Hauptschule Werkrealschule

Bildungsplan 2004 Hauptschule Werkrealschule Umsetzungsbeispiel für den Fächerverbund Musik - Sport - Gestalten BEWEGTE BILDER Klasse 5/6 Gudrun Teu...
Author: Edith Eberhardt
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Bildungsplan 2004

Hauptschule Werkrealschule Umsetzungsbeispiel für den Fächerverbund Musik - Sport - Gestalten BEWEGTE BILDER Klasse 5/6

Gudrun Teumer-Schwaderer Maria Hummel Hauptschule Kuppelnau Ravensburg Mai 2004

Baden-Württemberg MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT

Hauptschule und Werkrealschule

Bewegte Bilder

Umsetzungsbeispiel: Bewegte Bilder I Unterrichtsinhalte Bildbetrachtung Bilder, auf denen Kinder oder abstrakte Figuren eine Rolle spielen, werden ausgesucht und miteinander betrachtet. Die Schüler äußern sich frei dazu und versuchen dabei auch die verschiedenen Absichten der Künstler zu erfassen und zu vergleichen. Die Bilder stammen aus unterschiedlichen Kunst- und Kulturepochen. Auf eine kunstgeschichtliche Einordnung wird an dieser Stelle verzichtet. Auswahl: Bild 1 Velazquez, Las Meninas (1656) Velazquez, Hofmaler der spanischen Monarchie stellt Hoffräulein in ihrer Tracht dar, die prunkvoll ist aber gleichzeitig einschnürt und keine natürlichen Bewegungen zulässt. Der große dunkle Raum drückt schwer auf die Kindergestalten. Ein Hund und ein Gnom als Spielgefährten sind angedeutete Möglichkeiten des Ausbruchs aus der strengen Umgebung. Der Maler selbst zeigt sich nur halb hinter seiner Staffelei, wie um einen unerlaubten Blick auf die Szenerie zu werfen. Bild 2 Alex Colville, Seilspringendes Kind (1958) In kühler Sachlichkeit wird ein seilspringendes Kind vor einer Schulfassade gezeigt. Die Mauer der Schule weist keine Spuren der Nutzung auf. Keine weitere Person beachtet das Kind, das in einer sterilen Atmosphäre, in einer Bewegung erstarrt, dargestellt wird. Obwohl das Motiv „Kind“ dem widerspricht, kündet das Bild von einer unbelebten Welt. Bild 3 Juan Miro, Verliebte Ziffern und Konstellationen einer Frau (1940-41) Verschiedene Wesen tummeln sich auf dem Bild von Juan Miro, charakterisiert und kenntlich gemacht vor allem durch die Augen. Die Figuren sind unverbunden, aufeinander bezogen durch eine Art leichtfüßigen, schwebenden Tanz. Dennoch gibt es keine Überschneidungen und Berührungen. Die Figuren erinnern an Amöben in einer Flüssigkeit. Es sind Einzelwesen ohne viel Kontakt zueinander. Die Farben sind stark und fröhlich, die Kontraste leuchten. Bild 4 Keith Haring, ohne Titel (1985) In der plakativen Bilderwelt von Keith Haring haben Kinder mit ihrer Bewegung einen wichtigen Platz. Sie stehen für den Ausbruch aus einer festgefügten Welt. In der Art von Comics werden die Außenlinien betont und die Figuren wie Scherenschnitte vor einen unichromen Hintergrund gestellt. Ihre Energie äußert sich in starken, expressiven Bewegungen. Die Arme und Fäuste nach oben gestreckt, die Knie wie zum Absprung gekrümmt drücken sie Lebenswillen und eine umstürzende Kraft aus. Umsetzungsbeispiel für den Fächerverbund Musik-Sport-Gestalten – Klasse 5/6

