GESCHLECHT, MAGIE UND HEXENVERFOLGUNG

GESCHLECHT, MAGIE UND HEXENVERFOLGUNG HEXENFORSCHUNG Herausgegeben von Dieter R. Bauer, Wolfgang Behringer, Heide Dienst, Sönke Lorenz, H. C. Erik M...
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GESCHLECHT, MAGIE UND HEXENVERFOLGUNG

HEXENFORSCHUNG Herausgegeben von Dieter R. Bauer, Wolfgang Behringer, Heide Dienst, Sönke Lorenz, H. C. Erik Midelfort und Wolfgang Schild in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen

Band 7

GESCHLECHT, MAGIE UND HEXENVERFOLGUNG

Herausgegeben von Ingrid Ahrendt-Schulte, Dieter R. Bauer, Sönke Lorenz und Jürgen Michael Schmidt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen

Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2002

Die Drucklegung des Bandes wurde gefördert durch die

Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur

Titelbild: Lucas Cranach d. Ä.: Melancholia, 1532–Detail, © Musée d’Unterlinden Colmar, Foto: O. Zimmermann Siehe auch S. 227ff., besonders S. 260f.

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Geschlecht, Magie und Hexenverfolgung / Hrsg.: Ingrid Ahrendt-Schulte. – Bielefeld ; Gütersloh: Verl. für Regionalgeschichte, 2002 (Hexenforschung ; Bd. 7) ISBN 3-89534-407-9

© Verlag für Regionalgeschichte Alle Rechte vorbehalten ISSN 0948-7131 ISBN 3-89534-407-9

Einband: Martina Billerbeck, Bielefeld Satz: Jürgen Michael Schmidt, Tübingen Druck und Bindung: WB-Druck, Rieden am Forggensee Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier nach ISO 9706 Printed in Germany

Inhalt Einleitung ............................................................................................................... 7 Uschi Bender-Wittmann Gender in der Hexenforschung: Ansätze und Perspektiven ......................... 13 Eva Labouvie Perspektivenwechsel. Magische Domänen von Frauen und Männern in Volksmagie und Hexerei aus der Sicht der Geschlechtergeschichte ............ 39 Rainer Walz Die Relevanz der Ethnologie für die Erforschung der europäischen Hexenverfolgungen ....................................................................................... 57 Hans de Waardt Mann oder Frau, Tod oder Leben. Die Grenze zwischen Natur und Übernatur als Schwelle der magischen Inversion .................................. 81 Wilfried Hartmann Frauen im Recht und vor Gericht im 14. und 15. Jahrhundert .................... 105 Ingrid Ahrendt-Schulte Die Zauberschen und ihr Trommelschläger. Geschlechtsspezifische Zuschreibungsmuster in lippischen Hexenprozessen .................................. 123 Peter Arnold Heuser Die kurkölnischen Hexenprozesse des 16. und 17. Jahrhunderts in geschlechtergeschichtlicher Perspektive ................................................. 133 Christina Vanja Waren die Hexen gemütskrank? Psychisch kranke Frauen im hessischen Hospital Merxhausen ........................................................... 175 Karen Lambrecht Tabu und Tod: Männer als Opfer frühneuzeitlicher Verfolgungswellen .... 193 Iris Gareis Liebesmagie und Schadenzauber. Zur Rezeption des europäischen Hexenbildes in Hispano-Amerika (16.–18. Jahrhundert) ............................ 209 Charles Zika Cranach’s melancholia paintings. Witchcraft and sexual disorder in the sixteenth century ................................................................................ 227 Orts- und Personenindex .................................................................................... 273

