Forschungs- und Jahresbericht 2007

Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007 Institut zur interdisziplinären Erforschung des Mittelal...
Author: Tristan Straub
3 downloads 3 Views 140KB Size
Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften

Forschungs- und Jahresbericht 2007 Institut zur interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens (IEMAN)

Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 1

Institut zur interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens (IEMAN) Institutsübersicht Adresse Warburger Str. 100 33098 Paderborn Raum: W 2.101, W 2.102, W 2.104-W 2.107, W 1.104, W 1.211

Homepage http://www.upb.de/ieman

Leitung Prof. Dr. Jörg Jarnut, Prof. Dr. Stephan Müller, Prof. Dr. Matthias Wemhoff

Sekretariat Fach: Mediaevistik Dr. Nicola Karthaus, Dr. Susanne Röhl Raum: W 2.105 (Koordinationsbüro) Tel: 05251 - 60 - 5508 (Koordinationsbüro) E-Mail: [email protected] und [email protected]

Forschungsberichte - Herr Prof. Dr. Jörg Jarnut - Herr Prof. Dr. Stephan Müller

Kurzdarstellung Das „Institut zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens“ (IEMAN) ist der Unviversität Paderborn angegliedert und wurde im Jahre 2000 gegründet. Es stützt sich auf private und öffentliche Träger, unter ihnen die Universität Paderborn, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, das Land Nordrhein-Westfalen und der Kreis Paderborn. Das IEMAN vereint unter seinem Dach mediävistisch arbeitende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen: Historiker und Archäologen, Literaturund Sprachwissenschaftler, Kunst- und Kulturhistoriker, Musikwissenschaftler und Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 2

Theologen stehen für seine interdisziplinäre Ausrichtung und Vernetzung. Die Arbeitsschwerpunkte des IEMAN liegen in den Bereichen wissenschaftliche Kommunikation (Tagungen, Vortragsreihen und Workshops), Forschung (Projekte, Nachwuchsförderung) und Vermittlung (Ausstellungen, akademische und außeruniversitäre Lehre und Fortbildung). Das Institut versteht sich als Sammelpunkt, an dem eigene Projekte und die Zusammenarbeit mit anderen Projekten koordiniert werden, ferner als Kristallisationspunkt verschiedener Initiativen im Bereich Mittelalter und Nachleben des Mittelalters. Dazu gehört vor allem die Organisation wissenschaftlicher Tagungen wie etwa dem regelmäßig stattfindenden Archäologisch-Historischen Forum, die in der institutseigenen Reihe „MittelalterStudien“ publiziert werden. Angesiedelt sind am IEMAN auch verschiedene internationale, interdisziplinäre Forschungsprojekte (dazu siehe Inititativen und Kooperationen). Neben den Professoren, Hochschullehrern und Wissenschaftlichen sowie Studentischen Mitarbeitern arbeiten im angegliederten Paderborner berufsbezogenen MittelalterKolleg „Kloster und Welt im Mittelalter“ derzeit auch sechs junge Nachwuchswissenschaftler an ihren Dissertationsprojekten. Die institutionelle Bündelung interdisziplinärer Forschungsprojekte und wissenschaftlichen Engagements sowie die in die Promotionsphase der Stipendiaten eingebetteten berufsvorbereitenden Praktika in Museen, Archiven und Bibliotheken der Region schaffen eine enge Verflechtung und Kooperation mit den hiesigen kulturellen Einrichtungen, insbesondere mit dem „LWLLandesmuseum für Klosterkultur“ in Dalheim und dem historisch-archäologischen „Museum in der Kaiserpfalz“ in Paderborn.

