Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Department of Operations Prof. Dr. Heinrich Kuhn

Hauptseminar Supply Chain Management Themenschwerpunkt: Handels-Logistik Sommersemester 2017 Dozenten: Heinrich Kuhn, Andreas Holzapfel und Tobias Potoczki

Inhaltsverzeichnis 1

Informationen zum Seminar ............................................................................................................ 2 1.1 Ausrichtung und Thema des Hauptseminars ............................................................................2 1.2 Organisation..............................................................................................................................2 1.3 Terminplan ................................................................................................................................2 1.4 Hinweise zum Ablauf des Seminars ..........................................................................................3 1.5 Hinweise zur Gestaltung der schriftlichen Arbeiten und der Seminarvorträge .......................4

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Themen ............................................................................................................................................ 6 2.1 Analyse der Anzahl paralleler Verteilzentren auf den Gesamtbestand im Distributionssystem ..................................................................................................................6 2.2 Bestandsungenauigkeiten im Handel – Analyse der Ursachen- und Wirkungen der Abweichungen zwischen systemischen und physischen Regalbestand ...................................7 2.3 Bestandsungenauigkeiten im Handel – Ein Ansatz zur Quantifizierung der Abweichungen zwischen systemischen und physischen Regalbestand ...................................8 2.4 Abschätzung der tatsächlichen Nachfrage anhand von Transaktionsdaten bei Fehlmengen und Substitution...................................................................................................9 2.5 Simultane Bestands- und Auslieferungsplanung ....................................................................10 2.6 Simultane Produktions- und Versorgungsplanung – Der Ansatz von DíazMadroñero et al. .....................................................................................................................11 2.7 Simultane Produktions- und Versorgungsplanung – Der Ansatz von Hein/Almeder .............12 2.8 Virtuelles Pooling der Bestände in Multi-Channel-Systemen .................................................13 2.9 Planungsmodelle zur Kommissionierung von Endkundenaufträgen im Lebensmittel-Online-Handel ...................................................................................................14

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1 Informationen zum Seminar 1.1 Ausrichtung und Thema des Hauptseminars Das Hauptseminar „Handels-Logistik“ behandelt Themen aus den Gebieten der Lagerhaltung, der Kommissionierung, des Transports und der sonstigen Warenverteilung im Handel. Handelslogistische Fragestellungen gewinnen aktuell an Bedeutung, da die Vielfältigkeit des Produktangebots der Hersteller weiterhin zunimmt und dies zwangsläufig zu einer Ausweitung der Lagerhaltungs-, Kommissionier- und Transportaufgaben im Handel führt. Darüber hinaus führt das starke Wachstum im Online-Handel dazu, dass sowohl Distanz- also auch stationäre Händler ihren etablierten Vertriebskanal um den jeweils fehlenden Vertriebskanal erweitern und somit zu einem MultiChannel oder sogar Omni-Channel-Händler „aufsteigen“. Dadurch ergeben sich in Abhängigkeit des Ausgestaltungsgrads des Handelssystems neue Aufgaben bei der Planung und Koordination der unterschiedlichen Vertriebskanäle. Im Haupt-Seminar werden in diesem Umfeld spezifische Themen formuliert, die von den Studierenden zu bearbeiten sind. Ziel der einzelnen Arbeiten ist es, einen oder zwei grundsätzliche Beiträge zur jeweiligen Themenstellung vorzustellen und deren Modellannahmen zu erläutern, ggf. Modell- und Lösungsansatz zu implementieren und an Fallbeispielen die erzielbaren Ergebnisse zu verdeutlichen.

1.2 Organisation Die Materialien für das Seminar werden auf der Ilias-Seite unseres Lehrstuhls (unter „http://elearn.ku-eichstaett.de“) in einem dort angelegten Kurs „Hauptseminar“ im Ordner des aktuellen Semesters zur Verfügung gestellt. Bitte beachten Sie die Richtlinien und Hinweise zur Abfassung von wissenschaftlichen Arbeiten des Lehrstuhls. Diese Richtlinien werden ebenfalls in Ilias zur Verfügung gestellt. Ebenso wird eine LaTeX-Vorlage für die Arbeit online verfügbar gemacht. Die Teilnehmer sind eingeladen, wenn auch nicht verpflichtet, ihre Arbeiten in LaTeX zu schreiben. Für diejenigen, die das Arbeiten mit LaTeX erlernen möchten, seien die Kurse des Rechenzentrums empfohlen.

