PRESSEINFORMATION

Gefangen im Bernstein Ausstellung im Biologiezentrum Linz/Dornach Eröffnung: 2. April 2009, 19 Uhr Dauer der Ausstellung: 3. April 2009 bis 18. Oktober 2009 www.biologiezentrum.at

Kurzinfo – Kurzinfo – Kurzinfo – Kurzinfo – Kurzinfo – Kurzinfo – Kurzinfo – Kurz Bernstein - Schnappschüsse aus der Tiefenzeit Bernstein,

das

ausgehärtete

Harz

fossiler

Bäume,

ist

der

Öffentlichkeit

hauptsächlich als Schmuckstein bekannt. Für die Wissenschaft ist er jedoch vor allem deshalb von großem Interesse, da das noch flüssige Harz beim Austreten aus dem Baum die in dem Bernsteinwald vorkommenden Pflanzen und Tiere eingeschlossen und somit nahezu unverändert überliefert hat. Diese Einschlüsse von Organismen, sogenannte Inklusen, sind dreidimensional und im feinsten Detail erhalten, so dass die etwa 50 Millionen Jahre alten Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein wie lebendig aussehen. Darüber hinaus sind, gleich uralten Momentaufnahmen, auch das Verhalten einzelner Tiere sowie Interaktionen zwischen verschiedenen Arten zu beobachten. So zeigen sich verschiedene Insekten, die häufigsten Fossilien im Bernstein, bei der Paarung, der Eiablage oder beim Schlüpfen, während parasitische Milben Zikaden befallen, Moosskorpione an den Beinen einer Fliege per Anhalter reisen, und Ameisen mit ihren Fühlern Blattläuse betrillern, um diese zum Ausscheiden des nahrhaften Honigtaus zu bewegen. Die Bernstein-Ausstellung im Biologiezentrum profitiert von einer Kooperation mit der Partner-Kulturhauptstadt Vilnius. Die Sammlungen in Litauen, wo der Baltische Bernstein zu Tage tritt, zählen zu den größten der Welt und werden in Linz einmalige Schaustücke mit Szenen aus dem Bernsteinwald zeigen.

Bernstein - Harz urzeitlicher Bäume Als Bernstein (Mittelhochdeutsch: burnen, börnen = brennen) wird das ausgehärtete Harz urzeitlicher Bäume bezeichnet. Die Prozesse, die zu seiner Bildung führten sind ebenso kurios wie die Eigenschaften, welche diesen "Stein" charakterisieren. Aufgrund seiner rein organischen Natur ― Bernstein besteht zu 80% aus Kohlenstoff und zu je 10% aus Wasser- und Sauerstoff ― ist er brennbar, schwimmt in konzentrierter Salzlösung, ist relativ weich (lässt sich also leicht bearbeiten), und beim Reiben an Wolle oder Seide lädt er sich elektrisch auf und zieht dann kleine Papierschnipsel an. Bevor jedoch aus dem Baumharz, das zumeist aus fossilen Kiefernarten aber auch aus verschiedenen Laubbäumen ausgetreten ist, Bernstein wurde, musste es verschiedene geologische Prozesse durchlaufen. Nach dem Aushärten des Harzes, was innerhalb weniger Monate bis Jahre geschah, sorgten Flüsse für den Abtransport des an und in den Baumstämmen befindlichen Harzes in Binnenseen oder ins Meer. Nur hier war das Harz über Millionen von Jahren vor der zerstörerischen Austrocknung sicher. In dieser feuchten Umgebung, sowie durch den Abschluss durch im Laufe der Zeit darüber abgelagerten Sedimente, konnten nun auch die langsam ablaufenden Prozesse der Oxidation und Polymerisation stattfinden, die das Baumharz in Bernstein umwandelten. Die Umlagerung des Harzes bedeutet aber auch, dass die heutigen Fundorte großer Bernsteinvorkommen

nicht

identisch

mit

den

Orten

der

Entstehung

(den

Bernsteinwäldern) sind, was die Rekonstruktion der urzeitlichen Lebensräume erschwert. Obwohl Bernstein schon aus dem Erdaltertum nachgewiesen werden konnte, lassen sich größere Bernsteinlagerstätten erst im späten Erdmittelalter (Kreidezeit, vor 140-65 Millionen Jahren) und in der Erdneuzeit (vor 50-8 Millionen Jahren) finden. Diese Vorkommen ― etwa 100 an der Zahl ― sind über alle Kontinente verteilt, so dass neben dem Baltischen z.B. auch Nordamerikanischer, Dominikanischer, Burmesischer und Australischer Bernstein bekannt ist. Bernstein als Archiv der Tiefenzeit Was Bernstein aus der Sicht des Biologen und Paläontologen seine besondere Bedeutung verleiht, hängt allerdings weniger mit dem Stein an sich, als mit seinen Einschlüssen zusammen. Der klebrige Harzfluss lief den Stamm herunter oder tropfte zu Boden und wirkte

für

Pflanzenteile

und

kleine

Tiere

wie

eine

Falle,

aus

der

es,

einmal

eingeschlossen, kein Entrinnen gab. Als Einschlüsse (Inklusen) lassen sich Kiefern- und andere Pollen, Blüten und Blätter, eine Vielzahl von Insekten und Spinnen, bis hin zu kleinen Skorpionen und Eidechsen im Bernstein finden. Dass größere Wirbeltiere ebenso den Baltischen Bernsteinwald bewohnt haben, lässt sich anhand von Federn und Haarbüscheln nachweisen.

