SoVD
n i z a Mag
Herausgegeben vom Sozialverband Deutschland
04 2015
Über uns
–2–
Eine starke Gemeinschaft Der Sozialverband Deutschland (SoVD)
systeme ein. Der Sozialstaat ist ein wich-
vertritt die Interessen der Rentner, der
tiges Auffangnetz für die Menschen – das
Patienten und gesetzlich Krankenversi-
zeigt sich gerade in der jetzigen Wirt-
cherten sowie der pflegebedürftigen und
schaftskrise. Uns geht es auch um Chan-
behinderten Menschen. Wir set-
cengleichheit, zum Beispiel um
zen uns für Ihre Rechte ein und
die Bildung und Ausbildung, die
bieten unseren Mitgliedern Be-
unsere Gesellschaft behinder-
ratungsstellen in ganz Deutsch-
ten und benachteiligten Kindern
land. Dort erhalten sie Hilfe bei
und Jugendlichen bietet.
Fragen zur gesetzlichen Kran-
Der SoVD ist eine starke Ge-
ken-, Renten- und Pflegeversicherung oder
meinschaft mit rund 560 000 Mitgliedern.
in behindertenrechtlichen Dingen. Soziale
Bei uns können Sie sich engagieren und
Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt unserer
mit anderen gemeinsam aktiv werden. Ei-
Arbeit. Wir setzen uns für den Ausbau
ner von über 3000 Ortsverbänden befin-
und den Erhalt der sozialen Sicherungs-
det sich bestimmt auch in Ihrer Nähe.
Die bundesweit über 560 000 Mitglieder des SoVD bilden eine starke Gemeinschaft.
–3–
Inhalt
Ungleichheit beim Lohn Am Equal Pay Day wurde gegen die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern demonstriert.
Seite 4 – 11
Sicherheit von Patienten Ein Aktionsbündnis setzt sich für mehr Qualität im Gesundheitswesen ein. Seite 12 – 15
Ärztliche Versorgung stärken! SoVD macht aktuelle Gesundheits- und Pflegepolitik zum Thema seines Jahresempfangs.
Seite 16 – 23
Schnellere Terminvergabe? Ein Gesetz soll die Versorgung innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung verbessern. Seite 28 – 33
Achtung „Krankengeldfalle“! Gesetzlich Versicherte müssen auf eine nahtlose Krankschreibung achten! Seite 34 – 36
Titelthema
–4– SoVD, DGB und Deutscher Frauenrat
Lohnungleichh Noch immer erhalten Frauen durchschnittlich 22 Prozent weniger Entgelt als Männer – für gleiche oder gleichwertige Arbeit. Um für mehr Lohngerechtigkeit zu kämpfen, rief der SoVD gemeinsam mit dem DGB und dem Deutschen Frauenrat (DF) am Equal Pay Day erneut zu deutschlandweiten Demonstrationen auf. Weit über 100 Aktionen fanden am 20. März in den
–5–
Titelthema
kämpfen für gesetzliche Regelungen
heit offenlegen SoVD-Landesverbänden
statt;
zur Großkundgebung am Brandenburger Tor reisten mehrere Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Der Equal Pay Day stand diesmal unter dem Motto „Spiel mit offenen Karten: Was verdienen Frauen und Männer?“ und damit ganz im Zeichen der Lohntransparenz.
Hunderte Männer und Frauen setzten am Brandenburger Tor ein Zeichen für mehr Gerechtigkeit. Foto: Wolfgang Borrs
Titelthema
–6–
„Wir müssen Lohnungleichheit sicht-
stellvertretende SPD-Parteivorsitzen-
bar machen. Frauen können nur
de und Bundesministerin für Familie,
überprüfen, ob der Grundsatz ‚glei-
Senioren, Frauen und Jugend, auf
cher Lohn für gleichwertige Arbeit‘
dem Podium an.
eingehalten wird, wenn die Lohnstrukturen transparent sind. Dazu
„Ungleiche Bezahlung ist
werden wir in diesem Jahr gesetzli-
kein Naturgesetz“
che Regelungen auf den Weg brin-
Die Ministerin kritisierte: „Frauen
gen“, kündigte Manuela Schwesig,
absolvieren die besseren Schul- und
–7–
Titelthema
Hochschulabschlüsse, dennoch lan-
haben, zu erfahren, nach welchen
den sie häufiger im Niedriglohn-
Kriterien ihre Tätigkeit wie eingestuft
sektor. Es ist doch kein Naturgesetz,
werde. Unternehmen würden auf-
dass Frauen weniger verdienen als
gefordert, in eigener Verantwortung
Männer.“ Mit einem individuellen
und mithilfe verbindlicher Verfahren
Auskunftsanspruch
Entgeltungleichheit aufzuspüren und
werde
künftig
mehr Transparenz für die Beschäf-
gegebenenfalls
tigten geschaffen. Jede Mitarbeiterin
rung gemeinsam mit den betrieb-
und jeder Mitarbeiter solle das Recht
lichen
Entgeltdiskriminie-
Interessenvertretungen
und
Unterstützung der großen Protestaktion in Berlin kam auch aus den Landesverbänden. Foto: Wolfgang Borrs
Titelthema
–8–
den Beschäftigten zu beseitigen, so
en, die bereits jahrelang in Minijobs
Schwesig weiter.
