Geburtshilfliche Versorgungs modelle für benachteiligte Familien Pauvreté et inégalités sociales en Suisse

Hebamme.ch Sage-femme.ch Levatrice.ch Spendrera.ch 10 2015 Geburtshilfliche Versorgungs­modelle für benachteiligte Familien Pauvreté et inégalités so...
Author: August Gehrig
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Hebamme.ch Sage-femme.ch Levatrice.ch Spendrera.ch 10 2015

Geburtshilfliche Versorgungs­modelle für benachteiligte Familien Pauvreté et inégalités sociales en Suisse

„Zugegeben, ich war wirklich gerne schwanger. Dennoch machte ich mir grosse Sorgen wegen der Dehnungsstreifen. Meine Brüste wurden riesig! Ich nahm 18 kg zu und das alles im Bereich von Bauch und Brust. Ich machte mir Sorgen, weil ich schon als Fünfzehnjährige kleine Streifen bekam. Deshalb dachte ich, für Dehnungsstreifen anfällig zu sein - die ich aber unter keinen Umständen wollte. Wer will das schon! Daher rieb ich mich kräftig mit Bi-Oil ein und es funktionierte tatsächlich - ich bekam keine sichtbaren Dehnungsstreifen! Zudem haben sich die vorhandenen Streifen verändert, obwohl ich sie schon seit 15 Jahren habe!“ Dionne mit Georgia

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Inhalt  •  Sommaire

Ausgabe 10 Geburtshilfliche Versorgungsmodelle für benachteiligte Familien

Edition 10 Pauvreté et inégalités sociales en Suisse

Aktuell

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Actualité

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Editorial  Michelle Pichon

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Editorial  Michelle Pichon

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Dossier

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Dossier

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Lancierte Studie soll Kommunikation mit allophonen Migrantinnen erleichtern  Paola Origlia Ikhilor et al. Wochenbettbetreuung zu Hause:  zwischen Einsamkeit, Gewalt und Armut  Patricia Perrenoud Fokus

Suivi postnatal à domicile et vulnérabilités plurielles: entre solitudes, violences et pauvreté  Patricia Perrenoud 9

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Group Antenatal Care: Welches Potenzial hat Schwangerschaftsvorsorge in Gruppen? Mosaik

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Wie sehen künftige Versorgungsmodelle für die Mutterschaft aus?  Susanne van Gogh Neues aus den Fachhochschulen

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Neues aus Wissenschaft und Forschung

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Verband

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Sektionen

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Fort- und Weiterbildung SHV

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Buchtipp

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Impressum

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Une expérience d’infirmière auprès  d’une population précarisée  Fanny Tribolet

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Focus

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Un Cercle qualité pour faire face aux difficultés d’accompagnement des familles vulnérables  Patricia Perrenoud Fédération

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Sections

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Formation continue FSSF

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Impressum

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Thema der Ausgabe 11/2015 Fötale Bewegungsmuster

Thème de l’édition 11/2015 Modèles de mouvements fœtaux

Erscheint Anfang November 2015

Parution début novembre 2015

113. Jahrgang  |  113e année Geschäftsstelle  |  Secrétariat  Rosenweg 25 C, Postfach, CH-3000 Bern 23, T +41 (0)31 332 63 40, F +41 (0)31 332 76 19 [email protected], www.hebamme.ch, www.sage-femme.ch Öffnungszeiten Mo–Do  8.30–12 Uhr, 13.30–16.30 Uhr  /  Fr  8.30–12 Uhr  |  Heures d’ouverture  Lu-Je  8:30–12:00, 13:30–16:30 / Ve 8:30–12:00  Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Hebammenverbandes  |  Journal officiel de la Fédération suisse des sages-femmes  |   Giornale ufficiale della Federazione svizzera delle levatrici  |   Revista uffiziala da la Federaziun svizra da las spendreras Erscheinungsweise  10 Mal im Jahr, Doppelausgaben im Januar / Februar und Juli /August  |  Parution  10 éditions par année, numéros doubles en janvier / février et en juillet /août Foto Titelseite  Der SHV dankt Linda Grüssi und ihren Kindern Benjamin und Sharon, Stettlen  Photo couverture  La FSSF remercie Linda Grüssi et ses enfants Benjamin et Sharon, Stettlen

Aktuell

Referendum gegen das revidierte Fortpflanzungsmedizingesetz Die Bundesverfassung erlaubt neu genetische Untersuchungen an Embryonen vor dem Einpflanzen in die Gebärmutter (Präimplantationsdiagnostik, PID). Basierend darauf setzt das revidierte Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG) jetzt den Rahmen für die entsprechenden Untersuchungen im Reagenzglas. Nach Ansicht von 18 Organisationen, darunter die Sektion Bern des Schwei­ zerischen Hebammenverbandes, geht dieses FMedG deutlich zu weit. Sie unterstützen deshalb unter dem Motto «Vielfalt statt Selektion» das Referendum dagegen und setzen aufgrund ihres sozialen Engagements auf eine Gesellschaft ohne Normierungszwänge. Das revidierte FMedG regelt die PID unter dem Titel «Untersuchung des Erbguts von Keimzellen und von Embryonen in vitro und deren Auswahl» (Art. 5a Abs. 1 – 3 FMedG). Während der Bundesrat diese

Untersuchung und Auswahl nur zulassen wollte, wenn «die Gefahr der Übertragung einer schweren Erbkrankheit nicht anders abgewendet werden kann», hat das Parlament zusätzlich die Untersuchung auf Chromosomenanomalien erlaubt. Dabei treten diese spontan auf und sind gar nicht erblich bedingt. Aufgrund dieser Untersuchung können Embryonen, beispielweise mit dem Down-Syndrom (Trisomie 21), vor der Einpflanzung in den Mutterleib ausgesondert werden. Der Bundesrat wollte die PID nur für erblich vorbelastete Paare zulassen (50 bis 100 Fälle pro Jahr). Das Parlament hat demgegenüber den Zugang zur PID für alle Paare geöffnet, die eine künstliche Befruchtung in Anspruch nehmen (bereits heute über 6000 Fälle pro Jahr). Weitere Informationen und Unterschriftenbogen unter www.vielfalt-statt-selektion.ch

Statistik des Schwangerschaftsabbruchs 2014 Seit Inkrafttreten der Fristenregelung im Jahr 2002 sind in der Schweiz jährlich rund 11 000 Schwangerschaftsabbrüche registriert worden. Seit 2011 ist die Zahl der Interventionen leicht zurückgegangen. Wo und wie werden diese Eingriffe durchgeführt? Wer sind die betroffenen Frauen und was sind ihre Beweggründe? Antworten auf diese Fragen liefert die

neue Publikation «Statistik des Schwangerschaftsabbruchs 2014: Bestandesaufnahme der Schwangerschaftsabbrüche in der Schweiz» des Bundesamtes für Statistik. Weitere Informationen unter www.bfs.admin.ch › Aktuell › Publikationen › Statistik des Schwangerschaftsabbruchs 2014

4. Symposium der Schweizer Versorgungsforschung: «Less is more» 9. November 2015 Hotel Ador, Bern Überversorgung wird zunehmend als Gefahr für die Nachhaltigkeit der Gesundheitsversorgung erkannt. Damit rücken Kriterien für eine angemessene Gesundheitsversorgung, die Analyse von Fehl­ anreizen und Interessenkonflikten sowie Massnahmen zur Steigerung der Qualität und Effizienz in den Blick. Das diesjährige Symposium der Schweizer Versorgungsforschung, organisiert von der Swiss School of Public Health und der

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Schweizerischen Akademie der Medizi­ nischen Wissenschaften, bietet eine willkommene Gelegenheit, diese und weitere höchst aktuelle Ansätze der Versorgungsforschung aus den verschie­ denen Perspektiven der öffentlichen Gesundheit, der klinischen Disziplinen, der Ethik und der Ökonomie zu diskutieren. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.samw.ch/de/agenda

Standards und Richtlinien zu Migration erweitert Der Schweizerische Fachverband Mütterund Väterberatung (SF MVB) will die Arbeit der Mütter- und Väterberaterinnen in der Begleitung von Familien mit Migrationshintergrund stärken. Damit sollen die Beraterinnen mehr Familien erreichen und diese zielgerichteter unterstützen können. Das lancierte Projekt «Erweiterung der Standards und Richtlinien zum Thema Migration und Integration» zielt daher auf eine verbesserte Bekanntmachung und Nutzung von bestehenden Informationsangeboten und -kanälen bei den Fachpersonen sowie Spezialistinnen und Spezialisten. Basierend auf aktuellen Materialien und Empfehlungen für die Arbeit mit Migrationsfamilien erarbeitet der SF MVB zusammen mit Fachpersonen aus den Bereichen Mütter- und Väterberatung und Integration ein Modul «Integration und Migration», das direkt in der Mütterund Väterberatung eingesetzt werden kann. Das Modul wird dabei in das bestehende Qualitätsmanagementsystem «Standards und Richtlinien in der Mütterund Väterberatung» integriert. Damit erhält das Thema Integration einen festen Platz im Referenzsystem der Mütterund Väterberatung. Das Projekt wird im Rahmen des Integrationsdialogs «Aufwachsen – gesund ins Leben starten» der Tripartiten Agglomerationskonferenz durch das Staatssekretariat für Migration finanziell unterstützt. Weitere Informationen unter www.sf-mvb.ch › Informationsplattform › 13. August 2015

Forschungsprojekt lanciert: Innensicht von Migrationsfamilien Kinder und Jugendliche mit Migra­­ tionshintergrund sind hinsichtlich ihrer Bildungsentwicklung und sozialen Integration häufig benachteiligt. Zielgruppengerechte Angebote für Eltern sollen dieser Herausforderung begegnen. Die Pädagogische Hochschule Thurgau untersucht, welche Bedürfnisse die Familien haben und wie sie solche Angebote wahrnehmen, um daraus schliesslich Empfehlungen abzuleiten.

In der Diskussion um die Behebung der Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit Migrationshintergrund in Bezug auf ihre Bildungsentwicklung und soziale Integration werden die Ursachen kontrovers diskutiert. Insgesamt scheint jedoch nicht geklärt, welche Rolle die Eltern in diesem Zusammenhang einnehmen können und welchen Unterstützungsbedarf sie selbst sehen. Die empirische Basis bezüglich der Herausforderungen und Bedürfnisse aus Sicht von Familien mit Migrationshintergrund ist aktuell dürftig. Diese Lücke soll mit dem von der Stitung Mercator Schweiz geförderten, zwei­ jährigen Forschungsprojekt geschlossen werden. Es werden Eltern und Experten mit Migrationshintergrund zu ihrer Sicht auf Herausforderungen und Unterstützungsbedarf in Bezug auf die soziale Integration und Bildungsentwicklung ihrer Kinder und Jugendlichen befragt. Methodisch werden qualitative Interviews mit verschiedenen Migrantengruppen durchgeführt mit dem Ziel, Hinweise zu erhalten, welche Bedürfnisse Eltern in verschiedenen Entwicklungsphasen ihrer Kinder haben. Auf dieser Grundlage können für und in der Praxis Unterstützungsmöglichkeiten und -angebote darauf abgestimmt ent-

wickelt und bereitgestellt werden. Ein weiteres Ziel ist die Sensibilisierung und differenzierte Vorbereitung von pädagogischen Fachpersonen in der Ausbildung für die Arbeit mit Familien mit Migrationshintergrund. Weitere Informationen unter www.phtg.ch › Forschung › Abteilung Forschung › Projekte › Laufende Projekte (2015)

Gesundheitsversorgung unter der Lupe In den Jahren 2012 bis 2014 setzte die Stiftung Mintegra das Pilotprojekt «Gesundheitsversorgung und Migration» in der Region Sarganserland-Werdenberg um. Inhaltlich befasste es sich mit den Themenbereichen reproduktive Gesundheit und frühe Kindheit der Migrationsbevölkerung. Nun liegt der Schluss­ bericht mit Gesamtbeurteilung und Empfehlungen vor. Die Erkenntnisse sollen in einem praxisorientierten Leitfaden und in konkreten Angebote um­ gesetzt werden. Durch das Pilotprojekt hat eine Sensibilisierung unter den Fachpersonen in der Region stattgefunden, und Informatio-

Gesundheit von Müttern und Kindern mit Migrationshintergrund verbessern Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) wurde zusammen mit dem Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien (BASS) beauftragt, die zielgruppengerechten Informationsangebote und -kanäle im Bereich frühe Kindheit, Gesundheit, Erziehung und frühe Förderung zu analysieren. Diese Analyse gründet auf verschiedenen Initiativen, die in der Schweiz auf unterschiedlichen Ebenen bereits eingeleitet wurden. Die Resultate der Bestandesaufnahme zeigen, dass im Frühbereich eine relativ breite Palette von Informationsange­ boten besteht. Während im Bereich Gesundheit eine Konzentration auf gedrucktes Material festzustellen ist, sind die Angebote, die im Bereich Erziehung und frühe Förderung bestehen, eher auf die interpersonale Kommunikation ausgerichtet. Je mehr Beratung und Begleitung in der Praxis geboten wird, desto stärker wird die Zugänglichkeit zu Informationsmaterial erleichtert.

Bei den Interventionen, die darauf abzielen, die besonders benachteiligten Personen zu erreichen, muss das Hauptziel darin bestehen, diese Personen möglichst früh zu erfassen, sie während einer gewissen Zeit spezifisch zu betreuen und sie dann in die allgemeinen Angebote zu integrieren, die sich an die breite Bevölkerung richten und in denen nicht nach sozialen Schichten oder Geschlecht unterschieden wird. In Bezug auf die Erreichung der Zielgruppe muss die zentrale Rolle betont werden, die den verschiedenen Akteuren und den institutionellen Strukturen zukommt (Kinderärzte, Hebammen, Familienplanungsstellen, Elternbildung, Krippen usw.). Französischer Schlussbericht und deutsche Zusammenfassung unter www.buerobass.ch › Kernbereiche › Gleich und gerecht: Migration, Integration › Analyse der zielgruppengerechten Informationsangebote im Bereich frühe Kindheit, Gesundheit, Erziehung und frühe Förderung

nen zum Thema konnten verbreitet werden. Bei der Organisation von konkreten Veranstaltungen hat sich gezeigt, wie wichtig persönliche Kontakte und tragfähige Netzwerke, interkulturelle Kompetenz und vor allem auch der Einbezug von interkulturellen Dolmetschenden ist, um die Migrationsbevölkerung anzusprechen. Das wichtigste Ergebnis war zudem der Aufbau eines Netzwerkes in diesem Themenbereich. Die Begleitgruppe des Projektes wird als Runder Tisch weitergeführt und somit der Austausch unter den Fachpersonen und mit den Schlüsselpersonen aufrechterhalten. Schlussbericht und weitere Informationen unter www.mintegra.ch › Fachstelle Integration › Projekte

Die beliebtesten Vornamen in der Schweiz Seit 1987 wertet das Bundesamt für Statistik (BFS) im Rahmen der Analyse der natürlichen Bevölkerungsbewegung die Vornamen der in der Schweiz geborenen Kinder aus. Diese Vornamen werden jedes Jahr von den Zivilstandesämtern zusammen mit den Daten bezüglich der Lebendgeburten in ihren Kreisen an das BFS übermittelt. Im Jahr 2014 wurden in der Schweiz 85 287 Lebendgeburten gezählt; davon waren 41 437 Mädchen und 43 850 Knaben. Nach Sprachregionen betrachtet war 2014 in der Deutschschweiz Mia der beliebteste weibliche Vorname vor Lara und Emma. Bei den Knaben nahm Noah vor Leon und Luca den ersten Platz ein. In der französischen Schweiz ist seit 2004 Emma die Nummer 1, im Jahr 2014 gefolgt von Eva und Léa. Bei den Knaben lag Gabriel an der Spitze, gefolgt von Liam und Lucas. In der italienischen Schweiz nahmen 2014 Leonardo, Gabriel und Liam sowie Giulia, Sofia und Emma die Spitzenpositionen ein. Im romanischen Sprachgebiet schwankt aufgrund der geringen Anzahl Geburten die Verteilung der Vornamen von einem Jahr zum anderen stark. 2014 lagen bei den Knaben Andrin und Nino an der Spitze, gefolgt von zehn Vornamen mit der gleichen Anzahl. Bei den Mädchen belegten Luana und Léonie die ersten zwei Plätze des Klassements. Quelle: Medienmitteilung des Bundesamtes für Statistik vom 4. August 2015

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Dossier

Lancierte Studie soll Kommunikation mit allophonen Migrantinnen erleichtern Schwangere Migrantinnen sind gesundheitlich erheblich belastet, wenn mangelnde Sprachkenntnisse oder ein unsicherer Aufenthaltsstatus vorliegen. Das Bundesamt für Gesundheit und die Fachstelle für Rassismusbekämpfung haben ein Forschungsprojekt zur Verbesserung der perinatalen Betreuung von Migrantinnen lanciert. Die kürzlich genehmigte Studie «Barrierefreie Kommunikation in der geburtshilflichen Versorgung allophoner Migrantinnen» (BRIDGE) soll Anhaltspunkte liefern, wie die Verständigung zwischen nicht Deutsch sprechenden Migrantinnen und Fachpersonen sowie die Koordi­ nation zwischen den Diensten verbessert werden kann. Paola Origlia Ikhilor et al.

Schwangere Migrantinnen und ihre Familien erfahren in einem Aufnahmeland mehrfache Belastungen, einerseits durch die Anforderungen an die fremden Lebensbedingungen und die Integration, andererseits durch die erforderliche Anpassung an die Mutterschaft. Die daraus resultierenden gesundheitlichen Probleme in der reproduktiven Phase sind umfassend dokumentiert. Schwangere und Mütter weisen einen schlechteren physischen und psychischen Gesundheitszustand auf, die Anzahl der postpartalen Depressionen sowie die mütterliche Sterblichkeit sind erhöht. Ebenso ist die perinatale Sterblichkeit erhöht; Kaiserschnittgeburten und Verlegungen auf die Neonatologie sind deutlicher häufiger (Merten und Gari, 2013). Gesundheitliche Ungleichheit bei Migrantinnen Migrantinnen sind generell öfter krank als die einheimische Bevölkerung. Auffallend dabei ist, dass ihre gesundheitliche Verfassung schlechter ist, wenn zusätzlich mangelnde Sprachkenntnisse, Erwerbslosigkeit und wenig soziale Unterstützung vorliegen (Bundesamt für Gesundheit, BAG, und Bundesamt für Migration, BFM, 2011). Ein unsicherer Aufenthaltsstatus steigert die Vulnerabilität und erschwert die Integrationsmöglichkeit der betroffenen Frauen zusätzlich (Achermann et al., 2006). Sowohl für Forschungsvorhaben als auch für den Praxisalltag ist daher eine differenzierte Betrachtung der spezifischen Situation von Migrantinnen für das Verständnis ihrer jeweiligen Bedürfnisse und für angemessene Versorgungsangebote sehr wichtig.

