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DISKURS UND DOKUMENTARFILM seitE 3 Elevate Open Everything? 6 MITTWOCH 23.10. DONNERSTAG 24.10. 10 FREITAG 25.10. 18 SAMSTAG 26.10. 28 SONN...
Author: Edith Fuchs
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DISKURS UND DOKUMENTARFILM

seitE

3

Elevate Open Everything?

6

MITTWOCH 23.10. DONNERSTAG 24.10.

10

FREITAG 25.10.

18

SAMSTAG 26.10.

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SONNTAG 27.10.

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ELEVATE AWARDS

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DOKUMENTARFILME

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WORKSHOPS

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MUSIK / LITERATUR / LAB

show

vortrag

diskussion

workshop

#ELEVATEFESTIVAL

film

livestream

deutsch

englisch

Interactive

okto tv

radio helsinki

#Hashtags nutzen! - Tweets senden, oder STATUS.ELEVATE.AT nutzen.

Freier Eintritt bei allen Diskussionen, Vorträgen, Workshops und Filmscreenings! 2013.elevate.at

Impressum Herausgeber, Verleger, Medieninhaber, Redaktion, Koordination, Texte: Verein Elevate, Niesenbergergasse 16, A-8020 Graz Redaktionsteam Diskurs: Daniel Erlacher, Brigitte Kratzwald, Josef Obermoser Kurator*innen Diskurs- und Filmprogramm: Daniel Erlacher, Brigitte Kratzwald, Josef Obermoser Design, Layout, Satz: Miriam Mone, Florian Sattler Lektorat, Übersetzung: Miriam Hafner, Karo Kastenhuber, Birgit Schweiger Druck: Janetschek GmbH Erscheinungsort / -jahr: Graz 2013 Für die Organisation und Umsetzung des Elevate Festivals verantwortlich: Elevate – Verein zur Förderung des gesellschaftspolitischen und kulturellen Austausches, www.elevate.at, [email protected], ZVR-Zahl: 644062383 Fotocredits: www.flickr.com/photos/elevatefestival

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ELEVATE OPEN EVERYTHING? Die Veröffentlichung von Daten aus Steueroasen durch Offshore Leaks, von brisanten Geheimdokumenten durch WikiLeaks und die Enthüllungen von Edward Snowden über die umfassende Bespitzelung unbescholtener Bürger*innen durch Geheimdienste und Privatunternehmen zeigen beispielhaft die Ambivalenz der neuen Technologien: Sie können einerseits für die Transparenz von Geldflüssen und Machtverhältnissen sorgen und neue Formen von Demokratie ermöglichen, andererseits aber auch für totale Überwachung genutzt werden und dem Menschenrecht auf Privatsphäre ein Ende setzen. Diese Ambivalenz gilt auch für Open-Hardware-Baupläne, Open Materials und 3D-Drucker zur Produktion materieller Güter. Damit können mittlerweile gesellschaftlich nützliche Maschinen aller Art selbst dezentral kostengünstig produziert werden – allerdings auch Waffen. Freie Software stand am Anfang der „Open-Bewegung“. Der Gründer der Free Software Foundation Richard Stallman erkannte sehr schnell: Wer die Software kontrolliert, kann auch die Verbreitung von Informationen kontrollieren und technische Innovation behindern, kurzum: enorme Macht erlangen. Er schlussfolgerte daraus, dass der Quellcode jeder Software offen sein muss, damit alle Menschen sie an ihre Bedürfnisse anpassen können, damit Fehler schnell gefunden und Spionageversuche rasch aufgedeckt werden können. Von dort war der Schritt zu Open Hardware nicht mehr weit. Die Baupläne von Geräten und Maschinen werden öffentlich zugänglich gemacht, sodass sie weltweit möglichst einfach dezentral nachgebaut werden können.

3D-Drucker werden in Zukunft vermutlich immer mehr Menschen eine ressourcensparende, bedürfnisorientierte Produktion im Selbstbau ermöglichen. Das Spektrum der Open-Initiativen wächst stetig: OpenStreetMap setzt sich zum Ziel, eine freie Weltkarte zu erarbeiten. Open Government Data ermöglicht die umfassende Kontrolle der Regierungen durch die Bürger*innen. Open-Democracy-Projekte arbeiten an Möglichkeiten der unmittelbaren Beteiligung der Bevölkerung an politischen Entscheidungsprozessen. Mit Hilfe von Open Media und Open Spectrum lassen sich Informationen unabhängig von den etablierten Massenmedien in Echtzeit weltweit verbreiten. Open Science plädiert für die Freigabe von Forschungsprozessen und -ergebnissen, um wissenschaftliche und technologische Innovation voranzutreiben. Auch für Saatgut werden Creative-Commons-Lizenzen angedacht, damit durch den Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt entgegen den Interessen der großen Konzerne und durch die Entwicklung neuer samenfester Sorten die selbstbestimmte Ernährung der Menschheit auch angesichts von Klimawandel und Peak Everything ermöglicht wird. Eine Idee ist all diesen Bereichen gemeinsam: die „Weisheit der Vielen“ soll zu besseren Ergebnissen führen, als sie einzelne Expert*innen und Regierungen zustande bringen. Darüber hinaus ermöglichen die neuen Technologien auch neue Formen von Zusammenarbeit und „Co-creation“ jenseits von Markt und Lohnarbeit, die die Keimformen eines neuen Wirtschaftssystems sein könnten. All diese Entwicklungen stellen bestehende Machtstrukturen grundsätzlich in Frage.

Dem gegenüber steht die Tatsache, dass politische Entscheidungsfindungsprozesse zunehmend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden und viele der wichtigsten Entscheidungen in Gremien getroffen werden, die nicht demokratisch gewählt werden. Geschäfts- und Amtsgeheimnisse verhindern eine öffentliche Kontrolle. Gleichzeitig gerät unser Privatleben immer stärker unter Beobachtung. Regierungen und Konzerne verstehen unter Transparenz den „gläsernen Menschen“. Ihre eigenen Aktivitäten wollen sie geheim halten, unsere jedoch möglichst genau überwachen und aufzeichnen – um uns besser kontrollieren bzw. unsere Daten zu Geld machen zu können.

Es sind die gleichen Technologien, die entweder Selbstermächtigung, Solidarität und Demokratie oder totale Kontrolle, Ausbeutung und Unterdrückung ermöglichen. Das Elevate Festival macht sich daran, dieses ambivalente Terrain der Openness auszuloten, und bearbeitet die Frage, wie sich unsere Gesellschaften verändern könnten, sollte „Open Everything“ Realität werden.

DANKE!

Der Verein Elevate bedankt sich bei den zahlreichen Mitarbeiter*innen, Helfer*innen und Fans, die das Festival mit ihrer außerordentlichen Arbeit unterstützen und fördern! Auch den vielen Kooperationspartnern, Medienpartnern, Sponsoren und Förderstellen sei ausdrücklich gedankt!

Freier Eintritt bei allen Vorträgen, Diskussionen, Workshops und Filmscreenings!

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Mi 23. Okt

Eröffnungsshow

Elevate Open Everything? Jacob Appelbaum 2013.elevate.at/appelbaum

Birgitta Jónsdóttir 2013.elevate.at/jonsdottir

Der Computersicherheitsexperte und Netzaktivist Jacob Appelbaum interviewte kürzlich noch vor dem großen Medienecho den Enthüller Edward Snowden und sorgte damit weltweit für Aufsehen. Appelbaum ist als Entwickler und Sprecher für das Anonymisierungsnetzwerk TOR weltweit unterwegs, um sein Wissen Menschen und Organisationen zur Verfügung zu stellen, die mit Zensur und politischer Repression zu kämpfen haben. Des Weiteren ist er Mitbegründer des Hackerspace Noisebridge in San Francisco und Botschafter der Kunstneigungsgruppe monochrom. Wegen seiner Aktivitäten, unter anderem für WikiLeaks, geriet er in die Fänge der US-Behörden. Seine Freundin und er wurden ausspioniert, und seine Familie wurde unter Druck gesetzt. Er ist einer der wenigen Hacker, die Intelligenz, gesellschaftspolitisches Engagement und Detailwissen zu technischen Entwicklungen in sich vereinen. Gemeinsam mit Julian Assange, Andy Müller-Maguhn und Jérémie Zimmermann schrieb er das Buch Cypherpunks. Unsere Freiheit und die Zukunft des Internets.

Birgitta Jónsdóttir ist Politikerin und Mitglied des isländischen Parlaments, ursprünglich als Vertreterin der Bürger*innenbewegung „Borgarahreyfingin“ und der Bewegung „Hreyfingin“, heute aber ist sie Vorsitzende der Piratenpartei (Píratar). Ihr Bezirk ist der Wahlkreis Reykjavík-Süd. Im April 2009 wurde sie im Namen einer Bewegung in das isländische Parlament gewählt, deren Ziel demokratische Reformen jenseits der Parteipolitik von links und rechts sind. Jónsdóttir war Aktivistin und Sprecherin für verschiedene Gruppen wie zum Beispiel WikiLeaks (sie ist Ko-Produzentin des „Collateral Damage“-Videos), Saving Iceland und Friends of Tibet in Island. Sie fungiert auch als Sprecherin der „Icelandic Modern Media“-Initiative und ist außerdem Mitglied des Bradley Manning Advisory Boards.

"If everything is under surveillance, how can we have a democracy?" - Jacob Appelbaum

Die Eröffnungsshow bietet einen Überblick über die Themen und Inhalte des diesjährigen Festivals. Die Fragestellung „Elevate Open Everything?“ wird mit zahlreichen diskursiven und künstlerischen Beiträgen beleuchtet. Der bekannte Internetaktivist und Computersicherheits-Experte Jacob Appelbaum, einer der wenigen Hacker, die Intelligenz, gesellschaftspolitisches Engagement und umfangreiches Detailwissen in sich vereinen, hält die Eröffnungsrede. Tom Scott, ein junger Comedian aus England, bearbeitet in zwei Sessions die Ambivalenzen der Nutzung moderner Technologien. Verschiedene Teilnehmer*innen des Diskursprogramms, darunter die isländische Parlamentarierin Birgitta Jónsdóttir und die deutsche Medien- und Netzaktivistin Anne Roth, geben eine Vorschau zu den Inhalten der folgenden Tage. Ann Cotten wird mit einem kurzen Essay literarisch auf das Festivalthema eingehen. Das Musikprogramm der folgenden Tage wird ebenfalls vorgestellt. Johannes Grenzfurthner von der Kunstneigungsgruppe monochrom führt humorvoll durch den Abend. 2013.elevate.at/e13opening

Mi 23. 10. Dom Im Berg 20:00 - 22:00

#elevatefestival

Jacob Appelbaum (US)

Anne Roth (DE)

Birgitta Jónsdóttir (IS)

Tom Scott (UK)

Sam Muirhead ↓ S.35 (NZ)

Ann Cotten (DE)

Moderation:

Johannes Grenzfurthner (monochrom)

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Mi 23. Okt

Mi 23. Okt

Anne Roth 2013.elevate.at/roth

Tom Scott 2013.elevate.at/scott

Ann Cotten 2013.elevate.at/cotten

Johannes Grenzfurthner 2013.elevate.at/grenzfurthner

Die Netz- und Medienaktivistin Anne Roth arbeitet als Program Editor and Researcher beim Tactical Technology Collective, wo sie sich mit digitaler Sicherheit beschäftigt.

Tom Scott ist Programmierer und Bastler. Und Comedian. Code-Zeilen, Videoschnitt-Tools und ein paar Meter Netzwerkkabel reichen ihm meist, um etwas zu bauen. Millionen von Menschen schauten sich bisher seine Projekte mit Begeisterung an, und er selbst ist weltweit in den Medien vertreten, unter anderem auf Sky1 (Gadget Geeks), BBC1, CNN.com, Al Jazeera und in den Magazinen Time, Newsweek, und Forbes.

Die 1982 in den USA geborene, in Wien und Berlin lebende Autorin Ann Cotton zählt zu den radikalsten Stimmen der zeitgenössischen Literatur-Avantgarde. Ihre hochpolitischen Arbeiten als Lyrikerin, Übersetzerin, Aktivistin und Literaturtheoretikerin kreisen um die Eigendynamiken systemischer Machtinstrumente – in literarischen Gattungen, im Blick auf soziale Beziehungen, im Spannungsfeld von Selbstermächtigung, Postdemokratie, Verweigerung und Engagement.

Johannes Grenzfurthner ist Künstler, Autor, Kurator, Regisseur und Gründer der Kunst- und Theoriegruppe monochrom. Er lehrt Kunsttheorie und künstlerische Praxis an der FH Joanneum in Graz und hat einen Lehrauftrag für Kommunikationsguerilla an der Kunstuniversität Linz.

Tom Scott spricht über das Internet, über die zunehmende Geschwindigkeit des Wandels, über den Umgang mit „sozialen“ Medien und gelegentlich auch über Teewärmer. Für den größten Teil seines Erwachsenenlebens war er Teilzeit-Pirat, und einmal geriet er in Schwierigkeiten mit der Regierung, weil er sich über eines ihrer Projekte lustig gemacht hatte.

Die Zeit bezeichnete Cotton als „neues Gesicht deutschsprachiger Lyrik“. Als Author-in-Residence des heurigen hoergeREDE-Festivals, das zum vierten Mal in Kooperation mit dem Elevate Festival stattfindet, wird sie im Rahmen der Eröffnungsshow in ihrer Lecture-Performance die Verbindung des Elevate-Themas „Open Everything?“ mit dem hoergeREDE-Leitmotiv „macht ² - light the power“ stiften. Am 24. 10. tritt sie zudem gemeinsam mit dem Anarcho-PunkPop-Duo Dat Politics im Kulturzentrum bei den Minoriten auf.

Davor war die Politologin als Online-Redakteurin, Journalistin und Übersetzerin tätig. Sie schreibt über Innenpolitik, besonders über Sicherheitsbehörden, Terrorismusund Extremismus-Diskurse, Überwachung, Freiheit vs. Sicherheit, Medien, Netzpolitik, Hacktivism und Feministisches. Neben ihrem eigenen Blog annalist.noblogs. org ist sie Gelegenheitsbloggerin bei netzpolitik.org. Vorträge hielt Anne Roth u.a. beim Kongress des CCC, bei der re:publica, Computers, Freedom and Privacy, der Transmediale und dem Medienforum Mittweida. Nachdem ihr Partner Andrej Holm im Juli 2007 morgens um 7 Uhr in ihrer Wohnung, in der sie gemeinsam mit ihren beiden Kindern leben, als Terrorist festgenommen worden war, begann sie über das Innenleben einer Terrorismus-Ermittlung zu bloggen. Die Bundesanwaltschaft ermittelte bis Juli 2010 weiter, fand jedoch nichts, was den Vorwurf erhärtet hätte.

Er ist Leiter des Festivals Arse Elektronika (Thema: Sex und Technologie) in San Francisco und Co-Organisator der Roboexotica (Cocktail-Robotik). Grenzfurthner arbeitet derzeit an den beiden Spielfilmen Sierra Zulu und Over Lunch. Er ist ein gefragter Vortragender und sprach u.a. im Rahmen von SXSWi, O‘Reilly ETech, FooCamp, Maker Faire, CCC, Ars Electronica, Transmediale, Biennale São Paulo und Mozilla Drumbeat Barcelona. Presseberichterstattung über ihn und seine Projekte erfolgte u.a. in der New York Times, auf CNN, im Spiegel, der LA Times, im ZDF, in Wired, der Süddeutschen Zeitung und dem Toronto Star.

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Mi 23. Okt

@ SICHER SURFEN BEIM ELEVATE

Gratis WLAN OHNE PASSWORT Cityaccess von Citycom bringt dich bereits zum dritten Mal beim Elevate Festival ins Internet - und das im WLAN mit bis zu 100 Mbit/s! Keine lästige Authentifizierung – eine Zustimmung der Nutzungsbedingungen reicht aus und schon kann gesurft werden. Einmal verbunden bist du bei all unseren Hotspots registriert und bleibst stets vernetzt – ohne Kosten. Alle Standorte findest du unter http://2013.elevate.at/cityaccess

ElEvATE Mediachannel Livestream Überall, wo du das Cityaccess-Zeichen siehst, kannst du den Elevate Mediachannel Livestream ohne Kabel empfangen.

Thementag

Living in an Open Society Open Data, Open Knowledge, Open Science, Open Software und Hardware, Open Architecture, Open Access und Open Media, es gibt kaum einen Bereich, den die Frage nach dem „Open Everything“ nicht berührt. Bevor an den weiteren Festival-Tagen vor allem konkrete Beispiele diskutiert werden, geht es um eine Klärung der Begriffe und das Erkunden der Auswirkungen, die die neue „Openness“ auf die Organisation der Gesellschaft, auf Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Technik, Kunst und Medien hat. Immer häufiger fordern Bürger*innen, an der Gesetzgebung beteiligt zu werden – doch wie lässt sich eine partizipatorische Demokratie organisieren? Wie verändert sich die Wirtschaft, wenn immer mehr Wissen und Baupläne für alle Dinge frei verfügbar werden und jede*r Zugang zu den wichtigsten Ressourcen hat? Was bedeutet es grundsätzlich für eine Gesellschaft, wenn alle Daten „offen“ sind? Ist das überhaupt wünschenswert? Wer soll Zugang zu welchem Wissen haben und an welchen Entscheidungen beteiligt sein? Was bedeutet es, wenn wir alle rund um die Uhr überwacht werden können? Und was bedeutet es, wenn alle umfassend mitentscheiden können? Welche Institutionen braucht es, damit das funktionieren kann? Welche Regeln braucht es für die sich gegenwärtig rasant verbreitenden offenen kooperativen Formen der Zusammenarbeit und für den gleichzeitigen Schutz der Privatsphäre? Und schließlich: Wie verändert all das die Machtverhältnisse in einer Gesellschaft? Wird die Freiheit durch das Bedürfnis nach absoluter Sicherheit verspielt?

Ist eine offene Gesellschaft eine freie Gesellschaft? Open Democracy Open Source Economy Open Everything? Google and the World Brain

DO 24. 10. FORUM STADTPARK

12:00-13:00 FORUM STADTPARK

13:30-15:30 FORUM STADTPARK

16:00-17:30 FORUM STADTPARK

18:30-20:30 FORUM STADTPARK

21:00-23:00

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DO 24. Okt

DO 24. Okt

FORUM STADTPARK 12:00-13:00

Thomas Lohninger (AT) Michael Bauer (AT) Moderation:

Brigitte Kratzwald (Elevate)

#E13gesellschaft

↓ Michael

Bauer ist Mediziner, Hacker und Aktivist. Nach seinem Studium beschloss er, sich in die Forschung zu begeben. Dabei bemerkte er, dass ihn der Forschungsbetrieb einengte und dass er mit Daten umgehen konnte. Er entschied, sich um seine Leidenschaft – Freiheit im digitalen Zeitalter – zu kümmern, und war ein Jahr lang an netzpolitischen Kampagnen beteiligt. Er schloss sich der Open Knowledge Foundation an, um mit der School of Data die Fähigkeiten, aus Daten Information zu machen, zu verbreiten.

Ist eine offene Gesellschaft eine freie Gesellschaft? In einem Dialog zwischen Aktivist*innen, die sich für freie Netze und freies Wissen ebenso einsetzen wie für den Schutz der Privatsphäre, wird der Bogen aufgespannt zwischen dem Potenzial zur Selbstermächtigung und Teilhabe und der Bedrohung durch totale Überwachung, die uns die neuen Technologien bringen. Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft werden diskutiert. Grundbegriffe wie Open Data und Open Knowledge, Vorratsdatenspeicherung und E-Mail-Verschlüsselung werden geklärt. Schließlich wird die Frage diskutiert, was es bedeuten würde, in einer offenen Gesellschaft zu leben. Wie kann die Privatsphäre angesichts allgegenwärtiger Überwachung gewahrt werden, und ist das überhaupt wünschenswert oder war die Idee der Privatsphäre nur ein Irrtum der bürgerlichen Gesellschaft? Wie kann der Zugang zu Information und Wissen und die Beteiligung an Entscheidungen in einer offenen Gesellschaft gestaltet werden? Wenn es um Handlungsfähigkeit in komplexen Systemen geht, kommt man letztlich an der Machtfrage nicht vorbei. 2013.elevate.at/e13gesellschaft

↓ Thomas

Lohninger arbeitet als Softwareentwickler und studiert Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien. Im Zuge dessen gewann er ein Erkenntnisinteresse an der Hacker- und Netzpolitikszene. Seit 2011 ist er im Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung aktiv und arbeitete im Kernteam der ersten ACTA-Demonstrationen. Lohninger ist als Community Coordinator für die Open Knowledge Foundation Österreich tätig und macht im Auftrag der GPA-djp Workshops für praktische Datensicherheit für Betriebsräte.

Thomas Lohninger 2013.elevate.at/lohninger

Michael Bauer 2013.elevate.at/bauer

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DO 24. Okt

DO 24. Okt

Forum Stadtpark 13:30-15:30

Birgitta Jónsdóttir ↑ S.4 (IS) Katrín Oddsdóttir (IS) Marion Breitschopf (AT) Moderation:

Daniel Erlacher (Elevate)

#E13democracy

Das Island-Experiment

Wie würde es die Politik verändern, wenn Bürger*innen in allen Phasen der Gesetzgebung beteiligt werden könnten: am Agenda Setting, an der Gesetzesformulierung, der Implementierung und der Evaluierung? Würde die „Weisheit der Vielen“ bessere Lösungen finden als die Expert*innen? Oder sind die meisten Menschen weder fähig noch interessiert daran, sich an solchen Prozessen zu beteiligen? Welche Rahmenbedingungen, welche Instrumente, welches Wissen und welche Fähigkeiten braucht es dafür eigentlich? Was können wir in Europa bzw. in Österreich von der Initiative in Island lernen? 2013.elevate.at/e13democracy

"In 2008, Iceland fell into a void of a massive financial collapse, the world’s third largest financial collapse in human history. This was a rude awakening for many. A profound understanding emerged that everything we had put our trust in had failed us. All the pillars of our democracy where shaken and many grassroots groups emerged from the fertile ground of the crisis." - Birgitta Jónsdóttir

Katrín Oddsdóttir war eines der 25 Mitglieder der Isländischen Verfassungsgebenden Versammlung, die 2011 eine neue Verfassung für das Land entwarf. Die Aktivistin wurde während ihres Rechtswissenschaft-Studiums nach einer radikalen politischen Rede im Zuge eines Massenprotests im Jahr 2009 islandweit bekannt. Derzeit arbeitet sie als Menschenrechtsanwältin für eine Anwaltskanzlei, wo sie sich unter anderem auf die Rechte von Kindern, Flüchtlingen und Menschen mit Behinderung konzentriert.



Open Democracy Am Beispiel von Island wird gezeigt, wie mit intensiver Partizipation der Bevölkerung eine neue Verfassung erarbeitet werden kann – weit über übliche Modelle von Bürger*innenbeteiligung hinausgehend. Es wurde im Zuge dieses erfolgreichen Prozesses allerdings auch deutlich, dass herkömmliche politische Strukturen damit häufig überfordert sind bzw. die Eliten mit allen Mitteln dagegen kämpfen. Das Parlament verhinderte die Implementierung der neuen Verfassung letztendlich.

