II. Parallelen zwischen der Rhetorik und Didaktik

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Germanistisches Seminar GS: Grundlagen der Sprach- und Literaturvermittlung Leitung: M. Pabst - Weinschenk These...
Author: Helmuth Dunkle
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Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Germanistisches Seminar GS: Grundlagen der Sprach- und Literaturvermittlung Leitung: M. Pabst - Weinschenk Thesenpapier zum Referatsthema: Das Sprechen als rhetorische und didaktische Operation in der Kommunikation Referentin: Katy Prassek WS 99/2000

Rhetorik: Wissenschaft vom Glaubhaftmachen einer Sache, was Aristoteles weiterentwickelt zur Kunst, das in einer Sache Liegende herauszufinden, das zur Überzeugung geeignet erscheint Didaktik: • seit dem 4.Jhr.n.Chr. Gattungsbezeichnung der Literaturwissenschaft, Form epischer Dichtung lehrhaften Inhalts • seit dem 17.Jhr.n.Chr. "wissenschaftliche Reflexion des Lehrens und Lernens" • geht auf das gr. Wort "didaskein" = lehren, unterrichten zurück

I. Didaktik verdankt ihre Existenz der Rhetorik

• im 5.Jhr.n.Chr. in Athen verstehen sich die Sophisten als Mittler politischer Tugend, um die Bürger durch Schulung in Rhetorik, Grammatik und Dialektik demokratiefähig zu machen • sie konstituieren damit den Unterricht und sprechen erstmalig über Methodenreflexion, Bildungsvermittlung und Erwerb rhetorischer Fähigkeiten (inventio, dispositio,elocutio, memoria, actio) • somit sind Redekunst, Lehren und Lernen, Erziehung und Philosophie am Anfang miteinander verwoben • Quintilianus,"Institutio oratoria" gilt als umfassendstes rhetorisches Erziehungsbuch mit begründung einer praxisbezogenen Theorie • im 19.Jhr. treten an die Stelle der Rhetorik anthropologische Wissenschaften, die durch die didaktische Reflexion zu vermitteln sind • im 20.Jhr. endet durch die weitere Begriffsdifferenzierung der Didaktik das Wissen um die Verwurzelung eigenen sprachlichen und didaktischen Handelns in ursprünglich rhetorischen Einsichten

II. Parallelen zwischen der Rhetorik und Didaktik Zur Handlungsorientierung • in Rh. und Did. sind Handlungsentscheidungen sprachliche Entscheidungen • Maßstab für die richtige rhetorische und didaktische Entscheidung liegt im Lern- oder Redeziel Zur normativen Festlegung der Begriffe • handlungsrelevantes Wissen ist beiden wichtig • denn es geht um das Glaubhaftmachen von Inhalten auf eine methodische Weise • Zu Zielen und Inhalten

• eine Rede muß eine Auswahl des Stoffs im Blick auf die Hörer vornehmen (inventio) und auch der Unterricht muß in dem gleichen Sinne Aspekte des Stoffes im Blick auf die Lernenden auswählen • sie sollte wie der Unterricht auch eine sinnvolle Artikulation und Struktur aufweisen (dispositio) • beide sollten eine ansprechende abwechslungsreiche sprachliche Form haben (elocutio) • so wie die Rede souverän und frei gestaltet werden sollte (memoria), so sollte der Unterricht schülerorientiert und mit Freiheit realisiert werden • dabei soll die Rede wie der Unterricht alle Gestaltungsmittel von Stimme und Körper in situationsangemessener Weise entfalten (actio)

