GESCHLECHTER FORSCHUNG

FG RE AS Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung 15 JAHRE GESCHLECHTER FORSCHUNG AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG Jubiläumsprogramm ÜBER DAS FRA...
Author: Alfred Stein
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FG RE AS

Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung

15 JAHRE

GESCHLECHTER FORSCHUNG AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG

Jubiläumsprogramm

ÜBER DAS FRAGES

Das 2001 von engagierten Hochschulprofessor/-innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen gegründete Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Leipzig (FraGes) versteht sich als Ort der interdisziplinären Erforschung der Geschlechterverhältnisse. Die fakultätsübergreifende Forschungseinrichtung fördert mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Verhältnisse die Sichtbarkeit der Frauen- und Geschlechterforschung an der Alma Mater Lipsiensis in Form von Bildungs-, Weiterbildungs- und Lehrveranstaltungen. Wir vernetzen gegenwärtig Mitglieder aus acht Fakultäten der Universität Leipzig sowie externe Mitglieder. Unsere Arbeitsbereiche an der Universität Leipzig umfassen 1. Die Sichtbarmachung genderrelevanter Aspekte durch wissenschaftliche Vernetzung, Publikationen, Bildungs- und Weiterbildungsveranstaltungen wie Tagungen, Vorträge und Lesungen. 2. Die akademische Lehre, da wir uns insbesondere der Verstetigung von Gender und Vielfalt sowie der Etablierung innovativer Lehr- und Prüfungsformen verschreiben. 3. Die Entwicklung sowohl eigener als auch kooperativer, nationaler und europaweiter Forschungsvorhaben in Zusammenarbeit mit inner- und außeruniversitären Initiativen und Projekten. Seit 2015 sind wir Mitglied im Zusammenschluss der Konferenz der Einrichtungen für Frauen- und Geschlechterforschung im deutschsprachigen Raum (KEG) und der Fachgesellschaft Gender e.V. Darüber hinaus arbeiten wir mit außeruniversitären Institutionen zusammen und verstetigen die gemeinsame Projektgestaltung mit Vereinen und Initiativen der Stadt Leipzig wie Frauen für Frauen e.V., der Louise-Otto Peters Gesellschaft e.V., der AG Frauenprojekte Leipzig und dem Soziokulturellen Zentrum Frauenkultur Leipzig e.V.

CHRONOLOGIE ZUR GRÜNDUNG

1994 Die Gleichstellungsbeauftragte, Frau Prof. Dr. Nagelschmidt, nimmt die Gründung eines Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung als Zielsetzung in ihren Gleichstellungsplan auf. Die Regionaltagung Geschlechterdifferenz und Amerikastudien in Deutschland wird durchgeführt. SS 1994 Die fortan jedes Semester durchgeführte Ringvorlesung zu Geschlechterrollen im interdisziplinären Diskurs findet zum ersten Mal statt. 1995 Die Konferenz zu Louise Otto Peters: Politische Denkerin und Wegbereiterin der deutschen Frauenbewegung sowie Frauen nach 1989 werden durchgeführt. 1996 Veranstaltung einer Konferenz zum Thema Frauenleben - Frauenkultur - Frauenliteratur in der DDR der siebziger und achtziger Jahre. Juni 1997 Die Koordinierungsgruppe zur Gründung des FraGes tritt zum ersten Male zusammen. 1998 Eine erste Konzeption geht an den Rektor sowie an den Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Das Kolloquium zu Philosophie der Geschlechterdifferenz, Geschlechterdifferenz der Philosophie findet statt. An der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät werden seitdem Forschungssymposien mit geschlechterrelevanten Themenstellungen durchgeführt. SS 1999 Kolloquien zu Konstruktion und Dekonstruktion der Zweigeschlechtlichkeit, zur Partizipation von Mädchen und Frauen an politischer Bildung sowie zu Differenzen in feministischen Theorien am Beispiel von 'race' und Ethnizität. November 1999 Internationale Konferenz zu Perspektiven der Frauen- und Geschlechterforschung 2000 Die Koordinierungsgruppe bereitet die Gründung des Zentrums vor und erstellt die endgültige Konzeption. Es bilden sich Arbeitsgruppen zu den verschiedenen Projektideen.

