Herr Manfred Kühne, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Leiter der Abteilung II - Städtebau und Projekte

LANDESDENKMALRAT BERLIN Geschäftsstelle Ergebnisprotokoll Sitzung am 29.04.2016 Teilnehmende: Landesdenkmalrat (LDR) Herr Prof. Dr. Bernhard Furrer F...
Author: Mathias Peters
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LANDESDENKMALRAT BERLIN Geschäftsstelle

Ergebnisprotokoll Sitzung am 29.04.2016 Teilnehmende: Landesdenkmalrat (LDR) Herr Prof. Dr. Bernhard Furrer Frau Dipl.-Ing. Christine Edmaier Frau Dr. Juliane Kirschbaum Herr Dipl.-Ing. Florian Mausbach Frau Dipl.-Ing. Jórunn Ragnarsdóttir Herr Dipl.-Ing. Wolfram Sauerbier Herr Prof. Dr. Kay Kohlmeyer Herr Prof. Dr. Michael Krautzberger Frau Prof. Dr. Elisabeth Merk Frau Nicola Halder-Haß Frau Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert Herr Prof. Volker Staab fehlt entschuldigt Teilnehmende aus Politik und Verwaltung Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm) Frau Dr. Dagmar Tille, SenStadtUm/Leitung Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCOWelterbe Frau Dr. Beatrix Burtin, SenStadtUm/Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCO-Welterbe Herr Christian Breer, SenStadtUm/Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCO-Welterbe Herr Dr. Nils Kallweit, SenStadtUm/Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCO-Welterbe Herr Lukas Schnürpel, SenStadtUm/Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCO-Welterbe, studentischer Mitarbeiter Herr Manfred Kühne, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Leiter der Abteilung II - Städtebau und Projekte Landesdenkmalamt Berlin (LDA) Herr Prof. Dr. Jörg Haspel, SenStadtUm, Landeskonservator und Leiter LDA Frau Dr. Karin Wagner, Stellvertretende Leiterin LDA Frau Monika Brauns-Henschel, wissenschaftliche Volontärin Bezirksamt Pankow, Untere Denkmalschutzbehörde Frau Kerstin Lindstädt Abgeordnetenhaus Frau Katalin Gennburg, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abgeordneten Katrin Lompscher, Die Linke, Vertretung Frau Lompscher (ab 14:00 Uhr) 1

Projektvertreter/Externe TOP 3: Herr Daniel Wendler, David Chipperfield Architects, Projektleitung Neue Nationalgalerie (NNG) Herr Martin Reichert, David Chipperfield Architects, Leitung Berliner Büro DCA Herr Arne Maibohm, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Projektleitung NNG Herr Gerrit Wegener, KVL Bauconsult GmbH Berlin, Projektsteuerung TOP 4: Herr Prof. Dr. Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte (MVF) und Landesarchäologe von Berlin Herr Paul Spies, Leitung Stiftung Stadtmuseum Berlin Gäste: Frau Katrin Vietzke, SenStadtUm X P, Leitung des Projektmanagements der Abteilung X (TOP 4/5) Herr Dr. Ralf Nitschke, Leitung Stabsstelle Bauplanung, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) (TOP 3) Frau Jeanette Flörke, SPK, Leiterin der Stabsstelle Bau, hier als Vertreterin des Leiters der Abteilung Organisation, Haushalt und Finanzservice, Innerer Dienst (TOP 3)

TOP 1 / TOP 2: Begrüßung und Einführung / Ergänzungen zur Tagesordnung / Verabschiedung des Protokolls Frau Wittmann-Englert und Frau Tille begrüßen die Anwesenden. Der Schwerpunkt der diesmaligen Sitzung des Landesdenkmalrates liegt auf den Themen Archäologie und Bodendenkmalpflege in Berlin (TOP 4 und TOP 5). Diesen Themen schreibt Frau Tille großes öffentliches Interesse zu. Aufgrund der aktuellen Entwicklung im Bereich des Wohnungsneubaus, der Nachverdichtung und der Flüchtlingsunterbringung erscheint es umso wichtiger, die momentane Situation der Archäologie, ihre Bedeutung für Berlin und die Strategien des archäologischen Wirkens in Berlin hervorzuheben und folgende Fragen zu beantworten: „Wie funktioniert Archäologie in Berlin? Wie gehen wir praktisch mit den Funden um? Welche Wirkungen ergeben sich für die Stadtplanung? Die Abteilungsleiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, deren Arbeit maßgeblich mit der Archäologie und Bodendenkmalpflege verbunden ist, wurden als Gäste eingeladen, um sie an der Information teilhaben zu lassen. Das Protokoll der letzten Sitzung wird unter Verlesung der von Frau Wittmann-Englert angeregten Änderungen abgestimmt und einstimmig angenommen. Als Ergänzung zur Tagesordnung werden aufgrund einer Beschwerde der Deutschen Gesellschaft für Gartenkultur das Lollapalooza-Festival im Treptower Park, neue Informationen zur Nachnutzung des ehemaligen St. Agnes Gemeindehauses aufgrund eines Briefes des Eigentümers und aktuelle Informationen zur Kathedrale St. Hedwig vorgeschlagen. Zu letzterer gab es einen offenen Brief, unterzeichnet von Prof. i. R. Dr. Adrian von Buttlar. TOP 8, Verschiedenes, wird mit dem ergänzten Thema „St. Agnes Gemeinde“ vorgezogen. Es wird beschlossen, das Thema weiterer beabsichtigter Änderungen am Gemeindehaus für die Tagesordnung der nächsten Sitzung in Erwägung zu ziehen, um den LDR mit ausreichender Vorbereitung informieren zu können. 2

