I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m

Seite 1 von 5 1 1 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 0 8 . 0 1 . 2 0 1 5 Genießen ohne Reue Wer kennt nicht das schlechte Gewissen bei...
Author: Ilse Krämer
16 downloads 1 Views 200KB Size
Seite 1 von 5

1 1

I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l

v o m

0 8 . 0 1 . 2 0 1 5

Genießen ohne Reue Wer kennt nicht das schlechte Gewissen beim Essen von Fleisch, Wurst, Süßem, salzigem Knabberzeug oder auch beim Gläschen Bier und Wein …?, denn sie gelten als ungesund. Hauptsache Gesund betreibt Entspannungspolitik bei Tisch. Es gibt keine ungesunden Lebensmittel, es gibt nur ein ungesundes Maß. Und das lässt sich mit einfachen Regeln ganz gelassen finden. Frei nach dem Philosophen Voltaire, der meinte: „Auch im Genuss soll stets die Weisheit führen.“ Oder ein anderer bekannter Gelehrter, Paracelsus, prägte den berühmten Satz: „Die Dosis macht das Gift.“

Wenn das Maß verloren geht Zwei extreme Ernährungsweisen brachten René P. und Martin H. in Lebensgefahr. René P. mästete sich mit Imbissangeboten auf 145 Kilogramm Gewicht hoch und erlitt schließlich zwei Herzinfarkte. Martin H. aß täglich kiloweise scheinbar nur Gesundes und wog schließlich nur noch 38 Kilo. Bedrohlich unterernährt begab er sich in Behandlung. Bei René P. begann alles in seiner Zeit als Kraftfahrer. Bei 15-Stunden-Schichten und permanentem Zeitdruck gab es nur kurze Pausen, in denen er Fast-Food regelrecht verschlang. Würste, Pommes und Burger wurden schließlich nicht nur zum satt- sondern auch zufriedenmachen gekauft, wie der Kraftfahrer inzwischen erkannt hat: „Das war vorwiegend Stress und dann habe ich versucht, Stress abzubauen: anhalten, wieder dort ’ne Wurst, da ein Burger oder

Pommes, je nachdem.“ Heute trainiert René P., Essen wieder zu genießen und sich anders, beispielsweise durch Sport und Bewegung Bestätigung zu holen. Er hat sein krankhaftes Übergewicht nach einer Magen-OP schon wieder stark gesenkt, isst nun kleine Portionen und ausgewogene Kost. Martin H. dagegen achtete immer sehr stark darauf, gesund zu essen. Nur saß er dabei leider krankhaft falschen Vorstellungen von gesunden Lebensmitteln auf. Er strich vermeintlich Ungesundes wie Fett, Fleisch, Kohlenhydrate von seiner Einkaufsliste, stattdessen gab es Gemüse: „Ich musste jeden Tag einkaufen gehen, durch die großen Mengen, die ich gegessen habe. Ich musste jeden Tag aufs neue meine fünf bis sieben Zucchini kaufen, meine zwei bis drei Kilo Tomaten, die ich jeden Tag verarbeitete.“ Damit hungerte er sich fast zu Tode, litt schließlich an extremer Unterer1

