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A Absolutismus Epoche der Frühneuzeit, die sich durch die Herrschaftsform, bei der Einer und zwar der Monarch (in Frankreich: der König) herrscht hervorhebt. So gibt es im Absolutismus praktisch keine Gewaltenteilung. Der Mensch herrscht absolut. Es gibt zwei Hauptformen des Absolutismus: höfisch (Frankreich) und aufgeklärt (Preußen) – bei letzterem gestaltet der König seine Politik im Einklang mit den Erkenntnissen und Ratschlägen durch Wissenschaft und Philosophie. 68-er Bezeichnet eine Jugendbewegung Mitte/ Ende der sechziger Jahre, die sich gegen die etablierten Personen und Zustände in der Bundesrepublik auflehnte. Insbesondere getragen von Studentinnen und Studenten war sie überwiegend in Großstädten aktiv. Die Bewegung setzte sich auch in Kleidung, Frisur und Lebensgestaltung gezielt von ihren bürgerlichen Eltern ab. Politisch war die Bewegung links und antiautoritär. Al Quaida Terrorgruppe um Osama Bin Laden (2011 von US-Kräften getötet), verantwortlich für die Terroranschläge am 11. September 2001 auf das World-Trade-Center in New York. Alleinvertretungsanspruch Die BRD erhob seit 1955 den Anspruch, der einzige völkerrechtlich legitime deutsche Staat zu sein, da nur in diesem die Legislative durch freie Wahlen berufen wird. Daraus resultierte der Abbruch diplomatischer Beziehungen zu allen Staaten, die die DDR anerkannten. Diese Haltung wurde erst durch die neue Ostpolitik der sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt endgültig aufgehoben. Altertum Mit Altertum wird die Epoche zwischen der sogenannten Frühgeschichte, die bis ca. Mitte des 4. Jahrtausend v. Chr. dauerte, und dem sogenannten Mittelalter (ab ca. 6./7. Jahrhundert) bezeichnet. Räumlich bezieht sich die Epoche auf den Mittelmeerraum und Vorderasien. Innerhalb des Altertums befindet sich die sogenannte Antike, mit der ausschließlich das griechisch-römische Altertum von ca. 1200 v. Chr. bis zum Mittelalter bezeichnet wird. Kulturell steht am Anfang des Altertums die Einführung der Schrift. Ebenso die zunehmende Verarbeitung von Metallen zur Erzeugung von Waffen und Alltagsgegenständen. So

wird das Altertum auch in eine Bronzezeit (Beginn ca. 3000 v. Chr.) und eine Eisenzeit (Verarbeitung von härterem Metall seit ca. 1700 v. Chr.) eingeteilt. Die Differenzierung und Hierarchisierung der Gesellschaft verstärkte sich gegenüber der Vor- und Frühgeschichte. Städte entwickelten sich als Herrschaftszentren, die immer größere Gebiete kontrollierten. So beherrschte Rom über Jahrhunderte den Mittelmeerraum. In der Gesellschaftspyramide standen an der Spitze meist nahezu absolute Herrscher (Pharaonen, Könige etc.) den völlig rechtlosen Sklaven ganz unten gegenüber. Kulturell waren die Gesellschaften meist religiös geprägt. Antijudaismus Religiös motivierte Ablehnung, Diskriminierung oder Verfolgung von Juden (zu unterscheiden vom rassistisch motivierten Antisemitismus). Antike Eine Unterepoche im Altertum, mit der ausschließlich erst die griechische und anschließend die sie ablösende römische kulturelle und politische Dominanz im Mittelmeerraum in der Zeit von ca. 1200 bis zum Mittelalter bezeichnet werden (siehe auch Altertum). Im Mittelalter als vorchristlich und damit "rückständig" weitgehend unbeachtet gelassen, entdeckte die Neuzeit die Errungenschaften der Antike für sich. Hierzu zählt der offene Diskurs über die beste Form der Herrschaft im alten Griechenland, die zur Einführung der Demokratie im antiken Athen führte und sozusagen die „Wiege der Demokratie“ wurde. Ferner naturwissenschaftliche Erkenntnisse (z. B. Satz des Pythagoras), die Entwicklung der Kunstform Theater, die römische