Geld und spirituelles Leben Es existieren auch heute noch so viele vorgefasste Meinungen über Spiritualität, dass es mich nicht wundern würde, wenn einige Leser über den Titel dieser Studie erstaunt sind. Deshalb ist es vielleicht angebracht darauf hinzuweisen, dass Spiritualität nicht aus Theorien und Abstraktionen besteht, dass es sich dabei nicht um einen vom Leben abgetrennten Idealismus handelt. Spiritualität besteht vor allem darin, die Probleme des Lebens von einem erhöhten, verständnisvollen und vereinigenden Standpunkt aus zu betrachten; sie besteht darin, alles auf der Grundlage der wahren Werte zu prüfen; sie besteht im Bemühen, jedem Ding auf den Grund zu gehen, ohne sich mit dem äußeren Anschein aufzuhalten, ohne sich durch konventionelle Meinungen, kollektive Einflüsse, Tendenzen, Gefühle und persönliche Vorurteile blenden zu lassen. Dies zu verwirklichen ist freilich nicht leicht, und wir wären überheblich, wenn wir glauben würden, dies könne uns vollständig gelingen. Doch es zu versuchen, ist nicht nur recht und billig, sondern geradezu eine Pflicht, zumal das Licht des Geistes, wenn es auf die komplexen Probleme des Individuums und der Gesellschaft fällt, Lösungsmöglichkeiten enthüllt und Wege aufzeigt, die viele Gefahren und Irrtümer vermeiden, viele Leiden ersparen und unschätzbaren Nutzen bringen können. Die spirituelle Sicht des Lebens und seiner Erscheinungsformen ist alles andere als bloße Theorie, ja sie ist eminent revolutionär, dynamisch und kreativ. Revolutionär ist sie, weil sich im Lichte des Geistes die gewöhnlichen Wertmaßstäbe und die darauf basierenden praktischen Verhaltensweisen als grundsätzlich falsch erweisen. Dass es dazu kommt, ist natürlich und unvermeidlich, denn die gewöhnlichen Wertmaßstäbe und Verhaltens- weisen sind egozentrisch und einseitig. Da sie von einer falschen Perspektive ausgehen, verzerren sie die Realität und schaffen künstliche Trennungen, wo es sich in Wirklichkeit um ein lebendiges Ganzes handelt. Die spirituelle Sicht kreiert somit eine Reihe “kopernikanischer Revolutionen”, indem sie die anthropozentrischen und individualistischen Anschauungen durch einen “spirituellen Heliozentrismus” ersetzt, der 221

die Fakten und Probleme und vor allem den Menschen selbst an den rechten Platz verweist. Die Spiritualität ist dynamisch und kreativ, weil die durch das neue Licht entstehenden Veränderungen der Perspektive, der Umschwung der Werte, die Auflösung der Illusionen und die Verklärung der Welt und des Lebens tiefgreifende Veränderungen in uns bewirken, neue und mächtige Energien erwecken, unsere Möglichkeiten, auf andere Einfluss zu nehmen, erweitern und den Wert dieser Einflüsse enorm verbessern. Jenes radikale Umdenken wacher und schöpferischer Menschen, das in allen Lebensbereichen stattfindet, ist daher äußerst begrüßenswert. Ein solches spirituelles Umdenken beinhaltet zweierlei: zunächst vor allem die klare Einsicht in die ewigen Prinzipien und Werte des Geistes und das entschlossene Eintreten für sie; und schließlich die Anwendung dieser Prinzipien und Werte auf die konkreten, individuellen und gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart. Diese Probleme äußern sich in jeder Epoche und bei jedem Individuum auf unterschiedliche Weise. Es treten nicht nur, wie es besonders heute der Fall ist, neue Ereignisse, Bedingungen und Kräfte in Erscheinung, sondern die vielfältigen alten Bedingungen gruppieren sich auch in immer neuen Kombinationen und bilden neue Formen. Spirituelle Lösungen müssen daher, auch wenn ihre Ausgangspunkte stets die gleichen sind, flexibel und in einem gewissen Sinne immer neu und originell sein, um in der sich beständig wandelnden Realität praktisch wirksam werden zu können. Unter den vielen Problemen, mit denen die Menschheit heute konfrontiert ist, betreffen zwei die zentralsten Interessen und die stärksten Antriebe im Leben des Individuums und der Gemeinschaft, weshalb sie mehr als alle anderen einer Prüfung und Erhellung im Lichte des Geistes bedürfen. Gemeint sind unser Verhalten hinsichtlich der Liebe im weitesten Sinne, wobei die Sexualität eingeschlossen, aber nicht sie allein gemeint ist, und gegenüber dem Geld. Das erste Problem habe ich bereits an anderer Stelle behandelt.14 Hier möchte ich nun versuchen, mit Unterstützung derer, die sich ebenfalls dieser Aufgabe gewidmet haben, das zweite Problem kurz anzuschneiden.