Stellen 2 Wissenschaftliche Mitarbeiterstellen (Koordination IEMAN und Koordination PMK, Paderborner MittelalterKolleg "Kloster und Welt im Mittelalter") Räume: W 2.101, W 2.102, W 2.104-W 2.107, W 1.104, W 1.211

Initiativen Kooperationen: • Museum in der Kaiserpfalz Paderborn • LWL Landesmuseum für Klosterkultur Dalheim • Erzbischöfliches Diözesanmuseum • Erzbistumsarchiv Paderborn • Kommission für Mundart- und Namensforschung Westfalen, Münster Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 3

• Marburger Repertorien deutschsprachiger Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts • internationale, interdisziplinäre Arbeitsgruppe "Nomen et Gens. Personennamen als Indikatoren für sprachliche, ethnische, soziale und kulturelle Gruppenzugehörigkeiten ihrer Träger. Ein sprach- & geschichtswissenschaftliches Projekt zur Erstellung und Auswertung eines Corpus der Personennamen und der Personen der germanischen Völker und Reiche des 3.-8. Jahrhunderts" • internationale, interdisziplinäre Arbeitsgruppe "Der Staat im europäischen Früh- und Hochmittelalter"

Forschungsprojekte: 1) Merowingische Monetarmünzen als interdisziplinär-mediaevistische Herausforderung gefördert von der DFG, Laufzeit: 01.01.2007-31.12.2009 Leitung: Prof. Dr. Jörg Jarnut Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Jürgen Strothmann, W 1.104, Tel. 05251 / 50 - 5456, EPost: [email protected] Ein interdisziplinärer Forschungsverbund aus Numismatikern, Germanisten, Romanisten und Historikern widmet sich der Erschließung von ca. 500 Münzen aus den Beständen des Berliner Bodemuseums. Die aus dem späten 6. bis frühen 8. Jahrhundert stammenden Münzen, die bislang noch nicht systematisch ausgewertet wurden, sind an über 800 Orten des Frankenreiches geprägt worden und teilen insgesamt weit über 1000 Namen von Monetaren (Münzmeistern) mit. Das Projekt widmet sich der interdisziplinären Erschließung des Berliner Bestandes, d.h. der Beschreibung der einzelnen Münze. In einem zweiten Schritt werden die gelesenen Personen- und Ortsnamen auf ihre sprachliche Zusammensetzung hin untersucht, die Namen werden dokumentiert und die Prägeorte lokalisiert. In einem dritten Schritt erfolgt die Untersuchung der politischen, sprachlichen, numismatischen ung gegebenenfalls auch kulturellen Struktur des Frankenreiches im 7. Jahrhundert - diese Zeit ist als eine wesentliche Phase des Umbruchs zu charakterisieren. 2) "Nomen et Gens"-Datenbank. Informationstechnische Erschließung historischer Namensbelege gefördert von der Universität Paderborn Leitung: Prof. Dr. Stefan Böttcher / Prof. Dr. Stephan Müller

Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 4

Die "Nomen et Gens"-Datenbank ist eingebunden in das internationale sprach- und geschichtswissenschaftliche Forschungsprojekt "Nomen et Gens. Personennamen als Indikatoren für sprachliche, ethnische, soziale und kulturelle Gruppenzugehörigkeiten ihrer Träger". Dessen Ziel ist die vollständige Erfassung und philologische wie historische Auswertung aller überlieferten Personennamen und Personen der 'germanischen' Völker und Reiche des 3. bis 8. Jahrhunderts. Das Projekt stellt damit ein zentrales kulturhistorisches Material bereit, das im deutschsprachigen Raum einmalig und für die interdisziplinäre Erforschung der Etablierung einer europäischen Kultur unterzichtbar ist. Der Bestand von inzwischen 80.000 Daten wird nun informationstechnisch aufbereitet, d.h. Informatiker nehmen sich des wertvollen, bereits erschlossenen historischen Quellenbestandes an und bereiten den Datenfundus für Wissenschaftler und die interessierte Öffentlichkeit in angemessener Weise auf. Dazu sollen alle Daten in einer einzigen Datenbank integriert und untereinander verknüpft angeboten werden. Ermöglicht werden soll neben der Web-unterstützten Suche in heterogenen Datenbeständen in mehreren Sprachen, mindestens auf Deutsch und auf Englisch, auch die Unterstützung von Lemmatisierung und Ähnlichkeitssuche und die Verknüpfung von Informationen aus unterschiedlich aufgebauten Datenquellen sowie eine unterstützte Erkennung und Reparatur von Inkonsistenzen.

