Referat Differentielle Psychologie am 20.11.2006

GENIE UND INTELLIGENZ Sarah Bürger 0508475 Maria Prinkel 0425702

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Gliederung Was ist Intelligenz? Intelligenz & Erfolg Kritik am IQ Genie & Intelligenz – Messung 301 Genies

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Gliederung Hoher IQ = Genie ? – Die Termanstudie Erwerb herausragender Fähigkeiten Idiots Savants Die „chance-configuration-theory“ der Intelligenz Random search Assoziation und Kreativität 3

1. Einleitung - Definition In Literatur über Genies: Faktor Intelligenz spielt wichtige Rolle Philosophen, Wissenschaftler, Schriftsteller, etc. als intelligente Personen Intelligenz scheint bei Genies eine notwendige Bedingung zu sein 4

1. Einleitung - Definition Schlussfolgerung zulässig, dass alle intelligenten Personen = Genies ? Nein! Begründung: Intelligenz als „dispositionale Variable“ 5

1. Einleitung - Definition Intelligenz als „dispositionale Variable“ bedeutet: Befähigung etwas bestimmtes zu erreichen, aber kein garantierter Erfolg Im Unterschied dazu: „achievement Variable“: Leistung, Produkt, z.B. Schulerfolg Dispositionale V. kann zu achievement V. führen (bei Erfolg)

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1. Einleitung - Definition Trait (=Charakterzug, Eigenschaft): z.B. Neigung zur Ängstlichkeit ~ Dispositionale Variable State (=Zustand): z.B. Angst ~ Achievement Variable 7

1. Einleitung - Definition Noch immer definieren einige bekannte Psychologen (z.B. Sternberg und Wagner) Intelligenz als „achievement Variable“ in Form der „Practical Intelligence“. „Practical Intelligence“: im Sinne von einem Produkt, einer Leistung als zusammengesetzte Variable, wobei dispositionale Intelligenz nur eine davon ist 8

2. Intelligenz & Erfolg Einkommen als Index für Erfolg ( intelligence“) & IQ

„practical

Einkommen ist J-verteilt IQ ist normalverteilt

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2. Intelligenz & Erfolg Aber wenn der IQ das Einkommen bedingen würde, müssten die Kurven ja übereinstimmen. Warum ist dies aber nicht so? Da nicht nur der IQ für eine Leistung (hier: Einkommen) verantwortlich ist, d.h. eine multiplikative Betrachtungsweise ist notwendig: z.B. Einkommen als Produkt von IQ und Charaktereigenschaft wenn ein Faktor Null oder sehr klein ist, ist das Produkt auch sehr klein. Produkte ergeben J-Kurve 10 Übereinstimmung

3. Kritik am IQ I. Kritikpunkt: Psychologen stimmen bei der Definition nicht überein Kritik unangebracht, denn: Snyderman und Rothman (1987): befragten 600 Experten Übereinstimmende Ergebnisse: - Zusammenhang zwischen IQ und -

Schlussfolgerndem Denken (99,3%) Zusammenhang zwischen IQ und Problemlösefähigkeit (97,7%) Zusammenhang zwischen IQ und der Kapazität Wissen zu erwerben (96%)

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3. Kritik am IQ II. Kritikpunkt: IQ-Tests messen nur die Fähigkeit diesen Test zu meistern Aber: IQ Tests sagen sehr gut den: Schulischen Erfolg Beruflichen Erfolg

voraus

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3. Kritik am IQ III. Kritikpunkt (philosophischer Natur): Keating (1984): Intelligenz ist nur ein Konstrukt in unseren Köpfen Etwas das nicht existiert, kann man auch nicht messen. Unangebracht weil: Intelligenz ist ein wissenschaftliches Konzept (kein Anspruch auf Existenz), das nun mal nützlich ist; Es existiert keines, welches diese Faktoren besser erklären kann.

