieden. Hentzke starb 1580 und hinterließ 210 Gulden Schulden; seine Witwe führte für die minderjährigen Kinder die Werkstatt noch ein Jahr weiter und druckte unter »Michel Hentzkens Erben«, »viduam Michaelis Hentzken« bzw. excudebant haeredes Mich. Hencij« bis 1582 noch etwa 10 Werke (u.a. »Eine Trostreiche Predigt über das Evangelium …« und »De Vita rebusque gestis M. T. Ciceronia praestantissimi …«). Eine hier nicht abgebildete Druckermarke von Michael Hentzke soll Sankt Georg mit dem Drachen (oder Lindwurm) zeigen und zusätzlich die Devise »Hoc Victoria nostra est«, Mein Werk ist mein Sieg (Publius Ovidius Naso: Metamorphosen 3:728). Die im Original zweifarbig gedruckte Titelseite zeigt das »Calendarium et Epheme-

Hess ris sive Diarivm, cvm Prognostico Meteorologico & Astrologico inserto, ad annum 1580« von Leonhardt Thurneysser. Der Titeltext wird eingerahmt von den damals bekannten sieben Planeten: Oben in der Mitte ist die Sonne (Apollo als Gott der Poesie). Auf der rechten Seite von oben: Venus (Göttin der Liebe und der Schönheit), darunter Merkur (Gott der Diebe und des Handels) und der Mond (die jungfräuliche Diana als Göttin der Jagd), auf der linken Seite oben: Mars (als Symbol für den Krieg und die Schlachten), dann Jupiter (Göttervater, der mit Blitz und Donner verbunden wird) und unten Saturn. Unten in der Mitte steht Pegasus (korrespondiert mit Apollo). Die Planeten werden in freimaurerischer Anordnung durch ihre Symbole und durch ihre Personifikationen dargestellt. Neben Pegasus sind astronomische bzw. mechanische Instrumente dargestellt. Am unteren Rand des Titeltexts steht »Michaelem Hentzken«.

Martin Hess (Martinvs Hesse, typis Martini Hessen) stellte seinen ersten Druck (Problemata Disputationes Publicae« von Stephan Klotz) in Soest im Jahr 1624 her. Er war hier bis 1630 tätig, stellte um die 20 Drucke her und ging dann nach Wesel. 1632 stellt er »Novitas papismi« von Piere Du Moulin her. Sein letztes Werk veröffentlichte er 1645. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Hilden

Wilhelm Hilden (Guilelmi Hildenii, Guilhelmud), in Berlin geboren, ging nach dem Studium in Frankfurt (Oder) und einer Professur für Logik und Ethik in Leipzig im Jahr 1581 als Rektor des Gymnasiums am »Grauen Kloster« in seine Geburtsstadt zurück; hier schuf er einen neuen Lehrplan, in dem Griechisch eine besondere Bedeutung erhielt. Hilden soll sich 1584 an der Druckwerkstatt des Nikolaus Voltz beteiligt haben; sicher ist, daß ihm die Genehmigung für die Errichtung einer Privatdruckerei erteilt wurde. Er erhielt hierfür auch ein kurfürstliches Privileg für den Druck von Lehrbüchern. Im selben Jahr ließ er durch seinen Faktor Martin Trogel sein erstes für den Schulgebrauch bestimmtes Buch (»Gramnaticae Quaestiones Chrysolorae«) und ein Jahr später »Quaestionum et commentariorum in Organon Aristotelis« mit dem Druckvermerk »Industria & studio GVILELMI HILDENII. BERLINI, SVMPTIBVS AC TYPIS AVTORIS« mit einer Holzschnitteinfassung; insgesamt wurden in der Officin nur drei Werke hergestellt. Hilden benutzte anderes Typenmaterial als Voltz, so daß er möglicherweise nur die Druckpressen mit Voltz gemeinsam betrieb. 1586 ging Hilden als Professor für griechische Sprache und Mathematik nach Frankfurt (Oder), wo er ein Jahr später starb. Die Abbildung aus »Quœstionum« von Hilden (1585) zeigt in der Umrandung des Titels acht Tugenden. Es sind im Uhrzeigersinn von oben: Fides (Glauben), Spes (Hoffnung), Patientia (Geduld), Fortitudo (Tapferkeit), Temperantia (Mäßigkeit), Justitia (Gerechtigkeit), Prudentia (Klugheit) und Charitas (Nächstenliebe). Am unteren Rand befindet zwischen Temperantia und Justitia eine ovale Tafel, auf der wohl die Marke des Hilden abgebildet ist: zwei Muscheln und ein Kesselhaken; oberhalb des Titels ist eine weitere Tafel mit einem Gesicht, umgeben von einem Heiligenschein (Jesus?).

Hoffmann · von Holt

Galle Hoffmann (Gallius, Gall, Gallus, Auleandrus) war in den Jahren 1594 und 1595 Drucker in Magdeburg. Insgesamt stellte er hier nur vier Drucke her, darunter die »Acta des Colloquij zu Hertzberg« (1594). 1595 druckt er für den Verleger Johann Francke eine Ausgabe des »Jesus Sirach. Wie der zuuor in Iocos gebracht jetzo in feine Teudtsche Reimen …«. Im selben Jahr stellt er – wieder für Francke – »Tröstlich Gesicht Eines Fro[m]men Altuaters Wie Sathan ihn vnd alle gleubige Christen verklagen wollte …« von Andreas Perlitz her. Er verließ nach 1595 die Stadt und ging nach Lübeck. 1600 druckt er möglicherweise ohne Erlaubnis des Rats in der Hansestadt. Die Witwe des Druckers Asswerus Kröger, Ilsabe, klagt beim Rat, daß ihr durch ihn »was von Frembten Predigern, Chyrurgis, Item carmina, Fiebeln … so mir pflag zu trücken zukommen, vor dem Maull weggenommen« werde. Erst ein Jahr später besaß er eine entsprechende Konzession. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Joannes von Holt (Johan van Holt) stammt aus Hamburg und schrieb sich im Sommersemester 1519 in die Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) ein. 1520 erwarb er das Bakkalaureat. Nach seinem Studium ging er nach Rostock, wo er Drucker der Brüder vom gemeinsamen Leben in St. Michael wurde. Nach 1519 druckten die Michaelisbrüder insbesondere Schulbücher. 1526 stellte Holt ein Handbuch mit Lehrsätzen gegen die Lutheraner von Johann Eck her. 1529 wollte Holt ein Neues Testament mit einem Kommentar von Hieronymus Emser drucken. Martin Luther bat den der Reformation zugeneigten Herzog Heinrich V., den Druck zu verbieten: »Denn wir von redlichen Leuten aus Lübeck statlich bericht, das etlich

von Holt Lolbrüder des Emsers Testament sechsischer sprache zu Rostock ynn Druck gebenn.« Daraufhin wies der Herzog den Rat der Stadt Rostock an, entsprechend zu handeln und den Druck zu untersagen. Entgegen der Anweisung des Rats der Stadt begann er dennoch mit dem Druck. Der Rektor Martin Hillemann wird deshalb zu Hausarrest, Johannes von Holt zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Beide kommen frei, weil sie dem Rat »Urfehde wegen Verheimlichung gefährlicher Anschläge gegen die Stadt« schwören. Holt druckte das Werk dennoch heimlich weiter, obwohl ihnen das Vervielfältigen von Büchern durch Abschreiben und jegliche Drucktätgkeit verboten worden war. 1534 hat sich die Reformation in Rostock durchgesetzt, die katholisch gebliebenen Brüder vom gemeinsamen Leben verlieren ihre Auftraggeber. Der letzte Druck kommt 1531 heraus; im selben Jahr wird ihnen das Tragen der Mönchskleidung verboten. Die Officin scheint aber noch bis 1542 in ihrem Besitz geblieben zu sein. Es wird ihnen sogar in diesem Jahr von Herzog Heinrich V. befohlen, die Druckerei wieder instand zu setzen, damit der Drucker Ludwig Dietz aus Lübeck die Polizeiordnung herstellen konnte, denn der Sekretär des Herzogs, Simon Leupold, schrieb, daß »alsdan bei den ›Nolbrüdern‹ zu Rostock fürdern und fleissigk anhalten, das sie unvertzüglich die Instrumeta, so zum drucken notturfftigk sein, zuwegen bringen«. Die Michaelisbrüder durften weiterhin Schulunterricht erteilen und an der Universität Vorlesungen halten. 1559 erfolgte die Aufhebung des Klosters; die Michaelisbrüder behielten bis zum Tode des letzten ihre Einkünfte und das Wohnrecht. Die beiden letzten Brüder waren Heinrich Arsenius und Gerhard Dunkerad. Die Titelseite aus dem Jahr 1530 zeigt in einer Nische den Titel. Unterhalb des Titels wird auf einem Wappenschild ein dreigeteilter Reichsafel abgebildet, der bei den Brüdern in Rostock als Druckerzeichen verwendet wurde. In den beiden oberen Ecken zwei doppelt eingefaßte Kreise; im linken wird ein Gesicht gezeigt, aus dessen Mund Strahlen kommen. Im rechten Kreis ist sechsstrahliger Stern. Auf den rechteckigen Säulen sind runde Säulen abgebildet. An den Innenseiten

van Hoogenhuysen hängen Kordeln; auf kleinen Tafeln, die an diesen befestigt sind, sind die Buchstaben »P« (links) und »B« eingetragen. Auch auf dem linken Säulensockel ist ein »P« eingetragen. Die Brüder vom gemeinsamen Leben betrieben Officine bzw. Schreibstuben u.a. auch in Deventer, Brüssel, Herzogenaurach, Leuven, Hildesheim, Münster und Marburg.

Andries van Hoogenhuysen (Andream, Andries van Hoogehuyse, Andreae ab Hoogenhysen, André [de] Hoogenhuyse, Andraeam ab Hoogenhuyse, Andreas Hogenhuysen, Hoghenhuysen) war wohl gelernter Buchbinder, der dann als Buchhändler und Drucker in Rotterdam (1654–1656), Nimwegen (1657–1665), Wesel (1667–1679) und Amsterdam (1682–1699) tätig wurde. In Rotterdam befand sich sein Geschäft an der Börse. Er stammt aus einer Buchdruckerfamilie, die zu den Protestanten gehörte; der Vater war Leiter der Rotterdamer Lateinschule und später Buchhändler und Drucker in Rotterdam, Utrecht und Amsterdam; seine Mutter war Marguerite van Waesberghe aus einer Buchdruckerfamilie. Andries von Hoogenhuysen ging nach Nimwegen, da dort eine »Kwartierlijke Academie« gegründet worden war; eine Universität oder eine große Lateinschule bedeutete für den Buchhandel und die Druckereien sichere, regelmäßige Einkünfte. Hier wurde Hoogenhuysen Mitglied der Kramergilde. 1656 erhielt er ohne Zahlung einer Gebühr die Bürgerrechte von Nimwegen und legte im selben Jahr als Buchbinder auch den Bürgereid ab. Sein Geschäft befand sich »op de Marckt«. Mit Nicolaes van Hervelt, einem anderen Drucker Nimwegens, bekam er Streit wegen der Herausgabe einiger Lehrbücher des Petrus de Greve, Professor an der Akademie. Van Hoogenhuysen wurde trotz einiger Drucke für die Akademie nicht zum »Academiedrukker«

van Hoogenhuysen berufen. Eine von ihm 1657 durchgeführte Auktion von Büchern wurde vom Rat der Stadt verboten. Mehrmals druckte er Bücher mit dem fiktiven Verlagsort Köln. 1662 stellte er ein Buch von Jacques August de Thou her, obwohl der Rat ihm dies untersagt hatte. Hoogenhuysen ging dann nach Wesel und wurde 1667 Stadtdrucker. 1668 stellte er hier sein erstes Verlagswerk her: »De Philosophia Cartesiana Admonitio Candidata & Sincera« des Humanisten B. Bekker. 1575 druckte er vier Bände der Werke des Rektors der Leidener Universität Justus Lipsius. Sein letzter Weseler Druck erfolgte 1679. Er war der bedeutendste Drucker und Buchhändler Wesels in seiner Zeit. 1682 ging er nach Amsterdam zurück, wo er mit seinem Sohn David in einer ihm gehörenden Druckwerkstatt (»Blomstraat voorbij de eerste dwarsstraat«) zusammenarbeitete; diese verkaufte er 1703 an seinen Sohn Abraham. Seine drei Söhne aus zwei Ehen wurden ebenfalls Buchdrucker. Andries van Hoogenhuysen starb 1707. Die erste Druckermarke zeigt eine Armillarsphäre, die für Drucke verwendet wurde, bei denen als Druckort Köln angegeben wurde. Auch andere niederländische Drucker, wie die Elzeviers und die van Waesberghes, benutzten für die fiktiven Kölner Drucke eine Armillarsphäre. Mit dem Abdruck einer Druckermarke wurde die Vorschrift erfüllt, daß auf jedem Druckwerk der Drucker genannt werden müsse. Auf dem »Äquator« der Armillarsphäre sind die Sternzeichen (Krebs, Fische, Schütze, Waage, Stier, Zwillinge) aus der nördlichen Hemisphäre eingetragen. Auch die zweite Druckermarke zeigt eine Armillarsphäre. Die dritte Druckermarke weist in einem herzförmigen Rahmen eine Brunnenfontäne, links davon zwölf Vögel (sie symbolisieren die Apostel, die zu Jesus, bildlich als Brunnen dargestellt, kommen) und rechts die Sonne auf. Die vierte Druckermarke zeigt Minerva, rechts von einem Apfelbaum stehend. In ihrer linken Hand hält sie eine Lanze, in der rechten das Ende eines Bandes, dessen anderes Ende über einem Ast auf der linken Seite des Baums herunterhängt. Am Baumstamm ihr Schild. Die Devise lautet: »ET FLORE ET FRUCTU«, Früchte und Blumen.

van Hoogenhuysen Die fünfte Druckermarke zeigt einen von einem Rebstock umschlungenen Baum; die Druckermarke ist eine Kopie einer Druckermarke von Bonaventura Elzevier. Bei dem Baum handelt es sich um eine Ulme, denn Elzevier hatte eine Officin in Antwerpen »op’t Water by the Papenbrugh, in den Olmboom«. Unter dem Geäst steht rechts ein Gelehrter und links flattert eine Devise mit dem Text: »NON SOLUS«, Nicht allein. Die Ulme gilt als Baum des Lebens und Symbol für Erfahrung, der Rebstock mit der Traube für Wissen und der Gelehrte für Weisheit. Die Devise und der Baum mit dem Weinstock symbolisieren die Einheit der Generalstaaten. Die sechste Druckermarke zeigt einen Wolf, der aus einem Bienennest in einem Baumstamm Honig herausholen will; er wird hierbei von Bienen angegriffen. Auf der linken Seite flattert ein Band mit der Devise: »QVAERANDO«, Willkommen. Die siebte Druckermarke zeigt in einem Oval die Glücksgöttin Fortuna auf der Erdkugel stehend. Im Hintergrund geht die Sonne auf. Die Devise lautet: »sPERO FORTVNAE REGRESSVM«, Ich hoffe, daß das Glück zurückkehrt.

Höpfner · Hornung

Samuel Höpfner war der Sohn des Stettiner Buchdruckers Michael Höpfner. Er hatte Jura studiert. Verheiratet war er mit Dorothea Elard. Mit seinem Bruder Johann druckte er in der väterlichen Werkstatt, die er für die Erben führte, 1689 fertigte er den »Alter u. Neuer Hauß- Feld- und Garten-Calender auf das Jahr 1690«, den er für den Verleger Wolfgang Eysentraut herstellte. Samuel Höpfner starb 1703. Unter ihrem Faktor Christoph Zunkel wurde das Geschäft von den Erben fortgeführt. Der aus Helmstedt gekommene Hermann Gottfried Effenbart heiratete die Tochter Katharina Elisabeth Höpfner, ließ die Werkstatt aber weiterhin von einem Faktor leiten. 1710 übernahm Karl Höpfner, ein Sohn, die Firma. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Hornung (Joh., Jean) kaufte 1664 in Ansbach die Officin von Rosina Lentz, der Witwe des Johann Lentz, und begann ein Jahr später mit dem Drucken. Verheiratet war er mit Anna Regina, deren Mädchenname unbekannt ist. Sein erster Druck war eine »Zehendt-Ordnung«, in deren Colophon er sich als »Fürstl. Brandenburg. bestellten Buchdrucker« bezeichnet. 1667 stellt er die »Vmbgelts-Ordnung« her, die auch Verordnungen über Getränkesteuern enthält. 1668 druckte er eine »Leichenpredigt auf Markgraf Albrecht« mit zwei Kupferstichen von Jacob von Sandrart, die dieser auf einer eigenen Presse herstellte und die dem Buch beigefügt wurden. Mit dem Tod des Markgrafen wurde Ansbach unter die Vormundschaft des Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm gestellt, da der Erbe Johann Friedrich von Ansbach zu diesem Zeitpunkt erst 13 Jahre alt war. 1670 druckt Hornung sechs Leichenpredigten und den Lebenslauf des in Paris verstorbenen

Horwitz Albrecht Adolf Freiherrn von Crailsheim mit lateinischen, griechischen, französischen und hebräischen Textteilen. 1672 veröffentlicht er für Johann Friedrich, inzwischen Markgraf und Mitglied des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg, dessen »Compliments sur divers suit«. Hornung firmiert hier als Jean Hornung. Auch die am Hof aufgeführten Theaterstücke, erstmals 1673, wurden von ihm hergestellt. Sein letzter Druck (von vielen Leichenpredigten) war eine solche auf den Bruder des Markgrafen, Albrecht Ernst. Johann Hornung war nicht als Verleger tätig, sondern stellte die amtlichen Drucksachen und auch private Schriften her; er war der erste Ansbacher Drucker, der Kupferstiche in seine Werke einbinden ließ, die zumeist von dem Nürnberger Zeichner und Kupferstecher Jakob von Sandrart stammten. Er starb 1675. Seine Witwe heiratete Jeremias Kretschmann, dem die Druckerei und das Haus verkauft wurden.

Meschullam Salman Horwitz d.Ä. stammt vermutlich aus Nachod und war 1647 Drucker in Prag in der Officin der Gersoniden; 1669 wurde diese hebräische Druckerei geschlossen und Horwitz ging nach Sulzbach in Bayern, wo von Isak ben Juda Jidels aus der Familie der Gersoniden (Gerschuni) und der gleichfalls aus Prag vertriebenen Druckerfamilie Back eine neue hebräische Werkstatt eingerichtet worden war. 1669/70 ist er als Drucker in Wilhermsdorf (bei Fürth), wo er bis 1674 bleibt. 1676 wird er von dem Universitätsprofessor Johann Christoph Beckmann als Setzer für dessen Privatdruckerei nach Frankfurt (Oder) gerufen und blieb hier bis zu seinem Tod, der zwischen 1680 und 1690 erfolgte; seine Witwe Feigele, Tochter des Feischel Trebisch, ging nach seinem Tod nach Prag zurück. Ihre drei Söhne Abraham, Isac und Samuel Feischel wurden Drucker. Abraham ging als Drucker und

Horwitz und andere jüdischen Drucker Meschullam Salman Horwitz1) oo Feigele Trebitsch Prag 1647–1669 Sulzbach 1669–1674 Frankfurt 1676–1680 Abraham Horwitz Wilhermsdorf 1679–1682

Samuel Feischel2) oo Frumet NN Wilhermsdorf 1670–1674 Frankfurt 1677–1717

Meschullam Salman3) oo NN Koppel Frankfurt 1702–1740

(Noach) Mose Meschel4)

Hirsch Salomon5) oo Gittel Frankfurt 1740–1764 Berlin 1764–1766 Frankfurt 1766–1779

Frankfurt 1715–1738 Jehuda Löb6) Frankfurt 1728–1753 Berlin 1754

Die jüdischen Drucker in Frankfurt (Oder)

Isac Horwitz oo Malka Ramschak Frankfurt 1676–1688 Prag 1688–1694 Frankfurt 1697–? Prag ?

Chaim Eljakum7) Frankfurt 1739–1771 Berlin 1768

Meschullam Salman ben Josef halewi (»Salman Pressenzieher«) 2) Samuel Feischel ben Meschullam Salman (»Feischel Setzer«) 3) Meschullam Salman ben Samuel Feischel Horwitz halewi 4) (Noach) Mose Meschel ben Samuel Feischel halewi 5) Zwi Hirsch ben Meschullam Salman Horwitz halewi 6) Jehuda Löb ben Mose Meschel Horwitz halewi 7) Chaim Eljakum Gottschalk ben Mose Meschel Horwitz halewi 1)

Horwitz Pressenzieher in den Jahren 1679–1682 nach Wilhermsdorf, wo von 1670 bis 1690 eine jüdische Officin unter Isaak ben Jehuda Jüdels bestand. Der Setzer Isac arbeitete mit seinem Vater und seinem Bruder Samuel Feischel bis 1688 in Frankfurt, kehrte dann nach Prag zurück und arbeitet dort als Setzer in der Drukkerei der Enkel des Mose Katz und 1695 in der Officin der Familie Back. 1697/99 verzog er wieder nach Frankfurt, um sich am Druck des Talmuds zu beteiligen. Nach Abschluß des Talmuddrucks geht er wieder nach Prag. Samuel Feischel (Feischel Setzer) hatte wie auch sein Vater und sein Bruder Abraham in den Jahren 1640–1674 in Wilhermsdorf gearbeitet und wird ab 1677 als Drucker in Frankfurt (Oder) geführt. Verheiratet war er mit Frumet; er starb 1717. Von ihren Söhnen arbeiteten Meschullam Salman ben Samuel Feischel Horwitz halewi und Noach Mose Meschel ebenfalls als Drucker. Samuel Feischel wurde 1702, Noach Mose Meschel 1715 bei der Universität eingeschrieben. Beide hatten bei ihrem Vater das Druckerhandwerk erlernt und arbeiteten zumeist in der Universitätsdruckerei. 1702 wird er gemeinsam mit Zadok Abraham aus Meseritz in die Matrikel der Universität Frankfurt eingeschrieben. Meschullam Salman war mit der Tochter des jüdischen Richters Koppel in Lissa; er starb nach 1740. Sein Sohn Zwi Hirsch ben Meschullam Salman Horwitz halawi war ebenfalls Drucker. Die abgebildete Titelseite aus dem »Sefer ’ir Binyamin …« von Binyamin Ze’ev Volf, 1698 bei Johann Christoph Beckmann gedruckt, zeigt oben in einem Queroval die Heilige Lade (Genesis 25), flankiert von zwei Cheruben mit Palmzweigen; in der Lade wurden die Gesetzestafeln aufbewahrt. Auf der Lade zwei Köpfe. Auf der linken Seite neben dem Titel steht der erste Hohepriester Israels. Dieser wurde nach Numeri 17:7 ff. aus den zwölf Stämmen Israels ausgesucht. Mose legte zwölf Stäbe mit den Namen der Anführer der zwölf Stämme vor die Bundeslade im heiligen Zelt aus: »Und es geschah des anderen Tages, als Mose in das Zelt des Zeugnisses hineinging, siehe, da hatte der Stab Aarons, vom Hause Levi, gesproßt: er hatte Sprossen getrieben und Blüten gebracht und Mandeln gereift.«

Humm Aaron trägt den Brustschild. Auf der rechten Seite steht Mose unter einem Säulendach mit den beiden beschriebenen Gesetzestafeln; Moses Kopf ist umgeben von einem doppelten Strahlenkranz, auf dem Kopf die Hörner. Exodus 34:29: »Und es geschah, als Mose von dem Berge Sinai herabstieg, und die zwei Tafeln des Zeugnisses waren in der Hand Moses, als er von dem Berge herabstieg, da wußte Mose nicht, daß die Haut seines Angesichts strahlte, weil er mit ihm geredet hatte.« In der »Vulgata« wurde sein »strahlendes« Antlitz fehlerhaft mit »cornuta« (gehörnt) übersetzt. In der unteren linken Ecke wird Jakobs Kampf mit dem Engel am Fluß Jabbok gezeigt (Genesis 32:23). In der rechten unteren Ecke ist der Traum Jakobs von der Himmelsleiter abgebildet: Genesis 28:12–13: »Und er träumte: und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, und ihre Spitze rührte an den Himmel; und siehe, Engel Gottes stiegen auf und nieder an ihr. Und siehe, Jehova stand über ihr und sprach: ›Ich bin Jehova, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks.‹« In der Mitte zwischen den beiden Szenen mit Jakob befindet sich eine ovale Tafel mit David nebst seiner Harfe. Vor ihm eine Flamme, aus der sich ihm eine Hand entgegenreckt (die drei Männer im Feuerofen nach Daniel 3:17). Unten am Oval auf einer kleinen Tafel die Initialen »I. E. B.«. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Anton Humm (Antonii Hummens, Anthonj, Antonivm Hvmmivm, Anthonij Hummen, Anthon, Anthoni, Anthonius, Hummius) war ab 1607 als Drucker und Verleger in Frankfurt am Main in der Officin des verstorbenen Vaters tätig, die er für die Erben leitete. In diesem Jahr heiratete er auch die Witwe Elisabeth Gödel; in zweiter Ehe war er mit Felizitas Bischoff verheiratet. 1608 erhält er auch das Frankfurter Bürgerrecht. 1615 kaufte er von dem Frankfurter Drucker Wolfgang Richter zwei Druck-

Hutter pressen und erbat erfolgreich vom Frankfurter Rat die Erlaubnis, diese in seinem Haus betreiben zu dürfen. Sein erster Druck war die »Analysis, Daß ist Aufflösung vierer schöner Cossischer Schlachtordnungs Exempeln« von Caspar Grünewald. Bereits 1621 geht er nach Fürth in die Markgrafenschaft Ansbach. Hier druckt er im Jahr 1624 insgesamt vier Werke, darunter »Eine Christliche Pfingstpredigt« von Theodor Barlemann. Ein weiterer Druck war »Les Histoire Tragiques de Nostre Temps: Das ist: Newe Warhafftige trawrig kläglich und wunderliche Geschichten die wegen Zauberey Diebstal und Rauberey Ehrgeitz und anderer seltzamen und denckwürdigen Zufälle; … sich mehrentheils in Franckreich bey regierung König Heinrichen deß IV. und deß jetzigen König Ludwigs XIII. zugetragen haben: Und erstlich vom Herrn Francisco von Rosset in Frantzösischer Sprach beschrieben … Newlich aber in die Teutsche Sprach kürtzlich … transferirt; … Jetzo aber in dieser andern Edition mit dem andern Theil vermehret und gebessert« von François de Rosset. Ferner werden von ihm zwei Leichenpredigten hergestellt. 1629 ist er wohl wieder in Frankfurt am Main und stellt die »Ars Magica Sive Magia Naturalis et Artificiosa« her. Sein letzter Druck ist Agricolas Schrift »Das ist Biblische Concordantz«. Humm starb 1659. Von seinen Kindern aus zweiter Ehe werden Johann Nikolaus und Paul Buchdrucker, seine Tochter Anna Katharina heiratet einen Drucker (Johann Görlin). Sein Sohn Johann Nikolaus übernimmt die Werkstatt im Auftrag der Erben (»Anthoni Hummen S. Erben«). Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Elias Hutter (Eliae Hvtteri, Elia Hvttero, Eliam Hutterum) stammt aus Görlitz; er studierte orientalische Sptachen in Jena und schloß das Studium als Magister ab. 1577 ist er Professor für orientalische Sprachen in Leipzig und gibt dort ein hebräisch-deut-

Hutter sches Wörterbuch heraus. 1583 ist Hutter in Lübeck, 1585 in Hamburg; hier gibt er ein Jahr später ein hebräisches Altes Testament heraus, das Johann Sachse für ihn druckte. Hutter hatte sich die erforderlichen Typen beschafft und seinem Drucker geliehen. 1588 wird dieses Typenmaterial auch von anderen Druckern genutzt. Im Sommersemester 1589 ist er in Frankfurt (Oder) und in der Matrikel der Viadrina eingeschrieben. 1594/95 will er in Naumburg eine eigene Druckerei einrichten, doch wird ihm dies verwehrt. Er geht deshalb nach Nürnberg und gründet hier 1597 eine Officin in einem von dem Losungsschreiber Hieronymus Köler gemieteten Haus am Fischbach. Hier ist er als Buchdrucker, Buchhändler und Sprachlehrer tätig. Im selben Jahr erbittet er ein Darlehn der Stadt für den Druck eines »Dictionarium Harmonicum Hebräe, Graecae, Latinae et Germaniae Linguarum«, für das Köler ihm mit Genehmigung des Rats 600 Taler leiht. Schon ein Jahr später konnte er diesen Kredit, dem man ihm mit 5 Prozent Zinsen bewilligt hatte, zurückzahlen. Der Rat bedankte sich mit einem Geldgeschenk von 50 Gulden für die ihm »verehrten« Wörterbücher. 1600, bei der Antragstellung für einen weiteren Kredit über 12.000 Gulden für den Druck einer Polyglottenbibel, gibt Hutter an, daß der Wert seiner Officin mit allen Materialien 38.000 Gulden wert sei; den Wert der von ihm gedruckten Bücher gibt Hutter 1604 mit 37.600 Gulden an. Tatsächlich erhält er erst 6.000 Gulden, dann weitere 2.000 Gulden und schließlich noch einmal 4.000 Gulden. Mit der Rückzahlung der Darlehn kommt Hutter in Verzug, so daß sein Bürger (Köler) seine Häuser verpfänden muß; auch der Druck der Bibel ging nicht so schnell vonstatten. Im selben Jahr beruft ihn Kaiser Rudolf II. nach Prag; deshalb beantragen die beiden bei Hutter tätigen Druckergesellen Paul Böheim und Georg Bergmann, die Officin ihres Prinzipals zu übernehmen, »dann neue druckereien anzurichten, wird man ihnen nit gestatten«; sie wollten die bereits angefangene Bibel in 12 Sprachen fertigstellen. Endgültig stillgelegt wird Hutters Werkstatt vier Jahre später. Da weder der Bürge Köler noch Hutter die Darlehen zurückzahlen können und Hutter zudem das von

Hynitzsch ihm genutzte und zwischenzeitlich zwangsweise verkaufte Haus nicht verlassen wollte, wird vom Nürnberger Rat sogar erwogen, Hutter in den Turm zu verbringen. Die Officin und die gedruckten Bücher gelangen schließlich als Pfandgut an den Rat der Stadt. Hutter stirbt verschuldet zwischen 1604 und 1609, sein Bürge Köler, ebenfalls verschuldet, 1613. 1690 wird Simon Halbmair vom Rat gefragt, »wie viel er der gedruckten exemplarien jeder sorten und zu was preis annehmen wolle«. 1620 werden Werkstatt (eine Presse, Schriftmaterial und -kästen, drei Fässlein Kienruß) und Bücher für noch nicht einmal 300 Gulden an den Buchhändler Halbmair verkauft, dem bei dieser Gelegenheit vom Rat die Erlaubnis erteilt wird, eine Druckerei zu betreiben. 1622 erbittet Halbmair vom Rat, ihn Mandate, Edikte, Dekrete usw. drucken zu lassen und ihn dafür mit noch beim Rat vorhandenen Büchern aus Hutters gepfändetem Besitz zu bezahlen. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

August Martin Hynitzsch (Augustus Martinus, Formis Hynitzschianis, Typis Hynitzschianis, Augustin, Augustini Martini Hynitzschij) druckte 1671 seine erste Leichenpredigt. Verheiratet war er mit Sophie Dorothea Becker. Hynitzsch war auch Ratsdrucker in Nordhausen und stellte die amtlichen Drucksachen her. 1671 veröffentlichte er »Moesta Verba In lutuosissimo, at Beatissimo Funere Illustrissimae« von Matthäus Weber. 1675 druckt er Äsops Fabeln. Hynitzsch starb 1716. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Hynitzsch

Johann Erasmus Hynitzsch d.Ä. (Johan-Erasmi Hynitzschi, Johan-Erasmus, Johan-Erasmo, Johann Erasmo, Hynitsch, Hynitzschius, Typis Hynitzschianis) war Drucker und Verleger in Nordhausen. Verheiratet war er mit Magdalene Margarethe Hoffmann. Sein Vater war der Hallenser Drucker Erasmus Hynitzsch, der als Brauhausbesitzer (nicht als Buchdrucker und Verleger!) vermögend wurde. Johann Erasmus lernte den Druckerberuf in Leipzig bei Lorenz Kober und ging dann 1617 auf Wanderschaft. 1628 ist er in Nordhausen und errichtete als erster Drucker eine Officin. Sein erster Druck kommt 1628 heraus: »Carmina Votiva pro Perillustrium Comitum …«; ein Jahr später folgt »Ariadne V. C. Joan. Barclaii Scriptis Labyrintheis filum largita«. Das »Florilegium Festivum Das ist Einsamlung schöner Lehr- und Trostreicher Fest-Sprüche« wird von ihm mindestens zweimal herausgegeben. Johann Erasmus Hynitzsch d.Ä. ist bis zu seinem Tod 1670 in Nordhausen tätig gewesen. Sein Sohn August Martin wird sein Nachfolger in Nordhausen; ein anderer Sohn, Johann Erasmus Hynizsch d.J., wird Drucker in Halberstadt Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Erasmus Hynitzsch d.J. (J. E. Hynitzsch) war Drucker in Halberstadt von 1668 bis 1709. Er stammt aus Nordhausen und war der Sohn des dortigen Druckers Johann Erasmus Hynitzsch d.Ä., der aus Schlesien stammt. Sein Großvater Erasmus Hynitzsch war am Anfang des 17. Jahrhunderts von Wurzen nach Halle gekommen, wo er von 1602 bis 1611 als Drucker arbeitete. 1665 wurde Johann Erasmus Hynitzsch d.J. Faktor in der Officin der Witwe Katharina Kolwald in Halberstadt. 1666 übertrug sie ihm die selbständige Leitung der Druckwerkstatt. 1668 heiratete er Sophia Kolwald,

Hynitzsch die Tochter der Witwe. 1671 kaufte er von seiner Schwiegermutter für 1.200 Taler das Grundstück im Lichtengraben. In Halberstadt entwickelte sich im Gefolge des Dreißigjährigen Kriegs eine besondere Ausprägung der evangelischen Reformation: durch Pfarrer Heinrich Ammerbach wurde die Stadt pietistisch. Hynitzsch druckte die meisten Schriften dieses Pfarrers an der Paulskirche. Darunter waren auch Schulbücher. Schon 1659 wurde eine von Ammerbach redigierte »Biblia« in der Officin gedruckt, die sich jedoch schlecht verkaufte. 1681 beantragte er, Lumpen (für die Papierherstellung) sammeln zu dürfen, was zwei Jahre später von der kurfürstlichen Verwaltung abgelehnt wurde. Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg entschied 1692, ihm die Steuern zu erlassen. 1693 druckte Hynitzsch eine antipietistische Schrift eines unbekannten Verfassers. Der Kurfürst genehmigte 1694 gegen mehrere Eingaben von Hynitzsch, der sich auf althergebrachte Privilegien berief, daß sich Johann David Bergmann eine Konkurrenz-Druckerei in Halberstadt einrichten durfte. Bergmann hatte zugesagt, nach Berlin weiterzuziehen, blieb aber in Halberstadt. Hynitzsch bat 1702 »dem Bergmann mit Nachdruck zu inhibieren, sich alles Tourbirens in meinem Erb Privilegio und des de facto angemaßten Druckes zu enthalten«, doch wurde dieses Gesuch abschlägig beschieden; selbst nach dem Tod Bergmann wurde es für Hynitzsch nicht besser, denn dessen Witwe erhielt eine Druckerlaubnis. Johann Erasmus Hynitzsch d.J. starb 1709. Die Werkstatt wurde von seiner Witwe mit Unterstützung ihres Faktors und Schwiegersohns Detlef Detleffsen bis 1712 fortgeführt; er war verheiratet mit Sophie Hynitzsch, die nach seinem Tod den Drucker Nikolaus Martin Lange heiratete. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Jablonski · Janow

Daniel Ernst Jablonski war Consistorial- und Kirchenrat in Berlin und kaufte 1697 hier eine Druckerei mit hebräischen Typen sowie eine Druckpresse und übertrug die technische Leitung auf Jehuda Löb ben David Neumark aus Hanau. Der erste Druck erschien 1699, eine Bibel im Oktavformat; es war die erste in Berlin gedruckte hebräische Bibel. In dieser Officin arbeiteten als Faktoren Gerson Wiener, Baruch Buchbinder (1709– 1717), Nathan [Natan] ben Löb Neumark (1718–1725), Ahron [Aaron] ben Mose Rofe (1730/33 bis 1750); die jüdischen Drucker und Setzer mußten außerhalb der damals fünf Gemeinden Berlins wohnen, da nach dem Generaljudenprivilegium, 1750 erneuert, nur zwei jüdischen Druckern der bleibende Aufenthalt in Berlin gestattet war. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Martin Janow (Janovius, Martini Janovij, janovii, Martino Janovio, Janovÿ) stammt aus Lübben im Spreewald. 1613 ist er an der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. 1630 ist er in Lübeck, wo er die Tochter des Buchdruckers Samuel Jauch heiratet. Von dessen Erben kann er die Druckerei in der Breiten Straße kaufen. Janow besaß ein Privileg als Ratsdrucker. Zu seinen ersten Drucken gehören »Pseudo Petrus Romanus Der Falschgenandte StuellErbe Petri zu Rom. Das ist Zwo Evangelische Predigten; Darinnen erwiesen und dagethan wird in welchen Stücken der Pabst zu Rom mit Petro überein komme und in welchen im gegentheil er demselben zu wider sey« von Jacob Stolperfoht und den lateinischen Klassiker »Lucii Annaei Senecae Flori, Rerum Romanarum Libri quatuor Ex Recensione Iani Gruteri ; Cum Indice copiosissimo«. 1639 verkauft er die Werkstatt mit zwei

Janszoon Pressen an seinen Gesellen Johann Meyer für 600 Reichstaler und beschränkt sich auf eine Tätigkeit als Buchhändler und Verleger. Zu seinen letzten Verlagswerken gehört »Decisiones Mille et sex Casuum Con scientiae E Diversis Theologorum Scriptis collectae, contractae, et in brevitatem redactae, ac Iuxta ordinem Locorum Theologicorum positae …« von Ludwig Dunte. Die Druckermarke zeigt in einem rechteckigen Rahmen in der Mitte eine Armillarsphäre., auf der ein geschlossenes Buch mit einer Krone liegt. In der Armillarsphäre ist ein Herz abgebildet, an dem eine Waage hängt. Flankiert wird die Sphäre von zwei Frauengestalten; die linke mit einem Spiegel oder einem Vergrößerungsglas in ihrer linken Hand, die rechte hält einen Griffel in der rechten Hand. Beide Frauen stützen sich auf oben gerundete Stelen, auf der linken sind untereinander die Zahlen 1 2 und 3, auf der Tafel rechts die Zahlen 4 5 6 7 8 9 0 abgebildet. Außerdem halten die Figuren jeweils nach oben gerichtete Zweige mit einigen Knospen. Am oberen Rand befindet sich der Text »MEMENTO«, unterhalb der Armillarsphäre zusätzlich »FINEM«, Bedenke das Ende. Zwischen den Waagschalen liegt ein Kind, seinen Kopf stützend. Am linken Rand steht in Fraktur: »Gottes Wort besteht«, am rechten Rand »Die Weldt vergeht«. Außerhalb des Rahmens steht unten der Text: »Indultram adjuvat DEUS«, Gott hilft durch Gnade.

Claes Janszoon war im Jahr 1614 Drucker in Wesel. 1630 wird er in einem Ratsprotokoll als Zeuge genannt. Auch Hendrick Pieterszoon war 1614 als Drucker in Wesel tätig. Eine Druckermarke von Claes Janszoon konnte nicht gefunden werden.

Kallenbach

Helwig Kallenbach d.J. (Helwigen, Hellwich) war Drucker in Emden von 1656 bis 1722. Er wird wohl die Werkstatt seines 1652 verstorbenen gleichnamigen Vaters in der Balder Straet übernommen haben. 1656 stellt er den »Special Verdrach ende Accordt wegen der froen ende Hoffdiensten Mitzgaders anderern der Grafflicken Hoffholdings praestatien«, der auf einer Übereinkunft aus dem Jahr 1611 fußte, her. 1663 druckt er das »Oißtfrießlandisch Dyck- und Syhlrecht«. 1664 veröffentlicht er »Manuale, Oder Kirchenbuch Für die Prediger der Stadt und Herrschafft Jhever Darinnen Die gewöhnliche Collecten auff alle Sonn- und Festtage auch underschiedliche Formular und Gebett wie es bey den Predigten Kinderlehr Betstunden …« für die Stadt Jever. Die Druckermarke zeigt in einem Rollwerkrahmen ein Oval, in dem eine Palme steht. Daneben die Initialen des Druckers »H« und »K«. Im Rollwerkrahmen sind Blätter, Blüten und Früchte eingezeichnet. Die umlaufende Devise lautet: »IVSTVS VT PALMA FLOREBIT«, Der Gerechte blüht wie die Palme, Psalm 92:13.

Menno Kallenbach (Callenbach) war der Bruder von Helwig Kallenbach und in den Jahren 1685 bis vermutlich 1714 Drucker Emden. Er war »Ordinary Stadt en Lands Drucker« bzw. »Ordinari Landschaps drucker«. 1688 stellte er für den Rat der Stadt Emden eine »Muntz-Probation« her. Bemerkenswert ist der 1696 erfolgte Druck einer amtlichen Anordnung über »das lange Hinstehen und Aufschwellen der Buchschulden«, wodurch »großer nachtheil dem gemeinen wesen veruhrsachet werde«. Insgesamt stellte er wohl etwa 20 Drucke her. Die Druckermarke zeigt in einem von Palmblättern eingefaßten Oval das Stadtwappen von Emden (»Engelke up de Muer«). Oben auf dem Oval eine Krone, in deren Mitte ein dreigeteilter Erdapfel mit einerm Kreuz steht.

Karweysse

Jakob Karweysse (Karweze, Karweise) stammt aus Karweze, einem Dorf bei Marienburg, war ein gelernter Goldschmied und wurde der erste preußische Drucker. Er war 1476 Bürger von Marienburg geworden und beschäftigte sich nebenbei mit dem Buchdruck. Von ihm sind zwei Drucke bekannt: »Das Leben der seligen frawen Dorothea, Klausnerin zu Marienwerder«, der 1492 erschien und von dem Domherrn Johannes Marienwerder geschrieben wurde. Das zweite Buch ist »Eyn passien buchlein von den vier heupt iunckfrawen«, von dem nur einige Fragmente erhalten sind; auf der Rückseite des Titels ist in einem Holzschnitt die heilige Dorothea abgebildet; hiervon liegen zwei verschiedene Schnitte vor, der eine mit einem »K« gekennzeichnet und vermutlich von Karweysse nachgeschnitten. Bei den vier Jungfrauen handelt es sich um Dorothea, Barbara, Katharina und Margareta. Vorlage für diesen Druck waren die niederdeutsch gedruckten Passionen von Dorothea und Barbara, wobei er für die Dorothea-Legende eine handschriftliche Vorlage benutzt haben muß. In der Einleitung schreibt er (an seine Leser): »(E)s sollen alle frawen, Dy marter gern schawen«. Karweysse besaß zwei Schrifttypen: eine mittelgroße Missaltype als Titel- und Auszeichnungsschrift und eine kleine Schwabacher, die von Moritz Brandis in Lübeck stammt. Im Dorothea-Buch war Platz gelassen für die Einmalung von Initialen, die Karweysse nicht besaß. In der Druckforschung wird davon ausgegangen, daß Karweysse mehr als die genannten Drucke hergestellt hat, die jedoch nicht nachzuweisen sind. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet. Marienwerder wurde preußisch im Sinne eines Besitztums der Brandenburger Herrscher erst unter Herzog Albrecht von Preußen (1525).

Kempf

Pankratz Kempf (Pangratz Kempff, Pankraz, Pangratius, Pangratium) stammt möglicherweise aus Nürnberg, wo er 1535 als Briefmaler und Drucker für das Werk von Hans Sachs »Das schedlich Tier« tätig gewesen sein soll (in den Regesten der Stadt Nürnberg wird er allerdings nicht aufgeführt). 1549 wird Kempf in Magdeburg als Formschneider und Briefmaler genannt. Seine Werkstatt befand sich in der »Neuen Scharre« (»wonhafftich in der newen Scharren«). Sein erster Druck war die Schrift »Zeychen am Himmel bey Braunschwig« von Nikolaus Medler. Allein in den Jahren 1556–1562 stellte er zwölf Magdeburger Flugschriften her. 1557 gibt er eine »Newe zeitunge: Aus dem Land zu Hungern« heraus. Im selben Jahr kommt auch eine »Andere newe zeitung aus Franckreich … Gegeben in der Stad S. Quintin am tage der Entheuptung Johannis« heraus. Die meisten seiner Flugschriften sind nicht sorgfältig und auf schlechtem Papier gedruckt. Kempf, der vor allem Schriften für die große Menge herstellte, verwendete für diese Drucke kunstlose Lettern und nur selten Verzierungen mit schlichten Holzschnitten. Kempf beschäftigte den Pfarrer Johannes Baumgarten, der zu den berichteten Ereignissen, die sich häufig um wundersame Dinge oder Mordgeschichten drehten, die nötigen Ausführungen lieferte. Zu jeder erzählten Geschichte schrieb er außerdem einen Beitrag, in dem er eine Moral aus der Begebenheit zog, die die Leser zur Buße anhalten sollte. Häufig wurden auch einfach Texte aus Flugschriften anderer Gegenden nachgedruckt. Ein Jahr später veröffentlicht er eine »Warhafftige Geschicht« von Markus Wanger. Kempf stellte etwa 20 Drucke her. Sein letzter Druck erschien 1570. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Kirchner

Ambrosius Kirchner d.Ä. (Ambrosium, Ambrosij, kirchener, Kerckener, Kerkener, Kerckenher, Kirchneri) stammt aus Magdeburg, wo seine Familie seit 400 Jahren ansässig war. Sein Vater war Patricius Ambrosius Kirchner, der als Buchführer in Magdeburg tätig war. Er war zunächst als Buchhändler tätig und ist der erste Magdeburger Drucker, der auch in seiner Geburtsstadt wirkte. 1530 wird er als »Diener« des Michael Lotters genannt, dessen Tochter er heiratet; ihr gemeinsamer Sohn Wolfgang wird ebenfalls Drucker und sein Nachfolger. Kirchner war der erste Magdeburger, der sich als Verleger bezeichnete. 1544 kauft er als Buchhändler zusammen mit anderen Buchhändlern für 4.787 Gulden eine Partie Bücher, die aus der Officin des Nicolaus Wolrab d.J. stammten. Nach 1553 druckt er unter eigenem Namen in der Officin seines Schwiegervaters. Er verwendete Lotters Typen, stattete aber seine Verlagswerke reicher mit Holzschnitten aus. Sein erster Druck ist der »Borne des Leuendes«. 1552 stellt er gemeinsam mit Michael Lotter die »Apokryphen des Alten Testaments« her. Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernimmt er 1556 dessen Officin. Im selben Jahr druckt er »Ein Predigt von der vnsterbligkeit der Seelen vnd von jrem stande nach abeschiede von dieser Welt aufferstehung des fleisches vnd ewigem leben vber das Euangelium von des Obersten der Schulen Tochter Matthei ix« des Pfarrers Matthias Tacius aus Großensalza. 1558 veröffentlicht er »Tafel oder Richtschnur jrrige meinung in der Christlichen Kirchen recht zu vrteilen Allen Christen bey verlust der Goettlichen warheit noetig zu wissen« von Johannes Wigand. Mit Hans Walther als Drucker verlegt er 1560 eine Ausgabe der »Postilla Duedesch. Vor de yungen Christen Knechte vnde Megede yn Fragestuecke voruatet. Van Paschen beth vp den Aduent« von Johannes Spangenberg. Im selben Jahr kommt auch »De adiaphoristicis corruptelis …« (Appotek für den gemeinen Mann, die die Ärzte zu ersuchen am gut nicht vermag) von Wigandus heraus. Insgesamt stellt er rund 50 Drucke her. 1560 stirbt

Kirchner Ambrosius Kirchner d.Ä.; seine Erben drucken unter »Ambrosij Kerckeners seligen Eruen« die Magdeburger Ordnung über »Gelöffte unde Werdtschop«. Dann übernimmt sein Sohn Wolfgang Kirchner das Geschäft. Die Druckermarke zeigt in der Mitte ein Oval mit dem Magdeburger Dom. Oberhalb dieses Ovals eine Taube im Strahlenkranz als Symbol des Heiligen Geistes. Unterhalb des Ovals auf einer ovalen Fläche die Handelsmarke: Ein Kreuz mit zwei unterschiedlichen breiten Querbalken und ein Monogramm aus den Buchstaben »AK«; Ambrosius Kirchner (d.Ä.). Links neben dem Oval steht ein geharnischter Mann mit einem Helm auf dem Kopf und einer Lanze in der rechten Hand. Auf der rechten Seite steht eine leicht bekleidete Frau mit einem Stab in der linken Hand. Die umlaufende Devise lautet: »EXTRA ECCLESIAM NULLA SALUS«, Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil, ein Zitat des Cyprian von Karthago.

Ambrosius Kirchner d.J. (Kerckener, Kerkener, Ambrosij Kirchners, Kirchneri bibliopolae) war in den Jahren 1559–1598 Drucker, Verleger und Buchhändler in Magdeburg und der Sohn des Wolfgang Kirchner. Im Wintersemester 1575/76 sind »Ambrosius Kirchnerus Magdeburgensis« und »Johannes Koele Schmalkaldensis« als sein Handlungsgehilfe an der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. 1584 erstellte er »Summarischer Begriff Der Magdeburgische[n] Stadt Chronicken« von Johann Baumgart. 1587 druckte er von Siegfried Sack die »Leychpredigt Von dem Christlichen Abschiede des Herrn Lewin von der Schulenburg«. 1593 ließ er bei Paul Donat den »Commentarivs in Epistolam Pavli Ad Colossenses« drucken. Sein letzter Verlagswerk kam vermutlich im Jahr 1598 heraus: »Germania et gallia Secvndiet Tertii Regni in Qvarta Monarchia …«. Die Druckermarke ist am unteren Rand auf der oben abgebildeten Titelseite der

Kirchner LeichPredigten …« Auf einem Wappenschild ist der Magdeburger Dom abgegebildet, darüber – wie bei einem Adelswappen – ein Helm und zwei Hörner. Links und rechts von dieser Druckermarke liegen Putten. Auf der linken Seite der Titelseite steht die Personifikation der Mäßigkeit, Temperantia; auf der rechten Seite die personifizierte Nächstenliebe mit einem Kelch in der Hand. Am oberen Rand der Titelfläche flankieren neben dem Oval zwei Putten einen Mädchenkopf.

Emeran Kirchner (Emmeran) war der der zweite Sohn von Ambrosius Kirchner d.J. und Druckerverleger in Magdeburg in den Jahren 1642–1650. Von ihm stammen mindestens vier Verlagswerke. Bereits 1626 soll er die »Wochentlichen Nachrichten« herausgegeben haben. Die erste Druckermarke zeigt in der Mitte in einem Kreis das bereits beschriebene Druckersignet mit dem Magdeburger Dom. Am unteren Rand die Initialen des Verlegers »E« und »K«. Um dieses Drucker- und Verlegerzeichen steht die Devise »SI DEVS pro nobis quis contra nos«; flankiert wird diese Marke von zwei Engeln. Oberhalb des Wappens befindet sich in einem weiteren Kreis der Magdeburger Dom, unter dem der Text »ORA ET LABORA« steht. Eine (weitere) umlaufende Devise lautet: »DA PACEM DOMINE IN DIEBUS NOSTRIS«; Verleih uns Frieden gnädiglich (nach einem alten Kirchenlied, von Luther 1529 nachgedichtet, als die Türken vor Wien standen); zwischen »DOMINE« und »IN« steht in hebräischen Lettern »JHWH«. Oberhalb des Kreises sitzen links Gott zund rechts Jesus; in ihrer Mitte eine Taube im Strahlenkranz als Symbol des Heiligen Geists. Auf der linken Seite steht auf einem Säulenpodest Mose mit den Gesetzstafeln; auf seinem Kopf die Hörner; dazu steht über seinen Kopf das Wort »LEX«. Auf der Stirnseite des Podests ist auf einer Tafel die Paradiesszene abgebildet: Die rechts stehende Eva reicht Adam

Kirchner den Apfel. Auf der rechten Seite steht ebenfalls auf einem Podest Petrus; er hält in seiner linken Hand das Modell einer Kirche und in der rechten Hand ein Kreuz. Auf der Säule heißt es als Ergänzung zur linken Säule »EVANGELIUM« (Lex et Evangelium nach Jesaja). Auf der Stirnseite des rechten Podests befindet sich ein Wappenschild, auf dem an einem runden Tisch Christus und die zwölf Apostel abgebildet sind. Die zweite Druckermarke zeigt am unteren Rand in einem Kreis mit umlaufender Devise die Druckermarke, wieder flankiert von zwei Engeln. Die umlaufende Devise lautet: »SI DEUS pro nobis quis contra nos«; Wenn Gott für uns ist, wer soll denn gegen uns sein. Am unteren Rand innerhalb des Kreises die Initialen »E« und »K«. Oberhalb der Druckermarke eine Szene aus dem »Froschmeuseler«. Die dritte (sehr abgenutzte) Druckermarke zeigt in einem Oval den Magdeburger Dom. Die Devise, soweit in dieser abgenutzten Marke erkennbar, verweist auf »EXTRA ECCLESIAM NULLA SALUS«, Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil. Unterhalb des Ovals mit dem Dom befindet sich auf einer ovalen Tafel die Handelsmarke: ein Monogramm aus den Buchstaben »E« und »K« und eine 4, an derem Querstrich sich ein Stern befindet. Oberhalb des Domovals in einem Strahlenkranz eine Taube als Symbol des Heiligen Geists; in den oberen Ecken jeweils ein Palmzweig. Links vom Oval steht der Götterbote Hermes mit Helm und einem Stab (Lanze), rechts die Göttin der Weisheit Minerva.