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Im Gegensatz zu den weitaus meisten Fossilien, die durch den Druck der überlagernden Sedimente plattgedrückt wurden, sind Bernstein-Inklusen dreidimensional erhalten. Der schnelle Einschluss in das Harz sorgte zudem dafür, dass selbst solche Organismen erhalten sind, die keine harten Schalen oder Skelette haben (besonders Gliedertiere mit ihren Chitinpanzern) und ansonsten nur in extrem seltenen Fällen fossil überliefert sind. Dank

des

durchsichtigen

Bernsteins

kann

man

außerdem

die

eingeschlossenen

Lebewesen häufig von allen Seiten betrachten. Obwohl im Inneren durch Verwesung der Organe meist hohl, sind die Oberflächenstrukturen der Lebewesen bis ins kleinste Detail erhalten, so dass man meinen könnte, man würde ein lebendiges Tier und nicht etwa ein 50 Millionen Jahre altes Fossil anschauen. Die einzigartige Erhaltung der Inklusen erlaubt es den Wissenschaftlern erst, diese uralten Organismen mit einer ähnlichen Präzision wie lebende Arten zu beschreiben und zu identifizieren. Morphologische Vergleiche zwischen lebenden und fossilen Arten lassen dann Rückschlüsse auf die Evolution der Organismen während der letzten zig- bis hundert Millionen Jahre zu ― wahrlich ein Blick weit in die Tiefe der Zeit hinein. Urzeit-Schnappschüsse Zu der hervorragenden Erhaltung der Fossilien an sich kommt ein weiterer faszinierender Aspekt, der dem Bernstein eigen ist: die Überlieferung des Verhaltens einzelner Arten sowie Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Arten, die wie auf einem Foto festgehalten

sind.

Einige

Insekten

wurden

von

dem

Harzfluss

überrascht

und

eingeschlossen, als sie gerade mit der Ablage ihrer Eier beschäftigt waren, sich im Schlüpfvorgang befanden oder während sie sich häuteten. Spinnen können sowohl beim Produzieren ihrer Netze oder Brutkokons betrachtet werden, als auch beim Fangen und Einspinnen ihrer Beute. Das klebrige Baumharz bereitete dem Hochzeitsflug von so mancher Fliege, Mücke und Termite ein vorzeitiges Ende. Aber besonders die symbiotischen Beziehungen zwischen Arten legen ein phantastisches Zeugnis des Ökosystems Bernsteinwald ab und beweisen, dass solche Interaktionen schon vor Millionen von Jahren entstanden sind. Moosskorpione klammern sich an die Beine von Fliegen und Wespen, um als Anhalter an einen anderen Ort mitgenommen zu werden; schmarotzende Milben-Larven befallen eine Zikade, von deren Körpersäften sie sich ernähren; ein parasitischer Fadenwurm schlüpft aus der Körperhöhle einer weiblichen Mücke; als wenn es eine Szene aus Ihrem Garten wäre, betrillern Ameisen mit ihren Fühlern Blattläuse, um diese zum Ausscheiden des nahrhaften Honigtaus zu bewegen; und Nissen an den Haaren von Säugetieren bezeugen, dass diese vor 50 Millionen Jahren schon genau so von Läusen geplagt wurden, wie es auch heute noch der Fall ist.

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Katalog Zur Ausstellung erscheint ein Katalog / Publication: Denisia 26, zugleich Kataloge der Oberösterreichischen Landesmuseen N.S. 86 ISSN: 1608-8700 ISBN: 978-3-85474-204-3 Preis: 40 Euro

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Vermittlungsprogramm Zur Ausstellung werden Führungen und Workshops für Kinder (ab 5 Jahren), Jugendliche und Erwachsene angeboten. Im Zuge des Vermittlungsprogramms zur Ausstellung sind Besucher/innen eingeladen, die Antworten auf unterschiedlichste Fragen zu erforschen: Was ist Bernstein, wie entsteht er? Wie kamen die Lebewesen in den Bernstein? Warum sind diese Einschlüsse so wichtig für die Forschung? Ziel ist es, den Besucherinnen und Besuchern die Bedeutung des Bernsteins jenseits der Verwendung für Schmuckstücke als wichtigen erdgeschichtlichen „Konservierungsstoff“ vorzustellen. Aktivblatt: In der Ausstellung stehen Aktivblätter für Besucherinnen und Besucher ab 8 Jahren für einen selbständigen Rundgang durch die Ausstellung zur Verfügung. Natur-Werkstatt Die Workshops für Kinder ab 5 Jahren zielen darauf ab, das Gesehene zu reflektieren und auf inhaltliche Fragen der Besucherinnen und Besucher einzugehen. Zudem wird hier kreativ gearbeitet.