WS 2000/01 An der Fakultät für Geschichte, Kunst und Orientwissenschaften findet die Vortragsreihe zu Geschlechterdifferenz und Identitäten statt. November 2000 Der Senat bewilligt in seiner Sitzung am 14. November die Gründung des Zentrums. Mai 2001 Die Tagung Olympe de Gouges - Menschenrechte für Frauen wird durchgeführt. April 2001 Die Koordinierungsgruppe erarbeitet die Ordnung des Zentrums, welche vom Senat in der Sitzung am 8. Mai bestätigt wird. Am 2. April wurde aus der Koordinierungsgruppe heraus der erste Vorstand des Zentrums gewählt, erste Direktorin wird Frau Prof. Dr. Dorothee Alfermann (Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik), stellvertretende Direktorin wird Frau Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt (Institut für Germanistik). Weitere Vorstandsmitglieder: Prof. Ortrun Riha (Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte und Medizin), Prof. Dr. Barbara Lange (Kunstgeschichte), Prof. Dr. Steffi Richter (Japanologie), Dr. Annette Schad-Seifert (Japanologie), Melani Schröter (Germanistik). Juni 2001 Erste Mitgliederversammlung des Zentrums. Oktober 2001 Veranstaltung zur Feierlichen Eröffnung des Zentrums. Prof. Dr. Dorothee Alfermann, erste Direktorin.

Die Gründerinnen des Zentrums im Jahre 2001: (v.l.n.r.) Prof. Dr. Dorothee Alfermann, Dr. Annette Schad-Seifert, Prof. Dr. Barbara Lange, Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt, Melani Schröter, Dr. Petra Tzschoppe

VERANSTALTUNGEN

15 Jahre Geschlechterforschung an der Universität Leipzig. Das Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Leipzig stellt sich vor.

Informationsveranstaltung innerhalb der zentralen Einführungswoche der Universität Leipzig mit Sandra Berndt. Wir blicken in ausgewählte Momente unserer Geschichte an der Universität Leipzig und stellen unsere zentralen Tätigkeitsfelder sowie die Möglichkeiten zur Mitgestaltung vor. Dr. Sandra Berndt ist Lehrbeauftragte am Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung und Vorsitzende der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V. Gastvortrag Christian Kleindienst: Sexualität und Geschlechterverhältnis im Nationalsozialismus Das Bild der desexualisierten Mutter und die weitverbreitete Annahme, dass der Nationalsozialismus ein sexuell repressives Regime darstellte, prägten die Redeweisen und Bilder über den Nationalsozialismus in wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskursen nachhaltig. Die Widerlegung dieser Annahme durch die Rekonstruktion des Sexualitäts- und Geschlechterdiskurses kulturhistorischer Forschung, stellte nicht nur einen Ausgangspunkt dar, den Muttermythos resp. weiblichen Opfermythos zu dekonstruieren, sondern ermöglicht gleichsam, ein aktives Mitwirken der Frauen am Nationalsozialismus plausibel erklärbar zu machen. Christian Kleindienst studiert und lehrt am Institut für Kulturwissenschaften Leipzig. Seine Schwerpunkte sind Kritische Theorie der Gesellschaft, Theorie und Geschichte des Antisemitismus, Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie Ästhetische Theorie und Kunstsoziologie. FREITAG, 7.10., 15.15-16.45 Uhr HS 10, Neues Hörsaalgebäude, Campus Innenstadt

Lieselott Herforth. Die erste Rektorin einer deutschen Universität.

