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Fotos: Achim Hügel

Form follows function Peter Brückner gewann mit Fanny vom Hexengrund das SV-Bundesleistungshüten 2008, welches vom 5. bis 7. September in Niedersachsen stattfand. Von Achim Hügel

G

espannt steht Aiko aus der Glockenbergschäferei an der rechten Seite des Pferches. Noch ist die Herde ruhig, die Bewegungstendenz weist in Richtung Gatteröffnung. Schäferin Nancy Denecke hat Kontakt mit den Schnucken aufgenommen, ist im Begriff, den Pferch zu öffnen. Aiko kennt das Ritual, wartet aber noch auf Hör- und Sichtzeichen. „Hopp!“ Ihre Stimme ist alles andere als laut, das Signal für den vierjährigen Rüden aber eindeutig: Er darf arbeiten! Fast explosionsartig zeigt er den vorbildlichen Hürdensprung, kontaktiert die Herde und – sticht hinein. Die von Natur aus sensiblen Heidschnucken werden unruhig, drängen zum Ausgang. Die 22-jährige Schäferin bewahrt Souveränität, Aiko und Beihund Yessi stehen, und sofort kehrt Ruhe in die nun ziehende Herde ein. Die Mensch-Hund-Harmonie, die sich im Verhalten des Gehüts widerspiegelt, kann das Publikum nachempfinden.

6 SV-Bundesleistungshüten

Nancy Denecke hat ihr Handwerk gelernt. Während der dreijährigen Lehre bei Schäfermeister Gerd Jahnke hat die junge Frau Situationen wie diese mehrfach in ihrem Hütealltag gemeistert. Und dieses ist nicht das erste Bundesleistungshüten, in dem sie Bewährung sucht. Während sie ins enge Gehüt einzieht, hat

Nancy Denecke und ihre Hunde Aiko und Yessi aus der Glockenbergschäferei.

sie die 350 graugehörnten Heidschnucken im Blick, gibt Haupthund Aiko Sichtzeichen mit der Schäferschippe. Wieder steht der Rüde, die Tiere umlaufen ihn rechtwinkelig. „Kein Hund anderer Rassen zeigt in dieser Position die Ausstrahlung wie der Deutsche Schäferhund“, weiß Züchter Gerd Jahnke. Er züchtet unter dem Zwingernamen „aus der Glockenbergschäferei“ Herdengebrauchshunde (HGH), deren Exterieurmerkmale annähernd denen der sogenannten Hochzucht entsprechen. „Zu zwei Dritteln kommen Aikos Vorfahren jedoch aus Leistungslinien“, klärt Jahnke interessierte Zuschauer auf. Wie auch der Schutzhund muss der Herdengebrauchshund über einen ausgeprägten Beutetrieb verfügen, gepaart mit innerer Ruhe. Beides sind Komponenten, die den selbstständig arbeitenden HGH ausmachen. „Aber all das funktioniert nicht ohne eine gehörige Portion Belastbarkeit wie auch die genetisch verankerte Bereitschaft zum Grundgehorsam“, so Jahnke weiter.

Es ist der zweite Tag des SVBundesleistungshüten 2008, das von der Landesgruppe Niedersachsen im Herzen der Lüneburger Heide durchgeführt wird. Ausrichter vor Ort ist die Ortsgruppe Lintzel. Auf den Stoppelfeldern der Ellerndorfer Wacholderheide, die dem SV zur Verfügung gestellt wurde, hat man Zweige ausgebracht, die den 350 Schafen zur Futteraufnahme dienen. So auch im engen Gehüt mit einer Breite von 30 Metern, in dem sich die Herde mittlerweile bewegt. Die Schäferin befindet sich im letzten Drittel, die Schafe be-

Furche wehren …

Der Gebrauchshund • 4/2008

„Komm! Komm!“ Nancy Denecke zieht die 350 Schnucken aus dem weiten Gehüt.

ginnen zu fressen, Haupthund Aiko und Beihund Yessi aus der Glockenbergschäferei haben Furche angenommen. Sie traben auf der markierten Parzellengrenze beidseitig der Herde auf und ab. Das Hörzeichen erfolgt ohne Hektik, beide Hunde wechseln vorschriftsmäßig an der Herdenspitze die Seiten. Und dann passiert es im Engweg. Etwa zehn Schafe am Ende der Herde überschreiten die Grenzmarkierung, die man in der Vorbereitung mit einem Pflug gezogen hat. Haupthund Aiko nähert sich in zügigem Tempo den Naschern. Er kehrt aber auf halber Strecke wieder um, und einige bleiben ungestraft. Er muss erneut angesetzt werden, wehrt diesmal ganz durch und zeigt vorbildlichen Keulengriff. „Dessen Intensität ist nicht nur eine Tierschutzfrage“, erläutert Moderator Volker Benz den Vorgang. „Die Keule ist die Ernte der Schäfer, sie muss dabei geschont werden.“