Einleitung

Eines der prägnantesten Merkmale der Hexenprozesse im frühneuzeitlichen Europa war der hohe Anteil von Frauen unter den Verurteilten. Die neuere Forschung bietet dazu inzwischen recht zuverlässige Zahlen: Zwischen 75 und 80% Prozent der vom 15. bis 18. Jahrhundert wegen Zauberei und Hexerei hingerichteten Personen waren weiblich1. Um Erklärungen für dieses Phänomen bemühen sich drei Forschungsrichtungen: Erstens die »Hexenforschung«, also jener Forschungszweig, der Ursachen und Funktionen der Hexenverfolgungen untersucht; zweitens die Historische Frauenforschung und Geschlechtergeschichte, die die spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Lebenswelten unter dem Gender-Aspekt erforscht; und drittens eine mit der Hexenforschung eng verknüpfte allgemeine Magieforschung, die das magische Weltbild untersucht, in das Hexerei in unterschiedlichen Kulturen eingebunden ist. Über den engeren frühneuzeitlichen Blickwinkel hinaus erhebt sich dabei immer auch die Frage – die nur mit Hilfe der Ethnologie, der vergleichenden Kultur- und Sozialgeschichte und der Psychologie beantwortet werden kann –, ob es epochenund kulturübergreifende geschlechtsspezifische Zuschreibungsmuster in magischen Weltbildern gibt oder zumindest Konstanten unter vergleichbaren sozialen, mentalen oder religiösen Bedingungen. In diesem Band etwa, auch wenn er sich überwiegend mit der Frühen Neuzeit beschäftigt, wird mehrfach die Frage diskutiert, ob dem Mann physische Gewalt als typisches Mittel der Konfliktlösung zugeordnet wird, während verbale Aggression und damit zusammenhängend magische Angriffe als typisch weibliche Konfliktstrategie gelten. Oder ob der Frau als Gebärender ein engeres Verhältnis zu den Tabubereichen Leben und Tod und damit ein leichterer Zugang zum Übernatürlichen zugeschrieben wird als dem Mann. Seit neuere Forschungen zur Hexenverfolgung das komplexe Beziehungsgefüge und die unterschiedlichen Kontexte sichtbar gemacht haben, in die Hexenprozesse eingebunden waren, sind einfache Erklärungsmodelle vergangener Tage nicht mehr haltbar, die von zynischen Machthabern ausgingen, die Hexenverbrennungen gezielt zur Unterdrückung und Disziplinierung von Frauen im allgemeinen oder einer speziellen Frauengruppe im besondere eingesetzt hätten. Allgemein anerkannt ist in der Forschung inzwischen die Feststellung der britischen Historikerin Christina Larner, daß die Hexenverfolgungen »geschlechtsbezogen« aber nicht »geschlechtsspezi-

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Als kurze Einführung mit den neuesten Zahlen sei hier nur genannt: Wolfgang BEHRINGER, Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, München 22000.

Einleitung

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fisch« gewesen seien2. Das magische Weltbild der Verfolgungszeit ist ernst zu nehmen. Die Gerichte verfolgten nicht Frauen qua Geschlecht, sondern das Böse: Zauberei und Hexerei. Die Gerichtspersonen waren überzeugt, daß die Angeklagten wirklich mit dem Teufel einen Pakt geschlossen, an Hexentänzen teilgenommen und durch Schadenzauber ihre Mitmenschen geschädigt oder getötet hätten. Die Frage ist die nach den Stereotypen, die bei der Suche nach Teufelsbündlern und Schadenzauberern zuerst an weibliche Täterinnen denken ließen. Traute man grundsätzlich Frauen den Umgang mit Magie eher zu als Männern oder wurde speziell die schädigende Magie als weibliche Domäne gesehen? Sind die Ursachen möglicherweise im Gerichtswesen zu suchen? Waren es die Selektionsmechanismen auf dem Weg von der Anklage zur Verurteilung, die Frauen benachteiligten? Wurden sie deshalb leichter wegen Hexerei richtet als männliche Angeklagte? Und gab es schichtenspezifische oder sonstige gesellschaftliche Faktoren, aufgrund derer bestimmte Frauen leichter in Verdacht gerieten als andere oder geringere Chancen im Verfahren hatten? Die Forschung des 19. Jahrhunderts suchte in der Elitekultur nach Erklärungen. Sie sah die entscheidende Ursache für die Verfolgung von Frauen als Hexen in der Frauenfeindlichkeit der scholastischen Dämonologie und des gelehrten Hexereidiskurses. Durch die Argumentation im Hexenhammer des frauenhassenden Inquisitors Heinrich Institoris (14863) habe sich in den Köpfen der Elite die Überzeugung festgesetzt, die Frau sei aufgrund ihrer geistigen und moralischen Inferiorität und ihres größeren Unglaubens ein leichteres Opfer des Teufels, der deshalb bevorzugt Frauen zur Zauberei verführe4. Auch wenn die Annahme der leichteren Verführbarkeit der Frau sicherlich die Hexenverfolgungszeit kennzeichnete, hat die neuere Forschung deren Bedeutung für die Verfolgungspraxis relativieren müssen. Die Argumente des Hexenhammers waren nicht neu, die einschlägigen und vielzitierten Passagen über Frauen hat Institoris nahezu wörtlich aus allgemeinen theologischen Traktaten fern der Hexenthematik übernommen5. Eine ideengeschichtliche Erklärung aber, die Hexenverfolgungen allein aus dem misogynen Frauenbild des späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit insgesamt ableitet, greift aus mehreren Gründen zu kurz, vor allem schon deshalb, weil große Teile Europas wie Süditalien, Spanien oder Portugal, 2

