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ilri Bibliothek Wissenschaft Lothar Struck »Der mit seinem Jugoslawien« Quellenband ilri Bibliothek Wissenschaft, Band 9 Lothar Struck: „Der mit ...
Author: Dirk Engel
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Lothar Struck

»Der mit seinem Jugoslawien«

Quellenband

ilri Bibliothek Wissenschaft, Band 9 Lothar Struck: „Der mit seinem Jugoslawien“. Quellenband. ISBN: 978-3-95420-106-8 ©

für diese Zusammenstellung 2012

Inhaltsverzeichnis Betrifft: Kapitel 7.4. - Krieg und PR oder „Verleumde nur dreist, etwas bleibt immer hängen“

5

Dokumente zu "Ruder Finn" für Bosnien, Kosovo und Kroatien

6

RF1 – Ruder Finn Kosovo, Kroatien, Bosnien 1992

7

RF2 – Ruder Finn Kosovo, Kroatien, Bosnien 1993

6

RF3 – Aktivitäten Ruder Finn 1993 Kosovo, Bosnien, Kroatien

11

Dokumente zu: PR-Aktivitäten für Bosnien-Herzegowina

119

BO1 – Hannaford 1993 Bosnia Action Group

1

BO2 – Ruder Finn 1996 Bosnien Sanjak

12

BO3 – Barnes & Thornburg Bosnien 1998 und 1999

13

BO4 – Washington International Group Bosnien 1999 ICJ

15

BO5 – Alston & Bird Bosnien 2009

16

BO6 – Bob Dole 20.000 Dollar Bosnien

1

Dokumente zu PR- Aktivitäten für Kosovo

172

KO1 - Vertrag Ruder Finn Kosovo 1992 und 1993

17

KO2 - Nuri Shafiq 1993

17

KO3 - Ruder Finn 1995 Kosova Fax 162

18

KO4 - Ruder Finn Kosovo 1995 und 1996 "FARA"-Berichte

18

KO5 - Washington International Group Kosovo und Bosnien 1999

18

KO6 - Alston & Bird Kosovo (und andere) 2003

19

KO7 - Alston & Bird Kosovo 2003 Entwurf Rugova Dole

20

KO8 - Vertrag Patton Boggs Kosovo 2011

21

Dokumente zu PR- Aktivitäten für Kroatien

222

KR1 - Ruder Finn 1991 Kroatien

22

KR2 - Ruder Finn 1991 u. a. Kroatien

23

KR3 - Ruder Finn Kroatien 1991 1992

24

KR4 - Ruder Finn 1992 u. a. Kroatien

25

KR5 - Ruder Finn 1992 Kroatien Liste der kontaktierten Politiker

26

KR6 - Ruder Finn Kroatien 1992

27  

KR7 - Jefferson Waterman International 1995 Kroatien

28

KR8 - Fragen und Antworten zu Hunton & Williams Kroatien 1995

29

KR9 - Fragen und Antworten zu Hunton & Williams Kroatien 1996

30

KR10 - Fragen und Antworten zu Hunton & Williams Kroatien 1997

32

KR11 - Fragen und Antworten zu Hunton & Williams Kroatien 1998

33

KR12 - Fragen und Antworten zu Hunton & Williams Kroatien 1999

35

KR13 - Vertrag Baker & Hostetler 2004 - Kroatien vor dem ICTY

36

KR14 - Baker & Hostetler 2005 Kroatien und ICTY

37

Dokumente zu PR- Aktivitäten für Serbien / Republika Srpska

37

SB1 – Serbien 2004-2011 aus „FARA-Bericht“

37

SB2 – Advanced Practical Solutions Serbien 2009

39

SR1 - PBN 1999 Republika Srpska

39

SR2 – Srpska 2007 bis 2010 aus „FARA-Bericht“

41

SR3 - Dewey & LeBoeuf 2009 Republika Srpska

41

SR4 – Picard Kentz & Rowe Srpska 2010 aus „FARA-Bericht“

43

Dokumente zu PR- Aktivitäten für Montenegro

43

MN1 – „FARA“-Berichte Montenegro 1998 bis Mitte 2011

43

MN2 – Alston & Bird 2003 für Montenegro

46

MN3 – Dole Montenegro 2007

47

Betrifft: Kapitel 10.4. – Besuch beim Lebenden

47

Telex der amerikanischen Botschaft in Den Haag vom 12.11.2003 über den Häftling Slobodan Milosevic. (Quelle: WikiLeaks)

47

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BND-Bericht über das Kosovo vom 22.02.2005, veröffentlicht von WikiLeaks.