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Katrín Oddsdóttir 2013.elevate.at/oddsdottir

↓ Marion Breitschopf ist im Bereich Online-Medien tätig. Sie studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien und besuchte diverse Weiterbildungen zum Thema digitale Medien und Journalismus (u.a. School of Visual Arts New York und Evangelische Medienakademie Hamburg). Breitschopf ist Gründungsgesellschafterin der Firma MediaClan und dort auch operativ tätig. 2011 übernahm sie die redaktionelle Leitung der Transparenzplattform „Meine Abgeordneten“ und ist seit 2012 Mitglied des Boards der Open Knowledge Foundation Austrian Chapter.

Marion Breitschopf 2013.elevate.at/breitschopf

U K H E O NI ITI O GS L E N N I O L E C R ÄUB ND ERU TTE EIG STKO EN · P MDIS EK A NG ST U A S T T U L M D E S PO R R A N E U H A · P S C H HUN E R G C SIE · KU N I I B · RE SSR US Ä O G H ·Ü E S N M DT O IK RG NUN LTE GR ALIS · STÄ ISMU LIT SENSATIONSJOURNALISMUS U D O O · IT IV P FORTGESCHRITTENE E B D ORE REV GEN E N AP RITIK AKT ILDPO TOFÜR V I N T T U K M EA HT U EK ÄR RGNÜ HEU ER GS RAU US · B IEN · R N RU FREI ISM NOM S? · K ZUC ABO VE S IST E INT · PR -KADABRA! L F E D E R SIE I E I O A I U R – V S · W Q UE E UN G O FO STÖK HIPP L · A USTRwww.malmoe.org/abo T · A H IE D EI ST N ION ISIN ULH OMB AFT ORSC ELB RS KU · N T N H A A -Z · S BVE ON ERN ÄNG ER F -POP RSC UMSF ERE E U ER HT IS RT-S IN D N INT · GEF OB D ALO H M S C K D T L EI NGS NDO LITI IERU IC UN LIT U N O PO RIS ND P ILD TIO U

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DO 24. Okt

DO 24. Okt

Forum Stadtpark 16:00-17:30

Stefan Meretz (DE) Moderation:

Josef Obermoser (Crossroads, Forum Stadtpark)

#E13economy

Open Source Economy

Open Everything?

Das Ausmaß der gegenwärtigen sozial-ökologischen Krise stellt die Menschheit vor enorme Herausforderungen. Um unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu machen, bräuchte es eine grundlegende Veränderung unserer Wirtschaftsweise innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte. Das im Kapitalismus dominante Produktionsziel Profitmaximierung und die Machtkonzentration bei wenigen großen Akteur*innen stehen einem solchen Umbau entgegen. In den letzten Jahren erleben jedoch neue offene kooperative Produktionsformen, die sich an unseren Bedürfnissen und der gesellschaftlichen Nützlichkeit der Güter orientieren, in den verschiedensten Bereichen einen starken Aufschwung. Haben diese neuen Formen der Zusammenarbeit das Potenzial, ein grundlegend anderes, egalitäres Wirtschafts- und Gesellschaftssystem zu etablieren, das den aktuellen Herausforderungen gerecht wird? Oder ebnen sie den Weg für eine neue Form der Bereicherung einiger weniger auf Kosten der restlichen Weltbevölkerung und der Natur? Welche Entwicklungsdynamiken sind bereits zu beobachten, welche zukünftigen Szenarien erscheinen wahrscheinlich?

Damit Open Everything sein emanzipatorisches Potenzial entfalten kann und eine offene Gesellschaft auch eine freie und egalitäre Gesellschaft wird, sind bestimmte Rahmenbedingungen notwendig. Während Politik und Wirtschaft demokratisch kontrolliert werden sollten, müssen private Daten geschützt werden und allen Menschen muss gleichberechtigter Zugang zu Wissen und Ressourcen ermöglicht werden. Wie würde das die Machtverhältnisse einer Gesellschaft ändern, und welche Hindernisse sind zu überwinden? Wie können offene Medien gestaltet werden, ohne dass Persönlichkeitsrechte verletzt werden? Sind Menschen in der Lage, mit der Fülle an Informationen umzugehen? Was bedeutet freier Zugang zu Wissen für die Wirtschaft? Wovon leben Künstler*innen und Erfinder*innen?

2013.elevate.at/e13economy

2013.elevate.at/e13everything

Katalysator sozial-ökologischer Transformation?

Forum Stadtpark 18:30-20:30

Wie verändert Openness die Gesellschaft?

Die Umwälzungen und nötigen Veränderungen sind jedenfalls sowohl im rechtlichen Sinne wie auch in ihrer gesellschaftspolitischen Bedeutung enorm. Open Everything könnte die Gesellschaft in einer Weise verändern, die heute noch gar nicht abzusehen ist.

Anne Roth ↑ S.6 (DE) Johannes Grenzfurthner ↑ S.7 (AT) Thomas Lohninger ↑ S.10 (AT) Sonja Bettel (AT) Moderation:

Brigitte Kratzwald + Daniel Erlacher (Elevate) #E13everything

Einen vertiefenden Workshop gibt es am Freitag - siehe S.18

↓ Stefan

Meretz ist promovierter Ingenieur und Informatiker und arbeitet bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Berlin. Er bloggt auf keimform.de und befasst sich schwerpunktmäßig mit neuen Produktionsweisen im Bereich der Peer-Commons-Produktion von digitalen und stofflichen Gütern. Stefan Meretz ist Kolumnist der Wiener Zeitschrift Streifzüge und unterstützt die Bewegung demonetize.it

Stefan Meretz 2013.elevate.at/meretz

Sonja Bettel 2013.elevate.at/bettel

↓ Sonja Bettel studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien. Sie ist seit 1983 als Journalistin bei verschiedenen Medien tätig, seit den 1990er Jahren vor allem im Bereich Wissenschaft und Technik. Für die Fernsehmagazine Modern Times (ORF) und Nano (3Sat) sowie die Radiomagazine Matrix (Ö1) und Breitband (Deutschlandradio Kultur) setzte sie sich intensiv mit Themen zu Kommunikation, Neuen Medien und Netzpolitik und deren Bedeutung für die Entfaltung des Individuums und die Entwicklung der Gesellschaft auseinander.

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DO 24. Okt

FORUM STADTPARK 21:00-23:00

Ben Lewis (UK) via Videostream

Google and the World Brain ES/UK; 2013; 89 min; ENG. OF; Regie: Ben Lewis

Seit Jahrtausenden wurde davon geträumt, das gesamte Wissen der Menschheit in einer riesigen Bibliothek zusammenzubringen. Vor Kurzem schien dieser Traum Realität zu werden. Heimlich, still und leise arbeitete Google an einem Projekt, in dem in Zusammenarbeit mit den renommiertesten Bibliotheken der Welt jedes gedruckte Wort auf dem Planeten gescannt und digitalisiert werden sollte. Was könnte daran falsch sein? Ben Lewis‘ Google and the World Brain zufolge eine ganze Menge. Manche meinen, dass das Vorgehen von Google einem Diebstahl enormen Ausmaßes gleichkommt. Andere sehen es als Versuch, unser gemeinsames kulturelles Erbe zu monopolisieren. Und wiederum andere werfen dem Konzern vor, zur allgemeinen Verblödung beizutragen, indem er versucht, komplexe Ideen zu durchsuchbaren „extra-langen Tweets“ zu verdichten. Schließlich finden sich die vielfältigen Gegner*innen des Projekts zusammen, um die Verwirklichung des ehrgeizigen Traums zu verhindern. Fesselnd enthüllt Google and the World Brain ein multinationales Raubdelikt, bei dem viel auf dem Spiel steht. Es ist ein Film über Träume, Dilemmas und Gefahren des Internets, der Alternativen zum technologischen Utopismus unserer Zeit eine Stimme verleiht. 2013.elevate.at/e13worldbrain

Ben Lewis - via Videostream 2013.elevate.at/lewis

↓ Ben Lewis ist ein preisgekrönter Dokumentarfilmer, Autor und Kunstkritiker, der Filme im Auftrag von der BBC, Arte und einer Reihe von weiteren Sendern aus Europa, Nordamerika und Australien produziert. Er studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Cambridge und Berlin. In seinen Zwanzigern war er bei MTV, DJ-ed, leitete kurzzeitig eine Plattenfirma und arbeitete an zahlreichen Magazinen. Sein neuester Film, Google and the World Brain, wurde 2013 für den Grand Jury Prize des Sundance Festivals nominiert.

Thementag

Digital Empowerment Daten, Information und Wissen sind durch die neuen Technologien nahezu kostenlos und unbegrenzt verfügbar. Dafür bezahlen zu müssen, stellt eine künstliche Verknappung dar, die durch geistige Eigentumsrechte und Patente hergestellt wird. Während die einen das für notwendig halten, damit kreativ tätige Menschen auch von ihrer Arbeit leben und Unternehmen Profit erwirtschaften können, halten es die anderen für eine unnötige und ungerechtfertigte Einschränkung und fordern freien Zugang zu allen im Internet verfügbaren Daten und Informationen. Neben diesen aktuellen Kontroversen stellen sich grundlegende Fragen: Wie gehen wir mit der enormen Fülle an Informationen um? Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit Menschen daraus handlungsleitendes Wissen generieren können? Regierungen und Konzerne haben bisweilen eher Interesse an einer anderen Art der Datennutzung: „Big Brother“ erscheint im Vergleich zu Prism, Tempora oder Google wie ein Waisenkind. Datensammlung und Überwachung des Internet-Traffic sind aber nur machbar, weil die Netzwerk-Infrastruktur die Möglichkeit dazu bietet: E-Mails und andere Daten wandern meist unverschlüsselt über zentrale Netzwerkknoten. Daher ist es von entscheidender Wichtigkeit, alternative, demokratisch gestaltete und kontrollierte Infrastrukturen zur Kommunikation und zum Austausch immaterieller Güter zu entwickeln bzw. auszubauen – vor allem angesichts der zunehmend mobilen Nutzung des Internet. Welche Ansätze und Visionen gibt es für dezentrale, egalitäre und die Menschenrechte achtende Kommunikationssysteme? Braucht es ein exakt definiertes Menschenrecht auf Kommunikation? Welche Rechte geben wir unseren digitalen Identitäten? Workshop: Peer-Commons-Produktion Linux, Apache, Firefox, Git, ... Knowledge is Power, Open Knowledge is Empowerment Democratizing Networked Communication

Kopräsentiert von

Big Brother Awards Gala 2013

FR 25. 10. FORUM STADTPARK

09:30-11:30 FORUM STADTPARK

12:00-13:30 FORUM STADTPARK

14:00-16:00 FORUM STADTPARK

17:00-19:00 FORUM STADTPARK

20:00-22:30

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FR 25. Okt

FR 25. Okt

Forum Stadtpark 09:30-11:30

Stefan Meretz ↑ S.14 (DE)

Peer-Commons-Produktion Keimform einer freien Gesellschaft jenseits von Markt und Staat?

Kann eine Produktionsweise schlüssig gedacht werden, die nicht mehr Waren, sondern Commons herstellt? Die nicht mehr Exklusion und Konkurrenz, sondern Inklusion und Kooperation schafft? Die natürliche Ressourcen nicht verschwendet und zerstört, sondern unsere Lebensgrundlagen bewahrt und verbessert an die nächsten Generationen übergibt? Bisher ist oft nur klar, was nicht sein soll. Im Workshop wird entwickelt, wie es anders gehen kann und wie wir heute damit anfangen können.

Forum Stadtpark 12:00-13:30

Ralf Schlatterbeck (AT)

#E13FOSS

Linux, Apache, Firefox, Git, ... Wie Freie Software die Welt verändert

Freie Software stand am Anfang der „Open-Bewegung“. Der Gründer der Free Software Foundation Richard Stallman erkannte sehr schnell: Wer die Software kontrolliert, kann auch die Verbreitung von Informationen kontrollieren und technische Innovation behindern; kurzum: enorme Macht erlangen. Er forderte, dass der Quellcode jeder Software offen sein soll, damit alle Menschen sie an ihre Bedürfnisse anpassen können, damit Fehler rasch gefunden und Spionageversuche rasch aufgedeckt werden können. Heute ist bereits ein Großteil der für Server verwendeten Software quelloffen, nur im Anwender*innen-Bereich und in der öffentlichen Verwaltung dominieren noch proprietäre Betriebssysteme wie Windows oder Mac OS X. Die Produktion Freier Software hat auch eine neue Produktionsweise hervorgebracht, die sogenannte „Peer-to-Peer-Produktion“.

2013.elevate.at/e13peercommons

"Wer die Marktwirtschaft kritisieren will, muss die Geldlogik hinterfragen. Wer sie überwinden will, muss monetäre Transaktionen durch soziale Beziehungen ersetzen."

Dabei arbeiten viele Menschen kooperativ auf gleicher Augenhöhe, und qualitativ hochwertige Software entsteht meist ohne Bezahlung und Chef*in. Die spannendsten Beispiele für den privaten wie auch den beruflichen Gebrauch werden in diesem Vortrag vorgestellt.

- Stefan Meretz

2013.elevate.at/e13foss

NACHRICHTEN VON UNTEN AUF RADIO HELSINKI 92.6

MONTAG - FREITAG 12:00 - 13:00 UHR

DAS UNABHÄNGIGE NACHRICHTENMAGAZIN ZUM MITMACHEN www.helsinki.at/vonunten

↓ Ralf

Schlatterbeck studierte Informatik in Berlin und Wien. Während seines Studiums machte er 1993 Bekanntschaft mit Linux, das er seitdem sowohl privat als auch beruflich einsetzt. Er war bei Frequentis Nachrichtentechnik als Software-Architekt tätig und arbeitete für die TTTech Computertechnik AG als Leiter der Software-Entwicklung. Seit 2004 ist er als Open Source Consultant (Open Source Consulting mit Gewerbescheinen für Unternehmensberatung und IT-Dienstleistungen) selbstständig. Ralf Schlatterbeck 2013.elevate.at/schlatterbeck

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FR 25. Okt

FR 25. Okt

Forum Stadtpark 14:00-16:00

↓ Volker

Volker Ralf Grassmuck 2013.elevate.at/grassmuck

Ralf Grassmuck ist Mediensoziologe, freier Autor und Aktivist. Er forschte u.a. an der FU Berlin, der Tokyo-Universität, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität São Paulo über die Wissensordnung digitaler Medien, Urheberrecht und Wissensallmende. Grassmuck leitete die Konferenzserie Wizards-of-OS.org und das Informationsportal zum Urheberrecht iRights.info und gründete u.a. die Initiativen mikro-berlin.org und privatkopie.net mit. Derzeit leitet er das Projekt Grundversorgung 2.0 an der Leuphana-Universität Lüneburg. Er bloggt unter vgrass.de.

↓ Ksenia Ermoshina begann ihre akademische Karriere an der Fakultät für Philosophie der Universität Sankt Petersburg. Im Sommer 2012 erhielt sie ein Stipendium für ein PhD-Studium am Forschungszentrum Centre de Sociologie de l‘Innovation (CSI) des MinesParisTech, das berühmt für seine Akteur-Netzwerk-Theorie ist. Gegenwärtig untersucht sie dort Entwicklungen sozialer und technischer Innovation. Ihr Schwerpunkt liegt vor allem auf dem Einsatz von mobilen Applikationen als Instrumenten der Bürger*innen-Gegenmacht, -Kompetenz und Kontrolle über die Daseinsvorsorge.

Ksenia Ermoshina 2013.elevate.at/ermoshina

Knowledge is Power, Open Knowledge is Empowerment Wikipedia, WikiLeaks and Open Source Intelligence

Birgitta Jónsdóttir ↑ S.4 (IS) Robert David Steele (US) via Videostream Volker Ralf Grassmuck (DE) Ksenia Ermoshina (RU) Claudia Garád (AT) Moderation:

Thomas Lohninger (Open Knowledge Foundation)

#E13knowledge

„Wissen ist Macht“, so lautete das Credo der aufgeklärten Moderne. Wer die Macht hat, bestimmt, welches Wissen sich in einer Gesellschaft durchsetzt, und nur dieses Wissen können wir letztlich erwerben, meinte hingegen Michel Foucault. Sicher ist, dass Wissen und Macht eng miteinander verknüpft sind und dass Machtverhältnisse in einer Gesellschaft wesentlich davon abhängen, wer Zugang zu welchem Wissen hat und wer definiert, welches Wissen „richtig“ ist. Die neuen Medien eröffnen nie da gewesene Möglichkeiten, Wissen nicht nur einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sondern auch viele Menschen an dessen Produktion, z.B. bei Wikipedia, zu beteiligen. Verantwortungsbewusste, unabhängige Medien und ein Bildungssystem, das Menschen nicht zu Konsument*innen erzieht, sondern befähigt, Wissen zu bewerten und sich an dessen Bereitstellung verantwortungsvoll zu beteiligen, sind für eine Demokratie essenziell. In der Politik wiederum wird Geheimhaltung schwieriger, weil mündige Bürger*innen wissen wollen, was ihre Regierungen tun. Aufklärung? – Notfalls via WikiLeaks. Seit Edward Snowdens Enthüllungen müssen sich auch Geheimdienste öffentlich rechtfertigen: Sollen sie abgeschafft oder als „Open Source Intelligence Agencies“ in die interaktionsgetriebene Wissensgesellschaft eingegliedert werden? 2013.elevate.at/e13knowledge

↓ Claudia

Robert David Steele - via Videostream 2013.elevate.at/steele

David Steele diente mehr als 30 Jahre lang der US-Regierung in unterschiedlichen Funktionen. Der ehemalige CIA-Spion war für die Gründung des Marine Corps Intelligence Center verantwortlich. Er spricht sich öffentlich gegen Geheimhaltung und Folter aus. Als international tonangebender Fürsprecher von „Open Source Intelligence“ war Steele Hauptredner auf vielen Veranstaltungen weltweit. Sein Blog heißt Phi Beta Iota und ist ein sogenannter Public-Intelligence-Blog. Sein neuestes Buch ist The Open-Source Everything Manifesto: Transparency, Truth & Trust (2013).

Garáds Spezialität und Leidenschaft ist das Kommunikationsmanagement in seiner ganzen Vielfalt - insbesondere Strategien, um Wissen zu vermitteln, zu vernetzen und weiterzuentwickeln. Sie leitete die Marketingabteilung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation, bevor sie 2012 die Geschäftsführung von Wikimedia Österreich übernahm. Der Verein mit Sitz in Wien unterstützt seit 2008 Freies Wissen im Allgemeinen und die Wikipedia sowie ihre Schwesterprojekte im Speziellen.

↓ Robert

Claudia Garád 2013.elevate.at/garad

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FR 25. Okt

FR 25. Okt

Forum Stadtpark 17:00-19:00

Democratizing Networked Communication A glimpse into a possible future of the internet

Marion Walton (ZA) Nadim Kobeissi (CA) Griffin Boyce (US) Linnea Riensberg (DE) Andreas Krisch (AT) Moderation:

Daniel Erlacher (Elevate) #E13networks

Welche Informationen wohin gelangen und welches Wissen sich in einer Gesellschaft durchsetzt, hängt ganz wesentlich von Design und der Infrastruktur der verwendeten Medien ab. Das Internet ist gemäß seiner technischen Grundlagen gut für nicht-hierarchische Netzwerke geeignet, die nicht von zentralen Stellen kontrolliert werden können. Die Realität sieht jedoch anders aus. Mitbegründer des Internet wie der Erfinder des WWW, Tim Berners Lee, warnen vor der zunehmenden Monopolisierung durch mächtige Konzerne. Netzneutralität – die Gleichbehandlung aller Daten im Netz, unabhängig von Inhalt und Absender*in – wird durch kommerzielle Interessen immer weiter eingeschränkt.

"I have a love for building complex systems. I appreciate the political aspects of computer hacking, and I derive strong pleasure from discovering truths and wielding them for a practical purpose."

Marion Walton 2013.elevate.at/walton

↓ Nadim Kobeissi ist Programmierer und Sicherheitsexperte. Er ist bekannt für die Entwicklung von Cryptocat, einer OpenSource-Web-App für verschlüsseltes Chatten, und für die Gründung und Verwaltung von Anapnea, einem Open-Access-ShellNetzwerk, das von 2007 bis 2012 in Betrieb war. Kobeissi ist außerdem bekannt für sein öffentliches Auftreten gegen Internet-Zensur und -Überwachung. Derzeit nimmt er am Open-Internet-Tools-Projekt der New America Foundation teil.

Von politischer Seite mangelt es nicht nur an Visionen, sondern auch an konkreten Gesetzen. Nationalstaaten entscheiden bislang individuell. Welche neuen Möglichkeiten zur Gestaltung der Netze und der Kommunikationstechnologien, die sie nutzen, gibt es? Kann alles verschlüsselt werden? Welche Rolle spielt die zunehmend mobile Nutzung des Internet? Können wir die Medien des 21. Jahrhunderts demokratisch gestalten? 2013.elevate.at/e13networks

- Nadim Kobeissi

↓ Marion Walton erforscht die Verbindungen zwischen Medienwissenschaft, Softwareforschung, digitalen Medien, sozialen Netzwerken und Spielen. Einen Teil ihres Doktoratsstudiums absolvierte sie am Centre for the Study of Children, Youth and Media am Institute of Education der Universität London. Ihre Arbeit im Bereich Mensch-Computer-Interaktion setzt sich mit dem Thema Macht und Bestimmung über Bedeutung auseinander, das speziell Software-Anwender*innen in marginalisierten Kontexten betrifft.

Nadim Kobeissi 2013.elevate.at/kobeissi

↓ Griffin Boyce ist Softwareentwickler und arbeitet an Anti-Zensur-Projekten. Als Mitglied des Open Technology Institutes ist er Hacker im Rahmen des Commotion-Wireless-Projektes. Des Weiteren ist er engagierter Cryptocat-Entwickler und kümmert sich um Probleme mit der Tor-Bridge-Anwendung des Cupcake-Bridge-Projekts. Seine Arbeit wurde unter anderem in der Washington Post, auf Mashable und CNET vorgestellt. Boyces Forschungsarbeiten widmeten sich den Themen Kommunikation, Privatsphäre und Transgender-Gesundheit.

Griffin Boyce 2013.elevate.at/boyce

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Linnea Riensberg 2013.elevate.at/riensberg

Krisch ist Wirtschaftsinformatiker und ausgebildeter Datenschutzbeauftragter. Er berät u.a. den Europarat, die OECD und die Europäische Kommission in Datenschutzfragen als Experte zu RFID, Smart Grids und dem Internet der Dinge. Er ist Präsident von European Digital Rights und Obmann des VIBE!AT. Zudem ist Krisch Geschäftsführer der mksult GmbH, die das Datenschutzportal unwatched.org betreibt. Er ist Organisator von Daten.Netz.Politik, dem österreichischen Kongress zu Datenschutz, Netzpolitik und digitalen Freiheitsrechten.

