Teil 4 Makroökonomische Analyse der mittleren Frist Blanchard/ Illing: Kapitel 6 bis 9 © Prof. Dr. Gerhard Illing
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Teil 4
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4. Makroökonomische Analyse der mittleren Frist Inhalt Teil 4: 4 .1
Grundlagen
4. 2
Der Arbeitsmarkt
4. 3
Das AS‐AD Modell
4. 4
Dynamische Analyse und Phillips‐Kurve
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4. Makroökonomische Analyse in der mittleren Frist
4.1 Grundlagen
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4.1 Einführung in die mittlere Frist
Bislang untersuchten wir die kurze Frist (IS‐LM Modell)
Dabei unterstellten wir konstante Preise: Produktion wird kurzfristig allein von Nachfrage bestimmt
Bei Nachfrageänderungen erfolgt Anpassung auf dem Gütermarkt ausschließlich über Mengen Produktionssteigerungen haben keinerlei Preiseffekte
Mittelfristig aber wird das Produktionsniveau von verfügbaren Ressourcen (Produktionspotential) bestimmt Nun fragen wir:
Wovon wird das Produktionspotential bestimmt?
Wie kommt es zu Veränderungen des Preisniveaus?
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4.1 Einführung in die mittlere Frist Mittelfristig: Produktion entspricht Produktionspotential YN Produktionspotential: Produktion, die unter gegebenen strukturellen Rahmenbedingungen bei normaler Auslastung aller Produktionskapazitäten erreicht werden kann (“natürliches” Produktionsniveau) Produktionspotential hängt von strukturellen Bedingungen insbesondere auf dem Arbeitsmarkt ab: Abschnitt 4.2 Kurzfristig: Divergenz zwischen tatsächlichem BIP und YN Was bestimmt Schwankungen um YN („Produktionslücke“)? Hier zentrale Bedeutung der aggregierten Nachfrage: Kap. 4.3 Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.1. Einführung in die mittlere Frist
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4.1 Einführung in die mittlere Frist Wie wirken sich Nachfrageschwankungen aus? Bislang: Annahme eines fixen Preis‐ /Lohnniveaus Æ Völlig elastisches Angebot Æ Produktion wird allein von Nachfrage bestimmt
P
Æ Nachfrageschwankungen ohne Effekte auf Preise Æ Ausschließlich Fluktuationen der Produktion Y
YN
Bislang (IS‐LM Modell): Kurze Frist: Horizontale Angebotskurve Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.1 Einführung in die mittlere Frist Wie wirken sich Nachfrageschwankungen aus? Abschnitt 4.2: Mittlere Frist: Preise und Löhne flexibel Æ Produktion von strukturellen Faktoren und Ressourcen bestimmt (Produktionspotential)
P
Æ Völlig unelastisches Angebot Æ Keine Produktionsfluktuationen Æ Nachfrageschwankungen haben ausschließlich Preiseffekte YN
Y
Erweitertes Modell in der mittleren Frist: Vertikale Angebotskurve Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.1 Einführung in die mittlere Frist Wie wirken sich Nachfrageschwankungen aus? Abschnitt 4.3: Preise reagieren unvollständig, Löhne verzögert Æ Produktion und Preise fluktuieren
P
ÆNachfrageschwankungen lösen Produktionsänderungen, diese dann Preisänderungen aus Æ kurzfristig schwanken Preise und Mengen; mittelfristig bewegt sich die Wirtschaft zum Gleichgewicht YN YN
Y
Erweitertes Modell in der kurzen Frist: Angebotskurve mit positiver Steigung (AS‐Kurve) Prof. Dr. Gerhard Illing
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4. Makroökonomische Analyse in der mittleren Frist 4.2 Der Arbeitsmarkt
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4.2 Der Arbeitsmarkt
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4.2.1 Grundlagen Unterscheide: Konjunkturelle Arbeitslosigkeit: Arbeitslosigkeit auf Grund von
Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Strukturelle Arbeitslosigkeit: Arbeitslosigkeit, die sich durch die Arbeitsmarktstruktur ergibt, Rigiditäten wie z.B. Mindestlöhne, Kündigungsschutzbestimmungen, etc.