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Ein bekannter Zusammenhang gesundheitlicher Ungleichheit bei Migrantinnen ist ein erschwerter und nicht für alle Schwangeren gewährleisteter Zugang zu adäquater Schwangerenvorsorge (Merten und Gari, 2013). Generell häufiger bei der Migrationsbevölkerung sind Notfallbehandlungen, Behandlungen bei Depressionen sowie erhöhter Schmerzmittelkonsum. Die Muster der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen sind allerdings komplex und abhängig von Faktoren wie Nationalität oder Aufenthaltsstatus (Moreau-Gruet, 2013). Frauen der ausländischen Wohnbevölkerung … Da sich die Betreuungspfade von Migrantinnen der ständigen Wohnbevölkerung und aus dem Asylwesen unterscheiden, sollten diese beiden Gruppen gesondert betrachtet werden. Frauen der ständigen Wohnbevöl­ kerung mit ausländerrechtlichem Status (Aufenthalts­ bewilligung B, C oder L) orientieren sich weitgehend selbstständig im Schweizer Gesundheitssystem. Besonders schwierig ist dies für allophone Migrantinnen, die der lokalen Sprache nicht mächtig sind. Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) war 2011 der Anteil der seit über einem Jahr in der Schweiz wohnhaften Personen mit Migrationshintergrund, die keine Landessprache beherrschen, 9,9 %, wobei Frauen (9,3 %) im Vergleich zu den Männern (7,2 %) seltener sprachkompetent sind. Nicht-EU27- und Nicht-EFTA-Staatsangehörige der ersten Generation geben mit rund 23 % am häufigsten an, keine Landessprache zu verwenden (BFS, 2015b). Fremdsprachige Staatsangehörige der ständigen Wohnbevölkerung stammten 2013 der Häufigkeit nach aus Portugal, Spanien, Serbien, Kosovo und der Türkei (BFS, 2014). Migrantinnen der ersten Generation, die bspw. im Rahmen des Familiennachzugs eingewandert sind und erst wenige Jahre in der Schweiz leben, haben am häufigsten Probleme mit der

Editorial

lokalen Sprache. Es gibt keine etablierten Systeme, um diese Frauen bei der Orientierung im Schweizer Gesundheitswesen gezielt zu unterstützen. … und Frauen aus dem Asylbereich Für Personen mit asylrechtlichem Status (Aufenthaltsbewilligung N, F und S, d. h. Asylsuchende, vorläufig Aufgenommene und Schutzbedürftige) stellt sich die Situation im Schweizer Gesundheitswesen anders dar. Sie werden von den zuständigen kantonalen Behörden im Hausarztmodell krankenversichert (BAG, 2011). Somit sind werdende Mütter grundsätzlich versichert, haben jedoch Einschränkungen bei der Arztwahl. Neuankömmlinge werden in der Regel durch Ansprechpersonen der Betreuungsinstitutionen bei der Wahl der Anbieter, für Terminvereinbarungen und -einhaltungen oder die Organisation einer Dolmetschenden unterstützt. Die Handhabung ist jedoch kantonal unterschiedlich (Köppel, 2015). Eritrea zählt neben Afghanistan, Syrien, Sri Lanka und Somalia seit einigen Jahren zu den Herkunftsländern mit den meisten Asylsuchenden in der Schweiz. Im Jahr 2014 ersuchten ca. 7000 eritreische Staatsangehörige um Asyl. Aufgrund der schwierigen Situation in Eritrea erhalten viele von ihnen Asyl oder eine vorläufige Aufnahme (die Schutzquote lag 2014 bei rund 85 %) (BFS, 2014). Eritrea verfügt in weiten Teilen des Landes über keine ausreichend gesicherte Grundversorgung. Die Mütter- und Kindersterblichkeit ist auch im innerafrikanischen Vergleich ausserordentlich hoch (GBD 2013 Mortality and Causes of Death Collaborators, 2015; Kassebaum et al., 2014). Es ist davon auszugehen, dass Eritreerinnen wenig mit dem Schweizer System der medizinischen Grund­ versorgung, der Mutterschaftsbetreuung oder dem Hausarztsystem vertraut sind. Nebst den sprachlichen Schwierigkeiten erschweren kulturell unterschiedliche Referenzsysteme die Verständigung (Eyer und Schweizer, 2010). Zudem sind bei Eritreerinnen schätzungsweise 40 % Analphabetinnen (Central Intelligence Agency, 2013), und sie haben deshalb keinen Zugang zu den seit einigen Jahren vermehrt auch in Tigrinya – eine der neun eri­ treischen Nationalsprachen – publizierten Gesundheitsinformationen. Lücken in der geburtshilflichen Versorgung Herausfordernd ist also nicht nur, die Frauen dem gesundheitlichen System zuzuführen, sondern auch, dass Mütter durch Information, Beratung und Versorgung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett das System für sich und ihre Kinder erschliessen und nutzbar machen können. Hinweise aus der Praxis deuten darauf hin, dass diese Themen in der Betreuung von Migrantinnen ein wichtiges aktuelles Anliegen sind. Die perinatale Versorgung in der Schweiz zeichnet sich generell durch eine hohe Fragmentierung aus. Zahlreiche ambulant sowie stationär arbeitende Fachpersonen decken den Versorgungsbedarf im ganzen Kontinuum von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeitzeit ab. Eine kontinuierliche Betreuung der Frauen ist kaum möglich, und daraus resultieren Folgeprobleme wie die fehlende oder ungenügende Übermittlung von

Michelle Pichon Leiterin des Ausbildungsgangs Hebamme an der Haute école de santé, Genf

Liebe Leserin, lieber Leser Leider ist es eine erwiesene Tatsache: Die sozialen Begleiter der Gesundheit – zum Beispiel die Armut – wirken sich nega­ tiv auf die Gesundheit aus. Die betroffenen Menschen sind somit doppelt bestraft. Die Mutterschaft ist eine Zeit der physischen, psychischen und auch der sozialen Verletzlichkeit. Deshalb haben die Gemeinschaften von jeher dafür gesorgt, dass sie den Frauen die materielle Sicherheit, Erholung und Ruhe bieten können, die diese brauchen, um ganz auf ihre Be­ dürfnisse und auf jene ihres Säuglings eingehen zu können. Doch in unseren Städten leben manche Frauen und Fami­ lien in schwierigen Verhältnissen, sodass die Mutterschaft und der Empfang ihres Kindes stark darunter leiden. Und oft stossen sich die besten, wissenschaftlich belegten Empfeh­ lungen an alltäglichen Hindernissen und führen zu zusätzli­ chen Komplikationen (beispielsweise Risiko eines bleibenden Diabetes nach einem Gestationsdiabetes). Welche Unge­ rechtigkeit in einem der reichsten Länder der Welt! Der Artikel von Patricia Perrenoud zeigt, dass die Übergänge zwischen Spitalbetreuung, sozialer Begleitung und Betreuung zu Hause verbesserungsbedürftig sind. Eine Intensivierung der bereits existierenden gemeinsamen Bemühungen würde die Ohnmacht der verschiedenen Fachpersonen in gewissen Situationen begrenzen und deren Zuständigkeiten besser auf­ einander abstimmen helfen, sodass auftretende Probleme und Massnahmen bei den Eltern koordiniert angegangen werden könnten. Parallel dazu müssten die Begleitumstände der Massnah­ men genau geprüft werden. Denn diese erfordern Erfahrung, Anpassungsvermögen und Fingerspitzengefühl sowie kom­ plexe Berufskenntnisse. Im Rahmen der Anthropologie der Gesundheit kann man sich diese Kenntnisse aneignen, damit sie anschliessend unterrichtet und weitergegeben werden können. Das «wirkliche Leben» berücksichtigen bedeutet, allen die Chance zu geben, besser auf ihre Gesundheit ach­ ten zu können und die sozialen Ungerechtigkeiten zu vermindern. Herzlich, Michelle Pichon

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Dossier

Studienstruktur

Frauen der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung

Nutzerinnen­perpektive

Kommunikative Herausforderungen in der Gesundheits­versorgung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett von allophonen Frauen mit Migrations­hintergrund Perspektive der Dolmet­schenden

Frauen aus dem Asyl­wesen Perspektive der Fachpersonen Hebammen und andere Gesundheits­­ fachpersonen

Gesprächs­protokolle Telefon­ dolmetschen

gesundheitsrelevanten Daten an weiterführende Betreuungspersonen (v. a. im Bereich der psychosozialen oder psychologischen Unterstützung) (König und PehlkeMilde, 2010). Dies ist für allophone Migrantinnen fatal, da sie schlecht in der Lage sind, diese Lücken selber auszugleichen. Projekte mit aufsuchendem Ansatz sind erfolgreich In den letzten Jahren wurde jedoch kontinuierlich in die Verbesserung der reproduktiven Gesundheit der Migrationsbevölkerung investiert, und es wurden einige migrationsspezifische Angebote im Bereich der Mutterschaftsversorgung in der Schweiz geschaffen. Eine Bestandsaufnahme zeigt, dass sich lokale Projekte zwar zunehmend etablieren, diese aber je nach Gebiet sehr heterogen sind und weiterhin Versorgungslücken bestehen (Hermann, 2013; Merten und Gari, 2013). Als besonders erfolgreich zeigten sich Projekte, die den aufsuchenden Ansatz verfolgen, beispielsweise das Projekt für Geburtsvorbereitung «mamamundo» und das Mütter- und Väterberatungsprojekt «Miges Balu». Die Kontaktaufnahme mit den Migrantinnen findet an ihren gewohnten Aufenthaltsorten statt. Es werden Schlüsselpersonen eingesetzt, die persönlich und mündlich über die Angebote informieren (Hermann, 2013). Wenn sie auf sich selbst angewiesen sind, wählen Migrantinnen viel häufiger den «konventionellen» Weg der perinatalen Versorgung und nehmen alternative Angebote weniger in Anspruch (Karrer, 2005). Die hebammengeleitete Geburtsbetreuung im Spital bspw., die einen ausgeprägten klientinnenzentrierten und gesundheitsfördernden Ansatz verfolgt, wird

von Fachpersonen gegenüber Migrantinnen weniger angepriesen und somit von diesen auch seltener genutzt (Gerber und Grassi, 2011). Schulungsangebote für Fachpersonen zu Migration und transkultureller Kompetenz wurden in Spitälern, z. B. im Rahmen der Initiative Migrant Friendly Hospital (neu Swiss Hospitals for Equity) (Pluess und Zellweger, 2014; Saladin, 2009), bei der Sektion Bern des Schweizerischen Hebammenverbandes (SHV) (2009) und in der Hebammenausbildung (Origlia Ikhilor, 2005) gezielt vorangetrieben. Im Rahmen des nationalen Programms «Migration und Gesundheit» des BAG hat das Schweizerische Rote Kreuz ein umfassendes Informationsportal für mehrsprachige Informationen zu Gesundheitsfragen bereitgestellt*. Fachpersonen sowie Migrantinnen und Migranten haben dadurch einen einfachen Zugang zu Publikationen, mehrsprachigen Broschüren sowie Adressen und Beratungsstellen rund um das Thema Mutterwerden und Gesundheit. Allerdings ist nicht bekannt, wie Hebammen und andere Fachpersonen in der Praxis dieses Wissen nutzen. Die Anzahl Übersetzungen nimmt zu In einer Evaluation des Einsatzes und der Wirkung von interkulturellem Übersetzen in Spitälern konnte gezeigt werden, dass sich der Einsatz von Dolmetschenden po­ sitiv auf die Gesundheit auswirkt (Gehrig et al., 2012). Dafür wurde anhand der Daten des Gesundheitsmoni­ toring der Migrationsbevölkerung II der Gesundheits­ zustand von verschiedenen Patientengruppen mit und * Siehe www.migesplus.ch

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ohne Einsatz von Dolmetschenden verglichen. Gut ein Fünftel der Einsätze von interkulturell Übersetzenden in Schweizer Spitälern erfolgt im gynäkologisch-geburtshilflichen Bereich. Dolmetschende werden häufiger bei Patientinnen und Patienten eingesetzt, die einen schlechteren Gesundheitszustand und eine geringere Gesundheitskompetenz haben. Die Anzahl der über die Vermittlungsstelle organisierten Einsätze hat sich zwischen 2006 und 2010 fast verdoppelt. Trotzdem wird vermutet, dass noch immer in beträchtlichem Masse auf Ad-hoc-Übersetzende ausgewichen wird (Gehrig et al., 2012). Trotz dieser beachtlichen Zunahme sollten professionelle Übersetzungsleistungen über die komplexen und gesundheitlich problematischen Situationen hinaus weiter ausgebaut werden, denn auch bei regelrichtigen und physiologischen Verläufen braucht es für die Beratung und Edukation eine differenzierte Verständigung. Mangelnde Verständigung hat gravierende Folgen Aufgrund fehlender Finanzierung war der Einsatz von professionellen Dolmetschenden bisher in der spital-externen Tätigkeit von Hebammen nicht möglich. Im Jahr 2014 begleiteten frei praktizierende Hebammen rund 70 % aller Wöchnerinnen zu Hause (BFS, 2015a; Erdin et al., in Druck). Bei sprachlichen Verständigungsproblemen in der spital­ externen Tätigkeit von Hebammen werden vorwiegend Ad-hoc-Übersetzende, meist (Ehe-)Partner, beigezogen. Aber gerade intime Themen wie Stillen, Rückbildung, Sexualität und Verhütung müssten geschlechts- und kulturspezifisch sowie durch professionelle Vertrauenspersonen gehandhabt werden. Die mangelnde sprachliche Verständigung führt laut Aussagen von frei praktizierenden Hebammen manchmal dazu, dass auf eine Beratung oder gar auf einen Wochenbettbesuch verzichtet wird. Diese Lücke erkannt hat FamilyStart beider Basel, ein Hebammennetzwerk, das Eltern von Neugeborenen eine Helpline und Hausbesuche durch Hebammen anbietet (Kurth, 2013). Seit September 2013 arbeitet FamilyStart zur barrierefreien Betreuung fremdsprachiger Familien mit dem nationalen Telefondolmetschdienst zusammen. Doch selbst in diesem Setting, wo die Übersetzungsleistung entschädigt war, wurde der Dienst von Hebammen viel seltener genutzt als anfänglich erwartet (AOZ, 2015). Dieser Fakt ist überraschend und bedarf einer genaueren Analyse. Wer steht hinter der Studie? Anfang dieses Jahres haben das BAG und die Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) im Rahmen des Integrationsdialogs der Tripartiten Agglomerationskonferenz (TAK) «Aufwachsen – gesund ins Leben starten» die beteiligten Fachgesellschaften und Berufsverbände eingeladen, gemeinsam mit Forschungsinstitutionen Projekte einzureichen, die sich mit der Thematik der Zugangsschwierigkeiten zur Gesundheitsversorgung rund um Schwangerschaft und Geburt beschäftigen. Die TAK ist die politische Plattform von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden für eine gemeinsame Agglomerationspolitik in der Schweiz. Der SHV entwickelte gemeinsam mit der Berner Fachhochschule, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, dem Schweizerischen

Tropen- und Public Health-Institut und FamilyStart beider Basel die Studie «Barrierefreie Kommunikation in der geburtshilflichen Versorgung allophoner Migrantinnen» (BRIDGE). Das Projekt wird vom BAG und von der FRB finanziert. Es hat zum Ziel, kommunikative Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung bzw. in der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett von allophonen Frauen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund aus der Perspektive von Nutzerinnen, geburtshilflich tätigen Fachpersonen und Dolmetschenden zu beschreiben. Diese Erkenntnisse sollen dazu dienen, die barrierefreie und transkulturelle Verständigung zwischen Fachpersonen und Frauen sowie die Koordination zwischen den Diensten zu verbessern. So ist die Studie aufgebaut Es handelt sich um eine explorative Studie in drei Teilen (siehe Grafik). Im ersten Teil wird dargelegt, inwiefern Frauen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund die Versorgung, die mündliche Verständigung und die schriftlichen Informationen während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett als anschlussfähig, hilfreich und verständlich empfinden. In Fokusgruppendiskus­ sionen sollen die Erfahrungen, Erwartungen und Bedürfnisse einer Gruppe Eritreerinnen und einer Gruppe Migrantinnen aus der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung (z. B. Türkei, Kosovo) erfasst werden. Dabei werden professionelle Dolmetscherinnen die Diskussionen mitgestalten und sinngemäss übersetzen. Im zweiten Teil werden ebenfalls in einer Fokusgruppe die Erfahrungen und Einschätzungen von Hebammen, Gynäkologinnen und Gynäkologen, Pädiater/innen sowie Mütterberaterinnen erhoben. Aus den Befragungen der

Autorinnen

Paola Origlia Ikhilor, MSc, Hebamme, Dozentin und Projektleiterin der BRIDGE-Studie, Berner Fachhochschule, Disziplin Geburtshilfe [email protected] Susanne van Gogh, BSc, MA Ethnologie und Geschlechterforschung, Hebamme und Wissen­ schaftliche Assistentin, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Institut für Hebammen, Forschungsstelle Hebammenwissenschaft Elisabeth Kurth, PhD, Geschäftsführerin von FamilyStart beider Basel, frei praktizierende Hebamme und Pflegewissenschaftlerin am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut Eva Cignacco, PD, PhD, Hebamme, Pflegewissenschaftlerin und Forschungsleiterin der Disziplin Geburtshilfe, Berner Fachhochschule, Angewandte Forschung und Entwicklung Barbara Stocker Kalberer, MSc, Hebamme, Präsidentin des Schweizerischen Hebammen­ verbandes, vertritt diesen im TAK-Integrationsdialog «Aufwachsen – gesund ins Leben starten» Jessica Pehlke-Milde, Prof., Dr. rer. cur., Leiterin Forschungsstelle Hebammenwissenschaft, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Institut für Hebammen

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Dossier

Fachpersonen können Anhaltspunkte gewonnen werden, wie die Verständigung bei Sprachbarrieren gelingt, ob bestehende Strukturen, Angebote und Dienste (z. B. mehrsprachige Informationsmaterialien, spezifische Instrumente, Einsatz von professionellen bzw. nicht professionellen Dolmetschenden) unterstützend sind und wo gegebenenfalls Schnittstellenproblematiken vorliegen. Ausserdem werden Protokolle von Beratungsgesprächen frei praktizierender Hebammen analysiert, die im Rahmen von FamilyStart beider Basel bei Hausbesuchen den nationalen Telefondolmetschdienst nutzten. In einem dritten Teil werden professionelle Dolmetschende mittels Einzelinterviews befragt. Diese nehmen in der Studie eine Schlüsselfunktion ein und könnten Hindernisse und Ressourcen von beiden Seiten darlegen. Versorgungsangebote der Zielgruppe anpassen Dies ist eine der wenigen Studien, die explizit die Perspektive allophoner Migrantinnen in der Schweiz erschliesst. Die Erkenntnisse aus den zusammengeführten, verschiedenen Perspektiven können genutzt werden, um Versorgungsangebote sowie Informationsmaterialen zielgruppenspezifisch anzupassen. Die Hindernisse und Chancen einer bedürfnisorientierten Betreuung in den verschiede-

nen Arbeitssettings der Hebammen, insbesondere auch in der freien Praxis, werden offengelegt, und so werden auch Möglichkeiten aufgezeigt, mittels derer Hebammen auch bei sozial benachteiligten Gruppen ihrem gesundheitsfördernden Auftrag und ihrer Begleitungs- und Beratungsfunktion entsprechen können. Unterstützende Angebote für eine barrierefreie Verständigung könnten im Bereich von Schulungen, Beratungen oder Sachmitteln liegen. Dank Fokus auf die Schnittstellenproblematik könnten in der Studie auch Bereiche erschlossen werden, die der besseren Übermittlung von gesundheitsrelevanten Daten oder einer besseren Kontinuität bei der Betreuung von allophonen Klientinnen dienen. Ferner hat die Studie das Potenzial, Möglichkeiten zu beschreiben, wie die transkulturellen Kompetenzen der Hebammen weiter gefördert werden können. Anfang 2017 sollen Empfehlungen an den SHV und an andere Fachgesellschaften formuliert werden, damit möglichst konkrete Massnahmen zur Verbesserung der perinatalen Versorgung eingeleitet werden können.

Literatur

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Wochenbettbetreuung zu Hause: zwischen Einsamkeit, Gewalt und Armut Armut ist nicht nur ein Mangel an Geld zur Erfüllung der Grundbedürfnisse. Heute spricht man eher von Verletzbarkeit, die oft äusserst komplex ist. Diese Reflexion ist ein Auszug aus einer Doktorarbeit in Anthropologie, die sich mit der Schaffung von Berufswissen befasst und die vorgegebenen – das heisst wissenschaftlichen – Kenntnisse mit den Berufs­ erfahrungen der frei praktizierenden Hebammen vergleicht. Patricia Perrenoud

Die Bedürfnisse mancher Frauen und Familien sind auch trotz guter Absichten und beruflicher Fähigkeiten schwer zu erkennen und anzusprechen. Keine Hebamme und kein Arzt möchte eine Diagnose verfehlen. Dennoch werden die Bedürfnisse von Familien in einer Situation der Verletzbarkeit oft nicht verstanden, wie die folgende Reflexion auf der Basis einer anthropologischen Untersuchung zeigt. Die frei praktizierende Hebamme Marie 1 schildert, wie schlimm es sein kann: Viel schreckliches Elend auch in der Schweiz. Ich erinnere mich an eine Frau, die ein hartes Leben führte und von ih­ rem Partner misshandelt wurde. Sie war während ihrer Schwangerschaft betreut worden. Damals lebte sie in einem kleinen Zimmer im Stadtzentrum. Ein Bild des Schre­ ckens: So viel Schmutz hatte ich noch nie gesehen. Die Ma­ tratzen lagen am Boden, waren blutverschmiert. Die Frau besass keine Windeln und auch sonst nichts für ihre Kinder. Ich ging in die Migros und kaufte alles Mögliche ein, auch Poulet, Schokolade usw. Komplexe Situationen mit mehrfacher Verletzbarkeit werden oft von Hebammen bei Betreuungen in den Arbeitervierteln entdeckt, wenn sie die jungen Mütter zu Hause besuchen. Es ist nicht das Ziel, mit dem Finger auf die Verantwortlichen zu zeigen – die zuständigen Bezugspersonen sind angesichts solcher Situationen relativ machtlos –, sondern zu informieren. Denn auch wenn die Arbeitsbedingungen in der Geburtshilfe schwierig sind, so schärft eine gute Information die Aufmerksamkeit und hilft, die soziale Not gewisser Familien zu erkennen.

1 Alle Vornamen sind frei erfunden. 2 Arcade sages-femmes Genève hat gebeten, ihren Namen zu nennen. Es haben auch mehrere Hebammen aus anderen Westschweizer Kantonen mitgewirkt. 3 Zuständig zum Zeitpunkt der Daten­erfassung, heute durch die kantonale Forschungskommission ersetzt.