Vortrag und Lesung mit Waltraud Voss. Moderation: Constanze Stutz. Lieselott Herforth (1916-2010) war von 1965-1968 die erste deutsche Universitätsrektorin (TU Dresden) – und als Physikerin erfolgreich in einer Männerdomäne. In Berlin, Leipzig, Merseburg und Dresden beschäftigte sie sich u.a. mit radioaktiven Isotopen und der Strahlenmessung. Ihr Grundlagenwerk »Praktikum der Angewandten Radioaktivität und Radiochemie« (gem. mit Hartwig Koch) wird noch heute bundesweit in der Lehre eingesetzt. Spät trat sie in die SED ein und war Mitglied mehrerer hoher Gremien der DDR. Neben der Forschung engagierte sie sich für den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Gleichstellung. Diese erste umfassende Biographie anlässlich ihres 100. Geburtstags zeichnet den Werdegang der Pionierin nach. Dr. Waltraud Voss, geb. 1944, Mathematikerin, arbeitet und veröffentlicht hauptsächlich zur Mathematikgeschichte und zur Geschichte der TU Dresden, zuletzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsarchiv. Constanze Stutz hat Gesellschafttheorie, Soziologie und Kulturwissenschaften in Jena und Leipzig studiert. Die ist Redaktionsmitglied der outside the box - Zeitschrift für feministische Gesellschaftskritik. In Kooperation mit der Feministischen Bibliothek MONAliesA und dem Gleichstellungsbüro der Universität Leipzig. MITTWOCH , 26.10., 19.00-21.00 Uhr Feministische Bibliothek MonaliesA, Bernhardt- Göring- Str. 152

Imaginationen und Stereotype von Muslim_innen: Geschlecht, Identität, Sexualität.

Vorträge mit Tim Friedrich und Marie Hakenberg. Moderation: Özcan Karadeniz. Tim Friedrich: Geschlecht/Sexualität im Spannungsfeld staatlicher Anerkennung von Geflüchteten. Der Beitrag entwirft eine Skizze der Herausforderungen staatlicher Anerkennung für Geflüchtete und ihrem Normalisierungs- und Universalisierungsregime. Folgende Fragen sollen den Input begleiten: Was bedeutet es, Narrative des Schmerzes und Leids einer staatlichen Behörde, die ihre Wohlfahrtsmechanismen auf normative sowie identitätsbasierte Anerkennungsdiskurse basiert, intelligibel zu machen? Welche Rolle spielen dabei Geschlecht und Sexualität bzw. ihre diskursive Trennung? Inwiefern werden Geschlecht und Sexualität als identitätsgenerierende Dispositive unhinterfragt vorausgesetzt? Der Input soll jene Fragen und ihre Problemfelder umreißen, strukturieren und diskutieren; mögliche Lösungsansätze können im anschließenden Panel diskutiert werden. Marie Hakenberg: Antimuslimischer Rassismus: Geschlechterspezifische Essentialisierungen. Seit dem letzten Jahr wird antimuslimischer Rassismus immer sichtbarer. Diverse Zuschreibungen, wie übersexualisierte Männer, unterdrückte Frauen, rücken die Menschen in den Hintergrund. Durch racial profiling und religious othering wird ein essentialisiertes Bild der „Araber“ oder der „muslimischen Frau“ geschaffen. Die Vielfalt der Menschen und ihre Individualität werden in Diskursen ignoriert. Rassistische Rhetorik verstärkt das europäische Selbstbild als „Verteidiger“ und „Beschützer“ der Menschen-, Frauen- und Minderheitenrechte. In diesem Vortrag werden ideologische Konstruktionen des Islams besonders in Bezug auf Geschlecht sowie deren Konsequenzen veranschaulicht. Tim Friedrich ist Vorstandsmitglied des eurients e.V. Leipzig sowie Mitarbeiter und Dolmetscher beim Queer Refugees Network Leipzig. Marie Hakenberg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Orientalischen Institut der Universität Leipzig. Özcan Karadeniz ist Projektkoordinator „Vaterzeit im Ramadan?!“ beim Verband binationaler Familien und Partnerschaften e.V.

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DONNERSTAG 27.10., 17.15-18.45 Uhr HS 10, Neues Hörsaalgebäude, Campus Innenstadt