3) Die frühesten deutschen Handschriften im Internet. Paderborner Repertorium der deutschsprachigen Textüberlieferung des 8. bis 12. Jahrhunderts gefördert von der Fritz Thyssen-Stiftung, Laufzeit: 01.05.2007-20.04.2008 Leitung: Prof. Dr. Stephan Müller Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Elke Krotz, Raum W 1.104, Tel. 05251 / 60 - 5455, EPost: [email protected] Studentische Mitarbeiterin: Lina Keppler Die Schriftkultur des Mittelalters ist eine Kultur der lateinischen Sprache. Erst am Ende des Mittelalters tritt das Deutsche als Schriftsprache neben das Lateinische. Im Frühmittelalter jedoch, also bis zum 12. Jahrhundert, sind deutsche Handschriften immer exklusive Ausnahmen. Das Projekt hat sich die Sammlung und Dokumentation dieser ca. 300 Sonderfälle, in denen die deutsche Sprache das erste Mal den Schritt in die Schriftförmigkeit macht, zum Ziel gesetzt. In einer öffentlich zugänglichen Internetdatenbank ('Paderborner Repertorium') sollen für die Forschung zu jeder Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 5

Handschrift folgende Daten anhand eines standardisierten Beschreibungsmusters bereitgestellt werden: Aufbewahrungsort, Datierung der gesamten Handschrift und - wenn abweichend - des deutschen Eintrags, Inhalt, Überlieferungstyp (vom Sammelcodex bis zur Federprobe), Blattzahl, Schrifttyp, Blattgröße und Schriftraum, Spalten- und Zeilenzahl, Art der Text-, Strophen- und Versgestaltung, Schreibsprache und Schreibort. Neben Literaturangaben sollen auch Hinweise auf bereits publizierte Abbildungen von Seiten einer Handschrift aufgenommen werden. Diese können in gedruckten Werken vorliegen oder auch auf den Webseiten der jeweiligen Handschriftensammlung angeboten werden, auf die gegebenenfalls ein Link verweist. Es ist geplant, von allen hier katalogisierten Handschriften Abbildungen ins Netz zu stellen, um die Texte visuell zugänglicher zu machen. Spezielle Suchfunktionen werden es den Benutzern erlauben, das Corpus auf bestimmte Merkmale und Merkmalkombinationen hin zu durchsuchen, beispielsweise, um alle mit Akzenten versehenen deutschen Texte zu ermitteln oder alle Handschriften, deren Schreiber namentlich bekannt sind.

4) Edition und Kommentierung der Vita Meinwerci Episcopi Patherbrunnensis gefördert von der Kulturstiftung Westfalen-Lippe, Laufzeit: 16.07.2007-31.10.2008 Leitung: Prof. Dr. Jörg Jarnut Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Guido M. Berndt, Raum W 1.211, Tel. 05251 / 60 5489, E-Post: [email protected] Die in nur drei Hanschriften überlieferte Biographie des Paderborner Bischofs Meinwerk (1009-1036) ist eine der bedeutendsten Quellen für die Geschichte Paderborns im Mittelalter. Sie informiert nicht nur über Meinwerks politisches Handeln auf Reichsebene, seine engen Verbindungen zum Königshaus und seine vielfältigen Aufgaben als 'guter Hirte' und Seelsorger der Paderborner Kirche, sondern bietet auch wichtige Einblicke in die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt in dieser Zeit. Im Verlaufe seiner 27 Jahre auf dem Paderborner Bischofsstuhl entfaltete Meinwerk ein umfangreiches Bauprogramm, dessen steinerne Zeugnisse heute noch im Stadtbild Paderborns zu erkennen sind. Meinwerk gilt als idealer Reichsbischof, dem es gelang, die Stadt durch seine Königsnähe in einen Zentralort königlicher Herrschaft zu verwandeln. Paderborn erlebte in seiner Amtszeit insgesamt acht Königs- bzw. Kaiseraufenthalte und wurde damit zu einem der wichtigsten Residenzorte (sedes regalis et episcopalis) des frühen 11. Jahrhunderts. Seine wohl nach 1165 von einem Abdinghofer Abt namens Konrad verfaßte Vita liegt derzeit in einer Edition von 1921 durch Franz Tenckhoff vor und wurde erstmals 2001 von Klaus Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 6

