Glossar zu Bogen 3: grundlegende Lernkompetenzen

Individueller Förder- und Entwicklungsplan/ Glossar zu Bogen 3: grundlegende Lernkompetenzen Glossar zu Bogen 3: grundlegende Lernkompetenzen Sozialv...
Author: Tobias Peters
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Individueller Förder- und Entwicklungsplan/ Glossar zu Bogen 3: grundlegende Lernkompetenzen

Glossar zu Bogen 3: grundlegende Lernkompetenzen Sozialverhalten In diesem Abschnitt geht es darum, die Situation des Kindes im Zusammensein mit anderen zu erfassen und zu beschreiben. Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, dass es keinesfalls darum gehen darf, ein moralisches Urteil über das Kind hinsichtlich seines sozialen Verhaltens gegenüber anderen Kindern und/oder Erwachsenen zu fällen. Die Beschreibungsebene sollte deskriptiv sein, da wir als Beobachter nur dann die Strategien des Kindes, sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen, erfahren, wenn wir dem Verhalten des Kindes zunächst möglichst vorurteilsfrei und vor allem losgelöst von bestehenden Normvorstellungen begegnen. Insofern beschreiben Belastbarkeit und Durchhaltevermögen die Fähigkeit, ein Spiel oder eine Aufgabe über einen längeren Zeitraum zu verfolgen und zu vollenden unter Berücksichtigung der gestellten Aufgabe. Selbstsicherheit umfasst das Maß, in dem das Kind an seine Fähigkeiten und Fertigkeiten glaubt und sich seiner sicher ist. Die Einschätzung der Fähigkeiten muss dabei nicht die realen Möglichkeiten des Kindes aufweisen. Selbständigkeit ist die Fähigkeit, Aufgaben alleine, also ohne fremde Hilfe, zu lösen. Bei der Frage nach der Kontaktfähigkeit sollen die Form und Fähigkeit der Kontaktaufnahme näher betrachtet werden. Hier spielen u.a. Gesichtspunkte, die die Sprache, Mimik oder Gestik betreffen eine große Rolle. Desgleichen ist danach zu fragen, zu wem das Kind vermehrt den Kontakt sucht und

Belastbarkeit und Durchhaltevermögen ð Irritation ð Erschöpfung oder Ausdauer ð Ablenkbarkeit ð Orientierung oder Desorientierung ð Kontinuität ð Benötigte Pausen

aufbaut: zu Gleichaltrigen, zu Jüngeren oder zu Erwachsenen. Der Punkt Durchsetzungsvermögen fragt nach der Art und Weise der Umsetzung von Zielen, die das Kind für sich selbst als bedeutungsvoll definiert. Werden Argumente eher sprachlich vorgetragen oder in Form von Androhung körperlicher Gewalt? Die Frage nach der Kooperationsfähigkeit zielt auf die Kompetenz des Kindes, mit anderen zusammenzuarbeiten, Kompromisse einzugehen, die Akzeptanz und Toleranz gegenüber andersartigen Vorschlägen. Gleichzeitig soll hier beobachtet werden, inwieweit das Kind in der Lage ist, anderen Kindern zu helfen, sich helfen zu lassen und sich im Klassenverband als festes Mitglied zu integrieren. Der direkte Zusammenhang von Sozial-, Lern- und Arbeitsverhalten mit den Rahmenbedingungen und der daraus resultierenden Motivationslage sollte hierbei stets ins Gedächtnis gerufen werden. Auch hier wieder gilt wieder, dass Beobachtungen an dieser und an anderer Stelle notiert werden können. Da es aber verschiedenen Anwendern stets ein Bedürfnis war eine Extrakategorie zum Sozialverhalten im Gesamtformular aufzunehmen, werden an dieser Stelle Informationen gesammelt und berichtet die auch an anderen Stellen auftauchen. Es bleibt dem Anwender überlassen an welcher Stelle er seine Beobachtungen notieren möchte. Gegebenenfalls können hier auch sehr knappe Ausführungen schon hilfreich sein.

