Fremdes Feuer. Die Opfer

Fremdes Feuer Die Opfer Das dritte Buch Mose, das voll Anordnungen Gottes an Israel ist, beginnt zuerst mit den verschiedenen Arten der (Tier-)Opfer,...
Author: Uwe Weiner
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Fremdes Feuer

Die Opfer Das dritte Buch Mose, das voll Anordnungen Gottes an Israel ist, beginnt zuerst mit den verschiedenen Arten der (Tier-)Opfer, die der Herr verordnet hat: Das Sündopfer, das Schuldopfer, das Brandopfer, das Friedensopfer und das Speisopfer sind in den ersten Kapiteln detailliert beschrieben. Im neunten Kapitel lesen wir von der (ersten) Umsetzung dieser Anordnungen: 1 Und

es geschah am achten Tag, da rief Mose Aaron und seine Söhne und die Ältesten Israels; 2 und er sprach zu Aaron: Nimm dir ein junges Kalb zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer, ohne Fehl, und bring sie dar vor dem Herrn. 3 Und zu den Kindern Israel sollst du reden und sprechen: Nehmt einen Ziegenbock zum Sündopfer und ein Kalb und ein Lamm, einjährige, ohne Fehl, zum Brandopfer; 4 und einen Stier und einen Widder zum Friedensopfer, um sie vor dem Herrn zu opfern; und ein Speisopfer, gemengt mit Öl; denn heute wird der Herr euch erscheinen. 5 Und sie brachten das, was Mose geboten hatte, vor das Zelt der Zusammenkunft, und die ganze Gemeinde trat herzu und stand vor dem Herrn. 6 Und Mose sprach: Dies ist das Wort, das der Herr geboten hat, dass ihr es tun sollt; und die Herrlichkeit des Herrn wird euch erscheinen. (3. Mose 9, 1–6) Durch Mose gebot der Herr dem Volk Israel und dem Hohenpriester Aaron, diese vier Arten von Opfer darzubringen – vom Sünd- und Brandopfer hatten das Volk als Ganzes und Aaron je eines darzubringen. Es würde zu weit führen, die Charakteristika dieser vier Arten von Opfer hier aufzuführen – es gibt gute Kommentare, in denen dies getan wird –, weshalb ich es bei einigen wenigen Worten bewenden lassen will: Das Sündopfer wurde verordnet, um die Sünden der Israeliten zu bedecken (vgl. Ps 32, 1. 2). Jede Sünde, alles, was nicht aus Glauben getan wird (vgl. Röm 14, 23), die dem Willen Gottes zuwiderläuft, beleidigt Gott. Seine Gerechtigkeit verlangt die Sühnung jeder Sünde, und Er hat von Anfang an verordnet, dass Sünde nur durch Blutvergiessen gesühnt werden kann (Hebr 9, 22). Das bedeutet, dass für begangene Sünden grundsätzlich das Blut desjenigen fliessen müsste, der gesündigt hat (Röm 6, 23).

