Gesund am Arbeitsplatz Schule. durch wirksamen Arbeits- und Gesundheitsschutz

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Gesund am Arbeitsplatz Schule durch wirksamen Arbeits- und Gesundheitsschutz Anne Jenter Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands Oktober 2011

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Gefährdungsbeurteilung ist  das zentrale Instrument zur Beseitigung und Vermeidung von Gefährdungen, vor allem auch psychischen Belastungen mit dem Ziel, die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten bei der Arbeit durch Maßnahmen des Arbeitsschutzes zu sichern und zu verbessern.

Anne Jenter, GEW

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Gefährdungsbeurteilung ist ausgerichtet auf Technik, jedoch auch auf

Arbeitsorganisation Soziale Beziehungen Anne Jenter, GEW

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Gefährdungsbeurteilung muss folgende Grundsätze beachten:  Gefahrenbekämpfung an der Quelle  Individuelle Schutzmaßnahmen nachrangig  Also: Verhältnis- vor Verhaltensprävention

Anne Jenter, GEW

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Gefährdungsbeurteilung beinhaltet:  Ermittlung der Gefährdungen  Beurteilung  Festlegung von entsprechenden Maßnahmen  Überprüfung ihrer Wirksamkeit

Anne Jenter, GEW

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Beteiligung an Gefährdungsbeurteilung  Bezogen auf psycho-soziale Belastungen von Lehrkräften am Beispiel Baden-Württemberg  Dienstvereinbarung  Testphase  Flächendeckende Anwendung (Stufenplan innerhalb von drei Jahren ab Ende 2007)

Anne Jenter, GEW

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Der deutsche COPSOQ Fragebogen: ein Instrument zur Erfassung psychosozialer Faktoren bei der Arbeit Dr. Matthias Nübling

FFAS: Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin Bertoldstr. 27 D-79098 Freiburg Tel: (0761) 894421, Fax: (0761) 83432 [email protected] www.ffas.de  www.copsoq.de www.schule-copsoq.de GEW Dresden, 7.11.2007 Anne Jenter, GEW

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Definitionen, Theoretische Modelle (Psychische) Belastungen und Beanspruchungen + Belastungen Belastungen

Beanspruchungen Beanspruchungen +, -

Gesamtheit der erfassbaren äußeren Einflüsse (Ursache)

Persönliche Persönliche Ressourcen Ressourcen

(Moderator) Anne Jenter, GEW

Individuelle Auswirkungen auf Menschen (Wirkung)

Richter 2000, Cox et al 2000, Harrach 2000 8

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Soziale Beziehungen 87 Items COPSOQ Fragebogen (dt. Standardversion) ca. 20 Min und Führung Anforderungen

- Vorhersehbarkeit - Rollenklarheit - Rollenkonflikte - Führungsqualität - Soziale Unterstützung - Feedback - Soziale Beziehungen - Gemeinschaftsgefühl - Mobbing

- Quantitative Anforderungen - Emotionale Anforderungen - Anford., Gefühle zu verbergen - Work - privacy conflict

Einfluss und Entwicklungsmöglichk. - Einfluss - Entwicklungsmöglichkeiten - Entscheidungsspielraum - Bedeutung der Arbeit - Verbundenheit mit Arbeitsplatz

Belastungsfolgen (Outcomes) - Arbeitszufriedenheit - Allg. Gesundheitszustand - Burnout - Kognitiver Stress - Lebenszufriedenheit - Gedanke an Berufsaufgabe

Weitere Parameter (1) - Unsicherheit des Arbeitsplatzes

Anne Jenter, GEW

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Fragebogen Lehrkräfte • Entwicklung (ab 12/2005) – KM BW, Leitstelle betriebsärztlicher Dienst im KM; (später dazu: Schulbehörden, Schulleitungen) – Personalvertretung / Schwerbehindertenvertretung – Wissenschaft (Prof. Dr. Krause, Dr. Neuner, Dr. Wirtz, Dr. Nübling)

• Basis: – COPSOQ und FASS (FB zur Beurteilung der Arbeitssituation an Ihrer Schule) und GA-LBW (=alte Checklisten) – Pretest Ludwigsburg (Prüfung und Publikation: Messeigenschaften im Zentralblatt für Arbeitsmedizin, 58, 2008: 312-313 Anne Jenter, GEW

