FRANK ROBSON

Mein Freund Lucky

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Buch Kein schönes Schicksal hätte auf den beigefarbenen Terrierwelpen Lucky gewartet, wenn ihn nicht Frank Robson und seine Frau Leisa vom Fleck weg adoptiert hätten. Vernachlässigt und mit diversen Zipperlein ausgestattet, war er von seinem ursprünglichen Herrchen vor einer Tierklinik in Queensland, Australien, ausgesetzt worden. Dort hätte man nichts für ihn tun können … So jedoch bekam er ein liebevolles Zuhause – das er bereits kurz nach seiner Ankunft so richtig durcheinanderbrachte. Nicht nur verfügt der neue flauschige Mitbewohner über zwölf verschiedene Schnaubgeräusche, die alle etwas anderes bedeuten, und die für einen Hund erstaunliche Fähigkeit, Bäume hochzuklettern (vor allem um Papageien zu jagen), sondern er hegt auch eine offene Verachtung für die Straßen der Vorstadt. Doch Frank und Leisa wollen ohnehin für eine Weile ihre anstrengenden Berufe hinter sich lassen und eine längere Segelreise unternehmen. Wie sich herausstellt, ist Lucky der perfekte Hund für dieses Abenteuer: Ganz der geborene Segler, lebt er für den Wind in seinem Fell, das Salz in seinen Augen und beschützt das Boot vor Kugelfischen, Stachelrochen und anderen üblen Gesellen. Und bald entsteht eine innige Freundschaft zwischen dem Hund und dem Mann, die den an harte Fakten gewöhnten Journalisten Frank einiges lehrt über die Freiheit, das Leben und die Liebe …

Autor Geboren in Neuseeland, war Frank Robson ein vielreisender, unsteter Abenteurer, bevor er in Australien seine Berufung als Journalist fand. Seitdem hat er für zahlreiche Zeitungen geschrieben, mehrere Dokumentarfilme gedreht und eine Presseagentur geleitet. Seine Leidenschaft gilt dem Segeln.

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Frank Robson

Mein Freund Lucky Wie ein kleiner Terrier zum See-Hund wurde und alle Herzen eroberte Ins Deutsche übertragen von Gloria Ernst

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Die australische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel »Lucky for me« bei HarperCollinsPublishers Australia Pty Limited, Sydney, Australien.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100 Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier Holmen Book Cream liefert Holmen Paper, Hallstavik, Schweden.

1. Auflage Deutsche Erstveröffentlichung Juli 2009 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München. Copyright © by Frank Robson 2007 Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Verlagsgruppe Random House GmbH Fotos der Seiten 13, 39, 47, 131, 161, 195 by David Sproule Foto von Seite 143 by Graeme Parks Umschlaggestaltung: HildenDesign, München Umschlagmotiv: David Sproule Redaktion: text in form ES ∙ Herstellung: RF Satz: Uhl + Massopust, Aalen Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany ISBN: 978-3-442-37244-7 www.blanvalet.de

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Für Mims Mutter, die uns mit Lucky glücklich gemacht hat

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Sea dog / Seebär: ein erfahrener alter Seemann Seadog / Seehund: andere Bezeichnung für Nebelbogen oder hellen Fleck in einer Nebelbank Fogdog: ein weißlicher Fleck, der bei Nebel manchmal über dem Horizont zu sehen ist. – Collins English Dictionary

