Guerilla-Brau-Anleitung

Guerilla-Brau-Anleitung Einleitung Mit Hilfe dieser „Guerilla-Brau-Anleitung“ ist es möglich, mit einfachen Küchenutensilien und richtigen Rohstoffe...
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Guerilla-Brau-Anleitung

Einleitung Mit Hilfe dieser „Guerilla-Brau-Anleitung“ ist es möglich, mit einfachen Küchenutensilien und richtigen Rohstoffen ca. 3 L leckeres Bier mit einem Alkoholgehalt von 4-5 Vol% zu brauen. Dabei werden alle Arbeitsschritte durchlaufen, die auch in einer echten Brauerei anfallen. Es empfiehlt sich, beim ersten Mal den ganzen Tag einzuplanen und vor Beginn alle Gerätschaften und Zutaten zusammenzuorganisieren. Hier kurz noch die Reihenfolge der einzelnen Schritte und der stark vereinfachte Hintergrund („Warum macht man Was?“). Der Vollständgkeit halber werden später auch das Mälzen und Schroten kurz erläutert. Dann geht es richtig los mit... 1. Maischen = Enzyme aus dem Getreide-Malz zerlegen die Malzstärke in Malzzucker und der Zucker löst sich dann im Wasser. 2. Läutern = Die unlöslichen Malzreste werden von der erhaltenen Malzzuckerlösung abgetrennt („abfiltriert“). 3. Würzekochen und Hopfengaben = Die Malzzuckerlösung wird haltbar gemacht durch Kochen und Hopfenzusatz. 4. Seihen, Whirlpool und Kühlen = Unerwünschte, beim Kochen ausgefallene Stoffe und Hopfenreste werden abgetrennt und die Malzzuckerlösung wird abgekühlt. 5. Gärung, Schlauchen und Lagern = Hefe macht aus dem Malzzucker Alkohol und CO2. Abfüllen in Flaschen sorgt dafür, dass etwas CO2 auch im Getränk verbleibt und dieses „spritzig“ macht. Mit der Zeit reift das Getränk. Dann ma' los – gut Sud!

Zeitaufwand 7h 2 h +1 h > 4 Wo

am Brautag reine Arbeitszeit (Brautag + Abfüllen) bis zum fertigen Bier

Benötigte Utensilien (notfalls beim Nachbarn fragen oder im 1€ Shop besorgen) □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

Großer Topf mit Deckel, mindestens 5 L Inhalt (z.B. 22 cm Ø x 13 cm Höhe) 1L-Messbecher Bettdecke oder warme Decke 10L-Eimer (am besten neu besorgen, gebrauchte Putzeimer sind ungeeignet) Nudelsieb, das auf den Eimer passt Grobes, dünnes Stofftuch (Stoffwindel, altes Unterhemd oder grobes Geschirrtuch ohne Waschmittelreste, also gründlich auskochen vor Gebrauch) Wäscheklammern, mit denen man das Stofftuch am Nudelsieb befestigen kann Schöpfkelle Frischhaltefolie 6 x 0.5L-Bügelflaschen oder 9 x 0.33L-Bügelflaschen (Vorbereitung, siehe Abschnitt „5. Gärung...“)

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Nicht zwingend notwendig, aber praktisch: □ □ □

Thermometer bis 100 °C Küchenwaage (am besten Gramm-genau, z.B. digital) Trichter (muss in Flaschenöffnung passen)

Rohstoffe □ □ □ □ □ □

700 g ca. 8 g 6 TL

gutes Wasser, möglichst nicht zu hart (aus Leitung, Brunnen oder klarem Fließgewässer) Gersten-Malz (geschrotet, aus der örtlichen Klein-Brauerei, oder über das Internet) Hopfen (vom Wegesrand, aus der örtlichen Klein-Brauerei oder über das Internet) Haushaltszucker ggf. andere Zusätze (Gewürze, Kräuter, Früchte, Säfte,...) nach Belieben Bier-Hefe (aus der örtlichen Klein-Brauerei oder über das Internet) oder aus aufgepäppeltem Bodensatz von naturtrübem Bier - siehe Fußnote 5 in Abschnitt „5. Gärung...“