Wolle? „Heute nur noch ein Abfallprodukt“, so Gerd Jahnke. Er hütet etwa 1000 Schnucken zur Landschaftspflege und braucht die öffentliche Unterstützung, um das grandiose Kulturgut Wanderschäferei erhalten zu können. Die Herde, die nun im weiten Gehüt steht, befindet sich in bestem Pflegezustand. Gerd Jahnke hat sie dem Veranstalter Weise zur Verfügung gestellt. Vorbildlich geht Aiko in die Furche, während sich die Herde in Ruhe entfalten kann. Eifrig zieht er darin entlang, umschlägt im rechten Winkel das Gehüt und schützt die angrenzenden Felder. Und hier wird deutlich, was ein HGH will. Es ist die Freude am Laufen, mit der auch schon der Urahn Wolf seine Beute umkreist hat. Ein uraltes Erbe wird offenbar. Die Schafe nehmen Nahrung auf, gestützt auf die Schäferschippe beobachtet Nancy Denecke Herde und Hund. Noch liegt sie in Führung. Von den bisherigen Schäfern hat noch niemand das

begehrte „Vorzüglich“ mit einer Mindestzahl von 90 Punkten erreicht. Eine hohe Punktzahl im weiten Gehüt scheint ihr sicher. Stellen heißt die nächste Aufgabe, die ihr acht Punkte bringen kann. Der Hund wird vor die Herde geschickt. „Steh“ signalisiert die Schäferschippe. Dreimal zeigt Aiko diese Übung. Dreimal fixiert er die Schafe, wie der Wolf seine Beute fixiert. Aus Jagdverhalten wurde Hüten, aus Zupacken und Töten wurde Gehorsam; eine großartige Zuchtleistung, die Menschen bis in die Gegenwart vollbracht haben und hoffentlich weiterhin vollbringen werden.

Schließlich bringt Aiko die Herdenspitze zum Zurückweichen. Die Schafe zeigen keine Unruhe, fressen in Ruhe weiter. „Der Schäfer braucht Gewichtszunahme, keinesfalls eine Abmagerungskur“, erklärt Volker Benz den mittlerweile mehreren hundert Zuschauern, während Aiko den prüfungsmäßig vorgeschriebenen Weg zu seinem Arbeitsplatz Furche wieder aufnimmt. „Die meisten Herdenführer haben Schwierigkeiten beim Verhalten der Hunde im Straßenverkehr“, klagt Oberrichter Wilfried Scheld, der zu dieser Veranstaltung aus Oberhessen angereist ist. Zu

Selbstständiges Arbeiten: Dux straft die Nascher im engen Gehüt.

Vorbildlicher Hürdensprung: Dux vom Göhliser Hof

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SV-Bundesleistungshüten 7

Bei diesen Belastungen ist es schwierig Mensch-Hund-HerdeHarmonie zu zeigen.

selten trete die Situation noch in der Praxis auf. Verständlich, dass sie von den Schäfern bei dem gegenwärtigen Verkehrsaufkommen gemieden werde. Für Nancy Denecke gehört Wanderschäferei zum Hütealltag. Sie lässt den Hund im entgegenkommenden Verkehr problemlos durchwehren. Es folgt die Brücke, die die Mitglieder der organisierenden OG durch Aufstellen einiger Gatter simuliert haben. Auch hier steht Aiko und folgt auf Abruf zum Einpferchen. „Eine vorzügliche Leistung!“, kommentiert Leistungsrichter Klaus Wuttge aus der Landesgruppe Waterkant den Durchgang. Mit 90 von den erreichbaren 100 Punkten liegen Nancy Denecke, Aiko und Yessi in Führung.

Gerd Jahnke und Norbert Lundschien, der Vorsitzende der ausrichtenden OG Lintzel, haben sich mit Vorbereitung und Organisation viel Mühe gegeben. „Erfolgreich!“, wie Hüteleiter und Landesgruppenvorsitzender Georg zum Felde dem Team bestätigt. Bewirtung zu zivilen Preisen, Toilettenwagen, Einladung und Betreuung von Ehrengästen, übersichtliche Anlage des Hütegeländes, Parkplatzeinweisung, Schäferball … Und auch das Wetter spielt mit. Wer schon einmal selbst eine Veranstaltung dieser Art mitorganisiert hat, der weiß, welchen Einfluss diese Faktoren auf die Stimmung der Teilnehmer und Besucher haben. Oft ist es nicht leicht, gerade in sportlichen Zu-

Schäfermeister Gerd Jahnke. Dahinter Volker Benz.

8 SV-Bundesleistungshüten

sammenhängen, bei denen weder Stoppuhr noch Bandmaß zum Einsatz kommen, die Atmosphäre positiv zu gestalten. Hier ist es gelungen. „Hier sind wir an den Wurzeln des alten Stephanitz!“, weiß Heiko Grube. Der Bundespressesprecher und SV-Vizepräsident ist beeindruckt. Er freut sich über die hohe Besucherzahl, die er gegen Ende der Veranstaltung am Sonntagnachmittag auf nahezu 5000 schätzt. „Viele Urlauber haben spontan angehalten und sich die Arbeiten und das Rahmenprogramm angeschaut“, hat Grube beobachtet und wertet die Veranstaltung als positive Werbung für das Gebrauchshundewesen. Dass auch für den Laien die Veranstaltung zum Erlebnis wird, das ist die Aufgabe und vor allem der Verdienst von Volker Benz. Das langjährige SV-Mitglied weiß, wie man Zuschauer begeistert, ihre Aufmerksamkeit an das Geschehen bindet. Von den 14 Durchgängen über jeweils eine Stunde moderiert der Berufssoldat 13 äußerst publikumsorientiert. Er