III. Kommunikation

• in unserem Zusammenhang ist Kommunikation der Versuch,"etwas zur gemeinsamen Sache zu machen" (Gemeinschaftshandlung) • die umfassende gesellschaftliche Grundlage, in der man mit anderen etwas teilen kann und sich zugleich über die Art der Teilhabe verständigen kann, ist die Sprache • mündliche Kommunikation, über die hier ausschließlich berichtet wird, geschieht auf verschiedene Weise; Partner können z.B. "expressiv" kommunizieren (Kontakt herstellen), sich beraten (therapeutische Kommunikation), oder sie können versuchen, sich bewußt zu beeinflußen und meist mit Argumenten zum Handeln zu veranlassen = rhetorische Kommunikation Grundlagen rhetorischer Kommunikation • Sprechsituation ( Faktoren: wer spricht mit wem, wie , worüber, wo, wann, warum und wozu) • Sprechdenken, Bedeutung für den Sprechdenkenden: sich in die Situation einbringen können; sich auf den Partner beziehen können; Sinn konstituieren können • Hörverstehen, Bedeutung für den Hörverstehenden: zuhören können; verstehen können; interessegeleitet seinen Sinn konstituieren können • Argument (begründete Behauptung) - Konfliktfähigkeit Formen rhetorischer Kommunikation • Gespräch = Oberbegriff für alle Formen des Miteinandersprechens • Idealfall: symmetrisches Gespräch = offener Prozeß des Fragens und Antwortens; Partner müssen gleiche Chancen haben, um eine Sache zur gemeinsamen Sache zu machen • weitere Formen: Klärungs-, Streit-, Kampf-, Scheingespräch • rhetorische Kommunikation vollzieht sich auch in der Rede (asymmetrisch, da es um das Sprechen zu anderen geht), Rede als ‘virtueller’ Dialog • in jeder Rede wirken kognitive, affirmative und voluntative Kräfte: • im kognitiven Bereich ist zu fragen, was die Hörer wissen und was nicht im Gegensatz zu mir • im affirmativen Bereich ist soll man nach Erfahrungen von Hörern und Redner im Vergleich zueinander fragen • im voluntativen Bereich ist nach den Intentionen von Hörern und Rednern zu fragen Zur Didaktik rhetorischer Kommunikation Worauf soll sich der Lehrer im Bereich dieses Feldes beziehen? • eigenes Gesprächs- und Redeverhalten kennenlernen • es beobachten und auf seine Bedingungen hin analysieren können (Metakognition)

• es an einer Theorie überprüfen und • mit geeigneten Lernverfahren (zunächst für sich und dann für die Schüler) ändern, denn • nur auf diese Weise sind Gesprächs- und Redefähigkeit und Gesprächs- und Redeverstehensfähigkeit kritisch zu entwickeln Literatur: E. Ockel, Rhetorik und Didaktik, in: Jahrb. Rhetorik, Bd. 17, Tübingen, 1998 H. Geißner, Rhetorische Kommunikation in der Schule, in: Jahrb. Rhetorik, Bd. 17,Tübingen, 1998 H. Geißner, Rhetorische Kommunikation, in: Praxis Deutsch 33/1979 E. Bartsch, Grundkomponenten rhetorischer Textproduktion, in: Praxis Deutsch 33/1979

Pabst-Weinschenk: Ergänzungen und Vernetzungen verschiedener Konzepte zum Kommunikationsbegriff (Vgl. dazu insgesamt: Pabst-Weinschenk: Erich Drachs Konzept der Sprechkunde und Sprecherziehung. Ein Beitrag zur Theorie und Geschichte der Sprechwissenschaft. Magdeburg/Essen: Westarp 1993 [zugl. Diss. Univ. Duisburg], S. 168-173) Den Reden müssen Taten folgen! - Lang genug geredet, lasst uns endlich etwas tun! Alltagssprache:

Reden ≠ Handeln

Wissenschaft:

Reden = Handeln

Was tun wir, wenn/indem wir sprechen? Sprechen ist mehr als ein paar Wörter sagen. „eine neue Theorie, die vollständig und allgemein darlegt, was man tut, wenn man etwas sagt ...“ (Austin 1972, 180) Sprechakt-Theorie John L. Austin (1911-1960; engl.): How to do things with words? (dt. Zur Theorie der Sprechakte. Stuttgart 1972); John R. Searle (geb. 1932; amerik.): Sprechakte - Ein sprachphilosophischer Essay. Frankfurt/M. 7. Aufl. 1974 ordinary language philosophy Grundlage: Wittgensteins Begriff des Sprachspiels lenkte den Blick auf den Sprachverwendungszusammenhang: „... das Sprechen ist ein Teil einer Tätigkeit, oder einer Lebensform.“ „Sprechen impliziert nach Wittgenstein die Befolgung von 'Regeln', die Sprachspiele zugleich als Handlungskontexte strukturieren und Intersubjektivität der Verständigung gewährleisten.

