Informationsunterlage zur Pressekonferenz der Ausstellung

futuresystems : rare momente Die Zukunft in der Gegenwart träumen.

Donnerstag, 15. März 2007, 10.00 Uhr Lentos, Ausstellung OG

GesprächspartnerInnen: Stella Rollig, Direktorin Lentos Kunstmuseum Linz Maia Damianovic, Kuratorin

Eröffnung:

Freitag, 16.3.2007, 19.00 Uhr

Dauer der Ausstellung:

17.3. – 10.6.2007

Pressetermin:

Do., 15.3.2007, 10.00 Uhr

Pressekontakt:

Mag. Natalie N. Glanzmann [email protected]; 0732/7070-3603

www.lentos.at

: rare momente Dauer der Ausstellung: Pressetermin: Eröffnung:

17.3. – 10.6.2007 Do., 15.3.2007, 10.00 Uhr Fr., 16.3.2007, 19.00 Uhr

Die Zukunft in der Gegenwart träumen. Die Ausstellung zeigt Installationen von sieben internationalen KünstlerInnen, von denen einige zum ersten Mal in Österreich vorgestellt werden. Geboren zwischen Argentinien und Dänemark, zwischen 1957 und 1978, repräsentieren sie eine global agierende Generation der Kunstschaffenden, die durch ihre Präsenz auf Biennalen, Kunstmessen und in den großen Ausstellungshäusern starke Beachtung und Einfluss gewinnt.

Die beiden einander gegenüber gestellten Begriffe des Titels spannen den Raum zwischen den Polen reflexiver und emotionaler Kunsterfahrung auf. futuresystems – der Blick in die Zukunft, Perspektive und Planung – wie könnte die Welt in Zukunft aussehen, welche Handlungsoptionen werden sich den Menschen eröffnen? Rare Momente – das Hier und Jetzt, Gegenwärtigkeit, Ausnahmemomente, Intensitäten, welche die Kunst ermöglicht.

futuresystems : rare momente nimmt die Idee möglicher oder alternativer Welten als Ausgangspunkt. Es handelt sich um eine Aufforderung, einen Blick auf Visionen zu riskieren – darauf, wie das Leben sein könnte, auf die Zukunft in der Gegenwart. Die KünstlerInnen der Ausstellung fragen nicht nur, wie wir Realität erfahren können oder könnten, sondern experimentieren mit Visionen zukünftiger Möglichkeiten … und wagen es, die Zukunft in der Gegenwart zu träumen. Die Ausstellung setzt auf einen erneuerten Glauben an die Kraft künstlerischer Arbeit, die einzigartige Erfahrungen, Bilder und Vorstellungen erzeugen kann.

futuresystems : rare momente nützt die Tatsache, dass die Realität stets unvollständig ist. Die Ausstellung beschränkt sich nicht darauf, die Realität abzubilden oder kritisch zu kommentieren, sondern orchestriert visuelle und kommunikative Intensitäten, die als Versprechen auf Neues aufgefasst werden können.

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Die Intensität von futuresystems : rare momente basiert darauf, was man mit dem Begriff erstaunliche Doppelgänger bezeichnen könnte, spekulative Visionen und experimentelle Situationen, unkonventionell, unheimlich, unerwartet genug, um die BetrachterInnen zu überraschen, zu bezaubern, zu verführen, zu fesseln und aufzufordern, ihre normativen Standpunkte zu verlassen und zumindest andeutungsweise einen Raum des Träumens zu eröffnen. Erstaunliche Doppelgänger von Realitäten können als freimütig, schön, poetisch, bewegend, magisch, idiosynkratisch, evokativ beschrieben werden. Die erstaunlichen Doppelgänger untergraben die Autorität der Sprache. Sie kommunizieren mittels einzigartiger Poetik, in Dialogen von Sehnsucht und Erwartung.