Wolfgang Kirchner (Wolff, Kirchener, Wolffgang, Wilffgang, Vuolffgangus Kirchnerus) war 1560–1593 als Verleger, Buchhändler und Drucker in Magdeburg tätig. Kirchners erster Druck ist das »bedebökelin« von Joachim Schröder (1560). Im selben Jahr druckt er für den lutherischen Theologen Daniel Bodenburg eine Abendmahlsschrift. Den be-

reits von seinem Vater gedruckten »Jesus Sirach« gab er 1561 abermals heraus. 1562 stellt er mehr als zehn Drucke her, darunter die »Wahrhafftige Beschreybunge etliker wilder Minschen zu Indien …« und für Dänemark »Noyle merkelige Benner« her; er firmierte in diesem Jahr noch unter »Ambrosii Kerckeners seligen Erven«. Für seine Buchhandlung bezieht er auch Bücher von dem Frankfurter Verleger Sigmund Feyerabend. 1570 druckt er in amtlichen Auftrag »Des Rades yn der Oldenstadt Magdeborch Ordenung auer Kleydung, Gelöffte vnd Werdtschop Reformeret …«, in dem er eine Lottersche Titelvignette verwendete. 1570 druckt er eine »Apotheken-Ordnung«. 1579 stellt er die Städteordnung für Braunschweig her. 1582 folgt ein »Unterricht, wie man sich in de Pestilentz verhalten solle«. 1584 verlegt er das Magdeburger Gesangbuch. 1589 kommt eine Reimzeitung heraus: »Der Hinckende Both, schla jhn die Gicht, Ist kommen, bringt viel andern bericht«, die er im selben Jahr nachdruckt. 1590 kommt der Hinkende Bote abermals heraus: »Der Post Reutter bin ich genandt, Dem hinkenden Bothen wol bekand. Dieweil er ist mein gut Gesell, Drumb bin ich kommen auch zur Stell«, möglicherweise von Andreas Gehne gedruckt. 1591 kommt eine weitere Zeitung (»Der Postbothe bin Ich genannt …«) bei Kirchner heraus. Die von ihm herausgegebene »Wochentliche Zeitungen« ist Vorläuferin der heutigen »Magdeburgischen Zeitung«. 1579 versucht die Universität Rostock, ihn als Universitätsdrucker zu gewinnen, doch wollte Rostock die Bedingungen Kirchners nicht erfüllen. 1591 kommt als eines seiner letzten Werke »Euangelia mit den Summarien vnde Episteln« heraus. Insgesamt stellte er mehr als 250 Verlagswerke her. Kirchner war mit den von ihm herausgegebenen 77 Titeln einer der wichtigsten Bibeldrucker Norddeutschlands sowie lutherischer Schriften in niederdeutscher Sprache. Er starb 1593. Sein Sohn Ambrosius Kirchner d.J. war 1579 als Buchhandelsgehilfe in Helmstdt bei Jacob Lucius tätig und von 1585 bis zu seinem Tod 1608 Buchhändler in Magdeburg. Seine Tochter heiratete den Buchdrucker Andreas Duncker, der die Officin übernahm.

Ambrosius Kirchner d.Ä. 1550–1560 Wolfgang Kirchner 1560–1593 Ambrosius Kirchner d.J. 1584–1608 Ambrosius Kirchner (III.) 1609–1622 Ambrosius Kirchner (III.) Erben 1622–1626 Emeran Kirchner 1626–1650 Christian Kirchner in Leipzig 1650–1683

Knappe Die Druckermarke des Wolfgang Kirchners (1605) zeigt wie bei Ambrosius Kirchner d.J. einen Schild, auf dem der Magdeburger Dom abgebildet ist; darüber befindet sich der Wappenhelm, über denen zwei langgezogene Hörner angebracht sind.

Hans Knappe d.J. (Hans Knapp der Jung, Kanppen, Hanß, Hanss) war 1522 Drucker in Erfurt, wo sein gleichnamiger Vater seit 1508 eine Druckwerkstatt betrieb. Unter eigenem Namen druckte er in der Officin seines Vaters in einem »hauß an vnßer liebe frawen«, der ein Jahr später verstarb, »Eyn Schon auszlegung vber das gotlich gebet« von Diepold Peringer. 1524 ist er in Wittenberg, wo er Luthers Schriften »Das Eltern die Kinder tzur Eehe nicht tzwingen noch hyndern« und »Katechismus für Kinder« druckte. Noch im selben Jahr geht er nach Magdeburg. Die Magdeburger Werkstatt befand sich »vpp Sant Peters Stege«. Sein erster Druck in Magdeburg ist eine Schrift von Wolfgang Cyclops. Im selben Jahr stellt er das »Bökechen zur Unterrichtung der Kinder im rechten Glauben« her. In Magdeburg stellte er zwischen 15 und 20 Drucke her. Schon 1525 verließ Knappe Magdeburg. Die erste Druckermarke zeigt in einem mehrfach gerahmten Quadrat auf schwarzem Grund das Monogramm aus den Buchstaben »H« und »K«. Daneben sind zwei Rhomben. Die zweite Druckermarke in einem rechteckigen Format zeigt auf einem hell gehaltenen Wappenschild ein Monogramm aus den Buchstaben »H« und »K«., flankiert von zwei Engeln, die den Schild halten, daneben unterschiedlich gestaltete Amphoren.

Zusammenstellung von K Henseler November 2014

Koch

Joachim Koch (Kock, Joachimum) stammt aus Stettin; im Wintersemester 1602/03 ist er in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben und schloß das Studium als Licentiat ab. 1609 ist er in Lemgo, richtet sich hier eine Druckerei ein und stellt ein Jahr später sein erstes Werk her: »Bey der Christlichen Begrebniß Weylandt Der Edlen und Tugentreichen Jungfrawen Elisabeth Zengin«. 1618 veröffentlicht er die »Christliche Leichpredig Bey der Adelichen Leich Der weylandt wol Edlen und Vielehrentugentreichen Anna von Donop Drostinnen zur Ulenburg …« von Petrus Holthusius. Koch stellte unter seinen etwa 20 Drucken zumeist Leichenpredigten her. Er beendete seine Drucktätigkeit 1627 mit einer Leichenpredigt: »Christliche Klag und Trostpredigt Bey der Adelichen ansehenlichen Sepultur, des … Dieterich-Mordian Kannen Welcher den 21. Julii Anno 1625 … diese schnöde Welt gesegnet: Und folgendes den 16. Augusti … daselbst zur Erden bestattet worden.« Die erste Druckermarke zeigt in einem Oval ein Schiff in bewegter See, auf dessem Bug Justitia mit Waage und Schwert steht. Die umlaufende Devise lautet: »in manv dei sors Mea«, Mein Schicksal liegt in Gottes Hand. Die zweite Druckermarke zeigt in einem Rollwerkrahmen den betenden Moses; über ihm in den Wolken Gott mit Krone und einem Reichsapfel. An den Seiten Früchte und Blätter.

Koch

Michael Koch (Kochen) stammt aus Pegau und kam 1597 nach Frankfurt (Oder). Verheiratet war er mit Martha Hentzke, der Stieftochter des Berliner Druckers Nikolaus Voltz. 1618 wird er in die Matrikel der Universität eingeschrieben; sein erster Druck erfolgte ein Jahr später (»Manus Puropurata« von Bartholomaeus Hertzberg). Mit der Heirat konnte er die Werkstatt seines Schwiegervaters übernehmen. 1525 wurde er Universitätsdrucker. Unter seinen Druckwerken befinden sich die Schriften der Professoren und viele Leichenpredigten. Er starb 1645; sein Sohn Nikolaus führte die Druckerei weiter. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Nikolaus Koch (Nicolai Kochii, Nicolas) hatte bei seinem Vater den Druckerberuf gelernt und stellte 1645 seinen ersten Druck her. Bereits 1636/37 war in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. Verheiratet war er mit Maria Kotwitz aus Drossen. 1652 druckt er »1652 druckt er »Requisita Boni Consiliarii / De quibus in Auditorio Philosophorum …« von Johann Caspar Randow. Er starb 1653; seine Erben druckten nur noch eine »Leichpredigt auf Matth. Coldebacius«. Seine Tochter Margaretha heiratete den Buchdrucker Johann Ernst, der die Officin nun übernahm. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Kolwald

Andreas Kolwald (Colwald, Kolwaldt, Andreae Colwaldi) stammt aus Wienrode bei Blankenburg und war der Sohn eines Pfarrers. Durch die zweite Ehe seiner Mutter kam er nach Halberstadt und lernte bei seinem evangelischen Stiefvater Jakob Arnold Kote in Halberstadt in einer etwa sechsjährigen Lehre den Druckerberuf. 1622 ging er nach der Postulierung auf Wanderschaft und kam nach Leipzig, Wittenberg und Dresden. 1628 heiratet er die Tochter des Halberstädter Goldschmieds Joachim Mor, Magdalena, 1640 in zweiter Ehe Katharina Toller. 1628 erhält er von dem Domdechanten Arndt Spiegel von Peckelsheim vom Domkapitel ein Privileg als Drucker und übernimmt von den Erben (die Witwe und zwei Söhne des Jakob Arnold Kote) seines 1626 verstorbenen Stiefvaters Kote dessen Werkstatt; bis 1627 waren noch einige Leichenpredigten in dieser Officin hergestellt worden. Der erste Druck von Kolwald unter seinem Namen erschien 1629. 1625 war die Stadt von Wallensteins Truppen besetzt, in dessen Gefolge auch die Jesuiten wiederkamen, die gemeinsam mit den Dominikanern und den Franziskanern den Druck protestantischer Schriften unterbanden. 1631 wird Kolwald genötigt, antilutherische Drucke herzustellen, doch im September jenes Jahres werden die Truppen unter Tilly besiegt und flüchten nebst katholischem Klerus aus Halberstadt. 1632 druckt Kolwald eine »Neue Buß- und Betordnung auf sonderlichen Befel der Königlichen Majestät zu Schweden« und ein »Christliches Krieg gebeth, welches in dem schwedischen Feldlager gebräuchlich« von Johann Botvidi. 1642 wird er trotz der Besetzung Halberstadt durch fremde Soldaten abermals von Einquartierungslasten und anderen bürgerlichen Beschwerungen befreit. Er stellt jetzt wieder vorwiegend evangelische Flugschriften, Predigten und Traktate her (zum Beispiel: 1637 »Kurze, jedoch gründliche Beschreibung darinnen sonderlich enthalten Christi Jesu erfreuliche Empfängnis …« von Christoph Bergmann und 1643 von Laurentius Schultz »Sermon über die Worte

Krebs ChristiMatthaei 10,22«). 1646 druckt er aus Anlaß der Entdeckung einer heilkräftigen Quelle in Hornhausen bei Halberstadt »Heyl- und Wunderborn …« von Ehlemann Röver. 1648 endet der Dreißigjährige Krieg, doch die Schweden blieben bis 1650 in Halberstadt. Zu seinen Drucken gehören auch die Leichenpredigten für gefallene Offiziere. Kolwald starb 1659. Seine Witwe Katharina führte das Geschäft fort und stellt 1665 als Faktor den Drucker Johann Erasmus Hynitzsch ein. 1667 druckt sie eine Leichenpredigt (»Gedruckt bey Andreas Kolwalds Sel. Wittwen«). Seine älteste Tochter Dorothea Katharina Elisabeth war seit 1670 verheiratet mit dem Erfurter Drucker Johann Bernhard Michel, die Tochter Sophia heiratete den Faktor ihrer Mutter Detlef Detleffsen und die dritte Tochter wurde Ehefrau des Stendaler Druckers Andreas Güssow. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Jakob Krebs (Johannes Jacobus Krebsius, Johannis Jacobi Krebsii) stammt aus Jena, wo er nach dem Tod seines Vaters, des Buchdruckers Samuel Krebs, 1679 bis 1696 gemeinsam mit seiner Mutter Anne Marie (Ritter) und seinem Bruder Friedrich die väterliche Officin betrieb. 1696 geht er nach Halle (Saale), konnte die Werkstatt des Josua Stegmann kaufen und veröffentlicht als erstes Werk »Anfang der Christlichen Lehre«. 1697 soll er die Officin von Josua Siegmann gekauft haben. Krebs starb 1716. Seine Witwe Gertraud heiratete in zweiter Ehe den Drucker Johann Christian Hendel. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Kretschmann

Jeremias Kretschmann (Jeremiae Kretschmanni) stammt aus Nürnberg, wo er auch den Buchdruckerberuf gelernt hatte. 1675 bittet er den Nürnberger Rat um die Genehmigung, eine Druckerei einzurichten, was ihm aber verwehrt wird. Im selben Jahr wiederholt er seinen Antrag mit der Begründung, er würde in Ansbach eine Buchdruckerwitwe heiraten und so lange in Ansbach bleiben, bis er in Nürnberg eine Officin übernehmen könne. Er heiratete auch tatsächlich in Ansbach eine Buchdruckerwitwe, Anna Regina Hornung. 1680 heiratet er erneut: Eva Susanna Hornung aus Gundelsheim, Tochter des dortigen Bürgermeisters. Einen Tag nach der Heirat mit der Witwe Hornungs wird auf sein »beschehen Unterthänigstes Suppleciren« die Bestallung als Hofbuchdrucker ausgesprochen und erhält die Privilegien, die auch schon seine Vorgänger Lentz und Hornung erhalten hatten. Außerdem wird ihm ein Privileg für den Druck von Schulbüchern erteilt und der Verkauf von eigenen und fremd gedruckten Büchern bewilligt. Sein erster Druck in Ansbach erscheint am 12. Oktober 1675: »De Symbolo Nicaeno Disquisitio historica« von Johann Friedrich Krebs und Johann Christoph Hübner. Am 6. November druckt er das Text-buch zu der ersten in Ansbach aufgeführten Oper: »Gesungene Vorstellung Der unvergleichlichen Andromeda.« Ein weiterer Druck im Jahr 1675 ist die Predigt »Jesus ist unser Christ« des Hofpredigers Gottfried Händel, die aus Anlaß des Übertritts des Juden Christian Lorentz zum christlichen Glauben gehalten wurde. 1678 druckt er die erste »Ansbacher Zeitung« mit vier Seiten Umfang, die bei der Privilegerneuerung im Jahr 1694 als »hisinge ordinari Zeitungen« genannt wird. Kretschmanns Drucke umfassen theologische und wissenschaftliche Texte, Musikund Theaterstücke, Traktate, die amtlichen Drucksachen und Leichenpredigten. Er starb 1701. Die Witwe Eva Susanna erhielt die Privilegien überschrieben und heiratete ihren Faktor Johann Böhringer, der die Werkstatt kaufte, Hofbuchdrucker wurde, das Privileg übernahm, die Zeitung fortführte und die Kinder abfand. 1707

Kruse wird Eva Susanna wieder als Drucker genannt. Böhringer starb 1709. Die abermalige Witwe Eva Susanna heiratete 1709 Johann Valentin Lüders, der Haus, Hof und Druckerei sowie alle Rechte kaufte. Die »Ordinari-Zeitung« wird bis mindestens 1712 fortgeführt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Jakob Kuse (Cuse, Cusius, Iacobi Cvsii, Kusen) war von 1657 bis 1664/65 Drucker in Kolberg. Schon im ersten Jahr seiner Tätigkeit wurde er zum Regierungsdrucker berufen. Seit 1661 gehörte die Officin dem Ratsherrn und Stadtkämmerer Martin Range, dessen Mutter Sophie aus der Buchdruckerfamilie des Heinrich Heise stammt, der jedoch nicht wollte, daß sein Name mit der Druckerei verbunden wird. 1665 druckt Kuse die »Abgenöthigte bescheidentliche Beantwortung der unverdienten harten censur So Herr D. Botsaccus, Pastor zu Dantzig E.E. Ministro zu Colberg Welches doch solche einmütiglich von Ihm nicht begehret … zu Bezeugung wahrer Religion und Rettung und Ehren und guten Namens dieser Hinter-Pom[m]rischen Kirchen und dero Predig-Ampts« von Christian Grossen. Kuse starb 1664 oder 1665. Seine Witwe führte das Geschäft fort (»Jacob Kusens Wituwen«). Sie stellte im Auftrag des Buchhändlers Johann Denhard die »Biographie« des Martin Range her. 1671 wurde ihr die Erlaubnis entzogen, die Druckerei fortzuführen; bis 1673 wurde aber weiterhin von ihr gedruckt. Die Druckerei ging in den Besitz der Stadt Kolberg über (bis 1685). In den Jahren 1673–1685 wurden mehrere Drucker mit ihrer Führung betraut: Ludwig Röder, Jakob Adler, Georg Bohte, Johann Reisinger und Berger Campe; diese betrieben später alle eigene Druckwerkstätten. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Kwicel

Johann Kwicel (Joan.) war 1676 in Kolberg als Drucker tätig. Er druckte hier zwei Ausgaben von Johannes Hoornbeecks »Summa controversiarum religionis«. Die Druckermarke zeigt ein durch die niederländische Druckerfamilie der Elzevier bekanntes Motiv: eine von einem Rebstock umschlungene Ulme (die Familie Elsevier hatte eine Officin in Antwerpen »op’t Water by the Papenbrugh, in den Olmboom«). Unter dem Geäst steht rechts ein Gelehrter und links flattert eine Devise mit dem Text: »NON SOLUS«, Nicht allein. Die Ulme gilt als Baum des Lebens und Symbol für Erfahrung, der Rebstock mit der Traube für Wissen und der Gelehrte für Weisheit. Die Devise und der Baum mit dem Weinstock symbolisieren die Einheit der Generalstaaten; Kwicel übernahm vermutlich diese Marke, weil die Bücher der Elzeviers in Europa wegen ihrer Qualität einen sehr guten Ruf genossen.

Lacher

Ambrosius Lacher (Ambrosiu[m], lacher de Merspurg, Magistri Ambrosij lacher de Merßpurgk, Magistrum Ambrosium Lacher de Mer-spurgk Mathematicum in studio nouo Franckfordiano) stammt aus Meersburg am Bodensee, studierte erst in Basel und ab 1488 in Leipzig und 1490 Baccalaureus. 1502 ist er an der Universität Wittenberg, 1504 wird er hier zum Magister der Artes promoviert. Zur Gründung der Universität Frankfurt (Oder) läßt er sich als »magister Ambrosius Lacher de Morssburg diocesis Constanciensis« einschreiben. Er wurde an der Universität Professor für Mathematik und Astronomie und war zeitweilig auch Rektor; als »primus mathematicus« lehrte Lacher auch Ballistik (eine Vorbedingung für das Geschützwesen). 1506 richtet er sich eine eigene Druckerei ein, um die für seinen Unterricht benötigten Werke, aber auch Drucke für Dritte herzustellen; Lachers Officin war also mehr als nur eine Privatdruckerei. Sein erster Druck war eine Euklid-Ausgabe, aus vier einzelnen Büchern bestehend. Weiterhin gab er zwei Schriften über Arithmetik (von Johannes de Muris) und ein Werk über Musik (die nach damaligem Verständnis mit der Mathematik eng verbunden war). 1506 kommt bei ihm die Schrift »Algorithmus Mercatorrum variis proposicionib[us] eorund? contractibus inseruientibus multum decoratus. per Magistrum Ambrosium Lacher de Merspurg. Mathematicum in Studio nouo Frau[n]kfordiano« heraus. Insgesamt stellte Lacher in seiner Werkstatt neun Schriften her. 1507 druckt er in Frankfurt »In dem namen der heiligen driualtikeit … Hab ich Conradus Swestermullner doctor des Jrluchten hochgebornn fursten vnd herren herren Johansenn Marggrauen czu Brandenburg [et]Þc. meins gnedigisten herren leibartzt, dits hirnachgeschriben Regiment vnd lere wider die swaren kranckheit der pestilentz … Aus den bewertsten schriften der alten doctores vnd lere meyner meister auffs kurtziste so myr geburt begunst czusetzenn … (Gemacht vnd geendet zu Colen an der Sprew Anno [et]c. lxxxiiij. Awf mantag nach Crucis exaltationis«. 1508 be-

Lamparter endete er (vorläufig) seine Drucktätigkeit. Sein letzter Druck in diesem Jahr ist eine »Jntroductorium in astrologiam«. 1511 nennt er sich beim Druck der »Tabule Resolute« Drucker. Das Typenmaterial in seiner Werkstatt stammte von dem unbekannten Cöllner Drucker, der 1484 Konrad Schwestermillers »Regiment vnd lere wider die swaren kranckheit der pestilentz …« gedruckt hatte. Im übrigen hat er eng mit Konrad Baumgarten zusammengearbeitet, der für ihn u.a. 1507 eine Ausgabe »Opusculu[m] Theoricar[m] planetarum …« von Georg Peurbach herstellte. Lachers Officin und sein Schriftenmaterial (gotische Typen, Lombarden, zwei Auszeichnungsschriften) gingen an Johannes Hanau. Lacher starb 1540. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Nikolaus Lamparter (Nicolau[m] Lamperter, Nicolaus Lamperter de Passilea) wohnte seit 1497 in der Basler St.-Alban-Vorstadt. 1500 erwarb er das Bürgerrecht von Basel und trat im selben Jahr der Gartnerzunft bei. Sein erster Druck erfolgte 1503 mit Jakob Lochners »Ludicrum Drama«. 1505 wurde er außerdem Mitglied in der besser beleumdeten Safran-Zunft. Anfang 1506 erwarb er das Haus »Appenzell« am Kornmarkt. 1513 verdingte er sich als Mitglied der Safranzunft für einen Kriegszug nach Dijon. 1516 wollte er Zinsmeister in Basel werden. Zwischendurch, in den Jahren 1507 und 1508, war er in Frankfurt (Oder) und betrieb hier mit Balthasar Murrer eine Druckereigesellschaft. Sie druckten insgesamt 15 Bücher, lateinische Klassiker (z.B. 1508 eine Ausgabe von Marcus Valerius Martial) und Lehrbücher für die neue Universität (1508 eine Schrift des Theologen und Rektors der Universität Konrad Wimpina. Sie verwendete ein wohl aus Basel stammende Antiqua (erst fünf Jahre später wird die Antiqua auch in Leipzig verwendet). Es ist nicht sicher, ob Lamparter dauerhaft in Frankfurt sein oder hier nur einen Filial-

Lamparter betrieb errichten wollte, denn schon 1509 ging er nach Leipzig, wo er zwei Jahre später auf der Messe gepfändet wurde. Danach verzog er wieder nach Basel. Hier wird er nun als Buchführer genannt. 1519 wird er – zusammen mit Adam Petri und Pamphilus Gengenbach – bestraft, weil sie »Lossbrieff« herausgegeben hatten, ohne diese vorher dem Stadtrat zur Durchsicht (Zensur) vorgelegt zu haben. Er druckte mehrmals Sebastian Brants »Narrenschiff« mit den Originalholzstöcken Albrecht Dürers. Auch Schulbücher, theologische Schriften und Erbauungsschriften gehörten zu seinen Druckwerken. Lamparters letzter Druck in Basel war die »Determiniatio theologice facultatis Parisiensis super Doctrina Lutheriana« im Jahr 1521. Insgesamt hat er um die 30 Werke hergestellt. Wegen Schulden floh er 1521 nach Konstanz und gibt sein Bürgerrecht auf; seine Habe, es war nur »ganz dürftiger Hausrat«, wurde 1522 als »fluchtiger luten gut« inventarisiert. 1526 kehrte er aber nach Basel zurück und wurde Verwalter (Sigrist) der Kirche St. Martin. Die erste Druckermarke zeigt zwei Basilisken, die hinter zwei Schilden stehen; der eine Schild zeigt den Baselstab, der andere die Handelsmarke: eine gespiegelte 4 mit einem zusätzlichen Balken, verbunden mit einem »N«; der Buchstabe »N« ist verkehrtherum geschnitten. Im Colophon heißt es »Getruckt vnd volendt zu Basel durch Nicolaum lamparter M.D. XIX.« Die zweite Druckermarke (1507 in Sebastian Brants »Navis stultifera«) zeigt einen großen Basilisken hinter zwei Schilden mit dem Baselstab bzw. der Handelsmarke. Die dritte Druckermarke (in »Jesuida Hieronymi Paduani«) zeigt Maria mit Jesus auf dem Arm, über ihr eine Krone, gehalten von zwei Engeln. Maria steht auf einer Mondsichel (Licht und Wachstum symbolisierend), sie ist vollständig umhüllt von einer Aureole. Links ist ein Wappenschild mit dem Baselstab, rechts die Handelsmarke. Die vierte Druckermarke aus der Titelseite von »Prophecia simplicis militis ad status ecclesiæ« (1521) zeigt einen Wappenschild mit der Handelsmarke; auch hier ist das »N« verkehrtherum geschnitten.

Landsberg

Martin Landsberg (Martinu[m] Landsperg, Baccalaureum Martinum Herbipolensem, Lansberg, Martinus Herbipolensis, Martinum Landspergk de Herbipoli, Herbipolesi Martino, Johannes Lanspergk de leypzk) aus Würzburg stammend, war seit 1472 an der Universität Leipzig immatrikuliert und erwarb dort 1475 das Baccalaureat. Seinen ersten Druck stellte er 1485 mit der »Historia de sancto Lazaro« oder 1486 mit einem »Almanach« her. 1490 wurde er, mit der Tochter Afra des Bürgermeisters Beringershain verheiratet, Bürger von Leipzig. Im selben Jahr gründete eine Officin; er war nach Konrad Kachelofen der zweite Drucker in Leipzig. Er wohnte in der Ritterstraße (wohin später auch der Drucker Valentin Schumann zog). Seine Druckertätigkeit kann aber bereits vorher an anderer Stelle begonnen haben; man nimmt an, daß er der Drucker des »Capotius« ist. Landsberg druckte insbesondere humanistische Schriften. In erster Linie stellte er für Studenten der Leipziger Universität bestimmte Ausgaben klassischer Autoren her, wobei er als Neuerung im deutschen Druckwesen einen Satzspiegel benutzte, der Platz für handschriftliche Notizen und Vorlesungskommentare bot. Zu seinen Drucken gehörten reformatorische aber auch gegenreformatorische Schriften. 1506 ließ sich Landsberg an der Universität Frankfurt (Oder) immatrikulieren und eröffnete hier eine Filialbuchhandlungm, ab 1508 auch eine in Wittenberg. Anfänglich wurde die Frankfurter Buchhandlung durch seinen Anverwandten »Johannes Landspergk de Leypzk« geführt. Bereits in Leipzig hatte er für den Gründungsrektor Konrad Wimpina gedruckt, der wohl auch veranlaßte, daß Landsberg nach Frankfurt kam. In einem Aushang des Rektors (1506) über die Gründung der Filiale in Frankfurt heißt es: »Allen und itzlichen, die dissen offin briff lessen oder hören lessen … eynem itzlichen noch seinem stand unssern dynst, gruss, gunst und gutten willen, begeren czu wissen, daß nachdem der vorsichtig Baccalaureus Martinus Herbipolis von Leipczk zcu unssrer Hohenschul Franckfordt erhebung, nutz und förderung

Landsberg seinen handell mit buchern gewant hot vnd hinfur meher zu thun vorpflicht, haben wyr in mitsampt seinen Buchern, Wagen und Dynern in vnszer, zo vill vns möglich vnd unsser Herschaft, Forderung, Schutz und Vorsprechung genommen …«. Das Geschäft von Landsberg war die erste unter dem Schutz der Universität stehende Buchhandlung. Martin Landsberg verwendete eine Antiqua-Type, die ursprünglich von dem Leipziger Drucker Melchior Lotter genutzt wurde und die auch andere Drucker (z.B. Valentin Schumann in Leipzig, Melchior Lotter d.J. in Wittenberg und Lorenz Stuchs in Halberstadt) einsetzten. 1509 stellt er ein 1509 stellt er das Schulbuch »Breuiores epistole Marci Antonij Sabellici viri nostra tempestate litteratissimi ex cuius elegantissimo epistolaru[m] opere …« her. Landsberg druckte vermutlich rund 450 Werke. Er starb 1523. Seine Witwe heiratete ein Jahr später den Buchhändler Erasmus Bachelbel. 1526 kaufte dieser wegen Erbauseinandersetzungen mit dem Sohn Nikolaus Landsberg die Officin von den Erben, ohne sie jedoch zu betreiben. Martin Landsberg verwendete als Druckermarke ein mehrmals modifiziertes »Allianzschild« am Ast hängend (wie es Fust und Schöffer verwendete). Der linke Schild zeigt eine Zeichnung, die möglicherweise vom Planeten Merkur (am Rand der Sonne) herrührt oder aber ein Ochsenkopf mit Stern oder aber ein Stern mit halben Mond und Sonne darstellen soll. Der rechte Schild soll eine Stadt mit vier Türmen auf einem Berg darstellen, die auf den Namen des Druckers verweisen soll. Doch kann es auch ein Hinweis auf eine Burg sein, denn Landsberg wohnte ja in der Ritterstraße.

Lauer · Lentz

Christoph Lauer (Christophori Laueri), vermutlich der Sohn des Nürnberger Verlegers und Buchbinders und (nicht gelernten) Buchdruckers Johann Lauer und Schwager des Simon Marius, eröffnete nach dem Tod des Paul Böheim 1641 eine Officin in Ansbach. Es ist anzunehmen, daß Christoph Lauer nach Ansbach ging, weil ihm der Nürnberger Rat nach Beschwerden der eingesessenen Drucker eine Druckereieröffnung untersagte. Aufgrund der von ihm verwendeten Initialen ist davon auszugehen, daß er die Böheimsche Druckerei, zumindest aber Schriftmaterial, gekauft hatte. 1641 druckt er »Relatio summaria vber die Widerrechtliche, vnbillige Entsetzung vnnd Abnam … an Burg vnd Statt Kitzingen«. 1643 kommt von ihm »De Statu Imperii Romano Germanici« des Superintendenten von Bardowick bei Lüneburg. Wilhelm Witzendorf, und einer Entgegnung des Ansbacher Gelehrten Limnaeus, beide in einer Antiquaschrift sowie einer Kursiven gedruckt. Johann Lauer, verheiratet mit Anna Endter, Tochter des Nürnberger Druckers Michael Endter d.Ä., handelte auch mit den gutverkäuflichen Kalendern des hochgerühmten Hofastronomen Simon Marius (u.a. Entdecker des Andromedanebels und vom vier Jupitermonden); die Prognostika Marius’ wurden von mehreren Druckern hergestellt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Lentz (Lentzen, Hans, Lenz) stammt aus Feuchtwangen und war der erste Drucker in Dinkelsbühl in den Jahren 1630–1635. Sein erster Druck war hier eine »Revocation« von Joachim Renner. 1635 ging er nach Schwäbisch Hall, wurde in diesem württembergischen Ort 1635 Beisasse und richtete eine Druckerei ein.

Lentz Von ihm wurden die Schriften »Gesundheits-Trunck« von Johann Ernst Eckberger und der »Beicht-Spiegel« von Georg Albrecht hergestellt. Bereits 1646 ging er nach Ansbach, wo er auch als Buchhändler tätig wurde. Verheiratet war er mit Rosina Rumpler. Er wohnte im selben Haus wie der Buchdrucker Böhem und durfte wohl auch dessen Materialien benutzen; er kaufte jedoch auch eigenes Schriftmaterial. Er erhielt ein Privileg des Markgrafen Albrecht von Ansbach, in dem er freie Unterkunft sowie Steuerbefreiung für Haus, Officin und Buchhandlung erhielt. Im Privileg war auch geregelt, daß die freie Einfuhr von Büchern nach Ansbach zu unterbleiben habe, während Lentz umgekehrt Bücher in Nürnberg verkaufen durfte. Sein Privileg beinhaltete »Ein frey Logiment oder zehen gülden darfür, Wenn er vor sich ein eigen Logiment, oder Hauß erkauffen wird, sollen diese zehen gülden fallen, hingegen ihm sein an sich gebrachtes Hauß, sambt seiner Buchdrückerey und führend Buchhandel, aller Land- unnd Kriegssteuer frey sein«, wobei dieses Privileg auch auf seine Witwe und die Kinder fortgeschrieben werden solle. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die Lateinschule in Ansbach und die Fürstenschule in Heilsbronn wieder mit Lehrbüchern zu versorgen. Die durch den Dreißigjährigen Krieg zerstörten Schriftmaterialien wurden von ihm sehr schnell durch neue Vignetten, Schriften und Randleisten ersetzt. Die Nürnberger Drucker beschwerten sich 1651 über die Bevorzugung des Johann Lentz bei ihrem Rat, zumal er wohl auch die Nürnberger Buchbinder unzulässigerweise beschäftigte, die deshalb der »stimpelei und hehlerei der Bücher« beschuldigt wurden. Im Privileg war auch festgelegt worden, daß er die von ihm gedruckten Bücher bei den Nürnberger Buchhändlern Georg Haas, Georg Singer und Johann Cramer »hinterlegen« solle, damit Ansbacher Bürger die Bücher leichter kaufen konnten. Dies wiederum führte dazu, daß sich die Nürnberger Drucker bei ihrem Rat abermals über Lentz beschwerten. 1660 versuchte er, einen von ihm ausgebildeten Lehrling in Nürnberg als Gesellen unterzubringen, doch wurde ihm dies verwehrt, »es stehe ihm aber frei, seine ausgelernten Jungen bei andern

Liebpert Städten, so gut er können, anzubringen und seine fortun damit zu versuchen«. Sein letzter Druck war eine »Apotecker-Ordnung«. Lentz starb 1661, die Witwe führte das Geschäft (»typis Lentzianus« bzw. Johann Lentzen, Wittib«) fort und stellte mindestens zwei Drucke her. Sie verkaufte die Druckerei und die Privilegien 1664 an Johann Hornung. Vier Jahre später starb sie. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Ulrich Liebpert (Ulricus, Olricus, Liepertus, Liebpertus, Ulrich Liepert, Ulrici Liebperti Typographi Regio-Aulici) stammt vermutlich aus Frankfurt (Oder), ging dann nach Berlin und war Geselle bei Georg Schultze, dessen Witwe Elisabeth Ludwigs er 1685 heiratete. Im selben Jahr schreibt er an den Kurfürsten, »daß [ich] nicht allein über 20 Jahre in Dero Hoffdruckerey gedienet, und als geselle von benanntem [Georg] Schultze mich gebrauchen laßen, sondern auch daß anitzo durch Gottes de Höchsten Schickung so wol bey mir als der nachgebliebenen Wittwe eine Eheliche Affection sich anfinden will.« Nach längerem Rechtsstreit wegen der Erbfolge mit seinem Stiefsohn und Buchdrucker Friedrich Gernemann wurde ihm die Officin übertragen. Im selben Jahr wurde er zum Kurfürstlich-Brandenburgischen Hofbuchdrucker berufen. Sein erster Druck war eine »Leichenpredigt auf Salome Catharina Meens«. 1689 wurde ihm das Privileg erneuert mit dem Hinweis, daß dem Buchhändler Rupert Völcker untersagt wurde, die von Liebpert gedruckten Bücher in einem anderen Ort nachdrucken zu dürfen. Um 1700 stellt er die »Interims-Anordnungen In denen Königlichen Preußischen Residentzien Berlin Cölln Fridrichswerder Dorotheen- und Fridrichs-Stadt« her und von Friedrich Brandt veröffentlicht er 1700 die »Oratio Gratulatoria in Nuptias Serenissimi Principis Ac Domini …« mit der Ortsangabe »Coloniae Brandenburgicae«. Im selben Jahr

Liebpert 1700 nannte er sich, noch vor der Erhebung Preußens zum Königreich durch Kurfürst Friedrich III. (der sich erst 1701 krönte), »Königl. Preuß. Hofbuchdrucker«. 1702 druckt er in »Cologne Sur La Spree« von Jean Calvin »Les Lettres Choisies«. Er hatte als Mitglied des königlichen Hofgesindes seine Wohnung und die Officin auf dem Schloß neben der Apotheke; als Mitglied des kurfürstlichen Hofs war er von den bürgerlichen Lasten befreit. Bei ihm arbeitete bis 1700 Gotthardt Schlechtiger, späterer Drucker der Akademie der Wissenschaften, als Geselle. Mit ihm arbeitete sein Geselle Johann Friedrich Bock aus Cöslin; 1701 wurde ihm auf seinen Antrag hin gestattet, diesen Johann Friedrich Bock »so zu adjungiren, daß er nach seinem [Liebperts] Tode als Nachfolger eintrete«, was Friedrich III. »cum spe succedendi« bewilligte, doch trübte sich das Verhältnis zwischen Liebpert und Bock, so daß der König 1710 Bock auffordern ließ, sein »Anwartschaftsrescript« wieder herauszugeben. Auch hatte Bock an einer Magd eine »Stupri«, womit eine Unzuchtshandlung gemeint ist, begangen, so daß er »inquiriert« wurde. 1713 wurde Bock als Nachfolger Liebperts von König Friedrich I. aber wieder bestätigt. 1714 befand sich die Werkstatt »hinterm Schloß am Wasser«. Im selben Jahr starb Liebpert, sein Nachfolger wurde 1716 sein Vetter Christoph Süßmilch. Die erste Druckermarke zeigt einen Adler mit ausgebreiteten Flügeln, der eine Krone trägt. Vor ihm eine runde Tafel, die von Füllhörnern flankiert wird. Die zweite Druckermarke soll ebenfalls einen Adler darstellen, der einen Schlüssel im Schnabel hält. In seiner linken Kralle hält er wohl ein Szepter. Über dem Federvieh ein Band mit der Devise: »en aqvilæ insignia«, Im Zeichen des Adlers. Christoph Süßmilch sei hier nur deshalb genannt, weil er 1716 Nachfolger des Ulrich Liebpert war. 1716 druckte er als erstes Werk unter seinem Namen »Verordnung Und Reglement Wie es mit der öffentlichen Kirchen-Busse Und Wiederannehmung

Lottert dererjenigen so durch ihre Ruchlosigkeit und andere grobe Sünden öffentliche Aergernüß gegeben, bey denen protestirenden Gemeinden So wohl Evangelisch Reformirten Als Evangelisch Lutherischen Im Königreich Preussen und allen übrigen Königlichen Preußischen Provintzien und Ländern ins künfftige gehalten werden solle«. Süßmilch hatte bei diesem gelernt, verhielt sich aber nach der Übernahme der Werkstatt »unwürdig«, wurde 1721 »aus Uns [König Friedrich Wilhelm] bewegenden Ursachen cassiret« und mußte Officin und Wohnung auf dem Schloß räumen. Der Vater Elias Süßmilch hatte die Witwe Elisabeth Scherer geheiratet und war dadurch u.a. in den Besitz des Erbbraukrugs in BerlinZehlendorf gekommen. Christoph Süßmilch verpachtete den Krug, übte aber mit seinem Bruder sein Braurecht aus. Ein Sohn des Christoph Süßmilch, Johann Peter Süßmilch, übernahm neben seiner Brauerei 1754 die »Journaliere«, eine tägliche Schnellpost zwischen Berlin und Potsdam, die er aber noch im selben Jahr verkaufte. Als 1754 eine tägliche Schnellpost (Journaliere) zwischen Berlin und Potsdam eingerichtet wurde, übernahm Süßmilch auch deren Betrieb und verpachtete sie an den Pächter seines Krugs weiter. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Michael Lotter (Lother, Lotther) stammt aus Leipzig und war der dritte Sohn des dortigen Drukkers Melchior Lotter d.Ä. und der Dorothea Kachelofen, einer Tochter des Leipziger Erstdruckers Konrad Kachelofen. 1518 ist er in der Matrikel der Leipziger Universität eingeschrieben. Er heiratete hier eine Tochter des Bürgermeisters Lindemann. 1523 geht er nach Wittenberg, wo er unter der Leitung seines älteren Bruders Melchior in der Officin seines Vaters arbeitete. Die Wittenberger Druckwerkstatt befand sich ursprünglich im Haus des Malers (und Druckers) Lucas

Lotter Cranach d.Ä.) in der Schloßstraße und wurde später in einem Raum des Franzsikanerklosters fortgeführt. Nach 1525 arbeitete er allein, da sein Bruder die Stadt verlassen hatte. 1528 druckt er eine niederdeutsche Ausgabe des Neuen Testaments. Ende 1528 geht er mit dem gesamten Inventar der Druckwerkstatt nach Magdeburg. In Wittenberg stellte Lotter rund 40 Drucke her. Seine Magdeburger Werkstatt befand sich bis 1531 im Haus des Bürgermeisters Ebeling Alemann am Breiten Weg. Ein Grund für den Umzug Michael Lotters nach Magdeburg war vermutlich, daß die Stadt durch den Anschluß an die Reformation zu einem reformatorischen Zentrum für Mitteldeutschland wurde und durch Konzentration des geistigen Lebens auf das Evangelisch-Lutherische neuen Auftrieb erfuhr. Zudem machte es die bei Magdeburg verlaufende Sprachgrenze möglich, Luthers Schriften sowohl in Hochdeutsch als auch in Niederdeutsch zu drucken, was sich positiv auf den Absatz auswirken würde. Sein erster Magdeburger Druck (1529) in der Werkstatt »thom lyndtworm« war die »Auslegunge der Euangelien, von Ostern bis auffs Aduent, gepredigt durch Doctorem Martinum Luther zu Wittemberg … mit schönen Figurn vor nicht gesehen« in einer SchwabacherType; diese »Sommer-Postille« war bereits in Wittenberg angefangen worden und wurde in Magdeburg vollendet; 1531 erfolgte ein Nachdruck. Michael Lotter arbeitete mehrmals mit der Leipziger Werkstatt seines Vaters (bis 1538), dessen Beauftragter er in Magdeburg war, und mit seinem Schwiegersohn Ambrosius Kirchner d.Ä. zusammen. Mitte der 1530er Jahre war er der wichtigste Drucker und Buchhändler der Stadt; noch 1552 hielt er sich zur Messe in Leipzig auf. Zu seiner Tätigkeit gehörte der Druck der ersten Magdeburger Schulbücher (z.B. der Schriften des aus Wittenberg hinzugezogenen Rektors der Stadtschule Georg Maior: »Ein lieblich vnd nützbarlich spil von dem Patriarchen Jacob vnd seinen zwelff Söhnen«), der ersten niederdeutschen Gesamtausgabe der Bibel, Luthers Gesangbuch und dessen Katechismus. Vor allem durch den Druck zahlreicher von Geistlichen verfaßter polemischer Streitschriften gegen das Augsbur-

Lufft ger Interim, die Magdeburg den Ehrennamen »Unsres Hernn Gottes Cantzley« verschafften, wurde Michael Lotter über Magdeburg hinaus bekannt. Er besaß Antiqua-Typen und dazu passende griechische Lettern aus der Werkstatt des Johannes Froben in Basel. 1540 feierte Lotter mit fünf anderen Druckern in Wittenberg die hundertjährige Wiederkehr des Jahres, in dem die Buchdruckerkunst erfunden worden war. Er starb um 1556. Einer seiner letzten Drucke von insgesamt rund 550 war »Verlegung aus Gottes wordt des catechismi der Jhesuiten« von Johannes Wigand. Ambrosius Kirchner d.Ä. führte das Geschäft fort. Wilhelm Raabe hat Michael Lotter in dem Roman »Aus unsres Hergotts Kanzlei« ein literarisches Denkmal gesetzt (in Magdeburg sind gemessen an anderen Druckorten wie Wittenberg, Leipzig, Augsburg oder Straßburg verhältnismäßig wenige Lutherschriften gedruckt worden!) Auf der Titelseite der »Geistliche[n] lieder vnd Psalmen …« hat Michael Lotter seine Initialen »M« und »L« neben der Lutherrose abgebildet; auch Martin Luther setzte neben »seiner« Rose die Initialen »M« und »L«. Daneben sitzen links und rechts zwei in einem Buch lesende Putten. Oberhalb des von Säulen flankierten Titels ist König David mit einer Harfe abgebildet.

Hans Lufft (Hanns, Johannem, Johannes, Hansen, Johannis Lufftij, Ioannes, Hanns Lufftenn, Iohannem) stammt aus Amberg. 1519 ist er in Wittenberg, wo er im selben Jahr in erster Ehe Dorothea Hermann heiratet und damit das Aufenthaltsrecht erhält. In zweiter Ehe war er nach 1563 mit Margaretha Moschwitz aus Torgau, Tochter des dortigen Bürgermeisters, verheiratet. Aus der ersten Ehe stammen vier Töchter, von denen eine mit unbekanntem Namen Andreas Aurifaber heiratet. Es ist unbekannt, wo Lufft den Druckerberuf erlernte; sicher ist, daß es nicht erst in Witten-

Lufft berg erfolgte. Anfang der 1520er Jahre war Lufft als Zinseinnehmer im Dienst des Klosters der Augustiner-Eremiten in Wittenberg, in dem Luther bis 1520 lebte. 1525 wird er erstmals als »unbeerbter Bürger« genannt, ein Jahr später ist er »Inwohner, der sein Bürgerrecht hält«; in diesem Jahr zahlte er eine Türkensteuer von 21 Groschen »von seyn Handel«. 1527 erkrankt er an der Pest, überlebt aber. 1528 gehört er zu den Vollbürgern und hat ein Vermögen von 70 Schock Groschen. Bei seinem Tod wird allein sein Haus in der Bürgermeisterstraße auf 1.000 Gulden geschätzt und die Druckerei wurde mit 600 Gulden bewertet. Sein erster Druck erfolgte 1523 mit einem »Sermon« von Johannes Fritzhans. Seine Officin befand sich an der Ecke Kupfergasse und Mauerstraße; sein Wohnhaus in der Bürgermeisterstraße. 1526 wurde er der führende Drucker der Schriften von Martin Luther, dessen »Neues Testament« er erstmals in diesem Jahr herstellt. 1534 druckt er auch die »Biblia, das ist: die gantze Heilige Schrifft Deutsch« mit Altem und Neuem Testament. Zwei Jahre später war er bereits so wohlhabend, daß er sich ein Haus kaufen konnte; weitere Häuserkäufe folgten. Nach 1566 wurde Lufft mehrmals Bürgermeister in Wittenberg; das Amt mußte er – obwohl er es altersbedingt abgeben wollte – bis zu seinem Tod 1584 fortführen. Anfang 1574 versuchte der zu diesem Zeitpunkt in Berlin lebende Leonhardt Thurneysser, von Lufft eine Druckpresse zu erwerben. Unter Luffts Namen erschienen bei ihm als letzte Werke 1584 vier Ausgaben von Luthers »KirchenPostilla«. Die meisten Drucke Luffts sind Werke im Auftrag eines Verlegers, doch hat er auch einige Bücher im eigenen Verlag herausgegeben. Besonders Lucas Cranach und Christian Döring waren die Verleger und Finanziers der Lufftschen Drucke. Nach der großen Anzahl seiner Drucke nimmt man an, daß Lufft zeitweilig sechs Pressen besaß. Einige seiner Gesellen wurden später selbständige Drucker wie Peter Schmidt in Mühlhausen und Ambrosius Fritzsche, der der erste Drucker in Görlitz wurde. Andere wechselten in einen geistlichen Beruf, was für die qualifizierte Ausbildung nebst Studium der Gesellen spricht. Als Korrektoren beschäftigte Lufft

Lufft zumeist die drei Gelehrten Caspar Cruciger d.Ä. (auch als Herausgeber Lutherscher Schriften tätig), Georg Rörer (ebenfalls als Verleger Lutherscher Schriften, als Autor von Predigten und Übersetzer tätig) und Johann Christoph Walter (der sogar Luthersche Texte zugunsten der calvinistischen Reformation veränderte, sich deswegen einigen Anfeindungen und der Unterstellung als »Kryptocalvinist« aussetzte und später Pfarrer wurde); anzumerken ist, daß die Korrektoren nicht nur für den (möglichst) fehlerfreien Satz zu sorgen hatten, sondern auch der Zensur gegenüber verantwortlich waren. Lufft konnte in dem neuen Gewerbe ohne jegliche Einschränkung durch eine Zunft arbeiten; erst 1602 geben sich sieben Druckereibesitzer eine Buchdruckerordnung. Ein Kennzeichen der Reformationsdrucker war, daß sie fast ausschließlich deutschsprachige Schriften herstellten. Lufft besaß aber auch hebräische und griechische Typen. Problematisch war gerade bei den ersten Reformationsschriften, daß manche Drucke noch während der Herstellung geändert wurden, da der Autor nachträglich Ergänzungen und Verbesserungen vornahm. Teilweise wurden auch schon fertige Teile eines Verlagswerks verkauft, obwohl der Druck noch nicht abgeschlossen war. Fast alle seine Werke weisen auf der Titelseite Holzschnitte auf, die zum Teil auch von anderen Druckern verwendet wurden. Sie sind zum großen Teil aus der Werkstatt Lucas Cranachs oder von Virgil Solis hergestellt. Die Entwürfe oder Vorlagen dieser Holzschnitte stammen vielfach von Künstlern, die nicht in Wittenberg lebten; so sind die Holzschnitte im »Enchiridion Piarum Precationum«, 1453 gedruckt, von Albrecht Dürer. Die von Lufft verwendeten Initialen sind zumeist vergrößerte und mit Schmuck versehene Antiquatypen. 1549 richtete Hans Lufft auf Wunsch des Herzogs Albrecht in Königsberg eine Druckerei neben der bestehenden Officin des Hans Weinreich ein. Die Werkstatt, die sein Schwiegersohn Andreas Aurifaber, Leibarzt des Herzogs Albrecht d.Ä. von Brandenburg, mehr schlecht als recht leitete, befand sich in Räumen der Universität. Im selben Jahr erhält er als erster Drucker in Preußen ein Druckprivileg. Lufft erhielt aus

Lufft Anlaß seiner Druckereigründung ein Geldgeschenk von Herzog Albrecht und eine Zusage auf weitere finanzielle Unterstützung. Sein erstes Buch hier war das »Regiment wider die anfallende gifft …«, die unter dem Namen Aurifabers erscheint. Da 1549 die Tochter Luffts an der Pest verstarb, erschienen Drucke mit dem Vermerk »Haeredes« (»Haeredvm Lvftij«). Lufft erhielt als Drucker in Königsberg ein jährliches Gehalt von 100 Mark preußischer Währung und freie Wohnung. Dafür hatte er eine Werkstatt »mit viererlei Schriften und sonst aller anderen Zubehörung« zu errichten. In dem Privileg des Herzogs wird auch festgelegt, daß der Druck einer Disposition 6 Groschen kosten dürfen (Weinreich erhielt 8 Groschen) und die Zensur durch vom Herzog ausgewählte Universitätsprofessoren vorgenommen werden solle; einer von denen war der Theologe Osiander, dessen Tochter Aurifaber in zweiter Ehe heiratet. Aurifaber, Leibarzt des Herzogs Albrecht, hat die Geschäfte nicht gut geführt, denn schon 1550 beschwert sich der Herzog bei Lufft, der wieder in Wittenberg lebt, über die Arbeit der Werkstatt. Hinzu kam, daß Aurifaber der Rechtfertigungslehre von Andreas Osiander anhing, die vom Herzog als Lutheranhänger abgelehnt wurde. 1553 wird die Druckerei geschlossen, weil dem Herzog »solche Druckerei lenger zu halten ungelegen« war. Mit Aurifaber hatten Osiander und seine Anhänger eine Druckerei zur Verfügung, in der sie ihre von Martin Luther abweichende Lehre veröffentlichen konnten. Herzog Albrecht, der die Streitereien unter den Theologen wohl leid war, zumal er zu Luthers Auffassung neigte, beschlagnahmte die Einrichtung der Werkstätte. Die genauen Umstände, unter denen diese Beschlagnahme erfolgte, sind unbekannt; das Gebäude blieb vorläufig ungenutzt. Es ist unbekannt, ob Daubmann sein Vorkaufsrecht ausüben konnte. Mit dem Tod des Hans Lufft endet auch seine Wittenberger Druckwerkstatt. Zum Schluß war sie wohl auch nicht mehr sehr erfolgreich, denn 1584 bewilligte der Rat eine geringe Beihilfe für die Officin ihres Bürgermeisters.