Seite 2 von 5

nährung. Orthorexie, also zwanghaft gesunde Ernährung nennt sich dieses Krankheitsbild. Aber auch Martin H. ist wie René P. auf dem Weg der Besserung, er hat wieder zugenommen und bahnt sich einen neuen Zugang zum Essen. Er wünscht sich Normalität: „Einfach die Chance bekommen, zu sagen: Hey ich genieß einfach dieses Schnitzel und es gibt kein schlechtes Gewissen.“ Regeln für den Alltag Der Jahresbeginn bietet eine gute Gelegenheit, seine Ernährung auf den Prüfstand zu stellen. Und dabei schneiden die Deutschen schlecht ab. Jeder zweite ist übergewichtig. Das führt langfristig zu Stoffwechselerkrankungen, schädigt die Gelenke sowie Herz und Kreislauf. Aber wie lassen sich die Ernährungsgewohnheiten umstellen, wenn sie doch jahrelang antrainiert wurden? Ernährungsberater Johannes Hunger rät dazu, einfache Regeln aufzustellen, die auch in den Alltag passen. Bei seinen Schützlingen vom Sportgymnasium Leipzig hat er mit der 5:2-Regel Erfolg. Das bedeutet fünf Tage in der Woche bewusst und vernünftig zu essen, nämlich ausgewogene Vollwertkost. An zwei Tagen darf dann über die Stränge geschlagen werden, je nach Lust und Laune kann alles auf den Teller. Diese zwei Tage sind – der Erfahrung von Ernährungsberater Hunger nach – eine gute Motivation, um die fünf kargeren Tage gut zu überstehen. Vollwertkost Klingt nach Rohkost und Körnern – ist aber das, was unsere Großeltern noch kannten und aus Tradition aßen. Vollwertkost beinhaltet viel saisonales und regionales Gemüse, auch Hülsenfrüchte, außerdem Fleisch und Fisch, Milchprodukte und Käse. Wichtiger noch als die Auswahl der Lebensmittel ist die Verarbeitung. Sie sollten naturbelassen und kaum weiterverarbeitet sein, zudem kei-

ne Konservierungsmittel, Geschmacksund Farbstoffe enthalten. Kuchen und Süßes kommt bei der Vollwertkost nur selten auf den Tisch. Wer sich für diese Ernährungsweise interessiert, findet bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gute Tipps und Infos. Chemie und Marketing – Womit industriell gefertigte Lebensmittel überraschen Wer seinen Einkauf mal kritisch begutachtet, kann nur staunen, was alles in modernen Lebensmitteln steckt. Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch deckt regelmäßig Überraschendes auf. Ein paar Beispiele:  In einer 100-Gramm-Portion Cornflakes steckt so viel Salz wie in einer Fertigpizza  In den beliebten Grill-Saucen und Dips steckt so viel Zucker wie in Cola  In einer Chipstüte von 200 Gramm steckt der halbe Tagesbedarf an Fett  In mancher Geflügelleberwurst steckt vor allem Schweinefleisch  In manchem Alaska-SeelachsAufstrich ist dieser Fisch gar nicht zu finden Fett – riskant für Herz und Kreislauf? Vor allem Fett und Fleisch stehen unter dem Verdacht, ungesund zu sein. Dabei gehört Fett zu den Grundnahrungsmitteln. Es ist als Baustoff für die Zellen, als Energielieferant und Baustein für manchen Vitaminstoffwechsel wichtig. So kann das Vitamin A nur dann dem Körper auch tatsächlich zur Verfügung gestellt werden, wenn es sich in Fett lösen kann. Aber bestimmte tierische Fette können andererseits Entzündungsprozesse im Körper beeinflussen. Deshalb machen beispielsweise Arthrose-Patienten oftmals gute Erfahrungen damit, auf Schweinefleisch und Wurstprodukten 2

Seite 3 von 5

daraus zu verzichten. Dadurch nehmen sie weniger entzündungsfördernde Arachidonsäure auf.

Fazit: Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Manche Hersteller bieten unterdessen einen Mix aus beiden Fetten an.

Wer zu fettreich isst, nimmt an Gewicht zu. Deshalb ist ein maßvoller Umgang mit Fett richtig, um Übergewicht und daraus folgende Stoffwechselprobleme zu vermeiden. Da in Deutschland traditionell viel Brot mit Streichfett gegessen wird, ist ein Streit darum entfacht, welches gesünder ist: Margarine oder Butter.