... - probeweise (wird) eine 'Regel' supponiert und versucht, das ablaufende Sprachspiel als regelgeleitetes 'Verhalten' zu rekonstruieren. ... Gelingende Interaktion bestätigt die Richtigkeit der zunächst hypothetisch unterstellten Regel, während ihr Scheitern die Applikation einer falschen Regel anzeigt.“ (M. RÖSEL: Kommunikation, Interaktion und Diskurs. Bemerkungen zur Metatheorie der Kommunikation in erziehungswissenschaftlicher Absicht. In: Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Münster, 49. Jg., 1973, 15-31, 15)

Alltagssprach- AUSTIN lich (Vgl. 1972, 117)

DRACH n Sprecherziehung (Frankfurt/M. 1922) n die redenden Künste (Heidelberg 1926)

artikulieren

phonetischer Akt:

n Redner und Rede (Berlin 1932) Aussprechen

die Handlung, gewisse Geräusche zu äußern

äußern

ausdrücken

ankommen

lokutiver/ phatischer Akt: Geräusche von bestimmter Gestalt mit einem bestimmten Vokabular in einer bestimmten gram-matischen Konstruktion rhetischer Akt: die Handlung der Bedeutungsfestlegung bzw. Referenz und der Prädikation illokutiver Akt: die Art des Vollzugs einer Sprechhandlung als Fragen, Informieren usw.

perlokutiver Akt: Wirkungen auf die Gefühle, Gedanken oder Handlungen des Hörers

Formplan beim Sprechdenken

Inhaltsplan beim Sprechdenken vor Sprechdenkprozess: wichtigste Vorstellung (Sinnwort) = Ziel des Sprechens, erfassbar im Zwecksatz

Wirkung auf die Hörer, Grundlage jeder Redebesprechung

Das theoretische Konzept einer regelgeleiteten Kommunikation vertritt ERICH DRACH, der Begründer der modernen Sprechkunde und Sprecherziehung, noch nicht. Betrachtet man aber sein didaktisch-methodisches Konzept der praktischen Rhetorik, so fällt sofort auf, daß sein Postulat des Wirkungsprimats ("Die rednerische Kritik aufmerksam wägender Hörer führt immer auf das Richtige hin: wie sie es hören, so ist es." (1932: 20)) als

eine Umsetzung eben dieses Verständnisses von Kommunikation als "regelgeleitetes Verhalten" angesehen werden kann. - Obwohl DRACH nicht normativ sein will, sondern deskriptiv von "Tatsachenfeststellungen" (Grundtatsachen des Sprechens) ausgehen will, kommt er aber auch nicht umhin, in seiner praktischen Rhetorik "Anweisungen, Vorschläge, Regeln" aufzustellen (vgl. 5: 5). Dabei verfolgt er aber keine außerkommunikativen Normen, sondern ihm geht es um die Zweckmäßigkeit und Brauchbarkeit: "Beobachte die Sprecher: wie sie wirken wollen, welche Mittel sie dazu anwenden, welche Wirkung tatsächlich entsteht. Da werden auf einmal all die Merkmale guter und schlechter Redegestaltung Dir als Bekannte wieder vors Ohr treten ... Wenn Du, was rednerisch brauchbar, was unbrauchbar ist, im Ernstfall des Redekampfes treffsicher heraushören lerntest, ist das Wesentliche getan: dann wird allmählich ganz von selber das geschärfte Ohr auch dem eigenen Reden die Bahn weisen." (5: 5) Dieses Verständnis kann bereits als pragmalinguistisches Grundverständnis aufgefaßt werden. Durch den Begriff der Sprechsituation als Rahmenbegriff tendiert DRACHs Konzeption ferner zu einer Sprechhandlungstheorie. Sätze werden von DRACH grundsätzlich als situierte Äußerungen betrachtet, mit ihnen werden Ziele verfolgt, und sie sind immer für Hörer bestimmt, die sie verstehen sollen. In diesem Zusammenhang muß auch auf DRACHs Begriff der Hörsituation verwiesen werden: DRACH berücksichtigt bereits, daß das Sprechen immer in einem Handlungszusammenhang steht, wie es die linguistische Pragmatik fordert.