1.3 Terminplan Bitte bedenken Sie die hier angegebenen Termine schon bei der Entscheidung für das Seminar, da Terminverlegungen nicht möglich sind. Unverbindliche Anmeldung in ILIAS mit Angabe von drei Themen-Präferenzen bis Di., 7. Feb. 2017, 10:00 über ILIAS Konstituierende Sitzung (Vorbesprechung und Vergabe der Themen): Do., 9. Feb. 2017, 18:00 Uhr, NB 207 Gliederungspräsentation: Di., 2. Mai 2017, 14:15-16:00 Uhr, NB Z01 LaTex-Kurs des Rechenzentrums der KU EI (Dozent: Zimmermann) Anmeldung direkt bei Herrn Zimmermann: [email protected] Zwei Alternativen: Termin A: 14.-15. März 2017, Ingolstadt (sehr empfohlen, da Intensivkurs) Termin B: Mi., 25. April 2017, 8:00-12:00 Uhr, Ingolstadt (Kurz-Einführung)

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Abgabe der Vorversion: Mo., 22. Mai. 2017, bis 10:00 Uhr im Sekretariat NB 220 Zwischenpräsentation: Di., 30. Mai. 2017, 14:00-18:00 Uhr, NB Z01 Abgabe der Ausarbeitung: Mo., 26. Juni 2017, bis 10:00 Uhr im Sekretariat und uploaden der Zusammenfassung in ILIAS Endpräsentation: Di., 4. Juli und Di., 11. Juli 2017, 14:00 -16:00 Uhr, NB Z01 Die Seminararbeit kann gerne auch während der Semesterferien verfasst werden.

1.4 Hinweise zum Ablauf des Seminars Gliederungsbesprechung: Zu Beginn des Semesters findet eine gemeinsame Gliederungsbesprechung in der Gesamtgruppe statt. Die Gliederung und der Arbeitsplan für das weitere Vorgehen sind zuvor mit dem jeweiligen Betreuer abzustimmen. Hierzu unterbreiten die Seminarteilnehmer einen Vorschlag, der dann gemeinsam diskutiert werden kann. Für die Präsentation in der Gruppe ist eine reine Vortragszeit von max. 5 Minuten je Thema vorgesehen. Vorversion: Die Vorversion ist der erste, ausformulierte Teil der Seminararbeit und beinhaltet die folgenden Teile: Gliederung, Einleitung mit Problemstellung, Zielsetzung und Gang der Seminararbeit sowie eine detaillierte Darstellung der Kerninhalte. Die Vorversion hat bereits den Ansprüchen einer wissenschaftlichen Arbeit zu genügen. Die Vorversion dient als Grundlage für die Zwischenpräsentation und wird von dem Betreuer nach der Zwischenpräsentation korrigiert an den/die Bearbeiter/Bearbeiterin zurückgegeben. Umfang: ca. 6 Seiten Zwischenpräsentation: Die Zwischenpräsentation basiert inhaltlich auf der Vorversion. Es soll in das Thema eingeführt werden und das grundsätzliche Planungsproblem erläutert werden. Gliederung sowie erste Erkenntnisse und das geplante weitere Vorgehen sind ebenfalls darzustellen. Die Präsentation dient dazu, der Gesamtgruppe ein Verständnis der betrachteten Problemstellung zu vermitteln. Dauer: 15 min. Präsentation + 10 min. Diskussion Schriftliches Referat: Die Seminararbeit basiert auf der Vorversion und enthält die eigentliche Ausarbeitung zur Themenstellung. Umfang: max. 15 Seiten pro Teilnehmer Zusammenfassung: Es ist eine Zusammenfassung der Arbeit zu erstellen und allen Teilnehmern/ Teilnehmerinnen zur Verfügung zu stellen. Umfang: 1-2 Seiten Endpräsentation: Die Endpräsentation baut auf den Inhalten der Zwischenpräsentation auf. Neben der vertieften Darstellung des Planungsmodells ist auch ein besonderes Gewicht auf Probleme und offene Fragen zu legen, so dass diese gemeinsam diskutiert werden können. Dauer: 20 min. Präsentation + 20 min. Diskussion

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1.5 Hinweise zur Gestaltung der schriftlichen Arbeiten und der Seminarvorträge Vorträge •