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3. Kritik am IQ IV. Kritikpunkt: Es gibt keine übereinstimmende Theorie, daher kann der IQ nicht als wissenschaftlich nutzbares Konzept gesehen werden Widerlegung durch Geschichte der Wissenschaft: Konzepte entwickeln sich über Jahrhunderte hinweg, bevor eine übereinstimmende Theorie entstehen kann. (Gravitationstheorie) 14

3. Kritik am IQ Ergänzungen: Definition von Intelligenz oft anhand von konkreten Bespielen (Lernen, Gedächtnis, etc.), anstatt einer abstrakten Begrifflichkeit. Doch was würden wir von einem Physiker denken, der das Konzept der Gravitation durch den Apfel, der auf Newtons Kopf fällt oder die Gestalt der Planeten definiert? 15

4. Genie und Intelligenz - Messung Studie von Cox (1926): aus einer Liste von 1000 Genies (veröffentlicht von Cattel,1930) wählte er 301 Objekte. Auswahlkriterien: Berühmtheit, Ungewöhnliche Leistung (aber nicht durch Zufall), Aufzeichnungen früher geistiger Fähigkeiten müssen vorhanden sein 16

4. Genie und Intelligenz - Messung Unter den Ausgewählten waren Schriftsteller, Politiker, Wissenschaftler, Künstler, usw. Nächster Schritt: IQ-Einschätzungen anhand von Errungenschaften und Verhalten in der Kindheit, verglichen mit den Leistungen „gewöhnlicher“ Kinder bis 17 Jahre und auch im jungen Erwachsenenalter (17-26 Jahre). 17

4. Genie und Intelligenz - Messung IQ-Berechnung bei Sir Francis Galton (ca.200!) anhand eines von ihm geschriebenen Briefes als Beispiel: „My dear Adele, I am 4 years old and I can read any English book. I can say all the Latin substantives and adjectives and active Verbs besides 52 lines of Latin poetry. I can cast up any sum in addition and can multiply by 2,3,4,5,6,7,8,9,10,11. I can also say the pence table. I read French a little and I know the clock. 18 February 15,1827 FRANCIS GALTON“

4. Genie und Intelligenz – 301 Genies Die IQ-Einschätzungen der einzelnen Experten geschahen unabhängig voneinander; (Interkorrelationen zwischen .70 und .75) Positive Korrelation zw. IQ-Schätzungen und Datenmenge Alle Einschätzungen sind laut Cox wahrscheinlich zu niedrig, da nicht 100% der aufgezeichneten Datenmenge verwendet werden konnte. 19

4. Genie und Intelligenz - 301 Genies Ergebnisse der Cox-Studie dürfen nicht zu ernst genommen werden „teaching test“: IQ-Einschätzungen bei Kindern werden stark angehoben Bei einem Vokabeltest z.B. wird ein Kind, das zuvor die Bedeutung dieser Wörter gelernt hat besser abschneiden, als ein Kind, das diese nicht kennt. 20

4. Genie und Intelligenz - 301 Genies Weitere Einschränkung der Cox-Studie: Der Durchschnitts-IQ ist in den letzten 50 Jahren um 20 Punkte angestiegen (Europa,USA) Schwierig IQs von verschiedenen Zeitaltern zu vergleichen

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4. Genie und Intelligenz - 301 Genies Zusammenfassend: Genies haben alle einen überdurchschnittlichen IQ Einschätzungen sind generell nicht zu ernst zu nehmen (Über-oder Unterschätzungen) Hoher IQ ist ein universelles und notwendiges Merkmal von Genies, aber kein hinreichendes. 22

5. Die Terman - Studie 1528 Kinder aus einer Gruppe mit hohem IQ ausgewählt (mittlere IQ=151) und untersucht Waren Kindern in ihrem Alter sowohl körperlich, als auch leistungsmäßig überlegen. Sie lernten leichter lesen, lasen mehr und auch „bessere“ Bücher als ihre Altersgenossen; gleichzeitig aber beschäftigten sie sich auch mit normalen Kindheitsaktivitäten 23