TOP 3: Neue Nationalgalerie - Aktueller Sachstand der Sanierung Im Zuge der Sanierung der Neuen Nationalgalerie (NNG) wurde beschlossen, dass dem LDR in regelmäßigen Abständen vom laufenden Projekt berichtet wird. Das Projekt und dessen aktuelle Entwicklungen werden zum fünften Mal im LDR vorgestellt. Herr Maibohm, Herr Reichert und Herr Wendler werden im LDR begrüßt. Zwei Themenfelder stehen bei dieser Vorstellung im Fokus: die Sanierung und Gestaltung der Fassade, insbesondere der Fensterverglasung, sowie das Umfeld der Neuen Nationalgalerie im Sinne des Denkmalensembles. Herr Maibohm informiert den LDR, dass sich an den Entwurfsplanungen nichts grundlegend geändert habe, dass das Projekt sich in der Phase der Ausführungsplanung befindet, und gerade mit der Ausschreibung der Stahl-Glas-Fassade begonnen wurde. Hierzu bilden die Ausstellungshalle, die Fassade, der Skulpturengarten, das Fensterband und die Rezeption ein Maßnahmenpaket. Herr Wendler stellt den Zustand und die bestehenden Mängel an der Fassade der Ausstellungshalle, die meist erst bei genauerer Betrachtung sichtbar werden, vor. Der LDR wird über die geplante Sanierung der Fassade informiert. Dabei werden einige Probleme besonders hervorgehoben:  Kondensatbildung an der bauzeitlichen Einfachverglasung im Innern, das nur unzureichend abgeführt werden kann  Korrosion durch Kondensat  Mechanische Zerstörung der Scheiben, z. B. durch Skater  Problem der verschweißten Fassade, die bei den üblichen Temperaturschwankungen nicht „arbeiten“ (ausdehnen, sich zusammenziehen) kann, was zu Verformungen geführt hat  Im Laufe der Zeit wurden einige Scheiben durch neue ersetzt, die nicht mehr den Eigenschaften der alten entsprechen Herr Wendler führt weiterhin aus, dass man sich nach ausgiebiger Abwägung auf folgende Planungsprämissen geeinigt habe: die Wahrung des bauzeitlichen Erscheinungsbildes der Fassade, einen größtmöglichen Erhalt des Bestands, nach Möglichkeit energetischbauphysikalische Verbesserungen, die Entsprechung der Anliegen des Denkmalschutzes, sowie möglichst niedrige Kosten, ohne dabei einen Qualitätsverlust zu riskieren. Bezüglich der Ersetzung der Fassadenverglasung wurden im Vorfeld verschiedene Untersuchungen mit unterschiedlichen Scheibenvarianten durchgespielt. Letztlich wurde ein Verbundsicherheitsglas mit innenliegender Folie zwischen den Scheiben gewählt. Die Auswahl geeigneter Scheiben wurde erheblich durch die Tatsache eingeschränkt, dass es weltweit nur noch einen Hersteller (in China) gibt, der überhaupt noch in der Lage ist, Scheiben in dem geforderten Format, entsprechender Qualität und mit entsprechender Folierung herzustellen. Mit der im Glaszwischenraum vorgesehenen Folie habe sich das Problem ergeben, dass diese nicht im Format der Scheiben erhältlich sei, sodass für eine Scheibe die Folien miteinander verschweißt werden müssen. Es lasse sich aber gewährleisten, dass diese Schweißnähte im verbauten Zustand der Fenster nicht sichtbar seien. Die neuen Scheiben würden in der Tönung nicht der Originalverglasung entsprechen, da diese unter den beschriebenen Herstellungsbedingungen nicht mehr zu erwerben seien. Bezüglich der energetischen Sanierung wurden Abstriche gemacht, da die technische Umsetzung erhebliche Veränderungen im Erscheinungsbild des Gebäudes bedeutet hätte. Die Fenster sind dementsprechend keine Fenster im Sinne energetischer Isolierverglasung. Anschließend informiert Herr Wendler den LDR über das Vorgehen bezüglich der „Fassadenbewegung“, die durch ausführliche Simulationen und Bestandsmessungen ermittelt wurde. Um die Fassade zukünftig „funktionieren“ lassen zu können, sollen verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, so zum Beispiel Dehnpfosten innerhalb der Fassadenpfosten, die aber das Erscheinungsbild der NNG so wenig wie möglich bis gar nicht beeinflussen sollen.

