Impressum: Das Hörbuch-Journal ISSN X. Herausgeber: MetaGIS-Systems Inh.: Matthias Werner Enzianstraße 62 D Mannheim

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Author: Simon Baumann
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Impressum: Das Hörbuch-Journal ISSN 1868-582X

*Versandkostenpauschale

Verantwortlicher Redakteur: Matthias Werner

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Herausgeber: MetaGIS-Systems Inh.: Matthias Werner Enzianstraße 62 D-68309 Mannheim Postanschrift: Postfach 410233 D-68276 Mannheim Telefon: 0621/72 73 91 20 Fax: 0621/72 73 91 22 Steuer PID: 68150/2837 E-Mail: [email protected] Web: www.metagis.de HTU

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Hallo Hörbuchfreunde,

Im sechsten Beitrag stellen wir Ihnen einen Psychothriller vor, der nicht unverdient die Bestseller-Listen stürmt.

ich freue mich, Ihnen auch in diesem Monat wieder eine neue Ausgabe des Hörbuch-Journals präsentieren zu können.

Im achten Beitrag stellen wir Ihnen die ersten beiden Bände einer packenden englischen Polizei-Thriller-Reihe vor. Natürlich in deutscher Sprache und vollständiger Lesung.

Diesmal sind es vierzehn Beiträge, in denen wir Ihnen hörenswerte Audio-Literatur für große und kleine, junge und alte Leute – und natürlich alle »dazwischen« – vorstellen. Triskaidekaphobiker können also ganz entspannt zuhören und in der Druckausgabe blättern. Den Anfang bestreiten zwei belletristische Romane, die man auch mit Goethes Gedicht über die Blätter des Gingko-Baums charakterisieren könnte:

Ist es Ein lebendig Wesen, Das sich in sich selbst getrennt? Sind es zwei, die sich erlesen, Daß man sie als Eines kennt? Darauf folgen zwei eindringlich erzählte Familiengeschichten, die ihre vom Krieg fast zerstörten Schauplätze auf ganz eigene Weise in ein neues Licht rücken. Mit dem fünften Beitrag, einem herausragenden Thriller, der sich nicht einfach in eine Genre-Schublade pressen lässt, eröffnen wir das Kapitel für Freunde des gehobenen Nervenkitzels.

Darauf empfehlen wir Ihnen eine kleine Zeitreise, die Sie in das Berlin der Märzrevolution versetzen kann. Mit dem zehnten Beitrag beginnen wir unsere Empfehlungen für Liebhaber Phantastischer Literatur: Dreifacher Hörgenuss – (leider) mit Suchtcharakter. Es folgt ein spannendes Abenteuer für junge Hörer, das auch Erwachsenen viel Spaß machen kann. Weitere empfehlenswerte Kinder- und Jugendhörbücher finden Sie in der hr2 kultur-Bestenliste August 2015, die nicht nur in diesem Sektor ganz unseren Geschmack trifft. Den krönenden Abschluss bildet ein Hörspiel im Look der 1950er Jahre, das, im aufwändigen KunstkopfsteriofonieVerfahren aufgenommen, ein ganz besonderes, dreidimensionales Hörerlebnis bietet. Lehnen Sie sich also entspannt in Ihrem Sessel zurück und lassen Sie sich von mir informieren.

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Unter dem Zuckerguss Es war der Sommer des Jahres 1970. Ende Juni oder Anfang Juli, jedenfalls war es bis zum Beginn der Sommerferien in Bayern noch einige Wochen hin. Ich hatte mir aus der Bibliothek meiner Mutter WER DIE NACHTIGALL STÖRT stibitzt und sie hatte es sehr viel früher als sonst – nämlich schon nach einer knappen Stunde – bemerkt. Sechzehnjährige »große« Brüder können eine wahre Pest sein, wenn es ihnen plötzlich in den Sinn kommt, dass sie ihre zwölfjährige »kleine« Schwester »beschützen« müssen. So entspann sich die übliche Diskussion, ob ich schon alt genug sei, das Buch zu lesen. Meine Großmutter erinnerte sich nur an den Film mit Gregory Peck (den ich natürlich nicht gesehen hatte), und fand, ich sein noch zu jung. Meine Mutter schlüpfte reflexartig in die Rolle des Advocatus Diaboli und argumentierte, dass Scout ja auch erst elf Jahre alt und damit als Identifikationsfigur für mich recht gut geeignet sei. (Es war acht Jahre her, dass sie das Buch gelesen hatte und ihr Gedächtnis spielte ihr wohl einen kleinen Streich: Als Scout die Geschichte erzählt, ist sie bereits erwachsen.) Minnie Malkowsky, meine Nenntante, die später zu meiner Mentorin werden sollte, nickte zustimmend und sagte zur meiner Mutter: »Auf die Fragen, die da auf dich zukommen, kannst Du jetzt schon gespannt sein!« Ihre Augen blitzten vor Freude – aber der knochentrockene Tonfall und das maliziöse kleine Lächeln passten nicht so recht dazu. Ich spürte sofort, dass es da etwas zu entdecken gab und stürzte mich mit Feuereifer in die Lektüre. 4

Oh ja, ich hatte Fragen und was für Fragen! Warum im deutschen Titel aus »töten« das viel harmlosere Wort »stören« und aus der Spottdrossel (»Mockingbird« hatte ich extra nachgeschlagen) eine Nachtigall geworden war, und ob die Familie Fink etwa deutscher Abstammung sei, waren noch die einfachsten davon. Warum sich Weiße, selbst wenn sie wie die Ratten lebten, für besser hielten, als Schwarze; warum …, warum …, warum… Ich hatte Dutzende von Fragen, befand Atticus Finks Handeln und Ansichten in vielen Situationen für inkonsequent und gar nicht so heldenhaft und hielt ihn nach seiner Reaktion auf Bob Ewells Tod einfach nur für begriffsstutzig. Aber, warum eigentlich nur »vor Gericht allen Menschen, von welcher Farbe des Regensbogens sie auch sein mögen, das gleiche Recht zuteil werden sollte« (mit starker Betonung auf dem Wörtchen »nur«), war wohl die entscheidende Frage. Minnie beantwortete sie alle mit absoluter Ehrlichkeit und unverhohlenem Abscheu für die Rassentrennung. Sie bestätigte mich durchaus darin, dass Atticus Fink eine ambivalente, im Alltag keineswegs vorurteilsfreie Figur sei und verpasste mir meinen ersten Spitznamen: »Miner« – weil ich mich, wie sie sagte, »wie ein Bergmann durch den Zuckerguss gegraben« hatte, »der Atticus’ latenten Rassismus überdeckt«. Sie erklärte mir aber auch, warum WER DIE NACHTIGALL STÖRT ein so erfolgreiches und vielgeliebtes Buch wurde und warum Harper Lee 1961 dafür zu Recht den Pulitzerpreis erhalten hatte: Weil unvergessliche Figuren, menschliche Güte und leiser Humor den Roman auszeichnen und weil er für viele seiner Leser einen ersten Schritt auf

dem richtigen Weg darstellt, dem Weg der Bürgerrechtsbewegung, dem Weg aus der Apartheidpolitik hin zu einer Demokratie, welche die Ideale realisiert, die in der Präambel der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung festgeschrieben sind: »We hold these truths to be selfevident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.« Ein schöner Gedanke – ein weiter Weg.

von der großen Eva Mattes, die seit ihrem 12. Lebensjahr die deutschsprachige Film- und Theaterlandschaft prägt. Sie arbeitete mit Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder, Peter Zadek und Werner Herzog zusammen und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Als Jane-Austen-Interpretin feiert sie große Erfolge. Wer ihre lebendige, kluge Stimme einmal gehört hat, vergisst sie nicht wieder. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/01hpb.mp3 HTU

Vielleicht tut man gut daran, den Zuckerguss unangetastet zu lassen und sich einfach der Magie des literarischen Textes hinzugeben. Denn es stimmt natürlich, dass Harper Lee in ihrem Roman den Zauber und die Poesie einer Kindheit im tiefen Süden der Vereinigten Staaten heraufbeschwört: Die Geschwister Scout und Jem wachsen im Alabama der 1930er Jahre auf. Als ihr Vater, der Anwalt Atticus Finch, einen wegen Vergewaltigung angeklagten Schwarzen verteidigt, bricht die Wirklichkeit jäh in ihre behütete Welt ein. Finch lehrt seine Kinder Verständnis und Toleranz, allen Anfeindungen und Angriffen ihrer »ehrbaren« Mitbürger zum Trotz. Heute sehe ich diesen Zauber in erster Linie in dem Verlangen, das er in seinen Rezipienten erweckt: Den Wunsch, noch einmal die Freuden der Kindheit zu erleben, das Bedürfnis nach Anstand, Verständnis und Toleranz, die Sehnsucht nach einer besseren, gerechteren Welt. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/01hpa.mp3 HTU

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Nun, 55 Jahren nach seinem Erscheinen, gibt es endlich eine deutsche Hörbuchfassung dieses Klassikers, gelesen

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Mattes Lesung (in der aus dem Namen Fink erfreulicherweise wieder das originale Finch wurde) ist hinreißend. Sie lässt ihre Zuhörer tief in eine längst vergangene Welt und das innere Erleben der Figuren eintauchen. Sie lässt sie den heutigen Alltag vergessen, die Unstimmigkeiten des Textes überhören und den Zauber des Romans seine ganze Kraft entfalten. Schöner kann man diesen literarischen Klassiker nicht sinnlich erfassen. Maran Alsdorf (07/2015)

Harper Lee: WER DIE NACHTIGAL STÖRT (TO KILL A MOCKINGBIRD. 1960 Aus dem Amerikanischen von Claire Malignon. 1962) Ungekürzte Lesung von Eva Mattes Regie: Vera Teichmann Berlin, Argon, März 2015 ISBN: 978-3-8398-1389-8 10 CDs, 167 Tracks, 741 min. 29,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

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oder DAISY-Edition ISBN: 978-3-8398-5245-3 1 MP3-CD in Amaray-Box mit Brailleetikett 29,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Ungeschminkt Es dürfte wohl jedem, der Zeitung liest, unmöglich sein, noch nichts davon gehört zu haben: 55 Jahre nach ihrem Debüt erscheint ein zweiter Roman von Harper Lee! Das Manuskript entstand bereits in den fünfziger Jahren, als Nelle Harper Lee in New York lebte und zuweilen ihren kränkelnden Vater in Monroeville, Alabama, besuchen fuhr. Monroeville diente dem fiktiven Maycomb als Vorbild. Es war Harper Lees erstes Buch. Ihre damalige Lektorin Therese »Tay« von Hohoff Torrey wünschte sich von ihr eine Überarbeitung, eine aus der Perspektive der kleinen Scout erzählte Geschichte. Aus den Erinnerungssequenzen von GEHE HIN, STELLE EINEN WÄCHTER wurde so WER DIE NACHTIGALL STÖRT. 6