Komplexes Zusammenspiel Mittlere Frist: Die Struktur des Arbeitsmarkts bestimmt das Produktionspotential YN Kurze Frist: Entwicklungen am Gütermarkt Æ Schwankung der
Kapazitätsauslastung ÆBeschäftigung/Arbeitslosenquote Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Güter‐ und Arbeitsmarkt? Was sind die Ursachen für Arbeitslosigkeit?
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4.2.1 Grundlagen Je nach Diagnose ganz unterschiedliche Therapie!
Konjunkturelle Arbeitslosigkeit:
Diagnose: Fehlende gesamtwirtschaftliche Nachfrage Therapie: Beschäftigungsstimulierung durch Konjunkturprogramme
Strukturelle Arbeitslosigkeit:
Diagnose: • Mismatch, Sucharbeitslosigkeit durch Strukturwandel • Monopolmacht aus Arbeitsmärkten: Gewerkschaften • Staatliche Unterstützungssysteme (Sozialhilfe, Arbeitslosengeld)
Therapie: Abbau von Rigiditäten, Qualifizierungsoffensive
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4.2.1 Grundlagen •
Verfügbare Ressourcen bestimmen das Produktionspotential
•
Kapital und technisches Wissen betrachten wir zunächst als gegeben (langfristige Perspektive; im Lehrbuch Kapitel 10‐13)
•
Gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion: Y=Y (N) Welche Faktoren bestimmen die Zahl der gesamtwirtschaftlich eingesetzten Arbeitsstunden?
Strukturelle Faktoren: a)
Bereitschaft zum Arbeitseinsatz (Abwägung zu Freizeit) Arbeitsangebot
b)
Arbeitsproduktivität (einfachster Fall: konstant: Y= N) Arbeitsnachfrage
c)
Institutionelle Rahmenbedingungen (Struktur des Arbeitsmarktes) strukturelle Rigiditäten
Wichtig: Genaueres Verständnis des Arbeitsmarktes! Prof. Dr. Gerhard Illing Makro I Teil 4
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4.2.1 Grundlagen Vorgehensweise: Untersuche zunächst, wodurch Produktionspotential und
strukturelle Arbeitslosigkeit bestimmt wird • Mittelfristige Perspektive: P = Pe • Struktur der Arbeitsmärkte, institutionelle Rahmenbedingungen • Abschnitt 4.2.2 – 4.2.5
Untersuche dann Schwankungen von Produktion und
Beschäftigung um das Produktionspotential und Rückkehr zum mittelfristigen Gleichgewicht Æ Teil 4.3
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4.2.2 Das Modell perfekten Wettbewerbs Arbeitsnachfrage
Unternehmen: Preis‐ und Lohnnehmer Æ Reallohn gleich Grenzertrag
Setzen Arbeitskräfte ein, bis Ertrag zusätzlicher Arbeit genau den Aufwendungen entspricht, die seine Einstellung notwenig macht Je höher der Reallohn, desto niedriger die Nachfrage nach Arbeitskräften
Arbeitsangebot
Arbeitnehmer sind Preis‐ und Lohnnehmer Sie wägen zwischen Nutzen (zusätzliche Konsummöglichkeiten) und Kosten (geringere Freizeit) zusätzlicher Arbeit ab Je höher der Reallohn, desto höher Arbeitsangebot.