beweist dabei enormes Fachwissen und formuliert es für die Zuschauer in absolut verständlicher Sprache. Geschickt lenkt er den Blick des Publikums. „Schauen Sie auf die Ecke! Momentan sehen Sie nur die Ohren des Hundes.“ Gemeint ist Canto aus der Glockenbergschäferei, gezüchtet und geführt von Gerd Jahnke, dem Lokalmatador dieser Veranstaltung. Er erreicht einen Punkt weniger als Nancy Denecke, die er ausgebildet hat. Missverständnisse zwischen Hund und Schäfer im engen Gehüt sowie ein falscher Rückweg nach dem Stellen im weiten Gehüt führen zum gnadenlosen Punktabzug. Die Leistungsrichter Klaus Wuttge und Manfred Voigt aus BadenWürttemberg sowie Oberrichter Wilfried Scheld schauen genau hin, ohne die Arbeiten zu stören oder Vieh und Hunde zu irritieren. „Wenn auch solch eine Veranstaltung der Zuchtorientierung dient, so liegt das Augenmerk der Schäfer kaum auf der Punktzahl“, schmunzelt Scheld, Herdengebrauchshundeobmann im SV. Die Schäfer wüssten, wo sie hinschauen, und diese Freiheit

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Wilfried Scheld trifft damit ein uraltes Gesetz der Evolution. „Form follows function“ gilt seit 3,8 Mrd. Jahren, seit der Entstehung des Lebens – die Anatomie ergibt sich aus der Funktion, nicht umgekehrt. Kein Geringerer als Charles Darwin hat dieses Naturgesetz entdeckt, die Schäfer vollziehen es züchterisch nach und werfen höchstens einen kleinen Seitenblick auf den Standard.

solle man ihnen auch keinesfalls nehmen, betont der erfahrene Zuchtrichter. Er weist auf die Notwendigkeit hin, bei der Zuchtselektion mehr Augenmerk auf die Mutterlinien zu richten. Nicht nur genetische Merkmale machen den Gebrauchshund aus. Auch die Sozialisation durch die Hündin spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Deren Selbstbewusstsein und Belastbarkeit prägen die Welpen, schaffen Urvertrauen als unabdingbare Voraussetzung zum Arbeitshund. Nancy Denecke kann ihre knappe Führung nicht halten. Zu stark ist die Konkurrenz, zu erfahren sind die älteren Kollegen. „Ich gönne jedem seinen Erfolg!“ Die sympathische junge Frau erweist sich als sportlich und fair. Da sind Klauspeter Otto mit Bea von der Hirschlinde und Helmut Moos mit Gero vom Hexengrund, beide ebenfalls mit vorzüglichen Arbeiten. Aber vor allem ist da noch Peter Brückner aus Thüringen. Der

Fanny vom Hexengrund an der „scharfen“ Seite der „Brücke“.

43-jährige Schäfermeister hat viel Erfahrung und gute Hunde. Er führt zwei Durchgänge. Mit Jule vom Hexengrund belegt er mit 92 Punkten Platz vier. Aber mit Fanny vom Hexengrund trägt er den Sieg des Bundesleistungshütens 2008 nach Hause. Kleinigkeiten sind es, die das Richterteam vier Punkte hat addieren lassen. 96 bleiben.

„Schaut Euch diesen Hund an!“, fordert Wilfried Scheld auf. Fanny vom Hexengrund steht bei der Frontalbelastung durch den Helfer in der Leine, sie macht auf, hochgezogene Lefzen und klares Bellen signalisieren Wehrverhalten. Die PO schreibt Verteidigungsbereitschaft vor, ein Anbiss wird jedoch nicht verlangt. Trocken ist sie im Gebäude, mittelgroß, steht nahezu quadratisch im Rahmen, und die Hinterhand ist äußerst mäßig gewinkelt. „Zu große Hunde mit zu viel Winkelung sind als Gebrauchshund einfach zu unbeweglich“, weiß der erfahrene Leistungs-, aber auch Zuchtrichter. „Du siehst doch in den Belastungsphasen, dass einige dieser Hunde Angst vor ihrem eigenen Schatten haben“, unterstreicht er seine Haltung.

Jule vom Hexengrund zeigt kompromissloses Wehrverhalten.

Der Sieger: Peter Brückner mit Fanny und Jule vom Hexengrund.

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Genauso wenig könne man aber auch Hunde im Hütebetrieb brauchen, deren Motor ständig auf 3000 Umdrehungen läuft, ergänzt Scheld als Mann des Ausgleichs mit einem Seitenblick auf Tendenzen in der Leistungszucht.

Die Siegerehrung wird zum beeindruckenden, ja stellenweise anrührenden Erlebnis. Zehn Schäfer ziehen in ihren traditionellen Trachten in das Festzelt ein, 14 Deutsche Schäferhunde begleiten sie. SV-Präsident Wolfgang Henke ist seit zwei Tagen anwesend und hat das Geschehen verfolgt. „Niedersachsen, echt sympathisch!“, sind seine einleitenden Worte zur Siegerehrung, die er selbst vornimmt.