Die Textmenge, die seit der Ankündigung der Veröffentlichung im Februar dieses Jahres über den Roman verfasst wurde, sowohl über die seltsamen Umstände, die zu seiner »Wiederentdeckung« führten wie auch über den »rassistischen Doppelgänger« des »Lieblingsbuchs aller Amerikaner«, beläuft sich auf ein Vielfaches der 288 Seiten des Originals bzw. der 320 Seiten der deutschen Fassung. Wie die inzwischen 89-jährige, schwerhörig und fast blind in einem Altersheim lebende Harper Lee zur Veröffentlichung »überredet« wurde, mag man ekelhaft finden, mindestens ebenso ekelhaft wie rassistisches Gedankengut an sich. Für den Roman, der im Alabama der Fünfzigerjahre spielt, gelten jedoch andere Maßstäbe. Der für die Amerikaner dritte große Krieg ist vorüber; die draufgängerische Scout, die jetzt nur noch mit Jean Louise angesprochen werden möchte, ist mittlerweile sechsundzwanzig, lebt in New York und ist mit weiblichen Themen wie echten Küssen und falschen Busen konfrontiert. Ihre zweiwöchigen Ferien verbringt Jean Louise in ihrer Südstaatenheimat bei ihrem Vater Atticus, der unter Arthritis leidet, sonst aber noch ganz der vertraute Gentleman zu sein scheint. Die geliebte schwarze Haushälterin Calpurnia, die Scout und Jem mit aufgezogen hat, ist zu alt für die Arbeit; seine resolute Schwester Alexandra führt Atticus den Haushalt. Jem ist schon vor einigen Jahren gestorben, einfach umgekippt

wegen eines offenbar von der Mutter ererbten schwachen Herzens. Und dann ist da noch Henry Clinton, genannt Hank, ein ehemaliger Schulfreund von Jem und Scout, der beruflich wie gesellschaftlich in die Fußstapfen von Atticus treten will und immer schon in Jean Louise verliebt war. Diese jedoch, obwohl sie ihrerseits »fast in ihn verliebt ist«, kommt schon mit dem Bewusstsein in Maycomb an, dass sie fürs Erste ehelos bleiben muss: »Es wäre so leicht gewesen, Hank zu heiraten und ihn für sie schuften zu lassen. Nach ein paar Jahren, wenn die Kinder hüfthoch wären, würde der Mann auftauchen, den sie von vornherein hätte heiraten sollen. Die Folge wären Herzensprüfungen, Kummer und Gram, lange Blicke auf den Stufen des Postamts und Unglück für alle Beteiligten.« Jean Louise ist zu genau der emanzipierten, selbstbewussten und schlagfertigen Frau herangewachsen, die in Scout angelegt war. Doch nun erlebt sie ihre eigentliche Charakterprüfung: Zunächst findet sie im Lektürestapel ihres Vaters eine Hetzschrift mit dem Titel »Die schwarze Pest«, dann wohnt sie einer Bürgerratssitzung bei, in der ein weißer Südstaatler unter dem Vorsitz ihres Vaters auf übelste Weise für die Rassentrennung plädieren darf. Diese Szene, bei der sich Jean Louise an den fast zwanzig Jahre zuvor an gleicher Stelle verhandelten Fall Tom Robinsons erinnert, bildet den Höhepunkt von GEHE HIN, STELLE EINEN WÄCHTER. Jean Louise muss erkennen, dass die »mächtigste moralische Kraft in ihrem Leben, die Liebe ihres Vaters«, fehlbar ist.

Ist Atticus Finch, der die »Negerbevölkerung« im Streit mit seiner Tochter einmal als »rückständig« bezeichnet, die Segregation verteidigt und sich als Kritiker der National Association for the Advancement of Colored People entpuppt, ein übler, verstockter Rassist? Kann der Mann, der den unschuldig wegen Vergewaltigung einer Weißen angeklagten Tom Robinson verteidigt und tatsächlich einen Freispruch erlangt hat, wirklich ein in der Wolle gefärbter rassistischer Fanatiker sein? In GEHE HIN, STELLE EINEN WÄCHTER werden lauter Gegensätze verhandelt: zwischen dem amerikanischen Norden und dem Süden, zwischen Männern und Frauen, zwischen den Generationen und natürlich zwischen Schwarz und Weiß – immer mit differenzierten Grauabstufungen. Harper Lee verweigert eindeutige Antworten, lässt an ihrem eigenen Standpunkt jedoch keinen Zweifel. Mit ihrer zornigen Heldin bekennt sie sich zu einer »Farbenblindheit«, die nie gelernt hat, in anderen Kategorien als denen der Menschlichkeit zu denken. GEHE HIN, STELLE EINEN WÄCHTER ist nicht nur ein Roman über die turbulenten Ereignisse im Amerika der 1950er-Jahre, der zugleich ein faszinierend neues Licht auf den Klassiker wirft. Es ist ein aus der Perspektive einer desillusionierten jungen Frau geschildertes, unversöhnliches Sittengemälde, das Zeitdokument einer, die in ihrer Südstaaten-Heimat Bruchstellen zwischen weißen Überlegenheitsfantasien und aufkeimender schwarzer Bürgerrechtsbewegung sieht. Es ist ein Roman, der sich in jeder Hinsicht – stilistisch, sprachlich, thematisch – so 7

grandios gehalten hat, wie es nur große Literatur vermag. Bewegend, humorvoll und überwältigend ist GEHE HIN, STELLE EINEN WÄCHTER ein Werk, das seiner früher veröffentlichten, stark geschminkten Variante in nichts nachsteht, ja sogar eine komplexere und anspruchsvollere Botschaft verkündet. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/02hpa.mp3 HTU

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Für die bei Random House audio erschienene ungekürzte Lesung wurde Nina Hoss engagiert. Nina Hoss, 1975 in Stuttgart geboren, erlangte 1996 erste Bekanntheit in der Neuverfilmung von »Das Mädchen Rosemarie« von Bernd Eichinger. 1999 schloss Hoss ihr Schauspielstudium an der renommierten Ernst-BuschSchule in Berlin ab. Neben Engagements am Deutschen Theater und an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin ist sie auch in zahlreichen TV- und Kinoproduktionen zu sehen, u.a. in Doris Dörries »Nackt« und in »Die weiße Massai«. 2003 und 2005 erhielt sie den Grimme-Preis in Gold, für »Toter Mann« und »Wolfsburg«. Für ihre Hauptrolle im Kinofilm »Yella« wurde Hoss 2008 mit dem Deutschen Filmpreis und dem silbernen Bären auf der Berlinale ausgezeichnet. Im gleichen Jahr spielte sie in »Anonyma – Eine Frau in Berlin« die Hauptrolle. 2012 erschien der Kinofilm »Barbara« von Christian Petzold. 2014 war sie in »Phoenix«, »A Most Wanted Man« und der hochgelobten US-Serie »Homeland« zu sehen. 8

Für den Hörverlag ist sie in Anna Enquists »Die Betäubung« und Tania Blixens »Jenseits von Afrika« zu hören. Man steigt mit Nina Hoss in den Zug und reist mit ihr in den amerikanischen Süden. Man hört ihr zu und vor dem inneren Auge entstehen farbige Bilder, dreidimensionale, von Licht und Klang durchflutete Räume. Man verliert sich in der Zeit, in den Erinnerungen an eine goldene Jugend – und spürt jeden Schlag, der Jean Louise trifft, der ihr Idol erschüttert, ihre Illusionen zerstört. Man spürt geradezu schmerzhaft ihre Wut, Enttäuschung und Hilflosigkeit. Nina Hoss’ Lesung ist perfekt, ohne steril zu sein. Mit ihrer Stimme verleiht sie Harper Lees literarischem Schatz funkelnden Glanz, der aber dessen Ambivalenz nicht überstrahlt. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/02hpb.mp3 HTU

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Maran Alsdorf (07/2015)

Harper Lee: GEHE HIN, STELLE EINEN WÄCHTER (GO, SET A WATCHMAN. 1957/2015 Aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel, Klaus Timmermann) Ungekürzte Lesung von Nina Hoss Köln, Random House audio, Juli 2015 ISBN: 978-3-8445-1980-8 1 MP3-CD, 78 Tracks, 450 min. 19,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Hohe Erwartungen und nüchterne Realität Als die amerikanische Psychologin Nur von einem palästinensischen Kollegen eine Einladung erhält, in Gaza bei einem kinderpsychologischen Projekt mitzuarbeiten, werden die Erzählungen ihres Großvaters wieder lebendig. Vom Meer, von den Olivenfeldern, von den Menschen, die einst in Frieden lebten. Die Not der Flüchtlinge in Gaza ist für Nur ein Schock. Doch endlich lernt sie ihre Wurzeln kennen und spürt zum ersten Mal so etwas wie Geborgenheit. Immer tiefer taucht sie in die Geschichte ihrer Familie ein, die untrennbar mit dem politischen Konflikt zwischen Israel und Palästina verflochten ist. Und sie ahnt, dass sich ihr Leben in Gaza für immer verändern wird … Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/03hpa.mp3 HTU

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Geboren als Kind palästinensischer Flüchtlinge wuchs Susan Abulhawa in Kuwait, Jordanien und Jerusalem auf. Als Teenager ging sie in die USA, Pennsylvania, wo sie heute gemeinsam mit ihrer Tochter lebt. Die Autorin engagiert sich aktiv für die Menschenrechte und die Lebensumstände von palästinensischen Kindern in besetzten Gebieten. Ihr Debütroman WÄHREND DIE WELT SCHLIEF wurde in über zwanzig Sprachen übersetzt. ALS DIE SONNE IM MEER VERSCHWAND, ihr zweiter Roman, ist nun auf Deutsch erschienen – und als Hörbuch.

In diesem Roman erzählt Susan Abulhawa aus der Perspektive des jungen Khaled, der bei vollem Bewusstsein, aber bis auf die Augenlider bewegungsunfähig ist und von seiner Schwester hingebungsvoll gepflegt wird. Ihr Erzähler, der eigentlich nicht erzählen oder zumindest nicht sprechen kann, da er aufgrund eines Traumas am sogenannten Locked-In-Syndrom leidet, bekommt mehr als die anderen in der Familie mit, was Nur in Gaza erlebt und über das Land ihrer Vorfahren und sich selbst erfährt. Er schildert sowohl Nurs Gefühlswelt: »Sie kam mit ihrer amerikanischen Gutmenschen-Begeisterung und dachte, sie könnte kaputte Menschen wie mich in Ordnung bringen und verwundete Orte wie Gaza heilen« wie die Reaktionen, die sie bei ihrer Familie hervorruft: »Damals dachten wir alle, Amerikaner hätten alles. Aber wir merkten bald, dass sie innerlich schlimmer verwüstet war, als alle Menschen, die wir kannten. Für sie gab es keinen Platz auf dieser Welt«. Mit staubtrockenem Humor erfährt man von ihm, wie Nur lernt, die Tücken des palästinensischen Alltags zu bewältigen. Mit geradezu klassisch poetischen Worten schildert Susan Abulhawas Alter Ego Nurs psychische Entwicklung – von der Überwindung frühkindlicher Traumata über das Erleben der Liebe bis zur Akzeptanz der eigenen Mutterrolle. Khaled ist die Stimme der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft. Er ist die Geschichte, die Zukunft, die Hoffnung. Man kann sagen, er ist krank, aber indem er in seinem Körper gefangen ist, findet er eine ganz andere 9

Welt: Eine Wahrheit, die niemand sonst erkennt, einen Modus der Interaktion, den wir nicht beherrschen.

Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/03hpb.mp3 HTU

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Maran Alsdorf (07/2015) Mit der Figur von Khaled hat Susan Abulhawa ein eindringliches poetisches Sinnbild für das Schicksal der Palästinenser geschaffen. Ein junger Mann mit einem unendlichen inneren Reichtum an Erfahrungen, Geschichten, Wünschen, Träumen und Sehnsüchten, die er in seinem Zustand zwar weder normal ausleben noch kommunizieren kann, die ihm aber helfen, den Lebensmut zu bewahren – und die Hoffnung, dass sich seine Situation irgendwann bessern wird. Wunderbar ist, dass die Autorin es vermag, dies alles ohne stilistische Brüche miteinander zu verbinden. Entstanden ist ein politisch eindeutig Stellung beziehendes, fast schwärmerisches, aber niemals kitschiges Buch über die Kraft und den Zusammenhalt palästinensischer Frauen in Gaza. Martin Bross spielt und spricht für Bühne, Film, TV und Radio. Seit 2006 ist er als Gast am Theater an der Ruhr beschäftigt. Man hört ihn in zahlreichen WDR-Hörspielen und Hörbüchern von Random House Audio, oder sieht ihn im TV (z. B. »Späte Aussicht«, »Die Gustloff«). Er liest diese sehr nachdenkliche Geschichte so mitreißend, dass man sich ohne jede Anstrengung in jede der Figuren hineinversetzen kann. So wird ALS DIE SONNE IM MEER VERSCHWAND zu einem Hörerlebnis, das lange nachklingt. 10

Susan Abulhawa: ALS DIE SONNE IM MEER VERSCHWAND (THE BLUE BETWEEN SKY AND WATER. 2015 Aus dem Englischen von Stefanie Fahrner) Ungekürzte Lesung von Martin Bross Köln, Random House Audio, Mai 2015 ISBN: 978-3-8371-3059-1 2 MP3-CDs, 108 Tracks, 675 min. 19,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Komplexe Muster in nuancenreichen Farben Massum Faryar, geboren in Afghanistan, kam nach dem Abitur 1982 nach Deutschland, wo er in München Germanistik studierte. Im Jahr 2005 promovierte Faryar sich an der Freien Universität Berlin. Seit seiner Jugend schreibt er Essays und Kurzgeschichten, für die er auch ausgezeichnet wurde. 2010 erhielt Massum Faryar das Alfred-Döblin-Stipendium. Von Juni bis November 2010 lebte er als 15. Dresdner Stadtschreiber in der sächsischen Landeshauptstadt. In dieser Zeit arbeitete er bereits an seinem Romanvorhaben »Buskaschi« – der Geschichte seines Heimatlandes Afghanistan. Heute lebt er in Berlin, wo er als Übersetzer und Autor tätig ist. Sein Debütroman beginnt in Afghanistan im Jahr 2008: Der Held des Romans, der in Deutschland lebende Schaer, ist zu einem Familientreffen nach Herat gereist. Beim Wiedersehen mit der an Demenz erkrankten Mutter fällt sein Blick auf deren Teppich, dessen Muster und Farben er seit Kindesbeinen kennt. Der Teppich, der in seiner Mitte den afghanischen Reiterwettkampf Buskaschi zeigt, weckt Erinnerungen. Erinnerungen sind unbezahlbar und geben wie in einem Teppich eingewirkt dem Leben Struktur und farbige Muster. Um seiner Mutter ein Stück ihrer vergessenen Geschichte zurückzugeben, beginnt Schaer, ihr seine Lebensgeschichte zu erzählen. Er beginnt mit ihrem letzten gemeinsamen Besuch im Hamam. Die Zeit, gemeinsam mit der Mutter ins Frauenbad zu gehen, ist vorbei, als er zum ersten Mal

bewusst die Schönheit der Nachbarsfrau wahrnimmt. Seine Augen sind von nun an nicht mehr die eines unschuldigen Kindes, sondern eines Halbwüchsigen, der an der Schwelle zum jungen Mann steht. Nun muss er mit seinem Vater ins Männerbad. Doch der Vater versüßt seinem Sohn den herben Verlust damit, dass er ihm jedes Mal nach dem Männerbad eine Geschichte aus seinem Leben erzählt. Was Scharif zu erzählen hat, ist nicht weniger als seine Entwicklung vom mittellosen Bauernsohn zum meist geachteten Mitglied der afghanischen Stadt Herat. Durch Schicksalsschläge, Abenteuer und die richtigen Freunde kommt Scharif zu Bildung und Geld. Er baut sich ein prächtiges Haus in Herat, wird Imam der berühmten Freitagsmoschee und bringt das chinesische Fahrrad, das Automobil, das Toilettenpapier und vieles mehr von seinen ausgedehnten Handelsreisen mit. Es gelingt ihm, die Frau zu heiraten, in die er unsterblich verliebt ist, Schaers Mutter Kurshid, die dabei – natürlich – kein Mitspracherecht hatte. Erst Schaers Schwester widersetzt sich – zur Freude der Familie – einer angetragenen Heirat. Und so werden die Hörer Zeugen jener gesellschaftlichen Umwälzungen, die diesen wunderschönen Flecken Erde im vergangenen Jahrhundert von der Moderne wieder in den religiösen Fanatismus warfen. Die Royalisten, die Kommunisten, die Briten, Amerikaner, Russen und Paschtunen, sie alle rangen – wie die Reiter beim Buskashi – um die Vorherrschaft in diesem einst schönen Land. 11

Buskaschi ist ein in Afghanistan beliebtes Reiterspiel. Dabei kämpfen Dutzende Männer auf Pferden oft tagelang – mit allen Mitteln und jeder für sich – um eine tote Ziege. Wer sich in diesem ansonsten regellosen Kampf die Tierleiche schnappt, muss den anderen entkommen und sie dem Richter vorlegen. Schaers Vater triumphiert einmal in diesem Kampf und dank dieses Sieges kann er später einem Freund das Leben retten. Der Kampf um Macht in Afghanistan erinnert sehr an den Kampf um die tote Ziege. Nur ist er scheinbar nie zu Ende. Dieses zentrale Motiv seines Romans beschreibt Massum Faryar mit ungeheurer Zerrissenheit. Und das gehört – neben der erzählerischen Kraft des Autors – zu den Stärken des Romans. Er lässt ein Bild Afghanistans vorm inneren Auge entstehen, das so gar nichts mit den staubbedeckten Trümmerlandschaften aus den Nachrichtensendungen zu tun hat. Die politischen Entwicklungen und Verirrungen in einem von Machtkämpfen gebeutelten Land, das auch zum Ausgangspunkt des Islamismus wird, kosten das Leben vieler Freunde und Verwandten und verändern drastisch das gewohnte Leben der Familie – sie stellen in diesem Roman den wahren und erschütternden Kern dar.

Benson ist außerdem ein renommierter Hörbuch- und Synchronsprecher sowie Interpret bei literarischen Veranstaltungen. Er gab seine Stimme unter anderem Kenneth Branagh, Jon Hamm, Bernard Campan, Ulrich Thomsen, Josh Lucas und Daniel Craig und las gemeinsam mit Autoren wie Georges-Arthur Goldschmidt, Eduardo Mendoza, Claude Lanzmann, T.C. Boyle oder John Irving. Stephan Benson ist mit seiner Kollegin Isabell Fischer verheiratet und lebt mit ihr und den beiden gemeinsamen Kindern in Hamburg. Er liest Faryars Epos – eine zu Herzen gehende Familiensaga, wie geschaffen fürs Hören – eindrucksvoll und lebendig. Schnell erfasst einen der Sog der Geschichte – und die ist wahrlich märchenhaft. Massum Faryar bedient sich einer ausgesprochen blumigen, metaphernreichen Erzählweise, die von Stephan Benson mit Authentizität und großem Einfühlungsvermögen wiedergegeben wird. Mit seiner warmen Stimme ist er der ideale Erzähler für diese wunderbare und berührende, bilderreich und mit großer poetischer Kraft erzählte Familiengeschichte, die uns die Kultur und Lebensweise der Menschen in Afghanistan nahe bringt und falsche Vorstellungen und Vorurteile aus dem Weg räumt.

Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/04hpa.mp3

Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/04hpb.mp3

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Stephan Benson, Jahrgang 1964 feierte Erfolge auf großen Bühnen sowie in Film und Fernsehen. Bekannt ist er u.a. aus Serien wie »Tatort« und »Adelheid und ihre Mörder«. 12

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Audioliteratur im besten Sinne – unbedingt empfehlenswert!

Maran Alsdorf (07/2015)

Massum Faryar: BUSKASCHI oder DER TEPPICH MEINER MUTTER Ungekürzte Lesung von Stephan Benson München, Random House Audio, Juni 2015 ISBN: 978-3-8371-3072-0 3 MP3-CDs, 164 Tracks, 1540 min. 24,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Unerwartet Audie Palmer hat zehn Jahre im Gefängnis verbracht wegen eines bewaffneten Raubüberfalls, bei dem vier Menschen starben und sieben Millionen Dollar verschwanden. Jeder glaubt, dass Audie weiß, wo das Geld ist. Deshalb wurde er nicht nur von seinen Mitinsassen bedroht, sondern auch von den Wärtern schikaniert. Dann bricht Audie einen Tag vor seiner Entlassung aus. Spätestens jetzt sind alle hinter ihm her, dabei will Audie nur ein Leben retten, und es ist nicht sein eigenes … Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/05hpa.mp3 HTU

