Rat & Hilfe

Gesundheit beginnt im Kopf

Wie Sie gesund alt werden

Bearbeitet von Suso Lederle

1. Auflage 2007. Taschenbuch. 116 S. Paperback ISBN 978 3 17 019739 8 Format (B x L): 14 x 20,4 cm Gewicht: 170 g

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2 Prävention – Entdecken Sie Ihr Risiko

Der Patient ist kein Krankheitsfall Es war und ist eine wichtige Aufgabe der Heilkunde, durch die Kunst des Arztes wieder gesund zu werden. Seit es Ärzte gibt, haben sie sich immer um Leiden bemüht, haben Blut gestillt, Schmerzen gelindert, Schwache wieder aufgerichtet und auch Tränen getrocknet. Früher hat man sich meist nur auf eine Ursache konzentriert, zum Beispiel auf einen Virus oder einen Mangelzustand. Heute ist es zunehmend ein Anliegen, nach den vielfältigen Ursachen von Krankheiten zu fragen (multikausale Sichtweise). So haben seelische und soziale Gründe an Bedeutung zugenommen. Die Vererbung, die Lebensweise und die Umwelt werden in ihrem Zusammenwirken erkannt. Ein Patient wird nicht mehr nur als »Krankheitsfall«, sondern als »Mensch« in seiner Gesamtheit gesehen.

Vererbung | | | | | Umwelt ———–—— Gesundheit —————— Lebensweise | | | | | Medizinische Behandlung

Abb. 1: Die multikausale Sichtweise von Gesundheit

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Konzept der Risikofaktoren Ein weiteres Umdenken findet heute statt. Man fragt, was hält den Menschen gesund und was gefährdet seine Gesundheit? Auf der Suche nach Ursachen von Krankheiten sind immer mehr schädigende Einflüsse erkannt worden. Sie bedingen und verstärken sich zum Teil gegenseitig. Sie werden Risikofaktoren genannt, weil sie das Risiko für eine Krankheit erhöhen. Wem die Stunde wann schlägt, lässt sich zwar nicht vorhersagen. Das Risiko für bestimmte Krankheiten lässt sich jedoch sehr wohl abschätzen. Dieses Risiko trägt ein Mensch bereits in sich, während er noch gesund ist. Gesundheit ist demnach ein labiler Zustand, der pfleglich behandelt werden muss. Jedenfalls reicht es nicht mehr aus, Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit zu bezeichnen und sich damit zufrieden zu geben oder gar in Sicherheit zu wiegen.

Risikofaktoren können angeboren oder erworben sein 1. Beispiel: Ein Mann isst zu viel und bewegt sich zu wenig. Seine Blutfette steigen und sein Blutdruck auch. Er arbeitet viel und ist immer in Zeitnot. Mit 50 Jahren erleidet er einen Herzinfarkt. 2. Beispiel: Eine Frau ist übergewichtig, ihr Fettstoffwechsel ist entgleist und ihr Blutdruck steigt zunehmend. Zudem raucht sie auch noch. Mit 55 Jahren entdeckt ihr Arzt eine Zuckerkrankheit. Nun lebt sie mit einem hohen Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Für beide gilt: Dieses Schicksal wäre vermeidbar gewesen! Beide hätten rechtzeitig sich mehr bewegen und Gewicht abnehmen müssen. Die Frau hätte mit Rauchen aufhören und der Mann sich mehr Zeit und Ruhepausen gönnen sollen. Wie wichtig es ist, mehr Rücksicht auf seinen Körper zu nehmen und vorbeugend gesund zu leben, wurde schon vor 2000 Jahren erkannt. Prävention hat bereits der griechische Philosoph Demokrit angemahnt: »Gesundheit erflehen die Menschen von den Göttern. Doch dass sie selbst die Macht darüber in sich tragen, das wissen sie nicht« – oder sie wollen es nicht wissen, bis in unsere Zeit.