• •

• • •

Für alle Vorträge wird ein Notebook zur Verfügung stehen, welches die gängigen Formate wie PDF und Powerpoint unterstützt. Die Vorträge werden am besten entweder auf einem USBStick mitgebracht oder vorab an den Betreuer gesandt. Überlegen Sie sich gründlich, welche Teile Ihrer Seminararbeit Sie im Seminar vortragen möchten (weniger ist manchmal mehr). Stimmen Sie Ihren Vortrag auf die Zuhörer ab. überlegen Sie sich auch, wo es Überschneidungen zu den Themen Ihrer Kommilitonen gibt und berücksichtigen Sie dies. Die angegebenen Vortragszeiten sind als absolute Obergrenze zu sehen und sollten vielleicht nicht ausgenutzt werden. Es wird empfohlen, die Vorträge zu üben und dabei die Zeit zu messen. Der Vortrag im Seminar dauert erfahrungsgemäß länger, da es immer wieder zu kurzen Zwischenfragen kommt. Zwar werden die Vorträge nicht streng nach Erreichen der Zeitgrenze abgebrochen, jedoch gehört zu einem guten Vortrag auch eine realistische Zeitplanung. Halten Sie den Vortrag komplett auf Deutsch, bitte nicht (teilweise) auf Englisch. Vermeiden Sie bei Computerpräsentationen „großartige“ Effekte und übertriebenes Einzeleinblenden von Textteilen. Es soll ein wissenschaftlicher Vortrag und keine Verkaufspräsentation werden. Beschränken Sie sich auf die unbedingt notwendige Anzahl an Folien (keine „Folienschlacht“). Überfrachteten Sie Ihre Folien nicht mit zu viel Text und zu vielen Inhalten. Folienausdrucke sind nicht notwendig. Je Vortrag ist im direkten Anschluss Zeit für Fragen und Diskussion vorgesehen. Hierbei ist die aktive Beteiligung aller Seminarteilnehmer erwünscht (Zusammenfassungen vorher durchlesen!). Bereiten Sie ggf. zusätzliche Folien für die Beantwortung erwarteter Fragen vor.

Abfassung der schriftlichen Arbeiten • •



Beachten Sie bitte die Hinweise „Anleitung zum Anfertigen von wissenschaftlichen Arbeiten“ des Lehrstuhls (Download in Ilias). Die Benutzung von LaTeX wird dringend empfohlen. Der anfängliche Mehraufwand zahlt sich bei späteren Arbeiten aus. LaTeX erleichtert es, formal korrekte und ansprechend gestaltete wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen. Weiterhin gibt es viele Berichte von umfangreicheren Arbeiten (Diplomarbeiten, Masterarbeiten, ...), bei denen es in der Endphase zu überraschenden technischen Problemen mit Microsoft Word kam. Das Rechenzentrum bietet zur LaTeX-Texterstellung regelmäßig Kurse in Ingolstadt und Eichstätt an. Die Seitenbegrenzungen dienen dazu, einen Anhaltspunkt für den gewünschten Umfang der Arbeit zu bieten. Man sollte hiervon nur abweichen, wenn dies durch die Art der Arbeit nicht zu verhindern ist (z.B. bei umfangreichen Tabellen oder Quelltextauszügen).

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Bewertung Jeder/jede Teilnehmer/Teilnehmerin bearbeitet ein Thema aus der Liste der angekündigten Themen. Um einen Seminarschein (5 ECTS) zu erwerben, sind die folgenden zusammenhängenden Leistungen zu erbringen: • • •

Abfassung eines Referats inkl. der Vorversion (15 bis max. 20 Seiten), Notenanteil: 50% Halten zweier Vorträge und Diskussionsleitung, Notenanteil: 40% Darüber hinaus wird die mündliche Mitarbeit und Diskussionsbereitschaft während des gesamten Seminars und im Anschluss an die Vorträge bewertet (Notenanteil: 10%).

Die schriftliche Arbeit und die Vorträge müssen unabhängig voneinander mindestens mit ausreichend bewertet worden sein, um einen Seminarschein zu erhalten.

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2 Themen 2.1 Analyse der Anzahl paralleler Verteilzentren auf den Gesamtbestand im Distributionssystem Thema Die Versorgung eines großen Filialnetzes erfolgt i.d.R. durch den Aufbau und den Betrieb mehrerer Verteilzentren. Jedes Verteilzentrum versorgt dann eine bestimmte, meistens regional gruppierte Menge an Filialen. Die einzelnen Verteilzentren werden wiederum direkt von der Industrie mit Produkten und Waren versorgt. Die „optimale“ Anzahl der betriebenen Verteilzentren wird durch den Trade-off zwischen Transport- und Lagerhaltungskosten determiniert. Wenige Verteilzentren begünstigen die Bestandskosten, während sich eine größere Anzahl an Verteilzentren günstig auf die Transportkosten zu den Filialen auswirkt. Dieser grundsätzliche Zusammenhang wird jedoch durch den jeweils möglichen Belieferungsmodus (LTL=less than truck load oder FTL=full truck load) der Veteilzentren durch die Hersteller der Produkte beeinflusst. Eine zentrale Frage ist nun, wie sich die Anzahl der gebildeten Versorgungspunkte auf den Gesamtbestand im Distributionssystem auswirkt. Relevante Bestandsarten sind der Losgrößen- und der Sicherheitsbestand und der sich durch die gewählte Liefermenge ergebende Transportmodus (LTL oder FTL). In der Seminararbeit sind die wesentlichen in der Literatur vorgeschlagenen Modellierungsvarianten und ihre jeweiligen grundsätzlichen Annahmen strukturiert darzustellen und zu analysieren. Insbesondere ist das von Fleischmann (2016) vorgeschlagene Modell zu beschreiben und zu diskutieren. Relevante Punkte • • • •

