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Seite 1 von 6 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 1 . 0 2 . 2 0 1 3 Medikamente – hilfreich oder gefährlich? Medikamente retten Leben ...
Author: Gitta Schreiber
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Medikamente – hilfreich oder gefährlich? Medikamente retten Leben oder geben uns Lebensqualität zurück. Das steht außer Frage. Doch Experten schlagen Alarm. Geschluckt werden zu viele Medikamente und zu oft die falschen. Auch bei der Einnahme selbst werden zu viele Fehler gemacht, so dass Medikamente nicht richtig wirken können.

Christa Schönfeld denkt ungern an ihre Reha-Kur zurück. Nach einer HüftOperation bekam sie dort eine lange Liste von Medikamenten verordnet. "Das war furchtbar. Ich bekam so viele Tabletten. Früh, mittags und abends, immer waren die Gläser voll. Das war mir zu viel", erzählt Frau Schönfeld. Nach der Entlassung sollte es so weitergehen: 14 verschiedene Präparate sollte sie künftig jeden Tag einnehmen. Sie wandte sich an ihren Hausarzt. Dr. Johannes Dietrich war schockiert von der langen Liste der Präparate, die seine Patientin von der Klinik bekommen hatte: "Besonders drastisch war, dass Frau Schönfelder fünf Schmerzmedikamente einnehmen sollte. Dadurch war der Arzneimittelverbrauch völlig aufgebläht." Der Allgemeinmediziner tritt für eine sparsame Medikation vor allem bei Älteren ein. Nicht zuletzt deshalb, weil es zwischen Medikamenten zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen kann. Zwischen drei Medikamenten sind zunächst nur drei Wechselwirkungen möglich. Mit jedem weiteren Präparat steigt diese Zahl rapide an. Bei 14 Medikamenten, wie im Fall von Frau Schönfeld, müsste der Arzt fast 200 mögliche Wechselwirkungen in Betracht ziehen. Die schier unübersichtliche Anzahl von Arzneimitteln auf dem Markt, macht es

jedem Arzt schwer, den Überblick zu behalten. Dr. Johannes Dietrich weiß, wovon er spricht: "Es sind ja 45.000 Präparate in Deutschland frei verkäuflich auf dem Markt. Dazu gibt es 65.000, die rezeptpflichtig sind. Wenn man das hochrechnet, dann kann selbst der schlaueste Doktor, der beste Professor nicht mehr alle Wechselwirkungen kennen." Seine Devise lautet daher: "Weniger ist mehr!" Das gilt vor allem bei älteren Menschen wie Christa Schönfeld, die oft mit vielen Beschwerden und mehreren Krankheiten gleichzeitig in der Sprechstunde erscheinen. "Man kann nicht jede Krankheit mit einem Präparat behandeln", gibt Dr. Dietrich zu Bedenken. "Da muss man einkürzen. Der Patient hat das meist schon selbst gemacht. Er lässt aber leider nicht immer das Richtige weg." Gerade bei Älteren ist die Gefahr von unvorhersehbaren Neben- und Wechselwirkungen besonders groß. Die Zahl der Medikamente ist aber nur ein Grund dafür. "Der Körper verändert sich im Alter. Man hat weniger Muskeln, trinkt weniger, die Nierenfunktion wird geringer. Wenn man es versäumt, mit sinkender Nierenfunktion die Dosierung zu minimieren, dann werden Nebenwirkungen wahrscheinlicher", erklärt Dr. Ulf Maywald, Arzneimittelbe1