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Herz- und Gefäßerkrankungen nehmen zu Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Die Herz- und Gefäßerkrankungen liegen mit 52% der Todesursachen in Deutschland vor den Krebserkrankungen mit 23% Prozent. Anteilig fallen 20% auf den tödlichen Herzinfarkt und 12% auf den Schlaganfall. Dramatisch ist die Zunahme der Zuckerkrankheit, des Diabetes. Hier kann nur Aufklärung und Vorbeugung helfen.

Prävention – Was ist das? Prävention leitet sich ab von dem lateinischen Wort »praevenire« und bedeutet »zuvorkommen«. Wer präventiv handelt, gehört zu denen, die einer möglichen Gefahr für die Gesundheit zuvorkommen. Demnach umfasst Prävention alle Maßnahmen und Empfehlungen, die entweder Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten vermindern oder schädigende Einflüsse durch die Umwelt verhindern. Werden Einzelpersonen oder besondere Gruppen angesprochen und vor allem über gesundheitsschädigendes Verhalten und krankheitsfördernde Risiken aufgeklärt, so ist dies eine Verhaltensprävention. Geht es um den Lebensraum, beispielsweise um die Arbeitsstätte oder die Schule, nennt man dies Verhältnisprävention. Primäre Prävention versucht, eine gesundheitliche Schädigung durch gezielte Maßnahmen zu verhindern, weniger wahrscheinlich zu machen oder zu verzögern. Dies kann den Lebensstil, die Lebensumstände und die persönliche Veranlagung betreffen. Sekundäre Prävention bemüht sich, das Fortschreiten einer Krankheit durch Früherkennung und Behandlung zu verhindern (z.B. Krebs). Tertiäre Prävention möchte Folgeschäden einer eingetretenen Erkrankung vermeiden oder mildern (z.B. durch Rehabilitation nach einem Herzinfarkt).

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Epidemiologie Dem deutschen Pathologen Ludwig Aschoff fiel 1924 auf, dass die Arteriosklerose in den »mageren« Kriegsjahren seltener oder weniger ausgeprägt war als in den »fetten« Jahren des wirtschaftlichen Wohlstandes. Diese Beobachtungen waren der Anstoß für weitere Untersuchungen, um die Entstehung und Verbreitung von Krankheiten in der Bevölkerung zu erkennen. Ein neues Teilgebiet der Medizin begann sich zu entwickeln: die Epidemiologie. Die Epidemiologie beschäftigt sich bis heute mit der Entstehung und dem Verlauf von Krankheiten bei bestimmten Bevölkerungsgruppen. Das Hauptinteresse gilt den chronischen Erkrankungen, den sogenannten Zivilisationskrankheiten. Bei diesen ist die Erforschung der Ursachen besonders kompliziert, da mehrere Faktoren gleichzeitig auf den Organismus einwirken. Durch zahlreiche Studien konnte ein ursächlicher Zusammenhang von Cholesterinerhöhung, Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen und dem Auftreten von Herzinfarkt oder Schlaganfall statistisch einwandfrei nachgewiesen werden. Als ein Meilenstein epidemiologischer Forschung gilt die sogenannte Framingham-Studie. Seit 1959 wurden in Framingham (USA) gesunde erwachsene Bürger regelmäßig untersucht. Ihre Ergebnisse waren wegweisend für die heute gültigen Empfehlungen einer vorbeugenden Medizin. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in Deutschland weiter gestiegen. Sie lag 2002 für Männer bei 75,6 Jahren und für Frauen bei 81,3 Jahren. Dies ist vor allem der Abnahme der Sterblichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den letzten 20 Jahren zu verdanken. Doch nur wenn die Möglichkeiten der Prävention weiter konsequent genutzt werden, sind die Aussichten auf ein zunehmend längeres und gesundes Leben im Alter zu sichern.