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Anforderungen

130 Items - Quantitative Anforderungen Fragebogen Lehrkräfte Inhalte ca. 25-30 Min - Emotionale Anforderungen - Anford., Gefühle zu verbergen - Work - privacy conflict

Einfluss und Entwicklungsmöglichk. - Einfluss - Entwicklungsmöglichkeiten - Bedeutung der Arbeit - Verbundenheit mit Arbeitsplatz

Soziale Beziehungen und Führung - Vorhersehbarkeit - Rollenklarheit - Rollenkonflikte - Führungsqualität - Soziale Unterstützung - Feedback - Soziale Beziehungen - Gemeinschaftsgefühl - Mobbing

Schulspezifika (FASS, GA-LBW)

Belastungsfolgen (Outcomes)

- Gemeinsame päd. Vorstellungen - Störungen Unterricht - Lärm - Erholungsmöglichkeiten - Eltern / Betriebe - Materielle Ausstattung - Konferenzen Anne Jenter, GEW - Fachliche Unterstützung

- Arbeitszufriedenheit - Allg. Gesundheitszustand - Burnout - Kognitiver Stress - Lebenszufriedenheit - Gedanke an Berufsaufgabe 11

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1 Gesamtprozess-Gefährdungsbeurteilung 2 Berichte Befragung T1 Ergebnisse in = Diagnose Schule / Organisation Analyse: Verknüpfung Maßnahmen – Belastungen (T1, T2) Erfolgsbeurteilung Maßnahmen

6 Befragung T2 = Evaluation

3

FFAS

KM, RP, GEW,PR Schule, etc.

Interpretation Gefährdungen bestimmen Maßnahmen ableiten

5 Umsetzung Maßnahmen in Schule / Organisation Anne Jenter, GEW

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Messung: Kooperationsmodell Praxis (Schule/Betriebe) – Wissenschaft (FFAS) 4. Datenanalyse

2. Durchführung MAB

Schule TN TN 1 2

TN 3

1. Bereitstellung Materialien (online FB, FB sets) 3. Fragebögen bzw. online- Daten Direktfeedback

KM / RP, Behörde Vorabinfos / -treffen Feedbackveranstaltungen Dokuvorlagen Unterstützungssysteme

FFAS 5. Vergleich mit Referenzdaten Aufnahme Daten in Datenbank

Datenbank: berufsgruppenspezifische Profile und Referenzwerte

Anne Jenter, GEW

6. Schulbericht + CD 7. Gesamtbericht

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Online FB: Belastungen

100 75 75 25 Quantitative Anforderungen =B1_1 – B1_4 = (100 + 75 + 75 + 25) / 4 = 69

Anne Jenter, GEW

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Individuelles Feedback (pers. Ergebnis)

Quantitative Anforderungen MN =69, Lehrkräfte COPSOQ = 60

69 60

7 Seiten, 25 +9 Skalen; Volle Kontrolle: Drucken oder Speichern. Anne Jenter, GEW Vergleich mit Schulergebnis möglich

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Schulbericht (4 Wochen nach Ende)  1. Textteil: •

Hintergrund,



Ziele,



Durchführung,



Interpretation wichtigste Ergebnisse

 2. Graphiken (je Skala, d.h. sets à 25 + 8 Graphiken) •

Vergleich eigene Schule mit berufsgruppenspezifischen Referenzdaten (interner Vergleich) Schulen mit >= 5 Lehrkräften

 3. Doku Freitextanmerkungen

Anne Jenter, GEW

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Im Schulbericht: Vergleich mit berufsgruppenspezifischen Referenzdaten (Schulart) Spezifische Aspekte Lehrberuf (2): Gesamtwerte Skalen 100 90

Vorbild

Grundschule Nr. 12345

Problem

Mittelwert (95% Konfidenzintervall)