Im Gleichgewicht: Reallohn spielt sich so ein, dass keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit Æ Arbeitslosigkeit führt zu einem Sinken des Reallohns
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4.2.2 Das Modell perfekten Wettbewerbs Angebot und Nachfrage W/P
N Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.2.2 Das Modell perfekten Wettbewerbs Standardtheorie von Angebot und Nachfrage: Markträumender Reallohn spielt sich so ein, dass: effiziente Beschäftigung N* effiziente Produktionsmenge Y* keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit Arbeitsmarktmodell bei vollständigem Wettbewerb liefert kein realistisches Bild:
Unfreiwillige Arbeitslosigkeit Æ Warum werden Löhne oberhalb des Reservationslohns gezahlt? Kollektive oder individuelle Lohnverhandlungen, nicht eine Arbeitsangebotsentscheidung bei gegebenem Reallohn Unternehmen setzen Preise und beeinflussen somit den Reallohn W/P Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.2.3 Unvollständiger Wettbewerb Alternative Theorie des Arbeitsmarktes: Reallohn ergibt sich aus Zusammenspiel von Lohnsetzung und Preissetzung Lohnsetzung
Arbeitnehmer verhandeln mit Arbeitgebern über Nominallohn, gegeben ihre Erwartungen Pe über die Preisentwicklung Æ Streben Reallohn als Zielgröße an Æ Abbildung in Form einer Lohnsetzungskurve
Preissetzung
Unternehmen sind in der Lage, Preise zu setzen Marktmacht Æ Bei Preiserhöhung abwägen zwischen Umsatzeinbußen und Ertrag pro abgesetzter Einheit
Welche Faktoren bestimmen über Preis‐ und Lohnsetzung? Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.2.3 Lohnsetzungskurve In der Realität verschiedene Mechanismen zur Festsetzung von Löhnen:
Kollektive Verhandlungen (Gewerkschaften) Individuelle Verhandlungen (bei höher Qualifizierten) Take‐it‐or‐leave‐it‐offers
Wichtige Beobachtungen:
Löhne liegen häufig über dem Reservationslohn Löhne hängen von den Bedingungen am Arbeitsmarkt ab
Erklärungsansätze
Lohnverhandlungen Effizienzlöhne
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4.2.3 Lohnsetzungskurve Lohnverhandlungen und Verhandlungsmacht
Verhandlungsmacht des Arbeitnehmers nimmt zu, je schwieriger er zu ersetzen ist (Qualifikation + institutionelle Rahmenbedingungen) Verhandlungsmacht nimmt zu, je mehr Alternativen zur Verfügung stehen (Æ je niedriger die Arbeitslosenquote)
Effizienzlöhne: Löhne oberhalb des Reservationslohns
Ziele: Arbeitnehmer an Unternehmen binden und motivieren Zusätzliche Anreize v. a. notwendig, wenn attraktive Outside Options (in Zeiten niedriger Arbeitslosigkeit)
Fazit: Höhe der Arbeitslosenquote und institutionelle Rahmenbedingungen beeinflussen Lohnhöhe Für langfristige Kontrakte auch wichtig: Erwartungen über die Preisentwicklung während der Laufzeit der Kontrakte
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4.2.3 Lohnsetzungskurve Der Arbeitsmarkt ‐ kein vollkommener, kompetitiver Markt Lohnfindung:
W = P F (u, z) (−,+) e
Lohn W hängt ab von: Pe = u = z =
erwartetes Preisniveau Arbeitslosenquote Andere Variable, die Lohnsetzung beeinflussen (institutionelle Faktoren; Beispiele: Gewerkschaftsmacht; Lohnnebenkosten; Arbeitslosenunterstützung)
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4.2.3 Lohnsetzungskurve Einfluss der Arbeitslosenquote
W = P F (u , z ) ( −, + ) e