Lupp Die ersten beiden Druckermarken Luffts zeigen in einem Kreis ein von zwei aus Wolken kommenden Händen gehaltenes Schwert, auf dessen nach oben gerichteter Spitze ein Herz als Symbol für den Sitz des Lebens steckt. In dieser Ausgestaltung erinnert es an den Caduceus. Eine der Schlangen schnappt nach der Paradestange des Schwerts, die andere in eine der Hände. Das Motiv der aus den Wolken kommenden Hände als Symbol Gottes wurde von vielen Druckern verwendet und verweist auf Exodus 19:16: »Als nun der dritte Tag kam und es Morgen war, da erhob sich ein Donnern und Blitzen und eine dicke Wolke auf dem Berge und ein Ton einer sehr starken Posaune.« In der ersten Druckermarke sind nur die Anfangsbuchstaben, im zweiten Zeichen steht »IOHANNES LVFFT«. Die dritte und vierte Druckermarke zeigen das nach oben gerichtete Schwert, gehalten von zwei aus den Wolken kommenden Händen, und die Schlange. Hinzu kommen die Anfangsbuchstaben bzw. unter der Zeichnung der vierten Marke der Name des Druckers. Die fünfte Druckermarke von Lufft (auf einer Titelseite aus dem Jahr 1525) zeigt einen Engel, der hinter einem Schild mit dem Monogramm des Druckers steht. Das »H« spielt auch auf den griechischen Buchstaben Omega an (zusammen mit dem Alpha ein emblematischer Teil des Christus-Monogramms). Der Engel mit dem Schild steht zwischen zwei eckigen Säulen, die Teil einer Nische sind. Im Rundbogen eine Muschelschale unterhalb von drei kreisförmigen Öffnungen (als Symbol der Dreifaltigkeit).

Andreas Lupp (Luppius, Andreae Luppii, Luppio) stammt aus Halle (Saale) und war 1683 bis 1687 Buchhändler und Verleger in Duisburg; 1684 bis 1688 in Wesel, 1684 in Nijmwegen und 1685 auch in Frankfurt am Main. 1686 erhielt er in seiner Heimat-

Lupp stadt ein Druckprivileg und nannte sich danach kurfürstlich-brandenburgischer Buchhändler. In Wesel befand sich seine Officin »auff dem grossen Markt recht gegenüber dem Rath-Hause im Fürsten-Logiment p.t.«. Hier druckt er 1688 »Professio Fidei, Das ist: Gründliche Bekäntnuß des wahren Christlichen Reformierten und seligmachenden Glaubens …«. In Halle hat er vermutlich erst nach 1694 gearbeitet; in diesem Jahr veröffentlichte er eine »Relatio«. Er war außerdem tätig in Dresden, Leipzig und angeblich auch in Berlin. Die erste Druckermarke zeigt in einem Oval eine schreitende Frau mit einem Stab in der rechten Hand. Die umlaufende Devise lautet: »TANDEM BONA CAVSA TRIVMPHAT«, Endlich triumphiert die gute Sache. Die zweite Druckermarke zeigt eine Putte, der auf einem Globus sitzt und eine Trompete bläst; vor ihm zwei »Bälle«. Die dritte Druckermarke zeigt Pegasus über ein Barockmonogramm das Drukkers springend; das Monogramm aus den Buchstaben »A« und »L« wird eingefaßt von einem Blätterkranz, oben eine Krone. Am linken oberen Rand steht: »Sors bona nihil aliud«, Wohin das Schicksal mich trägt. Am rechten oberen Rand der rechteckigen Marke steht: »FAMA NOLA FONTIS.« Bei den Vorderbeinen ist zu lesen »Quome Fata trahunt.« Die vierte Druckermarke zeigt ein Monogramm des Druckers, darüber eine Krone. An den beiden Seiten große bzw. lange Blätter. Am unteren Rand steht die Devise: »Wie es Gott fügt, bin ich vergnügt.« Die fünfte Druckermarke zeigt in einem zusammengebundenen Blätter- und Blüten- (oder Früchte-)Kranz die Handelsmarke: aus einem viergeteilten Herz wächst eine 4 mit drei an den Enden verdickten Querbalken, in den beiden oberen Vierteln des Herzens die Buchstaben »A« und »L«. Am unteren Rand steht die Devise: »Wie es Gott fügt, bin ich vergnügt.« Die sechste Druckermarke befindet sich auf der Titelseite des 1686 gedruckten Buchs »Claviculæ Salomonis et Theosophia Pneumatica« unterhalb des Titeltexts.

Lupp Sie zeigt Ganymed auf dem Adler; er war der Schönste der Sterblichen in der griechischen Mythologie. Zeus in Adlergestalt entführte ihn, machte ihn zum Mundschenk und zum Geliebten. Um den Kreis läuft die Devise »IN DEO LAETANDVM«, Freuen wir uns an Gott. Neben der Druckermarke sitzt die Personifikation der Standfestigkeit mit einer Säule im linken Arm und einem Hammer in der rechten Hand. Auf der rechten Seite sitzt Justitia mit erhobenem Schwert, die Waage zu ihren Füßen. Auf der linken Seite neben dem Titeltext steht der personifizierte Glaube (Fides) mit einem Kreuz im Arm und einem Kelch in der Hand. Auf der rechten Seite steht die Personifikation der Hoffnung (Spes) mit dem üblichen Anker als Attribut. Am oberen Rand zwei sitzende Putten.

Mahler · Malecki

Christian Mahler (Mahlern) stammt aus Neuruppin, ging 1668 nach Küstrin und 1672 nach Frankfurt (Oder), wo er bei Johann Ernst eine Druckerlehre machte. 1675 (nach nur drei Jahren) schloß er diese ab und ging auf Wanderschaft. 1680 ist er in Küstrin als Druckergeselle bei Matthäus Müller tätig. Dann ging Mahler nach Frankfurt (Oder) zurück und arbeitete 13 Jahre als Geselle in der Werkstatt seines inzwischen verstorbenen Lehrherrn, die von dessen Witwe Margaretha übernommen worden war. 1694 ist er wieder in seiner Heimatstadt und erhält ein Druckprivileg. 1695 stellt er Balthasar Köpckes »Anhang Von dem Vorzug der Gläubigen Neu Testaments« her. 1695 druckt er von demselben Autor den »Dialogus De Templo Salomonis, Das ist: Ein Geistliches Gespräch Von Der Heiligung Und deroselben dreyen Stuffen Der Anfangenden Wachsenden und Geübten Heiligen«. 1696 veröffentlicht er das »Send-Schreiben Von der Natürlichen- und Kunst-Memorie, An Seine Hoch-Ehrwürden Hrn. M. Samuel Dieterich Der N. Ruppinischen Kirchen Pastoren und Inspectoren« von Heinrich Anhalt. Im selben Jahr druckt er »Ad Audiendam Orationem Eucharisticam« des Rektors der Hauptschule Christian Rubin. Insgesamt gab er fünf Werke heraus. Mahler starb 1698. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Hieronymus Malecki studierte in Königsberg und war 1546–1552 als Lehrer an der Provinzialschule in Lyck tätig. Außerdem soll er in dieser Zeit seinem Vater als Druckergeselle geholfen haben. Sein Gehalt als Lehrer war äußerst gering, doch förderte ihn schließlich Bischof Speratus, wurde 1567 Diakon in Neidenburg, 1552 Pfarrer in Pissanitzen und Dolmetscher des Herzogs (»Illustrissimi Principis Prussiae etc. interpres

Malecki Polonicus«). 1555 war er Teilnehmer der Synode in Kozminek, auf der über die drei verschiedenen reformatorischen Bekenntnisse disputiert wurde. 1558 ist er Lehrer der Lateinschule in Lyck. 1565–1567 war Malecki Pfarrgehilfe in Lyck bei seinem Vater und dort nach dessen Tod 1567–1583 Pfarrer. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Malecki (Maletius, Sandecki, Jan z Sacza, Ioannes Sandecensis, Jan Maleczki Sandecki, Hans von Sandaz, Ioannis Menecii) stammt aus einem Adelsgeschlecht in Nowy Sacz (Neusandenz) in Polen, war von 1522 bis 1528 mit einer eigenen Werkstatt Drucker in Krakau und richtete dann auf Veranlassung des Bischofs von Plock in Pultusk eine Druckerei ein. Maletius sprach Deutsch, Polnisch, Lateinisch, Tschechisch und Ruthenisch. 1636 ging er nach Marienburg in Preußen, wo er zum Protestantismus übertrat und als Übersetzer reformatorischer Schriften tätig wurde. 1538 wurde er auf Vorschlag des Bischofs von Pomesanien (später als Masuren bezeichnet) in Marienburg, Paul Speratus, nach anfänglichem Widerstand von Herzog Albrecht I. zum evangelisch-polnischen Erzpriester in Lyck mit einem jährlichen Gehalt von 60 Mark ernannt und richtete sich zusätzlich auf dem vom Herzog zur Verfügung gestellten Gut »Maleczewo« eine Druckwerkstatt ein. In Glaubensfragen war er wohl nicht sonderlich bewandert, denn er soll erklärt haben, »daß die Kirchentaufe wenig zur Seligkeit helfe« und die Rechtfertigungslehre interpretierte er auch nicht im Sinne Luthers. 1544 erhielt er 5 Hufen Land am See Rygiel, später »Adl. Gut Regelmnitzen« genannt, ebenfalls in der Nähe Lycks. Von ihm stammt nur ein unvollendeter Druck: eine polnische Übersetzung des Neuen Testaments mit dem Anfang des Matthäus-Evangeliums. In den 1540er Jahren stellte er seine Drucktätigkeit ein. Um 1546 beschrieb er in einem Brief an

Mamphras den Königsberger Universitätsrektor Georg Sabinus über das Religionswesen der alten Baltenvölker Liven und Prußen; er war der erste, der die wissenschaftliche Erforschung der Pruzzen betrieb und noch ihre danach ausgestorbene Sprache beherrschte. Er war einer der letzten Zeugen der Kultur dieses Volkes. Sein Brief erschien 1551 in einem fehlerhaften Raubdruck durch Thomas Horner bei Hans Lufft in Königsberg (»Livoniae Historia in compendium ex Annalibus …«) und 1562 bei Lufft in Wittenberg; 1563 gab sein Sohn Hieronymus eine authentische Ausgabe heraus. Nach Aufgabe seiner Druckertätigkeit ließ er wie auch sein Sohn, gleichfalls Erzpriester und angeblich auch ein gelernter Buchdrucker, seine liturgischen Bücher vorwiegend bei Daubmann in Königsberg drukken. 1558 verkaufte er für 300 Gulden seine Druckmaterialien an Hans Daubmann. Malecki starb 1577.

Jeremias Mamphras (Mamphrasius, Manfraß) stammt aus Wurzen in Sachsen und war im Sommersemester 1637 in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) (»Jeremias mamphrasius Wurcensis Misnicus«) eingeschrieben. 1646 ist er Verlagsbuchhändler in Stettin. Insgesamt verlegte er rund 280 Werke und war damit der größte Verleger seiner Zet in Brandenburg bzw. Pommern. Er starb 1666; seine Erben veröffentlichten noch 1675. Einen Teil seiner Werke gab er zusammen mit den Erben des Henning Grosse in Leipzig heraus. 1673 wird sein Sohn Karl Heinrich als Verleger genannt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Märtens

Johann Wilhelm Märtens (Joh. Wilh. Mertens) war von 1697 bis 1702 Drucker in Wernigerode. Verheiratet war er mit Magdalena Agnesa, der Tochter des Goslarer Druckers Simon Andreas Duncker. 1698 kommt sein erster Druck heraus: ein »Neues Testament … nebst Psalter, Syrach und kleinen Catechismo« von Martin Luther. Im selben Jahr kommt noch ein »Psalter David« heraus. Vom Generalsuperintendent des Fürstentums Lüneburg, Johann Arnds, druckt er »Vier Bücher Vom Wahren Christenthumb«. Allein 1699 druckt er sieben Leichenpredigten. Insgesamt sind es aber nur etwa zehn Drucke, die er hergestellt hatte. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Martius · Mense

Johann Nikolaus Martius (Johann Nicolao Martio, Johannes Nicolaus) stammt aus Berg bei Hof und hatte den Druckerberuf in der Officin der Jesuiten in Wien gelernt. Nach der Ausbildung arbeitete er als Geselle in Tyrnau. In Hof errichtete er 1692 eine Druckerei und betrieb außerdem eine Buchhandlung. Zwei Jahre später erschien sein erster Druck (»Historiae Hovoreae« von Peter Beckler). 1699 veröffentlicht er eine Anweisung des Superintendenten Josef Friedrich von Waldegg über den Aufbau von Leichenpredigten: »Daß jede mit ihrem gemeinen und Biblisch-sonderbaren Eingang richtiger Disposition jedes auserlesenen Texts desselben gründlicher Erklärung … Einstimmungen der bewehrtesten alten und neuen Kirchen-Lehrern nützlichen Lehren Geschichten und Anmerckungen …«. Martius beendete seine Druckertätigkeit im Jahr 1703, die Druckereimaterialien übernahm Johann Ernst Schultze aus Schneeberg.

Pascha Mense (Paschal, Paschalis, Paschasius, Paschen, Paschalem Mensenium, Mensenius, Mensenii) war ein gelernter Buchbinder, der durch die Heirat mit der verwitweten Elisabeth Segebade zu einer Druckerei in Königsberg kam. Sein erster Druck erscheint 1642 (»Disputatio« von Martin Eckhard). In den Jahren 1661–1663 arbeitete er mit seinem Stiefsohn Josua Segebade zusammen. 1675 kommt sein letzter Druck heraus, eine Leichenpredigt für A. J. Kreytzen. Die Werkstatt wurde 1671 an den Königsberger Universitätsprofessor Jakob Reich verkauft. Die erste Druckermarke (nach einer Zeichnung in Johann Friedrich Gessners »Buchdruckerkunst«) zeigt in einem Queroval eine aus den Wolken kommende Hand, die in das Maul einer Schlange (Gessner schreibt: Otter) faßt. Am unteren

Mertz · van der Meulen Rand auf einer Tafel das Monogramm des Druckers (»PM«). Die umlaufende Devise lautet: »QVIS CONTRA NOS«, eine Verkürzung des »Si Deus nobiscum quis contra nos«, Wenn Gott mit uns ist, wer (kann dann) gegen uns sein? Die zweite Druckermarke, möglicherweise nur eine mehrmals verwendete Titelvignette, zeigt ein Stück Erde, eingefaßt von Gräsern, aus der drei Blumen (Tulpen?) wachsen. Ein als Viertelkreis gebogenes Band mit dem Text »PANDVNTVR SOLE BENIGNO« schwebt zwischen den Blumen. Auf der »Rückseite« des Bands die Druckerinitialen.

Wolfgang Mertz (Wolffgang, Wulffgang) stammt aus Magdeburg und war 1538 hier als Drucker tätig. In diesem Jahr druckte er das auf der Liste verbotener Bücher befindliche »Ecclesiasticus Jesus Syrach« des Theologen Johann Brenz. Im selben Jahr stellt er »Der kleine Catechismus Joannis Brentij. Etliche sprüche aus der heiligen schrifft darinn das gantz Christlich leben gefasset ist Philip. Melan. Wie man Christlich die krancken trösten sol« desselben Autors her. Eine Druckermarke wurde wohl nicht verwendet. Eine Abbildung einer Titelseite wurde nicht gefunden.

Cornelis van der Meulen (vander, Cornelii) war ursprünglich im dänischen Altona bei Hamburg als Drucker tätig, ging dann mit den Labadisten nach Herford, wo er 1672 »Traktetlein von der Selbst-Verläugnung oder von dem Selbs und Dessen mancherley Arten« von Johann de Labadie herstellte. Es ist möglich, daß Cornelis van der Meulen noch

Mintzel 1673 einen Druck in der Werkstatt der Labadisten herstellte. Er erhielt 1673 in Altona, wohin er zurückging, vom dänischen König ein Druckverbot. Insgesamt stellte er insgesamt neun Verlagswerke her. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Gottfried Mintzel (Gottf Mintzeln, Typis Curiae Mintzelianis, Gottofredi Minzelii, Minzel, Typis Mintzelianis, Mintzeln, Literis Mintzelianis, Minzelische Schriften, Minzelische Schrifften) übernahm 1662 von seiner Mutter die Druckerei in Hof und wurde zum hochfürstlichen Gymnasialdrucker berufen. Er hatte vermutlich zwischen 1656 und 1660 in Leipzig das Druckerhandwerk gelernt. Zu seinen ersten Drucken gehören die Leichenpredigten für Justus Heinrich Zurner und Anna Rosina Gottsmann. Verheiratet war er mit Susanna Schilling. Sein Geschäft war finanziell nicht sehr erfolgreich, denn 1696 beklagt er sich beim Rat der Stadt über seine geringe Besoldung. Es gelang ihm auch nicht, das seinem Vater gewährte Privileg für den Druck des »Kleinen Katechismus« von Luther wieder zu erlangen. Die Befreiung vom Umgeld war ihm 1695 entzogen worden und er mußte zudem 75 Gulden Haussteuer für sein Wohnhaus mit der Officin entrichten. Er starb 1713. Sein Sohn Johann Christoph, der wie sein Vater in Leipzig den Druckerberuf erlernt hatte, übernahm die Druckerei. Die erste Druckermarke zeigt in einem Oval die Personifikation des Glaubens, Spes, die ein Kreuz trägt; unter dieser sind zwei Schlangen. Am oberen Rand ein Puttengesicht und Flügel. Die umlaufende Devise lautet: »IESUM FIDELEM HABEO«,

Mintzel Mich aber erhältst du um meiner Frömmigkeit willen und stellst mich vor dein Angesicht ewiglich, Psalm 41:13. Die zweite Druckermarke zeigt in etwas besserer Gestaltung ebenfalls die Zeichnung mit Spes nebst Kreuz und den beiden züngelnden Schlangen sowie die Devise.

Johann Albrecht Mintzel (Albert, Müntzel, Minzel, Johannes Albertus Mintzelius, Minzelius, JohannesAlbertus, J. A. M., Officina Typographica Grosiana, Typis Grosianis) stammt aus Leipzig, wo er sich an dem »Jubelfest« zur Erinnerung an die Erfindung der Buchdruckerkunst im Jahr 1540 beteiligt hatte. Insgesamt war er in seiner Heimatstadt von 1625 bis 1641 tätig. 1640 bewarb er sich um die Einrichtung einer Officin in Hof, was ihm genehmigt wurde. Die erforderlichen Materialien zur Errichtung einer Druckwerkstatt hatte er aus Leipzig mitgebracht. In seinem ihm erteilten Privileg wird ihm auch gestattet, eine Buchhandlung zu führen. Außerdem wurde er von den bürgerlichen Lasten befreit, mußte andererseits die amtlichen Kanzlei-Drucksachen »um einen billigen Preis« herstellen und sich vor Ausführung eines Drucks der Zensur unterwerfen. Ferner erhielt er 40 Gulden Besoldung, 30 Klafter Holz, 4 Scheffel Korn sowie die Umgeld-Befreiung auf 1 Gebräu Bier und wird außerdem von den bürgerlichen Lasten befreit. 1641 wurde ihm ein Privileg für den Druck und den Verkauf des »Kleinen Katechismus« Martin Luthers erteilt. Mintzel hatte seine Werkstatt in der »Ersten Gasse 78«. Seine Officin war mit 30 Zentnern Schrift gut ausgestattet. 1642 veröffentlicht er die »Christliche Leichpredigt! Über das Trost-Sprüchlein des Königes Davids aus dem 55. Psalm«, die beim Begräbnis des Maximilian Oelhafen von Schölnbachs gehalten wurde. Im selben Jahr, der Dreißigjährige Krieg würde noch sechs Jahre dauern, wurden die Stadt und die

Mintzel Druckerei durch kaiserliche Truppen geplündert; dabei wurde sein Sohn Gottfried verletzt. Die an dieser Plünderung beteiligten 50 Soldaten sollen vermutet haben, daß er in seinen Schriftkästen Silber und Gold verwahrte. Mintzel war Beauftragter des Hofer Hospitals und wurde von diesem besoldet, als sog. Gegenschreiber tätig zu werden. 1653 verlegte er die astronomische Schrift »Memoria QuadriPartita, Cometae« des Pfarrers Jacob Ellrod aus Gefrees. Er starb im selben Jahr. Seine Witwe Maria Has (J. A. M. S. Witwe, Typis Mintzelianis, Mintzelianus, J. A. Mintzeln S. Wittib, Haeredum Mintzelianus, Mintzelische Witwe, … bey der Mintzelische Wittib) erhielt die Erlaubnis, eine Officin zu betreiben, und führte das Geschäft (»Mintzelischen Erben«) mit Unterstützung des Lehrers am Hofer Gymnasium Friedrich Parsch bis 1662 fort. 1660 druckt sie die Leichenpredigt für »Euthanasia Das ist Der Christen selige Sterb-Kunst/ So sie haben durch Gottes Gunst : Wie dieselbe ... Der ... Wolffgangus Hertelius, der Lateinischen Schul allhier/ in der Stadt Mönchberg/ lange Jahr gewesener Schul-Diener und Rector ….« Unter ihren etwa 30 Drucken befinden sich der »Unterdienst- und hocherfreulicher Glueks-Wunsch Bey dem ... Namens-Liecht/ Des Freyen Reichs ... Herrn Karl vom Stein/ Auff Rupers/ Ost-Nordheim und Entmansberg/ Fuerstl. Brandenburgischen hochbestalten geheimen Raths und Cantzlers zu Bayreuth/ Seines hohen Befoerderers und maechtigen Patrons« (von Laurenz Mösch) und »Calendarium Praeter Iulianum & Gregorianum Tertium sive Intermedium. Das ist: Mittel-Calender : In welchem einige/ jedoch unvergreiffliche Mittel vorgeschlagen werden/ wie nach inhalt des jüngst Anno 1654. zu Regenspurg publicirten Reichs-Abschieds/ die beeden wieder einander lauffende Alt- und Neue Calender/ näher zusammen gebracht/ verbessert und hoffentlich gar vereinigt ... werden können« Von den Kindern übernahm ihr Sohn Gottfried Mintzel 1662 das Geschäft.

Mintzel · Möller

Johann Conrad Mintzel (Minzel), der Sohn des Gottfried Mintzel, druckte Mitte des 16. Jahrhunderts in Bayreuth eine Zeitung in einer Werkstatt, die er in Jüterbog erworben hatte. Bei 100 Reichstalern Strafe wurde ihm untersagte, außer der von Kommerzienrat Brunner herausgegebenen Zeitung andere Drucksachen herzustellen. Genaue Daten seines Wirkens konnten nicht festgestellt werden. Die Druckermarke zeigt in einem Oval den personifizierten Glauben. Die umlaufende Devise lautet: »IESUM FIDELEM HABEO«; darunter steht »Psalm. XCI. 13«, Mich aber erhältst du um meiner Frömmigkeit willen und stellst mich vor dein Angesicht ewiglich, Psalm 41:13.

Martin Mintzel war 1659 ein weiterer Drucker in Kulmbach, von dem jedoch nur eine Leichenpredigt bekannt wurde. Dieser Mintzel hatte sich wohl nicht in der Stadt niedergelassen, sondern war nur als durchreisender Wanderdrucker tätig. Eine Druckermarke oder ein von ihm gedrucktes Werk wurde nicht gefunden.

Christian Möller (Chritian !, Christiana Müllera, Muller, Müller) begann 1696 in Crossen als Nachfolger des verstorbenen Michael Schwartz seine Tätigkeit als Drucker mit »Der Abriß Eines löblichen Regenten aus dem Exempel Des … Herrn Johan Peter Cramers … Justitien-Raths und Hofe-Richters wie auch Bürgermeisters in Crossen«. Seine erste Leichenpredigt ist die auf die verstorbene Ehefrau des Gregorio

Müller Möllern, »Churfl. Brandenb. Hoff-Fiscali und Cammer-Gerichts-Advocaten in Berlin«. 1699 druckt er in »Krosno nad Odra« (Crossen an der Oder) in polnischer Sprache die Leichenpredigt »Baiki Ezopowe Wierszem Wolnym Dedicowane Krolewiczowi Jegomosci Polskiemu Cur-Princowi, Electoratu Saxonskiego«. Im selben Jahr stellt er ein »Epithalamium für Bernhard von der Marwirtz und Catharina Margareta von Rottenburg« her. 1706 arbeitet in Crossen schon sein Nachfolger Johann Friedrich Liscovius aus Peitz bei Cottbus. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Georg Müller d.J. (Georgii Müllerii, Typis Mullerianis, Mullerus, Georgio, Müllern) war im Wintersemester 1621/22 als Druckergeselle an der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. Um 1630 eröffnete er in Wittenberg die zwischenzeitlich stillgelegte Druckerei seines verstorbenen Vaters Georg Müller d.Ä. und stellte als eines der ersten Werke »Positionibus Quisbusdam Dubiis Iuridicio-Politicis Constans« von Johannes Clemens her. Zu seinen letzten Werken gehören die Leichenpredigt »Luctus Propheticus, Oder Prophetische Trawrigkeit Bey Christlicher Ansehnlicher Sepultur Der weiland Ehrbarn und VielEhr und Tugendsamen Frawen Catharinae Weberin« (gehalten von Joachim Göbel) und die Schrift »Praeside Amplißimo, Clarißimo, & Excellentißimo Viro« von Daniel Sennert. Er starb 1633 oder 1634. Seine Erben druckten 1635 u.a. die »Hexas Quaestionum Ethicarum« von Johannes Reimann. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Müller

Johann Müller (Müllern, Mulleri, Johannis Mülleri, Joh. Mulleri, Müllern) stammt aus Helmstedt, wo sein Vater Henning Müller d.Ä. als Faktor in der Druckerei der Erben bzw. für die Witwe des Jacob Lucius d.J. arbeitete. 1628 hatte er die von dem Professor Georg Calixt eingerichtete Officin, in der dieser einige seiner lateinischen Werke selbst setzte, als Pächter übernommen. 1637 ging Johann Müller als 26jähriger nach Magdeburg und wurde als Faktor bei dem Drucker Andreas Betzel eingestellt. Er konnte dessen Tochter Anna heiraten und übernahm nach dem Wegzug seines Schwiegervaters nach Zerbst die Leitung der Magdeburger Werkstatt. Die Officin Betzels und auch Müllers befand sich in der Stadtschule im Augustinerkloster und war bei der Zerstörung der Stadt 1631 (durch die Schweden unter Tilly) nicht zerstört worden. Magdeburg galt wegen der Vielzahl hier hergestellter reformatorischer Flugschriften als »Kanzlei Gottes«. In zweiter Ehe heiratete er die Stiefschwester seiner ersten Frau, Elisabeth Betzel aus der zweiten Ehe Betzels. 1643 stellt er einen ersten Druck unter seinem Namen her, eine Leichenpredigt auf Maria Jagow. 1647 erhielt er die Bürgerrechte von Magdeburg und kaufte für 100 Taler einen Teil eines Hauses in der Hartstraße, in dem er 1651 eine Druckwerkstätte und eine Buchhandlung einrichtete. Das Haus trug den Namen »zum goldenen ABC« als Verweis auf Psalm 119. 1654 druckt er das erste Magdeburger Gesangbuch nach dem Dreißigjährgen Krieg (»Vollstendiges Gesangbuch D. Mart. Lutheri … Jetzt auffs new wieder gedruckt und mit vielen herrlichen Lieder vermehrt«), das bestimmend wurde für das restliche 17. Jahrhundert; dieses Gesangbuch wird 1723 »zum 25. Mahl ausgefertiget«. 1661 stellt er für den ersten »Nur«-Buchhändler Tobias Schröder das Werk »Martialis renatus …« von Henning Meiger her. Nach 1664 druckte Müller eine wöchentliche Zeitung, die von dem späteren kurbrandenburgischen Postmeister Jobst Böckmann verlegt wurde, aber 1667 auf Müller überging. 1666 wurde er Ratsdrucker und legte den Druckereid

Müller ab: »Ich schwere, daß ich diejenige Schrifft, so von E. E. Rath der Stadt Magdeburg mir iezo zum Druck gegeben, in geheim halten, Niemand offenbaren oder zu lesen communiciren, sondern mehr dann 200 Exemplaria drucken … auch kein einiges durch meine Gesellen oder Jungen nachdrucken lassen …«. Obwohl er der einzige Drucker der Stadt war, hatte er nicht viele Aufträge vom Rat erhalten. Er starb 1668; die Erben druckten noch sechs Jahre weiter; 1674 stellten sie ein »Gesangbuch für Plötzki, Pretzien und Elbenau« her. Dann übernahm sein Sohn Johann Daniel Müller die Officin. Die Druckermarke zeigt einen Pelikan in seinem Nest, der seine Brut füttert. Eingefaßt wird dieses christliche Symbol von Rollwerk; links und rechts zwei Halbfiguren und zusätzlich eine Kordel.

Johann Daniel Müller (Joh. Dan. Müller, Müllern, Johannes Danielis Mülleri, Müllerus, Stanno Mülleriano, Mulleri, Aerae Mülleriano, Typis Müllerianis, Müllers Schrifften), der Sohn des Magdeburger Druckers Johann Müller, wurde um 1668 zum Soldatendienst gezwungen, aus den ihn seine Mutter freikaufte, indem sie auf Haus und Druckerei in der Dreienbretzelstraße in Magdeburg eine Hypothek aufnahm. Er war zuerst als Gehilfe in der Officin seiner Mutter tätig. Die Officin befand sich im Haus »zum Goldenen ABC«, das auf die Überschrift des von Martin Luther verdeutschten 119. Psalm an: »Der Christen güldenes ABC vom Lobe, Liebe, Kraft und Nutzen des Wortes Gottes.« 1671 werden in seiner Buchhandlung Exemplare der verbotenen Schrift »Palinodia Stengeriana« des in Erfurt abgesetzten Pastors Stenger beschlagnahmt. Ein weiteres Mal kommt er 1677 mit der Justiz in Konflikt, da er angeblich ein obszönes Hochzeitsgedicht gedruckt haben soll; er wird zu einer Geldstrafe von 20 Taler verurteilt, die ihm, weil er »siech und krank« sei, hälftig

Müller erlassen wird. 1673 beschweren sich die Buchbinder der Stadt beim Rat, weil Müller Kalender und Historienbücher einbinde und verkaufe. 1677 bittet er um Milderung der Zensur und um Befreiung von Einquartierungen, die ihm als bürgerliche Last auferlegt worden war; erst 1681 gewährt ihm Kurfürst Friedrich Wilhelm diese Bitte, doch schon zwei Wochen später widerrief der Große Kurfürst seine Entscheidung. Durch seine zweite Ehefrau kommt Johann Daniel Müller in den Besitz zweier zusammenhängender Häusern – ein Brauhaus in der Tischlerbrücke (eine enge Geschäftsstraße mit in die Mitte gelegten Steinplatten) und ein anschließendes Wohnhaus in der Lödischehofstraße; hierher verlegt er 1679 die Officin, verkauft sein erstes Haus, muß es zurücknehmen und verkauft es endgültig 1706. Sein Stiefsohn Johann Röber, ein gelernter Drucker, richtet sich 1694 mit seiner Hilfe eine eigene Officin ein. 1687 erbittet er von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, das Recht, auch als Buchbinder und Buchhändler tätig zu werden; die Tätigkeit als Buchbinder wird ihm gestattet, die Buchhändlertätigkeit auf die sebst verlegten Bücher beschränkt. Um 1688 erhielt er von Kurfürst, der 1666 brandenburgische Truppen in Magdeburg einquartiert hatte, ein Privileg als alleiniger Drucker von Magdeburg. Der »Churfürstl. Brandeb. Privil. Buchdr.« stellte die amtlichen Drucksachen her und gab die Magdeburger Zeitung heraus. 1694 gab er einen Teil seines Schriftmaterials seinem Stiefsohn aus zweiter Ehe, Johann Röber, für die Gründung einer eigenen Druckwerkstatt. 1691 will Müller eine Papiermühle errichten, doch war das Lumpensammlerprivileg bereits August Jenner aus Halle erteilt worden. 1705 kauft Müller die Officin seines Großvaters in Zerbst von seinem Vetter Johann Ernst Betzel. Müller wurde in Zerbst Hofbuchdrucker, blieb aber in Magdeburg wohnen. Als Hofbuchdrucker genügte vielfach eine kleine Druckerei, deren Einrichtung verhältnismäßig leicht zu finanzieren war, da die gedruckten Schriften nicht umfangreich waren. Anders war es als Drucker eines geistlichen Herrn, da dann auch liturgische Werke hergestellt worden. Johann Daniel Müller starb 1726, ein Teil der Druckerei ging an seinen

Müller Sohn Andreas, einen weiteren Teil hinterließ er seiner Witwe, die damit bis 1734 in geringer Ausdehnung arbeitete, 1734–1736 ruhte das Geschäft der Witwe Müller ganz und ging dann durch Kauf an den Buchdrucker Gottfried Vetter über Die Druckermarke zeigt eine Armillarsphäre, auf deren Spitze ein Kreuz angebracht ist.

Matthäus Müller (Müllers, Müllern, Müllerus, Matthaei Mulleri) war der erste Drucker in Brandenburg und durfte 1664 mit kurfürstlicher Genehmigung eine Druckerei einrichten. Er stammt aus Dresden, war 1659 an der Universität Jena immatrikuliert und 1664 eingetragen im »Kunstbuch« von Frankfurt (Oder); hier hatte er auch den Druckerberuf erlernt. Er war verheiratet mit der Tochter eines Druckers. Sein erstes Werk in Brandenburg war 1665 die »Jsagoge Philosophica« von Valentin Fromme. Der Schwerpunkt seiner Drucke waren Schulbücher, religiöse Literatur und Leichenpredigten. 1673 druckt er die »Abdanckungs-Worte Welche Bey der HochAdelich angeordneten Erdbestattung Der Margarathen Gottlieb von Pfuellin …» Sein letzter Druck in Brandenburg erfolgte 1675 (»Compendium Latinae Grammaticae Pro Discentibus Scriptum«). 1676 ist er wieder in Frankfurt (Oder); hier war er nur im Jahr 1676 tätig und stellte im Auftrag des Berliner Verlegers Völcker den »Mercurius Astrologicus Novus« her. Schon im selben Jahr ging er nach Küstrin, wo er bis 1689 als Drucker tätig war. Sein erster Druck war hier eine Leichenpredigt (auf Berndt Joachim von Mörners); Leichenpredigten mit den sehr bemerkenswerten Überschriften, die auf einen Blick zeigten, welch’ gottesfürchtige Person just starb, waren ein Schwerpunkt seiner Druckertätigkeit: »Die Letzte Liebe und Schuldigkeit Welche dem seeligen Herrn Licentiato Schapern Dessen Hinterlassene Kinder und Treu-verbundene Freunde, Erwiesen haben« (1688).

Müntzer 1687 druckt er »Anhang und Erklärung Der in Anno 1685 publicirten Neumärckischen Pauer- Gesinde- Hirten- und Schäfer-Ordnung«, die er mehrmals herstellt. 1688 druckt er ein »Churfürstlich-Brandenburgisches Edictum Wider die Duella«. Sein letzter Druck in Küstrin erschien 1689. Insgesamt stellte er etwa 60 Drucke her. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet. Die Titelseite zeigt das kurbrandenburgische Wappen auf zwei Schilde verteilt: links ist das Szepter des Kurfürsten, auf dem rechten Schild der brandenburgische Adler.

Thomas Müntzer ist 1512 in der Matrikel der Universität von Frankfurt (Oder) als Student eingetragen; eine eigene Druckerei besitzt er hier nicht. Müntzer stammt aus Stolberg im Harz, studiert 1506 in Leipzig und ist 1512 in Frankfurt, in der Diözese Halberstadt wird er zum Priester geweiht, 1514 erhält er eine Altarpfründe in Braunschweig, 1519 ist er in Leipzig, 1520 in Zwickau, ein Jahr später wird er hier wegen des Vorwurfs der Aufruhr entlassen und aus dieser Stadt vertrieben; seinen letzten Sold quittierte er stolz mit »Thomas Müntzer, qui pro veritate militat in mundo« (Thomas Müntzer, der für die Wahrheit in der Welt kämpft). Er geht dann nach Prag, Jena, Erfurt und Weimar. Außerdem lebte und arbeitete er in Quedlinburg, Aschersleben, Jüterbog, Glaucha bei Halle und Weißenfels. 1523 ist er Prediger in Allstedt. Hier heiratete er die »entlaufene« Nonne Ottilie von Gersen, und hier richtet er sich mit einem Darlehn des Allstedter Rats über 100 Gulden eine Privatdruckerei ein, weil er wohl ohne Einschränkungen durch die Zensur publizieren wollte. Er besaß Schrifttypen, die den Lettern des Leipziger Wolfgang Stöckel ähneln und die er wohl von Nikolaus Widemar aus Eilenburg erhalten

Murrer hatte. 1524 hält er die sog. Fürstenpredigt vor Kurfürst Johann von Sachsen und dessen Sohn Johann Friedrich. In Allstedt druckt er danach den »Fürstenpiegel« (»Fürstenpredigt«), in der die sächsischen Fürsten aufgefordert werden, sich der Reformation anzuschließen und im übrigen christlich zu handeln. Noch vor dessen Fertigstellung beginnt er mit dem Druck der »Deudsch Euangelisch Messze«. Er wird entlassen; der Verhaftung wegen der unbotmäßigen »Fürstenpredigt« entzieht er sich durch die Flucht. Er war engagierter Anhänger Luthers und verabscheute nicht nur das Papsttum, sondern bekämpfte auch die ständisch geprägte weltliche Ordnung. Zu Beginn des Bauernkriegs distanzierte sich Luther von ihm, da Müntzer sich radikalen und sozialrevolutionären Bestrebungen zuwandte und für die Befreiung der Bauern eintrat. Seine Versuche, die verschiedenen Bauernhaufen im Kampf gegen die adligen Heere zu vereinigen, mißlang. 1525 wird er zum Pfarrer der Marienkirche in Mühlhausen in Thüringen gewählt. Müntzer wird nach der Schlacht bei Frankenhausen, in dem die »aufständischen« Bauern eine Niederlage erlitten, gefangen und im Turm von Heldrungen inhaftiert, gefoltert und vor den Toren der Stadt Mühlhausen enthauptet, sein Leib aufgespießt, sein Kopf auf einen Pfahl gesteckt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Balthasar Murrer (baccalrius Baltasar Murher de Echterdingen, Morrer, murrher, Balthasar[m]) stammt aus Echterdingen in Württemberg. Er hatte nach einem Studium den Grad eines Baccalaureus erworben. Er wurde 1504 Bürger von Frankfurt (Oder). 1507 schloß er sich mit Nikolaus Lamparter aus Basel zusammen, um gemeinsam eine Druckwerkstatt zu betreiben; er war der Geschäftsführer dieser Firma. Ihr erster Druck war eine Aristoteles-Ausgabe. Zu ihren Drucken gehörten ins-

Mylius besondere Unterrichtsbücher für die Universität. Zu ihren Schriften gehörten gotische Typen und ein Antiquasatz (die Leipziger druckten erst 1512 mit AntiquaTypen). Mit diesen Antiqua-Typen, vermutlich von Lamparter aus Basel mitgebracht, wurden vorwiegend die Klassikerausgaben mit großem Durchschuß zwischen den Zeilen (für die handschriftlichen Eintragungen während der Universitätsvorlesungen). 1508 schreibt er sich in die Matrikel der Universität ein. Im selben Jahr verläßt sein Geschäftspartner Lamparter die Stadt. Insgesamt hatten die beiden 15 Drucke hergestellt. Murrer druckte allein vermutlich noch im Jahr 1509 ein letztes Werk: ein »Tractatus aureus et conpendiosus de philosophie dignitate«. Im Lauf des Jahres 1509 übernahm Johannes Hanau, Geselle bei Konrad Baumgarten, die Werkstatt. Nach 1511 ist Murrer nur noch als Buchhändler (Bibliopola) tätig; die Buchhändler in Frankfurt waren zugleich als Papierhändler tätig. Die Druckermarke, die Lamparter und Murrer für ihre beiden Werke nutzten, zeigt in einem rechteckigen Format in einem doppelten Rahmen die Personifikation der Weisheit unter einem aus zwei Bäumen gebildeten Bogen. Die Figur wird flankiert von zwei Wappenschilden. Links befindet sich die Handelsmarke von Lamparter: eine gespiegelte 4 mit einem zusätzlichen Balken, verbunden mit einem »N«. Auf dem rechten Schild sind die Initialen von Balthasar Murrer, darunter eine Schleife und ein Horn.

Johann Burchard Mylius (Johann Burkardi, Literis Mylianis) stammt aus Alfeld bei Nürnberg. 1681 wird er in die Altdorfer Matrikel eingeschrieben. 1683 beginnt er, sich in Neustadt an der Aisch eine Druckerei einzurichten. 1685 kommt sein erster Druck, eine Leichenpredigt, heraus. Im selben Jahr stellt er »Das zur himlischen Deo-Glori über Der Römischen Käys. Majestät Sieghafften Waffen gelösete Band der Zungen Des

Mylius Gott-Lobenden und Gott-Gelobten Geistlichen Israels …« her. Sein letzter Druck in Neustadt ist eine Leichenpredigt (auf Johann Christoph Beer). 1686 geht er – vermutlich auf Veranlassung des Generalsuperintendenten Heinrich Arnold Stockfleth – nach Münchberg. Hier ist sein erster Druck »Der Könige in Italien Leben Regierung Thaten und Absterben. Das auf 700. Jahr berechnete Reich der Gothen und Langobarden«. 1690 gibt er ein »Neu-quellender Brunn Israels Oder: Neu-verbessertes Gesang- und Gebeth-Buch« von Stockfleth und noch ein weiteres »Brandenburgisches Gesangbuch« heraus. 1698 veröffentlicht er »Die Christ-schuldige Erneuerung zu Gottes Ebenbild« von Johann Georg Pertsch von der Theologischen Fakultät Altdorf. In seiner neuen Heimat wird Mylius zum Kirchner (Küster) berufen und übernimmt später zusätzlich das Amt eines Schulmeisters. 1701 brennt’s in der Stadt; dabei wird seine Werkstatt vollständig zerstört. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Frankfurter Drucker

Weitere Drucker in Frankfurt (Oder), die in der Universitätsmatrikel eingeschrieben sind (soweit nicht mit eigenem Artikel aufgeführt): Die Einschreibgebühr für Buchdrucker schwankte zwischen 3 bis 6 Groschen, die der Buchbinder zwischen 2 und 5 Groschen. 1591: Michell Schreyer »Buchdruckergesell« (aus Marienberg) als Neubürger eingeschrieben, 1592/93: Andreas Riedinger Witebergensis typographiae minister (aus Wittenberg); 1594: Peter Pavus von Pribuß Buchdruckergesell (aus Priebus); 1594/95: Georgius Sartorius Berlinensis Buchdruckergesell und Joannes Mangolt Erfordianus typographus; 1595/96: Andreas Brunerus Egranus, Buchdruckergeselle (aus Eger) 1596/97: Michael Pulman Witebergensis, 1598: Andreas Richter Wittembergensis, Buchdrucker, Thomas Rigler Kyzingensis Buchdrucker (aus Kitzingen in Unterfranken), Thomas Rietzler von Landsperg, Buchdruckerjunge (aus Landsberg/Warthe) und Balthasar Schradt Wittenbergensis Buchdrucker; 1599: Andreas Berchholtz Buchdruckergeselle von Britzen (aus Treuenbritzen in der Mark); 1599/1600: Wolffgang Reuter von Thornham im Wirtenberger Landt Buchdruckergeselle (aus Dornham bei Freudenstadt); 1600: Lambertus Winand Gymnicus Buchsetzer (aus Köln); 1600/01: Joachim Fus von Gribswald aus Pommern, Buchstabensetzer (aus Greifswald), Christoph Ewaldt von Moschlebenin Düringen, Buchdrucker (aus Molschleben), Peter Weint, Thomas Teichmann (aus Leipzig), Johannes Homberg aus Sangershausen (bei Merseburg) und Andreas Steiger von Wien Buchdruckergeselle; 1602/03: Christoph Zwinger; 1603: Andreas Pregel (aus Guben), Jochen Sauer (aus Stralsund) und Georg Lisch (aus Pegau in Sachsen); 1603: Andreas Pregel (aus Guben Oder), Jochen Sauer (aus Stralsund) und Georg Lisch (aus Pegau in Sachsen); 1603/04: Wendelinus Brand

Frankfurter Drucker

(aus Eisleben) und Mattäus Kin (aus Stettin); 1605: Heinrich Raquet (aus Aachen) und Johannes Bornheinrich (aus Annaberg im Erzgebirge); 1605/06: Caspar Kröle (aus Crossen); 1606: Georgius Spenhendell (aus Wittenberg) und Nkolaus Plock (aus Lübeck); 1607/08: Franz Buschol (aus Strasburg in der Mark Brandenburg) und Zacharias Dorffer (aus Wittenberg); 1611: Martin Bruxer (aus Cottbus in der Niederlausitz); 1611/12: Christoph Schmidt (aus Erfurt); 1612: Martin Feierdinger (aus Salzburg) und Andreas Rindfleisch (aus Reudnitz bei Greiz oder Leipzig); 1614: Zacharias Apel (aus Buttstedt bei Weimar) und Abraham Lange (aus Bautzen); 1617/18: Andreas Newman (aus Langenau in Schlesien), Jacobus Schmidt (aus Reppen/Sternberg), Jacobus Mann (aus Erfurt), David Plack (aus Perleberg in der Neumark), Johannes Pfenningk (aus Augsburg) und Ambrosius Wahle (aus Kemberg bei Merseburg); 1618: Johan Tezschmann aus Frankfurt; 1618/19: Sigismundus Rhodius (aus Frankfurt), Joannes Schweinburgk (aus Weimar), Bonaventura Etz (aus Nürnberg), Hans Dregell (aus Marburg) und Hans Gürge Frosch (aus Speyer); 1619: Joseph Erhartt (aus Weinsberg in Württemberg) und Michael Meisner (aus Jena); 1620: Hans Bierisch (aus Lübben im Spreewald); 1621/ 22: Matthias Bawstorf (aus Stettin), Abraham Meyenburgk (aus Hamburg) und Georg Müller (aus Wittenberg); 1622: Matthaeus Heseler (aus Breslau) und Caspar Klee (aus Stettin); 1623: Christoph Ehewald (aus Frankfurt) und Jacob de Marne (aus Frankfurt am Main); 1623/24: Johannes Jungblut (aus der Rheinpfalz); 1625: Andreas Bayer (aus Prag); 1632: Martinus Gubner (aus Görlitz); 1639: Johannes Seyffert typographus (aus Leipzig); 1643/44: Georg Carnal (aus Schönwalde in der Mark); 1648: Jacob Tiede (aus Wriezen in der Mark), Joannes Nisius (aus Lucka in Sachsen-Altenburg) und Jacob Tile (aus Raudten bei Breslau); 1674: Hermann Pettenberg, Buchdruckergeselle (aus Kreuznach in der Unterpfalz) als Neubürger eingeschrieben.

Nacke · Naudé

Christoph Nacke (Nake, Christoff Nacken) war in Magdeburg 1609 als Drucker tätig und stellte mehrere Leichenpredigten her. Außerdem druckte er im Auftrag von Ambrosius Kirchner (III.) einige Schriften des Schulrektors und Predigers an der St.-SebastiansKirche Georg Rollenhagen. 1609 kommt aus seiner Officin das Werk »Analysai Rollenhagianum. Das ist: Seliger Abschiedt/ Deß Weylandt Ehrwürdigen und Hochgelarten Herrn/ M. Georgii Rollenhagii, Langgedienten Schull Rectoris dieser löblichen Alten Stadt Magdeburgk : Verfasset: In einer kurtzen Leichpredigt/ Uber den Spruch Philip. 1. So an unsers Herrn Himmelfahrts Tage/ An welchem Er in der PfarrKirchen zu S. Ulrich in sein Ruhebetlein gesetzet/ gehalten worden« von Aaron Burckhart. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Paul Naudé stammt aus Metz und ging 1690 nach Frankfurt (Oder), wo er mit Jean Etienne gemeinsam eine Druckerei gründete. Verheiratet soll er mit einer Frau aus der Druckerfamilie der Estienne und Jean Etienne soll sein Schwager gewesen sein, doch gibt es hierfür keine Belege. Bereits 1686 hatte er von Kurfürst Friedrich Wilhelm die Erlaubnis erhalten, eine Officin zu errichten, sofern er sich auf französischsprachige Drucke beschränkte. Eine Druckermarke oder eine Abbildung eines von Naudé und Etienne gedruckten Buchs konnte nicht gefunden werden.

Oelschlägel · Öttinger

Johann Melchior Oelschlägel (Literis Oelschlegelianis, Stanno Oelschlegeliano, Charactere Oelschlegeliano, Characteribus Oelschlegelianis, Typographeum Oelschlegelianum, Melchiorem Oelschlägeln, Typis Oelschlegelianorum, Oelschegelianus, Oelschlegell, Oelschlegel, Oelschlegels) begann 1645 als Drucker in Halle (Saale). 1661 verlegt er »Pindum Halensem sub Novendiale Valentinianum Viri« von Valentin Berger. 1673 druckt er in französischer Sprache »Description Distincte Des Diverses Leçons Au Drappeau«. 1676 veröffentlicht er »Donorum Dei bonorum & perfectorum Sacer Septenarius. Das ist: Die Siebenfältigen guten und vollkomenen Gaben Gottes« von Daniel Klesch. Sein letzter Druck erschien 1685. Die Witwe druckte noch einige Jahre weiter (»Typis Haeredum Oelschlegelianis«). Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Heinrich Öttinger (Hinrich Ottinger, Heynrich oettinger, Henrych, Henrich, Hynrick, Hinrick) war ein Magdeburger Drucker, der in den Jahren 1525–1532 mit Druckmaterial des Leipziger Druckers Jakob Stöckel und Valentin Schumann eine Officin betrieb. Zu seinen ersten Drucken gehört »Von dem miszbrauch Christlicher freyheyt vnd dem grawsame Laster des volsawffens«. 1525 veröffentlicht er als Einblattdruck eine Nachricht aus dem Bauernkrieg, die als erste Zeitung Magdeburgs anzusehen ist: »Warhaftige Newe zeytunge vnd antzal der vorbrenten zustoerten Schlosser vn[d] Closter vm franckenlandt mit namen antzeygt. 1525. Gott allein die Ehre.« 1527 stellt er die Schrift »Widder dem vbergeystlichen Thomisten zu Dessaw Johann Mensing« von Johannes Fritzhans her. Im selben Jahr veröffentlichte er eine »Wahafftige newe zeytung aus Rom geschrieben wie herr Jeorgen von Frons-

Osterberger bergs Sohn den babst mitt. 18 Cardinaln gefangen hat«. 1529 druckt er das von der katholischen Kirche verbotene »Een schoon onderwijs van gheestelijcken huyshoudinghe« von Johann Menius. 1532 veröffentlicht er eine weitere Zeitung: »Newe wahrhaftige Zeitung der Rüstung wider den Türken.« Er brachte noch weitere dieser unregelmäßig erscheinenden Einblattdrucke heraus, die die Anfänge von Zeitungen darstellen. Außerdem fertigte Oettinger 1528 den ersten Bibeldruck der Stadt Magdeburg an, das ins Niederdeutsche übertragene Alte Testament. 1533 versucht er vergebens, eine Anstellung als Stadtdrucker von Breslau zu erhalten. Insgesamt druckte Öttinger rund 80 Schriften, zumeist amtliche Drucksachen und Kampfschriften gegen katholische Prediger. Der Titel des Buchs wird in dieser Abbildung auf einer quadratischen Tafel abgedruckt, die unter einem Säulenbogen plaziert ist. Oberhalb des Titels eine stilisierte Muschel, u.a. ein Sinnbild für die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer. Oberhalb der Muschel sind auf kleinen Tafel die Buchstaben »D«, »W«, »G«, »B« und »E« wiedergegeben: Das Wort Gottes bleibt ewiglich (bzw. in Ewigkeit); 1 Petrus 1:25 und Jesaja 40:8; es war das Leitmotiv der Reformation in Deutschland. Unterhalb des Titels eine Halle mit schachbrettartigem Fliesenmuster. Im Vordergrund sind zwei Wappenschilde. Links ist das Stadtwappen von Magdeburg mit dem geöffneten Tor und der Jungfrau der »Mägdeburg« auf der Mauer., mit einem Blätterkranz in der rechten Hand. Auf dem rechten Schild ist die Lutherrose abgebildet.