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Musikauswahl Aus mehreren buntgemischten Musikstücken verschiedener Epochen und Musikarten (vokal und instrumental) wählen die Schüler passende Musik aus und begründen die Auswahl nach ihrer Wirkung Stimmen / Instrumente Dynamik / Tempo Text Musikart Zu Bild 1 “Menuett“ aus “Kleine Nachtmusik“ von W.A. Mozart Es handelt sich um einen höfischen Tanz im Dreivierteltakt, gespielt von einem Streichorchester. Das Stück ist sehr bekannt durch viele Bearbeitungen für Fernsehen und Medien – es ist auch eine Handy-Melodie und hat dadurch einen hohen Wiedererkennungseffekt. Die Assoziation zu prunkvollem Schloss und höfischer Kleidung liegt auch für Schüler nahe. Der Dreiviertel-Takt regt zum Tanz an, er eignet sich zum Drehen. Zu Bild 2 “We don´t need no education“ von Pink Floyd Die harte Rocknummer mit provozierendem Solo-Gesang (Wir brauchen keine Erziehung!) wirkt wie ein Aufruf bei einer Demonstration und die eingeblendeten Kinderstimmen wie ein Sprechchor dazu. Ausgehend vom Text des Liedes findet sich die Beziehung zum unglücklich wirkenden Kind vor einem kahlen Schulgebäude. Die Ablehnung schulischer Erziehung wird ausgedrückt. Zu Bild 3 Experimentelle Musik Klangspiele mit sphärischen und meditativen Klängen verdeutlichen den schwebenden, fließenden Charakter der Figurenwelt von Juan Miro. Zu Bild 4 Hip-Hop-Titel Zur flotten, stark rhythmischen Bewegung in der Musik passt das Bild von Keith Haring. Der Rap mit seinem eruptiven Charakter und seinen plakativen Aussagen entspricht den knalligen Farben und den vereinfachten Formen des Bildes. Wir wählten eine Disco-Musik mit den bekannten Jazztanz-Elementen. Bewegungselemente Zu Bild 1 Steif auf einem Stuhl sitzend, in einem Reifrock, nimmt die Prinzessin von den Hoffräulein Aufmerksamkeiten und Requisiten (Schmuckstücke, Schminken, Kämmen usw.) entgegen. Zu den Klängen des Mozart-Menuetts fordern die Hoffräulein die Prinzessin zum Tanz auf. Die Aufstellung erfolgt in drei Kreisen zu je vier Kindern. Die Tanzschritte werden dem Alter der Kinder entsprechend vereinfacht. Es geht um das Erleben tänzerischer und musikalischer Grundformen.

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Zwei Schrittfolgen werden gelernt: langsame Gehschritte im Kreis mit leichter Erhebung auf Zählzeit 3 (vereinfachter Menuettschritt) Mühle: Alle rechten Arme werden ausgestreckt, die Hände aufeinandergelegt und rechts herum getanzt (links gegengleich) Als Gegenpol zu den gemessenen Bewegungen der Tanzenden, laufen verschmitzt und schnell einige Kinder durch die Tanzformation hindurch, sie verkörpern den Gnom und den Hund – beide sind nicht in den Tanz integriert und doch wichtige Spielpartner, die ihre eigene Form der Bewegung gefunden haben. Zu Bild 2 Ein Kind hüpft mit dem Seil zur Musik von Pink Floyd. Mit einem Wechsel der Musik kommen weitere Kinder hinzu, die fröhliche miteinander Ball spielen und Gummitwist hüpfen. Diese Kinder sind in Kontakt zueinander, während das erste Kind keine Kommunikation zu den anderen aufnehmen kann. Sie, die glücklich spielenden Kinder, zeigen das Gegenteil von der kalten Einsamkeit des ersten Kindes. Zu Bild 3 Freie, spielerische Bewegungen zur experimentellen Musik werden mit Hilfe verschiedenen Requisiten ermöglicht. Vier Schüler beginnen mit flexiblen Kunststoffröhren, weitere kommen von links und rechts mit ausgeschnittenen Elementen aus der Formenwelt des Bildes hinzu, sie schieben sich übereinander und aneinander mit weichen, wiegenden Bewegungen vorbei, um sich später zu einer neuen Form zu gruppieren und darin zu erstarren. Zu Bild 4 Jazztanz-Formationen (Seit- und Kreuz-Schritte mit Arm und Kopfbewegungen) und schnelle akrobatische und turnerische Bewegungen werden miteinander kombiniert. Es entsteht eine Choreografie mit Hüpfbewegungen, Handstand, Radschlagen und zum Schluss eine Menschenpyramide. Vorstellbar wären auch zu einer Hip-HopMusik entsprechende Breakdance-Elemente.