Selbstsicherheit und Selbständigkeit ð Aufbau des Wunsches/ Willens und der entsprechenden Fertigkeiten, ohne Hilfe anderer (v.a. Erwachsener) auszukommen ð Selbstvertrauen entwickeln und fördern ð selbständige Bewältigung von Lebenssituationen ð Entscheidungen - auch in Konflikt- und Problemsituationen – treffen ð Selbständige Materialbeschaffung ð Benötigt Lob der Bezugspersonen ð Verzichtet auf Überprüfung der Aufgaben durch die Lehrerin ð Einschätzen eigener Leistung: sicher/unsicher

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Individueller Förder- und Entwicklungsplan/ Glossar zu Bogen 3: grundlegende Lernkompetenzen Kontaktfähigkeit Durchsetzungsvermögen ð Interesse an Kontaktaufnahme ð Eigene Wünsche und Bedürfnisse artikulieren ð Spricht andere an ð Argumentative Überzeugung oder körperliches Durchsetzen ð Holt Materialien von anderen ð Einbringen eigener Beiträge in die ð Bittet um etwas Gruppenarbeit ð Spielt mit anderen ð Art der Kontaktaufnahme (verbal, emotional, körperlich) zu Gleichaltrigen, Erwachsenen, ... Kooperationsfähigkeit (Verhalten in der Gruppe, Fähigkeit zur sozialen Integration) ð Gemeinsam mit anderen handeln ð Erkennen, übernehmen, durchführen von Teilaufgaben ð Kompromisse annehmen ð Vorschläge anderer akzeptieren ð Anderen helfen ð Allgemein gestellte Forderungen als für sich verbindlich erleben ð Im Klassenverband integriert sein

Lern- und Arbeitsverhalten Das Lern- und Arbeitsverhalten eines Schülers ist Produkt und Spiegel seiner individuellen Persönlichkeit, seiner psychischen Verfassung und seines spezifischen sozialen Umfeldes. Zudem steht es in enger Beziehung zu den Fähigkeiten und auch Schwierigkeiten des jeweiligen Kindes, den Lehrund Lernmethoden und den Rahmenbedingungen. Im Hinblick auf die Beobachtung des Lern- und Arbeitsverhaltens und die Beschreibung der Einstellung zum Lernen in und außerhalb der Schule ist zu berücksichtigen, dass sich charakteristische Eigenheiten nur über einen längeren Beobachtungszeitraum erkennen lassen. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass Verhalten immer in Situationen stattfindet - es gibt kein Verhalten an sich - und Situationen unterscheiden sich immer voneinander. Die Einstellungen, die Menschen zu verschiedenen Dingen haben, sind immer kontextgebunden - der Kontext ist aber immer ein anderer. THOMAE, 1976 weist zusätzlich darauf hin, dass Verhaltensbeobachtungen einen bestimmten FigurGrund-Charakter besitzen - dass also bestimmte Verhaltensweisen in den Mittelpunkt der Aussage rücken, während andere nicht gesehen oder erwähnt werden. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Verhalten erfaßt wird, nimmt zu mit dem Grad der Abweichung dieser Verhaltensweise

vom Üblichen, von der Norm“ (ebd. S. 10). Als Beobachter sind wir in unserer Wahrnehmung natürlich auf unsere Erfahrungen, Wertmaßstäbe, Vorannahmen etc. angewiesen, so dass wir uns von bestimmten Normvorstellung kaum lösen können. Dies hat zur Folge, dass die Beobachtung eines Schülers immer subjektiv ist. Sie wird aber um so objektiver - wenn auch nie wirklich objektiv - je länger der Zeitraum der Beobachtung andauert und je mehr Beobachter ihre Beobachtungen zusammentragen. Aus diesem Grund wird beim IEP außerordentlich viel Wert auf die kontinuierliche und kritische Überprüfung der Beobachtungsergebnisse in Kooperation mit allen, die an der Erstellung beteiligt sind, gelegt. Es müssen jederzeit Revisionen, also die Neugestaltung der Hypothesen, angesichts neuer diagnostischer Erkenntnisse möglich sein. In diesem Sinne sollen die im folgenden aufgeführten Kategorien die Beobachtung erleichtern, indem sie als Stukturierungshilfe verstanden werden. Es ist jedoch entscheidend, dass wir als Beobachter darum bemüht sind, nicht nur die vorgegebenen Aspekte im Auge zu haben oder gar alle angegebenen Merkmale finden zu wollen.

