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k u n de n m aga z i n • Heft 7 • mai 2017

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Happy 20th birthday! Das Internet war noch jung, als 3m5. an den Start ging. Zusammen haben die beiden viel erlebt. Ein Rück- und Ausblick.

Schatzkammer

Das Dorotheum ist das größte Auktionshaus Kontinentaleuropas. Dank Digitalisierung und 3m5. bietet die ganze Welt mit.

Speisekammer

Heute schon gekocht? Man muss nicht alles selbst machen. Gourmetcaterer Sander serviert, 3m5. programmiert.

Inhalt

NACHRICHTEN

2 TYPO3-Kongress · enviaM · SBB Cargo · Sander · PVS



USE CASE

24 Aufgetischt Vom Luxushotel bis zum Kindergarten – Catering-Riese Sander hat das passende Menü. Den Shop hat 3m5. überarbeitet



30 Gehandelt enviaM versorgt den Osten Deutschlands mit Energie – 3m5. unterstützt den Versorger bei der Digitalisierung







TITELTHEMA

10 Start-ups im Wandel Wer vor 20 Jahren ein IT-Unternehmen gründete, hatte es schwerer als heute? Dafür spricht viel, sagen Experten. Eine gute Idee braucht man immer noch









8 An der Wiege von 3m5. Wo das Dresdner IT-Unternehmen gegründet wurde, geht es hoch her. Ein Besuch in der renovierten Studentenbude 13 Die Digitalisierer Viele Agenturen sind noch nicht digital ready, sagt Birgit Baier. Und: IT-Kompetenz liegt heute nicht auf der Straße, sondern muss hart erarbeitet werden





15 Weißt du noch?





22 Happy birthday!

3m5. blättert im Fotoalbum und findet Geschichten aus der IT-Steinzeit. Einige wirken bis heute Zu einem Geburtstag gehören Gratulanten. Einige alte Weggefährten haben Glückwünsche zum 20. Jubiläum übermittelt

WEBWISSEN

26 Magische Realität In den nächsten fünf Jahren werden Virtual und Augmented Reality die Welt verändern. Zum Guten und zum Schlechten, sagt VR-/AR-Experte Dr. Kimo Quaintance





34 Chatbots im Kundendienst Sind virtuelle Callagents der Trend des Jahres? Die Versicherungsbranche bereitet sich schon mal auf die technische Service-Revolution vor





36 Beste Blogger





40 Sicher ist nicht schwer

3m5. und TU Dresden untersuchen zum ersten Mal die Blogosphäre der Versicherungsbranche. Die Studie im Überblick Wer einige Grundregeln bei der Programmierung beherzigt, macht kriminellen Hackern das Leben ein bisschen schwerer

VOR ORT

4 Zum Dritten Durch das Auktionshaus Dorotheum wandern seit 300 Jahren Kunstschätze aus ganz Europa. Die Digitalisierung hilft. Besuch beim 3m5.-Kunden in Wien



ÜBER UNS

32 Informatik-Talente Wer Programmiersprachen spricht, wird auf der ganzen Welt verstanden: gute Aussichten für zwei Studenten, die 3m5. mit einem Stipendium unterstützt





42 Kick it!





43 GameJam · First Lego League



KONTAKT

Obwohl es zum Sieg nicht reichte, erzielte das 3m5.-Team andere Erfolge beim weltmeisterlichen Tischfußball-Turnier

44 Recruitingmesse, Freiberg · Web- und IT-Meetup, Dresden · Versicherungsforen, Leipzig

editorial

Betreff:

20 Jahre Start-up

liebe leser! War früher alles besser? Natürlich nicht. Wer heute ein Start-up gründet, findet bessere Bedingungen vor als wir vor 20 Jahren. Gründer haben heute kompetente Ansprechpartner in Banken, bei Wirtschaftsberatungsunternehmen, bei Universitäten. Trotzdem gibt es heute nicht mehr so viele Gründer wie Ende der 1990er Jahre. Schade eigentlich. Denn heute gibt es eine technische Infrastruktur, von der wir vor 20 Jahren noch nicht einmal träumen konnten. Riesige Speicher, schnelle Prozessoren und hochperformante Datenverbindungen. Und das alles wird demnächst noch einmal besser, schneller, leistungsfähiger. Würde ich wieder gründen? Auf alle Fälle! Es gibt so viele Ideen, die umzusetzen sich lohnen würden. Das Internet hat ein riesiges Potenzial, die Digitalisierung nimmt gerade erst Fahrt auf. Virtual und Augmented Reality verändern die Welt. Was da genau in den nächsten fünf Jahren auf uns zukommt, haben wir für dieses Magazin mit dem Education Strategist Dr. Kimo Quaintance besprochen. Außerdem haben wir uns ein bisschen mit uns selbst beschäftigt, mit unserer Geschichte und Geschichten aus 20 Jahren 3m5. Wir haben zum Beispiel das Wohnheim besucht, in dem Stefan Jahn und ich im Jahr 1997 unser Start-up gegründet haben – jeder mit 100 Mark und einen Rechner. Unser altes Apartment ist kaum wiederzuerkennen, statt 14 Studenten leben heute fünf in der Wohneinheit, die damals 3M5 hieß – 3. Stock, Mitte, Einheit 5. Zur Geburtstagsstimmung passen zwei neue Kunden, die wir in diesem Heft begrüßen und auch gleich mit Use Cases vorstellen dürfen – der Gourmetcaterer Sander und der Energieversorger enviaM. Einem anderen sehr spannenden Kunden, dem Auktionshaus Dorotheum, haben wir vor Ort in Wien einen Besuch abgestattet. Auch im 300 Jahre alten Traditionshaus weht der Wind der Digitalisierung durch die ehrwürdigen Flure – und trägt jede Menge Kundschaft aus der ganzen Welt herein. Viel Spaß mit unserem Kundenmagazin wünscht Ihnen

Michael Eckstein Geschäftsführer 3m5.

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3m5.

Nachrichten

Globale Logistik

3m5. baut Messeportal für SwissMovers und SBB Cargo Für SwissMovers hat 3m5. ein Portal entwickelt, mit dem sich die Schweizer Logistikprofis bei der transport logistic im Mai in München präsentieren. Schon seit fünf Jahren unterstützen die Dresdner den Interessenverbund bei der weltgrößten Logistikmesse. Zu den SwissMovers gehört die SBB Cargo AG, die sich als integriertes Unternehmen vorstellt und mit dem Bereich Asset Management sowie den beiden Tochtergesellschaften ChemOil Logistics AG und SBB Cargo International vertreten ist. Mit von der Partie sind auch die Unternehmen Innofreight, ACTS AG, die Gateway Basel Nord AG sowie der Logistikcluster Basel und die Universität St. Gallen (HSG). Gemeinsam wollen sie Mobilitätsund Transport-Know-how vermitteln und Transportlösungen sowie konzep­ tionelles Wissen fürs öffentliche Verkehrssystem aufzeigen. Der gemeinsame Auftritt soll die Effizienz und die

Vernetzung der schweizerischen Logistik deutlich machen. Die Partner sind zum Teil mit eigenen Ständen im Ausstellungspavillon präsent und bieten spezielle Veranstaltungen für Kunden, Geschäftspartner und Besucher. Die zahlreichen einzelnen Termine, Meetings und Veranstaltungen werden im responsiven Messeportal abgebildet,

das für Tablets und Smartphones optimiert ist, dazu gibt es eine Seite mit Links und Apps und einen Messecountdown. Praktisch ist auch das Feature, mit dessen Hilfe sich Termine ganz einfach in den eigenen Outlook-Kalender exportieren lassen. > www.swissmovers.org

3m5. veranstaltet ersten TYPO3-Kongress

In München treffen sich Anwender des Open-Source-CMS

Keynote-Speaker Mathias Schreiber ist Geschäftsführer der TYPO3 GmbH.

Zum ersten Mal veranstaltete 3m5. einen Kongress, bei dem die praktische Anwendung des Open Source CMS TYPO3 im Mittelpunkt stand. User und Praktiker waren am 4. Mai zu der Veranstaltung in München eingeladen, die von der TYPO3 Association unterstützt wurde. 3m5. ist seit mehreren Jahren Gold Member der gemeinnützigen Organisation und implementiert TYPO3 in großen und mittelständischen Unternehmen. Die zertifizierten Entwickler und Integratoren von 3m5. verfügen über besonderes Know-how bei der der Internationalisierung von Unternehmensportalen. Sie haben einen speziellen Übersetzungsworkflow für TYPO3 im globalen Umfeld entwickelt. >>typo3kongress.3m5.de

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3m5.

nachrichten

Energieversorger handelt online

Gourmet-Menüs auf Bestellung

Portal für Geschäftskunden

Riese Sander ist neuer Kunde von 3m5.

Dienstleister enviaM bekommt neues

Lebensmittelhersteller und Catering-

Der größte regionale Energiedienstleister Ostdeutschlands ist neuer Kunde von 3m5. Für die enviaM-Gruppe entwickeln die Dresdner derzeit mehrere Webprojekte. Darunter ist ein Handelsportal für Strom und Gas, auf das Hunderte Stadtwerke Zugriff haben. Das B2B-Portal eSales ist eine HTML-/JavaScript-Anwendung, für die 3m5. das Frontend programmiert hat. Die enviaM-Gruppe versorgt rund 1,4 Millionen Kunden mit Strom, Gas und Wärme. Zur Unternehmensgruppe gehören die envia Mitteldeutsche Energie AG mit Sitz in Chemnitz sowie weitere Gesellschaften, an denen enviaM mehrheitlich beteiligt ist. RWE hält Anteile an der Gruppe, ebenso rund 650 ostdeutsche Kommunen.  > mehr dazu auf Seite 30

Das Unternehmen Sander aus Rheinland-Pfalz ist einer der größten Lebensmittelhersteller und Catering-Dienstleister Deutschlands – und neuer Kunde von 3m5. Die Dresdner setzen bis zum Sommer den neuen Onlineshop um. Basis des Systems soll Shopware sein, eine Softwarelösung, die 3m5. als Solution Partner anbietet. »Wir freuen uns über den Kunden Sander, einen weiteren Marktführer aus dem deutschen Mittelstand«, sagt 3m5.-Geschäftsführer Michael Eckstein. »Mit unseren langjährigen Erfahrungen im eCommerce-Bereich können wir gut auf die komplexen Anforderungen des Kunden eingehen.« >>mehr dazu auf Seite 24

Responsive und mit Shop PVS beauftragt 3m5. mit Relaunch des Onlineportals Die Privatärztliche Verrechnungsstelle Baden-Württemberg (PVS BW) hat 3m5. mit dem Relaunch ihres Onlineportals beauftragt. Die Institution betreut Tausende Ärzte aus dem niedergelassenen und stationären Bereich in Süddeutschland. Sie erstellt die Rechnungen für privatärztliche Leistungen und prüft sie auf Vollständigkeit, Plausibilität und Konformität mit der Gebührenordnung der Ärzte (GOÄ). Außerdem übernimmt sie die Korrespondenz mit Patienten, Kostenträgern, Versicherungen sowie das gesamte Forderungsmanagement. »Wir freuen uns über den neuen Kunden aus dem Gesundheitsbereich«, sagt 3m5.-Geschäftsführer Stefan Jahn. »Wir haben seit vielen Jahren Erfahrung

bei Abrechnung und Datenverarbeitung im Gesundheitswesen und haben hier bereits für mehrere Kunden Webportale umgesetzt.« Das Portal der PVS-Gruppe soll komplett überarbeitet und responsive werden. Dazu wird als neues professionelles CMS TYPO3 eingeführt. Als neues Feature entwickelt 3m5. eine Anwendung, über die Veranstaltungen der zur Gruppe gehörenden Akademie direkt gebucht werden können. Die verschiedenen Seminare der Akademie sollen hier übersichtlich dargestellt werden und nach verschiedenen Kriterien filterbar sein. Zusätzlich variieren Preis, Ort, Uhrzeit und Referent bei jedem Seminar. Die Seminare sind dann einfach

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3m5.

Der Sitz der Privatärztlichen Verrechnungsstelle Baden-Württemberg in Stuttgart.

buchbar und mit dem internen Customer-Relationship-Management-System verknüpft. Die Akademie hat sich auf Seminare rund um das Thema Privatliquidation spezialisiert. Abgerundet wird das Angebot durch Abrechnungsthemen sowie Schulungen in den Bereichen Organisation, Prozessmanagement, Kommunikation und Recht. > www.pvs-bw.info

vor ort

In der

Schatzkammer Europas Die Digitalisierung geht voran im zweitältesten Auktionshaus der Welt – 3m5. hat sich bei seinem Kunden in Wien umgeschaut

D

ie Auktion an diesem Tag ist eine besondere. Versteigert werden historische wissenschaftliche Instrumente und Globen, klassische Fotoapparate und Zubehör. Was hier alles angeboten wird, ist eine Etage tiefer ausgestellt, im ersten Stock des Palais Dorotheum im Herzen von Wien. Sonnenuhren, ein seltenes 3D-Modell des Vesuvs, ein 250 Jahre altes Tellurium,

das mithilfe einer Mechanik die Bahn des Mondes um die Erde zeigt. Die Auktion wirkt wie ein Relikt aus einer anderen Zeit – mit realen Kunstschätzen, Saalpublikum und telefonischen Geboten. Doch die Digitalisierung greift längst um sich im 300 Jahre alten Auktionshaus: Ein Teil der Versteigerungen

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3m5.

vor ort

findet bereits komplett online statt, viele Gebote für normale Auktionen gehen über das Internet ein. 3m5. arbeitet gerade daran, dass alles im Dorotheum noch digitaler wird: Für das bedeutendste Auktionshaus Kontinentaleuropas setzt das Unternehmen derzeit das Webportal neu auf und aktualisiert es auf die neue TYPO3-Version CMS 8 LTS. Das schafft die Basis für alle Onlineaktivitäten der nächsten Jahre. Zudem erhält der Bereich Onlineauktionen ein Update. Dass online versteigert wird, hat dem Dorotheum eine sehr viel größere Reichweite gebracht als zu der Zeit, als Gebote ausschließlich vor Ort abgegeben wurden und man für die Betrachtung eines Gegenstands extra in die österreichische Hauptstadt reisen musste. Für Dinge, die nicht in Katalog­ auktionen versteigert wurden, musste man ohnehin vor Ort erscheinen. Heute steht alles im Netz – von den Auktionskatalogen mit den historischen Schätzen bis hin zur aktuellen Schmuckkollektion des Hauses. »Das Dorotheum ist heutzutage der größte Schmuckhändler Österreichs«, sagt Pressesprecherin Doris Krumpl. Auch das lockt Menschen an – online und offline. Täglich strömen Touristen und Einheimische ins Dorotheum gegenüber der Hofburg. »Unsere Besucher lieben es hier, für viele ist es wie ein Besuch im Museum mit anschließendem Gustieren im Café.« Wiener kommen auch, um

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3m5.