Ausstellung „Derecho de voz(s). (Dein)Recht auf Stimme“

Die kolumbianische Kampagne „El derecho de voz(s)“ möchte die Rechte von Frauen* und LSBT*I* stärken, die Opfer sexueller Gewalt im Zuge des bewaffneten Konflikts im Land wurden. Sie kämpft für die gesamtgesellschaftliche Anerkennung sexualisierter Gewalt als Verstoß gegen die Menschenrechte und ihre Ahndung als Straftat im Kontext dieses bewaffneten Konflikts. Vorherrschende Stereotype und Projektionen von gender verhindern eine vollständige Wiederherstellung der Rechte der Geschädigten. Die Kampagne unterstützt ihren Zugang zur Gerechtigkeit und ihre öffentliche Sichtbarkeit. Sie trägt dazu bei, den sozialen Rückhalt in der Gesellschaft wieder zu erlangen. Als Teil der Kampagne möchte auch die Ausstellung „Derecho de voz(s). (Dein) Recht auf Stimme“ auf sexualisierte Gewalt als lokales und globales Unrecht hinweisen. Sie zeigt die Portraits von sechzehn Gewaltopfern des Bürgerkriegs in Aufnahmen des kolumbianischen Fotografen Ricardo Pinzón und in kurzen Begleittexten über ihr Leben und gesellschaftliches Engagement nach den Übergriffen. Die Schau lässt Bilder sprechen und verleiht ihren Protagonist*innen eine neue Stimme. Anliegen der Kurator*innen, Sponsor*innen und beteiligten Einrichtungen ist es, auch außerhalb der spezifischen Situation in Kolumbien gegen Gewalt in sexualisierter Form einzutreten. Stadt und Universität Leipzig stellen als historisch gewachsene Orte emanzipatorischer, sozialer und kultureller Bewegungen aus unserer Sicht den geeigneten Ausgangspunkt dar, von dem die Ausstellung in andere europäische Städte (zunächst nach Madrid) weiterziehen kann. Ein gemeinsames Projekt des Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung, der Professur französische, frankophone und italienische Literaturwissenschaft und Kulturstudien, der Professur Didaktik der romanischen Sprachen, des interdisziplinären Forschungsseminars „Coding Gender in Romance Cultures“ (CGR) der Universität Leipzig und der Forschungsgruppe „Género, Estética y Cultura Audiovisual“ (GECA) der Complutense Universität Madrid. Mit Bildern der Stiftung CÍRCULO DES ESTUDIOS CULTURALES Y POLÍTICOS (Bogotá/ Kolumbien). Ausstellungseröffnung FREITAG, 28.10.2016, 17.00 Uhr Foyer im Neuen Augusteum, Hauptgebäude Universität Leipzig Campus Innenstadt Grußworte: Prof. Dr. Thomas Hofsäss, Prorektor für Bildung und Internationales der Universität Leipzig Dr. Tanja Schwan, Interdisziplinäres Forschungsseminar „Coding Gender in Romance Cultures“ (CGR) der Universität Leipzig Kathrin Darlatt, gleichstellungspolitische Referentin und Beauftragte für Menschen gleichgeschlechtlicher Lebensweise der Stadt Leipzig Kurator*innen und Vertreter*innen der Kampagne „El derecho de voz(s)“

Ausstellungseröffnung Grußworte: Prof. Dr. Thomas Hofsäss, Prorektor für Bildung und Internationales der Universität Leipzig Dr. Tanja Schwan, Interdisziplinäres Forschungsseminar „Coding Gender in Romance Cultures“ (CGR) der Universität Leipzig Kathrin Darlatt, gleichstellungspolitische Referentin und Beauftragte für Menschen gleichgeschlechtlicher Lebensweise der Stadt Leipzig Kurator*innen und Vertreter*innen der Kampagne „El derecho de voz(s)“ FREITAG, 28.10.2016, 17.00 Uhr Foyer im Neuen Augusteum, Hauptgebäude Universität Leipzig Campus Innenstadt Podiumsgespräch zur Ausstellung Mit Nhora Alvarez Borrás und Victor Manuel Cortes („El derecho de voz(s)“), Hernando Gómez Prada (Kurator) und Nina Lawrenz (Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin). Moderation: Prof. Dr. Christiane Neveling (Professur für die Didaktik der romanischen Sprachen). Vortrags- und Diskussionssprache ist Spanisch. SAMSTAG, 29.10., 12.00-14.00 Uhr Felix-Klein-Hörsaal, Paulinum (5. Etage), Hauptgebäude Universität Leipzig Campus Innenstadt

Vortrag und Gespräch zum aktuellen Sexualstrafrecht.

Vortrag mit Ulrike Lemke. Moderation: Alexander Schwarz. Prof. Dr. Ulrike Lembke ist Juniorprofessorin für Öffentliches Recht und Legal Gender Studies an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg. Alexander Schwarz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Europarecht, Völkerrecht und Öffentliches Recht. Er war Gleichstellungsbeauftragter der Juristenfakultät von 2013-2016. Eine Kooperationsveranstaltung mit dem FSR Jura der Universität Leipzig und der Feministischen Bibliothek MONAliesA.

