Herausforderungen bei der Finanzierung von Tourismusaufgaben Lösungsansätze auf lokaler und regionaler Ebene
Dipl.-Geogr. Rolf Spittler Landschaftsplaner & Tourismusberater ________________ Vorsitzender
Geschäftsführender Gesellschafter
Präsentation: Cornelius Obier | Projekt M
DEUTSCHLANDTOURISMUS: JOB-GARANT, WIRTSCHAFTSFAKTOR UND KONSUM-MOTOR
(DTV-Leitfaden „Tourismusabgabe“, 2015)
Herausforderungen bei der Finanzierung von Tourismusaufgaben Rolf Spittler – AUbE Tourismusberatung
WIRTSCHAFTSFAKTOR TAGESREISEN
(DTV-Leitfaden „Tourismusabgabe“, 2015)
Herausforderungen bei der Finanzierung von Tourismusaufgaben Rolf Spittler – AUbE Tourismusberatung
„PROFITEURE“ DES TOURISMUS aber: Tourismus ist keine Selbstläufer … !
(DTV-Leitfaden „Tourismusabgabe“, 2015)
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Rahmenbedingungen
Die Tourismusfinanzierung stellt meist einen Mix aus Steuern und Abgaben, freiwilliger Finanzierung und Einnahmen dar. schwierige Lage der öffentlichen Haushalte Mittel für Tourismus als freiwillige Aufgabe stehen in Frage Veränderungen der Marketing- und Vertriebsmechanismen schwächen die lokalen und regionalen Tourismusorganisationen Wettbewerbsdruck auf die Tourismusorganisationen führt zu höherem Mittelbedarf beihilfe- und vergaberechtliche Rahmenbedingungen schränkten die Möglichkeiten zur Refinanzierung über Einnahmen erheblich ein
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Herausforderung Finanzierung
Unterschiedliche Ebenen / Akteure ⇒ öffentliche Tourismusorganisation (DMO, regional, lokal) ⇒ öffentliche Infrastruktur (Kreise, Kommunen) ⇒ private Unternehmen (Kreditvergabe)
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Finanzierungsinstrumente
Die Tourismusfinanzierung stellt meist einen Mix aus Steuern und Abgaben, freiwilliger Finanzierung und Einnahmen dar.
Freiwillige Tourismusfinanzierung
Steuern & Abgaben
Tourismusfinanzierung
Generierung von Einnahmen
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Steuer- und abgabenfinanzierte Modelle
Als Finanzierungsinstrumente für den Tourismus werden meist verpflichtende Maßnahmen eingesetzt.
Kurabgabe Bettensteuer, Kulturförderabgabe, City Tax Fremdenverkehrsbeitrag, Tourismusabgabe
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Verpflichtende Maßnahmen Kurabgabe (auch: Kurtaxe, Kurbeitrag, Ortstaxe)
⇒ öffentlich-rechtliche Abgabe besonderer Art ⇒ Zweckgebundene Einnahme: ausschließlich zur Deckung des Aufwandes, der für das Bereithalten von touristischen Infrastruktureinrichtungen und Veranstaltungen geleistet werden muss ⇒ Jeder Gast ist abgabenpflichtig (häufig erhält dieser dafür gewisse Vorteile, z. B. freien Eintritt zu Erholungsgebieten, Ermäßigungen bei Ausstellungen oder im ÖPNV) ⇒ Entwicklung: Vereinfachung Erhebungsverfahren (einheitliche Rechnung: USt, BaWü: Pauschale) Herausforderungen bei der Finanzierung von Tourismusaufgaben Rolf Spittler – AUbE Tourismusberatung
Verpflichtende Maßnahmen
Bettensteuer (auch: Kulturabgabe, Kulturförderabgabe, Tourismusförderabgabe, City Tax, Beherbergungsabgabe)
⇒ Örtliche Aufwandssteuer nach Art. 105 Abs. 2a des Grundgesetzes (GG), die für Übernachtungen erhoben wird ⇒ Besteuert werden alle entgeltlichen Beherbergungen (i.d.R. mit Ausnahme der beruflich zwingend erforderlichen Übernachtungen) ⇒ Ist als Steuer nicht zweckgebunden, die Einnahmen fließen in den Haushalt der erhebenden Gemeinde oder Stadt
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Verpflichtende Maßnahmen
Bettensteuer Nachteile:
⇒ DTV: „falsches Signal“, „freiwillige Maßnahmen vor Zwangsabgaben“ ⇒ rechtliche Unsicherheiten, insbes. Geschäftsreiseverkehr (notwendig: Klarheit und einfaches Erhebungsverfahren) ⇒ fehlende Zweckbindung ⇒ nur Belastung Beherbergung (alle „Profiteure“ einzubeziehen: Gast – Leistungsträger/Handel/Wirtschaft – öffentliche Hand)
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Verpflichtende Maßnahmen Tourismusabgabe (auch: Fremdenverkehrsabgabe, Fremdenverkehrsbeitrag oder Tourismusbeitrag)
⇒ Möglichkeit für Gemeinden, einen Beitrag von Personen und Unternehmen zu erheben, die aus dem Tourismus wirtschaftlichen Nutzen ziehen ⇒ Darf nur in Gemeinden erhoben werden, die aufgrund des jeweils geltenden Kommunalabgabegesetzes der Länder hierzu berechtigt sind ⇒ Zweckgebundene Einnahme: ausschließlich zur Deckung des Aufwandes, der für das Bereithalten von touristischen Infrastruktureinrichtungen und Veranstaltungen geleistet werden muss, in einigen Bundesländern auch für touristische Werbung Herausforderungen bei der Finanzierung von Tourismusaufgaben Rolf Spittler – AUbE Tourismusberatung
Verpflichtende Maßnahmen
Tourismusabgabe Erweiterungsmöglichkeiten:
⇒ Erweiterung Kreis der möglichen Kommunen (auf nicht prädikatisierten Orten) Rahmen: Übernachtungszahlen Brandenburg: unabhängig von Übernachtungszahlen ⇒ Integration Aspekte Natur- und Kulturlandschaft
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Probleme
Jedoch sind steuer- und abgabenfinanzierte Modelle nicht immer die optimale Lösung.
