Innominatverträge, Herbstsemester 2013
III Der Joint-Venture Vertrag Dr. Lucius Huber, Advokat
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1. Einführung 1. 1 Was ist ein Joint-Venture Vertrag? 1.2 Equity-Joint-Venture und Contractual-Joint-Venture? 1.3 Die drei Grundelemente des JointVenture Vertrages?
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1.1 Was ist ein Joint-Venture Vertrag?
«Das Joint-Venture (oder Gemeinschaftsunternehmen) ist eine im internationalen Wirtschaftsverkehr häufig zu findende, typische Organisationsform der Unternehmenskooperation und –verflechtung.»
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1.2 Equity-Joint-Venture und Contractual-Joint-Venture? Equity-Joint-Venture: «Beim Equity-Joint-Venture wird die Zusammenarbeit institutionalisiert, indem die Partner sich einer Rechtsform mit juristischer Persönlichkeit – in aller Regeln einer (Aktien-) Gesellschaft – bedienen.
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1.2 Equity-Joint-Venture und Contractual-Joint-Venture? Equity-Joint-Venture: • Zweistufiges Gebilde, Doppelgesellschaft. • Unternehmensträger ist eine gemeinsame (Tochter)- Gesellschaft. • Gemeinschaftsunternehmen wird von zwei oder mehr wirtschaftliche voneinander unabhängigen Unternehmen gemeinsam kontrolliert. Dr. Lucius Huber, HS 2013
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1.2 Equity-Joint-Venture und Contractual-Joint-Venture? Contractual-Joint-Venture: • Keine Zweistufigkeit. • Konsortial- oder Kooperationsvertrag auf rein obligatorischer Basis. • In CH: Regeln der einfachen Gesellschaft.
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1.3 Die drei Grundelemente des JointVenture Vertrages? 1. 2.
3.
Pflicht, eine (Aktien-) Gesellschaft zu gründen. Stimmrechts- bzw. Aktionärbindungselemente (conventions d’actionnaires). Durchführungsverträge (accords satellites).
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2. Die Joint-Venture-Gesellschaft • Die Joint-Venture-Gesellschaft ist Trägerin des gemeinsamen Unternehmens und Vermögens. • Gesellschaftsform: von Zweck und Zielsetzung der Kooperation abhängig. Meist: Aktiengesellschaft. • Aus Wahl des Gründungsortes ergeben sich zahlreiche rechtliche Konsequenzen.
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3.
Materiellrechtliche Qualifikation des Grundverhältnisses
• Mehrheit qualifiziert Joint Venture Vertrag als Innominatvertrag (gesellschaftsvertragliche und synallagmatische Elemente = gemischtvertragliche Züge). • Minderheit: Basisvertrag als einfachen Gesellschaftsvertrag, Basisverhältnis als reine einfache Gesellschaft gemäss Art. 530 ff. OR. Dr. Lucius Huber, HS 2013
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4. Joint-Ventures als komplexer Langzeitvertrag • Besonders enge und umfassende (Organisations-) Form der Unternehmenskooperation. • Gemeinsame Durchführung eines Projekts ist Ziel des Vertrages, nicht kontinuierliche Wiederholung eines bestimmten, punktuellen Leistungsaustausches (wie z.B. MietV oder ArbeitsV). • Rahmenvertrag. Dr. Lucius Huber, HS 2013
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5. Allgemeine Rechtsprinzipien 5.1 Kooperations- und Loyalitätspflicht 5.2 Anpassungs- und Nachleistungspflichten 5.3 Abreden über die Dauer der Bindung
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5.1 Kooperations- und Loyalitätspflicht
• Umfang: aus vertraglicher Abrede herleiten. Bei Personengesellschaften allgemein bestehende Treuepflicht. • Intensität: Abhängig von der Enge der Bindung.
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5.2 Anpassungs- und Nachleistungspflichten
• Parteien sind grundsätzlich verpflichtet, den Vertrag veränderten Umständen anzupassen. • Vertragliche Anpassungsklauseln. • Richterliche Vertragsanpassung. • Schiedsgerichtliche Vertragsanpassung.
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5.3 Abreden über die Dauer der Bindung • Bedürfnis nach zeitlichem Bestand des Vereinbarten. • Parteien haben Möglichkeit Dauer des Kooperationsvertrages festzulegen in Vertrag. • Schiedsgericht an Abrede gebunden, ordentliches Gericht beachtet die in der anwendbaren Rechtsordnung enthaltenen Regeln über die Möglichkeiten der vertraglichen Festlegung der Dauer zu beachten. Dr. Lucius Huber, HS 2013
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6. Beendigung/Auflösung 6.1
6.2
6.3
Ordentliche Beendigung: Ablauf vereinbarter Dauer, Ausübung Kündigungsrecht, rechtsgeschäftliche Aufhebung, Zweckerreichung etc. Ausserordentliche Beendigung: Kündigungsrecht aus wichtigem Grund. Kündigungsfrist: nach Recht und Billigkeit, da 6 Monate gemäss Art. 545 Abs. 1 OR zu kurz. Bei Beendigung Grundvertrag: Auflösung Basisgesellschaft nicht zwingend Folge. Dr. Lucius Huber, HS 2013
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7. Leistungsstörungen • Joint-Venture-Vertrag untersteht grundsätzlich den allgemeinen Regeln des OR. • «die drei Grundpflichten» stehen zueinander in Beziehung, darum Art. 82 OR anwendbar. • Verhältnis Grundvertrag zu Durchführungsvertrag: Vermutung, dass die Verbindlichkeit des Durchführungsvertrages durch Erfüllung des Grundvertrages bedingt. Dr. Lucius Huber, HS 2013 16
8. Internationales Privatrecht Art. 150 Abs. 2 IPRG als «Schaltnorm» für die Frage der Zuständigkeit: Gesellschaften die sich «Organisation» gegeben haben: Art. 150 Abs. 1 IPRG Gesellschaften die sich keine «Organisation» gegeben haben: Art. 150 Abs. 2 IPRG ► Art. 116 IPRG (inkl. Zuständigkeitsregeln). Dr. Lucius Huber, HS 2013
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8.1 Basisvereinbarung ohne «Organisation» i.S. von Art. 150 Abs. 2 IPRG - Zuständigkeit
• Für Klagen aus Basisverhältnis: Gemäss Art. 112 Abs. 1 IPRG Gerichte am Wohnsitz bzw. gewöhnlichen Aufenthalt des Beklagten. Und Art. 112 Abs. 2 IPRG Ort der Niederlassung. • Klagen aus internen Verhältnis: Nur Art. 112 Abs. 1 IPRG anwendbar.
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8.2 Basisvereinbarung mit «Organisation» i.S. von Art. 150 Abs. 2 IPRG Zuständigkeit
• Art. 151 Abs. 1 IPRG: Gerichte am Sitz der Gesellschaft. • Sitz der Gesellschaft bestimmt sich nach den Regeln von Art. 154 IPRG.
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8.3 Zuständigkeit eines Schiedsgerichts
• Vorliegen einer Schiedsvereinbarung, Art. 178 IPRG. • Schiedsfähigkeit, Art. 177 IPRG. • Schiedsvereinbarung materiell und formell gültig.
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8.4 Methodologische Grundsätze
• Sonderanknüpfung zwingender Normen von Drittstaaten, Art. 19 IPRG. • Berücksichtigung der «lex mercatoria» • Getrennte Anknüpfung von Basisvertrag und Joint-VentureGesellschaft. Dr. Lucius Huber, HS 2013
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