Georg Osterberger (Georgij Osterbergeri, Jurgi Osterbergera) stammt aus Franken und war Schreiber und samländischer Notar bei Herzog Albrecht von Preußen und dessen Nachfolger Albrecht Friedrich in Königsberg. Er heiratete Kordula Daubmann und kam so

Osterberger auch in den Besitz eines Teils der schwiegerväterlichen Officin. 1575 kaufte er von seinem Schwager Bonifatius Daubmann für 1.031 Gulden die restlichen Besitzanteile an der Druckerei. Im selben Jahr begann er auch mit dem Drucken. Außerdem besaß er Buchhandlungen, eine Papiermühle (ab 1592 sogar deren zwei) und ein Lumpensammlerprivileg im Herzogtum sowie eine Buchbinderei; gegen deren Betrieb protestierten die anderen Königsberger Buchbinder, da Osterberger kein gelernter Buchbinder war. 1577 erhielt er ein Privileg des Königreichs Polen, in dem ihm zugesichert wurde, Nachdrucke seiner Werke zu unterbinden. 1585 wurde er herzoglicher Drucker und erhielt zugleich ein Privileg, einziger Drucker Preußens sein zu dürfen. In diesem Privileg wurde ihm zugestanden, drucken zu dürfen, was er wolle, doch wurden seine Verkaufspreise von der herzoglichen Verwaltung vorgeschrieben. Erst 1588 wurde er in die Matrikel der Universität eingeschrieben. Aus der Druckerei von Osterberger stammt der erste Erlaß des Markgrafen von Brandenburg Georg Friedrich in litauischer Sprache »Is Dievo malones mes«, der den eingewanderten schottischen Hausierern (im Litauischen »szatas«, »skat«, »schatt«) das Sammeln von Lumpen in den Höfen und Häusern verbietet (1589). 1590 wurden ihm als »Regiomontani Secretarius et Typographus« seine Privilegien von Georg Friedrich von Ansbach als Administrator von Preußen bestätigt. Vor 1590 arbeitet bei ihm der Drucker Felbinger, der sich in jenen Jahren selbständig machte und dem Osterberger vorwarf, er habe Lumpen und Papier aus seiner Officin veruntreut. Insgesamt stellte Osterberger mehr als 350 Drucke her, darunter die in Brandenburg-Preußen üblichen Leichenpredigten, amtliche Drucksachen und Disputationen der Universität. Zu seinen letzten Drucken gehören »Predigt Vom Trost der Wittwen Uber das Evangelion … von der Witwen zu Nain« und »Zorn unnd Genaden Spiegel. In diesen letzten elenden betrübten und bösen zeiten der Gottlosen sichern blinden und nerrischen Welt nützlich und tröstlich zu lesen« von Friedrich Sommer. 1600 veröffentlicht er Simonas Vaisnoras Liederbuch »Margarita theologica collecta et conscripta a Adamo Francisci«, eine

Osterberger-Daubmann Übersetzung aus dem Lateinischen in die litauische Sprache. Osterberger starb 1602. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet. Bei der Abbildung auf der abgedruckten Titelseite handelt es sich um eine Illustration zum Thema des Buches.

Kordula Osterberger-Daubmann (Typis Osterbergianis, Praelo Osterberger, Typis Osterbergerianis, Georgen Osterbergers Wittwen) übernahm die Geschäfte und ließ die Officin von dem Faktor Johann Schmidt leiten, der mit einer ihrer Töchter verheiratet war. Insgesamt stellten Georg Osterberger und seine Erben rund 370 Drucke her. 1603 druckt sie das Buch »für die Knaben und Mägdlein Schulen im Löbenicht Königsberg« des Johann Leuckenrodt »Nützliche und kurtze Fragstücke / Dadurch der kleine Catechismus Lutheri also erkleret wird /daß einfeltige Layen / und Kinder verstehen können / daß ihr gantzes Christenthumb darinnen einfeltig und gründtlich verfasset und begriffen ist.« Zu den letzten Drucken der Witwe gehören »Confessio vera & Lutherana, Oder Warhafftige Glaubens Bekentnuß von den vier HauptArtickeln Unsers Christlichen Glaubens Der Person unsers Heylandes Der H. Tauffe Dem Hochwürdigen Abendmahl und der Gnadenwahl der Kinder Gottes zum ewigen Leben« und »FinckenSpiegels Erster Theil Zu entgegen dem vermeineten blinden Aberglaubigen SacramentSpiegel Deß verführeten auch verführischen Apostatae Salomonis Fincken zur zeit Churfürstlichen Brandenburgischen Hoffpredigern«. Ein weiterer Schwiegersohn, Georg Neycke, war gleichfalls in der Druckerei tätig. 1614 kaufte Johann Schmidt die Werkstatt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Oujezdský

Alexander Oujezdský (Alexander z Augezda, Allexandra, Aujezdský, Augezdeckiego, Alexander Impressor, Augezdecki, Alexander Behm von Luthomisl, Alexander Luthomyslensis, Aleksander Augesdecki, Alexandra z Litomysla) stammt aus Szamotuly bei Posen in Polen: Gelernt haben soll er den Druckerberuf bei Jana Pekka und Jan Mantuan Fencl in Pilsen. Er war Mitarbeiter von Pavel von Mezirici, der 1503 in Leitomischl (Litomyšl) im Auftrag des Erbherrn der Stadt Bohus Kostka von Postupice eine Druckerei für die Brüdergemeine eingerichtet hatte. Die Officin befand sich in einem Haus auf der Hora Olivetská, dem Ölberg, und deshalb nannte man sie »Olivetská« und ihren Besitzer Pavel Olivetská; eine weitere Werkstatt besaß dieser in Prag, die bis 1534 bestand. Von Olivetská stammt die Bittschrift der Böhmischen Brüder an König Ludwig um Schutz (1524). Alexander Oujezdský heiratete eine Tochter dieses Druckherrn und wurde nach dem Tod seines Schwiegervaters 1534 Besitzer der Officin. Er war ebenfalls Drucker der Böhmischen Brüder und stellte mit seinem Schwiegervater insgesamt fast 40 Drucke her, zumeist theologischen Inhalts. 1536 gab er an, in der Werkstatt »Mestska prava Briksiho z Licska« gedruckt zu haben. 1539 stellte er die Reisebeschreibung des Martin Kabátnik her, der 1491/92 von der Brüdergemeine in den Orient ausgesandt worden war, um dort die ursprüngliche christliche Lehre zu finden (was aber nicht von Erfolg gekrönt war). 1541 gab er die Erklärung des Jan Augusta, Bischof der Brüder-Unität, heraus. Ein Jahr später stellte er Kabátniks Bericht abermals her. Zu seinen typographisch gut gemachten Drucken gehören etliche Katechismen und historische Werke. Bis 1547 gab er auch Schriften der Brüdergemeine und möglicherweise auch eine Publikation gegen Kaiser Ferdinand I. heraus. Nach dessen Sieg über die böhmischen Landstände und aufgrund der Ausweisung durch König Ferdinand von Habsburg ging Oujezdský 1549 nach einem kurzen Aufenthalt in Prag als Glaubensflüchtling mit den Böhmischen Brüdern nach Königsberg. Noch in den 1530er Jahren waren diese wegen abweichender

Oujezdský Lehrmeinungen vom Herzog abgewiesen worden und durften erst 1549 nach der Veröffentlichung ihrer in Marienwerder gedruckten Schrift »Decreta Ecclesiastica in Prussia pro advensis Bohemis«, in der die Übereinstimmung mit der »Augsburgischen Confession« festgestellt wurde, nach Preußen einwandern. Herzog Albrecht I. von Brandenburg sicherte ihm durch Vermittlung des Pfarrers Jan Seklucjan von der polnischen Königsberger Gemeinde Wohnung und Arbeitsaufträge zu, hielt sich aber nicht daran. Mit der Hilfe Seklucjans richtete er sich 1549 eine Officin in Königsberg ein und spezialisierte sich auf den Druck polnischsprachiger Drucke; 1549 richtete sich auch Hans Lufft eine Druckerei ein und Hans Weinreich betrieb ebenfalls eine Werkstatt. Der erste Druck Oujezdskýs erfolgt im selben Jahr mit »Rozprawa Ksiedza z Popem o bezzenstwe …« von Jan Seklucjan. Danach druckt er, ebenfalls in polnischer Sprache, »Narzekanie smutney matki Corony polskie« (Weheklage der betrübten Mutter, der Krone Polens) von Mikolaj Rej her. Ein dritter Druck ist »Kvpiecz To Iest Kstalt a podobienstwo …« (Der Kaufmann, das ist Beschaffenheit und Abbildung des jüngsten Gerichts Gottes) in einem Umfang von acht Blatt. 1549 beginnt er auch, das Matthäus-Evangelium mit einem Vorowrt des Johann Malecki zu drucken; doch wurde dieser Druck wurde mit dem 18. Kapitel (von 28) auf Anordnung des Herzogs unterbrochen; erst ein Jahr später darf er die Ausgabe vollenden. 1550 druckt er ein Neues Testament in polnischer Sprache, das 1551 herauskommt; bemerkenswert ist der Anhang, in dem eine Schrift über Orthographie und Grammarik der polnischen Sprache von Murzynowski dargestellt ist; dieser war nach 1550 mehrmals als Übersetzer für Oujezdský tätig. Ein Jahr später stellt dieser in einem Quart-Format das Matthäus-Evangelium in polnischer Sprache her (übersetzt von Seklucjan). Oujezdský druckte sowohl Schriften von Osiander (z.B. 1553 eine polnische Ausgabe der »Artikel über die Rechtfertigung«, »Artykuly Chrzecianskie …« in Oktavformat und 12 Blatt Umfang) wie auch lutherische Texte (z.B. 1552 einen »Kleinen Katechismus« – »Maly Katechizm, und 1553 »Neues Testament« – »Testament Novvy …«). Im Zuge der sog. osiandrischen Wirren (Streitereien

Oujezdský zwischen dem vom Herzog unterstützten Andreas Osiander und anderen Theologen und Universitätsprofessoren über die Rechtfertigungslehre) wurde seine Druckerei kurze Zeit geschlossen, da Seklucjan – und er war dessen Drucker – zu den Gegnern Osianders gehörte, aber auf seinen Antrag an den Herzog 1551 wieder eröffnet. Zu seinen Drucken gehört z.B. »Lac Spirituale« von Pietro Paolo Vergerio, dessen deutsche sowie lateinische Fassung von Hans Daubmann gedruckt wurde. 1553 (nach dem Wegzug von Hans Weinreich und der Stillegung der Lufftschen Officin) versuchte er vergebens, Universitätsdrucker zu werden (1554 wurde dies der vom Herzog angeworbene Nürnberger Hans Daubmann, der ein monopolartiges Privileg erhielt). Oujezdskýs letzter Druck in Königsberg im Jahr 1556 war ein lateinisch-polnische Ausgabe des »Lac spirituale pro alendi et educandis christianis puereis« des Bischofs von Capodistria als Geschenk für den siebenjährigen Sohn von Mikolaj Krzystof Radziwill. 1557 verläßt Oujezdský Königsberg und zieht in seine Geburtsstadt Szamotuly, wo er für den protestantischen Grafen Gorka arbeitete, und dann nach Proßnitz (Mähren). Hier in Szamotuly druckte er 1561 das sog. »Szamotuler Kanzional«. Nach dem Tod des Kaisers kehrte er zurück nach Litomysl und druckte hier bis zu seinem Tod 1577. Diese Officin wurde von dem Buchbinder Ondrej Fraudenc übernommen. Die erste Druckermarke zeigt zwei nebeneinander stehende Schilde. Auf dem linken Wappenschild ein Monogramm des Druckers (»AzP«). Die Buchstaben stehen neben einem »H« mit zwei Kreuzen, darüber ein »S« oder eine stilisierte Schlange; das »H« könnte ein verdeckter Hinweis auf Johannes Hus sein. Auf dem rechten Schild stehen neben einer eigenartig gestalteten Handelsmarke die Buchstaben »BzT«, ein Verweis auf den Ort Bohosudov bei Teplitz. Die zweite Druckermarke (1534) zeigt oberhalb des Titeltextes die Handelsmarke von Oujezdský auf einen Wappenschild, jedoch ohne die Buchstaben »BzT«, flankiert von zwei Kreisen, in denen Fratzen oder Köpfe zu sehen sind. Unterhalb des Titeltexts ein leerer Wappenschild, links und rechts daneben fischartige Fabelwesen. An den beiden Seiten befinden sich verschieden verzierte Säulen.

Palm · Pettenberg

Joachim Palm d.Ä. (Palme, Palmen, Joachimi, Joach., Prelo Palmiano, Stanno Palmiano) stammt aus der Stadt Brandenburg und war 1655 als Druckergeselle, vermutlich bei Eichorn, in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. 1659 begann er in Zerbst gemeinsam mit den Erben des Andreas Betzel zu drucken; ihr erster Druck war eine »Leichenpredigt auf Elisabeth Alers«. Schon ein Jahr später endete die Zusammenarbeit. Palm kaufte die Betzelsche Druckerei und wurde »Fürstl. Anhalt. Hoff-Buchdrucker« und Regierungsdrucker. 1674 soll er die von den Erben Betzels erworbene Officin an Johann Ernst Betzel verkauft haben. Palm druckte viele Leichenpredigten (insbesondere des Hofpredigers und Superintendenten Johann Dürr) Er starb 1675; seine Erben führten das Geschäft fort, und 1679 übernahm Joachim Palm d.J. die Firma. Dieser bzw. die Erben druckten vorwiegend Personalschriften (z.B. »Abdanckender Leich-Sermon, Bey Abendlicher Christ-Adelichen Funeration und Beysetzung Des Wohlgebohrnen Herrns Hn. Johann Joachims von der Marwitz Designirten Dom-Herrns der StifftKirchen zu Magdeburg Eines Hertz-allerliebsten eintzigen Sohnes …«). Johann Ernst Betzel verkaufte 1705 für 215 Taler seine Druckerei an den Magdeburger Drucker Johann Daniel Müller. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Hermann Pettenberg (Hermannus) war 1689 Drucker in Frankfurt (Oder). Von ihm sind nur zwei Drucke nachzuweisen: eine »Dissertatio Iucunda de Oculis« von Georg Ritterhausen und eine »Specimen Biblici Practici« von Georg Wegner. Pettenberg ist einer der wenigen Drucker auf brandenburgisch-preußischem Gebiet, der eine Drucker-

Pfeiffer marke verwendete. Sie zeigt einen Pelikan als Symbol der Nächstenliebe, der im Nest sitzend seine Jungen füttert (nach der christlichen Legende zerfetzt er seine Brust und gibt seinen Jungen sein eigenes Blut). An den beiden Seiten sind Atlantiden. Unterhalb des Pelikans ist auf einem Schild als Hinweis auf die Dreifaltigkeit ein Dreieck zu sehen. An den Seiten hängen Girlanden. Der Pelikan wurde von etlichen Druckern verwendet (z.B. von Joachim Boel und Andreas Eichorn).

Michael Pfeiffer (Piperus, Piper, Pfeiffern, Michaelis Pfeifferi, Literis Pfeifferianis, Pfeifferus) war im Wintersemester 1643/44 an der Universität in Frankfurt (Oder) als Druckergeselle immatrikuliert. Er ist vermutlich der Sohn des Hamburgers Lorenz Pfeiffer, der von 1624 bis 1628 in Hamburg eine Druckerei besaß. Von 1648 bis 1683 ist Michael Pfeiffer als Drucker gleichfalls in Hamburg tätig. Für den Buchhändler Johann Naumann druckt er 1648 sein erstes Werk: »Holstein vergiß es nicht« von Johann Rist. Drei Jahre später schwört Pfeiffer den Eid auf die Hamburger Druckerordnung. Sein letztes Verlagswerk druckt er 1683 für den Verleger Henrich Volckert (»D. Martin Luthers und anderer Geistreicher Männer Christliche Lieder und Kirchen-Gesänge«. Insgesamt stellte er weniger als zehn Drucke her. Pfeiffer starb 1683. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Pfeilschmidt

Matthäus Pfeilschmidt d.Ä. (Matthæum, Matthæus, Mattheum, Typis Matthæi Pfeilschmidii, Typographica Pfeilschmidii) stammt aus Wunsiedel, besuchte die Lateinschule in seinem Geburtsort und in Naumburg; dann studierte er in Erfurt, Oppenheim, Niederwesel und in den Niederlanden. Anschließend lernte er in Mainz das Druckerhandwerk. 1558 ist er als Geselle in Jena, 1559–1604 betreibt er auf Wunsch des Gymnasialrektors Johann Streitberger und mit Genehmigung des Markgrafen Georg Friedrich selbständig eine Officin in Hof. Zugleich legte der Markgraf fest, daß keine andere Druckwerkstatt im Land errichtet werden durfte. Der Markgraf wies den Hauptmann Wolfen von Schaumburg zusätzlich an, darauf zu achten, »vf das von ime [Pfeilschmidt] nit vnchristliche Billdung gedruckt noch ausgebraittet werde[n]«. Der erste Druck von Pfeilschmidt war eine Schmähschrift, wofür der Verfasser mit Kerkerhaft bestraft wurde. Die Werkstatt befand sich in der Nähe der Michaeliskirche. Sein Privileg erstreckte sich u.a. auf Leichenpredigten, Schul- und Erbauungs-büchern sowie Regierungsverordnungen. Verschiedentlich setzte der ältere Pfeilschmidt unter den von ihm gedruckten Leichenpredigten wohl selbstgedichtete Sprüche (z.B. »Lutherus war eins Bergkmanns Sonn Drumb braucht man hier eins Bergklieds Thon«). Verheiratet war er mit Anna Rupprecht. Er starb 1604. Sein gleichnamiger Sohn führte das Geschäft fort. Ein weiterer Sohn, Johann, war in den Jahren 1515–1525 als Drucker und Verleger wohl gemeinsam mit seinem Bruder in Hof tätig. Die erste Druckermarke zeigt einen deutschen Schild, auf dem ein aufrecht stehender Windhund abgebildet ist, der einen nach oben gerichteten Pfeil hält. Der Hund wiederholt sich als Helmzier. In den beiden oberen Ecken sitzen auf Säulen zwei geflügelte Putten. Neben der Zeichnung steht die Devise: »FERENDUM ET SPERANDUM«, Dulde und hoffe. Die zweite Druckermarke zeigt eine Pflanze; auf den drei Blättern links stehen die

Pfeilschmidt Buchstaben »DEO«, auf dem in der Mitte ist ein »V« und auf den drei rechten »ILT«. Neben der Pflanze steht die Devise »FERENDUM ET SPERANDUM«, Dulde und Hoffe. Der Text unter der Marke wurde von Pfeilschmidt mehrmals unter diese Abbildung gesetzt. Darunter steht der Text in Antiqua-Typen: »Nobile vincendi genus est PATIENTIA, vincit. Qui patitur: si vis vincere, disce pati«, Wer mit Geduld und Glimpf aushält, Der siegt endlich ob aller Welt. Still sein, verhörn, behält den Platz. Glimpf und Geduld ein edler Schatz. Ein deutschsprachiges Gedicht folgt: »GEDVLT ist gar ein Edles Kraut / Selig / ders in seim Garten baut. Die Sach vnd Rach befihl allein Gott / Der wirds alles schicken fein Denn wer wil haben Gottes Huld / Der muß bißweilen tragen GEDVLT Vnd Ihm nicht setzen Zeit noch Ziel / Er weiß wol Wenn Er helffen wil« Zum Abschluß folgt das Colophon mit Druckername und Datum. Die dritte Abbildung zeigt eine Vignette, die von Pfeilschmidt in den ersten Jahren seiner Druckertätigkeit in Hof mehrmals im Zusammenhang mit seinem Namen eingesetzt wurde.

Matthäus Pfeilschmidt d.J. (Officina Pfeilschmidiana, Typis Pfeilschmidianis, Matthæo Pfeilschmidius, Matthæi Pfeilschmidii, Matthæum) übernahm das Geschäft in Hof und erhielt auch einige Privilegien, u.a. eine Umgeld-Befreiung auf 1 Gebräu Bier; ferner gewährte ihm der Markgraf 4 Scheffel Korn. 1619 erhielt der Drucker ein Privileg von Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach. 1625/26 wurde die Werkstatt durch einen

Pieterszoon Brand beschädigt, aber wiederhergestellt. Für den Druck der »Leichenpredigt auf Markgraf Jorgen Fried-rich«, 14 Predigten aus dem Neuen Testament und die »Leichenpredigt« auf seinen Vater zahlte ihm der Rat der Stadt Wunsiedel insgesamt 14 Gulden. Er starb 1633. Die Druckermarke, die auch von seinem Vater verwendet wurde, zeigt in einem Blätterkranz das Stadtwappen von Hof (zwei Zinnentürme mit Spitzdächern, in der Mitte der Wittelsbacher Löwe), flankiert von zwei sog. wilden Männern.

Berend Pieterszoon d.J. (Peterts, Peterszoon, Petersz, Typis Bernhardi Petri, Bernardus, Bernhard Peterß, Berendt, Peetersen) stammt aus dem niederländischen Kampen und wurde hier 1571 Drucker. 1573 geht er mit seiner Druckerei nach Emmerich. Seinen ersten Druck stellt er im selben Jahr her: »Bewarnuß der rechten Christlichen Lehre« von Johannes Reidanus. 1581 übernimmt er die Officin seines aus Kampen verbannten Vaters Berend Pieterszoon d.Ä. (Peterszoon). 1588 zieht er nach Bremen. Sein erster Druck ist hier ein »Prognosticon« des Rektors der Lateinschule, Nathan Chytraeus. In den Jahren 1591–1594 ist er im Rechnungsbuch (»Rhederbuch«) verzeichnet. 1595 druckt er eine »Disputatio Prima De Prinicipis Iuris« von Eberhard Bornhorst. Nach 1599 wird er nur noch als Buchhändler erwähnt, der 1611 noch einen Druck (»Erinnerungsschrift von Paul von Eyzen an die Prediger zu Hamburg«) herausgibt. Mehrmals druckte er Schriften des Bremer Superintendenten Christoph Pezel. Ins-gesamt stellt er in Bremen etwa 75 Drucke her. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Piler

Johann Piler (Johannes, Pilerus, Pilern, Praelo Plierano) war Drucker in Minden in den Jahren 1667–1699. Er stammt aus Selbitz in Sachsen-Anhalt, lernte bei Andreas Mamitzsch in Gera und ging dann auf Wanderschaft. Er arbeitete in Prag in der Jesuitendruckerei, dann in Wien, in der Pfalz und dem Elsaß. 1555 war er in Braunschweig bei dem Drucker Christoph Friedrich Zillinger. Er ging 1666 nach Minden, wo er bei der Witwe Anna Elsaben Heddewig arbeitete und diese ein Jahr später heiratete. Dadurch konnte er auch die Druckerei übernehmen. 1668 erhielt er ein Privileg der Stadt Minden für den Betrieb einer Druckwerkstatt und wird auch von den bürgerlichen Lasten befreit. Im selben Jahr wurde er »Churfürstlich Brandenburgisch wolbestallter Buchdrucker« und erhielt in einem weiteren Privileg von Kurfürst Friedrich Wilhelm auferlegt, nichts ohne vorherige Genehmigung zu drucken. 1685 erhält er ein Privileg zum Druck eines Gesangbuchs und ein weiteres zum Druck des Katechismus des Konsistorialrats Adam Schermer. 1693 heiratete er in zweiter Ehe Catharina Elisabeth Steinforth. 1698 druckt er »Die Nichtig- und Flüchtigkeit menschlichen Lebens. Nach Anweisung der Worte Bildads im Büchlein Hiobs« von Johann Heinrich Behrens. Im selben Jahr kommen »Die Ordens-Regeln eines Christ-Adelichen Ritters« von Startz Hartke Schlichthaber heraus. Piler starb 1699. Im selben Jahr wird sein Privileg auf seine Witwe Catharina Elisabeth Steinforth übertragen, das im Folgejahr auf deren zweiten Ehemann Johann Dethleffsen übertragen wird. Seine Witwe führte die Officin weiter, heiratete ein Jahr später Johann Dethleffsen, der auch die Druckerei übernahm. Dethleffsen kaufte zusätzlich 1702 die Werkstatt von Henning Andreae. Ihre Söhne erhielten das kurfürstliche Privileg übertragen. Catharina Elisabeth starb 1703. Die erste Druckermarke zeigt unterhalb des Titels ein zeitgenössisches Bild der Stadt Minden, an dessen unterem Rand die Handelsmarke abgebildet ist: eine 4,

Pohl an deren Balken ein zusätzliches Kreuz, am Kreuzstamm ein »P«. Eingerahmt wird das Stadtbild von Früchten, Schilden und Putten. An den beiden Seiten sind in vier Rollwerkrahmen Sinnbilder abgebildet. Links oben »GLORIOSE« mit dem auferstandenen Christus mit von einem Strahlenkranz umgebenen Kopf, darunter »TUTO« mit einem Caduceus in der rechten und einem aufgeschlagenem Buch in der linken Hand. Auf der rechten Seite stehen »JUSTE«, Justitia, mit erhobenem Schwert und der Waage, darunter »SAPIENTER« (Sapientia), die Personifikation der Weisheit oder Klugheit mit einem Blätterkranz in der rechten Hand und einem offenem Buch in der linken; zu ihren Füßen Zirkel und andere Meßgeräte. Über dem Kopf der Sapienta ein Halbmond und mehrere Sterne. Oberhalb des Titeltexts ein blanker Schild, neben ihm zwei sitzende Frauenfiguren mit Palmwedeln. In den oberen Ecken stehen Amphoren mit Zweigen und Früchten. Die zweite Abbildung, die erste Seite einer Leichenpredigt, stammt von der Witwe und den Erben, die keine eigene Druckermarke verwendeten.

Wendelin Pohl (Wendelinus, Wendelino, Wendelinum, Typographeo VVendelini, Pohln) war in den Jahren 1520–1530 Drucker in Magdeburg. Sein vermutlich erster Druck war Martin Luthers »Trewhertzige Vermahnung An die Bürgermeister und Rahtherrn aller Städte Deutsches Landes das sie Christliche Schulen auffrichten und halten sollen« (1621). Im selben Jahr stellt er einen »Bericht Von der Didactica oder LehrKunst Wolfgangi Ratichii« her. 1624 druckte er »Geistliche Carthaune. Welche eine bedrengte und belägerte Seele … von dem Castehl und Rondehl Christliches Hertzens auff ihre Feinde getrost unnd frewdig soll abgehen lassen« von Gerhard Bunthenius. Von dem Prediger am Dom Andreas Cramer stellt er fast zehn Drucke her, u.a. »Fernere Erinnerung vom Grunde und Erbawung des Christenthumbs«.

Pohl 1626 veröffentlicht er ein »Mandatum Avocatorium. Welches die Röm. Keys: Auch zu Hungarn un[d] Böheimb/ Königl. Mayest. … Publiciren lassen«. Zu seinen letzten Werken gehört »Einfeltige Christliche Beantwortung Der (genandten) Grundfest der Catholischen Warheit D. Eliae Schilleri Darinnen er mit einem eintzigen kurtzen klaren … Argument wil erwiesen haben: Daß bey den Uncatholischen (oder Lutherischen) kein wahrer seligmachender Glaub Lehr oder Kirch in keinerley wege sein müge« des Rektors am Magdeburger Gymnasium Sigismundus Evenius. Insgesamt druckte Pohl, zumeist unter dem Namen Pohln, etwa 40 Werke. Die erste Druckermarke zeigt de »Jungfrau« aus dem Magdeburger Wappen mit dem Blätterkranz. Darunter befindet sich ein Wappenschild, in dessen Feldern das Stadtwappen von Magdeburg und die Lutherrose abgebildet ist. Neben diesem Wappen zwei Frauenfiguren, links mit einem Stab, recht mit einem Palmwedel. Die zweite Druckermarke zeigt in einem Blätterkranz ein geschachtetes Wappen, dessen senkrechten Teile durch einen schlanker Turm mit Zinnen getrennt sind; oberhalb des Schilds eine Krone. Die dritte Druckermarke zeigt in der Mitte in einem Kreis einen Mann in bürgerlicher Tracht mit einem Hammer in der Hand. Um diese Figur läuft der Text »DEVS QUOQUE PATER MEUS«, Gott, der mein Vater ist. Links und rechts davon eine stilisierte Rose im Rollwerkrahmen, daneben Putten, die den Kreis wie einen Wappenschild halen, neben ihnen Früchte. An den äußeren Rändern Fabeltiere.

Preuß

Samuel Preuß (Samuelis Preus, Typis Preussianis) war von 1697 bis 1731 Drucker in seiner Geburtsstadt Elbing. Gelernt hatte er den Druckerberuf bei David Friedrich Rhete in Danzig. Nach der Lehre ging er rund 15 Jahre auf Wanderschaft, was selbst für die damalige Zeit sehr lange war. 1697 kaufte er die Officin von Achatius Corell d.J. Er war Drucker des Elbinger Gymnasiums, dessen Rektor Johann Sartorius und vermutlich auch für den Rat. Sein erster Druck unter seinem Namen erschien 1698 (»Ad Recognitionem Translocationis Classium Proximae« von Ernst König). Preuß druckte auch für den Königsberger Verleger Paul Friedrich Rhode (z.B. »Compendium Physiologicum …« von Johann Jacob Wyt). 1700 verfertigt er von Gottfried Wegner die »Dissertatio Theologica, De Autoritate Patrum : In decidendis Christianae fidei & Religionis Controversiis, Subiungitur in fine Synopsis Patrum in magna Bibliotheca Patrum«. Er starb 1731; sein Sohn Christian Kaspar Preuß führte das Geschäft fort. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Rauscher

Martin Rauscher (Mertin, Martinum Rauscherum, Rauschern) war in den Jahren 1611–1625 als Drucker in Magdeburg tätig. Zu seinen ersten Drucken gehören ein »Discursus Iuridicus Kurtzer Begriff/ Einfeltiges und wohlmeinendes Bedencken/ wie etwan dem hochlöblichen Iusticien Werck zu helffen«, das er ein Jahr später nachdruckt. Im selben Jahr druckte er für den Magdeburger Verleger Johann Francke »Amantes Amentes. Das ist Ein sehr Anmutiges Spiel/ von der blinden Liebe«; für Francke stellte er acht Werke her. Zu seinen letzten Drucker in Magdeburg gehört »Außgepressete innigliche Hertzens Seufftzerlein Dreyer Collegen und Diener Göttliches Worts bey der Christlichen Gemein zu S. Johannis in der Frey und FrewdenStadt Magdeburg«. 1622 druckt er für Henning Grosse in Leipzig, für den er mehrmals arbeitet, ein Buch über Metallurgie nebst einem Anhang über Münzen »biß zu dem 1569. Jahre für Gewichte Schrot Korn und Gepräge zu den alten Müntzen gebraucht und genommen haben.« 1631 ist er als Drucker in der von Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen gegründeten Fürstlichen Druckerei in Köthen, wo er zwei Leichenpredigten (»Leichpredigt uber den spruch Pauli an die Philipper 1. 21. Christus ist mein leben; sterben ist mein gewinn : Bey Christlicher begrebnis der … Frawen Anna Marien geborner von Pöplitz des … Friedrichs von Schilling … Ehelichen hausfrawen welche zu Cöthen am 4. Augusti des 1631. Jahrs … entschlaffen … gehalten« und »Trost Predigt Bey der trawrigen Leichbegegnüß Deß … Herrn Christian des dritten Fürsten zu Anhalt«). Ein Jahr später hat er vermutlich einen dritten Druck (»Der Rechten Desz Keysers Iustiniani vier Anweisungs-Bücher«) hergestellt. Insgesamt stellte Rauscher fast 40 Drucke her. Bei der ersten Abbildung handelt es sich möglicherweise nur um eine der damals typischen Schlußvignetten und nicht um eine Druckermarke. Die Abbildung zeigt in der Mitte eine unbekleidete Putte mit weit geöffneten Armen. Im übrigen wurde keine Druckermarke verwendet.

Zusammenstellung von K Henseler November 2014

Raven

Johann Raven (Ravenß, Joannis Raveni, Ravenus, Joannes Raveni Typographus) soll aus den Niederlanden stammen, doch war er dort nicht als selbständiger Drucker tätig. 1654 gründet er in Kleve unter Protest des anderen hier tätigen Druckers Tobias Silberling d.Ä. eine Officin. 1655 oder 1656 erscheint sein erstes Werk: eine Begrüßungsschrift für »Serenissimi Principis Frederici Wilhelmi Marchionis Brandenburgici«. Im selben Jahr veröffentlicht er »Academia, quae est Duisburgi Clivorum Dedicata«. Er war wahrscheinlich kein gelernter Drucker, denn er beschäftigt einen aus Dortmund stammenden Gesellen (Gottfried Caspar Vigelius). Im selben Jahr fällt er mit seiner Familie unangenehm auf und wird, »weil große Ergernus daselbsten vorgegangen«, befristet von der Teilnahme am Abendmahl ausgeschlossen« – eine Strafe, die üblicherweise bei den calvinistischen Glaubensbrüdern weitverbreitet ist; ein Jahr später bemüht er sich vergebens um einen Ehescheidungsbrief. 1657 ist er Drucker beim Grafen von Falkenstein (»Duisburgi Clivorum, Typis Johannis Ravens, Typographi Comitis in Falckenstein«). 1659 ist er in Duisburg. Zu seinen Drucken gehören hier Dissertationen für Universitätsangehörige, doch sind diese mit der Qualität seiner Arbeit nicht zufrieden und holen sich den Leidener Drucker Adrian Wyngaerden. 1660 beendet Raven seine Tätigkeit in Duisburg. Die Druckermarke zeigt einen Pelikan als Symbol der Nächstenliebe, der im Nest sitzend seine Jungen füttert (nach der christlichen Legende zerfetzt er seine Brust und gibt seinen Jungen sein eigenes Blut). An den beiden Seiten sind Atlantiden. Unterhalb des Pelikans ist auf einem Schild als Hinweis auf die Dreifaltigkeit ein Dreieck zu sehen. An den Seiten hängen Kordeln.

Redelhamer

Adam Christian Redelhamer (Typis Christophori Redelhamerus, Typis Hamerianis) übernahm 1688 die Officin seines Vaters in Windsheim. Im selben Jahr veröffentlichte er »Mundus Personatus, Daß ist: Die vermumbte verkehrte Welt Oder Die große Welt-Mascarada«. Er stellte vermutlich nur zwei größere Drucke her. 1690 druckte er noch für den Nürnberger Verleger Johann Hoffmann einen »Chirurgische Wegweiser Allen Angehenden / so zur Wund-Artzney-Kunst zu gelangen Begierde haben …« des »Stadt-Chirurgum zu Stuttgart« Erhardt Norr. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Christoph Redelhamer (Christoff, Redelhamern, Christofori Redelhameri) begann 1677 in Neustadt an der Aisch mit dem Drucken, was den Nürnberger Rat sehr verärgerte. Unter seinen ersten Drucken war 1677 ein »Alter und Neuer Cosmographischer Kalender Das ist: Asiatisch-Africanisch-Americanisch-Europäischer Königreich Länder Städte Schlösser Vestungen Sitten Trachten und Geschichten Beschreibung« von Peter Freytag, den er für den Nürnberger Verleger Hoffmann herstellte. Im selben Jahr druckte er für denselben einen »Historischen Jugend-Spiegel«. Um 1680 veröffentlichter ein Buch über die schwedischen Könige (»Der Von Christi Geburt an biß auf diese unsere Zeit Regierenden Könige In Schweden Leben Regierung und Absterben« von Johann Christoph Beer). 1681 druckt er den »Alter und Neuer des jungen Simplicissimi eigner kurtzweiliger Geschichten-Calender: Darinnen nicht allein befindlich was sonst … in einen Calender gehörig; sondern auch dessen seltzamer Lebens-Lauff wie auch wunderartige hin und wieder ausgeübte Erfindungen«. 1683 verläßt er Neustadt an der Aisch und zieht nach Winds-

Regelein heim. Hier veröffentlicht er von Georg Leonhard Model »Mnemoneuma Historicum: Monstrans Viam Facilimam Et Amoenissimam In Historia Universa Et Singulari Feliciter Progrediendi«. Insgesamt sind es mehr als 25 Verlagswerke, die zumeist für den Nürnberger Verleger Hoffmann bestimmt waren. 1688 stellt er einen »Codex« her. Außerdem druckte er Leichenpredigten. Er starb 1688; sein Sohn Adam Christian übernahm die Werkstatt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Friedrich Regelein d.Ä (Friderici Regelii, Johannes Fridericus Regelius, Typis Erlangensibus) war ab 1690 als Buchhändler und von 1697 bis 1707 zusätzlich als Drucker in Erlangen tätig. Sein erster Druck war die Dissertation »De sanctitate Imperii Romano«. Er war Drucker der Ritterakademie. 1699 stellte er »De Palmerio & vulgato, in Novos Medicos« her. 1700 druckte er »Brevissima Enarratio Historica, De Origine & Propagatione Papismi« von Elisaeus Girbert. Mehrmals druckte er Disputationen. 1707 ging Regelein als Hof- und Kanzleidrucker nach Thurnau bei Bayreuth. Sein Sohn Johann Friedrich d.J. ging als Drucker nach Büdingen in der Wetterau (Hessen). Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Jakob Reich (Officiana Reichiana, Typographia Reichiana) war Universitätsprofessor in Königsberg und kaufte 1675 die Druckwerkstatt des Pascha Mense in Königsberg und ließ die Officin von seinem Faktor Matthäus Gilberti führen. Während seiner Zeit stellte er nur wenige Drucke her. 1678 konnte Johann Friedrich Claßen die Druckmaterialien benutzen und stellte drei Predigten her. 1679 verkaufte Reich die Werkstatt an Matthäus Gilberti, kaufte sie aber möglicherweise 1685 zurück. Reich starb 1690. Die Officin ging wohl an Johann Siegmund Lange, ob als Eigentümer oder als Faktor, ist unbekannt. 1700 druckten die Erben von Jakob Reich eine Leichenpredigt und signierten mit »Reichischen Erben«. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Simon Reiniger d.J. (Simonis Reinigeri, Reinigern) war Drucker in der zu Polen gehörenden Stadt Danzig, wo er 1662 die Werkstatt von seinem gleichnamigen Vater übernahm. Sein erster Druck war eine »Hochzeitsrede auf Johannes Hevelius«; dieser besaß eine eigene Privatpresse in Danzig, auf der er seine Schriften als Mathematiker und Astronom herstellen ließ. 1673 stellte Reiniger die zweimal wöchentlich erscheinende Zeitung »Dingstags Particular« bzw. »Freytags Particular« her, die vorher von David Friedrich Rhete gedruckt worden war; 1691 mußte er diese Zeitung an Rhete zurückgeben, bekam sie aber fünf Jahre später zurück. Mit der Ortsangabe Marienwerder stellte Reiniger 1694 die »Svineische Reise-Beschreibung« des brandenburgischen Adligen Otto Friedrich von der Gröben her. Es ist jedoch nicht gesichert, daß Reiniger in Marienwerder zeitweise eine Officin betrieb. Er starb 1712; sein Nachfolger wurde Israel Müller. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Retsch · Reusner

Thomas Retsch (Rötsch, Retschen, Thoma) gründete 1552 in Kulmbach eine Druckerei. Sein erstes Werk war »Ein geistlich Lied von Auferstehung der Toten und dem ewigen Leben« von Nikolaus Hermann. Wohl unmittelbar nach der Gründung kam Willibald Haberklee (Williwaldt Haberkle, Wilibaldt, Wiliwaldt), so daß davon ausgegangen werden kann, daß beide Drucker ihre Werkstatt gemeinsam errichteten. 1552 drucken sie »Eine Vermanung an die Oberkeit zu gotseliger regierung vnd zu schuldigem gehorsam der vnderthanen mit anzeigung zu itziger zeit des widerspiels in gesangs weise die Gesetz nach dem ABC. Kunstreich gestellet. Jm thon Kompt her zu mir sprich Gottes Son [et]c.« Noch im selben Jahr stellten sie eine achtseitige »gemeine dancksagung für die ware erkanntnus Christij« von Otto Körber her; die Schrift ist mit sog. Schwabacher Lettern gedruckt worden und einem kleinen Holzschnitt versehen. Schon im Jahr nach der Gründung wurden am Konraditag (26. November) die Stadt Kulmbach und damit auch die Officin im Zuge der Bauernaufstände (unter dem Namen »Bundschuh« bekannt geworden) durch einen Brand zerstört. Haberklee hatte noch einen Druck auf der Plassenburg gedruckt, wohin vermutlich ein Teil der Druckmaterialien ausgelagert worden war. Beide Drucker hatten die Stadt verlassen; Retsch kam später zurück und wurde Jungfrauschulmeister. Er starb 1672. Eine Druckermarke wurde von Thomas Retsch nicht verwendet.

Friedrich Reusner (Friderici Reusneri Ser. Elect. Brand. Et Acad. Typog., Friderich Reusnern, Reusnerianus, Reußner, Reusnerus, Fridrich, Friederich, Praelo Reusneriano) erhielt 1665 einen Vertrag mit der Universität in Königsberg als deren Drucker. Er

Reusner hatte den Druckerberuf bei David Friedrich Rhete in Danzig gelernt. Sein erster Druck, wen wundert’s, war eine Leichenpredigt. 1676 druckte er sie zum »EhrenGedächtniß Dem Herrn Jcob Tilhein …« um »Die W ittwe … in etwas auffzurichten«). Insgesamt stellte er etwa 430 Drucke her. In seinem letzten Druck (»Treugebundene Gras- und Bluhmen-Krohn« von H. D. V. Lesgewang) firmiert er als »Friderich Reusnern / Sr. Churfl. Durchl. zu Brandenb. in Pr. Bestelten Hoffund Dero Acad. Buchdr.«. Friedrich Reusner starb 1678. Das Wappen ist das Siegel der Universität Königsberg. Seine Witwe Katharina Reusner (Rypographia Reusneriana, Praelo Reusneriano, Typis Reusnerianis, Literis Reusnerianis, reusnerische Erben, Reußnerische Erben) setzte die Drucktätigkeit bis 1723 fort; zu ihren Herausgaben gehört auch die zweimal wöchentlich erscheinende »Königsb. Montags [Donnerstags] Ordinari Post-Zeitung« mit einem Umfang von acht Seiten, die bis 1680 sogar ins schwedische Riga verschickt wurde und dann dort wegen ihrer kritischen Haltung gegenüber Schweden verboten wurde (ab Oktober 1680 gab der Sekretär des schwedischen Generalgouverneurs Christoph Prescher eine Zeitung unter dem Titel »Rigische Montags [Donnerstags] Ordinari PostZeitung« bzw. ab Mai 1681 »Rigische Novellen« heraus, deren Inhalt vielfach aus der Königsberger Postzeitung abgeschrieben war). 1701 druckte sie ein »Neues Testament« in litauischer Sprache. 1723 übernahm ihr Sohn Johann Friedrich Reusner die Leitung der Officin.

Reusner

Johann Reusner (Johannes, Reußner, Reusnerus, Johannis Reusneri, Reuner, Praelum Reusnerianum, Typis Reusnerianis, Literis Reusnerianis, Praelo Reusneriano), der Sohn des Rostocker Ratsbuchdruckers Christoph Reusner, druckte in seiner Vaterstadt Rostock von 1632 bis 1639. Reusner hatte den Druckerberuf bei Jakob Lucius d.J. in Helmstedt gelernt und ging dann auf Wanderschaft (Dänemark, Schweden und Deutschland). Reusner versuchte, die väterliche Officin in Reval (die Rostocker Officin hatte er bereits 1612 wegen einer Tätigkeit in Stockholm aufgegeben) nach dessen Tod 1637 zu übernehmen, doch führte dessen Witwe Catharina Garlieb das Geschäft weiter; ihre Tochter Elisabeth Reusner und Schwester des Johann, heiratete 1638 den Druckergesellen Heinrich Westphal, der damit auch die Werkstatt in Reval erhielt. Johann Reusners erster Druck im schwedischen Rostock erfolgte 1632/33. 1639 berief ihn Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg als Universitätsdrucker nach Königsberg. Hier erfolgte ein Jahr später sein erster Druck. Im selben Jahr erhielt er ein Generalprivileg, wodurch er in langjährige gerichtliche Auseinandersetzungen mit Pascha Mense und Elisabeth Segebade geriet, die gleichfalls Privilegien besaßen. 1653 druckt Johannes Reusner eine »Grammatica Litvanica« von dem Pfarrer Daniel Klein, die erste in litauischer Sprache hergestellte Grammatik. Nach 1656 veröffentlichte er eine »Europäische Wochentliche Zeitung« sowie die »Europaeische Ordinari Postzeitung«; hierfür erhielt er 1660 ein besonderes Privileg. Reusner soll auch eine Schriftgießerei betrieben hatte. Zu seinen letzten Drucken gehören »Disputationum Antetopicarum ... / 1 De Praecognitis ut vocant Logicae« von Lambert Stegerund Johann Albert Thilos »Disputationum Antetopicarum prodromeutike«) her. 1665 beendete er seine Druckertätigkeit und übergab die Officin seinem Sohn Friedrich. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Rhete

David Rhete (Rehtius, Rehte, Rhetius, Rheeten, Davidis Rhetii, Davido Rhetio, Typographiae Rhetiano) stammt aus Stettin, wo er als Sohn des Druckers Joachim Rhete geboren wurde. 1624 übernahmen er und sein Bruder Georg Rhete d.J. die väterliche Officin von ihrem Stiefvater Johann Christoph Landtrachtinger. Sein erster Druck war »Vier Christliche Leich- und trostpredigten« von D. Rubenovius. Ab 1636 brachte Rhete, der auch Buchhändler war, die »Post-Zeitung« und den »Bericht durch Pommern« heraus. Er starb 1638 an der Pest; die Werkstatt ging an seinen Bruder Georg Rhete d.J. Die erste Druckermarke zeigt in einem Oval König David mit seiner Harfe. Vor ihm ist eine aus Wolken kommende Hand, die in einem Buch schreibt (»gaia«?). Um das Oval läuft eine Devise mit dem Text: »AUXILIUM MEUM A DOMINO QUI FECIT COELUM ET TERRAM Ps. 121«, (meine Hilfe:) Von ihm her, JHWH, der gemacht hat Himmel und Erde, Psalm 121:2. Links und rechts vom Oval zwei Säulen und Früchtegebinden. Oberhalb des Ovals ein bärtiger Mann (Gott), auf seinem Kopf eine Sanduhr mit Flügeln als Memento-mori-Symbol und darauf eine Waage. Er hält in seiner rechten Hand eine Sense und in der linken einen Dreschflegel. Am unteren Rand des Ovals befindet sich die Handelsmarke: eine 4 mit einem zusätzlichen Balken, am Kreuzstamm die Buchstaben »D« und »R«. In der linken unteren Ecke sitzt die personifizierte Hoffnung (Spes) mit einem Anker. Rechts unten sitzt mit einem Kreuz an die Schulter gelehnt die Personifikation des Glaubens, Fides. Die zweite Druckermarke zeigt in einem Kreis als redendes Signet wieder König David mit seiner Harfe. Am unteren Rand die Handelsmarke. Am oberen Rand des Kreises eine Sanduhr und eine Waage. Rechts davon ist eine Sichel, links ein Dreschflegel. In der linken unteren Ecke ist ein Anker, in der rechten ein Kreuz zu sehen.

Rhete Die dritte Druckermarke befindet sich auf einer Titelseite unterhalb des Titeltexts. Es zeigt in einem kreisförmigen Olivenkranz König David mit einer Krone auf dem Kopf auf seinem Thron sitzend. Vor ihm stehen insgesamt zehn Personen, unterschiedlichen Geschlechts und Alters. Unter dem Blätterkreis flattert ein Band: »finit certamine parta«, etwa: auf den Tod vorbereiten (aus einer Leichenrede des Ambrosius von Mailand). Auf der linken und rechten Seite befinden sich jeweils Ovale in unterschiedlicher Größe. In diesen sind verschiedene Bilder eingezeichnet; unterhalb eines jeden dieser Ovale befindet sich ein Band mit einem Text (nicht lesbar). Auf der linken Seite (von oben) sind abgebildet: Wolken und Wasser (wohl die Erschaffung der Welt darstellend), darunter Phönix auf einem Felsen sitzend, im Hintergrund eine Sphinx. Auf dem dritten Oval ist eine Palme vor einer Stadt abgebildet. Die vierte Zeichnung zeigt einen Löwen, die fünfte einen Drachen (?) und die sechste einen Altar, aus dem Flammen schlagen. Auf der rechten Seite wird im oberen Oval ein nächtlicher Sternenhimmel über einer Stadt gezeigt. Auf dem zweiten Bild eine Taube (?) über einer Stadt – zur Sonne fliegend, darunter eine Palme vor einer Stadt. Auf dem vierten Bild von oben wird vermutlich ein Lamm dargestellt, dann bewegtes Wasser im fünften Oval und schließlich im sechsten ein Ring. Oberhalb des Titeltexts eine Szene aus dem Buch Hiob, der mit deutlich erkennbaren Schwären auf dem Misthaufen (der im Alten Testament nicht erwähnt wird) sitzt. Neben ihm steht Hiobs Weib, das ihn auffordert, seinem Gott abzusagen. Er bleibt standfest und in mehreren im Buch Hiob wiedergegebenen Reden und Gegenreden mit seinen Freunden Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zohor von Nacma verteidigt er seinen Gottesglauben (Buch Hiob 2:7). Eingefaßt wird dieses Bild mit Rosenzweigen, darunter steht der Spruch: »inter spinas rosa floret«, ein Verweis auf Hohelied 2:2: Wie eine Rose unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern. Die vierte Druckermarke zeigt in einem doppelt gerahmten Kreis einen Mann, der in einen Spiegel schaut. Am Griff dieses Handspiegels ringelt sich eine Schlange, auf ihrem Kopf eine Krone.

Rhete

Friedrich Ludwig Rhete (Friderici Ludovici Rhetii, Rheten) wurde 1684 selbständiger Drucker in der von seinem Vater übernommenen Officin. Er war ab 1684 schwedischer Regierungsbuchdrucker in Stettin. Das seinem Vater gegebene Privileg für die Herausgabe einer Zeitung, das zwischenzeitlich bei seinem Konkurrenten Daniel Starck lag, konnte er 1684 zurückerhalten. 1685 veröffentlicht Rhete seinen ersten Druck. Er starb 1700, seine Witwe, Anna Elisabeth Reimer, stellte in diesem Jahr noch einen Druck her: »Ihro Königl. Maytt. Von Schweden Verordnung Betreffend das Reductions- und Liquidations-Werck.« Die Witwe heiratete in zweiter Ehe ihren Faktor Gabriel Dahl. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Georg Rhete d.Ä. (Georgius Rhetius, Georgij Rhetij, Rete, Rethe, Georgivm, Georgium Rheten Gryphenbergensen) stammt aus Greifenberg in Pommern. 1557/58 ist er an der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben, wo er Theologie studierte. Verheiratet war er mit Anna Ramelow, die gleichfalls aus Greifenberg stammt. 1573 wurde er Subdiakon und Küster an der Kirche St. Marien in Stettin, 1581 wird er Pastor an der St.-Peter- und Paulskirche. 1578 richtet er sich eine Druckerei ein. Sein erster Druck erfolgt 1580: »Almanach Vp dat 1581 Jar na der Gebort Christi Gestellet durch Georgium Rhetium Gryph«. 1584 druckt er abermals ein »Prognosticon Aestrologicum. edder Practica vp dat Jar na der Gebort vnses Herren vnd Heilandes Jhesu Christi« M.D.LXXXV. Gestellet Doerch Georgium Rhetium Gryphenbergensem« und ein Jahr später das »Prognosticon Astrologicum. Practica Auff das Jahr nach der Gnadenreichen Geburt vnsers Herren vnd

Rhete Heylandes IHESV CHRISTI M.D.LXXXvj«. Zu seinen Werken gehört der Druck der von David Herlitz erstellten Kalender (die von vielen deutschen Druckern hergestellt wurden). Insgesamt soll er nur sieben Drucke hergestellt haben. Er starb 1586; sein Sohn Joachim übernahm die Werkstatt.