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Mälzen Verarbeitung des Korns zu Malz. Dabei werden Enzyme gebildet, die später benötigt werden, um aus der Stärke im Korn Zucker zu machen. Das Mälzen, also das Keimen und anschließende Trocknen (Darren) des Getreides (Gerste oder andere) erfolgt in der Mälzerei. Wer das selber machen möchte, kann sich an den Autor dieser Anleitung wenden. Malz sieht abgesehen von der Farbe genauso aus wie das unbehandelte Getreide.

Schroten Zerkleinern des Malzes. Mechanisches Aufbrechen des Malzes gewährleistet später beim Brauen ein besseres Auswaschen des Malzzuckers. Das Schroten des Malzes geschieht in der Brauerei. Die dort verwendeten Schrotmühlen sorgen dafür, dass die Kornhülsen (Spelzen) nicht zerstört werden, da sie später für die Filterwirkung wichtig sind (siehe Abschnitt „2. Läutern“). Geschrotetes Malz also am besten direkt aus einer kleinen Brauerei holen. Länger lagerbar ist jedoch ungeschrotetes Malz. Selber schroten funktioniert ganz gut mit einer Maismühle o.ä., oder wenn man freundlich im Bioladen fragt, machen die das bestimmt auch mal gerne.

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1. Maischen Malz-Wasser-Pampe temperieren: Enzyme aus dem Getreide-Malz zerlegen dabei die Malzstärke in Malzzucker und der Zucker löst sich dann im Wasser. Hier geht’s richtig los. Wer ein geeignetes Thermometer hat, bringt in dem großen Topf („Maischebottich“) 2,8 L Wasser (Hauptguss) unter Rühren auf 70-72 °C.1 Ohne Thermometer geht das auch, allerdings etwas ungenauer: Einfach die 2,8 L Wasser im Topf bei geschlossenem Deckel zum sprudelnden Kochen bringen, dann zum Abkühlen auf ein Holzbrett stellen, den Deckel aber nicht abnehmen. Nach 75 min (in wärmeren Zimmern) bzw. 60 min (in kälteren Zimmern) hat das Wasser ungefähr 70-72 °C. Jetzt werden 700 g Malz bzw. die Malzmischung (Schüttung)2 zugegeben (Einmaischen) und gut untergerührt. 700 g Malz haben ein Volumen von ca. 1,5 L, man kann das Malz also auch im Messbecher abmessen, wenn keine Waage vorhanden ist. Anschließend möglichst bald wieder den Deckel auf den Topf geben und das Ganze vorsichtig in eine warme Decke einwickeln (z.B. Bettdecke), damit die Malz-Wasser-Pampe (Maische) möglichst lange die Temperatur hält (so genannte Rast). Nach 1,5 Stunden wird der Topf wieder ausgewickelt. Nochmal Schritt für Schritt:

1.1 Mit Messbecher 2,8 L Wasser in den großen Topf schütten

1.2 Wasser auf 70 °C erhitzen (wenn kein Thermometer zur Hand, siehe Beschreibung oben im Text)

1.3 700 g Malz in das Wasser einrühren und gut vermischen

1.4 Topf mit Deckel verschließen und für 1,5 Stunden in dicke Decke einwickeln

1.5 Topf wieder auswickeln

1 Tipp: Alle Mengen lassen sich ganz bequem auf der Waage abmessen. Z.B. 2,8 L = 2 800 g. 2 Wer seine Schüttung ergänzen will, kann Getreide aus dem Körnerladen besorgen (z.B. Spelzen-freie Nackgerste) und ggf. etwas angeröstet und zerkleinert hinzugeben. 3-4 Esslöffel unzerkleinertes Röstkorn reicht meist schon aus um etwas Farbe und Röstgeschmack hinzuzufügen. Einen Teil des geschroteten Malzes kann man auch ankaramelisieren, indem man es ganz langsam in etwas Wasser erhitzt (z.B. 4 EL Malz + 12 EL Wasser) und das Wasser schließlich unter stetigem Rühren verdampft bis ein klebriger, brauner Rückstand übrig bleibt (sollte nicht anbrennen). Haferflocken sind ebenfalls eine beliebte Zutat. Sehr lecker sind auch geröstete Esskastanien (heiße Maronen). Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt... Man sollte allerdings immer mehr als die Hälfte der Schüttung helles Malz verwenden (weil sonst nicht genügend Enzyme vorhanden sind um alle Stärke zu verzuckern).