SEARLE: Für das Gelingen von Sprechakten müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein: (Hier parallel dazu bereits Grundregeln für Drachs praktische Rhetorik formuliert, vgl. Pabst-Weinschenk: Erich Drachs Konzept der Sprechkunde und Sprecherziehung. Ein Beitrag zur Geschichte der Sprechwissenschaft. Essen/Magdeburg 1993, 171)

(1) Regel des propositionalen Gehalts: Wirklich etwas mitteilen: Rede über eine dich interessierende Sache (vgl. 5: 17) und bringe etwas Neues für die Hörer (vgl.Drach 1922: 101)! (2) Einleitungsregel: Denke voraus, wie die Hörer mutmaßlich denken werden (vgl. Drach 1932: 46) und wähle den Ansatzpunkt bei den Hörern (vgl. Drach 1932: 38)! (3) Aufrichtigkeitsregel: Jede Rede ist echte Entladung (vgl. Drach 1932: 37), sprich wovon du etwas weißt: "Keiner kann über alles reden." (Drach 1932: 34) - Vermeide "Denkfehler" (vgl. Drach 1932: 76 ff.), betreibe Meinungskampf mit fair play (Drach 1932: 25)! Jeder muß sein Vorgehen selbst verantworten können (vgl.Drach 1932: 80).1 (4) wesentliche Regel (die den Kern des Sprechakts enthält): Kläre im Zwecksatz dein Redeziel, der Denkplan muß zum Zielpunkt führen (vgl.Drach 1932: 39 f.)! Diese Grundregeln nach DRACH beziehen sich jeweils auf eine ganze Rede, nicht auf einen einzelnen Sprechakt. Man könnte sie aber auch grundsätzlich dem Sprechakt "überzeugen" zuordnen. Dabei ist natürlich klar, daß sich DRACH nicht der Genauigkeit der Sprechakttheoretiker bedient und überhaupt in seinen diesbezüglichen Ausführungen allgemeiner bleibt. Insgesamt untersucht er zwar auch einzelne Sätze hinsichtlich der Satzbildung beim Sprech(denk)prozess, hinsichtlich ihrer Schallform, Syntax, aber auf einzelne Sprechakte wie informieren, begrüßen, fragen usw. geht er nicht ein. (Nur im Einzelfall, etwa bei der Erarbeitung einer Sprechfassung eines Textes, wird er wohl auf der Grundlage seiner die Sprechsituation klärenden Fragen an solche einzelnen Sprechhandlungen herangekommen sein!)

Grundsätzlicher: H. P. GRICE 1

Wörtlich heißt es bei DRACH: "Und mag es jedem persönlich überlassen sein, je nach Charakter, Temperament und Klugheit, nach Lagebild und Thema der Versammlung an Fechtkünsten anzuwenden, wieviel er mag, zuwege bringt und verantworten kann!" (5: 80)

keine speziellen Konventionen für bestimmte Sprechakte (SEARLE), sondern allgemeines Kriterium: „rationales Verhalten als solches“ Konversations-Implikaturen konstitutives Moment der Kommunikation: Kooperatives Prinzip „Mache deinen Gesprächsbeitrag so, wie er an dem Punkt, an dem er erscheint, benötigt wird, entsprechend dem akzeptierten Zweck oder der akzeptierten Richtung des Redewechsels, an dem du teilnimmst.“ (GRICE: Logic and Conversation. Unveröffentlichtes Vorlesungsmanuskript. 1968; zit. nach BRAUNROTH/SEYFERT/SIEGEL/VAHLE: Ansätze und Aufgaben der linguistischen Pragmatik. Frankfurt/M. 1975, 180; siehe auch MEGGLE, G. (Hg.): Handlung, Kommunikation, Bedeutung. Frankfurt/M. 1979, 243-265)

„a) Die Maxime der Quantität Mache deinen Beitrag so informativ wie erforderlich Mache deinen Beitrag nicht informativer als erforderlich b) Maxime der Qualität Versuche deinen Beitrag so zu machen, daß er wahr ist Sage nichts, von dem du glaubst, es sei falsch Sage nichts, wofür du keine angemessene Evidenz hast c) Maxime der Relation Sei relevant d) Die Maxime der Art und Weise Vermeide Dunkelheit des Ausdrucks Vermeide Mehrdeutigkeit Sei kurz Sei folgerichtig“ (ebd.; vgl. auch Dieter WUNDERLICH: Zur Konventionalität von Sprechhandlungen. In: DERS.: Linguistische Pragmatik. Frankfurt/M. 1972, 11-58, 54 ff.) Hier nur Aspekte der Theorie der Konversations-Implikaturen! Die handlungstheoretische Begründung der Kommunikationstheorie und der Semantik, die man bei dem von GRICE initiierten Ansatz voraussetzen muss (vgl. MEGGLE 1979: VIII), bleiben hier unberücksichtigt. Vgl. dazu die entsprechenden Aufsätze von GRICE in dem von MEGGLE hrsg. Sammelband 1979! - Die Nähe zur praktischen Rhetorik ist offensichtlich!