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Wenn wir bei der Erforschung unserer selbst den Mut zur Ehrlichkeit aufbringen − was eine wesentliche Voraussetzung für eine spirituelle Haltung ist, die es wert ist, so genannt zu werden −, werden wir finden, dass der Gedanke an das Geld in uns tiefe und starke Resonanzen auslöst, einen Aufruhr dunkler Gefühle und leidenschaftlicher Reaktionen. Dies zeigt, dass wir es mit einem äußerst sensiblen Teil unserer Persönlichkeit zu tun haben. Um dieses Chaos zu lichten, müssen wir alles, was aus den Tiefen unseres Unbewussten empordrängt, ohne jede Zensur in unser Bewusstsein aufsteigen lassen. Was dann zutage tritt, ist eine trübe Flut, in welcher Ströme von Ängsten und Begierden, von Habsucht und Besitzansprüchen, von Gefühlen der Schuld, des Neids und des Grolls sich miteinander vermischen. Versuchen wir nun zu den Ursprüngen dieser Kräfte vorzudringen. Lassen wir uns dabei von Hermann Keyserling leiten, der, wie ich glaube, eingehender als jeder andere die dunklen “tellurischen” Wurzeln dessen erforscht hat, was sich in der menschlichen Persönlichkeit von unten her entwickelt hat, was in ihr der mineralische, pflanzliche und tierische Anteil ist. Dabei ist Keyserling nicht jenem Irrtum erlegen, dem viele andere Erforscher der Abgründe der menschlichen Seele verfallen sind, nämlich das zu verleugnen, was einen höheren und völlig unabhängigen Ursprung hat, das, was er treffend den “Einbruch des Geistes” nennt. In den »Südamerikanischen Meditationen«, seinem vermutlich tiefsten Werk, und in seinem Buch »Vie intime« zeigt er, dass dem Leben zwei Urtriebe zugrunde liegen. Der eine ist die Ur-Angst, über die uns Keyserling eine wichtige Erkenntnis vermittelt: dass sie sich nämlich nicht auf den Tod bezieht, sondern auf den Mangel; sie ist die Angst um das tägliche Brot, die Angst vor dem Hunger. Darin liegt vermutlich eine dunkle, aber intensive atavistische Erinnerung an das akute Problem der Nahrungssuche, jene beständige Sorge des primitiven Menschen. Als Schutz gegen diese Urangst stellt der Sicherheitsinstinkt den ersten atavistischen Impuls jedes Lebewesens dar, sagt Keyserling, und aus diesem Sicherheitsinstinkt entwickelt sich seiner Meinung nach der Besitztrieb. Den anderen Urtrieb, der aus der Unterwelt des Unbewussten emporsteigt und der das dynamische Gegenstück des ersten ist, nennt Keyserling 223

den Ur-Hunger. Um Missverständnisse zu vermeiden, könnte man ihn wohl besser als Ur-Gier bezeichnen. Dies ist, wie Keyserling sagt, ... das Antriebsprinzip allen Wachstums. Nun strebt das Wachstum seinem Wesen nach zum Unendlichen; und schon seit Anbeginn erkennt es keine Grenzen als endgültig an. Folglich ist der Ur-Hunger schon vom Ursprung her aggressiv und unersättlich. Seiner Natur nach ist er jedem Sicherheitsinstinkt entgegengesetzt; das Risiko ist sein Element; das Grenzenlose ist in jedem Moment sein Ziel. Daraus erwächst ein Urkonflikt mit allem, was zum Bereich des Eigentums und des Rechts gehört. In der Unterwelt wütet ein beständiger Kampf zwischen Hunger und Angst; es gibt keinerlei dauerndes und harmonisches Gleichgewicht. (Zitiert nach Assagioli)

Es ist leicht zu erkennen, wie sich diese beiden Triebe in unserer materialistischen Gesellschaft äußern: nämlich als die Sucht, eine möglichst große Menge an Geld und anderen materiellen Gütern zu erwerben und anzuhäufen. Trotz der inzwischen verflossenen Jahrtausende und der teilweisen Differenzierung des menschlichen Lebens ist die Kraft dieser Antriebe so unwiderstehlich, dass sie − sei es in Form gewalttätiger Akte, sei es auf heimtückischen und indirekten Wegen und durch scheinheilige Rechtfertigungen bemäntelt − jedes andere Motiv in den Hintergrund drängt, sich jeder Zügelung durch höhere Bestrebungen entzieht und nicht selten sogar den Selbsterhaltungstrieb übertönt. Wenn wir uns vor Augen führen könnten, wie viele Betrügereien, Diebstähle und Gewalttaten, wieviel körperliche und moralische Prostitution und wie viele mehr oder weniger verschleierte Niederträchtigkeiten aller Art die Menschen um jener auri sacra fames, jener verabscheuenswürdigen Gier nach Geld, Tag für Tag begehen, wären wir zutiefst betroffen, ja entsetzt. Und wenn wir uns in dieser Hinsicht einer ehrlichen Selbstprüfung unterzögen, könnten wir, fürchte ich, unangenehme Überraschungen erleben. All dies haben jene erhabenen Geister wohl erkannt, die gekommen waren, um den schwierigen Versuch zu unternehmen, die Menschen durch die Befreiung aus der Knechtschaft ihrer Leidenschaften moralisch zu erheben und spirituell zu erwecken. 224

