Hessisches Kultusministerium

Hessisches Kultusministerium Zahlen und Fakten – 10 Jahre Landesabitur 1. Allgemeines/Hintergrund - In diesem Jahr feiert das Landesabitur seinen 1...
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Hessisches Kultusministerium

Zahlen und Fakten – 10 Jahre Landesabitur

1. Allgemeines/Hintergrund -

In diesem Jahr feiert das Landesabitur seinen 10. Geburtstag, d.h. die Aufgaben für die schriftlichen Prüfungen werden zentral vom Hessischen Kultusministerium bereitgestellt.

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Blickt man auf die Geschichte des Abiturs in Hessen zurück, so findet sich insbesondere in den 1980er und 1990er Jahren die Überzeugung, dass das hessische Abitur nicht mit dem in anderen Bundesländern vergleichbar sei.

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Vorbilder bei der Einführung des Landesabiturs waren Bundesländer mit einer langen Tradition zentraler schriftlicher Prüfungen wie Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen.

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Bei großen internationalen Vergleichsstudien (PISA, TIMMS) waren die Schülerinnen und Schüler in Deutschland und in Hessen wiederholt hinter denen Gleichaltriger anderer Industrienationen zurückgeblieben.

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Aufgrund dieser Tatsache gab es auch in Hessen eine hohe Bereitschaft, eine nachhaltige Reform der inhaltlichen Arbeit in der Schule zu verwirklichen, die sich an Qualität und Leistung orientiert, aber auch die öffentliche Aufmerksamkeit und die Unterstützung für die Bildungspolitik aufgreift.

2. Welchen Vorteil bietet ein Landesabitur mit zentralen Prüfungen? -

Alle Schülerinnen und Schüler erhalten zeitgleich in den schriftlichen Prüfungsfächern einheitliche Abituraufgaben zur Wahl. Dies bedeutet größtmögliche Objektivität für alle Schülerinnen und Schüler.

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Leistungen in zentral geregelten Abschlussprüfungen sind transparent und berechenbar für Hochschule und Wirtschaft. Schule schafft auf diese Weise Verantwortlich: Stefan Löwer Luisenplatz 10, 65185 Wiesbaden

[email protected] www.kultusministerium.hessen.de

Telefon 0611 / 368 2006 Telefax 0611 / 368 2096

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Verlässlichkeit. Das Landesabitur wertet den Abschluss außerdem auf. Schlussendlich steigen damit auch die Aus- und Weiterbildungschancen für Abiturientinnen und Abiturienten. -

Zentrale Prüfungsaufgaben mit einem einheitlichen Format (Erscheinungsbild, Aufbau, inhaltliche Strukturierung etc.) tragen zu einer weiteren formalen Qualitätsverbesserung im Landesabitur bei.

3. Die Einführung des Landesabiturs 2007 -

Das Vorhaben, ein Landesabitur einzuführen, wurde im Regierungsprogramm aus dem Jahr 2003 „VERANTWORTUNG FÜR HEUTE – VISIONEN FÜR MORGEN“ verankert.

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Dort heißt es: „10. Landesprüfungen in allen Bildungsgängen einführen: (…) Das Landesabitur wird für die im Schuljahr 2004/05 in der Jahrgangsstufe 11 unterrichteten Schüler eingeführt. Die schriftlichen Fächer werden durch landesweite Aufgabenstellung geprüft. Dabei stehen drei bis fünf gleichwertige vollständige Aufgabenformate zur Auswahl. Die Aufgaben für die mündliche Prüfung und Präsentation obliegen der Schule. Das Abitur soll auch weiterhin Kriterium für die Aufnahme eines Studiums sein.“

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Mit den ersten zentralen schriftlichen Prüfungen im Jahr 2007 kam es zu einem grundlegenden Wandel in der hessischen Bildungspolitik: Erstmals erhielten alle Schülerinnen und Schüler in ihren jeweiligen Leistungskursfächern und dem dritten schriftlichen Prüfungsfach einheitliche Aufgaben.

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Mit der Erstellung der Prüfungsaufgaben waren damals rund 170 Lehrkräfte mit jahrelanger Abiturerfahrung aus allen Regionen Hessens betraut. Insgesamt wurden rund 500 Vorschläge erarbeitet, von denen rund 340 im Haupt- und Nachtermin bereitgestellt wurden.

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Am Landesabitur 2007 nahmen insgesamt 23.119 Schülerinnen und Schüler aus 252 Schulen (damals alle öffentlichen und privaten Schulen mit gymnasialer Oberstufe und alle beruflichen Gymnasien) teil.

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Mit der Einführung des Landesabiturs, das sich an den Vorgaben der KMK orientiert, wurde einen höhere Vergleichbarkeit innerhalb und außerhalb von Hessen erreicht.