arbeiten. Sie können kein armutsfes-
Im Fokus der Proteste am Branden-
tes Einkommen erwirtschaften, das
burger Tor standen
außerdem die
im Alter reicht. Deshalb trommeln
Probleme der geringfügig Beschäf-
wir bei unseren Aktionen für sozial
tigten.
abgesicherte Jobs ab der ersten Ar-
SoVD-Bundesfrauensprecherin
und
Präsidiumsmitglied Edda Schliepack machte deutlich, dass es insbesondere Frauen sind, die in prekären Beschäftigungsverhältnissen
arbei-
ten. „Für Minijobberinnen sind die Aussichten auf den Ruhestand düster. Besonders gefährdet sind Frau-
beitsstunde“, sagte Schliepack. „Wir
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sagen Minijobs den Kampf an!“
Titelthema
Zahlreiche Medienberichte
Auch Mona Küppers, stellvertretende
über die Großdemonstration
Vorsitzende des Deutschen Frauenra-
Über die von SoVD, DGB und DF or-
tes, und Reiner Hoffmann, DGB-Vor-
ganisierte Protestaktion gab es ein
sitzender, machten sich auf dem Po-
großes Medienecho. So berichteten
dium für mehr Entgeltgleichheit stark.
u. a. die Nachrichtenagentur epd, das ZDF, die Berliner Morgenpost und der NDR. Auch für das SoVD-eigene Format Web-TV wurde ein Motivationsfilm produziert. Dieser und andere Filme können unter www. sovd.de angesehen und heruntergeladen werden.
Aus den SoVD-Gliederungen (hier der Kreisverband Celle) reisten zahlreiche Mitglieder an, vorne im Bild: Edda Schliepack. Foto: Wolfgang Borrs
Titelthema
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Frage der Gerechtigkeit Manuela Schwesig: „Nicht Mut zur Lücke, sondern Wut zur Lohnlücke ist angesagt. Denn sie bedeutet für Frauen mehr Armutsrisiko im Alter und weniger Teilhabe. Viele versuchen, die Lohnlücke kleinzureden. Nur Gründe als Erklärung finden zu wollen, ist jedoch nicht gerecht. Und die Einführung der Frauenquote ist keine Elitedebatte, sondern eine Frage von Gerechtigkeit.“
Foto: Wolfgang Borrs
Gegen Minijobs: SoVD-Frauensprecherin Edda Schliepack.
Kampf den Minijobs Edda Schliepack: „Es sind vor allem Frauen, für die der Minijob zur Falle wird. Insbesondere auf Alleinerziehenden und ihren Kindern lastet ein enormes Armutsrisiko. Um die Übergänge aus prekärer in sozialversicherungspflichtige BeschäftiFoto: Wolfgang Borrs
Will gesetzliche Reglungen auf den Weg bringen: Frauenministerin Manuela Schwesig.
gung zu erleichtern, müssen die Minijobs gesetzlich neu geregelt werden. Die Bundesregierung muss klare Zeichen setzen.“
– 11 –
Titelthema
Transparenz als Schlüssel Mona Küppers: „Die Verantwortung für ihre Schlechterstellung wird gerne Frauen selbst in die Schuhe geschoben: Sie übernähmen die Familienverantwortung, stünden dem Arbeitsmarkt nur eingeschränkt zur Verfügung, sie wählten die falschen Berufe oder verhandelten schlecht. Die Arbeitsmarkt- und die Sozialpolitik ist in der Pflicht. Transparenz ist dabei ein Schlüssel zur Entgeltgleichheit.“
DGB-Vorsitzender Reiner sprach klare Worte.
Foto: Wolfgang Borrs
Hoffmann
Gesetzliche Regelungen Reiner Hoffmann: „Es ist gut, dass die Koalition Lohnunterschiede nicht länger dulden und gesetzliche Regelungen schaffen will. Betriebe und Verwaltungen müssen Gehälter so gestalten, dass weder Frauen noch Männer benachteiligt sind. ... Wir werden es auch nicht hinnehmen, dass Foto: Wolfgang Borrs
Mona Küppers: Frauen wird oft selbst die Schuld zugewiesen.
der Mindestlohn als Bürokratiemonster diskreditiert wird.“
Sozialpolitik
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Wenn bei der Behandlung Fehler passieren
Bündnis will Sicherheit von Patienten stärken Seit zehn Jahren gibt es das Aktionsbündnis Patientensicherheit. Darin engagieren sich Vertreter aus Gesundheitsberufen und Patientenorganisationen. Sie wollen erreichen, dass über Fehler offen gesprochen wird, damit sich die Sicherheit der Patienten verbessert. „Wo gearbeitet wird, da passieren Feh-
rufe hierbei Vorfälle eintragen, damit an-
ler.“ Diese Redensart kennen Sie vielleicht.
dere Kollegen aus diesen lernen.
Doch so einfach ist es leider nicht immer.
