Globalisierung und Umverteilung von Armut und Reichtum auf dieser Welt

Globalisierung und Umverteilung – von Armut und Reichtum auf dieser Welt Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzen derzeit rund 39 Prozent des Weltverm...
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Globalisierung und Umverteilung – von Armut und Reichtum auf dieser Welt Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzen derzeit rund 39 Prozent des Weltvermögens. Tendenz ständig steigend. Dazu beigetragen haben gleichwohl die Schaffung global agierender Konzernstrukturen und die Etablierung Finanzmärkte. Ist dies der Preis für

internationaler die zunehmende

wirtschaftliche und kulturelle Hegemonie des »American way of life«? Nun, die menschlichen Gesellschaften kannten schon immer Armut und Reichtum. Selbst die angeblich egalitären kommunistischen Staaten kennen Gleiche und Gleichere. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Erbschaften, eigene Leistung, Glück und Unglück, Kreativität, sowie äußere Umstände spielen seit Menschengedenken eine wichtige Rolle in der Wohlstandsverteilung. In den primitiven Gesellschaften hatte die eine Sippe mehr Jagdglück, die andere weniger – und während die glücklichere Sippe gestärkter durch den Winter kam, büßte die andere Sippe eben an Kampfkraft und Gesundheit ein. Dadurch ergaben sich weitere Vorteile für die erfolgreichere Gruppe. Später in den ersten Siedlungen legten die natürlichen Ressourcen die Grundsteine für die ökonomischen Erfolge. Ob es sich um Erzlagerstätten für Werkzeuge und Waffen, Salzstollen für den Handel, günstige geographische und klimatische Bedingungen für die Landwirtschaft handelte, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Reichtum einer Gesellschaft spiegelte sich schon damals auch in der Versorgung der schwächeren Gesellschaftsmitglieder wider. Armut im vom Salzhandel geprägten Hallstatt dürfte nicht so dramatisch gewesen sein wie

Armut

in

einer

sibirischen

Siedlung

abseits

der

Handelsrouten. Selbst heute sehen wir weltweit deutliche Unterschiede in der Armutsdefinition: Wer sich in Deutschland oder Österreich mit 500 Euro im Monat durchschlagen muss, gilt als arm. Mit demselben verfügbaren Einkommen zählt man in manchen Gegenden Afrikas, Asiens und Lateinamerikas hingegen schon als Gutverdiener. Sicher, die Lebenserhaltungskosten unterscheiden sich schon auf der ganzen Welt, und dennoch wirkt sich die Armut in wohlhabenden Ländern weit weniger dramatisch aus, als dies in den ärmsten Staaten der Welt der Fall ist. Allerdings zeigt die Globalisierung ihre Wirkung: Durch den globalisierten Handel von Rohstoffen, zu denen Weizen, Mais oder Reis gehören, gelten weltweit ähnliche Preise. Ohne diese Weltmärkte würden wir wohl für die Nahrungsrohstoffe mindestens das Doppelte, wenn nicht gar das Dreifache dessen bezahlen, was heute als Normalpreis gilt. Für die Bauern in den ärmeren Ländern ist dies eigentlich gar nicht so schlecht, denn sie würden für ihre Produkte ohne Weltmarkt wohl deutlich weniger bekommen. Doch dieser »Vorteil« hat seinen Preis: Andere Produkte sind ebenfalls von den Weltmarktpreisen abhängig, und so bezahlen die Menschen in den armen Ländern mehr oder weniger die selben Preise wie wir. Und das bei einem deutlich niedrigeren Einkommensniveau. Bei immer noch lokalen und regionalen Märkten wäre zwar die Auswahl an Produkten deutlich niedriger, jedoch wären die vorhandenen Waren dann zu Preisen erhältlich, die sich die Menschen nunmehr leisten können. Die Entwicklung hin zu den globalen Märkten zeigt hierbei deutlich, wie sich der Reichtumsbegriff änderte. War früher schon jemand reich, wenn er sich ein paar Ländereien leisten konnte und nach heutigen Maßstäben ein Gesamtvermögen von ein paar Millionen Euro besaß, so bewegen wir uns aktuell schon in Größenordnungen von zig Milliarden Euro. Mit beispielsweise 50 Millionen Euro an Vermögenswerten ist man – im Verhältnis zur breiten Masse – zwar immer noch reich, aber in einer