Beschreibung der grundsätzlichen Problemstellung Herausarbeitung unterschiedlicher Abbildungsvarianten Detaillierte Beschreibung der Modellvorstellungen und Annahmen des Beitrags Fleischmann (2016) Durchführung eigener Beispielsrechungen

Literatur Fleischmann, B., The impact of the number of parallel warehouses on total inventory. OR Spectrum, October 2016, Volume 38, Issue 4, pp 899–920. Voraussetzungen Grundkenntnisse in Produktion und Logistik, ab 2. Master-Semester Erfolgreiche Teilnahme am Kurs Logistik und/oder KP&L

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2.2 Bestandsungenauigkeiten im Handel – Analyse der Ursachen- und Wirkungen der Abweichungen zwischen systemischen und physischen Regalbestand Thema Die Nachbestückung der Regalbestände in den Filialen orientiert sich i.d.R. an den im IT-System des Händlers notierten Produktbeständen. Die Systembestände können jedoch merklich von den physischen Regalbeständen abweichen. Ursachen hierfür sind Fehlbuchungen, vom Verteilzentrum zu viel oder zu wenig gelieferte Waren, verstellte Produkte im Laden, Fehler bei Inventurzählungen, Diebstahl oder sonstiger Schwund und Überbestand. Die Übereinstimmung der beiden Bestandsgrößen ist von zentraler Bedeutung. Bei Überbeständen entstehen unnötige Lagerhaltungskosten und der Platz im Regal oder im Hintergrundlager der Filiale wird übermäßig in Anspruch genommen. Bei Unterbeständen entstehen ungewünschte Regallücken, die die möglichen Produktverkäufe ungünstig beeinflussen und/oder zu unzufriedenen Kunden führen. Ziel der Seminar-Arbeit ist es, die grundsätzliche Problematik darzustellen, sowie Ursachen und Wirkungen der Bestandsungenauigkeiten herauszuarbeiten. Die zu diesem Thema in der Literatur durchgeführten empirischen Studien sind zu strukturieren und zu analysieren. Relevante Punkte • • •

Beschreibung der grundsätzlichen Problemstellung Herausarbeitung und strukturierte Darstellung der Ursachen und Wirkungen von Bestandsunsicherheiten Beschreibung und Analyse der empirischen Studien zum Thema in der Literatur

Literatur Chuang, H. H. and R. Oliva, Inventory record inaccuracy: causes and labor effects. Journal of Operations Management, 2015, Vol. 39-40, pp. 63-78. Chuang, H. H., R. Oliva and S. Liu. On-shelf availability, retail performance, and external audits: A field experiment. Production and Operations Management, 2016, 25(5), 935-951. DeHoratius, N. and A. Raman, Inventory record inaccuracy: An empirical analysis. Management Science, 2008, 54(4), pp. 627-641. Voraussetzungen Grundkenntnisse in Produktion und Logistik, ab 2. Master-Semester Keine weiteren besonderen Vorkenntnisse Betreuer: Andreas Holzapfel