Anstieg der Arbeitslosenquote u: • Erhöht Wahrscheinlichkeit, dass Arbeiter Job verlieren • Verringert Wahrscheinlichkeit, dass Unbeschäftigte Arbeit finden • Erhöht die Dauer der Arbeitslosigkeit • Anstieg von u verringert Verhandlungsmacht und senkt Reservationslohn Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.2.3 Lohnsetzungskurve Einfluss anderer Faktoren z
W = P F (u , z ) (−,+ ) e
z:
institutionelle Faktoren beeinflussen Flexibilität am Arbeitsmarkt z. B.: Organisationsgrad der Gewerkschaften Höhe der Arbeitslosenunterstützung Marginale Steuersätze Lohnnebenkosten → Anreizeffekte Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.2.3 Lohnsetzungskurve Einfluss der Preiserwartungen
W = P F (u , z ) (−,+ ) e
Lohnverhandlungen vereinbaren Nominallöhne Nominallöhne orientieren sich am erwarteten Reallohn W/P Preiserwartungen (Pe) haben zentrale Bedeutung Mit steigenden Preiserwartungen (Pe) nehmen Nominallöhne (W) zu Zunächst unterstellen wir: Die Preiserwartungen (Pe) entsprechen dem tatsächlichem Preisniveau P Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.2.3 Lohnsetzungskurve
Lohnsetzungskurve: monopolistischer Spielraum verschiebt effektives Arbeitsangebot nach links
W/P
N*
N
Marktmacht bei Lohnsetzung → Beschäftigung NN sinkt Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.2.4 Preissetzungskurve Wenn die Unternehmen auf den Gütermärkten über eine gewisse Marktmacht verfügen, verlangen sie einen Preisaufschlag (mark‐up) μ=1/(ε-1). Folge: der Preis liegt über den Grenzkosten, der Reallohn unter dem Grenzprodukt, die Arbeitsnachfrage ist niedriger als das Grenzprodukt der Arbeit. Produktion und Beschäftigung in allen Sektoren zu niedrig: NN YN ↔ P > Pe
Y P) i
LM (P)
i´
P
A´ A
A
i
P
IS Y´ Y Prof. Dr. Gerhard Illing
Y
Y Makro I
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Y Folie 66
4.3.3 Aggregierte Nachfrage AD‐Kurve:
M Y = Y ( , G ,T ) P ( +, +, − )
Y geht mit steigendem P zurück Verschiebungen von IS oder LM (= Änderungen von
Konsum, Investition, Staatsausgaben, Geldangebot…) verschieben die AD Kurve
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Folie 67
4.3.3 Aggregierte Nachfrage Expansive Fiskalpolitik: Rechtsverschiebung der AD‐Kurve P
i LM (M/P)
i´
A
A´
P
A
i
IS´ IS
Y
Y´
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AD Y
Y
Y
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4.3.3 Aggregierte Nachfrage Restriktive Geldpolitik: Linksverschiebung der AD‐Kurve
i
P
LM´(M’) LM (M)
i´ i
P
A´
A
A AD
IS Y´ Y
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Y
Y Makro I
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Y
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4.3.4 Gleichgewicht im AS‐AD Modell Mittelfristiges Gleichgewicht: P
Y
Mittelfristig wird Produktionspotential YN bzw. Beschäftigungsniveau NN als Gleichgewicht bei gegebenen strukturellen Rigiditäten realisiert Kurzfristig aber verläuft die Angebotsfunktion steigend
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Folie 70
4.3.4 Gleichgewicht im AS‐AD Modell Kurzfristiges Gleichgewicht: Schnittpunkt von AD‐ und AS‐Kurve P
Beachte: Y kann Produktions‐ potential YN übersteigen
AS
A P
Kurzfristiges Gleichgewicht
Pe
Zum Zeitpunkt der Tarifverhandlungen AD erwartete durchschnittliche Nachfrage YN
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Y
Y Makro I