Rechtsstaatlichkeit usw. Antisemitismus Synonyme sind Judenhass, Judenfeindschaft. Hiermit ist die generelle Ablehnung der Juden gemeint. Dabei handelt es sich um eine pauschale Form der Judenfeindlichkeit. Diese existiert bereits seit vielen Jahrhunderten und war in ihrem Verlauf unterschiedlich ausgeprägt, von Anfeindungen über Vertreibungen bis zum Versuch der vollständigen Ausrottung im Holocaust. Im 19. und 20. Jh. nicht religiös, sondern nationalistisch und rassistisch geprägt. Aufklärung In der (politischen) Philosophie ist damit die Zeit des 17. und vor allem des 18. Jh. gemeint, in der die großen Denker erkannt haben, dass Bildung von zentraler Bedeutung

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für die Entwicklung des Menschen ist. Die Hauptanforderungen der Aufklärer waren Bildung für alle und Herrschaft durch Vernunft. Ein Ergebnis der Aufklärung ist unter anderem die Entwicklung der ersten Enzyklopädie in Frankreich, die als Vorbild auch für gegenwärtige Weiterentwicklungen wie Wikipedia dient. Auschwitz Das größte Konzentrationslager während der Zeit des Nationalsozialismus. Hier fand ein Großteil der Ermordung von Juden statt. Aussiedler Sind nach dem Bundesvertriebenengesetz (BVFG) deutsche Staats- und/oder Volkszugehörige, die u. a. im Zusammenhang mit den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs ihren Wohnsitz in den ehemaligen Ostgebieten durch Vertreibung verloren haben oder vor dem 01.01.1993 die früheren deutschen Ostgebiete, Albanien, Bulgarien, China, Danzig, Estland, das ehemalige Jugoslawien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, die ehemalige Sowjetunion, die ehemalige Tschechoslowakei oder Ungarn verlassen haben. Aussiedler sind Vertriebene im Rechtssinne und Deutsche im Sinne von Art. 116 Abs. 1 GG. Die Rechtsstellung der Aussiedler sowie ihre wirtschaftliche und soziale Eingliederung werden durch das 1953 in Kraft getretene BVFG, das Fremdrentengesetz und das Lastenausgleichsgesetz geregelt. Mit der Gesetzesänderung von 1993 wird „Spätaussiedler“ offizieller Begriff. Anwerbeabkommen Die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte aus Südeuropa bzw. dem Mittelmeerraum begann 1955 mit einem Abkommen mit Italien. Später folgten Anwerbeabkommen mit Spanien (1960), Griechenland (1960), der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968). Anwerbestopp Verbot der Vermittlung und Anwerbung von Arbeitsuchenden aus dem Ausland (Auslandsvermittlung) durch andere Personen und Einrichtungen als die Bundesagentur für Arbeit (BA), also auch nicht durch Arbeitgeber. Als Folge der sich verändernden Wirtschaftslage, die sich auch in der sogenannten Ölkrise begründete, verfügte das Bundeskabinett im November 1973 einen Anwerbestopp. Eine Zuwanderung nach Deutschland war nur noch in geringem

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Umfang im Rahmen weniger Ausnahmen zum Anwerbestopp möglich. Arabische Liga Internationale Organisation arabischer Staaten, gegründet 1945 in Kairo. Hauptziel des Verbundes ist die Förderung der Beziehungen in politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen der Mitgliedsstaaten. Aristokratie „Herrschaft der Besten“ – in den Werken Platons und Aristoteles’ wird so die Staatsform bezeichnet, bei der die besten und weisesten Bürger die Regierung übernehmen. Es handelt sich um ein theoretisches Konstrukt und dieser Begriff darf nicht mit dem Wort Aristokratie im Sinne von „Adel“ verwechselt werden. Asylrecht Das Recht eines aus politischen, rassischen, religiösen oder anderen Gründen Verfolgten, an einem vor Verfolgung sicheren Aufenthaltsort Zuflucht finden zu können. Grundlagen des Asylrechts