Frauen des 18. Jahrhunderts (1) Prinzessin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth

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Frauen des 18. Jahrhunderts (1) Prinzessin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth Ein Film von Ursula Schlude Beitrag: Volker Eklkofer und Simon Demmelhuber Inhalt Wilhelmine Friederike Sophie (1709-58) ist die Tochter des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1688-1740). Schon als kleines Mädchen wird die Prinzessin von der Mutter, die aus dem Hause Hannover stammt, darauf vorbereitet, Königin von England zu werden. Als die Verbindung an Hofintrigen und einer unkoordinierten Heiratspolitik scheitert, muss sie 1731 den späteren Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth (1722-63) heiraten. In ihren Mémoires berichtet sie von einer trostlosen Kindheit. Wilhelmine und ihr zweieinhalb Jahre jüngerer Bruder Friedrich, der spätere König Friedrich II. der Große (1712-86), sind wie die anderen Geschwister dem Geiz, Jähzorn und Drill des Vaters ausgeliefert. Ihre Mutter, Königin Sophie Dorothea, behandelt sie lieblos und ist vor allem mit Heiratsprojekten beschäftigt. Einige Historiker zweifeln allerdings an Wilhelmines Darstellung, vor allem das Bild des bösartigen Vaters halten sie für verzerrt. Nach ihrer Hochzeit mit Friedrich von Brandenburg-Bayreuth zieht die intelligente und gebildete

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Wilhelmine ins "Exil", in die fränkische Provinz. Statt eines Palastes findet sie in Bayreuth ein verrottetes Schloss vor, in dem der trunksüchtige Schwiegervater das Sagen hat. Wider Erwarten verliebt sie sich in Friedrich und als dieser die Regentschaft übernimmt, kann sie sich ihre ganz persönliche Idealwelt schaffen. In Bayreuth begründet Wilhelmine einen einzigartigen Musenhof und entfaltet eine rege Bautätigkeit. Innerhalb von nur zwei Jahrzehnten erweitert sie den Schlossbereich Eremitage vor den Toren der Stadt, errichtet mit dem Neuen Schloss eine prachtvolle Residenz und legt den Felsengarten Sanspareil mit dem ersten Ruinentheater in der Architekturgeschichte an. Das Markgräfliche Opernhaus gilt als Krönung ihrer Bautätigkeit. Nach ihrem Tod im Jahr 1758 versinkt der Musenhof der Markgräfin in der Bedeutungslosigkeit.

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Fakten Jugend zwischen Hofintrigen und Heiratspolitik

Wilhelmine kommt am 3. Juli 1709 in Potsdam zur Welt. Der kleinen Prinzessin folgt am 24. Januar 1712 ein Bruder, der als Friedrich der Große in die Geschichte eingeht und von der Nachwelt zur legendären Gestalt des „Alten Fritz“ verklärt wird. Zeitlebens verbindet Wilhelmine und Friedrich eine enge Beziehung. Zu ihren anderen Geschwistern hat sie nur wenig Kontakt. Die Mutter bringt - Fehlgeburten nicht mitgezählt 14 Kinder zur Welt (das Bild zeigt die preußische Herrscherfamilie anlässlich eines Besuchs des in rot gewandeten August von Sachsen-Polen). Ein Familienleben gibt es, wie Wilhelmine in ihren Erinnerungen berichtet, nicht. Jedes Kind erhält eine Hofmeisterin bzw. einen Erzieher, die sie auf ihre Aufgaben vorbereiten. Wilhelmines Vater tritt 1713 als König Friedrich Wilhelm I. die Herrschaft in Preußen an. Ihre Mutter, Sophie Dorothea von Hannover, hat den Kronprinzen 1706 geheiratet. Mehr und mehr entfremdet sie sich von ihrem Gemahl. Der „Soldatenkönig“, dem ein prunkvolles Hofleben zuwider ist, lässt Sophie Dorothea seine Verachtung spüren, er bevormundet und kränkt sie häufig. Die kleine Wilhelmine erweist sich als begabtes und intelligentes Mädchen. Die Mutter sorgt dafür, dass sie die besten Lehrer, darunter den Historiker Maturin Veyssière la Croze erhält. Die Erziehung ist jedoch hart. Wilhelmine wird von ihrer Gouvernante ebenso geschlagen wie vom Vater. Sie muss auch erleben, wie sich das Verhältnis © Bayerischer Rundfunk