↓ Linnea Riensberg studierte Journalistik, Kommunikationswissenschaften und Politische Philosophie in Hamburg, Bayreuth und Aarhus und war als Projektmanagerin und Moderatorin für Partizipations- und Medienprojekte tätig. Sie ist Leiterin der Geschäftsstelle des Digitale Gesellschaft e.V., eines Vereins, der sich für Menschen- und Bürger*innenrechte im Internet einsetzt. Davor arbeitete sie im Europäischen Parlament, wo sie gegen das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA und für eine Reform der Urheber*innenrechtsrichtlinie kämpfte.

↓ Andreas

Forum Stadtpark 20:00-22:30

Nadim Kobeissi ↑ S.23 (CA)

Big Brother Awards Gala 2013 Livestream aus dem Wiener Rabenhof

Die Big Brother Awards (BBA) sind Negativpreise, die jährlich in mehreren Ländern an Behörden, Unternehmen, Organisationen und Personen vergeben werden. Die Preise werden an die verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Personen beeinträchtigen oder Dritten persönliche Daten zugänglich gemacht haben oder machen. Die Preise sollen auf die Datenschutzproblematik aufmerksam machen und negative Entwicklungen aufzeigen. Der Name dieser Auszeichnung ist eine Anspielung auf die Figur des Großen Bruders (Big Brother) in George Orwells Roman 1984. Ins Leben gerufen wurden die Big Brother Awards 1998 von Privacy International. Sie wurden erstmals 1998 in Großbritannien verliehen, 1999 zum ersten Mal in Österreich. Das Elevate Festival überträgt die diesjährige Gala live aus Wien und wird via Videostream auch in der Show im Wiener Rabenhof vertreten sein. bigbrotherawards.at 2013.elevate.at/e13bigbrother

Andreas Krisch 2013.elevate.at/krisch

kulturrisse „Die Abhängigkeit von ausländischen Technologielieferanten ist ein großes Problem. Natürlich muss man sich letztendlich die gesamte IT-Infrastrukturkette anschauen.“ - Andreas Krisch

Zeitschrift für radikaldemokratische Kulturpolitik

Oppositionen Kulturpolitiken Kunstpraxen Kosmopolitiken Jahresabo für 24,StudentInnenabo 19,Einzelheft 7,kulturrisse.at/bestellen [email protected]

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Thementag

Seeding the Open Revolution Die Produktions- und Distributionsmechanismen Freier Software verbreiten sich zunehmend auch in der materiellen Welt: Ko-Produktion und Sharing, gemeinsames Gestalten, Erhalten und Nutzen von Ressourcen, kommen in immer mehr Bereichen zur Anwendung. Das beginnt damit, dass die Baupläne von Maschinen online gestellt werden, sodass sie überall auf der Welt an die jeweils vorhandenen Bedürfnisse und Ressourcen angepasst werden können, und hat mit Couchsurfing oder Foodsharing noch lange nicht sein Ende erreicht. Ob Bürger*innen ihre Stadt aktiv mitgestalten wollen, oder ob Bäuerinnen, Bauern und Gärtner*innen selbstbestimmt über ihr Saatgut verfügen und die Kulturpflanzenvielfalt weiterentwickeln wollen, ohne dabei von restriktiven, gemäß Konzerninteressen gestalteten Gesetzen eingeschränkt zu werden, ob in FabLabs Menschen „fast alles“ selbst produzieren können, wie es Neil Gershenfeld formulierte, oder Bürger*innen selbst über die Nutzung des Stadtparks entscheiden wollen – es geht darum, von Markt und Staat unabhängiger zu werden, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen, die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen einzubringen und mit anderen gemeinsam die eigene Lebenswelt zu gestalten. Gleichzeitig ermöglichen die Praktiken kollektiver Bereitstellung und gemeinsamer Nutzung auch, mit weniger Geld gut leben zu können, und sie führen zu befriedigenderen sozialen Beziehungen.

Myshadow: Digitale Spuren im Netz Freies Saatgut für Alle! Graz, offene Stadt? Selbstbestimmt Produzieren

EU-YOUTHAWARD.ORG | #EYA2013 FACEBOOK.COM/EUROPEANYOUTHAWARD | TWITTER.COM/EYAGRAZ

Terms and Conditions May Apply

SA 26. 10. FORUM STADTPARK

10:00-11:30 FORUM STADTPARK

12:00-14:00 FORUM STADTPARK

15:00-17:00 FORUM STADTPARK

18:30-20:30 FORUM STADTPARK

21:00-23:00

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SA 26. Okt

SA 26. Okt

Forum Stadtpark 10:00-11:30

Anne Roth ↑ S.6 (DE)

Me and My Shadow

Unsere digitalen Spuren und was wir gegen sie tun können Ob wir auf Social-Media-Plattformen posten, an politischen Kampagnen beteiligt sind, online lesen oder einkaufen – wir hinterlassen Daten. Manche sind problematisch: Sie werden gesammelt und verknüpft oder sind anfällig für Missbrauch. Wie wissen wir, was auf dem Spiel steht? Was sind die Folgen dieser „Datenschatten“ für politische Partizipation und Meinungsfreiheit? In dem Workshop lernen wir, die Spuren, die wir hinterlassen, besser zu verstehen, unser Verhalten entsprechend zu verändern und nach Alternativen zu suchen. Geräte bitte mitbringen!

↓ Der Sozialwissenschaftler und Biologe Gregor Kaiser lebt auf einem Hof im Sauerland und bewirtschaftet einen Forstbetrieb. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Commons, Biopiraterie und zukunftsfähige Landwirtschaft. Kürzlich erschien sein Buch Eigentum und Allmende. Alternativen zu geistigen Eigentumsrechten an genetischen Ressourcen bei oekom. Gemeinsam mit Johannes Kotschi publizierte er das Diskussionspapier Open Source für Saatgut, das untersucht, ob das Open-Source-Prinzip auch für Saatgut und Pflanzenzüchtung Anwendung finden kann.

Gregor Kaiser 2013.elevate.at/kaiser

2013.elevate.at/e13shadow ↓ Iga

Forum Stadtpark 12:00-14:00

Gregor Kaiser (DE) Iga Niznik (AT) Ulli Klein (AT) Moderation:

Josef Obermoser (Crossroads, Forum Stadtpark) #E13SAATGUT

Niznik ist im Bereich Public Affairs bei ARCHE NOAH, dem Verein zur Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt, tätig. In dieser Funktion ist sie mit der Saatgutpolitik befasst. Der alleinige Fokus liegt momentan auf der derzeit verhandelten neuen EU-Saatgutverordnung. Vor ihrem Engagement bei ARCHE NOAH war die Absolventin der Politikwissenschaft und Umwelt- und Bioressourcenmanagement-Studentin im EU-Parlament und als Journalistin tätig.

Freies Saatgut für Alle! Leckere Vielfalt statt geschmacklose Monopole

Saatgut ist die Grundlage für unsere Ernährung und damit auch für den Fortbestand der menschlichen Zivilisation. Damit wir uns angesichts von Klimawandel und Peak Everything gut und selbstbestimmt ernähren können, brauchen wir eine große Vielfalt samenfester Kulturpflanzensorten, die durch ihre hohe genetische Variabilität (im Gegensatz zu Hybridsorten) von Bäuerinnen und Bauern in Kooperation mit kleinstrukturierten Saatgutfirmen und Forschungseinrichtungen an die sich verändernden Umweltbedingungen anpasst werden können. Aktuell kontrollieren allerdings die zehn mächtigsten Konzerne (allen voran Monsanto, DuPont (Pioneer) und Syngenta) bereits 74 % des weltweiten Saatgutmarktes, und sie wollen den Konzentrationsprozess weiter vorantreiben. Die auf Gentechnik, Hybride und Patente setzenden Konzerne haben enormen politischen Einfluss. Gegenwärtig wird mittels einer neuen Verordnung auf EU-Ebene versucht, die Rahmenbedingungen weiter zu ihren Gunsten zu verändern. Der zivilgesellschaftliche Widerstand dagegen wächst jedoch. Saatgut muss Gemeingut bleiben. Im Rahmen des Podiumsgesprächs wird die aktuelle Situation analysiert sowie über Alternativen und mögliche Zukunftsszenarien diskutiert. 2013.elevate.at/e13saatgut

Iga Niznik 2013.elevate.at/niznik

↓ Die Biobäuerin Ulli Klein bewirtschaftet gemeinsam mit ihrer Familie und engagierten Wwoofer*innen die KLEINeFARM, einen jungen Hof der Vielfalt ca. 30 Kilometer südlich von Graz. Angebaut wird Obst und Gemüse. Besonderes Interesse gilt dabei der Erhaltung und Weiterentwicklung alter samenfester Sorten. Das Ziel der Kleins und ihrer Unterstützer*innen, die sich im Rahmen der GeLaWi, einer CSA (Community Supported Agriculture), beteiligen, ist der Aufbau eines florierenden Betriebs, der als Modell einer funktionierenden kleinbäuerlichen Landwirtschaft dienen kann.

Ulli Klein 2013.elevate.at/klein

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SA 26. Okt

SA 26. Okt

Forum Stadtpark 15:00-17:00

Moderation:

Brigitte Kratzwald + Daniel Erlacher (Elevate) #E13GRAZ

dspace.elevate.at mobile mapp

Graz, offene Stadt?

Den öffentlichen Raum entdecken mit OpenStreetMap Überwachungskameras überall – machen sie Graz wirklich sicherer? Alkoholverbot in der Innenstadt, ein vergitterter Pavillon im Stadtpark – geht es dabei wirklich um das Wohl und die Sicherheit der Bürger*innen oder mehr um die Profite der Unternehmen, die fürchten, dass sich Kund*innen und Tourist*innen durch die Anwesenheit gesellschaftlicher Randgruppen gestört fühlen? Es ist höchste Zeit, dieser Entwicklung hin zu einer „Verbotskulturhauptstadt“ (Erwin Posarnig) etwas entgegenzusetzen. Es geht dabei um Selbstermächtigung, Kreativität, Stadterfahrung, um ein Miteinander statt Gegeneinander und vor allem um die aktive Gestaltung des gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Welche Möglichkeiten gibt es, um öffentlichen Raum zu nutzen – und für wen? Das Elevate Festival macht sich gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartner*innen mit Unterstützung durch die OpenStreetMapCommunity im Rahmen der Show im Forum Stadtpark sowie in mehreren Außenstationen in der Stadt auf die Suche nach den Gestaltungsspielräumen der Bewohner*innen von Graz.

Wo/Wer ist der Öffentliche Raum? Öffentlicher Raum entsteht durch das Handeln und Verhandeln von Aktivitäten in der Öffentlichkeit. Kollektive Karten entstehen in Prozessen gemeinschaftlicher Produktion. Vom Künstler*innenduo Iconoclasistas aus Buenos Aires entwickelt, 2012 erstmals in Graz umgesetzt, fragt dieses Projekt: Was heißt Sicherheit/Überwachung/Kontrolle in der Stadt? Die Antworten werden als Grafiken, Images, Icons formuliert, als Aufkleber produziert und in einen 4 m2 großen Stadtplan eingetragen. esc.mur.at 12:00 - Treffpunkt: Tummelplatz (bei Regen: ESC, Bürgergasse 5)

Open Leerstand Map & Graz-Wiki Die Aktion „Open Leerstand Map“ fordert auf, gemeinsam mit Lendlabor und Graz-Wiki ein kollektives Mapping von Leerstand und Brachen im Grazer Stadtgebiet zu starten, um ungenutzte Raumressourcen zu suchen, zu markieren, sichtbar zu machen und zu diskutieren. Ein „Scan“ der Stadt visualisiert die Vielfalt und Potenziale und dient zur Stadtdokumentation. Neben der Kartierung der Raumressourcen werden Räume durch Konzerte, eine Leerstandsschnitzeljagd und einen geführten Stadtspaziergang bespielt. lendlabor.at / grazwiki.at

2013.elevate.at/e13graz 13:00 - Treffpunkt: Forum Stadtpark

tummelplatz

Wo/Wer ist der Öffentliche Raum?

start: 12:00

Ein Projekt der ESC

Orwell.at-Kontroll-Rundgang

Open Leerstand Map & Graz-Wiki

Hunderte Überwachungskameras sind in Graz bereits installiert. Ein weltweiter Trend, dessen Ende nicht in Sicht ist. Die flächendeckende Videoüberwachung als Milliardenbusiness. Kriminalstatistiken und Aufklärungsquoten sprechen eine eigene Sprache. Was bringt die Videoüberwachung tatsächlich? Wir liefern Fakten und decken Irrtümer der Videoüberwachung beim Kontroll-Rundgang durch die Grazer Innenstadt auf. orwell.at

FORUM STADTPARK

start: 13:00 karmeliiterplatz

start: 14:00

Orwell.at-Kontroll-Rundgang

hauptbahnhof

Mapventure & Storywalk

Start: 14:45

Ein Projekt der FH Joanneum, Studiengang Journalismus & PR

hauptplatz

Yoga im öffentlichen Raum

start: 15:00

Eine Initiative von City Yoga

Abraham-a-Santa-Clara-Gasse

WALK THE LINE – Graz Alphabetical

start: 16:00

Ein Projekt von KiG! Kultur in Graz

14:00 - Treffpunkt: Karmeliterplatz

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SA 26. Okt

Mapventure & Storywalk

JOURNALISMUS UND PUBLIC RELATIONS (PR)

Wie offen ist die Stadt? Wie exklusiv ist sie? Wer entscheidet darüber, was in öffentlichem Interesse ist, was privat, was erlaubt und was verboten? Und was bedeuten diese Entscheidungen für den Alltag der Nutzer*innen dieser Stadträume? Eine neugierige Nachschau an drei ausgewählten Orten im Annenviertel, eine unmögliche Gruppenrecherche, eine kollaborativ-journalistische Momentaufnahme mit Perspektivenwechsel. Wir fragen im Gehen, wir verorten mobil und berichten, was geht. Mit dem Sozialhistoriker Joachim Hainzl (AT), den Journalisten Christian Payne (UK) und Thomas Wolkinger (AT) und Studierenden der FH Joanneum. Ein eigenes „Smartphone ist von Vorteil. www.fh-joanneum.at/JPR 14:45 - Treffpunkt: Hauptbahnhof (Hauptzugang)

Yoga im öffentlichen Raum

C I T Y

Y O G A

Menschen eilen tagtäglich aneinander vorbei, ohne sich und die anderen tatsächlich wahrzunehmen. Gedanken kreisen um die Vergangenheit/Zukunft oder werden mit Hilfe von Smartphones etc. betäubt. Die bewusste/unbewusste Ausblendung des Gegenübers fördert die misanthrope Selbstfixation und verhindert die Perzeption des Selbst als Teil eines größeren Ganzen. „Yoga im öffentlichen Raum“ durchbricht diese Dynamik und ermöglicht die Begegnung mit dem „Ich“ unter Mit-Einbeziehung des „Anderen“. Entschleunigung und positive Erfahrung als Kollektiv werden wieder möglich. cityyoga.at 15:00 - Treffpunkt: Hauptplatz (Straßenbahnhaltestelle Richtung Jakominiplatz)

WALK THE LINE – Graz Alphabetical WALK THE LINE – ein Stadtspaziergang der anderen Art mit Autor und Schauspieler Rudi Widerhofer – unternimmt eine komplette Darstellung der Stadt in synchroner und diachroner Weise. Orte unterschiedlicher Qualität werden mittels narrativer, imaginativer und mnemotechnischer Methoden kartografiert. Indem die Spaziergangsteilnehmer*innen das, was Graz in uns evoziert, auf Graz zurückwerfen, wird eine kollektive, temporäre Grazer Mind-Map erstellt. WALK THE LINE wird allerdings auch das Experiment wagen, Graz mit Nicht-Graz zu überlagern: mit Gratkorn, Kapfenberg, der Welt, mit allem. City Morphing. Terra Forming. Virtuell natürlich. kig.mur.at 16:00 - Treffpunkt: Abraham-a-Santa-Clara-Gasse

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SA 26. Okt

SA 26. Okt

Forum stadtpark 18:30–20:30

Magdalena Reiter (AT) Alicia Gibb (US) via Videostream Catarina Mota (PT) via Videostream Sam Muirhead (NZ) Moderation:

Brigitte Kratzwald + Daniel Erlacher (Elevate)

#E13produce

Selbstbestimmt Produzieren Open Design, Open Hardware und Open Materials

Besonders spannende Entwicklungen passierten in den letzten Jahren in den Bereichen Open Design und Open Hardware. Immer mehr Menschen aus aller Welt entwickeln gemeinsam verschiedenste Geräte und Maschinen und dokumentieren alle Entwicklungsschritte inkl. der Baupläne im Internet. Dieses Wissen ist überall verfügbar, kann an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden, und die Produktion lässt sich mit den vor Ort verfügbaren Ressourcen umsetzen. Wesentliche Prinzipien der Open Hardware sind offene Baupläne, eine ressourcenschonende Bauweise, Langlebigkeit, Modularität und leichte Reparierbarkeit.

↓ Alicia Gibb ist Fürsprecherin für Open Hardware, Wissenschaftlerin und Hardware-Hackerin. Derzeit arbeitet sie an der Gründung und Leitung der Open Source Hardware Association (OSHWA). Vor ihrem Engagement für OSHWA war Alicia Gibb Forscherin und Prototypistin für Bug Labs, wo sie das Forschungsprogramm und die „Test Kitchen“, ein offenes Forschungs- und Entwicklungslabor, leitete. Ihre Elektronik-Arbeiten wurden in den Magazinen Wired, IEEE Spectrum, Hackaday und in der New York Times veröffentlicht.

Die Palette offener Projekte reicht von der Strickmaschine bis zum „Wiki-Haus“. Ein besonders ambitioniertes Projekt ist die Initiative Open Source Ecology: Die Beteiligten entwickeln das sogenannte „Global Village Construction Set“, einen Pool von 50 Maschinen, der es Gruppen ermöglicht, selbstbestimmt und ökologisch nachhaltig zu produzieren und zu leben. Entsteht hier die Technologie des 21. Jahrhunderts, eine „angepasste“ Technologie, die gemäß der Begrenztheit natürlicher Ressourcen und den Bedürfnissen der Menschen entsprechend funktioniert und ein „Gutes Leben für Alle“ ermöglicht?

↓ Catarina

2013.elevate.at/e13produce Catarina Mota - via Videostream 2013.elevate.at/mota Reiter studierte Design in Linz und Maastricht. Sie arbeitet vorwiegend in interdisziplinären Konstellationen, deren Output sich zwischen angewandter und bildender Kunst bewegt. Reiters Schwerpunkt liegt dabei im Bereich Open Design. Dafür setzt sie sich praktisch und theoretisch mit Demokratisierungsprozessen in Kunst und Kultur auseinander und befasst sich mit den Bedingungen für reale oder virtuelle Inklusion.

Alicia Gibb - via Videostream 2013.elevate.at/gibb

Mota ist Mitbegründerin von Open Materials (intelligente Do-it-yourself-Materialien), Everywhere Tech (Open-Source-Technologie-Transfer) und AltLab (Lissabons Hacker-Space). Sie leitet zahlreiche Hands-on-Workshops über Hi-Tech-Materialien und einfache Schaltkreise mit dem Ziel, Menschen mit wenig oder ohne wissenschaftlichen Hintergrund dazu anzuregen, Interesse an Wissenschaft, Technologie und Wissensaustausch zu entwickeln. Mota ist derzeit Gastdozentin an der New York University und Forschungsleiterin der Open Source Hardware Association.

↓ Magdalena

Magdalena Reiter 2013.elevate.at/reiter

↓ Sam

Muirhead ist ein in Berlin ansässiger Filmemacher aus Neuseeland mit einem Musikvideo- und Dokumentarfilm-Background. Am 1. August 2012 begann er mit einem Projekt, so „Open Source“ wie möglich zu leben. Dabei erkundete er Creative-Commons-Filme und -Musik und lernte, wie man Kleider mit gehackten Strickmaschinen und parametrischen Designs macht, wie man Möbel digital herstellt und wie man von Open Hardware und 3D-Druckern Gebrauch machen kann. Sam Muirheads Erfahrungen waren Probefahrt und Crash-Test zugleich.

Sam Muirhead 2013.elevate.at/muirhead

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FORUM STADTPARK 21:00-23:00

Cullen Hoback (US) via Videostream

Terms and Conditions May Apply US; 2013; 79 min; ENG. OF; Regie: Cullen Hoback

Gib es zu: Du liest sie nicht wirklich, die endlosen Nutzungsbestimmungen, die mit jeder Website, die du öffnest, jedem Telefonat, das du führst, und jeder App, die du herunterlädst, verbunden sind. Aber Milliarden-Dollar-Unternehmen erfahren jeden Tag mehr über deine Interessen, deine Freund*innen und deine Familie, deine Finanzen und deine Geheimnisse … und verkaufen die Informationen nicht nur an den Meistbietenden, sondern geben sie auch an die Regierung weiter. Und du hast all dem zugestimmt. Mit faszinierenden Beispielen und Fakten, die kaum zu fassen sind, enthüllt Terms and Conditions May Apply, was Regierungen und Unternehmen sich jeden Tag völlig legal von dir nehmen – und wie sie dabei die Zukunft von Datenschutz und Bürger*innenrechten in Frage stellen. Filmemacher Cullen Hobacks beunruhigendes Exposé zeigt auf, wie jede*r von uns, von Whistleblower*in und Enthüllungsjournalist*in bis zu Zombie-Fan und ägyptischer Dissidentin, Klick für Klick zur Etablierung eines Echtzeit-Überwachungsstaats beigetragen hat und was wir möglicherweise noch dagegen tun können.

Thementag

Open Elevate! Care to Share! Am letzten Festivaltag wird der Titel zum Programm: In einem „Open Space“ wird die Rollenteilung zwischen den Expert*innen auf der Bühne und dem Publikum aufgehoben. Im Forum Stadtpark stehen Inspiration und die Vernetzung untereinander im Vordergrund. Offene Fragen können noch diskutiert, interessante Themen vertieft und neue Ideen entwickelt werden. Projekte und Initiativen haben die Möglichkeit, sich vorstellen. Zusätzlich wird ein Open Source Modell für Saatgut präsentiert. Das ORF-Dialogforum im Dom im Berg beschäftigt sich mit der Frage, wie offen und bürger*innennah Österreichs Medien sind. Seinen krönenden Abschluss findet das Festival mit der Verleihung der Elevate Awards an Menschen und Initiativen, die schon begonnen haben, an der Welt von Morgen zu bauen.

SO 27. 10.