Check-up ab 35 Jahre Viele Ursachen einer Krankheit lassen sich früh erkennen. Ein Gesundheits-Check wird allen Frauen und Männern ab 35 Jahren alle 2 Jahre kostenlos angeboten. Nur auf diese Weise lässt sich das persönliche Krankheitsrisiko ermitteln und mit geeigneten Maßnahmen senken.

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Doch viele fühlen sich gesund und sehen deshalb keine Notwendigkeit zur Vorsorge. Sich selbst überschätzend oder vielleicht auch aus Angst vor der Wahrheit gehen nur 17,5% zum Check-up und nur knapp 20% der Männer lassen sich auf eine Krebsvorsorge ein.

Risiko Lebensstil Sie könnten länger leben und gesünder alt werden, wenn Sie einmal Ihre Lebensweise auf ein gesundheitsschädigendes Verhalten überprüfen. Sie gestalten Ihr Leben nach Ihrem Willen. Richtig – und Sie haben in jeder Minute Ihres Lebens die Wahl, sich für gesund oder krank zu entscheiden.

Vorbeugen ist besser als Heilen Dieser alte und immer gültige Spruch kann noch besser formuliert werden: »Vorbeugen ist notwendig, weil Heilung schwierig oder gar unmöglich wird«. Entscheiden Sie sich also besser für Gesundheitsvorsorge, damit Sie länger mehr vom Leben haben. • Niemand kann behaupten, er brauche das Rauchen wie das Essen, um den Alltag zu überstehen. • Niemand kann sich herausreden, er habe keine Zeit, um sich mehr zu bewegen. • Niemand kann ernsthaft sein Übergewicht damit verteidigen, dass er keineswegs zu viel esse. • Niemand darf sagen, er habe keine Zeit, nach seinem Gesundheitszustand sehen zu lassen.

Herz-Kreislauf-Risikocheck Die Frage ist, fühlen Sie sich gesund? Und wenn ja, wie gesund sind Sie dann wirklich?

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Tatsache ist: Die Mehrzahl der Menschen lebt ungesund, sie sind zu dick, sie bewegen sich zu wenig, der Blutdruck und die Blutfette steigen an, der Stoffwechsel entgleist – und Sie merken nichts davon. Testen Sie sich doch einmal selbst. Mit dem Herz-Kreislauf-Risikocheck der Deutschen Herzstiftung ermitteln Sie Ihr persönliches Risikoprofil.

Beantworten Sie folgende Fragen: Familie Ist in Ihrer Familie bei Verwandten ersten Grades (Vater, Mutter, Geschwister, Kinder) bereits ein Herzinfarkt oder Schlaganfall aufgetreten? • Vor dem 70. Lebensjahr • Vor dem 55. Lebensjahr • Nein

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Rauchen • Nichtraucher • Weniger als 20 Zigaretten • 20 Zigaretten oder mehr

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Für Frauen • Ich rauche und nehme die Pille

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Gewicht Das richtige Körpergewicht errechnet sich nach dem body mass index (BMI). Die Formel dafür lautet: Körpergewicht geteilt durch Körpergröße mal Körpergröße. Frauen: • Untergewicht • Normalgewicht • Übergewicht • Adipositas

unter 19 19–24 25–30 über 30

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Männer: • Untergewicht unter 20 • Normalgewicht 20–25 • Übergewicht 26–30 • Adipositas über 30