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Das Problem des Kondensats an den Scheibeninnenseiten wird auch in Zukunft nicht gänzlich zu vermeiden sein, sodass neue Varianten zu dessen Abführung geplant sind. Die technischen Details dazu werden dem LDR ebenfalls vorgestellt. Herr Maibohm stellt anhand einer Präsentation die Probleme der Gestaltung des Umfeldes der NNG vor. Der heutige Denkmalbereich umfasst das Areal der NNG, den Matthäikirchplatz, die Philharmonie und die Staatsbibliothek. Im Zuge der begonnen Baumaßnahmen mussten im unmittelbaren Umfeld der NNG 50% der Bäume gefällt werden. Damit fällt ein großer Teil der „grünen Kulisse“ weg. Auch wenn das nahe liegende Reichpietschufer nicht mehr zum Denkmalbereich der NNG gehört, steht es doch in direktem Bezug zum Denkmal-Ensemble. Einige störende Elemente im direkten Umfeld der NNG werden von Herrn Maibohm aufgelistet, die der weiteren Planung und Umgestaltung bedürfen. Dabei handelt es sich um: Stromkästen vor der NNG (Potsdamer Straße), das Wartehäuschen der Bushaltestelle (am Reichpietschufer), durch Ausbesserungen veränderte Pflasterungen des Gehweges vor der NNG und dem stark verwucherten und als solchem kaum noch wahrnehmbaren Uferweg auf der Kanalseite des Reichpietschufers. Nach Auskunft von Herrn Maibohm wurde dem für den Uferweg zuständigen Bezirksamt von Berlin-Mitte bereits angeboten, in diesem Bereich Nachpflanzungen vorzunehmen, was aber mit dem Verweis auf fehlende finanzielle Mittel zum Erhalt und zur Pflege der Bepflanzung abgelehnt wurde. Abschließend betont Herr Maibohm, dass der Zusammenhang zwischen NNG und dem Umfeld gestärkt werden sollte, um das Haus wieder in seinen ursprünglichen Kontext zu stellen. Dabei seien auch kleine Details für die Wirkung des Ensembles wichtig. Im direkten Anschluss verständigt sich der LDR darauf, dass die Details des Umfeldes der NNG wiederhergestellt werden sollten. Darüber hinaus merkt Herr Furrer an, dass die Nachpflanzung der für die Sanierung abgeräumten Pflanzen so zeitnah wie möglich erfolgen sollte, damit Bäume zur Wiedereröffnung bereits ein Mindestmaß an Größe erreicht haben. Auch Herr Mausbach betont die Bedeutung der Details im Ensemble rund um die NNG. Auf die Frage, ob das Langzeitverhalten der Folien dahingehend geprüft wurde, ob die Schweißnähte der Folien mit der Zeit sichtbar werden, ob die Folien auf längere Sicht Blasen schlagen könnten, und ob Ersatzscheiben mitbestellt werden, damit im Falle einzelner Schadscheiben ein Austausch ohne unverhältnismäßigen Aufwand betrieben werden könne, bestätigt Herr Wendler, dass Ersatzscheiben „auf Vorrat“ mitbestellt werden sollen. Bei der Folie zwischen den Scheiben werde auf ein marktübliches und erprobtes Standardprodukt zurückgegriffen, das zudem nochmals geprüft werden soll. In Bezug auf die Wiederherstellung des Umfeldes der NNG weist Herr Wendler nochmals auf das Argument der fehlenden finanziellen Mittel zur Pflege und zum Erhalt durch den Bezirk Mitte hin. Auch das sollte bei der langfristigen Planung zur Wiederherstellung des Ensembles bedacht und eingeplant werden. Im Nachgang zur Sitzung des LDR wurde intern die Überlegung angestellt, ob es sinnvoll sein könnte, die Wiederherstellung des Umfeldes der NNG bspw. mit dem Baumprogramm „Stadtbäume für Berlin“ zu verbinden. Zur nächsten (Routine)Vorstellung des Fortgangs der Sanierung der NNG sollen dem LDR die Arbeiten am Dach und am Sockelgeschoss vorgestellt werden. Empfehlung Neue Nationalgalerie Der Landesdenkmalrat wird über den Fortgang der Ausführungsplanung für die Restaurierung der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe, namentlich über den Umgang mit den Stahl-Glas-Fassaden orientiert. Der Rat ist beeindruckt von der Sorgfalt, die auf diese Planung verwendet wird. Ausdrücklich unterstützt er die eingeschlagene Richtung, welche die originale Substanz weitgehend bewahrt und diejenigen Teile, die zwingend ausgewechselt oder aufgerüstet werden müssen, mit Geschick in den Bestand integriert.

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Der Landesdenkmalrat nimmt mit Befriedigung zur Kenntnis, dass das bereits früher vorgestellte Denkmalpflegekonzept für den Skulpturenhof und seine bisherige Erschließung aus dem Sockelgeschoss weiterverfolgt werden soll. Mit Sorge nimmt der Landesdenkmalrat Kenntnis vom heutigen Zustand der Umgebung. Er stellt fest, dass sie der Bedeutung des Baudenkmals keinesfalls gerecht wird und heute den Intentionen von Mies van der Rohe nicht mehr entspricht. Er empfiehlt, die Bodenbeläge in einen dem Baudenkmal entsprechenden Zustand zurückzuführen und die Kleinobjekte in der Umgebung wie die BushaltestellenÜberdachung oder die Verteilkästen zu versetzen. Weiter empfiehlt er, die Ersatzpflanzungen für abgegangene Bäume, die den von Mies van der Rohe geplanten Grünkranz um die Nationalgalerie bilden, bereits jetzt soweit vorzunehmen wie sie nicht einer Gesamtgestaltung im Zusammenhang mit dem geplanten Museumsneubau in der Nachbarschaft entgegenstehen. Damit eine Gesamtsicht entsteht, empfiehlt er, einen eigenen Denkmalpflegeplan für den Umraum der Nationalgalerie bis an den Landwehrkanal zu erarbeiten. Der Bezirk Mitte von Berlin ist in die Lage zu versetzen, die Ausführung und Finanzierung der Instandsetzungs- und Unterhaltsarbeiten gemäß diesem Plan auf Dauer zu gewährleisten.