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In Seiner Gnade hat der Herr aber die Möglichkeit der Stellvertretung eingeführt: Es ist möglich, dass das Blut eines andern Sühnung für die Sünden tun kann, die wir begangen haben: «21 Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm» (2. Kor 5, 21). Nur das Opfer Jesu Christi kann die Sünde endgültig sühnen, hinwegtun (Hebr 10, 10). Die Tieropfer, auch die verordneten Sündopfer, hatten diese Kraft nicht, aber im Blick auf Christi konnten sie die Sünde bedecken. Christus ist also das (einzig) wahre Sündopfer und als solches ist Er an unserer Stelle gestorben, auf dass unsere Sünden gesühnt würden und wir Frieden mit Gott haben könnten. Wenn wir uns etwas näher mit den Verordnungen Gottes bezüglich des Sündopfers befassen, stellen wir indessen fest, dass es dem Herrn als einziges, im Gegensatz zu den andern Opfern, keine Freude bereitete, dass es gar ausserhalb des Lagers verbrannt werden musste. Dies verwundert jedoch nicht weiter, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass es unser Ungehorsam war, der dieses Opfer notwendig gemacht hat, und dass es den Herrn unvergleichlich viel gekostet hat, Seinen einzigen, geliebten Sohn dahinzugeben, um all das, was wir verbrochen haben, wieder gut zu machen. Viele Geschwister im Herrn bleiben leider beim Sündopfer stehen. Es genügt ihnen zu wissen, dass sich der Herr für sie hingegeben hat, und dass sie durch Sein Opfer Frieden mit Gott haben können. Natürlich genügt bereits diese Tatsache, den Herrn den Rest unserer Lebens zu loben. Was Er für uns getan hat, ist Grund genug, Ihm ein Leben lang dankbar zu sein. Doch wird die Schönheit Seiner Tat nur unzureichend erfasst, wenn man nur das Sündopfer beleuchtet, die anderen Opfer jedoch ausser Betracht lässt. Das wohl schönste Opfer ist das Brandopfer: Es stellt uns dieselbe Tat, den Opfertod Jesu Christi am Kreuz, vor, jedoch von einer anderen Seite betrachtet (vgl. 3. Mose 6, 18 und 3. Mose 7, 2). Das Brandopfer spricht nicht davon, welch hohen Preis die Sünde der Menschen forderte, spricht nicht von der Sühnung der unermesslichen Schuld, derer wir vor Gott schuldig geworden sind. Es ist nicht die schonungslose Offenbarung des völligen Ruins der Menschen vor Gott, zeugt nicht davon, dass die Menschen den geliebten Sohn Gottes so gehasst haben, dass sie Ihn zum Tode verurteilten. Nein, das Brandopfer spricht von der völligen Verherrlichung des Herrn, vom Gehorsam des Sohnes dem Vater gegenüber – «bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz» (Phil 2, 8) – von Seiner Erhabenheit über die Sünde, von Seiner Gnade, von Seiner Liebe, aber auch von Seiner Gerechtigkeit und Seiner Heiligkeit. Denn so, wie das Kreuz die Abgründe der menschlichen Natur völlig offenlegte, endgültig bewies, dass im Menschen nichts, aber auch gar nichts Gutes gefunden werden kann, so verdeutlichte es in nie gekannter Offensichtlichkeit die Herrlichkeit Gottes, gerade angesichts der Sünde. Weder davor noch danach wurde der Herr so verherrlicht wie in den drei Stunden der Finsternis. Deshalb ist Ihm das Brandopfer, wenn es auch den grausamen Preis der Sünde vorstellt, wohlgefällig (3. Mose 1, 3. 4), deshalb heisst es: «Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn» (3. Mose 1, 9). Die Art der Darbringung des Brandopfers war deshalb auch völlig verschieden von der Art der Darbringung des Sündopfers. Bringt uns die Betrachtung des Sündopfers dazu, den Herrn zu loben und zu preisen, die Betrachtung des Brandopfers wird es noch sehr viel mehr tun! Ich möchte jedem Bruder und jeder Schwester ans Herz legen, das Gesetz des Brandopfers zu studieren, vielleicht auch mit Unterstützung durch einen guten Bibelkommentar. Die Mühe lohnt

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sich! Das Friedensopfer wiederum spricht vom Frieden zwischen Gott und den Gläubigen. Es ist dem Herrn ebenfalls wohlgefällig (3. Mose 3, 5), doch ist es – im Gegensatz zum Brandopfer (vgl. 3. Mose 1, 9) – nicht völlig dem Herrn geweiht: «Die Brust soll Aaron und seinen Söhnen gehören» (3. Mose 7, 31). Durch das Opfer Jesu Christi haben jene, die an Ihn glauben, Frieden mit Gott. Dieser Frieden ist nicht eine «theoretische» Angelegenheit, sondern soll gelebt und genossen werden. Im Friedensopfer sehen wir deshalb Gott und jene, die Ihm gehören, in Frieden vereint, in glücklicher Gemeinschaft, gleichsam um den Herrn Jesus Christus versammelt. So ist es der Wille des Herrn: Die Gläubigen sollen in Gemeinschaft miteinander und mit Ihm versammelt sein, sich mit Ihm beschäftigen und Ihm Lob und Dank bringen (vgl. auch Mt 18, 20). Das Speisopfer versinnbildlicht schliesslich eine weitere Seite der Herrlichkeit unseres hochgelobten Herrn: Es schattet Seinen Wandel in Gehorsam, Seine moralische Herrlichkeit voraus. Es ist ein unblutiges Opfer, steht also nicht im Zusammenhang mit dem Tod Christi; deshalb spricht es nicht von Sühnung oder Erlösung. Das vollkommene Leben Christi kann uns nicht erlösen, wenn es auch mehr als Grund genug bietet, Ihn zu loben. Das Speisopfer ist deshalb, im Gegensatz zu den andern drei Opfern, kein Vorbild der grossen Erlösungstat am Kreuz von Golgatha. Dennoch ist es dem Herrn wohlgefällig (3. Mose 2, 2), hochheilig (3. Mose 2, 3; vgl. mit Lk 1, 35). Es besteht nur aus besten Zutaten und kann sich deshalb nur auf Jesum Christum beziehen. Es ist ein besonderes Teil der Gläubigen, sich, quasi gemeinsam mit Gott, an der Herrlichkeit des Herrn während Seines Lebens auf Erden zu erfreuen, Ihm dafür Lob und Preis darzubringen. Von diesem besonderen Teil spricht also letztlich das Speisopfer.