Christina LARNER, Enemies of God: The Witch-hunt in Scotland, Baltimore 1981, S. 92ff. und S. 197. 3 Zur Neudatierung: Heinrich KRAMER (Institoris): Der Hexenhammer. Malleus Maleficarum. Neu aus dem Lateinischen übertragen von Wolfgang BEHRINGER, Günter JEROUSCHEK und Werner TSCHACHER, hrsg. und eingeleitet von Günter JEROUSCHEK und Wolfgang BEHRINGER, München 2000, S. 22ff. 4 Z.B.: Joseph HANSEN, Zauberwahn, Inquisition und Hexenprozess im Mittelalter und die Entstehung der großen Hexenverfolgung, München 1900, S. 473ff. 5 Peter SEGL, Heinrich Institoris. Persönlichkeit und literarisches Werk, in: DERS. (Hrsg.): Der Hexenhammer. Entstehung und Umfeld des Malleus maleficarum von 1487 (Bayreuther Historisches Kolloquium 2), Köln/Wien 1988, S. 103–126, hier S. 118ff.; Stuart CLARK, Thinking with demons. The idea of Witchcraft in Early Modern Europe, Oxford 1997, S. 106–133.

Einleitung

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die sicher nicht frauenfreundlicher waren als Mitteleuropa, nur vergleichsweise wenige Hexenverbrennungen erlebten. Die Auffassung von der moralischen Schwäche des weiblichen Geschlechts bestand in der abendländischen Tradition seit Aristoteles und war Bestandteil der christlichen Anthropologie, die sich auf das Alte Testament und die Rolle Evas beim Sündenfall stützte. Der gelehrte Hexereidiskurs war in diesem Punkt nur ein (wie wir inzwischen wissen sogar relativ unbedeutender und wenig origineller6) Ausschnitt einer viel größeren gesamtabendländischen Debatte. Diese hat im übrigen auch frauenfreundliche Traktate wie in den »Querelles des femmes« hervorgebracht, deren Einfluß beziehungsweise Nichteinfluß auf den Hexereidiskurs genauer zu untersuchen ist. Außerdem konnte die Annahme von der geistigen und moralischen Schwäche des weiblichen Geschlechts vor Gericht in Kriminalprozessen auch zugunsten angeklagter Frauen strafmildernd verwendet werden7. Johannes Weyer etwa plädierte mit diesem Argument 1563 in seinen De praestigiis daemonum auf Freispruch vermeintlicher Hexen wegen strafrechtlicher Unzurechnungsfähigkeit8. Unter welchen Umständen entschied man sich für die eine oder andere Auslegung weiblicher Schwäche? Es ist eben generell zu fragen, wo, seit wann und inwieweit sich die misogyne Richtung in der Theologie durchsetzen, auf die Gerichtspraxis einwirken und gar in Hexenprozessen niederschlagen konnte. Dies führt zu einem anderen Grund, der den Stellenwert des elitären Diskurses als Ursache der Hexenverfolgung relativiert. Die von der Sozialgeschichte und der Ethnologie geprägte neuere Hexenforschung hat in den letzten drei Jahrzehnten auf die Rolle der einfachen Bevölkerung als treibende Kraft der Hexenverfolgung aufmerksam gemacht, deren Verfolgungseifer nicht einfach auf elitäre Indoktrinationen zurückgeführt werden kann. In Zeiten sich rapide verschlechternder Lebensbedingungen mit schweren Krisen und Hungersnöten bekam die Frage nach den Ursachen des Unglücks existentielle Bedeutung. Wollte man das Strafgericht Gottes als Ursache ausschließen, war Schadenzauber das gängige Deutungsmuster für Unglück, und die vielfältigen sozialen Konflikte schufen einen Nährboden für Hexereivorwürfe. Deshalb ist auch im Bereich der magischen »Volkskultur« nach Geschlechterstereotypen zu fragen, die bei der Suche nach Verursachern von Schadenzauber wirksam waren und auch hier in erster Linie an Frauen denken ließen. Dabei sind wechselseitige Beeinflussungen von Volks und Elitenkultur genau zu bestimmen, wenn man die einfache Akkulturationsthese mit gutem Grund aufgeben möchte.