TOP 4: Archäologie in Berlin: Aufgaben und Struktur der Bodendenkmalpflege sowie Strategien archäologischer Grabungen Anlass für diesen Tagesordnungspunkt und zugleich Schwerpunkt dieser Sitzung des LDR ist die verstärkte Grabungserfordernis durch aktuelle Wohnungsbauinitiativen sowie die Ergrabung neuerer Zeitschichten. Frau Wagner informiert den LDR darüber, wie die Bodendenkmalpflege in Berlin organisiert ist, wie deren Struktur sich gestaltet und welche Aufgaben wahrgenommen werden. Eine Besonderheit Berlins ist, dass die Aufgabe des Berliner Landesarchäologen durch den Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte (MVF) wahrgenommen wird. Alle Bodenfunde in Berlin werden in diesem Zusammenhang treuhänderisch dem Museum überlassen. Vorteile sind sowohl die unkomplizierte Möglichkeit der Präsentation der Funde über Ausstellungen im Museum als auch die fachgerechte Einlagerung der Funde in Museumsdepots. Diese Struktur ist einmalig in Deutschland und habe sich bisher bewährt. Zur Fortführung der aktuellen Zusammenarbeit wird zwischen dem Land Berlin und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine Vereinbarung erarbeitet, die ein stärkeres, vor allem finanzielles Engagement des Landes Berlin bezüglich archäologischer Bodenfunde vorsehe. Im weiteren Vortrag wird der LDR von Frau Wagner über „bewegliche und unbewegliche“ Bodendenkmale, das System der Inventarnummern der Funde sowie über archäologische Verdachtsflächen und deren Ballungszentren im Berliner Stadtraum informiert. Im Zuge der beschleunigten Wohnungsbauvorhaben in Berlin weist Frau Wagner darauf hin, dass sechs der 12 geplanten neuen Stadtquartiere als große archäologische Verdachtsgebiete ausgewiesen sind. Es müssten daher Strategien für Grabungen, ggf. Rettungsgrabungen, und über den zeitlichen Ablauf derselben erstellt werden. An dieser Stelle macht Frau Wagner darauf aufmerksam, dass im LDA lediglich fünf Personen für die Archäologie zur Verfügung stehen, was dazu führt, dass Grabungen nicht vom LDA selbst ausgeführt werden können. Es wurden daher Standards erstellt, die für alle beauftragten Firmen und Personen eine gleiche Arbeitsbasis schaffen sollen. Abschließend stellt Frau Wagner die periodisch erscheinenden Publikationen vor, in denen über die archäologischen Funde in Berlin berichtet wird, bzw. in welchen diese wissenschaftlich dokumentiert werden. Im Verlauf der Präsentation wird Herr Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums Berlin, als Gast im LDR begrüßt. Er wurde eingeladen, weil sich im Zusammenhang mit seinem Auftrag von der Kulturverwaltung zur Entwicklung von Masterplänen für das Stadtmuseum Berlin und die Ausstellung zur Geschichte Berlins im Humboldtforum thematische Überschneidungen von 5

neuen Ausstellungskonzepten zur Stadtgeschichte mit Projekten der Stadtentwicklung ergeben. In direktem Anschluss stellt sich Herr Prof. Dr. Wemhoff in seiner Funktion als Landesarchäologe und sein Verständnis dieser Position, bzw. der damit verbundenen Aufgaben vor. Er berichtet von den Berliner Schwerpunktthemen Petri-Platz mit einem Archäologischen Zentrum und dem Berliner Rathaus. Er spricht auch die Herausforderung der Verdichtung im Wohnungswesen an, welche eine Bedrohung (durch Versiegelung) der archäologischen Verdachtsflächen / Funderwartungsflächen darstelle. Er betont, dass der Landesarchäologe für die Kontinuität der archäologischen (Er-)Forschung bürge. Diese Aufgabe lasse sich im Berliner Modell aufgrund der direkten Verbindung mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte sehr gut lösen. Dazu trage auch die überaus mannigfaltige Altsammlung des Museums bei, die nicht nur über die ehemaligen preußischen Gebiete und den Raum Berlin, sondern auch im Rahmen europäischer Kulturgeschichte ein vielfältiges Informationspotenzial berge. Diese Kontextualisierung mit der europäischen Geschichte hebe Berlin und seine Sammlung deutschlandweit heraus, da in den anderen Bundesländern meist nur auf den Fundus der eigenen Region zurückgegriffen werden könne. Zusätzlich weist Herr Wemhoff auf die Bedeutung seiner Honorarprofessur an der Freien Universität Berlin hin, da diese die Möglichkeit der enorm wichtigen wissenschaftlichen Aufarbeitung der Funde auch im Rahmen von Promotionen biete. Das sei umso wichtiger, da in Berlin viele Fragen der Vor- und Frühgeschichte noch unbeantwortet seien, so zum Beispiel auch die Frage nach der Kontinuität der Besiedelung des Berliner Raumes. Herr Wemhoff spricht sich anschließend dafür aus, eine Verbindung von städtebaulichen Überlegungen und dem historischen Bewusstsein, das durch die Archäologie zu Tage tritt, zu schaffen, um die Entwicklung der Stadt damals und heute ins Bewusstsein zu rücken. Und er verweist auf das Erfordernis zur Vermittlung, um Funde verstehen und Interessierte faszinieren zu können. Herr Kohlmeyer leitet anschließend die Diskussion mit konkreten Fragen an Frau Wagner und Herrn Wemhoff ein. Der Diskussion voraus gehen zwei Feststellungen von Herrn Kohlmeyer: Zum einen stehe die Berliner Bodendenkmalpflege vor riesigen Aufgaben und sei für diese unterbesetzt. Zum anderen verweist er darauf, dass gerade die archäologische Forschung einmalig ist, sie kann nicht wiederholt werden und archäologische Substanz muss für künftige Generationen erhalten bleiben. Diskutiert wird, dass es sich in Berlin lediglich um Notgrabungen handelt, nicht um „Lustgrabungen“, und dass die Grabungskosten durch den Eigentümer zu tragen sind. Schutzzonen in Form von Grabungsschutzgebieten sind bisher nicht vorgesehen. Insofern ist nicht gewährleistet, dass präventiv geschützt wird und die Archäologie bei Planungsbeginn einbezogen wird. Auch wird die zunehmende Mechanisierung der Arbeit der Archäologen thematisiert. Für die Präsentation brauche es Konzepte, die Geschichte gut erlebbar werden lassen. Für den Betrieb der Archäologischen Fenster und Zentren brauche es Träger- und Betriebskonzepte. Auf die Frage an Herrn Wemhoff nach seinen Erwartungen an den LDR äußert er die Hoffnung, dass der LDR die Archäologie zur Kenntnis nehme und schätze und dass diese durch die städtische Entwicklung im wahrsten Sinne nicht begraben werde. Um dies zu vermeiden brauche es gute Kommunikation und Vermittlung der archäologischen Erkenntnisse. Dabei sei insbesondere die momentane Personalausstattung völlig unzureichend. Er betont nochmals das von Herrn Kohlmeyer angesprochene „Dilemma“ der Archäologie: Sie ist endlich und hängt stark von der Verfügbarkeit zu untersuchender Flächen ab, die in der wachsenden Stadt zunehmend seltener werden. Eine weitere Frage bezieht sich auf die Sinnhaftigkeit der Ansiedlung der Landesarchäologie beim MVF statt beim LDA. Nach Aussage Herrn Wemhoffs könne die Landesarchäologie kaum besser angebunden sein als durch die Verbindung zum MVF. Das MVF biete durch bestes „know-how“ und eine große Werkstatt optimale Bedingungen für die Archäologie. Diese Kompetenzen habe das Land 6