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2. Läutern Filtrieren der Pampe: Die unlöslichen Malzreste werden von der erhaltenen Malzzuckerlösung abgetrennt („abfiltriert“). Die Maische wird nun in das Nudelsieb geleert, das mit dem (waschmittelfreien) Stofftuch ausgelegt ist und auf dem Eimer sitzt („Läuterbottich“). Dadurch wird die Malzzuckerlösung (Würze) von den Malzresten (Treber) getrennt (Läutern). Die eigentliche Filterwirkung kommt von den Spelzen des Korns. Damit die Würze auch möglichst klar herauskommt (später wichtig für Geschmack und Stabilität des Bieres), am besten erst den dicken Bodensatz aus dem Topf mit der Schöpfkelle in das Nudelsieb geben, dann vorsichtig, die dünne Maische aufbringen. Außerdem je nach Stofftuch, dieses evtl. falten. Bei gröberen Stofftüchern also 2-4 Lagen. Sollte das Läutern zu lange dauern, muss der Treber notfalls mit einem Löffel vorsichtig umgegraben werden. Wenn alles durchgelaufen ist (Vorderwürze), wird nochmals mit heißem Wasser gespült (Anschwänzen mit dem Nachguss). Das geschieht am effektivsten, indem man den Treber zurück in den Topf löffelt und mit 2 L heißem Wasser aus der Leitung verrührt. Das Wasser darf höchstens 80 °C haben. Heißes Leitungswasser liegt immer darunter, ist also gut geeignet. Wem das zu viel umständliches Gematsche ist, der kann auch 2 L heißes Wasser direkt auf den Treber im Nudelsieb geben (weniger effektiv, außerdem darauf achten, dass sich kein Krater bildet und dass sich der Nachguss möglichst gleichmäßig verteilt). Nochmal Schritt für Schritt:

2.1 Das grobe, dünne Stofftuch 2-fach gefaltet (= 4-lagig) mit Wäscheklammern in dem Nudelsieb befestigen, Nudelsieb auf den Eimer stellen

2.2 Mit der Schöpfkelle den dicken Bodensatz aus dem Topf in das Tuch schöpfen, erst am Schluss die Flüssigkeit darüber geben

2.3 Wenn alles durchgelaufen ist, 2 L heißes Wasser aus der Leitung in den Topf geben und die Malzreste aus dem Tuch im Nudelsieb wieder zurücklöffeln in den Topf

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2.4 Topfinhalt gut durchrühren und erneut über das Tuch im Nudelsieb filtrieren