zwischen dem König und ihrem Lieblingsbruder Friedrich zunehmend verschlechtert. Friedrich interessiert sich für französische Literatur und Musik, während der nüchtern-pragmatische König auf einer militärische Erziehung besteht. Ein Versuch Friedrichs, sich ins Ausland abzusetzen, endet 1730 mit seiner Inhaftierung und der Hinrichtung des Freundes und Fluchthelfers Hans Hermann von Katte. Auch Wilhelmine gerät unter Druck, denn der Vater verdächtigt sie der Mitwisserschaft. Mädchen werden in den Herrscherfamilien dieser Zeit als Heiratsware betrachtet. Das gilt auch für Wilhelmine, deren Verheiratung sich über fast 20 Jahre hinzieht. Die ehrgeizige Mutter hofft, den Prinzen von Wales zum Schwiegersohn zu bekommen. Der Vater denkt eher daran, durch eine Ehe näher an das Kaiserreich heranzurücken. Feldmarschall Friedrich Wilhelm von Grumbkow, ein Vertrauter des Königs, möchte Wilhelmine lieber an den Sohn des Fürsten von Anhalt-Dessau verschachern. Dann bittet 1716 ein Gesandter des Königs von Schweden für Karl III. um die Hand der erst siebenjährigen Prinzessin. Die Situation wird noch verzwickter, als der König von England vorschlägt, seine Tochter Amalia mit Wilhelmines Bruder Friedrich zu verheiraten. Nun gibt es sogar die Option einer Doppelhochzeit. Inzwischen laufen am preußischen und am englischen Hof diverse Intrigen gegen die Vermählung. Der englische König verzögert nun die Verhandlungen. Friedrich Wilhelm I. fühlt sich gekränkt und stimmt gegen die Ehe seiner Tochter mit einem englischen Prinzen. Trotzdem setzt die Mutter ihre Bemühungen fort und lässt weiter mit England verhandeln. Der König spielt schließlich mit dem Gedanken, die Tochter mit August dem Starken von Sachsen zu vermählen. Der damals 50-jährige König von Polen ist ein vergnügungssüchtiger Lebemann, der es auf über 300 uneheliche Kinder gebracht hat. Das Projekt scheitert schließlich am Widerstand des Kronprinzen von Polen. Nun kommt Friedrich Wilhelm auf die Idee, seine mittlerweile ziemlich deprimierte Tochter entweder mit dem Herzog von Weißenfeld oder dem Markgrafen von Schwedt zu verheiraten. Sowohl die Königin als auch einige Berater des Königs suchen eilig nach einer besseren Partie für die inzwischen 21jährige Prinzessin. Zusammen schlagen sie den zukünftigen Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth als Heiratskandidaten vor. Am 3. Juni 1731, dem Tag der Verlobung, trifft - zu spät - die von der Mutter lang ersehnte Heiratszusage aus England ein. Die Hochzeit findet am 20. November 1731 in Berlin statt. Wilhelmine zieht in die kleine Residenzstadt Bayreuth, ins "Exil". 2

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Wilhelmine in Bayreuth Über die Ankunft in Bayreuth berichtet Wilhelmine in ihren Memoiren. Arrogant-ironisch beschreibt sie die Herren des Empfangskomitees, die aussahen „wie Knecht Rupprecht; statt der Perücken ließen sie ihre Haare tief ins Gesicht fallen, und Läuse von ebenso alter Herkunft wie sie selbst hatten in diesen Strähnen ihren Wohnsitz aufgeschlagen“. Bescheiden ist auch die Wohnung im alten Schloss, denn „man führte mich in dieselbe wie durch einen langen, mit Spinnweben tapezierten Gang, der so schmutzig war, dass es Übelkeiten erregte (…). Mein Bett war so schön und so neu, dass es in vierzehn Tagen keine Vorhänge mehr hatte; sie zerrissen, sobald man sie anrührte. Diese Pracht, die ich nicht gewöhnt war, überraschte mich ungemein“. Ihren Schwiegervater, Markgraf Georg Friedrich von Bayreuth lernt sie als einen Mann kennen, „dessen ungesunder Körper einen beschränkten Geist enthielt“.