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4.3.4 Gleichgewicht im AS‐AD Modell Wie verläuft der Anpassungsprozess, falls Y das Produktionspotential YN übersteigt? Wie passen sich die Erwartungen an? Wir betrachten folgenden Anpassungsmechanismus: Die Tarifpartner auf dem Arbeitsmarkt erkennen, dass ihre Preiserwartungen zu niedrig waren Folge: Sie revidieren ihre Preiserwartungen. Das neue erwartete Preisniveau entspricht dem Preisniveau der Vorperiode: Pte = Pt‐1 Die AS‐Kurve verschiebt sich solange nach oben, bis das
mittelfristige Gleichgewicht erreicht wird. Prof. Dr. Gerhard Illing
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4.3.4 Gleichgewicht im AS‐AD Modell Dynamische Anpassung von Produktion und Preisen Gleichungen:
Pt = Pt −1 e
Y AS : P = P (1 + μ ) F (1 − , z ) L e
M AD : Y t = Y ( ,G ,T ) Pt Annahme:
M, G und T sind konstant
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4.3.4 Gleichgewicht im AS‐AD Modell Dynamische Anpassung von Produktion und Preisen P AS(t)
Pet = Pt-1
B AD(t-1) YN
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Y
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• Ausgangspunkt B: Mittelfristiges GGW • Nachfrageschock verschiebt AD nach rechts auf AD(t) • Zum Preisniveau Pt‐1: Nachfrageüberschuss Æ Produktion steigt Æ u sinkt Æ W steigt Æ P steigt (Bewegung entlang AS zu Punkt A) Verständnistest: Was passiert im IS‐LM‐Modell? Weil P steigtÆ M/P sinkt Æ i steigt Teil 4
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4.3.4 Gleichgewicht im AS‐AD‐Modell Dynamische Anpassung von Produktion und Preisen P AS(t)
Gleichgewicht im Jahr t • Punkt A: Yt > YN • Pt > Pet = Pt‐1 • Folge: Revision von Pe Æ W steigt ÆVerschiebung AS auf AS’ • Prozess setzt sich fort, bis AS* erreicht
Pe
t+1 =
Pt
Pet = Pt-1
B´
A AD(t)
B YN
Yt
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Y Makro I
• Abstände zwischen AS‐Kurven werden kleiner Æ Pe nähert sich immer mehr P an • Bewegung entlang AD bis Punkt A* • Neues mittelfristiges Gleichgewicht bei PN,YN
Teil 4
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4.3.5 Wirkung von Geld‐ und Fiskalpolitik • In Teil 2 sahen wir, dass Geld‐ und Fiskalpolitik gesamtwirtschaftliche Nachfrage und Produktion beeinflussen, wenn P konstant ist. • Durch die Berücksichtigung des Arbeitsmarkts können wir nun eine vollständigere Analyse wirtschaftspolitischer Maßnahmen entwickeln. • Einsicht: Dynamische Anpassung von Produktion und Preisen Kurze Frist :
Y>YN oder Y YN) • AS → AS´´ Mittelfristig: • YN und PN • 10% Anstieg von M führt zu 10% Anstieg in P
A
PN
AD YN Prof. Dr. Gerhard Illing
Y Makro I
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4.3.5.1 Wirkung expansiver Geldpolitik Genauere Betrachtung: IS‐LM Modell
AS
P
i
iN PN
LM´´ (PN)
A
A B
i AD YN
IS YN
Y
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Makro I
Teil 4
Y1
Y Folie 78
4.3.5.1 Wirkung expansiver Geldpolitik Zusammenfassung
In der kurzen Frist gilt: Nimmt M zu, dann nehmen auch Y und P zu. Wie stark P bzw. Y steigen, hängt von Steigung der AS‐Kurve ab
In der mittleren Frist gilt:
Das Preisniveau P steigt proportional zur Geldmenge M; Y kehrt wieder zum Ausgangsniveau zurück In diesem Zusammenhang spricht man auch von der Neutralität des Geldes Prof. Dr. Gerhard Illing
Makro I
Teil 4
Folie 79