Buddha entsagte allen Reichtümern und allem irdischen Besitz, um zunächst die Wahrheit zu suchen und später, nachdem er zur Erleuchtung gelangt war, den Menschen zu helfen, sich zu befreien vom Schmerz, der die Frucht der Begierde ist. Und schon viele Jahrhunderte vor dem Auftreten Buddhas pflegten in Indien jene, die eine gewisse spirituelle Ebene erreicht hatten, allen irdischen Gütern zu entsagen und als Sannyasin ein Bettlerleben zu führen. Jesus hat mehrfach sehr bestimmt vor dem Reichtum gewarnt, der ein großes Hindernis für das spirituelle Leben darstellt. Seine energischste und kämpferischste Tat, von der wir wissen, war, dass er jene Händler mit Peitschenhieben davonjagte, die sich in ihrer Geldgier nicht einmal scheuten, die Heiligkeit des Tempels zu entehren. Diese ablehnende Haltung gegenüber dem Geld ist im Christentum im Laufe der Jahrhunderte immer wieder aufgetaucht, und sie gipfelt in der dramatischen und erhabenen Geste des Hl. Franziskus, der auf jegliches Hab und Gut und selbst auf die Kleider, die er am Leib trug, verzichtete und frohlockend seine mystische Hochzeit mit der “Madonna der Armut” feierte. Angesichts dieser Haltung und der sich daraus ergebenden Lebensweisen stellen sich uns zwei Fragen: 1. Sind diese Haltungen vom spirituellen Gesichtspunkt aus richtig und notwendig? Muss man das Geld verdammen, um ein spirituelles Leben zu führen? 2. Und wenn es so wäre, ist eine solche Lebensweise in unserem Zeitalter praktizierbar? Die zweite Frage lässt sich leicht beantworten. Schon wenige Jahrzehnte nach dem Tode des Hl. Franziskus erkannte die Gemeinschaft der Franziskaner, dass es praktisch unmöglich war, in den Klöstern ein reguläres Leben zu führen, ohne Geld zu benutzen und ohne in irgendeiner Form Gebäude und Grundstücke zu besitzen. Dies führte zu schwerwiegenden Meinungsverschiedenheiten zwischen den strengen Befolgern der ursprünglichen Regel und jenen, die sie den Erfordernissen des Lebens anpassen wollten. Letztere gewannen die Oberhand, und heute bedienen sich die franziskanischen Ordensbrüder aller Mittel, die das moderne Leben bietet, von der Druckerei bis zur Post, von der Eisenbahn und dem 225

Auto bis zum Flugzeug, und sie bezahlen wie jeder andere Mensch für den Gebrauch dieser Dinge. Wenn schon die Kinder des Hl. Franziskus so handeln, sind wir Laien um so mehr dazu gezwungen: Sind wir doch verstrickt in die zahllosen Bindungen des ökonomischen, familiären und sozialen Lebens und, nicht nur aus Notwendigkeit, sondern auch aufgrund bewusster Wahl, zutiefst eingebettet in das Leben unserer Zeit, überzeugt davon, dass jede Veränderung dieses Lebens im spirituellen Sinne nicht von außen und aus der Zurückgezogenheit heraus erfolgen kann, sondern nur durch ein fermentierendes Einwirken auf das Leben, während man selbst mitten darin steht. Untersuchen wir nun die erste und schwierigere Frage. Zu allererst muss man sich hüten vor den Entartungen und Heucheleien, zu denen die Verachtung des Geldes allzuleicht führen kann. Sie kann nämlich zu einer bequemen Maskierung von Trägheit, Schwäche und Feigheit werden und dem individuellen und kollektiven Parasitentum Vorschub leisten. Dies ist, vor allem in der Vergangenheit, oft geschehen: zum Beispiel in Indien, wo Klima, Lebensbedingungen und allgemeine Mentalität diese Haltung begünstigten. Aber es gibt einen noch grundsätzlicheren Einspruch gegen die oben genannte Einstellung zum Geld, der von einer ganz entgegengesetzten Denkweise vertreten wird, welche sich aber ebenfalls von religiösen Prinzipien herleitet. Nach dieser Anschauung, die im gesamten Alten Testament zu finden ist, sind Reichtum und Wohlstand greifbare Zeichen für die Gunst Gottes, Belohnungen für ein aufrechtes Leben. Armut und Unglück hingegen sind Folgen der göttlichen Strafe oder zumindest Auswirkungen sowohl individueller als auch kollektiver Irrtümer im Denken, Fühlen und Handeln. Diese Denkweise wurde von einigen religiösen und spirituellen Strömungen der Neuzeit aufgegriffen. An ihr orientiert sich mehr oder weniger bewusst die amerikanische Mentalität, die den praktischen Erfolg gleichsetzt mit dem persönlichen Wert des Individuums; ersterer wird zur Bestätigung des letzteren. Überlegen wir, was an dieser Theorie Wahres sein kann. Wenn Gott gut ist, so sagen im wesentlichen die Verfechter jener Ansicht, wenn Gott Liebe ist, wenn ihm am Wohl des Menschen gelegen ist, wenn er will, dass der Mensch ein volles, freudiges und “reiches” Leben führt, so muss 226