So kann man an die Stelle des Kooperationsprinzips von GRICE auf DRACHs grundlegend dialogisches Verständnis der Rhetorik verweisen, aus dem sich letztlich auch Kooperation ableiten läßt, wenn man bedenkt, daß kein Sprecher sein Ziel ohne die Hörer erreichen kann, da nur diese den Zweck der Rede erfüllen können: "Jede echte Rede ist naturnotwendig gesprächshaft. Der Redner wendet sich nicht, wie der Buchschreiber, an eine unbestimmte Allgemeinheit. Vor ihm sitzt ein bestimmter Kreis von Menschen, die Wissensdrang, Gemeinschaftsgefühl, Widerspruchsgeist, Neugier ... zusammengeführt hat, die etwas bestimmtes erwarten. Wenn auch nur der Eine redet, sein Sprechen bleibt doch Zwiesprache..." (Drach 1932: 37) - "Durchgängig zielt jedes Sprechen auf mindestens einen bestimmten Hörer, dem es des Sprechers Gedanken, Gefühle, Willensantriebe vermitteln soll; Sprechen ohne Ziel gibt es nicht. Zu jedem Sprechen gehören zwei: ein Sprecher und ein Hörer." Die Sprache hat grundsätzlich eine "gesellschaftliche Funktion", es geht ihm um die sprechsprachlichen "Ausdrucksmittel eines Individuums,

soweit sie von mindestens einem anderen Individuum verstanden werden". (Vgl. Drach 1926: 14 f) GRICE' Maxime a) ergibt sich bei DRACH aus dem Zusammenspiel der Regeln, die sich oben (beim Vergleich zwischen SEARLEs Bedingungen/Regeln und DRACHs Regeln) unter Punkt (1) und (4) ergeben, denn im Denkplan ist Klarheit erforderlich: "Anordnen, aus der Bedingtheit des Stoffes heraus, heißt: Gedankenmassen sichten und gliedern - sachgemäß sein!" (5: 38) - "Gut Anordnen heißt Selbstkritik üben. An den Schluß dieser Arbeit gehört ...der Mut zum Streichen ...Immer hüte sich der Redner vor dem Vollständigkeitswahn ... Wenn die Anordnung überschaubar vorliegt, möge der Redner bei jedem der kleinen Teilgedanken abwägen: ist er 'der Rede wert'? Rechtfertigt seine Beweiskraft den Aufwand an Zeit und Aufmerksamkeit der Hörer, den das Aussprechen erfordert. Lohnt es sich, dies zu sagen?" (Drach 1932: 43 f.) Die Maxime b) von GRICE entspricht der oben benannten Aufrichtigkeitsregel (3). Maxime c) kann nur als Hörerbezug verstanden werden, denn die Relevanz ergibt sich immer nur im Hinblick auf einen Standpunkt. Insofern entspricht die Relevanz dem DRACHschen Hörerbezug. DRACH geht immer vom Ansatzpunkt bei den Hörern aus, vgl. oben Regel (2). Zu der Maxime d) von GRICE muß man zu dem bisher hier von DRACH Ausgeführten ergänzen: Sprich in (durch Denkklarheit und Schallform) anhörlichen Sätzen (vgl. Drach 1932: 157). An der Form wird um des Inhalts willen gearbeitet (vgl. Drach 1922: 110). Grundsätzlich steht DRACHs Rhetorik (als Beispiel für schulrelevante Kommunikationshandreichungen!) dieser Richtung der linguistischen Pragmatik nahe. DRACHs Konzeption kann als ein erster didaktischer Ansatz einer Pragmalinguistik aufgefasst werden. Paul Watzlawick, Janet H. Beavon, Don D. Jackson: (1921 geb.) Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern 1969, 9. Aufl. 1996 Fünf Axiome 1. Man kann nicht nicht kommunizieren. 2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzter den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist. 3. Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt. (Interpunktions-Diskrepanzen sind Ursache vieler Beziehungskonflikte.) 4. Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikationen dagegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikationen erforderliche logische Syntax. 5. Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.