Die Wertschätzung des Herrn Indem der Herr diese Opfer verordnet und im Anschluss Aaron und dem Volk geboten hat, alle diese Opfer darzubringen, hat Er also letztlich mit aller Deutlichkeit auf Seinen vielgeliebten Sohn hingewiesen, auf dessen Leben und auf dessen Opfer. Er hat damit zum Ausdruck gebracht, wie sehr Er Seinen Sohn liebt – nicht nur, weil Er Sein Sohn ist, sondern auch, weil Er in allem, bis zum letzten, absolut gehorsam gewesen ist. Wenn wir die Bibel mit offenem Herzen studieren, erkennen wir, dass der Herr Jesus das absolut zentrale Thema jedes Buches und jedes Kapitels ist, dass der Herr wertschätzt, was mit Ihm in Zusammenhang steht, und verwirft, was keinen Bezug zu Ihm aufweist. Wir können sicher sein: Wenn der Herr etwas wertschätzt, dann, weil es einen Bezug zu Seinem geliebten Sohn aufweist. Nachdem Israel die vorgeschriebenen Opfer dargebracht hatte, offenbarte sich der Herr – aus diesem Grund – in aller Klarheit: «Und die Herrlichkeit des Herrn erschien dem ganzen Volk; 24 und es ging Feuer aus von dem Herrn und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke auf dem Altar; und das ganze Volk sah es, und sie jauchzten und fielen auf ihr Angesicht» (3. Mose 9, 23. 24). Bei keiner anderen Gelegenheit hat sich der Herr dem Volk Israel so geoffenbart. Diesen Zustand, den das Volk kraft der Opfer, kraft der Verbindung mit Christo, in diesem

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Zeitpunkt eingenommen hat, hat es weder zuvor noch danach je wieder eingenommen. Die Gemeinschaft zwischen Gott und dem Volk war völlig ungetrübt und vollkommen. Grundlage dafür waren, man kann es nicht zu oft betonen, die Opfer bzw., durch diese vorgeschattet, Christus. Willst du ungetrübte, innige, völlige Gemeinschaft mit Gott haben? Er hat alles getan, damit du freien Zugang zu Ihm haben kannst: Er hat Seinen Sohn als Sünd- und Schuldopfer ans Kreuz nageln lassen, damit deine Schuld getilgt und deine Sünden gesühnt sind, hat Ihn ans Kreuz nageln lassen, damit du Frieden und Gemeinschaft mit Ihm haben kannst. Weil jeder Mensch vor Gott bankrott ist, von Sünde befleckt, ungehorsam, weil es keine Möglichkeit gibt, dass ein Mensch aus sich selbst heraus gerecht werden könnte – denn wir sind tot in unseren Vergehungen und Sünden (Eph 2, 1) –, hat Er diese Möglichkeit am Kreuz geschaffen. Er bietet dir Vergebung und Frieden an, und das kostenlos – denn Er selbst hat den Preis vollständig bezahlt. Die Aufforderung, in diesem Sinne an den Sohn zu glauben, ist aber auch eine Warnung: Einen anderen Weg gibt es nicht, um zu Gott zu kommen (Joh 3, 36; Joh 14, 6).

Fremdes Feuer Es scheint, als ob die auf die soeben beschriebene, in 3. Mose 9 enthaltene Offenbarung im Zusammenhang mit den auf Christum hindeutenden Opfern folgenden Ereignisse genau diesen Punkt unterstreichen sollten: Was nicht mit Christo zusammenhängt, ist Gott nicht wohlgefällig. Es ist nicht möglich, Gott ohne Christum zu nahen: 1 Und