besonderen Liga spielt man damit nicht mehr. Schuld daran ist, wenn man es so ausdrücken möchte, die globalisierte Welt. Früher standen den Menschen mehr oder weniger nur die Ressourcen ihrer Region und jene auswärtiger Händler zur Verfügung. Ab und an ein paar Raubzüge in die Nachbarländer verschafften zwar noch Ressourcen, aber dies alles war ziemlich beschränkt. Mit dem Beginn der Kolonialisierung der Welt durch die Europäer änderte sich das: Plötzlich gab es nicht nur die Ressourcen des eigenen Landes und der näheren Nachbarschaft, sondern auch jene der Kolonien. Besonders die Kolonialmächte erlebten dadurch einen breiten Wohlstand, der sogar dazu führte, dass beispielsweise die Spanier durch die Mengen an Gold nicht mehr wussten, was sie damit anfangen sollten. Damit begann jedoch langsam aber sicher die Ära der Superreichen. Im Zuge der Industrialisierung und der Ausweitung der Märkte im Laufe der letzten Jahrhunderte, sowie der Schaffung des modernen Bankwesens entstanden plötzlich Unternehmerdynastien, zu denen heute noch die reichsten und einflussreichsten Menschen dieser Welt gehören. Sie schufen Firmenimperien, welche sich überall dort hin ausbreiteten, wo sie Expansionsmöglichkeiten fanden. Die Rockefellers, die Morgans, die Krupps sind heute noch bekannte Namen dieser Dynastien. Aber sie verblassen zunehmend gegen jene Neuaufsteiger, welche in den Jahren des Siegeszugs von Internet und Computern in den Kreis des internationalen Geldadels aufstiegen. Inzwischen sind zwei Drittel aller Milliardäre aus eigener Kraft in diesen Kreis getreten, während die Erben des alten Geldadels einen immer geringeren Anteil in diesem erlauchten Kreis ausmachen. Doch wie war dies möglich? Die Lösung liegt in den Weltmärkten, der Liberalisierung von Handel und Kapitalverkehr und der Dominanz der amerikanischen Lebensart. Vor 400 Jahren hätte Coca- Cola die Zuckerbrause vornehmlich auf dem Heimmarkt verkaufen können, VW-Golfs wären wahrscheinlich

hauptsächlich in Mitteleuropa herumgefahren und Samsung Smartphones wohl vorwiegend im ostasiatischen Raum im Einsatz gewesen. Und heute? Ein Beispiel: Coca-Cola ist einer der größten Konzerne der Welt. Im Jahr 2010 setzte das Unternehmen rund 35,1 Milliarden Dollar bei einem Nettoergebnis von 11,8 Milliarden Dollar um. Geld aus der ganzen Welt fließt in Strömen auf die Konten des Konzerns. Und das ist bei ein paar hundert Konzernen der Fall. Die breite Masse konsumiert, während ein paar hunderttausend Aktionäre weltweit davon profitieren. Eine kleine, zunehmend abgehobene Klasse, die mit ihren finanziellen Möglichkeiten eine entsprechende gesellschaftliche und politische Macht ausübt. So konzentriert sich der Reichtum immer stärker auf die Finanzelite, welche durch ihre Geschäfte überproportional vom Vermögenswachstum »belohnt« werden. Denn wer mehr Kapital hat, erhält deutlich mehr Zinsen, Renditen und Dividenden – und profitiert natürlich sichtbar stärker von den Wertsteigerungen der Investments. Deutlich wird dies ebenso an diesen Zahlen: Laut einer Studie nahmen die Vermögen der 111.000 reichsten Menschen von 2011 auf 2012 um ganze 11 Prozent zu. In einer Zeit, in der die Weltwirtschaft strauchelte und Millionen von Menschen in die Armut absanken. Bringt ein Erfolgsmodell auf dem nationalen Markt vielleicht Millionen, so sind auf dem internationalen Markt Milliarden möglich. Mozart oder van Beethoven wären früher weltweit gefeierte Stars gewesen, wenn es zu ihrer Zeit schon CDs, Internet, Radio und TV gegeben hätte. Und ein Elton John oder eine Rihanna hätten damals wohl nur ein paar zehntausend Menschen gekannt. So zeigt sich, dass die Globalisierung dazu führt, dass einige wenige Menschen binnen kürzester Zeit einen enormen Reichtum ansammeln können – gespeist aus den vielen kleinen finanziellen Zuflüssen der ganzen Welt. Geld, welches jedoch nur zum Teil wieder in den Kreislauf der Realwirtschaft zurückfließt, während ein immer größerer Teil davon auf den internationalen Finanzmärkten landet. Auf jenen

Finanzmärkten, welche durch die ständig steigenden Summen einen immer größeren Anteil vom erwirtschafteten Kuchen jener Menschen dieser Welt abhaben wollen. Das ist eine gefährliche Entwicklung, die früher oder später zu massiven sozialen Unruhen führen wird. Immerhin müssen die Menschen immer mehr arbeiten, um ein gleich großes Stück von jenem Kuchen zu erhalten, dessen Anteil für die breite Masse proportional immer kleiner wird. Und während früher die Regenten und Regierungen noch regulativ eingreifen konnten, sind sie heute gegen die finanzielle Übermacht der Geldeliten machtlos. Zumindest so lange, wie sie aus nationalen Egoismen heraus nicht dazu bereit sind, weltweit zusammenzuarbeiten. Ihr Marco Maier Artikelbild: low500

/ pixelio.de

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