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2.3 Bestandsungenauigkeiten im Handel – Ein Ansatz zur Quantifizierung der Abweichungen zwischen systemischen und physischen Regalbestand Thema Die Nachbestückung der Regalbestände in den Filialen orientiert sich i.d.R. an den im IT-System des Händlers notierten Produktbeständen. Die Systembestände können jedoch merklich von den physischen Regalbeständen abweichen. Ursachen hierfür sind Fehlbuchungen, vom Verteilzentrum zu viel oder zu wenig gelieferte Waren, verstellte Produkte im Laden, Fehler bei Inventurzählungen, Diebstahl oder sonstiger Schwund und Überbestände. Die Übereinstimmung der beiden Bestandsgrößen ist von zentraler Bedeutung. Bei Überbeständen entstehen unnötige Lagerhaltungskosten und der Platz im Regal oder im Hintergrundlager der Filiale wird übermäßig in Anspruch genommen. Bei Unterbeständen entstehen ungewünschte Regallücken, die die möglichen Produktverkäufe ungünstig beeinflussen und/oder zu unzufriedenen Kunden führen. Ein Abgleich der beiden Bestandsgrößen lässt sich i.d.R. nur durch eine manuelle Zählung der Produkte in der Filiale, d.h., der Bestände im Regal und im Hintergrundlager, herstellen. Manuelle Zählungen sind jedoch mit erheblichen Kosten verbunden, so dass sich die Frage stellt, ob sich anhand der Abverkaufsdaten Hinweise gewinnen lassen, wann ein Zählprozess initiiert werden sollte. Ziel der Seminar-Arbeit ist es, die grundsätzlichen Methoden und Konzepte zur Initiierung von Zählprozessen zu systematisieren, einen ausgewählten Ansatz, d.h. den Ansatz von DeHoratius/Mersereau/Schrage (2009) im Detail vorzustellen und anhand von Beispielsrechungen zu veranschaulichen. Relevante Punkte • • • •

Beschreibung der grundsätzliche Problemstellung Herausarbeitung unterschiedlicher Modellierungsvarianten Detaillierte Beschreibung eines ausgewählten Ansatzes Durchführung eigener Beispielsrechungen

Literatur DeHoratius, N., A. J. Mersereau and L. Schrage, Retail inventory management when records are inaccurate, Manufacturing & Service Operations Management, 2008, 10(2): pp. 257-277. Chuang, H. H., Mathematical modeling and Bayesian estimation for error-prone shelf audits. Decision Support Systems, 2015, 80, pp. 72-82. Adam J. Mersereau, Demand estimation from censored observations with inventory record inaccuracy, Manufacturing & Service Operations Management, 2015, 17(3), pp. 335-349 Voraussetzungen Grundkenntnisse in Produktion und Logistik, ab 2. Master-Semester Grundkenntnisse in Statistik und Prognose Betreuer: Andreas Holzapfel

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2.4 Abschätzung der tatsächlichen Nachfrage anhand von Transaktionsdaten bei Fehlmengen und Substitution Thema Eine möglichst exakte Vorhersage der zukünftigen Nachfrage der einzelnen Produkte ist eine wichtige Voraussetzung für alle weiteren Planungsmodelle im Handel. Die Transaktionsdaten, d.h. die realisierten Verkäufe eines Produkts spiegeln jedoch nur einen Teil der tatsächlich aufgetretenen Nachfrage wieder. Beispielsweise wird die Nachfrage in Fehlmengensituationen nicht erfasst. Demgegenüber werden realisierte Verkäufe durch die Substitutionsnachfrage von anderen, im Moment der Nachfrage fehlenden Produkte erhöht. In der Literatur werden unterschiedliche Ansätze vorgeschlagen, wie die Verteilung der realisierten Produktverkäufe um diese beide gegenläufigen Effekte korrigiert werden können, so dass eine möglichst exakte Abschätzung der tatsächlich aufgetretenen Nachfrageverteilung approximiert werden kann. In der Seminar-Arbeit soll die grundsätzliche Problemstellung beschrieben und die möglichen Ansätze zur Lösung systematisiert werden. Ein ausgewählter Lösungsansatz sollte dann detaillierter vorgestellt, analysiert und diskutiert sowie anhand von Beispielsrechungen veranschaulicht werden. Relevante Punkte • • • •

Beschreibung der grundsätzlichen Problemstellung Herausarbeitung unterschiedlicher Modellierungsvarianten Detaillierte Beschreibung eines ausgewählten Ansatzes Durchführung eigener Beispielsrechungen

Literatur Tan, B and Karabati, S., Retail inventory management with stock-out based dynamic demand substitution. International Journal of Production Economics (IJPE), 2013, 145, pp. 78–87. Karabati S, B. Tan and Ö.C. Öztürk, A method for estimating stock-out-based substitution rates by using point-of-sale data, IIE Transactions, 2009, 41, pp. 408–420. Vulcano G, G. van Ryzin and R. Ratliff, Estimating primary demand for substitutable products from Sales Transaction Data, Operations Research, 2012, 60, pp. 313–334. Adam J. Mersereau, Demand estimation from censored observations with inventory record inaccuracy, Manufacturing & Service Operations Management, 2015, 17(3), pp. 335-349. Voraussetzungen Grundkenntnisse in Produktion und Logistik, ab 2. Master-Semester Grundkenntnisse in Statistik und Prognose Betreuer: Heinrich Kuhn