es auch Gottes Wille sein, dass der Mensch die irdischen Güter, die die Natur so reichlich bereitstellt, uneingeschränkt nutzt. Wenn die Reiche der Natur einer hierarchischen Ordnung unterliegen − und dies ist offensichtlich der Fall −, so entspricht es der natürlichen und gottgegebenen Ordnung, dass die unteren Reiche im Dienst der höheren stehen. Bei den subhumanen Reichen ist dies offensichtlich der Fall: Das Reich der Minerale ermöglicht die Existenz des pflanzlichen Lebens, welches von ersterem seinen Grundstoff bezieht; und der Beitrag, das “Opfer” dieser beiden Reiche ist die Voraussetzung für das tierische Leben. Eine ähnliche Beziehung besteht zwischen den subhumanen Reichen und dem Menschenreich. Das Leben des Menschen bedarf in großem Maße des Beitrags der übrigen drei Reiche. Obgleich es dabei zu Exzessen und zu Missbrauch von Seiten des Menschen kommt, rechtfertigt dies nicht die spirituelle Verdammung des rechten Gebrauchs und den praktischen Verzicht darauf. Doch damit nicht genug: Durch den rechten Gebrauch empfängt der Mensch nicht nur die Segnungen der anderen Reiche, oder, um einen realistischeren Ausdruck zu gebrauchen, er macht sie sich nicht nur zunutze, sondern gibt ihnen auch seinerseits im Austausch vieles, indem er sie auf verschiedenste Weise erhebt und verfeinert. Könnte man denn nicht sagen, dass der Mensch in gewissem Sinne die mineralische Materie glorifiziert und erhebt, wenn er die im groben Gestein eingeschlossenen Edelsteine aus dem dunklen Schoß der Erde ans Licht bringt und sie in blitzende Brillanten, in funkelnde Rubine, Topase und Saphire verwandelt? Imitiert er nicht in gewisser Weise die Macht Gottes, wenn er aus den trägen Klumpen der Metalle feinste Mechanismen voller pulsierenden Lebens entstehen lässt, die imstande sind, zarteste Energien des Äthers aufzunehmen und umzuwandeln? Noch bedeutender ist die segensreiche Einwirkung des Menschen auf das pflanzliche und das tierische Reich. Welch großen Fortschritt lässt doch der Mensch den Pflanzen zuteil werden und wie sehr steigert er ihren Wert, wenn er so manchen wildwachsenden Busch mit unscheinbaren und herben Früchten in einen Baum voller wohlschmeckender, Gesundheit und Freude spendender Gaben verwandelt. 227

Noch offensichtlicher sind die Eingriffe eines Teils der Menschheit leider nicht der ganzen − zugunsten des Tierreichs. Die Aufzucht und Haltung von Tieren, auch wenn sie zum Zweck der Nutzung geschieht, bewirkt eine beständige Verfeinerung dieser Tierarten und lässt sogar Ansätze einer sich aus den Instinkten heraus entwickelnden Intelligenz erkennen. Man denke außerdem an die Zuneigung und an das gegenseitige Verständnis zwischen Pferd und Reiter, zwischen einem Elefanten oder einem Hund und seinem Herrn, Gefühlsbeziehungen, durch welche diese Tiere, man könnte fast sagen “vermenschlicht” werden. Ganz zu schweigen von gewissen − zwar angezweifelten, aber nicht völlig von der Hand zu weisenden − phänomenalen Intelligenzleistungen mancher Tiere, die auf besonders intensive und einfallsreiche Weise abgerichtet wurden. All dies zeigt deutlich, dass die Nutzung materieller Güter viele positive Möglichkeiten eröffnet − was allerdings deren Besitz und aktiven Austausch voraussetzt. Der Austausch seinerseits erfordert Mittel, die ihn erleichtern und beschleunigen. Unter diesen ist das Geld, wenn auch nicht das einzige, so doch das praktischste, und eines, das zumindest unter den gegenwärtigen Bedingungen unverzichtbar ist. Eine andere Wahrheit, die von den Anhängern jener Gedankenrichtung hervorgehoben wird, die Besitz als etwas Positives ansieht, ist die, dass in vielen Fällen materieller Besitz tatsächlich die Frucht von Fleiß, Voraussicht, Sparsamkeit, Disziplin und anderen moralischen Tugenden ist. Demgegenüber sind Armut und Misserfolg oft auf entsprechende Mängel und Laster wie Faulheit, Unvorsichtigkeit, Verschwendung und Misswirtschaft zurückzuführen. Andererseits ist dies offensichtlich nicht immer der Fall: Reichtümer werden oft auch durch Habsucht, Hartherzigkeit und Skrupellosigkeit und sogar durch Betrug und vom Gesetz legitimierten Raub aufgehäuft. Deshalb ist es einseitig, göttliche Gunst, moralischen Verdienst und ökonomischen Erfolg gleichzusetzen, und außerdem entspricht dies oft nicht den Tatsachen. Offensichtlich hat uns die Untersuchung der Beziehungen zwischen Geld und Spiritualität bis jetzt noch zu keiner eindeutigen Schlussfolgerung geführt, ja wir sind vielleicht noch ratloser als vorher. Aber es konnte nicht anders sein, da die Frage, so wie wir sie uns bis jetzt gestellt 228