Der methodische Rahmen Der theoretische Rahmen der Doktorarbeit in Anthropologie ergibt sich aus einer anthropologischen Strömung, die sich dem erfahrungsbasierten Wissen widmet (Marchand, 2010). Dabei werden der Vorgang des Wissensaufbaus und die sich daraus ergebenden Inhalte untersucht, mit Verweisen auf die Gelegenheiten für multisensorielle und soziale Erfahrungen in der Praxis. Die Reflexion trägt die Merkmale einer kritischen Anthropologie (Fainzang, 2006; Farmer, 2005). Dies erklärt auch den nicht neutralen Ton. Die Untersuchung mittels Triangulation (de Sardan, 2008) erfolgte zwischen 2009 und 2012 und anschliessend in einem engeren Rahmen. Sie umfasst knapp 50 Gespräche, die aufgenommen und mit der Software Atlas TI analysiert wurden, informelle Gespräche sowie 90 Besuche während der Wochenbettbetreuung zu Hause unter der Leitung von Arcade sages-femmes Genève 2. Die Ethikkommission des Verbandes der Genfer Ärzte 3 gab grünes Licht für die Untersuchung. Die Eltern und die Hebammen wurden ebenfalls um Zustimmung gebeten. Herausforderung der mehrfachen Verletzbarkeit Wenn die Hebammen die Familien zu Hause besuchen, sind ihre Sinne mit einer Fülle von Informationen konfrontiert, die im Spital nicht wahrnehmbar sind. Die Lebensbedingungen sind sichtbar, hörbar und riechbar. Zu Hause, nach dem intensiven Ereignis der Geburt und der unmittelbaren «Nachwehen», treten diese Umstände wieder in den Vordergrund, und sie beeinflussen die Mutterschaft und die Entwicklung der Rolle der beiden Elternteile. Die Hebammen treffen auf unterschiedlichste Situationen in Bezug auf die wirtschaftliche, soziale und auch physische Sicherheit der Frauen und Kinder. Wurden gewisse Schwierigkeiten nicht im Voraus erkannt, beeinträchtigen sie die Rückkehr nach Hause ernsthaft. Jede Art von extremer Verletzbarkeit, wie im einleitenden Beispiel erwähnt, ist als solche selten. Doch betrachtet man

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Situationen mit extremer Verletzbarkeit in zusammengefasster Form, dann kommen sie in der Wochenbett­ betreuung zu Hause häufig vor. Die frei praktizierenden Hebammen stellen fest, dass zahlreiche Frauen die Mutterschaft in einem Gefühl der Einsamkeit erleben, was zur Entstehung oder zur Verstärkung von Trauer und Angst führt. Die Einsamkeit ist nur eine der Verletzbarkeiten mancher Frauen. Die Lebensläufe führen manchmal zu einer Häufung von Verletzbarkeiten, je nach struktureller Gewalt und den Zufällen des Lebens (Spini, 2012). Die Hebamme Camille zum Thema Einelternfamilie: Die Frau hat drei Kinder von verschiedenen Vätern. Die illegal Eingereiste heiratete und erhielt eine Aufenthalts­ bewilligung. Ihr erstes Kind war sechs Jahre alt und ging zur Schule. Das zweite, zwei Jahre alt, fand keinen Krippen­ platz und blieb zu Hause mit Mutter und Neugeborenem. Ihr Arbeitgeber hatte sie nicht angemeldet und wollte keinen Mutterschaftsurlaub bezahlen. Das Leben der Frau war kompliziert und die Beziehung zu ihrer Familie schwierig. Wenn ich sie besuchte, war sie nicht da, musste mit ihren drei Kindern einkaufen oder Formulare ausfüllen gehen. Es war unmöglich, sie im Wochenbett zu betreuen. Ich versuchte, ihr beim Stillen zu helfen, doch es fehlte an allem. Ich prüfte mit der Sozialarbeiterin, ob sie eine Haus­ halthilfe bekommen könnte zum Putzen, Kochen und für die Kinderbetreuung. Doch das wäre finanziell zulasten der Mutter gegangen, die das Geld dafür nicht hatte. In Anbe­ tracht der Schwierigkeiten verlor die Mutter die Geduld, und ich befürchtete, sie könnte ihre älteren Kinder miss­ handeln. Camille musste in dieser Krisensituation während des Wochenbetts handeln und einen Krippenplatz finden. Sie hätte es sinnvoll gefunden, wenn vor der Geburt ein Hausbesuch verlangt worden wäre, damit die nötige Unterstützung im Voraus hätte erkannt werden können.

Autorin

Patricia Perrenoud, Hebamme seit 1991, unterrichtet an der HESAV Lausanne und ist Doktorandin in Anthropologie. Ihre Spezial­ gebiete sind die Schaffung von Berufswissen und die Gleichberechtigung beim Zugang zur Gesundheitsversorgung. [email protected]

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Eheprobleme und häusliche Gewalt Manchmal ist die Einsamkeit der Frauen bedingt durch ihr Zusammenleben mit Partnern, die sich ihrer Pflichten entziehen oder sich missbräuchlich verhalten: Ana kümmert sich allein um ihr Kind. Ihre Familie lebt in Peru, und ihr Freund kommt und geht, wann es ihm passt. Eine Heirat würde der illegal Eingereisten helfen, ihre Situ­ ation zu stabilisieren, doch ihr Freund weigert sich. Allein in ihrem ärmlichen Studio wird sie ab und zu von der Expartnerin ihres Freundes gestört, die an ihre Türe trom­ melt. Ana ist traurig, ausser wenn sie sich um ihr Baby kümmert. Ihre Hebamme Jeanne weiss nicht, wie sie sich nützlich machen könnte. Das Nachweisen von häuslicher Gewalt ist oft wirkungslos, insbesondere während der Schwangerschaft (Hofner, 2014; Irion, 2000). Für die Hebammen ist es heikel, solche Situationen im privaten Rahmen anzusprechen. Fragen, die auf der Zunge brennen, können in Anwesenheit des Mannes nicht gestellt werden. Manchmal werden heimliche Treffen arrangiert, um die Situation zu klären und die Frau über nützliche Anlaufstellen zu informieren. Weitere Beispiele: Evelyne wird Zeugin einer gewalttätigen Szene. Mutig bleibt sie, um das Baby zu schützen, und sie wartet, bis die Spannung abnimmt. Völlig unvorbereitet begegnet Lucile einer Frau auf der Flucht. Sie dient als Taxi und fährt die Frau zur zuständigen Stelle. Justine, die verdächtigt wird, einen Mann angezeigt zu haben, hat Angst. Armelle wird eines Nachts von einem Telefonanruf einer verzweifelten Frau geweckt. Viele unter Gewalt leidende Frauen haben nicht die sozioökonomischen Mittel, um weggehen zu können. Den Frauen mit Migrationshintergrund fehlt das soziale Netz, wenn sie kein Französisch sprechen, und sie sind in diesen Situationen noch verletzbarer (Bollini, 2006; Hofner, 2014). Die Fälle von Gewalt, welche die frei praktizierenden Hebammen entdecken, betreffen Frauen, die von der Schwangerschaft bis zur Frühentlassung permanent betreut wurden. Trotzdem konnten diese Frauen mangels Dolmetschen und offensichtlich auch infolge des Pflegeabbruchs ihre Leidensgeschichte nicht erzählen. Unwägbarkeiten der Arbeit innerhalb eines Netzwerks Nebst sozioökonomischen und ehelichen Schwierigkeiten haben manche Frauen auch noch psychische Probleme. In solchen Fällen wird eine branchenübergreifende Betreuung ab Schwangerschaftsbeginn organisiert. Auch wenn die Verletzbarkeit der Familie erkannt wird und eine branchenübergreifende Begleitung aufgegleist ist, bleibt die Wochenbettbetreuung zu Hause eine Gratwanderung. Sogar eine «perfekte» Betreuung reicht in komplexen Situationen nicht aus. Ausserdem erhalten die Hebammen oft nur unvollständige, mitunter sogar falsche Informa­ tionen, da in der pränatalen Phase heute selten ein Hausbesuch stattfindet. Deshalb machen die Hebammen oft beunruhigende Entdeckungen. Francine wusste, dass sie eine Familie mit gewissen Schwierigkeiten betreuen würde, war aber sprachlos, als sie die Dreizimmerwohnung mit den 32 Katzen betrat – das Chaos und die Gerüche waren unvorstellbar. Lucile stellt beim Anblick des mit Flaschen übersäten Bodens fest, dass die Mutter einer Teenagermutter, die sie unterstützen sollte, ein Suchtproblem hat. Die Flaschen waren zur Feier der Geburt geöff-

net worden. Anne entdeckt ihrerseits, dass die Mutter, die sie «überwachen» sollte, von ihrem halbwüchsigen Sohn geschlagen wird. Manche Frauen gewinnen nach der Geburt wieder die Kontrolle über ihr Leben und organisieren die Betreuungsmassnahmen neu, die ihnen während der Schwangerschaft vorgeschlagen worden waren. Andere hatten langjährigen Kontakt mit dem soziomedizinischen Netz und haben genug davon. Die Eine will die Hebamme nicht durch eine Pflegefachfrau ersetzen, eine andere lehnt das Gespräch mit dem Psychiater ab. Da keine unmittelbare Gefahr droht, akzeptieren die branchenübergreifenden Teams diese Änderungen. Schliesslich muss man das Selbstbestimmungsrecht der Patientinnen respektieren. Anne betreut eine Frau mit psychischen Problemen. Sie kann auf die Supervision eines Psychiaters zählen, damit eine akzeptable Wochenbettbetreuung gewährleistet werden kann. Die Hebammen bemühen sich um eine branchenübergreifende Zusammenarbeit, doch die Realität ist komplexer als die Theorie. Die Situationen sind nicht nach Beruf geordnet, und manchmal ist es einfacher, eine ergänzende Leistung zu bieten als eine Zusammenarbeit in Gang zu bringen. Im Zweifelsfall ist eine Latenzperiode nötig, bis die wichtigen Informationen zusammengetragen sind und die klinische Beurteilung vorliegt. Ausserdem kommen die Antworten des Netzwerks nicht postwendend, sobald die wichtigsten Bedürfnisse klar sind. Die den soziomedizinischen Institutionen auferlegten Budgetbegrenzungen schränken die Interventionsmöglichkeiten der Fachleute ein (Modak, 2013). Manche Akteure, die keine Hausbesuche machen, nehmen die Informationen der Hebammen mit Skepsis entgegen und zögern die Interventionen hinaus. Zudem führt das Problem der häuslichen Gewalt zu Ausweichverhalten. Folglich leisten die Hebammen viel – unbezahlten – Aufwand, bis die Zusammenarbeit aufgegleist ist. Zwischen Ehrenamtlichkeit und Grenzsetzung Parallel zur vernetzten Arbeit erbringen die Hebammen viele nützliche Hilfeleistungen für die Familien in prekären Verhältnissen. Die Massnahmen – oft werden sie nicht bezahlt und erfolgen ausserhalb der «klassischen» Hebammenleistungen – werden je nach Dringlichkeit der Situation, der Antworten des Betreuungsnetzes und der Ressourcen der einzelnen Hebamme ergriffen. Je nachdem wenden sich diese an Wohltätigkeitsinstitutionen und sammeln Kleider und Material für den Säugling. Andere telefonieren für die Frauen, übersetzen Dokumente oder schreiben im Namen der jungen Mütter Immobi­ lienfirmen und Krippen an. Zudem informieren die Hebammen die Eltern über interessante Verbände und geben Tipps zur Ernährung der älteren Kinder und zu den Freizeitangeboten. In seltenen Fällen gehen sie Vorräte und Windeln einkaufen. Diese ergänzenden Leistungen werden im Rahmen des Krankenversicherungsgesetzes nicht bezahlt und führen zu einem Einkommensverlust, was bereits Diskussionen unter den Hebammen bewirkt hat. Ausserdem zwingt diese Art von Betreuung die Hebammen, die Grenzen ihrer Zuständigkeit dauernd zu hinterfragen, was zu Zweifeln und Besorgnis führt.

Gespräche und Tipps für die Praxis Die Situationen, die zu mehrfacher Verletzbarkeit führen, stehen in Bezug zur Sozialpolitik und zu den sozialen Ungleichheiten im Gesundheitswesen (Niewiadomski, 2008). Fachleute fühlen sich machtlos, da sie Verletz­ barkeit nicht wegzaubern können. Sie machen, was sie können in einem schwierigen Arbeitsumfeld und in Abhängigkeit der Budgetpolitik (Modak, 2013). Dennoch: Wenn die Frauen die Wöchnerinnenabteilung verlassen, ohne dass ihre Situation erkannt wird, ist dies eine Missachtung des Grundsatzes der Gleichheit in der medizinischen Versorgung (Tunçalp et al., 2015). Die Anthropologie der Fähigkeiten betrachtet jedes Element des Handlungskontexts als ein Baustein des Wissens (Marchand, 2010). Die Lebensumstände der Familien, die heute dank der Betreuung zu Hause bekannt sind, ergänzen das Wissen rund um die postnatale Phase. Die detaillierten Erkenntnisse, die dank der kontinuierlichen Pflege und der Zeit, welche die Hebammen aufwenden, gewonnen werden, erweitern die bis anhin reduzierte Sicht auf die Mutterschaft und erlauben, die dringendsten Bedürfnisse zu erfüllen. Für eine angemessene Unterstützung sollte jede Frau zumindest vor ihrer Entlassung nach Hause ein «echtes» Gespräch führen dürfen. Die Frauen, deren Notsituationen nicht erkannt werden, haben oft einen Migrationshintergrund und sprechen kaum Französisch. Ihre Zurückhaltung und die wenigen Wörter, die sie beherrschen, werden fälschlicherweise als ein Fehlen von Bedürfnissen interpretiert. Die Zusammenarbeit mit Dolmetscherinnen ist in solchen Situationen unerlässlich (Bischoff, 2003; Guex, 2003). Im Zweifelsfall sollte die frei praktizierende Hebamme vor der Geburt einen Hausbesuch arrangieren, um die wahren Bedürfnisse der Familien kennenzulernen. Dieser Besuch im Hinblick auf die Vorbereitung zur Rückkehr nach Hause sollte selbstverständlich in voller Kenntnis der Sachlage stattfinden.

Literatur

Die vollständige Literaturliste kann heruntergeladen werden unter www.sage-femme.ch › Actualités

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Fokus

Group Antenatal Care: Welches Potenzial hat Schwangerschaftsvorsorge in Gruppen? Die Schwangerenvorsorge in Gruppen von sechs bis acht Frauen wird heute in den USA und in einigen Ländern Asiens und Europas unter dem Namen Group Antenatal Care erfolgreich angeboten. Sie soll insbesondere auch vulnerable Frauen und Paare unter­ stützen. Eine Literaturrecherche zur Wirkung dieser Gruppen im Vergleich zur klassischen Schwangerschaftsvorsorge zeigt nur wenige Unterschiede auf. Es gibt Hinweise, dass in der Gruppenvorsorge das Stillen verbessert werden kann; ausserdem lässt sich dort eine höhere Zufriedenheit feststellen. Chiara Marinello et al.

Geburtshilfliche Begleitung soll die Gesundheit von Mutter und Kind fördern und damit bestmögliche Voraussetzungen für die Schwangerschaft, die Geburt und die Zeit danach schaffen. Die klassische Eins-zu-einsSchwangerschaftskontrolle ist zeitlich häufig limitiert, was dazu führen kann, dass die bedürfnisorientierte, psychosoziale Begleitung vernachlässigt wird. Um diesem Mangel entgegenzuwirken, entstand in den 1970erJahren in den USA die Idee, die Schwangerenvorsorge grundlegend zu verändern und sie in Gruppen durchzuführen (Rising und Lindell, 1982). Die Vorsorge in der Gruppe sollte insbesondere auch vulnerable Frauen und Paare erreichen. Group Antenatal Care wird heute in den USA und in einigen Ländern Asiens und Europas erfolgreich umgesetzt (Catling et al, 2015). Group Antenatal Care Die Schwangerenvorsorge wird üblicherweise mit ungefähr sechs bis acht Frauen im ähnlichen Gestationsalter oder mit Paaren in acht Sitzungen während der Schwangerschaft und einer Sitzung postpartum durchgeführt. Inbegriffen sind Geburtsvorbereitung, klinische Unter­ suchungen und themenbezogene Diskussionen. Die klinische Untersuchung durch die Hebamme wird während ca. zehn Minuten mit der Frau oder dem Paar alleine durchgeführt. Einfachere Kontrollen wie Blutdruck, Gewicht und Urinuntersuchung macht die Frau selber. Dadurch wird ihre Rolle als Expertin der eigenen Gesundheit gefördert (Wedin et al., 2010).

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In der Gruppe haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, Erfahrungen und Probleme mit anderen Schwangeren zu besprechen. Zusätzlich wird Wissen über die Körperveränderungen sowie zur Vorbereitung auf die Mutterschaft vermittelt und somit das Verständnis dafür verbessert. (Novick et al., 2013). Schwangerschaftsvorsorgen in der Gruppe können von allen Hebammen angeboten werden, ohne dass spezifische Vorgaben eingehalten werden müssen (Andersson et al., 2012). Demgegenüber sind im weit verbreiteten Modell CenteringPregnancy® (Schindler Rising, 1998) Ablauf und Inhalt der Konsultationen genau strukturiert und vorgegeben. Zudem wird eine entsprechende Weiterbildung benötigt (Schindler Rising et al., 2004). Evidenzlage zu Group Antenatal Care Um die Wirkung von Group Antenatal Care im Vergleich zur klassischen Schwangerschaftsvorsorge zu ermitteln, wurde eine Literaturrecherche mit den Datenbanken PubMed, Cochrane, Midirs und CINAHL durchgeführt. Dabei wurden Ergebnisse unter anderem zur Zufriedenheit der Frauen, zu psychosozialen Faktoren, zum Schwangerschafts- und Geburtsoutcome, zum Stillen sowie zu fetalen und neonatalen Outcomes gesucht. Berücksichtigt wurden schliesslich zwei Studien, die den Effekt von CenteringPregnancy® untersuchten (Tanner-Smith et al., 2013; Tanner-Smith et al., 2014), und zwei systematische Reviews zu Schwangerschaftsvorsorge in der Gruppe allgemein (Catling et al., 2015; Sheeder et al., 2012). Insgesamt liessen sich bezüglich den zuvor genannten Resultaten kaum Unterschiede zwischen der Group Antenatal Care und dem klassischen Modell feststellen. Insgesamt zeigte sich jedoch in der Gruppenvorsorge eine höhere

Zufriedenheit. Zudem gibt es Hinweise, dass Group Antenatal Care das Stillen verbessern kann, sei es die höhere Bereitschaft zum Stillen als auch die Raten bei Stillen allgemein, vollem Stillen und Stillen bei Spitalaustritt. Diskussion Group Antenatal Care scheint im Vergleich zur klassischen Vorsorge betreffend mütterlichem und kindlichem Outcome gleich gut abzuschneiden. Vorteile konnten bei der mütterlichen Zufriedenheit sowie beim Stillen identifiziert werden. Die Zufriedenheit der Schwangeren wird massgeblich von der Vermittlung von Wissen und Informationen beeinflusst (Luyben und Fleming, 2005), was bei Group Antenatal Care ein klares Ziel ist. Durch die Verschiedenheit der Mitglieder können Probleme effizient gelöst werden, da die Vielfalt von Wissen und Können den Prozess positiv beeinflusst (Altenthan et al., 2013). Der Prozess der Gruppendynamik ist in diesem Zusammenhang jedoch noch zu wenig erforscht und verstanden. Ein strategisches Ziel des Schweizer Gesundheitswesens ist es, die Behandlungseffizienz und die Gesundheitsprävention zu verbessern (Eidgenössisches Departement des Innern, 2013). Die Schwangerenvorsorge in der Schweiz ist heute stark auf Risikoorientierung und medizinischtechnische Betreuung ausgerichtet. Group Antenatal Care hat Potenzial, eine bedürfnisgerechtere Betreuung zu gewähren und die Schwangerschaftsversorgung um ein von Hebammen geleitetes Angebot zu erweitern. Davon könnten insbesondere auch vulnerable Frauen profitieren.

Der vorliegende Artikel ist ein Teil aus der BachelorThesis von Chiara Marinello und Daniela Ramseier zum Thema «Group Antenatal Care: Ein Schwangerschaftsvorsorgemodell für die Schweiz?», in der geburtshilfliche Fachpersonen zur Tauglichkeit des Modells befragt wurden. Sie wurde im Auftrag der Abteilung Forschung und Entwicklung Geburtshilfe der BFH Gesundheit im Rahmen des Forschungsschwerpunktes «Mütterliche und kindliche Gesundheit in soziökomisch benachteiligten Familien» verfasst. Weitere Ergebnisse dieser Analyse sollen zu einem späteren Zeitpunkt publiziert werden.