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FREITAG, 4.11., 18:30-20:30 Uhr Felix-Klein-Hörsaal, Paulinum (5. Etage), Hauptgebäude Universität Leipzig Campus Innenstadt

Über Rape Culture und die Verharmlosung sexualisierter Gewalt.

Vortrag mit Susanne Hampe. Moderation: Barbara Schnalzger. Rape culture (deutsch: Vergewaltigungskultur) bezeichnet die Haltung einer Gesellschaft, in der sexuelle Gewalt und Vergewaltigung verbreitet sind und weitgehend toleriert oder geduldet werden. Der Begriff schreckt jedoch viele Menschen ab, da er in aggressiver Weise eine Phänomen beschreibt, dass in erster Linie Frauen und Kindern zu Opfern macht. Was also meint oder beschreibt der Begriff rape culture? Ist er für einen gesellschaftlichen Diskurs über sexualisierte Gewalt geeignet? Und als wie geeignet erweist sich das neue Sexualstrafrecht, das mit einem Paradigmenwechsel in der Strafbarkeit von Vergewaltigungen daherzukommen scheint, eine gesellschaftliche Veränderung zu bewirken? Susanne Hampe (Master of Socialwork, Dipl. Sozialarbeiterin) ist beim Frauennotruf und in der Fach- und Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt des Vereins Frauen für Frauen e.V. in Leipzig tätig. Barbara Schnalzger ist Bibliothekarin in der Feministischen Bibliothek MONAliesA.

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FREITAG, 11.11., 18.00-20.00 Uhr Felix-Klein-Hörsaal, Paulinum (5. Etage), Hauptgebäude Universität Leipzig Campus Innenstadt

Flucht und Asyl für LSBT*I*: Perspektiven und Stimmen aus Theorie und Praxis.

Vorträge und Podium im Zuge der Hirschfeldtage 2016. Mit Heinz-Jürgen Voss, Raghid Brayez und Sabrina Latz. Heinz-Jürgen Voss: Sexualisierte Gewalt und Traumatisierung im Kontext von Flucht und Asyl. Im Input geht es – ausgehend von einem Aufsatz von Torsten Linke, Farid Hashemi und Heinz-Jürgen Voss – in Bezug auf Asyl speziell um Fragen sexualisierter Gewalt. Sie spielt bei Krieg und Flucht auf verschiedene Weise eine Rolle: als Gewaltform zur Durchsetzung und Erhaltung von Herrschaftsverhältnissen im Herkunftsland (bei Unterdrückung Oppositioneller), als gezielt eingesetzte kollektive Gewalt in kriegerischen Konflikten, als individuelle Gewalt im Fluchtkontext, als geschlechtsspezifische Gewalt sowie im Rahmen von Abhängigkeitsverhältnissen im aufnehmenden (Asyl-)Land. Raghid Brayez und Sabrina Latz: Situation von queeren Geflüchteten in Sachsen aus betroffener und unterstützender Perspektive. Der Beitrag gibt aus der Perspektive einer geflüchteten Person, sowie einer im Rahmen des Queer Refugees Network Leipzig unterstützenden Person Einblick geben in die spezifischen Fluchtumstände von LSBTI*- Geflüchteten. Dies betrifft sowohl die Ursachen der Flucht wie auch die Situation hier vor Ort. Gemeinsam werden die strukturellen Herausforderungen in Leipzig und im ländlichen Raum Sachsens dargestellt sowie Handlungsoptionen und Erfolge des Netzwerks skizziert. Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voss ist Sexualwissenschaftler*in und arbeitet im Fachbereich Soziale Arbeit. Medien. Kultur der Hochschule Merseburg insbesondere zu Fragen geschlechtlicher und sexueller Selbstbestimmung und zur Prävention sexualisierter Gewalt. Sabrina Latz, Abschluss in Psychologie M.A. an der Universität Leipzig mit einer bundesweiten Forschungsarbeit zu Berücksichtigung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in der Schule, ist seit 2016 hauptamtlich angestellt in der Projektkoordination des Queer Refugees Network der RosaLinde Leipzig e.V. Raghid Brayez hat Economics in Syrien studiert und hofft, in Deutschland Soziale Arbeit studieren zu können. SAMSTAG, 12.11., 18.00-20.00 Uhr Deutsches Literaturinstitut Leipzig, Wächterstr. 34

Normalität als Differenzsetzung: Herausforderungen einer geschlechts- und diversitätssensiblen Integration.