Entstanden ist das CIRS-Netz aus dem
Häufig werden Fehler mit einem indivi-
Aktionsbündnis Patientensicherheit. Dort
duellen Versagen gleichgesetzt und lie-
hat man aber auch die Patienten selbst im
ber verschwiegen. Aber wie will man ein
Blick. Eine Broschüre gibt beispielsweise
Manko beseitigen, wenn niemand zugibt,
Tipps, wie man die eigene Sicherheit im
dass es überhaupt besteht?
Krankenhaus erhöhen kann. Darin raten
Im Krankenhaus müssen schwerwiegende
Experten unter anderem dazu, Fragen
Entscheidungen getroffen werden – nicht
zu stellen, wenn man etwas nicht versteht
selten unter Zeitdruck. Noch dazu fehlt es
– auch wenn man vielleicht den Eindruck
häufig an ausreichend Personal. Da kön-
hat, dafür sei in dem hektischen Betrieb ge-
nen Fehler passieren. Damit diese erkannt
rade keine Zeit. Zudem sollten sich Patien-
und künftig vermieden werden können,
ten ruhig vergewissern, ob der Bereich Hy-
gibt es das CIRS-Netz Deutschland. Die
giene in dem jeweiligen Krankenhaus ernst
Abkürzung steht für ein Berichtssystem
genommen wird. Wie wichtig das Thema
kritischer Vorfälle im Krankenhaus (Criti-
insgesamt ist, zeigt sich am 17. September.
cal Incident Reporting System). Im Internet
Dann findet erstmals der „Internationale
können Beschäftigte der Gesundheitsbe-
Tag der Patientensicherheit“ statt.
– 13 –
Sozialpolitik
Foto: Tyler Olson / fotolia
Patienten, die sich unsicher fühlen oder etwas nicht verstehen, sollten nachfragen.
Sozialpolitik
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Interview mit Hedwig François-Kettner
Aus Fehlern kann man lernen Hedwig François-Kettner war über 30 Jahre Pflegedirektorin an der Berliner Charité. Als Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit setzt sie sich für mehr Qualität im Gesundheitswesen ein. Wir sprachen mit ihr über Fehler und wie man sie möglichst vermeidet. ___Wird jeder Fehler gleich ge-
Es wird durchaus und erfreulich zuneh-
fährlich für den Patienten?
mend offen über Fehler geredet. So gibt
Nicht unbedingt. Es kann auch zu einem
es beispielsweise in vielen Gesundheits-
Problem kommen, ohne dass ein Schaden
einrichtungen anonyme Meldesysteme,
entsteht. Das nennt man ein unerwünsch-
in denen sogenannte Beinahe-Fehler
tes Ereignis.
eingetragen werden können. Viele Beschäftigte nutzen das, damit andere aus
___Und wie findet man den Ver-
ihren Erfahrungen lernen können.
antwortlichen? Es gibt selten den „einen Schuldigen“. Sehr
___Brauchen wir also einfach eine
häufig ist eine Verkettung von mehreren
bessere Fehlerkultur?
Dingen bei einem Problem die Ursache.
Ja. Wobei wir das Sicherheitskultur nen-
Gerade im komplexen Gesundheitswesen
nen, weil es nicht immer direkt um einen
wird kaum ein Vorgang von nur einer Per-
Fehler gehen muss. Es beginnt mit dem
son verantwortet.
Gedanken, wie man seine Arbeit so sicher ausführt, dass es möglichst wenige
___Trotzdem: Es gibt doch nie-
Probleme gibt. Unser Anliegen im Ak-
mand gerne zu, dass er einen
tionsbündnis Patientensicherheit ist es,
Fehler gemacht hat, oder?
uns auf Lösungen zu konzentrieren und
– 15 –
Sozialpolitik
nicht nur Schuldige für aufgetretene Pro-
Strukturen vorhanden sein. Wenn aber
bleme zu suchen.
etwa auf einer Intensivstation eine Pflegekraft mehrere
___Man muss
Patienten betreu-
also
ständig
en soll, dann ist
an dem The-
das nicht genug.
ma
Hier muss auch
dranblei-
ben?
der
Gesetzge-
Richtig. Und das
ber
verstehen,
fängt sehr früh
dass man nicht
an. Gerade in
nur die Kontrolle
der
Ausbildung
verstärken kann,
oder im Studium
man muss auch
muss die Patien-
die Akteure ver-
tensicherheit we-
stärken!
sentlich
stärker
im Vordergrund
___Wird
stehen.
Wenn
in den nächs-
wir hier das Be-
ten Jahren et-
wusstsein
noch
stärker schärfen,
Foto: Wiebke Peitz / Charité
Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicheheit.
dann könnte das wirklich helfen.
sich
was im Sinne der Patienten verändern?
Ich bin da sehr zuversichtlich. In unseren Arbeitsgruppen engagieren sich sehr
___Was kann sich im Bereich
viele Akteure aus dem Gesundheitswesen
Krankenhaus noch verändern?
ehrenamtlich, und wir erleben deutliche
Die vielen Standards und gesetzlichen
Fortschritte. Auch hat der Gesetzgeber
Vorgaben sind konsequent umzusetzen.
in dieser Legislaturperiode weitere Maß-
Es besteht leider noch immer ein Bedarf
nahmen angekündigt. Es ist natürlich
an Hygienefachkräften. Um alle Vorga-
noch nicht genug, aber wir alle müssen
ben einhalten zu können, müssen die
eben weiter daran arbeiten.