3. Würzekochen und Hopfengaben Kochen des Filtrats zusammen mit Hopfen: Die Malzzuckerlösung wird haltbar gemacht durch Kochen und Hopfenzusatz. Die im Eimer aufgefangene Würze (ca. 4 L) wird zurück in den gut gespülten großen Topf gegeben („Würzepfanne“), mit Deckel zum Kochen gebracht und ungefähr 60 min lang zusammen mit dem Hopfen gekocht. Genauer: Sobald das sprudelnde („rollende“) Kochen beginnt wird der Deckel einen Spalt weit geöffnet und die Wärmezufuhr kann heruntergeregelt werden. Zu Anfang neigt die Würze noch zu starkem Schäumen, deshalb bei Kochbeginn evtl. den Deckel zwischendurch ganz abnehmen, bis sich die Würze beruhigt hat (notfalls auf den Schaum draufpusten oder den Topf kurz von der Wärmequelle nehmen). Beim weiteren Kochen sollte der Deckel aber etwas geöffnet sein und die Würze rollend weiterkochen (um unerwünschte Geschmacksnoten mit dem Dampf auszutreiben). Nun kann nach Belieben mit dem Zugeben des Hopfens begonnen werden (Hopfengaben). Je länger der Hopfen mitgekocht wird, desto mehr Bitterstoffe lösen sich in der Würze und desto herber wird das spätere Bier. Je kürzer er mitgekocht wird, desto mehr flüchtige Hopfenaromen bleiben erhalten und werden nicht durch den Dampf ausgetrieben. Meist wird er also 5 min nach Kochbeginn, wenn die aus dem Malz in der Würze gelösten Eiweiße ausgefallen sind (nach dem Würzebruch), zugegeben (Bittergabe) und 5-10 min vor Kochende (Aromagabe).3,4 Werden Hopfenblüten (Dolden) verwendet, sollte man diese vor dem Hinzufügen zur Würze noch mit einem Messer klein hacken. Für den ersten Brauversuch werden 4 g Hopfen nach Würzebruch zugegeben, 4 g kurz vor Kochende, also ca. 60 min später. Vor Kochende können nach Belieben auch Früchte und Säfte oder auch Rübenssirup, Honig, etc zugegeben werden. Durch mehr Zucker wird das Bier am Ende alkoholischer: 3 g Haushaltszucker, also etwa ein Zuckerwürfel, erhöhen den Alkoholgehalt des fertigen Bieres aus diesem Rezept um ca. 0,04%. Zu viel reiner Zucker macht das Bier allerdings leer im Geschmack.

3 Ein Teil des Hopfens kann auch schon beim Abläutern der Vorderwürze zugegeben werden. Die Aromen werden durch das längere „Ziehen“ in der noch warmen Würze leicht oxidiert und besser gelöst und dadurch später nicht so stark ausgekocht. Allerdings werden später beim Würzebruch auch Bitterstoffe mitausgefällt. Die Vorderwürzehopfung ist also eine Art Kombination aus Bittergabe und Aromagabe. 4 Es sind beliebig viele Hopfengaben möglich. Zur genauen Berechnung der Hopfengabe bzw. Bitterstoffausbeute siehe Literaturtipps (3) am Ende dieser Anleitung. In der Zeit zwischen Kochende und Filtrieren bittert der Hopfen in der Wärme noch nach.

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Nochmal Schritt für Schritt:

3.1 Topf gut ausspülen, Filtrat aus Eimer einfüllen und mit geschlossenem Deckel zum Kochen bringen

3.2 Bei Kochbeginn, Heizleistung herunterregeln und Deckel leicht öffnen (Topfinhalt sollte leicht sprudelnd kochen)

3.3 5 min nach Kochbeginn 4 g Hopfen zugeben

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3.4 60 min nach Kochbeginn 4 g Hopfen zugeben

3.5 65 min nach Kochbeginn: Kochende, Topf von der Platte/Flamme nehmen, Deckel ganz öffnen bzw. abnehmen