Berlin bisher nicht. Die Kooperation mit dem Berliner Stadtmuseum sei überaus fruchtbar und vielversprechend. Zum Stichwort Stadtmuseum stellt sich Herr Spies als neuer Direktor vor. Er merkt an, dass die Situation der Archäologie im Stadtmuseum momentan keine gute sei. Diese Konzeption zu überdenken und neu zu gestalten sei Teil seiner Aufgabe und Teil seiner Erarbeitung eines Masterplans. Allerdings weist er auch darauf hin, dass er dies momentan im Kontext der Erarbeitung eines weiteren Masterplans für die Ausstellung zur Geschichte Berlins im Humboldt-Forum bewältigen könne. Bezüglich neuer Konzepte zur Verortung der Archäologie im musealen Bereich betont er die Notwendigkeit der Flexibilität solcher Konzepte. Sie dürften nicht statisch sein. Digitale Möglichkeiten der Präsentation sollten genutzt werden. Als Beispiel führt er das Museumsdorf Düppel an, das in den letzten Jahren völlig vernachlässigt worden sei, aber eigentlich die besten Voraussetzungen für die Vermittlung archäologischer Inhalte mitbringe. Schließlich sei es „öko“ und „slow“ und treffe damit genau den Zahn der Zeit. Das müsse unbedingt aufgegriffen werden und in diesem Sinne spricht er sich für eine Wiederbelebung des Standortes Düppel aus. Auch Herr Spies verweist auf den Bedarf einer besseren Vermittlung archäologischer Inhalte, wozu die engere Verbindung mit dem Denkmalschutz beitragen könne. TOP 5: Archäologie und Stadtgestalt. Einbindung von Funden in archäologische Pfade und Fenster Mit der Befassung dieses Themas wird ein Votum des LDR zu Verbesserungen hinsichtlich des Sichtbarmachens historischer Spuren in der Stadt erwartet. Frau Wagner stellt die Aufarbeitung und Ausstellung archäologischer Funde vor. Als Beispiele werden dabei die Grabungen am Petri-Platz, die archäologischen Funde während des Baus der Erweiterung der U5 am Berliner Rathaus und die Präsentation archäologischer Funde in Spandau angeführt. In diesem Kontext geht sie auch auf die Möglichkeit archäologischer Fenster ein. Neben archäologischen Fenstern stellt Frau Wagner auch den archäologischen Pfad von v.a. mittelalterlichen Bodendenkmalen, durch den historischen Berliner Stadtkern als Möglichkeit der Vermittlung archäologischer Inhalte vor. Es gilt die Irreversibilität von Eingriffen in Funde zu vermeiden und vielmehr diese zu erhalten. In der Diskussion wird festgehalten, dass sich immer wieder die Frage stelle, welche Funde in einem solchen Archäologischen Fenster ausgestellt werden sollen. Zudem erscheint das archäologische Fenster als Instrument der Vermittlung recht konventionell und eingeschränkt in seiner statischen Art der Präsentation von Inhalten. Man sollte daher überdenken, welche Möglichkeiten die technisch-virtuelle Entwicklung offeriere, um die genannten Ausstellungsformen zu beleben. Weitgehende Einigkeit besteht unter den Mitgliedern des LDR darüber, dass der Stadtraum möglichst nicht noch weiter durch Schilder oder Stelen „verbaut“ werden solle. TOP 5: Die Bedeutung der Bodendenkmalpflege für die Stadtplanung: Städtebauliche Überlegungen zur Mitte Berlin Ziel der Befassung mit dem Thema ist zunächst der Austausch mit dem LDR und die Diskussion weiterer und neuer Gesichtspunkte für das Vorgehen in der Berliner Mitte. Herr Kühne stellt mit seinem Vortrag die städtebauliche Perspektive zum Thema der Berliner Archäologie vor. Er erklärt, dass die Berliner Mitte aus archäologischer Perspektive ein Schwerpunktgebiet ist. Die Archäologie kann zu einer Verständigung über den Umgang mit der historischen Mitte Berlins als politisch umstrittener Raum beitragen. Als Beispiel führt er die Entwicklungen am Petri-Platz an. Er spricht sich weiter für eine Verbindung von Archäologie und Stadtplanung im Sinne einer gemeinsamen Interessenplanung aus, die Funderwartungen mit Stadtplanungskonzepten sowie bauliche Umsetzungen mit einbeziehe. Abschließend weist Herr Kühne auf die Planungen zur Neugestaltung des Molkenmarktes hin. An diesem Beispiel diskutieren die Mitglieder des LDR das Vorgetragene. Dabei wird festgehalten, dass es nicht generell um Rekonstruktion gehen 7