haben − und das heißt, wie sie im Allgemeinen gestellt wird − von einem falschen Ansatz ausgeht. Wir haben nämlich versucht, eine objektive Bewertung des Geldes vorzunehmen, es mit dem Etikett “gut” oder “böse” zu versehen, es als verachtenswert oder lobenswert darzustellen. Doch eine solche objektive und äußerliche Bewertung ist wie jede andere dieser Art (zum Beispiel die so mancher formalistischer “Moral”) grundsätzlich falsch, weil sie auf einem Missverständnis beruht und daher unrealistisch ist.15 Wenden wir uns deshalb mit Entschiedenheit von diesem Ansatz ab, um einen völlig anderen Weg einzuschlagen. Zunächst müssen wir einige Begriffe klären. Was ist in Wirklichkeit das Geld? Es ist ein von den Menschen geschaffenes Mittel, das den Austausch von Gütern erleichtert, ja ihn überhaupt erst einmal auf der breiten Basis, in der komplexen Weise und mit der wachsenden Geschwindigkeit, die das heutige Leben erfordert, ermöglicht. Das Geld ist also ein bloßes Instrument, ein Symbol für materielle Güter. Um seiner selbst willen verdient es daher weder “cet excès d‘honneur” noch “cette idignité ”. Somit ist die vehemente Verdammung des Geldes wohl an die falsche Adresse gerichtet, und es ist nur recht und billig, wenn das “zuständige Amt” − das heißt, die wahre Moral − sie an den “Absender”, nämlich den Menschen, zurückverweist. Denn die Seele des Menschen ist es, in der Wahrheit und Irrtum, Gutes und Böses, Verdienst und Schuld zuhause sind. Wenn wir das Problem von diesem richtigeren und grundlegenderen Standpunkt aus untersuchen, können wir feststellen, dass die Irrtümer und Vergehen des Menschen in bezug auf das Geld im wesentlichen von zweierlei Art sind: Die eine betrifft das Geld selbst im engeren Sinne, die andere betrifft alle materiellen Güter, wobei das Geld mit eingeschlossen wird. Das erste Missverständnis und die Verhaltensfehler, die daraus erwachsen, hängen zusammen mit der Neigung des Menschen, das Mittel mit dem Zweck zu verwechseln, das Werkzeug mit dem, was es erzeugt, zu identifizieren, ganz allgemein das Symbol mit der Realität, die es repräsentiert, die Form mit dem Leben gleichzusetzen. Was diese Fehlhaltung betrifft, kann man ständig neue und oft skurrile Beispiele beobachten. Sie äußert sich in allen Formen des zum Selbstzweck gewordenen Sammelns, beispielsweise in der Bibliomanie, die so 229

weit geht, dass an Stelle eines guten, modernen Nachdrucks eine fast unlesbare Ausgabe bevorzugt wird, wenn es sich dabei nur um eine seltene Antiquität handelt. Doch im Falle des Geldes handelt es sich nicht etwa um eine harmlose und mehr oder weniger lächerliche Manie, sondern um schamlose Manifestationen des Geizes, an den man, symbolisch gesprochen, “die Seele verliert”. Es handelt sich um gewalttätige Habgier, die vor keinerlei Verbrechen zurückschreckt, angefangen von den blutigen wie dem Raubmord, bis hin zu den raffinierteren, noch unheilvolleren und verwerflicheren Vergehen: die der Hersteller und Vertreiber von Waffen, die Konflikte zwischen den Völkern schüren, um ihre Ware verkaufen zu können; die der illegalen Rauschgifthersteller und Dealer; die jener, die die Prostitution organisieren oder das Interesse am Sex ausnützen, indem sie “phantasieanregende” pornographische − oder vorsichtigerweise halbpornographische − Bilder und Schriften unter dem Deckmantel der “Literatur” und “Kunst” herstellen und verbreiten. Der erste spirituelle Akt, den wir vollbringen müssen, besteht deshalb darin, uns von der Überbewertung des Mittels zu lösen, des Instruments zum Besitz und Austausch irdischer Güter, nämlich des Geldes. Weigern wir uns also mit Entschiedenheit, weitere Opfer auf dem Altar dieser falschen Gottheit zu bringen, befreien wir uns von der Faszination dieses Idols und reduzieren wir es klar, ruhig und kühl auf das, was es in Wirklichkeit ist: ein einfaches Mittel, eine künstlich geschaffene Annehmlichkeit, eine nützliche Konvention. Nachdem wir so das erste Hindernis überwunden haben, können wir uns der Lösung des wesentlichen Problems widmen: das unserer Beziehungen zur Gesamtheit der materiellen Güter, für die das Geld nichts anderes als ein Symbol oder einen zeitlich begrenzten Ersatz darstellt. Wir haben nun gesehen, wie die materiellen Güter − seien es Lebensmittel, Kleidungsstücke, Häuser, Arbeitsgeräte oder Kunstgegenstände im Wesentlichen aus Materialien bestehen, die den drei Reichen der Natur entstammen und entweder im Naturzustand oder, was der häufigere Fall ist, nach entsprechender Bearbeitung und Nutzbarmachung durch den Menschen verwendet werden. Sie selbst können deshalb kaum schon an und für sich von Übel sein. Vom naturalistischen Standpunkt aus gesehen handelt es sich um Dinge, aus religiöser Sicht um Geschenke Gottes. 230