2013.elevate.at/e13tacma

Cullen Hoback - via Videostream 2013.elevate.at/hoback

↓ Cullen Hoback, Regisseur von Terms and Conditions May Apply, wuchs am Stadtrand von Los Angeles auf. Mit 17 startete er auf einem Public Access Channel seine eigene Late-Night-TV-Show, die aber abgesetzt wurde, nachdem er eine Reihe von Äußerungen über die Gesellschaft getätigt hatte, die aufgebrachte Anrufe provozierten. Wie vorangegangene Filme wie der Live-Action-Role-Playing-Dokumentarfilm Monster Camp (2007) und der High-School-Genre-Hybrid Friction (2010) bezeugen, beleuchtet Hoback vorzugsweise schräge und unbekannte Themen.

Kopräsentiert von

Open Elevate! Care to Share! Open Source für Saatgut? ORF DialogForum: Open Media Elevate Awards 2013 Show

FORUM STADTPARK

10:00-17:00 FORUM STADTPARK

10:00-12:00 DOM IM BERG

15:00-17:00 DOM IM BERG

20:00-22:30

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SO 27. Okt

SO 27. Okt

Forum stadtpark 10:00–17:00

#E13openelevate

Open Elevate!

Open Source für Saatgut?

Care to Share!

Vorstellung des Diskussionspapiers

Alle Festivalbesucher*innen sind herzlich eingeladen, selbst als Festivalgestalter*innen aktiv zu werden und im Rahmen von parallelen Sessions ihr Wissen weiterzugeben, Erfahrungen zu teilen, über offene Fragen zu diskutieren, Themen zu vertiefen oder Projekte vorzustellen. Eure Interessen bestimmen, was geschieht. Das Verschlüsseln von E-Mails, die Funktionsweise eines 3D-Druckers oder das Basteln einer FreedomBox können ebenso auf dem Programm stehen wie etwa eine Einführung in die Saatgutgewinnung, die Vorstellung einer solidarischen Landwirtschaftsinitiative, die kreative Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raums oder eine Nähwerkstatt. Vorschläge für Sessions können vor Ort im Forum Stadtpark eingebracht werden.

Open Source ist eine Antwort auf die stetig wachsende private Aneignung von Gemeingütern. Das Open-Source-Prinzip wurde im Bereich der Informatik entwickelt und zeigt Wege auf, wie Gemeingüter vor Privatisierung geschützt werden können. Gregor Kaisers Diskussionspapier geht der Frage nach, ob Open Source auch für Saatgut und Pflanzenzüchtung Anwendung finden kann, zeigt den gegenwärtigen Diskussionsstand auf und versucht den Faden weiterzuspinnen. Im Rahmen des Workshops wird es vorgestellt und gemeinsam diskutiert.

2013.elevate.at/e13openelevate

Forum stadtpark 10:00 – 12:00

Gregor Kaiser ↑ S.29 (DE)

2013.elevate.at/e13saatgut2

ORF DialogForum: Open Media Wie offen, transparent, bürger*innennah sind Medien? Was machen sie über ihre Eigentumsverhältnisse, Organisationsstrukturen, internen Abläufe und Strategien öffentlich? Wie sind sie mit ihrem Publikum und der Gesellschaft vernetzt und verbunden? Wie ist ihr Verhältnis zu Demokratie und politischer Kultur? Welche Möglichkeiten haben Mediennutzer*innen, aktiv am Produktionsprozess teilzunehmen? Welche Chancen und welche Gefahren sind mit dem Internet und sogenannten sozialen Netzwerken wie Facebook, Google oder Twitter verbunden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des ORF-DialogForums mit Medienexpert*innen und Journalist*innen.

dom im berg 15:00 - 17:00

Moderation:

Klaus Unterberger (ORF) #E13dialogforum

2013.elevate.at/e13dialogforum mit: Lizzie Jackson (Ravensbourne College of Design and Communication / UK) Esther Kamber (Institut für Publizistik und Medienforschung, Universität Zürich / CH) Franz Manola (ORF, Plattformmanagement / AT) Wolfgang Ritschl (Ö1, Open Innovation / AT) u.a.

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Elevate Awards

Elevate Awards

ORF. WIE WIR.

Elevate Awards 2013

DOM IM BERG 20:00 - 22:30

Show & Preisverleihung Zum zweiten Mal zeichnet das Elevate Festival Menschen, Initiativen und Projekte aus, die sich positiv, nachhaltig und innovativ für die Gesellschaft engagieren. Die Möglichkeit zur Einreichung von Nominierungen bestand für die Öffentlichkeit zwischen April und Juli 2013. Es wurden zahlreiche Projekte eingereicht, die anschließend bewertet wurden. Vergeben werden der Elevate Award Steiermark, der International Elevate Award und der Elevate Artivism Award. In den drei Kategorien gibt es jeweils fünf Finalist*innen, die aus dem Auswahlverfahren hervorgegangen sind. Die Gewinner*innen des Elevate Awards Steiermark und des Elevate Artivism Awards werden vom Publikum gewählt. Über die Vergabe des International Elevate Awards entscheidet eine 95-köpfige internationale Jury, die sich aus ehemaligen Festivalgäst*innen zusammensetzt. Der Wert der Awards steigert sich mit jeder vernaschten Schokolade der „Sweet Crowdfunding“ 120% Motivationskick Mitzi Blue von Chocolatier Josef Zotter. Der gesamte Spendenerlös dieser süßen Kooperation fließt direkt in die Dotierung der Elevate Awards. Wir freuen uns auf künstlerische Beiträge der Artivism Award Finalist*innen und schreiten mit Hermes am roten Teppich in die Sonntag Nacht. Eine gute Nacht. awards.elevate.at

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SONNTAG ERLEBNIS BÜHNE

16.09.13 13:36

Vorstellungs-Videos aller 15 Finalist*innen finden sich auf: 2013.elevate.at/awards/videos Fördergeber und Partner

Jarvis Smith (UK) Moderation:

Herr Hermes (AT)

#elevateawards

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Elevate Awards

Elevate Awards

↓ Jarvis

Smith leitet die People and Environment Achievement (PEA) Awards in Großbritannien. Man könnte ihn durchaus als Umwelt-Guru bezeichnen. „Green Living“ ist das Credo für sein persönliches wie auch für sein berufliches Leben. Er ist jemand, der aus eigener Erfahrung spricht: Mit einer Gruppe von Freiwilligen hauste er für drei Wochen auf einer Müllkippe und lebte von dem, was andere Menschen weggeworfen hatten. Angetrieben von der Erkenntnis, dass viele Menschen auf dem Planeten tatsächlich so leben und überleben, sah er es als seine Aufgabe, das auch der breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen, und er wurde dazu inspiriert, sein Leben der Umwelt zu widmen.

Herr Hermes 2013.elevate.at/hermes

präsentiert von: Aus insgesamt 16 nominierten Projekten der öffentlichen Nominierungsphase (April bis Juni 2013) wurden vom Elevate-Team - ausgehend von den Kriterien Innovation, Nachhaltigkeit, Regionalität, Authentizität, Förderung von Gerechtigkeit, Nicht Diskriminierend - fünf Initiativen ausgewählt, die sich in der Steiermark mit regionalem Fokus für soziale, ökologische und/oder ökonomische Gerechtigkeit sowie auch für die Verbesserung der Lebensbedingungen engagieren. Der Elevate Award Steiermark wird vom Publikum vergeben. Abgestimmt werden kann ab Anfang Oktober auf der Website unseres Medienpartners Kleine Zeitung unter www.kleinezeitung.at. Jarvis Smith 2013.elevate.at/smith präsentiert von:

↓ Herr Hermes ist seit 1999 Moderator beim ORF-Jugendsender FM4 und ebendort im Talk- und Comedy-Bereich beheimatet. Des Weiteren fungiert er als Webhost, Sprecher, DJ und Programmgestalter. Im Rahmen der ORF-„Donnerstag Nacht“ ist Hermes Moderator und Beitrags-Gestalter bei Willkommen Österreich. Seit 2007 besucht er wöchentlich Die unteren 10.000. Er wirkte bei der Sendung ohne Namen und Blech oder Blume mit, war Sprecher bei den Kinofilmen Silentium und Der Knochenmann und kommentierte unter anderem den Life Ball und Das Match im ORF.

Aus 19 eingereichten Projekten wurden vom Elevate-Team fünf Künstler*innen und Initiativen als Finalist*innen nominiert. Die Auswahlkriterien waren Gesellschaftspolitisches Engagement, Künstlerische Qualität und Aktualität. Ausgezeichnet werden können in der Kategorie Artivism sowohl Solokünstler*innen als auch künstlerische Initiativen sowie Gruppen, Crews und Kollektive aller Kunstsparten: Bildende Kunst, Musik, Literatur, Darstellende Kunst, Medienkunst, etc. Im Sinne des künstlerischen Anspruchs des Elevate Festivals wurden Einreichungen mit innovativem künstlerischen Gehalt gegenüber konventionellen und kommerziellen Projekten bevorzugt behandelt. Vergeben wird der Elevate Artivism Award vom Publikum. Das Voting erfolgt ab Anfang Oktober auf der Website unseres Medienpartners FM4 unter fm4.orf.at.

Der International Elevate Award ist global ausgerichtet. Ausgezeichnet werden Menschen, Initiativen und Projekte, die auf internationaler Ebene zum Wohl der Gesellschaft im sozialen, ökologischen oder ökonomischen Sinne beitragen. Hier gilt besonders, dass im Sinne des „Elevate“-Gedankens nur eine Auszeichnung vergeben werden soll, wenn noch keine anderen bedeutenden internationalen Preise erhalten wurden. Von insgesamt 35 nominierten Projekten bewertete die 90-köpfige Jury des International Elevate Award im ersten Wahlgang fünf Projekte als Favoriten. Diese qualifizierten sich somit für den zweiten Wahlgang, bei dem dann das Sieger*innen-Projekt gewählt wurde. Ein*e Vertreter*in des Projekts wird zur Elevate Awards Show am 27.10. anreisen und den Preis entgegennehmen. Die Jury besteht aus vormaligen Teilnehmer*innen des Elevate Festivals. Die Teilnahme an den Wahlgängen ist nicht zwingend, sondern erfolgt je nach Möglichkeit. Ein Mehrheitsvotum entscheidet. Im Jahr 2012 gewann das Projekt REFDAF aus dem Senegal. Für 2013 sind diverse Projekte und Initiativen aus 3 Kontinenten als Finalist*innen nominiert. Design: and_i



Foto: Lia Rädler

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Elevate Awards

Elevate Awards

Jugend am Land ist eine Diskussionsreihe, die von Christoph Schattleitner und dem Kunst- und Kulturverein Öblarn 2012 ins Leben gerufen wurde, um Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, von ihrem demokratischen Recht der Meinungsfreiheit Gebrauch zu machen und am politischen Diskurs teilzunehmen. Hier bekommen die Jugendlichen die Chance, die eigene Generation zu reflektieren und Probleme und Zukunftsperspektiven herauszuarbeiten, während politische Vertreter*innen nur als Gäste und Adressat*innen geladen sind. Nach dem ersten Erfolg in Öblarn gab es vier weitere Veranstaltungen im Raum Liezen, die das Leben am Land, Tourismus, Landflucht und die Jugendkultur der Region als Jugend am Land schattleitner.wordpress.com Themen aufgriffen.

Die KLEINeFARM ist ein junger Hof der Vielfalt in der Südoststeiermark, der von Ulli und Scott Klein gemeinsam mit engagierten Wwoofer*innen, freiwilligen Helfer*innen aus aller Welt, bewirtschaftet wird. Angebaut wird Bio-Obst und -Gemüse. Besonderes Interesse gilt dabei der Erhaltung alter samenfester Sorten (in Kooperation mit der ARCHE NOAH). Das Ziel der Kleins und ihrer Unterstützer*innen, die sich im Rahmen des Projekts „GeLaWi“ (gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft) durch die fixe Abnahme der Produkte in Form von Ernteanteilen beteiligen, ist der Aufbau eines florierenden Betriebs, der als Modell einer funktionierenden kleinbäuerlichen Landwirtschaft dienen kann. Mit ihren derzeit rund 70 Ernteanteilnehmer*innen sind sie auf einem guten Weg, und 2014 können bereits wieder weitere Anteile vergeben werden.

Kumpanei www.cumpane.com

Einen offenen Zugang zum Experimentieren und Forschen bietet das Open BioLab Graz. Der Verein verbindet Menschen aus technischen und naturwissenschaftlichen Fachbereichen, von Chemie über Biologie bis hin zur Telematik, und stellt ihnen rund um die Uhr ein Labor und Infrastruktur zur Verfügung, damit sie Ideen umsetzen und abseits der Universitätsstrukturen fächerübergreifende und eigenständige Forschungsprojekte entwickeln können. Auch die kostengünstige Herstellung von Laborgeräten für den Eigenbedarf wird forciert und Wissen nach den Open-Source-Prinzipien geteilt. Durch das gemeinschaftliche Arbeiten und Lernen von- und miteinander gelingt es, Ideen und Talente in offener Umgebung auszubauen und weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit dem Hackerspace Realraum soll im Herbst 2013 ein „Makerspace“ entstehen.

KLEINeFARM www.kleinefarm.at

Die Kumpanei ist ein integratives Gemeinschaftswohnprojekt, das eine neue Form des Zusammenlebens bieten soll. Rund 40 Wohneinheiten sind in Graz geplant – autofrei, zentrumsnah, ressourcenschonend, ökologisch und basierend auf einem gemeinschaftlichen Miteinander der Bewohner*innen. Seit 2010 engagieren sich Petra Lex und KarlHeinz Posch für dieses Thema. Daraus entstand 2011 der Kumpanei. Die Idee resultierte aus dem Wunsch, „anders“ zu leben, mehrere Generationen und soziale Schichten zu vereinen und einen Bereich zu schaffen, in dem gegenseitige Unterstützung und die Mithilfe jedes und jeder Einzelnen den anonymen Großstadtalltag ablösen, um positive Impulse für ein integratives Stadtleben zu setzen.

Radio Helsinki www.helsinki.at

Open BioLab Graz gmota.chaox.org/OLGA

Auf der Frequenz 92,6 erklingt seit dem Jahr 2000 der freie Grazer Radiosender „Radio Helsinki“. Als Verein Freies Radio Steiermark ist er als einer von 15 Freien Radios im Verband Freier Radios Österreich organisiert. Er gibt denjenigen eine Stimme und eine Möglichkeit, an die Öffentlichkeit zu treten, die sonst überhört werden. Der freie Zugang, die demokratische Struktur und die emanzipatorische Grundhaltung sind ebenso wie die strenge Werbefreiheit und politische sowie ökonomische Unabhängigkeit Teil des Erfolgskonzeptes. Mehr als 120 Sendungsmacher*innen gestalten ehrenamtlich das Programm in vielen verschiedenen Sprachen. Was sie eint, ist Kreativität, Originalität und aktives Handeln, was sich in den Sendungsinhalten widerspiegelt. Prinzipiell kann jede Person das Programm mitgestalten. Zahlreiche Workshops rund ums Radiomachen werden angeboten.

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Elevate Awards

Elevate Awards

Addie Wagenknecht placesiveneverbeen.com

Auf anti-disziplinäre, experimentelle und atypische Weise erforscht die Künstlerin Addie Wagenknecht die Bereiche Emerging Media, Open Source, Pop Culture und Hacktivist Arts. Vor sieben Jahren hat es die New Yorkerin nach Innsbruck gezogen, wo sie seither lebt und arbeitet. Ihre Werke stehen in engem Bezug zum/zur Betrachter*in und setzen sich mit aktuellen gesellschaftskritischen Themen und der Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Methoden der Open Source Community auseinander. Derzeit ist Wagenknecht der MIT Open Hardware Summit Chair, Mitglied bei Eyebeam und Mozilla, F.A.T. lab und eine Mitarbeiterin bei Artifact of Code, einem aufstrebenden Blog für Robotik.

Rap, Graffiti, Breakdance und DJing sind die vier Elemente des Hip-Hop. Der gemeinnützige Verein More Elements widmet sich der Konzipierung und Durchführung von interdisziplinären Kultur- und Sportprojekten, bei denen der edukative Charakter klar im Vordergrund steht. Hip Hop, urbane Traditionen und Street Art bieten dabei die inhaltliche Basis für den Umgang mit sozialen und politischen Themen. Der Verein will nicht nur Szenearbeit leisten, sondern auch mit Klischees und Stereotypen im Bereich des Hip-Hop aufräumen. Workshops, Konzerte, Vorträge, Filmvorführungen und sportliche Wettbewerbe mit nationalen und internationalen Teilnehmer*innen werden oft in Zusammenarbeit mit Schulen, Jugendzentren, Universitäten und Projekten im Kunst-, Kultur-, Asyl- und Migrationsbereich organisiert und durch die intensive Mitarbeit des fachlich geschulten More Elements Teams umgesetzt.

Four Elements www.more-elements.at

Gesellschaft gestalten – das Team rund um die Workshopreihe HOAM:ART hat sich des Themas „Heimat“ angenommen, um den Begriff zu entstauben, neu zu interpretieren und gemeinsam zu definieren. Das Motto: „Heimat ist da, wo man daran arbeitet.“ Kunstinteressierten wird in Kirchdorf an der Krems eine Woche lang die Möglichkeit geboten, neue Wege und Ausdrucksweisen kennenzulernen, um ihre Umgebung neu zu gestalten. Die Workshops sind vielseitig und reichen von Animationsfilm, Sound und Land-Art bis zum Zementguss. Am Ende steht eine Werkschau und das gemeinsame Ausklingenlassen einer kreativen Workshopwoche. HOAM:ART hoamart.wordpress.com

Das pink noise Girls Rock Camp, veranstaltet von „pink noise“ – Verein zur Förderung feministisch-popkultureller Aktivitäten, ist eine Workshopwoche, in der musikalisches Basiswissen weitergegeben und Mädchen und jungen Frauen zwischen 14 und 21 Jahren die Möglichkeit geboten wird, andere musikbegeisterte Jugendliche kennenzulernen, gemeinsam Songs zu schreiben, Bands zu gründen und den Weg zur Musik zu finden. In das Programm mischen sich Radioworkshops, Bühnentechnik- und Selbstverteidigungskurse. Am Ende steht ein öffentliches Abschlusskonzert, bei dem die selbstkomponierten Songs präsentiert werden. Der Verein will damit den jungen Frauen – außerhalb von patriarchalen und von gesellschaftlichen Vorurteilen geprägten Strukturen – einen Rahmen bieten, um die eigenen Fähigkeiten zu erkennen, sich auszuprobieren, zusammenzuarbeiten und gemeinsam ihre Kreativität zu entfalten.

Wastecooking www.wastecooking.com

pink noise Girls Rock Camp www.girlsrock.at

In den Containern vor Großmärkten türmen sich ungeöffnete Lebensmittel – Tonnen von Gemüse und Brot landen täglich im Müll. Ein Zustand der Verschwendung, auf den das Team von Wastecooking aufmerksam machen will. In einer konsumkritischen Kochshow haben sich Waste Diver (Mülltaucher*innen) und Köche/Köchinnen zusammengefunden und verarbeiten Lebensmittel, die sie aus dem Müll geholt haben, zu leckeren und kreativen Gerichten für ihre Gäste. Mit ihren Aktionen wollen sie zur Diskussion, zur Wertschätzung von Lebensmitteln und einer bewussten Esskultur anregen. Zu sehen ist die Show sowohl im Web als auch auf DVD. Das von David Gross 2012 in Salzburg initiierte Projekt sorgt mit diversen Aktionen zum Thema Lebensmittel mittlerweile österreichweit für Aufsehen.

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Elevate Awards

Elevate Awards

Afrique Europe Interact afrique-europe-interact.net

Das transnational organisierte Netzwerk Afrique Europe Interact verbindet Aktivist*innen aus Mali, Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Die Initiativen reichen von der sozialen, rechtlichen und medizinischen Unterstützung von Abgeschobenen, politischer Arbeit und Förderung selbstbestimmter Entwicklungsperspektiven in Mali bis zu Solidaritätskampagnen, antirassistischen Basisinitiativen und selbstorganisierten Flüchtlingsgruppen in Europa. Mit länderübergreifenden Kampagnen soll ein Beitrag zur Durchsetzung ziviler, politischer und sozialer Rechte von Flüchtlingen und Migrant*innen geleistet, aber auch die neokoloniale Ausbeutung und Unterwerfung Afrikas sowie die dramatischen Folgen des Klimawandels und der Agrarund Einwanderungspolitik der USA und Europa aufgezeigt werden.

Über 45 Jahre hinweg hat sich CECOSESOLA (Central Coperativa de Servicios Sociales del Estado Lara) als selbstverwaltete Organisation in Venezuela entwickelt. Durch die Integration von über 50 Organisationen mit mehr als 20.000 Mitgliedern und 1.200 Mitarbeiter*innen ist ein großes Netzwerk entstanden, das sich mit landwirtschaftlicher Produktion und Distribution, Bildung, Bestattungs- und Gesundheitssystem, Lohn- und Gehaltsfragen und verschiedenen Hilfsfonds beschäftigt. Anstelle von statischen Firmenstrukturen und Hierarchien gibt es eine über Jahrzehnte entwickelte innovative Organisationsform mit flexiblen Meetings, rotierenden Aufgabengebieten der Mitarbeiter*innen und viel Eigenengagement.

kanalB www.kanalb.org

CECOSESOLA www.cecosesola.org

Seit dem Jahr 2000 veröffentlicht und produziert die Internetplattform kanalB des gemeinnützigen Vereins content e.V. aus Berlin Dokumentarfilme, Kurzfilme und Nachrichtenbeiträge über sozialkritische Bewegungen aus verschiedenen Ländern. Das aktivistische Medienprojekt ist ein klarer Kontrast zu der von Massenmedien illustrierten „perfekten Welt“. Eine unabhängige politische Analyse wird geboten und es wird klar auf den vorherrschenden ausbeuterischen und gewalttätigen Umgang in sozialen und ökonomischen Bereichen hingewiesen. Es sollen aber auch alternative Lösungen gezeigt werden, um die Menschen dazu aufzufordern, selbst die Initiative zu ergreifen und gemeinsam alternative Gesellschaftsstrukturen zu entwickeln.

Occupy Gezi ist eine landesweite Bewegung in der Türkei, die aus Protest gegen die Verbauung des Gezi-Parks in Istanbul und die autoritäre Regierung unter Recep Tayyip Erdogan entstanden ist. Von Mai bis Juli 2013 fanden mehrfache Besetzungen und Demonstrationen statt, die teils gewaltsame Polizeieinsätze zur Folge hatten. Unterdrückung und Polizeigewalt führten zu dem Wunsch, neue Formen der Vergesellschaftung auszuprobieren. Im Laufe der Proteste formierten sich deshalb landesweit öffentliche Diskussionsforen zu verschiedenen Themen. Die Hauptanliegen der Beteiligten sind Freiheit, die Wahrung der Menschenrechte und mehr Demokratie. Solidaritätskundgebungen fanden auf der ganzen Welt statt.