Georg Rhete d.J. (Jürgen, Rehte, Georgii Rhetii, Rhetiana, Rheten, Typographeum Rhetianum, Typis Rhetianus) stammt aus Stettin und wurde 1619 als Nachfolger von Martin Rhode zum Rats- und Gymnasialdrucker der Stadt Danzig berufen, der im Jahr zuvor auf dieses Amt verzichtet hatte. 1619/20 konnte Rhete von der Stadt Danzig die Werkstatt von Rhode für 750 Gulden erwerben. Verheiratet war er mit Anna Richter; ihre Söhne David Friedrich, Philipp Christian und Johann Valentin wurden alle Drucker. Sein erster Druck kam 1621 heraus. Obwohl er mit seinem Bruder David die 1639 die väterliche Officin in Stettin übernahm, führte er seine Danziger Werkstatt fort. 1647 kam sein letzter Druck in Danzig heraus: »Mataeologica Papistica« von Abraham Calov. Im selben Jahr starb Rhete; seine Witwe führte das Geschäft (»Typis Viduae Georgii Rhetii«) bis 1659 fort. Nach 1656 wird auch ihr Sohn David Friedrich in den Colophonen aufgeführt. In Stettin war sein letzter Druck eine Schrift von Christoph Schultetus (»Analysis Typica«). Die Officin wurde nach seinem Tod von seinem Sohn Johann Valentin Rhete fortgeführt, der ab 1650 als selbständiger Drucker auftritt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Rhete · Richtzenhan

Johann Valentin Rhete (Rhetische Druckerey, Rhedische Druckerey, Rhetius, Johann Valentini Rheten, Rhetii, Rhetianis) war »Regis per Pomoran & Paedagogii Stetin Typographi & Bibliopolae in Stettin. Er stellte rund 120 Titel her. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet. +

Salomon Richtzenhan war von 1599 bis 1605 Drucker in Jena, wo er in der Officin seines Vaters Donat Richtzenhan tätig war, der verheiratet war mit der Witwe Margarethe Rödinger und dadurch die Druckerei des Christian Rödinger d.Ä. in Jena übernommen hatte. Seinen ersten Druck stellte er 1599 her: »Patris immortalis adivante sapientia« von Johannes Aeschard. 1605 verkaufte er die Officin an Johann Weidner und ging er 1605 nach Magdeburg. Sein letzter Druck in Jena war ein Hochzeitslied (»Epithalamium auf Ernst Erhard und Catharina Brischmann«). Sein erster Druck in Magdeburg war gleichfalls ein Hochzeitslied (»auf Esaia Beck und Elisabeth Henckel«). Mit dem vom Vater gekauften und an ihn vererbten Typenmaterial des Ambrosius Kirchner d.Ä. (einen weiteren Teil dessen Officin hatte Wolfgang Kirchner erhalten) stellte er als letztes Verlagswerk 1608 die »Chronologica Catholica« von Heinrich Bünting her. Die erste Druckermarke zeigt vermutlich mit Verweis auf den Vornamen des Drukkers König Salomon in einem Gebäude, obwohl eine Harfe üblicherweise das Attribut seines Nachfolgers Königs Davids ist. Neben dem knienden König liegt ein Szepter. Man sieht (rechts oben) in den Wolken Gott (mit einer Krone) und eine hüglige Landschaft mit einem Fluß. Die zweite Druckermarke, ein Colophon in einem Buch für den Magdeburger

Röber Verleger Ambrosius Kirchner d.Ä. aus dem Jahr 1607 zeigt in einem Oval den Magdeburger Dom. Die dritte Druckermarke befindet sich am unteren Rand einer Titelseite und zeigt den Magdeburger Dom. In den beiden unteren Ecken zwei nackte Putten, neben ihnen Amphoren. Über diesen stehen zwei weibliche Figuren. Links steht die personifizierte Hoffnung mit einem Anker, rechts Fides, die Personifikation des Glaubens, mit einem Kelch in der Hand. In der Mitte oberhalb des Titels ein Gesicht mit einer Muschelkrone, flankiert von zwei Putten.

Johann Röber der Stiefsohn des Johann Daniel Müller, aus dessen zweiter Ehe, begann um 1694 in Magdeburg mit selbständigen Drucken, die er unter eigenem Namen, aber auch »mit Müllersche Schriften« herausgab. 1695 veröffentlicht er »Eine Uberaus Curiose jedoch Warhaffte Beschreibung Von einem Sonderbahren Geiste welcher sich in Gestalt einer weissen Tauben Zu Ober-Crossen nahe bey Uhlstädt gelegen sehen und hören lässet …«. 1696 druckt er den »Kleinen Catechismus D. M. Luthers. Nebst Bey gefügten Fragen Derer Beantwortung der lieben Jugend zu lernen und zu wissen höchstnöthig; Auffs kürtzest und deutlich-

Röder ste«. 1698 kommt bei ihm »Eigentliche Beschreibung Der Welt-berühmten DomKirchen zu Magdeburg/ Dero Fundation, Raritäten und Zierraths : sam[m]t einem vollständigen Catalogo aller gewesenen Ertz-Bischöffe/ ihres Lebens/ Regierung und Todes« heraus. Seine Tätigkeit endete 1711. Die abgebildete Titelseite zeigt neben dem Text links in einer Nische den heiligen Mauritius und rechts die heilige Katharina (die auch mal Schutzpatronin der Buchdrucker war). Auf einer ovalen Tafel steht, daß das Buch auf Kosten der Domküster von Johann Röbern gedruckt wurde. Oberhalb des Titels das Wappen des Erzbistums Magdeburg, flankiert von Früchten; links und rechts daneben zwei Leuchter. Der Magdeburger Dom trägt den Namen »St. Katharina und Mauritus«, beide sind die Schutzheiligen des Doms; hier liegen Reliquien des Schutzpatrons des Geschlechts der Salier, Mauritius (im »Codex Theodosianus« aus dem Jahr 385 war festgelegt worden, daß der Handel mit Gebeinen der Märtyrer oder Heiligen verboten ist). Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Ludwig Röder (Roeder, Ludowig) war in Frankfurt (Oder) als Faktor in der Officin des Mathematikprofessors Christian Grüneberg tätig und ging 1671 oder 1673 nach Kolberg. In einem Frankfurter Druck aus dem Jahr 1673 wird in einem Colophon »Ludovicus Röder« genannt, da er wohl zwischenzeitlich wieder nach Frankfurt (Oder) zurückging. Nicht auszuschließen ist, daß Roeder zwischendurch als Soldat diente. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Rödinger

Christian Rödinger d.Ä. (Christianus Rhodius, Rodius) war 1539 in Wittenberg als Drucker tätig. Er war verheiratet mit Margarethe Rascher. Sein einziger Druck in Wittenberg war die »Ecclesiastes Salomonis jnn Deudsche Reime gebracht« von Jacob Glieber. Für die Titeleinfassung konnte er auf einen Holzschnitt des Erfurter Druckers Matthes Maler zurückgreifen, dessen Druckerei wohl 1537 aufgelöst worden war. Noch im selben Jahr ging er nach Magdeburg. 1539 stellt er hier seinen ersten Druck her: »Abschrift eines briefs aus Konstantinopel.« Ein Jahr später druckt er eine deutsche Fassung der Lutherschen »Wyssheit Salomonis«. Mit Hans Walther veröffentlicht er 1542 zwei amtliche Verlautbarungen. Insgesamt kamen aus seiner Werkstatt in Magdeburg rund 260 Werke, darunter »Von Mißbrauch der Messen …« von Andreas Osiander und mehrere Schriften des Dompredigers Siegfried Sack. 1546 gibt Christian Rödinger die »Zeitungen Auss Welschlanden. Draus ein jeder klar vorstehen kann das der Babst vnd seine geistlichen den Keyser zu dem itzigen Kriege bewegt vnd die anfaher desselben Kriegs seind widder die Lutherischen … auch gemelter Krieg … inen allen … gelte«. 1550 stellt er mehrere Bücher her, die von der katholischen Kirche verboten worden waren (z.B. »Scriptum contra primatum Papae« von Flacius Illyricus und »Epitola Luciferi ad malos principes ecclesiasticos«). 1553 ging er auf Wunsch des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen (der Großmütige) nach Jena, wo er eine Gesamtausgabe der Schriften Luthers herstellte. Hierfür erhielt er ein Privileg zum alleinigen Druck und Vertrieb. Der Kurfürst ließ im aufgelassenen Kloster der Karmeliter eine Werkstatt einrichten. 1553 stellte Rödinger seinen ersten Druck in Jena her: »Prophet Joel.« 1555 begann er mit dem Druck der Luther-Gesamtausgabe, deren Vertrieb der später wegen Untreue verurteilte Buchhändler Konrad König besorgte. Rödinger beschäftigte vier Setzer und acht Drucker, die an vier Pressen arbeiteten (im Regelfall stellte ein Setzer an einem Tag den Satz her, den ein Drucker und

Roger ein Ballenmeister bei einer Auflage von 1000 Exemplaren am Tag auch auf Papier brachten). Er stellte in der Zeit bis 1557 rund 60 Titel her. Zu seinen Drucken gehören auch die Schriften der Jenaer Gelehrten. Die Officin wurde 1542 zerstört, aber wieder aufgebaut. Rödinger starb 1557. Sein Sohn Christian wurde Drucker in Jena, eine Tochter heiratete den Drucker Thomas Rebart in Jena, seine Witwe heiratete in zweiter Ehe den Drucker Donat Richtzenhan, der 1564 die Druckerei für 1.224 Gulden von den Erben kaufte.

Robert Roger wurde in Amsterdam geboren, wohin seine hugenottische Familie (aus Caen stammend) nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 geflohen war. Von 1683 bis 1686/87 arbeitete er in Amsterdam und ging dann nach Berlin. Hier wurde er kurfürstlicher Hofbuchdrucker und königlicher Buchhändler (»Imprimeur & Libraire de Son Altesse Electorale«) und war auch als Verleger und Buchhändler tätig. Seine Druckmaterialien hatte er aus den Niederlanden mitgebracht. In Berlin betrieb er wohl nur eine Werkstatt für fremdsprachliche (französische) Drucke. Sein vermutlich erster Druck erfolgte zwei Jahre nach Beginn seiner Drucktätigkeit, 1688 (»Lettres Sur Les Matieres«). Roger gab 1698 einen »Lettre Du Sr. Boullard, A un de ses Amis de Metz« und 1700 die »Histoire des Suffrances Du Bienheureux Martyr Mr. Louis De Marolles …« heraus. Mehrmals druckte er Theaterstücke von Molière. Roger verkaufte sein Druckgeschäft im Jahr 1704 an den Bremer Drucker Johann Wessel d.J., der mit königlicher Erlaubnis auch die Privilegien als Hofbuchdrucker übernehmen konnte, und ging nach Amsterdam zurück; hier besaß sein Bruder Estienne, der1700 verstorben war, eine erfolgreiche Druckwerkstatt und einen Verlag, in dem über 500 Verlagswerke, darunter viele Musikstücke, erschienen waren. Robert Roger konnte jedoch nicht in dieser

Rosenbüchler Werkstatt arbeiten, da seine Nichte Jeanne das Unternehmen erbte, das nach ihrem Tod an ihren Schwager Michel-Charles La Cêne ging. Die erste Druckermarke, die auch von Andries von Hoogenhuysen verwendet wurde, zeigt einen Wolf, der aus einem Bienennest in einem Baumstamm Honig herausholen will; er wird hierbei von Bienen angegriffen. Auf der linken Seite flattert ein Band mit der Devise: »QVERENDO«, Willkommen. Die zweite Druckermarke zeigt eine Kopie der Marke der Elzeviers: Die Abbildung zeigt Minerva mit Helm und großem Federbusch, neben einem Olivenbaum stehend. Sie hält ein Band mit der Devise »NE EXTRA OILA«, Entferne nicht den Olivenbaum (abgeleitet von Erasmus’ »Adagia«). Die Eule als Attribut der Minerva sitzt links bei einem Sandhaufen.

Peter Rosenbüchler (Petrus, Petro Rossenbüchler) stammt aus Graz, war gelernter Buchbinder und in Braunsberg im Ermland vermutlich als Buchbindergeselle bei Katharina Schultz, der Witwe des Heinrich Schultz, tätig. Er heiratete 1687 eine Stieftochter aus deren zweiter Ehe mit Heinrich von Dühren, Anna Cäcilie von Dühren. Nach deren Tod verheiratete er sich 1690 mit Barbara Schorn, einer Nichte der Katharina Schultz und Tochter des Bürgermeisters Heinrich Schorn. Im selben Jahr beantragte er das Großbürgerrecht der Stadt: »in ansehung d[a]z er bey dem Buchhandel auch die buchdruckerey hält und verleget.« Dieser Antrag wird abgelehnt, »Ess sei dan er müste beuor sein Handtwerk cassiren alls dann soll ihm dz große Bürger Recht auff die kauffmannschafft uerlanget werde …«; seine Profession und auffs meltzen brauen …« darf er fortführen. Später wird dem Antrag stattgegeben; er muß sich jedoch verpflichten. »keine fucker Handel zu treiben oder sich mitt denen neü Städtern in handlung einzulassen und vermischen soll …«.

Rösner Rosenbüchler war der einzige Drucker in der Geschichte der Stadt, der dieses Großbürgerrecht erhielt; er wurde Ratsmitglied, gelangte in den (entscheidenden) Rat der 32 und wurde 1690 »Fähndrich« der Bürgerwehr. Insgesamt stellte Rosenbüchler weniger als zehn Drucke her. 1697 verkaufte er die Druckwerkstatt gegen den Willen der Bürgerschaft an das Braunsberger Jesuitenkolleg für 2.100 Gulden. Den Buchhandel und die Buchbinderei führte er fort. Rosenbüchler starb 1719. Das Jesuitenkolleg in Braunsberg betrieb die Officin auch nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1772. Insgesamt wurden vom »Collegio der Societet Jesu« bzw. »typis Collegii Societatis Jesu« über 300 Drucke hergestellt. Eine Druckermarke oder ein Titel wurde nicht gefunden.

Erasmus Rösner (Literis Rösnerianis, Rosnerus, Erasmi Rösneri, Rösnern, Rößner) stammt aus Glogau und wurde Drucker in Frankfurt (Oder). 1647 ist er in der Universitätsmatrikel eingeschrieben. Sein erster Druck war eine Personalschrift. 1662 richtete er sich in Guben einen Zweigbetrieb ein, in dem er auch arbeitete. Im selben Jahr ging er nach Frankfurt zurück; den Betrieb leitete ab 1663 Johann Koch für ihn. In Guben druckte er ein »Epithalamium auf Christian Ernst Markgraf zu Brandenburg-Bayreuth und Erdmuthe Sophia«. 1664 wird Rösner im »Kunstbuch« von Frankfurt (Oder) eingetragen. In diesem Jahr wird auch eine »kunstliebende Gesellschaft« in Frankfurt (Oder) gegründet, der erste Zusammenschluß von Druckern in der Kur- und Neumark. Sein letzter Druck erfolgte hier 1666. Rösner druckte Leichenpredigten, theologische, historische und musikalische Stücke. 1669 ging er in den Ort Steinau an der Oder, der zu diesem Zeitpunkt zum Herzogtum Wohlau gehörte, 1675 zum Erbfürstentum Österreich kam und auf den das Herzogtum Preußen 1681 erstmals Anspruch erhob. Rösner arbeitete hier nicht mit

Ross einer eigenen Officin, sondern in der Werkstatt der Erben des 1669 verstorbenen Druckers Johann Kuntze bzw. dessen Witwe, die Rösner möglicherweise heiratete. 1673 stellt er eine Hochzeitsschrift her. 1676 ist Rösner in Glogau. Sein erster Druck erfolgte auch in diesem Jahr (»Historia Von Ursprung … Der Ketzereyen«). Bereits 1678 verließ er Glogau wieder, da man ihn hier als Protestant nicht duldete. Rösner starb vor 1686; seine Witwe heiratete den Drucker Johann Christoph Wild aus Rauden in Niederschlesien. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Wilhelm Ross (VVilhelm, Rossius, Roß, Wilhelmi Rossij) arbeitete von 1569 bis 1573 mit Andreas Gehne zusammen; von 1574 bis 1616 betrieb er allein eine Officin. 1574 erschien sein erstes eigenständges Werk (»Psalmen«). Er war Lohndrucker für den Verleger Johann Francke. Zu seinen selbst verlegten Werken gehören insbesondere theologische Erbauungsschriften. Ross verantwortete insgesamt rund 220 Drucke. Seinen letzten Druck fertigte er 1616 an: »Vertrag Zwischen H. Julio Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg und Bürgermeister und Rath der Stadt Braunschweig«. Nach seinem Tod (1616) arbeiteten die Erben noch weitere vier Jahre, in denen sie u.a. die »Historicae Relationis Continuatio Trigesima Octava« von Johannes Francus herstellten. Die erste Druckermarke stammt von den Erben des Wilhelm Ross. Sie zeigt eine Krone, deren Spitzen von Zinnen gebildet werde. Auf dem Rand der Krone galoppierende Pferde. Die zweite redende Druckermarke zeigt in einem einfachen kreisförmigen Rollwerkrahmen ein laufendes Pferd. Am oberen Rand befindet sich die Handelsmarke: ein Monogramm aus den Buchstaben »W« und »R« und ein Kreuz mit einem schrägen Kreuzbalken.

Rötel

Caspar Rötel (Kaspar, Rödell, Rötelius, Rotelius, Rüdel, Rodel, Rodtel, Röttel, Caspari Rötelii) stammt aus Würzburg und war als Druckergeselle 1608/09 in Frankfurt (Oder) und von 1621 bis 1656 als selbständiger Drucker in Frankfurt am Main tätig. 1621 erhält er als »Bürgersohn und Kupferdrucker« das Bürgerrecht. Bis 1621 ist er als Formschneider aktiv. 1620 wird er als Setzer bei Johann Friedrich Weiß eingestellt, der ihn als selbständigen Formschneider beurlaubte und dann nicht wieder beschäftigte. Rötel erwarb deshalb eine Presse und Typenmaterial von der Witwe des evangelischen Predigers Johannes Monninger, die wohl Testamentsvollstreckerin für die Erben der Werkstatt Johann Bringers war. Weitere Schriften kaufte er vermutlich von der fürstlichen Druckerei des Wilhelm Wessels in Kassel. Er druckte mindestens zweimal unerlaubt. Mehrmals stellte er den Antrag, eine Officin zu errichten, was von den anderen Frankfurter Druckern aber hintertrieben wurde; schließlich stellte er seine Presse in Bonames vor den Stadttoren Frankfurts auf. Der Rat entschied 1623, daß er »Scholastica« und alles, was die anderen nicht drucken wollten, herstellen dürfe. 1624 druckte er im Auftrag der Erben des Theodor de Brys Walter Raleighs »Achter Theil Americæ«. 1628 kaufte Rötel ein Haus in der Thöngesgasse am Trierschen Hof, neben der Herberge »zum Wilden Mann«. Rötel betrieb dort fünf Pressen – für damalige Verhältnisse also ein Großbetrieb. Sein letztes Werk druckte er 1565: »Analysis Evangeliorum Dominicalium«. Im selben Jahr übernahm sein Schwiegersohn Balthasar Christoph Wust d.Ä, verheiratet mit Anna Margarete Rötel, die Werkstatt. Die Druckermarke wurde ursprünglich von Bernard Aubry, Daniel Aubry, David Aubry, Claude de Marne und Clemens Schleich verwendet, der bei einem Druck mit Rötel zusammenarbeitete und die Druckermarke zur Verfügung stellte. Es zeigt den galoppierenden Pegasus, darunter einen Caduceus, zwei Füllhörner mit Früchten und Zweigen und zwei aus den Wolken kommende Hände, die den

Rüdiger Caduceus halten. Links und rechts davon ist das eigentliche Druckerzeichen zu sehen. Aus dem linken Füllhorn ragen Ähren hervor, aus dem rechten Olivenzweige. An der Spitze des Caduceus ein Strahlenkranz. Neben dem Caduceus sind links und rechts die Handelsmarke untergebracht. Es handelt sich um ein Monogramm aus den Buchstaben »W« von Wechel, »A« von Aubry, »C« von Claude und »S« von Clemens Schleich kombiniert mit einer 4; am Ende des Balkens befindet sich ein Stern. Der Kreuzstamm wächst empor aus einem Herz, mit dem auch die Buchstaben »D«, »A« und »S« verbunden sind.

Johann Michael Rüdiger stammt aus Werheim und war 1680–1693 Universitätsbuchhändler in Heidelberg. Bei der Brandschatzung und Zerstörung der Stadt durch französische Truppen 1689 und 1693 verlor auch er sein Geschäft (die Franzosen hatten zusätzlich ein Wiederansiedlungsverbot erlassen) und verzog »als vertriebener Buchführer« nach Berlin. Hier erhielt von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg ein Privileg als Buchhändler und Verleger, »weil er durch letzere klägliche Einäscherung Heydelbergs in einen solchen Zustandt errahten, daß er mit seiner Frauen und Kindern nichts alß das Leben salviret«. Sein Privileg erstreckte sich auf die »hiesigen Residentz Städten an dem Orthe, da es ihm am bequemsten seyn wirdt«. Zu diesem Zeitpunkt existierten in Berlin nicht weniger als zehn privilegierte Buchdrucker. Rüdiger erreichte mit Unterstützung einflußreicher Fürsprecher bei König Friedrich I., daß er ab 29. Oktober 1704 das »Wöchentliche Diarium« herausgeben konnte; damit machte er der »Berlinischen ordinairen Zeitung«, ehemals von Christoph Runge herausgegeben, des gleichfalls privilegierten Druckers Johann Lorentz erhebliche Konkurrenz. Lorentz erreichte es, daß das »Diarium« schon 1706 wieder eingestellt werden mußte. Gedruckt wurde diese Zeitung in der Officin

Rüdiger von Gotthardt Schlechtiger »auf dem Friedrichswerder«.; die Officin kaufte sein Sohn Daniel Andreas vertragsgemäß im Jahr 1728 von der Witwe. Einen Großteil seiner Verlagswerke ließ Johann Michael Rüdiger auch in Coburg, Rudolstadt und Erfurt drucken. Er starb 1711. Die Druckermarke zegt auf einer ovalen Fläche die personifizierteHoffnung (Spes) mit einem Anker. Oberhalb dieser Fläche eine Fratze. Am unteren Rand befinden sich auf einer rechteckigen Tafel die Buchstaben »M« und »R«. Links und rechts sitzen zwei geflügelte Putten, die jeweils einen Anker halten. Direkt an der Fläche mit der Spes sind zwei weibliche Halbbüsten angebracht. Eine Girlande aus fünf stachligen Früchten verbindet am unteren Rand die beiden Seiten der Marken.

Johann Andreas Rüdiger hatte durch seine Häuserbauten in Cölln das Wohlwollen seines Königs Friedrich Wilhelm I. errungen. Friedrich Wilhelm I. schränkte das Privileg von Johann Lorentz ein, so daß dieser seine Zeitung mit der Nummer 23 am 22. Februar 1721 einstellen mußte. Die Nummer 24 kam drei Tage später bei Rüdiger unter dem Namen »Königlich privilegierte Berlinische Zeitung« (erschien dreimal wöchentlich) heraus. Ende der 1730er Jahre wurde die Zeitung unter dem Namen »Berlinische Privilegierte Zeitung« verkauft – allgemein als Rüdigersche Zeitung bezeichnet. Nach dem Tod des Rüdiger 1751 ging dessen Zeitung in den Besitz des Buchhändlers Christian Friedrich Voss über, die bis weit ins 20. Jahrhundert als »Vossische Zeitung« bekannt wurde. Rüdiger gilt als Begründer der Berliner Zeitungstradition.

Runge

Christoph Runge d.Ä. (Christophorus Rungius, Christoffel, Christoff, Christoffer, Rungen) stammt aus Alten Belgern in Sachsen und begann 1570 in Neudamm (Tham in der Neumark) das »Christliche Gebet auf alle Tag« von Johannes Habermann zu drucken. 1572 veröffentlicht er »Das Buch der versiegelten Rede des Propheten Danielis, am zwölften Capitel … aus den Propheten vnd der Offenbahrung Johannis« von Abraham Abdeel. Im selben Jahr bringt er auch eines der beliebten (und gut verkäuflichen) Teufelsbücher heraus (»Nützlicher bericht vn[d] heilsamer Rath, … wie man alle Melancholische, Teuflische gedancken von sich treiben sol« von Simon Meusel). In »Thamm inn der Newenmarcck« druckt er 1572 die »Fechtschuel Jesu Christi des Sigesfüersten …«. 1573 stellte er die »Visitation und Consistorial Ordenunge« von Kurfürst Johann Georg von Brandenburg her: »Gedruckt zum Tham in der Newemarcke«. Insgesamt stellte er in Neudamm rund 20 Werke her. In Neudamm (ursprünglich nur Damm bzw. Tham) lebten viele protestantische Niederländer und auch Künstler aus Nürnberg und München, die von der Ortsgründerin Katharina Markgräfin von Küstrin angesiedelt worden waren und deren Leichenpredigt Runge 1571 gedruckt hatte. 1605 druckt er die »Christliche Leichpredigt. Über Das Sprüchlein des 73. Psalms … Bei dem Begrebnuß der Margaretha vo[n] Ludowichs« (dessen Schlußseite hier abgebildet ist). 1606 ging er auf Veranlassung des Kurfürsten Joachim Friedrich nach Berlin, wo er sich im 1540 säkularisierten Franziskanerkloster (im Gefolge der Reformation), dem »Grauen Kloster« nach der grauen Farbe der Ordenskleidung, seine Officin einrichtete. Einen Teil seiner Materialien ließ er in Neudamm; anzunehmen ist, daß sein Sohn Georg die Werkstatt fortführte. Schon im nächsten Jahr starb Christoph Runge d.Ä. Verheiratet war er mit Sidonie Rösner, die nach seinem Tod noch zwei Drucke anfertigte. Er hat wohl in Berlin nur zwei Drucke hergestellt: »Leichenpredigt auf Eleonore Kurfürstin von Brandenburg«, ferner das »Vehiculum animae«

Runge von Franz Hildesheim. Sein Sohn Georg, mit dem er schon in Neudamm zusammenarbeitete, kam vermutlich zu diesem Zeitpunkt nach Berlin.

Christoph Runge d.J. (Christoff, Charaktere Rungiano, Typis bzw. Literis Rungianis, Officina Rungiana, Rungesche Druckerei), der Sohn des gleichnamigen Vaters, war im Wintersemester 1633/34 an der Frankfurter Universität Viadrina eingeschrieben (»Christophorus Rungius Berlinensis«). 1639 ist er abermals eingeschrieben: »iur. sub. rectoratur d.J. Neandri.« 1643 kam er nach Berlin, wo er die väterliche Officin übernahm. Dreimal war er verheiratet: in erster Ehe mit der Tochter des Berliner Rats- und Handelsherrn Christian Sigmund Fischer, in zweiter Ehe mit Sidonie Rösner und in dritter mit Maria Katharina Thesendorff. 1648 bekommt er die Erlaubnis, in Berlin eine Buchhandlung aufzumachen, da von den beiden vorhandene Händlern der eine verstorben (Guthe) und der andere (Kalle) »wenig an Drucken zu geben vermag«. 1655 erhält er eine Konzession zum Druck der »Berliner Einkommende Ordinar- und Postzeitungen«. Seine Officin befand sich nach 1660 in der Klosterstraße. Sein erster selbständiger Druck erschien 1645 (»Leichenpredigt auf Werner von der Schulenburg«). Runge war auch Verfasser geistlicher Lieder, Gelegenheitsgedichten und Oden. 1654 wird ihm ein dreijähriges Moratorium auf seine Schulden gewährt, da die Einnahmen aus dem Druckgeschäft wohl nicht ausreichten, um seine Schulden zu tilgen. 1655 wird ihm das Recht bewilligt, eine Zeitung herauszugeben: »Wir haben dem buchtrückern alhie Christoff Rungen, auf sein vnterthänigstes ansuchen, die avisen wochentlich zu trücken, nachgegeben.« Diese erste Berliner Zeitung bedurfte der Unterstützung des Botenmeisters als Sammler der Informationen und erschien unter unterschiedlichen Namen: »Einkommende Ordinar- und Postzeitungen« (1655), »Berlinische Extra-

Runge ordinari Zeitungen« (1659), »B. Einkommende Ordinari- und Postzeitungen« (1665), »Mittwochischer Mercurius, zur … Woche 16 gehörig« (1661 bis 1671), »Sonntäglicher Mercurius …« (1666 bis 1671), Einkommende Zeitungen Mittwochische Fama« (1677), »Ankommender Donnerstagischer Relations-Mercurius« (1677), »Einkommener Zeitungen Sonntagischer [bzw. Dienstagischer] Postillon« (1677), »Dienstags- und Mittwochs-Appendice« (1680) und »Eingekommener Zeitungen Sonntagische Fama« (1681) zwischen 2 und 10 Blättern. Nach einer Anordnung des Kurfürsten wurden die Texte der Zeitung auch wegen der kriegerischen Zeiten von Zensoren überwacht: »ehe vnd wan solche Zeitung aufgelegt werden, dieselben vorweisen zu lassen, sie fleißig durchzusehen und acht zu haben, damit nicht etwa praejudizirliches darin exprimiret werden möge.« Der Kanzleisekretär des Kurfürsten mußte trotzdem mehrmals ein kurzfristiges Verbot der Zeitung aussprechen. 1660 verlegte Runge die Officin vom »Grauen Kloster« in ein eigenes Gebäude in der nahegelegenen Klosterstraße. Wegen des Drucks der Schulkomödie »Das ungerechte Urteil des Pilatus« von Gottfried Rösner wurde Runge wegen Umgehung der Zensur zu einer Geldstrafe von 200 Talern verurteilt. 1668 erbat er vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm ein Privileg zum Schutz vor den Nachdrucken durch Georg Schultze, der bei ihm den Beruf gelernt hatte. Ein Jahr später ersucht er vergebens beim Kurfürsten um den Titel eines »Churfürstlichen Ober-Hof- und Estatsbuchdruckers«, da sein Konkurrent Georg Schultze sich den Titel eines Hofbuchdruckers zugelegt hatte; der Kurfürst: »Wass wegen Tituls und rangs gesuchet wird, darauf ist auf ein ungewöhnliches eben keine große reflexion zu machen.« 1677 wurde die »Ordinar- und Postzeitung« durch den »Mercurius«, der »Fama« sowie dem »Postillion« ergänzt. Neben den Zeitungen, amtlichen Drucksachen, Gesangbüchern und wissenschaftlichen Werken stellte Runge auch Notenbücher mit beweglichen Lettern her, die 1529 von dem Pariser Drucker Pierre Attaignant erstmals eingesetzt wurden. In seiner Officin besaß er auch griechische, hebräische, syrische und arabische

Runge Typen, des weiteren Antiqua- und Frakturschriften. Zu seinen Werken gehört u.a. der erste Berliner Pergamentdruck, ein ABC-Buch (ein Bezug auf Psalm 119: »Der Christen güldenes ABC vom Lobe, Liebe, Kraft und Nutzen des Wortes Gottes«) für den Kurprinzen Carl Aemil. Christoph Runge d.J. starb 1681. Seine Witwe Maria Katharina (Thesendorff-Runge) führte das Geschäft (»Ex officina Rungiana«, »ex Rungiana typothesia«) fort. In ihrer »Officina Rungiana« kam 1680 von Balthasar Mülner die Schrift »Threnodia, Qua Funus Nobilissimi, Amplissimi, Consultissmi Domini …« und 1682 »Pinax Botanoymos Polyglottos Katholikos« von Christian Mentzel heraus. Insgesamt stellte sie um die 40 Drucke her. Sie heiratete 1685 abermals, den Drucker David Salfeld, überlebte auch diesen zweiten Ehemann und verkaufte, kinderlos, die Druckwerkstatt für 2.500 Taler 1704 einschl. ihres Privilegs, die »Berliner Zeitungen« zu drucken, an Johann Lorentz. Der Begriff »Berliner« stammt aus dem Jahr 1709, denn bis dahin bestand die Stadt aus fünf selbständigen Orten: Berlin, Cölln an der Spree, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichsstadt. Im übrigen gab es in der Umgebung dieser fünf Gemeinden nur einzelne Gehöfte und kleinere Ansiedlungen. 1705 entstand im Süden als Flußgraben der spätere Landwehrkanal vor der Stadtmauer. Die Druckermarke zeigt in einem Hochoval König David, die Harfe spielend. Er sitzt – als Erinnerung seiner Hirtenjugend – in freiem Gelände, hinter sich ein sprießender Baum. Oben und unten am Oval sind Gesichter, links und rechts Rosenblüten.

Runge

Georg Runge (Georg Rungius, Typis Rungianis, Praelum Rungianum, George Rungen) ist der Sohn des Neudammer Druckers Christoph Runge d.Ä. und stammt aus Alten Belgern im Kurfürstentum Sachsen. Mit seinem Bruder Johannes war er im Sommersemester 1571 in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. Beide arbeiteten in der Officin von Johann Eichorn d.Ä. und hatten den Beruf bei ihrem Vater gelernt. 1606 ist er in Berlin; er trat als selbständiger Drucker erst 1609 auf, so daß davon auszugehen ist, daß seine Mutter das Geschäft in den Jahren nach dem Tod ihres Mannes bis zu diesem Zeitpunkt führte (»Gedruckt im Grawen Kloster durch Christoff Rungen Erben«). Sein erster Druck war 1609 eine Leichenpredigt auf die verstorbene Frau »Des Ehrnvesten Achtbarn und Fürnehmen Herrn Johannis Wernicken Churf. Brandenb. wolbestalten HoffRentmeisters«. Im Folgejahr druckte er »Auß Gottes Wort gezogener kurtzer und einfeltiger Bericht Wie man sich in diesen itzo sorglichen Leufften unnd beschwerlichen Kriegeswesen verhalten sol« von Martin Kühne. Im selben Jahr stellt er noch sechs weitere Drucke her. 1616 beginnt Runge mit dem Druck von Musikstücken, die bis dahin in der Mark Brandenburg ausschließlich von den Frankfurter Hartmanns hergestellt wurden. 1618 druckt er als einziger Drucker in der Stadt die »Fewerordnung der Residentzstädte Berlin und Cölln«. Erst 1621 bekommt Georg Runge von Kurfürst Georg Wilhelm ein alleiniges Druckprivileg für Berlin. Bei Runge erschien 1617 die erste Berliner Zeitung, die er mit dem Kurfürstlichen Post- und Botenmeister Christoph Frischmann und nach dessen Tod ab 1618 mit dessen Bruder und Nachfolger Veit(t) Frischmann herausgab; es handelte sich um die unregelmäßig erscheinenden vierseitigen »Avisen«, ab 1655 unter seinem Sohn »Wöchentliche Avisen« genannt, im Format 14,5 × 20 cm (Oktavformat) für die damals 4.000 Einwohner. Die von Runge gedruckte Zeitung wies weder Artikel noch Impressum auf, unterrichtete ihre Leser aber über die

Runge neuesten Ereignisse. Diesen »Avisen« wurde von Frischmann eine »Beyschrifft« beigelegt, in der Berliner Lokalnachrichten veröffentlicht wurden. 1628 wurde in Berlin die Zensur eingeführt, 1632 wurden die »Avisen« eingestellt, 1634 wieder herausgegeben, aber nunmehr unter der Verantwortung von Runge und auf dessen Risiko. Georg Runge druckte nach dem ihm von Kurfürst Georg Wilhelm erteilten Privileg aus dem Jahr 1621 neben »Edicten, Mandaten, Ordnungen« des Kurfürstenhofs auch Schriften »zu Beforderung deß Gottesdiensts vnd Fortpflanzung der Studien«. Hinzu kamen Schulbücher und amtliche Drucksachen (»Auff sonderbahrem vnserm befehl gedruckt im Jhaare MDCXX«). 1625 druckt er »Decem e familia Burggraviorum Nurnbergensium Electorum Brandenburgicorum Eicones …«, von Johannes Cernitius, in dem die Bildnisse aller brandenburgischen Kurfürsten abgebildet sind; Cernitius war Verleger und später Registrator der kurfürstlichen Residenz in Berlin. 1634 wurde Runges Druckprivileg auf seinen Antrag erneuert, denn im selben Jahr wurde in Berlin von Matthias Zypsen ein »Aviso« herausgegeben und damit Runges Privileg aus dem Jahr 1621 verletzt. 1628 veröffentlicht er von Johannes Cernitius dessen »Decem e familia Burggraviorum Nurnbergensium electorum Brandenburgicorum Eicones« mit den Lebensläufen und Bildnissen der Kurfürsten Brandenburgs. 1637 versuchte der Buchbinder und -händler Johann Kalle mit seinem Sohn eine weitere Konkurrenzdruckerei einzurichten, was Runge verhindern konnte. Im selben Jahr erhielt er deshalb ein erneuertes Druckprivileg, denn zu diesem Zeitpunkt war er wohl ohne Arbeit: der Dreißigjährige Krieg ließ das Blei aus den Setzkästen verschwinden, und die Bürger hatten wohl mehr Sorgen wegen der Schweden, als sich an erbaulichen Schriften zu ergötzen; in Berlin lebten nur noch 6.000 Einwohner. 1638 druckte er von Georg Lilien »VIII. Gewissen-Fragen«. Insgesamt stellte er rund 25 Titel her. Georg Runge starb 1639.

Runge Seine Witwe (Typis bzw. Literis Rungianis) druckte 1640 das erste »Berliner Gesangbuch« von Johann Crüger. Ihr letzter Druck erschien 1644 – eine »Leichenpredigt auf Baltzer von Brunnen« (»George Rungens S. Erben«). In dieser Zeit stellte sie rund 40 Drucke her. Die Leichenpredigt für des »Ehrenvesten/Achtbarn vnd Vornehmen Herrn Johann von der Scheunen Haußfrawen« wurde von der Witwe hergestellt.

Sabon

Jacob Sabon (Jacobus Sabou Lugdunensis Gallus) stammt aus Lyon, wo sein Vater (vermutlich) Sulpice Sabon eine Druckerei besaß. Er war gelernter Schriftgießer, der als Glaubensflüchtling 1555 nach Frankfurt am Main kam. Dort arbeitete er mehrere Jahre für die Schriftgießerei der Witwe des Christian Egenolff und ging dann für etwa ein halbes Jahr nach Antwerpen, wo »Ja[c]ques Sabon fondeur de lettre« 1563 in der Schriftgießerei von Christoffel Plantin arbeitete. Beim Tod von Claude Garamond 1561 hatten Christoffel Plantin die meisten originalen Matrizen und Stempel und Sabon sieben Antiqua-Serien erworben. 1564 ist er wieder in Frankfurt am Main. Im Wintersemester 1566/67 ist Sabon in Frankfurt (Oder) in der Druckerei von Johann Eichorn tätig und kehrt danach nach Frankfurt am Main zurück. Im Wege der Erbteilung nach dem Tod des Egenolff erhielt ihre Enkeltochter Judith, Tochter des Pfarrers Christian Egenolff, die Schriftgießerei, die dem Jacob Sabon zur Ehe versprochen worden war. Der verwitwete Sabon mußte jedoch drei Prozesse führen, bevor er die finanziell gute Partie Judith, um die auch andere (der Stiefbruder Otto Regenbogen, Peter Trinkaus) freiten, 1571 heimführen konnte und dadurch auch das Frankfurter Bürgerrecht erhielt. Aus der Ehe mit Judith gingen sieben Kinder hervor. Die »Egenolff-Sabonsche Gießerei« befand sich mitten im Buchhändlerviertel in dem Hause »zum Wiltberg«; später erhielt das Haus den Namen »zum Goldenen Känngen«. 1570–1574 war Granjon in Frankfurt am Main, wo er mit dem Schriftgießer Jacob Sabon zusammenarbeitete. 1574 wurde Nicolaus Basse wegen einer Meinungsverschiedenheit von Sabon mit der »blanken Waffe« bedroht, wofür dieser bestraft wurde. Sabon goß für Sigmund Feyerabend eine große Antiqua, die dieser für einen Druck der Werke des lateinischen Klassikers Livius nutzte. Von Sabon stammt auch die nach ihm benannte Sabon-Fraktur sowie zwei Schriftgrade (»Grobe« und »Kleine« Sabon). Sabon starb 1580. Seine Witwe heiratete 1581 den aus

Sachse Hechingen stammenden Schriftgießer Konrad Berner. Ein »Prob und Abtruck der fürnehmsten und allerschönsten Schriften, so jemals an Tag kommen, mit großer Mühe und Kosten anfangs durch weyland Christian Egenolff, erster Buchdrucker in Frankfurt selbst, und dann seine Wittib, nachmals aber durch derselben Erben, nemlich Jakob Sabon und Konrad Berner mit allem Fleiß zusammengebracht«. Konrad Berner starb 1606. Die Schriftgießerei bestand bis 1810. Die Marke von Jacob Sabon zeigt ein Wappen mit Decke, Wulst, Helm und Kleinod. Auf dem waagerecht geteilten Wappenschild befinden sich als Wappenbild in der oberen Hälfte ein aufrecht stehender Löwe und im unteren Teil drei sechsstrahlige Sterne mit zusätzlichen Strahlen. Neben dem Schild steht eine Frau.

Johann Sachse (Iohannes Saxonius, Johannes Saxo, Iohannem Saxonem, Sachsen, Ioannes, Joannes) stammt vermutlich aus Harburg und betrieb 1586 bis 1587 eine Druckerei in seiner Geburtsstadt. Er konnte für seine Drucke die Typen aus der Werkstatt des Professors für hebräische Sprache, Elias Hutter, verwenden; Hutter war 1597 nach Nürnberg verzogen, wo er von 1598 bis 1604 als Drucker in einer eigenen Officin tätig war. Dieselben Typen nutzten auch Jakob Wolff und Ernst Jandeck. 1587 druckt er mit hebräischen und Antiqua-Typen eine Bibel (»Via sancta… sive Biblia Sacra eleganti et maiuscula characterum forma, qua ad facilem sanctae linguae & scripturae intelligentiam, nouo compendio, primo statim intuitu, literae radicales & seruiles, deficientes & quiescentes: situ & colore discernuntur«), herausgegeben von Elias Hutter. Insgesamt stellte Sachse in Harburg fünf Titel her. 1588/89 verzog er nach Braunsberg im Ermland; das Druckmaterial aus der Hutterschen Officin verblieb bei Wolff und Jandeck. Sachse konnte in Braunsberg mit Unterstützung der Jesuiten eine Druckerei einrichten und druckte ins-

Sachse besondere Schulbücher für das 1579 gegründete Jesuitenkolleg, ein päpstliches Seminar für die Missionsarbeit in Skandinavien, aber auch weitere katholische Schriften, so 1598 einen »Katechismus« von Petrus Canisius. 1589 stellte er von Peter Canisius »Institutiones christianae pietatis, sev parvus catechismus catholicorum, Auctore Petro Canisio, societatis Iesv« her. Ein Jahr später fertigte er »Der Euangelische Wetter Han. Das ist: Vngleiche reden Martini Lutheri Von den fürnehmbsten Artickeln Christlicher Religion …« her. 1592 druckte er einen »Thesaurus orationum« her. Insgesamt stellte er in Braunsberg im Ermland etwa zehn Drucke her. Sachse starb um 1592/93. Seine Erben gaben 1593 ein »Diurnale« für das katholische Bistum Ermland heraus. Die Officin wurde 1598 von Georg Schönfels übernommen. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Moritz Sachse (Saxe, Saxo, Sachs, Sachsse, Sachsen, Mauritius, Mauritii Saxonis) stammt aus Marienberg in Sachsen. Im Wintersemester 1604/05 ist er in Frankfurt (Oder) in der Universitätsmatrikel eingeschrieben. 1614 ist er in Rostock, wo er als erstes Werk »Der Erbaren HänseStätte Revidirte Schiffs Ordnung und SeeRecht« druckt. Verheiratet ist er mit einer Tochter des Rostocker Druckers Augustin Ferber d.Ä. 1617 wird er zum Hofbuchdrucker des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklenburg in Güstrow ernannt. 1618 stellt er »Zeitungen« her. Ein Jahr später druckt er »Eines vornehmen Theologi runder und gründlicher Bericht …« 1621 veröffentlicht er die »Zeitungen von vnterschiedlichen Orten«. 1622 ist er auf sein Begehren hin wieder in Rostock und druckt das »Epithalamium auf Johannes Creta und Eva Huuldersen«. 1625 beginnt er, eine »Wochentliche newe Hambürger Zeitung« herzustellen. Für kurze Zeit ist er 1627 in Sorø in Dänemark (Provinz Seeland).

Salfeld Sein letzter Druck in Rostock war die »Capitulation von Albrecht Herzog zu Friedland und Sagan«. 1628 ist er der erste Drucker in Stralsund und wird hier zum Ratsbuchdrucker berufen. Sachse stirbt 1629; seine Erben drucken noch zwei Jahre weiter, darunter die 1631 erschienene »Zeitung über den König in Schweden«. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Christoph Salfeld d.Ä. (Christoff, Christophorus, Salfeldt, Salfelden) stammt aus Quedlinburg und war von 1625 bis 1670 als Drucker in Halle (Saale) tätig. Verheiratet war er mit Ursula Felsecker, der Witwe der Drucker Christoph Bißmarck und Erasmus Hynitzsch. Durch die Heirat übernahm er auch die Officin am Neumarkt von Christoph Bißmarck. In zweiter Ehe war er mit Marie Radicke verheiratet. Seine drei Söhne aus der Ehe mit dieser, David, Christoph d.J. und Johann Andreas, wurden alle Drucker. 1637 erwarb er ein Haus in der Schmerstraße, in dem er eine zweite Werkstatt einrichtete. Er starb 1670. Sein Sohn David übernahm das Geschäft am Neumarkt, seine Witwe führte mit Unterstützung des Faktors Johann Montag die Werkstatt in der Schmerstraße bis 1693 fort; dann übernahm ihr Sohn Johann Andreas diese Officin. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Salfeld

Christoph Salfeld d.J. (Salfelden) war Drucker in den Jahren 1688 bis 1703 Halle (Saale). Verheiratet war er mit Elisabeth Thöler. 1685 stellte er die »Kirchenordnung für das Herzogtum Magdeburg« her, in dem er darauf hinweist, daß er Hofbuchdrucker war. Ein Jahr später erhielt er von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg ein Privileg, das 1689 von Kurfürst Friedrich III. erneuert wurde; bei einem Herrscherwechsel mußten viele Privilegien neu erteilt wurden. Um 1700 druckte er »Der Nach stäten Kriegen auf Erden folgende Sieg und ewige Friede im Himmel«. Er starb 1705. Seine Witwe führte die Druckerei noch bis 1731 fort. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

David Salfeld (Saalfeld, Salfelden) hatte bei seinem Vater, Christoph Salfeld d.Ä., in Halle (Saale) den Beruf eines Druckers gelernt. 1671 erhielt er als Erbe die väterliche Officin auf dem Neumarkt. Er war fürstlich magdeburgischer Hofbuchdrucker. 1685 ging er nach Berlin, wo er die Buchdruckerwitwe Maria Katharina Runge (Thesendorff) heiratete. Die Hallenser Druckerei (»Typis Salfeldianis«) übernahm sein jüngerer Bruder Christoph d.J. David Salfeld starb 1686 während eines Besuchs in Magdeburg. Die Witwe verkaufte die Officin schon einen Monat später an den Drucker Christoph Zeitler aus Frankfurt (Oder). Da dieser aber den Kaufbetrag von 700 Taler nicht aufbringen konnte, wurde der Kauf ein Jahr später rückgängig gemacht. Die Witwe setzte das Geschäft dann allein bzw mit Unterstützung ihres Schwagers Johann

Salfeld Andreas Salfeld fort. Aus ihrer Werkstatt stammt die Leichenpredigt »ChristenSpiegel im Leben und Tod … Der Matron Frau Marien Wittib Frantzin … Als dieselbe im 69sten Jahr ihres Alters diese Sterblichkeit verlassen und beygesetzet wurde. Nach 1693 wurde das Geschäft von einem Faktor unter ihrem Namen geführt. 1704 verkaufte sie Werkstatt für 2.500 Taler an Johann Lorentz. Die erste Abbildung stammt von einem Druck in Berlin, die zweite wurde in Halle gedruckt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Andreas Salfeld (Salfelden) war 1686 in Berlin in der Officin seiner verwitweten Schwägerin Maria Katharina. 1693 begann er als selbständiger Drucker in der Schmerstraße in Halle (Saale). 1699 richtete er sich eine selbständige Filiale in Naumburg ein, in der ein Jahr später eine Leichenpredigt auf Hans Heinrich von Biesenrodt erschien. 1705

Saß wurde er in Halle Universitätsbuchdrucker. 1707 verkaufte er seine Werkstatt in Halle an Stephen Orban und verzog nach Naumburg. 1709 verkaufte er die Naumburger Druckerei an Balthasar Boßögel. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Franz Saß (Franconis Sas, Frank, Franck, Franco, Franconem) stammt aus Harderwijk und kam 1664 nach Duisburg, wo er als Universitätsdrucker eingeschrieben wurde. Verheiratet war er mit Johanna Kolen. 1665 erscheint sein erster Druck »Disputationes Selectae«. Er war bis 1694 hier tätig. Sein Sohn Johann (Johannem, Johannis Sas) hatte bei ihm Drucker gelernt, übernahm die Officin und wurde im selben Jahr Universitätsdrucker in Duisburg. Sein erstes Werk war eine »Dispositio Theologica«. Sein Bruder Alexanhatte Medizin studiert und nahm in Brabant am Krieg der Flamen gegen die Franzosen (unter Louis XIV.) teilnahm (der 1697 mit dem Frieden von Rijswijk endete), kam 1699 nach Duisburg zurück und wurde Mitarbeiter der Officin (die ihm wohl durch Erbschaft auch teilweise gehörte). Johann Sas starb 1748, sein Bruder Alexander übernahm das Geschäft. Von 1677 bis 1700 war ein Albertus Sas als iversitätsdrucker in Harderwijk tätig. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Schedler · Schilling

Paul Schedler (Paulus, Paulum, Schetlerum, Schetlern, Schettler, Schettlerus, Schetlerus, Schedtler) stammt aus Leipzig. Im Sommersemester 1606 ist er in der Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. 1617 ist er als Drucker in Wittenberg tätig und druckt »Stellae Pietatis Lutheranae« von Christian Gilberg. 1618 druckt er noch eine »Auslegung des neunzigsten Psalms« und geht dann nach Leipzig. Hier ist sein erster Druck 1622 eine Leichenpredigt. Er muß dann seine eigene Officin aufgegeben haben, denn er ist Faktor in der Privatpresse des Konrad Beyer tätig. 1624 schließt er sich Abraham Lamberg zusammen und druckt in dessen Officin und für den Verleger Gottfried Grosse das »Andächtige Christliche Gebet« von Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Schilling (Johannes, Johann Christoph, Johann Christian) führte 1650 seinen ersten Druck in Duisburg aus und war 1652/53 auch als Verleger tätig. Er war Drucker für die Universität. Schilling starb 1654; seine Witwe führte das Geschäft fort und wurde wegen der »druckerey fortahn wachtfry gelassen …«. Eine Druckermarke, ein Bücherzeichen oder eine Titelseite von Johann Schilling wurde nicht gefunden.

Schleer

Johann Schleer (Johannes, Schlier, Schler, Schlierus, Johannes, Ioannes, Schliern, Iohannis, Iohannes, Schleern, Schlerij, Schlerius, Ioh. Schlerij) stammt aus Königsberg und war im Sommersemester 1596 als Drucker in Frankfurt (Oder). 1598 ist er in Zerbst als Geselle bei Bonaventura Schmidt. Im selben Jahr kaufte er von dessen Witwe die Officin für 263 Gulden 15 Groschen; er besaß sowohl Antiquaschriften, Kursive, Frakturtypen als auch hebräische Lettern. 1598 stellt er als erstes Druckwerk eine Leichenpredigt her. Schon 1599 ist er zahlungsunfähig. Im selben Jahr heiratet er die Witwe von Schmidt. 1602 druckt er »Reise- und Kriegs-Apotecken. Darin[n]en nicht allein die Beschwerlichsten Kranckheiten an des Menschen Leibe … Wie sie der … Hocherfahrne Herr Leonhard Thurneisser zum Thurn … practiciret und gebraucht hat Durch Agapetum Kozerum Austropedium, Liebhabern der Chimischen Artzney« von Leonhardt von Thurneysser. 1603 kommt bei ihm als Schulbuch die »Rudimenta Linguae Sanctae, Servientia Anagnosi Et Analysi Orthographicae« heraus. Seine letzten Drucke erschienen 1608 (u.a. »Euphemiae In Honorem Et Festivitatem Coniugii Clarissimi …« von Bartholomäus Schroter und »In Honorem Coniugii Ornatissimi Doctissimique Iwenis«). Insgesamt stellte er etwa 70 Titel her, insbesondere Personalschriften und Bücher für die Schule. Nach seinem Tod (1608) ging die Werkstatt auf Christoph Weida über und 1610 auf Zacharias Dörffer, der aus Magdeburg gekommen war. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Schmaus · Schmid

Erhard Schmaus (Schmauss, Schmausius, Erhardi Schmausii, Schmaus dell’Illustri. Coll. Stampatore, Schmauß, Schmaußen) stammt aus Wiersberg und richtete sich mit Genehmigung von Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1691 eine Druckerei in Bayreuth ein. Zwei Jahre später wurde er auch Drucker des Gymnasiums. Zu seinen Drucken gehören die »Vorrede zu dem Spiel-Gedicht welches betittelt die Amage: vorgestellet an dem Hoch-Geburts-Fest Seiner Hoch-Fürstl. Durchlauchtigkeit Herrn Christian Ernstens Marggrafens zu Brandenburg … Welches erschienen den 27. Julii Des Eintausend Sechshundert und Neun und Neuntzigsten Christ-Jahrs Auff Befehl Ihro Hochfürstl. Durchlauchtigkeit Frauen Sophien Loysen Marggräfin zu Brandenburg …« und »Christian-Ernestinarum Tabularum, Sive Mathematicarum Curiositatum Exercitatio Prooemialis: Ad Curiosiorum Mathematicorum ductum, exhibens De Mathesi Generalia« von Johann Stephan Rudolph. Erhard Schmaus starb 1704 oder 1706, die Witwe führte das Geschäft bis 1720 fort. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Schmid (Johan., Joh. Faber, Hans, Schmied, Schmieden) stammt aus Mühlberg in Thüringen. Von 1601 bis 1610 ist er als Pächter oder Faktor der Officin des Johann Krafft d.J., dessen Typenmaterial er verwendete, in Wittenberg tätig; im Druckvermerk des Einblattdrucks »Propemtica …« druckt er »Typis Cratonianis«. Sein erster Druck (1601) ist ein Werk von B. Reusner. 1603 druckt er für Samuel Selfisch »Der Prophet Sophonias« von Johannes Cäsar. Schmidt war einer von sieben Wittenberger Druckern, die eine Zunft gründeten. Sein letzter Druck (von etwa

Schmidt 270) in Wittenberg erfolgt 1610. Im Wintersemester 1610/11 ist er als Druckergeselle in die Matrikel der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. Die Titelseite zeigt am unteren Rand zwei nach außen blickende halbmenschliche Gestalten. An den Seiten verzierte Säulen. Oberhalb des Titeltexts Blüten und eine Rebe.