Die Bundessiegerin 2008: Trocken im Gebäude, gerader Rücken, mäßig gewinkelt.

Die Akteure erhalten stehende Ovationen, Lokalmatador Gerd Jahnke erfährt lang anhaltenden Jubel für die geleistete Vorbereitungsarbeit. Höhepunkt ist die Überreichung der Goldenen Schippe an Sieger Peter Brückner. Es ist das vierte Mal, dass dem Schäfermeister aus Thüringen diese Ehre zuteil wird. Nunmehr zum dritten Mal hat er diese Veranstaltung mit der jetzt 8 1/2jährigen Hündin Fanny vom Hexengrund gewonnen. Für den Landesgruppenvorsitzenden Georg zum Felde ist das ein Anlass zu besonderer Auszeichnung. „Die LG Rheinland-Pfalz hat einen zusätzlichen Pokal gestiftet“, so zum Felde. „Und wenn diesen jemand verdient hat, dann ist es diese Hündin!“



SV-Bundesleistungshüten 9

10 FCI-Weltmeisterschaft

Fotos: Jürgen Rixen

FCI-Weltmeister 2008: Edgar Scherkl mit Cayman vom Adlerauge

Der Gebrauchshund • 4/2008

Bjurklint mit Masati’s Nora, der allerdings diesmal mit 44-86-83 Punkten nicht sehr erfolgreich war. Das deutsche Team ging ausschließlich mit Malinois an den Start.

Das Podium für die S-Klasse! FCI-Weltmeister 2008 wurde Edgar Scherkl mit Cayman vom Adlerauge. Von Jürgen Rixen

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ie 18. FCI-Weltmeisterschaft fand vom 11. bis 14. September 2008 in Wavre (Belgien) statt. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung – wie bereits fünf Jahre zuvor – vom Verein Veille & Protège unter der Leitung von Bruno Barras. Leider haben die Organisatoren seit 2003 nicht viel dazugelernt. Die diesjährige Weltmeisterschaft war ähnlich schlecht organisiert. So kritisierten alle Teilnehmer und Zuschauer, mit denen ich während der vier Tage gesprochen habe, das schlechte Essen im Stadion und den trostlosen Festabend. Auch der Informationsfluss war mangelhaft. Die Stadionsprecherin kündigte Hundeführer wenig respektvoll nur mit Startnummer und Nation an, gab wichtige Informationen ausschließlich in Französisch durch und scheute sich auch nicht davor, die Vorführungen mit relativ unwichtigen Durchsagen zu stören.

Unverständlich auch Entscheidungen bzw. Nicht-Entscheidungen der Prüfungsleitung. Bedingt durch den Ausfall bzw. dem Nichterscheinen einiger Hundeführer, gab es Lücken im Zeitplan. Man änderte jedoch nichts, sondern ließ eine Gruppe Hundeführer am Samstag um 6:00 Uhr zur Unterordnung antreten, um danach eine Stunde Pause zu machen. Warum man die Startzeiten dieser Hundeführer nicht rechtzeitig um eine Stunde nach hinten geschoben hat, bleibt Geheimnis der Prüfungsleitung. Diese Tatsachen und ein Blick auf die Zuschauertribüne, die leider alles andere als gut gefüllt war, sollten der FCI zeigen, wo die Reise hingehen muss: Werdet endlich professioneller!

sie bei der FCI-WM keine Fußball-Hooligans zu „bewachen“ haben. 119 Hundeführer aus 31 Nationen nahmen an der Weltmeisterschaft teil. Sie führten überwiegend Deutsche Schäferhunde (68) und Malinois (45). Im Vergleich zum Vorjahr waren im Starterfeld wieder einige Exoten mehr vertreten. Je ein Airedale Terrier, Riesenschnauzer und Dobermann wurden geführt. Das slowenische Team ging mit zwei Rottweilern an den Start. Dazu gesellte sich der schwedische RottweilerWeltmeister von 2007, Fredrik

Die Fährte wurde von Pentti Rapila gerichtet. Der Finne hatte mit seinem Deutschen Schäferhund Sientje’s Desperado an der FCI-WM 2003 und an der WUSV-WM 2004 teilgenommen und in der Fährte jeweils 99 Punkte erzielt. Als Leistungsrichter vergab er in diesem Jahr 39 „vorzüglich“. Die Höchstpunktzahl 100 konnte er an Mark Saccoccio mit Joker du Loups du Soleil, Andrea Zunarelli mit Ängsbacken’s Rosso und an Thomas Wöginger mit Fellow von der schwarzen Natter vergeben. Miran Mars aus Slowenien richtete die Unterordnung. Sechs „vorzüglich“ wurden in seiner Abteilung von den Hund-Hundeführer-Teams erzielt. Den Schutzdienst richtete präzise und fachkundig Robert Markschläger. Der Österreicher konnte 16 „vorzüglich“ vergeben. Als Helfer standen ihm Bert Aerts und Peter Verachtert zur Seite. Bert Aerts ist 35 Jahre, 1,89 m groß und wiegt 95 kg. Er macht seit 20 Jahren Hundesport. Der 32-jährige Peter Verachtert arbeitete den zweiten Teil. Er ist 1,75 m groß und wiegt 75 kg. Im IPO-Programm arbeitet er seit zehn Jahren. Beide Helfer nannten eine ganze Reihe von Hunden, die sie auf diesem Wettkampf beeindruckt hatten. Cayman und Bendix vom