Vorträge mit Janne Mende und Stefan Müller. Moderation: Johannes Nitschke. Die aktuellen gesellschaftlichen Debatten um Integration sind ebenso vielfältig wie kontrovers. Integration erscheint dabei jeweils entweder als Lösung oder als Problem. Damit gehen Erwartungen und Zuschreibungen an ‚Andere‘ und an das ‚Eigene‘ einher. Sichtbar werden dabei Vorstellungen von ‚Normalität‘, die die eigene Positionierung absichern und legitimieren sollen. Im ersten Teil des Vortrags wird diskutiert, welche Differenzsetzungen durch die Erwartungen an ‚Andere‘ und an das ‚Eigene‘ zwischen Paternalismus und Kulturrelativismus produziert werden und welche Umgangsmöglichkeiten sich daran anschließen. Im zweiten Teil des Vortrags wird diskutiert, welche Folgen Normalitätsvorstellungen nach sich ziehen können. Anhand ausgewählter Ergebnisse einer Studie zur Lehrstellenvergabe an migrantische Jugendliche wird verdeutlicht, wie Prozesse und Mechanismen der Integration mit strukturell-institutionellen sowie mit gesellschaftlichen Normalitätsvorstellungen verbunden sind. Diese verstellen oder erlauben jeweils die Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe. Dr. Janne Mende ist Politikwissenschaftlerin am International Center for Development and Decent Work an der Universität Kassel. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Kultur- und Identitätstheorien, Menschenrechte, Globalisierung und Global Governance. Dr. Stefan Müller ist Gastprofessor für sozialwissenschaftliche Grundlagen von Bildung unter besonderer Berücksichtigung von Migration, Ethnizität und sozialer Ungleichheit an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind sozialwissenschaftliche Theorien, soziologische und pädagogische Perspektiven auf Heterogenität und Differenz, Bildungsforschung. Johannes Nitschke ist wissenschaftliche Mitarbeiter_in an der Professur für Schulpädagogik unter besonderer Berücksichtigung von Schulentwicklungsforschung der Universität Leipzig. FREITAG, 18.11., 17.30-19.30 Uhr Universität Leipzig, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Seminarraum Dittrichring, SR 016

Mit doppelter Zunge: Feminismen und Anti-Feminismus nach Köln.

Vorträge mit Antje Schrupp und Klemens Ketelhut. Moderation: Sandra Berndt. Klemens Ketelhut: Das unschuldige Kind und patriarchaler Feminismus. Am und jenseits eines imaginierten rechten Randes hat sich ein Diskurskomplex entwickelt, der sich feministisch nennt, dabei aber primär patriarchale und heteronormative Strukturen bedient. Nicht erst seit „Köln“ (und dem, was auch in anderen Städten geschah) sind Stimmen (wieder) hörbar geworden, die eine alte Vorstellung von Geschlecht in neuem Gewand als Lösung der „Probleme der Zeit“ verkaufen wollen. Zentral sind dabei neben der heterosexuellen Kleinfamilie auch Vorstellungen des reinen und unschuldigen Kindes, das vor allem vor seiner eigenen Entwicklung geschützt werden müsse. Öffentlich agierende, christliche, nationale und völkische Bewegungen fordern eine restaurative Bevölkerungspolitik, die offen (hetero)sexistische Inhalte propagiert. Diese Entwicklungen darzustellen, historisch herzuleiten und einzuordnen ist das Ziel des Vortrags. Antje Schrupp: Rassismus im Mainstream: Überlegungen zu einem intersektionalen Feminismus „nach Köln“. Ausgelöst durch die Debatten über die sexualisierten Übergriffe gegen Frauen in verschiedenen Städten an Silvester sind im öffentlichen Diskurs alte, überwunden geglaubte rassistische Stereotype wieder aktiviert worden. Die Grenzen zwischen dem Sagbaren und dem Unsagbaren haben sich merklich verschoben, und zwar nicht in erster Linie bei den Rechtsextremen oder Bewegungen wie Pegida und AfD, sondern vor allem im Mainstream und auch in linken und liberalen Milieus sind rassistische Denk- und Argumentationsmuster eingesickert. Dabei kann gerade die Abgrenzung gegen „ganz rechts“ dazu dienen, die in der eigenen Position enthaltenen Stereotype zu legitimieren. Welche Herausforderung bedeutet das für einen Feminismus, der sich selbst als intersektional versteht? Dr. Klemens Ketelhut ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Arbeitsbereich Historische Bildungsforschung und pädagogische Frauen- und Geschlechterforschung. Dr. Antje Schrupp ist Journalistin, Politikwissenschaftlerin, Redakteurin, Autorin und Bloggerin. Dr. Sandra Berndt ist freie Wissenschaftlerin und Vorsitzende der LouiseOtto-Peters-Gesellschaft e.V., Leipzig. FREITAG, 25.11., 17.00-19.00 Uhr Felix-Klein-Hörsaal, Paulinum (5. Etage), Hauptgebäude Universität Leipzig Campus Innenstadt