in Deutschland: Das Grundgesetz gewährt unter bestimmten Voraussetzungen jedem politisch Verfolgten einen Anspruch auf Asyl (Art. 16 a GG) und zieht damit die historischen Lehren aus der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft (1933–45). Als politisch Verfolgter gilt jeder, der wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung Verfolgungsmaßnahmen mit Gefahr für Leib und Leben oder Beschränkungen seiner persönlichen Freiheit ausgesetzt ist oder solche Verfolgungsmaßnahmen begründet befürchtet und den Schutz seines Heimatstaates nicht wahrnehmen kann. Daran hat auch die umstrittene Änderung des GG von 1993 (sog. Asylkompromiss) im Grundsatz nichts geändert, die im Ergebnis die Inanspruchnahme des Asylrechts erschwert hat. Asylsuchender Ein Mensch ohne deutsche Staatsangehörigkeit, der in Deutschland einen Antrag auf Asyl stellt (siehe auch Asylrecht). B Baader-Meinhof-Gruppe (siehe Rote Armee Fraktion)

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Balfour Erklärung Schreiben von 1917, in dem die britische Regierung den Zionisten Unterstützung bei der Errichtung einer nationalen Heimstatt für die Juden in Palästina zusichert. Bautzen Stadt in Sachsen. Ab 1933 sind unter den Nationalsozialisten zahlreiche Menschen aus politischen Gründen im Gefängnis Bautzen I (1904 erbaut) inhaftiert. Nach dem Krieg nutzte die sowjetische Besatzungsmacht das Gefängnis als „Speziallager“. Bis 1956 sterben mehr als 3000 Gefangene auf Grund der unmenschlichen Haftbedingungen. Bis 1989 ist Bautzen I eines der größten Gefängnisse der DDR, in dem neben Kriminellen auch immer wieder Menschen aus politischen Gründen inhaftiert sind. Daran zu erinnern und historisch-politische Bildungsarbeit zu leisten, ist Auftrag der Gedenkstätte Bautzen. Bebel, August (1840–1913) deutscher Politiker und Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Er arbeitete über Jahrzehnte mit Wilhelm Liebknecht zusammen und gründete mit dem zusammen 1869 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP). Er entwickelte sich zu einer der zentralen Figuren der Sozialdemokratie und wurde ab 1892 zu einem der beiden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Blockparteien Parteien früherer sozialistischer Staaten, die neben der sozialistischen bzw. kommunistischen Regierungspartei erlaubt waren, sich aber in einem „antifaschistischen Block“ zusammenschlossen. Sie unterstützten in ihrer Arbeit die Regierung und bildeten keine wirkliche Opposition. Ihr Existenz sollte nach innen und außen den Anschein von Pluralismus und Parlamentarismus wahren. Bismarck, Otto von (1815–1898) erster Kanzler des Deutschen Reiches. Soziale Reformen auf der einen Seite und eine harte Hand gegen Sozialisten und die katholische Kirche auf der anderen Seite prägten seine Innenpolitik. Bismarksches Bündnissystem Bezeichnet das außen- und sicherheitspolitische Konzept des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck. Die Kernziele dieses Bündnissystems bestanden einerseits darin, die übrigen

vier europäischen Großmächte (F, GB, Ö-U, R) davon zu überzeugen, dass das junge Deutsche Reich „saturiert“ sei, also keine weiteren Expansionspläne hegte, andererseits wurde der nach der Niederlage von 1870/71 auf Rache sinnende „Erbfeind“ Frankreich durch eine geschickte Bündnispolitik isoliert (1872/73: Dreikaiserbund DR,Ö-U, R/1879: Zweibund DR, Ö-U/1882: Dreibund DR, Ö-U, I/1887: Rückversicherungsvertrag DR, R/1887: Mittelmeerabkommen GB, Ö-U, I). Bonhoeffer, Dietrich * 04.02.1906, † 09.04.1945 im KZ Flossenbürg, dt. evangelischer Theologe und ein führender Vertreter der „Bekennenden Kirche“. Diese innerkirchliche Oppositionsbewegung