4.3.5.2 Abbau des Budgetdefizits AS P
AS´´
G‐T sinkt Kurzfristig:
PN P´
• AD → AD´ • Gleichgewicht von A nach A´ • Y sinkt auf Y1
A A´
PN´´
A´´ AD AD´ Y1 YN
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Y
Makro I
Mittelfristig: • P sinkt & • AS → AS´´ • Gleichgewicht A´´ P → PN´´ & Y → YN Teil 4
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4.3.5.2 Abbau des Budgetdefizits Dynamische Anpassung bei sinkendem Budgetdefizit: AS LM
P
i
AS´´
LM´ LM´´
PN
B
P´
A A
i
A´
PN´´
i´
A´´ AD
B
i 1´
A´
i´´
A´´
IS
AD´ IS´
Y´ Y1
YN
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Y
Y´ Y1
Makro I
YN
Teil 4
Y Folie 81
4.3.5.2 Abbau des Budgetdefizits Wirkung auf Produktion und Investitionen – Zusammenfassung: Kurzfristig Ohne kompensierende Geldpolitik: Produktionseinbruch Mittelfristig Y steigt wieder auf YN Niedrigeres Zinsniveau Höhere Privatinvestitionen gleichen Rückgang der staatlichen Nachfrage aus Langfristig Anstieg der Privatinvestitionen stimuliert Aufbau von Kapital: YN steigt (sofern der Rückgang des Budgetdefizits öffentliche Infrastruktur nicht beeinträchtigt)
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Makro I
Teil 4
Folie 82
4.3.6 Wirkung von Angebotsschocks (Ölpreisschock) Ölpreisschock verändert natürliche Arbeitslosenquote/ Produktionspotential W P Anstieg des Ölpreises
1 1+ μ
A
PS (μ )
WS uN Prof. Dr. Gerhard Illing
u Makro I
Teil 4
Folie 83
4.3.6 Wirkung von Angebotsschocks (Ölpreisschock) Anpassungsprozess
Ölpreisanstieg:
μ
P
P´ Pt-1
AS´ AS
A´ B
• steigt • YN sinkt auf YN´ • AS verschiebt sich • Kurzfristiger Effekt: Von A nach A´ • Mittelfristig: von A nach A´´
A AD Y
Y´N Y´ YN Prof. Dr. Gerhard Illing
Makro I
Teil 4
Folie 84
4.3.7 Schlussfolgerungen Schlussfolgerungen: Kurze Frist:
Mittlere Frist
Produktion
Zinsen
Preise
Produktion
Expansive Geldpolitik
↑
↓
↑ (klein)
--
--
↑
Abbau des Defizits
↓
↓
↓ (klein)
--
↓
↓
Ölpreisschock
↓
↑
↑
↓
↑
↑
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Makro I
Zinsen
Teil 4
Preise
Folie 85
4.3.7 Schlussfolgerungen Schocks und Anpassungsmechanismen • Schocks verschieben AD und AS Kurven • Die Schocks haben dynamische Effekte auf P und Y • Der Anpassungsprozess hängt von der Art des Schocks ab
• Geld‐ und Fiskalpolitik kann Nachfrageschocks stabilisieren
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Makro I
Teil 4
Folie 86
4. Makroökonomische Analyse in der mittleren Frist 4.4 Dynamische Analyse und Phillipskurve
Blanchard/ Illing: Kapitel 8 und 9 Prof. Dr. Gerhard Illing
Makro I
Teil 4
Folie 87
4.4.1 Einführung Bislang: Beziehung zwischen Preisniveau und Produktion im Rahmen des AS‐AD Ansatzes. Nun: Beziehung zwischen den Wachstumsraten: Inflation, Produktionswachstum, Geldmengenwachstum (und Arbeitslosigkeit) Ziel: Verstehe den Zusammenhang zwischen: Phillipskurve; Gesetz von Okun und AS‐Kurve Geldmengenwachstum und AD‐Kurve
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Makro I
Teil 4
Folie 88
4.4.2 Phillipskurve A. W. Phillips beobachtet 1958 empirisch eine negative Beziehung zwischen Lohnsteigerungen (bzw. Inflation π) und der Arbeitslosenquote u Nominallohnsteigerungen: Löhne steigen bei angespanntem Arbeitsmarkt stärker Inflation: Aufschlagskalkulation der Unternehmen: Lohnsteigerungen führen zu Preissteigerungen Gibt es einen Trade‐Off? Ist ein niedrigeres u nur bei steigendem π zu erreichen?