Sozialpolitik
– 16 –
SoVD macht aktuelle Gesundheits- und Pfle
Ärztliche Versorgu
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat die aktuelle Gesundheitspolitik und die Notwendigkeit sozialpolitischer Reformen zum Schwerpunkt des diesjährigen Jahresempfangs gemacht. Knapp 200 Gäste aus Politik, Verwaltung und von befreundeten Verbänden folgten der Einladung unter dem Titel „SoVD im Dialog“. Gastrednerin des Abends war Annette Widmann-Mauz, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, die in Vertretung des Bundesministers Hermann Gröhe aus dem BMG berichtete.
– 17 –
Sozialpolitik
egepolitik zum Thema des Jahresempfangs
ung aller stärken!
Rund 200 Gäste aus Politik, Verwaltung und befreundeten Verbänden folgten der Einladung zum SoVD-Jahresempfang. Foto: Steffi Rose
Sozialpolitik
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„Der Fokus der jetzigen Regierung bleibt bei den von ihr angekündigten Vorhaben und kehrt trotz großer Krisen und Konflikte nach Erledigung der dringlichsten Aufgaben zu den sozialpolitischen Aufgaben zurück“, stellte SoVD-Präsident Adolf Bauer, der die zahlreich vertretenen Gäste in den Konferenzräumen der Bundesgeschäftsstelle in Berlin begrüßte, zu Beginn seiner Rede anerkennend fest. Der SoVD-Präsident bezog sich dabei u. a.auf die konkreten Äußerungen von Bundesministerin Andrea Nahles beim Parlamentarischen Abend des Verbandes im Herbst letzten Jahres. Entscheidungen im Gesundheitsministerium mit direkter Auswirkung In Richtung von Staatssekretärin Widmann-Mauz betonte Bauer den Respekt und das Interesse des Verbandes an den Neuigkeiten aus dem Bundesgesundheitsministerium: „Die Vielzahl und Bandbreite
SoVD-Präsident Adolf Bauer im Gespräch mit se stieß. Die Entscheidungen des BMG haben
der Aufgaben Ihres Ressorts machen ei-
SoVD-Forderungen zur
nen Großteil unserer täglichen Arbeit aus.
Verbesserung im Bereich
Nahezu alle Entscheidungen, die in Ihrem
der Pflege bekräftigt
Hause getroffen werden, haben ganz unmittelbare Auswirkungen auf die Men-
Bauer bekräftigte die Forderung des Ver-
schen in unserem Land.“
bandes nach einer Schließung der Versor-
– 19 –
Sozialpolitik
Foto: Wolfgang Borrs
t der Parlamentarischen Staatssekretärin Widmann-Mauz, deren Rede auf großes Interesunmittelbare Auswirkungen auf die Menschen in Deutschland.
gungslücke bei der gesetzlichen Pflegever-
tionären Pflege, der einher gehen müsse
sicherung und einer besseren Versorgung
mit verlässlichen Qualitätsstandards zur
der stark wachsenden Zahl demenziell
Sicherstellung hochwertiger häuslicher
erkrankter Menschen. Auch die Dring-
und stationärer Pflege, hob Bauer hervor.
lichkeit des Ausbaus bedarfsgerechter
Er betonte außerdem die Notwendigkeit
Versorgungsstrukturen im Bereich der sta-
einer ursachenadäquaten und nachhal-
Sozialpolitik
– 20 –
tigen Bekämpfung des Pflegekräfte-
Zentren und der Unterversorgung in
mangels.
ländlichen Regionen immer weiter
In puncto Gesundheitspolitik sprach
auseinander.