evangelischer Christen war im Nationalsozialismus der Gegenpol zu der um „Gleichschaltung“ im Sinne der NSIdeologie bemühten innerkirchlichen Gruppen der „Deutschen Christen“. Bourgeoisie Bezeichnung der gehobenen sozialen Klasse der Gesellschaft, die dem Proletariat gegenübersteht. BStU (Bundesbeauftragter für die StasiUnterlagen) Die Behörde des Bundesbeauftragten (BStU) bewahrt in ihren Archiven die 1990 sichergestellten Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR auf. Dabei handelt es sich um mehr als 111 Kilometer Aktenmaterial und mehr als 1,4 Millionen Fotos. Der BStU stellt sie nach den gesetzlichen Vorschriften des StasiUnterlagen-Gesetz (StUG) Privatpersonen, Institutionen und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Bürgerkomitee Diese Zusammenschlüsse von Bürgern der DDR bildeten sich Anfang Dezember 1989 in der DDR auf Hinweise hin, dass das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) im großen Stil Akten vernichtete. Die Bürgerkomitees bildeten sich in allen Bezirksstädten und etlichen Kreisstädten der DDR und besetzten dort die MfSDienststellen. Die Bürgerkomittees setzten sich aus Mitgliedern der lokalen Opposition als auch aus couragierten Bürgern der Städte zusammen, die die Weiterarbeit des MfS und die Aktenvernichtung verhindern wollten. Auf den Druck der Bürgerkomittees geht auch die Zusatzklausel im Einigungsvertrag zurück, die in der BRD übliche Sperrfrist bzgl. der Einsichtnahme in Archivgut für Stasi-Opfer aufzuheben. 5254340

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Bürgerrechtsbewegung Im Allgemeinen jede politische Bewegung, die versucht, Menschen- und Bürgerrechte durchzusetzen. Am bekanntesten und daher für den Begriff prägend wurde die USamerikanische B. zur Durchsetzung gleicher Rechte für Schwarze in den USA. C Chauvinismus Übersteigerter, blinder, die Rechte anderer Völker missachtender Nationalismus, dementsprechend verbunden mit Hass oder Verachtung gegen andere Völker. Die Begriffsbildung geht auf die Figur des jungen Rekruten Chauvin in dem Lustspiel „La cocarde tricolore“ (1831) zurück. Cohn-Bendit, Daniel (geb. 1945) deutsch-französischer Politiker, seit 1994 Abgeordneter im EP, seit 2002 Co-Vorsitzender der Fraktion Die Grünen/ Europäische Freie Allianz. Bekannt wurde C.-B. durch sein Engagement bei den Unruhen in Paris im Mai 1968. D DAF (Deutsche Arbeitsfront) Die Deutsche Arbeitsfront war eine nationalsozialistische Organisation, die 1933 an die Stelle der Gewerkschaften rückte. Die Betriebsräte wurden durch Funktionäre der DAF ersetzt. Die DAF wurde 1945 aufgelöst. Deduktion Unter Deduktion oder auch deduktive Methode versteht man vereinfacht die Vorgehensweise, konkrete Handlungen oder Feststellungen von allgemeinen Grundsätzen logisch zwingend abzuleiten. Also vom Allgemeinen und Übergeordneten Schlüsse auf das konkrete, einzelne Ereignis ziehen. Beispielsweise aus einem übergeordneten physikalischen Gesetz wie der Schwerkraft abzuleiten, dass ein Gegenstand, den ich in der Hand halte, auf die Erde fällt, wenn ich ihn loslasse. Die Induktion geht umgekehrt vor. Deutscher Bund Der Deutsche Bund bestand aus 39 deutschen Staaten und wurde 1815 nach der Niederlage Napoleons als Nachfolgeorganisation des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation gegründet. Er existierte bis 1866. DDR Die Deutsche Demokratische Republik war ein sozialistischer Staat, hervorgegangen aus