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Kostüme und Requisiten Zu Bild 1 Aus Draht und Zeitungen werden Reifröcke für Prinzessin und Hoffräulein hergestellt. Dazu tragen die Tänzer ein schlichtes weißes T-Shirt. Gnom und Hund tragen schwarze Gymnastik-Kleidung und eventuell einen Dreieckshut aus Zeitungspapier.

Zu Bild 2 Die Schüler benötigen ein Hüpfseil, mehrere Softbälle und Gummitwist. Die Mädchen tragen einfarbige rote oder blaue Röckchen, dazu weiße T-Shirts. Zu Bild 3 Getragen wird einfarbige schwarze, lange Gymnastikkleidung. Flexible Kunststoffröhren von etwa 1,5 Meter Länge und 6-7cm Durchmesser können schöne Kreis-, Spiral- oder Ellipsenformen bilden. Die Formen aus dem Bild, Augen, Nase, Mund werden einzeln auf KAPA-Platten mit Dispersionsfarben gemalt und ausgeschnitten. Das mandelförmige Auge hat etwa die Breite von einem Meter.

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Zu Bild 4 Die Schüler tragen schwarze Turnkleidung. Sie benötigen keine weiteren Requisiten. Aufführung Zur Aufführung eignet sich eine Bühne mit einer weißen Leinwand im Hintergrund, hinter der sich die Akteure umkleiden können – oder ein separater Umkleideraum. Auf die Leinwand werden mittels Beamer oder (zwei) Overheadprojektoren die Bilder projeziert. Die Musik wird über einen CD-Player eingespielt. Grundsätzlich sind auch Spiel-Mit-Sätze zu den Stücken oder Live-Musik möglich. Die Einblendung der Farbfolien wird variiert: Zu Bild 1 Erst am Ende des Menuetts wird das Bild von Velazquez eingeblendet. Daraufhin erstarren die Akteure. Schön ist das Überblenden der Tänzerinnen in ihren hellen Zeitungs-Reifröcken. Reales Bild und Abbildung verschmelzen.

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Zu Bild 2 Das Bild „Seilspringendes Mädchen“ wird bereits zu Beginn projeziert und bleibt bis zum Einfrieren der Formation am Ende des Musikstückes sichtbar. Zu Bild 3 Zunächst spielen die Schüler mit ihren Requisiten und bewegen sich frei auf der Bühne. Erst im Laufe des Musikstückes wird die stark farbige Abbildung von Miró eingeblendet. Die Überblendung bleibt bis zum Ende bestehen, wenn die Bewegungen einfrieren.

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Zu Bild 4 Im Verlauf der Tanzformation wird in rhythmischen Abständen die Abbildung von Keith Haring eingeblendet. Am Ende erstarren die Akteure.

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II Unterrichtsorganisation Unterrichtsform Zunächst wird in der Klasse die Bildbetrachtung und die Auswahl der Musikstücke vorgenommen. Daran sind alle Schüler beteiligt. Nun wird in Gruppen weitergearbeitet. Jede Gruppe realisiert die Aufführung zu einem ausgewählten Bild mit allen Arbeitsanteilen. Es werden Aufgaben aus den verschiedenen Bereichen übernommen: Herstellung von Requisiten und Kostümen, Erprobung von Bewegungselementen und das Einüben von Aufführungsteilen.

Zusammenarbeit im Fächerverbund In den ausgewiesenen Stunden für Musik-Sport-Gestalten wird das Aufführungsprojekt erstellt. Die beteiligten Kollegen arbeiten zusammen. Zeitliche Struktur Pro Woche stehen in Klasse 5 und 6 fünf Stunden für die Zusammenarbeit im Fächerverbund Musik-Sport-Gestalten zur Verfügung. Zur Probenarbeit empfiehlt es sich, mit den beteiligten Kollegen zeitgleich zu unterrichten. Dies erfordert eventuell eine Umorganisation des Stundenplans. Für die Erarbeitung einer gelungenen Aufführung sind vier bis sechs Wochen notwendig. Medien und Materialien Auf Wunsch kann bei den Autorinnen eine Video-Dokumentation eingesehen werden.

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