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reichsleiter bei der AOK Plus in Dresden. Aus diesem Grund haben Forscher die sogenannte Priscusliste aufgestellt, eine Aufstellung mit Arzneimitteln, die für Ältere ungeeignet sind (siehe Kasten). "In den meisten Fällen heißt das vor allem: Es gibt verträglichere Alternativen", so Dr. Maywald. Bei Christa Schönfeld hat der Hausarzt die Medikamente von 14 auf sechs Präparate reduziert. Und die 78Jährige fühlt sich viel besser damit. Stichwort: Priscusliste Dabei handelt es sich um eine Aufstellung von Medikamenten, die für ältere Patienten wenig geeignet sind. 83 Arzneistoffe aus 18 Arzneistoffklassen wurden von einem Forschungsverbund als "potenziell inadäquat" für ältere Patienten bewertet. "Priscus" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "alt, altehrwürdig". Die vollständige Liste kann im Internet eingesehen werden: http://priscus.net/download/PRISCUSListe_PRISCUS-TP3_2011.pdf Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat zu diesem Thema eine Broschüre herausgegeben: "Medikamente im Alter: Welche Wirkstoffe sind ungeeignet?" Diese kann unter der Telefonnummer 01805 77 80 90 bestellt werden. Fehler bei der Medikamenteneinnahme vermeiden Viele Fehler passieren beim Teilen von Tabletten. Etwa einer von vier Patienten wird vom Arzt angehalten, seine Tabletten vor der Einnahme zu teilen. Das senkt die Kosten für Patient und Krankenkasse, zudem kann man durch das Teilen die Dosierung gut einschleichen. Das ist manchmal wichtig, wenn Medikamente neu verordnet wurden. Achten Sie unbedingt darauf, ob Ihre Tabletten überhaupt geteilt werden dürfen und ob Sie das selbst gut schaffen.

Nutzen Sie Medikamentendosiersysteme. Die Register führen dazu, dass die Medikamente geordnet aufbewahrt werden und weniger Tabletten vergessen werden. Es gibt sehr unterschiedliche Systeme, die individuell an den Patienten angepasst werden können. Hat eine ältere Person große Probleme die Tabletten aus der Verpackung zu lösen, empfehlen sich eher Dosierschachteln, in denen die Tabletten nach Wochentag und Tageszeit geordnet und ohne Verpackung aufbewahrt werden können. Müssen besonders viele Medikamente eingenommen werden, empfehlen sich eher Systeme, wo die Tabletten in ihrer ursprünglichen Verpackung aufbewahrt werden. Denn der Wirkstoff kann an der Luft an Wirkkraft verlieren und sogar von anderen Wirkstoffen beeinträchtigt werden. Führen Sie einen ausführlichen Medikamentenplan. Das ist nicht nur für Sie ein guter Überblick, sondern auch für die einzelnen Fachärzte, den Hausarzt und Apotheker. Vermerken Sie darauf unbedingt die rezeptfreien Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel, die Sie einnehmen. Die so genannten Generika sorgen manchmal für Verwirrung beim Patienten. Das sind wirkstoffgleiche Präparate von verschiedenen Herstellern. Wird ein Medikament gegen das Produkt eines anderen Herstellers ausgetauscht, kann das zu einer versehentlichen Doppeleinnahme führen, wenn der Patient seine alten und neuen Tabletten für zwei verschiedene Medikamente hält. Daher ist es wichtig, besonders bei neuen Medikamenten, auf den kleingedruckten Wirkstoff auf der Verpackung zu achten. Hilfreich ist es dann, wenn der Apotheker auf die Verpackung schreibt: "Medikament Ersatz für…".

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"Patienten sagen oft nicht die Wahrheit, wenn sie angeben, die ärztlich verordneten Medikamente regelmäßig eingenommen zu haben." Dieser Satz ist schon über 2.000 Jahre alt. Er stammt von Hippokrates, dem berühmtesten Arzt der Antike. Auch heute schummeln sich viele Patienten um die Frage herum, ob sie die Medikamente regelmäßig einnehmen. Wenn Sie Veränderungen an der Dosierung vornehmen wollen, besprechen Sie das mit Ihrem Arzt. Das ist besser für Ihre Gesundheit und letztlich für das gesamte Gemeinwesen. Schätzungen zufolge landen jedes Jahr rund 4.000 Tonnen ungenutzte Arzneimittel im Wert von 500 Millionen Euro auf dem Müll. Achten Sie auf das Haltbarkeitsdatum Ihrer Medikamente. Besonders Tropfen verderben schnell. Das Badezimmer ist durch die hohe Luftfeuchte als Aufbewahrungsort für Medikamente ungeeignet. Bewahren Sie Ihre Medikamente besser an einem kühlen, trockenen Ort auf. Das sorgt für lange Haltbarkeit. Abgelaufene Medikamente kann man übrigens in die Apotheke zurückbringen. Dort werden sie fachgerecht entsorgt. So kann mit den übrig gebliebenen oder abgelaufenen Medikamenten kein Missbrauch betrieben werden. Tabletten richtig teilen Tipps von Friedemann Schmidt Das korrekte Teilen von Tabletten ist gar nicht so einfach und manchmal geht es überhaupt nicht. Eigentlich sollte in jedem Beipackzettel ein Hinweis zu finden sein, ob eine Tablette vor der Einnahme geteilt oder zerkleinert werden darf. Auch ein Bild, welches das richtige Teilen zeigt, wäre hilfreich. Leider halten sich die meisten Hersteller nicht an diese Regeln. Viele Arzneiformen dürfen gar nicht geteilt werden. Das gilt für überzogene