Frauen ohne Männer? Selbstverwirklichung im Alltag. Elfriede Brüning (1910-2014): Leben und Werk.

Buchvorstellung und Lesung mit Sabine Kebir. Moderation: Ilse Nagelschmidt. Elfriede Brüning (1910-2014) hat sich ein Jahrhundert lang in fünf Gesellschaftssystemen – der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus, der SBZ, der DDR und der Bundesrepublik – mit Reportagen und literarischer Prosa für uneingeschränkte Rechte der Frauen in der Arbeitswelt und im Privatleben eingesetzt. Indem sie stets auch die Bedeutung der Geschlechterdifferenz in der Welt der Arbeit und im Privaten zur Sprache brachte, galten ihre Werke lange als kleinbürgerliche Trivialliteratur. Dennoch untersuchte sie weiter kritisch Konsequenzen des im öffentlichen wie im privaten Leben virulenten Patriarchats. PD Sabine Kebir ist Literatur-, Kultur- und Politikwissenschaftlerin. Sie lebte zwischen 1977 und 1988 in Algerien, seitdem als freie Autorin in Berlin. Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt ist Professorin für neuere und neueste deutsche Literatur und Direktorin des Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung. FREITAG, 2.12., 17.00-19.00 Uhr Deutsches Literaturinstitut Leipzig

Geflüchtete in Sachsen unter Berücksichtigung der Geschlechterverhältnisse.

Podiumsdiskussion mit Petra Köpping, Matthias Heinz, Anke Kästner und Gesine Märtens. Moderation: Ilse Nagelschmidt. Petra Köpping ist Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration. Matthias Heinz ist Geschäftsführer der Kindervereinigung Leipzig. Anke Kästner ist Geschäftsführerin des Vereins Internationale Frauen in Leipzig. Gesine Märtens ist Stadträtin und gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. FREITAG, 9.12., 17.30-19.30 Uhr Universität Leipzig, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Seminarraum Dittrichring, SR 016

Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Leipzig (FraGes) - Beitrittserklärung Name: Vorname: Einrichtung:

Fakultät/Institut:

Adresse:

E-Mail: Telefon: Bitte ankreuzen: Mitglied der Gruppe der

Professor_innen Mittelbau Student_in

Hiermit erkläre ich mich bereit, als Mitglied dem Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Leipzig (FraGes) beizutreten. Ort/Datum Unterschrift

Bitte ausgefüllt zurücksenden an: Universität Leipzig Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (FraGes) Burgstraße 21 04109 Leipzig

In Kooperation mit:

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FraGes-Verein e.V. Leipzig

Professur für die Didaktik der romanischen Sprachen Professur für französische, frankophone und italienische Literaturwissenschaft und Kulturstudien

Mit freundlicher Unterstützung von:

Prorektor für Bildung und Internationales Professur für die Didaktik der romanischen Sprachen Professur für französische, frankophone und italienische Literaturwissenschaft und Kulturstudien

Universität Leipzig Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (FraGes) Burgstraße 21 04109 Leipzig Tel. +49 341-97 37 353 mail: [email protected] www.uni-leipzig.de/~frages www.facebook.com/frages.leipzig Direktorin: Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt // [email protected]