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Makro I
Teil 4
Folie 89
4.4.2 Phillipskurve – USA 1890‐1960
▲
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Makro I
Depression 1931-1939
Teil 4
Folie 90
4.4.2 Phillipskurve: Deutschland 1960 ‐ 1970
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Makro I
Teil 4
Folie 91
4.4.2 Phillipskurve Gibt es einen Trade‐Off zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation?
π
In den 60er Jahren verbreitete Auffassung: Es gibt einen politisch nutzbaren Trade‐Off: Arbeitslosigkeit kann durch Anstieg der Inflation bekämpft werden
u
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Makro I
Teil 4
Folie 92
4.4.2 Phillipskurve: Kritik von ökonomischen Theoretikern (Phelps/ Friedman): Es kann keinen stabilen Trade‐Off geben: Erwartungen spielen zentrale Rolle bei Lohnabschluss; sie reagieren auch auf Politikänderungen! Empirisch: In den 70er Jahren brach die stabile Beziehung tatsächlich zusammen! (Ölpreisschocks) Lucas Kritik: Wirtschaftspolitische Analyse muss berücksichtigen, dass Wirtschaftssubjekte auf Änderungen der Politik reagieren!
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Makro I
Teil 4
Folie 93
4.4.2 Phillipskurve: Deutschland 1960‐2006
1960-1969
Prof. Dr. Gerhard Illing
Makro I
Teil 4
Folie 94
4.4.2 Phillipskurve: Streudiagramm Deutschland 1962-2008
Prof. Dr. Gerhard Illing
Makro I
Teil 4
Folie 95
4.4.2 Phillipskurve π
Kurzfristige Phillips‐Kurve: negative Beziehung zwischen Inflation und Arbeitslosenquote gilt nur kurzfristig bei konstanten Erwartungen! Mittelfristige Phillips‐Kurve: Natürliche Arbeitslosenquote falls π =πe: u=uN u
u t = u N − d (π t − π te Prof. Dr. Gerhard Illing
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t −1) Teil 4
Folie 96
4.4.2 Phillipskurve: Die Rolle der Erwartungen Niveau der kurzfristigen Phillipskurve wird von den Inflationserwartungen bestimmt Höhere Inflationserwartungen verschieben die kurzfristige Phillipskurve nach oben
π
π1
Überlegung: mittelfristig wird Beschäftigung allein von realen Faktoren bestimmt
e
uN
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u
Makro I
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Folie 97
4.4.2 Phillipskurve Drei Versionen der Phillipskurve: Ursprüngliche Version (Anfang 1960‘er): Statische Phillipskurve unterstellt einen stabilen, langfristigen Trade‐ Off; Annahme damals: konstante Erwartungen: e π t = A' Modifizierte Phillipskurve (Ende 1960‘er): Kritik der Theorie (Phelps/Friedman): Wirtschaftssubjekte lernen aus Fehlern → (adaptive) Erwartungen: e π t = π t −1 Theoretische Kritik wird durch Entwicklung der 70er Jahre bestätigt Moderne Sicht (Lucas): Legt rationale Erwartungen zu Grunde: Prof. Dr. Gerhard Illing
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e πt Teil 4
= E (π t ) Folie 98
4.4.3 Phillipskurve und aggregiertes Angebot Beziehung zwischen Phillipskurve und aggregiertem Angebot Gesetz von Okun: u − u = −b ( g − g ) t
N
yt
yN
Arbeitslosenquote sinkt nur, wenn die Produktion schneller wächst als das Potentialwachstum gyN (mit b