Céleste Boursier-Mougenot (FR) Carolina Caycedo (GB) + Mitwirkende Olafur Eliasson (DK) Leandro Erlich (ARG) Michael Kienzer (A) Job Koelewijn (NL) Martin Walde (A) Kuratorin: Maia Damianovic (GB)

futuresystems: rare momente ist der Beginn der Projektreihe futuresystems. Nächste Stationen sind in Birmingham (Großbritannien), Bratislava (Slowakei), Iasi (Rumänien) und in Belgrad (Serbien) geplant.

Katalog futuresystems : rare momente mit Texten von Richard Cork, Clifford Pickover und Monika Schwarzler, erscheint im Verlauf der Ausstellung.

Kontakt für weitere Informationen und Zusendung von druckfähigem Bildmaterial: Natalie Glanzmann, [email protected]; +43 732 7070 3603

www.lentos.at

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Céleste Boursier-Mougenot (Frankreich) & musizierende Zebrafinken from here to ear Ein schwirrender, musikalischer und visuell verführerischer Ort und vor allem ein lebendes Kunstwerk. Innerhalb des Museums richtet der Künstler einen Lebensraum für mehrere Dutzend Singvögel ein. Der Eingang zu dieser Volière ist mit speziellen Farben gestrichen, die einem doppelten Zweck dienen: einerseits der ästhetischen Gestaltung, und zum anderen sollen die Vögel dadurch am Hinausfliegen gehindert werden (es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Vögel bestimmte Farben meiden). Innerhalb des Raums hat Boursier-Mougenot ein sorgfältig ausgewogenes, autonomes Ökosystem geschaffen: eine komplexe Welt für etwa 30 Zebrafinken, die Hälfte männlich, die Hälfte weiblich. Der Künstler hat ein neuartiges vogelfreundliches Habitat entwickelt, in dem die Tiere nisten und sich fortpflanzen können. Die Finken fliegen frei und landen auf Gibson-Gitarren, auf denen sie bequem hocken. Die Gitarren sind unmittelbar neben Futterstellen platziert und mit einem Audiosystem versehen. Sobald die Finken auf den Gitarrensaiten landen, verwandelt sich die Ausstattung des Raums in ein wundersames Musikinstrument, das auf die zartesten Bewegungen reagiert und vielfältige Töne hervor bringt. Die Vögel musizieren sowohl durch ihren Gesang wie durch ihre Bewegungen. Die Töne werden verstärkt und ausgestrahlt. In diesem sensiblen Ökosystem fällt Vogelfutter auf die aufgebrachte Erde, sprießt zu zarten Gräsern, die wiederum den Vögeln als Nahrung dienen.

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Michael Kienzer (Österreich) Haus auf Stühlen Carolina Caycedo (GB) & Mitwirkende aus Linz Spinning Monologue Für diese Installation wurden zwei zunächst unabhängig konzipierte Werke von Kienzer und Caycedo mit einander verschmolzen, um eine visuell verblüffende und gleichzeitig einladende Umgebung zu erzeugen, in der das Publikum selbst zum Ein- und zum Auftritt – zur Selbstdarstellung – eingeladen ist.

Michael Kienzers gesamte Arbeit durchzieht das Interesse an der erstaunlichen, manchmal paradoxen Behandlung von Materialien, an Verschiebungen und prekären Balancen. Mit dem Haus auf Stühlen hat er dabei eine neue Dimension erschlossen: ein Raum von der Größe eines bewohnbaren Zimmers hebt sich über den Boden und schwebt auf Stühlen. Möbel, die normalerweise einem Innenraum hinzu gefügt werden, nehmen hier im buchstäblichen Sinn tragende Funktion ein. Was dem betrachtenden Auge bezaubernd leicht erscheint, ist tatsächlich nur durch präzise ausgeklügelte statische Berechnungen möglich geworden.