48

Betrifft: Kapitel 12.1. – Der Zerfall

50

„Islamische Deklaration“ von Alija Izetbegovic

50

„SANU-Memorandum“ der serbischen Akademie der Wissenschaften

58

 

In diesem Quellenband werden sowohl einige zitierte wie auch ergänzende Dokumente zu "Der mit seinem Jugoslawien – Peter Handke im Spannungsfeld zwischen Literatur, Medien und Politik" vorgestellt. Dabei handelt es sich um im weitesten Sinn zeitpolitische Dokumente, die die Umstände des Zerfalls Jugoslawiens aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Bis auf kurze Erläuterungen wird auf eine Kommentierung bewusst verzichtet, damit der Leser sich sein eigenes Bild machen kann. Der Kern dieses Bandes sind ausgewählte Belege für die in Kapitel 7.4 angesprochene Zusammenarbeit Kroatiens, des Kosovo und Bosnien-Herzegowinas mit US-amerikanischen Public-Relations-Agenturen von 1991 an. Teilweise gibt es bis heute Geschäftsbeziehungen. Entitäten wie Montenegro und die bosno-serbische Republika Srpska treten ab Ende der 1990er Jahre hinzu. Exemplarisch werden einige der faksimilierten Dokumente, die teilweise auch Vertragsentwürfe und sogar Abrechnungen enthalten, gezeigt (in englischer Sprache). Weitere Texte sind das in Kapitel 10.4 angesprochene Telex der amerikanischen Botschaft in Den Haag über den Häftling Slobodan Milosevic und der bei WikiLeaks veröffentlichte BND-Bericht über das Kosovo aus dem Jahr 2005 (s. Kapitel 11.2.2). Die politischsten Dokumente sind die in Kapitel 12.1 angesprochene "Islamische Deklaration" von Alija Izetbegovic und das sogenannte "SANU-Memorandum" der serbischen Akademie der Wissenschaften (beide Versionen in englischer Sprache). Die ursprüngliche Idee, die sogenannte "Amselfeld-Rede" von Slobodan Milosevic als Dokument aufzunehmen, wurde fallengelassen. Izetbegovics Entwurf eines islamischen Staates stammt ursprünglich aus dem Jahr 1970, trägt im vorliegenden Fall das Datum von 1990. Die Schrift der serbischen Intellektuellen wurde zuerst 1986 publiziert. Die Authentizität beider Texte ist nicht zuletzt aufgrund der (nicht offiziell autorisierten) Übersetzungen kompliziert. Vom "SANU-Memorandum" existiert mindestens noch eine andere englische Übersetzung; die Universität in Klagenfurt legt auch eine deutsche vor. Noch disparater ist die Lage bei der "Amselfeld-Rede" von Slobodan Milosevic. Hiervon existieren mindestens vier deutsche Übersetzungen, die zum Teil höchst widersprüchliche Deutungen zulassen. Man hätte detaillierte Vergleichsanalysen anstellen müssen, was nicht zuletzt aufgrund der urheberrechtlichen Lage kompliziert gewesen wäre. Daher wurde auf eine Aufnahme verzichtet. "SANU-Memorandum" und "Islamische Deklaration" sind extreme politische Streitschriften und sollen als solche auch entsprechend kritisch rezipiert werden. Ihr Abdruck spiegelt weder meine politische Meinung noch die des Verlags wider. Sie sind aber durchaus Dokumente, die zum Verständnis des Auseinanderfallens Jugoslawiens beitragen können. Da sie auch noch von Peter Handke zur Lektüre empfohlen wurden, passen sie in eine Betrachtung über Handke und Jugoslawien. In den knappen Begleittexten wurde aus technischen Erwägungen heraus auf die jugoslawischen Akzentzeichen verzichtet. Lothar Struck, November 2012