der SoVD-Präsident u. a. den Entwurf
Der SoVD begrüße daher, dass sich
zum Präventionsgesetz an, dessen
jetzt der Bundestag mit dem ersten
grundsätzliche Zielstellung der Verband ausdrücklich begrüße. Doch seien die vorgeschlagenen Maßnahmen aus SoVD-Sicht nur bedingt geeignet, gesundheitliche Risiken zu reduzieren und sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen zu vermindern. Mindern der sozial bedingten Ungleichheit von Gesundheitschancen Als aktuellste gesundheitspolitische „Baustelle“ benannte Bauer die Sicherstellung der Versorgung von Patientinnen und Patienten durch entsprechende
gesetzgeberische
Maßnahmen. Diese habe vor allem vier Voraussetzungen zu erfüllen: Sie müsse bedarfsgerecht, qualitativ hochwertig, flächendeckend und medizinisch gut erreichbar sein. Hier gehe jedoch die Schere zwischen Überversorgung in einigen urbanen
– 21 –
Sozialpolitik
Entwurf des Gesetzes zur Stärkung
kung der Hausärzte und die Möglich-
der Versorgung in der gesetzlichen
keit der Kommunen zur Gründung
Krankenversicherung befasse: „Der
von medizinischen Versorgungszen-
Entwurf sieht eine Vielzahl guter Ein-
tren vor; die grundlegenden Refor-
zelmaßnahmen wie etwa die Stär-
men hin zu einer flächendeckenden
Auch der Humor kam nicht zu kurz: Die Parlamentarische Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (vorne links) mit weiteren Gästen des SoVD-Jahresempfangs. Foto: Steffi Rose
Sozialpolitik
– 22 –
bedarfsgerechten Versorgung fehlen je-
Sicherstellung einer guten medizinischen
doch unserer Auffassung nach noch!“
Versorgung „gut erreichbar in der Stadt
Annette Widmann-Mauz übermittelte zu-
und auf dem Land, hochwertig in den Pra-
nächst die Grüße von Gesundheitsminis-
xen und Krankenhäusern, beim Haus- und
ter Hermann Gröhe. Die Staatssekretärin
Facharzt“, ein großes gemeinsames Ziel
betonte in ihrem Redebeitrag, dass die
sei, welches die Bundesregierung und der
V. li.: Dirk Swinke (GF des SoVD-Landesverbandes Niedersachsen), Martina Gehrmann (So
– 23 –
Sozialpolitik
SoVD teilten: „Darum freut es mich sehr,
Ballungszentren, in strukturschwachen
dass wir von Ihrer Seite große Unterstüt-
und ländlichen Regionen sowie neue
zung für das GKV-Versorgungsstärkungs-
Behandlungsmöglichkeiten stellten neue
gesetz erfahren.“
Herausforderungen, denen man sich mit
Die demografische Entwicklung, unter-
dem Gesetz stelle, so Widmann-Mauz
schiedliche Versorgungssituationen in
weiter. Gemeinsames Ziel der gesicherten ärztlichen Versorgung für alle Als vorgesehene Maßnahmen zur Leistungsverbesserung nannte die Staatssekretärin unter anderem den Anspruch auf Einholung einer ärztlichen Zweitmeinung bei planbaren Operationen, die Schließung von Versorgungslücken beim Übergang vonb der stationären in die ambulante Versorgung durch einen stärkeren Einbezug der Krankenkassen sowie die Schaffung des Anspruchs auf Krankengeld ab dem Tag der ärztlichen Feststellung einer Arbeitsunfähigkeit. Auch die Versorgung behinderter Menschen werde man verbessern, versprach Widmann-Mauz. Nach den Redebeiträgen nutzten die Gäste die Gelegenheit zum intensiven sozialpolitischen Gedankenaustausch und Ge-
Foto: Wolfgang Borrs
oVD-BGF) und Adolf Bauer (SoVD-Präsident).
spräch. So endete der Jahresempfang erst in den späten Abendstunden.
Unterhaltung
– 24 –
Zeitma
Müllabfuhr mit
Kernenergie gilt als billig und sauber, die mit ihr verbundenen Gefahren seien beherrschbar. Spätestens der Reaktorunfall in Tschernobyl macht diese Illusion zunichte. Der Transport von Atommüll spaltet auch Deutschland: In Gorleben stehen sich Tausende Demonstranten und Polizisten gegenüber. Am 25. April 1995 erreicht der erste Castor-Behälter das Zwischenlager.
– 25 –
Unterhaltung
aschine
Polizei-Eskorte
Der Sensenmann als Galionsfigur – kreativer Protest gegen die Transporte von Atommüll ins Wendland.
Unterhaltung
– 26 –
Muss einem Umdenken erst ein Unglück
Spätestens 2022 soll das letzte Kraft-
vorausgehen? Vor vier Jahren kommt
werk in Deutschland vom Netz gehen.
es in Japan zur nuklearen Katastrophe,
Der Atommüll wird bleiben. Bereits in
kurz darauf beschließt die Bundesregie-
den Siebzigerjahren erreicht die Ausei-
rung den Ausstieg aus der Atomkraft.
nandersetzung um die Lagerung des ra-
Aufarbeitung und Lagerung von Atommüll in ländlicher Idylle – das passt für die dort lebe
– 27 –
Unterhaltung
dioaktiven Abfalls eine kleine Gemeinde
SPD-Regierung unter Helmut Schmidt
in Niedersachsen.
gerade deshalb dafür, hier ein Endla-
In Gorleben im Landkreis Lüchow-Dan-
ger für Atommüll einzurichten. Doch die
nenberg geht es damals recht beschau-
Politik hat nicht mit dem beispiellosen
lich zu. Vielleicht entscheidet sich die
Widerstand der Bevölkerung gerechnet.
enden Menschen nicht zusammen.