Ihre Bedeutung für uns, ihre positive oder negative Wirkung, hängt folglich von unserer inneren Einstellung zu ihnen ab und von dem Gebrauch, den wir aus freier Entscheidung von ihnen machen können und wollen. Diese grundlegende Erkenntnis schafft Klarheit in vielen Dingen, die von großer spiritueller und praktischer Bedeutung sind. Vor allem erweist sich, dass der Mangel an materiellen Gütern das Problem in keiner Weise beseitigt. Der “Arme”, der die leidenschaftliche Sehnsucht nach materiellen Gütern in sich trägt, der an nichts anderes denkt, als sich solche zu beschaffen, an dessen Seele Bitterkeit und Groll gegen jene nagen, die solche Güter besitzen, ist, abgesehen von allen anderen Beschränkungen, die die Armut im modernen Leben mit sich bringt, deren Sklave. Dies heißt nicht, dass es unrecht wäre, wenn dieser “Arme” aktiv danach strebt, seine Lage zu verbessern; dies sollte sogar seine Pflicht sein. Doch er kann es tun, ohne davon besessen zu sein, ohne sich völlig darin zu verlieren, indem er seine eigene innere Freiheit und Würde bewahrt. Ebenso wird ein Reicher, der zu seinen Besitztümern moralischen Abstand bewahrt, der sich innerlich frei von ihnen fühlt, in keiner Weise in seiner Spiritualität beeinträchtigt; er ist psychologisch gesehen ein “Armer im Geiste”. Um über materiellen Besitz so erhaben zu sein, um seinen beständigen Versuchungen zu widerstehen − Versuchungen der Sinnlichkeit, Verweichlichung, Faulheit und aller Arten des Egoismus − bedarf es freilich einer Seele von besonderer Verfassung, denn man muss dann in der Lage sein, in einem spirituellen Klima zu leben, das eine wahre Feuerprobe der inneren Freiheit, der Abkehr und des “Geistes der Armut” darstellt. Aber selbst diese “innere Armut” bringt noch keine vollständige Lösung des Problems. Der Mensch, der mit seinem eigenen Gewissen und damit in gewissem Maße auch mit Gott im Reinen ist, muss nun auch mit seinen Mitmenschen ins Reine kommen, mit denen er in einem Netzwerk enger und unauflösbarer moralischer und praktischer Beziehungen verwoben ist. Dem Erreichen der inneren Freiheit vom Besitz muss deshalb der rechte Gebrauch der Besitztümer folgen. Daraus ergeben sich erneut zwei Probleme: erstens das des rechten Gebrauchs im individuellen Bereich und zweitens das des rechten Gebrauchs im Bezug auf die Gemeinschaft. 231

Die Grundlage des rechten Gebrauchs für den Einzelnen besteht in der Absage an die Idee des Besitzes als eines persönlichen Rechts. Das gesetzmäßige Eigentum ist eine rein menschliche Angelegenheit, die beim gegenwärtigen allgemeinen Stand der moralischen Entwicklung der Menschheit ihre praktische und psychologische Berechtigung hat. Der Wunsch nach Besitz ist eine Urkraft, mit der man rechnen muss: Man kann sie nicht gewaltsam abtöten oder unterdrücken. Auf spiritueller Ebene jedoch stellt sich das Eigentum unter ganz anderen Aspekten dar. Es verliert die Bedeutung eines persönlichen Rechts und wird zu einer Verantwortung gegenüber Gott und den Menschen. Wenn wir das Leben aus religiöser Sicht betrachten, müssen wir anerkennen, dass alles von Gott kommt, alles von ihm gegeben wurde und deshalb letzten Endes auch alles ihm gehört. Er ist der einzige universelle “Eigentümer”. Wer die eher metaphysische Sicht vertritt, derzufolge das Leben eine unteilbare Einheit ist, nur dem Höchsten, dem Absoluten eine reale Existenz zukommt und alle individuellen Manifestationen nichts als vergänglicher Schein sind (eine Sicht, die beispielsweise von der vedischen Philosophie vertreten wird), kann noch viel weniger behaupten, dass persönliches Eigentum eine spirituelle Grundlage habe. Aus spiritueller Sicht kann der Mensch sich also nur als Verwahrer, Verwalter oder “Treuhänder” der materiellen Güter verstehen, in deren legalen Besitz er wie auch immer gelangt ist. Der Besitz stellt für ihn eine echte Prüfung dar, eine spirituelle, moralische und soziale Verantwortung, der mit Würde und Anstand gerecht zu werden keineswegs leicht ist. Diese Formulierungen sind in der heutigen Zeit etwas ungewöhnlich, und man könnte sie als Ausdruck eines weltfremden Idealismus ansehen. Ich glaube dagegen zeigen zu können, dass die damit verbundene Anschauung einen unmittelbaren Wert hat, der höher ist, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Zunächst einmal gelangen Menschen mit einer etwas feineren moralischen Sensibilität spontan zur oben genannten Schlussfolgerung. Man erinnere sich beispielsweise an die edlen Skrupel, die Antonio Fogazzaro plagten, als er in den Besitz ererbter Güter gelangte, wie Gallarati Scotti in seiner Biographie des Antonio Fogazzaro erwähnt. Oder man erinnere sich an die quälenden Zweifel, die Tolstoi fast während seines gesamten Lebens plagten. 232