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Sonntagsführungen von 14.00 bis 15.00 Uhr 5., 3., 10., 7., 5., 2., 9., 6.,

12., 19., 26. 4. 17., 24., 31. 5. 14., 21., 28. 6. 12., 19., 26. 7. 16., 23., 30. 8. 13., 20., 27. 9. 4., 11., 18. 10.

2009 2009 2009 2009 2009 2009 2009

Englische Führungen: Sonntag von 11.00 bis 12.00 Uhr 5., 3., 10., 7., 5., 2., 9., 6.,

12., 19., 26. 4. 17., 24., 31. 5. 14., 21., 28. 6. 12., 19., 26. 7. 16., 23., 30. 8. 13., 20., 27. 9. 4., 11., 18. 10.

2009 2009 2009 2009 2009 2009 2009

„Langer Donnerstag“: geöffnet bis 21.00 Uhr! (gilt auch, wenn der Donnerstag auf einen Feiertag fällt) Führung von 18.30 bis 19.30 Uhr 9., 23., 30. 4. 2009 (ausgenommen 16. 4.) 7., 14., 21., 28. 5. 2009 4., 11., 18., 25. 6. 2009 2., 9., 16., 23., 30. 7. 2009 6., 13., 20., 27. 8. 2009 3., 10., 17., 24. 9. 2009 1., 8., 15. 10. 2009

Seniorenführung von 14.00 bis 15.00 Uhr: Donnerstag, 7. 5. 2009

Kuratorenführung von 17.30 bis 18.30 Uhr Dienstag, 14. 4. 2009 Dienstag, 12. 5. 2009 Dienstag, 16. 6. 2009 Dienstag, 14. 7. 2009 Dienstag, 11. 8. 2009 Dienstag, 15. 9. 2009 Dienstag, 13.10. 2009

Familienführung von 14.00 bis 15.30 Uhr: Sonntag, 3. 5. 2008

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Natur-Werkstatt (ab 5 J.) von 14.30 bis 16.30 Uhr: Freitag, 24. 4. 2009 Freitag, 29. 5. 2009 Freitag, 26. 6. 2009 Freitag, 18. 9. 2009 Freitag, 16.10. 2009

Informationsveranstaltung für Pädagoginnen und Pädagogen: Donnerstag, 16.4.2009 um 16.00 Uhr Führungen und Workshops: Nach Vereinbarung ab einer Gruppengröße von 8 Personen Anmeldung und Information: 0732/ 75 97 33 - 10 oder [email protected]

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Auf einen Blick ... Biologiezentrum Linz/Dornach

J.-W.-Klein-Straße 73, 4040 Linz-Dornach Telefon 0732/759733–10, Fax-Dw. –99 www.biologiezentrum.at Aktuelle Ausstellung Bernstein“

„Gefangen im

Ausstellungsdauer

03. April bis 18. Oktober 2009

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag 9.00 – 17.00 Uhr Donnerstag 9-21 Uhr, ausgenommen am 16. April Sonn- und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr Samstag geschlossen

Eintrittspreise

Eintritt frei, Führungskarte 2,50 € pro Kind 3 € pro Erwachsenem

Direktor der Oberösterreichischen Landesmuseen

Mag. Dr. Peter Assmann Telefon: 0043-732/ 77 44 82 - 42 E-Mail: [email protected]

Leiter des Biologiezentrums

Dr. Gerhard Aubrecht Telefon: 0043-732/759733-57 E-Mail: [email protected]

Ausstellungsleitung

Mag. Stephan Weigl Telefon: 0043-732/759733 – 28 E-Mail: [email protected]

Ausstellungskurator

Dr. Björn Berning Telefon: 0043-732/674256-124 E-Mail: [email protected]

Naturvermittlung

Lydia Altmann-Höfler E-Mail: [email protected]

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

MMag.a Sigrid Lehner Telefon: 0043-732 /77 44 82 - 53 E-Mail: [email protected] Monika Ratzenböck Telefon: 0043-732/77 44 82 – 68 E-Mail:[email protected]

NEU: „Langer Donnerstag“ im Biologiezentrum: Gilt auch, wenn der Donnerstag auf einen Feiertag fällt.

Jeden Donnerstag geöffnet bis 21 Uhr! (ausgenommen am 16.4.2009) Linz, im April 2009

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