Die Ausstellungen im großen Foyer wechseln alle paar Wochen (links). Versteigert (oben, v. l.): seltene Brosche, naturalistischer Schädel aus weißem Marmor, Meissener Porzellan für Katharina die Große. Unten, v. l.: Mariage-Uhr (ein Taschenuhrwerk im Armbanduhrgehäuse), Sessel des berühmten Architekten Adolf Loos, Diamantcollier.

das projekt

Dorotheum & 3m5. Projekt: Relaunch des Onlineportals und des OnlineAuktionstools Leistungen: Konzeption, Umsetzung/Programmierung, Service Projektleitung: Stefan Jahn Projektteam Dorotheum: Robert Eichhorn, Philip Stempel Programmierung: Robert Heinig, Felix Schulze Technologie: TYPO3 CMS 8 LTS

vor ort

geschichte

Das Dorotheum 1707 gründete Joseph I. das Versatz- und Fragamt zu Wien, auf dem Programm standen regelmäßig Auktionen, ab 1787 dann am heutigen Standort im damaligen Dorotheenstift. Im Jahr 1901 weihte Kaiser Franz Joseph das neue Auktions­haus Dorotheum ein, das auf den Festen des alten Stifts errichtet worden war. 2001 wurde der Staatsbetrieb privatisiert und an ein Konsortium verkauft, heute liegt das Unternehmen mit 800 Mitarbeitern in den Händen der beiden Geschäftsführer Martin Böhm und Lucas Tinzl.

Moderne Kunst spielt eine immer wichtigere Rolle im Auktionsprogramm.

100 Experten betreuen fachlich 40 Sparten – von Alten Meistern über Skulpturen bis zur zeitgenössischen Kunst, zu Plakaten, Reklame und Comics. Das Dorotheum ist das größte Auktionshaus Kontinentaleuropas – die Flaggschiffe der Branche sind Sotheby’s in London und Christie’s in New York. Es ist nach dem Auktionsverk in Stockholm das älteste Auk­tionshaus der Welt.

Eine Besucherin betrachtet vor einer Auktion ein Gemälde.

Es gibt 600 Auktionen im Jahr, davon 100 Auktionen, für die extra ein Katalog angelegt wird und deren Exponate etwa zehn Tage vor dem Termin im Dorotheum ausgestellt werden. Für alle Gegenstände, die versteigert werden, kann man online Gebote abgeben. Zahlreiche Repräsentanten vertreten das Haus in 30 Filialen im Ausland, darunter in London, Brüssel, Paris, Mailand, Rom, München, Düsseldorf und Prag.

Fast wie ein Museum steht das Haus ganzjährig Besuchern offen.

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3m5.

vor ort

Carl Theodor von Piloty und Franz Adam schufen das Ölgemälde von Kaiserin Elisabeth von Österreich als PrinzessinBraut zu Pferd in Possenhofen, 1853 (links). Unten: Stiefeletten der Kaiserin, Seide mit Spitzenbesatz, erzielter Preis: 75 000 Euro.

Antiquitäten und Gemälde schätzen zu lassen, vormittags, links und rechts der Eingangshalle. »Manche denken, sie haben einen Goldschatz zu Hause, viele muss man dann leider enttäuschen«, sagt Doris Krumpl. Aber: »Viele sind auch überrascht, welche Werte sie besitzen.« Das Dorotheum sei ein permanenter Umschlagplatz von Kunstgegenständen. Denn so volksnah das Haus ist, so exquisit sind einige der kunsthistorischen Schätze, die in den Nebengelassen des Palais aufbewahrt werden. Insgesamt gibt es 100 Experten für 40 Sparten, die alles bewerten und schätzen. Der wertvollste Besitz, der hier wie alles kommissarisch für den Eigentümer bis zur Versteigerung gehütet wird, ist derzeit ein Gemälde, das hier alle die Sisi nennen. Eine Entdeckung, die international für Aufsehen gesorgt hat, nicht nur unter Kunsthistorikern. Es handelt sich um ein Porträt von Elisabeth, der späteren Kaiserin von Österreich, aus jener Zeit, als sie sich mit dem jungen Franz Joseph verlobt hatte. Sie war 15 Jahre alt und zeigt sich auf ihrem Lieblingspferd. »Hier nahm die ganze Geschichte ihren Anfang, die ganzen Schicksalsschläge lagen noch vor ihr. Auch dieses Bild zeigt sie ohne ein Lächeln, wie alle Porträts«, sagt Caroline Ghiringhelli. Die Kunsthistorikerin hat gemeinsam mit einem ganzen Team von Experten an dem Bild geforscht, darunter Dimitra Reimüller, die den Bereich Gemälde des 19. Jahrhunderts leitet, die Kunsthistorike-

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rin Bianca Hawel und Georg Ludwigstorff, Experte für alle Fragen rund ums Kaiserhaus. Das Expertenteam hat das Bild vor einigen Monaten inspiziert, als es ans Dorotheum herangetragen wurde. Von wem? »Da sind wir sehr diskret«, sagt Doris Krumpl. »Ich kann nur sagen, es stammt aus dem Privatbesitz von Nachfahren des Hauses Habsburg.« Die Sensation ist, dass von diesem bekannten Bild – eine Kopie hängt in den Kaiserappartements in der Hofburg – nun das Original aufgetaucht ist. »Es war eines der persönlichsten Besitztümer von Kaiser Franz Joseph«, sagt Caroline Ghiringhelli. »Er hatte es von Sisi im Verlobungsjahr zu Weihnachten bekommen und von da an 60 Jahre über seinem Bett hängen.« Nach Redaktionsschluss kam das wertvolle Gemälde zur Auktion. Die Schätzungen beliefen sich auf 350 000 Euro, es war aber zu erwarten, dass die Gebote wesentlich höher ausfallen. Auch dank des Internets – schließlich bieten bei so einem Schatz Personen und Institutionen auf der ganzen Welt mit. Auch bei der Auktion der historischen Messinstrumente konnten sich die Summen sehen lassen, die über den Tisch gingen. Das höchste Gebot gab es für ein seltenes Reisebarometer mit Elfenbeinfuß, das für über 30 000 Euro unter den Hammer kam. Wobei der im Dorotheum nur symbolisch ist. Denn wenn der Zuschlag erteilt wird, besiegelt der Auktionator hier mit einem Glöckchen den Deal. 

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Lieber was

Solides

An der Wiege von 3m5. geht es lustig zu wie früher – ein Besuch in einer besonderen Studenten-WG in Dresden

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D

er Weg in die Vergangenheit des IT-Unternehmens 3m5. führt zunächst ins Archiv des Dresdner Studentenwerks. Denn das Zimmer im Wohnheim Wundtstraße 3, in dem die heutigen Geschäftsführer Stefan Jahn und Michael Eckstein ihre Internetfirma vor genau 20 Jahren gründeten, existiert in seiner damaligen Form nicht mehr. »Die Grundrisse sind bei der Sanierung Anfang der 2000er Jahre verändert worden«, sagt Sprecherin Dr. Heike Müller.

was es noch gibt, ist die wohneinheit, aufgeteilt in fünf Einzelapartments, drei Bäder, Gemeinschaftsküche. »Vor 20 Jahren wohnten hier bei Vollbelegung 14 Studenten«, sagt Stefan Jahn. »Doch voll war es zu unserer Zeit nicht, weil dieses Wohnheim nicht den besten Ruf hatte.« Schlechter Bauzustand, unsauber, aber beste Lage in Uni­ nähe. Und Ende der 1990er Jahre preisgünstig und mit mehr Platz als in den sanierten Häusern. Eckstein und Jahn bewohnten zu zweit ein Vierer-Zimmer, das gerade so Raum für Rechner und Monitore bot. Riesenvorteil: »Wir waren hier über das Wohnheimnetz an das Netzwerk der Uni angebunden, das für die damalige Zeit eine sehr gute Internetverbindung hatte.« Das mit dem schlechten Ruf des Heims hat sich geändert. »Diese Wohnheime gehören zu unserem Vorzeigekomplex«, sagt Heike Müller. Inklusive Kita, Mensa und Fitnessstudio. Hier werden 1600 Plätze für Studenten der Dresdner Hochschulen angeboten, besonders viele kommen aus den Fachbereichen Mathematik und Naturwissenschaften. Zur Wohneinheit im dritten Stock geht es durch einen langen Gang, der seit der Sanierung grellgrüne Scheußlichkeit verbreitet. Die Farbe hat Studenten schon in die Flucht geschlagen, hört man. Die fünf anderen Hochhäuser des Komplexes sind rot, weiß oder blau.

hier wohnen also die unerschrockenen – noch immer? »Ich mache nie das Licht an, wenn ich hier durchlaufe«, sagt Bettina. Die 20-Jährige wohnt in einem der Einzelzimmer der Einheit, in der vor 20 Jahren die 3M5 war. Ansonsten scheint sie nichts zu fürchten – selbst eine WG mit vier Männern nicht. »Wir finden es alle toll hier, die WG funktioniert und sogar der Putzplan wird eingehalten«, sagt Bettina. »Mein Vater hat als Student auch in einem Dresdner Wohnheim gewohnt – der sagt mir immer, wie schön ich es hier hab.« Sie alle studieren Physik, Elektrotechnik oder Mathematik, Bettina ist auf dem Weg zur Molekular-Biotechnologin. Wie lebt es sich hier, in der Wiege von 3m5.? Mitbewohner Lukas: »Ich hätte nicht gedacht, dass hier im Studentenwohnheim mal eine Firma gegründet worden ist.« Warum eigentlich nicht? Würden Studenten von heute so etwas auch machen? Nachdenken, Kopfschütteln. Bettina: »Dabei ist es heute eigentlich ganz normal, ein Startup zu gründen, die Infrastruktur ist besser als damals, es gibt strategische und finanzielle Unterstützung, damals gab es das nicht.« Mitbewohner Burkhard: »Da musst du aber auch eine super Idee haben.« Bettina: »Ich kenne einen, der hat schon drei gehabt.« Sie meint den Gründer eines Start-ups, für das sie einmal gejobbt hat – in Berlin, der deutschen Start-up-Hauptstadt. Aus den ersten beiden wurde nichts, die Idee für das dritte Unternehmen funktioniert bis heute. »Ich will lieber etwas Solides machen«, sagt Andreas, der 28-jährige Elektrotechnik-Student, der demnächst sein Di­ plom in der Tasche hat. Sagt er und stößt mit den Kollegen auf 3m5. an. In der Gemeinschaftsküche steht ein Stapel Bierkisten. Ein bisschen wie früher – aber nicht ganz. Stefan Jahn: »Bei uns standen die auf dem Balkon – drin war kein Platz.«

»Ich hätte nicht gedacht, dass hier im Studentenwohnheim mal eine Firma gegründet worden ist.«

Die Wohnheim-WG heute und damals: Wo 2017 fünf Studenten in Einzelzimmern leben, waren vor 20 Jahren mehr als doppelt so viele untergebracht. Foto rechts: Die 3m5.-Gründer bei der Arbeit.

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3m5.

thema

Zwischen

Risiko und

Wahnsinn

IT-Start-ups waren noch nie so im Trend wie heute. Gründerfieber ist dennoch nicht ausgebrochen

F

ür Start-ups der IT-Branche sind heutzutage eigene Bereiche auf Trendmessen reserviert, spezialisierte Bankberater betreuen junge Gründer in ex­ tra Abteilungen und statten sie zum Teil großzügig mit Krediten aus, Plattformen stellen Gründungswissen zur Verfügung. Die Frage: Haben es Start-

ups heute generell leichter als vor 20 Jahren, als 3m5. gegründet wurde? Wird heute deshalb mehr gegründet? Ein Blick in die deutsche Gründerszene. antworten zu finden, ist schwieriger als gedacht. Beim Bundesverband der Digitalwirtschaft schüttelt

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man den Kopf – 20 Jahre alte Zahlen gibt es dort nicht, der Verband war noch nicht gegründet und 1997 klingt nach Internetsteinzeit. Selbst beim Statistischen Bundesamt dauert es eine Weile, bis Zahlen gefunden sind. Der Grund: Die IT-Branche wurde noch unter der Rubrik Datenverarbeitung und

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Datenbanken erfasst und das meinte alles Mögliche: von Hardwareberatung bis zur Instandsetzung von Büromaschinen. Und das Augenmerk auf Startups gab es vor 20 Jahren auch noch nicht so wie heute. Dagegen lässt sich ein Vergleich ziehen mit der heißen Dotcom-Phase Anfang der 2000er: Werden heute etwa 750 000 Unternehmen im Jahr gegründet, waren es damals doppelt so viele. Gründe dafür gibt es genug – heute bremsen vor allem der leergefegte Stellenmarkt für Fachkräfte und mangelnde Risikolust das Gründerfieber. Dabei passiert gerade im IT-Bereich immer noch extrem viel. Daniel Hüfner vom Branchenmagazin t3n sieht besonders in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Fintech bzw. Blockchain spannende Entwicklungen im Start-up-Bereich: »Vor allem vor dem Hintergrund der zunehmenden Automatisierung in der Arbeitswelt werden Künstliche Intelligenz und Machine Learning in den nächsten Jahren zu weitreichenden Veränderungen führen. Jahrelang gehypte Trends wie das Internet der Dinge oder Virtual Reality sind zudem aus ihren Kinderschuhen herausgewachsen.«

Grüße aus der IT-Steinzeit – Equipment anno 1997.

Doch selbst wenn man alle Zahlen hätte – die Auswertung der Statistik erfasst nicht, wie hoch das innovative Potenzial von Start-ups ist, noch erfasst sie, was aus ihnen geworden ist. Der Wirtschaftsexperte Marius Sternberg relativiert deswegen auch: »Man muss einfach schauen, worauf sich solche Zahlen beziehen. Ich sehe weiterhin viele Start-up-Gründungen von hoher Qualität – aber auch Hasardeure.« Was Ende der 1990er noch als ir-

gendwas mit Internet belächelt wurde, ist fast 20 Jahre später eine harte Währung im globalen Wettbewerb geworden. Heute heißt der Trend Digitalisierung und durchdringt alle Branchen. Sternberg: »Der internationale Wettbewerb wird in Zukunft noch stärker werden und einige Ideen sind aufgrund von Vorschriften, etwa in den Bereichen Datenschutz oder Biotechnologien, in Deutschland nicht umsetzbar.« Dennoch trägt das freie Unternehmertum

Anzahl der Gründer in Deutschland

von 2000 bis 2015. Im Jahr 2000 gab es rund 1,29 Millionen Unternehmensgründer. Quelle: Statista

1,75 1,5 1,25 1,0 0,75 0,5 0,25 0

Millionen

2000

2005

2010

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2015

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in hohem Maß zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und zur Entwicklung von fact box Konkurrenzfähigkeit bei. Daniel Hüfner zieht den Vergleich zu den Anfangsjahren der New Economy: »Es war nie leichter als heute, ein Start-Up Der erste Lebenszyklus einer neu gegründeten Firma heißt Start-up. Doch zu gründen. Die Rahmenbedingungen nicht jeder neue Lampenladen um die Ecke ist deswegen gleich ein Startfür deutsche Gründer sind verglichen mit up. Am Anfang stehen fast immer eine bahnbrechende Idee und oftmals der Dotcom-Zeit ganz andere. Das hat geringe finanzielle Ressourcen, die (Achtung, Klischee!) durch selbstaussich alles stark professionalisiert.« beuterische Nachtschichten in Garagen und/oder großzügiges VentureZum einen gebe es nun ein umtrieCapital wettgemacht werden. Der Erfolg eines Start-ups hängt dann vom biges Netzwerk an Business Angels und branchenabhängigen Innovationsgrad und dem Wachstumspotenzial ab. Im besten Fall ist beides überdurchschnittlich vorhanden – auch hier liegt finanzkräftigen Venture-Capital-Firmen, der Unterschied zum Lampenladen auf der Hand. die Geld (strategisch sinnvoll und weniger spekulativ) in Start-ups investieren. Zum anderen könnten Start-ups – über die angesagten Städte wie Berlin oder Hamburg hinaus – ein dichtes Angebot an Gründungsberatungen, Co-WorkingSpaces und Accelerator-Programmen in mierende Erfolge.« Auch Journalist vor 20 Jahren nur träumen konnten. Anspruch nehmen. Hüfner sieht einen gesellschaftlichen Dennoch scheuen sich die meisten vor Wer heute ein hippes Unternehmen Wandel: »Es gibt eine wachsende dem Sprung ins kalte Wasser: Geragründet, kann sich vor lauter Hilfspro- gesellschaftliche Akzeptanz für das de einmal 29 Prozent der Deutschen grammen kaum retten, scheint es: die Thema Gründen. TV-Shows wie Die würden sich laut einer EU-weiten ErEU fördert, der Bund, hebung derzeit für Länder und Kommueine Unternehmensnen. Und selbstvergründung entscheiständlich gibt es Beden. Vor zehn Jahratungsunternehmen, ren lag dieser Wert die Start-ups durch noch bei 41 Prozent. diesen bürokratischen Diese Entwicklung Marius Sternberg, Start-up-Experte bei KPMG Dschungel hindurch ist, volkswirtschafthelfen. lich gesehen, bedenklich. Zu gründen doch geld ist nicht alles. Höhle der Löwen tragen das Thema in bedeutet immer, ein Risiko einzuge»Heute sind die vielfältigen Vernet- deutsche Wohnzimmer und leisten ei- hen. Aber ohne ein bisschen Wahnsinn, zungsmöglichkeiten nahezu uner- nen wichtigen Beitrag zur Förderung Übermut und Lust am Experimentieschöpfliche Ressourcen«, erklärt Ex- der Kultur des Scheiterns, die man in ren würde es milliardenschwere Unperte Sternberg. »Früher gab es für Deutschland lange vermisst hat.« Vor- ternehmen wie Google, Facebook oder Gründer kaum Reputation oder ani- aussetzungen also, von denen Gründer Amazon auch nicht geben.