Autorinnen

Chiara Marinello, Studierende Hebamme BSc und Informations- und Dokumentationsassistentin [email protected] Ramseier Daniela, Studierende Hebamme BSc [email protected] Paola Origlia Ikhilor, MSc, Hebamme und Dozentin, Disziplin Geburtshilfe der Berner Fach­ hochschule [email protected]

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Mosaik

Wie sehen künftige Versorgungsmodelle für die Mutterschaft aus? Im gesundheits- und bildungspolitischen Bereich ist zurzeit vieles in Bewegung, und die Themenfelder Gesundheit und Bildung wirken verschiedentlich aufeinander ein. Um weiterhin eine bezahlbare, qualitativ gute Versorgung im Gesundheitswesen sicherstellen zu können, braucht es unter anderem genügend und gut ausgebildete Fachpersonen, Effizienz sowie neue Versorgungsmodelle, welche die Resultate, aber auch die Bedürfnisse der Kundinnen berücksichtigen. Susanne van Gogh

Zu Beginn eine Utopie: Im Jahr 2035 werden frisch ausgebildete Hebammen keine Gräben mehr zwischen den verschiedenen Disziplinen kennen. Monoprofessionelle Bildungssilos sind ihnen unbekannt, und auf der Suche nach einem Arbeitsplatz können sie aus verschiedenen Bereichen breit angelegter Versorgungsmodelle rund um die Mutterschaft wählen und sich in einem Gebiet etablieren. Zugegeben, 20 Jahre werden kaum ausreichen für solch tiefgreifende Veränderungen. Dennoch gibt es Ansätze, die Elemente dieser Vision als wünschenswerte Zukunftsmodelle skizzieren. Im Folgenden werden Anregungen und Argumente aus diversen Berichten erläutert und die daraus entstehenden Möglichkeiten für die Hebammen aufgezeigt. Gesundheitspolitischer Stand in der Schweiz In den gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundes­ rates «Gesundheit 2020» ist festgehalten, dass sich die Versorgung wird wandeln müssen. Unter anderem sollen die Angebote optimiert und die Versorgungsqualität gesichert und erhöht werden. Denn gute Qualität wirkt sich positiv auf die Kosten aus. Einsparungsmöglichkeiten von ungefähr 20 Prozent werden ausserdem im Bereich der Effizienz gesehen, z. B. im Abbau von Doppelspurigkeiten. Prävention und Früherkennung sind weitere Faktoren, die Kosten zu dämpfen vermögen.

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Nebst Transparenz, verbesserten Datengrundlagen und Analysen sollen auch Impulse aus anderen Ländern einbezogen werden. Insgesamt sollen neue Steuerungsinstrumente eingeführt und die medizinische Grundversorgung gestärkt werden (Bundesamt für Gesundheit, 2013). Auch die Akademien der Wissenschaften Schweiz beschäftigen sich mit der Zukunft des Schweizer Gesundheitssystems und möchten aus einem wissenschaftlichen Blickwinkel einen Beitrag zu dessen Zukunftsfähigkeit leisten. In ihrer Roadmap werden sieben Ziele im Hinblick auf ein nachhaltiges Gesundheitssystem genannt und die dazugehörenden Massnahmen skizziert. Darunter finden sich unter anderem die Erhöhung der Zahl der Ausbildungsplätze für Gesundheitsfachleute, aber auch neue Modelle der interdisziplinären Team­ arbeit und die Unterstützung innovativer Versorgungsmodelle (Akademien der Wissenschaften Schweiz, 2014). Den Wissenstransfer sicherstellen Der Report Careum Dialog 2014 fordert dazu auf, die dominierenden monoprofessionellen Bildungssilos zu überwinden. Die Politikfelder Gesundheit und Bildung stehen in gegenseitiger Abhängigkeit. Es wird befürchtet, dass die Bildung zu spät sein wird für neue Versorgungsmodelle, wenn gemeinsames Lernen und berufsüberlappende Kooperationskompetenzen nicht gefördert werden (Careum, 2014). Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zitiert Gesundheits­ politikerinnen, die sagen, dass aus Sicht des Bundesamtes für Gesundheit ein Master für Hebammen eingeführt werden muss, weil es an wissenschaftlichen Trägern für die Entwicklung der Hebammenarbeit fehle (Dutoit et al., 2013). Gemäss diesen Voten braucht es sowohl eine Verschränkung der Bildungs- und Gesundheitspolitik als auch berufsspezifische Forschung, welche die disziplinäre und interdisziplinäre Vernetzung und den Wissenstransfer von der Theorie zur Praxis gewährleisten kann.

Erkenntnisse und Empfehlungen in England Wenn bezüglich neuer Versorgungsmodelle Impulse aus anderen Ländern aufgenommen werden sollen, so bietet sich für die Geburtshilfe der Blick nach England an: Die Birthplace-Kohortenstudie ist die grösste ihrer Art weltweit und schliesst die Auswertung von über 60 000 Geburten mit geringem Risiko in verschiedenen Settings ein. Einige der Schlüsselerkenntnisse sind folgende: Geburten in hebammengeleiteten Abteilungen haben die gleichen Resultate bezüglich Babys wie in ärztlich geleiteten Einheiten, dies jedoch mit weniger Interventionen und einer etwa halb so grossen Sectiorate. Die Studie zeigt mehrere Unterschiede zwischen Erst- und Mehrgebärenden. So liegen bei Hausgeburten die Verlegungsraten von Erstgebärenden bei beinahe der Hälfte, während für Mehrgebärende die Hausgeburt nicht nur kein erhöhtes Risiko für das Baby aufwies, sondern zusätzliche noch das Risiko von Interventionen für die Mutter senkte. Bezüglich Kosten wird angemerkt, dass die Hebammen­ betreuung potenziell kostensparend sei. Insgesamt wird festgestellt, dass die Evidenz die Strategie unterstützt, Frauen mit tiefen Risiken den Geburtsort frei wählen zu lassen (NHS Confederation Events & Publishing, 2012). Diese Resultate wurden in die neusten Richtlinien des National Institute for Health and Care Excellence (NICE Guidelines) aufgenommen und erfahren dadurch in England grosse Beachtung und praktische Bedeutung. Die Guidelines beschreiben im Detail, in welchem Fall gemäss der vorhandenen Evidenz welche beste Empfehlung an die Frauen ausgesprochen werden kann (NICE, 2014).

Autorin

Susanne van Gogh, MA Ethnologie und Geschlechterforschung, Hebamme BSc, absolviert im Anschluss an ihr Hochschulstudium an der Universität Basel ein Jahr als wissenschaftliche Assistentin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Team Forschungsstelle Hebammenwissenschaft des Instituts für Hebammen. Vorgängig hat sie viele Jahre in den verschiedensten Bereichen als Hebamme gearbeitet.

Und wie ist die Situation in der Schweiz? Nicht nur im Ausland, auch in der Schweiz wird erkannt, dass viele Studienergebnisse für eine Stärkung hebammengeleiteter Versorgungsmodelle sprechen: Sie wirken sich positiv auf die Zufriedenheit der Klientinnen, auf die Gesundheit von Mutter und Kind sowie auf die Behandlungs- und Betreuungskosten aus (Künzi et al., 2014). Doch gibt es gerade im aktuellen Bericht zur Tätig­ keitserfassung der frei praktizierenden Hebammen des Schweizerischen Hebammenverbandes Hinweise, dass verglichen mit der Nachfrage von Seiten der Frauen und Familien in vielen Landsteilen zu wenig Angebote von hebammengeleiteten Geburtshilfemodellen bestehen (Erdin et al., 2014). Im Weiteren hatte ein Bericht zu den Prognosen für Gesundheitsberufe gezeigt, dass in der Schweiz der Bedarf an Fachpersonen steigen wird und dies nur abgedeckt werden kann, wenn die Studienplätze erhöht werden und die Arbeitsmigration nicht abnimmt (Rüesch et al., 2014). Mit Hebammenkompetenzen in die Zukunft Anknüpfend an die Utopie wären aufgrund der beschriebenen Daten und Anregungen aus dem In- und Ausland viele Möglichkeiten und Versorgungsmodelle denkbar: Prioritär gefördert werden müsste ein Master of Science (MSc) für Hebammen. Die Einführung von Advanced Practice Midwifery (APM) in der Praxis zur Sicherung der Qualität auf allen Arbeitsstufen wäre von ebenso grosser Wichtigkeit. Die Arbeitsbereiche und die Kompetenzen der Hebammen müssten durch Öffentlichkeitsarbeit, idealerweise aber auch durch entsprechende Versicherungs- und Versorgungsmodelle bekannter gemacht und gefördert werden. So könnten zum Beispiel analog zu HMO-Modellen «Mutterschaftspraxen» erschaffen werden, in denen Hebammen als Schlüsselpersonen fungieren und die Koordination der interdisziplinären Zusammenarbeit übernehmen würden. Damit wäre die Abdeckung der Grundversorgung gewährleistet, mit der Prävention und der Förderung der Physiologie als integrierte Bestandteile dieses Modells. Gleiches könnte auf Ebene der Spitäler angewendet werden. In Randregionen würden die Geburtenabteilungen und Geburtshäuser ausschliesslich von Hebammen geführt, und in Zentrumsspitälern wäre die hebammen­ geleitete Geburt die primäre Wahl für alle Frauen mit geringem Risiko. Alle diese Formen von hebammengeleiteten Begleitungen würden mit evidenzbasierten Informationen gefördert und je nach Geburtsort von APM in guter Vernetzung mit anderen Fachpersonen ausgeführt. Einige der wichtigsten Voraussetzungen für der­ artige neue Modelle wären die Sicherung der Qualität durch eine fundierte Grundausbildung, stete Weiterbildung und Spezialisierungen der Hebammen, ein gewährleisteter Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis, Qualitätsindikatoren, aber auch weitere Datenerhebungen und Auswertungen zur steten Überprüfung der Arbeit.

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Mosaik Buchtipp Der Umbruch im Gesundheitswesen eröffnet den Hebammen neue Optionen, sich als Berufsstand auf einer breiten Ebene zu engagieren und zu etablieren. Manchmal braucht es vorangehende Utopien, bevor mit Mut, fundiertem Wissen, grossem Engagement, Ausdauer, Zusammenstehen und Weitsicht neue Ausbildungs- und Versorgungsmodelle sowie Arbeitsweisen umgesetzt und berufliche Veränderungen, Erweiterungen und Chancen eröffnet werden können.

Margret Madejsky

Das alternative Kinderwunschbuch Die besten Naturheilkonzepte für die Fruchtbarkeit

Literatur

Bundesamt für Gesundheit (2013) Die gesundheits­ politischen Prioritäten des Bundesrates. Gesundheit 2020. EDI: Bern. Akademien der Wissenschaften Schweiz (2014) Ein nach­haltiges Gesundheitssystem für die Schweiz. Roadmap der Akademien der Wissenschaften Schweiz. Akademien der Wissenschaften Schweiz: Bern. Careum (2014) Gesundheitspolitik trifft Bildungs­ politik. Innovation in der Gesundheitsbildungspolitik stärken. Report Careum Dialog. Careum Stiftung: Zürich. Dutoit, L. et al. (2013) Advanced Practice Ergotherapeut/innen und Hebammen: Innovationen in der ambulanten und stationären Versorgung: Literaturübersicht und Einschätzungen von Expert/innen. HochschulOnline-Publikationen ZHAW. ZHAW Departement Gesundheit: Winterthur. NHS Confederation Events & Publishing (2012) Birthplace in England – New Evidence. Availability, safety, processes, and costs of different settings for birth. SDO Network research digest. June 2012(3). NICE (2014) Intrapartum care: care of healthy women and their babies during childbirth. National Institute for Health and Care Excellence: London. Künzi, K. et al. (2014) Aktueller Stand der schweize­ rischen Diskussion über den Einbezug von hoch aus­g ebildeten nichtärztlichen Berufsleuten in der medizinischen Grundversorgung. Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit. Büro für Arbeits- und sozialpolitische Studien BASS AG: Bern. Erdin, R. et al. (In Druck) Tätigkeitserfassung der frei praktizierenden Hebammen der Schweiz. Bericht zur Erhebung 2014. Im Auftrag des Schweizerischen Hebammenverbandes. ZHAW Departement Gesundheit: Winterthur. Rüesch, P. et al. (2014) Prognose Gesundheitsberufe: Ergotherapie, Hebammen und Physiotherapie 2025. Hochschul-Online-Publikationen ZHAW. ZHAW Departement Gesundheit: Winterthur.

Verlag Arkana 376 Seiten, CHF 36.90 ISBN 978-3-442-34174-0

Autorin Margret Madejsky, Heilpraktikerin und Mitbegründerin von Natura Naturans, teilt in ihrem neusten Werk «Das alternative Kinderwunschbuch – Die besten Natur­ heilkonzepte für die Fruchtbarkeit» ihr Wissen und ihre Jahrzehnte lange Praxiserfahrung zu naturheilkundlichen Therapien bei ungewollter Kinderlosigkeit. Der erste Teil des Buches enthält eine umfangreiche Anamnese mit zwölf Fragen, die unter anderem den Menstruationszyklus betreffen. Durch die Beantwortung der Fragen können Betroffene das Problem und mögliche Ursachen individuell eingrenzen. Verschiedene Faktoren, die der Kinderlosigkeit zugrunde liegen können wie z. B. eine Gelbkörperschwäche, werden dann im entsprechenden Kapitel des Buches gut verständlich und differenziert beschrieben. Nebst den physischen Ursachen kommen auch psychische Themen und seelische Blockaden als mögliche Hindernisse zur Sprache. Margret Madejsky trägt fundiertes Wissen aus verschiedenen Gebieten der Naturheilkunde wie z. B. der Traditionellen Abendländischen Medizin, der Homöopathie, Phytotherapie und der Traditionellen Chinesischen Medizin zu gut umsetzbaren Therapiekonzepten und praktischen Tipps zusammen. Fallbeispiele aus der Praxis und Interviews mit Experten runden die einzelnen Kapitel ab. Das Buch ist mit zahlreichen Bildern sehr schön aufbereitet. Dank der übersichtlichen und themenbezogenen Darstellung sowie vielen Rezepten eignet es sich auch gut als Nachschlagewerk für Fachpersonen, die in der Beratung tätig und an der Naturheilkunde für Frauen interessiert sind. Silvia Meyer, redaktionelle Beirätin

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CALYPSO IST TESTSIEGER GERÄUSCHTEST ZEIGT: CALYPSO IST DIE LEISESTE MILCHPUMPE*

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Neues aus den Fachhochschulen

Interdisziplinarität: eine Physiotherapeutin unter Hebammen Eine studierende Physiotherapeutin, die sechs Monate lang mit angehenden Hebammen die Schulbank drückt? Geht das, ist das sinnvoll, und wer kann da wie viel profitieren? Ein Austausch zwischen der Berner Fachhochschule und der Hanzehogeschool Groningen in den Niederlanden zeigt, wie erfolgreich ein interdisziplinäres Studium sein kann. Paola Origlia Ikhilor, Thomas Sigrist

Interdisziplinarität wird am Fachbereich Gesundheit der Berner Fachhochschule (BFH) gross geschrieben und ist Teil der Strategie. Sie wird zwischen den einzelnen Stu­ diengängen innerhalb des Fachbereichs, aber auch über die Departementsgrenzen hinweg gefördert. Die vier Disziplinen Ernährung und Diätetik, Hebamme, Pflege sowie Physiotherapie haben gemeinsam einen interdisziplinären Zyklus konzipiert, in dem eine Vorlesungsreihe zu anatomisch-physiologischen Grundlagen, ein interdisziplinäres Projekt und ein interprofessionelles Modul «Gesundheitsberufe im Dialog» von den Studierenden aller Disziplinen gemeinsam belegt wird. Als die BFH allerdings von der Hanzehogeschool Groningen in den Niederlanden angefragt wurde, ob sie im Rahmen eines Swiss-European-Mobility-Programm-Austausches einen interdisziplinären Minor * während eines ganzen Semesters anbieten könnte, betrat sie Neuland. Beruflich und persönlich motivierte Wahl Aus der Anfrage wurde schnell ein konkretes Projekt: Eine Physiotherapiestudentin im 3. Studienjahr an der Hanzehogeschool Groningen, Henriette Kelders, sollte während eines Semesters eine Fachver­tiefung in einer anderen beliebigen Disziplin absolvieren. Also suchten die beteiligten Dozierenden der BFH in den drei anderen Studiengängen nach geeigneten Modulen. Die Ausgangslage, dass die Curricula aller Bachelorstu­diengänge aufbauend konzipiert sind und dabei fach­spezifische Vorkenntnisse erforderlich sind, grenzte die möglichen Module merklich ein. Henriette Kelders:  Warum ich für diese Fachvertiefung in die Schweiz und ausgerechnet nach Bern wollte? Ich hätte schon immer gerne im deutschsprachigen Ausland studiert. Mein Auslandskoordinator erzählte mir, dass die BFH sehr fundierte Studiengänge anbiete. Am interessan­ testen fand ich die Kombination von Physiotherapie mit dem Fachgebiet Geburtshilfe. Das ist nicht nur für meine berufliche Entwicklung interessant, sondern auch für mich als Frau. Ich möchte später Kinder haben und denke, dass mir dieses Wissen viele Unsicherheiten nehmen kann.

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Von Gemeinsamkeiten und Unterschieden Die BFH konzipierte für die Studentin ein massgeschneidertes Programm, das aus den Modulen «Frauen- und Familiengesundheit», «Hebamme sein, Qualität und Transfer», «Körperarbeit» und «Öffentlich kommunizieren» im Bachelorstudiengang Hebamme und aus dem Modul «Spezialgebiete» im Bachelorstudiengang Physiotherapie bestand. Natürlich gab es Unterschiede zwischen der BFH und der Hanzehogeschool, z. B. die Dauer der Lektionen oder die Anzahl Studierenden pro Kohorte: 50 in Bern, 280 in Groningen. In den Niederlanden umfasst ein ECTS-Punkt 26 Stunden, in der Schweiz 30 Stunden. Aber es gab auch Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel, dass alle verschie­ denen Bachelorstudiengänge des Fachbereichs Gesund­ heit im selben Gebäude unterrichtet werden, was sich meiner Meinung nach positiv auf die Entwicklung der interdisziplinären Zusammenarbeit auswirkt. Fehlender Praxiseinsatz bot Schwierigkeiten Der holländischer Kollege hatte versichert, Henriette Kelders sei das ideale «proefkonijn» – das ideale Versuchskaninchen oder eben -meerschweinchen, wie es im Niederländischen heisst. Trotz aller vorausgegangenen Abklärungen erwies sich eines der gewählten Module mit geburtshilflichen Fallbesprechungen als unpassend. Den beteiligten Dozierenden der BFH war nicht bewusst, dass die Studentin noch nie zuvor einen Praxiseinsatz gehabt hatte. Neben der Sprache und den fachfremden Inhalten, die für sie ein Hindernis darstellten, fehlten ihr die Praxisbilder. Es war für sie schwierig, bei allgemeinen oder psychosozialen Fragestellungen einen persönlichen Praxis-Theorie-Transfer zu machen.

Autoren

Paola Origlia Ikhilor  Dozentin Bachelorstudiengang, Hebamme, internationale Koordinatorin, Berner Fachhochschule Thomas Sigrist  Dozent Bachelorstudiengang Physiotherapie, internationaler Koordinator, Berner Fachhochschule

Berner Fachhochschule

Studierende bearbeiten gemeinsam einen Trainings­ auftrag.

Während des Moduls wurden verschiedene Fallbeispiele be­ sprochen. Obwohl es für mich schwierig war, die ein­zelnen Fallsituationen zu verstehen und mich bei der Diskussion zu beteiligen, habe ich sehr viel bei der Vorbereitung meines eigenen Beispiels gelernt. Meine Fallbesprechung widmete sich dem Thema «Beckenschmerzen während der Schwan­ gerschaft». Wechsel der Perspektive Andere Module hingegen erwiesen sich als voller Erfolg. Besonders eindrücklich waren die Erkenntnisse der Studentin im Modul «Körperarbeit». In diesem lernen die Studierenden, die eigene Anatomie und Physiologie wahrzunehmen, und erfahren das Zusammenspiel von Körper (Soma) und Psyche. Das bewusste Einbeziehen der eigenen somatischen Realität und jener des Gegenübers ist eine Form der Eigenkompetenz, die in schwierigen Situationen als Ressource eingesetzt werden kann. Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sind somatopsychische Prozesse, die mithilfe von Körperarbeit unterstützt werden können. Die Eigenkompetenz der Mutter, ihres Kindes und ihrer Familie wird auf diese Weise mobilisiert. Im Fach «Körperarbeit» habe ich gelernt, den menschlichen Körper aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Physio­ therapeuten erfassen den Körper hauptsächlich mit einem «physiologischen» Auge und fragen sich: Wie ist er aufge­ baut? Was ist das Problem? Welche Strukturen können dafür verantwortlich sein? Hebammen schenken neben den physiologischen Veränderungen auch den Gefühlen der Frau sehr viel Aufmerksamkeit. Wie fühlen sich Frauen bei der Veränderung ihres Körpers? Wie fühlt sich der Kör­ per nach einer Geburt genau an? Viele Frauen empfinden z. B. den untersten Teil des Rumpfes nach einer Geburt als sehr ungewohnt. Für Physiotherapeutinnen und -thera­ peuten ist wichtig zu wissen, dass sich eine Frau nach der Geburt wieder an ihren eigenen Körper gewöhnen muss und dass man den Körper nicht unabhängig von der Psy­ che behandeln kann.