Teilweise rechtlich strittig Mittel können nicht immer zweckgebunden eingesetzt werden Erhebungsvoraussetzungen (Kurbeitrag, Fremdenverkehrsabgabe) in vielen Kommunen nicht gegeben Engagement und Beteiligungsbereitschaft der Leistungsanbieter gemindert Erhebung i.d.R. nur auf lokaler Ebene möglich – nicht auf Destinationsebene drohende Fehlallokation
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Übersicht der aktuellen Finanzierungsmodelle
Modelle der freiwilligen Einbindung der Privatwirtschaft in die Tourismusfinanzierung rücken immer mehr in den Mittelpunkt.
Freiwillige Modelle mit privatwirtschaftlicher Einbindung in die Finanzierung touristischer Aufgaben nehmen an Bedeutung zu. Dabei lassen sich nach Form der Einbindung der Privatwirtschaft unterschiedliche Modelle der freiwilligen Einbindung in die Finanzierung touristischer Aufgaben abgrenzen.
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Beispiel „Tourist Info Region Stuttgart“
Privatwirtschaftliche Mitfinanzierung der zentralen Tourist Information für Stuttgart und die Region (179 Kommunen). 2010 umfassender Strategie- und Markenprozesses zur Entwicklung der Tourismusdestination - gesamter Marktauftritt neu aufgesetzt Einmalige Kosten von 900.000 € – Partner finanzieren die einmaligen wie auch die laufenden Kosten (Mietkosten zur Hälfte) mit. Partner aus Tourismus, Industrie, Event, Gastronomie: TMBW, Porsche Museum, Mercedes Benz-Museum, Stage Entertainment, Hochland Kaffee, VfB Stuttgart, Breuninger, VVS (ÖPNV) Präsentation der Partner: aus 16 Displays bestehende Touchwall Multiplikation und Dezentralisierung des Konzeptes durch Angebot einer Datenbank-Installation in den TI der Region.
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Beispiele: Donaubergland – Premiumwege „Donauwellen“
Entwicklung, Eröffnung und nachhaltige Unterhaltung von fünf Premiumwanderwegen unter der Marke "DonauWellen" im Donaubergland langfristige Übernahme von "Wegepatenschaften" durch fünf Industriefirmen im Landkreis Tuttlingen (Aesculap AG, KARL STORZ GmbH, Hammerwerk Fridingen GmbH, WERMA Signaltechnik GmbH, Daimler AG). "Wegepatenschaften" gehen deutlich über rein monetäres Sponsoring hinaus: gemeinsame Attraktivierung der Wege, nachhaltiges Wegemanagement, Wandern und Betriebliche Gesundheitsförderung
Projektbeispiel AUbE-Tourismusberatung Schwäbische Alb: Neubeschilderung „Albsteig“ Unterstützung Fa. LEKI
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Beispiel „Dampfbahn-Route Sachsen“
Die Dampfbahn-Route Sachsen als Beispiel für anlassbezogene Einbindung in Marken- und Marketing-Partnerschaften.
gemeinsame Vermarktungsplattform für alle sächsischen Unternehmen des Tourismus, der Produktion sächsischer Markenwaren, für Bahnbetreiber, Kommunen und Verbände Vernetzung der Bahnen untereinander und mit umliegenden touristischen Leistungsanbietern sowie regionalen Destinationsstrukturen mehr als 100 Kooperationspartner systematisch eingebunden in Marketingaktivitäten sechsstufiges Kooperationsmodell - individuelle Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten der Partner berücksichtigt i.d.R. auf sechs Jahren angelegte Kooperationsverträge - planbare wirtschaftliche Situation © 2015 PROJECT M GmbH
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Partnermodell
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Beispiel „Tourismuspartnerschaft Teutoburger Wald“
Tourismuspartnerschaft Teutoburger Wald bringt kontinuierliche Einbindung in Marken- und Marketing-Partnerschaften.