Start-up

»Generell ist es heute leichter, eine gute Idee in den Markt zu bringen.«

Daniel Hüfner ist Redakteur und Chef vom Dienst beim Magazin t3n. Er schreibt über Start-ups, Technologien und digitale Geschäftsmodelle. Der studierte Wirtschaftsgeograf berichtete unter anderem schon als USKorrespondent aus dem Silicon Valley. Erreichbar bei Twitter unter: @hexitus

Marius Sternberg ist Start-up-Experte bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und Mitherausgeber des Deutschen Start-up-Monitors. Für diesen werden gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen jährlich die Entwicklungen der Szene ausgewertet und Entwicklungsprognosen gestellt.

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Agenturen

im Wandel

Bei der Digitalisierung sehen manche den Wald vor lauter Bäumen nicht. Birgit Baier von ACQUIA plädiert für kompetente Dienstleister

Wir sind vor 20 Jahren als reine Digitalagentur angetreten und dabei geblieben. Digital sind heute viele, aber wie digital ready sind nach Ihrer Erfahrung Agenturen in Deutschland wirklich? Und was bedeutet das überhaupt – Digital Readiness? Zuallererst einmal herzlichen Glückwunsch. 20 Jahre – damit zählt 3m5. zu den Vorreitern in Deutschland. Für mich bedeutet digital ready zum einen, dass man strategisch in der Lage ist, Kunden in Sachen Digitalisierung zu beraten, eine Digitalstrategie zu erarbeiten und somit die digitale Transformation mitzugestalten oder zu managen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Agenturen auch in der Lage sein müssen, diese Neuerungen zu implementieren oder zu integrieren. Digital Readiness kann auch bedeuten, dass eine Agentur Know-how für bestimmteTechnologien hat, die Implementierung aber einem technischen Partner überlässt. Wieder andere scheitern daran, dass sie technisch gut aufgestellt sind, allerdings beim Branding, UX-Design oder den User Interfaces schwächeln. Da sich das Umfeld und die Technologien so rasant weiterentwickeln, ist es für viele Agenturen schwer und kostenintensiv, sich auf dem neuesten Stand und ready zu halten.

Welche Technologien sind derzeit besonders gefragt – und wohin geht die Reise? Aus unserer Sicht steigt der Bedarf an technologischen Lösungen, die das wirkliche Problem adressieren, und das auf eine Art und Weise, die für das Unternehmen relevant und tragbar ist. Lösungen, die auf die neuen Digital-Customer-Interactions-Modelle eingehen, neue Customer Journeys berücksichtigen und helfen, Business zu transformieren, ohne es lahmzulegen. Aus unserer Sicht werden cloudbasierte und flexible Modelle und natürlich Open-Source-Systeme imme relevanter und attraktiver für Unternehmen, auch in Deutschland. Wie bewältigen Unternehmen die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse? Ist das bei den meisten eher ein Prozess – oder muss einer sagen, jetzt geht es los, und erst dann ändert sich wirklich etwas? Viele Unternehmen agieren verunsichert und sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Auch ist die eigene Wahrnehmung der Digital Readiness nicht synchron mit der Realität. Nur weil man eine gewisse Softwarelösung eingekauft hat,

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bedeutet das noch lange nicht, dass sie erfolgreich eingesetzt wird. Allerdings muss man auch an dieser Stelle anmerken, dass einige Unternehmen aufgerüstet haben, was internes Know-how anbelangt, was durchaus für die eine oder andere Agentur eine Herausforderung darstellen kann. Und wer gibt den Startschuss? Große Transformationsprojekte benötigen C-Level-Aufmerksamkeit, da sie einschneidende Veränderungen nach sich ziehen können. Ansonsten gilt die Regel: Sie und ich! Jeder muss mit ins Boot. Alle müssen an einem Strang ziehen, um das Unternehmen in die richtige Richtung zu steuern oder die Stellung zu halten. Ich freue mich auf die Zeit, wenn Marketing und IT zusammen agieren und sich nicht länger im Weg stehen. Was meinen Sie damit – warum stehen sich IT und Marketing im Weg? Seit Jahren gibt es einen Kampf zwischen Marketing und IT, das ist nichts Neues. Der Endverbraucher erwartet, dass eine Marke die Leistungen bringt, die heutzutage Standard sind. Und zwar in einer Art und Weise, die personalisiert und nicht creapy ist, also nicht so personalisiert, dass es gruslig wirkt. Dass sich die Technologie rasant verändert, erhöht den Druck in den Unternehmen. Bestehende Systeme auszutauschen, ist mit viel Aufwand und Kosten verbunden. Was auf der einen Seite nicht schnell genug geht, bedeutet mehr Komplexität auf der anderen Seite. Marketing begreift Technologie als eine Möglichkeit, ihren Zielen schneller näherzukommen. Für IT ist Technologie das Herz, um das es sich oft sorgt, weshalb Änderungen blockiert werden. Ich sehe allerdings derzeit eine Entwicklung, dass sich beide Seiten langsam annähern: Am erfolgreichsten sind Unternehmen, in denen die Marketing-Abteilung ein technisches Verständnis hat, besonders was die Komplexität und Vernetzungen anbelangt. Und in denen IT-Abteilungen etwas von Marketing verstehen und offen sind für neue Lösungen – selbst wenn das alte System von ihnen selbst eingeführt wurde. Welche Rolle spielen Agenturen bei der Digitalisierung? Eine ganze wichtige: Sie beraten strategisch, im Idealfall bauen sie die neue Technologie in das große Ganze ein, implementieren sie oder supervisen die Implementierung und erwecken sie zum Leben. Eine Software, die erfolgreich implementiert, aber nicht richtig eingesetzt wird, bringt keinen Mehrwert. Agenturen erwecken sie zum Leben. Deutsche Unternehmen suchen über 50 000 Fachkräfte im ITBereich – haben andere Arbeitsmärkte das gleiche Problem?

zur person Als Area VP Strategic Alliances & Operations kümmert sich Birgit Baier um den Vertrieb bei ACQUIA. Das Unternehmen mit Hauptsitz in den USA bietet Dienstleistungen rund um das Open-Source-CMS Drupal an und arbeitet dabei mit anderen Firmen zusammen, darunter 3m5.

Fachkräfte und gutes Personal werden immer gesucht, in allen Branchen, nicht nur in der IT. Umso besser, wenn man sich in einem Umfeld bewegt, das für viele spannend und zukunftsträchtig ist. Open Source ist ein spannendes Umfeld, das viele kreative und soziale Aspekte abdeckt, die mit den Bedürfnissen vieler Menschen im Einklang stehen. Wir sehen das mehr und mehr auch bei Unternehmen so. Wie finden Unternehmen denn gute Mitarbeiter und behalten sie auch? In der Vergangenheit bin ich immer direkt an Universitäten gegangen, habe Leute ausgebildet oder auch gern Quereinsteiger eingestellt. Am besten hält man Mitarbeiter, indem man sie mit Respekt behandelt und ihnen eine spannende Aufgabe übergibt. Indem man nach agilen Methoden agiert, Meinungen zulässt, die Mitarbeiter einbindet, ein gesundes Miteinander schafft und als Unternehmen klare Werte und Ziele kommuniziert. Respekt ist hier für mich hier das A und O. Wir wissen alle, wenn Menschen sich wohlfühlen, respektvoll behandelt werden und sich einbringen können, läuft es von selbst. Lokale Relevanz, eingebettet in Internationalität, ist auch nicht zu unterschätzen.

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3m5.

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20 Jahre

in Bildern Zurück in die Vergangenheit von 3m5.

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3m5.

, der die 3m5.dresen aus Köln t von Lennart An m m den orange­ sta an ion h at sic Die Illustr nnt. Er erinnerte ke n er 90 19 n l Eckstein s de damals Michae Gründer noch au rechts), mit dem n be (o C tt de farbenen Opel Ka isten. n zu Partys anre und seine Kollege

thema

mit Gruppenbild

rmenausflug

Pool beim Fi

Pack die Badehose ein! Die Firma verreist –

unter strengster Geheimhaltung Wie überrascht man eine Firma? Voraussetzung sind Geheimhaltung und falsche Fährten. So wussten an diesem Donnerstag im Mai nur zwei Personen, wohin der Firmenausflug wirklich führen sollte: die beiden Geschäftsführer Stefan Jahn und Michael Eckstein. Während sie am Telefon die letzten Absprachen mit den Betreibern einer Ferienfinca auf Mallorca trafen, freuten sich alle anderen auf ein Wochenende an einem tschechischen Badesee. Das Fake-Ziel war strategisch gewählt, denn nur so blieb die Packliste unverdächtig. Darauf standen Badehose und Personalausweis. Die Reisenden starteten in einem Dresdner Taxi, das jeden in der Morgendämmerung von zu Hause abholte. Sie fuhren zum Flugha-

fen der Stadt. Den meisten dämmerte hier, dass irgendetwas nicht stimmte. Andere glaubten weiter an Tsche­ chien. Aber wohin fliegt man, wenn das Nachbarland 50 Kilometer weiter beginnt? An der Check-in-Schlange kam das Ganze auch dem Letzten irgendwie  – na klar – spanisch vor. Die Chefs lösten das Rätsel auf. Auf nach Mallorca! Vier Tage Finca, Sonne, Pool. Ausflüge, Boot und Quad fahren, was man eben so macht auf der Insel. Und Arbeit? Ausdrücklich keine, kein Teambuilding oder Incentive-Getue. Heute ist der Mallorca-Ausflug bei 3m5. Tradition geworden. Die Idee dahinter: Wer gemeinsam etwas erlebt, vertraut sich auch im Job. Scheint zu

funktionieren. Nach dem ersten Mallorca-Ausflug entstand eine Art Vision davon, wie das Unternehmen in Zukunft aussehen soll. Maximal 200 Mitarbeiter soll es haben, nicht mehr. Spaß und Teamspirit bestimmen das Miteinander der Kollegen. Und das Unternehmen kauft eine Finca, die es den Mitarbeitern und ihren Kollegen auch privat zur Verfügung stellt. Bis es soweit ist, wird erst einmal weiter gemietet. Bei der Geheimhaltung über alle Details der Reise ist es geblieben. Und aus einer Finca sind längst zwei geworden.

Land unter vorm Büro

Infinity-Pool? Leider nein. Da kommt die Flut! Es war Anfang Juni 2013, als 2013 stieg Bürohund Paudie Elbe – und la unverhofft stieg bis zur Firm envilla und nicht ganz am Gauts chweg. freiwillig ihren eigenen InfinityPool direkt hinter dem Haus bekam: Die Elbe überflutete nach tagelangem Dauerregen in Dresden die direkt am Fluss gelegenen Stadtteile. Obgleich keine Jahrhundertflut wie 2002, stand 3m5. das Wasser in der Firmenvilla 300 Meter vom Fluss entfernt sprichwörtlich bis zum Hals. Über Wasser hält es sich am besten im Team, dachten sich die Neu-Insulaner und schleppten gemeinsam Sandsäcke. Sie trafen alle Vorkehrungen, um den Keller auszupumpen und vor

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allem: sorgten dafür, dass die Server keine nassen Füße bekamen. Eilig angeschaffte Beton-Pflanzsteine dienten als Sicherheitssockel. Mitten hinein ins zwar nicht feuchtfröhliche, aber tatkräftige Treiben kam ein Mitarbeiter der Stadtwerke, beauftragt, vorsorglich den Strom abzustellen. Mayday, Mayday, bitte noch fünf Minuten Aufschub, ein Digitalunternehmen hat schließlich ein paar Server, die plötzliches Saft-Abdrehen sehr übel nehmen … 3m5. durfte sie noch sicher herunterfahren und die komplette Firma in ein Übergangsquartier evakuieren – weit weg vom Fluss und trocken. Einziges Manko: Die Datenverbindung reichte nicht aus, und einige Kunden warteten schon ungeduldig, wann das Tagesgeschäft abseits von Sandsäcken und Wasserstandsmeldungen wohl wieder starten könnte. Die Lösung: Server beim Server-Provider zwischenparken, ins Netz per VPN einloggen. So fiel letztendlich trotz Land unter kein einziges Projekt ins Wasser.

3m5.

2011.

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Von der Männerdomäne ins Rathaus

Was Susann Frentzen bei 3m5. gelernt hat, nützt ihr heute noch – als Bürgermeisterin Für einen Superlativ ist Susann Frentzen in Sachsen bekannt: Sie war bei ihrem Amtsantritt im Alter von 31 Jahren Sachsens jüngste Bürgermeisterin und ist es bis heute. Für einen anderen Superlativ kennen sie nur 3m5.-Mitarbeiter: Sie war nicht nur die erste Auszubildende, sondern auch die erste festangestellte Frau im Unternehmen. Heute dreht sich im Job von Bürgermeisterin Frentzen alles um Kommunalfinanzen, Wirtschaftsförderung, Infrastruktur. Vor 15 Jahren beschäftigte sie sich mit deutschen Straßentunneln und der Frage, wie man diese digitalisieren kann. Kunde war damals der ADAC, das Projekt hatte höchste Priorität. Susann kam mit 22 Jahren zu 3m5., machte parallel zu ihrem Wirtschaftsinformatik-Studium an einer Berufsakademie eine Ausbildung und war Mädchen für alles. »Wir haben eine Nachtschicht nach der anderen geschoben, es war eben ein Start-up damals«, sagt sie. »Ich habe die wilde Anfangszeit bei 3m5. erlebt.« Sie erinnert sich gut an die anderen Großprojekte dieser Zeit. 3D-Puzzle für Ravensburger, Spezialtools für einen Uhrenhersteller aus Glashütte, Diplomarbeit über Markenbildung einer großen Brauerei. Messen organisieren, Kunden betreuen, die Post machen. »Bei 3m5. ging es damals ganz schön chaotisch zu – von den Erfahrungen profitiere ich bis heute. Ich bin eher Generalist als Spezialist.«

Nach 3m5. ging Susann Frentzen direkt zu IBM und arbeitete dort als SAP-Beraterin und Senior Project Manager. Ihre IT-Karriere endete, als sie in ein Dorf zwischen Dresden und Meißen zog. Sie war in Elternzeit und der 3000-EinwohnerOrt Priestewitz im Wahlkampf – allerdings mit Kandidaten, die sie nicht überzeugend fand. Susann Frentzen überlegte nicht lang und kandidierte selbst. Der Wahlkampf? Improvisation. Die Wahlplakate? Gesponsert von 3m5. Susann Frentzen gewann die Wahl. »Was ich bei 3m5. gelernt habe, hilft mir bis heute. Es waren meine prägenden Jahre in der Männerdomäne, in denen ich mir ein dickes Fell zugelegt habe.« Das hilft im Rathaus, genau wie Optimismus: »Mein Glas ist immer halbvoll.« Im Herbst dieses Jahres endet ihre siebenjährige Amtszeit. Sie hat diesmal etwas länger überlegt, ob sie noch einmal in den Ring steigt. Diesmal weiß sie, was auf sie zukommt. Doch ihre Erfolge können sich sehen lassen: Der Ort ist schuldenfrei, hat mit 4,3 Millionen Euro einen größeren Haushalt als Städte in der Region mit wesentlich mehr Einwohnern. Nun kandidiert sie. Einen Plan B gibt es nicht – hat es nie gegeben.