Nicht gerade zur Stimmungssteigerung trug das Security-Personal bei. Es reagierte in vielen Einzelfällen über. Irgendjemand hätte diesen Leuten vielleicht vorher einmal sagen müssen, dass

Statistisches Geführt wurden 22 Hündinnen und 97 Rüden. Ältester Hund: Remus du Scialet Vincent (Spanien), Wt.: 01.06.2000 Jüngster Hund: Furby `t Palmaleinehof (Kroatien), Wt.: 12.06.2006

4/2008 • Der Gebrauchshund

Hoky Va-Pe

FCI-Weltmeisterschaft 11

34 SV-Bundessiegerprüfung

Fotos: Jürgen Rixen

SV-Bundessieger 2008: Michaela Knoche mit Javir vom Talka Marda

Der Gebrauchshund • 4/2008

mann (1,92 m, 96 kg) im zweiten Teil zur Seite. Beide Helfer arbeiteten äußerst sportlich, gleichmäßig, fair und auf hohem Niveau.

Verdienter Sieg! Michaela Knoche gewann mit Javir vom Talka Marda die SV-Bundessiegerprüfung 2008! Von Jürgen Rixen

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ie SV-Bundessiegerprüfung fand vom 19. bis 21. September 2008 – nunmehr zum fünften Mal – in Baunatal statt. Die Organisation hatte Gesamtleiter Karl Krug in den Jahren stetig verbessert – perfekt oder gar zeitgemäß-modern war sie allerdings noch lange nicht. Dafür ist der Dampfer SV einfach zu schwerfällig und zu wenig innovativ. Zwar hatte man diesmal besonders am Unterordnungsplatz aufgerüstet, zur Mittagszeit wurde es aber mit der Versorgung trotzdem eng. An den Verkaufsständen bildeten sich lange Schlangen hungriger Hundesportler, die dann nach langer Wartezeit auch noch horrende Preise zahlen mussten. Für ein – zugegeben wohl schmeckendes – Steak waren bspw. 4,50 Euro zu berappen. Peinlich für den Caterer: Alte Preisschilder an den Ständen wiesen für ein Steak noch einen Preis von 3,50 Euro aus. Für die

Siegerprüfung hatte man also noch einmal kräftig aufgeschlagen. Dafür ist der SV im InternetZeitalter angekommen. SVPressereferent Heiko C. Grube hatte eine Firma damit beauftragt, vor und während der Siegerprüfung allerlei Informationen ins Netz zu stellen. So waren während der Wettkämpfe die Internet-Nutzer zu Hause schneller und besser über die Ergebnisse informiert als die Besucher im Stadion – zumindest in B und C, denn für die Übermittlung der Fährtenergebnisse war die Firma auf die Mitarbeiter der SV-Hauptgeschäftstelle angewiesen, die ja bekanntlich an ihrem Beamtenstatus arbeiten … Die Fährte richtete Eugen Grimm aus der Landesgruppe BayernSüd. 50 „vorzüglich“ konnte Grimm vergeben, die Höchstpunktzahl 100 ging an Ulrich Valentin mit Boss aus Kingston Village, Dieter Schmale mit Wobo von den Wannaer Höhen, Frank Rottleb mit Dago von

Statistisches Geführt wurden 26 Hündinnen und 97 Rüden. Ältester Hund: Borris vom Burgdorfer Holz, Wt.: 15.04.2000 Jüngster Hund: Ronny von der Knappenmühle, Wt.: 30.03.2006

4/2008 • Der Gebrauchshund

Terrano, Harald Mürdel mit Boysen von den Theisseiler Höhen und an die Bundessiegerin. Udo Wolters (LG Westfalen) bewertete die Unterordnung. Er richtete über die drei Tage sehr gleichmäßig, legte aber in der Beurteilung ein nicht so feines Raster wie Günther Diegel im Jahr zuvor an. Wolters vergab fünf „vorzüglich“. Den Schutzdienst bewertete äußerst souverän, kompetent und mit Herz für die Hundeführer Horst-Dieter Träger (LG Waterkant). Seine kleinen zusätzlichen Kommentare, wie „wir sahen den Vorjahressieger“, waren stets gut platziert und nie fehl am Platz oder despektierlich. Letztlich hat Träger geschafft, was er sich im Interview mit dieser Zeitschrift (3/2008) gewünscht hat: Es gab keine Pfiffe und keine Diskussionen um seine Urteile. Damit hat er sich den Respekt verschafft, den er auch den Hundeführern entgegengebracht hat. Zehn „vorzüglich“ konnte HorstDieter Träger in seiner Abteilung vergeben. Als Schutzdiensthelfer standen Träger im ersten Teil Guido Pfennig (29 Jahre, 1,85 m, 85 kg) und der 23-jährige Björn Reck-