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Michael Robotham wurde 1960 in New South Wales, Australien, geboren. Er war lange Jahre als Journalist für große Tageszeitungen und Magazine in London und Sydney tätig, bevor er sich ganz seiner eigenen Laufbahn als Schriftsteller widmete. Mit seinen Romanen sorgte er international für Furore und wurde mit mehreren Preisen geehrt. Michael Robotham lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Sydney. Sein neuer, psychologisch fein gesponnener Thriller UM LEBEN UND TOD spielt nicht, wie sonst, in England, sondern ausschließlich in den USA. Mit raffinierten Wendungen und mehreren verschiedenen Erzählsträngen schildert Robotham die Story eines sympathischen Antihelden. Stück für Stück entblättert der Autor dabei auch die Ereignisse, die Audie in seine missliche Lage 13

brachten und die Beweggründe seiner Verfolger. Letztendlich erweist sich Audie nicht als ruchloser Gangster sondern als ein tragisch-rührender Held, der eigentlich immer nur das Beste wollte und dennoch die Macht des Schicksals unterschätzte. Ein ganz typischer Robotham-Thriller also – und doch ein ganz besonderes Buch in seinem Schaffen, funktioniert es doch ohne seine bisherigen Protagonisten Vincent Ruiz und Joe O'Loughlin. Nach eigenem Bekunden trug Robotham die Idee zwanzig Jahre lang mit sich herum, ehe er den Roman schrieb. Vielleicht ist es diese »Reifezeit«, die dazu geführt hat, dass alle Charaktere, vom Protagonisten bis in die kleinste Nebenrolle, absolut überzeugend ausgefallen sind. UM LEBEN UND TOD bietet mit den zahlreichen Perspektivwechseln und gut getimten Actionszenen eine Menge Rasanz und äußerst spannende Unterhaltung. Johannes Steck wurde 1966 in Würzburg geboren. Er ist gelernter Theatermaler und Absolvent der Schauspielschule von Professor Krauss in Wien, an der er von 1988 bis 1991 studierte. Neben seiner Bühnenarbeit in Wien, Chemnitz, Würzburg und Darmstadt ist er auch im Fernsehen zu sehen. Außerdem arbeitet Johannes Steck äußerst erfolgreich als Radio-, Fernseh- und Hörbuchsprecher. Für den Hörverlag las er u. a. »Das Salz der Erde« von Daniel Wolf und von Michael Robotham »Der Insider«, »Bis du stirbst« und »Sag, es tut Dir leid«. 14

Johannes Steck präsentiert in dieser ungekürzten Lesung Audies Geschichte mit dem perfekten Gespür für Timing und nuancenreiche Betonung. Es gelingt ihm, ohne großen Stimmaufwand jeder Figur einen unverwechselbaren Tonfall zu verleihen und deren Emotionen hör- und erlebbar zu machen. Durch ihn wird aus dem ohnehin fesselnden Text ein packendes Hörerlebnis, das man sich sicherlich gerne mehr als einmal gönnt. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/05hpb.mp3 HTU

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Maran Alsdorf (04/2015)

Michael Robotham: UM LEBEN UND TOD (LIFE OR DEATH. 2014 Aus dem australischen Englisch von Kristian Lutze) Ungekürzte Lesung von Johannes Steck Köln, Random House audio, Juli 2015 ISBN: 978-3-8445-1767-5 2 MP3-CDs, 123 Tracks, 753 min. 14,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Demaskierung Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/06hpa.mp3 HTU

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Nachdem ich mir GIRL ON THE TRAIN angehört hatte, war ich mir aus den verschiedensten Gründen ganz sicher, dass ich dazu keine Rezension verfassen wollte. Zum einen ist der Roman (englischsprachige Auflage: 3 Millionen; deutschsprachige Auflage trotz des sperrigen und völlig überflüssigen Untertitels aktuell auf Platz 3 der Amazon-Liste aller Buchverkäufe) ein absoluter »Selbstläufer«, zum anderen habe ich mich darüber geärgert, dass Random House audio die wirklich sehr gut gelungene Lesung mit Britta Steffenhagen, Rike Schmid und Christiane Marx zwar auf MP3-CDs anbietet, aber wieder nur in einer gekürzten Fassung. Dann musste ich mir vor einem Termin ein paar Minuten Wartezeit vertreiben und blätterte in »DER SPIEGEL 25/2015«. In der am 13.06.2015 erschienen Ausgabe fand ich unter der Überschrift »Bastelanleitung für einen Bestseller« einen Artikel von Claudia Vogt. »Seit zwei Jahren arbeiten Lektoren, Agenten und Marketingexperten daran, dass in diesem Sommer kaum jemand an dem Roman ›Girl on the Train‹ vorbeikommen wird. Wer in den nächsten Wochen in einer Bahnhofsbuchhandlung nach dem Thriller greift, wer sich das Buch als Urlaubslektüre einpackt oder ein verregnetes Wochenende damit verbringt, vollzieht nur den letzten Schachzug in einem aufwendig geplanten Vermarktungs-

spektakel. Dessen Ziel war von Anfang an Platz eins der Bestsellerliste. Möglichst viele Wochen lang«, war da zu lesen und, als sei das geradezu anrüchig, dass es »Leseexemplare für Blogger« gegeben habe. Die Verfasserin unterstellt, der Roman sei in der Retorte gezüchtet und mit Werbemaßnahmen die Rangleitern hochgescheucht worden und versucht ihren Lesern zu vermitteln, dass das alles irgendwie unlauter sei. Der Artikel gipfelt in dem Satz, dass die »Autorin nun Einblicke in ihr Leben gewähren und geschminkt für Fotos posieren muss« und der anschließenden, geradezu hämischen Bemerkung: »Aber wohl fühlt sie sich dabei nicht. Unentwegt dreht sie einen Zipfel ihres orangefarbenen Tuchs zwischen den Fingern«. Tja, man soll nie glauben, dass einem schon alle Varianten menschlicher Blödheit begegnet sind – noch alle Abarten von Neid und Missgunst. Es scheint, als gebe es eine unerschöpfliche Vielfalt davon. Und jede einzelne demaskiert sich durch den Gebrauch der Sprache. Daran ändert sich auch nichts, wenn man – wie Claudia Vogt – letztendlich schnell zurückrudert: »Das Seltsame an dieser ganzen Geschichte ist, dass ›Girl on the Train‹ eigentlich ein ganz altmodischer Roman ist, mit einer ordentlich strukturierten Handlung, mit einfühlsam geschilderten Charakteren und, ehrlich gesagt: Er ist gar nicht so schlecht.« Noch nicht einmal dieses halbherzige Lob ist zutreffend. Paula Hawkins wuchs in Simbabwe auf. 1989 zog sie nach London, wo sie bis heute lebt. Sie arbeitete fünfzehn Jahre lang als Journalistin, bevor sie mit dem 15

Schreiben von Romanen begann. Hawkins hat bereits vier Romane veröffentlicht, harmlose, romantische Geschichten, für die sie das Pseudonym Amy Silver wählte. GIRL ON THE TRAIN erschien unter ihrem richtigen Namen, weil sie sich in diesem Buch mit dem Thema auseinandersetzt, das sie wirklich interessiert: die psychologischen Auswirkungen von Gewalt. Paula Hawkins kann schreiben – nicht nur für Wirtschaftsmagazine und Liebhaberinnen von »romantic novels« –, denn sie beherrscht ihr Handwerk aus dem Effeff und ist eine feine Beobachterin mit großem psychologischem Einfühlungsvermögen. Deshalb ist ihr im englischen Vorstadtmilieu angesiedelter Roman so glaubhaft. Rachel, das Mädchen im Zug, auf das der Titel anspielt, ist eine Endzwanzigerin, deren Ehe etwa zwei Jahre zuvor zerbrach. Auf ihren Pendler-Fahrten nach London träumt sie sich in das scheinbar idyllische Leben eines Ehepaars hinein, das neben ihrem Ex-Mann lebt – und wird dabei nach und nach in ein Netz von Lügen und Selbsttäuschung hineingezogen, unter dem sich allmählich die Konturen eines Gewaltverbrechens abzeichnen. In dem Glück des jungen Paares, das sie Jess und Jason nennt, sieht Rachel die Erfüllung ihrer eigenen Wünsche. Und deshalb fällt sie aus allen Wolken, als sie eines Tages aus dem Zugfenster beobachtet, wie Jess einen anderen Mann küsst. Rachel nimmt diesen Betrug persönlich. Sie gibt sich mit Dosen-Gin-Fizz die Kante – wie übrigens jeden Tag seit dem Scheitern ihrer Ehe und dem Einzug einer neuen Frau in »ihr« ehemaliges Haus. 16

Betrunken tut sie Dinge, an die sie sich hinterher nicht mehr erinnert, die aber offenbar mehr als peinlich sind. Sie drangsaliert ihren Ex-Mann Tom und dessen zweite Frau Anna mit Anrufen und E-Mails und sucht die Begegnung mit ihm. Dass nun offensichtlich auch die Beziehung von Jess und Jason, die eigentlich Megan und Scott heißen, einen Knacks hat, ist für Rachel ein Schlag ins Gesicht, denn es zerstört ihren Traum. Megan verschwindet spurlos – just an dem Abend, an dem sich die total betrunkene Rachel mal wieder in der Gegend herumtreibt und ihrem Ex hinterherspioniert. Schon bald nachdem sie ramponiert und blutend nach Hause zurückgekehrt ist, taucht die Polizei bei ihr auf. Wirklich verdächtigt wird sie nicht. Aber es glaubt ihr auch niemand, als sie von dem fremden Mann auf Megans Terrasse berichtet, der die nun Vermisste so hingebungsvoll geküsst hat. Die Polizei hat vielmehr Megans Ehemann Scott und ihren Psychiater im Visier. Und es werden Fäden zu Tom und Anna geknüpft, denn Rachels Stalking nimmt zu, ebenso wie ihre Alkoholexzesse... Paula Hawkins webt ein dichtes Netz aus Beziehungen, Verdächtigungen und Zusammenhängen, in dem Rachel sich immer mehr verheddert. In den kaputten Biografien, den gescheiterten Beziehungen, Seitensprüngen, der Einsamkeit und verlorenen Unbeschwertheit liegt zwar Identifikationspotenzial, leicht ist es aber nicht, wirklich in die Haut einer der drei Ich-Erzählerinnen zu schlüpfen. Mitleid und/oder Abscheu zu empfinden, fällt da deutlich

leichter. Eindrucksvoll gelingt Hawkins das Porträt einer Alkoholikerin wider Willen und besseres Wissen, das ein Schlaglicht auf die weitverbreitete englische »booze culture« wirft und der längst modisch gewordenen Erscheinung der unzuverlässigen Erzählerin eine neue Facette hinzufügt. Spannung entsteht denn auch weniger durch die Komplexität des Verbrechens oder verblüffende Volten als vielmehr durch die Unvereinbarkeit von Rachels Selbstwahrnehmung als einer Frau, der ein großes Unrecht widerfahren ist, von dem sie Erlösung sucht, und dem Blick ihrer Umgebung, der sie als Stalkerin erscheint. Racheengel oder Retterin? Der Charme von GIRL ON THE TRAIN liegt in dieser Ambivalenz. So ist der Roman mehr als ein handwerklich solider Psychothriller: Suspense vom Feinsten! Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/06hpb.mp3 HTU

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In der in britischem Englisch gehaltenen originalen Hörbuchausgabe faszinieren Clare Corbett, India Fisher und Louise Brealey das lauschende Publikum. Nicht minder fesselnd, fragil und höchst spannend lesen Britta Steffenhagen, Rike Schmid und Christiane Marx den, ich sage es noch einmal, leider gekürzten deutschen Text.