Im März 1979 macht sich ein „Gorleben-Treck“ mit 500 Traktoren auf den Weg nach Hannover, wo über 100 000 Menschen gegen das geplante Lager demonstrieren. Eine Bürgerinitiative organisiert den Protest der Atomgegner, es wird sogar eine „Republik Freies Wendland“ gegründet. Der gewaltlose Widerstand ist beeindruckend, die Auseinandersetzung mit der Staatsmacht aber dennoch nicht zu gewinnen: Vor 20 Jahren erreicht der erste Behälter mit Atommüll das Zwischenlager in Gorleben. Spätere Transporte müssen aufgrund von Sitzblockaden und Personen, die sich an Eisenbahngleise ketten, von bis zu 30 000 Polizisten begleitet werden. Insgesamt 113 Castoren werden so ins Wendland verfrachtet. Ein Endlager gibt es jedoch bis heute nicht. Ungeklärt ist auch, was mit dem übrigen radioaktiven Müll aus Deutschlands Atomkraftwerken geschehen wird. Nach Niedersachsen soll dieser nicht; andere Bundesländer reißen sich allerdings auch nicht gerade um einen Zuschlag.
Sozialpolitik
– 28 – Schnellere Terminvergabe,
Neues Gesetz soll Ve
Mit einem Gesetz will die Bundesregierung die Versorgung innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung verbessern. Vorgesehen sind unter anderem eine schnellere Terminvergabe beim Facharzt, ein erweiterter Anspruch auf Krankengeld sowie mehr Freiheiten bei der Auswahl von Reha-Leistungen. Zu dem Versorgungsstärkungsgesetz nahm der SoVD im Rahmen einer Expertenanhörung im Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages Stellung.
– 29 –
Sozialpolitik
mehr Ärzte auf dem Land?
ersorgung verbessern
Wer krank ist, geht zum Arzt – so sollte es sein. In manchen Regionen gibt es jedoch zu wenig Ärzte, und man bekommt nur schwer einen Termin. Ein Gesetz will jetzt Abhilfe schaffen. Foto: Tyler Olson / fotolia
Sozialpolitik
– 30 –
Wer erst einmal im Wartezimmer sitzt, hat zumindest einen der teilweise schwer zu erhal
– 31 –
Sozialpolitik
Einige der geplanten Maßnahmen werden vom SoVD begrüßt. Hierzu gehört die schnellere Vergabe von Terminen beim Facharzt. Gleichzeitig bemängelt der Verband, dass häufig zwar die Symptome, nicht aber die Ursachen behoben werden. So nützt eine bessere Terminvergabe wenig, wenn schlicht keine Ärzte vor Ort sind. Eine bedarfsgerechte Versorgung gerade in strukturschwachen Gebieten wird durch das Gesetz weiterhin nicht erreicht. Barrierefreiheit auch bei Behandlung sicherstellen Der SoVD weist auch darauf hin, dass viele Arztpraxen für mobilitätseingeschränkte Personen noch immer gar nicht oder nur schwer erreichbar sind. Auch die Barrierefreiheit der Behandlung selbst sollte bereits bei der Ausbildung von medizinischem Personal stärker berücksichtigt werden. Ein Fortschritt ist es dagegen, dass Versicherte künftig mehr Freiheiten bei der Auswahl einer Reha-Einrichtung erhalten sollen. Unabhängig von einem bestehenden Versorgungsvertrag hätten Betroffene dann allenfalls die Mehrkosten im Vergleich zu der von der Krankenkasse vorgeschlagenen Einrichtung zu tragen. Foto: Africa Studio / fotolia
ltenden Termine beim Facharzt ergattert.
Ebenfalls positiv ist, dass arbeitsunfähige Versicherte, deren Anspruch auf Lohnfort-
Sozialpolitik
32
zahlung im Krankheitsfall bereits ausgeschöpft ist, künftig bereits ab der Feststellung der Arbeitsunfähigkeit Anspruch auf Krankengeld haben. Sie geraten somit nicht mehr in die „Krankengeldfalle“ (siehe Bericht auf Seite 30). Wettbewerb führt nicht zu besseren Leistungen für alle Kritik äußert der Sozialverband Deutschland zudem an dem verschärften Wettbewerb unter den Krankenkassen. Um ihre Attraktivität zu steigern, bieten einzelne Kassen immer häufiger zusätzliche Leistungen an. Von diesen profitieren dann jedoch nur die jeweils dort Versicherten, während die übrigen leer ausgehen. Der Wettbewerb unter den Kassen könnte somit zu einer Aushöhlung des einheitlichen Leistungskatalogs innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung führen. Der SoVD fordert zudem die Abschaffung der individuell von den Krankenkassen erhobenen Zusatzbeiträge. Diese widersprechen jeder Form von Solidarität, da sie ausschließlich von den Versicherten bezahlt werden. Künftige Kostensteigerungen im Gesundheitswesen gehen somit allein zulasten der gesetzlich Krankenversicherten.
Dauert es beim Arzt mal wieder länger als ge
– 33 –
edacht? Dann werfen Sie doch einen Blick in das neue SoVD-Magazin!
Sozialpolitik
Foto: Africa Studio / fotolia
Service
– 34 –
Versicherte müssen auf nahtl
Achtung „Kran
EIne Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit sollte vom Arzt möglichst nahtlos ausgestellt werden. Foto: pix4U / fotolia
– 35 –
Service
lose Krankschreibung achten
nkengeldfalle“! Viele Patienten und Patientinnen übersehen im Krankheitsfalle eine gesetzliche Vorgabe, die sich sehr nachteilig für sie auswirken kann. Die Rede ist von der sogenannten „Krankengeldfalle“. Sie liegt darin begründet, dass Bescheinigungen über eine vorliegende Arbeitsunfähigkeit von Ärzten nahtlos ausgestellt werden müssen, sonst verfallen u. U. die Ansprüche auf Krankengeld.