In eine andere Lebens- und Lernwelt eintauchen Herausforderungen in der täglichen Zusammenarbeit der verschieden Berufsgruppen sind nicht selten auf ganz unterschiedliche (Fach-)Verständnisse zurückzuführen. Gemeinsames Hören, Tun, Analysieren und Verknüpfen, so wie im Fachbereichs-Curriculum verankert, sind zweifelsohne gewinnbringende Ansätze. Das Eintauchen in eine komplett andere Lebens- bzw. Lernwelt, wie es der Minor vorsieht, ist ein unbezahlbares Lernerlebnis. Der Studierendenaustausch zwischen der BFH und der Hanzehogeschool Groningen war für alle Beteiligten ein Gewinn. Die Suche nach möglichen Modulen hat den beteiligten Dozierenden einen Einblick in die anderen Studiengänge geöffnet. Sie haben erkannt, dass grundsätzliche Denkweisen vergleichbar sind, der Weg dazu jedoch manchmal unterschiedlich ist. Mit dem gemeinsamen Projekt und dem erfolgreichen Abschluss hat die BFH Interdisziplinarität erlebt und vorgelebt. Die Beteiligten der BFH sind überzeugt, dass sie bei ihren Kolleginnen, Kollegen und bei den Studierenden einen möglichen Weg interdisziplinärer Arbeit aufzeigen konnten. Das erfolgreiche Pilotprojekt zeigt Wirkung, und eine weitere Physiotherapeutin aus Groningen weilt aktuell unter den Hebammen. Dieser Artikel ist eine redigierte Fassung des Erstabdrucks aus dem «BFH Frequenz» vom Juni 2015.

* Mit dem «Minor» fachliche Schwerpunkte legen: Die Hanzehogeschool Groningen, Niederlande, bietet seit 2005 für alle Studiengänge eine sogenannte Major/Minor-Struktur an. Der Hauptteil eines Studiums ist mit dem Major festgelegt, der Disziplin, in der die Studierenden ihren Bachelor absolvieren. Mit dem Minor haben sie zusätzlich die Möglichkeit, selbstgewählte fachliche Schwerpunkte zu legen. Dafür werden einerseits interne Kurse im Rahmen von 3 bis 15 ECTS-Punkten angeboten, oder es können externe Kurse, bspw. im Rahmen eines Auslandsemesters, belegt werden (max. ein Semester à 29 ECTS-Punkte). So können ein neues, verwandtes Fachthema vertieft und das Wissen in einem interdiszipli­ nären Kontext erweitert werden.

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Neues aus Wissenschaft und Forschung

Geburtseinleitung bei Frauen mit normal verlaufenden Schwangerschaften am oder über dem errechneten Geburtstermin Induction of labour for improving birth outcomes for women at or beyond term Gülmezoglu AM, Crowther CA, Middleton P, Heatley E (2012). Induction of labour for improving birth outcomes for women at or beyond term. Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 6. Art. No. CD004945, doi:10.1002/14651858.CD004945.pub3. www.cochranelibrary.com › im Suchfenster englischen Titel eingeben › gewünschten Treffer anklicken › deutschsprachige Zusammenfassung zuunterst

Eine normal verlaufende Schwangerschaft dauert von Beginn der letzten Menstruation an etwa 40 Wochen, doch der Zeitraum zwischen 37 und 42 Wochen wird als normale Schwangerschaftsdauer betrachtet. Geburten vor der 37. Schwangerschaftswoche werden als Frühgeburt bezeichnet. Diese Kinder haben häufig Atemprobleme und einige ihrer Organe sind oft noch nicht voll ausgereift. Geburten nach 42 abgeschlossenen Schwangerschaftswochen scheinen ein leicht erhöhtes Risiko für das Kind aufzuweisen und werden mit einer erhöhten Sterblichkeit in Zusammenhang gebracht. Da kein Testverfahren vorhersagen kann, ob das Kind im Mutterleib verbleiben oder ob die Geburt eingeleitet werden soll, damit das Kind geboren wird, sind die bislang festgelegten zeitlichen Beschränkungen willkürlich gewählt. Dieser Review hat zum Ziel, herauszufinden, ob die Geburtseinleitung zu einem gegebenen Zeitpunkt die Risiken für das Kind reduzieren kann. Der Review umfasst 22 Studien mit insgesamt über 9000 Frauen, die eine Geburtseinleitung zu verschiedenen Zeitpunkten zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche erhielten. Einige dieser Studien sind bereits recht alt und sind von unterschiedlicher Qualität. In dem Review wurden die Studien im Hinblick auf

das Vorgehen bei der Geburtseinleitung gruppiert in 1. 37. bis 39. Schwangerschaftswoche abgeschlossen, 2. 39. bis 40. Schwangerschaftswoche abgeschlossen, 3. 41 abgeschlossene Schwangerschaftswochen im Vergleich

zum abwartenden Vorgehen. Es gab weniger Todesfälle von Neugeborenen, wenn eine klare Vorgehensweise zur Geburtseinleitung ausgeführt wurde. Diese Todesfälle waren bei jeder Vorgehensweise selten. In der Einleitungsgruppe entwickelten erheblich weniger Kinder ein Mekoniumaspirations-Syndrom (akut lebensbedrohlicher Notfall verursacht durch Kindspech in den Atemwegen des Kindes). Ebenso waren in dieser Gruppe weniger Kaiserschnitte notwendig im Vergleich zur Gruppe mit der abwartenden Vorgehensweise. Die Erfahrungen und Meinungen der Frauen über die verschiedenen Möglichkeiten wurden bislang nicht ausreichend untersucht. Übersetzung: Christine Loytved, Andrea Stiefel; Koordination durch Cochrane Schweiz

Akupunktur zur Geburtseinleitung Acupuncture for induction of labour Smith CA, Crowther CA, Grant SJ (2013). Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 8. Art. No. CD002962, doi:10.1002/14651858.CD002962.pub3  www.cochranelibrary.com › im Suchfenster englischen gewünschten Treffer anklicken › deutschsprachige Zusammenfassung zuunterst

Die Wirksamkeit von Akupunktur zur Geburtseinleitung ist nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Manchmal ist es für die Sicherheit von Mutter oder Kind notwendig, die Geburt einzuleiten. Eine Geburtseinleitung (künstliche Wehenanregung) wird üblicherweise durchgeführt, wenn die Schwangerschaft ein Risiko darstellt. Für die schwangere Frau und ihr ungeborenes Kind stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, um den Muttermund vorzubereiten und die Geburt einzuleiten. Manche Frauen suchen während der Schwangerschaft und der Geburt nach komplementären Behandlungsmethoden, die neben schulmedizinischen Angeboten genutzt werden. Bei der Akupunktur werden feine Nadeln in spezifische Punkte des Körpers eingestochen. Sie wird angewendet, um das Reifen des Muttermundes zu unterstützen, die Geburt einzuleiten und den Geburtsschmerz zu mindern. In den Review wurden 14 Studien mit Daten von 2220 Frauen eingeschlossen, die randomisiert entweder Akupunktur, Placebo-Akupunktur oder die allgemein übliche Behandlung erhielten. Ausser zwei Studien aus Asien wurden die meisten Studien in westlichen Ländern

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durchgeführt. Die Evidenz für die klinische Alltagswirksamkeit dieser Behandlung war eingeschränkt. Keine der Studien berichtete über vaginale Geburt innerhalb von 24 Stunden, Überstimulation der Gebärmutter mit Veränderungen der kindlichen Herztöne und schwere mütterliche Erkrankungen oder Tod. In Hinblick auf die Rate der Kaiserschnitte und der Krampfanfälle bei Neugeborenen zeigten sich keine Unterschiede. In den Studien kamen verschiedene Akupunkturpunkte, eine unterschiedliche Anzahl an Behandlungen und Methoden der Akupunktur (manuelle oder Elektroakupunktur) zur Anwendung. Weitere Forschung ist notwendig. Übersetzung: Christine Loytved, Andrea Stiefel; Koordination durch Cochrane Schweiz Der Abdruck erfolgt mit der freundlichen Genehmigung des Verlages Wiley.

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Sitzung des ZV: neue Richtlinien für die «Hebamme.ch» Der Zentralvorstand (ZV) hat an seiner Sitzung vom 20. August unter anderem die Themen Richtlinien «Hebamme.ch», Finanzen Schweizerischer Hebammenverband, Gespräch mit der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) und Qualitätslabel «Hebammengeleitete Geburtshilfe» diskutiert. Er genehmigte die neuen Richtlinien der «Hebamme.ch», die das alte Redaktionsstatut ersetzen und die Neuerungen aus der Leserinnenumfrage 2015 umfassen. Der ZV ergänzte, dass neu Buchbesprechungen nicht mehr vergütet werden, die rezensierende Hebamme jedoch weiterhin das Buch gratis erhält. Ebenso soll in den Richtlinien festgehalten werden, dass pro Jahr mindestens drei Ausgaben der Fachzeitschrift in französischer Sprache beginnen. Weiter nimmt der ZV die Kostenstellenrechnung 2014 zur Kenntnis, freut sich über den guten Halbjahresabschluss 2015 und die ebenfalls sehr positive Schlussrechnung des Kongresses 2015. Die Präsidentin informierte über ein Gespräch mit der SGGG zu möglichen Änderungen der Krankenpflege-Leistungsverordnung. Ausserdem hat der ZV über ein Qualitätslabel «Hebammengeleitete Geburtshilfe» debattiert und ist zum Schluss gekommen, dass dies ein Projekt ist, das es genauer zu verfolgen gilt. Das Projektteam soll dem ZV im November einen ausgearbeiteten Zeitplan und ein Budget vorlegen, damit dieser definitiv darüber befinden kann. Barbara Stocker Kalberer, SHV-Präsidentin Das gesamte Protokoll ist auf der Website zu finden unter www.hebamme.ch › Hebammen › Bereich für Mitglieder › Verband

Schweizerischer Hebammen­ kongress: «Das Kind im Fokus» 11. und 12. Mai 2016 Würth Haus Rorschach, www.wuerth-haus-rorschach.ch

Der nächste Schweizerische Hebammenkongress wird an einem wunderschönen Ort direkt am Ufer des Bodensees stattfinden. Wir widmen den Fortbildungstag vom 12. Mai unseren kleinsten Schützlingen und haben das Thema «Das Kind im Fokus» gewählt. Nach Rorschach zu reisen, ist zwar für einige von Ihnen eine halbe oder ganze Schweizerreise, das ist uns bewusst; umso mehr dürfen Sie sich freuen auf einen beeindruckenden Kongressort und ein inhaltlich gehaltvolles Weiterbildungsprogramm: Zwei engagierte Forscherinnen erläutern neueste Erkenntnisse zur Epigenetik und zum Mikrobiom (Darmbesiedelung) des Neugeborenen. Ein weiteres Referat soll sowohl freiberufliche als auch angestellte Hebammen anregen, neue Wege zu gehen für einen würdevollen Abschied von frühen Totgeburten.

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Wir hinterfragen die Praxis der Nahrungsergänzungen in Schwangerschaft und Stillzeit und haben einen Lebensmittelchemiker und wissenschaftlichen Publizisten engagiert, der Sie mit kritischen Ansichten konfrontieren wird. Neue Erkenntnisse zu Stress in der Schwangerschaft lässt Sie die daraus resultierenden Folgen für das Kind besser abschätzen. Zu guter Letzt zeigt eine Referentin, wie bei Schreibabys und deren Eltern endlich Ruhe einkehren kann. Damit sich die Anreise bereits am Vortag lohnt, planen wir am Abend des 11. Mai das Galadinner auf hoher See, auf der Hohentwiel*, dem wohl schönsten historischen Schaufelraddampfer des Kontinents. Es erwarten Sie gastfreundliche Hotels an bester Seelage, eine Menge Hebammenpower und hoffentlich angenehm sonniges Frühlingswetter. Wir freuen uns auf Sie! Madeleine Grüninger, Edith Rogenmoser, Anna Heldstab Indermaur; Kongressorganisationskomitee der Sektion Ostschweiz * Siehe www.hohentwiel.com

Posterpräsentation und -wettbewerb am Schweizerischen Hebammenkongress 2016 Ein Poster ist ein anerkanntes Medium, um wissenschaftliche Arbeiten und Projekte vorzustellen und bekannt zu machen. Der Schweizerische Hebammenverband (SHV) lädt Sie herzlich ein, anlässlich des Schweizerischen Hebammenkongresses vom 11. und 12. Mai 2016 in Rorschach Ihr Poster zu zeigen. Sie bereichern damit unseren Kongress, indem Sie neuste Erkenntnisse und Entwicklungen in der Hebammenpraxis den Kongressteilnehmenden präsentieren. Die Poster werden in drei Preiskategorien ausgezeichnet: – Poster von einer studierenden Hebamme (Bachelor-Thesis oder anderer Grad) – Poster im Bereich der Hebammenforschung (quantitative und qualitative Studie oder Aktionsforschung) – Poster im Zusammenhang mit einem Hebammenprojekt (Beitrag zur Verbesserung/Entwicklung der Berufspraktiken) Der SHV hat entschieden, das beste Poster pro Kategorie mit einem Preis im Wert von CHF 1000.– auszuzeichnen. Die Preise sind von der Versicherungsgesellschaft Swica gesponsert. Eine aus Hebammen zusammengesetzte Fachjury beurteilt die Arbeiten. Die Kriterien sind: – Relevanz und Aktualität des Themas (berufliche Fragestellung, Kontext, neueste Erkenntnisse) – Relevanz der Ziele – Relevanz und Angemessenheit der gewählten Methode (Beschreibung des Vorgehens und der Forschungsinstrumente/Verankerung des Projekts) – Relevanz und Strukturierung der Forschungsergebnisse/ Projektevaluation (Transparenz, Bezug zur Fragestellung, Grenzen) – Qualität der visuellen Darstellung

Das Poster muss im Standardformat 82 × 102 cm ausgestellt werden. Die Preisverleihung erfolgt während des Hebammenkongresses in Anwesenheit der Autorinnen. Die Gewinner/­ innen werden in der Zeitschrift «Hebamme.ch» veröffentlicht und die prämierten Poster auf der Website www.hebamme. ch aufgeschaltet.

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Séance du CC: nouvelles directives pour «Sage-femme.ch» Lors de sa séance du 20 août, le Comité central (CC) a discuté notamment des directives pour Sage-femme.ch, de la situation financière de la Fédération suisse des sages-femmes, de l’entrevue avec la Société suisse de gynécologie et d’obstétrique (SSGO) et du label de qualité «Modèles obstétricaux dirigés par des sages-femmes». Il a approuvé les nouvelles directives pour la revue Sage-femme.ch, qui remplacent désormais l’ancien statut rédactionnel et tiennent compte des innovations résultant de l’enquête menée en 2015 auprès des lectrices et des lecteurs. Il a aussi décidé que les sages-femmes ne seraient plus indemnisées pour les recensions de livres qu’elles rédigent, mais continueraient à recevoir les ouvrages gratuitement. Les nouvelles directives précisent en outre qu’au moins trois fois par année les pages en français seront placées en début de revue.

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Wir danken Ihnen für die Anmeldung der Poster mit Titel, Preiskategorie und Name der Verfasser/innen bis zum 10. April 2016 bei der SHV-Geschäftsstelle an [email protected]

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SchweizeriScher hebammenkongreSS congrèS SuiSSe deS SageS-femmeS congreSSo Svizzero delle levatrici 11./12.05.2016, Würth Haus, 9400 Rorschach SG

Schweizerischer Hebammenverband SHV  |  Fédération suisse des sages-femmes FSSF  | Federazione svizzera delle levatrici FSL  | Federaziun svizra da las spendreras FSS Präsidentin  |  Présidente Barbara Stocker Kalberer, SHV Rosenweg 25 C, Postfach, 3000 Bern 23 Sektionen  |  Sections Aargau-Solothurn Sula Anderegg [email protected] Eichmattweg 11, 4562 Biberist T 079 208 61 21 Beide Basel (BL/BS) Cristina Granado [email protected] Allschwilerstrasse 85, 4055 Basel T 061 281 01 21 Bern Marianne Haueter [email protected] Bunschen 171 B, 3765 Oberwil i. S. T 033 783 01 70 Fribourg Anne-Marie Pillonel [email protected] Rte de Bertigny 39, 1700 Fribourg T 078 623 52 38

Lorraine Gagnaux [email protected] Ch. des Granges 30, 1730 Ecuvillens T 026 411 00 05

Marie-Gabrielle von Weber [email protected] Urenmatt, 6432 Rickenbach T 041 811 13 26, M 079 516 08 59

Géraldine Zehnder-Joliat [email protected] Ch. des Oiseaux, 1040 Villars-le-Terroir T 079 647 69 75

Genève Dany Aubert-Burri [email protected] 16, rue Henri-Mussard, 1208 Genève T 022 300 40 03, M 078 606 40 03

Ticino Francesca Coppa-Dotti [email protected] Via Raslina 5, 6763 Mairengo T 091 866 11 71

Zentralschweiz (LU/NW/OW/UR/ZG) Karien Näpflin-Defloor [email protected] Dorfhalde 40, 6033 Buchrain T 041 442 08 00, M 079 743 88 14

Oberwallis Ruth Karlen [email protected] Mühlackerstr. 26a, 3930 Visp T 027 945 15 56

Simona Pagani Scarabel [email protected] IRunch da Vigana 21, 6528 Camorino T 076 616 74 06

Carmen Zimmermann-Steiger [email protected] Gärtnerweg 20, 6010 Kriens T 041 320 63 06, M 079 565 05 82

Valais romand Daniela Sintado [email protected] Av. de Tourbillon 60, 1950 Sion T 079 471 41 60

Zürich und Umgebung (ZH/GL/SH) Stephanie Hochuli [email protected] Köschenrütistrasse 95, 8052 Zürich T 079 711 80 32

Ostschweiz (SG/TG/AR/AI/GR) Madeleine Grüninger [email protected] Weidenhofstr. 3, 9323 Steinach T 071 440 18 88, M 079 238 40 78 Schwyz Christine Fässler-Kamm [email protected] Chappelihof 26, 8863 Buttikon T 055 445 21 54, M 079 733 18 48

Isabelle Mabeau [email protected] Rte du Grand St Bernard 11, 1945 Liddes T 027 746 36 53 Vaud-Neuchâtel-Jura (VD/NE/JU) Laurence Juillerat [email protected] Route du Bugnon 21, 1823 Glion T 079 732 06 64

Sektion Geburtshäuser Section maisons de naissance Jacqueline Hartmeier [email protected] Winkelriedstrasse 56, 6003 Luzern T 079 548 81 76

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Verband  •  Fédération

Par ailleurs, le CC a pris connaissance de la comptabilité analytique 2014 et a apprécié le bon résultat semestriel 2015, ainsi que l’excellent bilan final du Congrès 2015. La Présidente a rendu compte de l’entrevue qui a eu lieu avec la SSGO au sujet d’éventuelles modifications de l’Ordonnance sur les prestations de l’assurance des soins. Enfin, le CC a débattu de l’attribution d’un label de qualité «Modèles obstétricaux di­ rigés par des sages-femmesaccouchements conduitsdirigés par les sages-femmes», estimant que ce projet méritait d’être suivi avec attention. En novembre prochain, les responsables du projet présenteront un planning détaillé et un budget au CC afin qu’il puisse prendre une décision définitive à ce propos. Barbara Stocker Kalberer, présidente de la FSSF La version intégrale du procès-verbal est disponible sur le site sous www.sage-femme.ch › Sages-femmes › Domaine pour les membres › La Fédération

Congrès suisse des sages-femmes: «L’enfant en point de mire» 11 et 12 mai 2016 Würth Haus Rorschach, www.wuerth-haus-rorschach.ch

Le prochain Congrès suisse des sages-femmes se tiendra sur les superbes rives du lac de Constance et aura pour thème L’enfant en point de mire. En effet, nos plus petits protégés seront à l’honneur de la journée du 12 mai, consacrée à la formation continue. Certaines d’entre vous devront faire un long voyage pour arriver à Rorschach, nous en sommes conscientes; mais l’impressionnant site du Congrès récompensera vos efforts, tout comme le riche programme de formation continue que nous avons prévu: deux chercheuses engagées commenteront les dernières connaissances acquises en matière d’épigénétique et de microbiome (flore intestinale) du nouveau-né. Un autre exposé proposera aux sages-femmes indépendantes et salariées d’explorer de nouvelles pistes pour faire dignement le deuil d’enfants mort-nés. Nous nous interrogerons sur la pratique des compléments nutritionnels administrés pendant la grossesse et l’allaitement. Un chimiste alimentaire et journaliste scientifique vous confrontera aux avis critiques qu’il a récoltés. De récentes études vous permettront de mieux évaluer le stress subi pendant la grossesse et ses conséquences sur le nourrisson. Enfin, une intervenante démontrera comment les parents peuvent retrouver de la sérénité face aux pleurs incessants de bébé. Afin que vous puissiez profiter pleinement de votre séjour, la soirée de gala se déroulera la veille déjà, le 11 mai, à bord du splendide Hohentwiel*, l’un des plus beaux bateaux à aubes historiques du continent. Des sages-femmes enthousiastes et