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der sowjetischen Besatzungszone nach 1945. Die DDR existierte von 1949 bis 1990. Demokratie „Herrschaft durch das Volk“ aus griechischen δῆμος („Volk, Bevölkerung“) und κρατία („Macht, Herrschaft“) ist eine Gesellschaftsform, bei der die Macht vom Volke ausgeht. Es existieren verschiedene Formen der Demokratie: direkte Demokratie in Form von Volksentscheiden, Vertretungsdemokratie (repräsentative Demokratie), bei der die Entscheidungen durch gewählte Vertreter des Volkes getroffen werden etc. Heute wird unter Demokratie allgemein ein parlamentarisches System mit freien Wahlen in Verbindung mit einem Rechtsstaat auf den Prinzipien der Menschenrechte verstanden. Diäten Lebensunterhalt für Parlamentarier. In der Antike Entschädigungen aus der Staatskasse für die Zeit, in der ein Mann ein politisches Amt verkörpert und seiner normalen Arbeit nicht nachgehen kann. Durch das System der Diäten war es in der Antike auch für arme Bürger möglich, Vollzeitämter in der Verwaltung Athens zu übernehmen, ohne wirtschaftlich ruiniert zu werden. Dialektik Der Begriff stammt aus dem griechischen und wurde für eine bestimmte Form der Gesprächsführung verwendet. Seit dem 18. Jh. bezeichnet er grundsätzlich die Lehre von den Gegensätzen in den Dingen bzw. den Begriffen sowie die Auffindung und Aufhebung dieser Gegensätze. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um einen Diskurs, in dem einer These eine Antithese gegenübergestellt wird und über diese Auseinandersetzung sich eine Synthese entwickelt. In der Geschichtswissenschaft erhielt der Begriff durch die von Marx vorgenommene dialektisch-materialistische Interpretation der Geschichte Bedeutung. Seine Geschichtsdeutung wird auch als dialektischer Materialismus oder historischer Materialismus bezeichnet. Dimitrow, Georgi Michajlow Bulgarischer Kommunist, der die These entwickelte, der Faschismus sei eine extreme Spielart des Kapitalismus, zu der der Kapitalismus wechsle, wenn er mit der bürgerlichen Demokratie seine Macht nicht mehr behaupten könne. Dimitrow war von 1935 bis 1943 Generalsekretär

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der Komintern, ab 1946 bulgarischer Ministerpräsident. Dolchstoßlegende Diese entstand nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg. Nationalkonservative Kräfte behaupteten, dass der Krieg verloren worden sei, weil die Heimat der kämpfenden Front in den Rücken gefallen sei. Drittstaatenregelung Drittstaatenregelung: Nach Art. 16 a Abs. 2 GG kann sich auf das Asylrecht nicht berufen, wer aus einem EU-Mitgliedsstaat oder aus einem anderen sicheren Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten sichergestellt ist. Für EU-Mitgliedsstaaten steht diese Sicherheit fest, andere Staaten werden als sichere Drittstaaten durch den Bundestag mit Zustimmung des Bundesrats gesetzlich bestimmt. Drogenkartell Drogenhändlerringe, meist mit mafiösen Strukturen und stark hierarchisch organisiert. Konflikte um Transitrouten in die USA zwischen den verfeindeten Kartellen führten zum Drogenkrieg in Mexiko. Drogenkrieg Seit 2006 mit großer Brutalität eskalierende Kämpfe der mexikanischen Sicherheitskräfte und des Militärs gegen Drogenkartelle sowie einzelner Drogenkartelle untereinander. Droysen, Johann Gustav Bernhard Droysen (* 6. Juli 1808, † 19. Juni 1884) war ein deutscher Historiker, der an verschiedenen deutschen Universitäten lehrte. Seine wissenschaftlichen Arbeiten bildeten eine wesentliche Grundlage für das methodische Selbstverständnis des Faches. Insbesondere ist mit seinem Namen die Etablierung der hermeneutischen und quellenkritischen Methode in der Geschichtswissenschaft verbunden. Dschihad Militärische Betätigung zur Verteidigung des Islam; es besteht Uneinigkeit darüber, ob dies rein defensiv aufzufassen ist oder eine offensive gewaltsame Verbreitung des Islam rechtfertige. Häufig übersetzt als „Heiliger Krieg“.