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Der Pate

Warum aus go online das IT-Unternehmen 3m5. wurde Wie nennt man ein Unternehmen, das andere Unternehmen ins Internet bringt? Go online schien Michael Eckstein und Stefan Jahn im Jahr 1997 ein geeigneter Name für ihre eben gegründete Firma zu sein. Der Claim: The web works for you. Doch schon kurze Zeit später schossen Online-, Web- und Internetfirmen wie Pilze aus dem nassen Waldboden. »Der Name war um die Jahrtausendwende einfach total ungeeignet«, sagt einer der, der es wissen muss. An­ dreas Walde, heute einer der Geschäftsführer von Plan.net in München, war damals Kommilitone der Dresdner Gründer (siehe auch Seite 22). Sein Schwerpunkt lag nicht auf IT oder BWL, sondern im Marketing. »Ich habe 3m5. als Name vorgeschlagen.« Warum? »Ich hab den Jungs gesagt, da habt ihr immer etwas zu erzählen.« Und zwar die Geschichte von der Gründung im Dresdner Studentenwohnheim in der Wohneinheit 3M5, mit je 100 Mark und einem Rechner. Eine Gründungsstory fast wie die von Bill Gates, nur dass die Garage ein abgeranztes Doppelzimmer in einem gelben Plattenbau auf dem Campus war.

Die Umgebung oll, die Zukunft rosig: Heute würde man die Gründung ein Start-up mit optimalen Aussichten nennen. Wenn ein Kunde einen Ortstermin wünschte, wurde der Standort kurzerhand gewechselt. Taufpate Andreas Walde: »Man konnte ja keinen Kunden ins Wohnheim einladen, deshalb wurde einfach ein schickes Fake-Office gefunden.« In einem Bürogebäude nicht weit vom Headquarter entfernt, mit gebrandeten Gängen und einem stilvollen Konferenzraum. Der alte Firmenstempel zeigte noch den ursprüng­ lichen Firmennamen: go online. Weiteres Relikt aus dem 3m5.-Archiv: der erste Rechner, ein 4/86. Foto unten: Das Wohnheim der Gründer im Look der frühen 1990er.

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Der Erfindungsreichtum brachte die ersten großen Aufträge. Wie die 3D-Animation für einen Hersteller von Luxusuhren. Da im Jahr 2000 dafür noch nicht genügend Speicher in einen handelsüblichen Rechner passte, schlossen Jahn und Eckstein kurzerhand 20 PCs zusammen. Das Ergebnis: Ein animiertes dreidimensionales Rendering von edlen Uhren, unterlegt mit passender Musik. Das hätte man damals einem Zwei-Mann-Start-up aus einem Wohnheimzimmer nicht zugetraut.

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Tage des Moorhuhns

Als die Dotcom-Blase platzt,

ist 3m5. mittendrin – und überlebt In Deck Ein gan ung! zes Land Jahrtau ja gte um sendwe die nde Mo Das Spie orhühn l, das eig er. Whisky entlich marke w für eine e rb en sollte zum Syn , wurde onym fü r die Do tkom-Ä ra.

Die Zeiten waren verrückt, nicht nur im Rückblick: Neu gegründete Firmen sammelten Ende der 1990er Jahre Millionen von Aktionären ein, nur weil sie irgendwas mit Internet machten. Da wurde gezockt, was die Börsenstorys hergaben, Jungunternehmer waren Stars und das alles hieß New Economy. Alle träumten von IPOs, Stock Options oder wenigstens einem Family-&-Friends-Programm. Dann platzte der Traum. Aus der New Economy wurde die Dotcom-Blase, ihre Stars waren pleite und manchmal in Untersuchungshaft. Mittendrin und voll dabei war 3m5. Die Story des Unternehmens hätte das Zeug zum Börsengang gehabt, Angebote gab es mehrere. »Uns haben damals viele für total verrückt erklärt, weil ich, statt an die Börse zu gehen, lieber erst mein Studium beenden wollte«, sagt 3m5.-Chef Michael Eckstein heute. Sein Unternehmen arbeitete damals für einige, die beim Platzen der Dotcom-Blase traurige Berühmtheit erlangten. Oder kooperierte mit ihnen – wie mit dem Unternehmen, das das Shooter-Spiel Moorhuhn zum ersten viralen Hit und zum Synonym für den Onlinehype machte. 3m5. programmierte in Kooperation mit der Phenomedia AG im Jahr 2000 den Avatar Teasing Bob, der Kunde war Jobpilot.de. Der virtuelle Agent richtete sich nach dem Download auf dem heimischen Desktop sozusagen sein eigenes Büro ein und durchsuchte Onlinedatenbanken laufend nach neuen Jobangeboten auf Basis des persönlichen Suchprofils. Eckstein machte in dieser Zeit auch Bekanntschaft mit der Gold-Zack AG und der mit ihr verbundenen Gontard & Metall-

Bank AG. Diese Bank brachte viele junge Unternehmen an die Börse und oft direkt in den Ne­max, den Aktienindex für die deutsche New Economy. Dass einige dieser Firmen nicht nur Geschäftsberichte geschönt, sondern Millionenumsätze komplett erfunden hatten, stellte sich erst später heraus. Als die Blase platzte, kam auch 3m5. für einige Monate ins Taumeln. Eckstein: »Wir orientierten uns von der New Economy schnell um und setzten auf Old Economy – Unternehmen, die Uhren herstellten, Autos oder Gebrauchsgüter. Wir bauten für sie deren erste Webseiten – für einige von ihnen arbeiten wir bis heute.« Der Internethype war quasi über Nacht vorbei, der Nemax wurde geschlossen und dafür der TecDax geschaffen. 3m5. hatte das Beben überstanden und blieb seinem Geschäftsmodell treu. Zu Recht, wie sich bald herausstellte. Schon zwei Jahre später wurde wieder ordentlich gefeiert, beim Branchentreff OMD in Düsseldorf, die IT-Szene hatte sich neu aufgestellt. Und viele kritische Beobachter bemerkten: Mit diesem Internet kann man vielleicht irgendwann doch einmal Geld verdienen.

Wer bremst, verliert Entwickler geben auch offline Gas

Die Ursachen liegen irgendwo in der Vergangenheit von 3m5., heute weiß keiner mehr, wie alles anfing. Fakt ist: Kaum ein Firmenevent der vergangenen Jahre kam ohne Highspeed aus. Selbst zum Familiensommerfest im letzten Jahr wurden Mini-Quads vorgefahren, mit denen Große und Kleine um die Firmenvilla in Dresden heizten. Immer schön mit Helm und sicher, aber nach dem Motto: Wer bremst, verliert. Geört dazu, heizt wurde bei 3m5. in den vergangenen 20 Jahren schon eh g d ee Highsp . llorca, 2012 a auf Bikes, Quads, Hummers, Speedboats, Go-Karts, SportM f u a rtwagen eplica-Spo wagen, Jetskis. Irgendwas übersehen? Ideen für weitere hier mit R Speed-Events bitte an [email protected]!

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Von oben

Eine Drohne nimmt die Firmenvilla ins Visier Die Räume sind hoch, die Türen weit. Aber reicht das für einen Dreh mit Drohne? Nachdem 3m5. vor zwei Jahren in ein Kulturdenkmal gezogen war, fanden hier Dreharbeiten zu einem Imagefilm statt. Im Zentrum sollte das Arbeitsumfeld der motivierten Mitarbeiter stehen, eine um 1890 erbaute Fabrikantenvilla. Die Aufnahmen außen klappten, innen erwies sich die Drohne als schwierig. Eine normale Kamera musste ran. Größter Vorteil: Menschen gingen nicht in Deckung und die Hunde nicht auf Jagd.

Spielewelt mit Weltraumheld Als AR und Gestensteuerung noch Zukunftsmusik sind, schießt 3m5. ein ZDF-Projekt ins All

Augmented – was? Der Trend, der heute in aller Munde ist, war 2010 noch Zukunftsmusik. Doch genau darum ging es in dem Projekt, das die ZDF-Redaktion zu dieser Zeit bei 3m5. beauftragte. Eine Fernsehserie um den Weltraumreisenden Ijon Tichy bildete den Rahmen für ein Onlinegame, das die Dresdner entwickeln sollten. Die Idee: Die obskure Welt des Helden trifft auf die Realität seiner Fans. Kultserie In der Praxis sah das so aus: Der am späte n Abend Hauptro – Ijon Tic llen Nora Zuschauer saß vor seinem Rechner hy: Raum Tschirne pilot lief r und Oli in zwei S und navigierte das Spiel über seine ver Jahn taffeln b . ei 3sat, in Webcam und eine von 3m5. eigens den dafür entwickelte Gestensteuerung. In Programmierzeitaltern war das eine andere Ära: Das Frontend der Anwendung war eine reine Flashapplikation, die wurde in Actionscript 3 implementiert. Die Mindestanforderung war entwickelte gemeinsam mit einem Berliner Produktionsteam ein FlashPlayer ab Version 10. Der User erschien so mitten im Dialoge für das neue Format. Gefilmt wurde in Blue Boxes, entvirtuellen Geschehen neben Ijon Tichy und seiner Assistentin wickelt auf komplett neuem Terrain. Im Februar 2011 ging das namens Analoge Halluzinelle. Gespielt wurden die beiden Spiel dann an den Start – als Vorgeschmack auf die zweite StafHauptrollen von Oliver Jahn und Nora Tschirner, schon dafel der Serie. Die Staffel war auch die letzte. Ein Anfang hingemals eine der bekannteren deutschen Schauspielerinnen. gen war das Projekt für 3m5. in Sachen Augmented Reality. TV-Sternchen, Fernsehkameras, Auszeichnungen – all das Heute entwickeln Mitarbeiter komplexe Szenarien in diesem zog damals wie ein Komet durch die Internetagentur, in der Bereich, die Gestensteuerung ist seit Ijon Tichy präsent und ansonsten eher geschäftige Ruhe herrschte. Ein Kamerateam wurde weiterentwickelt. Aus Zukunftsmusik ist ein gefragtes von 3sat filmte die Arbeit und sendete einen Beitrag, der heuGeschäftsfeld geworden. te immer noch auf der Homepage von 3m5. zu sehen ist. 3m5.

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Automatisierte Adleraugen

Social Monitoring Tools entwickelte 3m5. lange vor dem Hype von Social Media 2002, als Social Media noch in Newsgruppen, Verbraucherportalen und Chatforen stattfand, erfand 3m5. die Monitoring-Software ArguScan. »Das Internet entwickelte sich in dieser Zeit rasant, für die Nutzer entstanden ungeahnte Möglichkeiten, zu kommunizieren, sich zu vernetzen – und auch, negative Erfahrungen auszutauschen. Unternehmen standen quasi über Nacht vor der Herausforderung, dieser Entwicklung nicht hinterherzuhinken, sondern wenigstens mit ihr Schritt zu halten, wenn nicht sogar vorauszueilen. Denn plötzlich etablierte dieses Internet sich als ein Medium, das in seiner Reichweite und Unmittelbarkeit Zeitungen und Rundfunk um Längen übertraf«, erinnert sich 3m5.-Geschäftsführer Michael Eckstein. Ein Kunde aus der Uhrenbranche wollte am Puls der Zeit bleiben und immer aktuell wissen, was in Expertenforen über seine Produkte gepostet wurde. Dort ging es schließlich jetzt ums Geschäft. Das javabasierte ArguScan half dem Kunden nun, sein Ohr auf die Schienen des Social-Media-Geschehens zu legen. Das Tool überwachte Kommentare, durchsuchte relevante Platt-

Fotoshooti ng der bei den jungen Chefs auf Schloss Alb re chtsberg über der D resdner Elb e. Direkt gegenüber am anderen Ufer sitzt 3m5. heute .

formen nach Meinungen und hielt den Nutzer via Mail über alle Entwicklungen auf dem Laufenden. Es diente der Marktforschung, Krisenprävention und Kommunikation mit Multiplikatoren. Vor 15 Jahren entwickelte 3m5. also einen der ersten Bots. Welches Potenzial das hatte, erkannte die Branche. ArguScan war die Grundlage für alles, was danach im Bereich Social Sales

entwickelt wurde. Für ArguScan interessierte sich die Presse, Experten wie Kunden wanden dem damaligen Startup 3m5. Lorbeerkränze und sprachen ihm auch sonst viel Lob aus. Die eigens für das Thema engagierte PR-Agentur veranlasste das erste Fotoshooting der Geschäftsführer – auch dafür ging ArguScan in die Firmengeschichte ein.

Paula, es gibt Wurst

Wie es die 3m5.-Chefhündin in die BILD schaffte

geraubt, st eine Wurst Angeblich fa ula im Pa n di : Chef-Hün gar nichts ab tung. e ei si -Z m LD ka BI r be dabei 13 in de Sommer 20

Wer als Hund bei 3m5. bestehen will, muss sich benehmen können. Nicht kläffen, wenn ein Besucher kommt, nicht anspringen, nicht betteln. Besuch in der Hundeschule ist Pflicht. Als LabradorHündin Paula an diesem Tag im Sommer 2013 ihren Chef Michael Eckstein auf den Markt begleitete, hatte sie wohl einen kurzen Aussetzer. Sie stellte sich an die Wurstbude und bestellte. Und klack! Ein BILD-Leser machte das Foto und schickte es an die Redaktion. Das war’s mit der weißen Weste. Dabei hat Paula an dem Tag gar nichts von der Wurst abbekommen – die ging komplett ans Herrchen. Wie sonst auch.

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Happy birthday, 3m5.!