Zwei außergewöhnliche Ereignisse waren bei dieser Bundessiegerprüfung zu beobachten: Franz Schawes Nash vom Lisdorferland (Sachsen-Anhalt) verpasste bei der Tätowierkontrolle nach der Unterordnung dem Richter eine Risswunde über dem Auge, wurde aber nicht disqualifiziert, weil diese Tatsache auf dem Weg zwischen Kontrolleur, Unterordnungsrichter Wolters und Oberrichter Diegel irgendwo im Sand des Parkstadions versickerte. Glück gehabt! Rudolf Löschs Rüde Worker vom Jürgenshof (Niedersachsen) ließ im Schutzdienst nicht mehr ab, musste den Ärmel geschenkt bekommen und konnte auch dann erst nach über zwei Minuten gutem Zureden überzeugt werden, dass er die Beute hergeben muss. Ein Teil der Zuschauer fand die Aktion lustig, was Leistungsrichter Träger veranlasste, daran zu erinnern, dass solche Vorfälle auf einer öffentlichen Prüfung eigentlich nicht mehr passieren sollten.

Rudolf Lösch und Worker.

Klaus Stichnoth (Niedersachsen) kam mit Ero vom Hackenbach auf den 45. Platz. In der Fährte erzielten die beiden 98 Punkte, in der Unterordnung konnten sie

Klaus Stichnoth und Ero.

SV-Bundessiegerprüfung 35

Ero vom Hackenbach

am Freitag das erste „Vorzüglich“ holen. Ero zeigte eine schöne, freudige und konzentrierte Arbeit, die nur von kleineren Fehlern getrübt wurde. Den Schutzdienst begannen die beiden mit einer überzeugenden Streife und sicherem, druckvollem Stellen und Verbellen. Allerdings kam der 3 1/2-jährige Hund vor dem Hörzeichen aus dem Versteck und setzte sich dann auf die rechte Seite des Hundeführers. Erst mehrere Hörzeichen brachten ihn dazu, die richtige Position einzunehmen. In den Kampfhandlungen zeigte sich der Forest-Gump von Halk-Sohn dann zwar wuchtig, setzte die Griffe aber nicht immer voll und hielt sie vor allem nicht ruhig genug. 82 Punkte.

Kleinigkeiten führten bis zum Voraus zur Entwertung. Dort blieb der Rüde nach dem Hörzeichen zum Ablegen stehen und benötigte ein weiteres Hörzeichen zur Beendung der Übung. 95 Punkte. Im Schutzdienst lief es noch eine Spur besser. Zwar baute Agent in die ersten zwei Übungen ein paar Patzer ein, überzeugte dann jedoch im Rest des Schutzdienstes restlos. Bei der Streife begann der Rüde zunächst planmäßig, drehte sich jedoch nach dem vierten Ver-

steck, kam dann ganz aus dem Konzept und lief das fünfte Versteck nicht mehr an. Er stellte sofort, verbellte mit ganz kleinen Unterbrechungen und kam auf Hörzeichen schnell aus dem Versteck. Allerdings blieb er mit einem halben Meter Abstand links neben seinem Hundeführer sitzen. Nico Kertzinger glich dieses mit einem raschen Sidestep aus. Es folgte ein Schutzdienst wie aus dem Lehrbuch. Der fast vierjährige Hund ging wuchtig in den Helfer, setzte volle, feste Griffe, hielt diese bis zum klaren Trennen absolut ruhig und bewachte aktiv. Zudem war er in allen Unterordnungsphasen äußerst führig. Eine tolle Arbeit des Justin Pendel Bach-Sohnes! 96 Punkte. Eine hohe Platzierung wäre also möglich gewesen, wenn Agent nicht in der Fährte Schwierigkeiten gehabt hätte. Nico Kertzinger: „Agent zeigte eine konzentrierte und ruhige Suche mit perfektem Ansatz und fehlerfreien Wiederansätzen. Zum Punktabzug führte der erste Gegenstand, den er 20 Zentimeter zu früh verwiesen hat. Den ersten Winkel nahm er gut an, doch nach etwa einer Leinen-

länge hatte er Probleme mit Treckerspuren und kreiste stark. Er fand die Fährte aber wieder, kam zum zweiten Winkel, den er einen Meter überlief. Auch hier kam er wieder selbstständig auf die Fährte und suchte den Rest fehlerfrei.“ Diese Siegerprüfung war arm an Stars. Dr. Helmut Raiser, Friedrich Biehler, Wilfried Lüneberg, Helmut Huber u. a. starteten aus den unterschiedlichsten Gründen nicht. So verlagerte sich das Interesse der Zuschauer – selbstverständlich neben der Aufmerksamkeit auf den Vorjahressieger Lapp – auf die „Nachwuchsstars“. Ganz oben auf der Liste stand Jürgen „Jogi“ Zank (Nordrheinland). Er führte seinen Eric vom Sportpark auf den 22. Platz. 90 Punkte holten die beiden in der Fährte. Besser, aber nicht optimal lief es in der Unterordnung. In der Auftaktübung folgte Eric aufmerksam, frei und harmonisch. Gangartwechsel, Kehrtwendungen und Winkel wurden präzise ausgearbeitet sowie die Grundstellungen schnell und frei eingenommen. In der nächsten Übung hätte sich der Rüde nach