4. Seihen, Whirlpool und Kühlen Abtrennen von Hopfenresten sowie Trub und Herunterkühlen auf Gärtemperatur: Unerwünschte, beim Kochen ausgefallene Stoffe und Hopfenreste werden „abfiltriert“ und die Malzzuckerlösung wird abgekühlt. Am Ende der Kochzeit, wird der Topf mit der Würze zur Seite gestellt und man wartet bei abgenommenem Deckel ca. 15 min bis sich die Flüssigkeit etwas beruhigt hat. Dabei setzt sich auch langsam alles Ungelöste ab (der Grobtrub vom Würzebruch und der Hopfentreber). Wenn man dem Bier noch Gewürze oder Kräuter zugeben möchte, dann am besten nach dem Kochen während der 15 min Ruhe. Ähnlich wie beim Tee-Zubereiten sollte man die Gewürze aber anschließend wieder herausnehmen damit das Aroma nicht zu dominant wird. Ab jetzt muss sauber gearbeitet werden, um zu verhindern, dass beim Abkühlen Bakterien oder Fremdhefen aus der Luft in die Würze gelangen und das Bier verderben. In der Regel reicht es aus, wenn man nicht direkt neben einer Fallobstwiese oder dem offenen (Bio-)Mülleimer arbeitet oder nebenher Hefeteig ansetzt. Probieren mit dem Finger und angeleckten Löffeln o.ä. ist tabu. Der Topfinhalt wird nun vorsichtig über das zuvor gründlich ausgespülte Stofftuch in den ebenfalls gründlich gespülten Eimer gegeben. Das Stofftuch liegt dabei in dem gründlich gespülten Nudelsieb. Es sollten keine Malzreste mehr im Tuch vorhanden sein. Je vorsichtiger man die Würze filtriert (Seihen) und je später der Trub mit in das Tuch gelangt, desto langsamer setzt sich das Tuch zu und desto schneller verläuft das Filtrieren. Der Trub setzt sich besonders gut ab, wenn man die Würze zuvor ein paar Mal kräftig im Kreis gerührt hat (Whirlpool). Am betsen macht man das sobald sich die Würze nach dem Kochen etwas beruhigt hat (bzw. nach dem Aromatisieren mit Kräutern, etc.) und führt zu der Bildung eines Trubkegels auf dem Topfboden. Wenn die Würze vollständig in den Eimer durchgelaufen ist, wird das Nudelsieb mitsamt Stofftuch entfernt und der Eimerinhalt ggf. mit etwas kochendem Wasser auf ca. 3,5 L aufgefüllt. Hier ist eine Waage praktisch (vorher den Eimer tarieren, dann auf 3,5 kg auffüllen) oder man ritzt sich vorher eine 3,5L-Markierung in den Eimer. Anschließend wird der Eimer sofort luftdicht mit Frischhaltefolie verschlossen. Das funktioniert hervorragend wenn man zuvor beim Abnehmen des Nudelsiebs ein paar daran hängende Tropfen der klebrigen Würze auf dem Eimerrand verteilt. Darüber lässt sich die Folie schön fest und dicht spannen. Danach wird der Eimer zum Abkühlen in den Raum gebracht, in dem er später auch während der Gärung steht. Der Raum sollte je nach später verwendeter Hefeart warm sein, d.h. zwischen 18 °C und 25 °C haben (siehe auch nächsten Abschnitt ). Man lässt die Würze in dem Eimer mindestens 6 Stunden oder über Nacht stehen bis sie Umgebungstemperatur (= Gärtemperatur) erreicht hat. Die Würze hat nach dem Auffüllen auf 3,5 L ungefähr einen Malzzucker-Gehalt von etwa 12 Gewichtsprozent, d.h. 100 g Würze enthalten 12 g Malzzucker (12 % Stammwürze).

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Nochmal Schritt für Schritt:

4.1 Bei Kochende den Topf 15 min zur Seite stellen bei abgenommenem Deckel, währenddessen wieder das gut gespülte Nudelsieb auf den gut gespülten Eimer setzen und im Nudelsieb das gut gespülte Stofftuch mit Wäscheklammern befestigen.

4.2 Nach den 15 min den Topfinhalt durch das Nudelsieb+Tuch in den Eimer gießen, Nudelsieb herunternehmen und einige Tropfen der Würze auf dem Eimerrand abstreifen

4.3 Eimerinhalt mit kochendem Wasser auf ca. 3,5 L auffüllen

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4.4 Frischhaltefolie dicht und fest über den Eimer spannen

4.5 Eimer zum Abkühlen während mindestens 6 Stunden in den (warmen) Raum stellen, in dem später auch die Gärung stattfindet