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motivées vous réserveront un bel accueil, d’agréables hôtels vous recevront au bord du lac, une météo printanière et ensoleillée sera au rendez-vous, du moins nous l’espérons. Nous nous réjouissons de vous accueillir à Rorschach! Madeleine Grüninger, Edith Rogenmoser, Anna Heldstab Indermaur; Comité d’organisation de la section Suisse orientale * Voir: www.hohentwiel.com

Présentation de posters et concours au Congrès suisse des sages-femmes 2016 Un poster est un moyen reconnu pour présenter et faire connaître des travaux scientifiques et des projets. Dans cet esprit, la Fédération suisse des sages-femmes (FSSF) vous invite cordialement à présenter votre poster lors du Congrès suisse des sages-femmes qui aura lieu le 11 et 12 mai 2016 à Rorschach. Vous contribuerez ainsi à partager avec les participantes les connaissances du moment et l’évolution des pratiques. Trois catégories de posters sont proposées: – Poster d’étudiant-e sage-femme (bachelor ou autre) – Poster de recherche sage-femme (étude quantitative, qualitative ou recherche-action) – Poster de projet sage-femme (contribution à l’amélioration/ développement des pratiques) La FSSF a décidé de primer les meilleurs posters. Chaque catégorie est dotée d’un prix de CHF 1000.–. La compagnie d’assurances Swica sponsorise ce concours de posters. Un jury compétent de sages-femmes évaluera les travaux. Les critères sont: – Pertinence et actualité de la thématique (questionnement professionnel, mise en contexte, connaissances du moment) – Pertinence des objectifs – Pertinence et adéquation de la méthode utilisée (description du processus et des outils de recherche/implantation de projet) – Pertinence et structuration des résultats de recherche/évaluation de projet (transparence, liens avec le questionnement, limites) – Qualité visuelle du poster Le poster est à présenter en format portrait ou paysage, aux dimensions standards 82 × 102 cm. La remise de prix aura lieu pendant le congrès en présence des lauréates. Les gagnant-e-s primé-e-s feront l’objet d’une publication dans la revue Sage-femme.ch et les posters primés seront postés sur le site www.sage-femme.ch. Prière de vous inscrire – en mentionnant le titre du poster, la catégorie et le nom des auteur-e-s – au plus tard jusqu’au 10 avril 2016, auprès du secrétariat de la FSSF sous [email protected]

Riunione del CC: nuove linee guida per «levatrice.ch»

Congresso svizzero delle Levatrici: «Il neonato al centro»

Il Comitato Centrale (CC) nel corso della riunione del 20 agosto ha discusso tra le altre cose i seguenti temi: le linee guida per la rivista «levatrice.ch», la situazione finanziaria della Federazione svizzera delle levatrici, il colloquio avuto con la Società svizzera di Ginecologia e Ostetricia (SSGO) circa il marchio di qualità «assistenza ostetrica gestita dalle levatrici». Sono state pertanto approvate le nuove linee guida per «levatrice.ch» che sostituiscono la vecchia linea editoriale e accolgono le novità scaturite dal sondaggio 2015 tra le lettrici. Il CC ha deciso inoltre che le recensioni dei libri non verranno più retribuite ma che la levatrice, autrice della recensione, riceverà il libro in regalo. Nelle nuove linee guida verrà stabilito che nel corso dell’anno almeno tre numeri della rivista avranno l’articolo di apertura in lingua francese. Il CC prende atto del resoconto contabile 2014 ed è soddisfatto dei buoni risultati del primo semestre 2015 come pure del bilancio molto positivo del Congresso 2015. La presidente ha riferito del colloquio con la SSGO sui possibili emendamenti dell’Ordinanza sulle prestazione dell’assicurazione obbligatoria delle cure medico-sanitarie. Inoltre, il CC ha dibattuto sul marchio di qualità «assistenza ostetrica gestita dalle levatrici» ed è giunto alla conclusione che si tratta di un progetto che deve essere seguito più da vicino. Il team incaricato del progetto dovrà elaborare un programma e stabilire un budget da sottoporre entro novembre al CC per l’approvazione definitiva.

11 e 12 maggio 2016

Barbara Stocker Kalberer, presidente FSL Il verbale completo è a disposizione in francese su www.sage-femme.ch › Sages-femmes › Domaine pour les membres › Fédération

Würth Haus Rorschach, www.wuerth-haus-rorschach.ch

Il prossimo Congresso svizzero delle levatrici si terrà in una splendida località situata direttamente sulle rive del lago di Costanza. La giornata di formazione del 12 maggio che dedichiamo ai nostri pupilli più piccoli avrà come tema «Il neonato al centro». Sappiamo che per alcune di voi il viaggio a Rorschach sarà piuttosto lungo; ma il luogo spettacolare in cui si terrà il congresso e il programma di formazione ricco di contenuti vi ripagherà dei vostri sforzi: Due valide ricercatrici illustreranno le più recenti scoperte nel campo della epigenetica e sul funzionamento del microbioma (flora intestinale) del neonato. Un’altra relazione vuole stimolare le levatrici indipendenti e salariate a esplorare nuovi modi per affrontare degnamente la morte prematura del neonato. Ci interrogheremo sulla pratica degli integratori alimentari in gravidanza e durante l’allattamento con il contributo di un chimico alimentare e giornalista scientifico che vi sottoporrà i punti di vista critici da considerare. Nuovi studi sullo stress subito in gravidanza ci permetteranno di valutare meglio le conseguenze sul bambino. Infine, una relatrice mostrerà come sia possibile per i genitori far tornare la serenità di fronte all’incessante pianto del loro bambino. Affinché possiate godere appieno del vostro soggiorno, stiamo organizzando per la serata dell’11 maggio, vigilia del congresso, una cena di gala sul lago a bordo del Hohentwiel*, lo storico battello a vapore più bello del continente. Potete contare sulla calorosa accoglienza delle levatrici, su hotel in posizione privilegiata in riva al lago e si spera, anche su un piacevole tempo primaverile. Non vediamo l’ora di accogliervi a Rorschach! Madeleine Grüninger, Edith Rogenmoser, Anna Heldstab Indermaur; Comitato organizzativo sezione Svizzera orientale * Vedi www.hohentwiel.com

Impressum Herausgeberin  |  Editeur  Schweizerischer Hebammenverband (SHV)  Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des SHV wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion  |  Fédération suisse des sages-femmes (FSSF)  Les articles signés ne reflètent pas forcément l’opinion de la FSSF. Toute reproduction est soumise à autorisation de la rédaction.  Redaktion  |  Rédaction  Verantwortliche Redaktorin: Miryam Azer, Geschäftsstelle SHV, Rosenweg 25 C, Postfach, CH-3000 Bern 23, T +41 (0)31 331 35 20, [email protected]  Rédaction de langue française  Josianne Bodart Senn, Chemin du Bochet 4a, CH-1196 Gland, T +41 (0)22 364 24 66, N +41 (0)79 755 45 38, [email protected]  Redaktioneller Beirat  |  Conseil rédactionnel  Bénédicte Michoud Bertinotti, Viviane Luisier, Marie Blanchard, Christina Diebold, Silvia Meyer, Regula Hauser  Foto Titelseite  |  Photo couverture  Deborah Azer  Layout  |  Graphisme www.atelierrichner.ch  Jahresabonnement  |  Abonnement annuel  Nichtmitglieder CHF 109.–, inkl. 2,5% MWST, Ausland CHF 140.–, Einzelnummer CHF 13.20, inkl. 2,5% MWST + Porto. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht bis zum 31. Oktober des laufenden Jahres schriftlich beim SHV gekündigt wird.  |  Non-membres CHF 109.–, 2,5% TVA inclue, étranger CHF 140.–, prix du numéro CHF 13.20, 2,5% TVA inclue + porto. L’abonnement est automatiquement renouvelé pour un an s’il n’est pas résilié par écrit auprès de la FSSF au 31 octobre de l’année en cours.  Inseratemarketing  |  Régie d’annonces  kömedia AG, Geltenwilenstrasse 8a, CH-9001 St. Gallen, T +41 (0)71 226 92 92, [email protected], www.kömedia.ch  Druck  |  Impression  Vogt-Schild Druck AG, Gutenbergstrasse 1, CH-4552 Derendingen, www.vsdruck.ch  Papier  PlanoArt 100 gm2, holzfrei, hochweiss matt, säurefrei, FSC-zer­tifiziert   |  PlanoArt 100 gm2, sans bois, extra-blanc mat, sans acide, certifié FSC  |  WEMF-beglaubigt   |  ISSN 1662-5862

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Sektionen  •  Sections PR-Anzeige

Sektion Bern Die Kommission Berner Hebammenfortbildung lädt herzlich ein zur Herbstfortbildung SHV Datum  3. November 2015 | Zeit  9 bis 16.30 Uhr | Ort  Auditorium Ettore Rossi, Kinderspital Bern

B  ambinchen 1 + 2 Säuglingsmilch auf Ziegenmilchbasis, Eignung durch klinische Langzeitstudien wissenschaftlich belegt

Das weibliche Becken in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett Anatomie des Beckens, physiologische Veränderungen während Schwangerschaft, Geburt, Früh- und Spät­ wochenbett sowie Hilfestellungen bei Schmerzen und Problemen. Referentinnen  Sabine Friese Berg, Marie-Christine Gassmann, Helene Gschwend und andere Weitere Informationen unter www.bernerhebamme.ch

Sektion Zentralschweiz Herbstversammlung Datum  9. November 2015 Zeit  18.30 Uhr > Präsentation Bimbosan AG, 19.30 Uhr > Beginn Herbstversammlung Ort  Kantonsspital Nidwalden, Raum 5. Stock, Ennetmooserstrasse 19, 6370 Stans Traktanden 1. «Hebammenlandschaft»: Jolanda Rentsch referiert zum Thema «Oxytocin, das Bindungshormon – Wirkung im Wochenbett», Esther Fischer spricht über «Das Geheimnis der Selbstheilung, die Lebenskraft im Energiefluss». 2.  Informationen aus der Sektion

Neue Mitglieder  |  N ouveaux membres Aargau-Solothurn Rudolf Annette, Feldbrunnen Beide Basel BL/BS Acar Gülsolmaz, Oberwil | Troendle Jeannine, Therwil Bern Feitknecht Lucy, Twann | Matter Eva-Maria, Hinterkappelen | Stucki Maja, Bern Ostschweiz Cavallini Mijin Vaud-Neuchâtel-Jura Charmet-Bland Martine, Nyon Zentralschweiz Zimmermann Ramona, Cham Zürich und Umgebung Serraino Simona, Flurlingen | Sprenger Stephanie, Winterthur Sektion Geburtshäuser | Section maisons de naissance Fillion Marielle, Vesin

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Bambinchen, eine Säuglingsnahrung auf Ziegen­ milchbasis, kann besonders geeignet und inter­ essant sein für Familien, in denen Unverträglich­ keiten gegenüber Milchnahrung auf Kuh- oder Sojaeiweissbasis oder Neigung zu Neurodermitis vorliegen. Dies muss jedoch im Einzelfall sorgfäl­ tig abgeklärt und ausgetestet werden. Im Gegensatz zu den meisten Säuglingsnah­ rungen wird für Bambinchen die frische Milch als Ausgangsprodukt verwendet. Sie ist in Bezug auf die Inhaltsstoffe naturbelassen und nicht verändert. Ebenfalls wird auf den Zusatz von Maltodextrin verzichtet. Bambinchen enthält somit, wie auch die Muttermilch, als einzige Kohlenhydratquelle Laktose und ist damit der Muttermilch näher als andere Produkte. Bambinchen 1 kann bereits ab Geburt gegeben werden, vorausgesetzt das Stillen ist nicht oder nur teilweise möglich, da Muttermilch immer die beste Ernährung für das Kind ist. Bambinchen ist bisher die europaweit einzige Säuglingsnahrung auf Ziegenmilchbasis, deren Eignung durch klinische Langzeitstudien wissenschaftlich belegt ist. Sie genügt allen gesetzlichen Vorschriften und EU-Standards. Weitere Informationen finden Sie unter www.daucus.ch und www.ziegenmilch.de

Fort- und Weiterbildung SHV  •  Formation continue FSSF

Kursorganisation Bildungsbeauftragte Deutschschweiz Marianne Luder-Jufer Gitziweidstrasse 7, 4932 Lotzwil, T 062 922 15 45 [email protected] Anmeldungen für SHV-Kurse schriftlich an die SHVGeschäftsstelle in Bern. Sie finden das Kursprogramm unter www.hebamme.ch

Spannendes Angebot Kurs 22 Geburt, Bindung und Beziehung – Ressourcen und Beziehungsarbeit 12. Dezember 2015, Oftrigen Frauen, welche die Geburt als positiv erlebt haben, erwähnen oft die gute Unterstützung, die sie (meist von der Hebamme) erhalten hätten. Frauen, welche die Geburt als negativ oder gar traumatisch erlebt haben, reden von mangelnder Unterstützung, vom Nicht-verstanden-Werden, von als übergriffig erlebten, verbalen oder manuellen Hilfestellungen, oder sie wirken bei der Erzählung seltsam unbeteiligt. Spannend finde ich in diesem Zusammenhang, dass Letztere auch mehr von Schwierigkeiten berichten, die Signale ihrer Babys zu deuten bzw. diese «falsch» deuten. Hängt das Erleben der Geburt bei der Frau mit der Interpretationsfähigkeit von Signalen (Feinfühligkeit) gegenüber ihrem Baby zusammen? Auf jeden Fall lassen Theorien und Forschungsergebnisse rund um das Fachgebiet Eltern-Kind-Bindung diese Annahme zu. Brisch (2014)* teilt die Bindungsstile von Kleinkindern grob in drei verschiedene Kategorien: sichere Bindung, unsicher ver­ meidende Bindung und unsicher zwiespältig-ängstliche Bindung. Genau wie das Baby zeichnet sich die sicher gebundene Erwachsene dadurch aus, so Brisch, dass sie sich in einer schwierigen Situation (z. B. eine Geburt) einfacher Hilfe holen kann. Ich gehe noch weiter: Sie kann die Hilfe, die sie angeboten bekommt, besser annehmen und allenfalls auch besser integrieren, sodass sie trotz psychischer Schutzmechanismen angenommen werden kann. Diese Erkenntnisse machen deutlich, wie wichtig einerseits eine vertrauensvolle Beziehung zu geburtshelfenden Personen ist. Andererseits zeigen sie jedoch auch klare Grenzen auf: Wo das Urvertrauen fehlt, ist es nahezu unmöglich, in wenigen Stunden eine vertrauensvolle Beziehung zu schaffen, und die Frau ohne Urvertrauen kann sich in der Extremsituation einer Geburt unter fremden Geburtshelfern nicht wirklich entspannen, egal wie viele Entspannungstechniken sie kennt. Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem eigenen Bindungsmuster eröffnet der geburtshelfenden Person neue Perspektiven.

* Brisch, K. H. (2014). SAFE® – Sichere Ausbildung für Eltern. Klett-Cotta Verlag

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Wie reagiere ich in Stresssituationen? Wie ist mein Bindungsstil? Wie gewinnen andere mein Vertrauen, und wie versuche ich in der Regel, das Vertrauen von anderen zu gewinnen? Angesichts der Vielzahl medizinisch möglicher Hilfestellungen ist meine innere achtsame Haltung und mein Haltenkönnen von schwierigen Emotionen unter der Geburt sicher die am häufigsten in Vergessenheit geratene Hilfestellung der heutigen Zeit. In meinen Geburtsvorbereitungskursen gehe ich teilweise bewusst auf die Bindungsmuster der Teilnehmer/ innen ein. Da ich meist mit kleineren Gruppen arbeite, ist dies gut möglich. Die individuelle Ressourcensuche in Vergangenheit und Gegenwart im Umgang mit Angst, Schmerz und Spannung kann mitunter sehr hilfreich sein, um Teilnehmer/innen in gemischten Gruppen an ihre Form von Entspannung heranzuführen und deren Erwartungshaltung an die Realität anzupassen. Gerade auch bei kontrollierenden Frauen hat sich die Vorbereitung durch aktive Entspannung bewährt. Darunter verstehe ich ein stärkeres Mithelfen mit ausatembetonten Techniken wie Druck und Zug der Extremitäten. Hierbei ist es allerdings auch wichtig, dass die Frauen sowohl in der Vorbereitung als auch unter der Geburt eng begleitet werden, damit sie den Druck nicht geburtskonträr ausüben. In meiner eintägigen Weiterbildung für den Schweizerischen Hebammenverband werde ich ausgehend vom Bewusstseins- und Kommunikationsmodell der Atem- und Körperpsychotherapie einen Weg aufzeigen, wie eigene Muster – im privaten wie beruflichen Umfeld – sowie die Muster der Gebärenden und ihrer Partner erkannt werden können. Auf der praktischen Ebene leite ich aktive Entspannungstechniken (wie beschrieben) an und mache den Unterschied zur rein passiven Entspannung auf die Druckverhältnisse des Geburtskanals deutlich.

Autorin

Mona Gollwitzer arbeitet in selbstständiger Praxis in Oftringen (AG) und Sissach (BL) als Atem- und Körpertherapeutin, Beckenbodentrainerin und Geburtsvor­b ereiterin und seit 2015 in einer Teilzeitstelle als Thera­p eutin in einer psychosomatischen Klinik. Innerhalb ihrer Ausbildungen hat sie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung und EMDR erlernt. 2013 hat sie eine Ergänzungsausbildung in Atem- und Körperpsychotherapie mit den Spezialgebieten «frühe Störungen» abgeschlossen.

Organisation des cours de la FSSF Chargée de la formation de la Suisse romande et du Tessin Elke De Witte Chemin Sainte Marguerite 45, 1965 Savièse, T 027 395 28 22 [email protected] Inscriptions par écrit aux cours de la FSSF au secrétariat central de la FSSF à Berne. Vous trouverez le programme complet des cours sur www.sage-femme.ch

Un témoignage qui ne laisse pas indifférent Cet été, j’ai découvert le livre L’instinct de vivre de Laetitia Lycke. Elle y raconte, qu’à cinq mois et demi de grossesse, elle a perdu l’enfant qu’elle attendait. Depuis, elle a eu trois enfants et, avec le recul, elle a pris la décision de témoigner. D’abord, pour raconter son vécu. Mais aussi pour soutenir celles qui sont également passées par là. Enfin, pour donner des clés à l’entourage concerné par ce sujet. Et pour tenir bon, tout simplement. Son livre m’a fortement touchée, je l’ai lu en une soirée et je ne suis pas la seule à en être troublée. Sur le blog Une chambre à moi, la bloggeuse raconte ses impressions: Il m’a remuée, révoltée. Il m’a permis de mieux comprendre la spécificité de ce deuil: l’enfant n’est pas encore né, on ne peut pas réellement dire qu’on a «perdu un enfant». Et pourtant, pour la mère, c’est plus qu’un fœtus qui est mort (et n’oublions pas que la fausse couche «banale» du début de grossesse est elle aussi un traumatisme souvent nié), plus qu’un «futur» enfant. C’est son avenir qui s’écroule, sa grossesse qui s’interrompt comme dans un cauchemar, et son enfant qui meurt dans ses bras. Comme l’explique Laetitia Lycke, le deuil périnatal est souvent un tabou. Il n’y a pas vraiment de nom pour désigner ce fait. Les parents touchés ne figurent pas dans une catégorie précise. Il y a une sorte d’illégitimité à comparer cela à la perte d’un «vrai» enfant (je suis volontairement ironique). Les réactions de l’entourage sont souvent terribles: Ah, mais vous êtes jeune, vous pourrez en refaire d’autres. Ou bien: Vous n’avez qu’à vous dire que c’était juste une fausse couche! Ou encore: S’il est mort, c’est qu’il n’était certainement pas en bonne santé … La nature est bien faite! Toutes ces petites phrases maladroites sont de véritables torpilles pour la jeune maman qui vient d’accoucher d’un enfant mort. Et, contre toute attente, ce livre m’a aussi fait du bien car, en tant que mère, en tant que parent d’enfants qui vont bien (ou moins bien), on est tous confrontés, depuis leur naissance, à cette idée de la mort. C’est une idée que, personnellement, j’apprends à apprivoiser au quotidien et que la maternité m’a rendue concrète. Donner la vie, c’est aussi donner la mort. Et, même si c’est banal de le dire, c’est une notion que j’ai toujours en tête, chaque jour. Notre heure viendra, à tous, c’est à la fois une petite torture lancinante jour après jour, et une certitude factuelle et normale.