Fleisch – wichtig ist die richtige Wahl Fleisch liefert Eiweiß. Es ist ein sehr wichtiger Grundbaustein des Körpers. Ohne Eiweiß können weder Muskeln noch Knochen gestärkt werden. Fleisch liefert Vitamin B12 und besonders gut verfügbares Eisen für die Blutbildung. Die Deutschen verzehren viel Fleischund Wurstwaren, rund 60 Kilogramm Fleischwaren pro Jahr. Vor allem Schwein und Huhn landen auf den Tellern. Hauptsache-Gesund-Experte Johannes Hunger rät dazu, Fleisch nach Art und Qualität der Tierhaltung auszuwählen: „ Ich empfehle, öfter auf Fleisch aus Mastanlagen zu verzichten und stattdessen Weidefleisch zu probieren. Denn Fleisch ist dadurch geprägt, was die Tiere gefressen haben. Durch das Weiden enthält das Fleisch von Weiderindern, Hirsch oder anderem Wild mehr gute ungesättigte Fettsäuren als das der Tiere aus den Zuchtanlagen.“ Manche Gesundheitsrisiken sind mit dem übermäßigen Fleischverzehr verbunden. Das rote Fleisch von Schwein und Rind begünstigt Herz-KreislaufErkrankungen, Diabetes und vor allem Darmkrebs. Wer also durch Veranlagung oder Vorerkrankungen damit Probleme hat, sollte seinen Fleischverzehr ändern. Eine gute Faustregel: vorrangig magere Sorten nehmen und die Portionen halbieren. Und Eiweiß lässt sich nicht nur durch Fleisch aufnehmen, auch Fisch, Eier, Milchprodukte, Käse und Hülsenfrüchte (am besten zweimal wöchentlich) liefern es.

Margarine oder Butter? Die „gute alte“ Butter hat tatsächlich eine lange Geschichte. Schon vor 5.000 Jahren sollen die Ägypter und Sumerer Butter gegessen haben. Später gelangte sie nach Europa und wurde hier zum festen Küchen-Bestandteil, bis der französische Kaiser Napoleon III. nach einem haltbaren Butterersatz für seine Truppen suchte und 1869 das billige Pflanzenfettgemisch Margarine fand. Weil sie billiger als Butter war, wurde sie auch im Haushalt immer beliebter, und das bis heute. Viele Hersteller behaupten, ihre Margarine sie gesünder als Butter. Aber stimmt das? Betrachten wir einige Eigenschaften der Fette: Im direkten Kalorienvergleich schneiden beide fast gleich ab. Vitamine findet man nur in der Butter – dafür gibt´s ein Plus. Allerdings werden viele Margarinen zusätzlich mit Vitaminen angereichert, was einige Experten auch kritisch sehen. Andererseits enthält Butter viel Cholesterin – ein Plus für die Margarine. Gesättigte Fettsäuren enthalten allerdings beide. Die Margarine jedoch weniger.

3

Seite 4 von 5

1.094 Tiere auf dem Teller 4 Rinder 4 Schafe 12 Gänse 37 Enten 46 Schweine 46 Puten 945 Hühner isst ein Mensch in seinem Leben (Quelle: Fleischatlas des BUND, 2013)

Filetgulasch á la minute und Schokomousse Eine Anregung für die zwei Schlemmertage in der Woche ist das Rezept von Christian Henze, ein Gulasch mit Nachspeise, je für 4 Personen. Gulasch 500 g Rinderfilet (oder Schweinefilet, oder Hähnchenfilet) 1 Zwiebel 2 Knoblauchzehen 1 Hand voll Pilze (z.B. Steinpilze, Champignons, Shiitake) 150 g Kohl 1 Pastinake 3 EL Keimöl und Butter nach Geschmack Salz, Pfeffer aus der Mühle 1 EL Tomatenmark 0,3 l roter Portwein 1 EL scharfer Senf ½ EL Rosmarin, gehackt (oder andere Kräuter) Den Backofen auf 80 Grad Celsius vorheizen. Rinderfilet in 2 Zentimeter große Würfel schneiden. Zwiebel und Knoblauch abziehen und klein schneiden. Pilze mit einem Tuch trocken abreiben, putzen und klein schneiden. Kohl waschen und in feine Streifen schneiden, Pastinake schälen und in kleine Würfel schneiden. Öl (bei Gefallen mit Butter) in einer Pfanne erhitzen und das Fleisch darin kurz scharf anbraten. Salzen, pfeffern.