5. Gärung, Schlauchen und Lagern Gärung, Abfüllen und Reifen: Hefe macht aus dem Malzzucker Alkohol und CO2. Abfüllen in Flaschen sorgt dafür, dass etwas CO2 auch im Getränk verbleibt und dieses „spritzig“ macht. Mit der Zeit reift das Getränk. Wenn die Würze abgekühlt ist auf warme Raumtemperatur kann die Hefe zugegeben werden (Anstellen). Die Hefe kann in Form von Trockenhefe (ca. 1 TL) einfach auf die Würzeoberfläche aufgestreut werden, dann wird die Frischhaltefolie wieder dicht über den Eimer gespannt.5 Nun kann man während der folgenden Tage gut den Gärverlauf durch die Frischhaltefolie beobachten. Erst bildet sich ein kleiner Schaumteppich wenn die Gärung „ankommt“ und schließlich eine richtige Schaumdecke, die dann wieder zurückgeht und ganz verschwindet (Ende der Hauptgärung). Je nach Temperatur und Hefe ist die Hauptgärung schon nach ein paar Tagen oder einer Woche beendet. Das so genannte Jungbier kann dann in Flaschen abgefüllt werden (Schlauchen zur Nachgärung und anschließendem Reifen durch Lagern). Hier muss wieder sauber gearbeitet werden, aber das Jungbier ist nicht mehr so anfällig für Infektionen wie die Würze. Bereits während der Hauptgärung kann man sich die Wartezeit damit verkürzen, einige Bügelflaschen Bier aus dem Supermarkt zu leeren (benötigt werden ca. 6 Stück à 0,5 L). Dabei nicht aus den Flaschen trinken, sondern das Bier in ein Glas einschenken, sofort danach gründlich mit heißem Wasser spülen, über Kopf abtropfen lassen und so vollständig trocknen lassen. Um sicher zu gehen, dass die (Haupt)gärung ganz abgeschlossen ist, sollte man erst 1 Woche nachdem kein Schaum mehr auf der Jungbieroberfläche zu sehen ist, abfüllen. Man füllt dann mit Hilfe des sauberen Messbechers oder einfacher mit einer sauberen Schöpfkelle über einen Trichter das Jungbier aus dem Eimer in die vorbereiteten Flaschen. Dabei sollte man darauf achten, nicht den Bodensatz aus dem Eimer aufzuwirbeln und auch der oben schwimmenden Trub sollte nicht mit in die Flasche gelangen.6 Außerdem wird das Jungbier in den Flaschen schäumen und man befüllt sie deshalb vorzugsweise abwechselnd. Wenn die Flaschen voll sind, werden sie verschlossen und wie bei der Hauptgärung ebenfalls warm gestellt. 1 Tag später kontrolliert man den Druck durch Öffnen der Flaschen. Wenn die Flasche beim Öffnen nicht mehr stark zischt oder plöppt, wird Zucker zugegeben (wenn doch noch starkes Zischen, täglich erneut kontrollieren bis kein Zischen mehr zu hören ist). Zuckerzugabe: Je 0,5LFlasche 1 TL Haushaltszucker (kurz abgeklopft, nicht gehäuft, nicht abgestrichen - bei Verwendung von 0,33L-Flaschen aber abgestrichen). Bei der Zugabe des Zuckers schäumt das Bier u.U., deshalb muss man die Flasche schnell wieder verschließen. Danach wird nochmal 1-2 Wochen im Warmen gelagert, dann 2 Wochen oder länger am besten im Kalten (kühler Keller oder stehend im Kühlschrank wenn Platz). Zu jedem Zeitpunkt der Herstellung kann man natürlich probieren: Würze, gehopfte Würze, Jungbier, Bier vor der Lagerung, Bier nach der Lagerung. Oft ist das Bier frühestens 4 Wochen nach dem Abfüllen gut trinkbar, je länger desto besser, denn das Bier reift stetig weiter. Die Haltbarkeit hingegen kann 6 Monate oder länger betragen, wenn kühl und dunkel gelagert wird. Das fertige Bier sollte stehend aufbewahrt werden und vorsichtig eingeschenkt werden um so wenig Bodensatz wie möglich mitzutrinken. Der letzte Schluck bleibt am besten in der Flasche und wird verworfen. 5 Es sollte Reinzuchthefe verwendet werden. Backhefe wird u.U. viele „Kopfschmerz“-Alkohole (Fuselöle) oder andere unerwünschte Aromen produzieren. Viele kleine Brauereien, bei denen man evtl. sowieso sein Malz bezieht, geben gerne auch etwas Hefe in Form eines beige-farbenen „Schlamms“ ab („der Zeug“ auf Brauer-deutsch). Diese Hefe ist meist untergärig, d.h. es reichen auch Temperaturen zwischen 7 °C und 15 °C aus. Am besten den Braumeister fragen und bei der Abholung ein ausgekochtes Marmeladenglas für den Transport mitnehmen (aber Vorsicht: nach dem Befüllen des Glases mit der Hefe den Deckel leicht geöffnet lassen, sonst platzt das Glas u.U. wegen des CO2, das noch gebildet wird). Es kann auch Hefe aufgepäppelt werden aus dem Bodensatz einer Flasche naturtrübem Bier (z.B. Hefeweizen) aus dem Supermarkt. Dieses „Stripping“ oder „Ranching“ funktioniert allerdings nicht mit allen Sorten. Bei Interesse einfach beim Autor dieser Anleitung nachfragen oder siehe Literaturtipps (4). 6 Der Gäreimer lässt sich hervorragend reinigen, wenn man nach dem Ausspülen einige EL Spülmaschinenpulver zugibt und mit heißem Wasser bis über die Hälfte auffüllt. Nach Stehen über Nacht lassen sich auch die hartnäckigen Reste dann leicht mit einem weichen Schwamm entfernen.