Refugee Protest Camp Vienna refugeecampvienna.noblogs.org

Occupy Gezi 2013.elevate.at/e13gezi

Das Refugee Protest Camp Vienna umfasst eine Reihe größtenteils selbstorganisierter Proteste von Ayslwerber*innen in Österreich und ist Teil einer Bewegung in vielen europäischen Ländern, die auf eine Verbesserung der Rechte für Asylwerber*innen auf internationaler Ebene drängt. In Wien wendeten sich die Betroffenen im vergangenen Winter erstmals selbst an die Regierung und forderten mit Besetzungen und Hungerstreiks eine Verbesserung der Asylverfahrenspraxis und der Schubhaftbedingungen, Zugang zum Arbeitsmarkt, einen legalen Aufenthalt in Österreich und auf EU-Ebene die Abschaffung des Dublin-II-Systems. Die Themen betreffen nicht nur die Situation im Land, sondern weisen auf gravierende Mängel europäischer Gesellschaften hin, in denen Menschen von politischen und sozialen Rechten ausgeschlossen werden.

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Mi 23. Okt

Mi 23. Okt

Dokumentarfilme

FORUM STADTPARK DO. 24. 10. 21:00-23:00

FESTIVAL • 2013 GRAZ • AUSTRIA

DOCUMENTARY FILM SELECTION

Google and the World Brain ES, UK/2013; 89 min; ENG. OV; Regie: Ben Lewis

Weitere Infos – siehe Seite 16

Workshops Peer-Commons-Produktion Keimform einer freien Gesellschaft jenseits von Markt und Staat?

Fr. 25. 10. 9:30-11:30 Forum Stadtpark Weitere Infos – siehe Seite 18

Workshop mit Stefan Meretz

FORUM STADTPARK SA. 26. 10. 21:00-23:00 Weitere Infos – siehe Seite 36

Terms and Conditions May Apply

Me and My Shadow

Unsere digitalen Spuren und was wir gegen sie tun können

US/2013; 79 min; ENG. OV; Regie: Cullen Hoback

Sa. 26. 10. 10:00-11:30 Forum Stadtpark Weitere Infos – siehe Seite 28

Workshop mit Anne Roth

Open Elevate! Care to Share! Alle Festivalbesucher*innen sind herzlich eingeladen, selbst als Festivalgestalter*innen aktiv zu werden und im Rahmen von parallelen Sessions ihr Wissen weiterzugeben, Erfahrungen zu teilen, über offene Fragen zu diskutieren, Themen zu vertiefen oder Projekte vorzustellen. Vorschläge für Sessions können vor Ort im Forum Stadtpark eingebracht werden.

Open Source für Saatgut? Vorstellung des Diskussionspapiers Workshop mit Gregor Kaiser

so. 27. 10. 10:00-17:00 Forum Stadtpark Weitere Infos – siehe Seite 38

So. 27. 10. 10:00-12:00 Forum Stadtpark Weitere Infos – siehe Seite 39

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prOgrammÜBErSiCht / mEDiaChannEl.ElEvatE.at / livE viDEOStrEam Der Elevate Mediachannel (Elevate Mc) überträgt im Rahmen des Festivals fünf tage lang ausgewählte veranstaltungen aus dem Diskursbereich (Diskussionen, vorträge, Shows) live im internet. Auch der community-tv-Sender okto.tv wird ausgewählte veranstaltungen live im kabelfernsehen übertragen. Das Grazer Freie Radio Helsinki hat ebenso wie Radio orange in Wien einige veranstaltungen live im programm. Der Elevate Mediachannel ist von 23.10. bis 27.10. online: mediachannel.elevate.at Mit diesem icon sind inhalte im Booklet gekennzeichnet, die live gestreamt werden. live-Übertragungen durch okto.tv bzw Radio Helsinki 92,6

mittWOCh 23.10. - ErÖFFnUng 20:00-22:00

ERÖFFNuNG: ElEvAtE opEN EvERYtHiNG?

DOnnErStag 24.10. - living in an OpEn SOCiEty? 12:00-13:00

oFFENE/FREiE GESEllScHAFt?

13:30-15:30

opEN DEMocRAcY

16:00-17:30

opEN SouRcE EcoNoMY

18:30-20:30

opEN EvERYtHiNG?

FrEitag 25.10. - Digital EmpOWErmEnt 12:00-13:30

liNuX, ApAcHE, FiREFoX, Git, ...

14:00-16:00

kNoWlEDGE iS poWER ...

17:00-19:00

DEMocRAtiZiNG...coMMuNicAtioN

20:00-22:30

BiG BRotHER AWARDS 2013

12:00-14:00

FREiES SAAtGut FÜR AllE

15:00-17:00

GRAZ, oFFENE StADt?

18:30-20:30

SElBStBEStiMMt pRoDuZiEREN

SOnntag 27.10. - OpEn ElEvatE! CarE tO SharE! 15:00–17:00

oRF DiAloGFoRuM: opEN MEDiA?

20:00–22:30

ElEvAtE AWARDS SHoW

Wenn’s um Zeichen der Zeit geht, ist nur eine Bank meine Bank.

Als Partner des Elevate-Festivals und Sponsor von Kunst und Kultur wünscht Raiffeisen gute Unterhaltung.

Copyright: Jasmin Schuller

SamStag 26.10. - SEEDing thE OpEn rEvOlUtiOn

INHALT Seite

Music & Arts

hörgerede

intention

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MITTWOCH 23.10.

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DONNERSTAG 24.10.

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FREITAG 25.10.

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SAMSTAG 26.10.

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LAB

100

artwork

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diskurs/FILM/AWARDS

Impressum Herausgeber, Verleger, Medieninhaber, Redaktion, Koordination, Texte: Verein Elevate, Niesenbergergasse 16, A-8020 Graz Redaktionsteam: Filipa Cicin-Sain, Simon Hafner, Roland Oreski, Bernhard Steirer Kurator*innen Music & Arts: Filipa Cicin-Sain, Sebastian Erlach, Simon Hafner, Roland Oreski, Bernhard Steirer, Christian D. Winkler Design, Layout, Satz: Leonhard Lass, Miriam Mone, Florian Sattler Lektorat, Übersetzung: Philip Iroh, Birgit Schweiger Druck: Janetschek GmbH Erscheinungsort / -jahr: Graz 2013 Für die Organisation und Umsetzung des Elevate Festivals verantwortlich: Elevate – Verein zur Förderung des gesellschaftspolitischen und kulturellen Austausches http://www.elevate.at office@ elevate.at, ZVR-Zahl: 644062383 Fotocredits: siehe http://www.flickr.com/photos/elevatefestival

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music & arts

music & arts

intention Vor dem Hintergrund des Elevate-Jahresthemas „Open Everything?“, unter dem die hoch aktuellen Themenkomplexe Transparenzgesellschaft, Überwachung, Open Democracy und Open Society bearbeitet werden, stellt auch die Music-&-Arts-Schiene die Frage nach künstlerischen Strategien, Zugängen und Positionen in einem sich immer weiter entfaltenden Horizont pluralistischer Möglichkeiten. Ohne vorgefertigten Thesen oder eindimensionalen Programmkonzepten zu folgen, wird versucht, ein Bild der aktuellen Diskurse in der Welt der elektronischen Musik und der avancierten Popmusik zu zeichnen. Was den Künstler*innen des Festivals bei aller inhaltlichen und formalen Breite gemeinsam ist, ist der bedingungslose Wille, sich abseits des Mainstreams auf die Suche nach eigenwilligen Sprachen und Ausdrucksformen zu begeben, das künstlerische Risiko einzugehen, in die Tiefe zu bohren, anstatt an der Oberfläche des schon Vorhandenen zu kratzen. Passend zur Hauptlocation Dom im Berg im Inneren des Schlossbergs, die an guten Abenden an eine extraterrestrische Landschaft erinnert, werden ständig neue Terrains sondiert, was mithin zu Irritationen und schockierenden Einsichten, jedenfalls aber zu konkreter Auseinandersetzung anstatt bewusstlosem Konsum führt. Die Ekstase bleibt zentraler Bestandteil der kollektiven Reise, die von zahlreichen internationalen Acts zu hochwertigen lokalen Zugängen und wieder zurück führt. Etablierte und zu Kult gewordene Persönlichkeiten wie Lil‘‘ Louis, „Founding Father of House“, Move D und Jon Hopkins werden mit Wegbereiter*innen konfrontiert, die – von der großen Öffentlichkeit noch unbemerkt – an den Rändern der betretenen Pfade nach neuen Wegen forschen, wie etwa Cut Hands, das neue Projekt des Whitehouse-Frontmanns William Bennett, der Hamburger Nonkonformist Felix Kubin oder Newcomer*innen wie The Haxan Cloak, Margaret Chardiet aka Pharmakon aus New York und Xosar aus den Niederlanden. Unmögliches möglich macht

Dorian Concept aus Wien, Wegbegleiter des Festivals seit der ersten Stunde. Als Gastkurator gibt er für einen Abend Einblicke in das Universum seiner künstlerischen Zusammenhänge. Darüber hinaus steht eine Nacht ganz im Zeichen von Ron Morellis House/ Techno-Label L.I.E.S. Records. Heimisch Hochkarätiges steht selbstverständlich auch am Programm, wie etwa: Didi Kern / Quehenberger, Ogris Debris, Tumido, Ritornell & Mimu oder Hella Comet, welche am Elevate erstmals ihr neues Album präsentieren! Für das richtige Setting sorgen Installationen, Bühnenbild und Visuals der Marke Eigenbau von OchoReSotto in Kooperation mit luX & orjo aus Graz sowie von Hand mit Auge aus Wien.

Move D

Ann cotten

Pharmakon

Wie gewohnt präsentiert auch das heurige hoergeREDE-Festival für Text, Ton und Diskurs in Kooperation mit dem Kulturzentrum bei den Minoriten und dem Elevate Festival zeitgenössische Literatur, Soundart, Diskurs und Performance, jeweils vor dem Musikprogramm im Dom im Berg. Autor*innen wie Ann Cotten, Phil Minton und FALKNER zeigen multimediale Text-Ton-Stücke, die eigens für dieses Festival mit Musiker*innen wie bulbul, Electric Indigo und Dat Politics erarbeitet wurden. Interventionen und Vorträge, Diskussionsrunden, Lectures und Konzerte ergänzen die inhaltliche Schwerpunktsetzung, die sich 2013 leitmotivisch dem Thema „macht² – light the power“ verschreibt. An vier Tagen trifft politische Dichtung auf Avantgarde-Rock, Spoken Poetry auf zeitgenössischen Tanz, Videokunst und Lyrik auf Gitarre, Schlagzeug und Bass.

Lil’ Louis

Das Elevate-Lab sorgt mit Workshops und Music Talks dafür, dass die Auseinandersetzung mit den eingeladenen Künstler*innen vertieft und nachhaltig ins Bewusstsein der lokalen Szene eingepflanzt wird, wo sie dann auf dem offenen Feld der Möglichkeiten neue, eklektisch verspielte, kompromisslos experimentierfreudige Blüten treiben kann.

The Haxan Cloak

Jon HOpkins

Xosar

dat politics

Dorian Concept

hella comet

falkner

phil minton

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MI 23. 10. Dom im Berg presented by Falter electronica / techno / house 22:00 – 06:00

Jon Hopkins live AV (Domino / UK) Ritornell & Mimu live (Karaoke Kalk, Liska Records / AT) The New Tower Generation live (Praterei / AT) Konsul Gnadenwalze live AV (Autark / AT) Moony Me & SRGJ (Maesonic, Apparel Music / DE) visuals: Jupiter Live (Black Celebration, II / AT)

Tunnel in Kooperation mit Interpenetration rock / noise / experimental 21:00 – 03:00

Kritische Meinungen und Kommentare. Jede Woche.

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05.09.2013 11:09:11 Uhr

Blue Willa live (Trovarobato / IT) Émotional live (Aymeric Hainaux / FR) Tumido live (Interstellar Records / AT) Heifetz live (Schnapsidee Records, Rock is Hell / AT) Interpenetration DJ Team (AT)

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Mi 23. Okt

Dom im berg

Mi 23. Okt

Dom im Berg

Open Elevate! Das Music-&-Arts-Programm startet im Anschluss an die Eröffnungsshow mit dem Versuch eines ersten Überblicks über die Genres, Richtungen und musikalischen Zugänge, die an den vier Festivaltagen präsentiert werden. mimu

Während sich das Interpenetration-Programm dem anarchischen Experiment widmet, eröffnet im Dom im Berg die Avantgarde-Elektronik-Formation Ritornell. Das Duo, bestehend aus Richard Eigner und Roman Gerold, hat mit Ritornell ein spannendes, kaum einzuordnendes Projekt zwischen Elektronik und Jazz, freien Formen und Struktur geschaffen. Vier Jahre nach dem Erstling Golden Solitude erscheint nun, wiederum auf dem deutschen Elektroniklabel Karaoke Kalk, das neue Album Aquarium Eyes, auf dem die Medienkünstlerin, Wortaktivistin und Sängerin Mimu Merz eine wichtige Rolle spielt. Sie ist in Graz mit on stage und hat auch ein neues Album im Gepäck. Ihr Erstlingswerk Elegies in Thoughtful Neon ist soeben auf dem eigens dafür gegründeten Liska Recordings-Label erschienen. Elektronisch vertrackter präsentiert sich das Duo Konsul Gnadenwalze aus Linz. Mit seiner Mischung aus mit Knacksen und Knistern versetzten Beats und extra darauf abgestimmten Visuals bahnt es den Weg für den nächsten Gast des Abends, Jon Hopkins. In Graz längst kein Unbekannter mehr, kehrt er nach seinen Auftritten am Elevate im Jahr 2009 und mehrfacher Mitwirkung bei der

Elevate-Tour in den Dom im Berg für ein A/VLiveset zurück. Dem Brian-Eno-Kollaborateur gelang mit seinem kürzlich auf Domino erschienenen Album Immunity der längst überfällige internationale Durchbruch; er steht zurzeit am Zenith seines Schaffens. Umso mehr freuen wir uns auf eine gewaltige Live-Performance, wie wir sie von Jon kennen. Auf dem besten Wege sind auch The New Tower Generation aus Wien. Die Twintowers, wie die beiden Brüder auch genannt werden, fühlen sich vor allem live auf der Bühne wohl. Ihre im letzten Jahr bei Praterei erschienene EP liegt uns immer noch in den Ohren. Bevor die Lichter ausgehen, beschließen die beiden DJs Moony Me & SRGJ vom Club Maesonic den Abend. Mit Moony Me, bekannt für seine Releases auf Filigran und Abstract Theory und somit auch Liebling der De:Bug-Redaktion, und seinem aus Passau stammenden Partner SRGJ kann im Grunde genommen nichts mehr schiefgehen.

srgj

ritornell

Moony me

Jon HOpkins

JUPITER LIVE

new tower generation

Jupiter Live macht den Abend perfekt, indem er Sound in Licht umwandelt und so das eigens für das Festival gestaltete Bühnenbild erstmals bespielt. KONSUL gnadenwalze

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Mi 23. Okt

Mi 23. Okt

Tunnel

INTERPENETRATION Interpenetration steht für Musik jenseits von Kategorien wie E und U, außer E steht für Environment und U für Umgebung. Das weite Umfeld rund um aktuelle, experimentelle, improvisierte und immer irgendwie außergewöhnliche Musik, Performance und interaktive Kunst.

Interpenetration riecht nie nach nassem Hund, sondern hat den frischen Pfefferminzatem der behinderungsfreien gegenseitigen Durchdringung. Die Interpenetration Stage bei Elevate wird zwar ein bisserl feucht müffeln, was aber an den innerberglichen Gegebenheiten liegt und ohnehin vom weitläufigen Kirschblütenduft der musikalischen Kracher überstrahlt wird. Den Abend eröffnet eine junge Band aus Italien, die bald so groß sein wird, dass man sie in Graz kaum mehr live zu Ohren bekommen wird. Blue Willa erfinden nichts wirklich neu, verfeinern aber den Post-Punk und führen ihn in ungeahnte neue Regionen. Carla Bozulich, die große Göttin musikalischer Höhenflüge und seelischer Abgründe, sagt über die Band: „… their music has inhabited me. I’m thrilled to be poisoned by the beautiful, creepy sounds ...“ Die Local Heroes von Heifetz haben mit ihrem radikalen Zugang zwischen Toy Metal, Teufelsaustreibung und deutschem Liedgut ein ganzes Genre revolutioniert. Dabei sind sie nicht nur fetzig, sondern führen auch die Vorstellung einer heilen Welt ad absurdum.

Émotional

Tumido

In ihrer Aufführungspraxis zutiefst anarchistisch, gelten sie als der Vektor aus dem imaginären Diagramm der Unmöglichkeiten. Die phasenweise und aktuelle Aufstockung vom Duo zum Trio verbindet Heifetz mit den Men in Motion von Tumido, bei denen es kein Stehenbleiben gibt. Ob durch Energie erzeugenden Lärm oder durch den Raum groovende kosmische Winde, hier wird immer am Rande des Undenkbaren produziert. Das Zelebrieren des Paradoxons, dass der Sprung von der Klippe in den Wolken enden kann. Wer bei Beatboxing an Hip-Hop denkt, hat Émotional (aka Aymeric Hainaux) aus Frankreich noch nicht gehört. Ganz ohne LoopMaschinen baut sich aus seiner Stimme, seinem Atem, seinem ganzen Körper eine musikalische Welt auf, die eher nach Electronic Music, Glitch oder sogar Noise klingt. Sehr körperlich und fleischlich und abgehoben und vergeistigt.

Blue Willa

Interpenetration DJ Team

Vor, zwischen und nach den Konzerten erfreut das Interpenetration DJ-Team mit Klängen, die das Ohr verwöhnen und den Geist erfreuen. (Interpenetration) Heifetz

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DO 24. 10.

# 96, 10–12/2013   EUR 4   www.skug.at

ROEDELIUS Yoko Ono Occupy The Museum Lentos goes Glam Morton Subotnick CC Hennix Duane Pitre Philippe Petit Gay HipHop Emptyset Pure Jason

Groszer minoritensaal in Kooperation mit hoergeREDE / hosted by skug drone / post-metal / shoegaze / text peformance 20:00 – 00:00

Wrekmeister Harmonies live (Thrill Jockey / US) – with Alex Hacke & Chris Brokaw Hella Comet live (Noise Appeal Records / AT) – Album Release Show KAJKYT live (God Records / BA) Ann Cotten (US / AT) ++ Dat Politics (FR)

Groszer Minoritensaal Bar aftershow party 00:00 – 02:00

Probeheft GRATIS — Abo nur EUR 25 — 6 Ausgaben lang www.skug.at/abo

DJ Marcelle/Another Nice Mess (Klangbad / NL)

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do 24. Okt

Do 24. Okt

GroSSer Minoritensaal

Text, Ton & Drones Hypnotische Drones, fragiler Gesang, anarchische 8-Bit-Sounds und Postmetal treffen in Kooperation mit hoergeREDE 13 auf Text-Performances. Den Auftakt macht die experimentelle Text-Sound-Performance der Eröffnungsrednerin Ann Cotten mit den französischen Avantgarde-Poppern von Dat Politics, die in ihrer uraufgeführten Liveshow die hinfällige Logik von Macht und Herrschaft unterwandern. Das für seine surrealen 8-Bit-Sounds, seine treibenden Rhythmuseskapaden mit dadaeskem Punkgestus bekannte Duo zelebriert stets die Anarchie der Grenzüberschreitung, die Ann Cotten in ihrer literarischen Dekonstruktion sprachlich fixierter Machtstrukturen spiegelt. Mit dem Bohrer der Sprache öffnet Cotten – das „neue Gesicht deutschsprachiger Lyrik“ (Die Zeit) – Räume, in deren Tiefenschichten sie das Gewöhnliche, vielleicht auch Abstoßende der Welt „als erste Ursache freiwilliger Knechtschaft“ durchstößt. Das tut sie gemeinsam mit Dat Politics, die seit mehr als 10 Jahren weltweit zahlreiche Elektronik-Musiker*innen maßgeblich beeinflussen und mit ihren künstlerischen Kollaborationen, u.a. mit Mouse On Mars, Dan Deacon, Aphex Twin und Felix Kubin, Genregrenzen spielerisch aufheben und die Negation, den Sound, das Vibrieren kratziger Punk-Attitüden wie sandige Schallwellen durch die Rillen des Festgefahrenen gleiten lassen – ein radikales Spiel um Verweigerung und Erschaffung sozialer, politischer und poetischer Wirklichkeiten. Mystisch, fast schon hypnotisierend klingt das neue Dark-Ambient/Industrial-Album von Kajkyt, das an diesem Abend präsentiert wird. Der gebürtige Serbe, studierte Musiker und die treibende Kraft hinter God Records bedient sich hierbei der klassischen Struktur von „Popsongs“, in welcher er Vocals in alt-byzantinischer Sprache auf massive Drones und heftige Beats treffen lässt.