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Alle übrigen Bundesländer (mit Ausnahme Rheinland-Pfalz) haben in den Jahren 2004 bis 2008 zentrale Abiturprüfungen eingeführt.

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4. Organisation der gymnasialen Oberstufe und des Landesabiturs -

Parallel zur Einführung des Landesabiturs wurde die Organisation der gymnasialen Oberstufe in Hessen neu geregelt und an die Anforderungen der KMK angepasst.

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Hessen geht mit seinem Landesabitur über die KMK-Vereinbarungen hinaus: 

Mathematik und Deutsch sind verpflichtende Prüfungsfächer (die KMK sieht nur zwei der drei Fächer Mathematik, Deutsch und Fremdsprache verpflichtend vor).



Ein Leistungskurs muss eine Fremdsprache, eine Naturwissenschaft oder Mathematik sein – in anderen Bundesländern sind weiterhin Leistungskurskombinationen mit „Geschichte“ und „Deutsch“ möglich.

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Hessen sieht zudem ein fünftes Prüfungsfach verpflichtend vor.

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Alle Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe und des beruflichen Gymnasiums bearbeiten in allen Fächern und an allen Schulen in den schriftlichen Prüfungsfächern einheitliche Aufgabenstellungen.

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Das Landesabitur ist ein hessisches Modell: Es sieht eine Kombination aus den zentralen, vom Kultusministerium zur Bearbeitung vorgesehenen schriftlichen Prüfungsaufgaben und dezentralen, von den einzelnen Lehrkräften vor Ort erarbeiteten mündlichen Prüfungsteilen, vor.

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Zentral geprüft werden alle Leistungsfächer und die Fächer des dritten – schriftlichen – Abiturprüfungsfaches. Dezentral geprüft werden das vierte (mündliche) Prüfungsfach und die fünfte Prüfungsleistung, in der eine Wahlmöglichkeit zwischen einer mündlichen Prüfung, einer Präsentationsprüfung oder einer besonderen Lernleistung (eine Art „wissenschaftliche Arbeit“) besteht.

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Die Prüfungsdauer beträgt für einen Leistungskurs vier Zeitstunden, für einen Grundkurs 3 Zeitstunden und für die mündliche Prüfung 20 Minuten.

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Mit diesem Verfahren soll dem besonderen Profil der Schule und den individuellen Kompetenzen und Neigungen der Schülerinnen und Schüler Rechnung getragen werden.

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Die Bewertung der Abiturarbeiten erfolgt durch die Lehrkräfte der eigenen Schule. Für die Korrektur der Arbeiten erhalten die Lehrerinnen und Lehrer Lösungs- und Bewertungshinweise.

Verantwortlich: Stefan Löwer Luisenplatz 10, 65185 Wiesbaden

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Zur Qualitätssicherung werden in jedem Jahr alle schriftlichen Abiturarbeiten zweitkorrigiert, in ausgewählten Fächern sogar extern durch Kolleginnen und Kollegen benachbarter Schulen.

5. Wie wird ein Landesabitur vorbereitet? -

Die Vorbereitungen starten rund zwei Jahre vor den eigentlichen Prüfungsterminen.

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Mit der Erstellung der Prüfungsaufgaben sind insgesamt 48 Fachkommissionen (28 allgemeinbildender und 20 beruflicher Bereich) betraut, die Aufgabenvorschläge sichten, diskutieren und verarbeiten sowie eigene Vorschläge erarbeiten.

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Dabei werden die Vorschläge bzw. Ideen im Verfahren zur „Gewinnung von Aufgabenvorschlägen aus der Fläche“ von den Schulen bereitgestellt, um die Schulen in die Aufgabenentwicklung einzubinden.

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Daneben legen die Fachkommissionen in Absprache mit dem Kultusministerium auf der Grundlage der curricularen Vorgaben des Landes auch die verbindlich zu behandelnden Inhalte für das schriftliche Abitur fest, die in den jeweiligen Hinweisen zur Vorbereitung auf die schriftlichen Abiturprüfungen im Landesabitur („Abiturerlass“) zwei Jahre im Voraus veröffentlicht werden.

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Grundlage sind dafür die Oberstufenlehrpläne bzw. künftig die neuen Kerncurricula für die gymnasiale Oberstufe (KCGO).

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Bis zu den Prüfungsterminen durchlaufen die Vorschläge mehrere Prüfschleifen, darunter zwei große externe Prüflesungen.

6. Wie sieht der Prüfungstag aus? -

Grundsätzlich ist der Ablauf am Prüfungstag in den „Durchführungsbestimmungen zum Landesabitur“ festgelegt, die rund ein Jahr vor dem Prüfungstermin an die Schulen verschickt und im Internet veröffentlicht werden.