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Die Musik spielt für Wilhelmine eine wichtige Rolle. Sie schreibt mehrere Libretti für Opern und komponiert die Opern „Argenore“ und „Artaxerxes“. Die Markgräfin beherrscht Flöte, Violine und Cembalo. Heute noch wird das von ihr komponierte Cembalokonzert in g-Moll hoch geschätzt. Später übernimmt sie die Oberleitung des neu errichteten Bayreuther Opernhauses. Sie wirkt als Mäzenin, holt Künstler nach Bayreuth, ist als Autorin aktiv und versucht sich als Malerin. Ihre Memoiren werden nach ihrem Tod veröffentlicht. Wilhelmine präsentiert darin u. a. ironische Charakterskizzen, die den Schriftsteller Theodor Fontane begeistern. Die Erinnerungen Wilhelmines, schreibt er, vermitteln „vor allem die Stimmung jener Tage, die in unübertrefflicher Weise wiedergegeben wird“. In ihrer Bibliothek stehen Werke des französischen Aufklärers Voltaire und des englischen Philosophen John Locke, der in seiner Staatslehre den Gedanken der Volkssouveränität und der Gewaltenteilung entwickelt. Die Markgräfin setzt sich für die Errichtung einer Universität in ihrem Herrschaftsbereich ein. Diese wird im Februar 1743 in Bayreuth eröffnet und später nach Erlangen verlegt. Sie nimmt an Disputationen teil und liebt es, Debatten selbst anzustoßen. In einem Brief, den sie im November 1743 an ihren Bruder Friedrich schreibt, berichtet sie von einem Gespräch über die Teilbarkeit der Materie, „der Verteidiger der These war ein Anhänger von Newton, ein Opponent Wolffianer“.

Wilhelmine ist dennoch entschlossen, aus ihrem Bayreuther „Exil“ das Beste zu machen – und sie hat Glück. Friedrich und Wilhelmine verlieben sich ineinander. Die gebildete und überhebliche preußische Königstochter empfindet allmählich sogar Sympathie für ihre fränkischen Untertanen. Später sucht sich der Ehemann zwar eine Mätresse, wichtig aber ist, dass er die künstlerischen Aktivitäten seiner Frau unterstützt. Nachdem er 1735 die Nachfolge seines Vaters angetreten hat, finanziert er ihren Musenhof.

Wilhelmines Bauleidenschaft prägt das „Bayreuther Rokoko“, dessen Kennzeichen eine florale, farbenfrohe Ornamentik ist. Im Januar 1753 brennt das alte Stadtschloss in Bayreuth nieder, hinter vorgehaltener Hand ist davon die Rede, das Herrscherpaar habe dabei ein wenig "nachgeholfen". Ein Neubau ist nun trotz der angespannten Finanzlage des Kleinstaates nötig, der Architekt Joseph Saint-Pierre übernimmt die Planungen. Bei der Außengestaltung des Neuen Schlosses steht das Charlottenburger Schloss in Berlin Pate. Die Innenräume tragen Wilhelmines „Bayreuther Rokoko“-Handschrift (u. a. Muscheln, Pflanzenornamente, Chinoiserien).

Friedrich gilt als großzügiger Herrscher, der nach der Devise regiert: „Es sollen in meinem Land alle glücklich sein“. Den Bürgern ist jede Religionsausübung gestattet, Juden werden in Bayreuth Synagogen zugestanden. Das Volk gibt Friedrich den Beinamen „der Gütige“. Als er stirbt, hinterlässt er Schulden in Höhe von 3,8 Millionen Gulden.

Auch beim Bau des Bayreuther Opernhauses lässt Wilhelmine ihren künstlerischen Neigungen freien Lauf. Es wird von 1745 bis 1750 von SaintPierre errichtet, für die prächtige Innenausstattung holt die Markgräfin den Theaterbaumeister Guiseppe Galli Bibiena nach Bayreuth, der zuvor am Hof in Wien gearbeitet hat. Das Haus ist nicht nur für die Aufführung von Bühnenstücken vorge-

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sehen, sondern auch als Kulisse für aufwendige Feste. Im noch unvollendeten Gebäude wird 1748 die Hochzeit der einzigen Tochter Wilhelmines, Elisabeth Friederike Sophie, mit Herzog Carl II. Eugen von Württemberg gefeiert. Nach einer Italienreise wünscht die Markgräfin ein neues Parkschloss im südländischen Stil und ab 1758 wird die „Fantaisie“ im Bayreuther Vorort Donndorf gebaut.