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2.5 Simultane Bestands- und Auslieferungsplanung Thema Die simultane Bestands- und Auslieferungsplanungsplanung (Inventory Routing Problem, IRP) verbindet die Problemstellung des Bestandsmanagements (Lagerhaltungspolitiken) mit den Fragen der Tourenplanung (Vehicle Routing Problem, VRP). Mit Hilfe einer Lagerhaltungspolitik wird festgelegt, wann und in welcher Höhe eine Wiederauffüllung des Lagerbestands erfolgt. Bekannte Politiken sind beispielsweise die (s,q)- oder auch die (r,S)-Lagerhaltungspolitik. Das klassische Tourenplanungsproblem (Vehicle Routing Problem, VRP) betrachtet die Auslieferung von Kundenaufträgen mit kapazitätsbeschränkten Fahrzeugen von einem zentralen Depot an räumlich entfernt liegende Kundenstandorte. Beim Inventory Routing Problem (IRP) wird schließlich das Ziel verfolgt, Tourenpläne zu finden, die sowohl die Auslieferungs- als auch die Bestandskosten minimieren und dabei bestimmte Servicekriterien und Lagerkapazitätsrestriktionen erfüllen. In der Seminararbeit sollte das IRPGrundmodell beschrieben und dargestellt werden, so dass die Teilnehmer des Seminars ein grundsätzliches Verständnis über Modelle und Lösungsmethoden zur Problemstellung erhalten. Anschließend sollten mögliche Erweiterungsformen beschrieben und kategorisiert werden. An einem exemplarischen Fallbeispiel sollten einige Beispielsrechnungen durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang sollte u.a. analysiert werden, wie sich die Modellergebnisse bei Parameteränderungen verhalten. Relevante Punkte • • • •

Beschreibung des klassischen Grundmodells des IRP Klassifizierung und Diskussion von Modellerweiterungen Implementierung eines Beispielszenarios und Modelllösung Durchführung von Sensitivitätsanalysen

Literatur Andersson, H.; Hoff, A.; Christiansen, M.; Hasle, G. and Läkketangen, A., Industrial aspects and literature survey: Combined inventory management and routing, in: Computers & Operations Research, 2010, 37, pp. 1515-1536 Bertazzi, L.; Savelsbergh, M. and Speranza, M., Inventory routing, in: Bruce L. Golden, B. L. et al. (Hrsg.), The Vehicle Routing Problem: Latest Advances and New Challenges, Operations Research/Computer Science Interfaces Series, Vol. 43, Berlin (Springer) 2008, 49-72 Coelho, L.; Cordeau, J.-F. and Laporte, G., Thirty years of inventory routing, in: Transportation Science, 2014, 48, pp. 1-19 Voraussetzungen • • • •

Grundkenntnisse im Bestandsmanagement und in der Transport- und Tourenplanung, ab 2. Master-Semester Erfolgreiche Teilnahme an dem Kurs „Operations Research“ Wünschenswert wäre die Teilnahme am Kurs „Logistik“ und/oder „Service Operations“ OPL-Kenntnisse

Betreuer: Tobias Potoczki

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2.6 Simultane Produktions- und Versorgungsplanung – Der Ansatz von Díaz-Madroñero et al. Thema Die Produktions- und Belieferungsplanung eines Unternehmens erfolgt in der Regel unabhängig voneinander, jedoch bestehen erhebliche Abhängigkeiten zwischen diesen beiden Problemstellungen. Im Zuge der Produktionsplanung stehen Losgrößen- und Beschäftigungsglättungsfragen im Vordergrund. Bei der Belieferungsplanung steht demgegenüber die Problemstellung der Tourenplanung im Zentrum der Planungsaktivitäten. Aufgabe der Seminar-Arbeit ist es, die grundsätzliche Fragestellung zu diskutieren und den Ansatz von Díaz-Madroñero et al. (2012) darzustellen und zu beschreiben. Weiterhin hin soll die Übertragbarkeit der diskutierten Problemstellung auf handelslogistische Fragestellung diskutiert und analysiert werden. Relevante Punkte • • • • •

Beschreibung des jeweiligen Grundprobleme der Produktions- und Belieferungsplanung Beschreibung und Analyse der Abhängigkeiten zwischen den jeweiligen Teilplanungen Beschreibung und Analyse des Modellansatzes von Díaz-Madroñero et al. (2012) Implementierung eines Beispielszenarios und Modelllösung Durchführung von Sensitivitätsanalysen