Sechs Weggefährten und Stammkunden gratulieren zum 20. Geburtstag

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Lösungen aus der Schublade wollte das ZDF nie von 3m5. haben. Die Dresdner stellen sich seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten innovativen Herausforderungen, die die Onlineangebote des Zweiten von ihnen einfordern. Am Anfang stand im Jahr 2000 ein digitaler Weihnachtsmarkt – die Bäume von den Besuchern geschmückt, der Markt sich selbst endlos groß skalierend. Spielerisch leicht – zumindest für die Nutzer – war auch die Gestensteuerung des Spiels für die TVSerie Ijon Tichy: Raumpilot – und das mit Flash im Jahr 2010. 3m5. nahm es zunehmend sportlich: Mit WMund EM-Tippspielen, dem DFB-Elf-Center mit interaktiver Startelf-Wahl durch die ZDF-Zuschauer bis hin zu einem CMS, das die ZDFmediathek für Sport-Groß­ ereignisse erweiterte. Mit dem CMS für das heutejournal plus war 3m5. ein wichtiger Partner für das interaktive ZDF-Nachrichtenmagazin. Und stets war es das besondere persönliche Engagement der 3m5.Mitarbeiter, das Projekte und Produkte voranbrachte. Das ZDF gratuliert 3m5. zum Jubiläum und wünscht auch künftig viel Erfolg im steten Wettkampf der Agenturen! Tina Kutscher, Leiterin Entwicklungsredaktion ZDF, HR Neue Medien. Sie ist seit vielen Jahren einer der wichtigsten Ansprechpartner für 3m5. beim Stamm­-­ kunden ZDF.

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Vom Studiwohnheim in eine Villa in Dresden! Das ist eine richtig schöne Geschichte. Ich wünsche Euch, dass ihr weiter eine so coole und authentische Agentur bleibt. Das macht euch aus und erfolgreich. Alles Gute! Andi (Max) Walde, heute Geschäftsführer von Plan.net in München, der größten Internetagentur Deutschlands. Im Jahr 1997 war er Kommilitone und Wohnheim-Nachbar von Michael Eckstein und Stefan Jahn. Er wurde mit einer Idee quasi über Nacht zum Taufpaten von 3m5. (siehe Seite 18)

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20. Geburtstag? So jung erst? Aber beim Einzug ins neue Büro gefeiert wie die Großen! Und so ist’s auch richtig. Denn wer wie ihr immer wieder mit neuen und sinnvollen Ideen kommt, mit Engagement und Freude bei der Arbeit ist – der hat sich das verdient! Euch als 3m5. und jedem Mitarbeiter persönlich wünsche ich weiter eine tolle Zeit. Mit Erfolgen, Ideen und interessanten Projekten – ich bin gespannt!

Michael und sein Team kenne ich nun schon seit 17 Jahren. Ich bin froh, dass ich euch auf eurem Weg begleiten durfte! Es hat Spaß gemacht, euer Wachstum und euren Erfolg zu beobachten. 3m5. war für mich in dieser Zeit immer ein starker Partner, aufrichtiger Berater und Freund zugleich. Toll, dass es solche Unternehmen gibt! Ihr habt den Erfolg verdient! Ich gratuliere von ganzem Herzen. Hans Piechatzek, Geschäftsführer von move:elevator

Christian Schöneich hat Michael Eckstein 1993 im BWL-Studium kennengelernt, ist seit 2008 mit OEV Kunde von 3m5.

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Wir freuen uns sehr mit Ihnen, dass Sie heuer das 20-jährige Firmen­ jubiläum feiern. Wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft, weitere so erfolgreiche und aufstrebende Jahrzehnte für Sie! Bleiben Sie weiterhin so innovativ, zukunftsorientiert und trendbewusst! Mit Ihrem Service werden unsere Weine in der ganzen Welt sichtbar … ein herzliches Cin cin aus der Toskana auf Ihr Jubiläum! Julia und Georg Weber, Inhaber des toskanischen Weinguts Monteverro, dessen Web­ seite 3m5. seit vielen Jahren betreut. Georg Weber ist Geschäftsführer der Dehner Gartencenter in Deutschland.

use case

Feine Küche

handlich portioniert Gourmet-Caterer Sander eröffnet neuen Onlineshop – 3m5. entwickelt ihn

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use case

W

er in diesen Wochen irgendwo im Land Räucherforelle und FrankfurterGrüne-Kräutermousse mit Forellenkaviar isst, kann sich glücklich schätzen: Das Gericht ist preisgekrönt. Die Glückwünsche sollten sich allerdings nicht an den Koch des Lokals richten, das die Forelle anbietet. Sondern an das Unternehmen Sander im rheinland-pfälzischen Wiebelsheim. Denn dort hat ein Team aus Dutzenden Köchen und Lebensmitteltechnikern dieses Gericht entwickelt. Insgesamt hat Sander Gourmet über 2500 Produkte im Angebot – im neuen Onlineshop, den 3m5. für seinen neuen Kunden derzeit umsetzt. Der Livegang ist im Sommer geplant. zentral sind zwei neuartige Konfiguratoren, die den Sander-Kunden das Leben leichter machen. Zum einen können sie im neuen Shop nun einfacher als früher ihre Buffets kalkulieren, zum anderen besser ihre Speisepläne zusammenstellen. Das Sortiment ist riesig und lässt sich anhand der Kunden erahnen. So beliefert das Unternehmen Hotels, Restaurants, internationale Gastro-Ketten, Schulen, Kindergärten, Kliniken, Seniorenheime, Möbelhäuser, Kantinen und die Deutsche Bahn. Wird mit dem neuen Kalkulator ein Buffet erstellt, geschieht das mithilfe von Kategorien, Filtern und Vorlagen. So kann der Kunden nun vorher auswählen, welche Art der Ernährung er sucht – zum Beispiel vegetarische oder vegane Gerichte, Vollkost oder Tiefkühl-Produkte. Das kann wiederum mit Portionsgrößen kombiniert werden – von der Einzelportion bis zur Großpackung. Ein Videotutorial erklärt, wie es geht. Das Speiseplan-Tool funktioniert genauso intuitiv: Angeklickt werden die verschiedenen Wochentage, dazu die gewünschten Speiselinien, etwa Menü 1, Menü 2, Vegetarisch, Fingerfood, Pâtisserie, außerdem wird über einen Schieberegler die Personenzahl eingestellt. Damit läuft der Bestellprozess sehr übersichtlich ab, egal, ob der Kunde Gerichte für einen Familienbetrieb oder ein internationales Unternehmen ordert. Als zusätzliches Feature können die Speisepläne nun mit dem eigenen

Firmenlogo versehen und ausgedruckt werden. Vorgestellt wurde eine Vorab-Ver­ sion des Shops pünktlich zur wichtigsten Messe des Jahres, der INTERNORGA in Hamburg, die vom 17. bis 21. März stattfand. Dort präsentierte sich Sander als moderner, innovativer Essenslieferant mit erstklassigen Zutaten, hohen Standards und immer neuen Kreatio-

schäftigt über 550 Mitarbeiter und produziert in den Frische-Manufakturen in Wiebelsheim über 2 500 verschiedene Produkte in unterschiedlichen Warengruppen – von Vorspeisen über Hauptgänge bis hin zu Desserts. Die Ideen und Rezepturen kommen aus der eigenen Innovationsküche von einem 7-köpfigen Team aus Sterneköchen, die in enger Absprache mit Kunden neue Produkte

das projekt

Sander Gourmet & 3m5. Projekt: Relaunch des Onlineshops für B2B-Kunden Leistungen: Konzeption, UX-Design, Umsetzung/ Programmierung, Service Projektleitung: Alexander Lehn Projektteam Sander: Marc Niebling, Anna Wolfs UX-Design: Caroline Bock, Matthias Jacob Programmierung: Erik Swars, Lukas Vollmer, Felix Schulze, Sergey Rizovs Technologie: Shopware, AngularJS

nen, die aus den zwölf Manufakturen am Verwaltungs- und Produktions­ standort in Wiebelsheim kommen. Im Shop sind sie alle bald erhältlich – auch die prämierte Räucherforelle. das familienunternehmen Sander ist einer der führenden deutschen Lebensmittelproduzenten und CateringDienstleister. Begonnen hat alles im Jahr 1974 mit einer kleinen Fernküche in Ney im Hunsrück. Sitz der Unternehmensgruppe ist heute Wiebelsheim bei Koblenz, geführt wird sie derzeit von den beiden Söhnen des Firmengründers Hans-Peter Sander, Peter und Jens Sander, beide gelernte Köche. Seit über 40 Jahren bedient Sander alle Märkte im Food-Service-Bereich: Hotellerie, Gastronomie, Gemeinschaftsgastronomie mit Betriebsrestaurants und Schulen, Gesundheitsgastronomie mit Kliniken und Seniorenheimen. Die Sander-Gruppe gliedert sich in zwei Kernbereiche: Sander Gourmet be-

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entwickeln. In der Manufaktur arbeiten mehr als 35 Köche und Küchenmeister. Für Sander Catering arbeiten rund 650 Mitarbeiter, die überwiegend an den über 200 dezentralen Standorten vor Ort die Dienstleistungen für die Gastronomie übernommen haben. Kunden sind beispielsweise Ikea, die Lufthansa und die Ramada-Hotelgruppe. Die Speisen werden klassisch und ohne Zusatz von auszeichnungspflichtigen Inhaltsstoffen hergestellt und basieren auf unterschiedlichen Garund Produktionsmethoden, darunter Sous-Vide. Hierbei werden Fleisch, Fisch oder Gemüse in einer Verpackung bei Niedrigtemperatur (unter 85°C) im eigenen Sud gegart. Dies ist die schonendste Zubereitung für Lebensmittel, da Vitamine, Nährstoffe sowie Aromen im Produkt erhalten bleiben, während in klassischen Verfahren Teile der Aromen, Nährstoffe und Vitamine an das Kochwasser oder in die Luft abgegeben werden.

Forschung

Virtual und Augmented Reality sind nicht nur neue Technologien. Sie verändern die Gesellschaft, im Guten wie im Schlechten, sagt Dr. Kimo Quaintance, einer der renommiertesten Experten für visuelle Kommunikation

Physisch trifft digital: Wie sich

Welten verbinden Welche Bedeutung werden Virtual und Augmented Reality in fünf Jahren haben? Sie werden eine viel größere Bedeutung haben als heute. Das liegt daran, dass die Technologien, die man dafür braucht, viel ausgereifter sein werden. In fünf Jahren wird alles mobiler, flexibler und eindrucksvoller sein. Und sehr viel normaler. Im Alltag, im Geschäftsleben, in der Industrie. Ein entsprechendes Gerät zu nutzen, wird dann eine alltägliche Handlung sein. Sie glauben also, dann werden viele Leute mit Datenbrillen unterwegs sein? Solche Brillen werden wir vor allem in Arbeitsumgebungen einsetzen. Ich weiß nicht, ob wir das auf der Straße so oft sehen werden. Aber ich glaube, dass es sehr interessante mobile Augmented-Reality-Anwendungen geben wird. Es wird so normal sein, wie heute Google Maps zu benutzen. Es wird ganz normal sein, mithilfe solcher Anwendungen die Welt zu erfassen. Innerhalb geschlossener Räume, also in Büros, zu Hause oder in der Industrie wird es normal sein, solche Headsets zu nutzen. Und zwar dort, wo die Umgebung etwas kontrollierter ist als auf der offenen Straße. Welchen Bereich wird die neue Technologie am stärksten beeinflussen – eCommerce, Gaming, Automobil, Industrie 4.0? Bei Virtual Reality beginnt es mit Gaming. Dort haben Leute schon jetzt einen guten Vorgeschmack auf das bekommen, was mit VR möglich ist. Ich glaube, dass wir VR bald als ein besonders gutes Tool für Trainings, für Kommunikation und Zusammenarbeit sehen werden. Es wird auch in der In-

dustrie viele Fälle geben, wo VR ins Spiel kommt, nämlich dann, wenn Menschen einen neuen Prozess lernen oder zum Beispiel an einem virtuellen Modell zusammenarbeiten werden. Oder bei der Wartung von Maschinen, die beispielweise in den USA oder in Deutschland gebaut wurden, aber in China stehen und dort repariert werden müssen? Heutzutage schicken die Firmen ihre Ingenieure dorthin … Genau. Wir haben schon mit vielen Firmen gearbeitet, die genau dieses Einsatzszenario haben. Eine Maschine, die in China steht und repariert werden muss. Da reicht ein Telefonat nicht aus, da muss ein Mitarbeiter hin. Wir arbeiten mit Firmen daran, dass das mithilfe von Virtual und Augmented Reality zu machen ist. Ein anderer Fall ist Design Engineering. Gerade im Automobilbereich will man da den ganzen Prozess möglichst mittels dieser Technologien abbilden. Das geht bis zum Verkauf der Autos. Mit AR/VR geht das viel effektiver, als Autos einfach in Showrooms zu stellen. Das gilt auch für Bereiche wie Konstruktion, Architektur, das Gesundheitswesen. Wie werden diese neuen Realitäten denn unseren Alltag verändern? Sie werden einerseits grundlegende Dinge ändern, andererseits vielleicht auch einige, die etwas komplizierter sind. Unsere Art, miteinander umzugehen, wird sich ändern, und die Art, wie wir die reale Welt wahrnehmen. Unser Blick auf die Welt wird sich ändern, die Art, wie wir einkaufen. Besonders AR wird eine Art zusätzliche Schicht an Daten bringen,

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forschung

was ist was?

VR

Virtual Reality bezeichnet eine am Computer generierte virtuelle Welt, die oft mit speziellen Brillen in 3D wahrgenommen wird. Durch natürliche Kopfbewegungen beobachtet der User seine virtuelle Umgebung.

AR

Augmented Reality beschreibt im Gegensatz zur virtuellen Realität die Erweiterung der tatsächlichen Wirklichkeit, zum Beispiel durch Zusatzinfos, Hologramme oder sonstige überlagerte Einblendungen. Das geschieht mithilfe von AR-Brillen oder über die Kamerafunktion auf Smartphones oder Monitoren. Im Bild: die AR-Brille Hololens von Microsoft.

die sich über die reale Welt legt. Wir werden die Welt als Verbindung von verschiedenen Schichten wahrnehmen, auf die wir zugreifen können. Wir werden viele verschiedene Wege haben, wie wir uns anderen Menschen nähern und mit ihnen in Verbindung treten. Wie wir Informationen und Geschichten teilen. Wir werden die physische und die digitale Welt als eine Einheit wahrnehmen. Die Grenzen werden verwischen. Das ist die grundlegende Veränderung, von der ich spreche. Komplizierter wird es bei der Wahrnehmung von uns selbst. Das ist das, was die kognitive Psychologie unter-

sucht. Wir haben mit der AR ja viel mehr Möglichkeiten, uns ganz verschieden wahrzunehmen. Wir können mithilfe von VR unser Selbst verändern, wir können andere Einstellungen annehmen und uns in andere Welten besser hineinversetzen. Das heißt, Grenzen – kulturelle, soziale, sprachliche – verschwinden? Ja, bis zu einem bestimmten Punkt ist das richtig. Wir werden sehen, dass das eine starke Auswirkung auf die Ge-

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3m5.