sollte, denn diese verfälsche die Authentizität der Geschichte und dessen, was davon berichtet werde. Empfehlung Archäologie in Berlin Der Landesdenkmalrat wird umfassend über die Aufgaben und die Struktur der Bodendenkmalpflege sowie Strategien archäologischer Forschung in Berlin informiert. Dabei haben die Vertreter der Landesarchäologie die Gelegenheit, ihre Erwartungen an den Landesdenkmalrat zu formulieren. Der Landesdenkmalrat ist sich der Bedeutung der Bodendenkmale als endliche Ressourcen bewusst und unterstützt mit Nachdruck die Tätigkeit der Berliner Bodendenkmalpflege, die angesichts der Forderung von innerstädtischer Verdichtung, aber auch zahlreichen Neubaugebieten, vor enormen Herausforderungen steht, die bei der personellen Unterbesetzung schwerlich zu bewältigen sind. Die Personalausstattung im LDA sollte dieser Situation zügig und angemessen angepasst werden. Der Landesdenkmalrat empfiehlt im Hinblick auf die verstärkte Bau- und Grabungstätigkeit für den Doppelhaushalt 2018/19 einen zusätzlichen Stellenbedarf, insbesondere eine wissenschaftliche Grabungsleitung (die später auch die wissenschaftliche Auswertung leiten kann) und eine Magazinerstelle für den Eingang, sowie einen erhöhten Ansatz für archäologische Grabungen anzumelden. Bei den Strategien der Bodendenkmalpflege gilt es zu bedenken, dass Ausgrabungen notgedrungen Denkmale zerstören und daher nur die letzte Lösung darstellen. Einer völligen Vernichtung archäologischer Substanz im Stadtgebiet könnte im Sinne einer präventiven Denkmalpflege durch Ausweisung begrenzter Grabungsschutzgebiete oder durch Verzicht auf tiefere Bodeneingriffe entgegengewirkt werden. Der Landesdenkmalrat unterstützt die Bodendenkmalpflege in ihren Bemühungen, über die Kooperation mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte hinaus andere Institutionen, wie Berliner Hochschulen oder die Stiftung Stadtmuseum in ihre Forschung und Vermittlung der archäologischen und stadtgeschichtlichen Erkenntnisse einzubinden. Der Landesdenkmalrat erwartet, künftig bei Planungen, welche die Stadtarchäologie berühren, stärker einbezogen zu werden. Dies betrifft auch Vermittlungsstrategien, die der Stärkung des kollektiven Gedächtnisses dienen sollen, wie archäologische Pfade und Fenster, und Konzepte zur stadtplanerischen Bedeutung der Bodendenkmalpflege.

TOP 6: Berichte - Artikelgesetz zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention Herr Kallweit berichtet über das von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales geplante Artikelgesetz zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) im Land Berlin. Das Artikelgesetz sieht u. a. eine Änderung des Denkmalschutzgesetzes Berlin (DSchG Bln) vor, weshalb der LDR zu orientieren ist. Da das DSchG Bln im Rahmen der denkmalrechtlichen Abwägungsentscheidungen bereits eine hinreichende Berücksichtigung und Verfolgung der Interessen von Menschen mit Behinderungen ermöglicht und die geplanten Änderungen des DSchG Bln aus teleologischen, systematischen und fachlichen Gründen zurückzuweisen sind, hat sich die oberste Denkmalschutzbehörde im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung gegen den Gesetzentwurf zur Änderung des DSchG Bln ausgesprochen. Der LDR unterstützt die von der obersten Denkmalschutzbehörde vertretene Auffassung. TOP 6: Berichte - Tschechische Botschaft Der LDR hatte sich in seiner letzten Sitzung am 28.02.2016 bereits mit den DDRBotschaftstypenbauten befasst. Die Tschechische, ehemals tschecheslowakische Botschaft