5. Die Terman - Studie 35 Jahre nach dieser Studie Was ist aus den begabten Kindern geworden? Terman und Oden (1959) fanden folgendes heraus: Aus begabten Kindern wurden begabte Erwachsene, die der Allgemeinheit in fast allen Aspekten überlegen waren. 24

5. Die Terman - Studie Leistungen, die erbracht wurden: Frauen: 7 waren in „American Men of Science“ aufgelistet 2 in „Who´s Who in America“ Zahlreiche Publikationen, etc. Männer: 86% fanden sich in den 2 höchsten beruflichen Kategorien wieder Etliche Patente und Publikationen, etc

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5. Die Terman - Studie Abschließend: Obwohl die Gruppe dieser Kinder einen überdurchschnittlichen IQ hatten und die Fähigkeiten vorhanden waren, um sich zu einem Genie entwickeln zu können, schaffte dies keiner der Teilnehmer. Bestätigung: hoher IQ allein ist kein ausreichender Faktor, um Genie zu werden 26

5. Die Terman - Studie Weitere Untersuchung von Terman und Oden (1947) 2 Gruppen mit selbem Durchschnitts-IQ: A = erfolgreich, B = weniger erfolgreich Wovon ist Erfolg abhängig? Ergebnis: Persönlichkeit hat großen Einfluss Erfolgreiche Teilnehmer waren weniger launisch, impulsiv und konform; jedoch selbstbewusster, glücklicher und aufgeschlossener; Außerdem objektivere Einschätzung durch die Untersuchungsassistenten: attraktiver, freundlicher und auch kreativer, etc. 27

5. Die Weiss - Studie Langzeitstudie von Weiss (1993) zum Zusammenhang von Intelligenz und Kreativität: Untersuchung und Begleitung von Kindern, die nach 32 Runden eines Talentwettbewerb gewonnen haben, mit besonderem Augenmerk auf Kreativität in Bezug auf Erfindungen, Patente, Entdeckungen, etc. Nur etwa 50% zeigten derartige Kreativität Hoher IQ garantiert keine Kreativität!

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5. Warum können einige Personen ihre Fähigkeiten nicht ausreichend einsetzen?

Beispiel von Jocelyn Lavin: hatte IQ von 169; als Kind galt sie als großartige Musikerin und schaffte einen herausragenden Schulabschluss; Nachdem sie ihren Universitätsabschluss nicht bestand, arbeitet sie heute als Mathematiklehrerin und hat eine eigene Band. Im Nachhinein hat sie das Gefühl, sie hätte mehr aus ihrem Leben machen können, hätte sie mehr Ehrgeiz gezeigt. Ehrgeiz, harte Arbeit und schulische Leistungen wichtig!

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6. Erwerb herausragender Fähigkeiten Fähigkeiten auch durch Lernstrategien erwerbbar: Bsp.: Chunking: Elemente, die zuerst isoliert nebeneinander stehen, werden zu Chunks, also Einheiten verbunden.

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6. Erwerb herausragender Fähigkeiten

S.K.F.U.D.F.X.E.P

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6. Erwerb herausragender Fähigkeiten

F.E.R.N.S.E.H.K.A.B.E.L.A.N.S.C.H.L.U.S.S

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6. Erwerb herausragender Fähigkeiten Die Loci Methode: Es werden Plätze ausgewählt, an denen später die zu merkenden Dinge „abgelegt“ werden können. Während der Enkodierung hilft es, lustige und bizarre Bilder und Gedanken zu formen.

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6. Erwerb herausragender Fähigkeiten Rotes Fahrrad Schokolade Stein Moos Zwerg Pfütze Ufo 34

6. Erwerb herausragender Fähigkeiten

Mithilfe derartiger Strategien können auch Personen mit durchschnittlichem IQ außergewöhnliche Resultate erzielen - bereits durch minimales Training.