Im Anschluss wird zur Albumpräsentation des Grazer Noiserock/Shoegaze-Quartetts Hella Comet geladen, die mit ihren melodiösen Rockklängen, ihren Feedback-durchsetzten Soundwänden, einer druckvollen Bassline und fragilem Gesang zu den wichtigsten heimischen Rockbands zählen. Nicht ganz zu Unrecht als „Sonic Youth Österreichs“ bezeichnet, fühlen sie sich der Idee einer (Post-)Rockband als Klangskulptur verpflichtet; auch für rock-skeptische Ohren ein Vergnügen. Den musikalischen Höhepunkt des Abends bildet die Liveshow von Wrekmeister Harmonies. Zusammen mit den Gastmusikern Alex Hacke (Einstürzende Neubauten) und Chris Brokaw (Codeine) präsentiert Mastermind JR Robinson sein soeben auf Thrill Jockey erschienenes Album You‘ve Always Meant So Much to Me. Gespeist aus Field-Recordings, aufgenommen in Museen zeitgenössischer Kunst weltweit, entfaltet Robinson langsam sich steigernde Ambientflächen, Drones, die in eine explosive Klimax aus Noise- und BlackMetal-Sounds münden. Untermalt wird das akustisch beeindruckende Klangspektakel von Videoprojektionen, die als filmisches Ausgangsmaterial der neuen Veröffentlichung zugrunde liegen: Aufnahmen von verlassenen Automobil-Fabrikshallen in Detroit überlappen sich mit der mäandernden Monotonie der Wüstengegenden im Süden Kaliforniens oder den morschen Wäldern in Tasmania. Ein akustisch-visuelles Gesamterlebnis, das mit der niederländischen Radiomoderatorin und Schallplattensammlerin DJ Marcelle/Another Nice Mess an den Decks gemütlich ausklingt. (Christian Winkler)

Wrekmeister Harmonies

KAJKYT

alex hacke

Ann cotten

chris brokaw

DJ Marcelle/ Another Nice Mess

dat politics

hella comet

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Dom im Berg Red Bull Music Academy Stage curated by Dorian Concept beats / eclectic / electronica 22:00 – 07:00

Bibio DJ Set (Warp Records / UK) Daedelus live (Ninja Tune, Anticon / US) Dorian Concept live (Ninja Tune, Affine Records / AT) Felix Kubin & James Pants live (Gagarin, Stones Throw / DE|US) Jameszoo (Rwina Records, Kindred Spirits / NL) Cid Rim (LuckyMe, Affine Records / AT) ThE CLoniOUs (Affine Records / AT) visuals: kon.txt (AT)

Tunnel presented by Absolut Makava L.I.E.S. Records Showcase 22:00 – 07:00

Ron Morelli (L.I.E.S. Records / US) Xosar live (Rush Hour, L.I.E.S. Records / NL) Delroy Edwards (L.I.E.S. Records / US) Die Hand (Offseason / AT) installation/visuals: Hand mit Auge (meta / AT)

Dungeon presented by Radio Helsinki noise / industrial / no wave 22:00 – 05:00

Cut Hands live AV (Blackest Ever Black, Downwards / US) Didi Kern / Philipp Quehenberger live (qed / AT) Powell (The Death of Rave, Diagonal / UK) DJ Marcelle/Another Nice Mess (Klangbad / NL) Blood Music live (Diagonal / UK) T.W.a.t.E.o.T. (AT) installation: OchoReSotto (AT)

Parkhouse – Afterhour house / techno / minimal 07:00 – 12:00

Clement Meyer & Tomas More (Get The Curse / FR)

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Dom im Berg Red Bull Music Academy Stage kuratiert von

Dorian Concept

cid rim

Fiepsige Synth-Sounds vereinen sich zu eiernden Akkorden auf hatscherten Hip-Hop-Beats: So ungefähr klingt When Planets Explode, das Debütalbum von Oliver Johnson alias Dorian Concept. Ein Meisterwerk, das Musik-Guru Gilles Peterson schon 2009 zu Joe-Zawinul-Vergleichen hinriss. Die Referenz in Richtung Jazz kam dabei nicht von ungefähr. Erstes Aufsehen erregte der Wiener nämlich mit seinen YouTube-Videos namens Fooling Around on Micro Korg, in denen er auf besagtem Instrument im Zeitraffer über die Mini-Klaviatur fegt und gleichzeitig in atemberaubendem Tempo an Hall- und Pitch-Reglern schraubt. Fingerfertigkeit pur, mit der Concept bei seinen Konzerten stets Kinnladen nach unten klatschen lässt. So auch bei seinem ersten Gig am Elevate Festival 2007 im Dom im Berg. Damals konzertierte er am kleinen Floor. Ein Jahr später schon am großen. Und heuer kuratiert der 28-Jährige einen ganzen Abend. Zusammen mit der Red Bull Music Academy, der er seit 2008 verbunden ist. Erst als Teilnehmer in Barcelona, seit 2011 als Teammitglied und Studio-Tutor. Concepts Motto für die Bühne: „Schief und schön“ (s. Interview). Es rappelt im Karton Den Anfang und das Ende der Nacht bestreiten The Clonious und Cid Rim gemeinsam hinter den Decks. Alte Verbündete von Concept, Brüder bei der Wiener Familienbande Affine Records. Cid Rim veröffentlichte gerade auf LuckyMe die EP Mute City. Ein verspieltes, rhythmisch vertracktes Ding zwischen IDM und Astronauten-Hip-Hop, das einen guten Vorgeschmack auf das DJ-Set der beiden gibt. Danach übernehmen zwei Nonkonformisten par excellence das Ruder: Felix Kubin und James Pants. Ersterer dieser deutsch-amerikanischen

Freundschaft bastelte schon als Teenager in den Achtzigern seltsame Dada-Hörspiele und Klangcollagen und gründete 1998 sein legendäres Label Gagarin. Pants ist der Parade-Sonderling und Multiinstrumentalist im kalifornischen Hip-Hop-Stall Stones Throw. Ihr gemeinsamer Gig beim Elevate ist nicht nur eine Österreich-Premiere, sondern ihr erst dritter überhaupt. Auch die Auftritte des Elektronikers Bibio sind recht spärlich gesät. Umso erfreulicher ist es, dass der Brite, der mit Silver Wilkinson im vergangenen Mai ein feingliedriges, psychedelisches Electronic-Folk-Kleinod auf Warp Records veröffentlichte, mit seiner Plattentasche nach Graz reist. Danach betritt der Kurator selbst die Bühne. Im Gepäck: jungfräuliches Klangmaterial von Dorian Concepts kommender Platte, das er im Dom im Berg erstmals live antestet. Ihm folgt das Universalgenie Daedelus. Der kalifornische Koteletten- und Anzugträger stellt sein neues Album (Drown Out auf Anticon) vor. Mit einem gewohnt durchgeknallten Liveset zwischen allen Genre-Stühlen. Um 4 Uhr morgens entert dann noch ein Jungspund die Decks, der kürzlich mit seinem herrlich verspulten Nightmares-On-Wax-Remix zwischen Knuddelbär-Jazz und Sci-Fi-Zirkusmanege hat aufhorchen lassen: Jameszoo aus Holland, Labelkollege von Concept auf Kindred Spirit. Die Visuals der Nacht besorgen übrigens kon.txt, ein Künstler*innenteam – mit dem Concept die Schulbank in der FH Salzburg drückte. It’s a family affair, indeed. (Florian Obkircher)

bibio

ThE CLoniOUs

Jameszoo

Dorian Concept

Felix Kubin & James Pants

kon.txt

Daedelus

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Elevate Interview mit

Dorian Concept Wann warst du zum ersten Mal beim Elevate Festival? Dorian Concept: Das war 2006. Ich erinnere mich noch gut an den Gig von Machinedrum. Der war damals noch ziemlich unbekannt. Luke Vibert, Jimi Edgar und Clark waren auch super. Abgesehen vom Donaufestival waren die Jungs vom Elevate echt die Ersten, die so viele spannende Elektronik-Künstler auf einmal nach Österreich geholt haben. Deshalb war’s mir 2007 eine große Ehre, selbst dort zu spielen. Erst am kleinen Floor, ein Jahr später dann am großen. Und diesmal kuratiere ich sogar eine Bühne. Wie geht man so einen Job an? Ich hab Leute eingeladen, die sonst eher selten in Österreich spielen. Wie Bibio zum Beispiel. Den hab ich vor drei Jahren auf einem Festival in Holland kennengelernt. Er steht selten auf der Bühne. Aber für ein DJ-Set konnte ich ihn rauslocken aus Wolverhampton, dem Dorf, in dem er lebt. Daedelus hab ich das erste Mal 2006 in der Fluc Wanne live gesehen, ich fand ihn super. Das war gerade die Zeit, als es bei Flying Lotus richtig losging. Paul (The Clonious, Anm.) und ich haben ihn nach seinem Gig drauf angesprochen. Wo hast du Felix Kubin und James Pants kennengelernt? Felix Kubin hat mich quasi durch meine Studienzeit begleitet, weil er damals öfters in Salzburg in kleinen Läden gespielt hat. James Pants kenn ich durch die Red Bull Music Academy. Und als ich hörte, dass die beiden beim Sónar Festival in Barcelona zusammen

auftreten, wollte ich sie im Duo unbedingt auch fürs Elevate kriegen. Denn es soll ein bunter Abend werden. Mit Künstlern, die man nicht unbedingt erwarten würde. Ein Abend voller Nonkonformist*innen. Das scheint so der gemeinsame Nenner zu sein, oder? Auf jeden Fall. Die Attribute, die ich bei der Programmierung im Kopf hatte, waren schief und schön. Eben so wie das Zeug, auf das ich musikalisch abfahre. Mit The Clonious und Cid Rim hast du auch zwei Mitglieder von Affine Records dabei. Was tut sich derzeit bei eurem Freundeskollektiv? Clemens (Cid Rim, Anm.) bringt gerade seinen zweiten Release auf LuckyMe heraus. Paul hat einige neue Remixes am Start. Für Ogris Debris und die disko404-Leute. Wir teilen uns neuerdings auch ein Studio im vierten Bezirk in Wien. In letzter Zeit waren wir alle recht beschäftigt mit unseren eigenen Sachen. Aber in den nächsten Monaten wollen wir wieder mehr gemeinsame Sachen angehen. Von Partys in Wien bis hin zu Produktionen. Man munkelt außerdem, dass bald der Nachfolger deines Debütalbums When Planets Explode erscheinen soll ... Bis Ende Dezember werde ich noch Ecken und Kanten schleifen. Aber wenn alles klargeht, sollte Anfang nächsten Jahres neues Material erscheinen. Ob’s eine EP wird oder ein ganzes Album, weiß ich auch noch nicht genau. Bei meinem Elevate-Liveset werde ich aber auf jeden Fall schon neues Material anspielen. Stichwort Liveset. Was macht für dich ein spannendes Elektronik-Konzert aus? Man sollte nichts erzwingen. Sich nicht denken, dass man etwas live machen muss, nur weil man daheim Musik produziert. Ich hab am Anfang gar nicht darüber nachgedacht.

Das hat sich einfach ergeben – durch meinen Hintergrund als Keyboarder mit meinen Bands in Wien. Ich dachte mir, wenn ich die Hälfte der Sachen bei meinen Produktionen ohnehin live einspiele, kann ich die Spuren bei meinen Auftritten einfach rausnehmen und sie mit dem Keyboard dazuspielen. Und so ist das gewachsen. Aber bei anderen Künstlern reicht es mir eigentlich, wenn sie einen Weg finden, ihre Nummern gut aneinanderzuhängen. Eines meiner Idole ist Aardvarck, der live mit seinem 20 Zentimeter breiten Laptop einfach über WindowsMedia-Player seine Files abspielt. Das finde ich interessant. Weil gerade du am Anfang deiner Karriere, auch durch deine YouTube-Videos, oft für deine Virtuosität gelobt worden bist. Wie beurteilst du diesen Faktor in der elektronischen Musik? Früher war mir das sehr wichtig. Gerade in der Schulzeit, als ich mir das Klavierspielen autodidaktisch beigebracht hab. Damals ging es mir um dieses postpubertäre „Ich will in etwas gut sein“-Ding. Jetzt mit 28 lebe ich noch ein bisschen von dem Fundament. Von diesem Hunger und Ehrgeiz, den ich früher hatte. Dabei hatte das gar nicht viel mit Musik zu tun, sondern eher mit dem Beherrschen des Instruments. Ich bin froh, dass ich das abgelegt hab. Wie ist damals dieser Dorian-Concept-Sound, den Leute von Gilles Peterson bis Benji B total einzigartig finden, eigentlich entstanden? Ich wollte schon immer meinen eigenen Sound haben, wusste aber nicht, wie ich’s angehen soll. Ich hab noch immer oft ein Problem damit, dass ich mir nicht sicher bin, wie eigen ich klinge. Am Anfang hatte das sicher mit meinen Einflüssen zu tun. Von Downbeat-Sachen bis Jungle. Die Kombination von Stilen lässt ja oft neue Formen entstehen.

Welche Musik hast du beim Arbeiten an der kommenden Platte gehört? Ich versuche im Studio eher wenig andere Musik zu hören. Aber im Prinzip bin ich zurückgegangen. Ich hab Platten angehört, die mich früher berührt haben. Dinge wie Cinematic Orchestra. Bei meinen früheren Produktionen spielte auch Hip-Hop eine große Rolle. Aber ich wollte nicht in die Schiene, in der sich Hip-Hop derzeit befindet. Auch wenn aus der Ecke viele spannende Sachen kommen. Mit deinem Helden Tom Chant von Cinematic Orchestra hast du letztes Jahr zusammengearbeitet. Hat diese Kollaboration Spuren hinterlassen? Dass ich für Cinematic Orchestra auch Musik für Streicher geschrieben habe, hat mich ein wenig weggebracht von meinem alten Stil. Von Tracks im Stil von „Trilingual Dance Sexperience“, bei denen ich verspulte elektronische Tanzmusik machen wollte. Ich hab gemerkt, dass ich Leute nicht zum Tanzen bringen muss. Was ich eh nie so wirklich gut draufhatte. Gerade bei den Stücken für die neue Platte hab ich mich getraut, Tracks zum Teil einfach lang ohne Rhythmus laufen zu lassen. Bis Mitte 20 hatte ich großen Spaß daran, Nummern zu machen, die auch im Club funktionieren. Jetzt, wo ich auf die 30 zugehe, möchte ich eine andere Tür aufmachen. Und da war die Erfahrung mit Cinematic Orchestra sicher wichtig. Das neue Material ist auf jeden Fall weniger in-your-face. Heißt das, wir sollen für dein Konzert Klappstühle einpacken? Keine Sorge (lacht). Die zweite Hälfte vom Liveset werde ich dann schon schauen, dass ich Spaß hab, und partytaugliche Sachen spielen.

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Tunnel

L.I.E.S.

Hand mit auge

Das amerikanische Label Long Island Electrical Systems mit der vielsagenden Abkürzung L.I.E.S. präsentiert beim Elevate 2013 ein exklusives Showcase im Tunnel. L.I.E.S. gehört neben Labels wie Mathematics oder Artists wie Omar S nach wie vor zu den wichtigsten Protagonist*innen einer lebhaften, zeitgenössischen amerikanischen Elektronik-Kultur.

Es wird eine Tunnel-Nacht ur-amerikanischer Techno-Tradition: Jackin’ House, roh komprimierte Drumcomputer, teilweise sphärische, dunkle, hämmernde Beats bis hin zum industriell gedrivten Techno mit Hang zum Experimentellen – L.I.E.S. steht für kompromisslose, ehrlich-ernsthafte Produktion von House- und Techno-Musik. Selten lassen sich die Tracks exakt zuordnen: „Outsider-Dance“ oder „Insider-House“, „lo-fi“ oder „leftfield“ – ganz gleich, welches Etikett man dem Label auch verleihen möchte, es bleibt tanzbarer Underground vom Allerfeinsten. Auch die neue Langsamkeit ist bei vielen Releases auf L.I.E.S. ein zentraler Programmpunkt. Die Hand, die eine Hälfte von El Rakkas und Mitbegründer des Grazer Labels Offseason, wird mit Dub-technoider Attitüde den nächtlichen Reigen einläuten. Graz City Underground! Danach erleuchtet die zauberhaft mystische, amerikanisch geborene und in Holland auf Rush Hour veröffentlichende Xosar den Himmel im Tunnel mit einem ihrer fein ziselierten, aber kräftigen Livesets – momentan eines der großen Highlights im internationalen Clubgeschehen.

Ron Morelli

Aus einer etwas dunkleren Ecke unseres Universums kommt danach Delroy Edwards mit seinen mächtig stampfenden Beats angereist, die zum Gemeinsten und Trockensten seit Langem gehören. Seine simple Ausgestaltung musikalischer Tatsachen entfaltet höchste Kraft auf jeder Tanzfläche. Schlussendlich darf man den House-Visionär und L.I.E.S.-Labelboss Ron Morelli bei der Arbeit bestaunen. Weit über 20 Releases allein 2012 sind auf seinem Label erschienen, mindestens ebenso viele sollen’s auch heuer noch werden. Ein Output, der an Qualität und Quantität seinesgleichen sucht und immer die Spannung zwischen Tradition und Veränderung, zwischen perfektem Handwerk und klarer Vision hält – zu Recht wurde Long Island Electrical Systems von Resident Advisor zum Label of the Year 2012 gewählt.

Delroy Edwards

Fürs Visuelle sind Hand mit Auge zuständig, die in allen ihren Arbeiten von einer geradlinigen Befeuerung einer Leinwand ablassen und mit raumübergreifenden Installationen die Besucher*innen überraschen. (Nikolaus Bernstein) Xosar

die hand

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DUNGEON

Sequenz vs. Motorik Der Dungeon-Floor widmet sich am Freitag einem Genre, das sich zwar irgendwo zwischen Punk und Techno verorten, aber nur schwer benennen lässt. Dabei stellen die überwiegend instrumentalen Stücke die motorische Effizienz eines vermeintlichen Schlagzeugers in den Mittelpunkt. Wave und Industrial verlassen die kühlen Ecken von Gothic und entwickeln sich zu ungeahnten floorfillers. Im dichten Trockeneisnebel kann man als direkte Referenz bestenfalls Alan Vegas Suicide ausmachen ... Das Eröffnungsset kommt an diesem Abend von T.W.a.t.E.o.T aus Graz, der dabei nach weiteren, oft verborgenen Anknüpfungspunkten zwischen Wave und Industrial sucht. Die Londoner Formation Blood Music bestreitet das erste Konzert des Abends. Der Name Blood Music spielt auf eine Anekdote von John Cage an: als dieser einen komplett schalltoten Raum betrat und statt der erwarteten Stille plötzlich seinen eigenen Herzschlag vernahm. Lärm/Stille und Überfrachtung/Reduktion sind auch die Pole, zwischen denen die Performances von Blood Music pendeln, deren Rohheit manchmal an Konzerte der frühen Sonic Youth erinnern. Das Duo Didi Kern/Quehenberger bestreitet das zweite Konzert des Abends. Während Didi Kern vor allem als Schlagzeuger von Fuckhead und bulbul bekannt wurde, ist Philipp Quehenberger am Technofloor gleichermaßen zuhause wie auf diversen Impro-Jazz-Bühnen. Die beiden haben bereits in verschiedenen Konstellationen zusammengespielt – etwa mit Marshall Allen, dem mittlerweile 89-jährigen Saxofonisten und Leiter des Sun Ra Arkestras. In ihren Performances verbinden sich Kerns Schlagzeug-Kaskaden mit Quehenbergers acidsynthlines zu einer monolithischen Rhythmusmaschine.

Danach folgt der Auftritt von Cut Hands, einem Projekt von William Bennett, einst Frontman der kontroversiellen IndustrialFormation Whitehouse. Bennetts Begeisterung für karibische und westafrikanische Percussion ist die Grundlage für Strukturen, die sich zwar an klassische Brass-Bands anlehnen, durch die gnadenlose Sequenzierung aber regelrecht unheimlich werden. Nicht überraschend ergibt sich daraus auch eine Nähe zum Sound von Shackeltons Skull Disco. Das in diesen Tagen erscheinende Album von Cut Hands ist daher auf Blackest Ever Black perfekt aufgehoben, einem Label, das sich gewissermaßen aus den Rändern und vor dem Hintergrund der kommerziellen Pulverisierung von Dubstep entwickelt hat. Einen ähnlichen Gedanken beschreibt auch The Death Of Rave, der Name eines jener Labels, auf denen Powell derzeit zuhause ist. Obwohl die Sounds seiner Tracks oft ungewöhnlich klingen („zerstört“ oder auch scheinbar „falsch“ abgemischt) und Powell seine Faszination für die Ästhetik alter Suicide-Platten kaum verbirgt, wird die Struktur seiner Stücke von Techno und dessen Produktionsmitteln vorgegeben. DJ Marcelle bleibt zu guter Letzt die Aufgabe, um all die unterschiedlichen Ansätze, Sounds und Einflüsse einen Bogen zu spannen und sie Revue passieren zu lassen. Ihr Alias Another Nice Mess ist ebenso wie die Tatsache, dass sie vielerorts bereits mit John Peel verglichen wird, ein Indiz dafür, dass die niederländische Weltenbummlerin dieser Herausforderung mühelos gewachsen ist. Der Dungeon wird während des gesamten Abends vom Kollektiv OchoReSotto visuell bespielt, das eine spezielle Diainstallation für den Raum entwickelt hat. (Chris Sperl / Skug)

Didi Kern / Philipp Quehenberger

T.W.a.t.E.o.T.

Powell

DJ Marcelle/ Another Nice Mess

Cut Hands

OchoReSotto

Blood Music

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Parkhouse

Get(ting) The Curse Junger, französischer Minimalismus auf dem Weg nach oben. Get The Curse wurde 2005 aus einem Blog, der von einer Handvoll musikbegeisterter Pariser betrieben wurde, geboren. Mittlerweile zu einem Label herangewachsen, blickt man auf die stolze Anzahl von 160 veröffentlichten Podcasts sowie auf zahlreiche Digital- und Vinyl-Releases und ausverkaufte monatliche Residencies im renommierten Pariser Rex Club zurück. Get The Curse wird mit zwei seiner wichtigsten Protagonisten – Clement Meyer und Tomas More – die Elevate-Afterhour am Samstagvormittag im Parkhouse bespielen. Ersterer feiert dieser Tage den Release seiner neuen EP Modern Primitivism, Tomas More veröffentlichte unlängst die Single Break O Dawn Vol. I.

Beide Veröffentlichungen sind auf dem eigenen Label der Franzosen mit prominentem Support von Künstler*innen wie Magda oder Roman Flügel erschienen. Gemäß seinem Motto „slow futuristic techno with a slice of weird“ wird das Duo äußerst tanzbaren Sound mit experimentellen Zwischentönen servieren. Das musikalische Spektrum rund um die Eckpfeiler House und Techno wird dabei sehr weit ausgereizt werden und auch dunklere Elemente wie 80er-EBM und Wave beinhalten.

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Dom im Berg Radio FM4 Stage house / disco / techno 22:00 – 07:00

Lil‘ Louis (Dance Mania, Diamond Records / US) Magic Mountain High live (Move D + Juju & Jordash / DE|IL) Vakula (Firecracker Recordings, Leleka / UA) Ogris Debris live (Nervous Records, Affine Records / AT) Masha Dabelka (AufDerFlug, RTS.FM / AT) installation/visuals: luX (cluster fuck / AT) & orjo (backlab / AT)

Tunnel presented by Absolut Makava bass / techno / jungle 22:00 – 07:00

Special Request / Paul Woolford (Houndstooth, Hotflush / UK) Peverelist (Punch Drunk, Hessle Audio, Livity Sound / UK) Stellar OM Source live (Rvng Intl. / FR) Simon/off (disko404, Phuture Shock / AT) Majestic Mood & Jay Smoo (Groove Merchants, Danceteria / AT) installation/visuals: Hand mit Auge (meta / AT)

Dungeon presented by Radio Helsinki drone / experimental / noise 22:00 – 05:00

The Haxan Cloak live (Tri Angle / UK) Pharmakon live (Sacred Bones Records / US) clipping. live (Sub Pop / US) Ninos du Brasil live (Tannen Records, CodaLunga / IT) Opcion (aka Ab-Hinc) live (Widerstand Records / AT) Re-lay & 19 Hertz live AV (Offseason, Bad Moon Entertainment / AT) Rer Repeter (Dubsquare Records, Offseason / AT) Macello Basstrojani (sound.kasten / AT) installation: OchoReSotto (AT)

Parkhouse – Afterhour house / techno 07:00 – 12:00

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Masha Dabelka

Dom im Berg

House Man muss nicht gleich daran verzweifeln, dass viele, viele DJs, die vor zwei, drei Jahren noch regelmäßig miese Krach-Bumm-EDM-Tracks gedroppt und die dann lästerhaft „Electro“ genannt haben, heute das Wort „Deep House“ inflationär in die Konversation streuen.