Kooperationsmodell für Marketingleistungen in der Region – adäquat zu einer Mitgliedschaft in einem Tourismusverband Tourismuspartner: Städte und Gemeinden, öffentliche und privatwirtschaftliche Verbände und Organisationen, touristische Leistungsanbieter, weitere Akteure Regelung der Höhe der zu zahlenden Beiträge der Tourismuspartner über Beitragssatzung (Unternehmen: i.d.R. 250 € p.a., Kommunen i.A.v. Einwohnern, Ankünften und Übernachtungen) Nutzung des Tourismusmarketings nur durch Gesellschafter und Tourismuspartner
Themenmanagement / Marketingpool: Gesundheit – Wandern – Radfahren Einbindung Kommunen / Landkreise © 2015 PROJECT M GmbH
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Partnermodell
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Beispiel „Nürnberger Tourismusfonds“
Der Nürnberger Tourismusfonds wurde gerade für die Jahre 2016 bis 2018 zum dritten Mal verlängert.
Träger: Stadt, Verkehrsverein Finanzierung: Erhöhung Mitgliedsbeiträge & zusätzliche Zuschüsse der Stadt Ziel: Steigerung der Übernachtungszahlen, Auslastung der Schwachlastzeiten, Vermittlung einer USP durch gezieltes Tourismusmarketing und verkaufsfördernde Maßnahmen im Inund Ausland Beitragshöhe: 1,5 Mio. EUR in drei Jahren Wer zahlt: Hotellerie/Gastronomie und Stadt freiwillig jeweils 50% (je 250 TEUR p.a.)
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Beispiel „Marketingumlage Rostock“
Die Marketingumlage Rostock ist ein Erfolgsbeispiel für die strukturelle Einbindung in kooperative Marketingprojekte. Finanzierung aller Marketingaktivitäten durch die touristischen Akteure 250.000 € von den ca. 370 Mitgliedern durch die Marketingumlage eingeworben hohe Kooperationsbereitschaft bei zahlreichen Betrieben – zusätzlich Verbesserung der Qualität des Marketings
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Beispiel „Hasetal“
Rahmenbedingungen und Finanzierungsmix in einer Destination bestimmen die Möglichkeiten zur Einnahmenerzielung. Zweckverband Erholungsgebiet Hasetal, Hasetal Touristik GmbH, Interessengemeinschaft Gastliches Hasetal e.V. Radfahrradies Hasetal (LEADER-Projekt mit 12 thematischen Arbeitskreisen) Gesamtbudget der Organisation: komplette Refinanzierung aus Vertrieb und Vermittlung von Pauschalen sowie Marketingbeteiligungen
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Verbindende Grundsätze und Erfolgsfaktoren
Bei den Modellen der freiwilligen Tourismusfinanzierung gibt es verbindende Erfolgsfaktoren.
schlagkräftige, professionelle Organisationsstruktur der Destination und der privatwirtschaftlichen Leistungsanbieter klar definierte Ziel- und Zweckbindung über das gemeinsam finanzierte Vorhaben mit klar zuordenbarem Nutzen für die privatwirtschaftlichen Akteure gemeinsame erarbeitete konzeptionelle Ziele und Grundlagen zwischen der Kommune bzw. Tourismusorganisation und den privatwirtschaftlichen Akteuren Konstanz und Verlässlichkeit auf Seiten der Kommune bzw. der Tourismusorganisation in Bezug auf die getroffenen Zusagen und die tatsächliche Leistungsfähigkeit hohes Maß an Transparenz und Kontrolle der Zusammenarbeit permanente Öffentlichkeitsarbeit zur Kommunikation des Erreichten und der Erfolge angemessene und verbindliche Entscheidungs-, Mitsprache- und Einflussmöglichkeiten für die private Wirtschaft
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Entscheidungs-, Mitsprache- und Einflussmöglichkeiten
Angemessene Entscheidungs-, Mitsprache- und Einflussmöglichkeiten bei der Mittelverwendung sind eine Grundvoraussetzung.
Entscheidungs-, Mitsprache- & Einflussmöglichkeiten: Einbindung der Akteure der Privatwirtschaft in Kontroll- & Steuerungsgremien wie z.B. Lenkungsgruppe, Tourismuskommission Entscheidungsbeteiligung bei der Mittelverwendung transparentes Reporting über die Mittelverwendung frühzeitige Möglichkeit zur inhaltlichen Mitarbeit, z.B. durch Arbeitskreise mit Vorschlagsrecht zur Mittelverwendung Informationsaustausch durch regelmäßige Zusammenkünfte, Newsletter o.ä. Ausstiegsklausel bei Einführung von Pflichtabgaben oder Nichteinhaltung anderer Zusagen. © 2015 PROJECT M GmbH
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