Ero vom Hackenbach

Nico Kertzinger (Waterkant) platzierte sich mit Agent vom Wolfsheim auf den 27. Rang. Der WUSV-WM-Teilnehmer von 2003 führte seinen Hund in der Freifolge extrem schnell vor. Das passte aber eigentlich recht gut zu dem agilen Rüden, der Sitz, Platz und Steh noch eine Spur exakter hätte einnehmen können. Nur an wenigen Stellen wirkte die Vorführweise etwas hektisch. Besonders sehenswert, weil blitzschnell ausgeführt, war der Abschluss des Hundes. Nur

36 SV-Bundessiegerprüfung

Agent vom Wolfsheim

Der Gebrauchshund • 4/2008

56 WUSV-Weltmeisterschaft

Fotos: Jürgen Rixen

WUSV-Weltmeister 2008: Pedro Luis Gutierrez Rebolledo mit Blitz Blitz vom vom Felsenwäldle Felsenwäldle

Der Gebrauchshund • 4/2008

Die Mannschaft war ob der Betreuung voll des Lobes. Jens Fischbach: „Ich möchte das tolle Verhältnis innerhalb der Mannschaft hervorheben. Wir haben super miteinander trainiert und uns gegenseitig unterstützt. Ein ganz großes Lob auch an den Mannschaftsführer Heinz Gerdes!“

Well done, Team Germany! WUSV-Einzelweltmeister wurde der Spanier Pedro Luis Gutierrez Rebolledo mit Blitz vom Felsenwäldle. Von Jürgen Rixen

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ie WUSV-Weltmeisterschaft 2008 fand vom 9. bis 12. Oktober 2008 in Florence (USA), einem kleinen Städtchen nahe Cincinnati statt. Ausgerichtet wurde sie vom United Schutzhund Clubs of America (USA) unter der Leitung von Johannes Grewe. Zur Finanzierung der Veranstaltung ging man ungewöhnliche Wege. Sponsoren wurden gesucht und die 5000 Mitglieder des USA um Spenden gebeten. Mit 50.000 $ trugen sie zum Gelingen bei und sicherten so die Veranstaltung ab. Dadurch war es möglich, dass den rund 180 Mitarbeitern des Organisationsteams, die zum Teil per Flugzeug angereist waren, zumindest ein kleiner Teil der Kosten erstattet werden konnte. Ausgetragen wurde der Wettbewerb in einem privaten Stadion, was für viele Besucher den unschätzbaren Vorteil hatte, dass sie rauchen und Alkohol trinken durften – was sonst in öffent-

lichen Stadien in den USA nicht erlaubt ist. Zur Rückversicherung des Stadionbesitzers Clint Brown hatten die Veranstalter einen Polizisten engagiert. Dieser sollte sicherstellen, dass nicht exzessiver Alkoholmissbrauch Browns Konzession gefährdete. Mit rund 1.500 Zuschauern pro Tag war die Weltmeisterschaft überraschend gut besucht. Diese Hundesport-Fans werden sicherlich von einer gut organisierten Veranstaltung berichten. Ein tolles Stadion in einem Gebiet mit guter Infrastruktur und an allen vier Tagen schönstes Wetter bildeten die Grundlage für die gute Stimmung während des Wettbewerbes. Die Stimmung wurde übrigens auch nicht durch die Eintrittspreise getrübt, denn diese waren mit 25 $ für eine ViertagesDauerkarte recht zivil.

Zeitdifferenz, sondern eher die Tatsache, dass sich die Hunde von Temperaturen um den Gefrierpunkt auf fast 30° Celsius umstellen mussten. Vor einigen Jahren gab es noch große Diskussionen, ob denn die Ersatzteilnehmerin mit zur Weltmeisterschaft nach Holland reisen durfte. Diesmal ließ sich der SV nicht lumpen, und Reservestarter Harald Mürdel und sein Rüde Boysen von der Teisseiler Höhen durften mit in die Staaten reisen. Vielleicht sollte Mürdel auch Glück bringen, denn vor zehn Jahren wurde er bei der Weltmeisterschaft in Boston mit Quasy von der bösen Nachbarschaft Weltmeister! Insgesamt dürfte den Verein die Teilnahme an der WM rund 30.000 Euro gekostet haben.

Ein wesentlicher Punkt bei einer Veranstaltung ist immer die Information der Zuschauer. Im FREEDOM Champion Window Field wurden sie gut informiert. Alle Durchsagen der Stadionsprecher erfolgten zweisprachig deutsch/englisch, und auch bereits erzielte Ergebnisse aus den anderen Abteilungen wurden genannt. Auch die große Anzeigentafel wurde optimal genutzt. Ergebnisse wurden sofort nach Bekanntgabe durch den Leistungsrichter angezeigt, lange stehen gelassen und dann rechtzeitig durch die Namen der nächsten Hundeführer ersetzt. Perfekt! Im FREEDOM-Stadion wird normalerweise Baseball gespielt. Die Laufwege für das Baseballspiel hatte der Veranstalter aufwändig mit Rollrasen bedeckt. Auf diesem stand jedoch am ersten Wettkampftag der Regen des Vortages. Oberrichter Jürgen Ritzi (Günther Diegel war erkrankt) hatte deswegen die Laufwege für die Unterordnung und die beiden Hürden vor Wettkampfbeginn etwas verlegt (was bei manchen Teilnehmern zu Sorgenfalten führte, da sie – besonders das Voraus – an anderen Stellen trainiert hatten). Die Fährte richtet in Vertretung des erkrankten Italieners Carmelo Sesto Friedrich Reichert (Deutschland). Gefährtet wurde auf der – man war halt in den USA – pri-