Forschung

sellschaft hat, wenn wir alle ein und denselben virtuellen Raum teilen können. Es wird Auswirkungen haben, wenn wir die Erfahrungen anderer Menschen teilen können. Das wird positive, aber auch negative Folgen haben. Viele Menschen werden sich vor dem Verschwinden bestimmter Grenzen fürchten. Ich will keine Utopien aufzeigen, sondern nur sagen, dass diese neue Technologie sehr viel Kraft hat. Sie kann dazu verwendet werden, Menschen zusammenzubringen – oder für Propaganda, die das Gegenteil bewirkt. Betrachten Sie denn VR und AR als eine Art neuen Sinn des Menschen? Ja, davon spreche ich relativ oft. VR ist sehr magisch, sehr emotional und oft sehr lustig. Es erzeugt eine Art emotionale Spielfreude. Wir müssen unsere Körper einsetzen, das aktiviert die Gefühle. Das wiederum vertieft die Eindrücke und Erinnerungen. Das verbindet uns sehr stark mit anderen Menschen. Das entfesselt Kreativität, und das ist es, was die Faszination von VR ausmacht. Und AR? Da geht es vor allem um das Verbinden der physischen und der digitalen Welten. Da geht es wieder um viele Schichten, ums Verbinden mit anderen Menschen, um den sozialen Aspekt. Beide Technologien sind auf bestimmte, aber sehr unterschiedliche Arten magisch. Welche der beiden wird als erstes den Durchbruch schaffen? AR wird für die meisten Menschen im Alltag sehr viel verbreiteter sein als VR. Aus vielen Gründen: Im Herbst wird Apple sein neues iPhone mit eingebauten AR-Features vorstellen. Das Phone wird eine Menge Sachen in unserer physischen Umgebung erkennen oder scannen können. Millionen Menschen werden demnächst Zugang zu AR haben, überall, wo sie hingehen. VR braucht ein bisschen länger und wird für eine kleinere Gruppe Menschen relevant sein. Das liegt daran, dass es eine eigenständige Wirklichkeit erzeugt. Um in diesem speziellen Raum zu sein, braucht man eine sichere Umgebung. Du kannst dich mit VR nicht auf der Straße bewegen. Die Hardware wird sich sicher kaum unterscheiden, das Equipment wird zum alltäglichen Gebrauchsgegenstand. Am Ende haben wir dann eine Mixed Reality.

zur person Dr. Kimo Quaintance ist einer der Gründer von IQ Gemini, einer Technologie-Beratungsgesellschaft in München. Er ist spezialisiert auf Virtual und Augmented Reality und setzte in den vergangenen sechs Jahren zahlreiche Projekte in diesem Bereich um. Außerdem betreut der US-Amerikaner das Programm der Digility, Europas größter Messe für VR und AR in Köln, hält Vorträge und ist Lehrbeauftragter für Internationale Beziehungen. > kimoquaintance.com

Brauchen wir denn für so viel neue Technologien auch neue Technik, eine neue Dateninfrastruktur? Wir haben eine gute Infrastruktur, um zumindest anzufangen mit dem Ganzen. Die Monitore sind hochauflösend genug, um in eine virtuelle Welt ohne erkennbare Pixel abzutauchen. Aber alles kann besser sein. Wir brauchen schnellere Datenverbindungen, das geht los mit 5G. Wir brauchen bessere Screens und bessere Prozessoren. Aber das kommt demnächst alles. Die nächsten fünf Jahre werden sehr spannend. Die Technik wird sich verbreiten, alles wird billiger, leichter, kleiner und besser nutzbar sein.

»Beide Technologien sind auf bestimmte, aber sehr unterschiedliche Arten magisch.«

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Was halten Sie von Hololens? Das hat schon eine sehr gute Qualität, die Hologramme sind gut und es ist gut einsetzbar. Es ist eine großartige Erfahrung, die anderen Hardware-Hersteller werden dem Vorbild folgen. In diesen Industrien sind Milliarden investiert worden – das Geschäft wächst rasant.

3m5.

forschung

projekt

Mit einem Wisch

Nach 30 Monaten Forschung im Sysplace-Projekt sind erste Anwendungen nun einsatzbereit

W

ohin entwickelt sich die Technologie bei Gestensteuerung und Augmented Reality? Mit diesen Fragen haben sich einige Entwickler bei 3m5. nun 30 Monate lang beschäftigt. Im Forschungsprojekt Sysplace haben sie gemeinsam mit anderen Forschern von Unternehmen und Hochschulen darauf Antworten gefunden. Die Software, die dabei entwickelt wurde, soll nun bei Projekten eingesetzt werden. Was das Team entwickelt hat, wird dafür sorgen, dass die Digitalisierung des Handels und der Industrie schneller vorankommt. Wie die Software, die menschliche Gesten wie Wischen oder Streichen in Befehle für Maschinen umwandelt. Zudem entstanden Technologien, die Smartphones, Tablet-PCs und Datenbrillen von verschiedenen Herstellern grenzenlos miteinander interagieren lassen. Das Bundesministerium für Forschung und Entwicklung (BMBF) unterstützte Sysplace mit 800 000 Euro im Rahmen der Initiative KMU-innovativ. Ziel war es, die Projektpartner 3m5., CAS Software, ameria, die Hochschule Mannheim und die TU Dresden bei der Entwicklung neuer Technologien zu unterstützen und diese praktisch einsetzbar zu machen. »Wir haben nun techni-

sche Grundlagen für Anwendungen in den Bereichen Gestensteuerung und Augmented Reality, die von der Indus­ trie und dem Handel extrem stark nachgefragt werden«, sagt Alexander Lehn, zuständiger Projektleiter bei 3m5. »Vor allem bei der Steuerung und Wartung von Maschinen und im stationären Handel sehen wir großes Potenzial.« Die beiden Praxis-Szenarien im Projekt orientierten sich am aktuellen Bedarf am Markt. Im Szenario Autokauf der Zukunft erkennen Sensoren, dass sich ein Kunde einem bestimmten Wa-

Abschlusspräsentation des Projekts in der Cave in Mannheim mit allen dafür nötigen Gadgets, darunter Datenbrille (oben links), Smartphone und Roboterarm (oben rechts).

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3m5.

gen oder einem virtuellen Schaufenster nähert. Eine Software verarbeitet seine Gesten, übernimmt Daten von dessen Smartphone oder speichert Konfigurationen darauf ab. Eine 3D-Animation des gewünschten Neuwagens betrachtet der Kunde schließlich durch eine Datenbrille. Im Szenario Digitales Shop­ floor-Management geht es um Gestensteuerung in einer Produktionshalle (Shopfloor). Ein Mensch tritt an eine Maschine heran, wird erkannt und kann mittels Handbewegungen Geräte bedienen.

use case

Schneller

zur Strombörse Mit dem Portal eSales digitalisiert enviaM für Stadtwerke und andere Energieversorger den Kauf von Energie

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3m5.

use case

J

eder kennt Onlinebanking. Viele nutzen es täglich und wissen die Vorzüge zu schätzen. Neben der Finanzwirtschaft haben inzwischen auch andere Branchen die Vorteile des Internets für den Ausbau ihrer Geschäftsbeziehungen erkannt. Zu ihnen gehört auch die Energiewirtschaft.

der führende regionale Energiedienstleister in Ostdeutschland, die enviaM-Gruppe mit Sitz in Chemnitz, ermöglicht Stadtwerken und anderen Energieversorgern mit dem Internetportal eSales den Zugang zum digitalisierten Energiehandel. Der Kauf und Verkauf von Strom und Gas wird so sehr viel einfacher. Dies liegt auch an der benutzerfreundlichen Weiterentwicklung, die der Energiedienstleister mit Unterstützung von 3m5. umgesetzt hat. Dabei wurden Kunden der enviaM-Gruppe aktiv mit einbezogen und ihre Vorstellungen berücksichtigt. Mit Erfolg: Das Erscheinungsbild des Portals hat sich vollkommen gewandelt. Mit vier Klicks zum Trade zu kommen, ist ab sofort keine Theorie mehr, sondern Praxis. Stadtwerke und andere Energieversorger können sich über das Portal der enviaM-Gruppe mit Energie eindecken. Sie haben die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Handelsprodukten auszuwählen. Eine eigene Handelsabteilung bündelt die Geschäfte. Sie unterhält Beziehungen zu unterschiedlichen Energiemärkten im In- und Ausland wie zum Beispiel der Leipziger Strombörse. »Unser Portal eSales verknüpft die Vor-

Der enviaM-Konzern hat mehrere Standorte im Osten Deutschlands – im Bild der Firmensitz in Chemnitz.

teile des Handels an Energiemärkten mit den Bedürfnissen der Stadtwerke und anderer Energieversorger. Anders als an den Energiemärkten können Kunden des Portals auch kleinste Energiemengen schnell, sicher und einfach zu Großhandelspreisen handeln«, sagt Torsten Sperling, Leiter EVU bei enviaM und MITGAS. früher liefen die Handelsgeschäfte zwischen der enviaM-Gruppe und den Stadtwerken und anderen Energieversorgern meist über E-Mail und Telefon. Dies war fehleranfällig und mit deutlich

das projekt

enviaM & 3m5. Projekt: Relaunch eSales-Portal Leistungen: Konzeption, Umsetzung/Program­ mierung, Service Projektleitung: Alexander Lehn Projektteam enviaM: Ralf Höppner, Patrick Frenkel Programmierung: Sergey Rizovs Technologie: HTML5, AngularJS

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3m5.

höheren Vorlaufzeiten für den Energiehandel verbunden. Das gehört dank eSales heute der Vergangenheit an. die benutzerfreundliche wei­ ter­­­entwicklung des Portals wurde agil nach Scrum-Methoden durchgeführt. Das Frontend hat 3m5. mit HTML5 aufgesetzt und an die REST-Schnittstellen im Backend-System der enviaMGruppe angebunden. Im März 2017 ging das neu gestaltete Portal an den Start. die reise soll bei der enviaM-Gruppe weiter in Richtung Digitalisierung gehen. »Die enviaM-Gruppe von morgen wird ein Komplettanbieter ganzheitlicher Lösungen in einer vernetzten digitalisierten Welt sein. Schon heute umfasst unser Angebot über 80  Produkte«, sagt Dr. Andreas Auerbach, enviaM-Vertriebsvorstand. »Wir installieren PV-Anlagen und die dazugehörigen Speicher. Wir bieten Lösungen für das Energiemanagement von Häusern und Wohnungen inklusive der Elek­tro­ geräte an und wir erarbeiten gerade unsere Elektromobilitätsstrategie mit einer intelligenten Steuerung des Ladevorgangs, von der wir uns in den kommenden Jahren sehr viel erhoffen.«

über uns

Talent und

Engagement 3m5. unterstützt mit dem Deutschlandstipendium zwei Informatikstudenten

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3m5.

über uns

V

iele Entwicklerkarrieren zeichnen sich schon in der Kindheit ab. Die von Elisa Zschorlich nicht: Sie spielte draußen mit ihren Haustieren und schaute noch nicht mal Fernsehen. Ihr Hobby: Trampolinspringen. Dass sie einmal etwas mit IT zu tun haben würde, ahnte keiner. Bis zu dem Tag, als sie eine Vorlesung über Grundlagen der Programmierung besuchte. »Das fand ich spannend, danach habe ich angefangen zu coden.« Sie beendete ihr BWL-Studium und wechselte zur Informatik. Programmieren kann die 26-Jährige inzwischen so gut, dass sie zu den besten Studenten ihres Jahrgangs gehört. Eine Jury an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, die Ende vorigen Jahres die Deutschlandstipendien vergab, wählte Elisa Zschorlich aus. Das Stipendium im Bereich Informatik übernimmt 3m5. »Wir unterstützen damit Informatik-Studenten, die durch Talent und soziales Engagement auffallen«, sagt 3m5.-Geschäftsführer Michael Eckstein. Vergeben werden die Stipendien an der Technischen Universität und an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden. Insgesamt gibt es an beiden Hochschulen im kommenden Studienjahr über 300 junge Menschen aus allen Fachbereichen, die mit einem Deutschlandstipendium unterstützt wer­den. Eckstein: »3m5. haben wir vor fast 20 Jahren an der Uni gegründet. Wir fühlen uns heute als Unternehmer dazu verpflichtet, den studentischen Nachwuchs ganz praktisch zu unterstützen.« Wer für ein Deutschlandstipendium ausgewählt wurde, bekommt 300 Euro im Monat – unabhängig von seinem Einkommen. Der Betrag kommt zur Hälfte von privaten Förderern wie Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen, die andere Hälfte vom Bund. Insgesamt wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2015 bundesweit 24 300 Deutschlandstipendien vergeben. das zweite stipendium, das 3m5. in diesem Jahr stiftet, geht an den Informatikstudenten Paul Winter von der

Für ein Studienjahr unterstützt 3m5. die zwei InformatikStudenten Elisa Zschorlich (links) und Paul Winter (oben) mit einem Deutschlandstipendium.

Technischen Universität Dresden. Auch er gehört zu den Top-Studenten seines Jahrgangs. Doch das war nicht der einzige Grund dafür, dass er für das Deutschlandstipendium ausgewählt wurde. Der 27-Jährige engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für behinderte Menschen, in den vergangenen Monaten hat er in der Region Dresden außerdem Flüchtlingen beim Deutschlernen geholfen. Beide, Elisa und Paul, hatten sich für das Stipendium beworben, um sich in der Endphase ihres Studiums mehr auf den Abschluss konzentrieren zu können. Denn beide arbeiten nebenbei in der Softwareentwicklung – zum einen, um Geld zu verdienen, zum anderen, um ihre Programmierkenntnisse zu vertiefen. Elisa und Paul stehen für eine Generation von Fachkräften, die sich aussu-

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3m5.

chen können, wo sie einmal arbeiten werden. Fast jede Branche steht ihnen offen, jedes Land sowieso. Denn sie sprechen Programmiersprachen, die international verständlich sind. »Ich mache in zwei Semestern mein Diplom«, sagt Paul Winter. »Zurzeit bin ich gefühlt allein in Dresden, fast alle, die mit mir angefangen haben, sind weg und arbeiten als Softwareentwickler irgendwo auf der Welt.« Er selbst will versuchen, zumindest für eine gewisse Zeit in Kolumbien oder Kalifornien zu arbeiten. Elisa weiß, dass auch sie seit ihrem Wechsel zur IT ihre Jobs frei wählen kann. Doch vielleicht hat sie ihre Kindheit heimatverbundener gemacht als viele Kommilitonen. »Ich glaube, ich werde nach dem Studium einfach in Dresden und in der Nähe meiner Familie bleiben.« 

Webwissen

Virtuelle Callagents Chatbots helfen Unternehmen immer öfter beim Gespräch mit dem Kunden – auch Versicherungen setzen auf diese lernenden Systeme. Best Practice im Überblick

D

ie Mediennutzung verändert sich rasant, gerade bei der Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So ist neben dem Konsumieren von Videos das Chatten für die 14- bis 29-Jährigen von großer Bedeutung. Für die Werbung ist diese Gruppe so wichtig, dass sie sich auf die Wellenlänge der zukünftigen Kunden begibt. Dabei gehören Chatbots inzwischen zum guten Ton – international und zunehmend auch in Deutschland. Zahlreiche Angebote existieren, bei denen ein Chat für die Kommunikation, die Akquise und den Kundenservice eingesetzt wird. Der bekannteste deutsche Chatbot dürfte derzeit der von Opel sein.