Das Fleisch herausnehmen und im Ofen bei 80 Grad Celsius warm halten. Für die Sauce Zwiebel, Knoblauch und die Gemüse in derselben Pfanne anbraten. Tomatenmark zufügen und kurz mitrösten. Mit Portwein ablöschen und etwas einkochen lassen. Senf und Rosmarin zugeben. Das Fleisch in die Sauce geben und das Ganze mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Servieren das Fleischgulasch auf Tellern anrichten

Superschnelles Supergutes Schokoladenmousse 1 Tafel gute dunkle Schokolade (100 g) 250 g Sahne 2 Päckchen Vanillezucker Abgeriebene Schale von ½ unbehandelten Orange 5 EL Cointreau 2 Msp. Zimt 3 EL Mandeln (oder anderen Nüssen) 3 EL Zucker das Ganze mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Schokolade hacken und im Wasserbad oder in der Mikrowelle langsam schmelzen, dann etwas auskühlen lassen. Sahne steif schlagen und den Vanillezucker unterrühren. Flüssige Schokolade, Orangenabrieb, Cointreau und Zimt mit der Hälfte der Sahne zügig glatt rühren. Dann die restliche Sahne unterheben. Schokomousse in eine Schale füllen 4

Seite 5 von 5

und kalt stellen. Mandeln in einer Pfanne mit dem Zucker karamellisieren. Abkühlen lassen und klein hacken. Kara-

mellmandeln vor dem Servieren über der Schokomousse verteilen.

Das beliebteste Genussmittel Es ist der Kaffee. Die Deutschen trinken ihn durchschnittlich an fünf Tagen pro Woche. Damit ist er das am häufigsten konsumierte Genussmittel. Das ergab eine Umfrage des Statistikinstituts Infratest dimap, mit der Hauptsache Gesund ermitteln ließ, welche Genussmittel wie häufig konsumiert werden. Weitere Ergebnisse betreffen Süßigkeiten wie Schokolade und Bonbons, sie werden durchschnittlich an drei Wochentagen genascht. Tabak, Alkohol und Knabberartikel konsumieren die deutschen Erwachsenen durchschnittlich nur gut ein Mal pro Woche. Süßes an mehr als zwei Tagen pro Woche begünstigt aus Sicht unseres Ernährungsexperten Johannes Hunger die Entstehung von Wohlstandskrankheiten wie Übergewicht und schlechte Blutzuckerwerte: „Das bringt die Ernährungsbilanz aus dem Gleichgewicht. Nur wer an fünf Tagen darauf verzichtet und sich ausreichend bewegt, kann sich den Genuss von Süßem ohne Reue an zwei Tagen erlauben. Dabei sollte man aber auch Maß halten. Dies gilt auch für Knabbergebäck.“ Unterschiede zwischen Männern und Frauen ergab die Umfrage vor allem bei Süßem: Die Damen naschen an 3,3 Tagen der Woche, Herren dagegen nur an 2,7 Tagen. Dagegen konsumieren Männer etwas häufiger Tabak und Alkohol, beides an durchschnittlich 1,6 Tagen pro Woche. Frauen rauchen (1,2 Tage) und trinken (1,0 Tage) seltener. Bei Kaffee und Knabbergebäck waren keine Unterschiede festzustellen. Die Umfrage wurde Anfang Dezember 2014 bei 490 Männern und 517 Frauen ab 14 Jahren durchgeführt. Gäste im Studio Johannes Hunger, Diät-Assistent und Ernährungsberater, Leipzig Christian Henze, Koch Nützliche Links dge.de foodwatch.de Buchtipps Wertvolle Tipps, wie Sie dank einfacher Hausmittel Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und Ihren Körper wieder ins Gleichgewicht bringen können, finden Sie auch im neuen Hauptsache Gesund-Buch „Meine besten Hausmittel“. ISBN: 978-3-89883-272-4; 19,95 Euro Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop. Anschrift/ Thema der nächsten Sendung MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“ Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund; E-Mail: [email protected] Thema der Sendung vom 15.01.2014: “ Risiko Gelenkersatz“

5