die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen jeder seine Räucherpfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten fremdes Feuer vor dem Herrn dar, das er ihnen nicht geboten hatte. 2 Da ging Feuer von dem Herrn aus und verzehrte sie, und sie starben vor dem Herrn. (3. Mose 10, 1. 2) Es ist traurig zu sehen, dass ausgerechnet die beiden ältesten Söhne des Hohenpriesters Aaron die Lektion nicht verstanden hatten. Obwohl der Herr Israel geboten hatte, welche Opfer sie Ihm darzubringen hatten bzw. darbringen durften, und obwohl Er sich im Zusammenhang mit der Darbringung dieser Opfer dem Volk gezeigt hatte, brachten sie «fremdes Feuer» vor Ihm dar, «das er ihnen nicht geboten hatte». Sie wollten Ihm nicht auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi nahen, sondern auf andere Weise, auf der Grundlage ihres eigenen Gutdünkens, ihrer eigenen Gerechtigkeit bzw. der Gerechtigkeit, von der sie meinten, dass sie sie hätten. Wir Menschen sind störrische Wesen, wie die Esel. Obwohl der Herr sich uns deutlich geoffenbart hat, obwohl Er auf jede erdenkliche Weise bewiesen hat, dass wir nicht in der Lage sind, Seine Gerechtigkeit zu erreichen, denken wir in unserem tiefsten Innern doch nach wie vor, wir würden es schaffen. Wir meinen, wir könnten Ihm auf der Grundlage von Religiosität, auf der Grundlage unserer eingebildeten Gerechtigkeit nahen. Es ist nicht möglich! Wer kann denn vor dem dreimal heiligen Gott bestehen? Wer ist ohne Sünde? Meinen wir wirklich, Er würde einfach darüber hinwegsehen? Das

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wird Er nie tun! Jede noch so kleine Sünde muss gesühnt sein, bevor wir Ihm nahen können! Nadab und Abihu sind ein Beispiel dafür, was mit Menschen geschieht, die meinen, sie könnten Gott ohne Christum nahen: Sie werden von Ihm verzehrt, sie sterben. Das bedeutet nichts anderes, als sie die Nähe Gottes nicht erreichen werden und die Ewigkeit fernab von Ihm verbringen müssen; der Zorn Gottes bleibt auf ihnen in Ewigkeit (Joh 3, 36). Diese Tatsache beruht nicht auf einer menschlichen Interpretation der in 3. Mose 10, 1. 2 geschilderten Ereignisse. Vielmehr lässt der Herr selbst durch Mose ausrichten, aus welchem Grund Nadab und Abihu gestorben sind: «3 Und Mose sprach zu Aaron: Dies ist es, was der Herr geredet hat, indem er sprach: In denen, die mir nahen, will ich geheiligt, und vor dem ganzen Volk will ich verherrlicht werden. Und Aaron schwieg» (3. Mose 10, 3). Etwas anderes, menschliches neben Christum zu setzen, beleidigt Gott. Er hat alles gegeben, hat Seinen einzigen, vielgeliebten Sohn dahingegeben, um den schrecklichen Preis für unser aller Schuld zu bezahlen. Wenn wir etwas anderes daneben stellen, bezeugen wir damit, dass wir der Ansicht sind, der Kreuzestod Jesu Christi würde nicht ausreichen, oder aber, wir seien gar nicht so verdorben, wie der Herr sagt. Dann hätte Er aber Seinen Sohn vergebens dahingegeben! Was für ein Frevel, so zu denken! Weil der Herr allein den ganzen Preis bezahlt hat, gebührt Ihm allein die Ehre. Deshalb will Er (allein) in denen, die Ihm nahen, geheiligt und vor dem ganzen Volk verherrlicht werden. Fremdes Feuer verunehrt Ihn, weshalb Er es nicht tolerieren kann – vor allem nicht von solchen, die Seinen Namen tragen. Bedenken wir, dass Nadab und Abihu die ältesten Söhne des Hohenpriesters Aaron waren, sich also in der denkbar höchsten Stellung befanden. Hätte ein Ungläubiger fremdes Feuer vor Gott dargebracht, der Herr hätte es vielleicht toleriert. Aber diese beiden, die Seinen Namen trugen, alles wussten, durften sich einen solchen Patzer nicht erlauben. Ihre Verantwortung war ungleich höher als beispielsweise jene eines Kain, der nicht mit dem Tod bestraft wurde, als er «fremdes Feuer» vor Gott darbrachte. Die Geschichte richtet sich also gerade auch an solche, die den Namen des Herrn tragen, sich also als Christen bezeichnen. Es ist töricht und eine Beleidigung des Herrn, zu denken, es sei egal, wie wir Ihm nahen, wie wir unseren Priesterdienst ausüben. Es ist nicht egal! Der Herr hat verbindlich verordnet, wie Ihm zu nahen ist, und das nicht ohne Grund. Seien wir also strengstens darauf bedacht, Gott so zu nahen, wie Er es geboten hat! Wie wir unser Glaubensleben und unsere Versammlungen gestalten, steht nicht in unserem Belieben.

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