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CLARK (wie Anm. 5), S. 115ff. Heide WUNDER, »Weibliche Kriminalität« in der Frühen Neuzeit, in: Otto ULBRICHT (Hrsg.), Von Huren und Rabenmüttern. Weibliche Kriminalität in der Frühen Neuzeit, Köln/Wien 1995, S. 44. 8 Weyers Argumentation am besten zusammengefaßt bei: H.C. Erik MIDELFORT, Johann Weyer in medizinischer, theologischer und rechtsgeschichtlicher Hinsicht, in: Vom Unfug des Hexen-Processes. Gegner der Hexenverfolgung von Johann Weyer bis Friedrich Spee, hrsg. von Hartmut LEHMANN und Otto ULBRICHT (Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 55), Wiesbaden 1992, S. 53–64. 7

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Einleitung

Werden die sozialen Konflikte, aus denen die Verfolgungen innerhalb einer Gemeinde erwuchsen, unter dem Genderaspekt betrachtet, geraten Frauen nicht nur als Opfer der Verfolgung in den Blick, sondern auch als Akteurinnen. Neuere Regionalstudien belegen, daß Verdächtigungen und Anzeigen wegen Hexerei innerhalb der Nachbarschaften häufig von Frauen kamen. Läßt sich dies großflächiger verifizieren? Und gibt es dafür Erklärungen, die über den Verweis hinausgehen, daß auch Frauen auf die gängigen Stereotype zurückgriffen? Die Tatsache, daß es, wie gesagt, Orte und ganze Regionen gab, die wenige oder gar keine Hexen verfolgten, legt auch auf der Bevölkerungsebene nahe, daß die geschlechtergeschichtliche Frage in erster Linie eine Frage nach der Selektion der Opfer ist und erst in zweiter Linie nach dem Zustandekommen der Hexenverfolgungen. Der geschlechtergeschichtliche Forschungsansatz hat vor allem den Blick für die Bedeutung der Rollenstereotype und der Selektionsmechanismen geschärft, die auf dem Weg von der Verdächtigung zur Anklage und Verurteilung wegen Hexerei wirksam wurden. War zunächst der hohe Frauenanteil unter den Verurteilten der Ausgangspunkt der Forschung, geht es inzwischen auch um die Frage nach den Ursachen für die Verfolgung von Männern wegen Zauberei und Hexerei. Vor allem in einigen nördlichen Regionen Europas war der Anteil der Männer deutlich höher (z.B. Island 90%, Estland 60%, Finnland 50%), aber auch im Alten Reich gab es Verfolgungsgebiete, in denen mehr Männer als Frauen hingerichtet wurden (z.B. Reichsstadt Esslingen 60%), bis hin zu reinen Männerverfolgungen (z.B. Hochstift Salzburg). Hinzu kommt, dass mancherorts bei Massenverfolgungen, die zunächst überwiegend weibliche Opfer gefordert hatten, im Verlauf der Verfolgung der Männeranteil deutlich anstieg9. Untersuchungen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in Prozeßverlauf, Urteilsfindung und -vollstreckung müssen auch solche Durchbrechungen des Stereotyps der weiblichen Hexe in die Erklärungsversuche einbeziehen. Viele Fragen zu einem komplexen Thema lassen schon vermuten, daß auch der vorliegende Band nicht abschließend alle Antworten finden kann. Gleichwohl werden zentrale Aspekte des Themas angesprochen und sicherlich Anregungen zu weiteren Forschungen gegeben. Ausgangspunkt des Bandes war eine Tagung, die 1995 in Weingarten stattfand und von Ingrid Ahrendt-Schulte, Gerd Schwerhoff, Dieter R. Bauer und Sönke Lorenz organisiert worden war. Die Publikation ließ sich nicht sofort realisieren, im Laufe des vergangenen Jahres konnten aber alle inzwischen aktualisierten Beiträge für den Druck fertig gemacht werden.