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stellt eine Besonderheit1 dar, weshalb sich der LDR mit diesem Gebäude gesondert befassen möchte. Um sich ein umfassendes Bild vom Gebäude und seines Zustandes machen zu können, hatte der tschechische Botschafter in Berlin, Herr Tomáš Jan Podivínský, dankenswerterweise eine Besichtigung des Gebäudes am 28.04.2016 durch die Mitglieder des LDR ermöglicht. Im Gebäude wurde offenbar, dass die Arbeitsbedingungen in dem Gebäude aufgrund verschiedener Faktoren (mangelnde Heizleistung im Winter, starkes Erhitzen der Räumlichkeiten im Sommer) katastrophal sind und den Botschaftsbetrieb negativ beeinflussen. Die Mitglieder des LDR zeigen sich einerseits beeindruckt vom erhaltenen Originalzustand des Gebäudes, welcher viele Details des damaligen Gestaltungsanspruches hervorhebt und sichtbar macht. Allerdings nehmen sie auch die bauphysikalischen Mängel und die Tatsache zur Kenntnis, dass die Dimension der Botschaft weit über den Anforderungen des heutigen Botschaftsbetriebs liegt. Erforderliche Verbesserungen der bauphysikalischen Eigenschaften würden unweigerlich zu Eingriffen in den Originalzustand führen. Eine Teilung oder Mitnutzung des Gebäudes ist aufgrund der Vorgaben eines Botschaftsbetriebs kaum möglich. Dazu kommt, dass eine Sanierung oder Teilung des Gebäudes mit Kosten verbunden wäre, die nach Auskunft des Botschafters, über den Kosten für einen Neubau liegen, sodass Vorschläge in dieser Richtung nur schwer die Zustimmung des tschechischen Finanzministeriums erhielten. In Kenntnis der finanziellen Problematik verweisen die Mitglieder des LDR nach Besichtigung des Objekts jedoch zunächst auf die authentische Erhaltung des Gebäudes und seiner Details und empfehlen, den zu erwartenden Denkmalwert des Gebäudes wissenschaftlich begründen zu lassen. Um eine Lösung für den Erhalt des Gebäudes zu entwickeln, werden folgende Vorschläge vom LDR diskutiert: Eine Möglichkeit wäre das Angebot eines Grundstückstausches, sodass eine neue tschechische Vertretung an anderer Stelle gebaut werden könnte und das jetzige Gebäude ohne die Vorgaben durch den Botschaftsbetrieb einer Nachnutzung zugeführt werden könnte. Weiterhin wird betont, dass es wünschenswert wäre, wenn man die tschechischen Verantwortlichen, insbesondere den tschechischen Finanzminister, an dessen Entscheidung letztlich der Umgang mit dem Gebäude hängt, von dem historischen Wert des Gebäudes als Zeitzeugnis überzeugen könnte. Darüber hinaus habe das Gebäude in Berlin und für Berlin eine hervorgehobene Bedeutung. Zuletzt wird angemerkt, dass das Gebäude wahrscheinlich noch „zu jung“ sei, aber in absehbarer Zeit in der Aufarbeitung und Akzeptanz des Stils der 1970er Jahre als eine Besonderheit gewertet werden wird. Ein Gutachten zur Bewertung des Gebäudes und seines Zustandes wurde bei einem tschechischen Büro in Auftrag gegeben und ist vom LDR nach Abschluss zur Kenntnis erbeten. Empfehlung tschechische Botschaft Der Landesdenkmalrat hatte die Gelegenheit, das Gebäude im Beisein des Botschafters, Herrn Tomáš Jan Podivínský in seinen wesentlichen Teilen zu besichtigen. Dabei wurde deutlich, dass es sich um ein Gesamtkunstwerk im Zusammenspiel von Architektur und Design handelt, dessen Äußeres und Inneres eine für die Entstehungszeit ungewöhnliche und innovative formale Qualität aufweisen. Bei der Besichtigung wurden aber auch die großen Schwierigkeiten klar, die sich namentlich aus klimatischen Gründen für eine ordnungsgemäße Nutzung als Arbeitsund Repräsentationsort einer diplomatischen Vertretung ergeben. Der Landesdenkmalrat ist der Überzeugung, dass die Architekturepoche der Siebzigerjahre heute nicht voll erkannt wird, da der zeitliche Abstand noch zu gering ist. Er stellt fest, dass das Botschaftsgebäude ein wichtiges Markenzeichen der Republik Tschechien ist und in der Botschaftstopographie Berlins eine wichtige Stellung hat. Er kommt zur Auffassung, dass das Gebäude als wichtiges Zeugnis schützenswert ist.

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Als in seiner Architektur eigenständiges Botschaftsgebäudes (im Gegensatz zu den typisierten Botschaftsbauten der ehem. DDR) kommt bei diesem Gebäude hinzu, dass es nach Auszug der slowakischen Botschaft infolge der Trennung der diplomatischen Vertretungen nur noch max. zur Hälfte genutzt wurde und wird. Dennoch gehört es zu den am besten erhaltenen Botschaftsgebäuden der ehem. DDR und aufgrund seiner gestalterischen Prägnanz zu den Markenzeichen der deutschtschechischen Geschichte.

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Der Landesdenkmalrat wird darüber orientiert, dass die architekturgeschichtliche Stellung und der denkmalpflegerische Wert gegenwärtig durch tschechische Fachleute gutachterlich abgeklärt werden. Er erwartet, über die Ergebnisse dieser Untersuchungen orientiert zu werden.

TOP 6: Berichte - WOGA-Komplex Die geplante Überbauung der Tennisplatzanlage auf der Freifläche im Blockinnenraum des von Erich Mendelsohn am Lehniner Platz erbauten WOGA-Komplexes, der als Denkmalbereich (Gesamtanlage) geschützt ist, wird nur angesprochen. Frau Wittmann-Englert schlägt vor, dass der WOGA-Komplex in der nächsten Sitzung des LDR diskutiert und ggf. eine Empfehlung gegeben werde. Dies sei in der heutigen Sitzung aufgrund der fehlenden Informationsgrundlage für die Mitglieder des LDR nicht möglich. Für die nächste Sitzung des LDR wird eine Besichtigung des WOGA-Komplexes vorgeschlagen. Frau Tille merkt an, dass hierzu auch der Bezirk eingeladen werden solle. Anschließend berichtet Herr Haspel über den Denkmalstatus und historische Aspekte. Frau Tille verweist auf den Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung CharlottenburgWilmersdorf, Ausschuss für Stadtentwicklung, in dem das Bezirksamt aufgefordert wird, sich gegen eine Bebauung der Tennisplätze auszusprechen. Dieser Beschluss kam allerdings ohne Auseinandersetzung mit den Entwürfen zu einer möglichen Bebauung zustande. Aus der Eintragung und laut Aussage des LDA steht fest, dass die Tennisplätze nicht konstituierend für den Denkmalwert des WOGA-Komplexes sind. TOP 6: Berichte – Rundlokschuppen Pankow In der Sitzung des LDR am 27.11.2015 wurde das Denkmal Rundlokschuppen Pankow ausgiebig vorgestellt und dem Eigentümer seine Pflicht zur Sicherung des Objektes verdeutlicht. Eine Auflistung der Schäden, Vorschläge von Maßnahmen zur Schadensbehebung und Bezifferung der Kosten für die Sicherungsmaßnahmen sollten im Nachgang zu der Sitzung eigentümerseitig erfolgen. Frau Tille verweist auf ein im Nachgang geplantes Gespräch mit dem Investor, bei dem auch Herr Sauerbier eingeladen war, um sich über den Fortgang der Bestandserfassung und Schadenskartierung informieren zu lassen. Der Termin wurde kurzfristig vom Investor abgesagt und stattdessen Unterlagen übersandt. Die Untersuchungen sind jedoch lediglich als eine erste Bestandsaufnahme zu verstehen. Herr Sauerbier berichtet dazu, dieser Bericht aus dem Jahre 2014 beinhalte Informationen der Schadens- und Bestandserfassung sowie eine Kostenprognose, die mit Sanierungskosten in Höhe von 100.000,- Euro brutto abschließt, jedoch keine Angaben zu Sicherungsmaßnahmen und veranschlagten Kosten. Der LDR appelliert an die Verantwortlichen im Land Berlin, den Bezirk bei der Veranlassung einer Sicherungsanordnung (auch finanziell) zu unterstützen. Angesichts der Aussicht des Investors, die historischen Objekte an das Land Berlin zurückzugeben, ist in jedem Fall dafür Sorge zu tragen, dass die Sicherungsanordnung vor eventueller Rückübertragung erfolgt, sich also der Investor nicht seiner Verantwortung entziehen kann. TOP 7: Information und Nachverfolgung – Berliner U-Bahnhöfe Anstoß für die Befassung mit den Berliner U-Bahnhöfen ist ein offener Brief. Frau WittmannEnglert informiert den LDR, dass viele dieser zu sanierenden Bahnhöfe Entwürfe des Architekten Reinhard Erich Gerhard Rümmler sind. Alle hierbei zur Debatte stehenden UBahnhöfe stehen bisher nicht unter Denkmalschutz. Zu den Sanierungsvorhaben, die im Wesentlichen den Austausch von Fußböden, Unterdecken und Beleuchtung betreffen, gab es einen offenen Brief der Initiative Berliner Architekturwissenschaftler/innen für U-Bahnhöfe der Nachkriegszeit, mit dem das Vorhaben der Umgestaltung der Bahnhöfe im Zuge der Sanierung kritisch hinterfragt wird. Frau Tille informiert, die Senatsbaudirektorin habe diesen Brief dankend aufgenommen und wird sich dafür einsetzen, dass das Thema im Baukollegium 10