Andreas Schmidt (Andream) war ein Magdeburger Drucker in den Jahren 1562–1567. Sein erster Druck war »Natürlichen langen Lebens Quelle« des Doktors Heinrich Knaust (1567 wurde bei Egenolff in Frankfurt am Main von Knaust die »Herligkeit und freud des Hochwirdigen lieben Alters« gedruckt.) Insgesamt kamen aus Schmidts Officin weniger als zehn Werke. Der letzte Druck erfolgte 1567 mit »Eine Predigt Von der Aufferstehung der Menschen« von Siegfried Sack. Ein Druck oder eine Marke von Andreas Schmidt wurde nicht gefunden.

Heinrich Schmidt (Eitel Heinrich, Schmid, Schmied) stammt aus Oberferrieden bei Nürnberg, der 1677 nach Fürth kam, dort aber nur etwa ein Jahr tätig war. Der Nürnberger Rat war gegen die Errichtung einer Fürther Officin. Er stellte wohl nur drei Leichenpredigten her. 1679 geht er nach Windsheim. Hier druckt er 1680 den »Tugendund Lasterriegel« von Johann Ludwig Hartmann. Außerdem stellt er die »SeelenHarpfe« von Tobias Schumberg her. Schmidt starb 1719. Eine Druckermarke oder die Abbildung einer Titelseite mit seinem Namen wurde nicht gefunden.

Schmidt

Joachim Schmidt (Joachimus, Schmiedt) übernahm 1615 die Magdeburger Werkstatt seines Bruders Peter Schmidt, der nach Halle (Saale) verzogen war. 1615 druckt er für den Verleger Johann Francke die »Litania« des Heinrich Decimators. Zu seinen Drucken gehören auch Zeitungen und Meßrelationen. Sein letzter Druck entstand 1619 (»Das dritte Theil des Christlichen Zeitvertreibers …«). Die Druckermarke zeigt in einem Rollwerkoval den Propheten Elija. Das Oval wird zusätzlich eingefaßt von einem Ring aus kleinen Kreisen. Die Szene entspricht der damals üblichen Darstellung. Elija, eine der volkstümlichsten Gestalten, sitzt unter einem Baum und ein Rabe bringt ihm Brot. Am unteren Rand die Handelsmarke: auf dem Querstrich des Buchstabens »H« ragt ein Kreuz empor.

Johann Schmidt (Fabricius, Johannes, Typis Osterbergianis) war Faktor bei Georg Osterberger in Königsberg und mit einer Tochter dieses Druckers verheiratet. 1610 hatte er die Druckerei wohl vollständig übernommen; seine ersten mit seinem Namen gekennzeichneten Drucke (Leichenpredigten) erschienen ein Jahr später. 1611 veröffentlichte er eine »Danck Predigt Zu Ruhm und Ehren Gott dem Höhesten LehnHerrn Dem … Herrn Johanni Sigismundo, Marggraffen zu Brandenburg« von Sebastian Müller. Er war wohl nicht erfolgreich, denn 1622 bemerkte eine Kommission des Stadtrats, daß sich die Werkstatt in einem schlechten Zustand befände. Dennoch stellte er insgesamt rund 100 Drucke her. Zu seinen letzten Drucken gehören ein Werk von Joseph Justus Scaliger, eine »Disquisitio Tertia. De Differentia Evangelicarum Promissionum«, von Bernhard Derschow »Theopropion Das ist Ein Gottseeliges und Christliches Bedencken von den letzten

Schmidt Plagen der Welt Insonderheit von der Pestilentz« und »Drey Christliche WeihnachtsPredigten« von Johann Behm. Ein Jahr später verkaufte er für 3.400 Mark die Druckerei an Lorenz Segebade. Die Druckermarke zeigt in einem Oval den Christenverfolger Saulus auf dem Weg nach Damaskus, als ihn plötzlich ein Licht umleuchtete; sein Pferd scheut und er fällt deshalb auf die Erde. Über Saulus steht in einem Strahlenkranz in hebräischen Lettern Jesus. Am unteren Rand der Marke befindet sich die Handelsmarke: ein Monogramm aus den Buchstaben »P« und »H«, darauf ein Kreuz. Die umlaufende Devise lautet: »DVRVM EST CONTRA STIMULOS CALCITRARE«; gemeint ist damit die Äußerung von Jesus gegen Saulus: Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu löcken, Apostelgeschichte 9.5.

Peter Schmidt (Schmied, Schmiedt, Faber, Petrus Faber, Schmiedes, Schmieden, Schmiede, Schmiet, Schmide, Schmitt, Typis Schmidianus, Praelo Schmidiano, Prelo Schmidiano, Prelo Fabriciano, typographia Fabriciani, Typis Fabricianis, Fabrus) stammt aus Gommern bei Magdeburg und war von 1609 bis 1615 als selbständiger Drucker in Magdeburg tätig. 1609 stellte er für den Buchhändler und Verleger Johann Francke die »Ethnographia Mundi« des Johann Sommer her. Schmidt war auch fürstlich magdeburgischer Hofbuchdrucker. 1615 ging Peter Schmidt nach Halle (Saale), wo er bis zu seinem Tod 1653 tätig war. 1615 wurde er Bürger der Stadt und stellt seinen ersten Druck her: »Desiderata Methodus Nova Ratichiana« von Wolfgang Ratke. Auch in Halle war er Hofbuchdrucker. Sein letztes Werk war die »Ertz-Stifftische Magdeburgische Kirchen Agenda«. Insgesamt stellte Schmidt um die 50 Drucke her. Die erste Druckermarke zeigt in einem Hochoval mit doppeltem Rand die Göttin

Ben Salomo Schneior der Gerechtigkeit. Justitia mit unverbundenen Augen und ungewöhnlicherweise mit einer Krone auf ihrem Kopf, hält in der rechten Hand das erhobene Schwert, in der linken die Waage. Am oberen Rand steht »IVSTICIA«. Die zweite Druckermarke befindet sich am unteren Rand einer Titelillustration. In einem Kreis befindet sich ein Monogramm aus den Buchstaben »P« und »S« zu sehen ist. Der Aufstrich des »P« verlängert sich nach unten zu einem Pfeil. Das »S« über das »P« erinnern an einen Caduceus. Außerdem steht der Name »PETER SCHMID« in diesem Kreis.

Josef ben Salomo Schneior (Shnior) war der Sohn des Vorstehers der jüdischen Gemeinde in Fürth, der in seiner Geburtsstadt eine Officin für hebräische Drucke einrichtete. In dieser Werkstatt arbeitete als technischer Leiter Moses Menachem ben Jehuda Kaz aus Krakau, der mit der Prager Druckerfamilie der Gersoniden verwandt war. Sein erstes Werk war 1691 der »Sefer Megale amukkot« von Nathan ben Solomon Spira; im selben Jahr starb Salomo; sein Bruder Abraham führte das Geschäft gemeinsam mit seinem Schwager Isaak Bing bis 1698 fort. Ihr erster Druck war der »Sefer dabbatâ derîglâ«. 1697 stellten sie in »Fîûrdâ«, Fürth, drei Drucke her, darunter ein »Sefer ma’ôr haq-qâ’ân« und ein »Sefer dere k yedârâ«. Dessen Sohn Abraham ben Isaak Bing arbeitete später mit Samuel Bonfed ben Josef Schneior zusammen. Zwischen einem Torbogen, eingefaßt von zwei mit Blätterranken und verschiedenen Blumen geschmückten Säulen, steht der Text der Titelseite. Auf den beiden oberen Ecken befinden sich Amphoren mit Blumen. Dazwischen eine Tafel, auf

Schönfels der vor einer hügligen Landschaft eine Zeder eingezeichnet ist; links davon ein Einhorn. Um den Stamm der Zeder windet sich eine Schlange nach oben. Darüber ist auf dem spitzen Giebel eine zweigeteilte Erdkugel zu sehen, darunter eine stilisierte Lilie. Unterhalb des Titeltextes ein Puttengesicht mit Flügeln. Sie blickt auf eine durch eine weitere Zeder geteilte Rollwerktafel; links von der Zeder ist ein Krebs, (mit dem Kopf zur Palme), rechts zwei zur Mitte hin schwimmende Fische; zu sehen sind außerdem Wasserwellen. Unterhalb dieser Tafel eine Rosenblüte.

Georg Schönfels (Schonfels, Schönfelß, Görg, Görgen, Schönfelss) übernahm 1598 die Officin von Johann Sachse. 1600 und 1601 abermals soll er das Bürgerrecht kaufen: »Georg Schönfelss Buchtrucker hat bereits viel iahr allhier gewohnet, dieses iahr aber eigens gekaufft, hatte 15 Fl. Geben sollen, weil er aber kürtzlich de hoc anno iedem Herrn (des Rats) ein gebundenes großes Calender verehret, hat ein Erb. Raht ihme hinwiederum das Bürgerrecht verehret«; der Kauf des Bürgerrechts ist stets ein Hinweis, daß der Erwerber zugewandert und kein Sohn eines Bürgers war. Seinen ersten Druck stellte er im selben Jahr her: »Assertiones meteorologicae« von Matthäus Sinculus. 1603 muß er sich wegen des unerlaubten Verkaufs der Schrift »Perpetuum statutorum regni Poloniae per Paulum Sczerbicium« vor dem Ra t verantworten; bei diesem für den Danziger Verleger Balthasar Andreae hergestellten Werk hatte er einige Exemplare mehr gedruckt und auf eigene Rechnung verkauft. 1605 verlangt Bischof Rudnicki vom Rat gegen Schönfels »wegen eines Schmehebüchleins Anno 1605 in truc verfertigt, Neue

Schönfels Zeittungk von Teufel undt papst titulirt, rechtliche inquisition zu pflegen«. Schönfels kann anhand der Schrifttypen und der Zeugenaussage seines Lehrjungen Caspar Röse nachweisen, daß das inkriminierte Buch von Wendel Bodenhausen in Elbing gedruckt sein müsse. 1614 wird er von dem Buchbinder Tobias Bretner schriftlich beim Rat verklagt, da er unzulässigerweise einen Buchbindergesellen »seiner Nahrung zu Vorfang und wider Handwerksgebrauch« beschäftige. Der Rat entscheidet, daß für die Buchbindearbeiten eigener Drucke einen Buchbindegesellen beschäftigen dürfe. 1608 erhält er ein Lumpensammlerprivileg, das später auch allen anderen Buchdruckern zugestanden wird, obwohl in Braunsberg und Umgebung keine Papiermühle bestand. 1614 mietet er vom Rat ein Haus, säumt aber mit der Miete, so daß er 1615 gemahnt wird. Schönfels gibt als Grund für sein Verhalten an, daß andernorts die Buchdrucker freie Wohnung bekämen. 1620 verlangt er, von Scharwerk, Schoß und Wache freigestellt zu werden und schenkt dem Rat zur Unterstützung seines Anliegens 17 Kalender, und er würde sich verpflichten, fürderhin jedes Jahr jedem Ratsherrn einen Kalender zu verehren. Der Rat nimmt das Geschenk (und wird deshalb nicht bestochen!) an, lehnt aber seinen Antrag vorerst ab. Erst 1622 wird er »solange er die kunst gebrauchet« von Wache, Schoß und Scharwerk befreit, jedoch müsse er in »schlimmen Zeiten« einen solchen Dienst tun. Insgesamt stellte er rund 80 Drucke her. Sein letztes Werk war »Das Studentische Gespräch« im Jahr 1624. Verheiratet war er mit Anna Krebs. Er starb zwischen 1626 und 1631. In seiner Officin stellte ein Jacob Birhus, vermutlich ein Druckergeselle, in der Officin des Schönfels, ein Druckwerk her. Die Officin wurde 1631 an seinen Gesellen Caspar Weingärtner verkauft. Die Druckermarke zeigt das Signet der Jesuiten mit dem IHS-Monogramm, eingefaßt von einem Strahlenkranz. Darunter ist ein Herz mit drei Nägeln (als Hinweis auf die Kreuzigung Christi). Flankiert wird das Signet von Engeln, die Zweige mit Blättern in den Händen halten.

Zusammenstellung von K Henseler November 2014

Schulting · Schultz

Nikolaus Schulting (Nicolai Schultingi) stammt vermutlich aus Soest, erhielt in seiner Heimatstadt 1522 das Bürgerrecht und begann 1523 mit seinen ersten Drucken. Er war wohl gelernter Buchbinder. Sein erster Druck war »Factio memerabilis Francisci ab Siccingen« von Bartholomäus Latomus. Bereits ein Jahr später beendete er seine Druckertätigkeit. Eine Druckermarke oder ein von Schulting gedrucktes Buch wurde nicht gefunden.

Heinrich Schultz (Schultzen) stammt aus Bebergen in Westfalen und war gelernter Buchbinder. Verheiratet war er nach 1663 in erster Ehe mit Barbara, der Tochter des Braunsberger Buchbinders und Druckereibesitzers Caspar Weingärtner; in zweiter Ehe war er mit Katharina Wichmann, einer Tochter aus angesehener Bürgerfamilie, verheiratet. Nach dem Weggang seines Schwagers Peter Freimuth, 1663, konnte er die Druckerei durch Kauf übernehmen. Unter Schultz wurden die drei Geschäftszweige (Buchbinderei, Druckerei und Buchhandel) des Caspar Weingärtner, die bei dessen Tod getrennt worden waren, wieder vereinigt. Ein erster Druck unter seinem Namen erschien 1663: »Unbewegliche Grund-Fest Des Römischen Catholischen Glaubens«. 1664 kauft er für 50 Gulden das Bürgerrecht der Stadt »auf die Buchdruckerei und Buchbinderei«. Insgesamt stellte er rund 30 Drucke her. Schultz starb 1681. Seine Witwe druckte noch bis 1683; ein Jahr später heiratete sie den Ratsherrn Heinrich von Dühren und verkaufte die Officin um 1688 an Peter Rosenbüchler. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Schultze

Georg Schultze (Georgi Schultzi, Schultzius, Georgius, Typis Schultzianis, Schultzen) konnte mit dem Vermögen seiner Ehefrau Regina Brunkow 1663 in Guben, bis 1662 zur Mark Brandenburg und dann zum Markgrafentum Niederlausitz gehörend, eine Officin gründen. Es wird angenommen, daß er vor seiner Tätigkeit in Guben als Geselle bei Christoph Runge d.J. tätig gewesen ist. Er besaß in der Gubener Werkstatt auch griechisches, hebräisches und syrisches Letternmaterial. Zu seinen Drucken gehörten insbesondere Leichenpredigten, obwohl das Privilegium besagte, er solle nur Drucksachen für den kurfürstlichen Hof und die kurfürstliche Bibliothek liefern. Schon 1664 ging er mit seiner zweiten Ehefrau Elisabeth Ludwigs nach Berlin, wo er eine neue Werkstatt eröffnete. Seine Berliner Officin befand sich ab 1666 in der Nähe der Schloßbibliothek (»Auf dem Schlosse«). 1664 legt er sich, ohne Widerspruch der kurfürstlichen Räte, den Titel eines »Churfürstlich Brandenburgischer Buchdruckers« zu. 1673 wird er zum Hofbuchdrucker (»Berolini. Letris Georgi Schultzi, Elect. Typogr.«) berufen und damit von den bürgerlichen Lasten befreit. 1676, 1677 und 1681 gab er »De Phosphoro Liquido« des Brandenburger Hof- und Regimentarztes Johann Sigismund Elsholtz heraus, der in seinem in Cölln an der Spree gedruckten »Diaeteticon, das ist, newes tischbuch« den Anbau der Kartoffel in Brandenburg empfiehlt. Schultze starb 1685; seine Witwe Elisabeth heiratete den Buchdruckergesellen Ulrich Liebpert, der auch die Officin übernahm. Die Werkstatt von Schultze ging nach mehreren Eigentümerwechseln 1877 in den Besitz des Deutschen Reichs über. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Schwartz

Michael Schwartz (Michaël Schwartzen) stammt aus Pommern und wurde der erste Drucker in Züllichau. 1679 ist er als Druckergeselle an der Universität Frankfurt (Oder) eingeschrieben. Im selben Jahr wird er auch im »Kunstbuch« der Stadt Frankfurt (Oder) eingetragen. 1680 kommt sein erster Druck heraus: der »Grünbergischen Pest-Rath« von Samuel Ledel. 1686 druckt er ein »Discurus Politici De Variis Hominum Conceptibus« von Johann Christoph Ebert heraus. 1687 stellt er »Betrachtung vom Rosen-Krantz« von Balthasar Bebel her. Ein Jahr später ist er in Crossen. Hier druckt er 1690 eine »Leichenpredigt auf Anna Dorothea gebohrene Berndt«. Insgesamt stellte Schwartz etwa 20 Drucke her. Zu seinen letzten gehört eine Leichenpredigt auf »Churfl. Brandenb. Wohlbestalten Justitien-Rahts … auch Hoff-Richter zu Crossen und Würdigen Bürger-Meisters« Johan Peter Cramer. Er starb 1696. Seine Witwe Maria kann die Officin weiterführen und stellt im Jahr »Das hundertjährige Gedächtniß des Crößnischen Thurm-Brandes …« von Johann Joachim Möller her. Die Leichenpredigt »Eine Im Leben und Sterben recht kluge Maria: bey Christlicher u. ansehnlicher Leichbestattung Der … Frauen Mariae Schultzin« folgt wie auch eine weitere Leichenpredigt auf »Frau Susanna Charlotta Burcksdorffin« folgt im selben Jahr. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Schwartze · Segebade

Tobias Schwartze (Nigrinus, Stanno Schwarziano, Nigrini, Tobiæ Schwartzius, Schwartzii, Schwartz) stammt aus Oels in Niederschlesien und hatte den Beruf eines Druckers nach 1674 in Frankfurt am Main bei Johann Dietrich Friedgen gelernt. 1680 ging er auf Veranlassung seines Vetters Gottfried Wegner nach Frankfurt (Oder). 1686 ist er hier in der Universitätsmatrikel eingeschrieben. 1691 war er in Jena tätig. Verheiratet war er mit der Witwe Sophie Rothe. 1695 ist er im »Kunstbuch« der Stadt eingetragen; im selben Jahr übernahm er die Officin seines Vetters, die dieser vermutlich wegen seines Umzugs nach Königsberg (in Preußen) verkauft hatte. 1698 veröffentlichte Tobias Schwartze »Memoriale Definitionum Juridicarum«. 1734 übergab er die Werkstatt im Alter von 69 Jahren an seinen Sohn Philipp Schwartze, der noch 1774 als Drucker tätig war. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Josua Segebade (Segebadius, Iosuam Segebadium, Segebad), der Sohn des Lorenz Segebade, arbeitete als Druckergeselle 1661–1663 mit seinem Stiefvater Pascha Mense in Königsberg zusammen. Ab 1671 veröffentlicht er auch unter eigenem Namen, z.B. die »Dissertatio Academica, Quae Quibusdam Philosophematis Absolvitur« und die Disputation »De Efficacia Imaginationis« von Heinrich Starcke. Sein letzter Druck erschien 1673. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Segebade · Seidner

Lorenz Segebade (Lorentz, Laurentij Segebadij, Laurentii Segebadii, Laurentius, Segebad, Segebadius) stammt aus Krummenhagen in Vorpommern; 1617 und 1618 war er als Buchhändler und Verleger in Greifswald. 1623 kaufte er die Druckerei des Johann Schmidt in Königsberg. Bereits 1620 war an der Universität immatrikuliert. Er war gelernter Buchbinder und wurde in seiner neuen Heimat auch als Universitätsbuchhändler und Verleger (1617 bis 1618 in Greifswald) tätig. Verheiratet war er mit Elisabeth Kettler, der Tochter eines Buchbinders in Elbing. Sein erster Druck war »De Quibusdam Particulis Militae Romanae« von J. J. Scaliger. Ab Herbst 1623 stellte er auch die »Avisen Oder Wöchentliche Zeitung« her. Er lehnte es ab, kostenlos für die Universität zu drucken – ausgenommen Leichenpredigten und Disputationen. 1626 beklagte er sich bei Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg, daß die Officin in den letzten 20 Jahren (also schon zu Zeiten von Osterberger) außer Bibeln und Schulbüchern nichts habe drucken dürfen. 1638 stellte er die »Carmina Nuptialia Consecrata Festivitati Nuptiarum Reverendi & Clarißimi Viri Dn« und »Ad Exequias Nobilissimi atq Politissimi Viri-Iuvenis« her. Er starb 1638. Seine Witwe Elisabeth führte die Druckerei im Namen der unmündigen Kinder fort (»Haeredum Segebadii«). In zweiter Ehe heiratete sie Pascha Mense, der auch die Druckerei übernahm. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Andreas Seidner (Seydner, Andream, Seitner, Seyner) war von 1582 bis 1598 Faktor in der Herzoglichen Druckerei (officina ducalis, officina principis) im pommerschen Barth tätig. Die Werkstatt war 1582 eingerichtet worden und befand sich erst in der

Seidner Hundestraße, dann in der Badsstubenstraße beim Schloß. Bemerkenswert ist wohl, daß sich Herzog »Bogislaw (XIII.) Ernst Ludwig Barnim und Casimir Gebrüder Herzöge zu Stettin, Pommeren, der Cassuben und Wenden, Fürsten zu Rügen vnd Grauen zu Gützkow« selbst ein 10jähriges Privileg für den Druck und Verkauf von Bibeln in Pommern ausstellten, dessen Mißachtung mit 100 Gulden bestraft werden sollte. Der erste Druck, ein Einblattdruck, erschien 1682 (Joachim Toelemann). Zu den Drucken von Seidner gehört u.a. »Quaestiones Synodicae«; 1599 ging er nach Magdeburg; der von ihm begonnene Druck einer Vollbibel wurde nicht von ihm beendet. In der vom Erzieher des Herzogshauses Martin Marstaller initiierten Officin, der dort mehr als 10 seiner eigenen Werke herstellen ließ, war außerdem Hans Witte (vorher in Lübeck und Greifswald tätig) als Drucker tätig. Die Werkstatt wurde 1632 nach Oderburg bei Stettin und 1634 nach Stattin (im Haus an der Alten Münze) verbracht. Seidner begann 1599 in Magdeburg als selbständiger Drucker zu arbeiten. Zu seinen ersten Drucken gehörten Leichenpredigten (z.B. »Concio Funebris In der Begrebnuß der … Frawen Annen Bonsacks B. M. weilandt des … Herrn Burgermeisters Zacharias Engelbrecht Eheliche Haußfrawen«, 1601). 1602 stellte er nur die »Postilla« von Aegidius Hunnius her, die er noch einmal im selben Jahr nachdruckte. Für Ambrosius Kirchner d.J. fertigt er 1603 »In Psalmos Davidis Regis Ac Prophetae. Paraphrasis Heroicis versibus expressa« des Johann Maior. 1604 erscheinen unter seinem Namen insgesamt zehn Drucke. Im selben Jahr starb er; seine Erben (»haeredes Andreae Seydneri Typographi, impressus«) druckten bis 1607, darunter »De Iurisdiction« von Johann Mönch. In den wenigen Jahren seiner Magdeburger Tätigkeit stellte er 25 Drucke her. Die erste Druckermarke zeigt auf einem Wappenschild einen Pelikan als Symbol der christlichen Nächstenliebe. Die zweite Druckermarke verwendete Seidner mehrmals in Zusammenhang mit seinem Namen, so daß diese Vignette durchaus als Marke betrachtet werden kann.

Seuberlich

Lorenz Seuberlich (Lavrentij Sevberlichs, Laurent. Seuberl., Laurentio Seuberlichen, Laurentzio, Typis Seuberlichianis, Chalcographi Laurentii Seuberlichij, Lorentz, Laurentius, Laurentium, Säuberlich, Süberlich) stammt aus Bürgel bei Weimar. Im Wintersemester 1592/93 ist er an der Universität von Frankfurt (Oder) als Drucker immatrikuliert. Er wird jedoch schon 1590 im Handelsbuch in Wittenberg erwähnt. Seuberlich druckte in der von Selfisch von »Matthes Welacks Nachgelassenen Widtfraw« gekauften Officin sehr viel für diesen Verleger. 1591 stellte er die »Postilla« von Johannes Habermann her. Seuberlich und Selfisch verwendeten vielfach dieselbe Druckermarke. Insgesamt stellte er rund 60 Drucke her. Seuberlich war 1606 einer der (sieben) Gründer einer Buchdruckerinnung in Wittenberg. Sein letzter Druck war die »HaußApoteck«. Er starb 1613. Seine Erben (»Typis haeredum Seuberlichianorum«) führten das Geschäft bis 1618 fort. In der ersten Druckermarke liegt der heilige Laurentius auf einem Feuerrost. Der Märtyrer, im Jahr 258 durch Kaiser Valerian zum Tod verurteilt, weil er das vom Kaiser beanspruchte Kirchenvermögen (nach der Ermordung Sixtus II.) an Notleidende verteilt hatte und damit den Herrscher geprellt hatte. Laurentius wurde mit Bleiklötzen geschlagen, und man legte ihn zwischen glühende Platten. Schließlich wurde er auf einem Rost zu Tode gebrannt (»Der Braten ist schon fertig, dreh ihn um und iß« soll er gesagt haben). Am unteren Rand des Signets wird in einer querliegenden Kartusche der Name des Druckers angegeben: »LAVRENTI[VS] SEVBERLICH 1601«. Die Devise lautet »HERR IESV CHRISTE ERBARME DICH VBER MICH DEINEN DIENER.« Die Handelsmarke von Seuberlich ist ein nach oben gerichteter Pfeil, um das sich ein »S« windet. Die zweite Druckermarke zeigt in einem Oval wieder die Szene, in der der heilige Laurentius auf dem Rost liegt. Der umlaufende Text lautet: »LAVRENTIVS SEVBERLICH ANNO 1591.«

j

k

Seuberlich Die dritte Druckermarke zeigt am unteren Rand der Titelseite in einem Queroval den heiligen Laurentius auf dem Rost. Der umlaufende Text lautet: »LAVRENTIVS SEVBERLICH ANNO 1608«, die »6« in der Jahreszahl ist falsch als »9« dargestellt. Das Oval wird flankiert von zwei Putten. In einem Oval oberhalb des Titeltexts sind verschiedene biblische Szenen dargestellt, die nicht zweifelsfrei zu identifizieren sind. In der linken oberen Ecke ist Justitia mit Schwert und Waage abgebildet. Darunter wird in einem Oval die Kreuzesabnahme gezeigt. In der linken unteren Ecke wird der personifizierte Glaube (Fides) mit Kreuz und Kelch dargestellt. Rechts oben steht die Justitia mit einem Palmwedel, darunter die Auferstehung. In der rechten unteren Ecke sitzt die Hoffnung (Spes). Die vierte Druckermarke zeigt in einem rechteckig eingerahmten Format einen von zwei geflügelten Putten gehaltenen Blätterkranz das Wappen von Wittenberg. Lorenz Seuberlich verwendete in mehreren Drucken die Marke mit Saulus auf dem Weg nach Damaskus; am unteren Rand der fünften Druckermarke ist die Handelsmarke des Leipziger Buchführers Paul Helwig zu sehen. Die umlaufende Devise lautet: »DVRVM EST CONTRA STIMULOS CALCITRARE«; gemeint ist damit die Äußerung von Jesus gegen Saulus: Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu löcken, Apostelgeschichte 9:5. Die sechste Druckermarke zeigt einen Engel, der in seiner rechten Hand ein geöffnetes Buch und in der linken einen Blätterkranz hält. An der linken, oberen und rechten Seite steht als Devise: »DOMINI DOCTRINA CORONAT«, was auf den lutherischen Theologen und Wittenberger Professors Daniel Cramer verweist. Die siebte Druckermarke zeigt in einem Oval mit Rollwerkeinfassung eine Frau mit einem großen Schlüssel in der linken und einem geöffneten Buch in der rechten Hand. Am unteren Rand ist eine freie Tafel für ein Monogramm. Die achte Druckermarke zeigt die Salbung des späteren Königs David, des jüngsten Sohns des Isais aus Bethlehem, durch den Propheten Samuel (1 Samuel

l

Seuberlich 16:13: »Da nahm Samuel sein Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn geriet über David von dem Tage an und fürder«; in 2. Samuel 5:3 wird David von den Ältesten Israels gesalbt.) Die Szene wird eingefaßt durch einen unregelmäßig geformten Rahmen; an den beiden Seiten stilisierte Rosenblüten. Diese Marke wurde von Seuberlich allein genutzt, während die meisten anderen Druckermarken mit der Salbung Davids von Samuel Selfisch und Seuberlich gemeinsam verwendet wurden. Die neunte Druckermarke zeigt in einem geschmückten ovalen Rahmen die Salbung des knienden Schafhirten David, neben dem dessen Harfe liegt. Am unteren Rand auf einem Schild die Handelsmarke von Selfisch: der Buchstabe »S« und ein nach oben gerichteten Pfeil. Die Ortschaft vor den Bergen im Hintergrund soll vermutlich Bethlehem zeigen. Die zehnte Druckermarke zeigt wieder die Salbungsszene in einem langgestreckten Oval. Oben und unten zwei Puttengesichter mit Flügeln, an den Seiten zwei Fratzen.

p

m

n

q

o

Seuberlich Die elfte Druckermarke zeigt in einem Oval inmitten eines rechteckigen Formats die Salbung. Am unteren Rand die Handelsmarke von Selfisch, flankiert von in Früchtegebinde versteckten Gesichtern. In den beiden oberen Ecken sitzen Putten. Am oberen Rand des Ovals ein Löwenmaul, was ebenfalls auf David anspielt (der »Löwe von Juda«, ein Beiname, der später auf Jesus übertragen wird). Die zwölfte Druckermarke zeigt ebenfalls den Propheten Samuel, der den Hirtenjungen David salbt. Im Hintergrund ist rechts der Rundtempel Jerusalems zu sehen (der in dieser Form erst von den Tempelrittern gebaut wurde); links der See Genezareth. Hinter David seine Harfe, der Hirtenstab liegt unter seinen Füßen. Am oberen Rand des Ovals ein Gesicht, flankiert von liegenden Putten. Am unteren Rand ein von Rollwerk eingerahmtes Gesicht mit einem Blätterkranz, neben sich sitzende Putten mit Flügeln, darunter die Handelsmarke von Selfisch. An den beiden Seiten des Ovals weitere Gesichter. (11)

r

(12) (10)

Sievert · Silberling

Johann Heinrich Sievert (Johannes, Joh. Henrici Sieverti, Joh. Henrici Sieverti, Sieverten) war 1684 Geselle und drei Jahre später als Faktor in der Officin des verstorbenen Johann Wittigau in Leipzig tätig. 1688 geht er nach Quedlinburg und wird fürstlich-sächsischer Hofbuchdrucker. Sein erster Druck ist im selben Jahr eine Leichenpredigt. 1700 veröffentlichte er »De Peccatorum Syngrapha Per Christi Sanguinem Deleta« von Paul Christian Höpfner. Sievert ist wohl noch im selben Jahr gestorben. Sein Sohn Johann Georg Sievert übernahm das Verlagsgeschäft. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Tobias Silberling d.Ä. stammt aus Glogau. 1632/1633 war er im Kunstbuch der Stadt Frankfurt (Oder) als Buchbinder eingeschrieben. Dann war er in Emmerich in seinem Beruf tätig und wurde 1649 Bürger von Kleve. Verheiratet war er mit Maria Krakamp. 1655 eröffnete er eine Druckwerkstatt. 1661 wurde er unter Kurfürst Friedrich Wilhelm zum Kurfürstlich-Brandenburgischen Drucker berufen. 1674 wurde er zum Hofbuchdrucker berufen. Er starb 1689. Sein gleichnamiger Sohn führte die Firma fort und wurde ebenfalls Hofbuchdrucker (unter Kurfürst Friedrich III.). Er hat wohl bis 1717 das Geschäft geführt. Die redende Druckermarke zeigt in einem ovalen Blätterkranz den Erzengel Raphael und Tobias (Buch Tobias 6) auf dem Weg zum erblindeten Vater. Vor Tobias springt ein Hund, Symbol der Treue und der Wachsamkeit. Der jüngere Tobias Silberling verwendete ebenfalls diese Druckermarke.

Söhnicke · Soter

Christoph Söhnicke (Christoff Söhnicken) stammt aus Guben und war 1660 an der Universität in Frankfurt (Oder) eingeschrieben. Er übernahm 1661/62 die Druckerei von Johann Ernst. Sein erster Druck war wohl die »Hertz-durchdringende Busz-Glocke« von Martin Multreich, die er für den Verleger und Buchhändler Georg Dennewitz herstellte, für den bzw. für dessen Erben er zumeist arbeitete. 1665 druckt er von George Bruchmann »Annales Oder Geschicht-Buch und Chronik der Stadt Züllich …« und 1667 einen »Märckischen Mercurrius An den Pommerschen Atlas …«. 1670 veröffentlichte er »Eine rechte Israelitin Vom Israel Gottes«. Die Leichenpredigt, im selben Jahr gedruckt, für Wilhelminen Von Der Burg trägt die Überschrift »Das hertzliche Verlangen aller Gläubigen nach dem frischen Durst-stillendem SeelenWasser Aus dem zwey und vierzigsten Psalme Davids erkläret«. Insgesamt stellte Söhnicke etwa 30 Werke her. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Johann Soter (Heil, Heyl, Ioannes, Ioannis Soterus, Johannes) war ein Kölner Drucker und Verleger in den Jahren 1518–1543. Er stammt aus Bensheim im Odenwald. Es ist anzunehmen, daß er eine sehr gute Ausbildung erhalten hatte, denn er soll viersprachig gewesen sein. 1517 ist er in die Kölner Universitätsmatrikel (in der Medizinischen Fakultät) eingetragen. 1492 war er vermutlich während der »simonitischen« Papstwahl Alexanders VI. in Rom. Verheiratet war er mit Adelheid (aus Solingen), mit der er die Kinder Melchior und Jakob hatte. Sein erstes Verlagswerk erschien 1518: ein viersprachiges »Psalterium polyglottum« (Latein, Griechisch, Hebräisch, Chaldäisch) des Johann Potken, mit dem er möglicher-

j

Soter weise verwandt war und für den er später häufiger druckte. Sein nächster Druck war eine »Wandalia« von Albert Krantz, für die er vom spanischen König ein 10jähriges Privilegium für Spanien (einschl. der Niederlande) erhielt. 1532 konnten er und seine Frau sich ein Haus in der Glockengasse kaufen (»in platea camparum«). Soter druckte nicht nur seine eigene Verlagswerke, sondern auch für die Kölner Verleger Gottfried Hittorf, Arnold Birckmann d.Ä. und Peter Quentell. Nach 1530 verlagerte sich der Schwerpunkt seiner Drucke auf theologische Schriften. 1533 gab er mit Melchior von Neuss das Werk »Ennarationes piae« heraus. 1537 konnte Soter eine Papiermühle an der Wupper bei Solingen im preußischen Herzogtum Berg erwerben und richtete sich – als erster Drucker der Stadt – dort auch eine Officin ein; diese Papiermühle, an der er als Bauschmuck eine metallene Nachbildung eines Pentagramms anbrachte, bestand bis etwa 1780. Hier in Solingen war sein erstes Werk eine Ausgabe der Schriften des Kirchenlehrers Origenes. Ein Jahr später druckte er einen »Haggai Kommentar« des römisch-katholischen Theologen Johannes Eck. Von dem evangelischen Theologen Johannes Lycaula stellte er 1539 das Werk »Apologie« her. Insgesamt veröffentlichte er rund 175 Werke, darunter auch amtliche Drucke und KlassikerAusgaben. Soter starb um 1543. Melchior Soter (Melchiorem) übernahm erst im Jahr 1551 die Kölner Werkstatt seines Vaters. Es wird angenommen, daß er bis zu dessen Tod die Solinger Officin leitete und dann 1543 nach Dortmund ging, wo er mit Unterstützung des Rektors des »Archigymnasiums« die erste Dortmunder Druckwerkstatt einrichtete. Sein erster Druck erschien schon ein Jahr später (»Comoediae duae« von Johannes Reuchlin). 1551 erschien sein letzter (»Quaestiones Tusculanae« von Cicero) von insgesamt etwa 25 Drucken in Dortmund. In Köln, wo die Werkstatt vermutlich zwischenzeitlich von seinem Bruder Jakob und seiner Mutter geführt worden war, erstellte er mit

k

l

Soter seinem Bruder gemeinsam nur drei Drucke (Melchiorem & Iacobum Soteres fratres), darunter das »Alphabetum Graecum« von Aldo Manuzio und eine »Grammatica« von Elio Antonio de Lebrija für Arnold Birckmann d.Ä. Melchior Soter starb 1553. Sein Bruder führte die Werkstatt fort. Die erste Druckermarke (1536 in »Diomedis Grammat. opus«) zeigt in einer Art Porticus zwei Putten, die einen Schild halten, auf dem ein Pentagramm mit den Worten »salvs« (Heil) abgebildet ist. Ein Pentagramm war ein Symbol für Christus und dessen fünf (heilige) Wundmale. Das Pentagramm war auch ein geometrisches Zeichen der pythagoreischen Philosophen und Ärzte; es war ein »symbolum sanitatis« für Hygieia und mit Unheil abwehrender Wirkung. »salvs«, Retter, verweist auf Psalm 27:1: »David priusquam liniretur Dominus inluminatio mea et salus mea quem timebo Dominus protector vitae meae a quo trepidabo«, Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? Soter will mit dem Pentagramm auf die Verbindung in der griechischen Antike und dem Arztberuf als Anspielung auf seinen Namen verweisen. An den Seiten in vier verschiedenen Sprachen, Schriften und Leserichtungen verschiedene Sprüche. Unten steht in Hebräisch der Text: »Ein getreuer Bote bringt Hilfe.« An der rechten Seite steht in Latein »Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano«, Beten sollte man darum, daß in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei (aus Juvenals »Satiren« 10:356). Oben ist zu lesen in Äthiopisch (meist als Chaldäisch bezeichnet): »Die Zunge der Weisen bringt Heilung.« Auf der linken Seite in Griechisch: »Nichts im Leben ist wichtiger als die Gesundheit.« Auch die zweite Druckermarke (1533 in »Gellius Noctes atticae«) zeigt zwei geflügelte Putten, zwischen ihnen ein Schild, auf dem wieder das heilbringende Pentagramm abgebildet ist. Sie stehen auf einem Podest zwischen zwei Säulen. Über ihnen hängt eine Früchtegirlande, an der in der Mitte ein Tierschädel angebracht ist. An den Seiten wieder die Sprüche, wobei diesmal der jüdische Spruch

m

n

Soter oben und der chaldäische Text unten ist. Auf einer Tafel steht in Griechisch: »Dies ist das Signet von Johannes Heyl.« Die dritte Druckermarke (1529 in »Pedacii Dioscoridae Anazarbei …«) zeigt einen Puttenkopf mit Flügeln hinter einem Schild mit dem Pentagramm und den Buchstaben »salvs«., eingefaßt von einem Blätterkranz. Die vierte Druckermarke (1530 in »Hermolai barbari in Dioscoridem Corollariorum«) zeigt in einer Nische wieder den Puttenkopf mit Flügeln hinter einem Schild stehend; eingefaßt sind Putte und Schild von einem Blätterkranz und zusätzlich von einem langen, sich unten fortsetzenden Band, auf dem »symbolvm sanitatis« zu lesen ist. Oberhalb der Putte wieder eine Girlande, in deren Mitte eine Weintraube und Weinblätter befestigt sind. Auch an den Enden der Girlande und an den Säulen sind Weintrauben und -blätter angebracht. Über der Weintraube an der Girlande ein weiterer Puttenkopf mit Flügeln. Die fünfte Druckermarke (1533) zeigt in einem Rollwerkrahmen einen Schild mit einem Pentagramm (Drudenfuß) und dem Wort »salvs«. Unterhalb des Schilds ein freigebliebenes Band. Die sechste Druckermarke (1576 in »Euthanasia«) zeigt auf einem ovalen Feld eine aus Wolken kommende Hand, die ein Lot und Hebewerkzeug für Steine hält, und zusätzlich ist ein Pentagramm zu sehen. Oberhalb des Ovals ein Kopf; in der linken oberen Ecke eine Frau mit einer Harfe, in der rechten ein Mann (möglicherweise der Apostel Johannes), der über seiner linken Schulter einen Kelch trägt, neben sich der Kopf eines Adlers oder eines anderen Vogels. In der linken unteren Ecke eine weitere Frau, möglicherweise Minerva, mit einem Schild neben sich. In der rechten unteren Ecke liegt ein Mann (?) mit verbundenen Augen. Die umlaufende Devise lautet: »IN PONDERE ET MENSVRA SALVS.« Die siebte Druckermarke (1557 in »Hebreae Grammatica«) zeigt ein von einer Kordel eingerahmtes Oval mit einer Rollwerkeinfassung, in dem sich das Pentagramm mit der Devise »salvs« befindet. In den beiden oberen Ecken nach außen

o

p

Soter gerichtete, gar furchterregende Fratzen, in den beiden unteren Ecken zwei geflügelte Putten. Die achte Druckermarke auf einer Titelseite (1576 in »Pharetra«), von den Erben Soters und Ludwig Han gedruckt, zeigt unterhalb der von Säulen eingefaßten Titelfläche auf einem Oval das übliche Pentagramm mit der Devise »salvs.« Links oben eine geflügelte Putte mit einer Armillarsphäre, rechts oben sitzt eine Putte mit einem Zirkel. Die neunte Druckermarke zeigt am unteren Rand der Titelseite auf einem Schild die übliche Handelsmarke Soters: Pentagramm und Devise »salvs«. Der Schild wird gestützt von zwei geflügelten Putten; beide halten in ihren linken Händen eine Keule – möglicherweise ein Hinweis auf die in Köln in Druckerzeichen verwendeten »wilden Leute«.

q

r

Starck

Daniel Starck (Starcke, Starckius, Danielis Starkij, Starckii) begann 1653 in Stettin als Drucker zu arbeiten. Verheiratet war er mit Anna Götzke, Tochter des Stettiner Druckers Georg Götzke. Über seine Schwiegermutter war er mit der Druckerfamilie Kelner verwandt. Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernahm er dessen Werkstatt in der Mühlenstraße/Ecke Roßmarkt. Starck wurde auch zum Drucker des (Schwedisch-)Königlichen Gymnasiums Carolinum berufen; den Titel behielt er auch nach 1692 bei, obwohl sein Sohn zu diesem Zeitpunkt zum offiziellen Drucker des Carolinums berufen worden war. 1675 wurde ihm von der schwedischen Regierung ein Zeitungsprivileg übertragen, das bis zu diesem Zeitpunkt Georg Rhete gehalten hatte. 1677 wird das schwedische Stettin im Verlauf des Zweiten Nordischen Kriegs vom Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg eingenommen (im Friedensvertrag 1679 von St. Germain muß der Große Kurfürst Stettin wieder an Schweden zurückgeben). Starcks Officin war durch diese Kriegshandlungen nicht so beschädigt worden wie andere Stettiner Druckwerkstätten, wurde deshalb zum brandenburgischen Hofbuchdrucker ernannt und erhielt ein Privileg für die Herausgabe der »Wöchentliche Ordinar-Zeitung«. Starck starb 1698; seine Witwe druckte noch zwei Jahre weiter. Sein Sohn Daniel Benjamin wird Drucker in Greifswald, sein Sohn Karl Gustav übernimmt das Amt eines Druckers des Carolinums. Die Druckermarke zeigt einen sog. Wilden Mann, der eine Blätterkrone trägt; in seiner linken Hand hält er einen Aststock, an dem sich noch Blätter befinden. Neben sich hat dieser Mann einen Löwen als Begleiter. In der rechten Hand hält er einen Wappenschild, auf dem ein Vogel sitzt.

Stegmann · Syrwint

Josua Stegmann (Josuæ Stegmanni, Stegmannus, Stegmannianis, Stanno Stegmannianio, mit Stegmannischen Schriften) begann 1694 in Halle (Saale) mit einer eigenen Druckwerkstatt. Sein erstes Werk war eine »Leichenpredigt auf Georg Dietrich von Luckowin«. Schon drei Jahre später verkaufte der Universitätsbuchdrucker seine Werkstatt an Johann Jakob Krebs. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Herman Syrwint (Hermannus Trebelius de Ysenach, officina Trebeliana, Hermanni Trebeli) stammt aus Eisenach. 1500 ging er nach Erfurt, wo er bei Nikolaus Marschalk studierte und in dessen Officin in Erfurt und dann auch in Wittenberg als Korrektor und Setzer arbeitete. Als Marschalk 1504 von Wittenberg nach Mecklenburg ging, kaufte Syrwint einen Großteil von dessen Officin; sein erster Druck war das »Iudicium« von Giovanni Battista Cabtalicio. Syrwint kehrte 1506 in seine Heimatstadt zurück; sein Typenmaterial ging zum Teil an Johannes Rhau-Grunenberg. In Eisenach stellte Syrwint vermutlich nur einen Druck her (»Hecatostichon Elegiacum de Peste Isenachensi«. Syrwint wurde auch als Verfasser von Gedichten gerühmt; Kurfürst Friedrich der Weise verlieh ihm den Titel »poeta laureatus«. 1507 übergab er seine Officin an Wolfgang Stürmer aus Erfurt und ging als Professor für »Humaniora« nach Frankfurt (Oder). Im Sommersemester 1509 wurde er in die Matrikel der Viadrina eingetragen. Insgesamt stellte er rund 20 Drucke her. 1514 las er als besoldeter Dozent an der Universität Zivilrecht. In Frankfurt druckte Johann Hanau für ihn. Er starb 1516 an der Pest. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Steiner

Johann Steiner (Hans Steinner) war 1624 als Drucker in Magdeburg tätig. Von ihm wurde in diesem Jahr »Virgae Magdeburgenses« hergestellt. Ein weiteres Werk soll von ihm bereits 1621 gedruckt worden sein: »ParadißGärtlein Voller Christlicher Tugenden wie dieselbige in die Seele zu pflantzen Durch andechtige lehrhaffte und tröstliche Gebet« des Generalsuperintendenten von Lüneburg, Johann Arndt. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Thiele · Thurneysser

Valentin Thiele (Thielen) übernahm 1698 die Druckwerkstätte des Christian Mahler in Neuruppin. 1700 druckt er eine Leichenpredigt von Joachim Sabel: »Der Christen bestes Wissen Aus der Epistel an die Eph. C. 3. v. 19. Christum lieb haben ist besser denn alles wissen Uber den so schmertzlichen als frühzeitigen Hintrit des wolseligen Jüngferleins Dorothea Sophia Borgmanns / Tit. Herrn Caspar Jacob Borgmanns / Hertzgeliebten einigen Töchterleins Am 26. Decembr. 1700 zu Goldeck Gehaltenen Leich-Seremon.« Im selben Jahr stellt er von Johann Melchior Stenger »Waffen Gottes Wider die Feinde der Gottheit Christi Im Zeug-Hause H. Schrifft«, gedruckt mit »Mahlerischen Schriften«. Thiele war bis 1703 in Neuruppin tätig; dann führte Wendelin Müller die Officin. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Leonhardt Thurneysser zum Thurn (Leonhard, Leonhart, L.T.Z.T., Thurneusser, Turneusser, Turneisser zum Thurn, Thurneisser zum Thurn, Thumeisser, Thurneusserus, Thumeysserus, Zum Thum, Thurneisser, Thumeysser-Zum Thurm, Thumeusser, Thürneisser, Thurnheusen, Dornesius) aus Basel erlernte bei seinem Vater das Goldschmiedehandwerk. Für den Arzt Johann Huber sammelte er Kräuter und mußte ihm außerdem Schriften des Paracelsus vorlesen; was ihn wohl veranlaßte, später (1574–1583) eine Paracelsus-Lexikographie in zwei Teilen (»Onomasticum«) zu schreiben. Neben diesen beiden Tätigkeiten begann sich Thurneysser für Chemie, Metallurgie und Naturhistorie zu interessieren. Mit 17 Jahren heiratete er, was dazu führte, daß er aus finanzieller Not Blei vergoldete und dieses dann als reines Gold verkaufte. Der »unbärtige Jüngling« mußte deshalb aus Genf fliehen und wanderte nach Straß-