Literatur Díaz-Madroñero M, Mula J, Peidro D. A Conceptual Model for MRP IV. In: Hernández J, Zarate P, Dargam F, Delibašić B, Liu S, Ribeiro R, editors. Decis. Support Syst. – Collab. Model. Approaches Real Environ., vol. 121, Springer Berlin Heidelberg; 2012, p. 14–25. Díaz-Madroñero M, Peidro D, Mula J. A review of tactical optimization models for integrated production and transport routing planning decisions. Computers & Industrial Engineering, 2015, 88(10), pp. 518–535. Kuhn, H. and T. Liske, Simultaneous supply and production planning. International Journal of Production Research, 2011, 49, 3795–3813. Kuhn, H. and T. Liske, An exact algorithm for solving the economic lot and supply scheduling problem using a power-of-two policy. Computers & Operations Research, 2014, 51, 30–40. Mula J, Peidro D, Díaz-Madroñero M, Vicens E. Mathematical programming models for supply chain production and transport planning, European Journal of Operational Research (EJOR), 2010, 204, pp. 377–390. Voraussetzungen • • •

Grundkenntnisse in der Transport- und Tourenplanung, ab 2. Master-Semester Erfolgreiche Teilnahme an den Kursen „Logistik“ und/oder „KP&L“ OPL-Kenntnisse

Betreuer: Heinrich Kuhn

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2.7 Simultane Produktions- und Versorgungsplanung – Der Ansatz von Hein/Almeder Thema Die Produktions- und Belieferungsplanung eines Unternehmens erfolgt in der Regel unabhängig voneinander, jedoch bestehen erhebliche Abhängigkeiten zwischen diesen beiden Problemstellungen. Im Zuge der Produktionsplanung stehen Ablaufplanungs-, Losgrößen- und Beschäftigungsglättungsfragen im Vordergrund. Bei der Belieferungsplanung steht demgegenüber die Problemstellung der Tourenplanung im Zentrum der Planungsaktivitäten. Aufgabe der Seminar-Arbeit ist es, die grundsätzliche Fragestellung zu diskutieren und den Ansatz von Hein und Almeder 2016 darzustellen und zu beschreiben. Weiterhin hin soll die Übertragbarkeit der diskutierten Problemstellung auf handelslogistische Fragestellung diskutiert und analysiert werden. Relevante Punkte • • • • •

Beschreibung der jeweiligen Grundprobleme der Produktions- und Belieferungsplanung Beschreibung und Analyse der Abhängigkeiten zwischen den jeweiligen Teilplanungen Beschreibung und Analyse der des Modellansatzes von Hein und Almeder 2016 Implementierung eines Beispielszenarios und Modelllösung Durchführung von Sensitivitätsanalysen

Literatur Díaz-Madroñero M, Peidro D, Mula J. A review of tactical optimization models for integrated production and transport routing planning decisions. Comput. Ind. Eng. 2015, 2015, 88(10), pp. 518–535. Hein, F. and Ch. Almeder, Quantitative insights into the integrated supply vehicle routing and production planning problem, International Journal of Production Economics, 2016, 177(7), pp 66-76. Kuhn, H. and T. Liske, Simultaneous supply and production planning. International Journal of Production Research, 2011, 49, 3795–3813. Kuhn, H. and T. Liske, An exact algorithm for solving the economic lot and supply scheduling problem using a power-of-two policy. Computers & Operations Research, 2014, 51, 30–40. Ullrich, Ch. A., Integrated machine scheduling and vehicle routing with time windows, European Journal of Operational Research, 2013, 227(1), pp. 152-165. Voraussetzungen • • •

Grundkenntnisse in der Transport- und Tourenplanung, ab 2. Master-Semester Erfolgreiche Teilnahme an den Kursen „Logistik“ und/oder KP&L OPL-Kenntnisse

Betreuer: Heinrich Kuhn

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2.8 Virtuelles Pooling der Bestände in Multi-Channel-Systemen Thema Im Bestandsmanagement spielen Informationen und Bestandstransparenz eine große Rolle, insbesondere dann, wenn wie im Multi-Channel-Handel mehrere potenzielle Kommissionier- und Versandorte für Aufträge zur Verfügung stehen. Nur wenn verlässliche Informationen vorliegen – idealerweise in Echtzeit – können Bestände passend allokiert und Aufträge den adäquaten Distributionszentren oder Filialen zugewiesen werden. Ziel dieser Arbeit ist es, potenzielle Allokationsentscheidungen von Multi-Channel-Händlern mit den Modellen und Regeln von Mahar, Bretthauer und Venktaramanan nachzuvollziehen und diese auf einen praxisnahen Fall anzuwenden. Ausgangspunkt bildet hier ein statisches Zuweisungsmodell, das im weiteren Verlauf um Regeln für eine dynamische Zuweisung ergänzt wird. Die Eignung der Modelle und Regeln sollen zudem vor dem Hintergrund der praktischen Fragestellungen im Multi-Channel-Handel kritisch beleuchtet werden. Relevante Punkte • • • • •