Doch der Gedanke, nur Verwalter von Besitz, “Diener der Gemeinschaft” zu sein − sei es in Form der Herstellung von Gütern, die für die Gemeinschaft von Nutzen sind, sei es in Form ihrer Verteilung an die Gemeinschaft als Spenden für humanitäre Zwecke −, wurde auch aufgegriffen und, was noch wichtiger ist, verwirklicht von einigen Menschen, die Praktiker und Realisten waren und zu den Gestaltern der gegenwärtigen Welt zählen. Die vorbildliche Selbstlosigkeit eines Edison und eines Ford, die Würde ihres persönlichen Lebens, ihre unermüdliche, vom Ideal des Dienstes an der Gemeinschaft beseelte Arbeit, sind bekannte Beispiele. Aber auch unter Geschäftsleuten, deren einziges Ziel zunächst gewesen war, Reichtümer anzuhäufen und sich in harten Kämpfen gegen ihre Konkurrenten durchzusetzen, gab es Menschen, die an einem bestimmten Punkt ihres Lebens das Bedürfnis verspürten, einen großen Teil ihres Reichtums humanitären und kulturellen Zwecken zugute kommen zu lassen, vermutlich aus sehr unterschiedlichen Motiven heraus, die zu erforschen schwierig und indiskret wäre. Das typischste Beispiel dieser Art ist John Rockefeller, der − nachdem er als “Ölkönig” der vermutlich reichste Mann der Welt geworden war − die Rockefeller-Foundation gründete und sie mit einem ungeheuren Kapital (Hunderte Millionen von Dollar) ausstattete. Diese Institution fördert Studien und wissenschaftliche Forschungen − vor allem auf medizinischem Gebiet − und setzt die praktische Anwendung der Forschungsergebnisse auf breiter Basis durch. Unter anderem gelang es durch sie, das Gelbfieber zu überwinden, das Tausende von Opfern unter den Arbeitern forderte, die den Panamakanal erbauten. Auch eine weltweite Kampagne gegen die Malaria wurde von dieser Stiftung finanziert. … Auch in Europa fehlt es nicht an Beispielen dieser Art, und selbst in Italien finden wir einige. Denken wir unter anderem an die kulturellen und sozialen Initiativen von Olivetti, die Fondazione Cini, den Kulturpreis von Marzotto oder die Verdienstprämien von Motta. Es gibt einen wichtigen Grund dafür, dass solche Initiativen keine Ausnahmen oder Seltenheiten bleiben mögen, sondern sich rasch und auf breiter Basis vervielfachen sollten. Ein machtvoller Gärungsprozess 233

macht die Massen unduldsam und rebellisch gegen die individualistische Auffassung des Privateigentums als eines bedingungslosen Rechts, das jede Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft negiert. Der gleiche Gärungsprozess lässt die Massen auch gegen den Staat aufbegehren, der dieses Recht schützt. Die Völker geben sich nicht mehr zufrieden mit einer Hilfe und einer Fürsorge in Form von “Almosen” oder paternalistischer Wohltätigkeit, die eine Überlegenheit und Großherzigkeit von seiten des Gebers impliziert und die Pflicht zur Würdigung dieser edlen Haltung und zur Dankbarkeit von seiten des Empfängers. … Eine dieser Möglichkeiten ist die Herstellung und Verbreitung guter Bücher, denn diese sind wahre Akkumulatoren spiritueller Energie. Sie besitzen eine Macht, die man gut als “magisch” bezeichnen könnte, nämlich die, uns über jede räumliche und zeitliche Distanz hinweg mit den höchsten Geistesgrößen der Menschheit in Verbindung zu bringen und uns ihre Botschaften über das Leben zu übermitteln. Es gibt Bücher, die den Gang der Geschichte entscheidend beeinflusst haben. Man erinnere sich nur an die Werke der Enzyklopädisten, die die Französische Revolution vorbereitet haben. Ein Buch von ebensolcher Bedeutung in Italien war »Mein Leben in Gefängnissen« von Silvio Pellico, über das G. Pallavicino in einem Bericht an die österreichische Regierung von 1837 sagt, dass es der Regierung Seiner Majestät mehr Schaden zufüge als zehn verlorene Schlachten. Wer kann die spirituelle Wirkung ermessen, die durch die Jahrhunderte und in vielen Ländern von solchen “Büchlein” ausgegangen ist wie »Die Blümelein des Hl. Franziskus« oder »Die Nachfolge Christi«. Um ein Beispiel für die Wirkkraft von Büchern anzuführen, sei hier jene Tochter eines britischen Admirals erwähnt, die nach der Lektüre einer Broschüre über Gandhi beschloss, ihr Haus und ihre Familie zu verlassen und zu Gandhi nach Indien zu ziehen, wo sie seine Schülerin und später seine aktive Mitarbeiterin wurde. Neuerdings wurde die heilsame Wirkung guter Bücher dadurch anerkannt und gewürdigt, dass man eine auf jener Wirkung basierende psychotherapeutische Methode kreierte: die sogenannte Bibliotherapie, bei welcher der Arzt sich das Ziel setzt, “das rechte Buch der rechten Person im rechten Moment” zu verschreiben. Aber oft sind die besten und wertvollsten Bücher schwer zu fin234