Tabletten, die sich erst im Darm auflösen sollen, harte und weiche Kapseln und alle Tabletten mit einer besonderen Herstellungsweise, die den Wirkstoff in verschiedenen Teilen enthalten. Diese Tabletten sind oft mit Zusatzbezeichnungen wie zum Beispiel "retard", "SL" oder ähnlichem gekennzeichnet. Auch bei sehr kleinen Tabletten ist die Teilung schwierig und sollte unterbleiben. Gleiches gilt für Tabletten, die beim Teilen gefährliche Stäube freisetzen, wie bestimmte Krebsmedikamente und Hormone. Leider kann man aus der äußeren Form nicht zuverlässig auf die Teilbarkeit schließen. Es gibt sogar Tabletten, die eine Kerbe haben, aber nicht geteilt werden dürfen. Die Rückfrage beim Apotheker, ob das Medikament überhaupt teilbar ist, ist also unerlässlich und dieser wird sich in vielen Fällen erst beim Hersteller informieren müssen. Wie können nun geeignete Tabletten zuverlässig geteilt werden? Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Ganz wichtig ist, dass die beiden Hälften nach der Teilung gleich groß sind, dass sie beim Teilen nicht weg springen und im Teppich verschwinden und dass beim Teilen kein Gebrösel und Staub entsteht, der die Wirkstoffmenge reduziert. Flache Tabletten mit einer tiefen Bruchkerbe lassen sich gut teilen, indem man sie mit der Kerbe nach unten auf eine harte Unterlage legt und von oben mit dem Daumen darauf drückt. Gewölbte Tabletten mit Bruchkerbe legt man dagegen mit der Kerbe nach oben und drückt darauf. Geht das nicht, kann man mit einem Besteckmesser nachhelfen. Man legt die Tablette auf ein Tuch und drückt mit der Klinge des Messers langsam in die Kerbe. Wenn man das Messer am Heft und an der Klinge mit beiden Händen anfasst, springen die Hälften nur selten weg. Tabletten ohne Bruchkerbe lassen sich meist nur mit einem Tablettenteiler trennen. Richtig große Tablet3

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ten mit Kerbe werden zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände geteilt. Trotz aller Sorgfalt gelingt die genaue Teilung nur selten. Umso größer werden die Probleme bei Patienten, die Probleme mit der Greifkraft der Hände haben oder schlecht sehen. Diesen Patienten sollte man das mühsame Teilen ersparen. Ihnen die Tabletten für eine Woche im Voraus zu teilen, ist leider auch keine gute Idee. Durch den Luftzutritt an der Bruchstelle wird die Wirkung verringert, die Hälften quellen an der Luftfeuchtigkeit oder zerfallen nach ein paar Tagen. Tablettenteilen um Kosten zu sparen, kann also schnell nach hinten losgehen. Zuverlässige Informationen und praktische Hilfe von Apotheker und Arzt sind dabei nicht nur hilfreich, sondern notwendig. Manchmal unverträglich: Lebensmittel und Arzneien Ein Blick auf den Beipackzettel verrät nicht nur, wann Medikamente eingenommen werden müssen, sondern auch welche Lebensmittel die Wirkung eines Medikamentes verändern. Denn einige Kombinationen können problematisch sein: Einige Schmerzmittel sollte man nicht auf vollen Magen schlucken. Weil die Verdauung langsamer abläuft, gelangen die Wirkstoffe nicht schnell genug ins Blut. Die Wirkung verzögert sich. Der Schmerz bleibt. Antibiotika und Milch - viele denken, das ist keine gute Kombination. Tatsächlich gilt das nur für den Wirkstoff Doxycyclin. Die Wirkung des Antibiotikums wird durch gleichzeitige Einnahme abgeschwächt. Will der Patient nicht auf Milchprodukte verzichten, sollte er mindestens zwei bis drei Stunden Abstand zwischen der Einnahme von kalziumhaltigen Nah-