Beschreibung des Grundproblems der Bestandsallokation und der Auftragszuweisung in Multi-Channel-Systemen Beschreibung des statischen Zuweisungsmodells von Mahar, Bretthauer und Venktaramanan Lösung einer praxisnahen Probleminstanz mithilfe des statischen Ansatzes von Mahar, Bretthauer und Venktaramanan Beschreibung der Vorgehensweise im dynamischen Fall (und ggf. Implementierung) Kritische Würdigung des Modells

Literatur Hübner, A., A. Holzapfel and H. Kuhn, Operations Management in Multi-Channel Retailing: An Exploratory Study, Operations Management Research (OMR), 2015, 8(3), pp. 84-100. Hübner, A., A. Holzapfel and H. Kuhn, Distribution Systems in Omni-Channel Retailing, Business Research, 2016, 9(2), pp. 255–296. Kuhn, H., Hübner, A., Holzapfel, A., 2013. Logistik im Multi-Channel-Handel, Forschungsbericht der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Mahar, S., Bretthauer, K. M., Venkataramanan, M. A., 2009. The value of virtual pooling in dual sales channel supply chains. European Journal of Operational Research (EJOR) 192 (2), 561– 575. Voraussetzung Grundkenntnisse in Produktion und Logistik, ab 2. Master-Semester Erfolgreiche Teilnahme am Kurs Operations Research, Logistik und/oder KP&L OPL-Kenntnisse oder Programmierkenntnisse

Betreuer: Andreas Holzapfel

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2.9 Planungsmodelle zur Kommissionierung von Endkundenaufträgen im Lebensmittel-Online-Handel Thema Neben dem Vertrieb von Non-Food auf mehreren Absatzkanälen wird auch der Online- und MultiChannel-Lebensmittelhandel immer präsenter. Neue Absatzkanäle führen zu Herausforderungen bei der Kommissionierung von Einzelartikeln, kanalübergreifenden Lagerstrukturen und zu der Notwendigkeit von flexiblen und variablen Auslieferungskonzepten. Beispielsweise entstehen bei der Auslieferung von Lebensmitteln spezielle Tourenplanungsprobleme und im Online-Handel Entscheidungsfragen im Hinblick auf die Festlegung des Punkts (Filiale oder Wohnung) der Warenübergabe an den Kunden sowie den Ort der Kommissionierung der Produkte. In der Seminararbeit soll die Literatur aufgearbeitet werden, die sich mit der Kommissionierung von Lebensmitteln im Zuge des Online-Handels beschäftigt. Insbesondere soll der Fragestellung nachgegangen werden, ob eine Kommissionierung in der Filiale oder eine Kommissionierung im Warenlager aus Kosten- und/oder Leistungsgründen vorzuziehen ist. Hierbei ist auch der Trade-off zwischen automatisierter und manueller Kommissionierung unter Berücksichtigung der damit verbundenen Kosten zu betrachten. Ziel ist, Modelle herauszufinden, die sich mit dieser speziellen Planungsfrage beschäftigen. Erste Ansatzpunkte liefert der Beitrag von De Koster et al. (2007), wobei die hier analysierten Beiträge lediglich die Kommissionierung im Warenlager betrachten. Relevante Punkte • • • • •

Anfertigung eines knappen Literaturüberblicks Auswahl eines beispielhaften Grundmodells Diskussion möglicher Erweiterungen Implementierung des Modells in OPL. Durchführung von Beispielrechnungen Eigenständige Literaturrecherche

Literatur Kuhn, H.; Hübner, A.; Holzapfel, A. and Wollenburg, J, 2017. Omni-Channel Grocery Retailing - A European Study on Logistics, Research Report of the Catholic University Eichstätt-Ingolstadt. De Koster, R., Le-Duc, T., & Roodbergen, K. J. (2007). Design and control of warehouse order picking: A literature review. European Journal of Operational Research, 182(2), 481-501. Voraussetzungen Grundkenntnisse in Produktion und Logistik, ab 2. Master-Semester Erfolgreiche Teilnahme am Kurs Operations Research, Logistik und/oder KP&L OPL-Kenntnisse

Betreuer: Tobias Potoczki