Dutschke, Rudi Alfred Willi Rudi Dutschke, Rufname Rudi, war ein Soziologe und bekanntester Wortführer der bundesdeutschen Studentenbewegung der 60-er-Jahre. Am 11. April 1968 schoss ein Attentäter auf Rudi Dutschke. 1979 starb Dutschke an den Spätfolgen dieses Attentats. E Eiserner Vorhang Ein vom britischen Premierminister Winston Churchill 1946 geprägter Begriff für die Abschottung der von der Sowjetunion dominierten kommunistischen Staaten in Osteuropa. Die innere Diktatur, fehlende Reisefreiheit und Pressezensur sind die Kennzeichnung für den „Eisernen Vorhang“, hinter den nicht frei zu blicken war und hinter den man genauso schwer kam wie hinter ihm hervor. 11. September Das Datum bezieht sich auf die Terroranschläge in New York am 11. September 2001. Damals entführten extreme Islamisten mehrere Verkehrsflugzeuge und lenkten diese u. a. in die Türme des World-Trade-Center in New York, dem damals weltweit größten Bürokomplex. Die Gebäude stürzten durch die Anschläge zusammen und begruben tausende von Menschen unter sich. Elser, Johann Georg * 04.01.1903, † 09.04.1945 im KZ Dachau, württembergischer Schreiner, der am 08.11.1939 mit Hilfe eines selbst gebauten Sprengsatzes im Münchner Bürgerbräukeller ein Attentat auf Hitler und weitere Mitglieder der NS-Führung verübte. Im Gegensatz zu den Verschwörern des 20. Juli 1944 wurde Georg Elser in der offiziellen Gedenkkultur der BRD jedoch bis in die 1990er Jahre kaum gewürdigt. Man unterstellte u.a., er habe den Anschlag im Auftrag der Nationalsozialisten, wahlweise auch des britischen Geheimdienstes oder aber auf gar keinen Fall allein verübt. All dies erwies sich bei genauer Betrachtung der Quellen als falsch. Elser war ein Einzeltäter. Elysée Vertrag Deutsch-französischer Freundschaftsvertrag, der am 22. Januar 1963 vom deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem französischen Staatspräsident Charles de Gaulle unterzeichnet wurde. Der Vertrag verpflichtet beide Staaten zu Konsultation der jeweiligen anderen Seite in Fragen der Außen-, Sicherheits-, Jugend- und Kulturpolitik. 5254342

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Emser Depesche Die Emser Depesche ist ein Telegramm vom 13. Juli 1870, durch das der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck über die Audienz des französischen Botschafters Vincent Benedetti bei König Wilhelm I., der zur Kur in Bad Ems weilte, unterrichtet wurde. Der Botschafter forderte im Namen Napoleons III. den Verzicht der Hohenzollern auf die spanische Thronfolge. Bismarck überarbeitete die Depesche und reichte sie an die Presse weiter. Die Franzosen reagierten mit Empörung und erklärten Preußen am 19. Juli 1870 den Krieg, der sich zum Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) entwickelte. Entente Die Entente cordiale (frz. herzliches Einverständnis) ist ein 1904 zwischen dem Vereinigten Königreich (GB) und Frankreich (F) geschlossenes Abkommen, dessen Ziel eine Lösung des Interessenkonflikts beider Länder in den Kolonien Afrikas war. 1907 entwickelte sich die Entente cordiale durch den Beitritt Russlands zur Triple Entente, einer der beiden kriegführenden Parteien im Ersten Weltkrieg. Entnazifizierung War das Nachkriegsprogramm der Siegermächte, um Deutschland von den Einflüssen des Nationalsozialismus und von Nationalsozialisten zu befreien. Dabei wurden des Nationalsozialismus verdächtigte und untersuchte Deutsche gemäß dem Kontrollratsgesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946 in fünf Kategorien eingeteilt: Hauptschuldige (Kriegsverbrecher), Belastete (Aktivisten, Militaristen, Nutznießer), Minderbelastete, Mitläufer, Entlastete. Gegen die meisten Verdächtigten wurde das Verfahren eingestellt oder sie wurden als Mitläufer eingestuft. 