mehr Zeit, das Ohr an die unterschiedlichen Stimmen zu gewöhnen. Dieser Umstand liegt jedoch in der Natur des Romans und ist keineswegs seinen Interpretinnen zuzuschreiben. Die Rollen selbst sind hervorragend besetzt. Britta Steffenhagen arbeitet als Moderatorin und Redakteurin sowie als Schauspielerin und Synchronsprecherin. Ihr Stimme leiht sie im Hörbuch regelmäßig Krimi-Größen wie Charlotte Link und Kathy Reichs. Sie verleiht der eher dem Alkohol als einer geregelten Tätigkeit zusprechenden Rachel ihre kratzige, zuweilen heiser klingende Stimme. Rike Schmid ist Schauspielerin, Autorin und Hörbuchsprecherin. Sie spielte u. a. die Hauptrolle in der TV-Serie Der Fürst und das Mädchen. Darüber hinaus liest sie die Romane von M.K. Andrews, Kristin Harmel und S.E. Phillips. In der Rolle der Megan, die mehr als Objekt durch die Geschichte getragen wird, übt sie sich in dezenter Zurückhaltung. Christiane Marx ist in zahlreichen Hörspielen und -büchern als Sprecherin zu hören. Dabei überzeugt sie bei romantischen Titeln genauso wie bei spannenden Krimis von Val McDermid. Sie ist in der Rolle der kühl distanzierten Anna zu hören. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/06hpc.mp3 HTU

Obwohl sich die drei Sprecherinnen in GIRL ON THE TRAIN deutlich darum bemühen, dass die Individualität ihrer Figuren stets hörbar ist, erfordert ein rein weiblich besetztes Ensemble doch erhöhte Aufmerksamkeit und

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Mit jedem gesprochenen Satz wird deutlich, dass GIRL ON THE TRAIN eine bitterböse Psychostudie über den unter den Teppich gekehrten Dreck und die Leichen im 17

Keller ist. Am Ende weiß man genau, was Suspense in der Literaturwissenschaft bedeutet und auch, wie quälend eine Sucht sein kann. Von solchen Lesungen kann man schließlich nicht genug bekommen. Maran Alsdorf (07/2015)

Paula Hawkins: GIRL ON THE TRAIN. Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich. (GIRL ON THE TRAIN. 2015 Aus dem Amerikanischen von Christoph Göhler) Gekürzte Lesung von Britta Steffenhagen, Rike Schmid & Christiane Marx Köln, Random House audio, Juni 2015 ISBN: 978-3-8371-3142-0 2 MP3-CDs, 96 Tracks, 640 min. 14,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Zielgerichtete Zähigkeit Achtunddreißig verschwundene Frauen innerhalb weniger Jahre. Ohne jede Spur. Detective Sergeant Mark »Heck« Heckenburg ist überzeugt, dass das kein Zufall sein kann, doch außer ihm glaubt niemand an einen Zusammenhang. Zwei Jahre hat Heckenburg seine Arbeit auf diese ungelösten Fälle konzentriert. In keinem Fall hatte es Anzeichen für ein Verbrechen gegeben, aber alle standen sie mitten im Leben, waren Akademikerinnen, Aufsteigerinnen, junge Mütter. Sie verschwanden nicht freiwillig aus ihrem Leben, davon ist Heck überzeugt. Doch er hat keine Spur, kein Muster, keine Leiche, keinen Verdächtigen. Als er von seinen Vorgesetzen angewiesen wird, die Untersuchungen einzustellen, ermittelt er verdeckt weiter. Dann begegnet er Lauren Wraxford, einer jungen Soldatin, deren Schwester vor mehr als drei Jahren unter ungeklärten Umständen verschwand. Gemeinsam stellen sie sich einem übermächtigen Gegner, doch als die Jäger zu Gejagten werden, müssen sie auch um ihr eigenes Leben fürchten … Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/07hpa.mp3 HTU

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Mit »The Nice Guys« begann Paul Finch seine Serie um Mark »Heck« Heckenburg, Mitglied des Dezernats für Serienverbrechen. Den unkonventionellen Ermittler lassen schier unlösbare Fälle nicht los, bis er die Lösung hat. Paul Finch, Sohn des britischen Drehbuchautors Brian Finch, war bis 1988 Polizist in Salford und arbeitete 18

später als Journalist, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er hat zahlreiche Drehbücher, Kurzgeschichten und Horrorromane veröffentlicht und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem British Fantasy Award und dem International Horror Guild Award. Er lebt mit seiner Familie in Lancashire, England. Paul Finch kennt die Polizeiarbeit aus dem Effeff – und das merkt man seinem Roman ebenso deutlich an, wie die Umstände, die ihm an seinem ehemaligen Beruf wohl sehr missfallen haben. Mark »Heck« Heckenburg ist die Art Polizist, die im modernen britischen Polizeiwesen nicht sein darf: Ein Ermittler ohne Rücksicht auf Bürokratie und Budget, ein Schnüffler ohne Respekt vor seinen Vorgesetzen und – zumindest manchmal – vor den Rechten seiner Mitbürger. Heckenburg ist einer mit Rückgrat und Empathie – nicht immer sympathisch, trotzdem mag man ihn. Er unterhält eine mehr oder weniger freundschaftliche Beziehung zu einem UnterweltBoss, in der die beiden aufeinander angewiesen sind. »Heck« ist sich der Problematik bewusst und doch: Die Beziehungen zur Unterwelt Manchesters müssen sein, um den Tätern auf die Schliche zu kommen. Dass es ihm letztlich nicht gelingt, den Fall auf zufriedenstellende Weise zu lösen, ist ein trauriges, aber zum Stil des Romans passendes Dilemma. MÄDCHENJÄGER ist ein hoch-routiniert erzählter und spannender Thriller, der auf der neuen britischen Schule beruht und zugleich die im Horrorgenre verhafteten Wurzeln des Autors erkennen lässt. Es gibt weder

schwarz noch weiß und letztendlich bleibt einfach nur Tristesse. Selbst, wenn nur ein Bruchteil dessen stimmt, was Finch über Vergewaltigungsclubs und Menschenhandel erzählt, bleibt ein beklemmendes Gefühl zurück. Für die ungekürzte Lesung dieses gelungenen Polizeithrillers wurde Detlef Bierstedt engagiert. Bierstedt ist als deutsche Stimme von George Clooney einem breiten Publikum bekannt. Nach seiner Ausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch war er vielfach als Gast an Berliner Bühnen zu sehen. Heute spielt er in zahlreichen TV-Verfilmungen, ist aber vorwiegend als freiberuflicher Hörbuch-, Synchron- und Rundfunksprecher tätig. Für seine Lesungen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er präsentiert den Text ebenso souverän wie mitreißend. Dunkel, stark, gnadenlos – gute Krimiunterhaltung! Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/07hpb.mp3 HTU

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Paul Finch: MÄDCHENJÄGER (STALKERS. 2013 Aus dem Englischen von Johannes Sabinski) Ungekürzte Lesung von Detlef Bierstedt Regie: Torsten Bredehorst Hamburg, Osterwold Audio, April 2015 ISBN: 978-3-86952-263-0 2 MP3-CDs, 120 Tracks, 808 min. 14,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Zeitgleich mit der ersten, erschien auch die Hörbuchausgabe des zweiten Bandes der Heckenburg-Reihe. 19

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Ein Mann, der grausam gefoltert und verbrannt wird, ein zweiter, der – bei lebendigem Leib in eine Wand eingemauert – jämmerlich verdurstet, ein Liebespaar, das von einem Pfeil durchbohrt wird. Wo zunächst kein Zusammenhang scheint, erkennt Detective Mark Heckenburg schon bald ein barbarisches Muster: Alle vier kamen an einem Feiertag ums Leben. Hat Heck es mit einem religiösen Fanatiker zu tun? Die erste Spur führt zu einem polizeibekannten Kleinkriminellen, aber kann er tatsächlich hinter der akkurat geplanten Mordserie stecken? Dann endlich kommt Heck der Vorlage für die schrecklichen Verbrechen auf die Spur … Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/07hpd.mp3 HTU

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Obgleich einem RATTENFÄNGER bei nüchterner Betrachtung ein wenig zu »abgedreht« erscheinen mag, lässt die – wiederum ungekürzte – Lesung von Detlef Bierstedt nichts zu wünschen übrig. Auch hier wird man gnadenlos gut unterhalten. Ricarda Ingel-Pérez (06/2015)

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Paul Finch: RATTENFÄNGER (SACRIFICE. 2013 Aus dem Englischen von Bärbel Arnold und Velten Arnold) Ungekürzte Lesung von Detlef Bierstedt Regie: Jochen Simmendinger Hamburg, Osterwold Audio, April 2015 ISBN: 978-3-86952-264-7 2 MP3-CDs, 134 Tracks, 897 min. 14,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Aus gefährlichen Zeiten Hannes Böhm lebt in dem Industrieviertel, das die Berliner Feuerland nennen, weil hier die Schornsteine der Industrie qualmen. Als eine Art selbst ernannter Fremdenführer verdient er sich ein kleines Zubrot, indem er neugierigen Bürgern die Armut und die Not in den Hinterhäusern zeigt. Bei einer solchen Gelegenheit lernt er Alice kennen, die als Tochter des Kastellans im Berliner Stadtschloss wohnt, der Frühlingsresidenz des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. Alice ist schockiert über das Ausmaß der Verelendung – und zugleich tief beeindruckt von Hannes, der voller Ehrgeiz und Fantasie zu sein scheint. Doch als die Märzunruhen 1848 ausbrechen, als sich der Konflikt zwischen dem preußischen König und den Aufständischen zuspitzt und gemäßigte Kräfte nur schwer Gehör finden, scheint es für die Gefühle, die Hannes und Alice füreinander entwickeln, keine Zukunft mehr zu geben…

ein akribisch recherchierter Tatsachenroman und packender Spionagethriller. Titus Müller wurde mit dem C. S. Lewis-Preis und dem Sir Walter Scott-Preis ausgezeichnet. In BERLIN FEUERLAND, seinem jüngsten Werk, entwirft Titus Müller ein großes Panorama der revolutionären Ereignisse und zeigt, dass die Zweifel an der Politik des Königs selbst in der Armee und im Polizeiapparat immer größer wurden. Viel Berliner Geschichte steckt in dem Roman – und eine gehörige Portion Romantik. Dass BERLIN FEUERLAND trotzdem weder schmalzig noch knochentrocken ist, ist dem Talent des Autors zu verdanken. Ihm gelingt es immer wieder, aus akribisch zusammengetragenen historischen Fakten, pfiffigen Charakteren und einfühlsam verarbeiteten Emotionen unterhaltsame Literatur zu schaffen. Diesmal ist es ihm gelungen, einen sehr unterhaltsamen und packenden Roman rund um die Märzrevolution zu schreiben. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/08hpb.mp3 HTU