Grundschulen gesamt 80 70 60 50 40 30

55

53

58

58 45

20

33

33

40

55 45

10 0

Konflikte mit Eltern Unterstützung durch / Betrieben Eltern

Ausstattung

Konferenzen und Besprechungen

Fachliche Unterstützung

Analog für jede der 25 +8 Skalen

Anne Jenter, GEW Skala

Te Tec ch hn n. . B Be er r u ufe Fe Ve fe: : In r tig rw Tec ge u n g Ve altu hni n ieu k O rwa ng, er re rd lt F et nu u n ü h c. ng g, ru / a n Sc Si nde g hr che r e ift rh ./ e Ku it ns Be t Ä t r An ie rz ä bs te Kr sth ärz a e t Re n k sist e ttu en p e n Ph ng fle G ysi sdie ge So esu oth ns za nd er t rb h. ap ./ ,R . S e Le hr Al o zp st Le krä ten ä d Le hrk fte pfle . h rä BW ge Le rkrä fte G h ft B S Le rkr e B W H hr äfte W S k G Le räft BW HS e Le hrk B S hr rä W oS kr fte S Le Le äfte BW KG hr hrk B kr rä W RS äf ft G te e BW BW ym ge BS s Pr am Er ie t st zie hu Pfa e r n r En g , rer ts Re or st So g ns DL ung tig , R e es Be t ru fe

Mittelwert (95% Konfidenzintervall)

Teil 4a: Berufsgruppenvergleich Erziehung und Wissenschaft (COPSOQ Skalen)

Gewerkschaft

100

90

30

20 40

Fragebogen Teil B: Skala: Emotionale Anforderungen

Wert Berufsgruppe

80

70

60

50

40

55 54 55 48 54 56 66 56 57 64 56 57 50 67 68 69 69 71 72 68 67 66 68 70

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Berufsgruppe (KdB 92) Anne Jenter, GEW

75 67 45 44 47

10

0

Analog für jede der 25 Skalen

Te Tec ch hn n. . B Be er r u ufe Fe f r Ve e: T : In tigu rw ec gen ng Ve altu hnik ieu r n O rw a g, er e e rd ltu Fü tc nu n h . ng g, run g / a Sc Sic nde hr he r e ift rh ./ e Ku it ns Be t Ä t An rie rz äs bs te Kr th e ärz te a Re n k sist e ttu n p e n Ph ng s fle g G ys die e So esu ioth ns za nd er t rb h. ap. . / ,R So es Le hr Al zp t Le krä ten ä d p . Le hrk fte fle B hr räf W ge Le krä te B G h ft W S Le rkr e B H hr äfte W S k G Le räft BW HS e Le hrk B So hr räf W S kr te SK Le Le äfte BW G hr hrk B R kr rä W S äf ft G te e y BW BW m ge BS s Pr am Er ie t st zie e P hu fa r n r En g , R rer ts e s or t So g D ns L ung tig , R e es Be t ru fe

Mittelwert (95% Konfidenzintervall) Gewerkschaft Teil 4a: Berufsgruppenvergleich Erziehung und Wissenschaft (COPSOQ Skalen)

Fragebogen Teil B: Skala: Einfluss bei der Arbeit

100

90

30

20 37 10 Wert Berufsgruppe

80

70 Durchschnitt COPSOQ

60

50

40

54 40 47 39 44 51 58

38 60

43 41 43 49

38 58 56 56 58 58 55 55 51 55 59 61 54

40

Berufsgruppe (KdB 92) Anne Jenter, GEW

39 43 42

0

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Beispiele für Maßnahmen des Arbeitsund Gesundheitsschutzes Aus dem Projekt „Lange Lehren“ (BAuAProjekt)  Beziehungskompetenz der Lehrkräfte erhöhen durch Lehrkräfte-Coaching (nach dem „Freiburger Modell“)  http://www.dieinitiative.de/forum/upload/public/moderator/lan ge-lehren_lf.pdf (CD kann im GEW-Shop für 10 € gekauft werden)  Fortbildung • Spezifische Maßnahmen für ältere KollegInnen • Neue pädagogische Anforderungen an KollegInnen

Maßnahmen in Baden-Württemberg  http://www.kultusportalbw.de/servlet/PB/show/1213920/Maßnahmenkatalog_Erg1 2010-03.pdf Anne Jenter, GEW

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Soziale Aspekte der Arbeitsorganisation Gesundheitsrelevante Elemente

Führung

Belastungsgruppen/ Probleme Mangelnde Führungsqualitäten (Schulleitung, Schulaufsicht; Beispiel: Umgang mit Spannungen und Konflikten)