Voir: http://linstinctdevivre.com/a-propos/

Lætitia Lycke a eu d’autres enfants à la suite de cette perte. Mais son premier couple n’y avait pas survécu. Elle a eu un autre enfant avec son nouveau compagnon. Elle hésite encore: A-t-elle trois ou quatre enfants? Que dire? Pour faire plus simple, elle répond «trois». Son ambivalence de mère de famille nombreuse – sur le papier comblée d’avoir trois beaux enfants mais, en même temps, souffrant toujours de l’absence de son premier enfant – m’a marquée et me poursuit encore après avoir refermé ce livre. Comme si elle avait davantage conscience que d’autres de se situer entre la vie et la mort, en les regardant toutes deux bien en face. A la fois guidée par cet instinct de vivre, ce goût de la vie (on comprend pourquoi elle a eu envie de faire plusieurs enfants), cette énergie humaine fascinante qui nous pousse vers l’avant et parfois attirée par l’idée d’aller rejoindre son tout petit.  Elke De Witte

Cours 7 Deuil dans le post-partum La femme, dont l’enfant meurt en période périnatale, a effectivement vécu la transformation pour devenir mère dans son corps, dans ses émotions et dans son esprit. La rupture dans le continuum que signifie la mort de l’enfant est violente et peut la laisser (pour un temps) sans repère. La présence de la sage-femme lui donne la reconnaissance en tant que mère. La référence au vécu du corps renoue le lien entre la femme et ses propres ressources et favorise la résilience. Contenu du cours: Le processus du post-partum lors du décès de l’enfant. Le travail de la sage-femme dans cette situation particulière. Les ressources de la sage-femme et son rôle dans un réseau de professionnels. Le travail corporel en tant qu’instrument de reconnexion avec les propres ressources. Renseignements et inscription Intervenantes

Marie-Christine Gassmann, sage-femme, enseignante et mère concernée Christine Welti, sage-femme et mère concernée

Date, lieu

Vendredi 4 décembre 2015, Bulle

Inscription

2 novembre 2015 www.sage-femme.ch

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Actualité

Frances Kelsey est décédée à 101 ans

La célèbre pharmacologue et médecin canadienne qui avait lancé l’alerte sur le danger du Thalidomide dans les années 60, est décédée le 7 août dernier à l’âge de 101 ans. Née en 1914 au Canada (Vancouver), elle avait fait des études de pharmacologie et de médecine. Embauchée en 1960 par l’Agence américaine des produits alimentaires et médicamenteux (Food and Drugs Administra­ tion FDA) à Washington, sa première mission fut d’examiner un tranquillisant et analgésique spécialement indiqué pour traiter les nausées matinales des femmes enceintes, dénommé Thalido­ mide. Malgré la mise sur le marché de ce médicament au Canada et dans plusieurs pays européens, africains et arabes (46 au total) sous diverses appellations, Frances Kelsey avait refusé de céder à la pression du manufacturier (menaces, plaintes, etc.) pour l’autoriser aux Etats-Unis. Elle avait plutôt demandé d’autres tests scientifiques en profondeur afin de vérifier l’efficacité et la sécurité du médicament sur la santé du fœtus, et ce, en s’appuyant entre autres sur une étude publiée dans le British Medical Journal en décembre 1960. Ses soupçons se révélèrent tout à fait justifiés quand on découvrit au Canada et en Europe que ce médicament provoquait de graves malformations congénitales chez les fœtus. Cette victoire de Frances Kelsey a permis de resserrer la règlementation pharmaceutique des médicaments aux EtatsUnis et dans le monde.

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«Less is more» De plus en plus, les excès de traitements sont considérés comme une menace pour la pérennité du système de santé. Dès lors, une attention accrue est accordée aux critères requis pour une prise en charge médicale adéquate, à l’analyse des effets pervers et des conflits d’intérêt ainsi qu’aux mesures permettant d’améliorer la qualité et l’efficacité. Dans cet esprit, l’Académie suisse des sciences médicales (ASSM) organise le 9 novembre 2015 à Berne (Hôtel Ador) son 4 e symposium Recherche sur les ser­ vices de santé. Cette fois, le thème est résumé par le slogan Less is more. Les exposés en plénière sont en anglais, allemand et français. Frais d’inscription: CHF 80. – Programme et inscription sous: www.samw.ch › Actualités › Agenda

Une augmentation du paquet de CHF 8.20 environ actuellement à CHF 9.10 d’ici à une année était saluée par 58 % de la population. Les fumeurs quotidiens eux désapprouvaient largement cette mesure (80 % d’opposition). Quant aux mises en garde écrites et en image figurant sur les paquets de cigarettes, leur impact sur les fumeurs diminue. En 2014, ils étaient 38 % à déclarer être souvent ou occasionnellement incités à réfléchir à la nocivité du tabac en raison des mises en garde, contre 45 % en 2012. Source: Communiqué de presse OFSP du 25 août 2015

Pourquoi et comment dormir avec son bébé

Plus de publicité pour le tabac en Suisse? La majorité de la population se déclare désormais en faveur d’une interdiction globale de la publicité pour le tabac. Elle souhaite une réglementation plus stricte que celle prévue dans le projet de nouvelle loi sur les produits du tabac. C’est ce que conclut l’Office fédéral de la santé publique (OFSP) dans les résultats d’une étude représentative conduite dans le cadre du Monitorage suisse des addic­ tions, qui a interrogé en 2014 environ 5000 personnes sur leurs opinions relatives aux mesures politiques en matière de prévention du tabagisme. En 2014, 53 % de la population suisse était favorable à une interdiction générale de la publicité pour le tabac, contre 49 % en 2012. La Suisse romande (58 %) et la Suisse italienne (69 %) étaient clairement plus favorables à cette mesure que la Suisse alémanique (50 %). Les femmes étaient aussi nettement plus enclines à soutenir une interdiction totale (57 %) que les hommes (49 %). Un soutien encore plus large était apporté à l’interdiction de la publicité pour le tabac partout à l’exception des points de vente, avec 64 % d’avis favorables. Les personnes qui fument soutenaient aussi cette mesure par 57 % . Pour une majorité de la population, le prix du paquet de cigarettes pourrait être plus élevé.

James McKenna est une autorité mondialement reconnue en matière de co­ dodo. Son livre a été traduit en français. Il est désormais disponible auprès de la Ligue canadienne La Lèche sous le titre Dormir avec son bébé: un guide sur le sommeil partagé. L’auteur y analyse pourquoi des recommandations simplistes allant à l’encontre du cododo sous toutes ses formes sont non seulement inappropriées, mais aussi dangereuses et moralement incorrectes. En faisant découvrir aux lecteurs plusieurs façons de faire du cododo, ce livre présente les plus récents renseignements sur les avantages de cette pratique du point de vue scientifique. Un ouvrage complet, énumérant des ressources tant pour les parents que les professionnels. Source: http://allaitement.ca › Nouvelles du 6 juillet 2015

Accès aux soins des migrants

MdM avaient migré pour des raisons de santé, ils vivent en moyenne depuis 6,5 ans dans le pays avant de consulter MdM et seuls 9,5% des migrants souffrant de maladies chroniques le savaient avant leur arrivée en Europe. L’infographie et le rapport complet peuvent être téléchargés en français (25 pages), en espagnol et en anglais sur: www.medecinsdumonde.ch › Actualité › 19 mai 2015

Taux très faible d’interruptions de grossesse Le réseau international de Médecins du Monde (MdM) publie un nouveau rapport européen intitulé L’accès aux soins des personnes confrontées à de multiples facteurs de vulnérabilité – Obstacles à l’accès aux soins des enfants et des femmes enceintes en Europe. L’enquête se base sur 41 238 consultations médicales et sociales individuelles auprès de 22 171 personnes dans 9 pays européens ainsi qu’en Suisse en 2014. Le droit à l’accès aux soins des femmes enceintes et des enfants est un des droits humains les plus basiques, universels et essentiels. Pourtant cette enquête montre que plus de la moitié des femmes enceintes interrogées (54 %) n’ont pas eu accès à des soins prénataux. La grande majorité d’entre elles n’ont pas de couverture maladie (81 %). Presque tous les patients reçus (91,3 %) vivaient sous le seuil de pauvreté. La grande majorité d’entre eux (84,4 %) avaient été confrontés à au moins un acte de violence. Presque les deux tiers des patients (62,9 %) n’avaient pas de couverture maladie, principalement du fait de lois restrictives qui excluent certains groupes de population. Les barrières à l’accès aux soins les plus citées sont l’impossibilité de payer les soins (27,9 %) et des problèmes administratifs (22 %). En conséquence, 22,9 % des patients perçoivent leur santé physique comme (très) mauvaise et cela atteint 27,1 % pour la santé mentale. Les données rassemblées contredisent aussi clairement le mythe du tourisme de santé des migrants pauvres en Europe: seuls 3 % des migrants reçus par

Depuis l’entrée en vigueur du régime du délai en 2002, environ 11 000 interruptions de grossesse sont enregistrées chaque année en Suisse. En comparaison avec les autres pays européens, la Suisse connaît un taux très faible. On observe même une légère diminution du nombre d’interventions depuis 2011. Où et comment ont lieu ces interventions? Qui sont les femmes concernées et pourquoi y recourent-elles? Tel est le contenu du numéro d’août 2015 des Actualités OFS (gratuit, 4 pages) paru sous le titre Statistique des interruptions de grossesse 2014: Etat des lieux de l’inter­ ruption de grossesse en Suisse. Voir: www.statistique.admin.ch › Actualités › Publications › Communiqué du 11 août 2015

Danger de devenir père avant 25 ans On savait que les hommes devenus pères avant 25 ans avaient un risque accru de décéder précocement. Il semblait que cette diminution de l’espérance de vie était liée à l’environnement familial, socio-économique et génétique. Des chercheurs finlandais (université d’Helsinki) ont voulu mettre à l’épreuve ces associations en suivant quelque 30 500 pères, nés entre 1940 et 1950, depuis leur 45e anniversaire jusqu’à leur décès. Leur analyse montre que les participants devenus pères à 22 ans ou moins ont une incidence supérieure de 26 % de décès en milieu de vie (soit avant l’âge de 54 ans). Ceux qui deviennent pères entre 22 et 24 ans, ce risque est accru de 14 % . Entre 30 et 44 ans, il est par contre

réduit de 25%. En 27 et 29 ans, leur risque est identique à celui du groupe de référence (25-26 ans). Les chercheurs finlandais se sont aussi intéressés aux facteurs génétiques. Dans une analyse de sous-groupe de 1124 frères et sœurs, les hommes qui sont devenus pères de leur premier enfant avant 22 ans ont un risque accru de 73 % de mortalité par rapport à leurs frères qui sont devenus pères à 25-26 ans. Pour ceux qui sont devenus pères entre 22 et 24 ans, le risque est accru de 63 %. Pour expliquer ce phénomène, les chercheurs évoquent le stress lié à la fois au rôle de père, de partenaire et de soutien de famille, un stress très élevé pour un jeune homme. On connaît la nécessité d’interventions de soutien pour les jeunes mères, en particulier concernant les soins et l’allaitement de l’enfant, et on oublie trop souvent que les jeunes pères ont aussi besoin d’un soutien adapté. Les auteurs soulignent la nécessité de promouvoir chez eux des comportements adaptés en matière de santé. Source: Einjö E., Nisén J. et al. (2015). Is young fatherhood causally related to midlife mortality? A sibling fixed-effect study in Finland. Journal of Epidemiology & Community Health, doi:10.1136/jech-2015-205627

Moins de sel dans le pain en Suisse En collaboration avec les chimistes cantonaux et les inspecteurs des denrées alimentaires, l’Office fédéral de la sécurité alimentaire et des affaires vétérinaires (OSAV) et l’Association suisse des patrons boulangers-confiseurs (BCS) ont mené une action nationale dont l’objectif était de se faire une idée de la teneur en sel du pain de fabrication artisanale. L’action visait à déterminer la quantité de sel présente dans le pain (bis et mi-blanc) de fabrication artisanale vendu sur le marché suisse. A cette fin, les laboratoires de l’OSAV ont analysé 335 échantillons prélevés sur des produits de 171 boulangeries dans tout le pays. La teneur moyenne est de 1,46 g de sel pour 100 g de pain. Elle est donc inférieure à la teneur maximale recommandée par l’OSAV et la BCS, à savoir 1,5 g de sel pour 100 g de pain. Une étude réalisée en 2011 par la Haute école suisse d’agronomie faisait encore état de 1,74 g de sel en moyenne pour 100 g de pain. Source: Communiqué de presse OSAV du 28 août 2015

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Dossier

Suivi postnatal à domicile et vulnérabilités plurielles: entre solitudes, violences et pauvreté La pauvreté, ce n’est pas seulement manquer d’argent pour satisfaire ses besoins vitaux. Aujourd’hui, on parle plutôt de vulnérabilité. Et cette vulnérabilité est très souvent complexe. Patricia Perrenoud nous en esquisse les contours tels qu’ils peuvent surgir dans le quotidien des sages-femmes amenées à faire des suivis postnataux à domicile. Patricia Perrenoud

Au-delà des bonnes intentions et des compétences, les besoins de certaines femmes et familles sont non seulement difficiles à adresser, mais aussi à identifier. Aucune sage-femme, aucun médecin, ne veut manquer un diagnostic. Pourtant les besoins des familles en situation de vulnérabilité sont souvent incompris, ce que montre cette réflexion basée sur une enquête anthropologique. Marie 1, sage-femme indépendante, pose l’intensité des enjeux: Beaucoup de misère, le plus terrible en Suisse. C’était une femme qui avait eu une vie dure, maltraitée par son com­ pagnon. Elle avait eu un suivi de grossesse. Elle habitait une chambre de bonne au centre-ville. L’horreur: une sa­ leté que j’avais jamais vue, des matelas par terre, pleins de sang, elle n’avait pas de serviettes hygiéniques. Elle n’avait rien pour ses enfants. Je suis allée à la Migros, j’ai pris du poulet, des chocolats, tout ce que j’ai pu. Les situations complexes impliquant une vulnérabilité plurielle d’intensité analogue sont régulièrement découvertes par les sages-femmes 2 lors de visites postnatales à domicile en Suisse romande. Mon objectif n’est pas de pointer des responsabilités – les professionnel-le-s étant relativement impuissant-e-s devant ces situations – mais d’informer. Car même si les conditions de travail en maternité sont difficiles, savoir permet de mieux prêter attention et d’identifier efficacement la souffrance sociale de certaines familles.

1 Tous les prénoms sont d’emprunt. 2 Faisant des suivis dans les quartiers populaires. 3 L’Arcade m’a demandé de citer son nom dans les communications. Quelques sagesfemmes issues d’autres cantons romands ont aussi participé. 4 Compétente au moment de la récolte des données et aujourd’hui remplacée par la Commission cantonale de la recherche.

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Cadre méthodologique Cette réflexion est extraite d’une thèse de doctorat en anthropologie qui investigue la construction de savoirs professionnels et compare des savoirs prescrits, dits scientifiques, à des savoirs expérientiels, construits par des sages-femmes indépendantes. Le cadre théorique est issu d’un courant anthropologique dédié à l’étude des savoirs expérientiels (Marchand, 2010). Ce courant étudie les processus de construction des savoirs et les contenus en résultant, soulignant les opportunités que donnent les lieux de pratique en termes d’expériences multisensorielles et sociales. Cette réflexion participe d’une anthropologie impliquée (Fainzang, 2006; Farmer, 2005), d’où son ton non neutre. L’enquête par triangulation des méthodes (de Sardan, 2008), conduite entre 2009 et 2012, puis poursuivie à plus petite échelle, comprend moins de 50 entretiens enregistrés et analysés avec le logiciel Atlas TI, des entretiens informels et 90 observations de visites postnatales à domicile conduites à l’Arcade sages-femmes Genève 3. L’enquête a été approuvée par la Commission éthique de l’Association des médecins de Genève 4 et un consentement a été demandé aux parents et aux sages-femmes. Le défi des vulnérabilités plurielles Lorsque les sages-femmes rencontrent les familles à domicile, les sens de ces praticiennes sont confrontés à une multiplicité d’informations difficilement perceptibles à l’hôpital. Les circonstances de vie apparaissent dans une foule de détails, se voient, s’entendent et se sentent. De retour à la maison, passé l’évènement prenant qu’est la naissance et ses suites immédiates, ces circonstances et les préoccupations en découlant reprennent leur importance, interférant dans le vécu de la maternité et le développement des rôles parentaux. Les sages-femmes rencontrent une grande diversité de situations touchant à la sécurité économique, sociale, mais aussi physique des femmes et des enfants. Lorsque certaines difficultés ne sont pas dépistées en amont, elles entachent sérieusement le retour à domicile. Chaque type de vulnérabilité extrême, tel l’exemple de l’introduction, est en soi rare. Par contre, lorsqu’elles sont considé-

Editorial

rées de manière agrégée, les situations impliquant une vulnérabilité extrême sont fréquentes en pratique à domicile. Les sages-femmes indépendantes relèvent que de nombreuses femmes vivent leur maternité dans une relative solitude contribuant à l’émergence ou au renforcement de tristesse ou d’anxiété. Des détails, pouvant paraître insignifiants à première vue, renforcent ces sentiments. Une femme dont le mari travaille, a des bouffées d’anxiété dans son studio dont elle ne sort guère, celui-ci étant au sixième étage, l’ascenseur en panne. La solitude n’est qu’une des vulnérabilités subies par certaines femmes. Les trajectoires de vie conduisent parfois à des cumuls de vulnérabilités, au gré de violences structurelles et des hasards de la vie (Spini, 2012). Camille, à propos d’une famille monoparentale: Cette femme a trois enfants, de pères différents. Clandes­ tine, elle s’est mariée avec un monsieur et a eu un permis. Son premier âgé de six ans allait à l’école, son deuxième de deux ans n’avait pas de place en crèche et était avec elle et le bébé. Son employeur ne l’avait pas déclarée et refusait de payer le congé maternité. Une vie compliquée et une relation difficile avec sa famille. Quand j’allais la voir, elle n’était pas là, à faire des courses avec ses trois gamins ou à remplir des papiers. Impossible de faire du suivi sagefemme. J’ai essayé de l’aider à allaiter, mais il manquait tout autour. J’ai regardé avec l’assistante sociale si elle pouvait avoir une aide à domicile pour le ménage, prépa­ rer à manger, s’occuper d’un enfant. C’était financièrement à charge de la maman et elle ne pouvait pas payer. Seule face à ses difficultés, elle perdait patience et j’avais peur qu’elle maltraite les aînés. Camille a dû agir en situation de crise pendant le postpartum pour trouver une place en crèche. Elle aurait trouvé judicieux qu’une visite prénatale à domicile soit demandée pour envisager les soutiens potentiels de manière anticipée. Difficultés conjugales et violence intrafamiliale Parfois, la solitude des femmes est relative, lorsqu’elles vivent avec des conjoints non impliqués ou abusifs: Ana s’occupe seule de son enfant, sa famille est au Pérou et son ami vient quand il en a envie. Clandestine, un mariage stabiliserait sa situation, mais son ami s’y refuse. Seule dans un studio défraîchi, Ana est parfois dérangée par l’excompagne de son ami qui tambourine à sa porte. Ana est triste, sauf lorsqu’elle s’adresse à son bébé. Jeanne, sa sagefemme, ne sait comment se rendre utile. Le dépistage de la violence conjugale est souvent inefficace, notamment pendant la grossesse (Hofner 2014; Irion, 2000). Pour les sages-femmes, dépister ces situations à domicile est délicat. En présence du mari, les questions brûlant les lèvres ne peuvent pas toujours être posées. Parfois, des rendez-vous secrets sont arrangés pour éclaircir la situation et donner des informations sur le réseau. Un jour, Evelyne arrive au milieu d’une scène de violence et dans un réflexe téméraire reste pour protéger le bébé et attend que la tension retombe. Prise au dépourvu par une femme en fuite, Lucile sert de taxi pour rejoindre le service adéquat. Justine, suspectée d’avoir dénoncé un mari, a peur. Une nuit, Armelle est réveillée par le téléphone d’une femme affolée.

Michelle Pichon Responsable filière Sage-femme, Haute école de santé, Genève

Chère lectrice, cher lecteur, C’est un fait démontré, hélas. Les déterminants sociaux de la santé – telle que la pauvreté – péjorent les issues de santé. C’est la double peine! La maternité est une période de vulné­ rabilité physique et psychologique, mais également sociale. C’est pourquoi, de tous temps, les communautés se sont or­ ganisées pour assurer aux femmes sécurité matérielle, repos et tranquillité pour se dédier complètement à leurs besoins et ceux de leur nouveau-né. Or, dans nos villes, il existe des femmes ou des familles dont les circonstances de vie difficile affectent grandement le vécu de la maternité et l’accueil de l‘enfant. De même, les meil­ leures recommandations validées scientifiquement butent contre les obstacles de leur vie quotidienne et les exposent à plus de complications (par exemple, risque de conversion diabétique après un diabète gestationnel). Quelle injustice dans un des pays les plus riches du monde! Comme le montre l’article de Patricia Perrenoud, l’articu­ lation entre suivi hospitalier, suivi social et suivi à domicile demande à être améliorée. Un renforcement du travail conjoint, déjà présent et investi, permettrait de limiter l’im­ puissance des différent-e-s professionnel-le-s et de mieux conjuguer leurs compétences pour affiner dépistages et actions auprès des parents. Ceci implique parallèlement que des recherches soient menées pour explorer tout en finesse les arcanes de ces interventions. En effet, elles nécessitent expérience, ajuste­ ment et doigté ainsi qu’un savoir professionnel complexe que le cadre de l’anthropologie de la santé permet de mieux comprendre pour ensuite l’enseigner et le transmettre. Prendre en considération «la vraie vie des gens», c’est donner à tous la chance d’améliorer sa santé et de réduire les inégalités sociales.