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7. Idiots Savants … sind Personen mit niedrigem IQ … erbringen beachtliche Leistungen Anastasi und Lenee (1960): untersuchten 40 Jahre alten Mann, dessen Verhalten sonderbar, exzentrisch und kindlich war – seine geistliche Entwicklung entsprach der eines 10 jährigen Kindes. (Grund: Meningitis) 36

7. Idiots Savants Herausragende Leistungen im musikalischen Bereich: übte bis zu 9 Stunden täglich Piano nach einmaligem Hören beherrschte er Musikstücke Exzellentes Gedächtnis Wissensreichtum über Biographien von Komponisten, etc. 37

7. Idiots Savants Zahlreiche weitere Beispiele von Idiots Savants im mathematischen, sprachlichen und künstlerischen Bereich Mögliche Ursache: Schädigung der linken Gehirnhälfte, rechte überdurchschnittlich entwickelt „Inselbegabung“

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8. Die „chance-configuration-theory“ der Intelligenz (Campbell, 1960) Ziel der Theorie: Erwerb neuen Wissens, Lösung neuartiger Probleme Vorgang: Neuordnung/Variation bestehenden Wissens (erfolgt zufällig) Selektor wählt jene Variante dieser Neukonfigurationen aus, die eine brauchbare Lösung für das Problem liefert. Nach Campbell ist dies ein Kreativitätsakt

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9. Random Search Konzept der Zufallssuche lässt sich nicht gut mit unserer Erfahrung beim Problemlösen und logischem Denken vereinbaren, welche durch Heuristiken und Strategien charakterisiert sind Was sind Heuristiken? Wenn jemand mit Problem konfrontiert Erfolg ist hauptsächlich von der Fähigkeit abhängig einen kleinen Teil des gesamten „ProblemlöseGewirrs“ korrekt auszuwählen, um mithilfe dessen zu einer Lösung zu kommen Heuristik = Prozess, der diese Auswahl ausführt 40

9. Random Search Einige Such-Algorithmen (Smith, 1990) Generate-and-test: Generator: zur Produktion möglicher Lösungen Evaluator: testet,ob die Lösungen akzeptabel sind Lenght-first search: An jedem Verzweigungspunkt wird ein kompletter Plan, um das Ziel zu erreichen erstellt, bevor man zum nächsten Punkt weitergeht.

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9. Random Search entspricht am ehesten der Zufallssuche; Blind-search: die Reihenfolge in der die potentialen Lösungspfade betrachtet werden ist beliebig; kein Gebrauch domän-spezifischer Information; Im Gegensatz dazu stehen Heuristiken: verwenden Information über die Beschaffenheit und Struktur des Problems, um die Suche zu limitieren

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9. Random Search Erläuterung am Beispiel Schach: Schachspieler hat normalerweise pro Zug 2030 Alternativen diese wägt er ab, indem er die möglichen Züge des Gegners antizipiert (heuristische Vorgehensweise) Würde er aber nach dem Zufallsprinzip vorgehen, hätte er mehrere Millionen Auswahlmöglichkeiten 43

9. Random Search „Blind search“ ist sehr zeitaufwendig und führt zu einer „kombinatorischen Explosion“.

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9. Random Search Wichtig beim Problemlösen: Relevanz Unser Gedächtnis wird nur nach relevanten Wissensaspekten durchsucht 1 3 6 10 15 21 ? Bei dieser Aufgabe würden wir auch nicht unser Wissen über den Peloponnesischen Krieg anwenden 45

10. Assoziation und Kreativität Assoziationistischer Ansatz der Kreativität (Spearman, 1931): Eine kreative Idee entsteht durch Neukombination von 2 oder mehreren Ideen, die aus ihrer ursprünglichen Deutung (Assoziation) isoliert werden. enger Assoziationshorizont weiter Assoziationshorizont Kreative Errungenschaften in Wissenschaft durch neuartige Verbindung von zwei Assoziationen (für Personen mit engem Assoziationshorizont nicht möglich) 46

10. Assoziation und Kreativität Können Computer kreativ sein? Langley et al. (1987) behaupten „ja“: Computer hätte z.B. Gravitation entdecken können Kritik: richtige Lösung bereits bekannt, deswegen leicht den Computer mit der nötigen Information zu versorgen 47

Danke für die Aufmerksamkeit! ☺

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