Reportage Idylle am See

Auszug aus der Zeitschrift DAS EINFAMILIEN

HAUS erschienen am 30. September 2010 ©Etzel Verlag AG

Idylle am See Nur die sanfte Wellenbewegung fehlt und man würde sich an Bord eines luxuriösen Dampfers wähnen: Auf der Veranda des grosszügigen Einfamilienhauses direkt am Ufer des Sarnersees kommen Feriengefühle auf. Von Cornelia Bisch (Text) und Rita Pauchard (Bilder)

Eingebettet in die Bilderbuchlandschaft am Sarnersee liegt das aussergewöhnliche Gebäude mit dem roten Eternitgürtel.

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Reportage Idylle am See Foto gross) Eine verspielte, pflegeleichte Gartenlandschaft mit Naturteich erstreckt sich bis zum Seeufer hin. 1) Der Blick vom Balkon im Obergeschoss auf Gartenanlage und See ist einzigartig.

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Reportage Idylle am See Foto gross) Die geräumige Küche ist mit allen modernen technischen Geräten ausgestattet, inklusive Flächengrill. 1) Der offene Wohn-Essbereich strahlt Behaglichkeit und Eleganz aus.

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Reportage Idylle am See 1) Die grossflächigen, raumhohen Fensterfronten gestalten einen fliessenden Übergang zwischen den Innen- und Aussenräumen. 2) Auf dem Balkon kommen Feriengefühle auf. 3+4) Die ruhige Atmosphäre des lichtdurchfluteten Wohnzimmers wird durch Einrichtungselemente in starken Farben aufgelockert. 5) Der dunkle Tropenholzboden zieht sich vom Wohn-/Essbereich über die Flure bis zur Treppe. 6) Eine Trennwand aus Sichtbeton mit zwei rechteckigen, von eingelassenen Spotlämpchen beleuchteten Ausschnitten grenzt die Diele vom Wohnzimmer ab.

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> Auch optisch hat das attraktive, moderne Einfamilienhaus mit der verwitterten Holzlamellenfassade und dem breiten, scharlachroten Eternitgürtel etwas von einem Schiffsrumpf. Das in jeder Hinsicht aussergewöhnliche Gebäude fällt von weitem auf, ohne jedoch wie ein Fremdkörper zu wirken. Vielmehr sticht gerade die Harmonie seiner Architektur mit der Bilderbuchlandschaft ins Auge. Für immer in den Ferien Die Umgebung des Sarnersees ist seit Jahrzehnten die Heimat der beiden Bauherren. Schon früh hatten sie das Nachbargrundstück des heutigen Hausstandorts erworben, um einen schmucken Spycher aus dem luzernischen Willisau darauf zu errichten. An Wochenenden und Feiertagen war dieser Spycher das zweite Zuhause der Familie. «Als das angrenzende Grundstück nach dem Hochwasser von 2005 zum Verkauf stand, haben mein Mann und ich es sofort erworben», berichtet die Bauherrin. Zwei Jahre später beschloss das Ehepaar, sich einen ganz besonderen Wohntraum zu erfüllen und das Feriendomizil zum permanenten Wohnsitz zu machen. Für Planung und Ausführung fanden die beiden in Peter von Rotz, Kurmann Architekten AG, Kerns, und in Ernst Spichtig, Architekturbüro, Sachseln, verlässliche Partner.

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Zwei-Personen-Haus Es ist bereits das zweite Mal, dass die Auftraggeber ein Haus bauen. Während das erste Objekt der ganzen Familie ein Heim bot, beherbergt nun das zweite lediglich das ältere Ehepaar und die bisweilen als Gast sehr willkommene kleine Enkeltochter. Ihr und anderen Gästen stehen ein helles, neu eingerichtetes Gästezimmer und ein eigenes Badezimmer mit Dampfdusche im zweiten Obergeschoss zur Verfügung. Im selben Stockwerk befinden sich auch die persönlichen Räume der Hausbewohner, ein elegant ausgestattetes, geräumiges Badezimmer und ein Schlafzimmer mit schlichter Einrichtung, die im Kontrast zur prächtigen Aussicht steht. Beide Räume – das Gäste- und das Elternschlafzimmer – haben Zugang zu einer breiten Holzveranda, auf der ein Jacuzzi rund ums Jahr zum Badevergnügen einlädt.

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Lichtspiel von oben Die Zimmer des zweiten Obergeschosses sind entlang einer breiten Galerie angeordnet, an deren Ostseite eine Holztreppe mit Glasgeländer in die untere Etage führt. Je ein rechteckiges Decken- und Gangfenster verwandeln Treppe und Diele in einen strahlenden Lichthof. Wohltuend kontrastreich nehmen sich dabei die rohen Betonwände und der Parkett aus dunklem Tropenholz aus, mit welchem der gesamte Wohnund Flurbereich belegt ist. Geht das Tageslicht zur Neige, liefern dekorative, in die Betonwände eingelassene Spotlichter angenehm warmen Ersatz.