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Titus Müller, 1977 geboren, studierte Literatur, Geschichtswissenschaft und Publizistik in Berlin. Er veröffentlichte mit 24 Jahren seinen ersten Roman: »Der Kalligraph des Bischofs«. 2005 folgten mit »Die Todgeweihte«, 2010 mit Die Brillenmacherin weitere historisierende Romane. 2011 erschien sein Roman über den Untergang der Titanic: »Tanz unter Sternen«, 2013 folgte »Nachtauge«,

Tobias Dutschke, geboren 1967 in Woltersdorf bei Berlin, studierte klassisches Schlagzeug an der HfM Hanns Eisler Berlin. Dutschke arbeitet als Musiker und Performer im Theater- und Musiktheaterbereich und als Sprecher für Film, TV, Werbung, Rundfunk. Für Radioropa hat er bereits Titus Müllers Romane »Die Jesuitin von Lissabon« und »Die Todgeweihte« gelesen. 21

Sein Gefühl für Rhythmus und Timing ist stark ausgeprägt, seine Stimme klingt dynamisch, markant, manchmal voll und warm, manchmal brüchig oder fragil. Aber es fällt immer leicht, ihr selbst durch verschlungene Handlungsfäden zu folgen. So werden auch komplex aufgebaute Erzählungen zu einem Hörerlebnis, das man ganz unangestrengt genießen kann. BERLIN FEUERLAND – Roman eines Aufstands ist ein wunderbares Beispiel dafür. Ricarda Ingel-Pérez (06/2015)

Titus Müller: BERLIN FEUERLAND Ungekürzte Lesung von Tobias Dutschke Daun, Radioropa, März 2015 ISBN: 978-3-8368-1162-0 2 DAISY-MP3-CD, 168 Tracks, 893 min. 19,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

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Licht und Schatten Wenn Sie selbst schon in Libropolis waren und ihnen bereits Exlibri und Origamis begegnet sind, wenn Sie durch den Wald der toten Bücher gestreift sind, wenn Sie wissen, was es bedeutet, ein Seitenherz zu spalten und es mittels eines Sprungbuchs zurück nach Hause geschafft haben, dann haben Sie den gleichen Leseweg hinter sich wie ich. Sicherlich wissen Sie sehr genau, wie schlimm es um die Sache der Bibliomantik bestellt ist. Und sicher war Ihnen, als Sie nach all den atemberaubenden Abenteuern aus den »Seiten der Welt« gefallen sind, schon klar, dass die unglaubliche Geschichte von Furia Salamandra Fairfax da erst so richtig begonnen hatte. Oder Sie haben sich zumindest gewünscht, dass dem so sei. Nun, das geschriebene Wort ist wandelbar, und das Abenteuer um die Macht und die Magie der Bücher geht weiter! Immer tiefer dringt Furia in die magische Welt der Bücher vor. Das Reich uralter Bibliotheken und phantastischer Geschichten wird von den tyrannischen Drei Häusern regiert. Von einem geheimen Ort, dem Sanktuarium, aus herrschen sie über die Geschicke aller Bibliomanten und Exlibri. Doch Furia und ihre Gefährten leisten Widerstand. Um ihre Welt von den Unterdrückern zu befreien, begeben sie sich auf die gefährliche Suche durch die verborgenen Refugien nach dem Zentrum der Macht und stoßen dabei auf das größte Geheimnis der Bibliomantik

– über das an dieser Stelle natürlich Schweigen bewahrt werden muss. Sie verstehen das doch? Schließlich sind die Agenten der Drei Häuser den Wenigen, die sich für die Freiheit des Lesens und die Bewahrung der guten bibliomantischen Kräfte einsetzen, schon auf der Spur. Ja, stimmt schon, der Widerstand wächst von Tag zu Tag und seine Vielfalt wird zur großen Gefahr für die mächtigen Häuser. Trotzdem muss man vorsichtig sein. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/09hpa.mp3 HTU

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Ach, na gut. Man kann es natürlich auch machen, wie Simon Jäger und alle Geheimnisse der Bibliomantik einfach so in die Welt hinausposaunen. Obwohl – wenn ich es mir recht überlege: einfach macht er sich das nicht. Und er hat eine markante, eindringliche Stimme; außerdem ein Gespür für die Bedürfnisse und emotionalen Zustände von Furia, Finnian, Cat, Isis und ihre Gefährten. Er spricht auch über die neuen Charaktere: Eine Kallista namens Nassandra, die immer wenn es dunkel wird zum Baum wird und wurzelt; den desertierten Agenten der Akademie Duncan Mound und Patience, einen Exlibro, der aus einem Südstaatenroman gefallen ist und der in Gestalt eines Scharfschützen und Leibwächters für Furia wohl die treueste Seele der Bücherwelt ist. Tja, Jäger ist wirklich indiskret; er plaudert einfach alles aus. Auch über die ekligen Buchegel, die verzehrende Flamme, die das traurige Schicksal der Bibliothek von Alexandria besiegelt hat und die gefährlichen Tintlinge.

Der Mann kann einfach nicht die Klappe halten! Nicht einmal über das missratene Land. Die Nachtrefugien, in denen ewige Dunkelheit herrscht. Das Nachtland. Flackernde Nordlichter zeugen dort von letzten Resten bibliomantischer Macht und unendlich verästelte Blitze lassen diese Refugien in immer neuer Struktur erscheinen. Es ist eine dunkle, gefährliche Welt, in der die letzten Geheimnisse der Bibliomantik verborgen sein können – und er redet darüber. Ganz offen, wie über alle dunklen »Seiten der Welt«. Wenn ich höre, dass Buchsüchtige die Straßen säumen und auf der Suche nach einem Fetzen Lesestoff vor sich hin vegetieren, wird mir ganz kalt. Das stete Verlangen nach Suchtbüchern bestimmt den Alltag der Verlorenen und oftmals ist die Endstation für alle Buchsüchtigen das letzte Aufflammen einer lebenslangen Lesewut, die sich hier ihrer Opfer bemächtigt hat. So will ich niemals enden. Aber wissen will ich. Sie doch auch, oder? Na, und wenn Sie sich auch nicht mehr zwischen die »Seiten der Welt« trauen, dann machen Sie es doch wie ich. Hören Sie Simon Jäger einfach zu! Nein, das ist nicht feige. Das ist Selbstschutz und ganz, ganz clever. Denke ich. Obwohl – ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob Kai Meyers Füllhorn der bibliophilen Fantasie nicht doch etwas enthält, das auch beim Zuhören süchtig macht. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/09hpb.mp3 HTU

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Maran Alsdorf (07/2015) 23

Kai Meyer: Die Seiten der Welt - NACHTLAND Ungekürzte Lesung von Simon Jäger Berlin, Argon, Juni 2015 ISBN: 978-3-8398-4102-0 3 MP3-CDs, 194 Tracks, 936 min. 19,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Eine wunderbare Hommage Der Neuengländer H. P. Lovecraft (1890 – 1937) ist der einzig legitime literarische Nachfolger Edgar Allan Poes (1809 – 1849). Er erschuf in den dreißig Jahren seiner schriftstellerischen Tätigkeit einen Kosmos eigenständiger, in sich geschlossener Horror- und Science Fiction-Geschichten um die uralte außerirdische Gottheit Cthulhu und das verbotene Buch Necronomicon, die seinen bis heute stetig ansteigenden Ruhm begründeten. Sein Einfluss auf moderne Erfolgsautoren des Grusel-Genres wie Peter Straub, Stephen King und Dean Koontz ist gewaltig. Seine Erfolgsgeschichte in Deutschland begann mit den außergewöhnlich einfühlsamen Übersetzungen von H. C. Artmann Ende der 1960er Jahre. So erscheint es nur folgerichtig, dass als Jubiläumsausgabe des Gruselkabinetts die Bearbeitung eines seiner Texte erscheint. 24

Aus Lovecrafts Kurzgeschichte »The Dreams in the Witch House«, die erstmals 1933 in der der Juli-Ausgabe des Pulp-Magazins »Weird Tales« hat Marc Gruppe ein stilistisch stimmiges, atmosphärisch dichtes und packendes Hörspiel gemacht. Arkham, 1927: Der Mathematik-Student Walter Gilman bezieht ein Zimmer in einem sagenumwobenen Haus. Im Hexenwahn des späten 17. Jahrhunderts soll dort angeblich eine der Hexerei bezichtigte Frau namens Keziah Mason gelebt haben, ehe sie spurlos aus ihrer Kerkerzelle verschwand. Gilman vernachlässigt zunehmend sein Studium, da er sich nur noch mit okkulten Büchern und seinen verworrenen Träumen beschäftigt. Andererseits zeigt er plötzlich erstaunliche Kenntnisse in Astrophysik und philosophiert über Raumkrümmungen sowie die Kontakte zu außerirdischen Bewohnern fremder, weit entlegener Regionen der Galaxis. Immer wieder wähnt er sich in seinen Träumen in surrealen Landschaften, in denen er der alten Hexe begegnet, die bestrebt ist, Gilman dem schwarzen Mann Azathoth vorzustellen. Gilman kennt diese Gestalt aus dem legendären Necronomicon und zweifelt immer mehr an seiner geistigen Gesundheit, da er sich durch eine unerklärliche Macht zu einem bestimmten Punkt am nächtlichen Sternenhimmel hingezogen fühlt. Es stellt sich bald heraus, dass seine Träume keine Manifestation seines angespannten Geisteszustands oder Illusionen sind, denn sein Mitbewohner berichtet ihm von

einem violetten Lichtschein in seinem Zimmer. Es ist der gleiche, der die alte Hexe in seinen Träumen umgibt. Fortan wird sein Leben von wilden Fieberfantasien, Schlafwandeln und der Wahrnehmung seltsamer Geräusche bestimmt. Er fantasiert von einer außerirdischen Landschaft und tonnenförmigen Kreaturen. Gilman ist dem Wahnsinn nahe, als er am nächsten Morgen in seiner Stube die Statue eines solchen tonnenförmigen Wesens findet. Die Eigenschaften des Objekts spotten jeder Beschreibung, es scheint definitiv nicht von dieser Welt zu stammen. Die höllischen Seelenqualen führen schließlich zum Tod des jungen Mannes. Infolge der Beschädigung des verfluchten Hauses durch einen schweren Sturm findet man grauenhaft verstümmelte Leichenteile und uralte Schriftstücke in einer fremden Sprache... Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/10hp.mp3 HTU

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Neben dem perfekt inszenierten Hörspiel enthält die hundertste Folge der Reihe eine DVD mit der über 50minütigen Film-Dokumentation »Titania Medien – Ein atmosphärisches Portrait« von Kai Naumann, Marcel Barion und Johannes Bade. Ein sehr interessanter, sehenswerter Bonus. Ricarda Ingel-Pérez (06/2015)