Terstesse ins Deutsche übersetzt. Von diesen verdienstvollen Arbeiten möchte die Neubearbeitung ausgehen und damit nicht nur einen zuverlässigen, nach modernen Editionsprinzipien erarbeiteten Text bieten, sondern auch neue Ergebnisse zur Handschriftengeschichte, zu Fragen der Kapitelanordnung und zur Unterscheidung von Erst- und Zweitfassung liefern. Fortschritte bei der Identifizierung von Ortsnamen, älteren Textvorlagen und Quellenzitaten werden ein faszinierendes Bild aus einer Hochzeit der Paderborner Geschichte entstehen lassen.

Promotionen abgeschlossene Dissertationen • Gabi Lindemann: Von der domus infirmorum zum Infirmariekomplex. Hochmittelalterliche Infirmarien der Zisterzienser in Nordengland/Yorkshire • Fabian Rijkers: Vorstellungen und Bewertungen körperlicher Arbeit in der spätantiken und frühmittelalterlichen lateinischen Auslegung der Schöpfungsgeschichte 2007 gedruckte Dissertationen • Alexandra Chavarría Arnau: El final de las viellae en Hispania, siglos IV-VII D.C. • Sebastian Steinbach: Das Geld der Nonnen und Mönche. Münzrecht, Münzprägung und Geldumlauf der ostfränkisch-deutschen Klöster in ottonisch-salilscher Zeit, ca. 911-1125

Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 7

Jahresberichte Herr Prof. Dr. Jörg Jarnut Institut zur interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens (IEMAN)

Zur Person Raum: Telefon: E-Mail: Homepage:

W2.101 052 51 60-5500 [email protected] http://www.uni-paderborn.de/fakultaeten/kw/instituteeinrichtungen/historisches-institut/personal/jarnut/

Allgemeine Forschungsschwerpunkte - Europa in der Völkerwanderungszeit - Frankenreich (5.-10. Jahrhundert) - Italienische Städte im Früh- und Hochmittelalter - Nomen et Gens - Staat im europäischen Früh- und Hochmittelalter

Forschungsprojekte "Merowingische Monetarmünzen"

Kurzbeschreibung der Projekte Im Jahr 2006 wurde Herrn Prof. Dr. Jörg Jarnut von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein Projekt bewilligt, in dessen Rahmen erstmals in interdisziplinärer Zusammenarbeit die sogenannten merowingischen Monetarmünzen unter verschiedenen Gesichtspunkten für die weitere Forschung erschlossen werden sollten. Beteiligt sind vier Disziplinen, die Mittelalterliche Geschichte der Universität Paderborn, das Münzkabinett im Berliner Bodemuseum (Prof. Dr. Bernd Kluge), sowie Germanistik (Prof. Dr. Albrecht Geule) und Romanistik (Prof. Maria Selig) in Regensburg. Die merowingischen Monetarmünzen aus der Zeit von etwa 580 bis 720 n. Chr. tragen jeweils Angaben zu verantwortlichen Personen, vermeintlichen Monetaren, und zu den mutmaßlichen Orten ihrer Prägung. Für das quellenarme 7. Jahrhundert bedeuten die über 1000 Personennamen und mehrere hundert Ortsnamen einen bedeutenden Datenbestand.

Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 8

Das Projekt ist in zwei Bereiche gegliedert: Als Basis dient die gemeinsame Erschließung des beachtlichen Berliner Bestandes mit den Kenntnissen der beteiligten Disziplinen, um zu einem höchst verlässlichen Datenbestand zu gelangen, der in einer Paderborner Datenbank gepflegt wird. Darüber hinaus sollen auch weitere Bestände hinzugezogen werden, um wesentliche geschichtswissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, so vor allem zur politischen Struktur des Frankenreiches am Beginn des abendländischen Europa. Angesiedelt ist das Paderborner Projekt am IEMAN, seine Laufzeit beträgt drei Jahre, Mitarbeiter des Paderborner Teilprojektes ist Dr. Jürgen Strothmann (W1.104, Tel.: 5456, e-mail: [email protected]).