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ief in der Nacht steuert ein altes, hölzernes Segelboot mit hoher Geschwindigkeit nach Norden auf das Great Barrier Reef zu. Die Fahrt ist stürmisch. An Bord des Boots befindet sich auch ein kleiner Hund – es ist seine erste Reise übers offene Meer –, aber Lucky hat keine Angst. Er sitzt vollkommen ruhig auf dem Sofa in der Hauptkajüte und verfolgt jede meiner Bewegungen am Steuerrad mit seinen runden braunen Augen. Ich selbst bin allerdings weit weniger gelassen, was ich jedoch zu verbergen versuche. Wir befinden uns vierzig Seemeilen vor der Küste von Queensland und schlängeln uns gerade zwischen den Korallenriffen hindurch. Der Wind weht in Böen mit einer Geschwindigkeit von über dreißig Knoten, und die Nacht ist so dunkel, dass ich das Gefühl habe, als würde das Boot in einen endlosen schwarzen Raum fallen. Dann entsteht plötzlich eine stürmische Kreuzsee. Sie bricht über das Deck herein und wirft uns hin und her. Während ich mit dem Steuerrad kämpfe, sehe ich, wie Lucky vom Sofa heruntergeschleudert wird und unsanft auf dem Kajütenboden landet. Er steht jedoch sofort wieder auf und springt mit seinen 15

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kurzen Beinen auf die Couch zurück. Als sich unsere Blicke treffen, legt er den Kopf schief und gibt dieses für ihn so typische Schnauben von sich: »Kwok!« – Das heißt so viel wie: »Reg dich nicht auf!« Nachdem er noch einige Male von seinem Platz heruntergepurzelt ist, sehe ich, dass er an einem der Sofakissen herumzerrt. Er stupst es immer wieder mit der Schnauze an, verliert zwischendurch die Balance und rappelt sich wieder auf. Er arbeitet beharrlich weiter, bis er das Kissen schließlich so platziert hat, dass zwischen dem Kissen und der Rückenlehne des Sofas ein Spalt entsteht, in den er sich hineinlegen kann. Dann rollt er sich auf den Rücken, gibt mehrmals ein »Kaark!« von sich – was »Jaaa!« bedeutet – und schläft kurz darauf zufrieden ein. Ich weiß, dass Lucky kein gewöhnlicher kleiner Hund ist. Dennoch kann ich kaum glauben, was ich da gerade gesehen habe. Ich werfe Des, dem Freund, mit dem ich zusammen segle, einen kurzen Blick zu. »Himmel«, sagt er kopfschüttelnd. »Was ist das denn für ein Hund?« Während wir Lucky zusehen, wie er auf dem Rücken liegend in seiner kleinen Kissenburg vor sich hinschnarcht, beschleicht mich – und das nicht zum ersten Mal – das Gefühl, dass er vielleicht gar kein Hund ist. Vielleicht ist er ja ein Forscher aus einem anderen Universum, der sich bei uns Menschen herumtreibt. Wir halten jetzt mit hoher Geschwindigkeit auf Lady Musgrave Island zu, ein Korallenatoll 16

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mit einer von unzähligen Riffen gesäumten Lagune. Die Insel liegt vor Gladstone, an der südlichen Spitze des Great Barrier Reef, das sich an der Küste von Queensland entlangzieht. Als ich wieder zum Sofa sehe, ist Lucky plötzlich verschwunden. Mein Blick wandert sofort zur Schiebetür, durch die man an Deck gelangt – es ist eben jene Tür, die auf See immer, aber auch wirklich immer, geschlossen zu sein hat. Das habe ich meiner Lebensgefährtin Leisa, die sich auf dieser Fahrt nicht an Bord befindet, versprochen. Jetzt allerdings steht die Tür halb offen. Mit vor Angst weichen Knien stolpere ich auf das stampfende Deck. Kein Lucky. Ich klammere mich am Sicherheitsgeländer fest und bewege mich zentimeterweise um den Kajütenaufbau herum. Der Wind heult durch die Stagen; kaltes Wasser umspült meine Knöchel. Dann sehe ich ihn. Er ist klatschnass, eine winzige Gestalt vor der ungeheuren, wogenden Schwärze des Meeres. Ich kann kaum glauben, dass er sich auf den Beinen halten kann. Er steht schwankend direkt am Rand des Decks. Fast hätte ich laut nach ihm gerufen, aber dann fällt mir ein, dass er mein Rufen manchmal als Aufforderung betrachtet, Fangen zu spielen. Also gehe ich zuerst in die Hocke und krieche dann so auf ihn zu, dass er mich nicht sieht. Er pinkelt gerade, was ich aber erst in dem Moment bemerke, als ich ihn so fest umklammere, dass er aufjault und mich zu beißen versucht. Ich halte ihn jedoch weiter unbeirrt 17