1951 zog der Bundestag einen Schlussstrich unter die Entnazifizierung: Mit einem Entnazifizierungsschlussgesetz beschloss er, dass bis auf als Hauptschuldige und Belastete einsortierte Personen, alle anderen wieder im öffentlichen Dienst arbeiten dürfen. Erbfeindschaft Der Begriff diente in verschiedenen Abschnitten der Neuzeit dazu, das Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen zu beschreiben. Er wurde infolge der Napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts aktualisiert. Im Rahmen der Entstehung des Nationalismus in Europa entwickelte sich das deutsche

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Nationalbewusstsein zunächst insbesondere durch Erinnerung an Konflikte mit dem Nachbar Frankreich. Nach dem deutschen Sieg von 1870/71 und der deutschen Reichsgründung im Schloss Versailles verfestigte sich diese Erbfeindschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg verstärkten der Versailler Vertrag, die Rheinland- und die Ruhrbesetzung sie zusätzlich. Sie dauerte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs; danach wurden große Anstrengungen unternommen, ein freundschaftliches Verhältnis zwischen beiden Völkern aufzubauen. Europäische Gemeinschaft Kurzform EG. Sie entstand aus den Römischen Verträgen, die am 25. März 1957 von Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden in Rom unterzeichnet wurden. Die Verträge traten am 1. Januar 1958 in Kraft. Die Staaten vereinbarten Darin eine Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, eine Europäische Atomgemeinschaft und eine Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Mitte der sechziger Jahre fusionierten diese Gemeinschaften dann zur Europäischen Gemeinschaft. Im Laufe der Jahre nahm die Zahl der Mitgliedsländer zu. 1992 ging die EG in der Europäischen Union (EU) auf, die mit den Verträgen von Maastricht beschlossen wurde. Heute hat die EU 27 Mitgliedsstaaten. Europäische Union Wurde mit den Verträgen von Maastricht 1992 von den Mitgliedern der Europäischen Gemeinschaft gegründet. Sie entwickelte diese wesentlich weiter, vor allem durch den sogenannten Binnenmarkt. Europarat Der Europarat wurde am 5. Mai 1949 gegründet und ist eine europäische internationale Organisation. Er ist institutionell nicht mit der Europäischen Union verbunden. Ziele des Europarats sind unter anderem das gemeinsame kulturelle Erbe zu bewahren sowie den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt zu fördern. Euthanasie [griech. schöner Tod] Im Nationalsozialismus wurde mit diesem Begriff das Auslöschen sogenannten unwerten Lebens bezeichnet. So wurden 1940, also noch vor der Judenvernichtung, behinderte Menschen auf industrielle Weise durch Massenvergasung ermordet.

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