 

Betrifft: Kapitel 7.4. - Krieg und PR oder "Verleumde nur dreist, etwas bleibt immer hängen" Kontakte zwischen Regierungen bzw. Exil-Regierungen und amerikanischen PublicRelations-Agenturen gibt es in großem Stil seit 1991. Es ist in den USA gesetzlich verankert, dass diese Geschäftsbeziehungen von PR-Agenturen mit ausländischen Kunden dokumentiert werden und der Öffentlichkeit zugänglich sind. Dennoch gestaltet sich die Suche nicht ganz einfach und die Zuordnung ist bisweilen erklärungsbedürftig. Die ausgewählten Dokumente zeigen nur einen Teil. Sie sind nach markanten und aussagefähigen Punkten ausgewählt. Bis auf eine Orientierungszeile sind sie unbearbeitet. Man kann beispielsweise nachlesen, welcher Art die "Werbemaßnahmen" für die jeweiligen Auftraggeber (zumeist staatliche Organisationen, aber auch Privat-Personen oder "Freundeskreise") waren, wieviel dafür bezahlt und welche Personen in den USA kontaktiert wurden (zumeist Gouverneure und Senatoren, mindestens deren Vorzimmer, aber auch NGOs und Radio- und Fernsehstationen). Manchmal sind auch die entsprechenden Verträge abgedruckt. Kroatien tritt seit 1991 in Kontakt mit PR-Agenturen, Kosovo (das damals gar nicht direkt in den Fokus der Weltgemeinschaft gerückt war) und Bosnien-Herzegowina wenig später. Auch nach der Beendigung der Kroatien- und Bosnienkriege blieben die Kontakte bestehen. So ist dokumentiert, dass Kroatien Mitte bis Ende der 1990er Jahre mehrere Millionen US-Dollar jährlich an eine Agentur bezahlt hat. Kroatien beauftragte 2004 und 2005 eine PR-Agentur mit der "richtigen Darstellung" vor dem ICTY. Bis zum Boykott Serbiens (bzw. Jugoslawiens) gab es auch Kontakte amerikanischer Firmen mit der "Republika Srpska" (die später aktiviert bzw. neu aufgenommen wurden). Seit Mitte der 2000er Jahre wird von serbischer Seite ein erheblicher PR-Aufwand betrieben. Auch der junge Neustaat Montenegro schaltete seit 1998, d. h. also acht Jahre vor seiner formalen Unabhängigkeit, amerikanische PR-Agenturen ein und erhielt besondere Unterstützung von Senator Robert Dole (der mehrfach auch in Unterlagen beispielsweise über Bosnien und den Kosovo auftaucht). Insbesondere zu Beginn der 1990er Jahre war die Agentur "Ruder Finn" federführend in der PR der post-jugoslawischen Staaten. Parallel wurden zuweilen auch andere, zumeist kleinere Firmen mit Werbemaßnahmen beauftragt. Bei aller kritischen Betrachtung dieser Maßnahmen muss erwähnt werden, dass PR an sich nichts Ehrenrühriges ist und kein Vergehen darstellt. Mit der Dokumentation soll nicht Verschwörungstheorien das Wort geredet werden. Der Wahrheitsgehalt medialer Äußerungen ist unabhängig von Public-Relations-Maßnahmen. Dabei ist jedoch vielleicht interessant, was in den Medien nicht oder kaum vorkommt.

 

"Ruder Finn" für Bosnien, Kosovo und Kroatien Insbesondere zu Beginn der 1990er Jahre war die Agentur "Ruder Finn" in PR-Maßnahmen für Bosnien, Kosovo und Kroatien federführend. Alleine 1992 und 1993 bekam Ruder Finn von Bosnien rd. USD 97.000, Kroatien USD 78.000 und dem Kosovo fast USD 250.000.