Das Genre selbst kann da nichts dafür. Ebenso wenig dafür, dass es in verwässerter und jeder Seele beraubter Preset-Variante mittlerweile auch gerne den Weg in die Pop-Charts findet. House Music ist immer noch die Göttin. House Music ist eine der sinnlichsten und größten Musiken überhaupt. Was House Music heutzutage noch kann und immer schon konnte – und dass innerhalb dieser Klammer einiges möglich ist –, zeigt das weitgesteckte Programm im Dom im Berg: Den Abend eröffnet die in Wien ansässige, ursprünglich aus Russland stammende Allrounderin Masha Dabelka mit einem DJ-Set, ebenfalls an den Abspielgeräten zugange wird ein Produzent aus der Ukraine sein: Vakula. Dieser junge Herr lässt in seine Arbeiten gerne eine gehörige Dosis Jazz einfließen – freilich ohne dabei in gefälliges Liftmusik-Gedudel wegzudriften. 2013 erst hat Vakula ein feines Album veröffentlicht, ein Stück darauf nennt sich in freundschaftlicher Verehrung For Juju & Jordash. Es ist also vermutlich kein Zufall, dass an diesem Abend auch das niederländische Überflieger-Produzententeam Juju & Jordash auf der Bühne stehen wird. Und zwar als Teil

einer Art Supergroup, der aktuell zu Recht einiges an Hype vorauseilt: Gemeinsam mit dem deutschen Produzenten Move D, der nicht wenige Klassiker der elektronischen Tanzmusik in seiner Diskografie führt, bilden Juju & Jordash das Trio Magic Mountain High, das mit einem Hardware-Live-Set antritt. Ebenfalls live und in Farbe am Start: das österreichische Duo Ogris Debris, das auf dem Trägermaterial House immer wieder Raum für Pop oder eine kleine Idee Schabernack findet. Ihre Auftritte sind Feste des geschmacksicheren Überschwangs.

Move D

Juju & Jordash

Vakula

Ogris Debris

Die Nacht beschließt ein Mann, dem ohne flaues Gefühl der Titel „Legende“ angetragen werden muss: Lil‘ Louis, House Founding Father aus Chicago. Sein überaus mit Sex und Schweiß betanktes Stück French Kiss kennen auch Menschen, denen House sonst nicht gar so oft in die Tüte kommt. Und das ist gut und richtig so. Der Mann ist jedoch natürlich alles andere als ein One-Hit-Wonder, sondern ein mit allen Wassern des Geschichtsbewusstseins, des Stils und der geschmeidig fließenden Vielseitigkeit gewaschener Plattendreher. Alter Slogan, immer, immer gut: I’ll House You. (Philipp L'Heritier)

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Lil’ Louis

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Tunnel

UK Sometin‘ Hand mit Auge

Mit dem „Hardcore Continuum“ ist das so eine Sache: Kaum meint man, es dingfest gemacht zu haben, ist es schon längst entwischt und hat nicht viel mehr als einen schrillen Trümmerhaufen aus Wobble, Trance und Rock ‚n‘ Roll zurückgelassen. Dabei, so scheint es, sind derzeit diverse Genreschubladen wenigstens temporär geöffnet und das „Nuum“ darf an ganz unterschiedlichen Geschwindigkeiten kondensieren.

Majestic Mood

Etwa an diversen Hip-Hop-Derivaten; so ist es eigentlich nur konsequent, den Abend mit Majestic Mood und Jay Smoo beginnen zu lassen. In seiner Radioshow Groove Merchants bearbeitet Majestic Mood mit Vorliebe ein Halftime-Continuum aus 808, Breakbeat und Rare Groove, dazu gibt es Weltklasse-Interviews. Außerdem ist er mittlerweile ein fixer Bestandteil der in Wien ansässigen Hip-Hop-Institution The Message und hostet gemeinsam mit Jay Smoo als Danceteria hochkarätige Bassmusic-Abende. Anschließend darf sich das Publikum von Stellar OM Source verwirren lassen. Die Französin lebt in Antwerpen, begeistert sich für den verstorbenen Jazzer Sun Ra und Science Fiction und veröffentlichte kürzlich ihr Album Joy One Mile auf dem New Yorker Label RVNG Intl.. Ihr Sound knüpft direkt an klassischem Elektro an, wobei sich Stellar Om Source zeitweise dem Synthie-Ambient eines Jean Michel Jarre gefährlich annähert, um dann aber im richtigen Moment in Richtung Detroit abzubiegen – ganz so, wie man das an frühen Peacefrog-Platten oft so schätzt. Tom Ford aka Peverelist ist seit vielen Jahren ein fixer Bestandteil der Szene in Bristol, etwa als langjähriger Betreiber des Rooted Recordstore, als Labelchef von Punch Drunk Music oder auch gemeinsam mit Kowton und Asusu als Livity Sound. Bei Letzterem – dem

aktuellen Projekt – trifft die darke Rohheit von Grime und Jungle auf die Struktur von Techno; zwei Musik-Linien, die lange Zeit als unverträglich galten. Tom Ford sieht das naturgemäß anders. Auch Paul Woolford bewegt sich als Special Request gekonnt zwischen Techno und Jungle, so als wären diese Genres immer eins gewesen. Dazu beigetragen hat zweifellos John Peel, von dessen sanfter Stimme sich Woolford bereits als Achtjähriger in den Schlaf geleiten ließ. Seit damals hat ihn das Radio nicht mehr losgelassen, besonders die lokalen, Community-orientierten Pirates in Leeds haben ihn stark geprägt. Mit seinen jüngsten Releases auf Hotflush, Planet E und seinem eigenen Label Special Request pendelt Paul Woolford zwanglos zwischen 130 und 170 bpm – der ‚ardcore macht hier keinen Unterschied.

Paul Woolford / Special Request

Stellar OM Source

Ähnlich verhält es sich bei Simon/off, einer der treibenden Kräfte hinter dem disko404-Label, der mit Releases auf dem in Bristol ansässigen Phuture Shock Music und seinen Shows auf Londons Sub FM ein zweites musikalisches Zuhause gefunden hat. An diesem Abend führt er das Continuum mit einem Jungle-Set an seine Anfänge zurück und schließt damit den Kreis.

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(Chris Sperl / Skug) simon/off

Jay Smoo

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Dungeon

Crossovers Wie kaum ein anderer Bereich elektronischer Musik haben sich Drone und Noise in den letzten Jahren als stete Quelle für innovative Ansätze und neuartige Crossovers etabliert. Dies mag einerseits mit der beeindruckenden Konsequenz zusammenhängen, mit der die Protagonist*innen ihren Sound über Jahre hinweg weiterentwickeln, andererseits aber auch damit, dass hier das Schubladendenken deutlich weniger ausgeprägt scheint als in anderen Bereichen. Rer Repeter, mysteriöser Act aus dem Umfeld von Offseason Records, eröffnet den Abend mit seiner eigenwilligen Mischung aus Darkness, Dub und Breakbeat-Ambient. Ebenfalls auf dem Label zuhause sind Re-lay & 19 Hertz, die in ihren Performances Post-anything-Drones der Marke Constellation Records mit Hip-Hop-Beats kombinieren. Wer sich für den Zeitlupen-Riot von Offseason Records interessiert, dem seien zur Einstimmung die regelmäßig erscheinenden Offcasts des Labels empfohlen. Auch für Opcion aka Ab-Hinc von Widerstand Records bilden Dark Ambient, Drones und Breakbeat die Grundlagen der Produktionen. Nachdem es um den Grazer längere Zeit relativ still war, gab er heuer mit seinem Album Farkhülse Fist Reconfigurations ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Einem ähnlichen Stil ist auch Bobby Krlics mit seinem Projekt The Haxan Cloak verhaftet. Sein aktuelles Album Excavation ist vor Kurzem auf dem New Yorker Label Tri Angle erschienen, bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Techno und Dark Ambient und zählt definitiv zu den spannendsten Platten des Jahres. Eine Spur rabiater geht Margaret Chardiet als Pharmakon zur Sache. Die US-Amerikanerin konfrontiert ihr Publikum mit einer verstörenden Mischung aus Death Metal, Industrial und Electronic Body Music. Obwohl erst 22, ist sie bereits seit Jahren fest in der New Yorker Experimentalszene verankert und legte kürzlich mit Abandon ihr vielbeachtetes Debütalbum vor.

Das Trio clipping. kommt ebenfalls aus den Vereinigten Staaten und verbindet Gangster Rap mit Harsh Noise und Music Concrete. Was am Papier nur schwer vorstellbar ist, entwickelt bei clipping. eine wahrlich audio-cinematografische Dimension, wozu unter anderem die intensive Verwendung von Straßennoise als Soundquelle kommt. Der Sound von clipping. ist damit wesentlich mehr street als jeder zum x-ten Mal von diversen Sampling-CDs runtergezogene Break. Das letzte Konzert des Abends bestreiten Ninos Du Brasil, die dem brasilianischen Karneval deutlich näher stehen als dem ihrer Wahlheimat, dem Veneto. Allerdings liegt der italienisch-brasilianischen Formation wenig daran, ein folkloristisches Reenactment aufzuführen. Stattdessen wird der Salsa über subtil eingeschleusten Noise gebrochen, werden Teile der Percussion in verstörende Effekträume verfrachtet und die Energie des Rhythmus im gewieften Spiel mit Raum und Dynamik kontinuierlich gesteigert. Der Abend wird von Marcello Basstrojani, einem Teil des Sound.kasten-Kollektivs, finalisiert. Er tagged die eigenen Mixes zwar konsequent mit all genres, fühlt sich aber zwischen Baile und Bass wohl ganz gut aufgehoben. Der Dungeon wird während des gesamten Abends vom Kollektiv OchoReSotto visuell bespielt, das eine spezielle Diainstallation für den Raum entwickelt hat.

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Parkhouse

RDMH – Open end? Ein musikalischer Festival-Ausklang im Zeichen von hedonistischem Lokalkolorit. River Deep Mountain High (RDMH) wurde 2013 von M.A.R.S., Fontarrian und Cheever ins Leben gerufen. Musikalisch bewegt sich das Projekt an der Schnittstelle von House, Techno, Hip-Hop und Resourcefulness. Jahrelange Erfahrung und Liebe für Details resultieren nun in einem Cutting Edge b2b

Style, der eine logische Ergänzung zur vorherrschenden Grazer Clubkultur darstellt. Im Live-Kontext werden mit Samplern und diversen Effekten improvisierte Synergien freigesetzt, die die Grenzen zwischen DJ und Live-Performance verschwimmen lassen.

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Auch heuer findet wieder das hoergeREDE-Festival für Text, Ton und Diskurs als Festival im Festival statt. An vier Tagen trifft im Kulturzentrum bei den Minoriten politische Dichtung auf Avantgarde-Rock, Spoken Poetry auf zeitgenössischen Tanz, Videokunst, Lectures und Diskussionen auf Gitarre, Schlagzeug und Bass, heuer zum Thema macht ² – light the power!

Mi 23.10.

Dom im Berg

20:00

Diskurs I

Festivaleröffnung in Kooperation mit dem ELEVATE-Festival

Do 24.10. Groszer Minoritensaal 20:00

Text.Ton.Stück I

Ann Cotten ++ Dat Politics

21:00

Intervention I

KAJKYT

21:45

Konzert

Hella Comet

23:00

Intervention II

Wrekmeister Harmonies ++ Alex Hacke ++ Chris Brokaw

0:00

DJ-Line

DJ Marcelle

fr 25.10. Imcubus Macht nach der Krise. Transparenzgesellschaft, simultane

19:15

Diskurs II

Demokratien oder Weltregierung? Podiumsdiskussion mit Rita Bischof, Isolde Charim und Roberto Nigro

20:00

Text.Ton.Stück II

Raphael Urweider ++ Philipp Schaufelberger

21:00

Intervention III

dieb13 ++ Phil Minton

21:00

Text.Ton.Stück III

Olga Flor ++ Electric Indigo

SA 26.10.

Groszer Minoritensaal, Imcubus

18:30

Diskurs III

Context Hacking: Some Examples of How to Mess with Art, the Media System, Law and the Market. Lesung und Gespräch mit Günther Friesinger und Johannes Grenzfurthner (monochrom)

20:00

Text.Ton.Stück IV

Marko Dinic ++ wolfwetz ++ SEAD Academy Members

21:00

Intervention IV

Fabian Faltin ++ Robert Prosser

21:30

Text.Ton.Stück V

FALKNER ++ bulbul

macht ² – light the power! Auch heuer findet wieder das hoergeREDE-Festival für Text, Ton und Diskurs als Festival im Festival statt. An vier Tagen trifft im Kulturzentrum bei den Minoriten politische Dichtung auf Avantgarde-Rock, Spoken Poetry auf zeitgenössischen Tanz, Videokunst, Lectures und Diskussionen auf Gitarre, Schlagzeug und Bass, heuer zum Thema macht ² – light the power! Wir leben umgeben von einer permanenten Präsenz der Macht. Schon das 20. Jahrhundert, die Zeit der verheerenden ideologischen Verirrungen, war das Jahrhundert der Macht. Desaströse Kriege, Faschismus und Stalinismus, Blockbildungen, eine globalisierte Ökonomie sowie perfektionierte Waffen- und Überwachungstechnologien lassen Macht zum zentralen Schlagwort in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden. Bertrand Russel hat bereits kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs dafür plädiert, Macht als Grundbegriff der Sozial- und Politikwissenschaften zu etablieren, so wie es ‚Energie’ in der Physik ist. Zuvor war es Friedrich Nietzsche, der in einer Zeit großer technischer Erneuerungen den Fokus auf das legte, was dem Menschen Antrieb, Verhängnis, Folter und Schwert wurde, dem Willen zur Macht als ‚blindes Streben zum Sein’ im ständigen Prozessen der Überwindung oder des Über-

wundenwerdens von Macht. Nun, am Beginn des neuen Jahrtausends, schreitet die Komplexität dessen, was wir unter Macht verstehen, weiter voran: Kein Begriff ist so sehr in der politischen und ökonomischen Alltagsrede verankert, und kein Begriff ist zugleich so uneindeutig. „Die Macht der Macht“, so mutmaßt Luhmann, scheine wesentlich auf dem Umstand zu beruhen, „dass man nicht genau weiß, um was es sich bei ihr eigentlich handele“. Macht, so Byung-Chul Han, entfalte ihr ganzes Potenzial in dem „breiten Zwischenraum zwischen Jubel und Zwang“. Was wir heute, vor einer tief zurückreichenden Kulisse der permanent vergegenwärtigten Vergangenheit, einer sich neu und unplanbar entfaltenden Zukunft in unseren simultanen Gegenwarten über Macht empfinden, inkludiert Emanzipation und Repression zugleich. Unsere Vorstellung von Macht öffnet sich hin zu einem amorphen Begriff. Assoziieren wir Macht noch bis in die 1980er mit Gewalt, totalitärer Willkür und Unterdrückung – stark geprägt von Machiavellis ‚Il Principe’ oder von Canettis Anthropologie der Macht mordender Meuten – beginnen systemische Denker wie Luhmann und Foucault Macht zunehmend als komplexes Kommunikationsmedium, als diskursiv horizontales Beziehungsgeflecht zu analysieren. Schon Max Weber beschrieb in den frühen 1920er Jahren Macht als „soziologisch amorph“, als offene und formbare „Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung

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den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen“. Auch Canetti kennt den Unterschied von Gewalt und Herrschaft, sieht beide aber als veränderte Formen desselben: „Aus der Gewalt des Jägers wird die Macht des Hirten“, schreibt er, aus dem nackten Machtakt des Tötens das verkleidete Spiel des Verwaltens. Weil Macht aber immer ein Verhältnis ist, endet sie mit der archaischen Überwältigung des Anderen. Wo keine Kommunikation, kein Diskurs, kein Ringen die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen immer wieder aufs Neue verhandeln lässt, da existiert die bloße canettische Destruktivität. „Macht tötet nicht einfach nur, sondern vor allem“, so pointiert Byung-Chul Han sein Plädoyer für einen produktiveren Machtbegriff, „vor allem lässt sie leben“. Zwar existiere der autonome Entscheidungsspielraum zwischen Handlungsalternativen innerhalb komplexer Machtstrukturen oft nur als Schein, aber auch Macht selbst basiert immer nur auf dem Schein derer, die an sie glauben. Die fruchtbaren Protestbewegungen, von den frühen Freiheitsfeldzügen des römischen Sklaven Spartakus, über den europäischen Völkerfrühling 1848 bis zur Antiatom- und Vietnamkriegs-Bewegung und den aktuellen „Revolutionen der Würde“ in Ankara, Teheran, Rio, Tunis oder Kairo zeigen, dass Macht immer eine Mehrheit braucht, deren Akzeptanz Voraussetzung für ihr Bestehen ist. Macht ist ein System des Dafürhaltens, das als Produkt sozial konstruierter Wirklichkeit nicht länger vertikal verknüpft wird; Macht ist (an)greifbar und offen formbar. Schon Hegel sprach von der willentlichen „Vereinigung der Einzelnen“, die Macht im Kern ausmache, realisiert nicht durch Gewalt und Kraft sondern durch „ihr Gelten im Bewusstsein“. „Was niemals aus den Gewehrläufen kommt, ist Macht“ formuliert den gleichen Gedanken rund 150 Jahre später Hannah Arendt. Innerhalb der Grenzwerte ‚Republik’ und ‚Totalitarismus’ sei wahre Macht immer die organisierte Pluralität des Handelns, ob im Konsens eines politischen Gemeinwesens oder als Bewegung

einer in Bewegung gehaltenen Meute. Auch Foucault hebt den etymologischen Kern als Handlungsprädikat hervor, Macht existiere nur „in actu“, als Machen im Prozess. Dass die Demokratisierung von Macht aber erst in den Kinderschuhen steckt, beschreibt seine These vom Transformationsprozess: Die ‚kontrollierte Befreiung’, die sich seit dem 17. Jahrhundert fortentwickelt, bilde jenen Übergang vom einstigen System aus Gewalt und Herrschaft, innerhalb dessen man sich des Lebens der Untertanen durch die kontrollierte Abverlangung von Dienstleistungen und Güter bemächtigte, hin zu einer komplexen Synthese von Freiheit und Zwang, die durch ein dichtes System aus „Anreizung, Verstärkung, Kontrolle, Überwachung, Steigerung und Organisation“ intrinsische Motivation der unterworfenen Kräfte freizusetzen versuchte. „Anstatt sie zu hemmen und zu vernichten“ sei Macht nun dazu bestimmt, „Kräfte hervorzubringen und zu ordnen.“ Macht, so fasst er zusammen, „ist produktiv; und sie produziert Wirkliches“. Dass Macht auch sich selbst produziert, ist eine Einsicht der jüngeren Machtforschung. Unter dem Schlagwort ‚Performanz der Macht’ erweitern eine ganze Reihe postmoderner DenkerInnen die verschiedenen Macht-Legitimationstypen, wie sie Weber in den 1920er Jahren unterschied: Macht ist nicht mehr nur der Glaube an die Vorbildlichkeit des charismatischen Führers, die Heiligkeit der Tradition oder die rationale Ordnung eines bürokratischen Rechtssystems, Macht ist Ergebnis von Sprechakten (Searle, Tänzler), Teil eines gesellschaftlichen Spektakels (Debord), verschleiert durch die Amüsements der Kulturindustrie (Horkheimer/Adorno) und, da sie ihre großen Legitimationserzählungen verloren haben, letztlich das instabile, stets potenziell kippende Produkt medialer Inszenierung (Baudrillard, Barthes). Macht wird heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, viel stärker mit Metaphern des Flüssigen und Prozesshaften als mit Körpern (Staatsgebäude, Führer, Maschine) verbunden.

In schnell wachsenden Marktwirtschaften wie Brasilien oder der Türkei zeigt sich genau dies: Die immer autoritätsskeptischer werdende Geisteshaltung junger, gebildeter und digital partizipierender Menschen führt zu einem Protest für mehr Freiheit und Demokratie, der nur mit dem gewaltsamen Einschreiten eines staatlichen Polizeiapparats bewältigt werden kann. Um autoritäre Macht aufrechtzuerhalten, bedarf es Unmengen an politischer, ökonomischer und kultureller Energien. Die Inszenierung von Macht einer klar abgegrenzten Führungsgilde hat ein natürliches Ablaufdatum; je opulenter sie inszeniert werden muss, desto offensichtlicher wird ihre Künstlichkeit. Zustimmung war immer schon die beste Voraussetzung jeder Macht. Und doch: Der Annahme eines natürlichen Ablaufdatums totalitärer Macht widerspricht eine existenziell gefühlte Ohnmacht, die gegenwärtig ebenso stark ausgeprägt ist wie der Wunsch nach Veränderung. Die ungeheure Machtsteigerung multinationaler Konzernverbände, die göttliche Überhöhung kapitalistischen Wirtschaftens, die Auswirkungen ökologischer Eingriffe und unübersichtliche Konfliktlagen nähren Opportunismus und Resignation. Ist es zu früh für Optimismus, obsiegt die anthropologisch konstante Sehnsucht nach Geborgenheit und Führung? Ist sie stärker als die dem Menschen gleichsam innewohnende Sehnsucht nach Autonomie, Würde und Freiheit? Die foucaultsche Vorstellung von tief in den sedimentierten Grundlagen unserer Kultur verborgenen Herrschaftsstrukturen warnt vor einer Gegenwart, die trotz der realen Möglichkeiten der Selbstermächtigung, des Eingriffs und der Mitgestaltungen immer wieder die alten, klar führenden Pfade suchend vor Freiheit zurückschreckt. Das einende Merkmal einer vielgestaltigen Genealogie der Macht, so Giogio Agamben, sei die Souveränität des ‚Homo Sacer’, des ‚heiligen’ oder ‚verfluchten’ Menschen. Das heurige Festival ist dem Glauben verschrie-

ben, der aufrechterhält, was sonst unverändert bliebe, und viel mehr noch dem Widerspruch, der negiert, was bleibt, so lange es bejaht wird. Macht hoch zwei heißt: light the power - macht: Macht!

TAG I Eröffnet wird die vierte Festival-Edition zum Thema „macht hoch 2“ von einer der radikalsten Stimmen sprachkritischer Literatur-Avantgarde: Ann Cotten, 1982 in Iowa, USA, geborene, seit Kindheitstagen in Wien sozialisiert, Lyrikerin, Übersetzerin, Aktivistin und Literaturtheoretikerin, deren akribische Aktualisierung tradierter Formen für experimentelle Textarbeit sie neben ihrem politischen Blick auf Schreiben, Denken und Leben zu einer der profiliertesten Vertreterinnen avancierte Gegenwarts-Lyrik gemacht haben. Ihr spezielles Interesse an den Eigendynamiken systemischer Machtinstrumente - in literarischen Gattungen, im Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen oder im Spannungsfeld von Selbstermächtigung, Postdemokratie, Verweigerung und Engagement - machen sie zu einer relevanten (Mit) Denkerin des heurigen Leitmotivs und zu einer spannenden Lecture-Performerin bei der Festival-Eröffnung im Dom im Berg im Rahmen der ELEVATE-Eröffnungsshow.