Thurneysser burg, nach Konstanz und von dort nach Frankreich und England (1547). 1551– 1553 nahm er als Schütze an den Kriegszügen des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (der auch in Mainz brandschatzte) teil. 1555 ist Thurneysser Wappenstecher und Goldschmied in Straßburg. Danach, bis 1558, ist er wieder in Basel. Einige Jahre wird er als Bergarbeiter in deutschen und schwedischen Gruben und Schmelzhütten tätig; so arbeitet er 1559 in Tarrenz (Tirol) als Inspektor der Bergwerke des Erzherzogs von Tirol. Leonhardt Thurneysser galt als ausgezeichneter Hüttenmann und war es wohl auch, so daß ihm Kaiser Maximilian I. eine Studienreise nach Schottland finanzierte. Danach ging Thurneysser nach eigener Auskunft auf Wanderschaft: Spanien, Portugal, Ägypten, Äthiopien, Arabien, Palästina, Griechenland, Italien und Ungarn. Im Orient praktizierte er als Arzt. 1568 kehrt er nach Deutschland zurück. Er hatte mehrere Ausarbeitungen zu alchimistischen Themen als Manuskript vollendet, sie mit Kupferstichen versehen und wollte sie in Frankfurt (Oder) drucken lassen. 1570 ließ er in der Officin »Zum Einhorn« in Köln von Johannes Gymnich (III.) sein Werk »Pison oder Beschreibung der Wasser« herstellen. 1571 lernte Leonhardt Thurneysser den brandenburgischen Kurfürsten Johannes Georg kennen, der ihn zum Leibarzt ernennt und nach Berlin holt. Hier verkauft er als Arztalchimist, Astrologe und Apotheker sog. paracelsische Arzneimittel (Perlenextrakte, trinkbares Gold und ähnliche Wundermittel). Außerdem betreibt Thurneysser Geld- und Bankgeschäfte, eröffnet ein Leihhaus und gründet eine Salpetersiederei. Hier besaß er auch einen Manufakturbetrieb zur Herstellung pharmazeutisch-kosmetischer Erzeugnisse und schrieb seine Erkenntnisse in mehreren alchimistischen Werken nieder. Thurneysser führte als einer der ersten die quantitative Analyse von Mineralwässern ein. 1574 erhält er die Erlaubnis, eine Druckerei zu gründen. Kurz vor Errichtung seiner Officin teilt ihm der Frankfurter Drucker Johann Eichorn d.Ä. mit, »er hoffe das Land habe weiter kein Buchdrucker nöthig«. In dieser Officin im seit 1571 verlassenen ehemaligen »Grauen Kloster« (»Monasterio Leucophaeo«) wurde

j

Thurneysser nicht nur mit deutschen und lateinischen Lettern (Fraktur und Antiqua), sondern auch mit hebräischen, arabischen, persischen, türkischen, kyrillischen und griechischen gearbeitet. 1576 gründete Thurneysser zusätzlich eine Schriftgießerei, da sich die damals üblichen Lettern schnell abnutzten. Das Papier bezog er zumeist von einer Papiermühle in Neustadt-Eberswalde; aber auch der Erfurter Samuel Selfisch lieferte Thurneysser große Mengen Papier. Zu seinen Papierlieferanten gehörten außerdem Nicolaus Nerlich d.Ä. in Leipzig und Alexius Schafhirt in Bautzen. In seinen Berliner Betrieben beschäftigte er rund 200 Personen. Er druckte Kalender, Prognostika, seine eigenen Schriften und für seinen Landesherrn, den Kurfürsten. Bei ihm war beschäftigt der Illuminierer Hans Schnellholtz. Thurneysser war sehr erfolgreich mit den von ihm immer wieder neu aufgelegten Kalendern. Auch die für den Kurfürsten gefertigten Drucke wurden ihm gut bezahlt. Mit der Leitung seiner Druckwerkstatt beauftragte Thurneysser 1576 seinen Bruder Alexander, der jedoch schlecht wirtschaftete, wodurch die Druckerei Verluste brachte. 1576 flüchtete Thurneysser wegen der Pest mit dem Kurfürsten nach Küstrin und Karzig in der Neumark. 1577 verkauft er deshalb seine Druckerei an seinen Faktor Michael Hentzke für 1.100 Taler. Im selben Jahr erscheint noch »Ein Kurtzer und einfeltiger bericht, Leonhart Thurneyssers zum Thurns, Churf: Brandenburgischern bestalten Leibs medici uber den 136. unnd inn disem lauffenden 77. Jar am 19 tag Octobris erstlich erschinenen Cometen aller welt zum Dienst vnd getreuwer Warnung publicirt«. Er verfaßt 1578 unter anderem das unvollständig gebliebene Pflanzenbuch »Historia sive descriptio plantarum omnium«, das er in seiner eigenen Werkstatt druckt. 1579 geht er nach Basel zurück und heiratet ein vornehmes, aber liederhaftes Fräulein, das ihn um sein Vermögen bringt; seine Trennung führt zu völlig zerrütteten Finanzen, und zusätzlich wird Thurneysser in Basel und Berlin wegen seiner alchimistischen Versuche mit Schmähschriften verleumdet. 1584 muß er auch deshalb Berlin endgültig verlassen und geht nach Italien; in Rom diente er Kardinal Marcus Sitticus II. von

k

l

Thurneysser Hohenems als Berater. 1584 verfaßt er seine Autobiographie »Außschreiben«. 1595 wird er wegen Betrugs in Württemberg verhaftet und auf Küssenberg in Franken inhaftiert. Verstorben sein soll er aber in Köln. Die erste Druckermarke zeigt in einem mit Figuren ausgeschmückten Rollwerkrahmen in der Mitte eines Ovals eine Darstellung Gottes in der Pose eines weltlichen Herrschers; in der linken Hand hält er den Reichsapfel, in der rechten das Szepter. Um dieses Oval läuft ein griechischer Spruch. Oberhalb des Ovals befindet sich eine kleine herzförmige Tafel mit dem Text: »Paulus pflanzt Apollo hat gewässert Aber Gott gibt de[n] Wachstu[m]b.« Unterhalb des Ovals eine weitere Tafel, auf der ein aufrechtlaufender Löwe eingezeichnet ist. Links und rechts davon zwei Papageien. Links oben sitzt eine Figur, neben ihr eine bauchige Flasche, auf dem Schoß eine Zange; rechts oben ebenfalls eine Frau, die eine Flüssigkeit in einen anderen Becher gießt; es sind die Personifikationen der Alchimia und der Temperantia (Mäßigkeit), denn jede Arznei darf nur dosiert eingesetzt werden. In der linken unteren Ecke sind alchimistische Werkzeuge eingezeichnet, rechts ein Wappenschild mit Löwen und Türmen, das Wappen der Thurn und Taxis, mit denen Leonhardt Thurneysser nicht verwandt war. Die zweite Druckermarke zeigt in einem Oval den Drucker mit einem Zirkel in der linken Hand, die rechte liegt auf einen Globus. Um das Oval läuft der Text »LEONHART THVRNEISSER ZVM THVRN ÆTA SV 41«. Links oben sitzt eine unbekleidete weibliche Figur mit einer teilweise gefüllten bauchigen Flasche in der Hand. Auf der rechten Seite sitzt ein junger Mann, der eine Flüssigkeit von einem Gefäß in ein anderes gießt. Links und rechts stehen Säulen, über denen eine Fratze mit einem Nimbus eingezeichnet ist. Um die linke Säule läuft ein Band mit dem Text »FESTINA LENTE«, Eile mit Weile, neben der Säule alchimistische Gerätschaften. Um die rechte Säule läuft ein Band mit dem Text »Zeit bringt Preis [und] Ere«, daneben liegen Rüstung und Kriegswerkzeuge, aber auch ein Hammer, wie er in Bergwerken benötigt wird. In der Mitte unten eine ovale Tafel mit einem Wappen.

m

n

Thurneysser Die dritte Druckermarke zeigt in einem Oval Thurneysser im Profil. Der umlaufende Text lautet: »VERVM DECVS IN VIRTVTE POSITVM EST, QUAE MAXIME ILLVSTRATVR MAGNIS IN REMP MERITIS: IN VIA VIRTVTI AVTEM NVLLA EST VIA.« Die vierte Druckermarke zeigt den nach rechts blickenden Thurneysser; der um das Bildnis laufende Text lautet: »VERA EFFIGIES D. LEONHARDI THVRNEISSERI ILLVSTRISSIMI ELECTORIS BRANDENBVRG ARCHIATRI«, Das wahre Ebenbild des Doktor Leonhardt Thurneisser berufener Arzt des Kurfürsten (Friedrich Wilhelm). Die fünfte Druckermarke zeigt in ovaler Form eine Siegesgöttin mit Lorbeerkranz, eine Armillarsphäre, Pegasus und einen Wappenschild, der wohl mit den Perlen an den der Medici und außerdem an seine medizinischen Kenntnisse erinnern soll. Die umlaufende Devise lautet: »VERVM DECVS IN VIRTVTE POSITVM EST: QUÆ MAXIME ILLVSTRATVR MAGNIS IN REM PVBLICAM MERITIS«, Wahre Zierde gründet sich auf inneren Wert (nach Cicero »Epistulae ad familiares«). Die sechste Druckermarke zeigt in einem rechteckigen Format in einem Oval das Bildnis des Druckers, um dieses läuft in zwei Zeilen der Text: »VERVM DECVS IN VIRTVTE POSITVM EST, QUAE MAXIME ILLVSTRATVR MAGNISIN REMPVB. MERITIS.« Im inneren Kreis steht in Frakturschrift: »Leonhardt Thurneisser zum Thurn finis alters fünff und vierzig Jar.« In der linken und rechten Ecke sitzen zwei Frauenfiguren (Temperantia und Alchimia) mit alchimistischen Gerätschaften, zwischen ihnen ein Löwenkopf. In den unteren Ecken stehen Säulen, um die jeweils ein Band gebunden ist. Auf der linken Säule steht auf dem Band: »FESTINA LENTE«, auf der rechten »Zeit bringt Ehrenpreis«. Die siebte Druckermarke zeigt in der Mitte in einem Oval ein Bildnis Thurneyssers im Profil, links und rechts flankiert von zwei Säulen mit Löwengesichtern auf ihren Sockeln. Um die linke Säule ist ein Band mit dem Text »festina lente« in einer Antiqua-Type gebunden; um die rechte Säule ebenfalls ein Band, auf dem »Preis bringt Zeit« in einer gotischen Type. Neben den Säulen stehen zwei Frauengestalten, links die Alchimia, rechts die Temperantia, die personifizierte Mäßigkeit

o

p

Thurneysser (obwohl neben dieser Figur senkrecht laufend »ALCHIMIA« steht, handelt es sich um die Personifikation der Mäßigkeit). Um das Oval mit dem Bildnis des Druckers läuft der Text: »leonhart thvrneisser zvm thvrn. Seins als brs xliii ab«. An den unteren Rändern sind Fruchtgirlanden angebracht. Oberhalb des Ovals reitet Neptun auf einem doppelköpfigen Seepferd, in der Hand einen Dreizack (Sinnbild der drei Prinzipien Schöpfung, Sein und Zerstörung) haltend. Vor Neptun befindet sich ein Anker mit einer sich darum windenden Schlange; diese hält in ihrem Maul einen Frosch an einem seiner Beine fest. Der Anker mit der Schlange spielt sowohl auf die Druckermarke des venezianischen Druckers Aldo Manuzio (ein Anker mit einem Echeneïs) wie auch auf den sog. Äskulapstab an. Ob der Frosch auf den heiligen Pirmin verweist, dessen Attribut diese Amphibie ist, und der gegen den damals weitverbreiteten Rheumatismus, gegen die allgegenwärtige Pest und Essensvergiftungen hilft, kann heute vermutlich nicht mehr geklärt werden; Pirmin soll auch gegen Schlangen und Wurmschädlinge helfen. Der Anker ist Symbol für den christlichen Glauben, die Schlange Sinnbild für Falschheit, für das Böse und den Sündenfall nach Genesis 3:1, aber auch für Weisheit und Klugheit. Rechts von Neptun ein Nachen, in dem eine Amphore mit herausragenden Zweigen steht. Auf der Amphore ist ein Kompaß abgebildet. Über den Bootsrand hängt ein Kescher. Das Boot ist Sinnbild der Kirche, der Kescher spielt vielleicht auf Matthäus 4:19 (Und er sprach zu ihnen: Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen) an und der Kompaß auf Fortuna. Über den römischen Meeresgott steht »NEPTVNVS«. Unterhalb des Ovals mit dem ThurneysserBildnis ein weiteres kleineres Oval, in dem das Wappen abgebildet ist: Pegasus, eine Armillarsphäre und davor das geschachtete Wappen des Druckers mit zweimal drei Perlen und zwei Türmen sowie die Jahreszahl »1572«. Perlen waren erforderlich, um allerlei Tinkturen für medizinische Zwecke herzustellen; die Anzahl der Perlen deutet auf die Dreifaltigkeit und auf die »vollkommene« Zahl 6 hin. Links davon sind astronomische, alchimistische und für die Messung erfor-

q

r

Thurneysser derliche Instrumente sowie verschiedene Flaschen und Behälter, rechts eine Rüstung, eine Fahne, Schwerter und Spieße abgebildet. Damit verweist Thurneysser auf seine Kenntnisse und Fertigkeiten. Die achte Druckermarke zeigt in einem Oval das Bildnis Thurneyssers. Darum laufen zwei Textzeilen; der innen laufende Text lautet: »LEONHARDT THVRNEISSER ZVM THVRN ANNO ÆTATIS QVADRAGESIMO QVINTO.« Der außen laufende Text lautet: »VERVM DECVS IN VIRTVTE POSITVM EST, QVÆ MAXIME ILLVSTRATVR MAGNIS IN REMPVB: MERITIS.« Oberhalb des Ovals befindet sich ein Löwenkopf, flankiert von der Alchimia mit ihren Gerätschaften, und der Temperantia, die Wein mit Wasser vermischt. Links neben dem Oval steht auf einer Säule ein Anker nebst einer sich darum windenden Schlange; auf dieser Säule ist ein Spruchband mit dem Text »FESTINA LENTE«. Auf der rechten Seite ist gleichfalls eine Säule mit einem darum gewundenen Band; auf diesem steht zu lesen: »ZEIT BRINGT EHREN PREIS«. Auf der Säule steht ein Boot mit einem Riemensowie einer Amphore, auf der ein Kompaß eingezeichnet ist. Unterhalb des Ovals mit dem Thurneysser-Bildnis ist ein Schild mit dem Wappen des Druckers (Pegasus, Armillarsphäre, Wappenschild mit Perlen und Türmen). Links und rechts davon alchimistische und militärische Gerätschaften. Die neunte Druckermarke enthält die gleichen Bildteile wie die vorhergehenden. In der Mitte befindet sich wieder das Profil von Thurneysser, vor sich einen Globus, auf dem man Linien für Erdteile oder Länder sehen kann. Um das Oval läuft der Text: »VERVM DECVS IN VIRTVTE POSITVM EST, QUAE MAXIME ILLVSTRAT[VR] MAGIS IN RE[M]PVB: MERITIS.« Vor dem Gesicht Thurneyssers ist das sog. Jerusalemer Kreuz, hinter ihm (rechts im Oval) ein unvollständiges Steuerrad als Verweis auf Fortuna (?). Auf den Säulen links und rechts wieder der Anker mit Schlange und Frosch am Hinterbein haltend; der Frosch seinerseits scheint einen geschliffenen Stein (Diamant) in einem Ring im Maul zu haben; ein Diamant, Attribut von Christus, oder andere Edelsteine waren unverzichtbare Bestandteile für alchimistische Untersuchungen. Rechts ein Boot nebst Riemen sowie Amphore mit Kompaß (oder

(10)

Thurneysser Steuerrad) über einem Ruderbötchen. Links oben sitzt die personifizierte Alchimia mit üblichen Gerätschaften; vor ihr eine Schale mit der Aufschrift »ALCHEMIA«. Rechts oben sitzt die Personifikation der Mäßigkeit (Temperantia); auf einem Krug ist zu lesen »TEMPER«. Unterhalb des Ovals das Wappen von Thurneysser mit Pegasus, Armillarsphäre und Wappenschild mit Perlen und Türmen. Daneben die beiden Haufen mit alchimistischen bzw. astronomischen Instrumenten und militärischen Gerätschaften. An den Seiten zwei Säulen, um die Bänder gewunden sind; auf dem Band der linken Säule steht »festina lente«, auf dem der rechten Säule (dem Band folgend mit Fehler) »ZEIT RBINGT EHREN PREIS«. Die zehnte Druckermarke zeigt wieder in einem Oval den nach links blickenden Thurneysser. Um dieses Oval läuft die Devise: »VERVM DECVS IN VIRTVTE POSITVM EST, QVAE MAXIME ILLVSTRATVR MAGNIS IN REMPVB. MERITIS.« Oberhalb des Ovals ist auf einem Wappenschild in Antiqua-Typen »FESTINA LENTE« (lateinische Texte immer in Antiqua) zu lesen, darüber drei stilisierte Lilien. In der linken oberen Ecke steht die personifizierte Alchimie (Alchimia) und rechts die Mäßigkeit (Temperantia). Unterhalb des Ovals eine herzförmige Tafel mit dem Spruch »Zeit bringt ehr vnd preis« in einer Schwabacher-Type. Daneben sind links allerlei Gerätschaften und Instrumente für medizinische oder alchimistische und für Meßzwecke zu sehen. Rechts sind militärische Gegenstände untergebracht sowie der Wappenschild von Thurneysser. Auf beiden Haufen je ein Papagei. In der Mitte der elften Druckermarke befindet sich der nach rechts blickende Thurneysser, vor sich einen Himmelsglobus, in der linken Hand einen Zirkel (Gott als Schöpfer wird durch einen Zirkel symbolisiert) haltend. Um das Oval läuft der Text. »VERVM DECVS IN VIRTVTE POSITVM EST, QUAE MAXIME ILLVSTRATVR MAGNIS IN REMPVB. MERITIS.« Auf den Säulen links und rechts wieder der Anker mit pfeilähnlichen Flunken mit Schlange und Frosch am Vorderbein haltend. Rechts ein Boot nebst Ruder sowie Amphore mit Kompaß (oder Steuerrad). Links oben sitzt die personifizierte Alchimia mit üblichen Gerätschaften, rechts oben die Personifikation der

(11)

Thurneysser Mäßigkeit (Temperantia); zwischen ihnen ein Löwenkopf. Auf der linken Säule ein Spruchband mit »FESTINA LENTE«, auf der rechten lautet der Text »ZEIT BRINGT EHRENPREIS«; beide Texte in Antiquaschrift, wobei das Wort »bringt« in Spiegelschrift eingetragen ist (weil es sich auf der Rückseite des Bands befindet). Unterhalb des Ovals das Wappen mit Pegasus, Armillarsphäre und Wappenschild mit Perlen und Türmen. Daneben wieder Haufen mit alchimistischen bzw. astronomischen Instrumenten und militärischen Gerätschaften. Die zwölfte Druckermarke zeigt Thurneysser in einem Oval, in der linken Hand einen Zirkel haltend; die rechte Hand liegt auf einem Erdglobus. Der umlaufende Text lautet: »LEONHART THVRNEISSER ZVM THVRN ÆTA. SV. 41.« Neben dem Globus liegt eine Lupe. Die dreizehnte Druckermarke zeigt in einem rechteckigen Format, eingefaßt mit einem Fries (sog. »laufender Hund«) in der Mitte ein Oval mit dem nach rechts blickenden Thurneysser. Unter diesem Oval befindet sich ein Schild mit dem Wappen des Druckers. Über dem Oval ein weiterer Schild, auf dem Pegasus, eine Armillarsphäre und ein Wappenschild abgebildet ist. Links und rechts zwei Säulen. Um die linke ist ein Band gebunden mit »FESTINA LENTE«, um die rechte ein Band mit dem Text »ZEIT BRE[N]GT ERN PRIS«, von unten nach oben zu lesen. Auf der linken Säule wieder ein Anker mit einer Schlange, die einen Frosch an einem Bein hält (in einer anderen Darstellung als in vorhergehenden Druckermarken). Auf der rechten Säule das Boot, Kompaß und Riemen. Der um das Oval laufende Text lautet: »ANNO CHRISTI M D LXX ANNO ÆTATIS XL.«

(12)

(13)

Til · Tretter

Laurent Til (Thil) stammt aus Königsberg, wo er möglicherweise bei Hans Weinreich den Druckerberuf erlernt hatte. 1566 ist er als »serviteur« bei Jacques Spifame, seigneur de Passy tätig. Drucker wird er erst in Lyon, wo er 1567 ist. Hier stahl er seinem Meister Estienne Servin Schrifttypen im Wert von 14 Livres tournois und verkaufte sie. 1569 wird er deshalb und wegen anderer Diebstähle zum Tod durch Erhängen verurteilt. Eine Druckermarke wurde von diesem Lorbas nicht verwendet.

Martin Tretter (Martinum) ist der erste Drucker in Frankfurt (Oder). 1502 eröffnet er eine Officin und gibt noch im selben Jahr zwei Drucke heraus: »das büchlein wirt gena[n]t d’ bawm der selen heil Vnd der Seligkeit … gedruckt vnd volendet yn der loblichen stat Franckfort an der Ader durch Martinum tretter«, von dem Kanzelredner Johann Geiler von Kaiserberg. Für dieses Werk nutzt Tretter eine Schwabacher-Type (wohl von Martin Landsberg in Leipzig) mit einer gotischen Missal-Type als Auszeichnungsschrift. Ferner druckt er eine lateinische Übersetzung des Buchs »Arbor salutis animae« mit einem Umfang von 20 Blättern; es enthält 23 alphabetisch geordnete Sprüche. Ein drittes Werk ist ein Folioband, der mehrere Traktate des Magisters Petrus Hispanus enthält. Schon 1504 geht Tretter mit seinem Druckmaterial nach Danzig, wo er nach Baumgarten der zweite Drucker ist. 1505 gibt er »Dys buchlein weiset den weltlichen pristeren« heraus; in dieser Schrift wird das Seelsorgerecht der Klostergeistlichen, besonders des Dominikaner- und des Franziskanerordens, verteidigt. Ein zweites Werk ist »In diesem buchlein vindestu dy allir schonste regierungen yn der pestilentia«. Von ihm stammen auch Martin

Zusammenstellung von K Henseler November 2014

Tretter Luthers »Ein kurcz fruchtbars Beichtbüchlein« und der »Rosencrancz unser lieben Frawen«. Es ist unbekannt, bis wann Tretter in Danzig (und überhaupt) tätig war. Mit seinem Typenmaterial werden von einem unbekannten Danziger Drucker 1520 ein »Scheltbrief« des Hofmarschalls Peter Sobienski gegen Ritter des Deutschen Ordens und die Schrift »Presentibus Irts declaratur …« gedruckt. Das Typenmaterial wurde auch von Weinreich genutzt und von diesem nach Königsberg mitgenommen. Die Abbildung zeigt das Impressum des von Tretter im 1502 gedruckten »Arbor salutis anime«.

Unbekannter Drucker

Ein unbekannter Drucker in Berlin stellte im September 1484 (»Awf mantag nach Crucis Exaltationis«) in Cölln (»Colen an der Sprew«) für Kurfürst Johann Cicero das erste brandenburgische Druckwerk her: »Regiment vnd lere wider die swaren kranckheit der pestilentz …« von Konrad Schwestermiller. Es wird angenommen, daß der Drucker aus dem Magdeburger Gebiet stammt und vor der dort herrschenden Pest mitsamt seiner Werkstatt geflüchtet war, denn die Typen dieses Drucks besaßen einen magdeburgischen Charakter und sind nach dem Tod des unbekannten Druckers oder seinem Wegzug aus der Spreestadt in Berlin verblieben. Dieser unbekannte Drucker könnte Joachim Westval oder ein Geselle aus der Werkstatt des Bartholomäus Ghotan, der 1484 nach Lübeck verzog, gewesen sein. 1506 wurden die Typen von Professor Ambrosius Lacher in Frankfurt (Oder) in dessen Privatdruckerei verwendet. Weitere Drucke dieser ersten Officin sind nicht bekannt. Schwestermiller war Leibarzt mehrere Mecklenburger Herzöge und des Brandenburger Markgrafen (und späteren Kurfürsten) Johann Cicero und verfaßte auf Bitten der Ratsherren der Stadt Cölln diesen Pestratgeber für die Bevölkerung mit dem entscheidenden und richtigen Hinweis: »Fleuch bald, fleuch feer, kum spatt herwider.« Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Utz

Anton Utz (Anthon, Utzius, Uz, Antoni Utzi, Antonii Utzij) stammt aus Wetzlar. In Frankfurt am Main heiratete er Anna Elisabeth Raismann. 1660 ist er in Gießen, wo er mit Friedrich Karger gemeinsam eine Druckwerkstatt eröffnet. Ihr erstes Werk war ein »Compendium Logicae« (von Kaspar Ebel). 1662 trennten sich Utz und Karger, der eine weitere Druckerei gründete. Utz wird 1663 in die Universitätsmatrikel eingeschrieben und wurde zum Fürstlich Hessisch-Darmstädtischen Drucker berufen. Sein letzter Druck in Gießen erfolgte 1672: »Jubilus Oratorius« aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der Gießener Schule. Im selben Jahr wird er erstmals in Soest erwähnt. Er wohnte hier in der Marktstraße und hatte sich eine kleine Werkstatt eingerichtet. Sein erster Druck war eine Leichenpredigt. Insgesamt stellte er über 50 Drucke her, zumeist für die Hohe Schule der Stadt. Außerdem druckte er religiöse und »erbauliche« Schriften. Um 1683 erbat er von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg u.a. ein Vertriebsprivileg des von ihm auf eigene Rechnung gedruckten »Soestischen Gesangbuch«, das ihm bewilligt wurde. 1685 errichtete er eine Papiermühle, die er aber verpachtete und 1693 an die Stadt verkaufte. Utz starb um 1708. Seine Witwe druckte noch eine »Lobrede«. Sein Vertriebsprivileg wurde auf seinen Nachfolger Johannes Hermann und dessen Sohn übertragen. Sein Sohn Anton Jakob heiratete Anna Catharina Wolphardt, eine Tochter des Druckers Bernhard Wolphardt in Hamm, und übernahm 1708 dessen Druckerei. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Verstegen · Voigt

Gerhardt Verstegen begann 1620 mit dem Drucken in Kleve. Er war tätig bis 1631. 1625 stellte er eine »Tabula processum« von Johann Peil her. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Moritz Voigt (Mauritii Voigtii, Mauritius, Voigtus, Vogt) begann 1621 in Magdeburg mit dem Druck einer »Laudatio auf Johannes Drawitz«; 1622 stellte er noch eine Leichenpredigt her. Drei Jahre später ist er in Herford. Hier war sein erster Druck eine Leichenpredigt. 1628 veröffentlichte er eine »Introductio Ad usum Organi Aristotelici legitimum & facilem« von Jacob Stephani. 1630 gab er eine »Conivn- vnd Avgirte Wöchentliche Avisen« heraus, die erste periodische Zeitung in der Grafschaft Ravensberg. Im selben Jahr beendete er vermutlich seine Drucktätigkeit. Sein letzter Druck war eine »Christliche Leichpredigt Bey der Begräbniß Weyland des Ehrnvesten Großachtbarn und Hochgelarten Herrn Heinrichen Berchmans …« 1636 wurde die Werkstatt von Heinrich Konrad Zimmer oder von Peter Lucius d.Ä. aus Oldenburg gekauft. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Voltz

Nikolaus Voltz (Nicolaus, Nicol, Typis Voltzianis, Voltzius, Nicolaum Voltzen, Nicolai Voltzii, Niclaus Voltze, Nicolao Voltzio, Nickel Voltzen, Nic. Voltzen) stammt aus Erfurt und war von 1576 bis 1591 Drucker in Berlin. In den Jahren 1581–1584 betrieb er eine Officin mit Leonhardt Thurneysser und bis 1582 mit dessen Bruder Alexander. Das erste Druckwerk von Voltz war »Eine Predigt von der Person Christi« von Martin Mirus. 1581 heiratete er die Witwe des Buchdruckers Michael Hentzke, übernahm als dessen Nachfolger die Leitung der Werkstatt, die zu diesem Zeitpunkt noch Leonhardt Thurneysser gehörte, und auch dessen Schulden in Höhe von 210 Gulden (»schwerer Münze«) bei Thurneysser. Voltz hatte vermutlich nie ausreichend Kapital besessen; Thurneysser nennt ihn »ein gutt Arm Gesell«. Aus finanziellen Gründen soll er den Rektor des Gymnasiums zum Grauen Kloster, Wilhelm Hilden, als Geschäftspartner aufgenommen haben, wobei aber jeder auf eigene Rechnung druckte. Die Werkstatt war wohl schlecht ausgerüstet, denn etliche Berliner Universitätsprofessoren ließen ihre Schriften außerhalb von Berlin herstellen. Für den Druck des »Onomasticums« des Leonhardt Thurneyssers bezahlte ihm dieser den Satz; Voltz mußte als Gegenleistung 1.000 gedruckte Exemplare liefern. 1582 stellte er den gut verkäuflichen Almanach von Thurneysser her. Im selben Jahr folgen eine »Lob und Trostschriefft« und e»in Typis Agni Paschalis«. 1583 wurde Nikolaus Voltz nach Zahlung von 2 Gulden Bürger Berlins. 1583 druckte er von Thurneysser die »Magna Alchymia«, die Johann Gymnich (III.) in Köln mit einem neuen Titel (und seinem Namen) versehen 1587 ebenfalls herausgab. 1584 druckt er die Autobiographie Thurneyssers (»Außschreiben«). Sein Papier bezog Voltz zumeist von Thurneysser. Nach dem Wegzug von Thurneysser bekam Voltz finanzielle Probleme, zumal dieser als sein Hauptauftraggeber nicht mehr bei ihm drucken ließ. 1587 veröffentlicht Voltz ein »Bedenken auff das negst künfftiges Jahr, der Geburt Christi 1588«. Im selben Jahr druckt er

Voltz die Geschichten des märkischen Eulenspiegels, »Hans Clawerts Werckliche Historien …«, die der Trebbiner Stadtschreiber Bartholomäus Krüger zusammengestellt hatte. Voltz ist einer der ersten Drucker Deutschlands, der bei Antiqua- und kursiven Schriften »i« und »j« bzw. »u« und »v« unterscheidet; er ist auch der erste Berliner Drucker, der ein Werk mit einem Kupferstich ausstattet (was den Nachdruck erschwert). 1587 druckt er eine Faustausgabe (»Historia Johann Fausten dem weltbeschribenen Zauberer und Schwartzkünstler«). Ein Jahr später veröffentlicht er mit der Doppelansicht des Herings, einem Holzschnitt, »Wundere newe Zeitung, die uns ein Hering aus dem Meer bracht allen Menschen zur Warnung und Besserung beschrieben durch Jacobum Colerum«. Nach 1590 arbeitete er vielfach für die Verleger Johann und dessen Sohn Friedrich Hartmann in Frankfurt (Oder); Nikolaus Nerlich d.Ä. in Leipzig ließ ebenfalls bei ihm drucken. Auch für den aus Waltershausen stammenden Verleger Johannes Thiem (Joannes Thim Waltersensis), der im Sommersemester 1594 in der Matrikel der Viadrina eingeschrieben war, druckte er viele Verlagswerke. Ein Jahr später zieht Voltz nach Frankfurt (Oder). In die Matrikel der Universität wird er 1591 eingeschrieben und beginnt im selben Jahr als Drucker, tätig zu werden. Hintergrund dieses Umzugs, der durch die Universität gefördert worden sein muß, mag gewesen sein, daß er durch den Wohnortwechsel näher bei seinen Hauptauftraggebern, den Verlag der Hartmanns und die Universität, domizilierte. Zu seinen Drucken in Frankfurt gehören insbesondere Leichenpredigten und Personalschriften. Bei größeren Werken stand wegen des finanziellen Risikos stets ein Verleger oder der Autor als Selbstverleger dahinter. 1599 druckt er eine VergilAusgabe »cum figuris« für die Hartmanns. Sein vermutlich letzter Druck erfolgte mit der »Disputatio Iuridica De Testamentis Odinandis« von Hektor von Pirch. 1610 stellt er einen Katechismus in wendischer Sprache her: Andreas Tharaeus: »Enchiridion Vandalicum«. Mehrmals veröffentlichte er »newe zeitungen«. Insgesamt stellte Voltz rund 150 Drucke her. Er starb 1619.

Voltz · Vorborger Martha Hentzke, seine Stieftochter, heiratete den Drucker Michael Koch, der »in Nickel Voltzens hinterlassenen Widtwe Druckerey« druckte. Sein Sohn Hans Voltz wurde mit finanzieller Unterstützung seines Schwagers Besitzer einer Buchhandlung, evtl. auch einer kleinen Druckwerkstatt, in Frankfurt (Oder), die noch 1633 bestand. Nach dem Weggang von Voltz blieb Berlin bis 1610 ohne eigenen Druckbetrieb. Die beliebten und obligatorischen Leichenpredigten und Hochzeitsgedichte der bessergestellten Bürger wurden von den Berlinern in Wittenberg bzw. Frankfurt (Oder) gedruckt. So druckte 1593 Heinrich Schütz (Hieronymum Schütz) in Dresden eine Schrift Melanchthons mit dem Vermerk »officin typographica electorali«. Die Druckermarke zeigt den Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen in einer Rollenkartusche mit der umlaufenden Devise »IN HOC VICTORIA. NOSTRA«. Das Signet wurde von 1571 für den auch für Leonhardt von Thurneysser in Berlin tätigen Daniel Seidel geschnitten; am unteren Rand des Ovals sind dessen Initialen »D S« zu sehen. Die zweite Abbildung zeigt einen Druck der Martha Hentzke (»Viduæ Voltzianæ per Michaelem Kochen«).

Johann Vorborger (Sebastian Johann von Ingolstadt) stammt aus Ingolstadt und gab gemeinsam mit Konrad aus Herzogenaurach im Jahr 1504 in Frankfurt (Oder) im Auftrag des Frankfurter Kaufmanns Peter Schwab einen Druck heraus: »Expositio …« von Petrus Hispanus; die Schrift wurde im Auftrag von Johann Lindholz aus Müncheberg gedruckt. Johann Vorborger besaß in Frankfurt (Oder) ein Haus und war Besitzer eines Verkaufsstands oder einer festen Bude am Rathaus. Eine seiner Töchter heiratete den Verleger Johann Hartmann, der auch die Buchhandlung übernahm. Eine Druckermarke oder eine Abbildung von einem von Sebastian Johann oder Konrad von Herzogenaurach gedruckten Buchs war nicht zu finden.

Joachim Walde (Walden) stellte 1562 mit einer »Leichenpredigt auf Margarethe von Arnim« seinen ersten Druck her. Im Folgejahr fertigte er Martin Luthers »Von Freiheit und Dienstbarkeit eines Christen Menschen«. Seine Officin befand sich in Magdeburg »inn der Brandtstrassen«. 1578 gab er das »Pestregiment« von Johannes Neander heraus. Insgesamt stellte er rund 60 Drucke her. Walde starb vermutlich 1578; 1580 arbeiteten seine Erben, die die Officin bis 1582 fortführten, mit Johann Meißner zusammen. 1580 stellten sie drei Ausgaben des »Bekenntnisses der Augsburgischen Confession« her. 1582 folgte ein Nachdruck. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Carl Walter (Caroli Walteri, Walterianis, Carl Waltern) war wohl Lehrling bei Christoph Salfeld d.Ä. in Halle (Saale). 1680 macht er sich selbständig und veröffentlicht ein erstes Verlagswerk. 1682 druckte er die »Idea Boni Princepis« von Johannes Sinapius. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Walther · Wegner

Hans Walther (Walter, Wolther) stammt wohl aus Nürnberg, wo er 1525–1528 im Ämterbüchklein als Setzer genannt wird. 1530 veröffentlicht er in Magdeburg als seinen ersten Druck die Schrift »Von den Schlüsseln« von Martin Luther. Seine Officin befand sich »auf dem Löschen Hof« (»vp dem Lo[e]schen Houe«). Gemeinsam mit Christian Rödinger d.Ä. druckte er 1542 zwei amtliche Verlautbarungen. 1560 erscheint sein vermutlich letzter Druck (»Postilla Düdesch« von Johannes Spangenberg), gemeinsam mit Ambrosius Kirchner d.Ä. Insgesamt stellte er rund 220 Drucke her. Er starb 1560/61. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Gottfried Wegner war Diakon der Oberkirche in Frankfurt (Oder) und kaufte 1690 für seinen Sohn Gottlieb eine Druckerei (»Typis Wegnerianis«) in Landsberg an der Warthe, vermutlich die vormalige Werkstatt von Jeremias Mamphras, die er nach Frankfurt verbrachte. 1690 entstand als einer der ersten Titel »Fünf-Zehn geistliche Lieder«. Gottfried Wegner wurde 1694 Professor in Königsberg und übergab die Werkstatt 1695 seinem Vetter Tobias Schwartze. Wegner starb 1709 in Königsberg. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Weingärtner

Caspar Weingärtner (Caspari, Weingârtner, Weingertner, Weingertnern, Kaspar, Weingärtnerus) stammt aus Verden (Aller) und war gelernter Buchbinder. Er arbeitete als Buchbindergeselle bei dem Drucker Georg Schönfels. 1615 und 1616 werden gegen ihn von dem Buchbinder Tobias Bretner Klagen wegen Verleumdung erhoben, denn er habe duch Äußerungen dazu beigetragen, daß dieser keine Gesellen finde. Weil er dem Bürgermeister, einem Schwager von Bretner, Parteilichkeit vorwarf, wird er zu zwei Tagen und zwei Nächten Turmhaft verurteilt; Bretner war ein wohlangesehener Buchhändler, dem Bischof Kromer 300 Gulden auf drei Jahre zinsfrei leiht, für »das er aus Deutschland gutte katholische Bücher … schaffen soll«. 1616 will er das Bürgerrecht erwerben, muß jedoch erst nachweisen, daß er katholisch ist; ein Jahr kann er für 20 Gulden das Bürgerrecht von Braunsberg erwerben. 1619 wird ihm der unerlaubte Nachdruck eines Evangelienbuchs vorgeworfen; er gibt als Entschuldigung an, er habe dem Werk einen neuen Titel gegeben und deshalb handele es sich nicht um einen unerlaubten Nachdruck. Als Bretner den Neudruck eines von ihm verlegten Gesangbuchs des Pater Johannes erwünscht, liefert Weingärtner die Bücher unverzüglich; dadurch stellt sich heraus, daß er unerlaubt einen Mehrdruck angefertigt hatte. 1625 kauft Weingärtner ein Haus in der Kirchgasse. Während der schwedischen Besatzungszeit in den Jahren 1626/36 wurde in Braunsberg kein Buchdruck betrieben. 1631 kann er die Druckwerkstatt von der Witwe und den Kindern des Georg Schönfels für 500 Gulden kaufen, drei Jahre später wird dieser Kauf vom Rat der Stadt genehmigt und das bei diesem hinterlegte Kaufgeld ausgezahlt. Seinen ersten Druck gibt er 1636, nach dem Abzug der schwedischen Besatzung, heraus. Der Rat genehmigt ihm auf seinen Antrag, einen lutherischen Druckergesellen zu beschäftigen, da er selbst kein Drucker sei. Sein erstes Werk erschien jedoch erst 1641: ein Schreiben des Kurfürsten Christian Wilhelm über die »Lutherische Religion

Weinreich … zu valedieren und dagegen zu der Römischen Catholischen Kirche zutretten«. Außerdem betrieb Weingärtner eine Buchbinderei und eine Buchhandlung. Verheiratet war er mit einer Elisabeth, mit der er zwei Kinder hatte: Anna, die den Braunsberger Drucker Peter Freimuth, und Barbara, die den Braunsberger Drucker Heinrich Schultz heiratete. Unter der fiktiven Ortsangabe »Nicopoli« und der vermutlich gleichfalls falschen Jahreszahl 1640 druckte Weingärtner »Didymi Hermannovillani Anticyrae Pruteno-Praedicanticae« des Thomas Clagius. 1642 fällt er beim Bischof in Ungnade, weil er ein Buch gedruckt hatte, dessen Druck weder von diesem noch vom Rat genehmigt worden war. Von dem Jesuiten Carl von Kreitz druckt Weingärtner fünf Werke, u.a. 1649 »Catolische Schutzschrifft : Wider den jüngst außgegebenen Lutherischen Dantzker Catechism« und 1652 »In welchem Von den zehen Gebotten und dem Glauben gehandelt wird«. Sein letzter Druck soll 1658 erschienen sein. Insgesamt stellte er rund 50 Titel her, bei denen er zum Teil auch als Verleger tätig war. Er starb 1658; seine Witwe Elisabeth druckte mit ihrem Schwiegersohn Freimuth weiter, der die Officin nach ihrem Tod 1660 übernahm.

Hans Weinreich (Jana Weinreicha, Weinreycha, Weinrich, Weynreich) stammt aus Danzig, wo sein Großvater Hans Weinreich Schiffer war und möglicherweise auch der Vater unseres Hans Weinreich. Er könnte zwischen 1480 und 1490 geboren und nach einer Lehre auf Wanderschaft gegangen sein. Da einige seine Typen auf Lübeck verweisen, ist es möglich, daß er dort auch seine ersten Typen erwarb; andere Lettern zeigen auf eine Leipziger und Wittenberger Herkunft und seine zweite Texttype auf Süd- und Westdeutschland. Von etwa 1512 oder nach anderen Quellen von 1520 bis 1524 war er Buchhändler und Drucker in Danzig. Hier schloß

Weinreich sich Weinreich der Reformation an. Ein erster Druck könnte ein einseitiger Ablaßbrief gewesen sein. 1521 stellt er »Ein new liedt Czu lobe wollen wir syngen der werden christenheit …«, der zu frühen Reformationsdrucken zählt. 1521 wurde er verhaftet, weil er »Ein liedt wie der Hochmeister in Preußen Mariam anruft«, eine Schmähschrift gegen den polnischen König und die polnische Nation und ein Bekenntnis zum Deutschen Orden druckt und verkauft. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Herzog Albrecht diese Schrift initiiert hat. Danzig war polnisches Staatsgebiet mit überwiegend deutschsprachiger Bevölkerung und außerdem bekämpften sich just in dieser Zeit der Deutschritterorden und das Königreich Polen. Nur aufgrund der Bürgschaft dreier Danziger Bürger wurde er wieder aus dem Gefängnis entlassen. 1523/24 zog er mit seiner Presse nach Königsberg und war hier der erste Drucker (und der zweite Drucker in Preußen). Seine ersten Drucke stammen aus dem Zeitraum zwischen Herbst 1524 und Frühjahr 1525. Seine Officin befand sich, so das Impressum in einem seiner Drucke, »Zu Königsberg hatt gedruckt mich Hans Weynrejch gar fleyssiglich Bey der schloßtreppen der Alde stadt Da such mich wer lust zu kauffen hat.« Er erhielt für seine Ansiedlung die ausdrückliche Zustimmung des Herzogs Albrecht I. von Brandenburg mit dem Vorbehalt, »daß die Erbgerechtigkeit und fürstliche obrigkeit Uns daran zuständig, sampt einer jerlichen Zinsung und nutzung Uns vorbehalten und nicht andern verschrieben werden mogen«. Ein Kernpunkt der lutherischen Reformation war, daß der Gottesdienst in der jeweiligen Landessprache zu halten sei. Für Preußen mit seinen drei Volksgruppen (Pruzzen, Litauern und Polen mit ihren eigenen Sprachen) bedeutete dies entweder den Einsatz von Dolmetschern oder der Druck von »fremdsprachiger« Literatur. In der Kirchenordnung von 1544 wird diese Mehrsprachigkeit in Preußen ausdrücklich anerkannt. Ab 1530 beginnt Weinreich, polnischsprachige Texte herzustellen; der erste größere Druck war ein »Kleiner Katechismus«, 1533 folgt ein verbesserter Nachdruck mit 27 Illustrationen. 1543 werden erstmals staatliche Verordnungen ins Polnische über-

Weinreich setzt und von Weinreich gedruckt. Die langsam steigende Anzahl polnischer Lutheraner führte ebenfalls zu einem größeren Bedarf religiöser Bücher in polnischer Sprache. 1544 druckt Weinreich ein Glaubensbekenntnis von Jan Seklucjan, dem ersten Pfarrer der polnischen Gemeinde der Steindammer Kirche in Königsberg. Von Seklucjan stellt Weinreich in den Folgejahren mehr als zehn Schriften her. Anfänglich besaß Weinreich nur einen Satz gotischer Lettern, die nur für deutsche Texte eingesetzt wurden, und einige Verzierungen. Ab 1546 konnte er mit einem Antiqua-Satz auch lateinische Schriften anfertigen; im selben Jahr beschaffte er sich auch Notenlettern; 1552 besitzt Weinreich einen ersten Satz hebräischer Lettern. Sein erster Königsberger Druck war die »Weihnachtspredigt« des samländischen Bischofs Georg von Polentz, der mit dieser Predigt die Reformation in Preußen einleitete. Er stellte polnisch- (ab 1530) und litauischsprachige Drucke her. Wie auch Johann Daubmann und Georg Osterberger benutzte Weinrich beim Satz litauischer Texte den Setzkasten der Deutschen oder die des Polnischen und ohne die besonderen baltischen Buchstaben; das war mit ein Grund, daß die fremdsprachigen Drucke sehr fehlerhaft waren. Die nichtdeutschen Drucke reformatorischen Charakters sollten insbesondere der Verbreitung der neuen Lehre im katholischen polnisch-litauischen Königreich dienen. Die Kirchenordnung von 1525 sah einen deutschsprachigen Gottesdienst vor, ggf. unter Zuhilfenahme von Dolmetschern, so daß auch für Weinreich die Reformation zu guten Druckaufträgen führte. Seine Verlagswerke sollten nicht nur der religiösen Unterweisung der preußischen, sondern auch der polnischen und litauischen Bevölkerung dienen. Von Weinreich stammt der Druck eines »Catechismus in preusynischer Sprach und da gegen das deudsche« in pruzzischer Sprache. 1533 und dann 1536 noch einmal druckte er einen polnischen Katechismus. 1544 veröffentlicht er die polnische Übersetzung der preußischen Kirchenordnung »… vom eusserlichen Gots dienst vnd artickel der Ceremonien wie es jnn den Kirchen des Hertzogthumbs zu Preussen gehalten wirt«. Von Weinreich wurden in den Jahren von 1545 bis 1547

Weinreich drei Bücher in polnischer und litauischer Sprache herausgegeben, darunter ein Katechismus in polnischer Sprache, der aus dem Litauischen übersetzt wurde. 1545 und 1561 kommen bei ihm zwei weitere Katechismen des evangelischen Pfarrers von Pobethen, Abel Vil, übersetzt mit Hilfe des pruzzischen Bauern Paulius Mégota, in dieser Sprache heraus. Auch das erste Buch in litauischer Sprache, in einer Auflage von 200 Exemplaren, stammt von Weinreich (1547). Der Herzog war mit den Leistungen der Officin nicht sehr zufrieden, da die Ausstattung nicht den repräsentativen Ansprüchen entsprach. Weinreich besaß zunächst nur einen Satz gotischer Lettern und einige Verzierungen. Erst nach 1546 konnte er auch lateinische Schriften herstellen, da er sich zwischenzeitlich Antiquaschriften beschafft hatte. Im selben Jahr setzte er auch bewegliche Noten für die Musikstücke ein. 1552 kaufte er noch einen Satz hebräischer Lettern. Er benutzte nach der Eröffnung der Universität nach 1546 auch eine Antiqua (die er für Überschriften einsetzte) und eine kursive Textschrift. Eine Antiquaschrift wurde nach den damaligen Regeln für »gebrochene Schriften« auch eingesetzt, wenn in einem Text lateinische Worte vorkamen. 1553 druckt er nur noch ein Buch; die neue Konkurrenz durch Hans Lufft und Alexander Oujezdský behinderte seine Möglichkeiten. 1554/55 ist er wieder in seiner Geburtststadt Danzig, wo er den »Spiegel der Juden« von Philipp Wolf druckte. 1556 ist er wieder in Königsberg. Insgesamt stellte er in Königsberg fast 150 Drucke her. Er starb spätestens 1558. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Weiß

Hans Weiß war der erste dauerhaft in Berlin lebende Buchdrucker war (Johan. Weis, Wytt, Weiss, Johannes Weysse, Johan Weißen, Johannem VVeiss, Joannem, Hans weissen) stammt aus Kronach und war im Sommersemester 1511 in Frankfurt (Oder) immatrikuliert; in die Universitätsmatrikel wird er eingetragen als »Johannes Weysse de Nissa«, d.h. aus Neiße/Schlesien (»Nacio Slesitarum«) stammend. Dem folgte ein Studium in Wittenberg, wo er 1525 eine Officin aufmachte. Sein vermutlich erstes Werk war die »Auslegung der Epistel vnd Euangelien vom Aduent an bis auff Ostern« von Martin Luther, dessen Druck von dem bis 1527 noch tätigen Johannes Rhau begonnen worden war und den er vervollständigte. Es ist daher anzunehmen, daß Weiß bei Rhau das Drucken gelernt hatte. Er besaß aber schon eigenes Typenmaterial. 1535 versuchte Weiß mit einer Empfehlung an Johann Heß von Philipp Melanchthon vergebens, eine Werkstatt in Breslau zu errichten. 1536 wurde er zum Vormund der Kinder des Wittenbergers Druckers Symphorian Reinhart bestellt. Weiß betätigte sich in Wittenberg auch auf dem Gebiet des Geschützwesens (»habet usum non contemnendum bombardum, eamque ob causam fuit hic carus civitati«) Sein letzter Wittenberger Druck von etwa 50 Werken war »Das xiii vnd xv Capitel S. Johannis, durch D. Mart. Luther gepredigt vnd ausgelegt«. Auf Wunsch des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg und durch Vermittlung von Philipp Melanchthon zog Weiß mit seiner Druckereieinrichtung und mindestens zwei Setzern nach Berlin. Weiß sollte hier, so der Wille des lutherischen Kurfürsten, insbesondere reformatorische Schriften drucken. In der Einladung des Kurfürsten und dem Privilegium heißt es 1540: »Vnser Buchdrucker, auff vnser gnedigs erfordern vnd begeren, mit seiner Druckerey, sich anher begeben, vnd mit sondern auffmercken des druckens befleißigt …«. Das Privileg umfaßte auch das Recht des Buchhandels: »… daß er allerly bücher, so Christlichen glauben, guter Pollicey vnd der erbarkeit, nicht

Weiß vngemess oder zugegen sein, in vnserm Churfürstenthum vnd Landen alle dieweil er darinnen ist, drucken, feyl haben, vnd verkauffen lassen mag … Vnd keinem frembden Drucker oder Buchhendler, in vnserm Churfürstenthum, weder heimlich noch offentlich, feyl zuhaben noch zuuerkauffen gestattet werden … Die Strafe ist: fünfftzig gulden, halb den Gerichtshaltern jedes Orts, da die Obertretter befunden, und de andere heöfft, obbnenannten unserem Buchdrucker, unnachleßig zu bezahlen.« Später wurden bei Verletzungen von Privilegien die betroffenen Brandenburger Drucker nicht mehr an den Strafen beteiligt; der kurfürstliche Fiskus behielt die Strafe für die stets klamme Staatskasse. 1541 erläßt Kurfürst Joachim II. ein Verbot des Drucks und des Verkaufs von sog. Schmähschriften. Sein erster Druck war die von Propst Abraham Buchholtzer, dem ersten kurfürstlichen Generalsuperintendenten Johann Stratner und dem Apostaten Georg Wicelius formulierte »Kirchen-Ordnung im Churfürstenthum der Marcken zu Brandemburg, wie man sich beide mit der Leer vnd Ceremonien halten sol. Gedruckt zu Berlin im jar M. D. XL«; die »Missalia Ecclesiae Brandenburgensis« war noch 1494 mangels einer Berliner Officin in Nürnberg gedruckt worden. 1541 stellt Weiß das erste Schulbuch in Berlin her (»svmma christiansen« von Ambrosio Moibano). Ein Problem für Weiß, aber auch für andere Drucker in der Mark, war die Papierbeschaffung; bei umfangreicheren Drucken wurden für ein solches Werk unterschiedliche Papiere von verschiedenen Papiermühlen bedruckt, zu weilen war selbst die Beschaffung minderwertigen Papiers in der Mark schwierig, da zuwenig Lumpen anfielen. Unter Friedrich II. war es verboten, Lumpen auszuführen. In dieser Kirchenordnung druckt Weiß auch seine »Begnadung und Befreyhung« ab. Dieser Druck, den Luther vorher genehmigt hatte, dauerte mehrere Monate. Insgesamt stellte Weiß über 25 Drucke her, zumeist geistlichen oder kirchlichen Inhalts. Von ihm stammen ferner amtliche Arbeiten, theologische Streitschriften, Schul- und Andachtsbücher, Predigten und auch einige Werke der Klassiker. Sein letzter Druck war vermutlich »Verum Descrimen« von Philipp Melanchthon. Weiß

Weiß arbeitete außerdem für den Rektor des Cöllnischen Gymnasiums Heinrich Knaust, der bei ihm seine Theaterstücke drucken ließ, und für den Hofprediger Johann Agricola. 1542 stellt er einen Druck von Knaust über die Türkengefahr her: »Von geringen herkomen Schentlichem Leben schmelichem ende des Türckischen schnetlichen Abgots machomets vnnd seiner verfluchten verdamlichen vnd Gotteslesterlichen leer Allen fromen Christen so etwan mochten zu diesen geferlichen Zeiten in Turckey gefurt vnd daselbst verkaufft werden zur sterckung im glauben an Jhesum Christum vnd zu trost.« Weiß starb um 1543 in Berlin; seine Witwe druckte noch bis 1547 weiter. Der Kurfürst ließ danach seine amtlichen Drucksachen in Frankfurt (Oder) herstellen, wo auch die für Berliner Bürger bestimmten Leichenpredigten und Hochzeitsgedichte gedruckt wurden. Es ist unbekannt, wer die Weißsche Werkstatt bzw. die Materialien übernahm. Nach Weiß kommt die nächste Officin erst wieder 1574 nach Berlin. Bei der ersten Druckermarke auf der Titelseite »Vom kriege widder die Türcken« von Martin Luther (1528) verwendete Weiß die sog. Lutherrose mit dem Kreuz auf einem Schild, eingerahmt von einem doppelten Kreis, flankiert von zwei auf delphinartigen Fabelwesen sitzenden Knaben, die beide in die gleiche Richtung schauen. Oberhalb des von Säulen eingefaßten Titeltexts zwei auf Fabelwesen (links pferdeähnlich, rechts drachenähnlich) reitende geflügelte Putten, wobei der rechte seinen Rüchen dem Betrachter zuwendet; zwischen ihnen eine Krone. In der linken oberen Ecke steht ein bärtiger Adam mit einer Keule in der Hand, in der rechten Ecke ist Eva, auf deren rechten Hand ein Vogel sitzt. Die zweite Druckermarke von Hans Weiß (nach Gessners »Buchdruckerkunst …«) zeigt einen Engel, hinter einem Schild stehend. Auf diesem Schild ist ein Monogramm aus den Buchstaben »H« und »VV«.

voin Werth · Westval

Abraham von Werth (Wörd, Wörth) stammt aus Augsburg, wo sein aus den Niederlanden eingewanderter Vater als Kaufmann tätig war. Um 1680 erlernte er hier vermutlich den Beruf eines Holzschneiders. 1688 heiratete er Susanna Judith Druart. Dann soll er nach Fürth in Franken gegangen sein, wo er anfänglich als Kaufmann arbeitete und dann eine Presse in der »hebräischen« Officin aufstellte. 1699 soll Abraham von Werth den Satz für ein hebräisches Rechenbuch hergestellt haben. Im selben Jahr druckt er eine »Hochnützliche Erinnerung Bey Jetzo entstandenen und allbereit gestillten Auffstand wider etliche von der Judenschafft unserer Grentze …«. 1701 beendete von Werth seine Drucktätigkeit; zwei Jahre später starb er. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Joachim Westval (Westfal) war vermutlich ein Mitglied der Brüder vom gemeinsamen Leben (clerici de vita communi), der mit seinem Ordensbruder Albert Ravenstein in Magdeburg 1483/84 eine Officin betrieb; ganz sicher handelt es sich nicht um eine Werkstatt oder um Druckmaterialien der Michaelisbrüder, denn denen war Privatbesitz nicht erlaubt. Es wird angenommen, daß in Magdeburg eine Druckerei bestand, die auf Bartholomäus Ghotan zurückzuführen ist und von verschiedenen Druckern betrieben wurde. Westval stammt aus Stendal und war der Sohn des wohlhabenden Kaufmanns und Aldermanns der Kaufmanns-Compagnie Albrecht Westval. In ihrer Magdeburger Officin besaßen die beiden Drucker nur eine Textschrift, die zudem aus zwei verschiedenen Typen bestand (doch selbst dies hatte ja schon einen erheblichen Herstellungsaufwand erfordert), die wohl von Ravenstein geschnitten und gegossen worden waren. Außerdem besaßen sie ein Lombarden-

Westval Alphabet, das sie für Initialen einsetzten. Beide Drucker erscheinen in den Schlußschriften ihrer Bücher stets zusammen (»dorch de meystern düsser kunst Albertum rauensteyn Jochim westval brodern in der staed Magdeborch«). Ihre ersten Drucke stellten sie Ende 1483 her: »Tractatus de septem sacramentis« und ein »Officium missae« (»impr. in inclyta civitate Magdeb. per Albertum Ravenstein et Joachim Westval«), das auf den 16. Dezember 1483 datiert ist. Bemerkenswert erscheint, daß sie im Folgejahr auch ein niederdeutsches »Plenarium« herausgaben. Von den übrigen Druckwerken dieser Officin soll als Hauptwerk das 1484 erschienene niederdeutsche Evangelienbuch erwähnt werden. Im Jahr 1484 könnte Westval in Berlin gewesen sein, wohin er wegen der Pest in Magdeburg geflohen sein könnte und wo von einem unbekannten Drucker das »Pestregiment« von Konrad Schwestermiller (»auf sonderlich Ersuchen und Bitte vieler seiner gnädigen günstigen und lieben Herren, guten Freunden und Gönnern«) gedruckt wurde. Dieses »Pestregiment« stammt höchstwahrscheinlich von einem Magdeburger Drucker, denn die Lettern und die Form der Unterschrift (des Colophons) sind typisch magdeburgisch. Albert Ravenstein ist vermutlich vor 1485 (an der Pest?) gestorben, denn spätestens Ende 1486 ist Westval mit den Magdeburger Druckmaterialien wieder in seiner Geburtsstadt Stendal, wo er der erste Drucker der Stadt (und auch der Altmark) ist. 1486 wird er im Schoßregister der Stadt aufgeführt. Hier wohnte er zunächst im Haus seines Vaters (Albert Westval, Aldermann der Kaufmanns-Compagnie) am Markt und verzog dann in die Brüderstraße in der Nähe des Markts. In Stendal, im Vergleich zu Magdeburg ohne eine größere Anzahl Kleriker, stellte er als ersten Druck einen »Sachsenspiegel« in Niederdeutsch her. Dieser »Sachsenspiegel« war für ein Erstlingswerk verhältnismäßig fehlerfrei gedruckt. Der Abdruck ist gleichmäßig schwarz gefärbt, für die handschriftlich einzuzeichnenden Initialen ließ er einen einheitlich großen Patz frei; einige größere Zierinitialen sind vom Holzstock gedruckt. Als Schrift verwendete er eine gotische Schrift- und eine Schwabacher-Type. 1489 veröffentlichte

Wolphardt er ebenfalls in der Volkssprache den Prosaroman »Salomon und Marcolph«. Für seine Drucke verwendete Westval Typen aus verschiedenen Alphabeten und Zierinitialien. Insgesamt stellten Westval und Ravenstein 22 Drucke her. Zwischen 1473 und 1476 arbeitet in Venedig und Padua ein Albertus de Stendal, der möglicherweise sein Bruder ist. Albert Ravenstein, der für die Brandenburger Druckergeschichte keine Rolle spielt, stammt vermutlich ebenfalls aus Stendal; in den Schoßregistern von 1479 und 1486 wird ein Jakob Rauenstein aufgeführt. Seine Druckermarke soll ein von einem Löwen gehaltenes Wappen mit Initialien und einem Spruchband darstellen, die aber nicht auffindbar war.