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allgemein Konzentration ð Im Unterricht ð Im Spiel und in der Freizeit ð Ablenkbarkeit ð Benötigte Arbeitsumgebung

Arbeitsverhalten ð Arbeitsbeginn ð Unterstützung, Zuwendung, Bestätigung ð Instuktionsverständnis ð Benötigte Zeit zur Aufgabenbewältigung ð Aufgabenlösung als Ganzes oder in Teilschritte zerlegt ð Zielbewußtes und ausdauerndes Arbeiten , Sorgfalt und Genauigkeit ð Konzentration, Aufmerksamkeit ð Ausdauer ð Arbeitsverlauf ð Selbständigkeit

Umgang mit Hilfestellungen Kreativität und Produktivität ð Hilfestellungen annehmen ð Spontaneität und Phantasie ð Hilfestellungen weitergeben ð Experimentieren und Entdecken ð Interesse an Korrektur ð Ungewöhnliche Ideen, Leistungen Lösungen, neuartige Ergebnisse ð Akzeptanz und Umsetzung von „Hilfe zur Selbsthilfe“ ð Partner bei Hilfestellungen (Lehrerinnen, Schülerinnen, ...)

und

Neugier und Fragehaltungen, Neigungen und Initiative und Risikoverhalten, Aktivität und Interessen Antrieb ð Aufgeschlossenheit gegenüber Erscheinungen ð Unternehmensbereitschaft, Entschlußfähigkeit und Ereignissen in der Umwelt ð Bereitschaft, den Anstoß für Handlungen zu ð Unbefangenheit, Offenheit, Fragen und liefern Problematisieren in allen Bereichen, allem ð Einsatz für eine Meinung, eine Sache, einen Neuen gegenüber Menschen ð Entdeckendes, beobachtendes Lernen ð Einsatzbereitschaft - auch bei ungewissem ð Anerkennung und Entwicklung, Aufbau und Ausgang oder möglichen persönlichen Erweiterung spezieller Interessen Nachteilen ð Fähigkeit zur Verbalisierung von Fragen, Meinungen, Gefühlen ð Einbringen außerschulischer Erfahrungen Genauigkeit, Schnelligkeit, Ausdauer ð Sorgfältig/ungenau/akkurat ð Langsam aber konzentriert/ abgelenkt/ schnell und sicher

in der Schule Motivation und Entscheidung/ sozialen Organisation der Arbeit Art der Auswahl der Arbeit ð alleine od. Partnerarbeit - Lehrerin oder ð Benötigte Zeit zum Auswählen der Arbeit Mitschülerinnen / kleine od. große Gruppe ð Anregung/ Unterstützung / Zuwendung durch ð bevorzugte Fächer, Inhalte, Aufgaben-typen Lehrerin oder Mitschülerinnen nötig (verbale ð wählt schwierigere Aufgaben bei Hinweise, Danebenstehen, ...) differenziertem Angebot ð Bedingungen besonders motivierten Arbeitens ð häufiger Wechsel oder Abbruch ð Bevorzugte Aufgabentypen ð eigene Ideen bestimmen das Handeln ð Methoden besonderer Motivation ð Bestätigung und Rückmeldung sind (Einstiegsphasen der Stunden) notwendig ð eigenständige Beurteilung

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Partnerwahl ð Typus des Partners ð Gründe für die Wahl (Freundschaften, ...) ð gestaltet sich schwierig, Außenseiterrolle ð wird gern ausgewählt

Unterrichtsinhalte Vorliebe für bestimmte Inhalte: Mündliche und schriftliche Beteiligung ð Bezug zur eigenen Lebensumwelt (Bauernhof, ð Gleich oder Diskrepanz Haustiere, Berufe der Eltern...) ð Fächerabhängig ð Eigene Hobbys, besondere ð Fremdreaktionen auf die Äußerungen Urlaubserfahrungen ð Deutliche Verbindungen zu bestimmten erlernten Fähigkeiten

bevorzugte Methoden Vorlieben für ein bestimmtes Materialangebot ð Gründe für die Wahl ð Umgang mit dem Material

vom Schüler gewählter Aufgabentypus, ð nachmachend od. kreativ ð wiederholend od. entdeckend ð knifflig

vom Schüler gewählter Aufforderungsgrad ð leicht ð mittel ð schwer ð Selbstüber oder –unterschätzung

Abstraktionsebene ð konkrete Anschauung, Objekt ð Symbol ð Abbildung ð neu eingeführt od. vertraut

Vergleich unterschiedlicher Lernsituationen/-orte ð Frontalunterricht ð Offener Unterricht, Wochenplan ð Gruppengröße ð Klassenunterricht ð diagnostischen Probeunterricht

Unterstützende und hemmende Bedingungen ð Unterrichtsform und -gestaltung ð Sozialform