rungsmitteln und des Antibiotikums einhalten. Blutdrucksenker und Grapefruitsaft, das könnte schief gehen. Die Zitrusfrüchte enthalten Substanzen, die die Wirkung der Arzneistoffe verstärken. Schlimmstenfalls könnte der Kreislauf zusammenbrechen. Antidepressiva sollten im Magen nicht direkt auf Lebensmittel wie Käse, Rotwein oder Schokolade treffen, wenn sie sogenannte MAO-Hemmer als Wirkstoff enthalten. Diese Nahrungsmittel enthalten so genanntes Tyramin, was zur Folge hat, dass der Wirkstoff nicht ausreichend abgebaut werden kann. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass der Blutdruck stark ansteigt. Wer Blutverdünner - oder korrekt gesagt Gerinnungshemmer - einnimmt, sollte nicht all zu große Mengen Brokkoli, Kohl oder Spinat zu sich nehmen. Sie enthalten viel Vitamin K. Das setzt die Wirkung herab. Die Blutverdünnung ist dann nicht mehr ausreichend gewährleistet. Und es können sich im schlimmsten Fall Blutgerinnsel bilden, die dann die Gefäße verschließen. Doch das passiert nur bei sehr hoher Dosis Vitamin K. Normale Portionen sind auch bei Einnahme von Gerinnungshemmern kein Problem. Grundsätzlich gilt: Probleme treten in der Regel nur auf, wenn man seine Ernährungsgewohnheiten plötzlich ändert oder besonders viel von einem bestimmten Lebensmittel verzehrt. Im Zweifel sollte man den Beipackzettel sorgfältig lesen und den Apotheker oder Arzt um Rat fragen. Notfalllineal - Dosierungshilfe für Ärzte Wenn es um die richtige Dosierung geht, dann haben nicht nur die Patienten Fragen, sondern manchmal auch die Ärzte selbst. Besonders kritisch ist 4

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das bei Notfalleinsätzen mit Kindern. Solche Einsätze sind für Mediziner oft eine heikle Sache, weil sie nicht so häufig damit konfrontiert werden. "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, sondern haben eine andere Anatomie, eine andere Physiologie. Dadurch müssen wir uns auf die Kinder einstellen, sprich: Wir müssen andere Medikamente benutzen, aber wir müssen sie vor allem anders dosieren", erklärt Dr. Roman Haessler, Notarzt in Mainz. Bei der Dosierung von Notfallmedikamenten passieren leider häufig Fehler. Neuerdings gibt es ein einfaches Hilfsmittel für den Arzt: ein Notfalllineal. An ein verunglücktes Kind angelegt, zeigt das Lineal je nach Körpergröße die empfohlene Dosierung der wichtigsten Notfall-Medikamente an. "Ich kann das, was ich selbst ausgerechnet habe, noch mal kurz abgleichen und kenne dann die exakte Dosierung für das Kind in der Größe", sagt Dr. Haessler. Das schafft mehr Sicherheit und verringert die Gefahr von Überdosierungen. Weitere Information im Internet unter www.notfalllineal.de. Kostenloser Service: UPDArzneimittelberatungsdienst Wer kennt das nicht: Man sitzt zu Hause, liest den Beipackzettel und plötzlich kommen die ganzen Fragen, die man eigentlich dem Arzt oder Apotheker hätte stellen sollen. In diesem Fall kann man zum Telefon greifen und den Arzneimittelberatungsdienst der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland, UPD, anrufen. Am Beratungstelefon sitzt auch Dr. Sophie Kolbe. "Bei uns kommt ein sehr breites Spektrum an Fragen an: Was ist das für ein Medikament? Welche Dosierung ist die richtige? Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen? Oft gibt es auch komplexere Fragen nach Wechselwirkungen", berichtet die Apothekerin aus Dresden. "Falls wir Ungereimtheiten feststellen, bitten wir den Patienten