Bernhardt Wolphardt (Bernhard, Bernhardus, Wolphart, Wolphard) kam 1659 als erster Drucker nach Hamm. Hier war zwei Jahre vorher ein reformiert-calvinistisches Gymnasium eröffnet worden. Wolphardt druckte alle Schulschriften und etliche Leichenpredigten. Zu den ersten Drucken gehörte 1661 »Hanc Disputationem Iuridicam De Iniuriis Sub Praesidio« von Theodor Nisius. 1665 druckte er von Christopher Sezzkorn ein Widmungsgedicht für den Großen Kurfürsten mit einer umfassender Zählung aller Titel: »Herzerfreuliches Trostgespräch Mit welchem Der Durchleuchtigste Großmächtigste Fürst und Herr. Hr. Friderich Wilhelm Des Heyligen Römischen Reichs Erz-Kämmerer und ChurFürst / Marggraf zu Brandenburg / in Preussen / zu Magdeburg / Jülich Cleve / Berge / Stettin / Pommern / der Cassuben und Wenden / auch in Schlesien zu Crossen und Jägerndorf Herzog / Burggraf zu Nürnberg / Fürst zu Halberstadt / Minden und Cammin / Graf zu der Mark und Ravenßberg. Herr zu Ravenstein / wie auch der Landen Lauenburg und Büttau [et]c. [et]c. Sammt Dero Hochst-Herzgel. Chur-Fürstl. Ehegemahl / Denen Jungen ChurFürstl. Prinzen / und gesammtem ChurFürstl. HoffStaat. von der Betrüblich

Wolphardt wehklagenden und wieder erfreulichgetrösteten Hämmischen Musa nach unterthänigster müglichkeit bewillkommet wird: Zu eröfnung seines inneren herzen wunsches in diefester demuht und gehorsamester unterthänigkeit furgestellet.« Insgesamt stellte er fast 150 Werke her. Wolphardt starb 1709. Seine Tochter Anna Catherina hatte ein Jahr vorher den Drucker Anton Jakob Utz geheiratet, der die Firma übernahm. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Heinrich Wolphardt (Henrich, henricus VVolphart, Wolfart) war in Wesel Drucker in den Jahren 1639 bis 1662. Sein erster Druck war »Omnium Romanorum pontificum vitae« von Wilhelm Hüls. Seine letzten Drucke erfolgten 1661/62. Die erste Druckermarke zeigt in einem von Blüten eingefaßten Kreis die von einem Strahlenkranz eingefaßte Devise: »Post tenebras lux«, wohl einem Verweis auf Jesaja 45:7: Der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut. Zusätzlich läuft im Kreis der Text: »LAVDABILE NOMEN DOMINI«, Gelobt sei der Name des Herrn. Die zweite Druckermarke zeigt in einem Kreis ein aufgeschlagenes Buch mit dem Text: »MENTISIMA GOET LUMEN MEMORIÆ SUBSIDIUM«. Darüber in einem Strahlenkranz in hebräischen Lettern das Tetragramm » JHWH«. Im Kreis läuft der Text: »MIRARE ET EVOLVE MULTUM«

Wolrab

Nicolaus Wolrab d.J. (Nicolaum VVolrab, Nikolaus, Nicolavs, Nicolai, Nickel, Vuolrab, Wolraben) war der Sohn des gleichnamigen Leipziger Buchbinders und -händlers. 1519 ist er in der Leipziger Matrikel eingeschrieben. 1533/34 kaufte er das Bürgerrecht in Leipzig. Vermutlich mit Unterstützung von Melchior Lotter eröffnete er 1533 eine Druckwerkstatt in Leipzig. Verheiratet war er mit einer Nichte des Luthergegners Johannes Cochläus, für den er als Buchführer tätig war. Cochläus beschafft ihm 1535/36 ein Darlehn des Wiener Bischofs Johannes Fabri für die Einrichtung einer Druckerei mit drei Pressen und etlichem Schriftmaterial (im Wert von rund 1.000 Gulden). Die frühesten Drucke mit seinem Namen stammen aus dem Jahr 1537. Im selben Jahr erschien bei ihm in erster Auflage ein Nachdruck des ältesten katholischen Gesangbuchs (von Michel Vehe), neu herausgegeben von Hoffmann von Fallersleben. Er verlegte anfangs zumeist gegenreformatorische Schriften, scheute sich aber auch nicht, einen unberechtigten Nachdruck der Luther-Bibel herzustellen. Das Druckverbot lutherischer Schriften durch Herzog Georg den Bärtigen und die Vertreibung reformatorischer Drucker aus Leipzig fördert den Aufschwung seiner Officin. Nach Einführung der Reformation in Sachsen (1539 durch Herzog Heinrich den Frommen) begann Wolrab auch lutherische Schriften zu drucken, ohne jedoch seine ablehnende Haltung aufzugeben. Noch zur Zeit der Regierung Herzog Georgs hatte Wolrab den Druck von Georg Wizels antilutherische »Postille« übernommen. Die bereits gedruckten Exemplare wurden wegen der Gefahr der Beschlagnahme nach Berlin verbracht, Wolrab wurde inhaftiert, aber gegen die Verpflichtung, zukünftig nichts mehr ohne vorherige Zensur zu drucken, freigelassen. Es wurde ihm sogar der Druck und Verlag der neuen Kirchenordnung, der Apologie, des Psalters und einer Bibelausgabe übertragen, welche Werke alle Pfarrer und Kirchenbeamten anzuschaffen und nur direkt von Wolrab zu beziehen hatten. Trotz dieser anscheinend günstigen Um-

Wolrab stände kam er aus den Schulden nicht heraus. Sein größter Gläubiger, Sebastian Reusch, drängte, und Wolrab wurde nur dadurch gerettet, daß ihn der Rat auf einen Befehl des sächsischen Kurfürsten durch ein Darlehn von 800 Gulden unterstützen mußte. 1541 schuldete Wolrab allein einem Gläubiger eine Summe von 8.000 Gulden; er mußte deshalb seine gesamte Habe verpfänden und außerdem einen Faktor in seine Officin aufnehmen. Auch seine Buchhandlung verlor er (an einen anderen Gläubiger mit einer Forderung über fast 4.800 Gulden). Trotz der Förderung durch die Herzogin Katharina kam er in Konflikt mit den Behörden, so daß er 1539 sogar in den Turm muß: Er hatte die Schrift »Typus ecclesia« des katholischen Reformtheologen Georg Witzel gedruckt, was prompt zu einem erfolgreichen Protest Luthers führte. Wolrab stellte seine Produktion nunmehr auf reformatorische Schriften um (»Wess’ Brot ich ess’ …«), was nun wiederum den Cochläus ärgerte, der jetzt den katholisch gebliebenen Franz Behem (später in Mainz) förderte. 1539 druckte Wolrab gar eine Lutherbibel mit Bildern von Cranach und bat dafür um ein Privileg. Das brachte wiederum die Wittenberger (Monopol-)Drucker gegen ihn auf, die Luther veranlaßten, beim Kurfürsten einzuschreiten: Johann Friedrich der Großmütige zeigte sich kleinlich und ließ Wolrab für kurze Zeit ins Gefängnis werfen. Luther lehnte es mit Rücksicht auf die Wittenberger Drucker ab, Manuskripte an fremde Officine zu geben, da er sonst »deren Schlünde nicht füllen« könne. Danach hatte Wolrab trotz amtlicher Druckaufträge wieder finanzielle Schwierigkeiten. 1542 wurde ein von ihm hergestellte Werk (Johannes Schencks »Homilien«) verboten. Aufgrund dubioser und leichtfertiger Geschäfte muß Wolrab um 1545 sein Leipziger Bücherlager und seine Officin seinen Gläubigern überlassen und geht nach Frankfurt (Oder). Mit ihm kommen der Drucker Joannes Eichorn und zwei weitere Drucker (vermutlich Joannes Feser Arnstenensis aus Arnstein und Joannes Polman aus Zeuzleben), die als »ministri Nicolai Wolrab« im Wintersemester 1547/48 in die Matrikel der Universität eingetragen werden. Es wird angenommen, daß er durch ein Darlehn

Wolrab über 400 Gulden von Sebastian Reusch seine verpfändete Leipziger Druckerei (oder nur das Schriftenmaterial) auslösen und diese nach Frankfurt bringen konnte; die in Leipzig verwendeten Typen wurden von ihm auch in Frankfurt eingesetzt. Er besaß eine Schrift nach Schwabacher Art in vier verschiedenen Graden, eine große gotische Auszeichnungsschrift, drei Antiquaschriften und eine Kursive. Im Wintersemester 1547/48 Jahr ist er in die dortige Universitätsmatrikel eingeschrieben. Seine Werkstatt befand sich in dem aufgelassenen Kloster der Fanziskaner, das seit 1541 der Universität gehörte. Wolrabs erster Druck in Frankfurt stammt aus dem Jahr 1545: »in Adventvm Illvstrissimi Princips …« von Christoph Preyss. 1546 druckt er ebenfalls nur ein Werk, 1547 sind es vier Schriften, 1548 stellt er neun her, 1549 und 1550 sind es wieder nur jeweils zwei; hinzu kommen drei undatierte Drucke. Unter seinen Werken befindet sich 1548 auch das zweifarbig gedruckte »Augsburger Interim« als »einstweilige« Festlegung der religiösen Verhältnisse im Reich; dieses »Interim« druckte er vermutlich im Auftrag des Kurfürsten Joachim II. Hektor, seit dem Reichstag in Regensburg 1542 Oberbefehlshaber gegen die Türken, insgesamt viermal, davon einmal in Latein. 1548 fertigte er gleichfalls im Auftrag des Kurfürsten die »Constitvtion Willkör, vnd ordnung der erbfelle …«. In Frankfurt stellt er 1548 auch eine »Agenda. Das ist Kirchenordnung …« im Auftrag des sächsischen Herzogs Heinrich her, die er schon in Leipzig gedruckt hatte. Auch eine »Practica Vnd Process der gerichtsleuffte nach dem brauch Saechsischer Landart« wurde von ihm in Frankfurt nachgedruckt. Seine letzten Drucke in Frankfurt datieren aus dem Jahr 1550. Die Frankfurter Officin verkauft er seinem Gesellen Johann Eichorn d.Ä.; Wolrab scheint Frankfurt schuldenfrei verlassen zu haben, denn die Universität nennt ihn den »Erbarn vnd vornehmen Nicolaus Wolrabe«. Mag sein, daß ihm der reformatorische Eifer in der Mark Brandenburg nicht so behagte. Im selben Jahr ist Nicolaus Wolrab in Küstrin und druckt dort das »Ausschreiben des kaiserlichen Landfridens« von Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin. Noch im selben Jahr

Wolrab geht er wieder nach Leipzig zurück und druckte hier drei Schriften. 1553 ist Wolrab in Dresden (Neustadt), 1556 in Bautzen, wo er einen Druck herstellt. Für seine Bautzener Officin kaufte er in Leipzig zwei Pressen und drei Zentner Schrift für 400 Gulden, die er in Raten bezahlen wollte. Wolrab muß zumindest zeitweise auch eine »Reynlendische Schrift« (eine oberrheinische Schwabacher-Type) besessen haben, die von seinem Gesellen Johann Eichorn in Frankfurt stammte, denn eine solche verkaufte er dem Leipziger Drucker Matthias Stöckel. 1552 geht Wolrab aus Leipzig endgültig weg; seine Frau erhielt Almosen von der Stadt. Sein Sohn Johann führt 1558–1567 die Officin in Bautzen weiter; ein Jahr später wird Michael, der Enkel von Nicolaus Wolrab d.J., Eigentümer. Er druckt bis 1596. 1598 wird die Druckerei von Nicolaus Zypser aus Arnstadt übernommen. Die erste Druckermarke von Nikolaus Wolrab d.J. zeigt die römische Glücksgöttin Fortuna in einem Kreis, wie sie mit geschwelltem Segel (als Hinweis auf die Unbeständigkeit des Windes) auf einer Muschel fährt. Außerhalb des Kreises sind unten zwei Delphine zu sehen. Die zweite Druckermarke mutet wie eine moderne Badeszene an. Fortuna wirft ein Netz (am Strand) und steht zugleich auf einem Netz, unter dem ein Delphin liegt. Das sich blähende Netz ist am Körper der Frau befestigt und ähnelt einem Baldachin; seit dem frühen Mittelalter waren mit Fortuna die positiven Aspekte, Glück und Erfolg, verbunden. Den Fang unter dem Netz betrachtet eine kniende junge Frau. Im Hintergrund scheint Wasser zu sein; am Uferrand sind ein Gesicht und Flügel oder hochreißende Arme zu sehen. Die dritte Druckermarke zeigt die Jungfrau Maria in bürgerlicher Tracht einschließlich einer Kopfhaube, die ein Buch in ihrer linken Hand hält; in ihrer rechten hält sie ein Kruzifix. Es sieht so aus, als stünde sie auf einem Feld mit Korn, rechts von ihr wachsen Blumen. Der umlaufende Text lautet: »Adiunxi uos uni uiro, uirginem casta exhibere Christo. 2. Cor. II.« aus dem Brief des Paulus an die Korinther 11:2: Denn ich habe euch vertraut einem Manne, daß ich eine reine

Wylicks · Wyngaerden Jungfrau Christo zubrächte. Der zweite Teil des Textes lautet: »Veni & ostendam ubi ponsam uxorem Agni. Apoc. 21«, (Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen voll der letzten sieben Plagen hatten, und redete mit mir und sprach:) Komm ich will dir das Weib zeigen, die Braut des Lamms, Offenbarung des Johannes 21:9. Die vierte Druckermarke zeigt Fortuna in einer Muschel stehend; sie hält ein geblähtes Segel in ihren Händen.

Reynder Wylicks (Wylicx, Wylichius, Reinerus, Reynerus VVylichius Dauentriensis) stammt aus Deventer in der Provinz Overijssel (Niederlande). 1592 ist er in Emmerich als Drucker, bleibt aber nur ein Jahr und geht dann nach Utrecht, wo er bis 1597 tätig ist. In Emmerich druckt er »Spongia Evriosorvm paraenesis seria ad Eos, qvi liberaliorbvs svnt …«. Von 1599 bis 1601 ist Wylicks in Amersfoort. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Adrian van Wyngaerden (Adriaen, Adrianus, Adrianum Wijngaerde, Arien, Adriani, van Wyngaerden, VVijngaerden, Wyngaerte, Wyngaerten, Vingarden, Weingardt, Weingarten, Wingarten, Weyngarden, Wijngaerden, Adrien Dirixsz, Vingart) war in den Jahren

Wyngaerden 1655 bis 1661 Drucker der neugegründeten Universität in Duisburg. Er stammt aus Leeuwarden und war nach 1643 als Drucker, Buchbinder und Buchhändler in Leiden tätig, u.a. für die Universität. Die Leidener Officin »op ’t Rapenburg over de Academie« behielt er bis 1666. Verheiratet war er in erster Ehe mit Lijsbeth Ardiers aus Leiden, in zweiter mit Adaltje Ventsager. Die Universität von Duisburg wollte ihn zum Drucker berufen, doch forderte er für seinen Umzug nach Duisburg die Erstattung der Umzugskosten und ein hohes Jahresgehalt, was ihm aber verweigert wurde. Er geht deshalb als Drucker nach Heidelberg. 1658 wird er in die Matrikel der dortigen Universität als »typographus et bibliopola academicus« eingeschrieben. Hier druckt er bis 1664. Von Friedrich Spanheim druckt er »De Divina Scripturarum« als »Bibliopolae & Typographi«. 1664 verläßt er Heidelberg. Zwischenzeitlich hatte er in Duisburg eine weitere Officin eingerichtet, in der ein Willem Wyngaerden, wohl sein Bruder, als Faktor tätig war. Es wird daher angenommen, daß er sowohl in Heidelberg wie auch in Duisburg eine Druckwerkstatt betrieb. Der letzte Druck der Duisburger Officin erscheint 1661 (»Disputatio Inauguralis cum epistola Apologetica eiusdem«). In Leiden besaß er während seiner Heidelberger Zeit wohl nur eine Buchhandlung. 1669 ist er wieder als Drucker in Leiden. Die erste Druckermarke zeigt rechts eine sitzende Frau, die mit ihrem linken Arm eine Säule umfaßt. Ihre rechte Hand liegt in einem Feuer, das auf einem Altar brennt; diese rechte Hand hält aufgerichtet ein Schwert. Auf dem Altar steht die Devise »ARDVA QVÆ PVLCHRA«. Diese Frau soll die Personifikation der Beständigkeit (Constantia) darstellen. Neben ihr eine zweite Frau mit einem Blätterkranz in der rechten Hand. Ihre linke Hand, auch im Feuer, hält einen aufgerichteten Stab oder eine Lanze. Vor ihr hockt ein Satyr. Im Hintergrund steht eine Palme, die ein nackter Mann erklimmen will: Was wertvoll ist, ist auch schwer zu erreichen. Die zweite Druckermarke zeigt eine Palme, auf die ein junger Mann wohl klettern will. Auf einem flatternden Band steht wieder die Devise: »ARDVA QVÆ PVLCHRA«, etwa: Was wertvoll ist, ist auch schwer zu erreichen.

Zeisse · Zeitler

Johann Zeisse (Zeissen) war 1613 der erste Drucker in Essen. In diesem Jahr druckte er einen Almanach, ein Jahr später »Ein Christliches und recht reines Evangelisches Gesangbuch« und einem angefügten »Catechismus«. 1617 ging er nach Soest, wo er im selben Jahr begann, zu drucken. Er starb 1621, seine Erben (»Iohannis Zisenii haeredum« stellten in diesem Jahr noch ein Werk her. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Christoph Zeitler (Christophorus, Zeitlerum Zeitlerus, Christophori Zeitleri, Christoff Zeitlern, Literis Zeitlerianus, Zeitlerianis, Typis Zeitleri, Literis Christ. Zeitleri) stammt aus Weida in Thüringen, war 1660 in Jena als Geselle in der Universitätsmatrikel eingeschrieben und arbeitete dann in Frankfurt (Oder) bei Salomon Eichorn. 1662 heiratete er die Witwe seines Prinzipals, Anna Sophie Piper. Ein Jahr später kam in seiner Officin sein erster Druck heraus, eine Glückwunschschrift. Ein Jahr später wird er im »Kunstbuch« der Stadt eingetragen, zwei Jahre später auch in der Universitätsmatrikel. Es ist nicht bekannt, wo er seine Drucke herstellte, denn die Eichornsche Officin hat er mit der Witwenheirat nicht übernommen. 1686 wollte er die Werkstatt der Maria Katharina Salfeld in Berlin kaufen, doch da er den Kaufbetrag nicht zahlen konnte, scheiterte diese Übernahme. 1684–1686 druckte

Zeitler er für den Mathematikprofessor Christian Grüneberg einige Werke, vermutlich in dessen Privatdruckerei. Um 1700 schloß er sich mit Heinrich Georg Mussel zusammen. Zeitler starb 1710. Sein Schwiegersohn Johann Christoph Schwartz aus Pommern wurde sein Nachfolger. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Christoph Andreas Zeitler (Christophori Andreae Zeitleri) hatte bei seinem Vater in Frankfurt (Oder) gelernt. 1684 wurde er im »Kunstbuch« von Frankfurt (Oder) eingeschrieben. Im selben Jahr begann er auch als Drucker tätig zu werden; sein erster Druck war eine »Disputatio Medica« von G. G. Knobeloch. Sein letzter Druck in Frankfurt erfolgte 1694 (»Disquisitio luridica«). Zeitler ging 1694 nach Halle (Saale), wo im selben Jahr die Universität eröffnet worden war. Er wurde hier Drucker der Universität. Sein erster Druck als »Acad. Typ.« war eine »Exercitatio Physico-Medica« von Christian W. Sattler. Zeitler starb 1718; Nachfolger wurde sein Schwiegersohn Friedrich Krottendorf. Die Druckermarken zeigen Monogramme aus den Buchstaben »C«, »A« und »Z«. In der ersten Marke wird das Monogramm eingefaßt von einem Blätterkranz und einer Krone.

in Zinna · de Zuttere

In Zinna, in der Nähe von Jüterbog in der Mark Brandenburg, befand sich unter der Leitung von Abt Nicolaus ein Kloster der Zisterzienser. Zwischen 1493 und 1496 wurde dort auf Kosten von König (später Kaiser) Maximilian ein »Novum Beatea Mariae Virginis. In der Mark Brandenburg befand sich unter der Leitung von Abt Nicolaus in Zinna ein Kloster der Zisterzienser. Zwischen 1493 und 1496 wurde dort auf Kosten von König (später Kaiser) Maximilian ein »Novum Beatea Mariae Virginis Psalterium« (von Hermann Nitzschewirtz) gedruckt. Die Typen ähneln denen des späteren Leipziger Druckers Konrad Kachelofen. Als Drucker wird Johannes Luce (Lucae) angenommen, der in Lüneburg etwas später auch eine niederdeutsche Ausgabe mit vielen derselben Holzstöcke druckte. Ein weiterer Druck von Luce in Lüneburg war eine »Imitatio Christi«. Dieser Drucker war wohl nur wegen des Drucks des »Novum …« nach Zinna gekommen, denn sowohl vor diesem Druck wie auch danach war er in Lüneburg tätig. Eine Druckermarke wurde nicht verwendet.

Pieter Anastasius de Zuttere (Alias Hyperphragmus, Gandavus, Overhaeghe, Hyperfragmus de Gand, Pieterz Anastasius, Peter, Overd’haeghe, Overd’haege, Overd’hage, Overdage, Ouerhage, P.A.H.G. [Pierre Anastaise Hyperpragme Gantois]) stammt aus Gent und war ein humanistischer Gelehrter und calvinistischer Prediger. 1551 oder 1552 verließ er seine Geburtsstadt und lernte an unbekannter Stelle die Buchdruckkunst. Er arbeitete in verschiedenen Orten mit einer Privatpresse und verlegte auch einige Bücher. Verheiratet war er mit Laurence de Mets, mit der er sieben Kinder hatte. Er war Pfarrer, Übersetzer, Gründer der »Geuzenuniversiteit« in

de Zuttere Gent, Schriftsteller und Buchdrucker. 1555 gründet er in Wesel eine private Drukkerei; er mußte beim Rat der Stadt eine Bürgschaft in Höhe von 500 Gulden hinterlegen, die verfallen sollte, wenn er ein ungenehmigtes Buch drucken würde. Er konnte in Wesel wohl die Werkstatt des Joos Lambrecht nutzen. 1557 wird er aufgefordert, seine Bücher vorzulegen. Im selben Jahr stellte er mit Genehmigung des Rats »eyn klien buexgen« her, wofür er 1 Gulden an die Armenkasse zu zahlen hatte. De Zuttere ist 1560 in Emden, dem Zufluchtsort protestantischer Drucker, wo er im selben Jahr unter einem seiner Pseudonyme, Hyperfragmus, tätig wurde und wieder eine Officin einrichtete. Er druckt hier das von ihm selbst verfaßte Buch »Eyn korte Leerung« und vermutlich weitere sieben Werke. Der Emdener Kirchenrat mißbilligte seine religiösen Ansichten, so daß er 1574 die Stadt verläßt. Im selben Jahr ist er in Rotterdam als Pfarrer tätig. 1579 geht er nach Gent zurück, wo er ohne Erlaubnis für die Calvinisten ein Buch druckte. 1581 veröffentlicht er eine Schrift über (religiöse) Toleranz, für das er eine Erlaubnis besaß. Ein von ihm gedruckte »Brevis Apologia« wurde ebenfalls verboten, weil sie gegen die herrschende calvinistische Lehre verstieß. Einige seiner Verlagswerke ließ er bei Galterus Manilius in Gent und Dieric Muller in Rotterdam drukken. De Zuttere publizierte vieler seiner Werke ohne Namen oder mit einem Pseudonym bzw. mit fiktiven Ortsangaben. Wegen seiner wiederholten Verstöße gegen die herrschende Religionsausübung wird er schließlich durch die calvinistische Inquisition vertrieben und der Stadt verwiesen. 1585 findet man ihn in Audenarde und Utrecht, 1592 in Leiden und Hoogmade, 1595 in Alfen. Nach 1596 verliert sich seine Spur. Angeblich soll er nach der Wiedereroberung der Stadt Gent, wohin er zurückgekehrt sein müßte, durch spanische Truppen zum Tode verurteilt worden sein. Die erste Druckermarke zeigt einen Mann mit einer Sichel an der Hüfte, der sich mit einem Hut vor der Sonne schützt. Vor ihm ein Getreidefeld, darüber der Text »De gecruyste Christus«. Rechts im Bild eine Eiche, um deren Stamm sich eine

Zusammenstellung von K Henseler November 2014

Zypsen züngelnde Schlange windet. Unterhalb des Getreidefelds steht auf einer rechteckigen Tafel »VERITAS«, unter der Eiche ein rechteckiges Schild mit »VMBRA«. Der Bildinhalt der Marke bestätigt die Devise; der Bauer wendet sich im Schatten (umbra) des durch die Schlange symbolisierten schädlichen Eichengeästs dem Getreidefeld, der Veritas (und damit Christus), zu. Vor dem Bauer ein Band mit dem Text »SAT QVERCVS«. Die zweite Druckermarke ersetzt den Text »De gecruyste Christus« durch eine entsprechende Zeichnung. Im übrigen wiederholen sich die Elemente der ersten Druckermarke.

Matthias Zypsen war Buchdrucker in Berlin und gab von Anfang April bis Anfang Mai 1634 im »Schwarzen Closter« der Dominikaner in Cölln einen »Aviso« heraus (Kurfürst Joachim II. hatte die Dominikaner 1635 nach Brandenburg geschickt und ihre Kirche zur Domkirche umgewandelt). Auf der Titelseite der ersten Ausgabe heißt es »Aviso oder Grundlicher Bericht wie es mit den ChurSachs Volck beschaffen ist«; im Impressum steht: »Gedruckt zu Berlin in Schwartzen Closter bey Matthias Zypsen.« Dieser Aviso umfaßte 6 Blätter und berichtet im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg (Schweden, Sachsen und Brandenburg stehen zu diesem Zeitpunkt den Kaiserlichen gegenüber) über Belagerungen und kleinere Kriegshandlungen. Die Texte im »Aviso« waren vielfach wortwörtlich aus anderen Zeitungen abgeschrieben. Weder in schriftlichen Quellen noch in sonstiger Form ist jemals eine Druckerei in diesem Kloster vermerkt. Eine Druckerei ist an dieser Stelle erst 1666 belegt, als Georg Schultze »auf dem Schlosse« in einem Gebäude druckte, das auf früher abgerissenen Klostergebäuden errichtet wurde. Problematisch ist auch, daß im Berliner Bürgerbuch oder in anderen einschlägigen Archiven ein Drucker mit dem Namen Zypsen nicht zu finden ist. Ein Drucker Nikolaus Zipser ist aus Bautzen bekannt, der nach 1602 dort eine Officin betrieb, die 1634 abbrannte, daraufhin nach Dresden ging und dort bei Gimel Bergen als

Geschichte der Bundesdruckerei

Eine kurze Geschichte der Reichs- und Bundesdruckerei Die Anfänge der später als Bundesdruckerei bekannten Officin reichen bis ins Jahr 1635 zurück, als ein Georg Decker Bürger von Basel wurde. Der erste Drucker der Familie war Georg Decker (»Georg Deckher ausz Franckhen von Eyszfeldt Buchtruckhergesell«, Georgius Deckerus), der 1596 in Eisfeld in Thüringen geboren wurde. Er lernte den Druckerberuf vermutlich in Bamberg bei Anton Horitz, ging dann auf Wanderschaft. 1624 ist er in Tübingen und wird 1635 Bürger in Basel. Er kann die Witwe Margaret Zäsinger heiraten, die die Officin ihres verstorbenen Mannes Johann Schröter in die Ehe mit einbringt. Im selben Jahr druckte er ein kleines Werk Pamphilus Gengenbachs »Die zehen Alter« und wird zum Universitätsbuchdrucker berufen. Insgesamt stellte Georg Decker bis zu seinem Tod 1661 über 1.000 Drucke (u.a. griechische und hebräische Texte) her. Sein Sohn Johann Jacob Decker d.Ä. (Joh. Jacobi Deckeri, Iean Iacques Decker, Johann-Jakob, Johannes Jacobus Deckerus, Typis Deckeriana, Typographia Deckeriana, Typis Iohan. Iacobi Deckeri, Typis Deckerianis, Literis Deckerianis) übernahm 1661 die Officin; ein erster Druck unter seinem Namen erschien ein Jahr später. Verheiratet war er mit Anna Elisabeth Harscher und in zweiter Ehe mit Anna Katharina Schönauer, beide aus wohlhabenden Basler Familien. Von 1664 bis 1676 arbeitete er in Häsingen im Elsaß, wohin er einen Teil seiner Officin verlegt hatte. Er druckte hier »papistische« und franzosenfreundliche Bücher für elsässische bzw. badische Verleger und wurde deshalb erfolgreich verklagt: Im Prozeß, den er verlor, wurde ihm eine erhebliche Geldsumme als Strafe auferlegt; außerdem wurden 8.944 von ihm gedruckte Schriften konfisziert. 1680 zog Decker nach Breisach, wo er »Ordinari Buchdrucker« wurde. Sein erstes Werk war hier

die »Verfassung und Inhalt deß zu Breysach gemachten vollgewaltigen freyen Elsassischen Rathschlusses«. 1683 ging er als »Imprimeur du Roi et du Conseil« nach Colmar im Elsaß, wo er bis 1697 blieb. Hier stellte er u.a. den Colmarer »Hinckenden Boten« her. Er starb 1697. Die Basler Officin hatte nach seinem Wegzug sein Sohn Johann Jacob d.J. betrieben, der sie auch nach dem Tod übernahm; erst 1724 wird er auch Besitzer des Geschäfts. 1725 konnte er von der Witwe die Druckerei des Friedrich Lüdi in Genf kaufen. Ein Jahr später starb Johann Jakob d.J.; die Officin wurde von seinem Neffen Johann Heinrich d.J. fortgeführt. Johann Jacob Decker d.Ä. vermacht seine Colmarer Druckerei seinem Stiefbruder Johann Heinrich Decker d.Ä., der seit 1699 hier eine eigene Officin unterhielt und nun beide Werkstätten vereinigte. Dieser stellte weiterhin den Colmarer »Hinckenden Boten« her. Er war wie sein Vorgänger »Imprimeur royal du Conseil souverain d’Alsace«. Verheiratet war er mit der vermögenden Dorothea Wild. Johann Jacob Decker d.Ä. starb 1741; seine Witwe druckte mit Hilfe von Faktoren bis 1654 weiter. Der Sohn Johann Heinrich d.J. wurde 1728 Rats- und Universitätsbuchdrucker in Basel. Gemeinsam mit seinem Schwager Daniel Schöpflin, der Besitzer der Colmarer Druckerei geworden war, gründete er 1738 in Lauterbach bei Münster im Elsaß eine Papiermühle, die jedoch für ihn eine Verlustgeschäft wurde. Johann Heinrich d.J. starb 1754; die Officin, die durch das Geschäft mit der Papiermühle vernachlässigt worden war, wurde von der Witwe fortgeführt. Er hatte zwölf Kinder, von denen Georg Jacob Decker d.Ä. nach seiner Lehre bei Hortin in Bern nach Colmar ging, wo er in der Officin seiner Großmutter tätig war. Georg Jacob Decker d.Ä. hatte an der Straßburger Akademie studiert und anschließend in der Druckerei von Le Roux in Straßburg gearbeitet. Danach ging er auf Wanderschaft, war in Frankfurt am Main, in Leipzig und kam 1751 nach Berlin. Hier arbeitete er als Geselle bei dem Hofbuchdrucker Christian Friedrich F. Henning.

Geschichte der Bundesdruckerei

Im Dezember 1864 bestanden in Berlin mit rund 632.000 Einwohnern 88 selbständige Druckereien mit etwa 1.300 Gehilfen (durchschnittlich etwa 15 Beschäftigte); noch am Anfang des Jahrhunderts bei 170.000 Einwohnern gab es nur 21 Officine mit 123 Gehilfen und 21 Lehrlingen (durchschnittlich etwa 7 Beschäftigte). Der Historiker und Berliner Bibliothekar August Potthast zählt in seiner Übersicht über die 1864 bestehenden Druckereien auf: es seien 220 Schnellpressen, 202 eiserne und 17 hölzerne Handpressen in den Berliner Werkstätten aufgestellt; das Verhältnis von 7190 Einwohner auf eine Buchdruckerei sei ein »keineswegs ungünstiges Verhältnis« (im Jahr 1800 8200 : 1). In Leipzig waren 1864 39 Buchdruckereien mit 110 Handpressen sowie 240 einfachen Maschinen und ungefähr 1.000 Drucker und Setzer tätig.

Die Officin des Jean Grynäus, in die Decker einheiratete, war 1713 von dem französischen Buchführer Arnaud Dusarrat gegründet worden; Dusarrat stammt aus dem Fürstentum Orange, das seit 1707 zu Preußen gehörte (bis 1713). Dusarrat erhielt ein Druckprivileg für die Herstellung französischsprachiger Drucke. Daneben bestand in Berlin auch noch die französische Hofbuchdruckerei des Johann Wessel. Seine Werkstatt richtete Dusarrat an der Stechbahn (am ehemaligen Stadtschloß) ein. 1717 verkauft er das Geschäft an Johann Thomas Toller, der am Neuen Markt die Officin fortbetrieb. Schon vier Jahre später verkauft Toller seine Druckmaterialien für 1.350 Taler und weitere 200 Taler für das Druckprivileg an den Schweizer Jean Grynäus aus Mülhausen, der im selben Jahr als Nachfolger von Gotthardt Schlechtiger zum Buchdrucker der Akademie der Wissenschaften ernannt wurde. Grynäus war mit seiner Werkstatt nicht erfolgreich und mußte vermutlich aus vorwiegend finanziellen Gründen mehrmals mit der Druckerei umziehen. Er starb 1749 und hinterließ eine nicht mehr auf gutem Stand befindliche Officin. Die Witwe entschloß sich, die Druckerei dennoch als Vormund der unmündigen Kinder fortzusetzen. Geleitet wurde die Officin von Georg Jakob Decker als Faktor. 1755 heiratete Decker eine Tochter des Jean Grynäus. Ein Jahr später wurde er Teilhaber. 1757 war Decker Berliner Bürger und Mitglied der französischen Kolonie geworden. Er druckte u.a. politische Flugschriften aus Anlaß des Siebenjährigen Kriegs und verlegte 1758 das Lustspiel »Rechnung ohne Wirth oder Das eroberte Sachsen« sowie im selben Jahr »Ernsthaftes und vertrauliches Bauerngespräch« von Grüne; dieses Stück verkaufte sich mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren. Decker schrieb zu diesem Stück in märkischer Sprache weitere 12 Hefte, die sich ebenfalls hervorragend verkauften. Mit königlicher Genehmigung gründete er die »Gazette françoise de Berlin«, die aber bald wieder eingestellt wurde. 1763, nach dem Tod seiner Schwiegermutter, konnte er die Officin mit einem Wert von 780 Talern vollständig übernehmen. Decker ließ neue Schriften gießen und verbesserte die Pressen.

Geschichte der Bundesdruckerei

Die Druckermarke von Johann Jacob Decker in Basel zeigt eine aus den Wolken kommende Hand, die auf einem Pult einen Text schreibt. Eingefaßt wird dies durch einen Uroboros, um den sich quer ein Lorbeerkranz windet. Links hinter dem Uroboros steht eine brennende Kerze.

Mehrmals mußte er wegen des guten Geschäftsverlaufs seine Officin in größere Räumlichkeiten verlegen. 1763 wurde er von König Friedrich II. als Direktor der von ihm auf Anraten des Italieners Calzabigi eingerichteten Lottodruckerei berufen. Zwei Jahre später wurde er als Nachfolger von Christian Friedrich F. Henning Hofbuchdrucker mit dem damit verbundenen Privileg, zukünftig alle königlichen Drucksachen ausschließlich von ihm drucken zu lassen. Zusätzlich gelang es Decker, für die Auslastung seiner Druckpressen Aufträge anderer Verleger (z.B. von J.H. Hartung in Königsberg) zu erhalten. In seiner Druckerei in der Wilhelmstraße betrieb Decker 13 Schnellpressen und 19 eisernen Handpressen. 1769 setzte Decker die Verlagstätigkeit, also Druck und Verkauf von Büchern auf eigene Rechnung (und Risiko), in größerem Umfang fort. Er gab u.a. Schriften von Iffland, Jung-Stilling, Klinger, Lavater, Pestalozzi sowie von Friedrich dem Großen heraus. Bis 1792 veröffentlichte er rund 400 Werke. In Mannheim, später in Frankfurt am Main, betrieb er eine Niederlassung gemeinsam mit dem Buchhändler und Verleger Schwager, in Basel verkaufte seine Mutter seine Verlagswerke. 1787 erhielt er von König Friedrich Wilhelm II. gemeinsam mit Christian Friedrich Voß ein Privileg für den Druck und Vertrieb der Werke König Friedrich II., insgesamt 25 Bände. Zugleich wurde Decker zum »Geheimen Oberhofbuchdrucker« ernannt. Decker richtete für diesen Zweck im Berliner Schloß eine Drukkerei mit 10 Pressen ein. Schon zwei Jahre später war der Auftrag abgeschlossen. 1792 übertrug er sein Geschäft auf seinen Sohn Georg Jakob Decker d.J., der bereits seit 1788 Teilhaber des Unternehmens war. Georg Jakob Decker d.Ä. starb 1799. Georg Jakob Decker d.J. hatte das Gymnasium im Grauen Kloster besucht und lernte dann bei seinem Vater. Auf seiner Wanderschaft arbeitete er in Stettin, Leipzig, Weimar, Hanau, Speyer, Straßburg, Basel, Zürich, Bern, Turin, Florenz, Rom, Mailand und Paris. Die von Georg Jakob Decker d.Ä. gegründete Buch-

Geschichte der Bundesdruckerei

Johann Jacob Decker in Colmar nimmt als Druckermarke das Signet der Jesuiten: das Christusmonogramm »IHS«, auf dem Querstrich des »H« ein Kreuz und drei Nägel im Strahlenkranz, als Hinweis auf die Kreuzigung Christi. Die Devise lautet: »LAUDABILE NOMEN DOMINI«, Gelobt sei der Name des Herrn, Psalm 113:3. Eingefaßt wird das Jesuiten-Signet und die Devise von einem stilisierten Blütenkranz.

handlung übertrug der jüngere Decker seinem Schwager Heinrich August Rottmann. Im Jahre 1794 gründete Decker gemeinsam mit einem weiteren Schwager, Finanzrat Rosenstiel, in Posen ein neues Geschäft (»Südpreußische Hofbuchdruckerei von Decker & Cie.«), die die »Südpreußische Zeitung« herausgab. Zwischenzeitlich hatte Decker die Basler Officin geerbt; 1802 verkaufte er den Betrieb an Johann Jacob Thurneysser. Trotz der Einschränkungen durch die napoleonischen Truppen und deren Folgen konnte er 1809 die »Sommersche Hofbuchdruckerei« in Potsdam übernehmen. Für 150 Gulden erwarb er von Alois Senefelder, dem Erfinder des Steindrucks, die »Mitteilung der lithographischen Kunstgeheimnisse«; 1815 führte er die Stereotypie, die »moderne« StanhopePresse und gemeinsam mit seinem Schwager Johann Karl Philipp Spener, Mitbesitzer der Firma Haude & Spener (Haude war mit seiner Mutter verheiratet gewesen) die erste Schnellpresse in Berlin ein. Auf dieser Presse wurde die »Haude und Spenersche Zeitung« (»Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen«) gedruckt. Georg Jakob Decker d.J. starb 1819. Die Officin wurde durch von ihm bestellte Verwalter für die minderjährigen Erben fortgeführt. Sein Sohn Rudolph Ludwig besuchte ebenfalls das Gymnasium zum Grauen Kloster, wurde 1818 Lehrling in der Schriftgießerei bei seinem Vater, drei Jahre später Schriftsetzerlehrling und war dann als Einjähriger beim renommierten Garde-Schützen-Bataillon.1824 ging er auf Wanderschaft (Leipzig, Dresden und Teplitz, Frankfurt am Main, Würzburg und Basel und andere Orte in der Schweiz, Straßburg, Nancy, Paris, London, Metz, Karlsruhe, Heidelberg). In Paris arbeitete er in der Schriftgießerei von Molé in der rue de Vaugirard. 1826/27 ist er in Italien. Nach seiner Rückkehr, 1828 und inzwischen volljährig, übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder Gustav das väterliche Geschäft in Berlin. Gustav Decker starb bereits 1829. Rudolph Ludwig wurde alleiniger Besitzer des Unternehmens. 1840, aus Anlaß des 400jährigen Jubiläums der Erfindung der Buchdruckerkunst, gab

Geschichte der Bundesdruckerei

Georg Decker in Basel verwendete diese Marke: In einem Rollwerkrahmen ist ein sinkendes Schiff auf stürmischer See und ein Mann zu sehen, der sich ans Ufer rettet. Die Devise lautet: »NIHIL VALET VIRTVS SINE FORTVNA«, etwa: Ohne Gesundheit und Stärke gibt es kein Glück.

er das Prachtwerk »Zwanzig alte Lieder von den Nibelungen« heraus, für die er eine neue Schrift schneiden und gießen ließ. 1844 verlegt er in einer weiteren Prachtausgabe in einer Auflage von 200 Exemplaren »Œuvres de Frédéric le Grand«; 1851 kommt mit 80 Exemplaren ein »Neues Testament« (Luther nennt seine Übersetzung »Biblia Clara Germaniae«) in einem großen Folioformat heraus. 1862 verlegt er die »Divina Commedia«, darunter zwei Exemplare auf Pergament (zu dem hohen Preis von über 1.100 Taler). 1877 starb Rudolph Ludwig (von) Decker. Die Officin ging auf Initiative des damaligen General-Postmeisters Heinrich von Stephan für 1.299.500 Mark in den Besitz des Deutschen Reichs über und wurde 1879 in der Luisenstädter (heute Berlin-Kreuzberg) Oranienstraße 92–94 mit der 1851/52 gegründeten »Königlich preußischen Staatsdruckerei« zur Reichsdruckerei vereinigt; Preußen erhielt als Entschädigung für die »Abtretung« der Staatsdruckerei 3.573.000 Mark. Übernommen wurde u.a. die Grundstücke mit »sämmtlichen darauf befindlichen Gebäude und Allem, was wand-, band-, niet-, nagel-, erd- und wurzelfest ist« und »das gesammte Inventar der Druckerei, insbesondere die Maschinen, Apparate, mechanischen Vorrichtungen und Geräthe, die Lithografirsteine, Druckplatten, Stempel und Matrizen, sowie die vorhandenen Typen«. Diese Reichsdruckerei war eine unmittelbare Reichsanstalt in Berlin unter der obersten Leitung des Staatssekretärs des Reichspostamts. An der Spitze der Drukkerei stand ein Direktor, den technischen Betrieb leiteten zwei Betriebsinspektoren. Die Reichsdruckerei sollte zwar nur Drucksachen für die Reichsregierung und die Bundesstaaten herstellen, arbeitete aber auch für die Kommunalbehörden. Des weiteren druckte sie Verordnungsblätter und u.a. das Reichskursbuch sowie Patentschriften. 1905 wurde eine Farbenreiberei gegründet, um eine gleichbleibende Farbqualität zu gewährleisten. 1914 wurde wegen des Massenbedarfs an Banknoten (zu 2 Mark) und für sog. Darlehnskassenscheine (Gold gab ich für Eisen) teilweise vom Kupferdruck auf Hochdruck umgestellt. 1922, auf dem Höhe-

Geschichte der Bundesdruckerei

punkt der Inflation, wurden allein für den Banknotendruck über 8.600 Mitarbeiter beschäftigt; die insgesamt 57 verschiedenen Banknoten wurden schließlich wegen des ungeheuren Bedarfs im billigeren und schnelleren Rotationsdruckverfahren hergestellt. Bis zum 21. Juni 1944 konnte die Arbeit der Reichsdruckerei aufrecht erhalten werden; an diesem Tag verbrannten als Folge eines Bombenangriffs die Papiervorräte. Im Februar 1945 wurden etwa die Hälfte der Produktionsanlagen und das Verwaltungsgebäude zerstört. Nach Kriegsende wurde die Arbeit der Reichsdruckerei als »Staatsdruckerei in Magistratsverwaltung« wieder aufgenommen (die Berliner Verwaltung befand sich im Roten Rathaus in Ost-Berlin). 1947 entstand auf Veranlassung der amerikanischen Besatzung in Frankfurt am Main eine Außenstelle, die alsbald nach NeuIsenburg verlagert wurde; hier entstand eine weitere Druckerei. Am 1. September 1949 übernahm die Hauptverwaltung Post- und Fernmeldewesen die Leitung der Dienststellen Berlin und Frankfurt der »Staatsdruckerei der Bundesrepublik Deutschland«. 1951 wurde aus dieser Druckerei die »Bundesdruckerei«. 1952 kam eine Außenstelle mit 150 Mitarbeitern in Bonn hinzu. 1955 wurden erstmals wieder Banknoten von der Bundesdruckerei hergestellt. 1957 wurde der Hauptsitz der staatlichen Druckerei nach Berlin verlegt. Ab 1959 wurden hier die 50-DM-Note und später auch die 10-DM-Note gedruckt. Die übrigen Banknoten wurden von Giesecke & Devrient in München produziert. Hergestellt wurden auch wieder die »klassischen« Drucksachen wie Personalausweise (1991 allein 15 Millionen Stück). 1994 wurde die Bundesdruckerei in eine GmbH umgewandelt, wobei die Bundesrepublik alleiniger Gesellschafter war. Diese Gesellschaft unterstand dem Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen. Die Bundesregierung investierte in neue Geschäftszweige der GmbH fast 300 Millionen. 1999 wurde die Bundesdruckerei mit der Herstellung der Euro-Noten beauftragt, für die eine eigene Produktionslinie eingerichtet wurde.

Geschichte der Bundesdruckerei

2000 wurde die Bundesdruckerei mit sämtlichen Tochterfirmen an die Apax Partner & Co., ein sog. Heuschrecke, verkauft und in der Holding »Authentos GmbH« der Apax zusammengefaßt. Der Kaufpreis soll 1 Milliarde DM betragen haben, von der der Käufer tatsächlich nur 250 Millionen DM aus eigener Kasse zahlte, 750 Millionen wurden als Kredit von der Bundesregierung bzw. staatlichen Banken gewährt. Aufgrund einer zulässigen Firmenkonstruktion erzielte die Firma keinen Gewinn und weder »Authentos« noch die Druckereibetriebe in Berlin und NeuIsenburg mußten Steuern zahlen. Schon im selben Jahr kam es zur Überschuldung der Authentos, da der Käufer Apax wie bei solchen von Banken und institutionellen Anlegern finanzierten Firmenkäufen aus dem Unternehmen Eigenkapital an sich auszahlte. Der Konkurs wurde nur deshalb abgewendet, weil sich Gesellschafter, Kreditgeber und die Bundesrepublik auf einen Zahlungsverzicht der gewährten Darlehn zu Lasten des Steuerzahlers einigten. Im September 2002 verkaufte Apax die Authentos für den symbolischen Kaufpreis von 1 Euro an zwei sog. Vermögensverwaltungsgesellschaften. 2003 weist die »Bundesdruckerei« einen Schuldenstand von 1,2 Milliarden Euro aus. Im März 2009 wurde der Rückkauf der Bundesdruckerei durch die Bundesrepublik durchgeführt. Das vorher gewährte Darlehn der Bundesrepublik (auch vertreten durch die hessische Helaba mit 500 Millionen Darlehnsgewährung), noch mit einem Rest von 310 Millionen Euro nicht getilgt, wurde in Eigenkapital umgewandelt; weitere Zahlungen sind angeblich nicht erfolgt. Der Rückkauf verursachte natürlich trotzdem erhebliche Kosten für Gutachten, »Beratung« und »Provisionen«; es wird hierfür eine Summe von 1 Milliarde Euro genannt. Die offizielle Begründung für den Rückkauf lautet: »Zur Wahrung der nationalen sicherheitspolitischen Interessen sind im Rahmen eines Anfang dieses Jahres eingeleiteten Verkaufsprozesses das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium des Innern sowie die Gesellschafter grundsätzlich übereingekommen, die Bundesdruckerei GmbH an die Bundesrepublik

Geschichte der Bundesdruckerei

Deutschland zu veräußern.« Zugleich schaffe diese Entscheidung »eine sicherheitspolitische Voraussetzung zur Vergabe der Herstellung des elektronischen Personalausweises an die Bundesdruckerei«. Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich nach einer erneuten Sanierung diese sicherheitspolitischen Bedenken erledigen und eine neue Privatisierung erfolgt. Denn zu den originären Staatsaufgaben gehören weder der Betrieb von Justizvollzugsanstalten (wie in Hessen bereits praktiziert) oder die Reinigung der Straßen (wie in fast allen Kommunen Deutschlands) noch Stadtbibliotheken oder eine Großdruckerei. Denn, merke: Was einmal verscherbelt wurde, kann auch ein zweites Mal den Landwehrkanal runtergehen. Der liberale Markt wird’s schon richten.

Geschichte der Bundesdruckerei