den. Oft sind die Ausgaben vergriffen und werden nicht neu aufgelegt. Nicht immer werden wichtige Bücher in verschiedene Sprachen übersetzt. In diesem Bereich könnten “aufgeklärte” Reiche auch mit relativ geringem Aufwand Werke von unschätzbarem Wert vollbringen. Mit dem Wert einer Villa, einer Jacht oder einiger Juwelen könnte man einen Verlag gründen und betreiben, der Reihen von “konstruktiven” Büchern zu niedrigen Preisen veröffentlicht. Und um den Preis eines Autos, eines Pelzes oder eines antiken Möbelstücks könnte man ein Buch publizieren, das Tausenden Menschen Licht, Trost und Anregung schenkt. Mit noch viel geringeren Mitteln könnte man Dutzende von Exemplaren eines Buches, das einem selbst und anderen Gutes gebracht hat, an Bibliotheken oder Privatpersonen verschenken. Das gleiche gilt für die Herausgabe von Zeitschriften. Als nachahmenswertes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der »Christian Science Monitor« zu erwähnen, eine moderne Zeitschrift, die umfassende Information über das Weltgeschehen vermittelt, jedoch Berichte über Verbrechen, Selbstmorde, Prozesse und jede andere Art der Hervorhebung negativer und minderwertiger Aspekte des Lebens vermeidet. Außer Büchern und Zeitschriften gibt es noch die modernen Medien, mit deren Hilfe Nachrichten von moralischem und spirituellem Wert verbreitet werden können: Kino, Radio und Fernsehen. Wertvolle Filme gibt es leider recht wenige (abgesehen von der Kategorie der spezifisch pädagogischen Filme), doch man stelle sich vor, wieviel Gutes ein Filmproduzent von edler Seele tun könnte, indem er Filme finanziert, die dem menschlichen Interesse entgegenkommen und künstlerisch wertvoll sind (was ihnen den wohlverdienten Erfolg sichern würde) und die darüber hinaus auch die spirituellen Botschaften enthalten, derer die Menschheit so sehr bedarf und nach denen sie unbewusst dürstet. Es müssten ferner neue Institutionen geschaffen oder bestehende erweitert werden, die die Funktion von Zentren psychologischer und spiritueller Hilfe übernehmen könnten: Erziehungsberatungsstellen für Eltern, Eheberatungsstellen, psychologische und psychotherapeutische Vorsorgezentren, Einrichtungen zur Verhinderung von Selbstmord, Institute für frühreife und besonders begabte Kinder und Jugendliche und vieles andere. Einige solcher Zentren existieren bereits und erfüllen nützliche Aufgaben, doch ihre Anzahl und ihr Wirkungskreis sind unzurei235

chend verglichen mit dem immensen und dringenden Bedarf.16 Ein weiterer Punkt ist die Ausbildung und der Einsatz der spirituell Wirkenden oder “Dienenden”. Diese müssen sich speziell berufen fühlen und besondere, nicht häufig anzutreffende Qualitäten besitzen. Menschen, die über jene Eigenschaften verfügen, müssten deshalb gefragt sein und geschätzt werden als wertvolle Instrumente des Guten, und man sollte ihnen alle notwendigen Mittel zur Verfügung stellen, damit sie die größtmögliche Leistung erbringen und ihre Mission auf breitester Basis und auf wirksamste Weise erfüllen können. Es geht also hier darum, für die “humanitären und spirituellen Experten” das zu tun, was man mit größter Selbstverständlichkeit für die Experten in den verschiedenen Bereichen der Technik tut. Wir müssen nun kurz die kollektiven − das heißt, die nationalen, gesellschaftlichen und weltweiten − Aspekte der Nutzung des Geldes und der materiellen Güter im Allgemeinen untersuchen. Soweit zu diesem Artikel, der heute in grossen Zügen immer noch aktuel ist. Lesen Sie weiter in der Ausgabe »Transpersonlae Entwicklung» Die Herausgeberin

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