beim nächsten Arztbesuch das Problem anzusprechen." Der Service des UPDArzneimittelberatungsdienstes ist für Patienten kostenlos. "Wir sind keine Konkurrenz zu Arzt und Apotheker, sondern ergänzen das Angebot lediglich. Unsere Arbeit soll dem Patienten zu mehr Sicherheit im Umgang mit Arzneimitteln verhelfen", so Dr. Sophie Kolbe. Das Projekt ist dem Institut für Klinische Pharmakologie der Technischen Universität angegliedert. Dadurch erfolgt eine anonyme wissenschaftliche Auswertung der Beratung. Die Auswertung dient dazu, häufige Arzneimittelprobleme zu identifizieren, um sie später von Anfang an vermeiden zu können. So profitieren die Patienten sowohl unmittelbar von der Klärung Ihres Problems als auch auf längere Sicht von den angestrebten Verbesserungen. Fast 2.400 Ratsuchende haben Dr. Sophie Kolbe und ihre Kollegen im vergangenen Jahr beraten. "Aus der anonymen Auswertung wissen wir, dass beinahe jeder vierte Anrufer neben den verschriebenen Medikamenten auch zu Nahrungsergänzungsmitteln greift." Das kann durchaus problematisch sein. "Nahrungsergänzungen mit Calcium oder Eisen können zum Beispiel die Wirkung von Schilddrüsenoder Osteoporosetabletten herabsetzen, wenn sie gleichzeitig eingenommen werden. Bei Kaliumpräparaten kann es mit Blutdrucksenkern zu Problemen kommen. Johanniskraut führt dazu, dass Arzneimittel wie die Antibabypille schneller abgebaut werden", so Dr. Kolbe. Hilfreich ist es in so einem Fall, alle Präparate, auch die rezeptfreien, auf einem Medikamentenplan aufzuschreiben. So haben Arzt und Apotheker den Überblick und können zu möglichen Wechselwirkungen informieren.

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Beratungszeiten Arzneimittelberatungsdienst der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland: Mo, Di, Do 9:00 -16:00 Uhr und Mi, Fr 9:00 - 13:00 Uhr, Telefon: 0351 458 50 49 Kostenloser Service: Rezeptsammelstelle Jutta Samsel hat sich eine Infektion eingefangen. Sie braucht dringend ein Antibiotikum. Das Rezept dafür hat sie gleich beim Arzt in einen speziellen Briefkasten gesteckt, eine so genannte Rezeptsammelstelle. Denn der Weg zur nächsten Apotheke ist weit, zu weit für Frau Samsel. Die ältere Dame hat keinen Führerschein, ist auf den Bus angewiesen, doch der fährt nur selten. Jeden Mittag sammelt Apotheker Thomas Kruse die Rezepte in der kleinen Gemeinde Grieben in SachsenAnhalt ein. Dann geht es in seine zwölf Kilometer entfernte Stadtapotheke nach Tangerhütte. Schon wenige Stunden später bringt er das Medikament zu Frau Samsel nach Hause. Auch andere Medikamente kommen regelmäßig auf diesem Wege zu ihr und ihrem Mann. Ohne dieses Angebot wäre es schwer für das ältere Ehepaar. "Das würde für mich bedeuten, dass ich einen langen Weg habe, ich kann meinen Mann nur zwei Stunden allein lassen. Er hat die Pflegestufe zwei und braucht verschiedene Medikamente", erzählt Frau Samsel.

auch die fachgerechte Beratung ist für Thomas Kruse wichtig: "Wir haben immer einen persönlichen Kontakt zu den Patienten. Wir kennen viele schon lange, teilweise noch aus der Zeit, wo sie noch zu uns gekommen sind." In der Regel werden die Medikamente am gleichen Tag geliefert. Der Service ist für die Patienten kostenlos. Da kann keine Internetapotheke mithalten.

Rund 200 solcher Rezeptsammelstellen gibt in Sachsen-Anhalt. Ein Service für die Einwohner der vielen kleinen Dörfer, die keine Apotheke mehr haben. "Vor allem ältere Patienten und akut Kranke nutzen das Angebot. Auch Mütter mit kleinen Kindern fahren ungern die 20 bis 30 Kilometer in die nächste Apotheke", so Apotheker Thomas Kruse. Nicht immer geht der Chef persönlich auf Tour, ein Mitarbeiter der Apotheke aber immer. Das ist Vorschrift. Die Medikamente sollen ohne Risiken übergeben werden und 6