GRUSELKABINETT 100: H. P. Lovecraft – Träume im Hexenhaus Hörspiel von Marc Gruppe Sprecher: Hasso Zorn, Hannes Maurer, Louis Friedemann Thiele, Hans Bayer, Wilfried Herbst, Hans-Georg Panczak, Horst Naumann, Johannes Raspe, Roland Hemmo, Marc Gruppe und Dagmar von Kurmin Leverkusen, Titania Medien, Mai 2015 ISBN: 978-3-7857-5117-6 1 CD, 13 Tracks, 65 min. 8,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Eindringliche Warnungen Der Engländer Montague Rhodes James (1862 – 1936) war Altertumsforscher und Autor von zahlreichen Geistergeschichten. Seine Liebe zu diesem Genre kultivierte er bei der Beschäftigung mit dem irischen Schriftsteller Joseph Sheridan Le Fanu (1814-1873), dessen einschlägige Erzählungen er neu herausgab. Im Laufe der Zeit verfasste er eine immense Anzahl von Lehrbüchern und Ausarbeitungen. Sein besonderes Interesse galt apokryphen Bibelschriften und mittelalterlichen Manuskripten. Als profunder Kenner der Materie katalogisierte er einen Großteil der Manuskriptbestände der Universitäten von Cambridge und Oxford. Der Öffentlichkeit bekannt wurde James ab 1894 durch seine Geister- und Spukgeschichten, wobei er sich auf zahlreichen Reisen auf dem europäischen Kontinent Anregungen holte. Seine profunden historischen Kenntnisse, die er in seine 25

Erzählungen einfließen ließ, geben diesen einen Anstrich von Authentizität. Der auch von H. P. Lovecraft gewürdigte James inspirierte zahlreiche Schriftsteller des Genres, darunter A. N. L. Munby, E. G. Swain und A. C. Benson. Die Erzählung »Lost Hearts« erschien erstmals 1904 in seinem Buch »Ghost Stories of an Antiquary«. Obwohl sie bereits vor einigen Jahren von dem Label Wolpertinger Hörbücher sehr gut vertont wurde, haben es sich die Macher von Titania Medien nicht nehmen lassen, sie ein weiteres Mal für ihre GRUSELKABINETTReihe zu adaptieren. Und was Marc Gruppe und Stephan Bosenius aus dem Stoff heraus-geholt haben ist geradezu sensationell. Aswarby Hall, 1811/12: Der Waisenjunge Stephen wird zu einem weit älteren, entfernten Verwandten auf ein Herrenhaus auf dem Land geschickt, um fortan dort zu leben. Es dauert nicht lange, da hat der Junge unheimliche Begegnungen in dem alten Haus, die ihm Rätsel aufgeben... Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/11hp.mp3 HTU

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Die sehr dichte und intensive Stimmung sorgt für viel Gänsehautgefühl und einen flüssigen Verlauf. Die gruseligen Szenen sind, nicht zuletzt dank des unheimlichen Soundtracks, großartig umgesetzt, besonders das Ende ist prägnant erzählt worden. 26

Timmo Niesner fungiert als erwachsenes Ich des jungen Protagonisten und zugleich als Erzähler der Geschichte. Durch seine Stimme schlagen die wirklich schaurigen Beschreibungen die Hörer in den Bann. Alexander Mager verkörpert den kindlichen Protagonisten. Seine Stimme macht die Naivität und Unschuld des Kindes hör- und miterlebbar. Mr. Abney wird von Uli Krohm mit einer Stimme gesprochen, die gar nicht passender klingen könnte. In weiteren Rollen brillieren Schauspieler wie Dorothea Walda, Kaspar Eichel und Helmut Krauss. Mit dieser wieder sehr gelungenen und bestens inszenierten Folge läuten Marc Gruppe und Stephan Bosenius auf angemessen Art und Weise das nächste Hundert GRUSELKABINETT-Folgen ein. Ricarda Ingel-Pérez (07/2015)

GRUSELKABINETT 101: M. R. James – Verlorene Herzen Hörspiel von Marc Gruppe Sprecher: Timmo Niesner, Alexander Mager, Uli Krohm, Dorothea Walda, Kaspar Eichel, Helmut Krauss, Ulrike Möckel, Detlef Bierstedt, Liv Auhage und Lando Auhage. Leverkusen, Titania Medien, Mai 2015 ISBN: 978-3-7857-5118-3 1 CD, 13 Tracks, 48 min. 8,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Jurassic Star Trek Da lagen wir wohl alle ziemlich daneben mit der Vermutung, dass der Einschlag eines Kometen auf der Erde vor 65 Millionen Jahren zum Aussterben der Saurier führte. In Wahrheit hatten diese bereits damals die Raumfahrt entdeckt und machten sich rechtzeitig davon – und leben seither glücklich und zufrieden im Jurrasic Quadranten des Weltalls. Na ja – mehr oder weniger glücklich und zufrieden. Denn obwohl die Saurier ihren Quadranten aus nachvollziehbaren Gründen in einen Bereich für Vegetarier und einen für die Karnivoren (Fleischfresser) unterteilt haben, kommt es doch immer wieder zu »unfreundlichen Begegnungen« zwischen den Spezies. Dafür, dass diese Begegnungen nicht aus dem Ruder laufen, sorgt der DSS, der Dinosaurier Space Service, dem natürlich vor allem Veggie-Saurier angehören. In Astrosaurier 1 – DIE RACHE DER RAPTOREN erleben wir, welch spannendes Abenteuer der soeben frisch von der Weltraum-Akademie kommende Käpt‘n Teggs (ein Stegosaurus) mit seinem Raumschiff DSS Sauropod und dessen Besatzung erlebt. Dabei soll er doch nur einen Haufen Spitzensportler zu den Olympischen Dinosaurierspielen bringen. Doch ein Pirat, der Velociraptor-General Loki, überfällt die DSS Sauropod und entführt zwei Favoriten im »Kopfstoß«-Wettbewerb. Doch als Teggs über die Lösegeldforderung von General Loki nachdenkt,

kommt ihm ein böser Verdacht: Womöglich war die Entführung der zwei Stegoceras nur eine Ablenkung von etwas viel, viel Schlimmeren …? Gemeinsam mit seinem Ersten Offizier Arx Orano (einem Triceratop), seinem hübschen Kommunikations-Hadrosaurus Gipsy Saurina und dem taffen Bordingenieur Iggy Zahn, einem Iguanodon, der keinem Kampf aus dem Weg geht, gelingt es dem Käpt‘n der DSS Sauropod jedoch, die »Rache der Raptoren« zu verhindern. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/12hpa.mp3 HTU

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Stephen Cole, geboren 1971, verbrachte eine glückliche Kindheit im ländlichen Bedfordshire. Er wurde mit Büchern groß und studierte ab 1989 an der University of East Anglia, um noch mehr Bücher zu lesen. Nach seinem Abschluss mit Auszeichnung in Englischer Literatur und Film ging er verschiedenen Tätigkeiten nach. Unter anderem war er verantwortlich für Kindersendungen der BBC und Chefredakteur bei BBC Worldwide. Heute hat er sein eigenes Unternehmen, widmet sich aber als freier Autor auch mehr und mehr dem Schreiben erfolgreicher Kinderbücher und Drehbücher für Kinderfilme, die in England sehr bekannt sind. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er in Buckinghamshire/England. Santiago Ziesmer, geb. 1953 in Madrid, ist bereits ab früher Jugend in Fernsehproduktionen und kommerziellen Hörspielaufnahmen tätig. Ab 1972 ließ er sich im Schauspielstudio Hanny Herter in Berlin zum Schauspieler 27

ausbilden und legte 1975 vor der Paritätischen Kommission die Bühnenreifeprüfung ab. Seit 1973 tritt er als Theaterschauspieler an zahlreichen staatlichen und privaten Bühnen in Deutschland und dem europäischen Ausland auf. Seine Stimme ist vor allem durch die Synchronisation komödiantisch geprägter Charaktere wie »Jaleel White« als »Steve Urkel« in der US-amerikanischen Sitcom »Alle unter einem Dach und Zeichentrickfiguren wie »SpongeBob Schwammkopf« in der gleichnamigen Kinder- und Jugendserie bekannt. Seit »Barton Fink« (1991) wird Ziesmer häufig als deutschsprachige Synchronstimme von Steve Buscemi eingesetzt. Er ist bis in die Gegenwart in verschiedenen Hörspielreihen präsent, unter anderem seit 2007 als »Captain Tolle« in der Playmobil-Hörspielserie »Die Playmos« und als »Inspektor Miller« in der Hörspiel-Krimireihe »Lady Bedfort«. Er lebt in Berlin. Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/12hpb.mp3 HTU

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Santiago Ziesmer liest mit großem Vergnügen und erheblichem Stimmaufwand dieses spannende und vergnügliche Abenteuer. Am Ende ist man neugierig, welchen Auftrag die DSS Sauropod wohl als nächstes erhält. Horst Illmer (07/2015

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Steve Cole: Astrosaurier 1 – DIE RACHE DER RAPTOREN Ungekürzte Lesung von Santiago Ziesmer (Astrosaurs. Riddle of the Raptors. 2005. Aus dem Englischen von Wieland Freund und Andrea Wandel) Regie: Sabine Stiepani Würzburg, Arena audio, April 2015 ISBN: 978-3-401-24007-7 1 CD, 84 Minuten, 11 Tracks 9,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale* Empfohlen für Hörer ab 8 bis 12 Jahren

Hörbuch Bestenliste August 2015

Jeden Monat wählt die Jury des Hessischen Rundfunks unter den Neuerscheinungen diejenigen aus, die sie für besonders hörenswert hält. Platz 1: Peter Bichsel: EIGENTLICH MÖCHTE FRAU BLUM DEN MILCHMANN KENNENLERNEN Sprecher: Peter Bichsel, Lotti Happle, Anja Schärer u.a. Christoph Merian Verlag / SRF ISBN: 978-3-85616-705-9 1 CD, 43 min. 16,90 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

6 CDs, 460 min 22,00 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Über mehrere Generationen zieht sich die Geschichte einer jüdischen Familie dahin, breit und uferlos wie ein Flussdelta. Die Kinder werden groß, die Väter verlieren Haare, aber Mutter Edies Problem bleibt unerschütterlich im Mittelpunkt: Essen ist für sie eine Sucht. Unerschütterlich ist auch der Witz, mit dem das Familienporträt erzählt wird, mit geduldiger Zuneigung gelesen von Luise Wunderlich.

1964 erschien Peter Bichsels denkwürdiger Debüt-Band mit Kurzgeschichten. Zum 80. Geburtstag des Autors ist aus seinem Erstlingswerk eine Hörcollage entstanden. Der Jubilar führt die Hörer als Erzähler durch ein von den Figuren seiner Geschichten bewohntes Haus, begleitet von einem exzellenten Sprecherensemble und den Instrumentalisten Joël Fonsegrive, Benjamin Weidekamp und Elia Rediger.