Der Bot mit dem Namen Chad vereinbart Termine für Probefahrten und basiert auf einfachen Regeln. So werden nur Modell und Ort abgefragt. Ein Dialog oder natürlich-sprachliche Eingaben funktionieren nicht, es steht mehr die Kommunikation im Facebook-Messenger im Vordergrund. die versicherungsbranche hat seit längerer Zeit ein Auge auf die Bots geworfen. Schon seit Ende 2012 bietet die amerikanische Versicherungsgesellschaft Aetna die virtuelle Assistentin Ann an. Ann kann als ein Vorläufer der heutigen Chatbots gesehen werden. So werden Fragen zur Website und zu Ver-

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sicherungsprodukten beantwortet. Wenn man schon Versicherungsnehmer ist, kann Ann auch mitteilen, welche Bestandteile in der persönlichen Police enthalten und welche Leistungen abgedeckt sind. Den ersten Chatbot einer Versicherung in Deutschland gab es mit dem ARAG Reiseassistenten nun pünktlich zur Osterreisezeit. Im Facebook-Messenger können sich Nutzer ab sofort mit den nötigen Informationen zur optimalen Absicherung auf Reisen versorgen – und wenn gewünscht auch gleich den passenden Versicherungsschutz online abschließen. »Mit diesem Test eines Beratungs-Chatbots betritt der ARAG-Kon-

webwissen

zern Neuland in der deutschen Versicherungsbranche und unterstreicht damit erneut seine Reaktionsschnelligkeit und Umsetzungsstärke rund um digitale Angebote für seine Kunden«, sagte Klaus Heiermann, Generalbevollmächtigter der ARAG SE. In Österreich legt die Wüstenrot vor, und zwar mit ihrem Markenbotschafter, dem wüstenrotroten Kamel. Der Bot unterstützt User beim Abschluss einer KfzVersicherung und steht rund um die Uhr zur Verfügung. Er führt den potenziellen Kunden im Frage-Antwort-System durch den Kaufprozess. »Wir werden in der zweiten Jahreshälfte eine Menge Chatbots bei Versicherungen sehen«, sagt MarKo Petersohn, Social-Media-Experte für die Assekuranz. »Ich weiß, dass gerade viele Unternehmen am Konzipieren und Bauen sind – ich bin mir sicher, dass die Branche bei dieser Entwicklung ganz vorn mit dabei ist.« Seine Prognose: »Die ersten Bots haben zwar noch den Charme von betreutem Klicken, aber das wird sich relativ schnell legen und schon bald werden Bots ein Standardbaustein in der Kundenkommunikation werden.« In den Niederlanden beantwortet die virtuelle Assistentin Nienke von der Versicherung Nationale Nederlanden seit sechs Jahren einfache Fragen der Kunden und leitet diese auf der Website zur richtigen Rubrik. Nicht nur im Internet gibt es virtuelle Assistenten, sondern auch im Intranet. So hilft Mia bei der Co-operative Banking Group den Mitarbeitern im Kundencen-

der autor

ter, die richtigen Antworten schneller zu ten verfügbar ist. So ergibt ein Dialog finden. Durch Mia konnten die Wieder- mit Oscar Empfehlungen für die Kranholungsanrufe und Wartezeiten um bis kenversicherung der Familie, abhängig zu 65 Prozent reduziert werden. von der Anzahl der Familienmitglieder, Durch die Möglichkeit, im Facebook- dem Verdienst und besonderen ErkranMessenger einen Chatbot anzubieten, kungen. Die Dialoge bei Chatbots gleientstanden viele solcher elektronischer chen sich momentan noch sehr und der Helfer. Im November 2016 belief sich die Nutzer merkt noch wenig von einer beZahl der verfügbaren Chatbots dort auf etwa 34  000. Der Versicherungsmakler Getinsured in den USA bietet einen Chatbot an, um mögliche Versicherungslücken im Bereich der Krankenversicherung abzufragen und um MarKo Petersohn, Social-Media-Experte staatliche Förderungen zu eruieren. Das Ergebnis ist dann eine Empfehlung einer passenden Krankenversicherung für sonderen Intelligenz im Hintergrund. Jeden Chatbot-Nutzer. doch können genau diese Applikationen Häufig sind Chatbots anzutreffen, schon heute die Anliegen, die Dialoge die mittels sehr einfacher Regeln den der potenziellen Kunden sammeln, diese Nutzer durch einen Dialog führen. Das auswerten und dann für die WeiterentGanze erinnert stark an ein Frage-Ant- wicklung nutzen. wort-Spiel und hat wenig Ähnlichkeit Es ist eine Frage der Zeit, bis Untermit einem echten natürlich-sprachli- nehmen Chatbots für Aufgaben im chen Dialog mit Kunden und Interessen- Rahmen von Standardkommunikation ten. Die Nutzung von Regeln ist essenzi- einsetzen werden. Viele Kundenanfraell, sind diese doch eine Basis für gen können dadurch automatisiert beProgrammiersprachen im Bereich der antwortet werden. Durch die Inhalte künstlichen Intelligenz: Aufgrund der der Kommunikation zwischen UnterRegeln kann die Software Ableitungen nehmen und Kunden verbessern diese vornehmen und selbstständig neue Re- Chatbots permanent ihr Antwortvergeln kreieren. halten. In welchem Umfang Chatbots Diesen Ansatz verfolgt der Dienst eingesetzt werden, ist weniger eine FraOscar, der in bislang drei US-Bundesstaa- ge der Technik. Es wird vielmehr davon abhängen, welche Fragen der reale Kundenberater (noch) besser beantworten kann. Chatbots, davon sind wir überzeugt, werden immer mehr an Bedeutung gewinnen, da sie Dialoge automatisiert abbilden können.

»Wir werden in der zweiten Jahreshälfte eine Menge Chatbots bei Versicherungen sehen.«

Die Links zu allen im Text aufgeführten Beispielen gibt es in unserem Blog oder direkt unter diesem Link.

Prof. Dr. Ralph Sonntag, Hochschullehrer und 3m5.-Blogger Mitarbeit: Anne Schneider

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elche Blogs informieren Verbraucher am besten über Versicherungen? Wie viele solcher Versicherungsblogs gibt es überhaupt in Deutschland? Darüber gab es bislang keine Daten, keine Untersuchung. Deshalb beauftragte 3m5. die TU Dresden, eine wissenschaftliche Studie durchzuführen. Ergebnis: Der beste Versicherungsblogger kommt aus Osnabrück, der beste Unternehmensblog von der R+V Direktversicherung AG.

insgesamt, so stellt die Studie außerdem fest, gab es im Untersuchungszeitraum (Februar bis September 2016) 18  Blogs von großen Versicherungsunternehmen (Corporate Blogs), was einer Quote von fünf Prozent entspricht. Heißt: Nur jedes zwanzigste Unternehmen betreibt einen eigenen Blog. Außerdem gibt es 15 Blogs von Privatleuten, Maklern oder Verbänden (Non-Corporate). »Als Versicherungsmakler interessiert mich, wo für Verbraucher die Stolpersteine bei Versicherungen liegen«, sagt Matthias Helberg, dessen Blog nach einer quantitativen Ana-

lyse und einer qualitativen Bewertung durch eine Fachjury die meisten Punkte erreichte. »Dass ich darüber schreibe und nicht irgendeine Verkaufsstory nachplappere, dürfte das Erfolgsrezept meines Blogs sein.« Die Versicherungswirtschaft will mit dem Kommunikationsverhalten ihrer Kunden Schritt halten und setzt auf Internet und Social Media. In der oft gerade für persönliche Notlagen ihrer Kunden zuständigen Versicherungsbranche sind Glaubwürdigkeit und Vertrauen zwei wichtige Eigenschaften, die der Kunde von seiner Versicherung oder seinem Makler erwartet. um in der erhebung berücksichtigt zu werden, musste ein Blog mehrere Kriterien erfüllen: Das Thema Versicherungen wurde als zentrales Thema behandelt, die Blogs waren im Untersuchungszeitraum aktiv, veröffentlichten also regelmäßig neue Beiträge. Die Postings erfolgten zudem in chronologischer Reihenfolge, Leser hatten die Möglichkeit, zu kommentieren, und der Blog richtete sich an End-

3m5. und die TU Dresden suchen die besten Versicherungsblogs – und finden Sie in Osnabrück und Wiesbaden

Beste Blogger 354 Unternehmen ohne Blog

18 Unternehmen mit Blog

4,8 % – 36 –

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< corporate blog non-corporate blog > R+V Direktversicherung AG

Helberg Versicherungsmakler

Auch wenn der Gewinner im Hinblick auf Anwendungsfreundlichkeit sowie Navigation und Design etwas unter Durchschnitt bewertet wurde, erreicht er doch in den restlichen Kategorien überdurchschnittliche Noten. Insbesondere die fachliche Qualität sticht besonders heraus, hier erreicht er den Spitzenwert. Ein weiterer Erfolgsgarant waren Quantität und Aktualität der Beiträge.

Der Gewinner überzeugte die Jury insbesondere mit der durchweg als sehr gut bewerteten Beratungsqualität sowie der fachlichen Qualität der untersuchten Beiträge. Herausragend ist dieser Blog bezüglich der Annahme durch seine Nutzer – hier war die höchste Zahl an Kommentaren unter versicherungsbezogenen Artikeln zu verzeichnen. Trotz unterdurchschnittlicher Anzahl an rein versicherungsbezogenen Beiträgen sichert sich dieser Blog die Spitzenposition mit der besten Gesamtpunktzahl sämtlicher untersuchter Blogs (Corporate und Non-Corporate).

drive-blog.de

www.helberg.info/blog/

R+V Allgemeine Versicherung AG Knapp geschlagen belegt dieser Blog den zweiten Platz. Die etwas unübersichtliche Startseite kostete hier den Sieg, da die Suchfunktion in einem Fall nicht gesehen wurde. Im Hinblick auf die fachliche Qualität schneidet dieser Blog ebenfalls sehr gut ab. Weiterhin bewerteten vier von fünf Jurymitgliedern den Gesamteindruck mit gut oder sehr gut, nur für nicht internetaffine Menschen, welche nicht mit der Grundstruktur eines Blogs vertraut sind, ist das Design zu unübersichtlich. Positiv hervorzuheben sind schließlich die Transparenz der Autorenschaft sowie die Kontaktmöglichkeiten mit dem Social-Media-Team. www.ruv-blog.de

Bund der Versicherten e. V. (BdV) Auf einem starken zweiten Platz liegt dieser Blog. Punkte büßte er zum Teil bei der fachlichen Qualität ein, hier wurde die zu starke Eigendarstellung bemängelt. Weiterhin wurde der zuweilen etwas schwarzmale­ rische und anklagende Ton beanstandet, der den Eindruck von Einseitigkeit wecke. Als sehr gut hingegen wurde gerade von den Nutzern in der Jury die Beratungsqualität empfunden und mit der zweithöchsten Wertung bedacht. Ein weiteres großes Plus ist die Wertung in der Kategorie Quantität sowie die Transparenz der Autorenschaft.

ERGO Direkt Versicherung AG

Versicherungs­makler Sven Hennig (PKV-BU-Blog)

Neben der auch hier sehr guten fachlichen Qualität erreichte dieser Blog in der Kategorie Nutzerfreundlichkeit den besten Wert. Auch die Beratungsqualität wurde durch die Nutzer in der Jury zur besten im Teilnehmerfeld gezählt. Ein Kritikpunkt betrifft das Design – es ist eine Unmenge an geteaserten Beiträgen vorhanden, in denen man schnell die Übersicht verlieren kann. Weiterhin sind im Vergleich zu den beiden ersten Plätzen sehr wenige Beiträge vorhanden, bei denen der Schwerpunkt eindeutig auf dem Thema Versicherung liegt.

Der führende der ersten Wertungsrunde muss sich nun mit dem dritten Platz zufriedengeben. Besonders negativ fielen die Navigations­ möglichkeiten sowie das Design auf. Dieser Blog erhielt die mit Abstand schlechteste Bewertung in der Kategorie Nutzerfreundlichkeit – Unübersichtlichkeit und die nicht zu findende Suchfunktion waren die Hauptkritikpunkte. Unter dem Design leidet auch die Bewertung des Gesamteindrucks. Hervorzuheben ist demgegenüber die höchste Punktzahl in der Kategorie fachliche Qualität. Die Anzahl der Nutzerkommentare unter den Beiträgen mit Versicherungsbezug ist ebenfalls eine der höchsten, im Punkt Quantität ist dieser Teilnehmer ebenfalls in den Spitzenrängen zu finden. Somit reicht es schließlich doch noch zu Platz 3.

blog.ergodirekt.de

www.bdv-blog.de.

www.online-pkv.de/pkv-bu-blog

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3m5.

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Webwissen

Der beste Versicherungsblogger Deutschlands im Jahr 2016: Matthias Helberg aus Osnabrück. Er sagt: »Als Versicherungsmakler interessiert mich, wo für Verbraucher die Stolpersteine bei Versicherungen liegen.«

kunden – nicht an ein Fachpublikum. Bewertet wurde nach folgenden messbaren Kategorien: · Quantität: durchschnittliche Anzahl von Beiträgen pro Monat seit Bestehen des Blogs · Aktualität: Anzahl der Beiträge im definierten Zeitraum · Aktivität: Anzahl der Beiträge mit dem Schwerpunkt Versicherungen · Annahme durch Nutzer: Anzahl der Nutzerkommentare zu den Beiträgen mit dem Schwerpunkt Versicherungen · Transparenz der Autorenschaft · Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit dem Social-MediaTeam Dass die Klicks einer Seite nicht als Kriterium herangezogen wurden, war eine bewusste Entscheidung der Wissenschaftler. Sie erhoben sie nicht, weil die Klickzahlen eines Blogs für einen externen Beobachter nicht exakt zu ermitteln sind. Vor allem dann nicht, wenn die Blogs in eine Website eingebunden sind. Oder anders: Wie viele der Millionen Besucher einer Versicherungs-Homepage haben auf den Blog geklickt, der keine eigene Domain hat, sondern in das Portal integriert ist? Da Klickzahlen also nicht für alle Blogs sauber erhoben werden konnten, wurde diese Kategorie nicht in die Untersuchung aufgenommen. Auch Tools wie SimilarWeb können diese Werte nicht liefern, schon gar nicht für Webseiten, die ihre Blogs in die Homepage integriert haben. Denn die Tools zeigen Näherungs-, keine Messwerte an, die sie ermitteln, indem sie aus installierten Toolbars heraus Schätzungen errechnen. Erst ab Besucherzahlen von mehr als 200 000 pro Monat werden diese Schätzungen wirklich genau, haben also eine Abweichung von weniger als plus/minus zehn Prozent. Hätten also alle untersuchten Blogs Aufrufe im Bereich von einer bis 50 Millionen, könnte man mit den Schätzungen etwas anfangen. Erschwerend kommt der Faktor Zielgruppe hinzu und die

Frage, ob diese mit den Nutzerdaten von SimilarWeb ausreichend abgedeckt ist. Ein sicherer Schluss lässt sich hier nicht ziehen, da der Internetdienst seine Nutzerdaten nicht veröffentlicht. Fazit: Similar Web und ähnliche Tools sind interessant für Analysten oder Journalisten – als Messwerkzeug für Wissenschaftler bei der Untersuchung von Versicherungsblogs aber unbrauchbar und nicht zu vergleichen etwa mit Werten, wie sie von der IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) für den Medienbereich erhoben werden. die nächste untersuchung hat 3m5. bereits geplant. Dann werden die besten Versicherungsblogs des Jahres 2017 gesucht. Bei seinen Kunden stößt 3m5. damit auf großes Interesse: Das IT-Unternehmen arbeitet seit vielen Jahren im Bereich der digitalen Vertriebsunterstützung von Versicherungen. Zu seinen Kunden gehören zahlreiche große Unternehmen, darunter Wüstenrot & Württembergische, HUK-COBURG, AXA Deutschland und Barmenia. 3m5. hat mehrere Softwaretools entwickelt, die den lokalen Vertrieb von Versicherungsprodukten unterstützen, darunter professocial zum automatisierten Facebook-Kommunikationsmanagement. Und 3m5. berät seine Kunden aus der Versicherungswirtschaft oft zur Vertriebsunterstützung im Internet. Und da gehört das Thema Blogs seit Langem dazu, denn diese sind eine Form, mit in der sich Content gut Den Abschlussbericht darstellen und via Twitder Studie gibt es ter und Facebook verzum Download hier breiten lässt. 

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3m5.