Das deutsche Team war bereits am 1. Oktober nach Cincinnati geflogen und hatte so ausreichend Zeit, sich zu akklimatisieren. Problematisch war weniger die

Statistisches Geführt wurden 16 Hündinnen und 76 Rüden. Ältester Hund: Jabina Nova (Dänemark), Wt.: 07.04.2000 Jüngster Hund: Furby `t Palmaleinehof (Kroatien), Wt.: 12.06.2006

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Das Fährtengelände auf einer Farm.

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vaten Pferdefarm des Bankiers George Budig. Es hatte mit Ausnahme des Tages vor den Wettkämpfen lange nicht mehr geregnet, der Boden war hart, trocken und mit sehr hartem, kurzem Gras bewachsen. Leistungsrichter Reichert vergab 22 „vorzüglich“. Mit 99 Punkten die höchste Bewertung bekamen Karoly Meszaros USA) mit Aceofnike van het Bleekhof und Young II Hong (Südkorea) mit Merlin von Conneforde. Karl Krug (Deutschland) richtete die Unterordnung. Seine Nominierung war von einigen Hundesportlern kritisch gesehen worden. Krug strafte jedoch die Kritiker Lügen, denn er richtete kompetent, exakt und gleichmäßig – natürlich mit einer geringen Fehlerquote, die einem Richter bei Beurteilung von fast 100 Hunden in vier Tagen zugestanden werden muss. Etwas problematisch waren seine Besprechungen, denn aufgrund des engen Zeitplanes musste er sich meistens auf eine Aufzählung der Fehler beschränken. Krug vergab ein „Vorzüglich“ – an Andreas Bender mit Champ von Schloß Birkenstein. Der Schutzdienst wurde von dem Schweizer Josef Vonarburg bewertet. Vonarburg richtete äußerst kritisch. Kaum eine Übergangsphase erhielt seinen Segen und wurde nicht bemängelt. Eine genaue Betrachtung mag ja nötig sein, aber eine Teilübung nur wegen „Griffunruhe“ ins „Sehr gut“ zu drücken – zumal diese Griffunruhe so gering war, dass sie von außerhalb des Platzes nicht zu sehen war –, erscheint doch überkritisch.

Zack von Blitzen Stein

58 WUSV-Weltmeisterschaft

Lediglich zwei Hunde konnten Leistungsrichter Vonarburg überzeugen und bekamen ein „Vorzüglich“. Beim Schutzdienst des Japaners Takafumi Fujishiro irrte Josef Vonarburg gewaltig. Dessen Rüde Zack von Blitzen Stein bekam bei der letzten Abwehr den Ärmel nicht sofort zu fassen, zeigte sich für eine Sekunde beeindruckt, ging rückwärts, dann jedoch dem vorwärtslaufenden Helfer entgegen und setzte einen vollen Griff. Der Helfer wollte ganz normal weiterarbeiten, doch Vonarburg brach den Schutzdienst ab und behauptete in der Besprechung, dass der Hund sich nach einem Stockschlag hatte treiben lassen. Eine krasse Fehlentscheidung! Gefallen konnte, dass Josef Vonarburg nicht jeden Angriff für gut befand, sondern auch im Angriffsverhalten differenzierte. Zwar wurden die Teams vom Stadionsprecher vorgestellt, doch trotzdem sollten sich Leistungsrichter Zeit nehmen, Hund und Hundeführer bei der Besprechung respektvoll mit Namen anzureden. Beide Leistungsrichter im Stadion sprachen die Hundeführer stets nur mit Los- und/ oder Startnummern an. Als Helfer agierte im ersten Teil Lotus Perkins. Er ist 37 Jahre, 1,78 m groß, wiegt 93 kg und betreibt Hundesport seit 19 Jahren. Den zweiten Teil arbeitete der 35jährige Shane Garrehy. Auch er ist 1,78 m groß und 93 kg schwer. Er ist seit zehn Jahren im Hundesport. Beide Helfer arbeiteten exakt nach Vorgaben der Prüfungsordnung und bewegten sich bei

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In Abteilung C zeigten die beiden eine sehr gute und triebstarke Arbeit. Zur Entwertung führten nur Kleinigkeiten, wie ein zu großer Abstand beim Stellen, mangelnde Aufmerksamkeit beim Revieren und bei den Seitentransporten und nicht ganz volle Griffe bei der Flucht, nach dem Rückentransport sowie in der letzten Kampfhandlung. 94 Punkte. Überhaupt nicht gut lief es bei diesem Team in der Fährte. Hier konnte Tell sich nicht entschließen, in den ersten Schenkel zu gehen. 2 Punkte und damit Platz 83. Ivan Balabanov führte zur Abwechslung mal einen Deutschen Schäferhund und startete diesmal

Haruo Masuda und Tell von Kyoto Masuda.

Der Gebrauchshund • 4/2008