Hausaufgaben ð eigener Raum ð Ruhe ð andere Aufgaben ð Tätigkeiten nebenbei (TV, Radio, auf Geschwister achten) ð regelmäßig ð mit Hilfe ð Wo Eltern helfen können, wo Geschwister? ð Welche Bedeutung Hausaufgaben für die Eltern haben? ð vorherige genaue Erklärung in der Schule nötig ð vollständig ð Begründungen für fehlende Aufgaben ð Strategien zur Vermeidung und Lösung

Problemlöseverhalten und Denkstategien Die wesentlichen Inhalte von verschiedenen zur Bestimmung des Förderbedarfs benutzten Intelligenztests können bei Bedarf in diesem Abschnitt qualitativ beschrieben werden, dabei

stehen im Vordergrund die inhaltliche Betrachtung der Vorgehensweise des Kindes angesichts von Aufgaben die die Breiche des Problemlöseverhaltens betreffen. Wichtig erscheint dabei, dass der Anwender sich vollständig von einer quantitativen Analyse (Bestimmung des Intelligenzquotient) löst und das Schwergewicht auf eine Beschreibung des Prozesses der7 Auseinandersetzung des Kindes mit den Aufgaben legt.

Individueller Förder- und Entwicklungsplan/ Glossar zu Bogen 3: grundlegende Lernkompetenzen Wie bereits erwähnt überschneiden und ergänzen sich einige Bereiche. Hierbei ist eine Verbindung mit dem beobachteten Lern- und Arbeitsverhalten sinnvoll. Das genaue analysieren der Herangehensweise an verschiedene Aufgabentypen gibt Aufschluss über präferierte Lösungsstrategien und ihre Methoden. Dadurch können mögliche Fehlerquellen und Ansätze zur Förderung aufgezeigt werden. Informationsverarbeitungsprozesse können jedoch nicht in ihrer ganzen Komplexität entschlüsselt werden. Dem Diagnostiker bleibt nur die

Beobachtung der einzelnen Handlungsschritte sowie die Aufforderung, dass das Kind seine Handlungen sprachlich begleiten soll. Die kognitive Psychologie betont, dass Lernen ein sinnstiftender Prozess ist. Die Art und Weise, wie Schüler über Aufgaben und Probleme nachdenken, die individuellen Schemata die sie dabei anwenden und die „naiven“ Wahrnehmungen die sie haben, müssen erkannt werden wenn Unterricht erfolgreich sein soll. Es gibt jedoch immer verschiedene Methoden zur Problemlösung.

Kritisches Denken und Urteilen Reflexionsvermögen eigenen und fremden Verhaltens: ð Informationen aufnehmen und verarbeiten ð Die Gefühle anderer nachvollziehen können ð Flexibilität des Denkens ð Eigene Anteile in Konfliktsituationen ð Prüfen, Vergleichen, Werten erkennen können ð Kritikfähigkeit ð Ursache-Wirkungszusammenhänge erkennen ð Vorund Nachteile erkennen, sie gegeneinander abwägen ð Schlüsse ziehen ð Arbeitsergebnisse beurteilen Allgemeines Herangehen an Probleme Lösungsverhalten ð Freude am Problemlösen (Rätsel) ð Probleme erkennen und aufgreifen ð Probieren, um Lösungswege zu finden ð Kompromißbereitschaft

und Allgemeine Problemlösestrategien etc. ð Wie ist der Prozeß von Aufnahme und Verarbeitung der Aufgaben gestaltet? ð Wie wird eine Aufgabe in Angriff genommen bzw. gelöst? ð Mit welchen Mitteln und Wegen wird sie gelöst ð Welche Instruktionen werden benötigt? ð Wie wird mit den Hilfen umgegangen?

Beschreiben der Denkstrategien ð Logisch - schlußfolgerndes Denken: Durch Beobachtungen (Wahrnehmung) gewonne-ne Erkenntnisse mit Erfahrungen ver-knüpfen, zueinander in Beziehung setzen und Rückschlüsse ziehen - deduktiv: Ableiten des Einzelfalls aus dem Allgemeinen - induktiv: Ableiten von Schlussfol-gerungen aus vorgegebenen Fakten - analog: Bezug nehmen auf ein anderes ähnliches Problem -digital: Stufen-, Schrittweise ð Strategisches Vorgehen: Vorsätzliche und überlegte Mittel werden zur Zielerrei-chung eingesetzt, Anwendung von Regeln ð Transfertechniken: können Wissen aus einer bereits gelernten Situation auf eine neue Situation übertragen ð Ganzheitliches oder mehr synthetisches Denken: vernachlässigt einzelne Faktoren, löst die Aufgabe in Abschnitten

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