Grundsätzlich
haben
Versicherte
Anspruch auf Krankengeld, wenn sie arbeitsunfähig geschrieben sind oder stationär in einem Krankenhaus, einer Vorsorge- und in einer Reha-Einrichtung behandelt werden. Der Anspruch besteht von Beginn der Behandlung an. Endet der stationäre Aufenthalt, gilt der Anspruch auf Krankengeld hingegen erst von dem
Service
– 36 –
Tag an, der auf den Tag der ärztlichen
von Krankengeld entstanden ist. Die ent-
Feststellung der Arbeitsunfähigkeit folgt.
standene Lücke in der Arbeitsunfähigkeit
Versicherte, die nach einem Kranken-
hat zur Folge, dass der Krankengeldan-
hausaufenthalt
spruch u. U. ganz entfällt.
nach
Lohnfortzahlung
sechs
zum
Wochen
Krankengeld
Bei der aktuellen gesetzlichen Regelung
wechseln, müssen deshalb aufpassen:
haben auch Versicherte, die wegen der-
Werden sie z.B. am Freitag ohne weite-
selben Krankheit regelmäßig nur einen
re Krankschreibung aus
Tag
arbeitsunfähig
dem Krankenhaus ent-
sind,
das
lassen und suchen erst
hen: Da gilt z. B. für
am Montag den Hausarzt auf, der sie erneut arbeitsunfähig schreibt, entfällt
von
Samstag
bis Montag der Krankengeldanspruch.
Um
Info
Patientinnen und Pa-
Bei Fragen wenden Sie sich bitte rechtzeitig an Ihre
Nachse-
SoVD-Beratungs-
stellen vor Ort.
tienten, die wegen einer Chemotherapie oder wegen bestimmter Formen der Dialyse behandelt werden.
dies zu vermeiden, ist
Der SoVD kritisiert
eine
dies als nicht sach-
Krankschreibung
vom Krankenhausarzt über die Entlas-
gerecht, da Versicherte auf ihre Engel-
sung hinaus ratsam. Oder es muss noch
tersatzleistungen verzichten müssen, die
am Freitag der Hausarzt oder ein Wo-
ihnen zustünden, wenn sie stationär be-
chenendbereitschaftsdienst
handelt würden. Nach einem aktuellen
aufgesucht
werden. Insbesondere Versicherte im
Gesetzentwurf
Arbeitslosengeldbezug müssen darauf
gesetz) sollen die Leistungsansprüche
achten, dass sich die weitere Arbeits-
Versicherter erweitert werden, um diese
unfähigkeitsbescheinigung nahtlos an
Gerechtigkeitslücke zu schließen; u. a.
die Entlassung anschließt. Arbeitslose
soll dann der Anspruch auf Krankengeld
haben nämlich nur dann Anspruch auf
ab dem ersten Tag der Krankschreibung
Krankengeld, wenn sie vorher Arbeits-
gelten. Bis dahin sollten Versicherte dar-
losengeld I bezogen haben oder wenn
auf achten, nicht in die Krankengeldfal-
die Arbeitslosigkeit während des Bezugs
le zu tappen.
(Versorgungsstärkungs-
– 37 –
Unterhaltung
Redensarten hinterfragt
Milchmädchenrechnung Wer auf einem Bauernhof die Kühe versorgt, hat nicht unbedingt Mathematik studiert. Wie aber konnte gleich eine ganze Berufsgruppe derart in Misskredit geraten? Gemeint ist die Zunft der melkenden Weiblichkeit und die nach ihnen benannte Milchmädchenrechnung. Hat jemand ein Vorhaben nicht richtig durchdacht, hört er den Vorwurf, sein Plan beruhe auf einer Milchmädchenrechnung. Damit ist gemeint, dass die Rechnung aufgrund falscher Voraussetzungen nicht aufgehen kann. Aber was hat das Milchmädchen damit zu tun? Verantwortlich hierfür war vermutlich der französische Dichter Jean de la Fontaine. Dieser verfasste im 17. Jahrhundert die Fabel „Das Milchmädchen und der Milchtopf“. Darin will eine Bäuerin ihre Milch auf dem Markt verkaufen. Auf dem Weg dorthin rechnet sie sich aus, was sie mit dem verdienten Geld alles kaufen könnte. Nur leider verschüttet sie beim Laufen die ganze Milch, sodass sie am Ende mit leeren Händen dasteht. Die Fabel wurde von mehreren deutschen Schriftstellern aufgegriffen – mit dem Ergebnis, dass der Ruf der Milchmädchen bis heute ruiniert ist.
Foto: evgendip / fotolia
Wieso rechnen? Ich gehe doch noch gar nicht zur Schule!