TAG II Infos zum Programm siehe Seite 11

TAG III Der dritte Festivaltag eröffnet in der Minoritengalerie mit der zentralen Podiumsdiskussion des Festivals, die sich unter dem Titel „Macht nach der Krise. Transparenzgesellschaft, simultane Demokratien oder Weltregierung?“ dem vielfältigen Macht-Begriff in seinen gegenwärtigen Möglichkeitsformen

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widmet: Ausgehend von terminologischen Begriffsbestimmungen, die das Spannungsfeld von Repression, Steuerung, Verordnung vs. Engagement, Ermöglichung und Emanzipation abstecken, soll es um brennende Fragen der Gegenwart gehen: Wie kann dem mangelnden Steuerungspotenzialen der Politik angesichts einer ungebrochen globalisierten Ökonomie neues Potenzial verliehen werden, ohne demokratische Strukturen zu gefährden? Welches Möglichkeiten, welche Gefahren stecken in den Verheißungen der digitale Demokratie und anderer Mitbestimmungstools? Wohin verschiebt sich das Souverän gegenwärtig - Postdemokratie, Simultane Demokratien oder Open Society? Woher rührt die Diskrepanz zwischen den vielfältigen Mitgestaltungsmöglichkeiten der ‚Offenen Gesellschaft‘ und einer gefühlten Ohnmacht, die den mentalitätshistorischen Status Quo genauso kennzeichnet, wie ein starkes Aufbruchs- und Erneuerungsbedürfnis? Namhafte PhilosophInnen, WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen und JournalistInnen wie Rita Bischof, Roberto Nigro, Isolde Charim und Klaus Firlei diskutieren diese und andere Fragen, stets mit Blick auf künstlerische Strategien und Werke, in denen sich diese Fragen spiegeln. Das künstlerische Programm im Anschluss transzendiert die konkreten Fragen der Diskussion in die Sphäre klangkünstlerischer Abstraktion. Den Auftakt macht der Schweizer Experimentalgitarrist Philipp Schaufelberger mit dem Dichter und Theatermacher Raphael Urweider. Schaufelbergers musikalisches Schaffen spannt einen hintersinnigen wie virtuos explosiven Bogen über die Gräben zeitgenössischer Musiklandschaften, deren Geografien er mit einmal schrofferen, einmal weicheren Morphologien durchzieht. Multimediale Opernproduktionen mit dem ‚ensemble für neue musik zürich’ finden sich ebenso wie kompositorische Tätigkeiten für Hörspiele und Jazzkollaborationen mit Größen wie Dewey Redman, Paul Motian, Greg Osby und Peter Herbert. Der 1974 geborene

Urweider zählt seinerseits zu den wichtigsten Gegenwartsautoren der Schweiz. Theaterstücke ua für das Maxim-Gorki-Theater oder das Hamburger Schauspielhaus, Auftritte als Rapper der HipHop-Gruppe L’deep oder seine Tätigkeit als Leiter des Schlachthaus Theaters Bern machten ihn international bekannt. Sein sprachlich sinnliches Feinsensorium lotet häufig die Grenzen zwischen Material und immateriellen Bewusstseinsinhalten aus, seine Gedichte sind nicht mehr Spiegel einer Welt, die feststünde in normierter Deutlichkeit, sondern Handlungen in und mit Sprache, sind fraktale Verzweigungen politisch, sozial und vor allem sprachlich vorgeformter Wirklichkeitsräume, deren einstige Totalitarismen Urweider poetisch destruiert. Nicht zu letzt sind seine Texte hochrhythmisierte Sprachspiele voller Humor, Ironie und Gegenwart. Als akustisch installative Intervention wartet danach der britische Vokalist, Avantgarde-Jazzer und Improvisationsmusiker Phil Minton mit dem Gründer des heimischen Sub-Musik-Netzwerks klingt.org, dieb13, auf. Bestückt mit mehreren interagierenden Plattenspielern, selbst gepressten Experimental-Dub-Plates, diversen elektronischen Divices begleitet, überlagert und untermalt dieb13 die beeindruckende lautpoetische Vokalkunst von Phil Minton, der zu den gefragtesten Lautartisten der freien Improvisationsszene zählt. Seine hier subtilen, bald ins Ekstatische, immer ins Humorvolle reichende Stimmeskapaden zählen zu dem Spannendsten, das zeitgenössische Lautpoesie zurzeit parat hält. Die abstrakten Noise-Flächen von dieb13, auf, neben, unter und in denen die Lautpoesie von Minton changiert, speisen sich einmal aus den Selbstlauten und Feedbackschleifen miteinander verknüpfter Plattenspieler, zum anderen aus Field-Recordings, Rundfunk-Mitschnittn und Aufnahmen von geopolitisch brisantem Zeitgeschehen wie Demonstrationen, Reden, Kriegsschauplätzen. Als Verfechter der Open-Source-Idee mit Wurzeln in der

phil minton

musique concrete erhebt er den konstruktiven Kontrollverlust der Fluxusbewegung zum Arbeitsprinzip seiner stets immer auch fein organisierten Klangstrukturen. Eine speziell für die quadratische Raumstruktur des ‚ImCubus’ produzierte Mehr-Kanal-Installationen bespielen im Anschluss die Komponistin, DJain, Linguistin und international beachtete Elektronik-Musikerin Susanne Kirchmayr, die als Electric Indigo zu den Wegbereiterinnen der Techno-Kultur zählt und mit ihrem Netzwerk „femal pressure“ das erste feministische Techno-Label gründete. Der Text, den Susanne Kirchmayr abstrahieren, filtern, zerstückeln und wieder zusammenführen wird, stammt von der sozialpolitisch hochsensiblen Prosaautorin Olga Flor. Ihre viel beachteten Bücher handeln von Macht, Schuld und Ausweglosigkeit im angebrochenen postdemokratischen Zeitalter, von dem als überwunden geglaubten Autoritären, vom Wunsch nach Würde und Menschlichkeit im alltäglichen Wahnsinn des Spätkapitalismus. Kirchmayrs fragile Kompositionen changieren zwischen Club und Avantgarde, speisen sich aus wuchtigen Lärmkaskaden, klaren Soundstrukturen, tiefen Bässen und einem verfremdenden, immer präzisen Spiel mit Rhythmus, Mikrotonalität und verschobenen Phasenstrukturen. Kommt Text ins Spiel, sind es die kleinsten Bausteine der Sprache, die Bedeutungsschichten des Textes, die Starrheiten eines Verweissystems, das sie aufzulösen und neu zusammenzusetzen versteht. Gemeinsam mit Olga Flors minutiöser Spracharbeit gelingt ein sinnliches wie sinnbildliches Ringen um Ausdruck, Selbstbestimmung und Widerständigkeit im Grotesken, das eng verfloch-

dieb13

olga flor

ten mit konkreten mentalitätshistorischen Begebenheiten immer als gesamtheitliche, naturwissenschaftlich distanziert erzählte Parabel des überforderten Individuums im Schatten übermächtiger, (post)totalitärer Systeme gelesen werden will.

TAG IV Der letzte Spieltag wartet mit vier weiteren Highlights des heurigen Festivalprogramms auf: Ein Tanzstück mit Glitch-Sounds und Cut-Up-Lyrik, eine Rauminstallation in streng barocker Tradition mit Spoken-Word und Fluxus-Einflüssen, exaltierter Avantgarde-Rock mit Textperformance und eine experimentelle Buchpräsentation von und mit: monochrom, die den Auftakt des letzten Spieltages gestalten. Günther Friesinger und Johannes Grenzfurthner, Mitgründer der famosen KünstlerInnengruppe monochrom, haben unlängst ein Buch mit dem Titel ‚Context Hacking: Some Examples of How to Mess with Art, the Media System, Law and the Market’ editiert, ein Sammelsurium anarchisch subtiler Interventionen im öffentlichen und halböffentlichen Raum, die die sozialen Codes der im Titel benannten Felder Medien, Gesetz, Markt und Kunst offen legen, zersplittern, unterwandern, in sie eingreifen und manipulieren, kurz: kontext-hacken. Was sich hinter diesem Terminus verbirgt und wie

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mit künstlerischen Strategien - der Narration, der Verfremdung, der Verzehrung, Verdichtung, Subversion oder Überhöhung (etc) - in bestehende kulturelle Bedeutungszuschreibungen interveniert werden kann, wie bestehende soziale Codes, Machtgefüge und -Strukturen ausgehöhlt, irritiert oder destabilisiert werden können, dem geht die eigens für das Festival ausgearbeitete Präsentation des Sammelbandes nach. Der junge serbische Dichter Marko Dinic präsentiert ein multimediales Text.Ton.Stück, das gemeinsam mit den beiden SEAD-Tänze-

rInnen Andrea Julia Gunnlaugsdottir (Island) und Eyal Bromberg (Israel) künstlerische Kongruenzen unterschiedlicher Formen erforscht. Gemeinsam mit den elektroakustischen Klangflächen des in Glitch-Kreisen hoch geschätzten Experimental-Musikers wolfwetz eröffnen sie ein Feld, das räumlich körperliche, textuelle und akustische Strukturen verwebt. Ihr Festivalbeitrag „attempt #2 : unison : feld“ basiert auf einem Text von Marko Dinic, der sich sowohl inhaltlich als auch formal mit Machtstrukturen auseinandersetzt. Field Recordings, Collage und Cut-Up-Techniken, Gleichklang, Dissonanz

Andrea Gunnlaugsdóttir

marco dinic

wolfwetz

electric indigo

fabian faltin

bulbul

robert prosser

Eyal Bromberg

falkner

und die unmittelbare Präsenz des Körperlichen sind die Basis für das konzeptuelle Feld, auf dem sich die TänzerInnen bewegen. Aufgenommene Wirklichkeitssplitter aus industriellen oder hegemonialen Räumen, in einzelne Laute aufgebrochene Sprachfragmente und Klänge aus dem Open-Source Fundus bilden den akustischen Ausgangspunkt für den Klangteppich, der als Ton mit Text und Tanz immer wieder ausgerollt, zerstückelt, versteckt und wieder hervorgerollt wird. Die Intervention des letzten Spieltages stammt von der häufig für großes Aufhorchen sorgenden Beat- und Fluxus-Combo Faltin & Prosser, das sich aus dem Autor, Konzeptkünstler, Barockgärtner und Musiker Fabian Faltin und dem jungen Dichter, Essayisten und Text-Performer Robert Prosser zusammensetzt. Mit Schlagzeug, präparierten Küchengeräten, Stimmkraft und einer aufwändigen Videoinstallation nutzen sie die barocke Architektur des Minoritensaals für eine allegorische Reise durch Paradiesvorstellungen, Heilserwartungen, Machtfantasien und Ohnmachtsgefühlen, wie sie im Laufe der Zeit den Menschen beflügelten und lähmten. „Leitbild“, so heißt es in ihrem Konzeptentwurf, „ist der Apfel als Allegorie von Macht und Schwerkraft, Verführung und Selbstversorgung, Zucht und Wucher“. Den Abschluss des diesjährigen Festivals bildet die Sound.Performance von der Autorin FALKNER gemeinsam mit der Avantgarde-Rockband bulbul. Beide sind bekannt für ihre außergewöhnlichen Live-Shows, FALKNER als Text- und Performancekünstlerin, bulbul als klassisch mit Gitarre, Bass und Schlagzeug besetzte, höchst ungewöhnliche, bizarre, subtile, unerwartete Sounds kreierende Rockband. Falkner, die seit 2005 mit Literatur- und Kunstprojekten aller Art, mit Performances, Installationen und Interventionen in (semi-)öffentlichen Räumen künstlerische Taktiken der Konfrontation durchdekliniert, verleiht der performativen Dimension von Sprache immer wieder neue, radikale Impulse. Besonderes Aufsehen erregt sich mit der Aktualisierung einer alten proklamatischen Textsorte, der Manifest-

verkündungen, die, stets von „utopischem Überschwang“, „anarchistischer Unschuld“ getragen, die essentielle theatralische Komponente des Aktes der Stellungnahme mit dem körperlich-materiellen Charakter von Texten verbindet. Der technisch perfekte Artrock, den die umtriebigen Jungs von bulbul auf subtile und wuchtige Weise aus ihren Instrumenten zaubern, sorgt im Rahmen der gemeinsamen Manifestverkündung „Manifest 41“ für unerwartete Wendungen der obskuren, rauen, immer einzigartigen Form. Das „utopisches Ausgreifen über die Wirklichkeit hinaus“, das immer auch mitgedacht wird, versucht letztlich das zu erschaffen, was als offenbarter Wille immerwährend vorantreibend aus der Ohnmacht, der Tragik, aus der gequälten Resignation hinausführt: eine immer fort gesponnene Imagination neuer Realität. Dem sei das heurige Programm gewidmet wir freuen uns mit euch! Für das Programmteam, Christian D. Winkler

Eine Kooperation des Kulturzentrums bei den Minoriten mit dem Elevate-Festival und dem Büro für Text und Ton. Künstlerische Leitung: Christian D. Winkler Co-Kuration: Mag. (FH) Sebastian Erlach Co-Kuration und Konzept: Dr. Birgit Pölzl Künstlerische Assistenz: Birgit Schachner, BA; Lisa Dreier, MA

T I C K E T S und I N F O:

AK: Pay as you wish (AK am 24.10.: €12,-) VVK: (inkl. Sitzplatzreservierung und Buffet) Festivalpass €28,- / €18,Tagesticket €15,- / €8,50,Tagesticket am 24.10.: €10,Diskurs bei freiem Eintritt; Elevate-Tickets gültig für alle hoergeREDE Veranstaltungen. VVK über [email protected] oder unter: Tel.: +43 / 316 / 71 11 33 (DI - FR 9.00 - 17.00 Uhr).

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Donnerstag, 24.10.2012

ELEVATE LAB

Instant Choir – Human Resources forming an Instrument w/ Mimu Merz ( Part 1)

Drei Tage lang vermitteln Künstler*innen praktisches Wissen aus den Bereichen Musikproduktion, Digital DJing und Visual Art in Form von Workshops und Lectures im Forum Stadtpark. Theorie & Service für Musikschaffende.

„Wherever we are, what we hear is mostly noise. When we ignore it, it disturbs us. When we listen to it, we find it fascinating.“ The Future of Music: Credo (1937)

Im Rahmen der Music Talks gewähren am Festival auftretende Künstler*innen Einblicke in ihre persönliche Historie und in ihre individuellen Zugänge zu Musikproduktion und Rezeption.

Mimu Merz lädt zu einem Vokal-Workshop, um die Wahrnehmung in Bezug auf Stimme, Raum & Umgebung neu auszuloten. Zweiteiliger Workshop. Kein Vorwissen notwendig.

Programmübersicht:

Part 1: Vorstellung einiger experimenteller Vokalist*innen, Video-/Hörbeispiele. Stimmexperimente: jede*r für sich, in der Gruppe, Versuchsanordnungen im Raum.

Do 24.10.

Forum Stadtpark / Keller

17:00 – 19:00

Instant Choir (Part 1)

Mimu Merz

20:15 – 21:45

Elevate Music Talks: female:pressure – Perspektiven

Electric Indigo & DJ Marcelle

FR 25.10.

Forum Stadtpark / Keller

14:00 – 16:00

No Screen is our Screen

OchoReSotto

16:30 – 18:30

Try to save your Song – Free / Libre Open Source Audio Software

Peter Plessas

20:15 – 21:45

Elevate Music Talks

Ron Morelli uvm.

SA 26.10.

Forum Stadtpark / Keller / PUBLIC SPACES

16:00 – 18:00

Instant Choir (Part 2)

Mimu Merz (in public)

16:30 – 18:30

Listening is the Key

Stellar Om Source

20:15 – 21:45

Elevate Music Talks: The true (?) spirit of Techno

Tina 303 & Move D

Workshops: Bitte rechtzeitig per Online-Formular anmelden! Alle Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt statt!

Part 2: Anwendung der entwickelten Versuchsanordnungen in verschiedenen klanglichen Räumen (indoor und outdoor). Kurze Blindwalks in verschiedenen Umgebungen.

Elevate Music Talks: female:pressure – Perspektiven w/ Electric Indigo & DJ Marcelle Moderation: IZC (Skug / Dubsquare) Electric Indigo wird im Gespräch mit DJ Marcelle („the female John Peel“) female:pressure vorstellen – ein Netzwerk für Frauen in elektronischer Musik und digitalen Künsten –, das sie vor 15 Jahren gründete. Nach einem kurzen Überblick über die Geschichte des Netzwerks wird Electric Indigo auf die Aktivitäten 2013 eingehen, die mit einer Studie über den Frauenanteil in der Szene begannen und über eine gemeinsame Presseerklärung bis zu einem Festival in Berlin führten. Thema wird auch die daraus entstehende Dynamik in der medialen Rezeption und innerhalb der aus ca. 1300 Künstlerinnen aus 58 Ländern bestehenden Gruppierung sein. Da bei dem im September in Berlin veranstalteten Perspectives-Festival eine Reihe von Talks und Panels stattfinden wird, die nicht nur den Status quo und die herrschenden Mechanismen der Booking- und Medienstrategien erörtern, sondern im gemeinsamen Diskurs Möglichkeiten finden wollen, wie die Szene geöffnet und geändert werden kann, wird auch ein Resümee der dort gewonnenen Erkenntnisse wichtiger Teil der Veranstaltung sein. DJ Marcelle und Electric Indigo werden diese Aspekte gemeinsam beleuchten. Nicht zuletzt soll zusammen mit den Teilnehmer*innen das Elevate Festival selbst hinsichtlich seiner Diversität durchleuchtet werden.

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DIGITAL:

IST BESSER!

Freitag, 25.10.2012 Einblick in verschiedene freie und quelloffene Programme zum Musikmachen, erläutert deren Vorteile und Herausforderungen und beleuchtet den Technologie-Markt für Musiker*innen kritisch.

Samstag, 26.10.2012

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BILD a b GERRIT DOU - A YOUNG LADY PLAYING A CLAVICHORD

No Screen is our Screen w/ OchoReSotto Legt eure Scheuklappen ab! Gebrauch heißt Verfügbarkeit. Von analoger zu digitaler Projektion. OchoReSotto sind Filmemacher*innen und Künstler*innen, die schon viele Kurzfilme, Musikvideos und Kunstfilme realisiert haben. OchoReSotto bevorzugen es, mit alten Medien wie Super 8 oder 16 mm zu arbeiten. Sie waren die Resident VJs für den Verve Jazz Club in Berlin und haben für Künstler*innen wie Elvis Costello gearbeitet. Sie lieben es, analoge Projektion mit digitalen Quellen zu vermengen. Ihre Visuals konnten bereits am Life Ball, bei c/o pop, Popkomm und anderen europäischen Festivals gesehen werden.

Instant Choir – Human Resources forming an Instrument w/ Mimu Merz (Part 2) Siehe oben! (Seite 45)

Listening is the Key w/ Stellar OM Source Zuhören ist der Schlüssel. Klingt an sich logisch, aber wann hast du dir zuletzt so richtig Musik angehört? Zusammen werden wir uns ein paar Stücke aus der aktuellen elektronischen Musikgeschichte anhören und sie analysieren. Die zweite Hälfte des Workshops widmen wir dem Anhören von Musik während des Produzierens oder Komponierens.

Elevate Music Talks: The true (?) spirit of Techno Sozialisation – Politischer Background – Diskurs w/ Tina 303 & Move D Moderation: IZC (Skug / Dubsquare)

Try to save your Song – Free / Libre Open Source Audio Software w/ Peter Plessas Fernab von kommerziell vertriebener und beworbener Musik-Software gibt der Musiker und Forscher Peter Plessas einen

Entstanden in einer heruntergekommenen postindustriellen Stadt, beeinflusst von Alvin Tofflers Future Shock und Hakim Beys Konzept der Temporären Autonomen Zone, gedacht als antikommerzielle Gegenbewegung zum Thatcherismus in Großbritannien und eine Ablehnung des Superstar-Gestus. Das alles war (?) Techno! Techno und Rave Culture haben starke gesellschaftliche und politische Aspekte. Wie geht man um mit einer längst massentauglich gewordenen kommerzialisierten Backlash-Version, die ein Millionen-Business geworden ist?

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Generative Design meets Elevate 2013 Im Vorjahr präsentierte sich das Motto Elevate the Apocalypse durchaus passend im Gewande eines vergangenen Weltbildes: Als händisch gezeichnetes Unikat öffnet der mittelalterliche Turm. Sein mechanisches Inneres reckt uns starre Bauteile der Welt entgegen. Die Unantastbarkeit der Dinge ergießt sich in einen fabelhaften Fatalismus, der sich außer dem Ende von allem und jedem eigentlich nichts mehr vorstellen kann. Gegensätzlicher dazu hätte das diesjährige Diskursthema Elevate Open Everything? gar nicht ausfallen können: Digitale Medien ermöglichen in nie gekanntem Ausmaß den Zugang zu Wissen und Information und die direkte Interaktion und aktive Beteiligung bei Produktion und Distribution. Diese technologischen Entwicklungen treten in Konflikt mit der Eigentumslogik vorgehender Zeitalter. Immaterielle Güter wie Ideen, Kreativität, Wissen und Information sind kaum jemals einem/einer einzigen Urheber*in zurechenbar und eignen sich nicht zum Privateigentum. Die wesentlichen Fragen sind nicht mehr, wem etwas „gehört“, sondern die der Zugangs- und Nutzungsrechte. Diese Überlegungen inspirierten das aktuelle Design. Das Elevate-Logotürmchen wurde aus seinem ikonischen Korsett befreit: Es mutiert, rotiert, explodiert, mäandert und oszilliert zwischen konkreten Darstellungen und völliger Destruktion. Das Bild wird nicht mehr von Hand geschaffen, sondern ist ein visuelles Konzept, welches in ein Regelwerk übertragen wurde, um dann in einer

Programmiersprache in Form eines Codes umgesetzt zu werden. Ein solches Programm erzeugt nicht nur ein Bild, sondern kreiert durch Modifikation von Parametern ganze Bilderwelten.

Fig. 4

Fig. 5

Die Grafiken wurden mittels Processing generiert, einer mittlerweile etablierten Open-Source-Software, die von Künstler*innen, Designer*innen und Wissenschaftler*innen für unterschiedlichste Projekte genutzt wird. Erwähnenswert ist die großartige Online-Exhibition von auf Processing basierenden Projekten, welche ebenso installative Arbeiten wie künstlerische Herangehensweisen im Bereich Datenvisualisierung dokumentiert: www.processing.org. Umgesetzt wurde dieses Projekt von Leonhard Lass, seines Zeichens visueller Künstler und Teil des Kollektivs Depart, der sich seit Jahren mit generativer Grafik beschäftigt, und von Mimu Merz, welche sich zwischen Musik, Visual Arts und Konzeptkunst bewegt. Florian Sattler und Roland Oreski komplettieren das Team in den Bereichen Implementierung und Umsetzung.

processing

We wish you a great time. Fig. 3

Fig. 2

Fig. 1

DA LOHNT SICH DER BLICK ÜBER DEN ZEITUNGSRAND. Als Partner des Elevate-Festivals wünscht die Kleine Zeitung gute Unterhaltung.

Fotocredit: Lupi Spuma

WWW.BIORAMA.AT WWW.FACEBOOK.COM/BIORAMA

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RECYCLED

Drucken Sie schon auf Recyclingpapier?

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