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Gebäuden, großen Mengen Juwelen, Silber, Gold und Möbeln und äußerlicher Magnifizenz – erlauben Sie, dass ich auch mein Vergnügen habe, das hauptsächlich in einer Menge guter Truppen besteht“. Die zuvor gern gesehenen Kammerherren, Hofjunker und Räte verschwinden in der Versenkung. Schlichte blaue Uniformen prägen nun das Bild am preußischen Hof, französische Modekleider sind verpönt. Der König übt seine absolute Herrschaft mit patriarchalischer Strenge aus. Er ist grob, ungeschliffen und reagiert oft cholerisch. Von seiner Frau und den Kindern verlangt er ebenso unbedingten Gehorsam wie von allen anderen Abhängigen. Während Preußen das Bild eines Kasernenhofs bietet, blüht im benachbarten sächsisch-polnischen Herrschaftsgebiet August des Starken das höfische Leben. Auch zeigt sich im Land des Vaters von 354 unehelichen Kindern eine ungewöhnliche geistige Regsamkeit. So fördert Johann Christoph Gottsched die Dichtung, Theatergruppen entstehen.

Auch in der Gartenkunst ist Wilhelmine aktiv. Damals werden Hofgärten und Parks nach französischem Vorbild symmetrisch-geometrisch angelegt. Wilhelmine verstößt bei der Konzeption des Felsengartens Sanspareil bewusst dagegen. Sie lässt ein Ruinentheater bauen, fügt künstliche Ruinen, Brunnen und Wasserspiele aneinander. Der Musenhof in Bayreuth ist eng an die Person der Wilhelmine gekoppelt. Sie ist die treibende Kraft, sie verhilft dem fränkischen Kleinstaat zu höfischem Glanz und einer kulturellen Blüte. Wilhelmine stirbt noch vor ihrem 50. Lebensjahr im Oktober 1758, Damit endet die kurze markgräfliche Blütezeit Bayreuths. Eine Frau im Geiste ihrer Zeit und ihrer sozialen Schicht: Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth Als Wilhelmine 1709 geboren wird, herrscht in Preußen ihr Großvater Friedrich I., der eine theatralisch-prunkvolle Hofhaltung nach dem Vorbild Ludwigs XIV., des französischen „Sonnenkönigs“, liebt. Die Finanzkraft seines Staates wird dadurch bis an die Grenzen belastet. Friedrich Wilhelm I. tritt 1713 die Herrschaft an. Noch am Todestag seines Vaters streicht er den Hofetat. Der König verachtet das höfische Leben, vielmehr ist er von calvinistischem Arbeitethos durchdrungen. Dem holländischen Gesandten erklärte er: „Mein Vater fand Freude an prächtigen

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Wilhelmine denkt später mit Schrecken an die Lustfeindlichkeit am preußischen Hof zurück: „Wir führten das traurigste Leben von der Welt. Früh, so wie es sieben schlug, weckte uns die Übung von dem Regimente des Königs auf, sie fand vor unseren Fenstern, die zu ebenem Boden waren, statt. Das ging unaufhörlich: Piff, Puff, und den ganzen Morgen hörte das Schießen nicht auf. Um zehn Uhr gingen wir zu meiner Mutter und begaben uns mit ihr in die Zimmer neben denen des Königs, wo wir den ganzen Morgen verseufzen mussten. Endlich kam die Tafelstunde. Das Essen bestand aus sechs kleinen, übel zubereiteten Schüsseln, die für vierundzwanzig Personen hinreichen mussten, so dass die meisten vom Geruche satt werden mussten. Am ganzen Tisch sprach man von nichts als von Sparsamkeit und Soldaten“.