Das Innere steht für Carolina Caycedos Setting des Spinning Monologue zur Verfügung. Die Künstlerin ist eine Vertreterin der partizipativen Praxis in der aktuellen Kunst, ihre Werke werden immer erst bei der Nutzung durch TeilnehmerInnen vollständig. Speziell Eingeladene sowie jede Besucherin, jeder Besucher haben die Möglichkeit, das „Tonstudio“ in Caycedos Salon zum Erzählen eigener Geschichten zu nutzen: Erlebnisse, Reflexionen über das (eigene) Leben, über die verschiedenen Rollen, die man darin einnimmt, selbst gewählte und zu erfüllende. Diese Geschichten werden aufgenommen und erfüllen den Raum mit den Stimmen Abwesender, wenn er gerade nicht benutzt wird. Mit verschiedenen Mitteln der Veröffentlichung (Flyer, Radio u.a.) werden LinzerInnen eingeladen, auf dieser „intimen Bühne“ zu DarstellerInnen zu werden. 5

Olafur Eliasson (Dänemark) YOUR WELCOME REFLECTED Courtesy Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Vienna ... eine poetische Traumlandschaft, in der die Fantasie spazieren geht...

Unter Eliassons bevorzugten Medien ist das Licht. Hier schafft er mit einfachen Mitteln eine vielschichte raumgreifende Projektion. Immaterielle Formen aus buntem Licht wandern über die Wände, verblüffende prismatische Effekte, die der Fantasie eine poetische (Traum)Landschaft eröffnen. Die Inszenierung ist von purer Schönheit, sie bewegt zum Betrachten, zum Sich-darin-Verlieren, zum Reflektieren der Wahrnehmung.

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Leandro Erlich (Argentinien) Bâtiment …aus einer vertrauten Umgebung wird ein magischer Ort... Das Thema von Bâtiment ist die Art, wie wir den von uns eingenommenen Raum und die Umgebungen wahrnehmen, in denen wir uns im täglichen Leben bewegen. Beim Interagieren mit Bâtiment tritt der Betrachter in eine Welt der Tricks und Illusionen ein. Bâtiment ist eine reale physische Umgebung, die wir betreten und durchschreiten können. Dadurch ermuntert der Künstler das Publikum, zu DarstellerInnen auf einer aufwändigen Theaterbühne zu werden. Indem er räumliche und psychologische Illusionen schafft, nähert der Künstler sich der südamerikanischen Tradition des Geschichtenerzählens: Nichts ist so, wie es scheint, und die „LeserInnen“ sind dazu eingeladen, ihren Realitätssinn vorübergehend außer Kraft zu setzen.

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Job Koelewijn (Niederlande) INFINITE BABY POWDER WALL Umfangen von einer duftenden und visuell packenden Struktur, werden die Sinne entführt, vielleicht ins Reich der Erinnerungen an rare Momente von Geborgenheit.

Eine monumentale freistehende geschwungene Wand, bedeckt von vielen Schichten Talkumpuder. Durch eine sorgfältige, langwierige händische Bearbeitung ist das flüchtige Element Puder der Schwerkraft weit gehend entzogen worden. Neben dem optischen und haptischen Effekt verbreitet dieser Raum-im-Raum einen zarten, dabei durchdringenden Geruch, der am ehesten mit Babypuder assoziiert wird. Der Geruch begleitet die BesucherInnen durch den gesamten großen Ausstellungsraum und durchkreuzt die Wahrnehmung der anderen Arbeiten

mit

unvermeidlichen

Gedankenströmen,

die

mit

großer

Wahrscheinlichkeit mit Kindheitserinnerungen verbunden sind.

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Martin Walde (Österreich) Blurrping Rülpsende Formen, singende & lärmende … was – Objekte, Flüssigkeiten?

Eine sonderbare, bacchantische, jedoch absolut mögliche Welt... Doch keine uns bekannte Welt. Enthüllte Geheimnisse, Blicke auf das Verborgene? Multiple Projektionen “fließen” wie geschmolzene Substanzen unbekannter Herkunft über den Raum und verzaubern alles, was sie berühren, während der Ton sich im Ohr fest setzt.

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