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Für fachliche Fragen an den Prüfungstagen sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hessischen Lehrkräfteakademie (LA) sowie des Hessischen Kultusministeriums während der Prüfungsphase und an den Tagen zuvor jeweils zwischen 7:00 bis 15:00 Uhr unter einer telefonischen Hotline erreichbar, die den Schulen bekannt ist.

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Im Falle von Anmerkungen seitens der Schule über die Hotline ist an dieser Stelle des Ablaufs eine letzte Möglichkeit für Hinweise, Klarstellungen und Korrekturen

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gegeben. Sofern eine Meldung über die Hotline eintrifft, entscheiden Mitarbeiter in der Landesabitur mit einem Vertreter der jeweiligen Fachkommission über die Notwendigkeit von Korrekturmeldungen. -

Die Schulen prüfen am Tag der jeweiligen Prüfung das spezielle Abiturpostfach regelmäßig auf aktuelle Mitteilungen oder Hinweise.

7. Zahlen -

Der erste landesweite Schnitt im Jahr 2007 lag bei 2,48. Dieser hat sich in den vergangenen Jahren sukzessive geringfügig verbessert und lag zuletzt bei 2,40. 2016

2015

2014

2013

2012

2011

2010

2009

2008

2007

20061

Prüflinge

25.370

26.359

30.0112

32.6093

25.472

23.883

23.119

21.889

21.113

23.119

19874

bestanden Quote

24.486 96,5%

25.574 97,0%

29.147 97,1%

31.679 97,1%

14.796 97,3%

22.554 97,6 %

21.286 97,2 %

20.478 97,0 %

19.779 96,3 %

18960 95,4 %

nicht bestanden Quote

884 3,5%

785 3,0%

864 2,9%

676 2,9%

676 2,7%

565 2,4 %

603 2,8 %

635 3,0 %

750 3,7 %

914 4,6%

Durchschnitt 1,0

513 2,1%

419 1,6%

412 1,4%

516 1,6%

375 1,5%

281 1,2 %

271 1,2 %

248 1,2 %

219 1,1 %

2,44

2,46

2,47

2,48

Abiturdurchsch nitt (Landesmittel)

2,40

2,43

2,43

2,42

2,43

23.169 97,0 % 714 3,0 % 318 1,3 %

2,43

174 0,9 %

2,48

Übersicht: Schülerzahlen Haupttermin Landesabitur 2017*

2016

2015

2014

2013

2012

2011

18.700

18.551

19.263

22.067

24.460

19.037

17.418

Biologie

7.700

7.682

7.805

9.042

9.476

7.296

6.287

Englisch

11.600

11.471

12.240

13.850

15.639

12.257

11.136

Deutsch

9.400

9.341

10.223

12.179

13.649

11.126

10.537

Geschichte

4.000

4.045

4.354

4.895

5.118

4.043

3.845

Powi

5.800

5.657

5.819

8.377

6.741

5.291

4.317

Mathematik

*Hinweis: Die Zahlen aus dem Jahr 2017 sind prognostiziert.

1

Letztes dezentrales Abitur Doppeljahrgang (G8/G9) 3 Doppeljahrgang (G8/G9) 2

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Telefon 0611 / 368 2006 Telefax 0611 / 368 2096

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8. Wie geht es weiter mit dem Landesabitur? -

In der Abiturprüfung 2017 kommt erstmals der von der Kultusministerkonferenz ins Leben gerufene gemeinsame Aufgabenpool zum Einsatz.

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Aus diesem Aufgabenpool können die Länder in den vier Fächern Deutsch, Mathematik sowie den Fremdsprachen Englisch und Französisch jeweils mindestens eine Aufgabe für ihre Abiturprüfungen entnehmen.

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Nachdem die KMK im Jahr 2012 für diese vier Fächer Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife verabschiedet hat, geht sie mit dem Aufgabenpool für diese Fächer nun einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zu mehr Vergleichbarkeit der Anforderungen. Derzeit werden auch für die Naturwissenschaften nationale Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife entwickelt.

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In den Anfangsjahren des Abituraufgabenpools werden Länder aufgrund von länderspezifischen Regelungen Anpassungen vornehmen (so auch Hessen).

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Da den Abiturientinnen und Abiturienten in jedem Fach i. d. R. mehrere Prüfungsaufgaben gestellt werden und die Länder dabei zum Teil Auswahlmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler vorsehen, sind weiterhin ländereigene Aufgaben erforderlich.

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Die dem Pool entnommenen Aufgaben sind in Hessen somit Teil der Abituraufgabensets, die die Aufgabenkommissionen für die Prüflinge in dem jeweiligen Fach zusammenstellen.

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