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Nach ihrer Hochzeit genießt sie es, künstlerisch tätig zu sein und dem fränkischen Kleinstaat Bayreuth zu kultureller Blüte zu verhelfen. Aber ob sie nun einen Park anlegen lässt oder das „Neue Schloss“ mit Mitteln aus einer Sondersteuer baut, die der Markgraf den Einwohnern seines Landes auferlegt, immer handelt sie - wie ihr Vater es getan hatte - aus einem absolutistischen Herrscherverständnis heraus, das auch dem Denken ihres Mannes entspricht. In ihrem Bayreuther Musenhof kann sie königliches Erwähltheits- und Standesbewusstsein demonstrieren. Wilhelmine inszeniert sich als Organisatorin, Komponistin, Malerin, Schriftstellerin und Philosophin. Die Markgräfin orientiert sich schon als Mädchen an den Werten und Normen der hocharistokratischen Gesellschaft jener Epoche. Dass sie als Objekt diverser Verheiratungsstrategien dient und Gegenstand von Hofintrigen wird, akzeptiert sie ebenso als Teil der bestehenden Ordnung wie die aufwendige Heiratsvereinbarung mit Friedrich von Bayreuth, die einem Kaufvertrag nahe kommt. Obwohl sie selbst unter mangelnder Mutterliebe gelitten hat, lässt sie ihre Tochter Elisabeth Friederike Sophie von Ammen und Gouvernanten aufziehen. Später wird sie dann nach dem Grund-

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muster dynastischer Heiratspolitik gewinnbringend an den Herzog von Württemberg weitergereicht. Bestens vertraut mit Intrigen arrangiert Wilhelmine beispielsweise die Heirat einer Adeligen, Wilhelmine von Marwitz, die sie an ihrem Hof halten will, mit einem österreichischen Obersten. Umso ärgerlicher ist es, dass diese Hofdame die Mätresse ihres Mannes wird. Die nach damaligem Verständnis gottgegebene Ständeordnung stellt die Markgräfin nicht in Frage. Sie hält es für selbstverständlich, entsprechend ihrer hohen Geburt an deren Spitze zu stehen und begegnet niederen Ständen mit Distanz. Für die höchst rangbewusste Wilhelmine spielt die Etikette als Herrschaftsinstrument eine große Rolle. Wichtig ist ihr der Vortritt, den sie als Königstochter z. B. gegenüber Bischöfen beanspruchen kann. Auch auf Sitzordnungen, die Reihenfolge der Begrüßung und die Qualität der angebotenen Sessel (mit oder ohne Armlehne) legt sie großen Wert. Immer wieder werden Fragen der Etikette in ihren Memoiren erwähnt. Regeln, klare Verhaltensnormen und „höfische Manieren“ sind Teil des Kommunikationssystems, in dem sie aufgewachsen ist.

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Didaktische Hinweise Die Sendung eignet sich zum Einsatz im Geschichts- und GSE-Unterricht ab der 7. Jahrgangsstufe. Lernziele Die Schülerinnen und Schüler sollen • • • •

erfahren, dass die preußische Prinzessin Wilhelmine (1709-58) eine glänzend begabte, willensstarke Person war; wissen, dass sie nach ihrer Heirat mit dem eher unbedeutenden Friedrich von Bayreuth ihren künstlerischen Bestrebungen freien Lauf ließ und sich eine "Idealwelt" schuf; nachvollziehen, dass sie durch den Bau des Neuen Schlosses, des Opernhauses sowie durch die Anlage von Parks Bayreuth zu höfischem Glanz und zu einer kulturellen Blüte verhalf; verstehen, dass sie mit ihren Memoiren und ihren Bauten der Nachwelt ein bedeutendes Vermächtnis hinterließ.

Arbeitsaufträge Was meinte der Feldmarschall von Grumbkow, als er 1730 zu Wilhelmine sagte: „Die großen Fürstinnen sind dazu geboren, dem Wohl des Staates geopfert zu werden“? Schildert die Besonderheiten des höfischen Frauenlebens in der Zeit des Absolutismus! Welche Rolle spielten tradierte, zwanghafte Verhaltensmuster? Wie kam es dazu, dass Wilhelmine keinen englischen Prinzen heiratete, sondern mit dem Erben des unbedeutenden Bayreuth verheiratet wurde? Welche künstlerischen Aktivitäten entfaltete Wilhelmine in Bayreuth? Literatur- und Internettipps Wilhelmine von Bayreuth. Eine preußische Königstochter. Glanz und Elend am Hofe des Soldatenkönigs in den Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Hrsg. von Ingeborg-Weber Kellermann. Frankfurt/M.: Insel Verlag, 1990. Oster, Uwe A. Wilhelmine von Bayreuth. München: Piper Verlag, 2005. Leitner, Thea. Skandal bei Hof. München: Piper Verlag, 2004. Links http://www.preussen.de/de/geschichte/1713_friedrich_wilhelm_i./kinder/wilhelmine.html Kurzbiografie in Preußen.de

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