Ebenfalls Platz 2: Heinrich Mann: PROFESSOR UNRAT

Platz 2: Jamie Attenberg: DIE MIDDLESTEINS

Die fesche Lola alias Marlene Dietrich hat sich im »Blauen Engel« so berühmt gemacht, dass Professor Unrat dabei fast an den Rand geriet. Es lohnt sich, den großen Zeitroman über Doppelmoral, Sittenverfall und Autoritätswahn neu zu entdecken. Die ungekürzte Lesung von

Sprecherin: Luise Wunderlich DerDiwan Hörbuchverlag ISBN: 978-3-941009-13-4

Sprecher: Manfred Steffen Der Hörverlag / NDR kultur ISBN: 978-3-8445-1173-4 7 CDs, 462 min. 24,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

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1982 ist bestens dazu geeignet. Manfred Steffen beherrscht die Kunst des epischen Erzählens, ohne dabei ins Karikaturistische zu fallen.

Platz 4: Sabine Bode: KRIEGSENKEL. Die Erben der vergessenen Generation Sprecher: Claudia Michelsen, Devid Striesow Random House Audio ISBN: 978-3-8371-3164-2 4 CDs, 290 min. 14,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Eigentlich fehlte es den zwischen 1960 und 1975 Geborenen an nichts. Dennoch haben viele Kriegsenkel das Gefühl, nicht genau zu wissen, wer sie sind und wohin sie wollen. Neun Lebenswege zeigen, wie prägend sich die unverarbeiteten Kriegserlebnissen der Eltern auf ihre Nachkommen auswirken können. Die Biografien dieser Generation lesen Claudia Michelsen und Devid Striesow ruhig und sachlich.

Platz 5: THE BEST OF HARRY ROWOHLT Sprecher: Harry Rowohlt Random House Audio ISBN: 978-3-8371-3129-1 1 CD, 63 min. 9,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

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Im Juni ist der große Vortragskünstler, Autor und Übersetzer Harry Rowohlt gestorben. In einem »Best of« sind ausgewählte Rowohlt-Kolumnen sowie Texte von David Sedaris und David Lodge zusammengestellt. Komische Szenen, hintergründige Wortspiele, Englisch, Deutsch oder Dialekt: Harry Rowohlt rezitiert in seiner unnachahmlichen Art. Der Meister des gebrummten Wortes wird allen Hörbuchfans fehlen.

Kinder-/Jugendhörbücher des Monats August Platz 1: Rüdiger Bertram, Heribert Schulmeyer: MO UND DIE KRÜMEL. Der erste Schultag Sprecher: Martin Baltscheit Argon Verlag ISBN: 978-3-8398-4090-0 2 CDs, 128 min. 12,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale* ab 5 Jahren

Endlich darf Moritz in die Schule gehen! Dort läuft es bestens. Die Lehrerin wird gleich in Frau Nett umgetauft und die Schulkameraden machen allen Unsinn mit. Von der Schultütenschlacht bis zum Klassenhamster, die Erstklässler lassen sich einiges einfallen. Was in der Schule passiert, wird so lustig und abwechslungsreich von Martin Baltscheit vorgelesen, dass das Hörbuch in jede Schultüte gehört.

Ebenfalls Platz 1: Chris Riddell: ADA VON GOTH UND DIE GEISTERMAUS Sprecher: Oliver Kalkofe Sauerländer Audio ISBN: 978-3-8398-4692-6 2 CDs, 153 min. 14,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale* ab 8 Jahren

Auf Schloss Gormengraus sind unheimliche Machenschaften im Gange. Ada, die Tochter des reichen Lords, will die bösen Pläne verhindern. Hilfe bekommt sie von Ishmael, der Geistermaus, und den Freunden vom Dachbodenclub. Ein Gruselkrimi voller merkwürdiger Kreaturen, Witz und sprühender Einfälle! Ein Spaß für Oliver Kalkofe, der lesend die Figuren und Szenenkomik herauskitzelt. Ein Vergnügen für alle!

Platz 3: Maja Nielsen: JULIUS CAESAR. Feldherr und Staatsmann im Alten Rom Sprecher: Sonja Szylowicki, Stephan Schad, Robert Missler u.a. Jumbo Verlag ISBN: 978-3-8337-3422-9 1 CD, 79 min. 12,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale* ab 10 Jahren

Sinnliches Abenteuer und zugleich Wissensvermittlung: Maja Nielsen inszeniert ein vielschichtiges Bild des mächtigen Herrschers. Gemeinsam mit dem Experimentalarchäologen Marcus Junkelmann nimmt sie Klein und Groß mit auf eine

abenteuerliche Expedition über die Alpen. Die vielen Sprecher und die Geräuschkulisse vermitteln hörspielhaft die Ereignisse um Caesar im Alten Rom. Nicht nur für Lateinschüler!

Der persönliche Tipp von Hans-Heino Ewers Michael Ende: DIE UNENDLICHE GESCHICHTE Sprecher: Gert Heidenreich HörbuchHamburg, Osterwold Audio ISBN: 978-3-86952-229-6 2 MP3-CDs, 926 min. 19,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale* ab 12 Jahren

Der 20. Todestag Michael Endes im Augst dieses Jahres sollte ein Anlass sein, sich seines Hauptwerks zu erinnern: DIE UNENDLICHE GESCHICHTE – ein international anerkanntes Meisterwerk der deutschen Literatur, gelesen von einem Meistersprecher. Souverän und wohlklingend die Stimme von Gert Heidenreich, brillant in Phrasierung und Dramaturgie. Die ungekürzte Lesung, seit einiger Zeit als mp3-Ausgabe in 2 CDs auf dem Markt, lässt den philosophischen Charakter dieses eigenwilligen Fantasyromans hervortreten. Es geht um das Verhältnis von Mythos und Moderne. Dies sei nicht zuletzt den Großen unter den Zuhörern verraten, die sich von Altersangaben nicht abschrecken lassen sollten.

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Schritte ins Verhängnis Ein geheimnisvoller Mädchenmörder sorgt in der englischen Provinz für Angst und Schrecken. Immer näher rückt die Spur seiner Verbrechen zu dem einsamen Landhaus vor, in dem die junge Helen als Dienstmädchen arbeitet. Während draußen ein Gewitter tobt, das alle Straßen unpassierbar macht, mehren sich die Anzeichen, dass der Mörder bereits im Innern des Hauses ist... Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/14hpa.mp3 HTU

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Ethel Lina White, geboren 1876 in Abergavenny, Wales; gestorben 1944 in London, war eine britische Autorin von Kurzgeschichten und Kriminalromanen. In Deutschland bekannt geworden sind vor allem die auf ihren Romanen basierenden Filme von Alfred Hitchcock und Robert Siodmak. Die Romanvorlage »Some Must Watch« diente Siodmak 1945 für seinen legendären Hollywood-Film »The spiral staircase« (dt.: Die Wendeltreppe). Nun wurde aus der neu übersetzten Romanvorlage ein packendes Hörspiel. Unter der Regie von Regine Ahrem agiert ein Ensemble aus wunderbaren Sprecherinnen und Sprechern: Chris Pichler, Gerd Wameling, Michael Mendl, Tina Engel, Alexander Ratszun, Christine Oesterlein, Karin Gregorek, Regina Lemnitz, Carl Heinz Choynski, Gerd Krasse und Annika Reinicke. Die Akteure passen mit 32

ihren Stimmen und ihrem Spielen zu einem Krimi der 1940er Jahre. Die Dialoge wirken – ohne tatsächlich altmodisch zu sein – fast wie aus einem alten SchwarzWeiß-Film und man fühlt sich unmittelbar in die Szenerie versetzt. Obwohl das gesamte Ensemble seine Rollen glänzend spielt, sticht Gerd Wameling hervor. Als Erzähler erinnert er mit seiner kühlen Art an frühe Kriminalhörspiele und verleiht dem Stück damit den besonderen Flair. Neben geschickt eingesetzten Geräuschen schafft die Musik von Michael Rodach und Alan Bern eine düstere Atmosphäre. Das besondere an dieser Produktion von Osterwold audio ist, dass das Hörspiel in Kunstkopfstereofonie aufgenommen wurde. Dieses vor über vierzig Jahren entwickelte und nun wiederentdeckte Aufnahmeverfahren ermöglicht dreidimensionales Hören. Die Hörer glauben, sich mitten im Geschehen zu befinden, denn Töne, Geräusche und Stimmen kommen von rechts und links, von oben und unten, von vorne und hinten. Als Aufnahmequelle dient ein nachgebildeter »Kopf« mit zwei Ohrmuscheln, hinter denen sich Mikrofone befinden. Diese spezielle Anordnung ermöglicht eine extreme Räumlichkeit der Aufnahme, hat aber auch Konsequenzen für den Aufnahmevorgang selbst. Man kann nicht – wie bei Tonaufnahmen sonst üblich – die einzelnen Zutaten im Nachhinein dazumischen. Es muss bei der Aufnahme alles schon vorhanden und präzise platziert sein: die tickende Standuhr, das prasselnde Kaminfeuer – oder eben auch

die Orgel, die in diesem Fall der Hausherr spielt. Kunstkopfstereofonie ist vom Aufwand her also fast mit einem filmischen Verfahren gleichzusetzen. Am besten kann man diesen außergewöhnlichen Klang für ein besonderes Raumgefühl mit Kopfhörern genießen. Sofort fühlt man sich mittendrin im Hörspiel – Schritte, die auf einen zukommen oder sich entfernen oder das Knarzen einer Treppe, alles wirkt sehr räumlich, also dreidimensional. In DIE WENDELTREPPE verbinden sich eine zeitlose Story, exzellente Sprecher und hervorragende Aufnahmetechnik zu einem erstklassigen, absolut fesselnden Hörspiel, das man nur empfehlen kann. Mit Kopfhörer perfekter 3D-Hörgenuss! Online-Hörprobe: http://www.metagis.de/fb1503/14hpb.mp3 HTU

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So, das war unsere August-Ausgabe im Jahr 2015. Ich hoffe, es war für Sie interessant und Sie konnten für sich und andere etwas Passendes finden. Viele weitere interessante Hörbücher finden Sie im Hörbuchladen auf http://www.hoerbuchladen.de HTU

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und im Blindenhörbuchladen auf der selbstverständlich barrierefreien Site http://www.blindenhoerbuchladen.de HTU

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Ich freue mich, wenn ich Ihnen behilflich sein kann.

So atmosphärisch dicht, unterhaltsam, spannend und fesselnd erzählt, dass Zuhören fast schon süchtig macht! Maran Alsdorf (07/2014) Ethel Lina White: DIE WENDELTREPPE (SOME MUST WATCH. 1933 Aus dem Englischen von Regine Ahrem) Hörspielbearbeitung und Regie: Regine Ahrem Sprecher: Chris Pichler, Gerd Wameling, Michael Mendl, u.v.a. Musik: Michael Rodach, Alan Bern Hamburg, Osterwold audio, Juni 2015 ISBN: 978-3-86952-252-4 1 CD, 13 Tracks, 62 min. 14,95 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale*

Bis zum Erscheinen der nächsten Ausgabe wünsche ich uns, dass Sie uns gewogen bleiben und Ihnen – auch im Namen des gesamten Redaktions-Teams – von ganzem Herzen eine schöne Zeit.

Ihr Matthias Werner 33

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