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Ernährungsgewohnheiten Was trifft auf Ihre Ernährungsgewohnheiten am ehesten zu? Ernähren Sie sich fettarm (wenn Fette, dann bevorzugt ungesättigte Fette wie z.B. Olivenöl)? Essen Sie Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, täglich frisches Obst, Salate und Gemüse sowie zwei Fischmahlzeiten pro Woche? • Praktisch immer (–2) • Häufiger (–1) • Eher nicht (0) Bevorzugen Sie eher deftige Speisen wie rotes oder verarbeitetes Fleisch, Bratwürste, Pommes frites, Vollmilchprodukte, Sahne, Kuchen, Süßigkeiten, Nachtische? • Praktisch immer (2) • Häufiger (1) • Eher nicht (0) Bewegung Bewegen Sie sich regelmäßig mindestens 20 Minuten am Stück? • Mind. 1- bis 2-mal pro Woche (–1) • Mind. 1-mal pro Monat (0) • Seltener als 1-mal pro Monat (1) Cholesterin Was wissen Sie über Ihre Werte? • Nichts bekannt • Stark erhöht (über 280 mg/dl bzw. 7,25 mmol/l) • Etwas erhöht (200–280 mg/dl bzw. 5,2–7,25 mmol/l) • normal (unter 200 mg/dl bzw. 5,2 mmol/l)

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Blutdruck Was wissen Sie über Ihren Blutdruck? • Nichts bekannt • Oberer Wert unter 140 mmHg • Oberer Wert 140–160 mmHg • Oberer Wert über 160 mmHg • Unterer Wert unter 90 mmHg • Unterer Wert über 90 mmHg

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Diabetes Haben Sie erhöhten Blutzucker? • Nichts bekannt • Nein • Ja, benötige aber keine Medikamente • Ich nehme Tabletten für den Blutzucker • Ich spritze Insulin

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Stress Arbeiten Sie dauernd unter Zeitdruck oder Stress? • Nein • Gelegentlich • Häufig • Praktisch dauernd

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Beschwerden Haben Sie gelegentlich bei körperlicher Belastung, bei Kälte oder bei Stress Missempfindungen im Brustbereich, evtl. mit Ausstrahlung in den Hals oder in den Arm? • Nein (0) • Bei körperlicher Belastung (5) • Bei Stress (3) • Gelegentlich in Ruhe oder nach Belastungen (2) Brustkorbdruck Haben Sie bereits einmal länger als fünf Minuten anhaltende druckartige Beschwerden im Brustkorb verspürt? • Ja (5) • Nein (0)

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Herzinfarkt Wurden Sie bereits wegen eines Herzinfarktes oder Verdacht auf Herzinfarkt behandelt? Ja (5) Nein (0) Summe aller Punkte: ________ Auswertung 0–2 Punkte:

Herzlichen Glückwunsch! Ihr Risiko für HerzKreislauf-Erkrankungen ist unterdurchschnittlich. Weiter so!

2–4 Punkte:

Ihr Risiko ist durchschnittlich. Versuchen Sie beeinflussbare Risikofaktoren zu vermeiden.

4–8 Punkte:

Ihr Risiko ist erhöht. Sprechen sie mit Ihrem Arzt eine Strategie zur Verminderung Ihres Risikos und achten Sie auf Ihren Lebensstil.

Mehr als 8 Punkte: Ihr Risiko ist deutlich erhöht! Sprechen Sie bald mit Ihrem Arzt, wie eine drastische Verminderung Ihres Risikos erreicht werden kann.

Wie gebrauchen Sie dieses Buch? Unabhängig davon, wie Ihr Test ausgefallen ist, sollten Sie in jedem Fall in diesem Buch weiterlesen, um Ihr persönliches Risikoprofil zu halten oder zu verbessern. Sie können sich einzelne für Sie interessante Abschnitte zunächst vornehmen oder Sie lesen zur Orientierung erst einmal das ganze Buch. Dann wissen Sie alles – so hoffe ich – über ein gesundheitserhaltendes Leben. Sie werden nicht mit Zahlen, Diagrammen oder wissenschaftlichen Studien und Leitlinien überschüttet. Wichtig ist, dass die Aussagen stimmen und sich belegen lassen. Sie beziehen sich vor allem auf die primäre und zum Teil auch sekundäre Prävention. Zu Fragen der Behandlung und der Rehabilitation von Krankheiten wird auf andere Ratgeber verwiesen.