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Offenes Wohnen mit Postkartenaussicht Im ersten Obergeschoss breitet sich der offene Wohnbereich aus mit Küche, Ess- und Wohnzimmer. Eine Trennwand aus Sichtbeton mit zwei raffinierten, rechteckigen, von eingelassenen Spotlämpchen beleuchteten Ausschnitten grenzt die Diele vom Wohnzimmer ab. Die mit sämtlichen modernen Geräten ausgestattete Küche ist betont schlicht in hellem Grau gehalten mit funktioneller Chromstahlabdeckung. Zwei separate Arbeitsflächen mit je einer eigenen Spüle sorgen dafür, dass man sich beim Kochen nicht in die Quere kommt. Für eine stattliche Tafel bietet der Essbereich direkt an der raumhohen Skyframe-Fensterfront genügend Platz. Man diniert hier geschützt mitten im luxuriösen Postkarten-Idyll. Das geräumige, elegant eingerichtete Wohnzimmer wird durch die Veranda erweitert, welche durch mehrere Fenster-Schiebetüren erschlossen ist und sich um die westliche Hausecke herum fortsetzt. Im Winter sorgt ein Ofen aus gebürstetem Stahl für behagliche Wärme.

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Reportage Idylle am See 1) Schlafzimmer mit Aussicht. 2) Warme Farben und ein elegantes Design im grossen Badezimmer. 3) Eine grosse Dampfdusche im Gästebad sorgt für Wohlbefinden.

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Auf der selben Gebäudeebene befinden sich ein Büro, ein GästeWC mit Dusche sowie der Technikraum, dessen Standort im Obergeschoss aus Gründen des Hochwasserschutzes gesetzlich vorgeschrieben ist. Beheizt wird das Gebäude durch eine umweltfreundliche Erdsonde mit Wärmepumpe. Eine Solaranlage auf dem begrünten Flachdach unterstützt die Warmwasser-Aufbereitung, ein Zentralstaubsaugersystem erleichtert die Reinigung des ganzen Hauses. Über einen unauffällig in den Beton eingelassenen Touchscreen lässt sich die Hauselektronik zentral steuern. Komposition von Alt und Neu Über eine Betontreppe mit filigranem Geländer aus gebürstetem Stahl erreicht man das Erdgeschoss, auf dem sich der helle Eingangsbereich, die Kellerräume und eine Doppelgarage befinden. Schwarze, strukturierte Steinplatten, ausgewählte antike Einrichtungsgegenstände sowie dunkle Einbauschränke verleihen dem Eingangsbereich eine edle Note. Über eine Verbindungstür erreicht man die Doppelgarage, die auch für allerlei Gartengeräte genügend Stauraum bietet und sich sowohl gegen den gepflasterten Vorplatz als auch zum rückseitigen Garten hin öffnet. Ein Sitzplatz mit Holzboden befindet sich am südlichen Ausgang, wind- und wettergeschützt durch die Veranda im ersten Stock. Hier lässt es sich gemütlich im Liegestuhl verweilen. «Wir sind sehr gerne im Freien. Deshalb ist der Garten besonders wichtig für uns», erklärt die Bauherrin. Bei der Planung des Aussenbereichs wurde darauf geachtet, dass der bereits früher angelegte Garten rund um den Spycher und der neue Teil zwar eine harmonische Einheit bilden, sich aber dennoch klar von einander unterscheiden. Ein mit Pflanzen und verschlungenen Wegen abwechslungsreich gestalteter, pflegeleichter Steingarten, dessen älterer Teil einen wildromantischen Charakter hat, während der neue in moderner Strenge gehalten ist, bildet das verbindende Element. Der geringe Niveauunterschied zwischen den beiden Grundstücken wird von einer Steintreppe überbrückt. Eine satte Wiese umgibt den Spycher, Kies- und Holzboden sowie zahlreiche dekorative Topfpflanzen und ein skulpturaler, halbkugelförmiger Brunnen aus rostendem Eisen bilden die Umgebung des Neubaus. Ein dichter Ufer-Schilfgürtel, der von einem schmucken kleinen Steg unterbrochen wird, erstreckt sich entlang des gesamten Geländes. Eine verwitterte, naive Holzskulptur, die zwischen einigen wie zufällig hingeworfenen Findlingen aus dem Grimselgebiet steht, zieht die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. «Diese Figur wurde während des Hochwassers vor fünf Jahren angeschwemmt.», erzählt die Hausherrin. «Wir fanden, sie passe ganz gut hierher.»