9 Im Rahmen seiner »crises of confidence«-Theorie erstmals problematisiert bei: H.C. Erik MIDELFORT, Witch Hunting in Southwestern Germany 1562–1684. The social and intellectual Foundations, Stanford 1972, bes. S. 179ff. Die gerade erschienene Arbeit von Rolf SCHULTE, Hexenmeister. Die Verfolgung von Männern im Rahmen der Hexenverfolgung von 1530–1730 im Alten Reich (Kieler Werkstücke, Reihe G, Bd. 1), Frankfurt/M. 2000, konnte in diesem Band nicht mehr berücksichtigt werden.

Einleitung

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Die Bandbreite ist recht groß: Sie reicht vom einführenden Forschungsüberblick (Uschi Bender-Wittmann) über Untersuchungen zur Volksmagie (Eva Labouvie, Hans de Waardt) bis zur Stellung der Frau vor Gericht am Vorabend und Anfang der Hexenverfolgung (Wilfried Hartmann); sie reicht von Studien zu geschlechtergeschichtlichen Aspekten in einzelnen Hexenverfolgungen (Ingrid Ahrendt-Schulte, Peter Arnold Heuser, Karen Lambrecht) bis hin zu Untersuchungen aus medizingeschichtlicher (Christina Vanja) und ethnologischer Sicht, die Vergleiche mit außereuropäischen Kulturen ziehen (Rainer Walz, Iris Gareis). Ein Beitrag von Walter Rummel, den wir gerne in diesem Band gehabt hätten, ist inzwischen an anderer Stelle erschienen. Rummel kann zeigen, daß das magische Dienstleistungsgewerbe der frühen Neuzeit, die »Weisen Frauen« ebenso wie die »Weisen Männer«, zumeist nicht zu den Opfern der Hexenverfolgungen gehörten, wie vielfach angenommen wurde, sondern zu den Verfolgern10. Indem sie ihren Kunden halfen, die schädigenden Hexen in ihrer Umgebung aufzuspüren, legten sie vielfach die Grundlagen zur Ausgrenzung der Betroffenen und zu Hexenprozessen. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes befassen sich überwiegend mit volksmagischen Aspekten des Themas. Auch wenn der Elitendiskurs dabei keineswegs völlig ausgeklammert ist, wird man einen eigenen Beitrag zur gelehrten Dämonologie vermissen, deren Bedeutung zwar nicht überbewertet aber auch nicht unterbewertet werden darf. Dieses Thema sollte ursprünglich Stuart Clark behandeln. Da seine Ausführungen aber in einem eigenen Teil seines großen Standardwerkes in aller Ausführlichkeit zu finden sind, haben wir uns mit dem Autor auf einen Verweis auf sein Buch geeinigt11. Dafür behandelt der Artikel von Charles Zika über Hexerei und sexuelle Unordnung bei Lukas Cranach ein in diesem Zusammenhang wichtiges Kapitel abendländischer Kunstgeschichte. Der vorliegende Band wurde am Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen erstellt. Bei der Redaktion war die Unterstützung von Christine Krüger und Wencke Meteling maßgeblich. Sie erhielten Hilfe von Stefan Lang und Stefan Kötz. Christoph Eberlein hat die Endarbeiten am Index besorgt. Ihnen sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. Der Dank der Herausgeber gilt ferner Gerd Schwerhoff für seine Vorarbeiten zum Band und natürlich dem Verlag für Regionalgeschichte für die – wie immer – hervorragende Zusammenarbeit. Schließlich schulden wir Herrn Professor Jan Philipp Reemtsma und der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur unseren ganz besonderen Dank für die großzügige Unterstützung bei der Drucklegung. Die Herausgeber 10

Walter RUMMEL, »Weise« Frauen und »weise« Männer im Kampf gegen Hexerei. Die Widerlegung einer modernen Fabel, in: Europäische Sozialgeschichte. FS für Wolfgang Schieder, hrsg. von Christof Dipper u.a., Berlin 2000, S. 353–376. 11 Siehe Anm. 5.