Cordialement, Michelle Pichon

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Dossier

Auteure

Patricia Perrenoud, sage-femme depuis 1991, enseignante à HESAV et doctorante en anthro­ pologie. Ses champs de recherche privilégiés concernent la construction des savoirs professionnels et l’équité d’accès aux soins de santé. [email protected]

Parmi les femmes subissant de la violence, nombreuses sont celles qui manquent de ressources socioéconomiques, indispensables pour partir. Les femmes issues de la migration, si elles ne parlent pas français et n’ont pas de réseau social, sont plus vulnérables dans ces situations (Bollini, 2006; Hofner, 2014). Les cas de violence découverts par les sages-femmes indépendantes concernent des femmes ayant reçu un suivi complet de la grossesse au post-partum précoce. Malgré ce suivi conséquent, ces femmes n’ont pas pu dire leur histoire, en raison de l’absence de collaboration avec des interprètes et, vraisemblablement, de la discontinuité des soins. Les aléas du travail en réseau En sus des difficultés socioéconomiques et conjugales, certaines femmes vivent des troubles psychiatriques. Ces situations-là font l’objet d’un suivi interprofessionnel dès la grossesse. Même lorsque les vulnérabilités des familles sont dépistées, qu’un suivi interprofessionnel est instauré, l’accompagnement à domicile reste délicat. Tout suivi «même parfait» est modeste en regard de certaines complexités. De plus, les informations données aux sages-femmes sont souvent incomplètes et parfois erronées, le suivi interprofessionnel actuel n’envisageant que rarement une visite à domicile durant la période prénatale. Ceci amène les sages-femmes à faire des découvertes déconcertantes. Francine s’attendait à suivre une famille avec des difficultés, mais reste interloquée devant le trois pièces et ses 32 chats, sa dynamique et ses odeurs. Lucile constate que le parent d’une adolescente devenue mère, qui devait soutenir cette dernière, souffre d’une addiction, ce qu’illustre le sol jonché de bouteilles ouvertes pour fêter la naissance. Anne découvre que la mère qu’on lui demande «de surveiller» parce qu’elle battrait ses enfants, est en fait battue par son adolescent.

5 Ce que les sages-femmes font néanmoins parfois.

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Rentrées chez elles après la naissance, certaines femmes reprennent du pouvoir sur leur vie et réordonnent les suivis qui leur ont été proposés pendant la grossesse. Certaines ont une longue histoire de contact avec le réseau socio-sanitaire et en sont lassées. L’une ne veut pas quitter la sage-femme pour une infirmière, l’autre refuse désormais de voir un psychiatre. En l’absence de péril, les équipes interprofessionnelles acceptent ces changements en respect du droit des patients. Anne suit une femme souffrant de troubles psychiatriques avec la supervision du psychiatre pour assurer la sécurité du suivi. Les sages-femmes recherchent la collaboration avec le réseau interprofessionnel, mais la réalité de cette collaboration est plus complexe que sa théorie. Les situations ne sont pas «ordonnées par professionnel» et parfois il est plus simple d’offrir une prestation complémentaire plutôt que d’enclencher une collaboration. En cas de doute, si les indices sont troubles, un temps de latence pour compléter le recueil d’informations et la réflexion clinique est nécessaire. De plus, les réponses du réseau se font rarement en temps réel lorsque des besoins cruciaux sont identifiés. Les restrictions budgétaires de l’ère néolibérale imposées aux institutions socio-sanitaires, restreignent les capacités des professionnel-le-s à intervenir (Modak, 2013). Certains acteurs n’allant pas à domicile sont incrédules devant les informations des sages-femmes et retardent les interventions. La violence intrafamiliale suscite quant à elle des comportements évitants. Par conséquent, les sages-femmes concèdent beaucoup de temps non rétribué pour instaurer les collaborations. Entre bénévolat et questionnements Parallèlement au travail en réseau, les sages-femmes effectuent de multiples prestations pour se rendre utiles aux familles en situation de vulnérabilité. Ces démarches, impliquant souvent une part de bénévolat et sortant du rôle de sage-femme «classique», sont construites en fonction de l’urgence des situations, des réponses du réseau et des ressources de chaque sage-femme. Certaines collectent des habits de seconde main et du matériel pour bébé via les associations caritatives. D’autres font des téléphones pour les femmes, traduisent ou écrivent des courriers pour les régies immobilières ou les crèches. Toutes informent les parents sur les associations intéressantes pour eux ou donnent des pistes pour les enfants aînés en regard de la nutrition ou des loisirs. Rarement, elles font les courses, achetant provisions, serviettes hygiéniques, voire un téléphone portable. Ces activités complémentaires n’étant pas remboursées par la LAMaL, elles se traduisent en manque à gagner et font l’objet de débats entre les sages-femmes. De plus, ces suivis interrogent les limites des compétences. Armelle précise: Quand je vais dans ces quartiers, même si au niveau obsté­ trical tout va bien, tu te rends bien compte que rien ne va. Je me sens pas de faire un signalement [au SPMI] 5, c’est une grosse responsabilité, on n’est pas formées pour ça. En même temps ça dépasse mon métier et c’est mon quoti­ dien. Si par principe je fais que de l’obstétrique, je passe à côté de beaucoup de choses. Où mettre la limite pour ne pas être hors de mes compétences? C’est ma crainte. Il y a

des gens mieux formés. Je ne voudrais pas en faire trop avec des familles qui survivent peut-être très bien sans mon in­ tervention et ne mettent personne en danger. Discussion et pistes pour la pratique Les situations impliquant des vulnérabilités plurielles sont liées aux politiques sociales et aux inégalités sociales de santé (Niewiadomski, 2008). Les professionnels éprouvent donc de l’impuissance face à ce qu’ils ne peuvent changer d’un coup de baguette magique. Ces acteurs font ce qu’ils peuvent dans un contexte de travail devenu difficile en raison des politiques budgétaires (Modak, 2013). Néanmoins, lorsque des femmes sortent des maternités sans que leur situation ne soit comprise, le principe d’équité fondamental pour la qualité des soins (Tunçalp, 2015) n’est pas respecté. L’anthropologie des habiletés considère que tout élément du contexte de l’activité participe de la construction des savoirs (Marchand, 2010). Identifier l’étendue de nos savoirs et de nos ignorances implique de considérer les informations qu’offre ou non ce contexte. Les circonstances de vie des familles, rendues accessibles par l’activité à domicile, complètent les savoirs cliniques construits autour de la période postnatale. Les détails perçus, grâce à la continuité des soins et au temps pris par les sages-femmes, sortent la maternité d’une vision réductionniste permettant d’adresser des besoins prioritaires. Pour obtenir un soutien adéquat, chaque femme devrait bénéficier de «vraies» discussions surtout avant le retour à domicile. Les femmes dont les vulnérabilités criantes ne sont pas dépistées sont souvent issues de la migration, parlant peu français. Leur discrétion, de même que les quelques mots maîtrisés, semblent mal interprétés comme des absences de besoins. La collaboration avec des interprètes est indispensable dans ces situations (Bischoff, 2003; Guex, 2003). En cas de doute pendant le suivi de grossesse, proposer une visite à domicile par une sage-femme indépendante permet de saisir les besoins réels des familles. Cette visite ciblée sur la préparation du retour à domicile, devrait évidemment faire l’objet d’un choix éclairé. La bibliographie complète se trouve sur le site www.sage-femme.ch > Actualité

Regards croisés sur la pauvreté

Dans ce livre essentiel, Jean-Pierre Tabin et FrançoisXavier Merrien (Lausanne, EESP, 2012) montrent la complexité du phénomène de pauvreté et dévoilent un portrait de la Suisse loin des stéréotypes. Combien de pauvres en Suisse? Une question de définition premièrement. Selon les définitions sévères comportant plus de critères (revenu et conditions de vie), le taux de pauvreté avoisine 10 % . Avec une définition plus ouverte, une relative vulnérabilité mettant les personnes à la merci du moindre incident, concerne 36 % de la population. Les politiques préfèrent utiliser les définitions sévères donnant une image plus favorable de leur travail. De plus, 15 % de la population ne consulte pas le système de santé selon ses besoins. La proportion double (30 %) pour les personnes à bas revenus (Wolff, 2011). Enfin, 16 % de la population souffre d’illettrisme et ne comprend pas les informations écrites des professionnel-le-s de la santé (Notter, 2006). Ce n’est pas qu’une affaire d’argent La pauvreté est aujourd’hui désignée comme une vulnérabilité multidimensionnelle dépassant – et de loin – les seuls aspects financiers. Elle est le résultat des politiques économiques et sociales des Etats. Et non la faute des individus, ce que montrent d’innombrables recherches. La pauvreté a un effet toxique sur le développement humain et notamment celui des enfants.

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Dossier

Une expérience d’infirmière auprès d’une population précarisée Après seize années de consultation infirmière auprès de migrantes précarisées, l’auteure jette un regard à la fois objectif et subjectif sur la condition de femme vulnérable et exclue en Suisse. Elle parle surtout de retard de règles, du désir d’enfant, du vécu de la grossesse, des impacts que suscite l’arrivée d’un bébé. Fanny Tribolet

Depuis son ouverture en 1999 à Lausanne, le Point d’Eau reçoit des personnes précarisées et exclues. On peut y prendre une douche, laver son linge, bénéficier de divers soins de santé et des conseils sociaux. Des bénévoles d’accueil reçoivent les usagers et environ 45 bénévoles professionnels, en plus des quelques salariés, mettent à disposition leurs compétences 1. Un premier contact La consultation infirmière est souvent le premier contact avec le réseau de santé. En écoutant, en rassurant, on diminue le stress et l’anxiété ce qui permet déjà au patient de se sentir mieux. Dans un premier temps, l’infirmière va évaluer le problème de santé et déterminer s’il s’agit d’une urgence et quels sont les risques d’aggravation. Selon l’urgence, elle pourra donner un traitement, des conseils de santé adaptés ou téléphoner à un médecin, voire référer à un service d’urgence hospitalier. Deux fois par semaine, pendant deux heures, un médecin voit quelques patients. De nombreux spécialistes reçoivent gratuitement, dans leur cabinet, un à deux patients par mois. L’urgence écartée, l’infirmière va évaluer l’état de santé physique et psychologique du patient, en repérant les problématiques de santé, en travaillant sur les ressources et les limites, sur la vision personnelle du patient. Notre rôle est donc d’accompagner la personne dans son processus de santé, dans l’aigu, le chronique, ou de répondre à diverses demandes, en favorisant sa confiance en ses compétences propres, en lui proposant des outils pour avancer et faire des choix (empowerment). Ainsi, depuis seize ans, j’ai l’occasion de rencontrer une population hétéroclite qui vient du monde entier et de Suisse. Ce sont des personnes sans permis de séjour, mais aussi des migrants avec permis et des Suisses qui, pour une raison ou une autre, n’utilisent pas le système de santé «conventionnel».

1 Voir: www.pointdeau-lausanne.ch 2 Voir: https://mdmeuropblog.wordpress.com > Resources > Nouveau rapport 2015 Et: www.bag.admin.ch > Thèmes > La politique de la santé > Migration et santé

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Je rencontre également beaucoup de femmes qui consultent pour divers problèmes dont la santé reproductive. Je vais vous parler ici plus précisément du retard de règles, du désir d’enfant, de la grossesse chez les femmes migrantes précarisées puisqu’il s’agit, avec les enfants, des populations les plus vulnérables 2. Besoin de se poser un moment Pour CHF 2.–, les femmes peuvent avoir accès à une consultation infirmière et à un test de grossesse. Les situations rencontrées vont de la grossesse désirée à la grossesse conséquente à une agression. Certaines femmes ont déjà décidé de poursuivre ou d’interrompre la grossesse, et d’autres sont dans une indécision ou une grande détresse. Elles viennent seules, en couple. Elles sont adolescentes ou ont parfois dépassé 45 ans. Elles n’ont pas encore d’enfant, sont déjà mamans, ou ne pensaient pas pouvoir devenir mère. Quelles que soient les situations, elles ont besoin de se poser un moment pour réfléchir, pleurer, décider ou se donner encore un peu de temps. Synonyme de grand stress, d’excitation et de projection, le moment du test de grossesse permet de parler

Auteure

Fanny Tribolet, infirmière, spécialisée en médecine tropicale et praticienne formatrice, a travaillé dans divers services et avec «Médecins sans frontières», avant de commencer son travail de pratique avancée au «Point d’Eau». Elle donne également ponctuellement des cours sur la migration et la santé.

avec la femme de son intimité, de repérer les situations à risques et le support psychologique et social dont elle dispose. Les anecdotes sur la prise de pilule ne manquent pas. J’ai reçu en consultation une femme qui prenait sa pilule seulement après chaque rapport, une autre qui utilisait les pilules que lui donnaient ses copines, parfois des plaquettes déjà commencées. Un couple voulait savoir si cela ne posait de problème que ce soit le copain qui prenne les comprimés contraceptifs, car la jeune femme ne les supportait pas! Le désir d’enfant est fréquent L’environnement peut être «classique», c’est-à-dire dans un désir conjoint avec son partenaire et une situation sociale relativement stable. Il arrive aussi qu’une femme aimerait un enfant, alors que sa vie sentimentale, sociale, juridique et économique est très précaire. Le désir d’enfant est extrêmement personnel, lié à de nombreux facteurs: les aspects culturels, l’image que porte la société sur la maternité, les expériences personnelles et familiales, le moment de la vie où on se situe, etc. Il arrive régulièrement qu’une femme consulte, car elle n’arrive pas à procréer. L’anamnèse est primordiale non seulement pour repérer une cause pathologique ou fonctionnelle, mais pour appréhender la femme dans ce que sa demande a de profondément personnelle. Arrive-t-elle à un âge où la question d’être mère ou non devient évidente? A-t-elle besoin de se prouver qu’elle est fertile, sans pour autant avoir vraiment envie d’un enfant? Avoir un enfant représente parfois un moyen de retrouver un rôle connu et reconnu dans la société. Un enfant offre un certain ancrage, quelque chose de soi et à soi. Là aussi, il y aurait beaucoup de situations à décrire: de la femme qui n’arrive pas à tomber enceinte, mais qui n’a des relations non protégées que depuis un mois, à celle qui n’a pas de relations du tout, en passant par la jeune femme qui ne prend pas de contraception mais qui, après une anamnèse approfondie et une longue discussion, me dit prendre une pilule en précisant: «Mais je la prends seulement contre l’acné...» Les femmes qui viennent déjà enceintes depuis plusieurs mois sont souvent de nouvelles patientes qui consultent à l’occasion d’un problème de santé qui peut être lié ou non à la grossesse. J’ai reçu une fois une patiente de 49 ans qui venait car n’ayant plus ses menstruations depuis quelques mois, elle pensait «avoir la ménopause» et souffrait de «ballonnements». Ce fut une surprise, heureusement une bonne. Toutes les femmes enceintes partagent cette même envie que leur grossesse se passe bien, que leur bébé soit beau et en bonne santé. Mais elles appréhendent leur nouveau statut de mère. La maternité est une constante dans le monde entier, on accouche, on connaît des gens qui ont accouché, cela s’inscrit dans une certaine continuité de la vie.

Ce qui diffère, c’est l’insécurité Ce qui peut différer pour des femmes migrantes précarisées, c’est l’insécurité liée au statut, aux frais engendrés. Elles n’ont pas de congé maternité, beaucoup n’ont pas de contrat de travail et risquent de perdre leur emploi. J’ai croisé une jeune femme à son huitième mois de grossesse, dont les patrons chez qui elle vivait, ne se doutaient de rien. Elle ne savait pas quoi faire. Emotionnellement, la grossesse renvoie la femme à sa propre origine. Cela se joue en grande partie au niveau des liens familiaux, dans ce qui est vécu comme un passage. Beaucoup de femmes migrantes précarisées sont loin de leur famille, de leur communauté, et c’est souvent très difficile à vivre. Dans chacune de ces situations, il faut faire preuve de patience, créer un environnement rassurant et non jugeant, témoigner d’un intérêt sincère et prendre le temps de permettre à la femme de comprendre où elle se situe. Dans certaines situations, il est nécessaire de référer les patientes pour des consultations spécialisées (maternité, planning familial). Et si le lien de confiance n’est pas créé, il est fréquent que les patientes ne se rendent pas dans un autre lieu de soin. L’arrivée d’un bébé peut avoir de gros impact. Il est très usuel d’habiter à plusieurs dans une même pièce, certaines doivent trouver un nouvel endroit où se loger. Si elles vivent et travaillent au même endroit, elles risquent de perdre leur logement et leur travail. De plus, comment gagner de l’argent et s’occuper de son bébé quand on n’a ni famille ni amis pour les aider? J’ai découvert qu’un système de garde d’enfants par une compatriote rémunérée permettait aux femmes à la fois de continuer à travailler et de donner du travail à quelqu’un d’autre. Je suis souvent très touchée par les femmes et jeunes filles que je rencontre. C’est toujours une découverte de l’autre. Ma curiosité sur ce qu’elles vivent et qui elles sont n’a pas changé. Je me sens privilégiée de ce qu’on me confie, de ce qui est partagé, du bout de chemin fait ensemble.

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Focus

Un Cercle qualité pour faire face aux difficultés d’accompagnement des familles vulnérables A Genève, un Cercle qualité est consacré aux situations complexes engendrées par la pauvreté et les diverses formes de vulnérabilité. Présentation de ses objectifs et de ses priorités. Patricia Perrenoud

Participer à un Cercle qualité offre plusieurs avantages pour les sages-femmes. Lieux de partages d’expérience, d’échanges de savoirs et d’élaboration d’idées, les Cercles qualité réunissent les sages-femmes autour de thèmes variés. Celui consacré aux «Situations complexes» de l’Arcade sages-femmes à Genève doit sa création à l’émergence de problèmes récurrents rencontrés durant les suivis postnataux à domicile. Nous accompagnons parfois des familles vivant des situations difficiles impliquant pauvreté, solitude, violences et désarrois variés. Ces vulnérabilités, souvent incomplè­ tement dépistées en milieu hospitalier, interfèrent avec le vécu de la maternité et avec l’exercice des rôles parentaux. C’est pour tenter de mieux répondre aux difficultés d’accompagnement que posent ces situations qu’une dizaine de sages-femmes (huit indépendantes, deux enseignantes et une hospitalière, coordinatrice des soins transitionnels) se rencontrent régulièrement. Nos objectifs sont multiples. Le premier est de partager notre désarroi face à certaines situations. Echanger nous permet de réaliser que nous ne sommes pas seules et nous permet de «ventiler» les situations difficiles. Nous échangeons aussi des conseils, notamment lorsque nous hésitons à effectuer des démarches lourdes de conséquences pour les familles. A la recherche de nouvelles pistes, nous partageons entre nous les différentes ressources utiles aux familles. Ces ressources du réseau socio-sanitaire ne sont pas toujours très connues, d’où l’intérêt de les échanger. Communiquer de manière constructive Notre deuxième objectif est de répertorier ces situations complexes pour les communiquer à nos partenaires du réseau. Nous sommes les seules à offrir un suivi personnalisé continu à domicile, ce qui nous permet de constater l’ampleur de détresses invisibles en maternité. Si la collaboration interprofessionnelle est supposée être la norme de prise en soins des situations complexes, dans les faits elle n’est pas toujours fonctionnelle. D’où l’importance de communiquer constructivement ce que nous observons dans notre quotidien aux institutions concernées pour affiner l’évaluation des dépistages et des actions auprès des familles en situation de vulnérabilité. La participation d’une sage-femme hospitalière à notre Cercle qualité nous a aidées à améliorer la communication entre le secteur hospitalier et indépendant.

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Notre troisième objectif est d’identifier des moyens permettant aux sages-femmes de gérer les situations difficiles pour aider les familles d’une part et dépasser certaines émotions difficiles d’autre part. Colère, anxiété et culpabilité sont fréquemment ressenties face au dénuement de certaines familles et face à notre impuissance. A cette fin, nous avons créé un espace de supervision professionnelle animé par un psychologue et une sagefemme spécialistes des situations complexes. Cet espace, où la confidentialité est assurée, permet aux sagesfemmes d’approfondir leurs réflexions, de trouver des pistes d’action alternatives, de partager leurs expériences et d’être comprises par leurs pairs. Etendre le rôle professionnel de la sage-femme Notre dernier objectif est de communiquer plus largement au sujet des situations complexes et de leur impact sur le rôle de la sage-femme, ce que nous avons réalisé au Congrès de l’ICM à Prague en 2014. Nous y avons partagé nos préoccupations et discuté de l’extension du rôle professionnel que demandent ces situations. Nous y avons aussi appris que les sages-femmes allemandes disposent d’une formation continue de «Familienhebamme» permettant de suivre les familles sur plusieurs mois. En résumé, notre Cercle qualité nous permet de réfléchir ensemble à des difficultés auxquelles notre formation et notre expérience en milieu hospitalier ne nous avaient guère préparées. Notre expérience de la complexité souligne par ailleurs l’importance du secteur indépendant pour parvenir à une compréhension complète du rôle de la sage-femme.

Auteures

Patricia Perrenoud, pour le Cercle qualité «Situations complexes» de Genève Heike Emery (relecture), membre du Cercle qualité

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