besprochen wird mit dem Ziel, mit dem Bauherrn/BVG eine qualitative Betreuung der Sanierungsmaßnahmen zu besprechen. Dieser Vorschlag wird von den Mitgliedern des LDR begrüßt. TOP 7: Information und Nachverfolgung – Flussbad Museumsinsel Der LDR wird darüber informiert, dass die Initiative zum Flussbad bereits seit längerem besteht. Die Kommunikation zur Planung des Flussbades wurde bisher aus Lottomitteln finanziert, die jetzt angelaufene Phase der Machbarkeitsüberprüfung und Planung wird aus Bundesmitteln für „national bedeutende Projekte des Städtebaus“ gefördert. Zu diesen Planungen gebe es aber bisher keine Ergebnisse, sodass eine Stellungnahme des LDR erst nach Kenntnis sinnvoll sei. Untersuchungen zur Wasserqualität, zum Denkmalbestand, zur Umsetzbarkeit und zu Kosten laufen derzeit ebenfalls. TOP 7: Information und Nachverfolgung – Mehringplatz Der Mehringplatz war Thema in der Sitzung des LDR am 03.07.2015. Frau Burtin informiert den LDR über die Ergebnisse des Wettbewerbs zur Gestaltung des Mehringplatzes und zur Behebung der funktionalen und gestalterischen Defizite. Der ehemals zur Debatte stehende Abriss der Wohnbrücke spiele bisher weder im Wettbewerbsergebnis, noch in der geplanten Umsetzung durch den Bezirk eine Rolle, was auch als Erfolg der Empfehlungen des LDR zur Thematik gewertet werden kann. TOP 7: Information und Nachverfolgung – EUREF-Campus Frau Burtin berichtet über die Bitte des Bezirks Schöneberg, dass der LDR und OD ihn in der Sanierungs-Problematik des Gasometers auf dem EUREF-Campus unterstützen mögen. Ursprünglich war auf dem Gelände eine LED-Werbewand vorgesehen, aus deren Erlös der Gasometer saniert werden sollte. Aufgrund von Beschwerden wurde die Werbewand abgebaut und brachte keine Einnahmen für die notwendige Sanierung ein. Es wird festgehalten, dass es nicht in das Aufgabenprofil des LDR falle, den Eigentümer des Gasometers zwecks einer Sanierung unter Druck zu setzen. Das Schutzobjekt solle möglichst bald im Rahmen seines Wertes saniert werden. Der LDR unterstützt den Bezirk bei seinen ordnungsrechtlichen Maßnahmen zur Erlangung dieses Zieles. TOP 8: Verschiedenes Zum Lollapalooza-Festival im Treptower Park liegt ein Protestschreiben der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur vor (DGGL). Der LDR beschließt, dass der Grundsatz, keine Gartendenkmale für eine derartige Großveranstaltung zu nutzen, in der nächsten Sitzung des LDR diskutiert werden soll. Frau Edmaier weist im Zusammenhang mit dem offenen Brief der Architektenkammer zum Magnus-Haus darauf hin, dass dieser keinen Boykottaufruf darstelle, sondern einen Verweis darauf, dass es immens kompliziert sei, an diesem Standort zu bauen. Für die Tagesordnung der nächsten Sitzung des LDR am 01.07.2016 werden folgende Themen als feste Tagesordnungspunkte festgehalten: der WOGA-Komplex, das Haus der Kulturen der Welt sowie die Tribünen des Olympia Schwimmstadions in Berlin.

Anmerkung: Die zu TOP 3 und TOP 4 geladenen Gäste erklären sich damit einverstanden, dass ihre Namen im Protokoll veröffentlicht werden. 11

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