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fest und brülle meinem besorgten Kameraden am Steuerrad über den tosenden Wind hinweg lachend zu: »Ich hab ihn, Des! Wir brauchen uns also nicht umzubringen! Ich hab ihn!« Hätte Lucky es auch ohne meine Hilfe wieder in die Kajüte geschafft? Schwer zu sagen. Eines aber weiß ich ganz genau: Dieser »Terrier-Knirps« hat, weniger als ein Jahr nachdem er in unser Leben getreten ist, meine Zuneigung gewonnen. Eine so tiefe Zuneigung, wie ich es bis zu diesem Augenblick, in dem ich vor Erleichterung ganz benommen bin, niemals für möglich gehalten hätte. Wir erreichen Lady Musgrave kurz nach Sonnenuntergang, werfen dort Anker und lassen uns erschöpft auf die bequemen Betten der Trady fallen. Ich bin schon fast eingeschlafen, als sich bei meinen Füßen etwas regt. »Pwok«, verlangt Lucky. »Rutsch rüber«. Er schiebt sich unter die Decke und dreht sich dann ein paarmal im Kreis, bevor er sich schließlich so hinlegt, dass er sich mit seinem Rücken an meine Brust schmiegt. »Kaark!«, stellt er dann zufrieden fest, und ich stimme ihm voll und ganz zu.

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n der rationalen und unsentimentalen Welt meiner Kindheit in Neuseeland hatten Hunde nur zwei Aufgaben zu erfüllen. Zum einen begegnete man ihnen als dürre, fast schon verhungert wirkende Hütehunde, die mit den Schafen und den Rindern arbeiteten und in Fässern auf nassen Säcken schliefen. Es waren gefährliche Tiere, denen man besser nicht zu nahe kam. Sie waren den Farmern, die sie oftmals misshandelten, auf geradezu groteske Weise ergeben. In meiner Erinnerung sind sie ein genauso vertrautes Bild wie die Kühe und Schafe, die sie über die regengepeitschten Abgründe trieben, welche die Kiwis Berghänge nennen. Und zum andern gab es da die Hunde der Kinder. Hunde, die zwar wahrgenommen, aber nur selten wirklich beachtet wurden. Treue Promenadenmischungen mit glänzenden Augen, die den Kindern auf Schritt und Tritt folgten, bis diese Kinder dann irgendwann aus dem Haus gingen. Die Hunde waren von diesem Zeitpunkt an sich selbst überlassen und verbrachten, während sie um die Schnauze herum langsam grau wurden, den Rest ihres Lebens 21

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schlafend und vor sich hin furzend in einer Ecke des leeren Kinderzimmers. Wir hatten genau solch einen Hund. Rusty. Er war der kleinste Welpe eines Wurfs von Pig Dogs, australischer Kampfhunde, die vor allem für die Jagd auf wilde Schweine eingesetzt werden. Er kam in jenem Sommer zur Welt, in dem mein älterer Bruder Rob und ich unsere Ferien bei einer Maori-Familie verbrachten, die leidenschaftliche Fischer und Jäger waren. Die größeren und mutigeren Welpen hatten unsere Gastgeber für die Jagd vorgesehen … ihren mageren kleinen Bruder hingegen, der aussah, als gehöre er einer anderen Rasse an, sahen sie voller Mitleid an. »Dieser verdammte Rotfuchs von nebenan muss sich über meine Hündin hergemacht haben«, sagte das Familienoberhaupt. »Wie wär’s, wenn ihr zwei Burschen diesen rostroten kleinen Kerl mit nach Hause nehmen würdet?« Rusty wurde ungefähr so groß wie ein Blue Heeler. Er war weder besonders intelligent noch außergewöhnlich mutig, noch beherrschte er irgendwelche Kunststückchen. Aber er war treu, und seine Gegenwart wurde zu der einzigen Sache, auf die ich mich in unserer merkwürdigen Familie stets verlassen konnte. Meine Eltern, die inzwischen beide schon lange tot sind, haben sich oft gestritten. Und diese Streitereien waren hässlich. Dad hatte als Soldat im Ersten Weltkrieg gekämpft und war, als ich 1951 geboren wurde, bereits sechsundfünfzig Jahre alt. Das, was er in den Schützengräben erlebt hatte, führte später dazu, dass 22