Sozialpolitik
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Fachveranstaltung in Berlin – Lösungsansätze zur
SoVD fordert Inklu
Der SoVD hat seine Forderung nach einer Totalrevision der Hartz-Reformen bekräftigt. Bei der Konferenz „Inklusion statt Hartz IV – Neuordnung der Arbeitsmarktpolitik“ in der Geschäftsstelle des SoVD-Bundesverbandes in Berlin wurden die Forderungen des Verbandes diskutiert, Arbeitslose einheitlich von der Agentur für Arbeit betreuen zu lassen, und zwar unabhängig davon, ob sich die Betroffenen im Bezug von Arbeitslosengeld I oder II befinden.
– 39 –
Sozialpolitik
r Neuordnung der Arbeitsmarktpolitik vorgestellt
usion statt Hartz IV
Kontroverse Podiumsdiskussion über die SoVD-Forderungen Foto: Wolfgang Borrs
Sozialpolitik
– 40 –
Jutta Cordt
Katja Mast
Dr. Ursula En
„Hartz IV ist gescheitert“, betonte die Vor-
litischen Maßnahmen seien Hartz-IV-Emp-
sitzende des zuständigen SoVD-Arbeitskrei-
fängerinnen und -Empfänger benach-
ses, Ursula Engelen-Kefer, in ihrem Vortrag
teiligt. Wer Hartz IV beziehe, habe eine
über Lösungsansätze unter Berücksichtigung
erheblich geringere Chance auf eine
der aktuellen politischen Entwicklung. Eine
nachhaltige Wiedereingliederung in der
wesentliche Ursache sehe der SoVD in der
Arbeitsmarkt: „Eine solche willkürliche
Spaltung zwischen den besser gestellten Ar-
Diskriminierung im Hartz-IV-System ist
beitslosen, die Leistungen der Arbeitslosen-
nicht zu rechtfertigen.“
versicherung beziehen, und den schlechter
Auch SoVD-Präsident Adolf Bauer, der
gestellten Arbeitslosen, die Leistungen nach
krankheitsbedingt durch Präsidiumsmitglied
dem SGB II erhalten.
Edda Schliepack vertreten wurde, hatte zuvor wiederholt in Stellungnahmen beklagt,
Langzeitarbeitslose haben
dass die marktideologisch geprägte Ar-
geringere Jobchancen
beitslosenpolitik der vergangenen Jahren zu
Dies gelte nicht allein für die Unterstüt-
massiven Fehlentwicklungen geführt habe.
zungsleistungen,
Engelen-Kefer
Aus der Arbeit der SoVD-Beratungsstellen
weiter aus. Auch bei den arbeitsmarktpo-
wisse man, dass viele ältere Langzeitarbeits-
führte
– 41 –
ngelen-Kefer
Dr. Irene Vorholz
Sozialpolitik
Jutta Eckenbach
lose jahrzehntelang in die Arbeitslosenver-
SoVD fordert zudem eine umfassende
sicherung eingezahlt hätten und dennoch
Neuordnung der Bundesagentur für Ar-
durch Hartz IV unter das Existenzminimum
beit, um eine einheitliche Betreuung der
gedrückt würden.
Arbeitslosen sicherzustellen. Im Rahmen einer moderierten Gesprächs-
SoVD fordert unbegrenztes
runde unter Einbezug des Publikums dis-
Arbeitslosengeld II Plus
kutierten Jutta Cordt (Bundesagentur für
Anlass für die gut besuchte Fachveran-
Arbeit, Regionaldirektion Berlin-Branden-
staltung war das Reformkonzept, welches
burg), Dr. Irene Vorholz (Deutscher Land-
der SoVD im vergangenen Jahr der Öf-
kreistag), Katja Mast (MdB / SPD), Jutta
fentlichkeit vorgestellt hatte. Zu den Ver-
Eckenbach (MbB / CDU / CSU) und Pro-
bandsforderungen gehören u. a. höhere
fessor Dr. Ursula Engelen-Kefer (SoVD)
Regelsätze für Hartz-IV-Bezieher sowie
z. T. kontrovers über die SoVD-Forderun-
ein neues, zeitlich unbegrenztes „Arbeits-
gen. Einigkeit bestand darüber, dass es
losengeld II Plus“. Dieses soll Langzeitar-
besser sei, Arbeitsplätze durch öffentliche
beitslosen zugutekommen, die schon in
Förderung zu finanzieren, als Menschen
die Sozialkassen eingezahlt haben. Der
in der Arbeitslosigkeit zu belassen. Fotos: Wolfgang Borrs
Impressum
– 42 – Mit spitzer Feder
Zum Leben zu wenig...
Impressum Seit September 2013 erscheint auf der SoVD-Website monatlich das SoVD-Magazin unter: www.sovd.de. Das Online-Magazin bereitet einzelne Berichte und Schwerpunktthemen aus der Mitgliederzeitung „Soziales im Blick“ für den Bildschirm des Computers oder mobile Endgeräte auf. Das SoVD-Magazin gibt es nicht in gedruckter Form; es stellt keinen Ersatz für die SoVD-Zeitung dar. Herausgeber des SoVD-Magazins ist der Sozialverband Deutschland e.V. (SoVD), Stralauer Straße 63, 10179 Berlin, Mail:
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