Veröffentlichungen Herausgeberschaften (zus. mit C. EHLERS u. M. WEMHOFF): Zentren herrschaftlicher Repräsentation im Hochmittelalter. Geschichte, Architektur und Zeremoniell (VMPIG11 = Deutsche Königspfalzen. Beiträge zu ihrer historischen&archäologischen Erforschung 7), Göttingen 2007 (zus. mit Franz J. FELTEN und Lutz E. von Padberg): Bonifatius - Leben und Nachwirken. Die Gestaltung des christlichen Europa im Frühmittelalter (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 121), Mainz 2007. Rezensionen SCHMIEDER, Felicitas, Die mittelalterliche Stadt (Geschichte kompakt), Darmstadt 2005. Rez. in: VSWG 94 (2007), S. 77f. RÖSENER, Werner, Die Geschichte der Jagd. Kultur, Gesellschaft und Jagdwesen im Wandel der Zeiten, Düsseldorf 2004. Rez. in: Das Mittelalter 12/1 (2007), S. 208. BARBIERA, Irene, Changing Lands in Changing Memories. Migration and Identity During the Lombard Invasions (Biblioteca di archeologia medievale 19), Firenze 2005. Rez. in: DA 63/1 (2007), S. 255f. GASPARRI, Stefano (Hg.), Il regno dei Longobardi in Italia. Archeologia, società e istituzioni (Istituzioni e società 4), Spoleto 2004. Rez. in: DA 63/1 (2007), S. 264 f. Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 9

Vorträge, Tagungen, Kolloquien 21.10.2006 Langobarden und Thüringer im 6. und beginnenden 7. Jahrhundert (Universität Jena) 16.11.2006 Die Langobarden in ihrer europäischen Bedeutung (Univerität Magdeburg) 18.09.2007 Der langobardische Staat (Österreichische Akademie der Wissenschaften/Wien)

Habilitationen Betreute Habilitationsvorhaben - Dr. Jürgen Strothmann: Karolingische Staatlichkeit. Der Staat der Korporationen und ihre Verbände

Dissertationen Betreute Dissertationen - Brunhilde Geddert: Frauenstifte und ihre Beziehungen zu König und Reich im späteren Mittelalter - Claudia Giefers: Das langobardische Großherzogtum Benevent. Entstehung und Entwicklung - Manuel Koch: Westgotische Identität zu Beginn des toledanischen Reiches im 6. Jahrhundert - Sabine Rath: Beziehungen zwischen Angelsachsen und Franken vom beginnenden 6. bis zum Ende des 7. Jahrhunderts - Jens Schneider: Textproduktion und Selbstverständnis in Lotharingien im 9. und 10. Jahrhundert - Daniel Siegmund: Geschichte der Stadt Benevento im Hochmittelalter - Volker Schimpff: Die Politik Karls des Großen im ostelbischen Raum - Ariane Westphälinger: Unendliche Weiten? Raumbeschreibung und Raumerfassung im Mittelalter

Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 10

Herr Prof. Dr. Stephan Müller Institut zur interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens (IEMAN)

Zur Person Raum: Telefon: E-Mail: Homepage:

H 3.341 05251-60-2896 [email protected] http://www.uni-paderborn.de/fakultaeten/kw/instituteeinrichtungen/institut-fuer-germanistik-und-vergleichendeliteraturwissenschaft/germanistik/personal/mueller/

Allgemeine Forschungsschwerpunkte

Forschungsprojekte 1. Das 'Paderborner Repertorium'. Die deutschsprachige Textüberlieferung des 8. bis 12. Jahrhunderts im Internet. 2. Handbuch der deutschen Glossen und Texte des Mittelalters in Geheimschrift. 3. Die Monseer Fragmente: Edition, Übersetzung, Wörterbuch und Kommentar. 4. Prosopographisch-Onomastische Datenbank (POD) – Internetzugang zu Personendaten der Spätantike und des Frühmittelalters 5. Rahmenerzählungen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit

Kurzbeschreibung der Projekte zu 1) Das 'Paderborner Repertorium'. Die deutschsprachige Textüberlieferung des 8. bis 12. Jahrhunderts im Internet Seit dem 1. Mai 2007 besteht am Institut zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens (IEMAN) der Universität Paderborn ein durch die Fritz ThyssenStiftung gefördertes Projekt. Sein Ziel ist die vollständige Erfassung aller Handschriften des 8. bis zum 12. Jahrhundert, die Deutschsprachiges in textförmiger Form enthalten. Textförmig meint dabei alles, was nicht als Glosse oder Glossar aufgefasst werden kann. Neben kompletten Handschriftenbeschreibungen werden auch Abbildungen der Handschriften bereitgestellt. In Form einer Internetdatenbank schließt das Projekt damit eine systematische Lücke in der Dokumentation der deutschsprachigen Überlieferung: Die Glossenüberlieferung des Früh- und Hochmittelalters ist im aktuellen Katalog der Glossenhandschriften von Rolf Bergmann und Stefanie Stricker erschlossen(Katalog der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften, Berlin/New York 2005) und für die deutsche Textüberlieferung wird in den ‚Marburger Repertorien’ (Internetadresse) unter der Leitung Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 11

von Joachim Heinzle die Textüberlieferung ab dem 13. Jahrhundert ständig aktualisiert erfasst. Projektmitarbeiterin: Dr. Elke Krotz

zu 2) Handbuch der deutschen Glossen und Texte des Mittelalters in Geheimschrift Eine umfassende Darstellung der Geheimschriften des Mittelalters gibt es nicht. Die Geschichte der Kryptographie tat die Zeugnisse dieser Epoche als technisch anspruchslos und inhaltlich unspektakulär ab. Man bedachte jedoch nicht, dass Schrift im Mittelalter als exklusive, nur intimen Kreisen zugängliche Kulturtechnik andere Anforderungen an Verschlüsselungen stellte als in der Neuzeit. Man übersah, dass Schrift im Mittelalter nicht nur der Informationsvermittlung, sondern auch magischen, mystischen und repräsentativen Funktionen diente, und dass geheimschriftliche Texte dieser Zeit oft in solchen Kontexten stehen. Solche Aspekte will das am IEMAN angesiedelte DFG-Projekt ins Zentrum des Interesses rücken und so neue Zugänge zu der uns fremd gewordenen Schriftkultur des Mittelalters eröffnen. Die philologische Erfassung eines repräsentativen Corpus deutscher Texte und Glossen in Geheimschrift wird das Kernstück eines Handbuchs bilden, das Auskunft über Verschlüsselungstechniken gibt und ein Panorama ihrer Verbreitung, Inhalte und Funktionen entwirft. Karten, Register und ein analytischer Einleitungsteil werden das Handbuch zu einem Standardwerk der volkssprachigen Kryptographie des Mittelalters abrunden.

zu 3) Die Monseer Fragmente: Edition, Übersetzung, Wörterbuch und Kommentar Die Monseer Fragmente sind die Reste der einzigen erhaltenen lateinisch-deutschen Sammelhandschrift des Frühmittelalters. Die erstaunliche volkssprachliche Virtuosität dieser Texte, die sogar dazu führte, sie als konkretes Ergebnis der Bemühungen Karls des Großen um eine deutsche Grammatik zu verstehen, spiegelt sich jedoch nicht in ihrer philologischen Erschließung wider. Die Übersetzungen des Matthäusevangeliums, mehrerer Predigten und des Traktats De fide catholica des Isidor von Sevilla, liegen nicht in einer einheitlichen und modernen Edition vor. Ein Zugriff auf dieses singuläre Übersetzungsprojekt ist als Ganzes derzeit nicht möglich, so dass weder die sprachliche noch die inhaltliche Konsistenz der Sammlung nachvollziehbar ist. Diese Lücke, die durch einige Neufunde noch schmerzlicher wird, will Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 12

das am IEMAN angesiedelte DFG-Projekt nun schließen: Erstmals wird das Textensemble als Ganzes handschriftennah ediert, wobei auch den lateinischen Vorlagen der Raum zukommt, der ihnen bislang nicht gewährt wurde. Durch eine Übersetzung, einen Lesetext, einen Stellenkommentar, sowie ein Wörterbuch wird dieses zentrale Dokument der frühen karolingischen volkssprachigen Kultur auch über den Kreis der Frühmittelaltergermanistik hinaus zugänglich gemacht werden.