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er sich geradezu zwanghaft mit Verschwörungstheorien zu beschäftigen begann. »Kriege brechen nicht einfach so aus«, erzählte er jedem, ob er es nun hören wollte oder nicht. »Sie werden von denselben Leuten angezettelt, die auch weltweit die Finanzen kontrollieren.« Und so weiter und so fort. Er war bereits Witwer, als er meine Mutter kennenlernte, und arbeitete als freier Journalist und Herausgeber in Australien und Neuseeland, bis ihn seine ewigen Feldzüge und seine lockeren Fäuste in die gesellschaftliche Isolation führten. Doch auch das vermochte ihn nicht zur Einsicht zu bringen. Mum, die zwanzig Jahre jünger war als er, kam aus einer Kleinstadt und interessierte sich nicht im Geringsten für Politik. Alles, was sie sich je erträumt hatte, waren ein nettes Zuhause und ein völlig normales Leben. Keiner von beiden hatte jedoch das, was er sich wünschte. Als Rusty in unsere Familie kam – ich selbst war damals gerade neun geworden –, hatten meine Eltern bereits getrennte Lebensbereiche für sich in Anspruch genommen: Mein Vater saß in seiner »Höhle«, wo er am laufenden Band Exposés seiner Verschwörungstheorien produzierte, meine Mutter in unserem tipptopp sauberen Wohnzimmer, umgeben von ihren Hausfrauenzeitschriften und den mehrfach reparierten Porzellanfiguren. Wenn mein Eltern aneinandergerieten und die Porzellanfiguren flogen, kam Rusty manchmal in mein Zimmer geschlichen, wo er sich dann unter dem Bett verkroch. Meistens aber nahmen wir beide ein23

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Frank Robson Mein Freund Lucky Wie ein kleiner Terrier zum See-Hund wurde und alle Herzen eroberte DEUTSCHE ERSTAUSGABE Taschenbuch, Broschur, 224 Seiten, 11,5 x 18,3 cm 20 s/w Abbildungen

ISBN: 978-3-442-37244-7 Blanvalet Erscheinungstermin: Juni 2009

Das Glück kam auf vier Pfoten! Lucky ist ein Glückstreffer. Der kleine, wuschelige, cremefarbene Terrier trottete mit 18 Monaten in das Leben von Journalist Frank Robson und seiner Partnerin Leisa. Sofort sind beide fasziniert von seinem fröhlichen und furchtlosen Überlebenswillen. Er begleitet sie auf allen Wegen, erklärt ihnen in seiner einzigartigen Sprache aus zwölf unterschiedlichen Schnaubtönen das Leben und teilt ihre große Passion: das Hochseesegeln. Eine herzerwärmende, liebevolle Geschichte von Kameradschaft, Nähe und Unabhängigkeit und den Freuden mit einem hinreißenden Familienmitglied ... Wie ein kleiner Hund eine Familie aufmischte, zum Seefahrer wurde und das Herz seines Herrchens eroberte ... Ein herzerwärmendes Wohlfühlbuch und ein absolutes Muss für jeden Tierliebhaber!