Mögliche Maßnahmen Entwicklung eines neuen Führungsstils (z.B. mit wertschätzendem feed back) und einer neuen Schulkultur; Fortbildung von Schulleitungen und Schulaufsicht insbes. zu Personalentwicklung; Fallbesprechungsgruppen, Coaching, Supervision für Schulleitungen

Kommunikation und Kooperation zwischen Mitarbeitern

Sozialer Rückhalt

Rolle Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung

Umgangston im Kollegium, fehlendes Gemeinschaftsgefühl, fehlendes wertschätzendes feed back, Mobbing

Fehlende soziale Unterstützung und Wertschätzung, insbesondere durch Vorgesetzte

Rollenkonflikte

Schulinterne Unterstützungsangebote, Kooperation und Austausch fördern

Teamentwicklung fördern

Zuständigkeiten klären, Transparenz herstellen, Absprachen und Vereinbarungen treffen;Coaching

Mehr Aufstiegsmöglichkeiten Anne Jenter, GEW

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Funktionale Aspekte der Arbeitsorganisation Gesundheitsrelevante Elemente

RegulationsBedingungen

Arbeitszeitund Pausenregelung

Belastungsgruppen/ Probleme Keinen Einfluss bei der Arbeit

Mögliche Maßnahmen Informationsabläufe verbessern;

Betroffene bei Entscheidungen mit einbeziehen z.B. bei der Deputatsverteilung, Stundenplangestaltung, Aufgabenverteilung und Zuständigkeiten gemeinsam entwickeln hohe zeitliche Belastungen Reduzierung der Arbeitszeit (mindestens spezifische Maßnahmen, z.B. für ältere Lehrkräfte wie Altersermäßigung); durch Arbeitszeitverlängerungen; Mitgestaltung bei Pausenaufsicht, Stundenplanorganisation, hoher Zeitdruck Vertretungsunterricht; keine Entspannung Erholung in Unterrichtspausen

und den

Fortbildung in Zeitmanagement und Arbeitsorganisation; Wirksame Berücksichtigung von work life balance

Vereinbarkeit von Beruf und Familie schwierig

Überforderung der Mitarbeiter

Berufsbegleitende Supervision; (zu) hohe emotionale Anforderungen vor allem durch Fortbildung in Entspannungsübungen; Disziplinprobleme, Aggressivität und Hyperaktivität von Kindern, Fallbesprechungsgruppen, kollegiale Beratung, Gewalt, Drogen; Konfliktgespräche führen lernen, Kommunikationstechniken fachfremder Unterricht Anne Jenter, GEW

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Funktionale Aspekte der Arbeitsorganisation Gesundheitsrele vante Elemente Personelle Ausstattung

Belastungsgruppen/ Probleme

Mögliche Maßnahmen

zu große Lerngruppen / Klassenteiler senken, Klassen besonderem Förderbedarf

-

materiell-technische Ausstattung (Beispiel: PC-, Kopiererausstattung),

-

Qualität und Aktualität der Lehrmittel

Aus-und Weiterbildung

Qualifizierung für neue Aufgaben

Sonstige organisatorische Bedingungen

Belastungen Lärm schlechte LuftLichtverhältnisse

durch

insbesondere

bei

Lärmminderung Gestaltung der Arbeitsstätten

und Anne Jenter, GEW

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Arbeitsschutzorganisation Einrichtung einer umfassenden Arbeitsschutzorganisation  Betriebsärzte  Fachkräfte für Arbeitssicherheit  Sicherheitsfachkräfte  Arbeitsschutzausschüsse  Gesundheitszirkel

Anne Jenter, GEW

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Hindernisse  Haushalt?  das Haushaltsrecht kann nach § 3 des Haushaltsgrundsätzegesetzes gesetzliche Pflichten nicht verringern oder abschaffen

 Zuständigkeiten?  nach § 3 ArbSchG ist der jeweilige Arbeitgeber/Dienstherr, also das entsprechende Bundesland für die Erfüllung der Pflichten nach dem Arbeitsschutzgesetz gegenüber den Lehrkräften zuständig

Anne Jenter, GEW

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Danke fürs Zuhören!

[email protected]

www.ffas.de www.copsoq.de www.schule-copsoq.de www.test-schule-copsoq.de

Anne Jenter, GEW

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