4) Prosopographisch-Onomastische Datenbank (POD) – Internetzugang zu Personendaten der Spätantike und des Frühmittelalters (gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Böttcher und Prof. Dr. Steffen Patzold) Daten zu Personen und zu deren Namen bieten für die Sprach- und die Geschichtswissenschaft wichtige Informationen. Für die Zeit des Frühmittelalters sind diese Daten sogar von höchster Bedeutung: In einer Epoche, in der die politische Ordnung auf einem adligen Herrschaftsverband beruhte, ist prosopographische Forschung die Voraussetzung für jede Sozial- und Politikgeschichte; und für die Sprachwissenschaft bildet das in Personennamen überlieferte Material ein Fundament für die Erforschung der germanischen Sprachen. Seit Jahren sind daher weltweit in sprach- und geschichtswissenschaftlichen Einzelprojekten entsprechende Daten gesammelt worden. Das Projekt wird eine integrierende Informationsplattform schaffen, die eine übergreifende Auswertung dieses Datenmaterials ermöglicht. Das Projekt versteht sich dabei nicht nur als ein Unternehmen zur Datenintegration und Datenbereinigung, sondern auch als Impulsgeber für eine strukturierte interdisziplinäre Zusammenarbeit an einem disparaten Datenbestand, der mit erheblichem Forschungsaufwand zusammengetragen wurde und künftig einem internationalen Benutzerkreis zur Verfügung gestellt werden soll.

5) Rahmenerzählungen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit Rahmenerzählungen finden sich in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters nur punktuell. Sie begleiten dabei jedoch nicht autonome literarische Kunstwerke, sondern sind Teil eines Prozesses der Institutionalisierung einer literarischen Kultur, die sich im Mittelalter erst langsam gegenüber anderen sozialen Interaktionsformen ausdifferenziert. Und doch sind Rahmungen dabei Medien der Selbstthematisierung und machen so für das Mittelalter jenen Prozess sichtbar, an dessen Ende eine literarische Praxis stehen wird, die in der Neuzeit Gegenstand der Selbstreflexion im Medium von Rahmenkonstrukten sein wird.

Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 13

Was für die Neuzeit eine Problematisierung kommunikativer Selbstverständlichkeiten darstellt, ist für das Mittelalter ein Medium der Produktion sozialer Geltung, ein Medium der Distanzierung des Erzählers vom Erzähltem, ein Medium der Imagination mündlicher Kommunikationsformen, dessen Untersuchung typische Merkmale einer vormodernen Textkultur beobachtbar macht. Das Projekt setzt sich vor diesem theoretischen Hintergrund zum Ziel, einen Katalog deutschsprachiger Rahmenerzählungen (13. - 16. Jh.) zu erarbeiten und diesem eine Reihe ausgewählter aufeinander bezogener Einzelanalysen anzuschließen. Das Projekt ist Teil eines Projektpakets. das mit Prof. Dr. Claudia Öhlschläger und Prof. Dr. Eva Maria Seng konzipiert wurde.

Veröffentlichungen • Althochdeutsche Literatur. Eine kommentierte Anthologie, Stuttgart 2007 (RUB 18491) • Heros am Hof. Erzählmuster und kulturelle Logik der Wielandpassage in der Thidrekssaga. In: 9. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Heldenzeiten - Heldenräume.Wann und wo spielen Heldendichtung und Heldensage? Hg. v. JohannesKeller und Florian Kragl, Wien 2007 (Philologica Germanica 28), S. 131-143.

Weitere Angaben • Mitglied des Mediävistischen Arbeitskreises der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (stellv. Vorsitzender des aktuellen Komitees). • Direktor des IEMAN an der Universität Paderborn

Universität Paderborn – Fakultät für Kulturwissenschaften Forschungs- und Jahresbericht 2007

Seite 14