3m5. ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Markencamps.

www.markencamp.de

18. bis

t r a g t t u t S 20. Mai in

DIE REFERENTEN Dr. Michael Trautmann CEO & Co-Founder thjnk (Keynote) Dr. Michael Schmidtke Director Digital Communications, Bosch Martin Huber VP Advertising, Zalando Media Solutions Roland Meves Head of Media, McDonald‘s Henning Rabe Leitung Konzernmarketing, CLAAS Gruppe Marnick Vandebroeck Digital Mastermind, Stand Up Company

Webwissen

Sicherheit beginnt

bei Sicherheit Wer sich gegen Kriminelle im Netz absichern will, sollte zunächst fundamentale Standards beachten

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ie Nachricht schlug im vergangenen Dezember ein wie eine Bombe: Über eine Milliarde Nutzerkonten des Internetriesen Yahoo waren gehackt worden und standen seit einem unbestimmten Zeitpunkt für den potenziellen Datendiebstahl offen. Es war das bisher größte bekanntgewordene Leck weltweit, wenngleich nicht das einzige. Wie lässt sich das verhindern? »Zunächst sollte jeder, der eine Seite ins Netz stellt, die grundlegenden Standards für sichere Webseiten kennen und sie bei der Programmierung beachten«, sagt Stefan Jahn, bei 3m5. zuständig für Datensicherheit.

den international gültigen standard hat das Open Web Application Security Project (OWASP) aufgestellt. »Diese Punkte kennt jeder Programmierer im Schlaf. Leider werden sie nicht immer beherzigt.« Das kann schlimme Folgen haben, denn ungewollte Programmierfehler verursachen massive Risiken in Unternehmen. Die Sicherheitslücke namens Heart Bleed beispielsweise führte beim Bekanntwerden im April 2014 fast zum Kollaps der kommerziellen Internetangebote. Ein Fehler im Quellcode der Verschlüsselungssoftware OpenSSL führte damals zu einem Problem bei der (eigentlich) geschützten Übertragung von Passwörtern und Bankdaten. OpenSSL wird von knapp 66 Prozent aller Webseiten verwendet und somit war fast jeder

Internetnutzer davon betroffen. Zwar konnten schnell eingespielte Updates den Bug zügig beheben, aber die Sicherheitslücke existierte zu diesem Zeitpunkt schon seit zwei Jahren. In dieser Zeit konnten kriminelle Hacker die Kunden von Facebook, Google, Yahoo, Tumblr, Instagram, Web.de oder Dropbox theoretisch ungestört angreifen. endnutzer stehen beim Thema Cybersecurity vor einem besonderen Problem. Erstens lassen sich kompromittierte Webseiten oder Applikationen kaum von sicheren unterscheiden. Und zweitens können die Nutzer wenig dagegen tun, denn die Möglichkeiten zur Problembeseitigung befinden sich in der Regel außerhalb ihrer Reichweite. So liegt der Ball wieder im Feld der Dienstbetreiber, die im schlimmsten Fall mit dem Verlust ihrer wirtschaftlichen Basis rechnen müssen. es besteht also ein beiderseitiges interesse, Risiken und Schwachstellen so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen. Doch Vorsorge ist sowieso besser als Nachsorge: Entwickler arbeiten deshalb mit Coding Guidelines, um Schwachstellen gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Richtlinien beschreiben international anerkannte Konventionen zur Erstellung von Quellcode. Es gibt sie für verschiedene Programmiersprachen und sie zielen auf die Verständlichkeit

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3m5.

webwissen

check box

Top Ten Risiken Die laut OWASP zehn größten

Sicherheitsrisiken

Webapplikationen

1 Injection 2 Fehler bei der Authentifizierung und im Session-Management

3 Cross-Site Scripting (XSS) 4 Unsichere direkte Objektreferenzen 5 Sicherheitsrelevante Fehlkonfiguration 6 Verlust der Vertraulichkeit sensibler Daten 7 Fehlerhafte Autorisierung auf Anwendungsebene

8 Cross-Site Request Forgery (CSRF) 9 Nutzung von Komponenten mit bekannten Schwachstellen

10 Ungeprüfte Um- und Weiterleitungen

Mobile Applikationen

1 Unsachgemäße Plattformverwendung 2 Unsichere Datenspeicherung 3 Unsichere Kommunikation 4 Unsichere Authentifizierung 5 Unzureichende Kryptografie 6 Unsichere Autorisierung 7 Ungenügende Clientcode-Qualität 8 Quellcode-Manipulation 9 Reverse Engineering 10 Fremdfunktionalität

und Wartbarkeit von Software ab. Einheitliche Coding Guidelines können in der Folge auch die Funktionssicherheit der Anwendungen erhöhen. Das Gerüst bildet die Norm ISO/IEC 9126 zur Standardisierung von Softwarequalität.

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ein weiterer schritt zur Verbesserung der Internetsicherheit ist das Prüfen von Webseiten und Apps. Mit einem sogenannten Penetrationstest wird dabei ein böswilliger Angriff auf die vitalen Bereiche beispielsweise einer Webapplikation oder eines Firmennetzwerks simuliert. Der klassische Penetrationstest besteht üblicherweise aus zwei Teilen, einem externen Black-Box-Test und einem internen White-Box-Test. Bei ersterem wird ohne Wissen des Kunden und der zuständigen IT-Techniker das Netzwerk von außen nach Sicherheitslücken durchsucht. Zum Einsatz kommt dabei spezielle Testsoftware. Wird eine mögliche Schwachstelle entdeckt, gehen die Versuche, ins System einzudringen, manuell weiter. Bei den White-Box-Tests arbeiten die Prüfer dagegen mit den ITSpezialisten des Unternehmens oder der Behörde zusammen und analysieren anhand von Netzwerkplänen, Security Policies und weiteren Unterlagen die betriebsinterne Sicherheit. Nach dem Penetrationstest folgen eine ausführliche Dokumentation und – im besten Falle – die schnellstmögliche Fehlerquellenbeseitigung.

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3m5.

über uns

Beim Kickercup trafen nicht nur die Heroen des Tischfußballs aufeinander. Hier trafen sich auch die Familien der 3m5.-Mitarbeiter und feierten gemeinsam. Der jüngste Support in Blau war fünf Monate alt.

Kickern in Familie

Beim Tischfußball-Turnier tritt 3m5. gegen 23 Mannschaften an Dass es nicht der größte sportliche Erfolg in der Firmengeschichte werden würde, war vorher klar. Schließlich spielen einige gegnerische Teams in einer anderen Liga, oder besser: in der Profi­ liga. Dennoch meldete sich 3m5. wieder zum Kickercup an, dem Turnier der Dresdner Marketing- und Internetagenturen im Tischfußball. »Das Turnier ist eine Riesenparty für uns und eine super Gelegenheit für unsere Familien, sich zu treffen«, sagt 3m5.-Chef Michael Eckstein. »Außerdem positionieren wir uns als guter Ar-

beitgeber in der Region.« Diese Positionierung war dieses Mal vor allem eins, nämlich laut. Das Unternehmen reiste mit der größten Zahl von Unterstützern und Fans zum Wettbewerb an. Insgesamt bejubelten etwa 40 Fans in Blau die Tore des 3m5.-Teams, das traditionell unter dem Namen Die Hände Gottes antritt, schwenkten Firmenfahnen und Mega-Holzratschen. Dazu kamen noch die Kinder der Mitarbeiter, ebenfalls in blauen Team-Shirts. Der Sponsoring-Beitrag war passend gewählt. 3m5. kümmerte sich

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um das Kinderunterhaltungsprogramm und organisierte eine Hüpfburg, Kinderschminken, Basteln und Mini-Kickertische. Dass die Teilnahme dann auch noch zum Social-Media-Erfolg wurde, war allerdings eher Zufall. Denn eine der Mannschaften, die 3m5. in Grund und Boden gespielt hatten, vergaß am Ende der Veranstaltung ihre Fahne. Deren Eroberung wurde dann auf Facebook verkündet, die befreundete Agentur eingeladen. Die Teams verständigten sich auf ein Rückspiel – bei der Disziplin hat 3m5. nun freie Wahl.

über uns

Profi-Bauer

3m5. unterstützt Schüler in den USA bei der internationalen First Lego League

Das war mal eine fette Überraschung für die Profi-Lego-Bauer, die sonst ein Gymnasium in Dresden besuchen: Unter 900 Teams aus ganz Mitteleuropa belegten sie mit ihrem Roboter Platz fünf bei der First Lego League in Regensburg. Damit hatten sich die sechs Schüler für die nächste Stufe des internationalen Wettbewerbs qualifiziert und traten Ende April bei den Finals der First Lego League in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri an. Das einzige Problem für den Förderverein: Die Reise- und Hotelkosten, die überraschend aufgebracht werden mussten. 3m5. sprang kurzfristig als Sponsor ein, um die Reisekosten mit zu finanzieren. »Das Gymnasium ist bekannt für seine super Ausbildung in Mathematik und Naturwissenschaften«, sagt 3m5.-Chef Michael Eckstein. »Das Engagement der Schüler und Lehrer unterstützen wir sehr gern und wir werden auch in Zukunft hier aktiv sein.« Informatik-Lehrer Peter Ehrlich betreut seit Jahren die AG, aus der das Lego-Team entstanden ist. »Die First Lego League ist ein einzigartiger Wettbewerb für Kinder und Jugendliche, der wie kein anderer Wettbewerb die Teams nach MINT-Kompetenzen und Soft Skills gleichermaßen bewertet«, sagt er. Die Teams müssen Roboter bauen und programmieren, die autonom möglichst viele Missionen auf einem vorgegebenen Spielfeld zu erfüllen haben. Ihre Ideen, Strategien und die Programmierung müssen die Teams einer Jury auf Englisch erläutern – auch das wurde in den vergangenen Wochen geübt. Allein sprachliche Fähigkeiten reichen für die Präsentation aber nicht aus, es ist auch Kreativität gefragt. Ehrlich: »Viele führen eine Art Theaterstück auf, das die Lösung beinhaltet – vielleicht fällt uns ja noch etwas Besseres ein.«

Das Dresdner Lego-Team beim Wettkampf in Regensburg.

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Spielen ohne Ende Erste GameJam in

3m5.-Villa eröffnet Ende April öffnete die 3m5.-Villa ausnahmsweise an einem Wochenende die Türen. Grund war die erste GameJam, die das Unternehmen veranstaltete. Am Event nahmen Spiele- und Softwareentwickler aus der Region teil, um an den drei Tagen gemeinsam ihre Ideen umzusetzen und Spiele zu entwickeln. Betreut wurden die Profi- und Hobbyprogrammierer von 3m5.-Mitarbeitern, die die GameJam organisiert hatten, und die auch in ihrer Freizeit begeisterte Spieleentwickler sind. »Mit der GameJam möchten wir die Game-Szene unterstützen und gleichzeitig den Open-Source-Gedanken stärken«, sagt Personalmanagerin Sandra Hendrich. »Am wichtigsten ist natürlich, gemeinsam Spaß zu haben und am Ende die Spiele gemeinsam zu spielen.«

Kontakt

Glück auf!

3m5. in Freiberg auf Fachkräftesuche – zusammen mit 70 Unternehmen

Bei der Messe zur beruflichen Orientierung in Freiberg, kurz ORTE, präsentierte sich erstmals auch 3m5. Die Karrieremesse fand an der TU Bergakademie statt, die mit ihren technischen Spezialstudiengängen über die Region hinaus bekannt ist. Das Dresdner IT-Unternehmen war einer von 70 Ausstellern, deren Stände etwa 2000 Studenten am Ausstellungstag besuchten. Das Recruiting-Team von 3m5. informierte über Karrieremöglichkeiten, Praktika und studienbegleitende Ausbildung.

Netzwerker unter sich

3m5. erstmals Gastgeber des Web- und IT-Meetup Dresden

Softwareentwickler und andere IT-Profis trafen sich erstmals zum Web- und ITMeetup in der 3m5.-Villa in Dresden. Dort hörten sie sich mehrere Vorträge zu aktuellen IT-Themen an, darunter die Vorstellung einer Multimodel-Datenbank, ein Referat zu neuronalen Netzen und einen Beitrag zur postfaktischen Markenbildung. Danach gab es reichlich Gelegenheit zum Netzwerken – mit Fingerfood und Getränken. Das Meetup gibt es seit März 2016 in der Stadt. Es bietet Gelegenheit für den Austausch zwischen Softwareentwicklern, Webdesignern und Experten für neue Technologien.

Digitaler Vertrieb und Blogosphäre 3m5. sponsert Fachkonferenz Online-Marketing & Social Media in Leipzig

Wie geht die Versicherungsbranche mit der Digitalisierung um? Welche Social-Media-Kanäle spielen welche Rolle im Marketing-Mix? Darüber sprachen Experten in Leipzig. Einer der Sponsoren war 3m5. Das Unternehmen hat sich auf Softwarelösungen für den digitalen Vertrieb von Versicherungen spezialisiert und unterstützt seit vielen Jahren mehrere große Versicherungsunternehmen im Bereich Social Media und Content Marketing. Bei der Veranstaltung stand eine Untersuchung im Mittelpunkt, die 3m5. beim Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden in Auftrag gegeben hatte (siehe Seite 36). Die Ergebnisse der Studie mit dem Titel »Die besten Versicherungsblogs – eine wissenschaftliche Analyse der Blogosphäre« stellte Professor Lutz Hagen exklusiv vor. Im Bild: 3m5.-Vertriebsleiter Sven Poliwoda (2. v. l.) spricht im World Café.

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IMPRESSUM

3m5. – Das Kundenmagazin von 3m5. Mai 2017 ° Heft 7 Auflage: 3 500 Jahrgang 3 herausgeber Michael Eckstein (V. i. S. d. P.) Stefan Jahn 3m5. Media GmbH Loschwitzer Straße 37 01309 Dresden Fon: +49 (351) 45252-0 Fax: +49 (351) 45252-21 > www.3m5.de redaktion Anne Schneider autoren Nils Brabandt Anne Fischer Prof. Ralph Sonntag gestaltung Machzwei Gestaltung & Kommunikation > www.machzwei.net druck Elbtal Druck & Kartonagen GmbH > www.elbtaldruck.de fotos und illustrationen Lennart Andresen (S. 15) Caroline Bock (S. 11 oben, 20 oben) Bärbel Büttner (S. 44 unten) Uta Diehl/HS Mannheim (S. 29) Peter Ehrlich (S. 43 links) Stephan Floss (S. 23 links) Sandra Hendrich (S. 43 rechts) Matthias Jacob (S. 18 rechts) Uwe Lewandowski (S. 38 oben) Detlev Müller (S. 44 oben) Privat (S. 2 unten, 9 unten, 12, 14 rechts, 18 links, 22, 23 mitte, rechts, 28, 35) PRS/3m5. (S. 21) Tobias Ritz (Titel, S. 1, 17, 27, 32–33, 42) Diana Seifert (S. 44 mitte) Michael Setzpfandt (S. 31) Cathrine Stukhard/Dorotheum (S. 6 mitte) Juliane Trinckauf (S. 11 unten, 18 mitte) 3m5. (S. 16, 19 unten) BILD-Archiv (S. 21) Dorotheum (S. 4–7) Phenomedia (S. 19 oben) PVS (S. 3) SBB (S. 2 oben) naumoid/thinkstock (S. 10) shotsstudio/thinkstock (S. 13–14) Dagmar Scherf/ullstein bild (S. 20 unten) mtlapcevic/thinkstock (S. 22–23 hinten) Anna Pustynnikova/thinkstock (S. 24) silverv/thinkstock (S. 30) pxel66/thinkstock (S. 34) lightcome/thinkstock (S. 36–38) deklofenak/thinkstock (S. 40–41) antoniokhr/thinkstock (S. 41 unten) Das Kundenmagazin erscheint vierteljährlich.

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