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Nochmal Schritt für Schritt:

5.1 Nach dem Abkühlen des Eimerinhalts auf warme Umgebungstemper atur (nach ca. 6 Stunden) kurz die Frischhaltefolie anheben, Hefe zugegeben und wieder so gut wie möglich luftdicht verschließen

5.2 Wenn der sich bildende Schaum nach einigen Tagen wieder vollständig verschwunden ist, noch zusätzlich 1 Woche warten, dann Eimerinhalt in vorbereitete Flaschen füllen (mit Messbecher oder Schöpfkelle und Trichter), Flaschen verschlossen im warmen Raum stehend aufbewahren

5.3 Wenn es nach 1 Tag beim Öffnen nicht mehr zischt oder plöppt, je 0,5LFlasche 1 TL Haushaltszucker zugeben, schnell wieder verschließen

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5.4 Flaschen während 1-2 Wochen weiterhin warm und stehend lagern, dann 1-2 Wochen kühler wenn möglich

Cheers!

Literaturtipps und Internetadressen (1) Hobbybrauer-Forum http://hobbybrauer.de (viele nützliche Tipps und sehr entspannte Leute) (2) Hobbybrauer-Rezepte www.maischemalzundmehr.de (3) Hopfen-Gaben bzw. Bitterstoffausbeute-Rechner (mit Erklärungen) www.maischemalzundmehr.de/index.php?inhaltmitte=toolsiburechner (4) Anleitung zum Hefe-Stripping http://hb.ikma.de/index.php?title=Stripping (5) Eine der vielen möglichen Bezugsadressen für Brau-Material und Rohstoffe www.hobbybrauerversand.de (6) Die Bezugsadresse für exotischere Leckereien www.hopfen-der-welt.de (7) Buch-Tipp 1: Klaus Kling „Bier selbst gebraut“, 206 Seiten, gebunden, 14,90 € (8) Buch-Tipp 2: Hubert Hanghofer „Bier brauen nach eigenem Geschmack“, 135 Seiten, Taschenbuch, 12,60 € (9) Buch-Tipp 3: John Palmer „How to Brew“, 400 Seiten, ca. 20 € als paper-back oder auch als komplette Ausgabe online www.howtobrew.com (10) Für iPhone und iPad User: eine wirklich grandiose App für Brau-Protokoll und RezeptEntwicklung (allerdings auf Englisch) www.brewpal.info

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2012 by Gil [email protected]